Forschungsarbeit zur altersspezifischen Variation der Verwendung von Bewertern und Verstärkern.
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1.EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA FRANKFURT/ ODER KULTURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT
03.04.2012
Lehrstuhl für : Angewandte Sprachwissenschaft, Sprach- und Kulturkontakt
Lehrstuhlinhaberin: Prof. Dr. Cornelia Müller
Seminar: Erhebung, Transkription und Analyse von gesprochener Sprache
Wintersemester 2011/2012
Dozentin: Concha Maria Höfler
„total mega Proll versus aller liebster Lieblingsfilm -
der Wandel der Verwendung von Bewertern und Verstärkern
mit zunehmendem Alter.
Eine vergleichende Studie gesprochener Sprache von
Abiturientinnen und Studentinnen.“
Winnie Plha
Matrikelnummer: 32047
Studiengang: Kulturwissenschaften
Schwerpunkt: Linguistik/ Modul 2
5. Fachsemester
1
Gliederung der Hausarbeit
Verzeichnis verwendeter Elemente der
GAT 2-Trankspriptionskonvention 2
1. Einleitung 3
2. Methodik
2.1 Fragestellungen 3
2.2 Forschungsaufbau 4
2.3 Daten 5
3. Auswertung und Analyse
3.1 Bewerter und Verstärker 5
3.2 Analyse und Auswertung der quantitativen Daten 7
3.3 Themenbezogene Auswertung und Analyse der Daten 9
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 15
5. Literaturverzeichnis
5.1 Printmedien 17
5.2 Internetrecherchen 17
2
Verzeichnis verwendeter Elemente der GAT 2- Konvention
Pausen
(.) Mikropause, geschätzt (bis 0,2 Sekunden)
(-) kurze geschätzte Pause (0,2- 0,5 Sekunden)
Einatmen
°h Einatmen (von circa 0,2- 0,5 Sekunden)
Intonation
- gleich bleibend
. tieffallend
; mittel fallend
, mittel steigend
? hoch steigend
Akzentuierung
akZENT Fokusakzent
akzEnt Nebenakzent
Dehnungen
: Dehnung, Längung (um circa 0,2 – 0,5 Sekunden)
Unverständlichkeiten
(xxx) circa 3 unverständliche Silben
(unverständlich … Sekunden) unverständliche Passage mit Angabe der Dauer
Sonstiges
[ ] Überlappung und Simultansprechen
((lacht)) para- und außersprachliche Handlungen und Ereignisse
= Anschluss im nächsten Event
und_äh Verschleifungen innerhalb von Einheiten
3
1. Einleitung
Ausdrücke wie gut, fabelhaft, klasse, schrecklich oder schlimm sind Sprachmittel der
Bewertung. Sie treten im alltäglichen Sprachgebrauch gehäuft auf. Oftmals werden
sie durch verstärkende Elemente wie beispielsweise richtig, ganz oder total ergänzt.
Diese Sprachmittel dienen im Allgemeinen dazu die Haltung des Sprechers zu
bestimmten Sachverhalten, Gegenständen oder Situationen zum Ausdruck zu
bringen. Bewerter und Verstärker werden von Menschen in allen Altersgruppen
verwendet, doch die Quantität des Gebrauchs scheint altersspezifisch zu variieren.
Besonders exzessiv und kreativ werden sie im jugendsprachlichen Kontext benutzt
(Androutsopoulos 1998b: 1). Eine vorangegangene, von mir durchgeführte Erhebung
ließ jedoch tendenziell erkennen, dass bereits im voranschreitenden Jugendalter
Veränderungen in der Häufigkeit des Gebrauchs feststellbar sind. Dazu wurden unter
anderem zwei Gruppen unterschiedlich alter, weiblicher Probandinnen in einem
ungezwungenen Gruppengespräch aufgezeichnet. Die weiblichen Teilnehmerinnen
waren 13 bis 14 beziehungsweise 17 bis 18 Jahre alt und stammten aus einem
vergleichbaren sozialen Umfeld. Die Auswertung der Daten ergab, dass die Quantität
der Verwendung von Bewertern und Verstärkern mit steigendem Alter
vergleichsweise abnahm. Dies könnte sich unter anderem durch sprachliche und
geistige Entwicklungsprozesse erklären lassen, die im Allgemeinen mit steigendem
Alter eine Distanzierung von jugendsprachlichen Sprachmitteln bewirken. Hier spielt,
Henne (2009: 204f) zufolge, besonders die Weiterentwicklung der Ich- Identität eine
bedeutende Rolle. Nun ist es spannend diese Erhebung über den bearbeiteten
Rahmen hinaus zu erweitern und eine ältere Vergleichsgruppe heranzuziehen. So
könnte man feststellen, ob im weiteren Entwicklungsverlauf Veränderungen im
Sprachgebrauch bezüglich der Verwendung von Bewertern und Verstärkern
beobachtbar sind. Darüber hinaus werden Überlegungen angestellt, womit diese
eventuellen Veränderungen im Zusammenhang stehen könnten. Zunächst stehen
jedoch Informationen zur Methodik und Fakten zu den Themen Jugendsprache,
Bewertern und Verstärkern als Grundlage im Vordergrund.
