-
2b) Das erweiterte Grundmodell - Mundell-Fleming mit rationalen
Erwartungen Kritik am bisherigen Modell:
- Wirtschaftsakteure reagieren mechanisch auf Politikänderungen
intelligente (rationale) Wirtschaftsakteure antizipieren
Politikänderungen jedoch (Lucas’ Kritik)
Daher: Annahme rationaler Erwartungen: rationale
Wirtschaftsakteure lassen sich nicht permanent täuschen
- Entweder waren Preise oder Einkommen endogen, aber nicht
beides. Empirisch scheint es jedoch (kurzfristig) ein Wahlproblem
zu geben: höhere Beschäftigung bei höherer Inflation oder
niedrigere Beschäftigung bei weniger Inflation (kurzfristiger
Phillipskurven Trade-Off)
- Erklärung für Inflation fehlt
- Arbeitsmarkt nicht berücksichtigt (fehlende
Mikrofundierung)
- Statisches Modell ohne Berücksichtigung der Zeitabläufe
Mundell-Fleming Modell mit rationalen Erwartungen
- Kleine offene Volkswirtschaft
- Dynamische Betrachtung: t=1,2,… seien Zeitperioden
Zeitstrahl:
(lt Nominallohn, Tt Produktivitätsschock, εt Geldmarktschock, υt
Güternachfrageschock, φt Devisenmarktschock, Gt nominale Geldmenge,
It reale Investitionen, Ct realer Konsum, At Beschäftigung
(Arbeit), Yt Realeinkommen, zt Nominalzins, wt nominaler
Wechselkurs, Pt Preisniveau; - Alle Variablen sind logarithmiert
(Ausnahme: Zins zt);
ln(xt)-ln(xt-1) ist Wachstumsrate von xt; z. Bsp. pt- pt-1= πt
ist Inflationsrate;
Anfang der Periode t
Ende der Periode t
lt Tt, εt, υt, φt Gt It, Ct, At, Yt, zt , wt, pt
Zeit
-
- Alle Schocks seien temporär und unvorhersehbar (white noise)
bei der
Lohnfindung und voneinander unabhängig (orthogonal).
Arbeitsmarkt
- Arbeitsnachfrage Ant hängt negativ vom Reallohn (lt/pt) und
positiv von der Arbeitsproduktivität (Tt) ab:1
( )2,0~),,/( Tttttnnt NTTplAA σ+−
=
- Produktivitätsschock Tt sei ein Technologieschock (z. Bsp.
T↑:
Produktivitätszuwächse durch die „New Economy“, T↓: Missernten,
Ölpreisschocks, Flutkatastrophe, Streiks, etc.)
- Individuelles Arbeitsangebot Aa sei starr bei Aa = AV; (AV ist
Vollbeschäftigungsniveau);
- Kollektives Arbeitsangebot sei aber bestimmt durch eine
Monopol-Gewerkschaft, die am Anfang der Periode die Nominallohnhöhe
festlegt, die über die gesamte Periode gelten (Tarifverträge mit 1
Perioden Laufzeit), und dabei nach einer konkaven kollektiven
Nutzenfunktion UGt eine optimale Kombination aus Beschäftigung und
Reallohn anstrebt unter Berücksichtigung der erwarteten
Arbeitsnachfragekurve:2
),/(:..),/(max+−++
= etett
nntt
ett
Gtl
TplAAtsAplUt
Da die Gewerkschaft den Lohn setzt, bevor Schocks eintreten und
bevor die Geldpolitik aktiv wird, muss die Gewerkschaft eine
Erwartung über das Preisniveau Pte und den Technologieschock
bilden: Tte=Et-1Tt=0. (Der statistische Erwartungswert von T
basierend auf Informationen der Vorperiode des Technologieschocks
ist 0.)
1 Aus der Mikroökonomie ist bekannt: Der Reallohn muss gleich
der Grenzproduktivität sein; wenn entweder der Reallohn sinkt oder
die Grenzproduktivität steigt, steigt die Beschäftigung. 2 Es gilt
zu beachten, dass die Argumente der Funktion UG(.) logarithmierte
Variablen sind. Es gilt jedoch für eine Funktion f(x), dass
)(lnmaxarg)(maxargˆ
lnxgxfx
xx== mit f(x)=g(ln(x)). Beweis: Aus
)(maxargˆ xfxx
= folgt 0ˆ/)ˆ( =xdxdf . Aber aus )(lnmaxargln
xgxxo
= folgt
0/)()/)(ln)/)(ln(ln/)(ln ===⋅= ooooooooo dxxdfdxxdgxdxxdgxdxdg ,
was
oxx =ˆ impliziert. Qed.
-
0/)/(
/)/(
))/(,/(max
=∂∂
∂∂
+∂∂
=
−++
ete
tt
n
n
Gte
tett
Gt
t
Gt
ett
nett
Gtl
ppl
AAUp
plU
dldU
plAplUt
)/(/
)/( ett
n
n
Gt
ett
Gt
plA
AU
plU
∂∂
=∂∂
∂∂
−
Steigung der Nutzenindifferenzkurve der Gewerkschaft = Steigung
der Arbeitsnachfragekurve3. Die Gewerkschaft wird den Nominallohn
solange heraufsetzen, bis ihr Nutzenverlust aus zusätzlicher
Arbeitslosigkeit größer wird als der Nutzengewinn zusätzlicher
erwarteter Reallohnsteigerungen.
- Die Gewerkschaft setzt einen Monopollohn lt* bei gegebener
Preiserwartung pte und Abwesenheit eines Technologieschocks, um
zwar eine Beschäftigung At*ltV/pte anzustreben (ltV Nominallohn,
der zu Vollbeschäftigung führt).4
- lt* = lt*(pte) Wenn Preiserwartung steigt, steigt gewünschter
Lohn proportional; Bemerkung: Technologieschock kommt nicht vor, da
nur sein Erwartungswert relevant ist (exogene Konstante=0).
- AV - At*: Strukturelle Arbeitslosigkeit (unabhängig von
Konjunktursituation); A* natürliche Beschäftigung
3 Wir haben hierbei die Komplikationen einer stochastischen
Optimierung vermieden. Dies ist äquivalent zu der Annahme, dass Tt
linear und separat von anderen Variablen in der Funktion UGt
erscheint. 4 Vergleiche die Vorlesung Mikroökonomie: Ein
Monopolproduzent setzt einen höheren Preis als bei vollständiger
Konkurrenz, indem er das Angebot verknappt. Hier verkürzen
Gewerkschaften das Arbeitsangebot, um den Reallohn zu steigern.
