archithese Das italienische Netzwerk der zeitgenössischen Architektur Allianzen junger spanischer Architekten EASA: Eigeninitiative im studentischen Kollektiv Max Bill und die Politik der kleinen Schritte Le Corbusier and the Occult Texas Strangers, Texas Rangers Esther McCoy und die Traumfabrik Die Affäre Barragán Stadt als Beute: ECE Fabricate: Neue Werkzeuge, neue Allianzen Angela Deuber Architektin Schulhaus in Thal Peter Kulka Architektur Neubau des Landtags in Potsdam 10/21: Wandel am Departement Architektur der ETH Zürich Bündnisse im Verband: Niklaus Reinhard im Gespräch Neue Vertragswerke: das Projektbündnis 2.2014 Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur International thematic review for architecture Bündnis – Alliance – Association
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archithese 2.14 - Bündnis / Alliance / Association
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architheseDas italienische Netzwerk der zeitgenössischen Architektur
Allianzen junger spanischer Architekten
EASA: Eigeninitiative im studentischen Kollektiv
Max Bill und die Politik der kleinen Schritte
Le Corbusier and the Occult
Texas Strangers, Texas Rangers
Esther McCoy und die Traumfabrik
Die Affäre Barragán
Stadt als Beute: ECE
Fabricate: Neue Werkzeuge, neue Allianzen
Angela Deuber Architektin Schulhaus in Thal
Peter Kulka Architektur Neubau des Landtags in Potsdam
10/21: Wandel am Departement Architektur der ETH Zürich
Bündnisse im Verband: Niklaus Reinhard im Gespräch
Neue Vertragswerke: das Projektbündnis
2.2014
Internationale Zeitschrift und Schriftenreihe für Architektur
International thematic review for architecture
Bündnis – Alliance – Association
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E D I T O R I A L
Bündnis – Alliance – Association
Die Architekturentwicklung des 20. Jahrhunderts kann als eine Geschichte von Bündnissen
gelesen werden. Vereinigungen wie der Werkbund, CIAM, Team 10 oder die Texas Rangers
agierten als Reformbewegung mit politischer oder pädagogischer Agenda, um ihre Ideen in
kollektiver Stärke zu verbreiten und schliesslich auch durchzusetzen. In unserem jungen
Jahrtausend erleben wir momentan eine Renaissance des gemeinschaftlichen Gedankens
und die Bildung neuartiger Netzwerke, die durch die Digitalisierung und Globalisierung
erstmals ermöglicht und beschleunigt werden. Können die herkömmlichen Strukturen dabei
noch mithalten? In welchem Rahmen bewegen sich die neuen Kollektive – zwischen offener
Gemeinschaft, Geheimbund oder Lobbyismus? Zeit, einen Blick unter die Oberfläche zu
werfen und nach den Mechanismen dieser Zusammenschlüsse zu fragen. Wie funktionieren
sie, was verbindet sie und was treibt sie an?
Erlebt der Berufsstand nun seit einigen Jahren durch die Krisensituation eine Erschütte-
rung seiner wirtschaftlichen und beruflichen Existenz, mag dies eine Parallele zum letzten
Jahrhundert darstellen. Ist es also die Verunsicherung, die den Architekten als grossen In-
dividualisten in den Chor des Kollektivs zurückführt? Dienen Allianzen nicht meist dem
Schutz? – aber vor wem?
Die vorliegende Ausgabe untersucht auf verschiedenen Ebenen diese Hintergrundstruk-
turen der Architektur. Architekten wie Max Bill, Le Corbusier oder Esther McCoy entwickel-
ten ihre eigenen Strategien der Zielerfüllung und agierten aus ihren Netzwerken heraus.
