Alle - CARLSEN Verlag · Carlsen in der Schule · Ideen für den Unterricht Methoden für Deutschunterricht und Leseförderung. »Thema des Monats: September 2012 – – –
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Thema des Monats: September 2012 – Interkulturelles Lernen mit der Lesemaus – Alle Kinder dieser Welt 2
1 Vgl. hierzu: Leubner, Martin / Saupe, Anja / Richter, Matthias: Literaturdidaktik. Akademie Verlag: Berlin 2010, S. 220.
Wir leben in einer multikulturellen Gesellschaft, und Kinder begegnen mittlerweile nicht nur in der Großstadt Menschen aus den unterschiedlichsten Herkunftsländern, sondern auch in kleineren Städten und auf dem Lande. Vor allem in der Grundschule lässt sich eine Heterogenität beobachten. Bereits 1996 stellt Ariane Garlichs im Handbuch Grundschule fest:
»Vielleicht waren zu keiner Zeit Kinder, die nebeneinander in Grundschulklassen sitzen, so verschie-den in ihren sozialen, kulturellen, emotionalen und intellektuellen Voraussetzungen wie heute« (hier zitiert nach Bobe 2002, S. 180).
Die Herkunft der Schüler und Schülerinnen hat sich in den letzten Jahren also verändert und mittlerweile haben ca. 25 % aller Schüler und Schülerinnen in Deutschland einen Migrations-hintergrund1. Sie sind entweder eingewandert oder kommen aus Migrationsfamilien. Es ist eine Herausforderung und Notwendigkeit, diese Schüler und Schülerinnen zu fördern, denn die Er- gebnisse der PISA-Studie zeigen, dass sie erhebliche Defizite im Bereich der Lesekompetenz auf-weisen. Und zugleich erscheint es notwendig, dass ein Miteinander der unterschiedlichen Kinder in der Klasse funktioniert und rassistisches Gedankengut und Vorurteile nicht aufkommen.
Eine Förderung des Fremdverstehens erscheint daher notwendig. Zurecht weist Irmgard Honnef-Becker in ihrem Beitrag »Empathie und Reflexion: Überlegungen zu einer interkulturellen Lite-raturdidaktik« darauf hin, dass die Schule vor neue Aufgaben gestellt ist (vgl. Honnef-Becker 2007, S. 206). Sie sieht insbesondere die Kinder- und Jugendliteratur als das zentrale Medium, um Ziele wie »Verständnis für das Fremde und den Umgang damit« zu erreichen (Honnef-Becker 2007, S. 206). Kinder sollen die Erfahrungen machen können, dass ihre Mitschüler anders sind, aber daher keineswegs minderwertig. Dass Fremdverstehen zu einer Schlüsselkompetenz gehört, muss an dieser Stelle sicherlich nicht weiter erörtert werden. Vor allem Kinder- und Jugendliteratur spielt hinsichtlich der Sozialisation und Enkulturation eine sehr wichtige Rolle.
(Kinder- und jugend-)Literarische Texte bieten ihren Lesern und Leserinnen die Möglichkeiten, andere Sichtweisen kennenzulernen, diese zu bewerten und zu kommentieren. Sie treffen hier – und zwar sowohl in der realistischen als auch in der phantastischen Kinder- und Jugendliteratur – auf unterschiedliche Lebensentwürfe sowie Ansichten der Protagonisten. Kaspar H. Spinner betont, dass Literatur »als vielleicht das wichtigste Medium betrachtet werden [kann], das sich die Menschheit zur Ausbildung der Fähigkeit der Perspektivübernahme geschaffen hat.« (hier zit. nach Bobe 2002, S. 181) Literatur lässt »uns fremde Erfahrungsperspektiven nachvollziehen«, sie setzt »verschiedene Perspektiven miteinander in Bezug« und regt dazu an, »über Gründe und Folgen verschiedener Sichtweisen nachzudenken«. (hier zitiert nach Bobe 2002, S. 181). Damit, und auch darüber ist die Literaturwissenschaft und -didaktik weitestgehend einig, ist die Beschäftigung mit Literatur »förderlich für die Ausbildung des Fremdverstehens« (hier zit. nach Bobe 2002, S. 181).
