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74434www.concept-ophthalmologie.de
Ausgabe 1-2012 Fachmagazin für Augenärztinnen und Augenärzte
ZukunftsweisendIndividualisierte Therapien
VersorgungsforschungLebensqualiät bei AMD verbessern
VEGF-Hemmer Aktuelles zu neuem Wirkstoff
Evolution der Revolution Lamelläre Keratoplastik
SpannungsfeldProfitorientierung oder nicht?
CO
NC
EP
T O
PH
THA
LMO
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Scandichte aufweisen. Welche Analyse Sie vornehmen wollen,
entscheiden Sie wann immer Sie wollen, nicht bereits vor der
Untersuchung, wie bei den meisten OCT‘s üblich.
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des Kammerwinkels und Messung der zentralen Hornhautdicke ganz ohne
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301 / 2012Concept Ophthalmologie
editorial
Vierblättriges KleeblattVerleger Heinz Jürgen Höninger
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Mittlerweile sind wir im Markt angekommen. Wir haben unsere
Konzeption umgesetzt, ein Magazin zu machen, das stark vom Geist
der Herausgeber geprägt ist. Alleine konnten und wollten wir es auf
Dauer nicht stemmen, sondern träumten von Beginn an von vier
Herausgebern, die das thema-tische Führungsteam darstellen sollten.
So waren wir froh, als wir vor zwei Jahren mit PD Dr. Anja Liekfeld
eine Klinikchefin (Chefärztin der Augen-klinik Klinikum Ernst von
Bergmann in Potsdam) fanden, die nicht nur jung und überaus
engagiert ist, sondern durch ihre offene Art so gut zu uns passt.
Seit ich mit ihr arbeite, weiß ich, wie effektiv weibliche
Multitasking-Fähigkeit ist. Sie hat dem Magazin einen besonderen
Schub gegeben: neue Kontakte, neue Autoren, neue Themen. Für unsere
Redaktionsleiterin Susanne Wolters ein wahrer Se-gen in der
Zusammenarbeit.
Nun bin ich froh, die Vollendung des Quartetts verkünden zu
dürfen. Mit Professor Dr. Albert J. Augustin (Direktor der
Augenklinik, Städtisches Klinikum Karlsruhe) kommt ein
Retina-Spezialist ins Herausgebergremium, dessen Engagement uns
noch einmal beschleunigen wird (Lesen Sie dazu das Interview auf
Seite 10). Klar, dass er zu uns passt. Ich freue mich jedenfalls
ganz außerordent-lich und bin den Dreien sehr dankbar, dass sie
sich dem Wagnis ausgesetzt haben, mit einem Sozial-wissenschaftler
gemeinsam am Herausgebertisch zu sitzen. Aber ich denke, sie
wissen, was sie tun.
In diesem Sinne grüßt Sie herzlich
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
... seien Sie bitte nicht allzu enttäuscht, wenn Sie an dieser
Stelle nicht – wie gewohnt – die Gedanken un-seres Herausgebers
Professor Dr. Dannheim lesen. Ich kann Ihnen versichern, dass er in
der nächsten Ausgabe wieder wie gewohnt an dieser Stelle schrei-ben
wird. Doch momentan weilt er auf der anderen Seite der Welt und
nimmt am „20th International Visual Field and Imaging Symposium“ in
Melbour-ne teil. Texte vorzuschreiben, wenn die Hefte noch nicht
fertig sind, ist nicht seine Art. Das Editorial ist stets der
letzte Text, bevor es in den Druck geht. Und ich weiß, wie schwer
es ihm gefallen ist, gerade weil er tief in der Diskussion zum
KV-Beschluss der Honoraränderung für Augenärzte ab Januar 2012
steckte und hierzu berichten wollte. Leider kann ich seinen Part
nicht übernehmen – schlichtweg, weil mir dazu das Recht zur Rede
fehlt. Aber ich weiß, wie überaus empört er und seine
Mitdiskutanten sind. Im nächsten Heft wird er sicherlich seine
Posi-tion dazu darlegen.
So möchte ich – als Verleger und Mitherausgeber – die Chance
dieses prominenten Platzes nutzen, mich zunächst einmal bei allen
zu bedanken, die unser Magazin in den vergangenen fünf Jahren so
überaus positiv begleitet haben. Denn fünf Jahre ist es nun her,
seit wir zur AAD 2007 erstmals er-schienen. Ich erinnere mich noch
wie heute daran, als ich Professor Dannheim auf der DOG 2006 um die
herausgeberische Mitarbeit an einem neuen ophthalmologischen
Fachmagazin bat. Wir kann-ten uns schon einige Jahre über die
interessante Zusammenarbeit am Patientenmagazin Augenlicht
VisionCare. Er zögerte nicht lange, sondern sagte spontan: „Ja,
aber nur, wenn es um Konzeptionen geht.“ Damit war auch der Name
geboren.
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501 / 2012Concept Ophthalmologie
perspektiven
08 Klinik-Expansion Nachgefragt: Warum eine türkische
Klinikgruppe nach Deutschland kommt
retina spezial
10 „Offen für Neues“ Interview mit Prof. Dr. A. Augustin über
den weiteren neuen Heft-Schwerpunkt
medizin
12 VEGF Trap-Eye Aktuelles über den neuen Wirkstoff 14
Zukunftsweisend Die Rolle des OCT in der individualisierten
Therapie 17 Lebensqualität von AMD-Patienten Ergebnisse der
Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW 20 Netzhaut und mehr
Fortbildung in Münster
22 Keratokonus 1. Symposium in Homburg/Saar
23 Adventssymposium Treffen in Köln
24 Seidenfasern für den Sehnerv Interview mit Prof. Dr. T.
Claudepierre über seine Forschung an neuem Biomaterial
ophthalmo-chirurgie
28 Revolution, Evolution
– Evolution der Revolution: Die neuen lamellären Techniken der
Hornhauttransplantation sind mittlerweile zum Stan-dard bei rein
stromalen und rein endothelialen Hornhaut-erkrankungen
geworden.
– No-Touch- und One-Step-Ober-flächenbehandlung: Die Trans-PRK
ist eine neue Methode der Excimerlaserchirurgie.
aus der praxis
26 Erfahrungen in der Klinik Aus der Patientenperspektive
ophthalmo-chirurgie
27 Editorial PD Dr. med. Anja Liekfeld
28 Je dünner desto besser Lamelläre Keratoplastik
30 Trans-PRK Neue Methode der Excimer-Laserchirurgie
32 Femtosekundenlaser Neuer Einsatz bei der Katarakt-OP
33 Chirurgische Intervention Fortbildung in Duisburg
kontaktologie
36 Fluoreszein Hilfe in der Anpassung und Diagnose
CONCEPT zukunft
39 Marketing im Spannungsfeld Profitorientierung oder nicht?
40 Privatarzt werden Bundeskongress für Privatmedizin
42 Geld anlegen – aber richtig Serie für Privatanleger
Bach
man
n
standards
03 Editorial06 News31 Impressum34 Termine43 Update Aus den
Unternehmen
45 Marktplatz Marktübersichten, Produkte
-
6
news menschen + meldungen
01 / 2012Concept Ophthalmologie
BDOC
Mehrkostenregelung begrüßtFür Augenärzte und ihre Patienten
bringe das Versorgungsstrukturgesetz seit 01.01.2012 eine
Verbesserung bei Katarakt-Operationen, teilt der Bundesverband der
Deutschen Oph-thalmochirurgen (BDOC) mit. Bisher waren verschiedene
moderne Linsentypen mit Zu-satznutzen (z.B. asphärische,
multifokale und torische IOL) nicht im Leistungskatalog der GKV
enthalten. Künftig zahle der Patient nicht mehr den Gesamtbetrag,
sondern nur noch die Mehrkosten für den ärztlichen Mehraufwand und
die Linsenkosten bei Implantation einer Premiumlinse. Welche Kosten
die Krankenkas-sen dabei übernehmen müssen, müsse nun der
Bewertungsausschuss entscheiden. Der BDOC begrüßt die
patientenfreundliche Mehrkosten-regelung und sieht sich als
Vorreiter, weil er bereits Premiumlinsen-Verträge mit
Kranken-kassen geschlossen hat.
Oculus
AusbildungszertifikatDie Oculus Optikgeräte GmbH aus Wetzlar
wur-de durch die Agentur für Arbeit für ihr hervor-ragendes
Engagement in der Berufsausbildung ausgezeichnet und erhielt als
erstes Unterneh-men im Lahn-Dill-Kreis das
„Ausbildungszer-tifikat“. Begründet wurde dies mit der hohen
Ausbildungsquote der Firma, die stets über dem Bundes- und
Landesdurchschnitt gelegen habe. Seit 1947 hat der Betrieb mehr als
280 Fach-kräfte ausgebildet. „Die Tatsache, dass Oculus seit der
Nachkriegszeit trotz beträchtlicher Aus-bildungskosten
kontinuierlich ausbildet, fast 100 % der Jugendlichen zum
Ausbildungserfolg führt und nahezu jedem Auszubildenden ein
tragfähiges Übernahmeangebot unterbreitet, waren für uns weitere
entscheidende Faktoren für die Verleihung des Zertifikats“,
erklärte die Leiterin der Wetzlarer Agentur für Arbeit bei der
Urkunden-Übergabe. Geschäftsführer Rai-ner Kirchhübel freut sich
über die Bestätigung der langjährigen guten Arbeit in der
Ausbil-dung: „Wir verstehen die duale Ausbildung als Strategie, dem
drohenden Fachkräftemangel zu begegnen. Außerdem ist die Förderung
des Nachwuchses ein wichtiger Baustein der Quali-tätssicherung und
trägt damit entscheidend zum Erfolg unseres Unternehmens bei.“
Symposium
3. Potsdamer VeranstaltungAm 03.03.2012 findet das 3. Potsdamer
Ophthalmologische Symposium der Klinik für Augenheilkunde, Klinikum
Ernst von Bergmann, statt. Chefärztin PD Dr. Anja Liekfeld möchte
auch in diesem Jahr intensive und persönliche Diskussionen
einzelner ophthalmologischer Themen und den interkollegialen
Austausch in den Vordergrund stellen. Die Referenten und ihre
Themen: „Glaukom – aktuelle Thera-pierichtlinien“ (Prof. Dr. Dr.
h.c. F. Grehn, Würzburg); „Refraktive Chirurgie heute: was, wann,
für wen?“ (Prof. Dr. M. Knorz, Mannheim) sowie ein
ophthalmologischer Ausblick von Mitarbeitern der Augenklinik. Auch
kulturelle, kulinarische und künstlerische Anregungen stehen auf
dem Programm, so die Ausstellung „Von der Lust zu sehen – 1000
Augenblicke“ von Karin Koch und musikalische Unterhaltung durch das
„Mückenheimer Trio“. Rückfragen: PD Dr. A. Liekfeld, Tel.
0331/241-5102; Anmeldung: [email protected], Fax
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Hornhautbank
Überprüfung bestandenBereits 2010 konnte die Lions-Hornhautbank
Saar-Lor-Lux, Trier/Westpfalz an der Klinik für Augenheilkunde am
Universitätsklinikum des Saarlandes erfolgreich nach der
internationalen Norm DIN EN ISO 9001:2008 zertifiziert werden. Im
Rahmen dieser Zertifizierung finden jährlich sogenannte
Überwachungsaudits statt, die die ständige Weiterentwicklung und
Verbesserung der zertifizierten Institution überprüfen und
si-cherstellen. Ein solches Überwachungsaudit fand erstmalig am
31.10.2011 in der Augenkli-nik statt und wurde erfolgreich
abgeschlossen. Die im Jahr 2000 gegründete Hornhautbank hat 2010
die Transplantation von 210 Hornhäuten durchgeführt, 2011 waren es
bis Ende Oktober bereits 220. Trotzdem besteht weiterhin eine
Warteliste mit 160 Patienten aller Altersklassen. Klinikdirektor
Prof. Dr. Berthold Seitz ruft daher weiterhin zur
Spendebereitschaft auf, da auch im Bereich der Hornhautspende ein
deutlicher Spendermangel vorliegt.
