0 1.EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA FRANKFURT/ ODER KULTURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT 03.04.2012 Lehrstuhl für : Angewandte Sprachwissenschaft, Sprach- und Kulturkontakt Lehrstuhlinhaberin: Prof. Dr. Cornelia Müller Seminar: Erhebung, Transkription und Analyse von gesprochener Sprache Wintersemester 2011/2012 Dozentin: Concha Maria Höfler „total mega Proll versus aller liebster Lieblingsfilm - der Wandel der Verwendung von Bewertern und Verstärkern mit zunehmendem Alter. Eine vergleichende Studie gesprochener Sprache von Abiturientinnen und Studentinnen.“ Winnie Plha Matrikelnummer: 32047 Studiengang: Kulturwissenschaften Schwerpunkt: Linguistik/ Modul 2 5. Fachsemester
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Forschungsarbeit zur altersspezifischen Variation der Verwendung von Bewertern und Verstärkern.
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1.EUROPA-UNIVERSITÄT VIADRINA FRANKFURT/ ODER KULTURWISSENSCHAFTLICHE FAKULTÄT
03.04.2012
Lehrstuhl für : Angewandte Sprachwissenschaft, Sprach- und Kulturkontakt
Lehrstuhlinhaberin: Prof. Dr. Cornelia Müller
Seminar: Erhebung, Transkription und Analyse von gesprochener Sprache
Wintersemester 2011/2012
Dozentin: Concha Maria Höfler
„total mega Proll versus aller liebster Lieblingsfilm -
der Wandel der Verwendung von Bewertern und Verstärkern
mit zunehmendem Alter.
Eine vergleichende Studie gesprochener Sprache von
Abiturientinnen und Studentinnen.“
Winnie Plha
Matrikelnummer: 32047
Studiengang: Kulturwissenschaften
Schwerpunkt: Linguistik/ Modul 2
5. Fachsemester
1
Gliederung der Hausarbeit
Verzeichnis verwendeter Elemente der
GAT 2-Trankspriptionskonvention 2
1. Einleitung 3
2. Methodik
2.1 Fragestellungen 3
2.2 Forschungsaufbau 4
2.3 Daten 5
3. Auswertung und Analyse
3.1 Bewerter und Verstärker 5
3.2 Analyse und Auswertung der quantitativen Daten 7
3.3 Themenbezogene Auswertung und Analyse der Daten 9
4. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen 15
5. Literaturverzeichnis
5.1 Printmedien 17
5.2 Internetrecherchen 17
2
Verzeichnis verwendeter Elemente der GAT 2- Konvention
Pausen
(.) Mikropause, geschätzt (bis 0,2 Sekunden)
(-) kurze geschätzte Pause (0,2- 0,5 Sekunden)
Einatmen
°h Einatmen (von circa 0,2- 0,5 Sekunden)
Intonation
- gleich bleibend
. tieffallend
; mittel fallend
, mittel steigend
? hoch steigend
Akzentuierung
akZENT Fokusakzent
akzEnt Nebenakzent
Dehnungen
: Dehnung, Längung (um circa 0,2 – 0,5 Sekunden)
Unverständlichkeiten
(xxx) circa 3 unverständliche Silben
(unverständlich … Sekunden) unverständliche Passage mit Angabe der Dauer
Sonstiges
[ ] Überlappung und Simultansprechen
((lacht)) para- und außersprachliche Handlungen und Ereignisse
= Anschluss im nächsten Event
und_äh Verschleifungen innerhalb von Einheiten
3
1. Einleitung
Ausdrücke wie gut, fabelhaft, klasse, schrecklich oder schlimm sind Sprachmittel der
Bewertung. Sie treten im alltäglichen Sprachgebrauch gehäuft auf. Oftmals werden
sie durch verstärkende Elemente wie beispielsweise richtig, ganz oder total ergänzt.
Diese Sprachmittel dienen im Allgemeinen dazu die Haltung des Sprechers zu
bestimmten Sachverhalten, Gegenständen oder Situationen zum Ausdruck zu
bringen. Bewerter und Verstärker werden von Menschen in allen Altersgruppen
verwendet, doch die Quantität des Gebrauchs scheint altersspezifisch zu variieren.
