6/12 Wissenschafts management ZEITSCHRIFT FÜR INNOVATION G 21233 18. Jahrgang · Heft 6 November/Dezember 2012 Einzelpreis: 19,80 ISSN 0947-9546 SCHWERPUNKT Green Campus Grüner Masterplan Umweltmanagementsystem Nachhaltigkeitsforschung Facility-Management Public Private Partnership Green Hospital Strategische Planung Die Formel lautet 7-S + 5-P Transferförderung Transfer steuern und sichtbar machen? Organisationskultur Und wie tickt Ihre Hochschule...?
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Zeitschrift für innovation - Wissenschaftsmanagement€¦ · Stipendien hinter der RWTH Aachen bedeutet. Besonders erfreulich ist in Frankfurt der hohe Anteil der Stipendien (70
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WissenschaftsmanagementZ e i t s c h r i f t f ü r i n n o v a t i o n
G 21233
18. Jahrgang · Heft 6November/Dezember 2012
Einzelpreis: 19,80 ISSN 0947-9546
SchWerpunktGreen campus
Grüner Masterplan
Umweltmanagementsystem
Nachhaltigkeitsforschung
Facility-Management
Public Private Partnership
Green Hospital
Strategische planung Die Formel lautet 7-S + 5-P
transferförderungTransfer steuern und sichtbar machen?
OrganisationskulturUnd wie tickt Ihre Hochschule...?
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wissenschaftsmanagernachgefragt 8 bei Dr. Felix Streiter, Stiftung Mercator
aktuelle diskussion 10 Forschungsfinanzierung
personalia 12
managementSchWerpunkt Green campus 13
Grüner Masterplan 14
Umweltmanagementsystem 16
Ganzheitlicher Umweltschutz 18
Nachhaltigkeitsforschung 22
Studierendeninitiative 24
Facility-Management 28
Nachhaltigkeitsstrategie 32
Public Private Partnership 37
Nachhaltigkeitsanalyse 40
Green Hospital 42
Strategische planung 44 Die Formel lautet 7-S + 5-P
transferförderung 48 Transfer steuern und sichtbar machen?
Organisationskultur 52 Und wie tickt Ihre Hochschule...?
weiterbildungAktueller Begriff 57 Mehrdimensionale Flexibilisierung hochschulischen Lernens
buchbesprechungFullan/Scott 60 Turnaround Leadership for Higher Education
Buchmarkt 62
Impressum 62
editorial 3
STIPENDIEN
„Bildung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“ Die Deutschlandstipendien an den Hochschulen haben sich im Jahr 2012 verdoppelt
BerLin/franKfUrt. Das Konzept des Deutschlandstipendiums ist einfach und offensichtlich auch wirksam: studenten werden mit 150 euro von Privatpersonen, alumni, stiftungen oder von Unternehmen gefördert, weitere 150 euro kommen dann vom Bund. für die einwerbung der Mittel bei den privaten förderern ist die hoch-schule zuständig. Gemeinsam mit BaföG und studiendarlehen soll das Deutsch-landstipendium die studienfinanzierung in Deutschland erleichtern und unabhängiger vom einkommen der eltern machen.
Dass das Angebot angenommen wird, ver-
deutlichen die Zahlen: 2011 wurden insge-
samt 5.375 Stipendien vergeben, in diesem
Jahr sind es bereits 10.977. Somit ist andert-
halb Jahre nach der Einführung fast jedes
vierte Stipendium ein Deutschlandstipendium.
Auch die Beteiligung der Hochschulen ist er-
freulich: 263 von insgesamt 388 Hochschulen
vergaben Deutschlandstipendien. Davon er-
Gut vernetzt – Das Deutschlandstipendium verbindet Studenten, Wirtschaft und Hochschule. Foto: Rolf Friedrich/pixelio
Aus der Geschichte lernen Eine Lanze brechen für die Verleihung des Friedensnobelpreises 2012 an die EU
osLo. „Wer satt ist, schießt nicht auf den nachbarn.“ nach dem ende des Zweiten Weltkriegs waren große teile Deutsch-lands und europas verwüstet oder schwer beschädigt. eine jahrhundertelange reihe kriegerischer auseinandersetzungen ging damit zu ende. nach Marshall-Plan, care-Paketen und Pan-europäischer Bewegung erfolgte 1957 die Gründung der Montan-union für Kohle und stahl, euratom und schließlich die europäische Wirtschafts-gemeinschaft (eWG) mit ersten staatlichen elementen (Parlament, Kommission als „eine art regierung“, Ministerrat als ver-tretungsorgan der Mitgliedsstaaten) und ein Gericht (euGh).
Die ständige Fortentwicklung europäischer
Grundlagen und Institutionen führte zur Grün-
dung der Europäischen Gemeinschaft (EG) mit
dem Vertrag von Maastricht 1992, die zuletzt
in die Europäische Union mit eigener Rechts-
persönlichkeit durch den Vertrag von Lissa-
bon, in Kraft seit 2009, umgeformt wurde.
Neben Politik und Wirtschaft ist es in Europa
außerdem gelungen, einen einheitlichen Eu-
ropäischen Hochschulraum zu schaffen. 1999
unterschrieben 29 europäische Bildungsmi-
nister die Bologna-Erklärung.
Als Schlussfolgerung zeigt sich: Die Versorgung
der Staaten und Völker mit den nötigsten Gü-
tern schafft erst die Grundlage für ein friedli-
ches Zusammenrücken auf wirtschaftlicher und
politischer Ebene. Im Falle Europas stand und
steht aber auch immer die Vision eines in Frie-
den vereinten Europas im Mittelpunkt (damals
schon: Helmuth Hoffstetter, Grundriß des Euro-
parechts, Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 1974).
Heute, nach 67 Jahren Frieden in Europa,
verleiht das Nobelpreiskomitee den Friedens-
Die Idee Europa erhält den Friedensnobelpreis 2012. Foto: Viktor Mildenberger/pixelio
nobelpreis an die EU, die sich damit neben
andere internationale Organisationen als
Preisträger, zum Beispiel die Internationale
Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen
und Generalsekretär Waldheim, folglich die
ganze UNO, einreiht. Dies hindert freilich kri-
tische Stimmen nicht, sich erneut zu erheben:
Damals wie heute werden die wirtschaftliche
Bevorteilung großer Länder wie Deutschland
oder Frankreich, der „Teuro“ oder das „Büro-
kratiemonster Brüssel“ genannt. Ganz aktuell
steht die Flüchtlingsabwehr am Mittelmehr im
Fokus – Hintergedanke: „Das Brett des Kar-
neades“, das heißt, den Schwachen vom ret-
tenden Brett stoßen, damit man selbst nicht
untergeht. Die Antwort kann hier wie dort
aber nur lauten, nicht wegzusehen, sondern
die internationalen Hilfsorganisationen zu un-
terstützen und die Hilfe besser zu koordinie-
ren. Insbesondere ist eine Verbesserung der
problematischen Ausgangssituation in den
Flüchtlingsländern zu bewirken.
Europa hat einen langen, steinigen Weg hin-
ter sich. Es gibt nach wie vor viele Baustellen,
aber die Geschichte erfolgreicher Ereignisse
ist historisch vorzeigbar. Die Verleihung des
Friedensnobelpreises an die EU ist gerecht-
fertigt und ein würdigendes wie auch ermuti-
gendes Zeichen in der heutigen Krisenzeit.
helmuth hoffstetter, christian schiller
Helmuth Hoffstetter ist Rechtsanwalt und Hoch-schulkanzler a.D.
Christian Schiller ist Student an der FernUniversität Hagen im Studiengang Bachelor of Laws.
#Tsunami“ in der Bildungslandschaft? Massive Open Online Courses oder Cooperative Open Online Learning: weltweit selbstständig lernen
haMeLn. als Moocs (Massive open on-line courses) noch in den anfängen und weniger populär waren, gab es noch keine Diversifizierung dieser neuen art von Kursen. Was ein Mooc eigentlich ist, er-klärt Wikipedia so: Mooc bezeichnet eine spezielle form von kostenlosen, frei zu-gänglichen onlinekursen mit sehr vielen teilnehmern. Die teilnehmer entscheiden selbst, ob und in welcher Weise sie sich einbringen. Werden sie aktiv, erstellen sie selbst Materialien, etwa in form von Blog-beiträgen, tweets, videos oder Podcasts. Die verwendung des Begriffs änderte sich allerdings spätestens seit der Durchfüh-rung des stanford-Kurses für künstliche intelligenz von s. thrun und P. norvig.
Dieser war mit ca. 160.000 Teilnehmern wirk-
lich richtig „massive“. Offen im Sinne von,
jedermann kann teilnehmen, und online war
er natürlich auch, allerdings im Gegensatz
zur ursprünglichen Form fest curricular ge-
steuert und mit automatisierten Selbsttests
beschreibt, wie sie in einem sehr klassisch
organisierten Stanford-MOOC ein wenig die
Lust am intrinsisch motivierten Lernen verlor.
Vielleicht lag es an ihrer Erwartungshaltung
als echte Selbstlernerin. Vielleicht will der Kurs
auch die sicher stark diversifizierte Zielgrup-
pe breiter ansprechen. Inzwischen können die
verschiedenen MOOC-Formate differenziert
betrachtet werden. Grundsätzlich werden damit
auch unterschiedliche Anforderungen an die
jeweiligen Teilnehmer gestellt, was wiederum
mit unterschiedlichen Erwartungen einherge-
hen kann. Die Art von MOOCs, die S. Downes,
G. Siemens, D. Cormier ursprünglich quasi zur
Erprobung des Modells des Konnektivismus
ins Leben gerufen haben, passt heute vielfach
nicht mehr zur Erwartung der intrinsisch moti-
vierten Selbstlerner oder gar zum ursprüngli-
chen Begriff des MOOC.
J. Wedekind, einer der Veranstalter und Mode-
ratoren des diesjährigen „opco12 – Trends im
E-Teaching“, schlägt als passenderen Begriff
für diese mehr konnektivistischen Onlinekur-
se das folgende Akronym vor: COOL für Co-
operative Open Online Learning. Er sieht das
entscheidende Merkmal dieser Kursform nicht
in der Größe, sondern darin, dass die zeitlich
beschränkte Zusammenarbeit der Teilnehmer
mit dem Ziel, von- und miteinander zu lernen,
im Vordergrund steht – ganz im Sinne des kon-
nektivistischen Modells von G. Siemens. Scha-
de eigentlich, dass S. Downes, den es sicher zu
Recht gehörig stört, dass MOOCs mittlerweile
eher mit dem Stanford-AI-Format assoziiert
werden, sich nicht auf diese Idee einließ.