Carl Zeiss Meditec
Auf WachstumskursDer Medizintechnikanbieter Carl Zeiss Me-ditec
hat das vergangene Geschäftsjahr (Ende: 30.11.2011) erfolgreich
abgeschlossen. Alle Re-gionen und strategischen Geschäftseinheiten
hätten zum Ergebnis beigetragen, so die Pres-semitteilung.
„Ungeachtet der sich allgemein erschwerenden wirtschaftlichen
Rahmenbedin-gungen konnten wir unseren Wachstumskurs fortsetzten –
und sogar unsere Erwartungen übertreffen“, so Vorstandsvorsitzender
Dr. Ludwin Monz. Das Unternehmen erzielte im Geschäftsjahr
2010/2011 einen Konzernumsatz in Höhe von 758,8 Mio. EUR, eine
Steigerung von 12,1 % gegenüber dem Vorjahr. Das Ergeb-nis (vor
Zinsen und Steuern) konnte um 19,4 % auf 103,6 Mio. EUR sogar
überproportional ge-steigert werden. „Obgleich wir weiterhin in die
Entwicklung neuer Produkte und den Auf- und Ausbau der Vertriebs-
und Servicestrukturen investiert haben, konnten wir die
Profitabilität erhöhen. Nicht zuletzt, weil es uns gelungen ist,
die Herstellkostenposition weiter zu verbes-sern,“ erläutert Monz.
Die EBIT-Marge erhöhte sich auf 13,6 %und der Gewinn je Aktie
konnte auf 0,82 EUR gesteigert werden.
OberScharrer-Gruppe
Kooperation wird beendetDer fünfjährige Kooperationsvertrag
zwischen dem Klinikum Nürnberg und der OberScharrer-Gruppe wird
einvernehmlich zum 31.05.2012 enden, teilten die Beteiligten in
einer gemein-samen Presseerklärung mit. Die Beendigung erfolge
aufgrund unterschiedlicher strate-gischer Ausrichtungen. Beide
Partner blickten auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit zurück. PD
Dr. Schmidbauer bleibt Chefarzt der Augen-klinik Nürnberg und
wechselt zum 01.06.2012 von der OberScharrer-Gruppe dorthin.
Kli-nikvorstand Dr. A. Estelmann betont, „die Kooperation mit der
OberScharrer-Gruppe in den letzten fünf Jahren war sehr erfolgreich
und hat die Augenklinik Nürnberg einen ent-scheidenden Schritt
weitergebracht.“ Dr. A. Scharrer, Geschäftsführender Gesellschafter
der OberScharrer-Gruppe, resümiert, „die Zu-sammenarbeit mit dem
Klinikum Nürnberg war eine echte Herausforderung und hat uns viel
Freude gemacht.“ Beide betonen, dass die Par-teien auf
medizinischer Ebene weiter kooperie-ren werden, z.B. in der
Qualitätssicherung, der Fort- und Weiterbildung, der
Leitlinienerstel-lung für eine optimale Patientenversorgung.
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perspektiven klinik-expansion
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Mit dem World Eye Center in Frankfurt am Main hat die türkische
Dünyagöz Klinikgruppe im Juli 2011 einen ersten Standort in
Deutschland eröffnet und bietet dort das gesamte Leistungsspektrum
der Augenheilkunde an. Wir fragten die Geschäftsführerin Selin
Yildirim Peker, eine ausgewiesene Medizintourismus-Expertin, nach
den Gründen für die Expansion.
Land
Frau Peker, warum hat die Klinikgruppe eine Augenklinik in
Deutschland eröffnet? Wir hatten die Inbetriebnahme eines Zentrums
in Deutschland schon seit einigen Jahren geplant, doch zunächst
mussten wir den richtigen Standort und das passende medizinische
Personal finden, um die hohe Qualität, die sich mit dem Namen
Dünya-göz verbindet, auch in Deutschland gewährleisten zu können.
Die Entscheidung für Frankfurt war wohlüberlegt: Mit der
stra-tegisch günstigen Lage der Metropole und ihrer entsprechend
hervorragenden verkehrstechnischen Anbindung können wir einen
großen Einzugsbereich in ganz Europa abdecken. Als Finanzzentrum
weist Frankfurt zudem eine sehr internatio-nale Bevölkerung mit
einem hohen Durchschnittseinkommen auf. Daher glauben wir, dass das
hier der richtige Ort ist, um die Dünyagöz Gruppe auf dem deutschen
Markt zu etablieren. Vor dem Hintergrund unserer 15-jährigen
Erfahrung in der Au-genheilkunde und der bei uns üblichen Anwendung
der neues-ten Technologien zielen wir natürlich auf eine höchst
mögliche Kundenzufriedenheit ab. Wir gehen auch davon aus, dass wir
uns durch die Erfahrungen, die wir hier in Frankfurt sammeln
werden, in den kommenden Jahren auch in Deutschland einen guten
Namen machen – und damit weiter expandieren werden.
Sie werben im Internet auch damit, dass man in der Türkei nicht
nur preiswert behandelt wird, sondern das auch noch mit einem
Urlaub verbinden kann („Lasik and Holiday“ – Pakete zum
Ge-sundheitstourismus). Wie sind Ihre Erfahrungen damit? Als erstes
Zentrum für Augenheilkunde in der Türkei war und ist der
Gesundheitstourismus für uns von höchster Priorität. Schließlich
ermöglicht er uns, auch ausländischen Patienten eine qualitativ
hochwertige Augenbehandlung anzubieten – und ihnen zugleich die
Schönheit unseres Landes näher zu bringen. Heute bieten unsere
Zentren einen „Fünf Sterne Komfort“-Service in Verbindung mit der
modernsten ophthal-mologischen Technologie an. Fast jedes Jahr
werden 30.000 internationale Patienten in Istanbul, Ankara, Antalya
oder Samsun behandelt. Ihre Flüge, der Transfer von den Flughäfen,
ihre Unterkunft, die Städteführungen – all das wird von uns
komplett arrangiert und betreut. So können unsere Patienten ihren
Aufenthalt genießen, ohne sich über organisatorische
Angelegenheiten sorgen zu müssen. Die meisten kommen aus
Deutschland, den Niederlanden, Österreich, Großbritannien, den
skandinavischen Ländern und dem Nahen Osten. Um auf die erste Frage
zurückzukommen – als wir in Frankfurt eröff-neten, hatten wir also
bereits zahlreiche deutsche Patienten er-folgreich behandelt. Die
hier geltenden hohen Ansprüche sind uns durchaus vertraut.
Welche Zielgruppe sprechen Sie in Deutschland an?Unsere
Zielgruppe ist nicht die türkische Gemeinde der Bun-desrepublik,
sondern alle Menschen, die in Deutschland leben – unabhängig von
ihrer Herkunft. Rund 80 Prozent unserer Frankfurter Patienten
kommen aus Deutschland. Außerdem behandeln wir viele Patienten aus
benachbarten Ländern wie Frankreich, den Niederlanden und der
Schweiz.
Deutsche reisen zur Laser-OP in die Türkei oder zur
Zahnbehand-lung nach Polen. „Medizintourismus“ hat den Ruf des
Riskanten. Immer wieder hört man in den Medien von billigem Pfusch.
Wie stehen Sie zu diesen Aussagen?Wenn es um das Thema Gesundheit
geht, muss der Fokus auch auf dem Wohlbefinden der Patienten
liegen. Das ist der Leitsatz unserer Gruppe. Wir alle wissen, dass
ein Patient – egal welcher
Selin Yildirim Peker ist Geschäftsführerin des World Eye Center
Frankfurt am Main und Vizepräsidentin der Dünyagöz Klinikgruppe
8
In einem anderen
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9
klinik-expansion perspektiven
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Nationalität – nicht in eine Behandlung einwilligt, nur weil sie
preiswert ist. Patienten suchen stets nach den gängigsten
Behand-lungsmethoden, den neusten Technologien, den erfahrensten
Ärzten. Wenn all diese Kriterien stimmen, erst dann schauen die
Kunden zunächst auf den Preis und entscheiden sich dann für ein
Land und ein Unternehmen, das ihnen die besten Kon-ditionen bietet.
Mittlerweile führt unsere Gruppe jährlich rund 30.000
Augenbehandlungen bei europäischen Patienten durch.
Sie bieten in Frankfurt eine Femto-Lasik ab 750 Euro pro Auge
an. Wie geht das: gute Adresse, Hightech-Geräte und niedrige, um
nicht zu sagen Dumpingpreise für die Behandlung?Wie Sie wissen, ist
das Preisspektrum für Lasik-Behandlung in Deutschland äußerst breit
– und wir gehören darin übrigens weder zu den billigsten noch zu
den teuersten Anbietern. Die Gründe für unsere Preisstabilität auf
günstigem Niveau sind zahlreich: Zunächst einmal wäre da die Anzahl
der Behand-lungen, die in den Zentren von Dünyagöz wesentlich höher
ist als in vergleichbaren deutschen Kliniken. Diese hohe Fre-quenz
erlaubt uns, auf niedrigem Preisniveau kostendeckend zu arbeiten.
Außerdem investieren wir kontinuierlich in neue Technologien,
weshalb wir als internationaler Kunde bei den Zulieferern besonders
gute Preise erzielen. Auch diesen Vorteil geben wir an unsere
Patienten weiter. Dabei bieten wir Qualität auf höchstem Niveau:
Viele unserer Ärzte sind anerkannte Ex-perten, die als Key Speaker
auf den wichtigsten ophthalmolo-gischen Konferenzen und
internationalen Branchen-Kongressen fungieren. Sie halten sogar
regelmäßig selbst Fortbildungen für Ärzte ab. Schlussendlich
möchten wir uns dauerhaft in Deutsch-land etablieren, darum ist uns
ein gutes Verhältnis zu den Men-schen hier sehr wichtig. Doch dafür
müssen uns die Leute erst einmal erreichen – dazu dient unsere
sechsmonatige Kampagne, die natürlich auch preispolitische Akzente
setzt.
Welche Qualifikationen haben Ihre Ärzte und wie viele
Operati-onen weisen sie im Durchschnitt nach?Im Moment haben wir
drei Ärzte – alle deutsche Staatsbürger – die fließend Deutsch
sprechen. In den kommenden Tagen werden wir einen vierten Arzt
einstellen. Sie alle sind sehr gut ausgebildet in ihrem Fachgebiet
und verfügen über ein enormes Erfahrungspotenzial, wenn auch nicht
alle operativ. Unser Facharzt für Chirurgie in Frankfurt übernimmt
durchschnitt-lich 70 Operationen im Monat. In Istanbul ist die
Frequenz deutlich höher: Hier werden monatlich 50.000
Voruntersu-chungen, 3.000 Laseroperationen und rund 5.000
allgemeine Operationen durchgeführt. All dies geschieht auf
höchstem fachlichen Niveau, schließlich haben wir als dritte
Klinikgrup-pe weltweit überhaupt die Akkreditierung durch die
„Joint Commission International“ (JCI) erhalten. Selbstverständlich
verfügen wir auch über TÜV- und ISO-Zertifizierungen. In all
unseren Zentren verwenden wir ausschließlich Equipment, das von der
FDA geprüft wurde. Und mit Prof. Ioannis Pallikaris, dem Begründer
der Lasik-Methode und Rektor der Universi-tät von Kreta, haben wir
einen wissenschaftlichen Direktor
von Weltrang in unseren Reihen. Jeden Monat hält er
wissen-schaftlich-medizinische Meetings mit unseren Ärzten ab.
Sind Sie im Verband VSDAR? Momentan verschaffen wir uns noch
einen detaillierten Über-blick über die für uns potenziell
relevanten Mitgliedschaften in deutschen und europäischen
Organisationen.
Wie sind Sie zertifiziert?Die Dünyagöz Gruppe hat das sogenannte
JCI-Qualitätszer-tifikat in der Türkei erhalten. Alle Zentren dort
verfügen über das TSE ISO 9001 (Türkische ISO); und seit 2007 hat
unser Zentrum in Ataköy auch das deutsche ISO 9001:2000 vom TÜV-SÜD
erhalten. Derzeit arbeiten wir an weiteren Zerti-fizierungen für
unser Zentrum in Frankfurt: Unser primäres Ziel ist, eine ISO- und
im Anschluss die TÜV-Zertifizierung für Lasik zu erhalten.