Während Bill sich als Politiker ins Parlament wagte, um seine Idee der Umweltgestaltung
direkt in den politischen Diskurs einzubringen – ein Engagement, das bis heute unter Ge-
staltern eine Seltenheit darstellt –, wirkte Le Corbusiers Sozialisierung im Umfeld der Frei-
maurer als Beschleuniger seiner Karriere. Manch eine Architektenlaufbahn wäre auch heute
noch ohne Förderung kaum denkbar, siehe SuperDutch oder New Wave Denmark. So verdan-
ken rückblickend viele Heroen der amerikanischen Szene ihren Mythos der Architektin und
Schriftstellerin Esther McCoy, die trotz ihrer Verdienste von der Architekturgeschichts-
schreibung vergessen wurde.
Ein ähnliches Schicksal, das gegenwärtig jener jungen Generation an Architekten in Süd-
europa widerfährt, die bereits als «verlorene Generation» bezeichnet wird. Die dramatischen
Einbrüche im spanischen oder auch im italienischen Bausektor zwingen vor allem junge
Architekten, das tradierte Rollenbild des egomanischen Künstlerarchitekten zu hinterfragen
und nach neuen Definitionen als Agent der Gesellschaft mit sozialer Kompetenz und Sinn für
Gemeinschaft zu suchen. Dabei entdecken sie längst vergessene Potenziale und Gebiete für
sich wieder und wissen sich auf kreative Weise mittels der Möglichkeiten des 21. Jahrhun-
derts digital zu vernetzen und für gemeinsame Projekte zu organisieren. Wie reagiert aber
die Politik auf diese neue Situation? Vertraten die Architektenkammern bislang stets die
Interessen ihrer Mitglieder, so bekommen sie nun in Ländern wie Dänemark oder Spanien
mit der Gründung von Architektengewerkschaften zum ersten Mal in der Geschichte grosse
Konkurrenz. Sah die Berufsgruppe ihre Belange nicht mehr gut vertreten? Sind die Kammern
zum Werkzeug von Bauindustrie und Wirtschaft geworden?
Ein Musterbeispiel für erfolgreichen Lobbyismus stellt die strategische Arbeitsweise
des Hamburger Konzerns ECE mit seiner Stiftung Lebendige Stadt für das Grossprojekt
MILANEO auf dem Areal von Stuttgart 21 dar. Die Verquickung von Wirtschaft und Politik
erzeugt dort eine Unschärfe. So dominiert wirtschaftliches Renditestreben über das von der
Politik zu schützende Gemeinwohl und lässt die Stadt zur Beute werden. Heute ist der
Lobbyismus kein Schmuddelkind mehr; er gehört inzwischen zum Establishment. Unlängst
haben sich auf dem Gebiet von Urheberrechtsfragen bei neuen Vertragsmodellen, wie der
Project Alliance aus Australien oder durch die Vereinnahmung von Archivnachlässen, wie
im Fall Barragán, bereits neuartige Abhängigkeiten gebildet. Wie also steht es um das
Metier? Es ist Zeit für neue Allianzen.
Die Redaktion
Als der Mensch mit dem Aufkommen des Ackerbaus vor einigen tausend Jahren sesshaft geworden war, begann er feste Unterkünfte zu bauen. Holz war das Material der Wahl. Diese Bautätigkeit führte zur Entwicklung von ersten Holzverbindungen.
In einer Holzverbindung werden zwei Holzteile ohne weitere Hilfsmittel zusammen-gefügt. Beispiel: Die Schwalbenschwanzverbindung (siehe grosses Bild). In zwei Holzteile ist je eine Form eingearbeitet, die sich in ihrer Gestalt ergänzen und eine Formschlüssigkeit von hoher statischer Qualität ergeben.
Holzverbindungen wurden jahrhundertelang von Hand – mit Beilen, Sägen, Meisseln – hergestellt, was extrem zeitaufwendig war. Darum wurden sie mit der Etablierung industrieller Bautechniken ab dem 19. Jahrh. immer mehr durch Stahl- oder Eisen-verbindungen ersetzt. Vom Holznagel zur Stahlschraube, vom Schwalbenschwanz zum Nagelverbinder aus Eisen.