4
2. Die Methodik
2.1 Fragestellungen
Die gesprochene Sprache scheint einem altersspezifischen Entwicklungsprozess zu
unterliegen. Dies wird unter anderem an der Verwendung bestimmter Worte und
Ausdrucksweisen ersichtlich. Hier spielt nicht nur die Wortwahl, sondern auch die
Quantität der Verwendung spezifischer Worte eine Rolle. Zunächst ist es daher
interessant, den Gebrauch von Bewertern und Verstärkern auf einer quantitativen
Ebene zu betrachten und festzustellen, ob zwischen der älteren und der jüngeren
Gruppe diesbezüglich deutliche Unterschiede bestehen. Doch auch der qualitativen
Ebene soll Beachtung geschenkt werden, denn es ist ebenso spannend sich die Art
der verwendeten Bewerter und Verstärker näher anzuschauen. So wird im zweiten
Teil gefragt, ob es themenbezogene Unterschiede bei der Wahl von Bewertern und
Verstärkern in der älteren Gruppe gibt. Dahingehend wird untersucht, ob die
Sprecher bei jugendlicheren Themen zurück in einen jugendsprachlich gefärbten
Sprechstil verfallen, während sie bei ernsteren, erwachseneren Themen deutlich
andere Bewerter und Verstärker verwenden oder ob es ein konstantes Muster gibt.
Abschließend soll geklärt werden, ob die eventuell gehäufte Verwendung
jugendsprachlicher bewertender und verstärkender Sprachmittel als Indikator für eine
mögliche Verlängerung der Jugendphase herangezogen werden könnte.
Zusammenfassend kann man nun folgende Forschungsfrage ableiten: Wie
unterscheidet sich der Gebrauch von Verstärkern und Bewertern zwischen 25 bis 26
jährigen Studentinnen von dem 17 bis 18 jähriger Abiturientinnen hinsichtlich der
Quantität und der themenspezifischen Wortwahl?
2.2 Der Forschungsaufbau
Wie bereits angeschnitten wird im Folgenden ein Vergleich zwischen zwei Gruppen
unterschiedlich alter Probandinnen mittels einer teilnehmenden Beobachtung
durchgeführt. Beide Gruppen umfassen vier Teilnehmerinnen. Die erste Gruppe (im
Folgenden: Gruppe 1) ist eine Gruppe 17 bis 18 jähriger Abiturientinnen. Die
Aufzeichnung wurde unabhängig schulischer Verpflichtungen oder anderer
beeinflussender Faktoren durchgeführt, um eine möglichst unbefangene Situation
herzustellen und sicher zu gehen, dass die Teilnehmerinnen möglichst natürlich
sprechen. Dem zu Gute kam auch der Fakt, dass sich die Teilnehmerinnen
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untereinander kannten. Das erste Kennenlernen und das gegenseitige Ausloten der
Positionen innerhalb der Gruppe fielen damit weg und der Einstieg in das Gespräch
vollzog sich dahingehend unkomplizierter. Auf ähnliche Parameter wurde auch bei
der zweiten Aufzeichnung geachtet. Die Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe (im
Folgenden: Gruppe 2) sind Studentinnen zwischen 25 und 26 Jahren. Das Gespräch
fand ebenfalls in gelöster Atmosphäre und die Probandinnen kannten sich bereits
vorher, was ebenfalls zu einer unbefangenen und möglichst natürlichen Situation
verhalf. Hier wurde jedoch bei der Auswahl der Teilnehmerinnen darauf geachtet,
dass sie die Jugendzeit nicht miteinander verbrachten, da sonst die Möglichkeit
bestanden hätte, dass sie aufgrund dessen, kollektiv in einen jugendlichen
Sprachgebrauch verfallen. Ein Einfluss des jeweiligen Themas hätte so nicht mehr
nachgewiesen werden können. Bei der Vergleichbarkeit der Gruppen wurde darüber
hinaus auf andere wichtige Faktoren geachtet. Folgende relevante
soziodemographische Daten wurden am Ende der Aufzeichnung mittels eines
Fragebogens erhoben. Der Bildungsstand der Teilnehmerinnen ist dahingehend
vergleichbar, weil die älteren Studentinnen ebenfalls das Abitur erfolgreich
bestanden haben und weil die jüngeren Abiturientinnen wahrscheinlich die
Studentinnen von morgen sein werden. Im Bezug auf die Zukunftsvorstellungen in
Sachen Bildung kann daher weitestgehend von einer Kongruenz gesprochen
werden. Alle Teilnehmerinnen entstammen stabilen familiären und wirtschaftlichen
beziehungsweise finanziellen Verhältnissen und sind deutsche Muttersprachler. Das
bedeutet, dass alle einer sozusagen ähnlichen gesellschaftlichen Schicht angehören.
Sprachentwicklungsbedingte Besonderheiten beziehungsweise Besonderheiten, die
aus einer divergenten Sozialisation heraus entstehen könnten, können somit
weitestgehend ausgeschlossen werden. Die Erhebungssituation und die sozialen
Hintergründe der Teilnehmerinnen gewährleisten eine Vergleichbarkeit der Gruppen
und damit auch eine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten.