At
lt/pet
An
Aa
A* AV
lt*/pet
ltV/pet
UGt
-
- Annahme: Schocks seien relativ klein, sodass stets AV > At
(realisierte Beschäftigung liege stets unter der
Vollbeschäftigung)
- Nachdem Nominallohn lt* gesetzt wurde: Wie passen Unternehmen
die Beschäftigung entsprechend ihrer Arbeitsnachfragekurve an, wenn
das tatsächliche Preisniveau variiert wird?
)T),(pl,pA(A tet
-
*ttt
++= : pt endogen; lt*, pte und Tt exogen;
- Eine Nominallohnerhöhung wird bei konstanten Preisen zu
weniger
Beschäftigung führen; Ein negativer Technologie-Schock (T↓)
erhöht die Kosten und wird durch geringere Beschäftigung abgefedert
bzw. erfordert Preissteigerung bei konstantem
Beschäftigungsniveau;
- Produktionsfunktion (zur Vereinfachung): Yt=At+ Tt =
)T),(pl,pY( t
et
-
*tt
++
- Die Produktion Yt steigt bei positivem Technologieschock durch
den
direkten Effekt auf die Produktivität und indirekt, weil die
Beschäftigung steigt.
Gütermarktgleichgewicht (ISXM)
),0(~,)Y,/pwB()zI()YC(Y 2tt
-ttt
-1ttt υσυυπ N
et ++−+=
++
+
- Unterschied zu bisherigen Modellen: Investitionen hängen
von
erwartetem Realzins ab (Realzins = Nominalzins z minus erwartete
Inflationsrate πt+1 e = pt+1e – pt)
At
pt
lt*(pte)↑Tt↓
A(lt*,Tt)
AV
-
Geldmarktgleichgewicht (LG)
),0(~,)Y,zL(/PG 2ttt-ttt εσεε N+=
+
Devisenmarktgleichgewicht
),0(~, 2t1*
φσφφ Nwwzz ttettt +−+= +
Offene Zinsparität (siehe auch Kapitel 6.3) ergibt sich aus
Arbitrage-
Gleichgewicht. Begründung: - Anleger können 1 € nach 2
Alternativen (a und b) anlegen:
a) Anlage in 1-periodiges Festgeld in t erwarteter Ertrag in
t+1: Et[1+zt] = 1+zt b) Umtausch 1€ zum nominalen Wechselkurs Wt
ergibt: 1/Wt Einheiten in Fremdwährung5; Anlage in Zeitpunkt t in
ausländischer Währung zum Zins z*t; erwarteter Ertrag in t+1 in
ausländischer Währung: Et[(1+z*t)/Wt]= (1+z*t)/Wt; Umtausch in t+1
in einheimische Währung: Et[Wt+1(1+z*t)/Wt] = Wt+1e (1+z*t) / Wt
Achtung: Wechselkurs in t+1 noch nicht bekannt zum Zeitpunkt der
Geldanlageentscheidung daher tritt Wt+1e anstelle von Wt+1!
- Erwarteter Ertrag der beiden Alternativen muss gleich sein,
wenn die Anleger risikoneutral sind: Wt+1e (1+z*t) / Wt = 1+zt
ergibt Gleichung im Kasten6
- z*t sei exogen (kleine offene Volkswirtschaft)
Rationale Erwartungen
- Definition Rationale Erwartungen: Alle Erwartungen müssen sich
im Mittel erfüllen ( keine systematischen Prognosefehler) pte =
E[pt|Ωt-1] ≡ Et-1pt, pt+1e = E[pt+1|Ωt] ≡ Etpt+1, wt+1e =
E[wt+1|Ωt] ≡ Etwt+1, wobei xt+1e die subjektive Erwartung der
Wirtschaftsakteure
5 Man beachte: Wt ist der Preis der Inlandswährung in
Auslandswährung und wt=lnWt. 6 Logarithmieren der Gleichung und
Approximation: ln(1+z)≈z (bei Werten von z nahe 0); Außerdem ist es
möglich ein arbiträres φt hinzuzufügen, wenn Etφt=0, weil nur die
erwarteten Erträge einer in- bzw. ausländischen Geldanlage gleich
sein müssen.
-
hinsichtlich der Variable xt+1 zum Zeitpunkt t+1 darstellt;
Et[xt+1|Ωt] ist die objektive Erwartung basierend auf dem Wissen
des Modells, das als korrekt angenommen wird, und den Realisationen
der endogenen Variablen und Schocks bis zum Zeitpunkt t, die sich
in der Informationsmenge Ωt befinden.
- Definition langfristiges (stationäres) (Erwartungs-)
gleichgewicht
1. Rationale Erwartungsbildung;
2. Alle endogenen Variablen konvergieren zu invarianten
(konstanten) Wahrscheinlichkeitsverteilungen in t=∞.
Einfacher: Wenn die Schocks ihren Mittelwert annehmen,
konvergieren die endogenen Variablen zu Konstanten bzw. ihre
Veränderungsraten sind null in t=∞;
3. Auch die Wirtschaftspolitik wird im Mittel von den privaten
Akteuren richtig antizipiert;
- Weil per Annahme die Lohnsetzung in Periode t+1 auf Schocks in
t bereits flexibel reagieren kann und auch alle anderen Preise
flexibel sind, wird das langfristige Gleichgewicht schon in t+1
erreicht.
- Annahme zur vereinfachten analytischen Lösung: die Funktionen
I(.), C(.), B(.), L(.) A(.) und Y(.) seien linear in ihren
Argumenten und das gesamte Modell ist damit log-linear.
- Annahme: kurzfristig schwankt die Geldmenge, aber langfristig
bleibt sie konstant (bis Kapitel 2g): EtGt+τ = EtGt, τ=1,2,…
Langfristiges Gleichgewicht
- wt+1e - wt = 0, pt+1e - pt = 0, Tt+1 = εt+1 = υt+1 = φt+1 =
0;
111*
1111 *,))(,( ++−
++++++ ==== t
et
ettttt ppAplpAAY
)Y,/pwB()zI()YC(Y
-1t1t1t
-1t1t1t +
++++
+++ ++=
)Y,zL(/pG 1t
-1t1t1t
+++++ =
-
* 11 ++ = tt zz
- Endogene Variablen: At+1, Yt+1, Pt+1, zt+1, wt+1, l*t+1
Da Beschäftigung bei A* fixiert und damit Y t+1 fixiert ist und
in- und ausländische Zinsen langfristig gleich sein müssen, verhält
sich das langfristige Gleichgewicht exakt wie beim Mundell-Fleming
Modell ohne rationale Erwartungen mit endogenen Preisen und
exogenem Einkommen!
Bisherige Analyse des Modells mit endogenen Preisen in Kapitel
2a betraf damit permanente und vorhersehbare Schocks im
langfristigen Gleichgewicht!