Aber die klassischen Holzverbindungen erleben seit den Nullerjahren eine famose Renaissance. Seit 2003 stellen wir sie mit CNC-gesteuerten fünfachsigen Fräsen wieder in grosser Zahl her. Neben Schwalbenschwänzen auch Zapfverbindungen, Überblat-tungen, Verkämmungen, Nut-Falze, etc. Eine Schwalbenschwanzverbindung entsteht in weniger als einer Minute. Ein EFH bauen wir heute wieder mit gegen 90% Holzver-bindungen. Bei Grossbauten sind es über 70%.
Die Vorteile von klassischen Holzverbindungen sind im modernen Ingenieurholzbau enorm. Eine Schwalbenschwanzverbindung ist schneller verbaut als eine Stahlver-bindung. Einrasten und gut ist. Kein Stahlteil, keine Schrauben, kein überflüssiger Mon-tageaufwand. Und: Weniger graue Energie, weniger Kältebrücken, bessere Ökobilanz.
Wenn Sie mehr wissen möchten über unser Holzbau-Geheimnis Nr. 1, dann besuchen Sie unser Webspecial unter www.hector-egger.ch.
Ihre Fragen beantworten wir gerne persönlich: 062 919 07 07HECTOR EGGER HOLZBAU:• Industriebauten• Öffentliche Bauten• Wohnbauten (MFH /EFH /
Überbauungen)• Aufstockungen• GU-Services
BilderLinks Jede Holzverbindung (hier Schwalben-schwanzverbindungen für den Wylerpark Bern) wird bei uns beschriftet und codiert, damit sie auch korrekt verbaut wird.Mitte Dank Hightech wieder im Einsatz: Klassische Holzverbindungen. Von oben: Schwalbenschwanzverbindung, Stirnversatz mit Zapfen, Schräge Hackenblattung.Rechts Mit unseren fünfachsigen Fräsen ent-steht eine Schwalbenschwanzverbindung in weniger als einer Minute. Live zu sehen unter: www.hector-egger.ch > Webcam
den entsprechend hohen Investitionen in öffentliche und
private Bauprojekte. Dieser Boom im Bausektor ging mit
einer Explosion an neu eingerichteten Architekturhochschu-
len einher: 18 der 31 bestehenden Schulen wurden nach 1997
gegründet, sodass die Zahl der Architekten von 27 000 im
Jahr 1997 auf über 50 000 im Jahr 2013 stieg und mit 1,1 Ar-
chitekten pro 1000 Einwohner über dem EU-Durchschnitt
von 0,9 liegt. Bis heute kommen immer noch jedes Jahr 3000
neue Architekten hinzu.
Dieses Szenario stellt die Architekten gegenwärtig vor
grosse Schwierigkeiten und verheisst eine ungewisse Zu-
kunft. Andererseits macht es Spanien zu einer interessanten
Fallstudie, was die Entstehung neuer Dynamiken von Inte-
ressensgemeinschaften angeht, die die für den Berufsstand
so typische individualistische Logik überwinden und neue
Formen der Zusammenarbeit hervorbringen wollen. Archi-
tekten in Spanien sind überwiegend jung – 60 Prozent sind
jünger als 45 Jahre – und gerade in dieser jüngeren Genera-
tion zeigt sich der aktuelle Handlungsdrang sehr deutlich:
Erstens gehen sie neue Allianzen ein, um die Probleme der
konventionellen Praxisausübung zu umgehen, denn den tra-
ditionellen Institutionen ist es bislang nicht gelungen, diese
Probleme anzugehen. Zweitens erweitern sie die Grenzen
der Berufspraxis und definieren die Rolle des Architekten
neu in Bezug auf das, was sie tun und wie sie es tun. Und
drittens sind sie daran interessiert, ungewohnte Instru-
mente und digitale Netzwerke in der beruflichen Praxis zu
erkunden.