2.3 Die Daten
Die erhobenen Daten wurden mit Erlaubnis der Teilnehmerinnen und bei den
jüngsten ebenfalls mit der Erlaubnis der Eltern aufgezeichnet. Im Anschluss wurden
sie mit Hilfe des Transkribtionsprogramms EXMARalda und unter Verwendung der
GAT2- Transkriptionskonvention verschriftlicht. Da es vorerst um eine quantitative
Analyse geht, wurden alle verwendeten Bewerter und Verstärker in den
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Aufzeichnungen zahlenmäßig erhoben und der Durchschnitt errechnet, um sie dann
grafisch aufzubereiten. Später wurden durch eine nähere Betrachtung des
Transkripts Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verwendeten Bewerter und
Verstärker in Gruppe 2 aufgedeckt. Bei der Transkription wurden ausschließlich die
sprachlichen Ereignisse erfasst, die für die Auswertung relevant erschienen (siehe
Auflistung der verwendeten Elemente der GAT- Konvention auf Seite 1).
3. Analyse und Auswertung
3.1 Bewerter und Verstärker
Bevor konkret auf die Auswertung und Analyse Bezug genommen wird, folgen, der
Vollständigkeit und Verständlichkeit halber, noch einige allgemeine Informationen zu
den Sprachmitteln der Bewertung und Verstärkung. Bewerter sind meist Adjektive,
daher wird auch häufig von sogenannten Wertadjektiven gesprochen. Sie drücken,
wie bereits zuvor kurz angeschnitten, „die Einstellung des Sprechers zu einem
bestimmten Gegenstand, einer Handlung, [oder] einer Situation aus“
(Androutsopoulos 1998b: 1). Sie können wertnegativ: scheiße, beschissen, ätzend,
doof, fies, nervig, öde, wertpositiv: abgefahren, cool, geil, spitze, stark, klasse oder
ambivalent: abartig, crass, irre, hart sein. Sie können ihren
Bedeutungszusammenhang im Satz allein stehend entfalten. Verstärker sind
hingegen in den meisten Fällen abhängig von anderen Worten. Das können Verben,
Adjektive, aber auch Nomen sein. Ihre Aufgabe liegt darin diese Worte zu verstärken
oder zu intensivieren, daher wird in diesem Zusammenhang meist von einer Art
sprachlicher Intensivierung gesprochen (Androutsopoulos 1998b: 1). Im
jugendsprachlichen Bereich treten hier besonders Wort wie: mega, super, ganz,
richtig, total, ultra oder übelst auf. An Beispielen wie super kann man sehen, dass
Bewerter auch als verstärkende Elemente auftreten können, was zum Beispiel auch
für abartig, brutal, extrem oder fett gilt. Verstärker sind im Weiteren als Gegenpart zu
abschwächenden Formulierungen zu sehen, obwohl die Interpretation gerade bei
Worten, wie ziemlich nicht immer unproblematisch und stets kontextabhängig ist.
Gerade im jugendsprachlichen Gebrauch spielen hyperbolisierende oder
deutlicher gesagt übertreibende Sprachmittel demzufolge eine übergeordnete Rolle.
Dies lässt sich einerseits mit der Bedeutung der sozialen Gruppe verknüpfen, welche
andererseits mit der Entwicklung der Ich- Identität im engen Zusammenhang steht. In
7
der Jugendphase ist die Peergroup von besonderer Wichtigkeit. Die Peergroup ist
eine „Gruppe von etwa gleichaltrigen Kindern oder Jugendlichen“, wobei „ ‚Peer‘ […]
auch gleich sein bezüglich des Rangs und Status [bedeutet, Anm. d. Autors], folglich
ist das Alter nur ein Kriterium neben dem des Status.“ (Altbauer 2009: 1). Sie wird
durch gemeinsame Interessen, Werte, Anschauungen und Ziele zusammengehalten.
Hierbei helfen unter anderem bestimmte Abzeichen wie Kleidung, Frisur, Gestik und
Verhaltensweisen. Ein essenzielles Gruppenabzeichen, mit stark verbindender
Wirkung, ist jedoch die gemeinsame Sprache innerhalb der Gruppe
(Androutsopoulos 1998a: 21f). Sie dient einerseits zur Abgrenzung von der
Außenwelt und andererseits als Profilierung innerhalb der Gruppe (Henne 2009:
205). Das bedeutet im weitesten Sinn, dass sich der Einzelne durch besonders
kreative Sprechweisen, zum Beispiel durch Wortneuschöpfungen oder Kreation von
Metaphern, innerhalb der Gruppe behaupten und dadurch Anerkennung finden kann.
Die Haltung gegenüber bestimmten Gegenständen oder Sachverhalten ist Teil der
Gruppenidentität. Durch die Projektion eigener Identitätskonflikte auf die Gruppe und
der Identifizierung mit Werten und Personen innerhalb der Gruppe entwickelt sich die
Ich- Identität der einzelnen Gruppenmitglieder (Henne 2009: 204). Aussagen über
sich und seine Umwelt zu machen, gehört in diesem Zusammenhang zur täglichen
Kommunikation. Der Zweck der Hyperbolisierung besteht vorrangig darin, die
Glaubwürdigkeit des Gesagten zu erhöhen (Henne 2009: 150). Hier kommen
spezifische Bewerter und Verstärker ins Spiel. Diese werden besonders im
jugendsprachlichen Gebrauch exzessiv verwendet, kreativ variiert (Androutsopoulos
1998b: 1f) und sind Teil eines Abgrenzungsverhaltens der jugendlichen Gruppe
gegenüber der erwachsenen Umwelt.