- Langfristiges Gleichgewicht: A*, P*, w*
- LG-, ISXM- und A-Kurve müssen so liegen, dass sich die von
der
Gewerkschaft gewünschte Beschäftigung A* im langfristigen
Gleichgewicht ergibt. Warum? Nach Definition des langfristigen
Gleichgewichts nehmen die Schocks ihren Erwartungswert (null) an,
die Geldpolitik wird richtig antizipiert und die Preiserwartung der
Gewerkschaft wird erfüllt. Dann wählt die Gewerkschaft die
Beschäftigung A*. Falls At+1 > A* bei einem langfristigen Preis
pt+1 ( mit 1) in Figur oben bezeichnet), dann steigt l*t+1 A-Kurve
verschiebt sich nach oben bis At+1 = A* (mit 2) in Figur oben
bezeichnet).
Temporäre Schocks und temporäre Veränderungen der Geldmenge
beeinflussen das langfristige Gleichgewicht nicht !!!
Pt+1 Pt+1
A(l*t+1(pet+1= pt+1))
ISXM(l*t+1(pet+1))
LG(z*t+1, l*t+1(pet+1))
A* AV At+1 wt+1
A(l*t+1(pet+1< pt+1)) l*t+1↑
Langfristiges Gleichgewicht
l*t+1↑
l*t+1↑
1) 2)
w*
P*
-
Kurzfristiges Gleichgewicht:
- l*t(pte) ist nun am Anfang einer Periode t durch die
Gewerkschaften bestimmt, wobei pte, pt+1e, wt+1e durch das
langfristige Gleichgewicht bestimmt werden. Daher sind exogen aus
Sicht des kurzfristigen Gleichgewichts: l*t, pte, pt+1e, wt+1e
- pte kann im kurzfristigen Gleichgewicht von pt abweichen, wenn
unvorhergesehene exogene Schocks stattfinden
- endogene Variablen: pt, At, Yt, wt, zt
- Gleichgewichtsbedingungen im kurzfristigen Gleichgewicht:
),(),(++++
=+= ttttttt TpYTTpAY A-Kurve
)I()),(C(),(-
11* e
tttetttttt wwzTpYTpY ++
+++++−+−++= πφ
t-tt)),(,/pwB( υ++
+++tt TpY ISXM-Kurve
t-
1*
tt )),(Y,L(/PG εφ ++−+=+++
+ ttttett Tpwwz LG-Kurve
Achtung: l*t kommt nicht als „Verschiebeparameter“ in Betracht,
da
pt pt
A(Tt)
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges Gleichgewicht
-
bereits am Anfang der Periode bestimmt. (Zur Erinnerung: alle
Funktionen waren als log-linear angenommen worden.)
Herleitung der Steigung von ISXM- und LG-Kurve befinden sich im
Anhang
Stabilisierungspolitik:
- Zielfunktion (Verlustfunktion der Zentralbank) sei: [ ]( ) [
]( ) [ ]( )22212min ttttttZBt wEwAEApEpV −+−+−= αα
α1, α2 sind Präferenzparameter, E[.] ist der unkonditionierte
Erwartungswert, z. Bsp. E[At] = A*.
Zentralbank ist hier nur an Minimierung der Preis-, Wechselkurs-
und Beschäftigungsschwankungen interessiert, nicht aber an
Inflationsrate und Arbeitslosenquote (siehe dagegen Kapitel 2g)
Erhöhung der Beschäftigung über A* hinaus (Reduktion der
Arbeitslosigkeit) ist in diesem Fall schlecht !!!! - Drei
Strategien der Geld- / Währungspolitik:
1. Regelgebundene Geldmengenpolitik (Geldmenge weitet sich
jedes
Jahr um x% aus; zur Vereinfachung: x = 0%): Geldmenge reagiert
nicht auf exogene temporäre Schocks; Annahme ist hier: Zentralbank
erkennt die Natur der Schocks nicht richtig und Gegenmaßnahmen
wirken erst in den Folgeperioden, wenn der Schock schon vorüber ist
(Monetaristische Annahmen) Vorstellung der Bundesbank Der
Wechselkurs ist flexibel
2. Diskretionäre Geldmengenpolitik: Die Geldmenge wird endogen
in Abhängigkeit von den jeweiligen temporären Schocks angepasst um
Zielfunktion zu minimieren; Annahme ist hier: Zentralbank erkennt
die Schocks sofort richtig und Gegenmaßnahmen wirken sofort
(Keynesianische Annahmen) Vorstellung der US Notenbank (Fed) Der
Wechselkurs ist flexibel
3. Feste Wechselkurse: Die Geldmenge wird so endogen angepasst,
dass wt = w*
w* ist der vereinbarte Parikurs, zu dem die Zentralbank bereit
ist, Fremdwährung zu kaufen bzw. zu verkaufen; Diese Operationen
verändern die Geldmenge; (Siehe jedoch sterilisierte Intervention
in Kapitel 4).)
-
2c) Geldnachfrageschock im Inland - ε ↓
• Langfristiges Gleichgewicht: keine Veränderung durch
temporären Geldmarktschock wet+1, pet+1 bleiben unverändert
• Kurzfristiges Gleichgewicht ohne Störung in Vorperiode
(At-1=A*) sei Ausgangslage: dann trete eine Geldnachfragestörung im
Inland (aber nicht gleichzeitig im Ausland) auf (z. Bsp. ε ↓
Aktienboom; ε ↑ Aktiencrash)
• Kurzfristiges Gleichgewicht bei gegebenem langfristigem
Gleichgewicht:
• Ad 1) ε ↓ Rechtsverschiebung der LG-Kurve: Ein Aktienboom
erhöht
die Opportunitätskosten der Geldhaltung, die durch die
Portfolio-Umschichtungen von Spekulationskasse in Aktien frei
gesetzte Liquidität strebt auf die Gütermärkte, wo sie zu
Preissteigerungstendenzen führt, und auf die Bond-Märkte, wo sie zu
Zinssenkungstendenzen führt. Die Zinssenkung muss aber kompensiert
werden durch eine Aufwertungserwartung der einheimischen Währung.
Bei unverändertem langfristigem Gleichgewichtswechselkurs muss der
Wechselkurs kurzfristig steigen, damit er darauf langsam fallen und
sich so die Aufwertungserwartung (zukünftig fallender Wechselkurs)
realisieren kann. Die überraschenden Preissteigerungen führen zudem
zu niedrigeren Reallöhnen und steigern die Beschäftigung und das
Einkommen.