Prof. Dr. Volkmar Langer ist Professor für vernetzte IT-Systeme und E-Learning und Präsident der Hoch-schule Weserbergland.
Diesen Beitrag finden Sie in seinem Blog über das Lernen in der digitalen Welt unter www.hsw-learningblog.de/.
COOL: Cooperative Open Online Learning Foto: Helga Schmadel/pixelio
Wissenschaftsförderer wollen stärker mitreden Dr. Felix Streiter ist stellvertretender Leiter des Kompetenzzentrums Wissenschaft und Leiter der Rechtsabteilung der Stiftung Mercator in Essen
Möchte die Stiftung Mercator weiter voranbringen: Felix Streiter
6 Das Wissenschaftsma-nagement leidet unter einer Überregulierung, die Sinn und Ziel des Managements, nämlich die Gestaltung optimaler Rahmenbedingungen für Forschung und Lehre, zu zerstören droht.
Fundraising an Universitäten: Eine Frage des Prinzips Kathia Serrano-Velarde, Juniorprofessorin am Centrum für Soziale Investitionen und Innovationen der Universität Heidelberg
in Zeiten der Wirtschaftskrise sind öffent-lich finanzierte Wissenschaftsinstitutionen vermehrt auf neue investitionsquellen an-gewiesen. es ist also kein Wunder, dass Universitäten sich insbesondere in den letzten Jahren vermehrt dem thema des fundraisings gewidmet haben. Durch die institutionalisierung sogenannter alumni-netzwerke und langfristige vertragsstruk-tur mit Wissenschaftsmäzenen sollen Mittel gewonnen werden, die dem Wissen-schaftsbetrieb neue handlungsmöglich-keiten eröffnen.
Doch ist die Suche nach und Bindung von pri-
vaten Investoren – seien diese nun ehemalige
Studierende oder ausgewiesene Philanthro-
pen – eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe.
Und so hat auch eine Institution, die jahrhun-
dertelang den Fortschritts- und Aufklärungs-
geist verkörperte, Schwierigkeiten, legitim für
privates Kapital zu werben. Es ist das harte
Los der europäischen Universität, dass sie
sich dieser Aufgabe stellen und lernen muss,
sich zu vermarkten, ohne sich zu verkaufen.
Das erfordert zum einen die Förderung einer
„Investitionskultur“, die Zustiftungen zu öf-
fentlichen Institutionen legitimiert. Hier geht
es vornehmlich darum, die individuelle Inves-
titionsbereitschaft zu stärken, aber auch das
Engagement all jener, die an einer Hochschule
arbeiten, und ihr Ideal zu vertreten (und wenn
nötig zu verteidigen) wissen. Zum anderen
muss die damit entstandene Verbindung
zwischen Universität und privaten Investo-
ren natürlich auch institutionell eingebettet
werden. Der Aufbau einer handlungsfähigen
Fundraising-Unit erfordert Kompetenzen, aber
auch ein Startkapital, das oftmals schwer auf-
zutreiben ist.
Zentraler ist jedoch die Frage, wofür und in
welcher Form die Universität Unterstützung
braucht. Die Linie zwischen Sponsoring-Akti-
vitäten und Marketing in der eigenen Sache
ist gefährlich schmal und die Abgründe, die
sich links und rechts auftun, sind tief. Es ist
also eine Frage des Prinzips, ob und unter
welchen Umständen ein Universitätsgebäu-
de, ein Lehrstuhl oder ein Seminarsaal den
Namen (oder das Logo!) des Stifters tragen
darf oder nicht. In vielerlei Hinsicht sind diese
Spielregeln noch unklar. Sie sind für die Hoch-
schule unklar, die auf die Zuwendungen ange-
wiesen ist, und sie sind den Investoren unklar,
die ihre Investition mit gewissen Erwartungen
verbinden. Soll diese Art der Mitteleinwerbung
auf lange Sicht Erfolg und Verfahrenssicher-
heit erlangen, so ist eine Klärung des Prinzips
legitimen Investitionshandelns unumgänglich.
Foto
: Pat
rick
Stöß
er
es ist das harte Los der europäischen Universität, dass sie lernen muss, sich zu vermarkten, ohne sich zu verkaufen.
Anlagemöglichkeit für vermögende Privatinvestoren? Christoph Weber, Geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office, Düsseldorf
Die Zeiten für die anlage privater Gelder sind schwierig geworden: Das Zinsniveau am anleihemarkt bietet nach abzug von steuern und inflation keine positive ren-dite mehr, die volatilitäten an den aktien-märkten nehmen kontinuierlich zu. Gleich-zeitig steigt das interesse privater anleger an sogenannten nachhaltigen investments wie regenerative energie immer mehr. ei-gentlich gute rahmenbedingungen für die stets kapitalhungrige wissenschaftliche forschung bei der Gewinnung zahlungs-kräftiger investoren.
Die wissenschaftliche Forschung steht mit
ihrem Interesse an privatem Kapital in einem
klaren Wettbewerb zu diversen anderen In-
vestitionsmöglichkeiten, die sich dem Anleger
bieten. Sie muss hierbei in jedem Einzelfall
die Risiken des Investments transparent ma-
chen und eine einschätzbare Renditeperspek-
tive dokumentieren. Aber gerade hier stößt die
wissenschaftliche Forschung an ihre Grenzen
– vor allem dann, wenn sie sich noch auf der
Ebene der Grundlagenarbeit befindet.
Die schmerzlichen Erfahrungen der vermö-
genden Privatinvestoren seit Beginn der Fi-
nanzkrise ließen sie sehr kritisch und sensibel
werden, wenn es um die Allokation des eige-
nen Vermögens und um das Eingehen von Ver-
mögensanlagen geht. Das Risikobewusstsein
hat in den letzten Jahren deutlich zugenom-
men und auch die Erwartung an eine risiko-
adäquate Rendite. Ein Blick in die Vergan-
genheit zeigt, dass sich die Finanzierung von
Forschungsprojekten durch Privatinvestoren
häufig nur auf die Beteiligung an Unternehmen
beschränkt, deren unternehmerische Risiken
bereits einschätzbar sind. Der ökonomische
Aspekt tritt allerdings immer dann in den Hin-
tergrund, wenn persönliche Kontakte zum For-
scher bestehen oder eine eigene Betroffenheit
des Kapitalgebers etwa dadurch vorliegt, dass
entweder er selbst oder ein Mitglied seiner Fa-
milie an einer Krankheit leidet, die Gegenstand
der Forschungsarbeiten ist.
Dem renditeorientierten Anleger bieten sich
zwei Möglichkeiten, von der Kapitalbereitstel-
lung an die Forschung zu profitieren: Entweder
beteiligt er sich an einem Unternehmen, das
ein bestimmtes Verfahren oder Produkt zur
Marktreife bringt, in der Erwartung, später an
den laufenden Unternehmenserträgen zu par-
tizipieren bzw. die eigenen Unternehmensan-
teile mit Gewinn zu veräußern. Oder er erwirbt
Rechte an den Patenten des Unternehmens,
um diese dann später durch Lizenzierung oder
Verkauf zu Geld machen zu können. Je nach-
dem, in welcher Phase er ein Forschungspro-
jekt zu finanzieren beabsichtigt, werden hier-
bei Renditeerwartungen zwischen acht und 25
Prozent per annum aufgerufen.
Zusammenfassend ist festzustellen, dass
es die wissenschaftliche Forschung immer
schwer haben wird, Gelder von privaten Ver-
mögensinhabern für sich zu gewinnen, wenn
es ihr nicht gelingt, eine angemessene Verzin-
sung bei überschaubarem Risiko darzustellen.
Hier steht sie im Wettbewerb zu vielen ande-
ren Anlagealternativen, für die es mittlerweile
einen professionell strukturierten Markt gibt.
Wünschenswert wäre die Schaffung einer In-
stitution, die einerseits Forschung und Kapital
zusammenbringt, andererseits dem Forscher
die notwendige Unterstützung bei der Schaf-
fung kaufmännischer Strukturen des Projek-
tes gibt und dem Investor zudem die Sicher-
heit verschafft, dass seine Gelder professio-
nell verwaltet und eingesetzt werden.
Foto
: WSH
Die wissenschaftliche Forschung steht mit ihrem Interesse an privatem kapital in einem klaren Wettbewerb zu diversen anderen Investitionsmög-lichkeiten, die sich dem Anleger bieten.
Verantwortung für die Umwelt zeigenUmsetzung des Green-Campus-Ansatzes in Lehre, Forschung und Verwaltung an der Technischen Universität Dresden
Der Green-campus-ansatz an der tU Dres-den spiegelt sich in den drei Bereichen Lehre, forschung und verwaltung wider. eine wesentliche schnittstelle dabei bildet das Umweltmanagement. seit Jahresbe-ginn 2003 verfügt die tU Dresden als erste technische Universität Deutschlands über ein geprüftes Umweltmanagementsystem nach der eG-Öko-audit-verordnung (auch eMas genannt). in dieses werden die stu-dierenden und Mitarbeiter aus allen Berei-chen einbezogen.
Im Jahr 1991 wurde die Kommission Umwelt
als beratendes Gremium der Universitätslei-
tung ins Leben gerufen. In der Kommission
sind Mitglieder aller Fakultäten, Verwaltungs-
einheiten, der Stadt Dresden, der Industrie-
und Handelskammer und des Sächsischen
Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft sowie der Studentenschaft vertreten. Die Kommis-
sion Umwelt versteht sich als Impuls- und Ideengeber im Bereich Umweltschutz.
Umweltrelevanz und UmweltauswirkungenUnter Federführung der Kommission Umwelt werden alle neuen Studiengänge an der TU Dres-
den auf ihre Umweltrelevanz und Umweltauswirkungen untersucht. Ist ein neuer Studiengang
geplant, wird darüber diskutiert, inwieweit die Ausbildungsinhalte und Ausbildungsprozesse
umweltrelevant sind. Das heißt, neben den vermittelten Inhalten wird der Einsatz von Energie
und Gefahrstoffen geprüft. Außerdem wird beurteilt, ob die mit der Ausbildung verbundene For-
schung eine Umweltrelevanz hat. Ziel dieses Vorgehens, das 2003 eingeführt wurde, ist es, alle
Beteiligten für Umweltaspekte eines neuen Studienganges zu sensibilisieren und schädliche
Umweltauswirkungen zu minimieren.