Zusammenfassend kann man daher sagen, dass die Gruppe hinsichtlich des
individuellen Entwicklungsprozesses von großer Wichtigkeit ist. Die gemeinsame
Sprache ist ein bedeutendes, verbindendes Element. Unter anderem sind es die
Sprachmittel der Bewertung und Verstärkung, die in diesem Zusammenhang einen
zentralen Platz innerhalb der Gruppe einnehmen. Wie bereits kurz angeschnitten,
werden Bewerter und Verstärker jedoch altersübergreifend verwendet. Tendenziell
zeichnet sich der jugendsprachliche Gebrauch jedoch durch die Art der verwendeten
Ausdrücke und durch das durchschnittlich häufigere Auftreten während des
Sprechens aus (Androutsopoulos 1998b: 1). Erwachsene Sprecher müssten
insgesamt einerseits weniger und andererseits andere Formen von Sprachmitteln
8
der Bewertung und Verstärkung verwenden, da der jugendliche Entwicklungsprozess
abgeschlossen sein müsste. Nun ist jedoch fraglich, wann genau das der Fall ist.
Darauf ist weder eine einheitliche Antwort zu finden, noch kann man eine allgemeine
Grenze zwischen Jugend- und Erwachsenenphase ziehen. Grundsätzlich kann man
in Hinblick auf die untersuchten Gruppen jedoch sagen, dass sich die Jugendphase
vermutlich insoweit verlängert hat, dass die Bildungswege länger werden. Dadurch
kann sich einerseits die Abhängigkeit vom Elternhaus verlängern, was zu einer
Verzögerung der vollständigen Selbstständigkeit führen kann. Andererseits
verbleiben viele jedoch auch länger und intensiver in ihrer Peergroup, was unter
anderem im Zusammenhang mit einem längeren Weiterbestehen altersspezifischer
Sprechweisen stehen könnte. Ob und wie sich dies anhand des Gebrauchs von
Bewertern und Verstärkern zeigen lässt, rückt nun in den Fokus der Betrachtung.
3.2 Analyse und Auswertung der quantitativen Daten
Zunächst soll nun die quantitative Auswertung der Daten folgen, indem sie näher
betrachtet, analysiert und ausgewertet werden. Zur besseren Übersichtlichkeit und
Vergleichbarkeit wurde die Anzahl der verwendeten Bewerter und Verstärker in den
Aufzeichnungen auf die Anzahl benutzter Bewerter und Verstärker pro Minute
hinunter gebrochen. Es wurde in beiden Gesprächen nur dort transkribiert, wo
tatsächlich Bewerter und Verstärker auftraten. Graphisch ergibt sich für die Anzahl
der verwendeten Bewerter folgendes Diagramm.
Abb. I Vergleich verwendeter Bewerter pro Minute
Mädchen 17-18 Jahre(Gruppe 1)
Mädchen 25-26 Jahre(Gruppe 2)
1,3
0,76
Bewerter pro Minute
9
Der Unterschied zwischen Gruppe 1 und Gruppe 2 ist augenscheinlich. Während in
der jüngeren Gruppe durchschnittlich 1,3 Bewerter pro Minute gebraucht wurden,
waren es in der älteren Gruppe nur 0,76 Bewerter pro Minute. Man könnte daher
sagen, dass es in diesem konkreten Fall zu einer deutlichen Reduktion der
Verwendung in der Gruppe 2 kam. Gruppe 1 hat vergleichsweise fast doppelt so
viele Bewerter verwendet. Ein ähnliches Bild ergibt sich bei der quantitativen Analyse
der benutzten Verstärker. Auch hier gab es einen signifikanten Unterschied in der
Quantität der Verwendung, was das folgende Diagramm verdeutlicht.
Abb. II: Vergleich verwendeter Verstärker pro Minute
Ähnlich wie in Abb. I zeigt sich auch hier ein auffälliger zahlenmäßiger Unterschied.
Während Gruppe 1 durchschnittlich 0,79 Verstärker pro Minute verwendet hat,
erkennt man in Gruppe 2, mit 0,27 Verstärkern pro Minute, eine Reduktion um etwas
mehr als die Hälfte. Quantitativ gesehen kann man nun dementsprechend festhalten,
dass in diesem konkreten Vergleich der Gruppen signifikante Unterschiede in der
zahlenmäßigen Verwendung von Bewertern und Verstärkern auftreten. Gruppe 2 hat
in beiden Vergleichen deutlich weniger Sprachmittel der Bewertung und Verstärkung
verwendet, als die jüngere Gruppe 1. Dies könnte als Indiz für einen fortgeschrittenen
Reifeprozess sein. Weitere Anhaltspunkte soll die qualitative Analyse liefern.