• Reaktionen der Geldpolitik in den 3 geldpolitischen Regimen: -
1) Geldmengenregel: Geldmenge wird nicht angepasst an Schocks:
Preisniveau steigt, Beschäftigung steigt, Wechselkurs steigt
(Abwertung)
pt pt
A(Tt) ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges GleichgewichtGeldmarktschock ε ↓
1) ε↓
2a,b) G↓
-
Beschäftigungs-, Preis- und Wechselkursschwankungen - 2a)
Diskretionäre Geldmengenpolitik: Die Geldmenge kann reduziert
werden und die Ökonomie zum Ausgangsgleichgewicht zurückgeführt
werden keine Beschäftigungs-, Preis- und
Wechselkursschwankungen
Kein Konflikt zwischen Inflation- und Beschäftigung (Kein
Phillipskurven „trade-off“ bei diskretionärer Geldmengenpolitik und
einheimischem Geldmarktschock) - 2b) Feste Wechselkurse: Die
Geldmenge wird automatisch reduziert, um den Wechselkurs stabil zu
halten keine Beschäftigungs-, Preis- und
Wechselkursschwankungen
• Anwendungsbeispiel: Aktienmarktcrash 1929 und 1987
• Während die Geldpolitik auf den Aktiencrash 1929 nicht
expansiv (bzw. sogar restriktiv) reagierte, war die Geldpolitik
nach dem Aktiencrash 1987 stark expansiv. 1929 kam es zu einer
Weltwirtschaftskrise und weiter fallenden Aktienkursen; 1987 kam es
zu keiner negativen Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum und die
Aktienkurse erholten sich schnell.
-
2d) Güternachfrageschock im Inland - υ↑
• Langfristiges Gleichgewicht: keine Veränderung durch
temporären Güternachfrageschock wet+1, pet+1 bleiben
unverändert
• Kurzfristiges Gleichgewicht ohne Störung in Vorperiode
(At-1=A*) sei Ausgangslage: dann trete eine Güternachfragestörung
im Inland (aber nicht gleichzeitig im Ausland) auf (υ↑) (z. Bsp. υ↑
Investitionsboom, Staatsausgabensteigerung; υ ↓ Vorsichtssparen,
(temporäre) Steuererhöhungen)
• Kurzfristiges Gleichgewicht bei gegebenem langfristigem
Gleichgewicht:
• Ad 1) υ↑ Eine Steigerung der Güternachfrage führt zu
Güternachfrageüberschuss und zu Preissteigerungen
(Linksverschiebung der ISXM-Kurve), die wiederum die reale
Geldmenge senken, was durch den Geldnachfrageüberschuss zu
Zinssteigerungen führt, denen eine Abwertungserwartung
entgegenstehen muss. Damit sich die Abwertungserwartung realisieren
kann, muss es bei konstantem langfristigem
Gleichgewichtswechselkurs zunächst eine temporäre Aufwertung geben
bzw. der Wechselkurs muss zunächst fallen. Die Preissteigerung
senkt den Reallohn und erhöht die Beschäftigung.
• Reaktionen der Geldpolitik in den 3 geldpolitischen Regimen: -
1) Geldmengenregel: Geldmenge wird nicht angepasst: Preisniveau
steigt, Beschäftigung steigt, Wechselkurs steigt (Abwertung) kleine
Beschäftigungs-, Preis- und Wechselkursschwankungen
pt pt
A(Tt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges GleichgewichtGüternachfrageschock υ↑
2b) G ↑ 1) υ↑
2a) G↓
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
-
- 2a) Diskretionäre Geldmengenpolitik: Die Geldmenge kann
reduziert werden und die Ökonomie zum Ausgangspreisniveau
zurückgeführt werden keine Beschäftigungs- und Preis-, wohl aber
Wechselkursschwankungen Kein Konflikt zwischen Inflation und
Beschäftigung (Kein Phillipskurven „trade-off“ bei diskretionärer
Geldmengenpolitik und Güternachfrageschock) - 2b) Feste
Wechselkurse: Die Geldmenge wird automatisch erhöht, um den
Wechselkurs stabil zu halten große Beschäftigungs-, Preis-, aber
keine Wechselkursschwankungen
• Anwendungsbeispiel: Der Wiedervereinigungsboom in Deutschland
1990-1991: 1989 1990 1991 1992 BSP-Wachstum (%) 3.8 5.5 4.3
1Inflationsrate (%) 2.8 2.7 3.5 4Zins7 7.1 8.9 8.7 8.1DM/$
Wechselkurs8 1.88 1.62 1.66 1.56Leistungsbilanz (Mrd. DM) 108.1
76.4 -33.1 -39.4
Quelle: Deutsche Bundesbank Monatsbericht
• Verstärkte Nachfrage nach westdeutschen Produkten aus
Ostdeutschland führt zu steigenden Preisen in Westdeutschland,
steigendem Bruttosozialprodukt (BSP), höherem Zins, Aufwertung der
DM und einer Verschlechterung der Handelsbilanz9 – alles erklärt
durch das Modell. Die Deutsche Bundesbank reagierte mit einer
restriktiven Geldpolitik, um die Inflation zu bekämpfen, was zum
Abschwung 1992 führte.
2e) Güterangebotsschock im Inland - T↓
• Langfristiges Gleichgewicht: keine Veränderung durch
temporären Güterangebotsschock wet+1, pet+1 bleiben unverändert
• Kurzfristiges Gleichgewicht ohne Störung in Vorperiode
(At-1=A*) sei Ausgangslage: dann trete eine kurzfristige
Güterangebotsstörung im Inland (aber nicht gleichzeitig im Ausland)
auf (T↓)
z. Bsp. T↓: Missernte, Rohstoffpreiserhöhung, Streiks; T↑:
Rationalisierung, Informationskostenersparnis durch Internet
(New
Economy), Organisationsverbesserung (Lean-Management,
Outsourcing);
7 Jährliche durchschnittliche Effektivverzinsung aller
festverzinslichen Wertpapiere. 8 Durchschnittlicher Wechselkurs
über das gesamte Jahr. 9 Man beachte: Preissteigerung und nominale
Aufwertung bedeuten eine besonders starke reale Aufwertung und
besonders starke Verschlechterung des Außenbeitrags
(Leistungsbilanz).