Planen Sie noch weitere Center in Deutschland?Hierauf ein ganz
klares Ja. Wir rechnen mit mindestens drei weiteren Zentren:
möglicherweise eines im Norden von Ber-lin oder Hamburg, eines in
der Region Nordrhein-Westfalen – vielleicht Köln oder Düsseldorf –
und ein weiteres Muss ist ganz klar München. Daneben denken wir
aber auch über Inve-stitionen in Großbritannien nach – eine
Top-Klinik in London im kommenden Jahr schwebt uns da vor. Unser
„Drei-Jahres-Plan“ sieht aber auch Kiew/Ukraine, Moskau/Russland,
Oslo/Norwegen und ein Zentrum im Mittleren Osten vor.
Sie wurden im Oktober 2011 in Chicago mit dem „Leadership Award”
in der Kategorie „Innovation in Medical Tourism” ausge-zeichnet.
Der internationale Verband für Medizintourismus wür-digt damit Ihre
herausragenden Leistungen für diese Branche. Wie definiert man
eigentlich Gesundheitstourismus? Gesundheitstourismus ist ein
weltweit wachsender Markt, der die bestmögliche Behandlung zu einem
vernünftigen Preis in einem anderen Land garantiert. Sicherlich
muss die Auswahl des Unternehmens und des Arztes vorsichtig
getroffen werden. Neben der Technologie, der Qualität und dem Preis
sollten sich Patienten auch immer über die Klinik informieren.
Diese muss stets in der Lage sein, auch internationale Patienten zu
versor-gen – die Serviceleistungen sollten also international
ausgerich-tet sein. In unserer Gruppe sprechen die Ärzte bis zu 19
ver-schiedene Sprachen und unsere Mitarbeiter zehn. Wir haben
Synagogen, Kirchen und Moscheen in unseren Kliniken für Patienten
mit religiösen Bedürfnissen. Bei der Entscheidung für die richtige
Klinik müssen Patienten auch das Know-how des Unternehmens im
Bereich Gesundheitstourismus berück-sichtigen. Ich bin sehr stolz,
als Executive Vice President der Dünyagöz Gruppe Türkei und als CEO
Dünyagöz Deutsch-land diese Auszeichnung erhalten zu haben. Sie
unterstreicht übrigens auch die Position, die meine Heimat
mittlerweile auf diesem Sektor einnimmt.
Das Interview führte Susanne Wolters
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10
retina spezial perspektiven
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Prof. Dr. Albert J. Augustin wird sich künftig als Herausgeber
des neuen Schwerpunkts „Retina Spezial“ in CONCEPT Ophthalmologie
engagieren. Wir haben mit ihm über seine Vorstellungen und Pläne
gesprochen, die in manchem über das rein Fachliche hinausgehen.
„Offen sein für Neues“
Herr Prof. Dr. Augustin, zunächst einmal möchte ich meine Freude
darüber ausdrücken, dass Sie sich zur Herausgeberschaft bereit
erklärt haben. Die Idee schlummerte schon länger in mir, kon-kret
nach Ihrem Symposium Retina Summit 2009 in Karlsruhe. Damals
referierten 20 Retinaexperten über die Trends im chirur-gischen und
pharmakologischen Bereich. Zu der Zeit waren wir als Magazin aber
noch nicht so weit, schließlich waren wir erst im dritten Jahr auf
dem Markt. Mich hatte damals die Stimmung auf dem Symposium
fasziniert, der freundschaftliche Umgang der Referenten
miteinander. Man spürte etwas von einer lebendigen, ja teils
fröhlichen Scientific Community. Werden wir davon im Heft etwas
spüren unter Ihrer Herausgeberschaft? Prof. Augustin: Das hoffe ich
doch! Die Referenten, die Sie ansprechen, sind retinologische
„Schwergewichte“ und gute Freunde. Vor allem vermitteln sie einem
das, was ich kürzlich in einem Aufsatz des Neurobiologen Joachim
Bauer über die Frage „Was treibt den Menschen?“ gelesen habe. Die
Antwort: „Lohnend aus der Sicht des Gehirns ist es, Vertrauen,
soziale Wertschätzung und Kooperationsbereitschaft zu erleben“. Ich
glaube, dass während des gesamten Symposiums dieser „Spirit“ zu
spüren war. Genauso sollten wir gemeinsam diese neue Rubrik mit
positivem Leben füllen.
Bevor wir tiefer einsteigen: Geben Sie unseren Leserinnen und
Lesern einen kurzen Einblick in Ihre private und berufliche Vita.
Wer ist dieser Augustin?Die Augenheilkunde ist ein kleines Fach und
wir kennen uns ja alle. Daher werde ich nicht mit meiner
chronologischen Vita, die mich über Würzburg, Bonn und Mainz nach
Karlsruhe ge-führt hat, langweilen. Beruflich möchte ich – wie
vermutlich je-dermann – das Erlebnis haben, etwas zu vollbringen,
dies am liebsten intellektuell anspruchsvoll und qualitativ
hochwertig. Nur so erlebt man Genugtuung und dies fördert wiederum
die Lust an der Arbeit. Unser Beruf ist sicherlich facettenreich
und geht weit über die klinische Tätigkeit hinaus. Gleichwohl
bleibt neben dem wissenschaftlichen Arbeiten die operative
Augen-heilkunde unser Schwerpunkt. Ich lege allerdings großen Wert
darauf, dass Arbeit nicht nur gleichzusetzen ist mit dem oft sehr
eng gefassten Begriff der beruflichen Tätigkeit. Damit sind wir
auch beim zweiten Teil Ihrer Frage angelangt, der privaten Vita.
Hier erlebe ich einen Ausgleich der besonderen Art. Wie viele
meiner Kollegen wissen, führe ich mit meinem Bruder im
Fami-lienverbund ein Weingut mit einem kleinen Hotel. Wir sind sehr
glücklich darüber, dass wir im letzten Jahr mit unserer
Wein-kollektion vom Gault Millau zur „Entdeckung des Jahres“
ge-wählt wurden. Inmitten des Weingutes verbringe ich auch meine
Freizeit. So kann ich heute für mich feststellen, dass das
Phä-nomen, die eigene Identität in der Arbeit zu finden, zu Beginn
des Arbeitslebens dem Fortkommen absolut dienlich sein mag, jedoch
ist es zur physischen und psychischen Gesunderhaltung absolut
erstrebenswert, sich öfters der Kontemplation hinzuge-ben: in
meinem Fall z.B. beim Arbeiten im Weingut oder beim Radfahren in
Franken den Wechsel der Natur im Laufe des Jahres zu erleben. Dabei
ist mir die Idealvorstellung der Grie-chen am sympathischsten: Die
Muße war das eigentliche Leben.
Ja, die alten Griechen und ihre Muße. Wir Deutschen halten es
eher mit dem Müssen. Aber wir verfügen auch über ein besonders
ausgeprägtes Sehnen hin zu mediterranen Gefilden. So haben wir zwei
Seelen in unserer Brust – und in Ihrem Fall können Sie das Kümmern
um den Wein ja noch mit dem Ringen um gesunde Augen verbinden. Der
Bioflavonoidkomplex soll der Netzhaut doch zuträg-lich sein? In
diesem Zusammenhang erinnere ich mich an die Dis-kussion um
Blaulicht und einen Artikel von Ihnen mit dem Hinweis, der Mensch
sei doch kein Lurch. Ist Blaulicht noch ein Thema? Ja, wir müssen
aufpassen mit dem „Müssen“, das ist nicht krea-tivitätsfördernd.
Die Bioflavonoide sind sicherlich ein wichtiger Bestandteil, aber
auch andere Substanzen spielen hier eine Rolle, vornehmlich
Antioxidantien, wie sie sich auch im Rotwein be-finden. Ansonsten
gilt immer noch: „Wir sind, was wir essen“. Beispielsweise führt
Essen, abhängig von den Bestandteilen, zu einer mehr oder weniger
starken Entzündungsantwort und der Produktion freier Radikale.
Insgesamt sind diese Reaktionen, die wir schon seit mehr als zwei
Jahrzehnten bearbeiten, zentraler Bestandteil der Pathogenese
vieler Erkrankungen. Der Begriff Entzündung impliziert schon das
Feuer, welches am Entzün-dungsherd lodert und damit für die
Beschwerden sorgt. Bio-chemisch ist dies hauptsächlich auf die
Bildung freier Radikale zurückzuführen. Die heute sattsam aus der
Werbung bekannten Antioxidantien sollen dem entgegenwirken, unsere
Gesundheit bewahren und das Leben verlängern. Blaulicht ist sicher
noch ein Thema, allerdings haben wir uns – glücklicherweise –
wieder weg
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interview retina spezial
01 / 2012Concept Ophthalmologie
von der Polemik hin zum wissenschaftlichen Austausch bewegt.
Dies bedeutet, dass sich nun nur noch eine kleine Gruppe damit
beschäftigt und man vielleicht deswegen den Eindruck gewin-nen mag,
dass Blaulicht und seine Wirkungen kein Thema mehr sind. Noch ein
Wort zu den Flavonoiden, die ja im Rotwein und in dunkler
Schokolade vorkommen: Hier gilt ein antihyperten-siver Effekt und
ein Schutzeffekt vor Herzinfarkt als erwiesen. Wir lassen
beispielsweise von einer kleinen Manufaktur Pralinen mit dunkler
Schokolade und unserem Rotwein produzieren und tragen so vielleicht
ein wenig zur Gesunderhaltung bei.
Biochemie ist eine stille Leidenschaft von Ihnen, erinnere ich
mich da recht?Richtig, vor dem Medizinstudium habe ich Biologie und
Che-mie studiert und hierbei meine Schwerpunkte auf die
physika-lische Chemie und die Biochemie gelegt.
Nun zur Retina. Welche Herausforderungen sind hier zu
meistern?Naja, irgendwie ist Ernüchterung eingekehrt – wir haben
eine „one size fits all“-Situation: Anti-VEGF-Präparate sind jetzt
für die Therapie von Makulaödem nach Venenverschlüssen, bei
Diabetes und natürlich zur Therapie die feuchten AMD zu-gelassen.
Wir wissen, dass wir sehr lange therapieren müssen und nicht immer
den gewünschten Erfolg erzielen. Wir haben sozusagen akzeptiert,
dass man in vielen Fällen chronisch thera-pieren muss. Es wird
weitere Anti-VEGF-Präparate geben – al-lerdings werden diese auch
keine Revolution initiieren. Steroide sind auch noch da, spielen
aber derzeit eine untergeordnete Rol-le. Lediglich bei der Uveitis
scheint ein neues Steroidapplikati-onsverfahren gut zu wirken. Im
Bereich der Vitrektomie gibt es eine neue Maschinengeneration, die
mehr Sicherheit verspricht, eine Revolution ist hier jedoch auch
nicht in Sicht – lediglich ein Mikroplasminpräparat zur Vitreolyse
könnte das Feld mittelfri-stig etwas verändern. Zur Therapie der
trockenen AMD werden hochinteressante neue Ansätze studiert, es ist
allerdings noch zu früh, hier Vorhersagen zu treffen. Gleiches gilt
für neuropro-tektive Ansätze. Ich will hier nicht die euphorische
Stimmung dämpfen, die sich wegen neuer medikamentöser Ansätze breit
gemacht hat, aber es scheint mir, als müsste aus dem Bereich der
Grundlagenforschung ganz viel neue Information kommen, um
Stagnationstendenzen entgegenzuwirken. Zwei Ausnahmen
sehe ich derzeit: Bei der Bildgebung dringen wir in Bereiche
vor, die wir uns vor einiger Zeit nicht hätten träumen lassen – das
ist derzeit sicherlich das spannendste Feld in unserem Fach, auch
im Hinblick auf intraoperative Bildgebung. Und wir haben seit
kurzem eine Netzhautprothese zur Verfügung, die ähnlich
funk-tioniert wie das korrespondierende HNO-Produkt, und sind
na-türlich alle gespannt, was diese Innovation dem Patienten
bringt.