Eine Vielzahl umweltrelevanter Forschungsthemen wurde in den vergangenen Jahren an der TU
Dresden bearbeitet. Neben den klassischen Umweltdisziplinen, wie Abfall- oder Forstwissen-
schaften, hat sich an der TU Dresden auch eine Reihe von Studiengängen etabliert, die interdis-
ziplinär angesiedelt sind. Ein Beispiel dafür ist die Betriebliche Umweltökonomie an der Fakultät
Wirtschaftswissenschaften. Hier steht das Spannungsfeld zwischen Ökonomie und Ökologie im
Mittelpunkt. Der Schwerpunkt liegt auf der Berücksichtigung der natürlichen Umwelt in betrieb-
lichen Entscheidungsprozessen. Die Professur besteht bereits seit 1996 und war im Rahmen
mehrerer Forschungsprojekte, Diplomarbeiten und Dissertationen maßgeblich an der Einführung
des Umweltmanagementsystems an der TU Dresden beteiligt.
Ein ganzheitlicher Green-Campus-Ansatz integriert auch Lehrende und Lernende – wie hier an der TU Dresden.
Foto: TUD/Eckold
summary
Environmental management is at the core of the Green Campus approach of the TU Dresden. It acts as an interface between education, research and administration. The article describes how the Green Campus approach has been implemented at the TU Dresden and presents and evaluates the measures taken.
Umweltmanagementsystem 17
Ein neuer interdisziplinärer Studiengang, der zum Wintersemester 2011/2012 eingerichtet
wurde, ist das Studium „Regenerative Energiesysteme“, der gemeinsam von den Fakultäten
Maschinenwesen und Elektrotechnik getragen wird. Dabei wird fundiertes ingenieurwissen-
schaftliches Basiswissen im Grundstudium und eine individuelle fachliche Vertiefung mit einem
modernen Modulkonzept im Hauptstudium vermittelt.
Umweltinitiative TUUWIEine Besonderheit in der Lehre an der TU Dresden sind die von der Studentenschaft organisier-
ten Umweltringvorlesungen. Schon kurz nach den politischen Umbrüchen 1989 formierte sich
ein Kreis von umweltinteressierten Studierenden und begann mit der Organisation von Ringvor-
lesungen, zu denen als Referenten externe Fachleute und Praktiker zu aktuellen Umweltthemen
eingeladen wurden. Organisiert werden die Veranstaltungen von der studentischen Umweltiniti-
ative TUUWI. In jedem Semester werden drei Vorlesungsreihen und mehrere Wochenendsemi-
nare angeboten. Für die Teilnehmer ist dabei der Erwerb von Leistungsscheinen möglich. Die
Themenwahl erfolgt auf Basis aktueller umweltrelevanter Fragestellungen. Beispiele sind Veran-
staltungen zur Energiewende, Biodiversität oder zu den Potenzialen des Radverkehrs. Die Veran-
staltungsreihen stehen auch den Teilnehmern der Senioren- und Bürgerakademie offen. Es wird
versucht, durch eine verständliche, interdisziplinäre Herangehensweise auch Nicht-Fachleute zu
erreichen und ihnen durch die Veranstaltungen Grundlagenwissen zu vermitteln. Damit werden
Umweltwissen und Ergebnisse der Umweltforschung auch für andere Fachrichtungen und die
Allgemeinheit erfahrbar gemacht.
Energieverbrauch optimierenMit der Umsetzung des Umweltmanagementsystems stellt sich auch die Verwaltung der TU
Dresden dem Anspruch der stetigen Verbesserung der Umweltleistung. Ein Schwerpunkt ist die
Optimierung des Energieverbrauchs bei kontinuierlicher Zunahme an Studierenden und Mitar-
beitern sowie Anwachsen der Hauptnutzfläche. Beispielsweise wird mit der Errichtung eines
Kälteverbundes eine Zentralisierung und damit auch effektivere Betreibung der Kältetechnik ver-
folgt. Hinzu kommen diverse Maßnahmen, um den Altbaubestand der TU Dresden energetisch
zu sanieren. Die Veröffentlichung aller Daten der Umweltleistung erfolgt jährlich im Umweltbe-
richt der TU Dresden.
Mehr Transparenz beim UmweltschutzDurch die Einführung des Umweltmanagementsystems gelang es, eine bessere Strukturierung
und mehr Transparenz bei allen Fragen des Umweltschutzes zu erzielen. Zudem konnten Studie-
rende und Mitarbeiter besser für die Belange des Umweltschutzes sensibilisiert und eine stär-
kere Vernetzung zwischen Umwelt- und Arbeitsschutz in allen Bereichen erreicht werden. Die
Rechtssicherheit wurde erhöht, und die Glaubwürdigkeit insbesondere für Lehrende und For-
schende auf dem Gebiet des Umweltschutzes wurde verbessert.
ErgebnisDie Technische Universität Dresden übernimmt als Bildungseinrichtung Verantwortung für die
Umwelt und sieht sich in der Rolle des Multiplikators unter dem Motto „Wissen schafft Brücken“
und schafft so Synergien zwischen Mensch, Technologie und Umwelt, zwischen Gesellschaft,
Wissenschaft und Wirtschaft.
Dipl.-Kffr. Kathrin Brömmer vertritt zur Zeit die Um-weltkoordinatorin der TU Dresden und ist Mit- arbeiterin in der Gruppe Umweltschutz.
Stephan Schöps ist Mitar-beiter in der Gruppe Um-weltschutz der TU Dresden.
Durch die Einführung des umweltmanagement-systems gelang es, eine bessere Strukturierung und mehr Transparenz bei allen Fragen des umwelt-schutzes zu erzielen.
Das Green campus Dreieck Umweltschutz hat an der Technischen Universität Dresden eine lange Tradition
in der Gesellschaft hat die Berücksichti-gung von Lebenszyklen in entscheidun-gen bisher eine relativ geringe Bedeutung. Dies zeigt sich insbesondere in kurzfristi-gen Planungshorizonten, aber auch in der fehlenden Berücksichtigung der Dimensi-on Umwelt bei entscheidungen. aus sicht einer technischen Universität stellt sich deshalb die frage: Welchen Beitrag kann das Konzept eines Green campus leisten, um einen Umbau der Gesellschaft in rich-tung längerer entscheidungszeiträume und der erfordernisse der ökologischen Umwelt einzuleiten?
Unter Green Campus wird in diesem Beitrag
eine Universität verstanden, die sich in all ihren
Tätigkeitsbereichen, also Verwaltung, Lehre und
Forschung, den Herausforderungen der ökologischen Umwelt stellt. Am Beispiel des Green Campus
Dreiecks (siehe Abb. 1) der Technischen Universität Dresden wird gezeigt, wie Umweltaspekte Ein-
gang in Verwaltung, Lehre und Forschung finden können. Umweltschutz in der Verwaltung sowie die
Berücksichtigung von Umweltfragen in Forschung und Lehre haben an der TU Dresden eine lange
Tradition. Entsprechend können hier nur einige Beispiele vorgestellt werden.
Verwaltung: Umweltmanagement nach EG-Öko-Audit-VerordnungAls erste technische Universität Deutschlands, vielleicht sogar weltweit, beschloss die TU Dres-
den 1998, ein Umweltmanagementsystem nach EG-Öko-Audit-Verordnung (im Englischen:
EMAS-Standard – Eco-Management and Audit Scheme) aufzubauen. Im Jahr 2000 beschloss
die Universitätsleitung die „Umweltleitlinien der TU Dresden“:
u Einbeziehung des Umweltgedankens und Entwicklung eines fundierten Umweltbewusstseins:
Der Umweltgedanke soll in der Aus- und Weiterbildung bzw. der täglichen Arbeit von allen
Studierenden und Mitarbeitern einbezogen werden. Das hierfür erforderliche Verantwortungs-
bewusstsein für die Umwelt fördern wir auf allen Ebenen.
u Umweltschutz über das gesetzlich geforderte Maß hinaus: Umweltgesetze, -verordnungen,
-richtlinien und -regeln halten wir strikt ein. Darüber hinaus bemühen wir uns im Hinblick auf
zukunftsorientiertes, nachhaltiges Handeln ständig, umweltbelastende Emissionen und Abfäl-
le zu vermeiden bzw. auf ein Minimum zu reduzieren sowie Ressourcen zu schonen.
u Stoff- und Energieflussanalyse sowie Untersuchung von Umweltbelastungen als Instrumente
zur Aufdeckung von Verbesserungspotenzialen: Die Erfassung von Umweltdaten (Wasserver-
Die TU Dresden nimmt das „green“ in Green Campus wörtlich.
Foto: TUD/Eckold
Eine Besonderheit zeich-net alle Studiengänge der TU Dresden aus. Seit 2003 werden alle Studiengänge einer um-weltverträglichkeits- prüfung unterzogen.
2002 wurde das Umweltmanagement erstmals validiert und ist seit 2003 als EMAS-Organisa-
tion registriert. Hierzu erstellt die TU Dresden regelmäßig ein Umweltprogramm, das mit Zielen,
aber auch Verantwortlichkeiten und finanziellen Mitteln hinterlegt ist und regelmäßigen Umwelt-
betriebsprüfungen unterzogen wird. Die jährlich veröffentlichte Umwelterklärung in Form eines
Umweltberichts enthält neben dem Umweltprogramm Daten zur Umweltleistung wie beispiels-
weise Energie- und Wasserverbrauchs- sowie Abfallkennzahlen (die mittlerweile zehn Berichte
finden Sie hier: http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/umwelterklaerungen_tud).
Die Validierung erfolgt durch zugelassene Umweltgutachter und führt bei Erfolg zu der Berech-
tigung, das EMAS-Logo zu nutzen und als validierte Organisation im EMAS-Register geführt zu
werden.
Forschung: Umweltforschung ist ohne Interdisziplinarität unmöglichEin Viertel aller Professoren der TU Dresden arbeitet in der im Rahmen der Exzellenzinitiative
im Zukunftskonzept verankerten Profillinie Energie und Umwelt. Die Kompetenzbereiche um-
fassen hierbei Themen wie regenerative Energiesysteme, Wasserressourcenmanagement, Mo-
bilität oder die Anpassung an den Klimawandel. Dabei zeigt sich ein großes Potenzial für inter-
disziplinäre Forschung, wie sie beispielsweise im Graduiertenkolleg „Nachhaltigkeit zukünftiger
Energiesystemoptionen“ umgesetzt wird. Hinzu kommt die Zusammenarbeit mit den außeruni-
versitären Forschungsinstituten, die in Dresden concept zusammenarbeiten. Beispielhaft sei die
Vernetzung der Themen im Graduiertenkolleg dargestellt.Abb. 2: Beispiel für vernetzte Forschung
keywordsenvironmental management system
environmental impact assessment
environmental research
Lehre: Umweltverträglichkeitsprüfung aller StudiengängeTraditionell bietet die TU Dresden eine Vielzahl an Studiengängen mit Umweltbezug an (eine
Zusammenstellung dazu finden Sie unter http://tudresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/
flyer_umweltstudieng%C3%A4nge_download.pdf).
