Zyklusabhängige Erkrankungen L. Wildt Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin Medizinische Universität Innsbruck
Zyklusabhängige Erkrankungen
L. Wildt
Klinik für Gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin
Medizinische Universität Innsbruck
Zyklusabhängige Erkrankungenn=500 (mit Zykluskontrolle)
• Dysmenorrhoe• Prämenstruelles Syndrom• Katameniale Epilepsie• Zyklusabhängiges Fieber• Akute intermittierende
Porphyrie• Migräne• Kopfschmerz• Pneumothorax• Katameniales Asthma• Thrombopenie• Blutige Tränen
• Hyperventilationssyndrom• Angioneurotisches Ödem• Urticaria• Oedeme• Hyperlipidämie• Lupus erythematodes • Rheumatoide Arthritis• Kontaktlinsenunverträglich
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Zyklusabhängige Erkrankungen - Lupus erythematodes -
• Autoimmunerkrankung • 90-95 % der Erkrankten sind Frauen • Meist postpuberale Erstmanifestation• Östrogene gelten als kontraindiziert
Kontrazeption bei SLE- Erlanger Lupuskohorte -
Beobachtungszeitraum 12 Monate
30 Patientinnen pro Gruppe
Monophasisches OC 35 µg EE2 /LNG
Lupusexacerbation unter OC: 3 %
Lupusexacerbation ohne OC: 5 %
Lupusexarcebation unter LNGIUD 2 %
Kontrazeption bei SLE II
1. Sanchez-Guerrero et al. A trial of contraceptive Methods in women with systemic lupus erythematodes NEJM 353: 2539-2549 (2005)
162 Frauen, randomisert OC, Minipille, Cu-IUD 1 Jahr Kein Unterschied im SLE- Verlauf, 4 Thrombosen in derOC-Gruppe
2. Petri et al. Combined oral contraceptives in women with systemic lupus erythematodes NEJM: 353: 2550-2558 (2005)
183 Frauen, Placebo versus triphasisches OC Kein Unterschied in SLE- Verlauf und Thrombosen
Hormone und Rheumatoide Arthritis
• Schmerzintnesität kann zyklusabhängig wechseln
• Schmerzen werden durch OC (HRT) günstig beeinflusst
• Dauergabe von OC im long protocol sinnvoll
Katameniale Epilepsie
• Epilepsie manifestiert sich postpuberal• Daten zum Verlauf in der Postmenopause
fehlen • Östrogene stimulieren die neuronale
Erregbarkeit• Progesteron hemmt die neuronale
Erregbarkeit
Katameniale Epilepsie
• Untersuchte Patientinnen: 100• Verdacht bestätigt: 85• Anfallsreduktion GnRH- Analoga: 65• Anfallsreduktion Lynestrenol: 10
Tritt bevorzugt periovulatorisch und perimenstruell auf
Stellt eine Reaktion auf den E2- Abfall dar
Kann meist durch Substitution mit E2 behoben werden
Zyklusabhängiger Kopfschmerz
Zyklusabhängige Erkrankungen- Migräne Symptome –
40 PatientinnenKopfschmerz 100 %Übelkeit 87 %Erbrechen 56 %Diarrhoe 16 %Photophobie 82 %Paraesthesien 33 %Kopfhaut 72 %Neben sich getreten 72 %Schwindel 33 %Bewußtseinsstörung 18 %Krämpfe Synkopen 14 %
Zyklusabhängige Erkrankungen- Migräne Therapie -
- Östrogene periovulatorisch/perimenstruell
- Antiöstrogene
- Danazol und Androgene
- GnRH- Analoga
- Serotonin- Antagonisten (Typ 2)
- Beta-blocker
- Ergotamin, Calcium-Antagonisten
- Antiepileptika
Zyklusabhängige Erkrankungen- Migräne -
Patientinnen 40
Zyklusabhängig nach Anamnese 38
Zyklusabhängig prospektiv 15
Hormontherapie erfolgreich: 5
(GnRH Analoga 2, E2 transdermal 3)
Das Prämenstruelle Syndrom
Zyklusabhängige, regelmäßig wiederkehrende erhebliche Beeinträchtigung des Befindens
durch psychische und somatische Beschwerden
Symptome des PMS
• SomatischBrustspannen, ÖdemeKopfschmerzen,Bauchschmerzen, Obstipation,BlähbauchGelenkschmerzenFrieren
• PsychischStimmungsschwankungenDepression,EnergiemangelLustlosigkeit, Aggressivität,Putzwut, Nörgeln, Neigung zum Schlafen
Therapie des PMS mit GnRH Analoga
Behandelte Patientinnen: 75
Keine Besserung 10
(PMS nicht bestätigt)Anhaltende Beschwerdefreiheit 60Während der TherapieDavon Addback mit OC/E2 MPA 55
Therapiedauer: 6 Mo - 7 Jahre.