Der Carlsen-Verlag knüpft mit seiner Reihe »Alle Kinder dieser Welt«, die zu der Reihe »Lesemaus« gehört und die Kindern ab fünf Jahren die Möglichkeit geben möchte, sie in die
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Bislang sind 9 Bände der Reihe »Alle Kinder dieser Welt« erschienen, zu denen auch Unter-richtsmodelle existieren.
Die Unterrichtsmaterialien sind wie folgt aufgebaut: Im ersten Teil finden sich Informationen für die Lehrperson (Inhaltsangabe, biografische Daten zu den Autoren / Autorinnen sowie Illustratoren / Illustratorinnen, Aufbau des Buches, didaktische Überlegungen, Kompetenz-
t.1
Die Unterrichtsmodelle t.2
2 Leubner, Martin / Saupe, Anja / Richter, Matthias: Literaturdidaktik. Akademie Verlag: Berlin 2010, S. 221.
Welt der Literatur einzuführen, an die Überlegungen einer interkulturellen Germanistik an. Die Reihe »Alle Kinder dieser Welt« nimmt nicht nur die Lesekompetenz in den Blick, sondern auch die Herausforderungen eines interkulturellen Literaturunterrichts: Alle neun Bände zeigen, dass Kinder aus unterschiedlichen Kulturen auch Gemeinsamkeiten besitzen und eben nicht so ver-schieden sind, wie es zunächst scheint. Die Reihe legt stärker den Fokus auf Gemeinsamkeiten, klammert Konflikte weitestgehend aus und erzählt die Geschichten über Kinder aus den unter-schiedlichsten Kulturen chronologisch. Damit wird den Schülern und Schülerinnen bereits in den ersten Lesejahren die Möglichkeit geboten, sich über andere Kulturen zu informieren. Ein interkulturelles Lernen, wie es die Reihe »Alle Kinder dieser Welt« ermöglicht bzw. den Lesern und Leserinnen anbietet, zeigt das Zusammenleben in einer polykulturellen Gesellschaft und nimmt im Kontext der Erstlesereihen eine besondere Stellung ein. Es werden Alltags-, aber auch Festsituationen aufgenommen, die Kindern aus anderen Kulturen bekannt sein dürften. Damit erkennen die Kinder Parallelen zwischen den Kulturen. Kulturell geprägte Selbst- und Weltbilder werden so hinterfragt, mit Selbst- und Weltbildern aus anderen Kulturen abgeglichen und even-tuell auch verändert. Das für »den interkulturellen Literaturunterricht spezifizierte übergreifende Bildungsziel kann dementsprechend aufgefasst werden als Entwicklung der Individualität und der Fähigkeit zur sozialen Interaktion in der polykulturell geprägten Gesellschaft durch Teilhabe am Handlungsfeld Literatur.«2 Schließlich bieten die Bände auch die Möglichkeit einer Anschluss-kommunikation an.
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t.2übersicht, weiterführende Literatur- und Linktipps), im zweiten folgen Kopiervorlagen für Schü-ler und Schülerinnen. Im Mittelpunkt der Kopiervorlagen zu der Reihe »Alle Kinder dieser Welt« steht das jeweilige Thema des Bandes (Abb. 1–2).
Die Kopiervorlagen ermöglichen eine intensive Arbeit mit dem Thema und dem Text und geben Anregungen zu einer weiteren Auseinandersetzung. Zugleich wird der spielerische Aspekt, der für Leseanfänger und -anfängerinnen wichtig ist, nicht ver- nachlässigt. Überlegungen zu Lesenächten, Grillfesten u. Ä. werden ebenfalls in den einzelnen Unterrichtsmodellen angeregt. Konzipiert sind die Modelle auf etwa acht bis zwölf Unterrichtsstunden. Nicht vergessen werden darf, dass nach der Lektüre des Textes die Schüler und Schülerinnen eine Ganzschrift, d. h. ein ganzes Buch, gelesen haben.
Die Unterrichtsmodelle zeichnen sich durch ein offenes Lernarrangement aus und lassen sich zudem miteinander kombinieren. Man kann beispielsweise die unterschiedlichen Feste heraus-greifen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede herausarbeiten (Abb. 3–6). Die in den Unter-richtsmodellen aufgenommenen Aufgaben können offen im Rahmen einer Werkstatt oder eines Leseheftes bearbeitet werden, ein chronologisches Vorgehen ist jedoch auch möglich.