Dann sind wir gespannt, welchen Geist Sie als Herausgeber
unserer Rubrik „Retina Spezial“ einhauchen werden. Ich nicht
weniger. Aber ich freue mich schon auf die Kommu-nikation mit den
Autoren und die Sichtung ihrer Texte. Das wird spannend. Aber ich
freue mich auch auf die Möglichkeit, andere Sichtweisen und
Fragestellungen zu erarbeiten, von de-nen man sich hin und wieder
vielleicht zunächst fragt, was sie denn mit uns zu tun haben. Wir
sollten offen sein für Neues – auch aus anderen Disziplinen. Zudem:
Retinaspezialisten sind nicht nur Ärzte am Auge, sondern auch
Menschen, die sich darüber hinaus engagieren – mit Meinungen zu
Gesellschaft und Politik. All das würde ich gerne wiederfinden in
der Ge-samtschau eines jeden Jahres in „Retina Spezial“.
Das ist ja das Interessante am Konzept von CONCEPT
Ophthal-mologie; es bewegt sich ab und zu mit ungewohnter
Perspek-tive auf uns Ärzte und unsere Tätigkeit zu. Ich erinnere
mich an Ihren Bericht über den Besuch bei Thomas Neuhann, der auch
Privates nicht ausließ und so die Möglichkeit eröffnete, sich
diesem außergewöhnlichen Menschen, mit dem ich schon seit vielen
Jahren befreundet bin, einmal anders zu nähern. Ich könnte mehrere
Geschichten aufzählen. Wir haben uns schließlich auch so kennen
gelernt. Ebenso spannend finde ich den verschränkten Kontakt zum
Patientenmagazin Augenlicht VisionCare. Da ergeben sich wichtige
Synergien, weil die seri-öse Kommunikation zum Beispiel bei
Diabetes oder AMD in einer sich demografisch ungünstig verändernden
Gesellschaft immer wichtiger wird. Die Angst der Betroffenen ist
schließ-lich ein großer Marktreiber für unterschiedlichste Angebote
im Gesundheitsmarkt. Mir ist es daher ein Anliegen, nicht nur Größe
und Bedeutung des kleinen Fachs Augenheilkunde zu kommunizieren,
sondern auch engagiert aufzuklären.
Das Interview führte Heinz Jürgen Höninger
Prof. Dr. Albert J. Augustin ist Direktor der Augenklinik
Karlsruhe. Ausgleich zurberuflichen Anspannung findet er im
familieneigenen Weingut in Sulzfeld. Dortpackt er auch gerne selbst
mit an, hier bei der Entsorgung gepresster Trauben
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medizin vegf-hemmer
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Studien belegen nach Applikation des neuen Wirkstoffs VEGF
Trap-Eye bei feuchter AMD eine Prävention des Sehverlusts und eine
Verbesserung der Sehschärfe. Auf einem Presse-Roundtable wurden
kürzlich in Berlin die neuesten Ergebnisse vorgestellt. Die
Zulassung des Präparats hierzulande wird in diesem Jahr wird
erwartet.
Aktuelles zur AMD-Therapie
VEGF Trap-Eye (Vascular Endothelial Growth Fac-tor) ist ein
lösliches Fusionsprotein aus Bestandtei-len der VEGF-Rezeptoren 1
und 2 basierend auf humanen Aminosäurensequenzen. Es bindet an
sämtliche Formen des VEGF-A sowie zusätzlich auch an den
verwand-ten Placental Growth Factor (PlGF) und ist ein
spezifischer, hochwirksamer Hemmstoff für diese Wachstumsfaktoren.
Das Unternehmen Bayer HealthCare arbeitet gemeinsam mit seinem
Partner Regeneron an der Entwicklung von VEGF Trap-Eye zur
weltweiten Behandlung der feuchten AMD, des
Zentralvenenverschlusses der Netzhaut, des diabetischen Makulaödems
und der choroidalen Neovaskularisation bei starker
Kurzsichtigkeit.
Der neue Wirkstoff kann bei Patienten mit neovaskulärer
(feuchter) altersbedingter Makuladegeneration (nAMD) ei-nen
moderaten bis schweren Sehverlust verhindern. Die klinischen
Phase-III-Studien VIEW-1 und VIEW-2 (VEGF Trap-Eye: Investigation
of Efficacy and Safety in Wet AMD) mit dem bereits in den USA für
diese Indikation zugelas-senen Medikament VEGF Trap-Eye in der
Dosierung 2 mg (EYLEA™) zeigten nach einem Jahr Behandlung bei
circa einem Drittel der Studienteilnehmer eine Visusverbesserung
von 15 oder mehr Buchstaben bei einer Behandlung alle zwei Monate
nach einer Aufsättigungsphase mit drei monatlichen Injektionen.
Wie Prof. Dr. Antonia Joussen, Direktorin der Augenkliniken
Charité Universitätsmedizin Berlin, auf dem Presse-Round-table am
17. November 2011 ausführte, erhielten die 2.475 Patienten in den
beiden internationalen, multizentrischen, aktiv kontrollierten und
doppelmaskierten Studien VIEW-1 und VIEW-2 VEGF Trap-Eye in
verschiedenen Dosierungen (s. Abb. 1 unten links). Dies waren eine
Gruppe mit monat-lichen intravitrealen Injektionen mit 0,5 mg und
eine Gruppe mit zweimonatlichen intravitrealen Behandlungen mit 2
mg VEGF Trap Eye. Verglichen wurden diese Behandlungen mit einer
Gruppe von Patienten, die Ranibizumab 0,5 mg alle vier Wochen
erhielten. Alle Gruppen erhielten zuvor eine Loading dose von drei
monatlichen Injektionen mit der entsprechenden Dosierung. Primärer
Endpunkt war der Erhalt der Sehschärfe, sekundärer Endpunkt u.a.
die mittlere Veränderung der best-korrigierten Sehschärfe (BCVA)
nach einem Jahr.
Ergebnisse von VIEW 1 und 2
Im Ergebnis waren beim Erhalt der Sehschärfe (Abb. 2 un-ten
Mitte) alle Dosierungsschemata von VEGF Trap-Eye der Behandlung mit
Ranibizumab gleichwertig bzw. nicht unter-legen. Ein moderater bis
schwerer Sehverlust wurde bei 94,4 Prozent in den
Ranibizumab-Gruppen und bei 95,3 bis 96,1 Prozent in den VEGF
Trap-Eye-Gruppen in beiden Studien
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13
vegf-hemmer medizin
01 / 2012Concept Ophthalmologie
verhindert. Laut Joussen zeigte VEGF Trap-Eye in der jetzt in
den USA zugelassenen Dosierung von 2 mg alle acht Wochen nach
dreimaliger Initialbehandlung alle vier Wochen positive und
einheitliche Ergebnisse über alle Endpunkte. Die achtwö-chentliche
Therapie erzielte eine ähnliche Wirksamkeit wie monatlich
verabreichtes Ranibizumab. Dies traf auch für die-jenigen Patienten
zu, bei denen unter der Therapie eine Visus-verbesserung von 15
oder mehr Buchstaben beobachtet wurde. Der Anteil betrug unter VEGF
Trap-Eye 29,8 bis 33,4 Prozent und unter Ranibizumab 32,4 Prozent
nach einem Jahr (Abb. 3 unten rechts). Wie die optische
Kohärenztomographie (OCT) in der integrierten Analyse der VIEW-1-
und VIEW-2-Daten ergab, war die Abnahme der zentralen Retinadicke
(CRT) in Woche 52 unter der Therapie mit VEGF Trap Eye alle acht
Wochen am stärksten.
Für alle der vier Behandlungsgruppen in beiden Studien er-gab
sich eine vergleichbare Häufigkeit von Berichten zu uner-wünschten
Ereignissen am Auge. Davon waren die häufigsten typisch für Folgen
der Injektionen in den Glaskörper bzw. der zugrundeliegenden
Erkrankung oder für die untersuchte Al-tersklasse. Die häufigsten
dieser unerwünschten Ereignisse am Auge waren Bindehautblutung,
Makuladegeneration, Augen-schmerzen, Netzhautblutung und Mouches
volantes.
Wie Joussen weiter sagte, wird derzeit VEGF Trap-Eye bei
weiteren Indikationen geprüft. So in der Phase-II-Studie DA VINCI
(DME And VEGF Trap-Eye: Investigation of Clinical Impact) zum
diabetischen Makulaödem. Den 12-Monats-Ergebnissen zufolge erwies
es sich als statistisch signifikant wirksamer als die Lasertherapie
bei der Verbesserung der durchschnittlichen BCVA-Veränderung und
der Verringerung der Retinadicke im Vergleich zum Studienbeginn.
Phase-III-Studien wurden in diesem Jahr gestartet.
Zwei weitere Phase-III-Studien, COPERNICUS uns GALI-LEO, prüfen
die Wirksamkeit und Sicherheit bei Patienten mit Makulaödem infolge
eines zentralen Venenverschlusses (ZVV). Primäre
Endpunkt-Ergebnisse nach sechs Monaten
zeigen, dass es unter der Therapie mit VEGF Trap-Eye gegen-über
Scheininjektionen zu einer signifikanten Verbesserung im Anteil der
Patienten kam, die eine Verbesserung um über drei Zeilen (≥ 15
Buchstaben) aufwiesen. Ebenso wurde ein signifi-kanter Unterschied
im durchschnittlichen BCVA und der Reti-nadicke verzeichnet.
Hohes Erblindungsrisiko
Der demographische Wandel führt im nächsten Jahrzehnt zu einem
dramatischen Anstieg altersabhängiger Augenerkran-kungen mit
Erblindungsrisiko (u.a. AMD, Diabetes, Glaukom, Gefäßverschlüsse).
Epidemiologische Studien belegen über-dies, dass Patienten bereits
durch eine beginnende oder leichte Sehbehinderung (Visus 0,3 bis
0,8) erheblich in ihrer Lebens-qualität beeinträchtigt sind. Am
Beispiel der neovaskulären Makuladegeneration wird die Relevanz
besonders deutlich. Reduziertes Kontrastsehen bewirkt häufig eine
erhöhte Gang-unsicherheit, sodass ältere Personen in ihren
Alltagskompe-tenzen eingeschränkt sind, betonte Prof. Dr. Focke
Ziemssen, Tübingen. Ein selbst bestimmtes und selbstständiges Leben
ist gefährdet. Auch das Sturz- und Verletzungsrisiko ist durch eine
Sehverschlechterung erhöht. Zudem kann sie eine Ver-schlechterung
der kognitiven Fähigkeiten bewirken, während gutes Sehen durch
perzeptive Stimuli positive Auswirkungen auf eine eventuelle
Demenz-Entwicklung hat.
Zudem ist das Erblindungsrisiko bei der AMD hoch. Die
Inzidenzrate einer schweren Sehbehinderung bzw. Erblin-dung beträgt
circa 50 Prozent (5,56 Personen pro 100.000 Personenjahre), gefolgt
vom Glaukom mit 15 Prozent (1,65 pro 100.000 Personenjahre), und
diabetischen Augenerkran-kungen mit 10 Prozent (1,16 pro 100.000
Personenjahre). Im Jahr 2030 wird für Deutschland eine durch AMD
bedingte Erblindungsinzidenzrate von 9,5 pro 100.000 Personenjahre
prognostiziert (Finger RP et al., Invest Ophthalmol 2011; 52:
4381-4389).
Durch nachhaltige Therapeutika zur Behandlung der AMD, des
diabetischen Makulaödems und des Makulaödems auf-grund eines
Verschlusses der zentralen Netzhautvene besteht die Chance, die
Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Nach Ziemssen ist
eine Erblindung mit einem Visus unter 0,05 durch die subjektive
Einbuße an Lebensqualität einem schweren Schlaganfall mit
Bettlägerigkeit vergleichbar. Daher sei die Erkennung von
Frühstadien und die weitere Optimie-rung des langfristigen
Therapiespektrums eine wichtige He-rausforderung für die nächsten
Jahre.
Von Susanne Wolters
Abb. 1-3: Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit bei
neovaskulärer altersbedingter Makuladegeneration: Studiendesign und
Ein-Jahres-Ergebnisse VIEW 1 und 2Ba
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14
medizin oct-workshop
01 / 2012Concept Ophthalmologie
... so war die Einladung zum ersten OCT-Workshop am 9./10.