Prämenstruelles Syndrom - Hypothesen zur Ätiologie -
1. Psychogen / Neurotische Persönlichkeitsstörung
2. Endogener Opiatentzug
3. Progesteron- Resistenz
4. Produktion von Na-retinierenden Steroiden
5. Veränderte Bildung von Neurosteroiden
6. Fehlernährung
7. Chronische Hyperventilation
Was hat die Atmung mit der Fortpflanzung zu tun
Und weshalb sollte sich ein Gynäkologe dafür interessieren ?
• 35 Jahre alte Patientin, 2-Gravida/2 Para• Menarche mit 12, Zyklus immer
regelmäßig• Seit Jahren in der 2. Zyklushälfte Krämpfe
und Stürze aus dem Bett• Voruntersuchungen über 2 Jahre in der
Inneren Medizin, Neurologie und Psychiatrie und Psychosomatik
Das Chronische Hyperventilationssyndrom- Symptome -
- Krämpfe in Armen und Beinen - Paraesthesien- Gastrointestinale Beschwerden - Blähbauch, Aerophagie- Hyperperistaltik - Kopfschmerzen, Benommenheit- Müdigkeit, Lustlosigkeit - „Auf Wolken gehen „- Konzentrationsstörungen, Reizbarkeit
Bestimmung des Ovulationszeitpunktes undder fertilen Phase
Basaltemperatur CervixschleimSpeichel -KristallisationsmusterScheiden-ImpedanzLH und E2-Glucuronid im UrinGeruch Endexspiratorischer pCO2
Symptome des Prämenstruellen Syndroms
• Müdigkeit• Leistungsunlust• sich zurückziehen• Stimmungsschwankungen• Nörgelsucht• Putzwut• Aufräumwut• Pedanterie• Unbegründete Traurigkeit• innere Unruhe• Unzufriedenheit mit alllem
• Nervosität• körperliche Unruhe• Blähbauch• Kribbeln• Parästhesien• Frieren, Zittern• Zucken im Gesicht• Verkrampft• Schwitzen• auf Wolken gehen• in Watte gepackt sein
Zyklusabhängiges Fieber
Fieber unbekannter Ursache
-Definition –
„Körpertemperatur > 38.3 °C bei mehreren Messungen, über mindestens drei Wochen anhaltend, davon 1 Woche unter klinischer Überwachung“
Petersorf & Beeson
DD: Hitzewallungen
Zyklusabhängiges Steroidfieber - Lutealphase
Schlußfolgerungen
1. Unklares Fieber in 50 % der untersuchten Frauen wahrscheinlich Hitzewallungen. Entsprechende Abklärung durch Temperaturmessung sinnvoll
2. Steroidfieber :
a. durch Gabe von ACTH (adrenal) oder HCG (ovariell) durch Temperaturmesssung reproduzierbar.
b durch Gabe von Prednisolon bzw. Dexamethson zu blockieren
Bei jeder chronischen Erkrankung sollte nach zeitlichem Muster des Auftreten gefragt werden
Bei Frauen muss nach Zyklusabhängigkeit gefragt werden
Bei Verdacht auf Zyklusabhängigkeit Identifizierung von Leitsymptomen und Zykluskontrolle
Zyklusabhängige Erkrankungen
Voraussetzung für die Diagnose „zyklusabhängige Erkrankung“ ist :
Identifizierung von Leitsymptomen Graduierung der Symptome (0-6) Aufzeichnung der Symptome Dokumentation des Zyklus (endokrine
Parameter) Korrelation endokriner Parameter mit
Symptomen Verschwinden der Symptome nach
Ausschaltung des Zyklus
Diagnostik Zyklusabhängiger Erkrankungen
Die Therapie zyklusabhängiger Erkrankungen erfolgt im Prinzip durch die Ausschaltung der zyklischen Ovarialfunktion und/oder ggf. durch „add back“ von Sexualsteroiden
GnRH- analoga Durchgehende Gabe von monophasischen
Kontrazeptiva Wahl des geeigneten Gestagens Kompensation zyklischer Schwankungen durch
physiologische E2 – Substitution
Therapie Zyklusabhängiger Erkrankungen
Zyklusabhängige Erkrankungen
• Neurologie: S. BühlauT. BauerS. Stephan A. Luef
• Neurochirurgie:R. FahlbuschM. Buchfelder
• Innere Medizin:A. RubbertK. MangerB. Manger J. Kalden
• FrauenklinikJ. NeuerburgB. MunzerJ. NeuwingerP. LichtR. BrittingE. Sölder K.T. MöllerB. RösingV. MattleD. HadziomerovicM. KusmitschJ. MüllerH.W. OttV. Müller-Klingspor
Zyklusabhängige Erkrankungen
Was ist das Schwerste von Allem ? Was Dir das Leichteste dünket:
Mit den Augen zu sehen was vor den Augen Dir liegt J.W. von Goethe