-
• Reaktionen der Geldpolitik in den 3 geldpolitischen Regimen:
1) Geldmengenregel: Kurzfristiges Gleichgewicht bei gegebenem
langfristigem Gleichgewicht:
- T ↓: Wenn die Produktivität fällt, i.e. die Produktionskosten
steigen, dann
fällt bei konstanten Nominallöhnen und Preisen die
Beschäftigung, da die Produktivität hinter dem Reallohn
zurückbleibt und Rationalisierungen zur Kosteneinsparung
erforderlich werden. Durch die geringere Beschäfti-gung und die
geringere Produktivität sinkt die Produktion. Das führt zu einer
Überschussnachfrage auf dem Gütermarkt und steigenden
Güter-preisen. Auf dem Geldmarkt führt das gesunkene Einkommen zu
gerin-gerer realer Geldnachfrage und die gestiegenen Preise zu
geringerem realen Geldangebot. Je nachdem ob der Einkommenseffekt
oder der Preiseffekt auf dem Geldmarkt dominiert, kommt es zu
Geldmarktüber-schussnachfrage oder –angebot, was entsprechend zu
Zinssteigerungen oder Zinssenkungen führt. Dies setzt wiederum
entsprechend eine Abwer-tungs- bzw. Aufwertungserwartung voraus,
die bei konstantem langfris-tigen Gleichgewichtswechselkurs zu
einer temporären Aufwertung (w↓) im ersten und zu einer temporären
Abwertung (w↑) im zweiten Fall führt. Linksverschiebung der
A-Kurve; ISXM- und LG-Kurve verschieben sich nach oben;
- Ad 1): Geldmengenregel: Geldmenge wird nicht angepasst:
Preisniveau steigt; Wechselkurs reagiert nicht eindeutig auf den
Angebotsschock; Einkommen Yt fällt (siehe Gandolfo, (2001), S. 540,
für mathematischen Beweis)
pt pt
A(Tt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges GleichgewichtTechnologieschock T↓
Geldmengenregel
1) T↓ 1) T↓
1) T↓
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
-
2) Diskretionäre Geldmengenpolitik:
- Ad 1) wie bei Geldmengenregel - Ad 2a) Die Geldpolitik kann
entweder die Beschäftigung stabil halten und Inflation akzeptieren
oder die Preise stabil halten und Beschäftigungs-schwankungen
akzeptieren oder die optimale Kombination aus beidem wählen
Konflikt zwischen Inflation und Beschäftigung (Phillipskurven
„trade-off“ bei diskretionärer Geldmengenpolitik und
Güterangebotsschocks) 3) Feste Wechselkurse:
- Ad 1) wie bei Geldmengenregel
pt pt
A(Tt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges Gleichgewicht: Technologieschock T↓ und feste
Wechselkurse
1) T↓
1) T↓ 1) T↓
2b) G ↑
w*
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
pt pt
A(Tt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges Gleichgewicht Technologieschock T↓ Diskretionäre
Geldmengenpolitik
1) T↓ 1) T↓ 1) T↓
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
2a)
wt-1
pt-1
-
- Ad 2b) Feste Wechselkurse: Die Geldmenge wird automatisch
erhöht (oder ggf. gesenkt), um den Wechselkurs stabil zu halten
Preise steigen; Einkommen Yt fällt (siehe Gandolfo, (2001), S. 540,
für mathematischen Beweis) • A priori bleibt unklar, ob
Geldmengenregel oder feste Wechselkurse zu
niedrigeren Preis- bzw. Beschäftigungsschwankungen führt
• Anwendungsbeispiel: Ölpreisschock 1973
• 1973 kommt es durch ein Ölkartell der OPEC-Länder zu einem
dramatischen Anstieg des Rohölpreises, der die Produktionskosten
der Industrie erhöhte und daher wie ein negativer Technologieschock
wirkte.
Quelle: Jarchow, (1999), S. 239.
• Es kommt zu Stagflation (höhere Inflationsraten und
niedrigeres Wachstum) sowohl in den USA als auch in
Deutschland;
US BSP
Wachstums-rate (%)
DeutschlandBSP Wachstums-rate (%)
US Inflations-rate (%)
Deutschland Inflationsrate (%)
1972 5.8 3.7 3.5 5.5 1973 5.4 4.9 6.2 6.9 1974 -1.3 0.5 11.1
7
Quelle: OECD Economic Outlook
-
2f) Devisenmarktschock - φ↑
• Langfristiges Gleichgewicht: keine Veränderung durch
temporären Devisenmarktschock φ↑ wet+1, pet+1 bleiben
unverändert
• Kurzfristiges Gleichgewicht ohne Störung in Vorperiode
(At-1=A*) sei Ausgangslage: dann trete ein Devisenmarktschock auf
(φ↑) (z. Bsp. φ↑ Verschuldungskrise des inländischen Staates =>
Risikoprämie; Bankenkrise (Argentinien 2001); φ ↓
Steuervergünstigungen für inländische Geldanlagen)
• Kurzfristiges Gleichgewicht bei gegebenem langfristigem
Gleichgewicht:
• Ad 1) φ↑: Angenommen es entsteht der Verdacht einer
möglichen
Zahlungsunfähigkeit eines Landes gegenüber dem Ausland, dann
fordert das Ausland auf den erwarteten Ertrag von inländischen
Wertpapieren einen Risikoaufschlag (φ↑). Weil die Inlandszinsen
zunächst auf dem Geldmarkt fixiert sind, muss es zu einer Abwertung
der Inlandswährung kommen (w↑) (Rechtsverschiebung der LG-Kurve),
damit bei einem unveränderten langfristigen
Gleichgewichtswechselkurs eine Aufwertungserwartung entsteht, die
das Ausfallrisiko entlohnt. Die Abwertung erlaubt zwar zunächst die
Zinsen und damit die Investitionen unverändert zu lassen
(ISXM-Kurve verschiebt sich nach rechts durch Abwertung), doch
führt sie zu Exportüberschüssen und damit zu Überschussnachfrage
auf dem Gütermarkt, die die Güterpreise nach oben treibt. Die
Preissteigerungen senken die Reallöhne und erhöhen die
Beschäftigung und das Einkommen. Sie senken aber auch das reale
pt pt
A(Tt)
LG(wet+1, Tt, εt, φt)
A* AV At wt
Kurzfristiges GleichgewichtDevisenmarktschock φ↑
1) φ↑
1) φ↑ 2b) G↓
2a)
w*
ISXM(wet+1,pet+1, Tt, υt, φt)
-
Geldangebot, was bei gestiegenem Einkommen und höherer realer
Geldnachfrage zu Nominalzinssteigerungen führen muss, die die
ursprüngliche Abwertung etwas abfedern.