Kontakt:
Prof. Dr. Edeltraud Günther Technische Universität Dresden Fakultät Wirtschaftswissenschaften Lehrstuhl für Betriebliche Umweltökonomie Tel.: +49 (0) 351 463-32833 Fax: +49 (0) 351 463-37764 E-Mail: [email protected] www.tu-dresden.de/wwbwlbu/team/inhaberin/ Besuchsadresse: Münchner Platz 1/3, 01187 Dresden Postadresse: 01062 Dresden
Eine Besonderheit zeichnet allerdings alle Studiengänge der TU Dresden aus. Seit 2003 werden
alle Studiengänge einer Umweltverträglichkeitsprüfung unterzogen. Diese umfasst die Einschät-
zung der Umweltrelevanz bei der Einführung von neuen Studiengängen bzw. bei Novellierungen.
Anhand folgender Fragen erfolgt diese Einschätzung:
1.) Inwieweit sind die Ausbildungsinhalte umweltrelevant und wie wird diese etwaige Relevanz
aufgegriffen?
2.) Inwieweit ist der Ausbildungsprozess umweltrelevant? (z.B. Umgang mit Gefahrstoffen)
3.) Ist die mit der Ausbildung verbundene Forschung umweltrelevant?
Die Umweltverträglichkeitsprüfung der Studiengänge hat durch die Umstellung auf Bachelor-
und Masterstudiengänge, aber auch durch die generell in einem Zeitraum von zehn Jahren
notwendige Anpassung dazu geführt, dass mittlerweile fast alle Studiengänge der Technischen
Universität Dresden diesen Prozess mindestens einmal durchlaufen haben.
Neben den Studiengängen mit Umweltbezug und der Umweltverträglichkeitsprüfung aller Studi-
engänge organisiert die studentische Umweltinitiative der TU Dresden regelmäßig Umweltring-
vorlesungen (http://www.tuuwi.de/). Diese werden im Rahmen des Zukunftskonzepts über das
Zentrum für interdisziplinäres Lernen und Lehren noch stärker in die Ausbildung aller Studenten
integriert. Auch hier zeigt sich die Bedeutung der Umweltbildung als interdisziplinäres Thema.
FazitDas Engagement der TU Dresden in allen drei klassischen Aktivitätsbereichen einer Universität
ist mittlerweile zum festen Bestandteil des Green Campus Dreiecks geworden. Umfassende In-
formationen finden Sie unter http://tu-dresden.de/die_tu_dresden/umweltschutz/.
Prof. Dr. Edeltraud Günther ist Inhaberin des Lehrstuh-ls für Betriebliche Um-weltökonomie der TU Dres-den. Unter ihrer Leitung baute die Universität ein mittlerweile seit zehn Jah-ren validiertes Umwelt-managementsystem auf.
Tying it all togetherExcellence, mobility, funding and the social dimension in higher education
Internationalisation and international mobility, inclusiveness, excellence and funding are themes high on the higher education agenda. There is no shortage of literature on them, and there are conferences galore devoted to them. But they are usually dealt with in isolation, which leads to a distorting ‘single issue’ view of higher education. This book – and the conference it emerged from – tried to avoid this mistake. It looks at the ‘inter-relationships’ between the four issues. Can a socially inclusive and responsible university also achieve academic excellence? Can only rich universities be truly international, or do universities become rich through internationalisation? Is excellence possible without strong funding, or does it presuppose it? These are only some of questions which this volume addresses. The ten contributions developed out of presentations given at the 2012 Annual Conference of the Academic Cooperation Association (ACA). The production of this book, as well as the above-mentioned con-ference, was supported by the European Commission in the framework of its Lifelong Learning Programme.
Sustainable Campus HTW Dresden Ein interdisziplinäres Forschungsprojekt zur nachhaltigen Entwicklung öffentlicher Liegenschaften
Bildungseinrichtungen tragen die verant-wortung, junge Menschen auf den Beruf und die damit verbundenen herausforderungen vorzubereiten. im Umgang mit ressourcen, bei der erstellung, erneuerung und erwei-terung der Liegenschaften ist von ihnen eine vorbildfunktion zu erwarten. Durch das Zusammenspiel von forschung, Lehre und technologietransfer eignen sich gerade hochschulen als Labore für die anwendung von nachhaltigkeitsprinzipien.
Eine Herausforderung stellt die Tatsache dar,
dass Hochschulen zwar Nutzer von Gebäuden
und Freiflächen sind, die Liegenschaften in
der Regel jedoch dem jeweiligen Bundesland
gehören und somit durch eine landeseigene Behörde verwaltet und bewirtschaftet werden. Ein-
sparungen im Betrieb der Gebäude kommen den Hochschulen selten direkt zugute. Hier müssen
neue Strukturen und „Bonussysteme“ aufgebaut werden, um bei den Institutionen und ihren
Statusgruppen Anreize zu schaffen, Energie und Ressourcen einzusparen.
Idee und Gesamtkonzept Ziel des Projektes „Sustainable Campus“ an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden
(HTW Dresden) ist die Entwicklung eines beispielhaften Hochschulcampus in Sachsen, der alle
Aspekte der Nachhaltigkeit in sich vereint. Neben Forschung und Lehre bilden Hochschulverwal-
tung, Gebäudemanagement, Infrastruktur sowie Öffentlichkeitsarbeit wichtige Handlungsfelder.
Die Erkenntnisse und Methoden sollen langfristig auf andere Hochschulen und öffentliche Ein-
richtungen im Freistaat zu übertragen sein.
Die Felder Forschung und Entwicklung sind an der HTW Dresden traditionell gut besetzt. Die prak-
tizierte Forschung liefert wichtige Impulse und Ansatzpunkte für die Steigerung der Energieeffizienz
bei der baulichen und technischen Infrastruktur und wird in der Profillinie „Nachhaltige Lebensgrund-
lagen“ der HTW Dresden gefördert. Eine umfassende Nachhaltigkeitsstrategie schließt aber weitere
Bereiche ein, sodass mit dem vorliegenden Projekt bewusst eine breite inhaltliche Vernetzung und
ein stark interdisziplinär ausgerichtetes Profil in Forschung und Lehre herausgearbeitet werden soll.
Unter der Initiative „Sustainable Campus HTW Dresden“ wird Nachhaltigkeit nicht als Summe von
Einzelmaßnahmen verstanden, sondern als steuerndes Element für die Gesamtentwicklung.
Durch die beiden idealtypischen Standorte – dem „City Campus“ am Hauptbahnhof und dem
„Green Campus“ in Pillnitz – verfügt die Hochschule über beste Voraussetzungen, Potenziale für
eine Steigerung der Nachhaltigkeit im eigenen „Living Laboratory“ zu erforschen und Erkennt-
nisse in konkreten Projekten umzusetzen.
Nachhaltigkeit als Chance - Neubau des Technikums für Fahrzeugtechnik. Architekten: knerer und lang, Dresden.
Foto: Sebb, HTW Dresden
Stichwörtercampusplanung
nachhaltige Quartiers- entwicklung
nachhaltige entwicklung öffentlicher Liegenschaften
Sustainable Campus
Nachhaltigkeitsforschung 23
ProjektstrukturBasierend auf einer Projektskizze des Studiengangs Architektur konnte das Vorhaben mit einer
zunächst einjährigen Förderung von sieben forschungsorientierten Teilprojekten aus fünf unter-
schiedlichen Fakultäten durch das Sächsische Wissenschaftsministerium an den Start gehen:
Prof. Dipl.-Ing. Angela Mensing-de Jong ist an der HTW Dresden für das Fach Entwerfen und Städ-tebau verantwortlich. Zu ihren Schwerpunkten ge-hören nachhaltige Quar-tiersentwicklung, Stadtum-bauprozesse und die Mo-deration von diskursiven Verfahren.
Kontakt:
Prof. Dipl.-Ing. Angela Mensing-de Jong Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden Fakultät Bauingenieurwesen/Architektur Fachgebiet Entwerfen und Städtebau Friedrich-List-Platz 1 01069 Dresden E-Mail: [email protected]
Unter der Initiative „Sustainable Campus HTW Dresden“ wird Nach-haltigkeit nicht als Summe von Einzelmaßnahmen verstanden, sondern als steuerndes Element für die Gesamtentwicklung.
nachhaltigkeit lehren und lernen Das Tübinger Studium Oecologicum als zukunftsweisendes Modell
Die herausforderungen durch den globa-len Wandel und den damit verbundenen verantwortungs- und verteilungsfragen betreffen auch die hochschulen. sie sind mehr denn je gefordert, Lehrangebote zu schaffen, die sich mit nachhaltigkeit und darauf aufbauenden handlungsansätzen auseinandersetzen. Die natur- und tech-nikwissenschaften, die sich mit den Mög-lichkeiten und Begrenzungen durch die natürlichen Gegebenheiten auf unserem Planeten beschäftigen, sind hierbei ebenso angesprochen wie die Geistes- und sozial-wissenschaften. Gemeinsam können und sollen sie zu einem gelingenden gesell-schaftlichen Wandel unter dem Leitbild der nachhaltigen entwicklung beitragen. vor diesem hintergrund ist es naheliegend, dass darauf ausgerichtete interdisziplinä-
re Lehrprogramme einen Mehrwert für jedes studium bieten. Das tübinger studium oe-cologicum ist hierfür ein zukunftsweisendes Modell.
Den Auftakt für das heute an der Universität Tübingen angebotene Seminarprogramm Studium
Oecologicum bildete das Symposium „Greening the University – Perspektiven für eine nachhaltige
Hochschule“ im Juni 2008, das die Studierenden-Initiative Greening the University lanciert und or-
ganisiert hatte. Für die Planung einer nachhaltigen Universität konnten bei dem hochrangig besetz-
ten Symposium zwei Hauptziele formuliert werden (StudierendenInitiative 2009):
1. Die Universität soll ein Umweltmanagementsystem etablieren, das die gesamte Institution
und ihre Aktivitäten in einem stetigen Prozess zu nachhaltigerem Handeln führt. Im November
2011 war die erfolgreiche Zertifizierung der Universität nach dem Eco-Management and Audit
Scheme (EMAS) erreicht.