Dezember 2011 in Heidelberg überschrieben. Und das war die
Veranstaltung dann auch. Es ging um individualisierte Thera-pien
bei AMD und DMÖ, die eine moderne Diagnostik mit bildgebenden
Verfahren erfordern.
Zukunftsweisend
Denken braucht Raum: Die Print Media Academy Heidelberg
beeindruckt mit ihrem 50 Meter hohen Glaskubus He
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Bewegungsfreiheit für Ideen: Der offene Innenraum bietet einen
freien Blick vom Foyer bis zum 12. Obergeschoss au
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oct-workshop medizin
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Die Unternehmen Heidelberg Engi-neering und Novartis Pharma
hat-ten gemeinsam eingeladen, an zwei Tagen in der passend
futuristischen Architek-tur der Print Media Akademy an Vorträgen,
Workshops und Diskussionen über moderne Therapieoptionen und
innovative Diagnos-tik bei altersbedingter Makuladegeneration (AMD)
und Diabetischem Makulaödem (DMÖ) teilzunehmen. Dabei wurde nicht
zuletzt der Frage nachgegangen, was neueste OCT-Systeme leisten und
welche Optimie-rungsmöglichkeiten sie für die Anti-VEGF-Therapie
bieten können. Reger Austausch von Erfahrungen, Zwischenfragen und
Diskussi-onen waren dabei ausdrücklich erwünscht. Das Angebot
richtete sich an niedergelassene Augenärzte, die sich mit moderner
Diagnose-technologie befassen. Denn, so sagte Kester Nahen, Leiter
Globales Marketing und Ge-schäftsentwicklung bei Heidelberg
Enginee-ring: Der OCT komme heute eine besondere Bedeutung in der
Diagnostik und Überwa-chung der Therapie zu. Zuweiser würden bei
Kontrollen zunehmend wichtig, sie müssten die Therapie überwachen
und dabei wissen, wie ein OCT funktioniere. Wie die gut ge-füllten
Zuhörerreihen im Auditorium bewie-sen, ist dieses neue Format
offensichtlich auf ein großes Informationsbedürfnis gestoßen.
Prof. Dr. Daniel Pauleikhoff (Münster) er-öffnete und moderierte
die Fortbildungsver-anstaltung. Die Entwicklung in der
Augen-heilkunde schreite stetig voran, nicht zuletzt bei retinalen
Gefäßerkrankungen, sagte er. Mit VEGF-Hemmern wie Ranibizumab sei
es jetzt möglich, bei einem Großteil der Pa-tienten zumindest eine
Stabilisierung des Sehvermögens und zum Teil sogar verlorene
Sehkraft wieder zurückzugewinnen. Ein zen-traler Aspekt beim
Einsatz von VEGF-Hem-mern sei die Tatsache, dass eine begonnene
Therapie mit ihren Kontrollen über einen Zeitraum von Monaten bis
Jahren andauere. Für diese längere Therapie anhand individu-eller
Behandlungsschemata sei eine moderne Diagnostik zur
Indikationsstellung und zum Monitoring zentral. Innovative
Bildgebungs-verfahren, mit denen man morphologische vor
funktionalen Veränderungen erfassen könne, markierten einen
entscheidenden Fortschritt zur qualitätszentrierten
individu-alisierten Therapie. Es seien vor allem die
regelmäßigen Kontrolluntersuchungen, die neben der engen inner-
und interdisziplinären Zusammenarbeit den Erfolg der
Patientenver-sorgung sicherstellten.
Multimodale Bildgebung
Dr. Mathias Maier (München) ging in sei-nem Übersichtsvortrag
zum Krankheitsbild der AMD u.a. ausführlich auf die multimo-dale
Bildgebung ein, die neben der genauen Diagnostik und
Differentialdiagnostik die Vi-sualisierung des Krankheitsverlaufs,
die diffe-renzierte Indikationsstellung sowie die exakte Analyse
des Therapieerfolges ermögliche. Fluoreszenz-Angiographie (FA),
Indocyanin-grün-Angiographie (ICGA), Autofluoreszenz (AF), rotfreie
sowie infrarote Aufnahmen lassen sich mit der hochauflösenden
Spectral OCT-Modalität kombinieren und erlauben ei-nen umfassenden
und differenzierten Einblick in die Netzhautstrukturen. Daneben
ermögli-che das Spectralis-OCT eine exakte Darstel-lung der
Übergangszone vom Glaskörper zur Netzhaut (vitreoretinales
Interface). Die multimodale Bildgebung sei neben der Beur-teilung
der feuchten AMD besonders auch für die Diagnostik und die
Verlaufskontrolle der trockenen AMD von großer Bedeutung.
Das trifft auch beim DMÖ zu, wie Dr. Georg Spital (Münster)
ausführte. Mit Einführung der OCT-Diagnostik in Ergänzung zu
Oph-thalmoskopie und Fluoreszenz-Angiographie hätten sich neue
Möglichkeiten zur Ödem-klassifikation, zu differenzierterer
Therapie-Indikationsstellung sowie exakterem Thera-piemonitoring
ergeben. Vor dem Hintergrund dramatisch zunehmender
Diabeteserkran-kungen, aber auch zunehmenden Wissens über
Pathogenese, Risikofaktoren und inter-disziplinäre
Einflussmöglichkeiten auf die diabetische Retinopathie und das
gewandelte Therapiekonzept mit VEGF-Hemmern sei der Anspruch an den
Augenarzt in der Be-treuung seiner Diabetes-Patienten gewach-sen.
Der Einsatz und die Interpretation der modernen
Bildgebungsverfahren müssten eingeübt werden. In seinem Workshop
de-monstrierte er später an konkreten Fallbei-spielen die
Einsatzmöglichkeit und das Zu-sammenspiel der verschiedenen
modernen Diagnostikverfahren.
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medizin oct-workshop
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Morphologie vor Funktion
Zu modernen Behandlungsstrategien bei exsudativer AMD sagte
Pauleikhoff, eine Dauertherapie mit Ranibizumab hätte zwar die
besten Visusergebnisse, bedeute aber eine Überbe-handlung, die
zudem mit einem erhöhten Endophthalmitis-risiko und höheren Kosten
verbunden sei. Daher hätten sich in der Praxis variable und
individualisierte Behandlungssche-mata etabliert. Zentral sei
hierbei die Definition der „erneuten Läsionsaktivität“ für den
dadurch erreichen Langzeit-Visus-erfolg. Eine am Visus orientierte
funktionelle Behandlungs-strategie habe sich gegenüber einer
morphologisch SD-OCT-basierten Strategie erheblich unterlegen
gezeigt. Deshalb seien strikte Verlaufskontrollen mit
SD-OCT-Vergleich alle vier Wochen für zwölf Monate nach der jeweils
letzten In-jektion notwendig bei gleichzeitiger Visusbestimmung und
Funduskopie. Wenn neue Blutungen oder im OCT erneute
Netzhautverdickungen, neue subretinale Flüssigkeit, eine Zunahme
der Rest-PE-Abhebung oder von persistierenden intraretinalen Zysten
beobachtet würden, sei eine neue Injek-tionsserie vorzunehmen. Mit
dieser individualisierten Wie-derbehandlungsstrategie seien
ähnliche Visusstabilsierungen wie in den Zulassungsstudien
möglich.
Dies bestätigte auch Prof. Dr. Heinrich Gerding (Olten/Schweiz):
Eine der wesentlichen Feststellungen der CATT-Studie, die
Bevacizumab und Ranibizumab in monatlicher Applikation bzw. in
OCT-basierter individualisierter Applika-tion verglichen hat,
lautete: Bei engmaschiger Kontrolle und bedarfsorientierter
Anwendung habe Ranibizumab bei ein-jähriger Behandlung nicht zu
einem unterlegenen Endresultat im Vergleich zur monatlichen
Therapie geführt. Gerding trug eigene Ergebnisse einer
4-Jahres-Langzeitstudie an 104 Pati-enten mit bedarfsgesteuerter
Ranibizumab-Behandlung vor: „Nach 12 Monaten betrug die
durchschnittliche Funktions-verbesserung +5,0 Zeichen. Dieses
Ergebnis konnte über den gesamten Nachbeobachtungszeitraum
stabilisiert werden.“
Der Visus als Kriterium ist zu störanfällig
Prof. Dr. Focke Ziemssen (Tübingen), der über die
individua-lisierte Therapie bei DMÖ-Patienten sprach, berichtete,
dass gute funktionelle Ergebnisse in den großen DRCR.net- und
RESTORE-Studien nur durch Orientierung an feste objektive
Wiederbehandlungskriterien möglich gewesen seien. Der Vi-sus als
Kriterium sei zu störanfällig, obwohl unter Studienbe-dingungen ein
konsistenter Zusammenhang zwischen Visus und Netzhautdicke gefunden
worden sei. Die genaue morpho-logische Charakterisierung mittels
SD-OCT biete wichtige In-formationen über die strukturelle
Integrität der Netzhaut und das langfristige Potential: „Daher
ermöglichten diese Para-meter ganz wesentlich eine vollständige
Bewertung und klare Kommunikation mit dem Patienten.“
Eckpunkte eines Paradigmenwechsels
In den Podiumsdiskussionen an beiden Veranstaltungstagen ging es
u.a. um die Umsetzung der modernen Behandlungstra-tegien in der
Patientenversorgung im Praxis- und Klinikalltag, mithin um
Eckpunkte eines Paradigmenwechsels. Pauleikhoff wies auf die
verschiedenen Algorithmen für die Nachbeobach-tung hin je nachdem,
ob eine AMD oder ein DMÖ vorliege.
Viele der Niedergelassenen interessierte die Frage, wie die
nö-tigen Untersuchungen praktisch zu handeln seien: Wer solle das
OCT machen – Zuweiser oder Klinik – und wer solle es anschließend
auswerten? Hier wurde ein großer Kommuni-kationsbedarf deutlich.
Viele Zuweiser scheinen Angst zu ha-ben, dass ihre Patienten
„verschwinden“, sobald sie sie für die Anti-VEGF-Spritzen in die
Klinik überwiesen haben. Nicht nur Gerding brachte zum Ausdruck,
dass die Patienten ihre Bindung zum niedergelassenen Augenarzt
behalten sollten. Dort sollten wenn möglich die regelmäßig
erforderlichen Kon-trolluntersuchungen stattfinden. Dies ist auch
vor dem Hinter-grund zu sehen, dass viele Klinikärzte klagen, dem
Ansturm der Patienten und notwendigen Kontrolluntersuchungen nicht
mehr gewachsen zu sein. Ziemssen regte an, die Organisation zu
optimieren und Bestehendes kritisch zu hinterfragen. Auch Fragen
der Vergütung, der Kostenübernahme durch Kranken-kassen, von An-
und Verträgen zogen sich durch die Diskussi-onen. So wurde
kritisiert, dass Patienten in der Klinik durch Studien finanzierte
OCTs bekämen, was den Niedergelassenen die Patienten wegnehme.
Praktische Einblicke in den Umgang mit OCTs gaben vier
unterschiedliche Workshops. So erläuterte PD Dr. Sandra
Li-akopoulos (Köln) in einem SD-OCT Interpretationskurs den
sinnvollen Einsatz der verschiedenen bildgebenden Verfah-ren, die
Wahl der Aufnahmemöglichkeiten, die Interpretati-on der
bildgebenden Befunde sowie die Indikation zur Ein-leitung einer
Therapie. Dr. Jürgen Heine, niedergelassener Augenarzt in Augsburg,
informierte über Wahlleistungen und Praxismarketing und
beantwortete die Frage: Unter wel-chen Voraussetzungen kann ein
modernes SD-OCT-System erfolgreich in die Praxis eines
konservativen Augenarztes in-tegriert werden?
Zu den abschließenden Ausblicken und Perspektiven gehörte auch
Interdisziplinäres: Mögliche und nötige Netzwerke mit Diabetologen
und Neurologen. Ziemssen lotete Perspektiven der Zusammenarbeit
aus. Zum Teil gebe es da schon gute Strukturen, zum Teil sei die
Infrastruktur noch verbesserungs-würdig oder aber es müssten
Kontakte erst noch geknüpft werden. Und dabei seien aussagekräftige
Bilder auch in der in-terdisziplinären Kommunikation zwischen
Augenärzten und anderen Fachgruppen eine gute Möglichkeit, auf
„besseres Gehör“ zu stoßen.