Gestärkte Mitarbeiter und kollektive Strukturen
Noch im Jahr 2007 war statistisch gesehen einer von vier
Architekten als Mitarbeiter in einem Architektenbüro be-
schäftigt. 70 Prozent von ihnen waren unter 35 Jahren. Die
Architektenbüros in Spanien sind im Allgemeinen Kleinun-
ternehmen mit durchschnittlich 3,8 Angestellten und einer
wenig ausgeprägten Unternehmenskultur. Zu Zeiten der
Immobilienblase entwickelte sich eine Arbeitsrealität, die
bereits in den Neunzigerjahren verbreitet war und darin
bestand, Mitarbeiter, die sich in einer prekären Lage befan-
den, als sogenannte Scheinselbstständige anzustellen, das
heisst, ein Architekt arbeitete als Angestellter mit festen
Arbeitsstunden und ausschliesslich für einen Arbeitgeber.
Er erhielt jedoch keinen festen Arbeitsvertrag, hatte keinen
Anspruch auf Abfindung, Arbeitslosengeld oder Urlaubstage
und verdiente einen sehr geringen Lohn. 2003 verdienten
28 Prozent aller Architekten weniger als 15 000 Euro brutto
im Jahr.
In manchen Fällen nutzten die Architektenbüros die
heikle Situation ihrer Mitarbeiter aus. In anderen Fällen
2 PKMN: Rojo Paquimé, temporäre Instal lation bei der archäologischen Fundstätte Paquimé bei Chihuahua, Mexiko, 2011 (Abbildung: PKMN)
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3 2003 gründete Santiago Cirugeda das Büro Recetas Urbanas, das seither subversive Interventionen im städtischen Raum durchführt (Abbildung: Santiago Cirugeda)
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LE CORBUSIER AND THE OCCULT Notes on Le Corbusier’s architectural and phenomenological methodology Before Charles-Édouard Jeanneret rein-
vented himself as Le Corbusier in Paris, he grew up in the moral, social and philosophical environment of La Chaux-de-Fonds
where the Freemasonic Lodge L’Amitié was very influential. These years constitute an important influence on his methods
of designing architecture and his ways of conceptualizing his career as architect.
Author: Jan K. Birksted
“What was intended was not a history of the life and death of
Constantine, nor yet an encyclopaedia of all worthwhile in-
formation pertaining to his period. Rather were the signifi-
cant and essential characteristics of the contemporary world
to be outlined and shaped into a perspicuous sketch of the
whole.”
(Jacob Burckhardt, The Age of Constantine the Great, New York 1949)
Which memories came flooding back to Charles-Édouard
Jeanneret when, in 1960 at the age of 63 and five years before
his death, he purchased and annotated a copy of Les Francs-
maçons by Serge Hutin?1
Before exploring, firstly, the centrality of the Loge L’Amitié in
the cultural and social life of La Chaux-de-Fonds before 1917
and its presence in the life of the Jeanneret family and, sec-
ondly, the importance of Masonic lodges in the Paris of the
Third Republic, when Charles-Édouard Jeanneret arrived
there and realized how he could try to advance his career by
activating his knowledge of Masonic ideas, symbols and net-
works, let me ask a question: so what? Indeed, who cares
about Masonic lodges in La Chaux-de-Fonds and in Paris and
about how Charles-Édouard Jeanneret advanced his career?
Because, ultimately, what we would like to illuminate are the
architectural qualities of his work. It is, however, precisely
via his early life, via the cultural and social contexts of La
Chaux-de-Fonds and Paris and via his use of specific sym-
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bolic elements, that we can find answers regarding the archi-
tectural qualities of Le Corbusier’s work and his architectural
concepts for the promenade architecturale and the espace
indicible (architectural promenade and ineffable space).