2. Ein interdisziplinäres Lehrprogramm soll geschaffen werden, das den Studierenden die Mög-
lichkeit bietet, sich mit der Perspektive einer Nachhaltigen Entwicklung fachlich und selbstre-
flexiv auseinanderzusetzen. Bereits zum Sommersemester 2009 startete das von der Studie-
renden-Initiative konzipierte Studium Oecologicum an der Universität Tübingen mit vier Kurs-
angeboten und konnte seither stetig ausgebaut und methodisch vielfältig gestaltet werden.
Das Studium OecologicumDas Seminarprogramm Studium Oecologicum findet im Rahmen des Studium Professionale
statt, welches überfachliche Schlüsselqualifikationen für die Bachelorstudiengänge vermittelt,
StichwörterStudium Oecologicum
Bildung für Nachhaltige entwicklung
nachhaltigkeit an der hochschule
Eine Gruppe von Studierenden der Universität Tübingen initiierte das Konzept „Greening the University“.
aber auch von allen Studierenden anderer Studiengänge, z.B. Master oder Staatsexamen, be-
sucht werden kann. Die konzeptionelle Weiterentwicklung und die Organisation des Seminar-
programms führt die Studierenden-Initiative in Kooperation mit dem Career Service und dem In-
ternationalen Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) der Universität durch. Im Rahmen
einer Förderung durch das BMBF („Erfolgreich studieren in Tübingen“, ESIT) hat das IZEW dabei
seit 2011 die wissenschaftliche Begleitung des Programms übernommen.
Das Studium Oecologicum ermöglicht den Studierenden, Orientierungswissen und grundle-
gende Kompetenzen einer Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) in Grundlagen- und The-
menkursen zu erwerben. Die Grundlagenkurse vermitteln ethische Grundlagen Nachhaltiger
Entwicklung und diskutieren diese in verschiedenen Kontexten. Die Themenkurse beleuchten
unterschiedliche fachliche, inter- und transdisziplinäre Perspektiven des Begriffs der Nachhal-
tigkeit und bieten durch Anwendungsbeispiele eine Konkretisierung von Zielen einer Nachhalti-
gen Entwicklung. In allen Kursen ist die Anwendung diskursiver, offener und partizipativer Lehr-
Lern-Methoden von hoher Bedeutung. Die Teilnehmer bestimmen die Lerninhalte und -prozesse
mit. Die didaktische Umsetzung der Seminare geht von einer starken Kompetenzorientierung im
Sinne von BNE aus (Deutsche UNESCO-Kommission 2011). Die breite Themenabdeckung sowie
die an BNE orientierten Lehrmethoden werden durch eine große Dozentenvielfalt ermöglicht.
Hierbei ergänzen sich erfahrene Praktiker, langjährige Wissenschaftler und Jungdozenten, teil-
weise auch im Teamteaching. Das Studium Oecologicum versteht sich somit als Plattform für
den Austausch innerhalb der Wissenschaft und zwischen Wissenschaft und Praxis. Dadurch soll
BNE schrittweise in die reguläre Forschung und Lehre der Universität implementiert werden.
Studierende aller Fachbereiche und Semesterzahl können im Studium Oecologicum einzelne
Kurse besuchen und Leistungspunkte (ECTS) für ihr Studium erwerben. Zusätzlich kann beim
Besuch von mindestens drei Kursen das Zertifikat „Studium Oecologicum“ erworben werden.
Die Entwicklung des SeminarprogrammsDie erstmals im Sommersemester 2009 an der Universität Tübingen angebotenen vier Semi-
nare im Studium Oecologicum beruhten zu einem Großteil auf dem außerordentlichen Enga-
gement der organisierenden Studierenden und der leitenden Dozenten. Die Finanzierung der
Kurse durch die Universität war bereits zu Beginn gesichert. Über die folgenden Semester hin-
weg konnten immer wieder neue Kurse konzipiert und das Angebot dadurch ausgebaut und
gefestigt werden. Für das Wintersemester 2012/13 stehen bereits 24 Seminare zur Auswahl,
Daniel Schloz (M.Sc.) ist Umweltnaturwissenschaft-ler und als wiss. Mitarbei-ter an der Universität Tü-bingen für die Verankerung von Bildung für Nachhalti-ge Entwicklung zuständig. Er ist Dozent im Studium Oecologicum.
Rena Junginger studiert Englisch, Französisch und Erziehungswissenschaft auf Lehramt an der Univer-sität Tübingen. Sie ist bei der StudierendenInitiative Greening the University aktiv und hat für das Studi-um Oecologicum insbeson-dere die Kursplanung mit-betreut und neue Dozenten akquiriert.
Entwicklung der Kurse und Teilnehmer im Studium Oecologicum
A student group initiated an interdisciplinary course programme at the University of Tübingen. Its objective is to encourage students to gain in-sights in aspects concerning sustainable devel-opment.
Das in Tübingen erfolgreich etablierte Format des Studium Oecologicum bietet sich geradezu als
Modell und Grundkonzept für andere Universitäten und Institutionen an. Die Deutsche UNESCO-
Kommission hat Greening the University und das Seminarprogramm als offizielles Dekade-Pro-
jekt der Weltdekade für BNE bereits wiederholt ausgezeichnet.
Kontakt:
Daniel Schloz Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW) Wilhelmstraße 19 72074 Tübingen Tel.: +49 (0) 7071 29-77984 Fax: +49 (0) 7071 29-5255 E-Mail: [email protected] www.izew.uni-tuebingen.de
Literatur:
Deutsche UNESCO-Kommission e.V. (Hrsg.), Hochschulen für eine Nachhaltige Entwicklung, Bonn 2011.
StudierendenInitiative Greening the University e.V. (Hrsg.), Greening the University. Perspektiven einer nachhaltigen Hochschule, München 2009.
StudierendenInitiative Greening the University e.V. (Hrsg.), Wissenschaft für nachhaltige Entwicklung! Multi-perspektivische Beiträge zu einer verantwortungsbe-wussten Wissenschaft, Marburg 2012.
UNIV ER S I
T Y
Fachjournalismus: Eine neue Finanzierungsform
www.lemmens-online.net
Der Fachjournalismus bekommt Unterstützung. Mit dem Crowdfunding des Portals lemmens online steht eine neue Finanzierungsquelle zur Verfügung. Leser, die Themen recherchiert und publiziert sehen möchten, spielen eine aktive Rolle. Und sie ermöglichen durch die gemeinschaftliche Finanzierung einen unabhängigen Journalismus.
Die Redaktion erarbeitet Informationen, Hintergründe und Einschätzungen nach dem Leitbild eines medialen Anwaltes, der den Bürgern und Mandatsträgern sowie Firmen und Institutionen in Deutsch-land eine Grundlage zur Meinungsbildung und Entscheidungsfi ndung bietet.
Bauen und Bewirtschaften nachhaltig im Griff Professionelles Datenmanagement unterstützt komplexe Facility-Management-Prozesse
Jede art von Geschäftsbetrieb setzt die verfügbarkeit geeigneter Baulichkeiten mit den dazugehörigen technischen anla-gen und Bewirtschaftungsleistungen vor-aus. art, Größe und Qualität der Bauwerke, ihrer Bauteile und nutzungsbereiche wer-den ebenso wie die Qualität und intensität der erforderlichen Bewirtschaftung, ein-schließlich der ver- und entsorgung, vom jeweiligen nutzungszweck bestimmt. Der Beitrag zeigt, wie miteinander verzahnte und zeitkritische Prozesse der nutzung und Bewirtschaftung umfangreicher und heterogen zusammengesetzter immobi-lienbestände effizient und effektiv unter-stützt werden können.
Vor einigen Jahren schlossen sich zehn Un-
ternehmen der chemisch-pharmazeutischen
Industrie in einem Benchmarking-Arbeitskreis
zusammen, um Potenziale zur Erhöhung der Effizienz bei Bewirtschaftung und Betrieb von über-
wiegend in Eigennutzung befindlichen Labor- und Bürogebäuden zu erschließen. Dabei standen
die in hoher Zahl von den forschenden Industrieunternehmen genutzten Laborgebäude im be-
sonderen Fokus. Das ergab sich unter anderem daraus, dass zu diesem Zeitpunkt entsprechen-
de Vergleichsdaten und Benchmarks für Laborgebäude der Industrie nur vereinzelt und für die
Branche „Chemie & Life Science“ überhaupt nicht zur Verfügung standen.
Prozess- und Kostenoptimierung mithilfe von BenchmarkingMit Aufnahme der Tätigkeit des Benchmarking-Arbeitskreises waren sich alle Beteiligten darü-
ber einig, dass eine gründliche methodische Vorbereitung von wesentlicher Bedeutung für den
Erfolg der Untersuchungen sein würde. Dazu gehörte insbesondere die wichtige Entscheidung,
das Benchmarking vor allem auf die Analyse der Ursachen und Bedingungen für etwaig beste-
hende Unterschiede zwischen den jeweiligen Kennwerten für die verschiedenen Gebäude der
teilnehmenden Unternehmen auszurichten. Vordringliches Ziel der Mitwirkung im Arbeitskreis
war, die Erfahrungen anderer für die Erhöhung der Wirtschaftlichkeit des eigenen Gebäude-
betriebes nutzbar zu machen. Ausgehend davon sollten Optimierungspotenziale in Bezug auf
Struktur, Ausstattung und Betriebsweise der Gebäude erschlossen werden. Maßgeblich für den
späteren Erfolg des Arbeitskreises war, dass man sich von Anfang an darauf einigte, das Bench-
marking langfristig anzulegen, um die Nachhaltigkeit der aus den Analyse-Ergebnissen abgelei-
Eine weitere, sehr wichtige Forderung der teilnehmenden Unternehmen bestand darin, durch
datentechnische Maßnahmen die Anonymität der Datenherkunft abzusichern. Um dem gerecht
zu werden, wurde die BAUAKADEMIE als ein neutrales, nicht am Benchmarking beteiligtes For-
schungsunternehmen mit der anonymisierten Speicherung, Kontrolle, Analyse und Auswertung
der Daten beauftragt. Ihre erste Aufgabe bestand in der Entwicklung eines speziell zugeschnit-
tenen Datenerfassungs-Tools, das den Anforderungen der beteiligten Unternehmen entsprach.