3.3 Themenbezogene Analyse und Auswertung der Daten
Mädchen 17-18 Jahre(Gruppe 1)
Mädchen 25-26 Jahre(Gruppe 2)
0,79
0,27
Verstärker pro Minute
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Nach der quantitativen Analyse und Auswertung folgt nun gemäß der
Forschungsfrage, die themenbezogene Analyse der Daten. Konkret bedeutet das,
dass im Weiteren eruiert werden soll, ob es in Gruppe 2 zu einer themenbezogenen
Veränderung der verwendeten Bewerter und Verstärker gekommen ist. Gemäß der
Forschungsfrage liegt der Fokus im Weiteren ausschließlich auf Gruppe 2. Fraglich
ist nun jedoch wie sich Bewerter und Verstärker in eher jugendsprachliche und in
eher allgemein gebräuchliche oder standardsprachliche kategorisieren lassen. Zuerst
muss dahingehend nun erläutert werden, wie sich Jugendsprache und
Standardsprache generell unterscheiden lassen. Eine spezifische Definition für den
Begriff Jugendsprache zu finden ist schwierig, da sie keinesfalls eine homogene
Varietät darstellt, sondern vielmehr ebenso heterogen ist, wie die Gruppen in denen
sie gesprochen wird (Henne 2009: 211). Varietäten sind in diesem Kontext „Teile
einer Standardsprache oder Subsprache, die geografisch, soziologisch,
berufsbezogen oder altersspezifisch usw. abgrenzbar sind […].“ (Homberger 2003:
605). Dittmar und Bahlo definieren Jugendsprache treffend wie folgt:
Anders als dialektale oder soziolektale Varietäten, die langfristig und meist
generationen-übergreifend an landschaftliche Räume oder soziale Schichten
gebunden sind, ist die Jugendsprache (oder der Juventulekt) eine
generationsspezifische Übergangsvarietät, die den biologisch bedingten Aufbruch
der Jugendlichen zum Erwachsenstatus in der Suche nach individueller und
sozialer Identität in der Altersspanne zwischen 10 und 30 sprachlich und
kommunikativ zum Ausdruck bringt. (Bahlo, Dittmar 2008: 1).
Standardsprache hingegen ist eine „Sprachform, die von der Allgemeinheit
einer Sprachgemeinschaft verstanden und /oder verwendet wird.“
(Homberger 2003: 168). Jugendsprache kann als Mittel gesehen werden sich
von der Standardsprache abzugrenzen. Paradox ist, dass die Jugendsprache
die auch die Übergangsphase zwischen Spracherwerb und
Erwachsenensprache markiert, während des Reifeprozesses Mittel der
Abgrenzung ist, jedoch eigentlich der kompetenten Erlernung der
Erwachsenensprache dient (Bahlo, Dittmar 2008: 1). Mit jedem jungen,
experimentierfreudigen Sprecher wird im Wechselschluss auch die
Standardsprache unterschwellig verändert, weil Teile von Jugendsprache in
das Erwachsenenalter hinein übernommen werden (Bahlo, Dittmar 2008: 1).
11
Eine klare Abgrenzung von Jugendsprache und Erwachsenensprache
beziehungsweise Standardsprache fällt also nicht leicht. Dennoch müssen
zur Auswertung der Daten Kriterien etabliert werden, mit denen zwischen
beidem wenigstens bis zu einem gewissen Maß unterschieden werden kann.
Dies erfolgt erstens an der Häufigkeit der Verwendung und zweitens an der
Art der Wortwahl. Die voran gegangene Erhebung, die ausschließlich
jugendsprachliche Bewerter und Verstärker thematisierte, soll hier wiederum
als ein Orientierungspunkt herangezogen werden. Festzustellen war im
Allgemeinen, dass jugendliche Sprecher zwischen 17 und 18 Jahren
tendenziell mehr Bewerter benutzen, das diese darüber hinaus jedoch auch
häufiger in Verbindung mit Verstärkern stehen. Ersteres wurde bereits in
Punkt 3.2 heraus gestellt. Die Verbindungen zwischen Bewertern und
Verstärkern und deren zahlenmäßiges Auftreten in den Gruppen zeigt das
folgende Diagramm.