• Reaktionen der Geldpolitik in den 3 geldpolitischen Regimen: -
1) Geldmengenregel: Geldmenge wird nicht angepasst: Abwertung der
einheimischen Währung (w steigt), Preise und Beschäftigung steigen
Beschäftigungs-, Preis- und Wechselkursschwankungen - 2a)
Diskretionäre Geldmengenpolitik: Die Geldmenge kann so angepasst
werden, dass die Ökonomie zum Ausgangspreisniveau zurückgeführt
wird
keine Beschäftigungs- und Preis-, wohl aber
Wechselkursschwankun-gen Kein Konflikt zwischen Inflation und
Beschäftigung (Kein Phillipskurven Trade-Off bei diskretionärer
Geldmengenpolitik und Devisenmarktschock) - 2b) Feste Wechselkurse:
Die Geldmenge wird automatisch reduziert, um den Wechselkurs stabil
zu halten Preise und Beschäftigung sinken
• Beschäftigung nach φ↑ niedriger bei festen Wechselkursen als
bei Geldmengenregel Typischerweise höhere Preis- und
Beschäftigungsschwankungen bei festen Wechselkursen im Vergleich zu
einer Geldmengenregel
Klassischer Fall einer Banken- und Währungskrise
(„Twin-Crisis“); Bankenkrise führt zu einem Abwertungsdruck der
einheimischen Währung, der bei festen Wechselkursen zu einer
restriktiven Geldpolitik zwingt, was zu einem
Beschäftigungseinbruch führt. Um diesem Beschäftigungseinbruch
entgegenzuwirken, wird die Wechselkursbindung aufgegeben und es
kommt zur Abwertung (Währungskrise) Häufig in den 80er Jahren bei
zahlreichen Entwicklungsländern zu beobachten (zuletzt Argentinien
2001)
2g) Zeitinkonsistenzproblem und Inflation
• Neue Zielfunktion der Zentralbank:
),(min++
= ttZB
GuVV
t
π
-
ut=AV-At Arbeitslosenquote10, πt = pt –pt-1 ist die
Inflationsrate; πt, ut ≥ 0;11 Optimum: πt = ut = 0
Zentralbank ist jetzt nicht besorgt um Preis- und
Beschäftigungs-
schwankungen, sondern Inflationsrate und Unterbeschäftigung !!!
• Zur Vereinfachung seien jetzt Schocks ausgeschlossen
rationale
Gewerkschaften müssen nur noch Geldpolitik richtig
antizipieren
• Zur Erinnerung: Position der A-Kurve hängt von der gewünschten
Lohnhöhe der Gewerkschaften ab, die wiederum von der Preiserwartung
abhängt A(l*(pet)).
• In der Ausgangssituation sei angenommen, dass die
Preiserwartung statisch gebildet werde: pet = pt-1
• Dann ergibt sich für die Zentralbank ein Inflationsanreiz:
• Im A-p-Diagramm lässt sich einfach die
Zentralbankverlustfunktion einzeichnen: Dazu bemerkt man zunächst,
dass die Inflationsrate gemessen wird als (pt –pt-1) und die
Arbeitslosenquote als (AV-At). Arbeitslosenquote und Inflation sind
beide null, wenn pt = pt-1 und AV = At
10 Die Variable Beschäftigung at sei wie folgt definiert:
At=ln(at); als Approximation gilt für eine Variable xt nahe dem
Wert 1: ln(1+xt) ≈ xt; Dann erhält man: AV-At = ln(aV)-ln(at) =
ln(aV/at) = ln(((aV-at)/at)+1) ≈ ((aV-at)/at) ≡ ut. 11 Negative
Inflationsraten = Deflation sind zur Vereinfachung hier
ausgeschlossen.
pt pt
A(l*(pet=pt-1)
LG(wet+1)
A* AV At wt
Inflationsanreiz der Zentralbank
1) G↑
πt
ut
VZBt (pt>pt-1)
pt-1
VZBt (pt=pt-1) 1)
pt
ISXM(wet+1,πet+1)
-
sind und steigen entsprechend proportional mit pt und –At an.
Daher ergibt sich in dem A-p-Diagramm ein neues
ut-πt-Koordinatenkreuz mit dem Ursprung AV und pt-1. Die
Zentralbankverlustfunktion ist minimal im Ursprung (weder Inflation
noch Arbeitslosigkeit) und steigt in konzentrischen Kreisen um den
Ursprung an, wenn Inflationsraten und Arbeitslosigkeit steigen.
• Wenn die Zentralbank die Geldmenge in Periode t auf demselben
Niveau wie in Periode t-1 belässt, realisiert sie einen Verlust von
VZBt (pt=pt-1). Wenn die Zentralbank jedoch die Geldmenge etwas
erhöht ( 1) in Figur oben), kommt es zwar zu Inflation, aber die
Beschäftigung steigt auch. Insbesondere reduziert sich der
Zentralbankverlust auf VZBt (pt>pt-1).
Inflationsanreiz der Zentralbank !!!
• Bemerkung 1: Inflationsanreiz besteht in jeder Periode!
Permanente Preissteigerung = Inflation!
• Bemerkung 2: Inflationsanreiz würde nicht bestehen, wenn
A*=AV, weil die Ökonomie dann bereits im Optimum ist: πt = ut =
0.
• Bemerkung 3: Inflationsanreiz würde auch nicht bestehen, wenn
die Gewerkschaft den Tarifvertrag sofort kündigen könnte und nach
Preissteigerungen neu abschließen könnte.
• Es liegt kein langfristiges Gleichgewicht bei rationalen
Erwartungen vor, da pet = pt-1 < pt !!!! Gewerkschaft wird
getäuscht, da erwarteter Reallohn unter dem tatsächlichen Reallohn
liegt.
• Rationale Gewerkschaft erkennt Inflationsanreiz der
Zentralbank und reagiert vorbeugend mit l*t(pet) ↑.
• Um wie viel müssen Löhne steigen? (Nash-Gleichgewicht) 1.
lt*(pet)-l*t-1(pet-1), so dass pet= pt und damit At = A*.
2. Zentralbank darf nach Lohnerhöhung keinen weiteren Anreiz zu
noch
höherer Inflation haben:12
))),(*,((min 1−−−= ttettt
VZB
pppplpAAVV
t
12 Zentralbank kann mit Geldpolitik jedes gewünschte Preisniveau
ansteuern. Zur Vereinfachung setzt Zentralbank Preisniveau ( pt)
direkt.
-
0=∂∂
+∂∂
∂∂
−=tttt
VpA
uV
dpdV
π
ttt pAV
uV
∂∂
=∂∂
∂∂
π/
Steigung der Zentralbank-Indifferenzkurve muss gleich der
Steigung der Arbeitsnachfragekurve im p-A-Diagramm sein Die
Zentralbank darf nicht willens sein, durch Inkaufnahme zusätzlicher
Inflation, die Beschäftigung zu erhöhen.
• Folglich:
• Ad 1) Die Gewerkschaft erhöht die Löhne, bis die Zentralbank
nicht mehr bereit ist, die Lohnerhöhungen mit weiteren
Preissteigerungen (und damit noch höherer Inflation) zu
übertreffen!!!
• Dann reagiert die Zentralbank nach der Lohnerhöhung mit
entsprechender Ausweitung der Geldmenge, um die Preiserhöhung zu
erzeugen (akkomodierende Geldpolitik) ( 2) in Figur oben).
• Ergebnis: Es gibt permanente Inflation, keine positiven
Beschäftigungseffekte (Gewerkschaft lässt sich nicht täuschen!),
aber
pt pt
A(l*(pet=pt-1)
LG(wet+1)
A* AV At wt
Inflation im Gleichgewicht
2) G↑
πt
ut
VZB(pet=pt-1)
pt-1
pt
VZB(pet=pt)
l*(pet)↑ ISXM(wet+1,πet+1)
-
eine Abwertung (w steigt).13
• Abwertung steht aber in diametralem Gegensatz zu festen
Wechselkursen!