Individuelles Lernen gelingt in einem Wechsel von Einzel-, Partner- und Gruppenar- beit besser als im lehrergeführten Unterricht. Die Kopiervorlagen bieten so die Mög- lichkeit zu einem individualisierten Lernen an, wenn die jeweilige Lesestufe entspre-chend ausgewählt wird. Die Kopiervorlagen greifen die Idee, dass Kinder heteroge- ne Lesekenntnisse zeigen, auf.
Die thematische Vielfalt der Reihe ermöglicht, dass die Lernperson konkrete Lebens- und Alltagserfahrungen der Kinder aufgreifen und im Unterricht behandeln kann. In der Regel steht eine kindliche Figur im Mittelpunkt der Handlung, die den Einstieg der kindlichen Leser und Leserinnen erleichtert. Auch wenn die Arbeitsblätter stärker auf den Bereich der Lesekompetenz, also das Textverständnis, zielen, wird der literarische Aspekt, wenn es der Band ermöglicht, nicht gänzlich außer Acht gelassen.
Die erste Kopiervorlage der Unterrichtsmodelle greift das Titelbild des Buches auf und ermöglicht es, dass das Kind in einer gesonderten Mappe zusätzlich zu dem Buch alle Arbeitsblätter heften und dokumentieren kann.
Als Abschluss werden Kopiervorlagen aufgenommen, in denen das Kind seine Mei-nung zum Buch äußern und begründen kann (Abb. 7).
Insgesamt setzen die Unterrichtsmodelle auf eine intensive Auseinandersetzung mit dem Text und/oder dem darin entfalteten Thema. Das Kind soll so Lern- und Lese-
fortschritte auf der kognitiven, sprachlichen, emotionalen und sozialen Ebene machen.
Eine aktuelle Liste der Unterrichtsmodelle finden Sie unter www.carlsen.de/lehrer.
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Weiterführende Literatur und Linkst.3
Bobe, Catharina Fremdverstehensförderung mit Kinderliteratur am Beispiel eines handlungs- und pro-duktionsorientierten Umgangs mit »Irgendwie Anders« in der Grundschule In: Beiträge Jugendliteratur und Medien, H. 3, 2002, S. 180–187
Boie, KirstenÜber das Schreiben von Erstlesebüchern. Überlegungen anhand konkreter Beispiele In: Beiträge Jugendliteratur und Medien 1998, H. 9, S. 22–35
Büker, Petra / Kammler, Clemens (Hg.)Das Fremde und das Andere. Interpretationen und didaktische Analysenzeitgenössischer Kinder- und JugendbücherJuventa: Weinheim 2003
Büker, Petra / Kammler, ClemensDas Fremde und das Andere in der Kinder- und JugendliteraturIn: Büker, Petra/Kammler, Clemens (Hg.): Das Fremde und das Andere. Interpretationen und didaktische Analysen zeitgenössischer Kinder- und Jugendbücher. Juventa: Weinheim 2003, S. 7–27
Conrady, Peter (Hg.)Zum Lesen verlocken. Bücher sind zum Lesen daWürzburg 2003
Conrady, PeterLeseanfänger sind keine Anfänger im Lesen. Anmerkungen zum Kinderbuch als ErstlesebuchIn: Richter, Karin/Hurrelmann, Bettina (Hg.): Kinderliteratur im Unterricht. Theorien und Modelle zur Kinder- und Jugendliteratur im pädagogisch-didaktischen Kontext. Weinheim 22004, S. 175–184
Engelen, BernhardKinderbücher und der Erwerb der SchriftsprachkulturIn: Richter, Karin/Hurrelmann, Bettina (Hg.): Kinderliteratur im Unterricht. Theorien und Modelle zur Kinder- und Jugendliteratur im pädagogisch-didaktischen Kontext. Weinheim 22004, S. 185–198
Esselborn, KarlInterkulturelle Literatur – Entwicklungen und TendenzenIn: Honnef-Becker, Irmgard (Hg.): Dialoge zwischen den Kulturen. Interkulturelle Literatur und ihre Didaktik. Schneider: Hohengehren 2007, S. 9–28
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t.3Hofmann, MichaelInterkulturelle Literaturwissenschaft. Eine EinführungWilhelm Fink: Paderborn 2006
