Aktuelle Rechtsprechung im Arbeitsrecht Hamburg – 6. Dezember 2011
Aktuelle Rechtsprechungim Arbeitsrecht
Hamburg – 6. Dezember 2011
I. Gesetzesänderungen
II. Kündigungsrecht
III. Vertrags- und Schadensersatzrecht
IV. Krankheit und Krankheitsfolgen
V. AGG/Diskriminierungsschutz
VI. Befristungsrecht
VII. Betriebsverfassungsrecht
I. Gesetzesänderungen
1. Leiharbeit / AÜG
2. Familienpflegezeit
1. Leiharbeit / AÜG
Gesetz zur Änderung des AÜG
Wesentliche Neuerungen:
1. Ausweitung der Erlaubnispflicht2. Verbot der Dauerleihe3. „Drehtürklausel“4. Rechte im Entleiherbetrieb5. Mindestlohn
1. Ausweitung der Erlaubnispflicht
keine Bedeutung der Gewerbsmäßigkeit mehr
Verleih im Rahmen der wirtschaftlichen Tätigkeit reicht aus fehlende Gewinnerzielungsabsicht oder nicht
auf Dauer angelegter Verleih bedeutungslos Erfassung auch konzerninterner Verleihgesellschaften aber: Ausnahme bei nur „gelegentlicher“ Überlassung
01.12.2011
2. Verbot der Dauerleihe
schwammige Formulierung keine Höchstverleihdauer (2 Jahre) wie bis 2002 analog Sachgrundbefristung? Sanktionen bei Verstoß? Zustimmungsverweigerungsgrund für BR
01.12.2011
3. „Drehtürklausel“
= Verhinderung der Entlassung und anschließender Neueinstellung als Leiharbeitnehmer
Regelung über Equal-Pay-Grundsatz 6-Monats-Sperrfrist bei Ausscheiden bei diesem AG oder Konzernunternehmen Bußgeld für Verleiher bei Verstoß gegen
Equal-Pay
01.05.2011
4. Rechte im Entleiherbetrieb
Informationspflicht über freie Arbeitsplätze(bußgeldbewehrt)
Zugang zu Gemeinschaftseinrichtungen oder -diensten
01.12.2011
5. Mindestlohn
West: 7,60 brutto Ost: 6,55 brutto
01.12.2011
Tarifunfähigkeit der CGZP –BAG Beschl. v. 14.12.2010 – 1 ABR 19/10
Nichtgeltung von Ausschlussfristen des Entleiherbetriebs –
BAG Urt. v. 23.03.2011 – 5 AZR 7/10
Innerbetriebliche Stellungausschreibung –BAG Beschl. v. 01.02.2011 – 1 ABR 79/09
Konsultationsverfahren nach § 81 SGB IX –BAG Beschl. v. 23.06.2010 – 1 ABR 3/09
2. Familienpflegezeit
Rückblick: Pflegezeitgesetz
• in Kraft seit 01.07.2008
• ermöglicht Arbeitsfreistellung bei Wahrnehmung von Pflege naher Angehöriger
• zwei Varianten
kurzfristige Freistellung Pflegezeit
• schafft Sonderkündigungsschutz
Kurzfristige Freistellung
• bis zu 10 Tage Arbeitsfreistellung
• bei akutem Pflegebedarf, auch voraussichtlich
plötzlich auftretend mindestens Pflegestufe I
• unabhängig von Dauer des Arbeitsverhältnisses oder Beschäftigtenzahl
• bei nahen Angehörigen
Pflegezeit
• bis zu 6 Monaten Arbeitsfreistellung
• bei häuslicher Pflege naher Angehöriger
• Nachweispflicht durch Bescheinigung Pflegekasse oder Medizinischer Dienst
• nicht bei Arbeitgebern mit weniger als 15 Beschäftigten
• teilweise Freistellung möglich
Begriff der Familienpflegezeit:
• Reduzierung der wöchentlichen Arbeitszeit• bis zu 15 Stunden wöchentliche Reduzierung• bis zu maximal 24 Monate• bei gleichzeitiger Aufstockung des Arbeitsentgelts durch
den Arbeitgeber
Kein Rechtsanspruch auf Familienpflegezeit:
• nur auf Basis freiwilliger Vereinbarung• anderes als bei Pflegezeit nach PflegeZG
Entgeltaufstockung und Förderung:
• als zinsloses Darlehen des Bundesamtes Familie• Aufstockung ist Hälfte der Entgeltdifferenz• Rückzahlung durch Arbeitnehmer in sog.
Nachpflegephase• Versicherungspflicht der Rückzahlung für Arbeitnehmer• ungenügende Regelungen bei Kündigung und
Arbeitgeberwechsel
Arbeitsrechtliche Regelungen:
• faktischer Kündigungsausschluss in Familienpflegezeit und Nachpflegephase
• Kündigung nur mit Zustimmung Arbeitsschutzbehörde
Perspektive:
• für Arbeitgeber aufgrund weitreichenden Kündigungsschutzes uninteressant
• Arbeitnehmer können einfacher über PflegeZG und TzBfG agieren
Mehrmalige Inanspruchnahme von Pflegezeit –BAG Urt. v. 15.11.2011 – 9 AZR 348/10
3. Beschäftigtendatenschutzgesetz?
Vollausschluss bestimmter Kategorien von Daten –EuGH Urt. v. 24.11.2011 – C-468/10
II. Kündigungsrecht
Vorzeitige Kündigung bei Betriebsstilllegung–LAG Schleswig-Holstein Urt. v. 30.11.2010 – 5 Sa 251/10
Änderungskündigung und vorgeschaltetes Auswahlverfahren –
BAG Urt. v. 12.08.2010 – 2 AZR 945/08
Arbeitsverweigerung aus Glaubensgründen –BAG Urt. v. 24.02.2011 – 2 AZR 636/09
Kündigung wegen Strafhaft –BAG Urt. v. 24.03.2011 – 2 AZR 790/09
Kündigungsübergabe an Ehepartner –BAG Urt. v. 09.06.2011 – 6 AZR 687/09
Freie Meinungsäußerung und „Whistleblowing“ –EGMR Urt. v. 21.07.2011 – 28274/08
„Ich wünsche Ihnen ein besch… Wochenende“ –LAG Rheinland-Pfalz Urt. v. 23.08.2011 – 3 Sa 150/11
Trend 2011:
Die -Kündigung
• Postings am Arbeitsplatz• Postings über den Arbeitgeber• Postings mit Drohungen/Beleidungen gegen Vorgesetzte
und Kollegen• Postings mit Dokumentation von
Arbeitspflichtverletzungen
Falschbeantwortung der Frage nach Schwerbehinderung –BAG Urt. v. 07.07.2011 – 2 AZR 396/10
Nachlese des Emmely-Urteils des BAG:
• prinzipiell keine Rechtsprechungsänderung
• Tendenz: insgesamt mehr Nachsicht auch bei teilweise massiven und auch strafbewehrten Pflichtverletzungen
Vortäuschen ordnungsgemäßer Aufgabenerfüllung –BAG Urt. v. 09.06.2011 – 2 AZR 284/10
Erfassen von Parkplatzsuche als Arbeitszeit –BAG Urt. v. 09.06.2011 – 2 AZR 381/10
III. Vertrags- und Schadensersatzrecht
Vertragsstrafe wegen Nichtantritt –BAG Urt. v. 19.08.2010 – 8 AZR 645/09
Überstunden und Vergütungserwartung –BAG Urt. v. 17.08.2011 – 5 AZR 406/10
AGB-Kontrolle bei arbeitsvertraglichen Durchschnittsangaben –
BAG Urt. v. 21.06.2011 – 9 AZR 236/10
Schadensersatz für Detektivkosten –BAG Urt. v. 28.10.2010 – 8 AZR 547/09
Entschädigung für unzulässige Videoüberwachung –LAG Hessen Urt. v. 25.10.2010 – 7 Sa 1586/09
Unfall mit Privat-PKW –BAG Urt. v. 28.10.2010 – 8 AZR 647/09
Entzug eines Dienstwagens –BAG Urt. v. 14.12.2010 – 9 AZR 631/09
IV. Krankheit und Krankheitsfolgen
BEM auch bei fehlender betrieblicher Interessenvertretung –
BAG Urt. v. 30.09.2010 – 2 AZR 88/09
Information über ein BEM –BAG Urt. v. 24.03.2011 - 2 AZR 170/10
Verfall von Urlaubsansprüchen –BAG Urt. v. 09.08.2011 - 9 AZR 425/10
Urlaubsanspruch bei Dauererkrankung – 15 Monate –EuGH Urt. v. 22.11.2011 – C-214/10
V. AGG/Diskriminierungsschutz
Statistischer Beweis für eine Diskriminierung –BAG Urt. v. 22.07.2010 – 8 AZR 1012/08
Teilnahmeaufforderung betr. einen Deutschkurs – BAG Urt. v. 22.06.2011 – 8 AZR 48/10
Anspruch auf Information über Mitbewerber – EuGH Urt. v. 21.07.2011 – C-104/10 („Kelly“)
Prüfungspflicht privater Arbeitgeber – BAG Urt. v. 13.10.2011 – 8 AZR 608/10
VI. Befristungsrecht
Vertretungsbefristung – Vorlage an EuGH –BAG Beschl. v. 17.11.2010 – 7 AZR 443/09 (A)
Vertretung bei dauerndem Vertretungsbedarf –BAG Urt. v. 06.10.2010 - 7 AZR 397/09
„Zuvor“-Beschäftigung –BAG Urt. v. 06.04.2011 – 7 AZR 716/09
Vorbeschäftigung bei „demselben“ Arbeitgeber –BAG Urt. v. 09.03.2011 – 7 AZR 657/09
Entfristungsanspruch von Betriebsratsmitgliedern –ArbG München Urt. v. 08.10.2010 – 24 Ca 861/10
LAG Berlin-Brandenburg Urt. v. 04.11.2011 – 13 Sa 1549/11
Sachgrundlose Befristung trotz Sachgrundangabe –BAG Urt. v. 29.06.2011 – 7 AZR 774/09
Vereinbarung der ordentlichen Kündbarkeit –BAG Urt. v. 04.08.2011 – 6 AZR 436/10
VII. Betriebsverfassungsrecht
Auskunft über Person des Leiharbeitnehmers –BAG Beschl. v. 09.03.2011 – 7 ABR 137/09
Abmeldepflicht von BR-Mitgliedern –BAG Beschl. v. 29.06.2011 – 7 ABR 135/09
Vertragskontrolle bzgl. Arbeitszeitvereinbarungen – BAG Beschl. v. 27.10.2010 – 7 ABR 36/09
Internet und Email für einzelne BR-Mitglieder –BAG Beschl. v. 14.07.2010 – 7 ABR 80/08
Kein Anspruch auf „Minderheitenbüro“ –LAG Berlin-Br. Beschl. v. 19.07.2011 – 7 TaBV 764/11
Mord ist kein Arbeitsunfall –LSG Baden-Württemberg. v. 22.11.2011 – L 2 U 5633/10