Zu den Aufgaben der mit der wissenschaftlichen Begleitung beauftragten Institution gehörte von
Beginn an auch das gesamte Datenmanagement einschließlich der anonymisierten Datenhaltung
und der statistischen Datenanalyse. Neben der automatisierten Kontrolle auf Plausibilität unter-
ziehen die Spezialisten der BAUAKADEMIE die von den Teilnehmern gelieferten Daten stets vor
Aufnahme in den Datenpool einer weiteren fachlich-sachlichen Prüfung. Auf diese Weise konnten
von vornherein Fehlinterpretationen in Bezug auf die Dateninhalte durch das Erfassungspersonal
in den Unternehmen weitgehend ausgeschlossen werden. Dieser Aufwand ist zwar nicht gering,
hat sich jedoch als sehr nützlich erwiesen. Die wichtigste Voraussetzung für erfolgreiche Bench-
marking-Analysen – die Homogenität der Primärdaten – konnte damit stets erfüllt werden.
Mit dem methodischen Konzept wurden weitere wichtige Leitlinien zur Durchführung des
Benchmarkings erarbeitet. Dazu gehörte z.B., dass die Objekt-, Bezugs-, Verbrauchs- und Kos-
tendaten ebenso wie die zu ermittelnden Kennzahlen branchenspezifisch zu strukturieren sind
und darüber hinaus verbindliche Leistungsabgleiche in Bezug auf die Inhalte der zu erfassenden
Daten vereinbart und umgesetzt werden. Gestützt auf diese methodisch ausgereiften Grundla-
gen konnte ein hohes Maß an Datenhomogenität erreicht und die Vergleichbarkeit der Ergeb-
nisse gesichert werden. Auch einigte man sich auf der Basis dieser und weiterer methodischer
Grundsätze bereits beim Start des Projektes darauf, an die Phasen der Datenerhebung und Da-
tenauswertung eine Analysephase anzuschließen. Besonderer Schwerpunkt der Analysephase
waren die jährlich zwei- bis dreimal durchgeführten Best-Practice-Workshops, deren Themen
in Abhängigkeit von den jeweiligen Auswertungsergebnissen zwischen den am Benchmarking
beteiligten Unternehmen abgestimmt wurden. Im Ergebnis einer gründlichen Diskussion einigte
man sich auf ein methodisches Grundkonzept, nach dem der jährliche Benchmarking-Prozess in
drei Ebenen durchlaufen wird (s. Abb. 1).
Abb. 1: Datenfluss im Benchmarking-Prozess
summary
The article describes how connected processes of the use and management of extensive real estate portfolios can be supported efficiently and effectively.
Dr. Karin Albert ist Ge-schäftsführerin der BAU-AKADEMIE. Ihr Spezialge-biet sind betriebswirt-schaftliche Aspekte des Facility Managements in der Bau- und Immobilien-branche.
Jörg Petri ist Dipl.-Ing. der Verfahrenstechnik und arbeitet bei der Bayer Pharma AG. Seit 2005 ist er verantwortlich für alle Büro- und Laborgebäude am Bayer-Standort Berlin.
Klaus Scholz ist Dipl.-Ing. (FH) für technische Kyber-netik und Elektrotechnik. Er arbeitet als Fachgebiets-leiter für Elektro- und Datentechnik beim DLR.
Der mehrmalige Durchlauf des jährlich durchgeführten Benchmarking-Prozesses konnte den be-
teiligten Unternehmen neben einer zielgerichteten Optimierung der Prozessabläufe auch erhebli-
che Potenziale beim Einsatz der personellen und finanziellen Ressourcen erschließen (s. Abb. 2).
Abb. 2: Kennzahlen für Labore im Vergleich zu denen für Büros (Büro = 100 gesetzt)
Monitoring unternehmerischer BauprozesseBauwerke sind eine wesentliche und relativ stabile Ressource der Gesellschaft. Sie überdau-
ern Jahrzehnte und oftmals auch Jahrhunderte. Für Unternehmen stellt das Gebäudeportfolio in
seiner Gesamtheit einen erheblichen Unternehmenswert dar. Weit mehr als die Hälfte aller An-
lageinvestitionen von Unternehmen sind in Gebäuden angelegt. Insofern sind an die Errichtung
und wirtschaftliche Nutzung sowie an die Effizienz des Betriebes von Bauwerken hohe Anforde-
rungen gestellt. Dies bezieht sich bei Neu- und Umbauten zunächst auf eine hohe Bauqualität
bei möglichst geringen Baukosten unter dem Blickwinkel einer nachhaltigen Bewirtschaftung.
Darüber hinaus werden Effizienz und Nachhaltigkeit der Nutzung und Bewirtschaftung sehr
stark von der Verfügbarkeit der zu ihrer Bewertung erforderlichen Informationen bestimmt.
Stellt die Erfüllung dieser Anforderungen bereits bei jedem einzelnen Bauprojekt eine nicht
geringe Herausforderung an die für den Bau Verantwortlichen dar, so ist diese noch erheblich
größer, wenn es sich nicht um einzelne, sondern um eine Vielzahl parallel abzuwickelnder Bau-
maßnahmen handelt, die sich gewöhnlich in jeweils unterschiedlichen Phasen der Planung und
Errichtung befinden. Zur Erfüllung dieser Anforderungen sind Monitoringfunktionen erforderlich,
mit denen es möglich ist, folgende Maßnahmen durchzuführen bzw. zu steuern:
u die Harmonisierung aller Managementprozesse und die Priorisierung von Einzelmaßnahmen,
u die Überwachung der Planmäßigkeit aller Bau- und Bewirtschaftungsmaßnahmen eines
Betrachtungszeitraumes bzw. die Wiederherstellung der Planmäßigkeit bei Abweichungen,
u die unternehmensweite und maßnahmenkonkrete Bilanzierung der Kosten bei gleichzeitiger
Prüfung der Budgeteinhaltung,
u die frühzeitige Identifizierung von Finanzierungsüber- bzw. -unterdeckungen der Budgets,
u die Prozessverfolgung der planmäßigen Einzelmaßnahmen sowie die terminliche und
finanzielle Einordnung außerplanmäßiger Bedarfe
Die prinzipielle Struktur eines derartigen Monitoring-Systems, wie es beim Deutschen Zentrum
für Luft und Raumfahrt unter der Leitung von Dipl.-Ing. Klaus Scholz, Leitung Baumanagement,
u Unternehmensweites Erstellen von lang-, mittel- und kurzfristigen Bauprogrammen;
u Priorisieren von Baumaßnahmen nach Unternehmensrelevanz;
u Maßnahmenübergreifende Steuerung des Finanzmitteleinsatzes;
u Verfolgen des Mittelabflusses und Kostensteuerung sowohl der Einzelmaßnahmen als auch
aller Maßnahmen über alle Standorte (Gesamtplan);
u Datentechnische Prozessverknüpfungen mittels definierter Schnittstellen;
u tagesaktuelle Bilanzierung infolge einer integrierten SAP-Schnittstelle;
u Beschleunigung der Genehmigungsprozesse durch elektronischen Workflow.
Unter Nutzung des Baumonitors sind die verantwortlichen Mitarbeiter in der Lage, den Trägern
der Baubedarfe eine effiziente Unterstützung mit stets aktuellen Informationen und klaren Aus-
sagen zum jeweiligen Stand der einzelnen Baumaßnahmen zu bieten. Zusätzlich ist es möglich,
zusammengefasste Informationen zu den Maßnahmen einzelner Regionen oder Standorte so-
wohl in Bezug auf den sachlichen Stand der Vorbereitung und Durchführung als auch hinsicht-
lich der finanziellen Abwicklung aus dem System abzurufen.
Mit dem durchgängigen Einsatz des Baumonitors als tägliches Arbeitsinstrument konnte vor
allem erreicht werden, dass die gesamte Prozessorganisation zur Vorbereitung und Umsetzung
von Baumaßnahmen optimiert wird und allen Beteiligten ein effizientes Arbeits- und Steue-
rungsinstrument zur Verfügung steht. Dazu tragen vor allem die eindeutigen Verantwortungs-
übergänge durch klare Prozessstrukturen und Schnittstellen bei.
SchlussbemerkungDer Artikel zeigt, wie miteinander verzahnte Prozesse der Nutzung und Bewirtschaftung um-
fangreicher Immobilienbestände effizient und effektiv unterstützt werden können.
Abb. 3: Grundstruktur eines Baumonitoring-Systems
Kontakt:
Dr. Karin Albert BAUAKADEMIE Gesellschaft für Forschung, Entwicklung und Bildung mbH Alexanderstraße 9 10178 Berlin Tel.: +49 (0) 30 54 99 75 10 Fax: +49 (0) 30 54 99 75 19 E-Mail: [email protected] www.bauakademie.de
Dipl.-Ing. Jörg Petri Bayer Pharma AG Facility Management Leitung Berlin Müllerstraße 7 13353 Berlin Tel.: +49 (0) 30 468-14443 Fax: +49 (0) 30 468-94443 E-Mail: [email protected] www.bayerpharma.com
Dipl.-Ing. (FH) Klaus Scholz Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. Technische Infrastruktur | Baumanagement Linder Höhe 51147 Köln Tel.: +49 (0) 2203 601-3338 Fax: +49 (0) 2203 601-3240 E-Mail: [email protected] www.dlr.de
Green Campus: Vom Umweltschutz zur nachhaltigen Entwicklung Zum Stand nachhaltiger Entwicklung im Betrieb deutscher Hochschulen und Forschungseinrichtungen
Der Umweltschutz an deutschen hoch-schulen hat seit den 1970er-Jahren einen stetigen verbesserungsprozess erfahren, ist mittlerweile organisatorisch im Betrieb fest verankert und mit den erforderlichen personellen und finanziellen ressourcen ausgestattet. seit 1999 orientieren sich einzelne hochschulen bei der organisa-tion auch an normierten systemen und legen Wert auf eine externe Prüfung des Umweltmanagementsystems, insbeson-dere nach eMas – eco-Management audit scheme (verordnung [eG] nr. 1221/2009). Zu beobachten ist auch, dass einige hoch-schulen den Betrieb nachhaltig weiterent-wickeln wollen. hierbei sind individuelle Wege charakteristisch.
Im Gegensatz zur Begrifflichkeit „Green Cam-
pus“ ist die „nachhaltige Entwicklung“ in vie-
len Hochschulen als Begriff eingeführt und wird verstanden im Sinne einer Erweiterung der rein
ökologischen Sichtweise in Richtung einer globalen und intertemporären Gerechtigkeit. In die-
sem Verständnis wird der Begriff hier verwendet.