Abb. III: Vergleich kombinierter Bewerter und Verstärker
Wiederum kann man deutlich erkennen, dass die jüngeren Sprecher der Gruppe 1
nicht nur häufiger Bewerter und Verstärker realisieren, sondern diese auch häufiger
kombinieren. Typische Formulierungen, die dabei im Gespräch auftauchen, sind
unter anderem: richtig anstrengend, so geil, super gut oder auch besonders
Mädchen 17- 18Jahre (Gruppe 1)
Mädchen 25- 26Jahre (Gruppe 2)
0,58
0,26
Bewerter in Verbindung mit Verstärkern
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anschaulich total mega Proll. Gerade Kombinationen mit so, super, total und mega
sind spezifisch jugendsprachlich (Androutsopoulos 1998b: 3). Die häufigere
Kombination von Bewertung und Verstärkung lässt tendenziell darauf schließen,
dass die untersuchten Jugendlichen der Gruppe 1 wesentlich häufiger und intensiver
sprachlich übertrieben als die Probandinnen in Gruppe 2. Als zweiter
Orientierungspunkt dient ebenfalls die Art der verwendeten Verstärker, aber auch der
verwendeten Bewerter. Wie man hier in jugendsprachliche und nicht-
jugendsprachliche Ausdrücke unterscheidet, lässt sich vorerst mit Hilfe eines
Jugendsprachlexikons lösen. Um nun heraus zu finden, ob es in den Aufzeichnungen
von Gruppe 2 möglicherweise themenabhängige Unterschiede gibt, wurden während
der teilnehmenden Beobachtung durch den Interviewer bestimmte Themengebiete
eingestreut, die entweder als eher jugendlich oder eher erwachsen kategorisiert
wurden. Im Voraus wurden als eher jugendliche Themen zum Beispiel, Musik aus der
Jugendzeit und Filme und Serien, die populär waren, eingestuft. Als erwachsenere
Bereiche kamen hingegen eher aktuelle Themen aus Politik und Wirtschaft und
Ernährung zum Zuge. Es ist nun spannend zu ermitteln, ob sich die Art der Sprache
in Bezug auf wechselnde Themengebiete verändert hat. Dazu werden im Weiteren
zwei beispielhafte Auszüge aus dem angefertigten Transkript herangezogen und
verglichen. Zur besseren Übersichtlichkeit wurden Verstärker jeweils grün und
Bewerter jeweils gelb gekennzeichnet. Zunächst folgt ein Ausschnitt, indem es um
die Bombenanschläge in Oslo durch den Attentäter Anders Breivik und dessen
justizielle Verwahrung geht. Dieses Themengebiet kann eher einem erwachsenen
Rahmen zugeordnet werden.
Beispiel 1:
01 SG: [na so ne so ne] anstalt halt so wenn du halt echt irgendwie ne krasse mh mh
ne krasse krankheit in deinem kopf hast-
02 also (-) wenn du krass bescheuert bist und der kommt halt nicht ins normale (.)
ins normale gefängni=[s sondern in ne geschlossene oder so.]
03 IH: [die frage is ja ob es ne KRANKheit is?]
04 °h also ich[kann mir vorstellen][dass einfach bestimmte krasse
vorstellungen]die einfach von der norm abweichen°h nicht unbedingt ne
krankheit is sondern einfach irgendwie-
05 SG: [naja][kommt darauf an wie man es sieht.]
06 wie so bei schizophrenen oder so die haben ja manch=[mal ne psychose-]
13
07 IH: [ich glaub das is er halt ni=][ch (.) ja.]
08 SG: [die haben ja manchmal so ne]so ne anwandlungen dass sie denken so alle
wollen mich umbringen oder [irgendwas und dann]
09 IH: [ich glaub das is er nicht,]
10 ich glaub der hat[einfach nur ne (-) irgendwie][ne krasse (-) ideologie oder so]
11 SG: [bringt der die halt um.]
12 RR: [aber selbst wenn egal worans liegt der hat]weiß ich wieviel MEnschen
aufm[gewissen.]
13 SG: [ja ja-]
14 SG: [das mit dieser INsel das war so-]
15 MO: [((...)) is glaub ich bei der bombe dem anschlag]
16 SG: [o:h krass.]
17 FC: [hm.]
Verwendete Bewerter sind in diesem Fall krass (Zeilen 1, 4, 10, 16), normal (Zeile 2)
und bescheuert (Zeile 2). Krass ist nach Aussage des Jugendsprachlexikons ein
jugendsprachlicher Ausdruck (Ehmann 2008: 84) und im vorliegenden Beispiel
besonders präsent. Schaut man sich die Quantität der Verwendung des Bewerters
krass an, unterstützt dieser exzessive Gebrauch die eher Vermutung eines
jugendsprachlichen Gebrauchs. Darüber hinaus kommt es zu zwei Kombination von
Bewertern und Verstärkern in den Zeilen 1 und 2. Krass wird in diesem Ausschnitt
jedoch gehäuft von der Sprecherin SG benutzt. Eine Art Gruppendynamik ist daher
nicht erkennbar. Dennoch kann man sagen, dass es in Sachen Wortwahl und
Quantität Hinweise für einen jugendsprachlichen Gebrauch gibt, sich diese jedoch
vermehrt auf eine Sprecherin beziehen lassen. Zum Vergleich folgt nun ein
Ausschnitt in dem es um die Erinnerungen an den Film „Free Willy“ geht. Im
Allgemeinen ist das eher als ein jugendsprachliches Thema kategorisiert.
Beispiel 2:
01 SG: der is ja ich hab mir nie gedacht WIE der in dieses bassin kommt aber ich hab
immer gedacht das is nich so°h dann hat mir das irgend jemand gesagt und
ich konnt diesen film nicht mehr gucken °h und das war eigentlich mein aller
liebSter lieblingsfilm.
02 [und ich fand das gAnz schlimm;]
03 RR: [wer hat dir das gesagt dass es]wirklich so gibt (.) dass ä:h orkas?
04 SG: na die müssen die ja einfangen.
05 RR: (.) ja.
06 SG: wie solln das sonst gehen,
07 SG: und dieser hässliche schauspieler da (-) (xxx)
14
08 FC: n junge?
09 RR: oh gott ich weiß nicht mal wie der aussieht.
10 FC: o:h den fand ich toll glaub ich-
11 ich glaub der hatte so[halb lange schwarze haare;]
[…]
12 SG: [der hatte son bisschen]sone schweinchen also nicht so wirklich also er hatte
son bisschen so=n bisschen runderes gesicht.
