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Idee: Spekulative Attacken wirken als Disziplinierungsinstrument für falsche Politik:Politik hält trotz schlechter Fundamentals an einem Fixkursregime fest, das auf Dauer nicht überlebensfähig ist
Attacken sind nicht Zeichen irrationaler Panik, sondern das Resultat rationaler Kapitalmarktarbitrage: Rationale Anleger erzwingen den Zusammenbruch eines Systems, das nicht mit den Fundamentals der Ökonomie vereinbar ist.
Kerneinsicht: Spekulative Attacke kommt lange, bevor das System von sich aus zusammenbricht (d.h. bevor der Kreditspielraum [Währungsreserven] erschöpft ist!
Überlegung: Zentralbank verteidigt Fixkurssystem mit Stützungsinterventionen (Verkauf von Devisenreserven R). Falls eine diskrete Abwertung erst erfolgen würde, wenn R=0, ergäben sich kurz vor diesem Zeitpunkt hohe Arbitragemöglichkeiten:
Kaufe massiv Devisenreserven; tausche sie nach dem Zusammenbruch des Regimes um!
Kann kein Gleichgewicht sein: bei perfekter Voraussicht (ohne Unsicherheit) darf es keinen Sprung beim Wechselkurs geben!
b) Zentralbank muss Fiskaldefizit finanzieren (als Priorität) (Aufkauf von Staatspapieren über Offenmarktoperationen) –Staatspapiere in Zentralbankbilanz wachsen mit Rate μ
Inkonsistenz zwischen den beiden Zielen
Irgendwann muss das Fixkurssystem aufgegeben werdenSobald die Reserven erschöpft sind oder bereits vorher?
3.1 Modelle der ersten Generation (Krugman)Absehbar: Zu einem bestimmten Zeitpunkt T sind Währungsreserven erschöpft:
R=0: MT = BhT
Von da an muss die Geldmenge mit der Rate μ wachsen → Inflation πt = μ→ Inländischer Zins steigt um erwartete Inflation Δ it = πt = μ
Dem entspricht von da an eine stetige Abwertung Δ st = πt = μ
Weil aber die Geldnachfrage zinsabhängig ist : mt – pt = – β itkommt es in T zu einem sprunghaften Rückgang der Geldnachfrage um ß μ
Gleichgewicht am Geldmarkt könnte nur durch einen diskreten Sprung des Wechselkurses um ß μ erreicht werden (alternativ: Reduktion der Geldmenge)Rationale Kapitalanleger werden aber die nationale Währung bereits vorher verkaufen, um einen Kapitalverlust zu vermeiden. Bei rationalen Erwartungen ist kein diskreter Sprung des Wechselkurses möglichSpekulative Attacke erfolgen deshalb bereits zu einem früheren ZeitpunktDie Anpassung auf dem Geldmarkt erfolgt zum Zeitpunkt der Attacke durch einen Rückgang der nominalen Geldangebots (sofortiger Abbau der Reserven)
3.1 Modelle der ersten Generation (Krugman)Kritik:
A) Warum keine sprunghafte Abwertung? Unrealistisch. Modifikation:
Unsicherheit über Kurs der Staatsfinanzen [Flood/Garber]Wahrscheinlichkeit einer Attacke steigt mit sinkenden Reserven: →Wechselkursregime wird anfälliger für Schocks über Finanzbedarf Kollaps, falls ein Schock den Schattenwechselkurs über s0 treibt →unerwartete diskrete Abwertung. Vorher bereits Anstieg der Kapitalmarktzinsen (Prämie für Abwertungsrisiko)
B) Unplausibles Verhalten der Regierung (Zentralbank)
Akteure am Kapitalmarkt völlig rational; Regierung dagegen „irrational“:
Festhalten am Fixkurssystem trotz Wissen, dass Regime zusammenbrechen muss!