Besonders exzessiv und kreativ werden sie im jugendsprachlichen Kontext benutzt
(Androutsopoulos 1998b: 1). Eine vorangegangene, von mir durchgeführte Erhebung
ließ jedoch tendenziell erkennen, dass bereits im voranschreitenden Jugendalter
Veränderungen in der Häufigkeit des Gebrauchs feststellbar sind. Dazu wurden unter
anderem zwei Gruppen unterschiedlich alter, weiblicher Probandinnen in einem
ungezwungenen Gruppengespräch aufgezeichnet. Die weiblichen Teilnehmerinnen
waren 13 bis 14 beziehungsweise 17 bis 18 Jahre alt und stammten aus einem
vergleichbaren sozialen Umfeld. Die Auswertung der Daten ergab, dass die Quantität
der Verwendung von Bewertern und Verstärkern mit steigendem Alter
vergleichsweise abnahm. Dies könnte sich unter anderem durch sprachliche und
geistige Entwicklungsprozesse erklären lassen, die im Allgemeinen mit steigendem
Alter eine Distanzierung von jugendsprachlichen Sprachmitteln bewirken. Hier spielt,
Henne (2009: 204f) zufolge, besonders die Weiterentwicklung der Ich- Identität eine
bedeutende Rolle. Nun ist es spannend diese Erhebung über den bearbeiteten
Rahmen hinaus zu erweitern und eine ältere Vergleichsgruppe heranzuziehen. So
könnte man feststellen, ob im weiteren Entwicklungsverlauf Veränderungen im
Sprachgebrauch bezüglich der Verwendung von Bewertern und Verstärkern
beobachtbar sind. Darüber hinaus werden Überlegungen angestellt, womit diese
eventuellen Veränderungen im Zusammenhang stehen könnten. Zunächst stehen
jedoch Informationen zur Methodik und Fakten zu den Themen Jugendsprache,
Bewertern und Verstärkern als Grundlage im Vordergrund.
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2. Die Methodik
2.1 Fragestellungen
Die gesprochene Sprache scheint einem altersspezifischen Entwicklungsprozess zu
unterliegen. Dies wird unter anderem an der Verwendung bestimmter Worte und
Ausdrucksweisen ersichtlich. Hier spielt nicht nur die Wortwahl, sondern auch die
Quantität der Verwendung spezifischer Worte eine Rolle. Zunächst ist es daher
interessant, den Gebrauch von Bewertern und Verstärkern auf einer quantitativen
Ebene zu betrachten und festzustellen, ob zwischen der älteren und der jüngeren
Gruppe diesbezüglich deutliche Unterschiede bestehen. Doch auch der qualitativen
Ebene soll Beachtung geschenkt werden, denn es ist ebenso spannend sich die Art
der verwendeten Bewerter und Verstärker näher anzuschauen. So wird im zweiten
Teil gefragt, ob es themenbezogene Unterschiede bei der Wahl von Bewertern und
Verstärkern in der älteren Gruppe gibt. Dahingehend wird untersucht, ob die
Sprecher bei jugendlicheren Themen zurück in einen jugendsprachlich gefärbten
Sprechstil verfallen, während sie bei ernsteren, erwachseneren Themen deutlich
andere Bewerter und Verstärker verwenden oder ob es ein konstantes Muster gibt.
Abschließend soll geklärt werden, ob die eventuell gehäufte Verwendung
jugendsprachlicher bewertender und verstärkender Sprachmittel als Indikator für eine
mögliche Verlängerung der Jugendphase herangezogen werden könnte.
Zusammenfassend kann man nun folgende Forschungsfrage ableiten: Wie
unterscheidet sich der Gebrauch von Verstärkern und Bewertern zwischen 25 bis 26
jährigen Studentinnen von dem 17 bis 18 jähriger Abiturientinnen hinsichtlich der
Quantität und der themenspezifischen Wortwahl?