13 fand den nich so (-)
14 RR: hot?
15 SG: [hOT.]
16 FC: [ich hätte]jetzt gedacht dass der dunkelhaarig war.
17 IH: °h ho:t.
Verwendete Bewerter sind in diesem Beispiel schlimm (Zeile 2), hässlich (Zeile 7),
toll (Zeile 10), hot (Zeilen 14, 15, 17) und liebster lieblings[…] (Zeile 1), als etwas
ungewöhnliche Bewertung. Schlimm, toll und hässlich werden zwar häufig im
jugendsprachlichen Bereich gebraucht, da sie jedoch relativ allgemeine Bewerter
sind, die vermutlich ebenfalls altersunabhängig verwendet werden, kann man sie
nicht eindeutig dem jugendsprachlichen Inventar zuordnen. Sie sind darüber hinaus
im Jugendsprachlexikon von Ehmann nicht aufzufinden, was die Vermutung
unterstützt. Bei der Kombination gAnz schlimm (Zeile 2), fällt jedoch die besondere
Betonung auf, die ein Indiz für einen Rückfall in einen jugendlichen Sprechton
darstellen kann. Man könnte in diesem Fall von einer intonatorischen Akzentuierung
sprechen, die das Gesagte hier zusätzlich verstärken soll (vgl. Henne 2009: 149).
Interessant sind in diesem Ausschnitt auch die Verwendung von hot (Zeilen 14, 15,
17) und dessen doppelte Wiederholung. Hot ist ein Anglizismus. Anglizismen, wie
cool (Ehmann 2008: 40), chillig (Ehmann 2008: 38), kinky (Ehmann 2008:78) werden
häufig in der Jugendsprache verwendet. Hot wird bei Ehmann zwar nicht explizit
genannt, kann aber meiner Meinung nach dazu gerechnet werden. Darüber hinaus
ist die Kombination aller liebSter lieblingsfilm (Zeile 1) auffällig. Hier handelt es sich
um die Kombination von Verstärker und Bewerter, die man im Gesprächsverlauf eher
selten findet (vgl. hierzu auch Abb. III). Auch hier ist eine deutliche Änderung der
Intonation bemerkbar. Wiederum handelt es sich um eine Akzentuierung, die die
Aussage in ihrer Bedeutung verstärken soll. Zusammenfassend kann man hier
Folgendes festhalten. Einige Elemente können auf jugendsprachlichen Einfluss
hinweisen. Dies gilt jedoch sowohl für die exzessive Verwendung von krass im ersten
Beispiel, als auch für den wiederholten Gebrauch des Anglizismus hot und die
intonatorischen Akzentuierungen aller liebSter Lieblingsfilm und gAnZ schlimm im
15
zweiten Beispiel. Diese Elemente können als Indizien gesehen werden. In Bezug auf
Quantität, Wortwahl und Variation ist das Beispiel 2 jedoch, meiner Meinung nach,
auffälliger als das Beispiel 1. Auf einen Rückfall in jugendlichen Sprachgebrauch
findet man hier mehr Indizien. Unterstützt wird diese Beobachtung besonders durch
die zweifache intonatorische Akzentuierung in den Zeilen 1 und 2 und in etwas
weniger deutlich auch in Zeile 15. Wiederum gehen die deutlichen Hinweise jedoch
lediglich auf eine Sprecherin zurück. Die eingeschränkte Dauer der Ausschnitte
könnte hier als eine mögliche Erklärung herangezogen werden. Doch auch
insgesamt gesehen, hat die Sprecherin SG den auffälligsten jugendlichen Sprechstil
sowohl in Beispiel 1 als auch in Beispiel 2.
.
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen
Hyperbolisierende Ausdrücke in Form von Bewertern und Verstärkern werden in der
alltäglichen Kommunikation altersunabhängig verwendet. Die Erhebung lässt jedoch
erkennen, dass die Quantität der verwendeten Bewerter und Verstärker mit
steigendem Alter abnimmt. So wurden in Gruppe 1, der jüngeren Teilnehmerinnen,
wesentlich mehr Bewerter und Verstärker verwendet als in Gruppe 2, was unter
anderem auf einen jugendsprachlicheren Gebrauch derselben hinweist. Zwar sind
die Teilnehmerinnen bereits zwischen 17 und 18 Jahren alt, dennoch kann man
vermutlich davon ausgehen, dass der Entwicklungs- und Reifeprozess noch nicht
vollständig abgeschlossen ist. Die Verwendung von Jugendsprache und die
Entwicklung einer Ich- Identität stehen, Henne (2009: 204) zufolge in einem
Zusammenhang. Jugendsprache gilt in diesem als verbindendes Gruppenmerkmal
und als Abgrenzungsmechanismus von einer erwachsenen Umwelt. Daher kann man
die Schlussfolgerung ziehen, dass sich mit dem Reifen der Persönlichkeit auch der
Gebrauch jugendlicher Sprechweisen zugunsten einer standardsprachlichen
Umgangssprache verringert. Wenn man sich auf die Definition von Bahlo und Dittmar
beruft, sind die Sprecherinnen der Gruppe 2 ebenfalls noch jugendliche Sprecher.