Von Susanne Wolters
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1701 / 2012Concept Ophthalmologie
Die seit 2008 von der Forschergruppe Münster unter der Leitung
von Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Heribert Meffert durchgeführte
Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW dient dem
medizinisch-sozialen Netzwerk als Grundlage, die Lebensqualität von
AMD-Patienten zu verbessern. Die aktuellen Erkenntnisse werden
zusammengefasst von Dr. Friederike Rohn.
Einflussgrößen der Lebensqualität
Die Verbesserung bzw. der Erhalt der Lebensqualität von
Patienten ist seit jeher Kern medizinischer Versor-gung. Aus
wissenschaftlicher Perspektive hat das Kon-zept der Lebensqualität
erst in jüngerer Vergangenheit an Bedeu-tung gewonnen. Zahlreiche
Untersuchungen, auch im Bereich Netzhauterkrankungen, befassen sich
mit der Erhebung der Le-bensqualität als Grundlage für die
Evaluation medizinischer und sozialer Versorgungsprozesse.
Insbesondere die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist
angesichts des demografischen Wandels von Interesse. Gemäß einer
Morbiditätsprognose wird sie mit einem Wachstum von 169 % bis 2050
die am zweitstär-ksten wachsende Krankheit in Deutschland sein.1 Je
nach Sta-dium kann sie mit einer erheblichen Beeinträchtigung der
Le-bensqualität einhergehen.2 Im Fokus lebensqualitätsbezogener
Studien bei AMD stand bislang vorrangig die Messung der
Le-bensqualität. Welche Faktoren diese beeinflussen, wurde kaum
erforscht. Studien beziehen oft nur objektiv messbare Merkmale wie
den Schweregrad der Erkrankung ein. Durch diesen lassen sich
allerdings nur ca. 5 % der Varianz der subjektiv wahrgenom-menen
Beeinträchtigung der Lebensqualität erklären, wie eine Untersuchung
der Forschergruppe Münster ergab.3
Angesichts dieses Forschungsbedarfs hatte die empirische
Un-tersuchung das Ziel, einen integrierten Ansatz zur Erklärung der
subjektiv wahrgenommenen Lebensqualität von AMD-Pa-tienten zu
erarbeiten. Im Rahmen der Untersuchung wurde eine differenzierte
Analyse einer physischen (z.B. Mobilität), psy-chischen (z.B.
Selbstvertrauen) sowie sozialen Dimension (z.B.
Sichtbare und unsichtbare Faktoren der Lebensqualität
amd-versorgungsforschung medizin
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medizin amd-versorgungsforschung
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Innovative Technologie für 1.8 mm minimalinvasive
Kataraktchirurgie Vertrauen sie auf die langjährigen MICS
Erfahrungen von Bausch + Lomb, dem Unternehmen mit der weltweit
ersten 1.8 mm MICS-Plattform!
©2012 Bausch + Lomb Incorporated. ™/® bezeichnen Marken von
Bausch + Lomb Incorporated.
Die 5 Bestandteile der 1.8 mm MICS Plattform:
MICS-System – Stellaris™ Vision Enhancement System
MICS-IOL – Akreos™ AO
MICS-Viskoelastikum – Amvisc® Plus
MICS-Instrumente – Storz® Ophthalmic Instruments
MICS-Unterstützung – Bausch + Lomb University
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Dr. Friederike Rohn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin bei
Prof. Meffert am Marke-ting Center Münster
EinflussfaktorenDimensionen der Lebensqualitätphysisch psychisch
sozial
Schweregrad der Erkrankung -0,23** -0,16** -0,41***Alter ()
0,63* ()Bildungsstand () -0,13** ()Umstands des allein Lebens
-0,18*** -0,09** -0,11**Unterstützung soziales Umfeld1 -0,44***
-0,38* -0,37**Nutzung sozialer Angebote1 0,48** 0,37**
0,52**Patientenzufriedenheit 0,32** () 0,40**Signifikanz: () =
nicht signifikant; * = α < 0,1; ** = α < 0,05; *** = α <
0,01 1als Moderatoreffekt gemessen
Die angegebenen Werte geben die jeweilige Höhe der kausalen,
signifikanten Wirkungsbeziehungen wieder (Pfadkoeffizienten der
Strukturgleichungsmodelle). Die Vorzeichen wurden zu
Interpretationszwecken angepasst. Die Berechnung erfolgte mittels
PLS(Partial Least Squares)-Pfadanalysen. Zur Messung der
Lebensqualität wurde eine adaptierte Version des MacDQuoL
genutzt.
Ergebnisse der Kausalanalysen zur Erklärung der
Lebensqualität
Familienleben) der Lebensqualität vorgenommen. Auf der Grundlage
von Patienteninterviews sowie Erfahrungen aus ande-ren
Krankheitsbereichen konnten verschiedene Gruppen poten-zieller
Einflussfaktoren identifiziert werden. Hierbei sind analog zu einem
Eisberg Merkmale, die verhältnismäßig gut erfassbar sind, zu
unterscheiden von schwerer messbaren Faktoren.
Empirische Überprüfung der Vermutungen
So ist zum einen ein Einfluss soziodemografischer,
krankheits-spezifischer, umfeldbezogener,
versorgungsstrukturbezogener sowie versorgungswahrnehmungsbezogener
Merkmale nahe-liegend. Zur empirischen Überprüfung der vermuteten
Kausal-zusammenhänge wurden NRW-weit 201 AMD-Patienten mit Hilfe
eines standardisierten Fragebogens persönlich interviewt.4 Dabei
wurden sowohl verschiedene Stadien der Erkrankung als auch beide
Krankheitsformen (feuchte und trockene AMD) hin-reichend
berücksichtigt. Mit Hilfe kausalanalytischer Verfahren konnten die
wesentlichen Treiber der physischen, psychischen und sozialen
Lebensqualität ermittelt werden.
Für den physischen Bereich der Lebensqualität ließ sich ne-ben
einem zu erwartenden negativen Einfluss eines hohen Schweregrads
der Erkrankung nachweisen, dass sich allein le-bende Betroffene
stärker beeinträchtigt fühlen als nicht allein Lebende.
Gleichzeitig wurde deutlich, dass sich zu viel Un-
terstützung durch das soziale Umfeld wiederum negativ auf die
physische Lebensqualität auswirkt. Gründe hierfür können z.B. ein
erhöhtes Abhängigkeitsgefühl sein. Demgegenüber hat die
Untersuchung ergeben, dass sich sowohl eine hohe Zufrie-denheit mit
der augenärztlichen Versorgung (vor allem mit der Verständlichkeit
von Informationen) als auch eine hohe Nut-zungsintensität sozialer
Angebote (Selbsthilfegruppen, Seh-behindertenverbände, lokale
Beratungsangebote) signifikant positiv auf die Lebensqualität
auswirken. Die Analyse für die soziale Lebensqualität hat
unterdessen nahezu identische Wir-kungsbeziehungen ergeben – nur
die Höhe einzelner Einfluss-stärken variiert. Auch für die
psychische Dimension der Le-bensqualität wurden ähnliche Ergebnisse
ermittelt. Allerdings konnte hier kein signifikanter Einfluss
ausgehend von einer hohen Arztzufriedenheit nachgewiesen werden.
Hingegen er-gab die Untersuchung, dass sich jüngere Betroffene
stärker im psychischen Bereich beeinträchtigt fühlen als ältere.
Darüber hinaus ließ sich ein negativer Einfluss eines hohen
Bildungsni-veaus auf die Psyche der Betroffenen aufzeigen.
Mit Hilfe der betrachteten Variablengruppen konnten jeweils
zwischen 35 % und 40 % der Varianz der subjektiv wahrgenom-menen
Lebensqualität erklärt werden. Die Ergebnisse deuten darauf hin,
dass weitere Faktoren zur Erklärung der Lebensqua-lität
heranzuziehen sind. Insbesondere die Patienteninterviews haben in
diesem Zusammenhang verdeutlicht, dass psycho-graphische Variablen,
welche die Fähigkeit des Patienten zur Krankheitsverarbeitung und
-bewältigung näher spezifizieren, einer tiefergehenden Untersuchung
bedürfen. Hierbei sind ei-nerseits allgemeine
Persönlichkeitsmerkmale von Patienten und andererseits
gesundheitsspezifische Konzepte von Relevanz. Untersuchungen aus
anderen Krankheitsbereichen haben ge-zeigt, dass vor allem die
Arzt-Patient-Beziehung, die Akzeptanz der Erkrankung durch den
Betroffenen, das Kohärenzgefühl sowie die gesundheitliche
Kontrollüberzeugung Betroffener das subjektive Krankheitsempfinden
und damit die subjektiv wahr-genommene Lebensqualität beeinflussen
können. Während das Kohärenzgefühl die Fähigkeit eines Patienten,
die ihm ge-
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19
amd-versorgungsforschung medizin
01 / 2012Concept Ophthalmologie
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gebenen Ressourcen zur Bewältigung der mit einer Krankheit
verbundenen Herausforderungen zu nutzen, beschreibt, verdeut-licht
die gesundheitliche Kontrollüberzeugung, inwiefern ein Pa-tient
seinen Gesundheitszustand als beeinflussbar bewertet.5 Da-bei ist
ein Einfluss des Patienten selbst, der behandelnden Ärzte sowie des
Schicksals zu berücksichtigen.
Zur Untersuchung der psychografischen Merkmale wurden mit 56 der
befragten Patienten weiterführende Tiefeninter-views geführt.
Mittels kausalanalytischer Untersuchungen lie-ßen sich für folgende
Variablen signifikante Wirkungszusam-menhänge ermitteln: Zum einen
konnte ein negativer Einfluss hoher Persönlichkeitsausprägungen im
Bereich Neurotizismus (d.h. Patienten neigen dazu, schnell aus dem
emotionalen Gleichgewicht zu geraten) nachgewiesen werden.
Dahingegen hat die Analyse ergeben, dass sich Patienten mit hohen
Aus-prägungen im Bereich Extraversion (d.h. sie neigen zu einem
Handeln in sozialen Gruppen) weniger stark in ihrer Lebens-qualität
beeinträchtigt fühlen. Ebenso konnte ein positiver Ein-fluss einer
hohen arztbezogenen Kontrollüberzeugung berech-net werden – d.h.
Patienten, die davon überzeugt sind, dass ihr behandelnder Arzt
ihren Gesundheitszustand nachhaltig verbessern kann, fühlen sich
auch weniger in ihrer Lebensqua-lität beeinträchtigt.
Insgesamt liefert die Untersuchung wertvolle Erkenntnisse für
die Versorgung von AMD-Patienten. Es wird deutlich, dass in der
Patientenkommunikation ein Schlüsselfaktor zu sehen ist. So können
Augenärzte die Lebensqualität ihrer Patienten stei-gern, indem sie
Potenziale zur Verbesserung der Patientenzu-friedenheit nutzen und
ihre Patienten bei Bedarf an soziale Ver-sorger weiterleiten.
Darüber hinaus liefert die Untersuchung die Grundlage für
weiterführende Health-Care-Marketing-Ansätze. Insbesondere eine
Segmentierung von Patienten nach unter-schiedlichen Informations-
und Therapiebedürfnissen kann als Basis für eine
zielgruppengerechte Versorgung durch die am Ver-sorgungsprozess
beteiligten Akteure dienen.
Quellen1 FAZ, Morbiditätsprognose 2050 – Deutschland 2050 – alt,
krank, teuer, 26.08.20092 Pauleikhoff, D. et al., Neovaskuläre
altersabhängige Makuladegeneration in Deutschland
– Beeinträchtigung der Lebensqualität und ihre finanziellen
Auswirkungen, in: Der Ophthalmologe, 106. Jg., Nr. 3, 2009, S.