• Wenn das System fester Wechselkurse glaubwürdig ist, dann kann
die Zentralbank keine Geldmengenausweitung nach einer Tarifrunde
durchführen, weil dadurch die Wechselkurse nicht mehr konstant
bleiben!
Keine Preiserhöhung Gewerkschaft versteht dies und fordert
entsprechend auch keine Lohnerhöhung in Erwartung steigender
Preise!!
Keine Inflation aber Beschäftigung liegt trotzdem bei A* Gewinn
für Zentralbank
• Anmerkung 1: Dieselben Vorgänge finden im Diagramm des
langfristigen Gleichgewichts statt.
• Anmerkung 2: implizite Annahme ist, dass das Leitwährungsland
selbst keine Inflation hat. Falls das Leitwährungsland selbst
Inflation hat, dann muss das Land, das den Wechselkurs stabil hält,
seine Inflationsrate auf die des Leitwährungslandes reduzieren
(siehe Kapitel 2a3)
• Anmerkung 3: Gibt es alternative Erklärungen von Inflation? Ja
– unge-fähr ein halbes dutzend.14 Gewerkschaften sind nicht
notwendig. Alle In-flationserklärungen haben gemeinsam:
Letztendlich weitet die Zentral-bank aus eigenem Interesse die
Geldmenge permanent aus. Permanente Inflation ist nur durch
Geldpolitik, nicht durch Güternachfrage- oder –angebotsschocks
erklärbar.
• Anmerkung 4: Feste Wechselkurse sind nicht die einzige
Möglichkeit, Inflation zu reduzieren. Alternative ist das
Bundesbank-Modell: unabhängige Zentralbank, die nur der
Preisstabilität verpflichtet ist (Modell des konservativen
Zentralbankpräsidenten von Rogoff (1985)).
erfordert moderne Bürokratien, Rechtsstaat und strikte
Gewaltentrennung, was oft in Entwicklungsländern nicht
existiert.
• Schlussfolgerung: Glaubwürdige feste Wechselkurssysteme können
kostenfrei Inflation reduzieren ohne Arbeitslosigkeit zu
erhöhen
13 Durch rationale Erwartungen auf den Devisenmärkten und von
Investoren verändern sich auch wet+1 und pet+1 und verschieben die
LG-Kurve und ISXM-Kurve. Da wir gesehen haben, dass das
langfristige Gleichgewicht dem Gleichgewicht des Mundell-Fleming
Modells ohne rationale Erwartungen bei endogenen Preisen und
exogenem Einkommen entspricht, wissen wir aus Kapitel 2a), dass
wet+1 - wt = pet+1 - pt. Damit verschiebt sich die ISXM Kurve
nicht. Die LG-Kurve verschiebt sich zwar durch ein gestiegenes
wet+1; Dies wird jedoch überlagert durch die Geldmengenausweitung.
14 Für Interessenten: Cukierman, Alex, (1992), Central bank
strategy, credibility, and independence: Theory and evidence, MIT
Press, Cambridge (MA) und London.
-
2h) Disinflationspolitik mit fehlender Glaubwürdigkeit
• Warum sollte ein fester Wechselkurs (wt=w*) glaubwürdig sein,
wenn eine stabile Geldpolitik (Gt=G*) nicht glaubwürdig ist?
Es gibt Zusatzkosten, eine Abwertung zu akzeptieren relativ zu
einer Inflation, z. Bsp.:
1. Internationale Sanktionen, wenn internationale Abkommen
gebrochen werden (Z. Bsp. waren im EWS feste Wechselkurse eine
Vorbedingung um Mitglied der Währungsunion zu werden; oder die
italienische Notenbank konnte politischen Forderungen nach
Beschäftigungsexpansion im EWS eher standhalten, wenn auf die
Verpflichtungen aus dem Währungssystem verwiesen wurde.)
2. Erwerb von Reputation durch Transparenz: Eine
Wechselkursabwertung lässt sich leicht und sofort beobachten; das
Einhalten eines Geldmengenzieles jedoch nicht, da es kurzfristig
immer Schwankungen der Geldmenge gibt. Erst nach einer Weile
erkennen Marktakteure, dass eine temporäre Geldmengenerhöhung
tatsächlich permanent ist Unsicherheit vorbeugende Lohnerhöhungen,
um nicht überrascht zu werden (z. Bsp. Österreich hat während des
EWS am selben Tag dieselben Politikmaßnahmen vorgenommen wie die
Bundesbank Sicherte glaubwürdig feste Wechselkurse)
3. Nationalstolz (Frankreich)
• Oft sind feste Wechselkurssysteme jedoch unglaubwürdig
• Dann gibt es vorbeugende Lohnerhöhungen, selbst wenn die
Preise tatsächlich konstant bleiben: pte > pt-1 = pt l*(pte) ↑
A-Kurve verschiebt sich nach oben
At
pt
lt*(pte)↑A(lt-1*)
AV
pt-1
A* ADis
-
• Zentralbank steht vor Dilemma: entweder akkomodiert sie die
Lohnerhöhungen monetär (erhöht nachträglich die Preise entsprechend
der Lohnerhöhung) oder sie akzeptiert besonders hohe
Arbeitslosigkeit (Adis
-
- Inflation und Preisschwankungen: Quelle: Eichengreen.
-
Goldstandard: Hohe Preisschwankungen, aber keine Inflation;
Bretton Woods System: Geringe Preisschwankungen und geringe
Inflation; Post-Bretton Woods System: Hohe Inflation;
- Einkommensschwankungen:
Goldstandard: Hohe Konjunkturschwankungen Bretton Woods System:
Geringere Konjunkturschwankungen
Post-Bretton Woods System: Ungefähr wie im Bretton Woods
System
- Internationaler Konjunkturzusammenhang: Goldstandard: Kaum
gemeinsame Konjunkturschwankungen Bretton Woods System: Höhere
gemeinsame Konjunkturschwankungen Post-Bretton Woods System:
Höchste gemeinsame Konjunkturschwankungen Quelle: Eichengreen.
-
Goldstandard: Hohe Konjunkturschwankungen Bretton Woods System:
Geringere Konjunkturschwankungen Post-Bretton Woods System:
Ungefähr wie im Bretton Woods System Autonome Geldpolitik scheint
erfolgreich zur Konjunkturstabilisierung eingesetzt worden zu
sein;
- Wechselkursrisiko:
Quelle: Jarchow (1999), S. 269. Quelle: Jarchow (1999), S.
103.