2.2 Der Forschungsaufbau
Wie bereits angeschnitten wird im Folgenden ein Vergleich zwischen zwei Gruppen
unterschiedlich alter Probandinnen mittels einer teilnehmenden Beobachtung
durchgeführt. Beide Gruppen umfassen vier Teilnehmerinnen. Die erste Gruppe (im
Folgenden: Gruppe 1) ist eine Gruppe 17 bis 18 jähriger Abiturientinnen. Die
Aufzeichnung wurde unabhängig schulischer Verpflichtungen oder anderer
beeinflussender Faktoren durchgeführt, um eine möglichst unbefangene Situation
herzustellen und sicher zu gehen, dass die Teilnehmerinnen möglichst natürlich
sprechen. Dem zu Gute kam auch der Fakt, dass sich die Teilnehmerinnen
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untereinander kannten. Das erste Kennenlernen und das gegenseitige Ausloten der
Positionen innerhalb der Gruppe fielen damit weg und der Einstieg in das Gespräch
vollzog sich dahingehend unkomplizierter. Auf ähnliche Parameter wurde auch bei
der zweiten Aufzeichnung geachtet. Die Teilnehmerinnen der zweiten Gruppe (im
Folgenden: Gruppe 2) sind Studentinnen zwischen 25 und 26 Jahren. Das Gespräch
fand ebenfalls in gelöster Atmosphäre und die Probandinnen kannten sich bereits
vorher, was ebenfalls zu einer unbefangenen und möglichst natürlichen Situation
verhalf. Hier wurde jedoch bei der Auswahl der Teilnehmerinnen darauf geachtet,
dass sie die Jugendzeit nicht miteinander verbrachten, da sonst die Möglichkeit
bestanden hätte, dass sie aufgrund dessen, kollektiv in einen jugendlichen
Sprachgebrauch verfallen. Ein Einfluss des jeweiligen Themas hätte so nicht mehr
nachgewiesen werden können. Bei der Vergleichbarkeit der Gruppen wurde darüber
hinaus auf andere wichtige Faktoren geachtet. Folgende relevante
soziodemographische Daten wurden am Ende der Aufzeichnung mittels eines
Fragebogens erhoben. Der Bildungsstand der Teilnehmerinnen ist dahingehend
vergleichbar, weil die älteren Studentinnen ebenfalls das Abitur erfolgreich
bestanden haben und weil die jüngeren Abiturientinnen wahrscheinlich die
Studentinnen von morgen sein werden. Im Bezug auf die Zukunftsvorstellungen in
Sachen Bildung kann daher weitestgehend von einer Kongruenz gesprochen
werden. Alle Teilnehmerinnen entstammen stabilen familiären und wirtschaftlichen
beziehungsweise finanziellen Verhältnissen und sind deutsche Muttersprachler. Das
bedeutet, dass alle einer sozusagen ähnlichen gesellschaftlichen Schicht angehören.
Sprachentwicklungsbedingte Besonderheiten beziehungsweise Besonderheiten, die
aus einer divergenten Sozialisation heraus entstehen könnten, können somit
weitestgehend ausgeschlossen werden. Die Erhebungssituation und die sozialen
Hintergründe der Teilnehmerinnen gewährleisten eine Vergleichbarkeit der Gruppen
und damit auch eine Vergleichbarkeit der erhobenen Daten.
2.3 Die Daten
Die erhobenen Daten wurden mit Erlaubnis der Teilnehmerinnen und bei den
jüngsten ebenfalls mit der Erlaubnis der Eltern aufgezeichnet. Im Anschluss wurden
sie mit Hilfe des Transkribtionsprogramms EXMARalda und unter Verwendung der
GAT2- Transkriptionskonvention verschriftlicht. Da es vorerst um eine quantitative
Analyse geht, wurden alle verwendeten Bewerter und Verstärker in den
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Aufzeichnungen zahlenmäßig erhoben und der Durchschnitt errechnet, um sie dann
grafisch aufzubereiten. Später wurden durch eine nähere Betrachtung des
Transkripts Unterschiede und Gemeinsamkeiten der verwendeten Bewerter und
Verstärker in Gruppe 2 aufgedeckt. Bei der Transkription wurden ausschließlich die
sprachlichen Ereignisse erfasst, die für die Auswertung relevant erschienen (siehe
Auflistung der verwendeten Elemente der GAT- Konvention auf Seite 1).
3. Analyse und Auswertung
3.1 Bewerter und Verstärker
Bevor konkret auf die Auswertung und Analyse Bezug genommen wird, folgen, der
Vollständigkeit und Verständlichkeit halber, noch einige allgemeine Informationen zu
den Sprachmitteln der Bewertung und Verstärkung. Bewerter sind meist Adjektive,
daher wird auch häufig von sogenannten Wertadjektiven gesprochen. Sie drücken,
wie bereits zuvor kurz angeschnitten, „die Einstellung des Sprechers zu einem
bestimmten Gegenstand, einer Handlung, [oder] einer Situation aus“
(Androutsopoulos 1998b: 1). Sie können wertnegativ: scheiße, beschissen, ätzend,