250
3 Rohn, F., Einflussfaktoren der Lebensqualität von Patienten –
Ein empirischer Ansatz für ein zielgruppenspez. Health Care
Marketing am Beispiel der AMD, Frankfurt/M. 2012 (in Druck)
4 Die Forschungsarbeit wurde durch die Dr. Werner
Jackstädt-Stiftung gefördert.5 Antonovsky, A., Unraveling the
mystery of health, How people manage stress and stay
well, San Francisco 1987, S. 18 ff. sowie Janßen, Ch., Soziale
Schicht und „Gesund-heitliche Kontrollüberzeugungen“ (Health Locus
of Control), in: Mielck, A., Bloomfield, K. (Hrsg.),
Sozial-Epidemiologie, Eine Einführung in die Grundlagen, Ergebnisse
und Umsetzungsmöglichkeiten, Weinheim 2001, S. 184
Weitere Ergebnisse der Versorgungsforschung des AMD-Netz NRW
finden Sie unter www.amd-netz.de.
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20 01 / 2012Concept Ophthalmologie
medizin fortbildung netzhaut
Netzhauterkrankungen bildeten den Schwerpunkt der Münsteraner
Fortbildung im Dezember 2011. Prof. Dr. C. Hoyng sprach als
renommierter Experte über angeborene und erworbene
Netzhauterkrankungen, PD Dr. P. Heiduschka stellte aktuelle
elektrophysiologische Verfahren vor. Weitere Themen waren AMD sowie
die Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz.
Netzhaut und mehr
Eingangs informierte Dr. U. Oeverhaus die Teilnehmer über
aktuelle berufspolitische Aspekte. Zur Stärkung der Honorare der
ausschließlich konservativ tätigen Augenärzte hat der
Bewertungsausschuss zum 01.01.2012 eine Absenkung der
Grundpauschalen um circa 30 Prozent beschlossen. Das dadurch frei
werdende Geldvolumen wird zur Vergütung der neu eingeführten
Strukturpauschale ver-wendet. Diese können nur ausschließlich
konservativ tätige Augenärzte als Zuschlag zu den Grundpauschalen
abrech-nen. Somit handele es sich um eine Umverteilung zugunsten
der ausschließlich konservativ tätigen Ärzte innerhalb des für die
Augenärzte zur Verfügung stehenden Arztgruppentopfes zulasten der
operativ tätigen Ärzte. Das Auditorium nahm diese Neuerungen
kommentarlos hin.
Hereditäre Makuladystrophie
Danach sprach Prof. Dr. Carel Hoyng von der niederlän-dischen
Universitätsaugenklinik Nijmegen über die hereditäre
Makuladystrophie. Genetik wird immer wichtiger bei Dys-trophien –
sie hilft bei der Beantwortung der Frage, ob eine
Makuladegeneration altersabhängig oder genetisch bedingt ist. Hoyng
stellte eine 60-jährige Frau vor, die seit drei Jahren über
Sehstörungen klagte. Ihre Sehschärfe betrug beidseits 0,6, sie
hatte parazentrale Skotome, das ERG war normal. Ihr Vater litt an
AMD und Nierenversagen. Es handelte sich um eine Mutation im
CFH-Gen (complement factor H). Mutationen in diesem Gen können eine
membranoproliferative Glomeru-lonephritis Typ 2 (MPGN2) verursachen
oder einen speziellen Phänotyp der AMD bedingen. Aber es gibt auch
Patienten, die trotz Mutation nicht erkranken. Hoyng empfiehlt
Gentests u.a. bei Krankheitsausbruch unterhalb eines Alters von 60
Jah-ren und wenn in der Familienanamnese Makuladegeneration oder
Krankheiten wie Diabetes, Taubheit und Nierenversagen vorliegen.
Die wichtigsten Gene, die getestet werden können,
sind u.a. CFH, ABCA4 und RDS. Nach Makuladystrophien sollte
gesucht werden, da CFH-Mutationen gehäuft in Zu-sammenhang mit
Nierenerkrankungen und AMD auftreten. RDS/PHPR2-Mutationen (u.a.
bei Pseudo-Stargardt und Musterdystrophie) werden dominant vererbt.
Bei ABCA4-Mu-tationen sind Sonnenlicht und zusätzliche Vitamin
A-Einnah-me zu vermeiden. Bei mitochondrialen Mutationen können
Diabetes oder Taubheit auftreten.
Multifokale Elektroretinographie
„Möglichkeiten und Grenzen der multifokalen
Elektroreti-nographie bei den verschiedenen Formen der AMD“ lautete
das Thema von PD Dr. Peter Heiduschka, Universitätsaugen-klinik
Münster. Die Zellen der Retina haben unterschiedliche Funktionen.
Die Ganglienzellen sammeln und verarbeiten alle Nervensignale und
wandeln sie in Aktionspotentiale um. Amakrine Zellen sorgen für
eine zusätzliche Verschaltung zwischen bipolaren und
Ganglienzellen. Die bipolare Zellen leiten die Signale der
Photorezeptoren weiter. Man unterschei-det On-Bipolarzellen, die
bei Belichtung durch eine reduzierte Transmitterfreisetzung der
Rezeptorzellen erregt werden, von Off-Bipolarzellen, die durch
Hyperpolarisierung der Bipolar-zellmembran bei Belichtung gehemmt
werden. Horizontale Zellen verbinden die Photorezeptoren
untereinander, um den Kontrast zu verstärken und eine Adaptation an
die Lichtstärke zu ermöglichen. Die Photorezeptoren reagieren auf
Licht mit Änderungen des Membranpotentials und wandeln es auf diese
Weise in Nervensignale um. Das retinale Pigmentepithel regelt die
Funktion der Photorezeptoren.
An der Universitätsklinik werden bei der Elektroretinographie
DTL-Elektroden benutzt. Die DTL-Faser löst kaum Fremd-körpergefühl
aus, so dass kein Lokalanästhetikum nötig ist. Zudem ist sie
preiswert und kann einmalig verwendet werden.
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21
fortbildung netzhaut medizin
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Mit Hilfe der multifokalen Elektroretinographie (mfERG) wird die
retinale Aktivität einzelner Gebiete der Retina ermittelt, in-dem
auf einem Bildschirm die Retina über viele fokale Reize stimuliert
wird, die über einen Bereich von fast 30 Grad um die Fovea herum
verteilt sind. Die Gesamtantwort des Auges wird über die auf der
Hornhaut platzierten Elektroden gemes-sen und der Computer
berechnet hieraus die Einzelantworten der retinalen Areale.
Der Patient schaut bei den Messungen auf den Monitor, auf dem
das Reizfeld dargeboten wird. Die multifokale Stimulie-rung – die
Anzahl der Sektoren muss der Problemstellung ent-sprechen – erfolgt
durch eine spezielle Abfolge („m-Sequenz“) weiß leuchtender
Hexagone. Damit jedes Sechseck immer von derselben Netzhautstelle
in der Makula gesehen wird, muss der Patient den auf dem Monitor
angebotenen Fixationspunkt anschauen. Die in Mydriasis
vorzunehmende Messung dauert etwa acht Minuten und dementsprechend
sind Mitarbeit und Kondition des Patienten gefragt.
Der Visus wird von der Fovea bestimmt. Bei der AMD verlie-ren
die Photorezeptoren der betroffenen Areale ihre Funkti-on und
sterben später ab. Doch man schätzt, dass mit nur 44 Prozent der
Zapfen noch ein voller Visus erreicht wird. Jeder Funktionsverlust
der Rezeptoren ist im mfERG sichtbar. Da bei der AMD Teile der
Makula betroffen sind, findet man die Amplituden in diesem Bereich
oft deutlich abgesenkt, in der ophthalmoskopisch unauffälligen
Peripherie nur leicht betrof-fen. Das Ausmaß dieses Verlustes sowie
die Größe des Are-als der beeinträchtigten Funktion lassen sich
schwer vorher-sagen. Das mfERG bietet hohe Objektivität zur
Evaluierung der Makulafunktion und ihrer Umgebung. Im Frühstadium
der AMD ist der Visus meist unauffällig. Die sehr langsamen
Visusänderungen entsprechen nicht den pathologischen Ver-änderungen
und dem Risiko des Sehverlustes. Daher seien Untersuchungsmethoden
wichtig, die Verschlechterungen der makulären Funktion rechtzeitig
anzeigen, erklärte Heidusch-ka. Während die Perimetrieergebnisse
stark subjektiv seien, könne die mfERG als objektive Methode bei
der frühen AMD zusätzliche Informationen liefern.
Bei einer Gruppe von Patienten mit beginnender AMD wur-de der
Einfluss von antioxidativen Nahrungsmittelzusätzen über einen
Zeitraum von zwölf Monaten untersucht. Nach sechs und zwölf Monaten
wurden mfERG-Messungen durch-geführt, die einen positiven Einfluss
der Zusatzstoffe zeigen konnten. Bei der feuchten AMD sind
funktionelle Einbußen im mfERG viel deutlicher erkennbar. Auch in
späteren Stadi-en sind Funktionsdefizite – manchmal über weite
Bereiche der Retina – zu sehen. Das mfERG kann den Therapieverlauf
der feuchten AMD durch PDT oder Anti-VEGF-Präparate aufzei-gen.
Zusammenfassend stellte Heiduschka fest, dass das Gerät eine
objektivierbare Verlaufskontrolle beim Fortschreiten der AMD oder
bei Therapien erlaube. Allerdings müssten inter-
individuelle Unterschiede berücksichtigt werden, denn die
Er-krankung schlage sich bei den Patienten unterschiedlich stark
auf die Befunde im mfERG nieder.
Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz
Der zweite Teil der Veranstaltung war der AMD gewidmet. Prof.
Dr. Dr. mult. h.c. Heribert Meffert, Begründer des AMD Netz NRW,
berichtete über den aktuellen Stand des Netz-werkes. Die
Möglichkeiten einer Low-Vision-Ambulanz stellte anschließend Dr.
Orlin Velinov von der Universitätsaugenkli-nik Münster vor.
Sehbehinderung und Blindheit werden nach dem
Bundessozialhilfegesetz in Sehbehinderung, hochgradi-ge
Sehbehinderung und Blindheit aufgeteilt. Gemäß WHO gibt es für
Sehbehinderung und Blindheit in Bezug auf den Schweregrad eine
Einteilung in zwei Stufen. Man unterschei-det Visuswerte von
weniger als 0,3 bis mehr als 0,1 (Stufe 1) und weniger als 0,1 bis
mehr als 0,05 (Stufe 2) für Sehbehinde-rung. Eine hochgradige
Sehbehinderung liegt bei einem Visus von höchstens 0,05 bis mehr
als 0,02 vor. Ab einem Visus von 0,02 bis Lichtscheinwahrnehmung
spricht man von Blindheit Stufe 1. Die Stufe 2 liegt vor, wenn
Licht nicht mehr wahr-genommen wird. Einen Leistungsanspruch auf
Sehhilfen ha-ben Patienten, die eine Sehbeeinträchtigung mindestens
der WHO-Stufe 1 besitzen. Ätiologisch stehen Makuladegenerati-on
mit 50 Prozent, gefolgt von Glaukom und diabetischer Re-tinopathie
mit 18 bzw. 17 Prozent an der Spitze der Ursachen für eine
Erblindung.
Sehhilfen werden für unterschiedliche Beschäftigungen
un-terschiedlich benötigt. Um eine Zeitung lesen zu können, ist ein
Visus von mindestens 0,4 notwendig. Zum Lesen eines Telefonbuches
sind es mindestens 0,7, für den Fahrplan min-destens 0,8. Für
Fernsehen reicht ein Visus von 0,3, zur Orien-tierung muss er
mindestens 0,1 betragen. Um lesen zu können, ist außerdem eine
Mindestausdehnung des Gesichtsfelds von vier Grad horizontal und
zwei Grad vertikal notwendig. Seh-hilfen werden für die Ferne oder
Nähe mit unterschiedlicher Vergrößerung angeboten. Es gibt bi- und
monokulare Lupen-brillen, man unterscheidet LED-Lupen, Lupenbrillen
und Standleuchtlupen. Fernrohrbrillen werden als handgehaltene
Kepler-Monokulare oder nach dem Galilei-System angefer-tigt.