Keine klare Evidenz für Reduktion des Welthandels durch
Wechselkursschwankungen im Post-Bretton Woods System im
Vergleich zu den Festkursepisoden
-
2j) Schlussfolgerungen
• Inflationsbekämpfung
Feste Wechsel-kurse (nicht Leit-währungs-land)
Geldmengen-regel = Flexible Wechsel-kurse
Diskretio-näre Geldmen-genpolitik = Flexible Wechselkurse
Bewertung
Disinflationspolitik Reduziert Inflation ohne Arbeits-losigkeit,
wenn glaubwürdig
Reduziert Inflation, aber weniger glaubwürdig und höhere
Arbeitslosig-keit
Inflations-stimulierend, da temporäre Ausweitung der Geldmenge
erst nicht unter-scheidbar von permanenter Ausweitung
Feste Wechselkurse für Länder mit hohen Inflationsraten aber
ohne institutionelle Vorraus-setzungen für unabhängige Zentralbank
(Entwicklungs-länder)
Hohe Inflationsrate im Ausland durch Geldmengen-expansion
Inflationsrate des Leitwährungs-landes muss übernommen
werden
Isolation von ausländischer Inflationsrate
Länder mit niedrigerer Inflationsrate als Leitwährungs-land
bevorzugen flexible Wechselkurse (z. Bsp. Deutschland vis a vis USA
1971)
Ausländische Güternach-frageschocks und inländische
Inflation
Unbestimmter Effekt
Keine Isolation positive Korrelation der Länder-Inflationsraten
möglich
Nur vorübergehende Preis-steigerungen; keine permanente
Inflation
-
• Konjunkturschwankungen
Feste
Wechselkurse (nicht Leit-währungs-land)
Geldmengen-regel = Flexible Wechsel-kurse
Diskre- tionäre Geldmen-genpolitik = flexible Wechsel-kurse
Bewertung
Ausländische Schocks
Positive Rück-kopplung bei Geldmarkt-schocks; Unbestimmte
Rück-kopplung bei Güternach-frageschocks
Negative Rück-kopplung bei Geldmarkt-schocks; Positive
Rück-kopplung bei Güternach-frageschocks
Flexible Wechselkurse, wenn positiv korrelierte
Geldmarkt-schocks dominant (z. Bsp. Aktiencrashs mit „Contagion“)
Ausländische Güternachfrage-schocks = grosser bilateraler
Aussenhandel eher feste Wechselkurse (z. Bsp.: EWS) Aber:
Deutschland nutzt USA als „Konjunktur-lokomotive“
Temporärer inländischer Geldmarkt Schock
Keine Konjunktur schwankung
Konjunk-turschwan-kung
Keine Konjunk-turschwan-kung
Feste Wechselkurse, wenn Bankensystem instabil und Inflation
Temporärer inländischer Güternach-frageschock
Grosse Konjunk-turschwan-kung
Kleine Konjunk-turschwan-kung
Keine Konjunktur- schwan-kung
Flexible Wechselkurse bevorzugt
-
Temporärer inländischer Güter-angebots-schock
Konjunk-turschwan-kung unbestimmt
Konjunk-turschwan-kung unbe-stimmt
Phillips-kurven trade-off: Inflation oder Arbeits-losigkeit
(z. Bsp.: Ölkrisen 1973 und 1979)
Diskretionäre Geldmengen-politik
Temporärer Devisen-marktschock
Konjunk-turschwan-kungen
Konjunk-turschwan-kung geringer; Beschäfti-gung höher als bei
festen Wechsel-kursen
Keine Konjunktur-schwankung
Länder mit Zahlungs-schwierigkeiten im Ausland sollten flexible
Wechselkurse wählen (z. Bsp. Argentinien 2001)
• Politischer Standpunkt: Feste
Wechsel-kurse (nicht Leit-währungs-land)
Geldmengen-regel = flexible Wechsel-kurse
Diskretionäre Geldmengen-politik = flexible Wechselkurse
Bewertung
Keynesiansche Annahmen (Zentralbank erkennt Schocks und
Geldpolitik wirkt schnell)
Vorteil bei Reduktion von Beschäftigungs-schwankungen
Feste Wechselkurse mit Abwertungs-klauseln
Monetaristische Annahmen (Zentralbank erkennt Schocks nicht
richtig und Geldpolitik wirkt zeitverzögert)
Führt nur zu weiteren Störungen des Konjunkturverlaufs
Flexible Wechselkurse bei Geldmen-genregel (wegen
Infla-tionsproblem)
-
• Wechselkursrisiko:
Feste Wechsel-kurse (nicht Leit-währungs-land)
Geld-mengen-regel = Flexible Wechsel-kurse
Diskretionäre Geldmengen-politik = flexible Wechselkurse
Bewertung
Wechsel-kurs-risiko
Niedrig (jedoch Währungs-krisen)
Hoch hoch Wechselkursrisiko erhöht Transaktionskosten von
internationalem Handel und Kapitalverkehr
feste Wechselkurse, wenn keine effizienten Devisenterminmärkte
zur Wechselkurs-risikoabsicherung existieren (z. Bsp.
Entwicklungsländer) Ansonsten sind feste Wechselkurse
Export-subvention
Allokationsverzerrung
-
Mathematischer Anhang: Berechnung der Steigung der ISXM-Kurve im
p-w-Diagramm
0)),(,/pwB(
))(I()),(C(),(
t-tt
-11
*
=−−
−−+−+−−≡
+++
+++++++
υ
φ
tt
tettt
etttttt
TpY
ppwwzTpYTpYISXM
,01
+−++
>∂∂
+∂∂
−
∂∂
−∂∂
−∂∂
=
∂∂
∂∂
−∂∂
+∂∂
−∂∂
∂∂
−∂∂
=
t
t
pw
wB
zI
YB
YC
pY
pY
YB
pw
wB
zI
pY
YC
pY
dpdISXM
rt
rt
rtt
t
rt
rt
rtttt
wobei wr und zr der Reale Wechselkurs und Realzins sind und sich
das Vorzeichen in eckigen Klammern aus der Annahme ergibt, dass von
einer Einkommenserhöhung nur ein Teil für inländische und
ausländische Güter verwendet wird und ein anderer Teil gespart
wird. Außerdem wird eine Normalreaktion der Leistungsbilanz
unterstellt.
01 <∂∂
−∂∂
=
+−t
rt
rtt pw
BzI
dwdISXM
0/ >
−=
ttt
t
dpdISXM
dwdISXM
ISXMdwdp
Berechnung der Steigung der LG Kurve im p-w Diagramm
0)),(,L(/pGLG t-
1*
tt =−+−+−≡+++
+ εφ ttttett TpYwwz
02
-
_______________________________________________________________
Literatur: Gandolfo, (2000), S. 277-91, 535-541. McCallum (1996),
S. 97-186. Jones und Kenen, (Hrsg.), (1986), S. 859-912 van der
Ploeg, (Hrsg.), (1994), S. 192-217.