In the context of the Loge L’Amitié
Therefore, which memories came flooding back when anno-
tating Serge Hutin’s Les Francs-maçons? First in time were
memories from La Chaux-de-Fonds before 1917, the year of
his definitive departure for Paris. These memories encom-
passed his closest family and acquaintances as well as his
rivals, whose work he coveted and tried to emulate. Nearly
anyone who was anybody in La Chaux-de-Fonds around the
year 1900 belonged to the Loge L’Amitié. While Jeanneret’s
own father, Georges-Édouard Jeanneret, was not a member
of L’Amitié – although his watchmaking atelier was located
next door and he was regularly invited to lecture there2 –
Charles-Édouard’s uncle, Sully Guinand, is listed in the
membership registers as “fabricant, Chaux-de-Fonds, né
1847, III”.3 Sully Guinand, meanwhile, was of pivotal impor-
tance in the life of the Jeanneret family. It was Sully Guinand
who regularly came to their financial rescue when they were
penurious. And, thanks to his solid financial situation,
Christmases, anniversaries and all important family celebra-
tions were held at his house. His sudden death on 13 Novem-
ber 1897 is recorded by Georges-Édouard Jeanneret as, “A
big day in our family, with the death of our dear brother-in-
law Sully Guinand at 12 in the morning, after an illness (…).
It is a great loss for his family and for all of us who loved him
and appreciated his kindness.”4 The entry for Christmas
1900 records a poignant change: “27 December. (…) Christ-
mas day sky brilliant; we had a small reunion at our apart-
ment in the evening – grandparents, aunts and cousins.
Without tree, a peaceful evening that ended with tea and
cakes (…). Since the death of my brother-in-law Sully
Guinand, Christmas celebrations have lost their brio in the
family (…).”5
More memories flooded back when Serge Hutin’s Les
Francs-maçons discussed Freemasons Jeanneret had known,
such as Édouard Quartier-la-Tente. A new pastor, Édouard
Quartier-la-Tente fils, had been appointed to the Église na-
tionale in La Chaux-de-Fonds before being transferred to Le
Landeron, a village outside Neuchâtel where William Ritter
lived between 1914 and 1917 with his partner, Janko Cádra.
It was Édouard Quartier-la-Tente fils who, as privileged
owner of a telephone, announced Charles-Édouard Jeanner-
et’s frequent arrivals from La Chaux-de-Fonds. Ritter re-
corded: “Friday 19 March 1915. At eight o’clock this morning,
M. Quartier-la-Tente came to tell us that he telephoned (…).
He is arriving by train at 22 minutes past 2.6 Quartier-la-Tente
fils was the son of Édouard Quartier-la-Tente père, whom
Hutin’s Les Francs-maçons listed as an authoritative and
classic Masonic author.7 The belonging of both Quartier-
la-Tente fils and père to Masonic lodges was of course well
known. Ritter, writing about life in Le Landeron, described
how, “First of all, we were enchanted with the area and all
the wonderful possibilities for walking. Well, the people
there in general showed us great kindness (…) but there was
also the pastor Édouard Quartier-la-Tente, son of the State
Councillor and also confirmed Grand Master of the Grande
Loge Suisse Alpina. The protestant pastor of Le Landeron
was equally well known to be a freemason (…).”8 So, having
briefly outlined a few cases of Freemasonic presence
amongst Jeanneret’s family and acquaintances, the question
arises: what about the circles and networks beyond these
immediate ones? What about his architectural and profes-
sional rivals, the official town architects and engineers of La
Chaux-de-Fonds?9 Robert Belli, Hans Mathys and Louis
Reutter were all members of L’Amitié. Therefore I would like
to examine some features of the architecture created by
these town architects and, in particular, one of the best-
known buildings of La Chaux-de-Fonds – Robert Belli’s
2 Serge Hutin, Les Francs-maçons, Éditions du Seuil, Paris 1960 (Photos 2, 6, 9, 13: Archive J. K. Birksted)
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DER KOPF HINTER MYTHEN: ESTHER MCCOY Die Arbeit der Schriftstellerin und Architekturjournalistin Esther McCoy in Kalifornien Wie wird
eine Frau Anfang dreissig, die in New York überwiegend Kurzgeschichten verfasst hatte und dank
Veröffentlichungen in Grand Street, Harper’s Bazaar und Vogue bereits auf der ersten Stufe einer schrift-
stellerischen Karriereleiter stand, in Los Angeles zur Chronistin dessen, was in den USA als «Mid-Century
Modernism» bezeichnet wird?