Deutschland verfügt über mehr als 400 Hochschulen. Davon haben aktuell 14 eine nach EMAS
validierte Umwelterklärung veröffentlicht oder sind nach DIN EN ISO 14001 zertifiziert. FU Berlin
(Erstzertifizierung 2005), Hochschule Bremen (2003), Universität Bremen (2004), BTU Cottbus
(2010), TU Dresden (2003), Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde (FH) (2010),
Hochschule Esslingen (2012), Hochschule Harz (2011), Universität Kiel (2012), FH Köln (2008),
FH Landshut (2002), FH Lübeck (2004), Universität Lüneburg (2000), Universität Tübingen
(2011), Hochschule Zittau/Görlitz (1999).
Die Universität Greifswald, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Hochschule Nür-
tingen und die Hochschule Weihenstephan-Triesdorf haben mit dem Aufbau eines Umweltma-
nagementsystems nach EMAS begonnen. Insgesamt sind in Deutschland rund 1.250 Unterneh-
men und Organisationen EMAS-registriert; EU-weit sind es rund 4.500 (Quelle: www.emas.de/
teilnahme/wer-hat-schon-emas).
Alle diese Einrichtungen sind in eine kontinuierliche Revalidierung eingetreten und investieren in
das Umweltmanagementsystem oder planen dies konkret. Sie haben in der Regel den Arbeits-
schutz in das Managementsystem integriert. Auch wenn die konkreten Ursprünge und Motivati-
Standards und Normierungen helfen durch den Dschun-gel eines erfolgreichen Umweltmanagements.
Die besonderen Heraus-forderungen bei der An-wendung normierter Sys-teme liegen im umgang mit den hochschulspe- zifischen Organisations-strukturen, die nicht mit denen von Unternehmen zu vergleichen sind. Hoch-schulen besitzen keine eindeutige hierarchie mit klaren Weisungs-strukturen.
Errichtung bis zum Rückbau – angestrebt.“ (Informationsportal Nachhaltiges Bauen des Bun-
desministeriums für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung BMVBS – www.nachhaltigesbauen.de)
Eine Reihe von Bewertungssystemen, wie DGNB (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen)
oder das angelehnte BNB (Nachhaltiges Bauen für Bundesgebäude), LEED (Leadership in Energy
and Environmental Design) u.a., bieten Kriterienkataloge, anhand derer die Nachhaltigkeit von
Neu- und Bestandsgebäuden bewertet, aber auch geplant werden kann. Für die aktuelle Pla-
nungspraxis von Hochschul- oder Forschungsgebäuden spielen diese Systeme bislang jedoch
kaum eine Rolle; wobei nicht bekannt ist, in welchem Maße die in den Bewertungssystemen
enthaltenen Kriterien auch ohne eine Zertifizierung bei Planungen verwendet werden. Die Zertifi-
zierung selbst ist für Hochschulen und Forschungseinrichtungen in der Regel wenig interessant.
So sind bisher nur sehr wenige Gebäude im Hochschul- und Forschungsbereich zertifiziert. Dazu
zählen ein Institutsgebäude der TU Darmstadt, das Hauptgebäude (im Bau) der Leuphana Uni-
versität Lüneburg oder das Zentrum für Virtuelles Engineering ZVE des Fraunhofer-Instituts für
Arbeitswissenschaft und Organisation (IAO) in Stuttgart.
Darüber hinaus liegen noch nicht für alle – insbesondere für den Wissenschaftsbereich wesent-
lichen - Gebäudetypen Kriterienkataloge vor. Für das in der Entwicklung befindliche BNB-Bewer-
tungssystem für Forschungs- und Laborgebäude (Neubau) sind zurzeit einige geplante Laborge-
bäude in der Pilotphase, beispielsweise das Zentrum für präklinische Forschung des Deutschen
Krebsforschungszentrums Heidelberg, das Experimental Research Center des Max-Delbrück-
Centrums Berlin-Buch, das Max-Planck-Institut für Biologie des Alterns in Köln und das Institut
für Energie- und Klimaforschung des Forschungszentrums Jülich.
Das Max-Delbrück-Centrum in Berlin-Buch ist in eine nachhaltige Campus-Entwicklung einge-
treten, die über nachhaltiges Bauen hinausgeht und z.B. Ver- und Entsorgungskonzepte sowie
Mobilität und Kommunikation des Gesamtbestandes einschließt.
Potenzial für Nachhaltigkeitskonzepte nutzenIn Hessen sind alle Hochschulen mit einer CO2-Bilanz in die Nachhaltigkeitsstrategie des Landes
integriert. Geplant ist ferner, für zwei Hochschulen beispielhaft einen Nachhaltigkeitsbericht zu
erstellen. Darüber hinaus existieren bundesweit weitere vielfältige Aktivitäten einer nachhaltigen
Entwicklung im Bereich Forschung und Lehre der Hochschulen, auf die an dieser Stelle nicht
näher eingegangen werden kann. Jedoch gibt es gerade hier an der Schnittstelle zwischen For-
schung und Lehre und dem Hochschulbetrieb als alltäglichem, praktischem Anwendungs- und
Unterstützungsbereich großes Potenzial für die Entwicklung, Erprobung und Realisierung von
angepassten Nachhaltigkeitskonzepten.
Nachhaltige Entwicklung im Betrieb messbar zu machen, wird eine der künftigen Aufgaben sein.
Erste Ansätze hierzu liefern die Nachhaltigkeitsberichte der Leuphana Universität Lüneburg und
des Umweltcampus Birkenfeld der Fachhochschule Trier. Beide Einrichtungen orientieren sich
am Leitfaden zur Nachhaltigkeitsberichterstattung der Global Reporting Initiative (GRI) (https://
www.globalreporting.org/resourcelibrary/German-G3-Reporting-Guidelines.pdf). Mit dem Ver-
such, nachhaltige Entwicklung messbar zu machen, ggf. analog der Zertifizierung nach EMAS
auch extern prüfbar zu machen, beginnt jetzt ein Dialog über eingesetzte Methoden und konkre-
te Inhalte. Als Verfahren, mit denen eine nachhaltige Entwicklung überprüft werden kann, gelten
u.a. der Leitfaden zur gesellschaftlichen Verantwortung von Organisationen ISO 26000, das So-
cial Responsibility Management System IQNet SR 10, EMAS Plus (legt zusätzlich den Fokus auf
CSR Corporate Social Responsibility) sowie der GRI-Report.
Dipl.-Geogr. Joachim Mül-ler arbeitet seit 1991 im Themenfeld Arbeits- und Umweltschutz der HIS GmbH. Aktuell begleitet er Hochschulen auf dem Weg zur Nachhaltigkeit im Be-trieb.
Dipl.-Ing. Ralf Tegtmeyer ist Leiter des Arbeitsbe-reichs Hochschulinfra-struktur der HIS GmbH, der Wissenschaftseinrichtun-gen durch Untersuchungen und Expertisen zu Facility Management, Arbeits- und Umweltschutz und Nach-haltigkeitskonzepte unter-stützt und berät.
hochschulen gelten als Expertenorganisationen, in denen die Kernbereiche und damit die experten weitgehende Autonomie genießen.
Bei der Anwendung normierter Systeme liegen die besonderen Herausforderungen im Umgang
mit den hochschulspezifischen Organisationsstrukturen, die nicht mit denen von Unternehmen
zu vergleichen sind. Hochschulen besitzen keine eindeutige Hierarchie mit klaren Weisungs-
strukturen. Stattdessen wird eine Hochschule als „heterarchische“ Organisation bezeichnet mit
Besonderheiten und spezifischen Strukturbedingungen. Hochschulen gelten als Expertenorgani-
sationen, in denen die Kernbereiche und damit die Experten weitgehende Autonomie genießen.
Hochschulen lassen sich also nicht mit jenen Methoden und Instrumenten analysieren, die für
funktional-hierarchische Organisationen gelten. „Dies hat Auswirkungen auf die Organisation
und die Dynamik von Veränderungsprozessen an Hochschulen, die spezifischen Strukturbedin-
gungen unterliegen.“ (Altvater, 2007).
Die Befassung mit Umweltmanagement und nachhaltiger Entwicklung in Hochschulen bedeutet
auch, diese hochschulspezifischen Rahmenbedingungen zu akzeptieren. Die Instrumente müs-
sen der Struktur und Kultur einer Hochschule angepasst sein. Daher sind andere innovative Ins-
trumente für die Einführung und Aufrechterhaltung eines Umweltmanagementsystems erforder-
lich. Weisung wird durch Überzeugen ersetzt; mit dem Vorteil, die eigenen Argumente schärfen
zu müssen und eine höhere Motivation zu schaffen.
Das Thema nachhaltige Entwicklung gewinnt in der öffentlichen Diskussion immer mehr an
Bedeutung. Unterstützt wird dieses u.a. durch die Klimadiskussion sowie die seitens der UN
für den Zeitraum von 2005 bis 2014 ausgerufene „Welt-Dekade Bildung für nachhaltige Ent-
wicklung“. Beide Aspekte strahlen auch auf den Betrieb der Hochschulen aus. Konkret und von
Literatur:
Adomßent, M., Umweltschutz – nachhaltige Entwicklung: Was ist das Mehr? Forum Nachhaltigkeit, TU Clausthal, 17.09.2012. Vortragszusammenfassung.
Altvater, P., Organisationsberatung im Hochschulbereich – Einige Überlegungen zum Beratungsverständnis und zu Handlungsproblemen in Veränderungsprozessen, in: Altvater, P./Bauer, Y./Gilch, H. (Hrsg.). Organisationsent-wicklung in Hochschulen. Dokumentation. HIS: Forum Hochschule, Nr. 14, 2007, S. 11-24.
Deutsche UNESCO-Kommission e. V. (Hrsg.), Hochschu-len für eine nachhaltige Entwicklung. Nachhaltigkeit in Forschung, Lehre und Betrieb einer Hochschule. (Müller-Christ, G./Liebscher, A.-K. (Red.)). Bonn, 2011.
Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und Deutsche UNESCO-Kommission (DUK), Hochschulen für nachhalti-ge Entwicklung. Erklärung der HRK und der DUK zur Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung. Ent-schließung der 7. Mitgliederversammlung der HRK am 24.11.2009; Entschließung des DUK-Vorstands am 22.1.2010 (http://www.hrk.de/positionen/gesamtliste-beschluesse/position/convention/hochschulen-fuer-nachhaltige-entwicklung).
Ketelhön, U./Holzkamm, I./Müller, J./Stratmann, F., Um-weltmanagement im Dienstleistungsbereich – Beispiel Hochschulen, in: Myska, Martin (Hrsg.): Der TÜV-Umwelt-management-Berater. Externe Veröffentlichung. Köln: TÜV Verlag, 2011, 64. S. Aktualisierung, Nr. 0484.