Bildschirmlesegeräte können mit einer Vergrößerung von 5- bis
30-fach bei einer Sehschärfe von 0,1 bis 0,05 helfen. Für Kinder
gibt es Hellfeldlupen und Lesestab. Neben verschie-denen
elektronischen Hilfsmitteln werden auch Lesepulte, spe-zielle
Beleuchtung, Kantenfilter und Vorlesegeräte angeboten. Es sollten
alle erforderlichen Maßnahmen auf medizinischem und sozialem Gebiet
getroffen werden, um einem Sehbehin-derten eine würdige Lebensform
in der Gesellschaft zu ermög-lichen, forderte Velinov. Hilfen seien
über den DBSV, die LWL und Pro Retina zu erlangen.
Von Dr. Christiane Schumacher
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medizin fortbildung
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Im Rahmen der 1. Homburger Herbstakademie fand im November 2011
in Homburg an der Saar das 1. Homburger Keratoconus Symposium (HKCS
2011) statt. Die Referenten vermittelten die aktuellen Kenntnisse
über Pathogenese, Diagnose und Therapie des Keratokonus. Von Dr.
Zisis Gkatzioufas und Prof. Dr. Berthold Seitz.
Symposium zum
Keratokonus
Das Homburger Keratokonuscenter wurde vor mehr als zwei Jahren
als Kompetenzzentrum für ekta-tische Hornhauterkrankungen an der
Klinik für Augenheilkunde, Universitätsklinikum des Saarlandes UKS,
in Homburg etabliert. Seither stellen die Erforschung der
Pa-thogenese kornealer Ektasien, die Früherkennung des Kerato-konus
und die Optimierung der Behandlung ektatischer Horn-hautekrankungen
die Hauptziele dar.
In Bezug auf die Pathophysiologie des Keratokonus berich-tete
Prof. Dr. F. Malecaze aus Toulouse/Frankreich über die
molekularbiologischen Mechanismen und die komplexen ge-netischen
Faktoren, welche zur Entstehung des Keratokonus beitragen könnten.
Insbesondere wies er auf die Hochregulie-rung der Proteinasen und
oxidativen Abbauprodukte im Horn-hautstroma hin, welche mit einer
ausgeprägten Apoptose der Keratozyten einhergehen. Dr. Z.
Gatzioufas, Leiter des HKC in Homburg, stellte die
endokrinologischen Aspekte des Kerato-
konus dar und präsentierte epidemiologische und
molekularbi-ologische Ergebnisse, welche einen Zusammenhang
zwischen Keratokonus und Schilddrüsenunterfunktion belegen. Prof.
Dr. E. Spörl aus Dresden stellte die Ergebnisse seiner Forschung
über die Auswirkung von kornealer Quervernetzung mit UVA-Licht
(CXL) auf die biomechanischen Eingeschaften der Horn-haut vor und
lieferte einen Überblick über die verschiedenen technischen
Optimierungsmöglichkeiten bei CXL.
In der Sitzung zur Diagnose des Keratokonus stellte Prof. Dr. A.
Langenbucher aus Homburg die modernsten topographie- und
tomographiebasierten Methoden zur Früherkennung des Kera-tokonus
vor. Er betonte die besondere Aussagekraft der
Belin-Ambrosio-Indizes der Pentacam sowie des Klyce-Maeda-Index und
des Rabinowitz-Index der TMS-Systeme. Darüber hinaus wurde die
Wertigkeit der Ocular-Response-Analyzer-Untersu-chung evaluiert.
Das Referat von Prof. Dr. B. Käsmann-Kellner (Homburg) ging auf die
besonderen Assoziationen zwischen Keratokonus und
Systemerkrankungen im Kindersalter ein. Außerdem präsentierte sie
eine skiaskopische Keratokonus-Ein-teilung in vier Stadien, welche
bei schlecht untersuchbaren Kin-dern und Jugendlichen zuverlässige
Aussagen über die Diagno-se und Progression des Keratokonus
ermöglichen kann. Dr. M. El-Husseiny, der Leiter des Homburger
Zentrums für Refraktive Chirurgie, trug über die aktuellen
Kriterien zum präoperativen Keratokonus-Screening in der
refraktiven Chirurgie vor und bot eine umfassende Risikoanalyse zur
post-LASIK Keratektasie. Prof. Dr. A. Jun aus Baltimore/USA
präsentierte einen Über-blick über den aktuellen Stand der
klinischen Forschung zur Optimierung der Diagnose und Therapie des
Keratokonus. Er erklärte die Prinzipien der evidenzbasierten
Dokumentation der Keratokonus-Progression und machte das Auditorium
auf die modernsten kombinierten Therapiemöglichkeiten bei
Keratoko-nus (PRK+CXL, INTACS+CXL) aufmerksam.
Gruppenbild der Referenten. Vorne von links: Dr. Z. Gkatzioufas,
Prof. Dr. B. Seitz, Prof. A. Jun, Dr. G. Bischoff, Dr. F. Schirra,
hinten v. l.: Dr. M. El-Husseiny, Prof. Dr. E. Spörl, Dr. P. Maier,
Prof. Dr. M. Kolhaas, PD Dr. J. Stoiber
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23
fortbildung medizin
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Welche Therapiemöglichkeiten gibt es heute?
Anschließend wurde über die Up-to-date-Therapiemög-lichkeiten
des Keratokonus diskutiert. Dr. G. Bischoff aus Hamburg fokussierte
ihren Vortrag auf die Herausforderung der Kontaktlinsenanpassung
bei Keratokonus. Sie stellte die wichtigsten Fortschritte in der
Kontaktlinsentechnologie vor und vermittelte Spezialkenntnisse zur
Versorgung von schwie-rigen Kerakokonus-Fällen. Weiterhin trug Dr.
F. Schirra aus Homburg über die möglichen
Kontatklinsenkomplikationen vor und erläuterte die Vorgehensweise
zur Vermeidung der kontaktlinsenbedingten Komplikationen bei
Keratokonus. Prof. Dr. M. Kohlhaas aus Dortmund berichtete über die
vor-handenen Möglichkeiten zur Evaluierung der Progression des
Keratokonus und erklärte die Indikationen sowie die
the-rapeutischen Ergebnisse der Crosslinking-Behandlung. Eine
weitere Therapiemöglichkeit bei Keratokonus und iatrogener
Keratektasie nach LASIK, nämlich die INTACS-Implantation mittels
Femtosekundenlaser, wurde sehr detalliert von Dr. M. El-Husseiny
vorgestellt.
Bei fortgeschrittenem Keratokonus empfiehlt sich meistens eine
Hornhauttransplantation. Die unter speziellen Bedi-
gungen umsetzbare tief anteriore lamelläre Keratoplastik (DALK)
sowie deren Ergebnisse und Komplikationen wurden sehr verständlich
von PD Dr. J. Stoiber aus Salzburg/Österrei-ch dargestellt. Dr. P.
Maier aus Freiburg präsentierte die ersten Ergebnisse der dortigen
Universitäts-Augenklinik der Femtose-kundenlaser-Keratoplastik bei
Keratokonus und wies auf die Vorteile, vor allem aber auch auf die
Grenzen der Femtose-kundenlaser-Technologie beim Keratokonus hin.
Der Gold-Standard in der Therapie des fortgeschrittenen Keratokonus
ist allerdings die perforierende Keratoplastik. Prof. Dr. B. Seitz,
Direktor der Homburger Augenklinik des UKS, berichtete über die
perforierende Excimerlaser-Keratoplastik, welche seit mehr als 20
Jahren gut dokumentierte Vorteile bezüglich kerato-metrischem
Astigmatismus, Regularität der Topographie und Visus nach
Fadenentfernung bei mehr als 1300 Keratokonus-Patienten hat, und
von daher die therapeutische Methode der Wahl bei fortgeschrittenem
Keratokonus – insbesondere bei Zustand nach akutem Hydrops –
darstellt. Im Gegensatz zum Femtosekundenlaser wird der Keratokonus
bei der Excimerla-ser-Technologie nicht durch Applanation
verformt.
Das HKCS soll als Fortbildungsveranstaltung der
Universitäts-Augenklinik Homburg/Saar alle zwei Jahre fortgesetzt
werden.
Die epimakuläre Brachytherapie mit Strontium 90 war eines der
Hauptthemen des 19. Kölner Adventssym-posiums der Augenklinik am
Neumarkt am 3. De-zember 2011. Die dort tätige Netzhautspezialistin
Dr. Birgit Böhm erläuterte diese neue und nicht unumstrittene
Methode zur Behandlung der altersbedingten feuchten
Makuladegenera-tion (AMD). Anschließend präsentierte sie dem
Fachpublikum eine Patientin, die ihre persönlichen, positiven
Erfahrungen mit der Therapie schilderte.
Böhm wendet als eine der ersten in Deutschland seit Mai 2011 das
Verfahren an und hat bisher 23 Patienten damit be-handelt. Hierbei
soll eine einzige lokale Bestrahlung der Ma-kula mit Strontium-90
in einer kurzen ambulanten Operation die Wucherung krankhafter
Blutgefäße dauerhaft verhindern. Dazu wird eine nur 0,9 Millimeter
dünne Kanüle ins Auge eingeführt und durch diese ein hauchdünner
Strahlenstift bis knapp über die Netzhaut eingeschoben. Dort gibt
der Stift ra-dioaktive Beta-Strahlung mit einer Dosis von 24 Gray
ab. Sie kann sehr präzise auf die erkrankte Stelle treffen, da sie
erst zwei Millimeter über der Makula freigesetzt wird und auch nur
vier Millimeter tief wirkt. Auf diese Weise werden die durch die
Erkrankung wuchernden Endothel-, Bindegewebs-
und Entzündungszellen zerstört, ohne das umliegende gesun-de
Gewebe zu schädigen.
In den weiteren wissenschaftlichen Vorträgen tauschten sich die
Ophthalmologen über ein breites Spektrum an Fachfragen aus. Das
diesjährige Adventssymposium war besonders an die Augenchirurgen
adressiert: Fortschritte bei Kataraktchirurgie,
Netzhautbehandlungen, Refraktiver Chirurgie und Hornhaut-OPs wurden
zum Teil von den Entwicklern wie Dr. G. Melles oder Prof. Dr. T.
Seiler selbst vorgestellt und anschließend im Plenum diskutiert.
Darüber hinaus stellten Dr. Omid Kerma-ni und Dr. Georg Gerten,
ärztliche Leiter der Augenklinik, in bewährter Weise in ihren
Live-Visiten eine Reihe von Patien-tenfällen vor. 165 Fachärztinnen
und Fachärzte nahmen an der Veranstaltung im Belgischen Haus
teil.
Wie im vergangenen Jahr erhielt die Spendenaktion „Augen für
Augen“ großen Zuspruch. Kermani überreichte einer Vertrete-rin der
Christoffel Blindendenmission einen Scheck über 10.000 Euro. Die
Ärzte der Augenklinik haben dieses Hilfsprojekt ge-gründet, um Dr.
Albrecht Hennig bei seinem Engagement für die Menschen in Nepal zu
helfen. Seit über 25 Jahren engagiert sich der Augenarzt dort im
Kampf gegen den grauen Star.
Kölner Adventssymposium
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medizin biomaterialien
01 / 2012Concept Ophthalmologie
Forscher der Universitätsaugenklinik Leipzig haben gemeinsam mit
Kollegen aus den USA und Frankreich ein Material entwickelt, das
verletzten Nerven beim Wachsen helfen könnte: elektrisch gesponnene
Seidenfäden. Wir haben bei Prof. Dr. Thomas Claudepierre
nachgefragt, wie das funktioniert.
für den Sehnerv
Für ihre Versuche nutzten die Forscher Zellkulturen von
Netzhautnervenzellen der Ratte, die sie – um die Zerstörung des
Nervs zu simulieren – in ein schädi-gendes Medium setzten. Die
Zellen konnten trotz der wid-rigen Bedingungen an parallel
angeordneten Seidenfäden auf einem Deckgläschen entlang wachsen.
Die Zellkulturver-suche seien vielversprechend, teilte die Uni
Leipzig in einer Presseerklärung am 14.12.2011 mit. Die
Forschungsergeb-nisse wurden jüngst im Fachmagazin „Advanced
Functional Materials“ veröffentlicht1. Herr Prof. Dr. Claudepierre,
was kann man sich unter Ihrer „Seidenspinnerei“ vorstellen?Um einen
Nerv des Zentralen Nervensystems, zu dem ja auch der Sehnerv
gehört, zum regenerati