Autor: Klaus Leuschel
Esther McCoy war 1932 nach einer schweren Lungenentzün-
dung des Klimas wegen von New York nach Los Angeles ge-
zogen. Ursprünglich als temporärer Aufenthalt geplant, fand
sie rasch Gefallen an Kalifornien und arbeitete dort zunächst
als freischaffende Autorin. Artikel zu slum clearances und
günstigem Wohnungsbau für EPIC News, die Zeitung des
End Poverty in California Movement des sozialkritischen so-
zialistischen Autors und Aktivisten Upton Sinclair, verdeut-
lichen McCoys politische Haltung,1 die sie später eng mit
Rudolph Schindlers Frau Pauline verbinden sollte. Während
des Zweiten Weltkriegs fand McCoy eine Anstellung als
technische Zeichnerin beim Flugzeugbauer Douglas und
hoffte, gegen Ende des Krieges ein Architekturstudium an
der University of Southern California (USC) aufnehmen zu
können, was ihr jedoch aufgrund ihres Alters und Ge-
schlechts verwehrt blieb.
So bewarb sie sich 1944 bei Rudolph M. Schindler als
Zeichnerin. Hier waren im Gegensatz zur Universität die
männlichen Mitbewerber rar; diese hatten ihren Dienst in
der US-Armee zu leisten. Schindler gab ihr den Job, obwohl
er ihr im Bewerbungsgespräch sagte: «Flugzeugkonstruk-
teure verstehen nichts von Flugzeugen – ausser von den
Teilen, an denen sie gerade arbeiten.» Ihr Hinweis auf das
abgelehnte Architekturstudium bestärkte ihn aber darin, sie
anzustellen. «Dann müssen Sie umso weniger wieder ver-
gessen.»2 Sie arbeitete bis 1947 für Schindler und schrieb
nebenbei weiterhin Texte – bevorzugt in den frühen Morgen-
stunden und zunehmend über Architektur.
Mit Ende des Zweiten Weltkriegs avancierte sie so zur
entschiedenen Parteigängerin jener Protagonisten der Mo-
derne, die den kalifornischen Traum vom zeitgenössischen
Einfamilienhaus realisierten. Dazu zählten nicht nur Schind-
ler und die beiden Überväter Neutra und Wright, sondern
beispielsweise auch Charles und Henry Greene, Irving Gill
und Bernard Maybeck.
Der Aufstieg Kaliforniens
Als McCoy nach L.A. kam, «nahm niemand L.A. ernst. Und
ich wollte […], dass der Ort ernst genommen wird»3. Hatte
sie, auch ohne Architekturausbildung, dank ihres Interesses
und ihres Freundeskreises an der Ostküste – zu dem unter
anderem der ETH-Absolvent William Lescaze gehörte –
quasi mit ihrer Ankunft begriffen, über wie viel Potenzial die
Westküste verfügte? Bliebe die Frage: Wie verlieh sie diesem
Potenzial Ausdruck? – Sie kam vom literarischen Schreiben,
und so verschmolz bei Esther McCoy aussergewöhnliches
sprachliches Talent dergestalt mit Tatsachen, wie es Holly-
wood erfolgreich vorgemacht hatte. Ausserdem verfasste sie
intelligente Plädoyers; etwa in einem Brief an ihren Freund,
den Science-Fiction-Autor Ray Bradbury, in dem sie darauf
hinwies, Architekten würden auch dann noch für Fehler ver-
antwortlich gemacht, wenn diese der Bauherrschaft zuzu-
rechnen wären.4 Und schliesslich – verdankt die Traum fabrik
1
1 Esther McCoy am Zeichentisch, Santa Monica, um 1945 (Fotos 1+3: Esther McCoy Papers, Archives of Ameri-can Art, Smith-sonian Institution, aus: Susan Morgan (Hrsg.), Piecing Together Los Angeles: An Esther McCoy Reader, Valencia, CA 2012, S. 1 und S. 392)
2 Publikationen von Esther MacCoy
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2
Hollywood ihr Image nicht gerade der Faktenungenauigkeit?