Honnef-Becker, IrmgardEmpathie und Reflexion: Überlegungen zu einer interkulturellen LiteraturdidaktikIn: Honnef-Becker, Irmgard (Hg.): Dialoge zwischen den Kulturen. Interkulturelle Literatur und ihre Didaktik.Schneider: Hohengehren 2007, S. 201–236
Hurrelmann, Bettina / Richter, Karin (Hg.)Das Fremde in der Kinder- und Jugendliteratur. Interkulturelle PerspektivenJuventa: Weinheim 1998
Leubner, Martin / Saupe, Anja/Richter, MatthiasLiteraturdidaktikBerlin 2010
Stenzel, GudrunErstlesebücherIn: Lange, Günter (Hg.): Lexikon der Kinder- und Jugendliteratur. 35. Erg.-Lfg. Februar 2009, S. 1–35
Doch nicht nur im Erstlesebereich greift der Carlsen-Verlag Aspekte der Interkulturalität auf und beschreitet so zumindest im Erstlesebereich neue Wege. Auch für Kinder mit stärkerer Leseerfahrung sowie für Jugendliche finden sich im Verlagssortiment zahlreiche Romane, die sich auch gut für den Schulalltag sowie für eine Klassen- bzw. Schulbibliothek sehr eignen:
Ramadan, OrtwinDer Schrei des Löwen Carlsen: Hamburg 2011
Am Morgen des Pessach-Festes geht Lena mit Rebecca, Alma und deren Vater in den Hof. Dort verbrennen sie die Krümel, Kekse und Kuchenreste.
Lies dir den Text auf Seite 10 und 11 durch. Er enthält einige schwierige Wörter. Unten ist der Text noch einmal abgedruckt.
Schau dir im Original die Schreibweise des fehlenden Wortes an, drehe deine Lesemaus um, schreibe das Wort in die entsprechende Lücke und kontrolliere anschließend, ob du es richtig notiert hast. Dann nimmst du dir das nächste Wort vor.
Am nächsten _ _ _ _ _ _ geht Lena mit Alma, Rebecca und deren
_ _ _ _ _ runter in den Hof. Sie machen ein kleines _ _ _ _ _ und
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ den ganzen _ _ _ _ _ _, der sich in der _ _ _ _ _
angesammelt hat. »Das nennt man nun _ _ _ _ _ _ _. All die
_ _ _ _ _ _ _ _ _ _, Kekse und _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _, die man an
_ _ _ _ _ _ _ nicht essen darf, werden verbrannt«, erklärt Almas
Papa, während die Kinder mit einem _ _ _ _ _ _ _ _ _ in den Flammen
Hier ndest du das Rezept, das aber etwas durcheinander geraten ist. Finde die richtige Reihenfolge der Zubereitung.
Almas Mutter bringt aus der Küche Hühnersuppe mit Mazze-Knödeln. Vielleicht hast du Lust, Mazze-Knödeln selber zu machen.
Mazze-Knödel für 4 PersonenZutaten:4 EierSalz200 g Mazzemehl oder Semmelbröselweißer Pfeffer aus der Mühle2 EL gewiegte Petersilie
In der Suppe aufkochen. Auf kleiner Hitze so lange ziehen, bis die Knödel oben schwimmen.
Die Eier mit Salz verquirlen. Mehl oder Brösel, Salz, Pfeffer und 1 Esslöffel Petersilie einrühren und quellen lassen.Hast du zu große Eier genommen, musst du noch ein wenig Brösel zugeben. Sind die Eier zu klein und der Teig zu krümelig, dann muss noch ein Ei in den Teig.Am Anfang sieht es so aus, als ob die Masse zu üssig wäre. Aber warte ein paar Minuten, denn die Brösel nehmen schnell Flüssigkeit auf.
Mit einem Esslöffel Teig abstechen und mit angefeuchteten Händen einen kleinen Knödel formen und in die dafür vorgesehene Suppe gleiten lassen.
Lili und das chinesische Frühlingsfest / Kopiervorlagen 23
Das Frühlingsfest k.6
Lies zunächst den Text im Buch durch, lege dann die Lesemaus beiseite und schreibe die Geschichte auf. Du kannst sie auch malen.
Mittags gehen Lili und Emma zu Lili. Bereits an der Wohnungstür bemerkt Emma die Festvorbereitungen. An der Tür hängt das Bild eines Gottes. Lilis Vater erzählt die Geschichte dazu.