Modelliere optimales Verhalten der Regierung (z. B. Aufbau von Glaubwürdigkeit)
Fundamentals beschrieben durch R ∈ R (internationale Währungsreserven)Stand der Reserven ist gemeinsames Wissen aller Akteure
Spekulanten können zwischen zwei Strategien wählen Halten oder VerkaufenErtrag bei erfolgreicher Spekulation: S(R) - t (nicht zunehmend in R)Spekulation erfordert Transaktionskosten tStrategische Komplementarität: Erfolg hängt vom Verhalten der Mitspieler ab:
Beispiel: Zwei Spekulanten, jeweils mit 6 Millionen Kapital einheimischer Währung Bei erfolgreicher spekulativer Attacke: Abwertung der Währung um 1/3 →Spekulanten erzielen einen Spekulationsgewinn von 50% ihres eingesetzten Kapitals
Entspricht 12% der Brutto-Ersparnis und 50% der Netto-Ersparnis außerhalb der USA
Ursachen:
a) Anstieg der US-Nachfrage nach Auslandsgütern(Korrektur erfordert $-Abwertung)
b) Anstieg der Auslandsnachfrage nach US-Vermögenswerten(Korrektur erfordert $-Aufwertung; größeres Außenhandelsdefizit; später um so stärkere Abwertung)
Problem: signifikante Veränderung des Anlageverhaltens
Zunächst: 1995-2000 Aktienanlagen; dann Umschichtung in US-Staatspapiere;
Jüngst: asiatische Zentralbanken als Hauptinvestor substituieren private Anleger
Fehlallokation: Wachstumsrate von 8% relativ niedrig angesichts extrem hoher Investitionsquote;
Gefahr der Überakkumulation; zu niedrige Konsumquote (Aufwertung bringt Wohlfahrtsgewinne für Konsumenten)
Bankensystem: hohe Kreditvergabe an Exportsektor;
Sterilisierungspolitik: niedrige Renditen im Bankensektor durch Zwang, unattraktive Staatspapiere zu halten
China’s industrialization, urbanization, and infrastructure imperatives justify a high-investment growth dynamic, they are in danger of pushing this unbalanced model too far. Recipe for an overhang of excess supply that could ultimately lead to deflation. China must tilt the structure of its economy toward internal consumption.
Populäre These: Anpassungslast der $ Abwertung bislang v. a. vom Euro getragen – solange asiatische Region nicht aufwertet, musste der Euro um so stärker steigen.
Aber: Fehlerhaftes Argument:1) Anpassungslast von Asien manifestiert sich im Anstieg
der Devisenreserven von China und Japan2) Aufwertungsdruck auf den Euro wird besonders stark,
sobald asiatische Zentralbanken von $ in € umschichten – Ernste Gefahr für den Euroraum
USA: Langsamer Anstieg der Zinsen (allmähliche Normalisierung der Geldpolitik) stimuliert private Ersparnis; unterstützt durch eine Konsolidierung des StaatshaushaltsLangsame Abwertung stimuliert Exportnachfrage trotz geringer Einkommenselastizität der Exporte.
Asien: Flexible Wechselkurse stärken Kaufkraft der Bevölkerung; Stärkung des Konsums (Normalisierung der Ersparnis) stimuliert Nachfrage;
Europa: Strukturreformen greifen allmählich; Nachfrageerholung als Folge von Effizienzsteigerungen im nicht-handelbaren Sektor; Zinsanstieg in den USA macht Kapitalanlagen in Dollar trotz Abwertung attraktiv
Szenario II: Abrupter Stimmungswandel Hard LandingSobald die Unterstützung durch asiatische Zentralbanken entfällt, abrupter Stimmungswandel der Kapitalanleger Erkenntnis, dass zur Anpassung eine drastische Dollar Abwertung notwendig, führt zum rasanten Verkauf von Kapitalanlagen in Dollar
Konsequenz: Drastischer Anstieg der Zinsen; Undershootingdes Dollarkurses, um Anlegern Anreize zu geben, ihr Kapital weiter in den USA zu halten.