War es Zufall, dass sie Ayn Rands Roman The Fountainhead
am liebsten selbst geschrieben hätte, dessen Protagonist ein
Architekt ist? Spielte Julius Shulman im Gespräch zu Ayn
Rand und The Fountainhead auch darauf an?5 Jedenfalls be-
wohnte Ayn Rand zeitweilig ein Haus, das Richard Neutra
1935 für den Regisseur Josef von Sternberg gebaut hatte. Es
steht in Northridge, 15 Kilometer nördlich von Bel Air – aber
sinnbildlich doch in Hollywood.
1945 bis 1960: Richard Neutra – Esther McCoy –
Rudolph M. Schindler
Wer Esther McCoy unterstellen wollte, sie sei durch Schind-
ler einseitig geprägt worden, täte besonders Richard Neutra
unrecht. So stark sie sich zeitlebens für Schindler einsetzte
(was gerade in Kreisen um Neutra stets als ihr grosses Ver-
dienst betont wird), so deutlich hat sie andererseits RJNs
architektonische Qualitäten unterstrichen. Und das, ohne
seine Schlussfolgerungen aus den Neurowissenschaften und
den daraus abgeleiteten Biorealism wirklich durchdrungen
zu haben. Den Hintergrund von Neutras und Schindlers gros-
ser Gemeinsamkeit, die klare Trennung zwischen Küche und
Wohnen, akzeptierte sie zeitlebens nicht – das Architektur-
verständnis in der Nachfolge von Adolf Loos’ «Raumplan»
blieb ihr als Amerikanerin fremd.
Was zur europäischen Sicht einer amerikanischen Posi-
tion zum «Open Plan» (als Gegenentwurf zu Loos) zu passen
scheint, relativiert sich beim Studium ihrer Aussagen. Nicht
nur, weil Mary Banham, die Ehefrau des Architekturkritikers
Reyner Banham, ihr den Unterschied zwischen Anlieferung
und Dienstpersonal in viktorianischen Häusern in England
erklärt hatte. Letztlich war es McCoys politischer Hinter-
grund, der ihr beispielsweise zu der vorausschauenden Er-
kenntnis verhalf, dass durch die Zunahme mexikanischer
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MEINS! ODER AUCH: VERTIGO – DIE DROHUNG DES TROGES Eine diskrete Liebestragödie in mehreren Revitalisierungen unter Mitwirkung des Bündnisses für Unschuld.
Wer heute im Bereich der Architekturpublikationen tätig ist, stellt fest, dass die Bündnisse, auf welche man stösst,
weniger zwischen den Architekten selbst zu finden sind als vielmehr bei den Rechteverwaltern ihrer Archive. Einzel-
personen, Stiftungen, Institutionen und Agenturen haben den Umgang mit den Arbeiten von Künstlern und Architekten
professio nalisiert – oder machen ihn unmöglich. The Barragán Archives, ein Projekt der US-amerikanischen Künstlerin
Jill Magid thematisiert in einer Serie von Ausstellungen das Thema an Hand des mexikanischen «Meisters der emotionalen
Architektur».
Autor: Hannes Mayer
Es gab wenig Resonanz. Keinen Rechtsstreit, keinen Auf-
schrei. Der Skandal blieb aus. Aber es fand auch keine öffent-
liche Körperanalyseaktion mit Selbstbefriedigung zur Natio-
nalhymne statt.1 Es gab keine Andeutung einer Miktion auf
ein Politikerbild oder einen Swingerklub im Untergeschoss.2
Und obwohl die drei schwarzen Pferdchen aus Kunststoff an
einem länglichen Stück schwarzem Plexiglas weit davon ent-
fernt waren, mit einer Nazi-Ronald-McDonald-Chapman-Bro-
thers-Plastikfiguren-Gewaltorgie zu konkurrieren, war das
Modell, welches die New Yorker Künstlerin Jill Magid für die