Die Peergroup verliert vermutlich auch mit steigendem Alter nicht vollständig an
16
Einfluss. Beide Gruppen befanden sich während der Aufzeichnungen in ihrer
vertrauten Peergroup. Auch wenn die jüngere Gruppe 1 wesentlich mehr
Jugendsprache in Form von Bewertung und Verstärkung verwendet hat als Gruppe
2, bedeutet das nicht, dass diese in letzterer völlig gefehlt haben. Dennoch kann man
davon ausgehen, dass der Reifeprozess zwischen 17 und 25 voran geschritten ist,
was Auswirkungen auf die Sprechweise hat, auch wenn dieser Prozess noch nicht
endgültig abgeschlossen ist. Das hat die qualitative Analyse vorerst bestätigt.
Die Themenbezogenheit der Sprachwahl in Gruppe 2 lässt sich in Bezug auf
bestimmte Aspekte nachweisen. Im Beispiel 2 treten im Vergleich zu Beispiel 1
durchaus markante Unterschiede auf. Abgesehen von der Wortwahl, sticht hier
besonders die zweifache verstärkende intonatorische Akzentuierung GAnz schlimm
und aller liebSter lieblingsfilm ins Auge. Diese kann ebenso als Indiz für einen
Rückfall in jugendlichen Sprachgebrauch gesehen werden, wie die Verwendung des
Anglizismus hot. Es scheint also in diesem Fall durchaus ein themenbezogener
Unterschied aufzutreten, wenn man im Gegenzug beachtet, dass in Beispiel 1 zwar
Jugendsprache in Form des Wortes krass aufgetaucht ist, ansonsten
jugendsprachliche Bewerter und Verstärker jedoch rar gesät waren.
Aus diesen Erkenntnissen kann man nun zusammenfassend Folgendes
schließen. Die Ergebnisse der quantitative Analyse deuten darauf hin, dass mit
steigendem Alter von exzessiver jugendsprachlicher Bewertung und Verstärkung
eher Abstand genommen wird. Dies könnte unter anderem mit der im
Entwicklungsprozess erworbenen geistigen Reife zusammenhängen. Auch die
Übernahme jugendsprachlicher Elemente in die Umgangssprache kann ein
Erklärungsansatz sein (Bahlo, Dittmar 2008: 1). Qualitativ gesehen, scheint es einen
themenbezogenen Unterschied bei der Sprachwahl zu geben. Inwiefern man von
einem Rückfall in jugendsprachlichen Gebrauch sprechen kann, ist jedoch fraglich,
da eine Abgrenzung zwischen Jugendsprache und Umgangssprache schwer fällt.
Der Umfang der Studie kann dahingehend als Anhaltspunkt für teilweise undeutliche
Ergebnisse gesehen werden. Um gültigere Aussagen machen zu können, müsste
man die Erhebung deutlich vergrößern, indem weitere Vergleichsgruppen heran
gezogen werden sollten. Dennoch kann man von einer Tendenz sprechen, die sich in
diesem konkreten Fall abzeichnet. Diese Tendenz zeigt, dass es bei dem
entsprechenden Themengebiet einen teilweisen Rückfall in jugendsprachliche
Charakteristika gibt. Ein konstantes Muster im Sprachgebrauch bezüglich Bewertern
17
und Verstärkern hat sich dahingehend nicht abgezeichnet. Diese Schlussfolgerungen
deuten nun also darauf hin, dass die Quantität des Gebrauchs zwar mit steigendem
Alter abzunehmen scheint, das jedoch unter bestimmten Umständen weiterhin
jugendsprachliche Elemente im Sprachgebrauch älterer Sprecher realisiert werden.
18
5. Literaturverzeichnis
5.1 Printmedien
Androutsopoulos, K. Jannis (1998a): Deutsche Jugendsprache. Untersuchungen
zu ihren Strukturen und Funktionen, Peter Lang, 1998.
Ehmann, Hermann (2008): Engeil- Das voll korrekte Lexikon der Jugendsprache,
Verlag C.H. Beck, München.
Henne, Helmut (2009): Jugend und ihre Sprache. Darstellung, Materialien,
Kritik, Walter de Gruyter, Berlin, New York 1986 (überarbeitete Fassung).
Homberger, Dietrich (2003): Sachwörterbuch zur Sprachwissenschaft,
Phillip Reclam jun., Stuttgart.
5.2 Internetrecherchen
Altbauer, Heinrich (Hrsg.) (2009): „Lexikon für Psychologie und Pädagogik –
Peergroup“ http://lexikon.stangl.eu/161/peergroup/ (22.03.2012, 11:30Uhr).
Androutsopoulos, K. Jannis (1998b): „Wie sagt man ‚sehr gut‘ in der
Jugendsprache?“, unveröffentlichtes Manuskript, Tip – Theorie, Information,
Praxis. < http://jannisandroutsopoulos.files.wordpress.com/2010/01/wie-sagt-
man-sehr-gut-in-der-jugendsprache.pdf> (20.02.2012, 15:04 Uhr).
Bahlo, Nils; Dittmar, Norbert (2008): „Jugendsprache“.
http://www.geisteswissenschaften.fu-berlin.de/v/jugendsprache/index.html
(06.03.2012, 17:00 Uhr).
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