Fire Sales lösen Preisverfall auf Immobilienmärkten aus; Einbruch der Konsumnachfrage; Beschäftigungseinbruch; die Umschichtung in Exportsektor gelingt erst langsam.
3.4 Wechselkursregimes: Beispiel ChinaVor- und Nachteile fixer Wechselkurse
Vorteil: Commitment für Preisstabilität
Nachteil: Verzicht auf angemessene, flexible Geldpolitik
Ken Rogoff:
Fixe Wechselkurse vorteilhaft für Entwicklungs- und Schwellenländer ohne entwickelte Finanzmärkte als Bindungsmechanismus für makroökonomische Stabilität
Für reifere Volkswirtschaften mit integrierten Finanzmärkten überwiegen aber Nachteile fehlender Flexibilität
China: Küstenregionen weit entwickelt; ländliche Regionen dagegen stark unterentwickelt (verbreitete Armut unter der Landbevölkerung)
Populäre These in den USA: Yuan deutlich unterbewertet –verschafft damit den chinesischen Ausfuhren einen unfairen Vorteil.
Politischer Druck, Zölle in Höhe in 28,5 % auf Importe aus China zu erheben (durchschnittliche Unterbewertung)
Reale Unterbewertung: ∈ = S P*/ P > ∈*
Mittelfristig: Anpassung des realen Wechselkurses an Gleichgewichtswertentweder über Anpassung des nominalen Kurses (Aufwertung) oder über Anpassung der Preise (höhere Inflation)
Gretchenfrage: Wie hoch ist der reale Gleichgewichtskurs ∈* ?
3.4 Wechselkursregimes: Beispiel ChinaDruck auf Flexibilisierung des Wechselkurses
Argumente:
● Nach Kaufkraftparität stark unterbewertet (∈*=1)(Big Mac Index: Unterbewertung ca. 60%)
● Seit 2002 signifikante Abwertung des handelsgewichteten Wechselkurses
● Hohe Exportüberschüsse (Handelsbilanzüberschuss allein gegenüber USA 162 Mrd. $ 2004 - Im Vergleich zu 124 Mrd. $ 2003); Exporte 35% des BIP in China 2004
● Extrem rasante Akkumulation von DevisenreservenVorsicht! Vgl. Economist Economic Focus – Precisely wrong June 25th 2005
China als „Basarökonomie“: Mehrwert der Exportproduktion nur 20-30%Zölle auf Importe aus China bzw. Aufwertung hätte nur geringen Effekt auf US Handelsbilanz: 10% Aufwertung des Yuan erhöht Kosten der Exportgüter nur um 2%
3.4 Wechselkursregimes: Beispiel ChinaGleichgewichtiger realer Wechselkurs?
Kaufkraftparität (Big Mac Index: Unterbewertung ca. 60%)nicht das korrekte Mass:
● Balassa Samuelson Effekt: für unterentwickelte Staaten mit hohem Produktivitätswachstum Unterbewertung als Gleichgewichtsphänomen: ∈* >1
● Gleichgewichtsanalyse: Strukturelle Faktoren: Wechselkurs, der vereinbar ist mit einem “angemessenen” dauerhaftenLeistungsbilanzdefizit (-überschuss)
In 2004 about 416 million people lived on less than $2 a day, estimates the World Bank. That's down from 800 million in 1990, but it's still 32 percent of the population.
Rasante Akkumulation von Devisenreserven: nicht unbedingt Indiz für ÜberbewertungDenkbar: Resultat spekulativer Kapitalbewegungen; Bei Kapitalmarktliberalisierung: Umgekehrt Kapitalabfluss [internationale Diversifikation des Portfolios von Anlegern aus China]Bislang: Sterilisierung der Devisenreserven gelungen (kein freier Kapitalmarkt)