Leuphana Universität Lüneburg, Schritte in die Zukunft. Nachhaltigkeitsbericht 2011. Lüneburg, 2012.
Müller, J./Holzkamm, I., Die Motivation ist entscheidend. Hochschulen nutzen erfolgreich Managementsysteme für Umwelt- und Arbeitsschutz, in: ReSource Nr. 3, 2010, S. 20-24.
Müller, J., Umweltschutz – ein Beitrag zur Profilbildung der Hochschule?, in: HIS-Magazin Nr. 3, 2008, S. 7-8.
Schneidewind, U., Nachhaltige Wissenschaft. Plädoyer für einen Klimawandel im deutschen Wissenschafts- und Hochschulsystem. Marburg: Metropolis Verlag, 2009.
Verordnung (EG) Nr. 1221/2009 des europäischen Parla-ments und des Rates vom 25.11.2009 über die freiwilli-ge Teilnahme von Organisationen an einem Gemein-schaftssystem für Umweltmanagement und Umweltbe-triebsprüfung und zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. 761/2001 sowie der Beschlüsse der Kommission 2001/681/EG und 2006/193/EG. Amtsblatt der Europä-ischen Union L 342/1 vom 22.12.2009.
Stichwörterhochschulen
wissenschaftliche einrichtungen
nachhaltige entwicklung im Betrieb
Sachstand (rahmen- bedingungen)
politischer Aussage ist die Erklärung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und der Deutschen
UNESCO-Kommission (DUK) aus dem Jahr 2010: „Bei der Verwirklichung nachhaltiger Entwick-
lung (…) kommt den Hochschulen – institutionell und individuell für alle in ihr arbeitenden Per-
sonen – eine herausragende Bedeutung zu, denn nachhaltige Entwicklung fordert gesellschaft-
liche Akzeptanz (…).“ Und weiter: „Institutionell sollten Hochschulen sich auch in ihren internen
Arbeitsweisen und Verfahrensabläufen am Leitbild der Nachhaltigkeit orientieren. Effektives
Ressourcenmanagement, energieeffizienter Hochschulbau, umfassende Nutzung des öffentli-
chen Nahverkehrs durch Hochschulangehörige oder die Berücksichtigung von Prinzipien des fai-
ren Handels bei Beschaffungsmaßnahmen sind Bereiche, in denen Hochschulen beispielgebend
handeln können.“
Mit der Erklärung werden die Hochschulleitungen aufgefordert, „allen Mitgliedern ihrer Hoch-
schule das Prinzip der Nachhaltigkeit als Grundlage ihrer Tätigkeit mit den Bezügen zu ihren
einzelnen Arbeitsfeldern zu vermitteln“. Die AG Hochschule des Runden Tisches der UN-Dekade
„Bildung für nachhaltige Entwicklung“ erarbeitet konkrete Vorschläge zur Verankerung des Leit-
bildes der nachhaltigen Entwicklung im Bildungsbereich Hochschule und vernetzt bundesweit
die Akteure aus Forschung und Lehre auch mit dem Betrieb. Die AG Hochschule hat eine Bro-
schüre vorgelegt, die die Leistungsfähigkeit einzelner Initiativen in Forschung, Lehre und Betrieb
zeigt, Netzwerke vorstellt, Beispiele gibt und eine Checkliste für die interne Selbstprüfung hin-
sichtlich der Nachhaltigkeitsstrategie einer Hochschule offeriert (Deutsche UNESCO-Kommission
e.V. (Hrsg.), 2011).
Das Land Hessen hat seine zwölf staatlichen Hochschulen für ihre Zielvereinbarungen für die
Jahre 2011 bis 2015 aufgefordert, zum Thema „Nachhaltigkeitsstrategie“ der Hochschule Aus-
sagen zu machen.
Trotz dieser vielfältigen Aktivitäten wäre es verfrüht, von einem breiten Aufbruch zu sprechen.
Und doch handelt es sich zumindest um vielversprechende Ansätze. „Allerdings hat die Tatsa-
che, dass das Thema Nachhaltigkeit in den vergangenen Jahren aus unterschiedlichen Richtun-
gen in die Hochschulen hineingetragen wurde, in der Summe dazu geführt, dass diese Impulse
mittlerweile an vielen Einrichtungen deutliche Spuren hinterlassen haben.“ (Adomßent, 2012)
Hierbei kommt es sicher auch darauf an, dass Hochschulen die eigenen Potenziale nutzen, um
nachhaltige Entwicklung als Prozess in den Abläufen und Entscheidungen zu verankern.
Eine weitere Anforderung wird die aktivere Einbeziehung von Forschung und Lehre sein. Obwohl
durch die veränderten Studienbedingungen die Belastung für die Studierenden zuzunehmen
scheint, existieren positive Tendenzen, auf ein breiteres Engagement zu hoffen. „Der Glaube und
die Lust daran, die Welt besser zu machen, ist gerade bei vielen deutschen Studierenden wei-
ter vorhanden. Die hohe Akzeptanz nachhaltigkeits-orientierter Lebensstile (…) sind Ausdruck
In recent years, endeavours to protect the envi-ronment have become more important in Ger-man universities and universities of applied science. Environmental protection systems are often starting points for initiating measures to foster sustainability within the organization.
Leistungsniveau optimieren Energieeffizienzsteigerung bei Bestandssanierungen durch Öffentlich-Private Partnerschaften
Die steigerung der energieeffizienz und die reduktion von treibhausgasen sind zentrale langfristige Ziele der Bundesre-gierung. für die vergabe von Bauleistun-gen ist der energieeffizienz-Gedanke seit dem 16. august 2011 gesetzlich verankert: Paragraph sechs der vergabeverordnung (vgv) schreibt für energieverbrauchs-relevante Waren, technische Geräte oder ausrüstungen, soweit sie wesentlicher Bestandteil einer Bauleistung sind, das höchste Leistungsniveau an energieeffizi-enz vor. in geeigneten fällen ist dazu von den Bietern eine analyse minimierter Le-benszykluskosten zu fordern. im rahmen der ermittlung des wirtschaftlichsten an-gebotes ist die ermittelte energieeffizienz als Zuschlagskriterium angemessen zu berücksichtigen.
Eine in diesem Sinne nachhaltige Sanierung
von Bestandsgebäuden im öffentlichen Be-
reich kann erheblich dazu beitragen, sowohl die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung zu
erreichen als auch die öffentlichen Haushalte langfristig zu entlasten. Dies kann in besonderem
Maße dann gelingen, wenn zunächst eine Analyse des Gesamtportfolios einer Verwaltungseinheit
unter Energieeffizienzgesichtspunkten stattfindet. Im Anschluss daran sollten gezielte Maßnahmen,
bezogen auf das Gesamtportfolio, ergriffen werden, die unter Betrachtung der Aufwand/Nutzen-
Relation die größten Einsparungen bringen.
In der Praxis ist jedoch festzustellen, dass Sanierungsmaßnahmen in der Regel als Einzelfall-
maßnahmen wahrgenommen werden und der Lebenszyklusgedanke in der Bestandspflege und
in Sanierungsentscheidungen immer noch keine große Rolle spielt. Sanierungsmaßnahmen im
Rahmen konventioneller Eigenbaulösungen erfordern die zeitnahe Bereitstellung erheblicher
Haushaltsmittel, deren „Erträge“ in Form verminderter Betriebskosten weit in der Zukunft lie-
gen und bei der Entscheidungsfindung zu wenig Berücksichtigung finden. Damit ist eine Hürde
gesetzt, unter dem Gesichtspunkt der Energieeffizienz Sanierungsmaßnahmen durchzuführen;
denn die laufenden Betriebskosten eines Bestandsobjekts werden üblicherweise nicht einer
Wirtschaftlichkeitsprüfung unterworfen.
Umfassende Sanierungen werden daher in vielen Fällen gar nicht erst erwogen. In der Folge
wird ein Großteil öffentlicher Gebäude mit schlechter Energieeffizienz unwirtschaftlich und
Energetische Sanierungsmaßnahmen stehen vor allem vor wirtschaftlichen Hürden.
Foto: Gerd Altmann/Shapes:SadMonkey/pixelio
Die themen nachhaltig-keit und Energieeffizienz haben in Öffentlich-Priva-ten partnerschaften ein enorm starkes Gewicht.
Sanierungsmaßnahmen werden in der regel als Einzelfallmaßnahmen wahrgenommen und der Lebenszyklusgedanke spielt in der Bestands- pflege und in Sanierungs-entscheidungen immer noch keine große Rolle.
Attraktivere Hochschulen! Modulares Analyseinstrument TÜV SÜD SCoRE eröffnet neue Chancen
hochschulen mit ihrem heterogenen Gebäudebestand stellen besondere herausforderungen an ein nachhaltiges Gebäu-demanagement. eine modulare nachhaltigkeitsanalyse hilft, bisher ungenutzte Potenziale zu erkennen und zu nutzen.
Einst als zukunftsfähiger Standard bei Neubauten gestartet, er-
hält das nachhaltige Bauen verstärkt Einzug im Bestand. Was sich
beim Neubau ohne Weiteres planen lässt, ist im Bestand ungleich
schwieriger. Eine besondere Herausforderung ist die heterogene
Gebäudesubstanz von Hochschulen und Forschungseinrichtun-
gen. Die verschiedenen Funktionsgebäude mit unterschiedlichen
Nutzungsprofilen müssen differenziert betrachtet werden. Hörsäle
und Seminarräume stellen bezüglich Energieeffizienz, Lebenszyk-
lus und Ressourceneinsatz andere Anforderungen als Labore oder
Rechenzentren. Bei welchen Gebäuden lohnt es sich besonders,
in die Nachhaltigkeit zu investieren? Welche Maßnahmen ver-
sprechen den größten Erfolg?
Verbesserung der EnergieeffizienzGerade bei älteren Gebäuden lassen sich der Energieverbrauch und damit die CO2-Emissionen
durch eine verbesserte Dämmung signifikant reduzieren. Weitere Möglichkeiten zur Energieein-
sparung bestehen in der Modernisierung der Heizungs- und Klimaanlagen. Außerdem können
dezentrale Energieerzeugungssysteme, wie lokale Blockheizkraftwerke oder Photovoltaik- und
geothermische Anlagen, zu einer Senkung der Energiekosten beitragen. Ob und welche Metho-
den der dezentralen Energieerzeugung ökonomisch und ökologisch sinnvoll sind, sollte Bestand-
teil einer Nachhaltigkeitsanalyse sein.
In den Rechenzentren der Hochschulen und Forschungseinrichtungen bestehen vielfach noch
nicht ausgeschöpfte Potenziale für mehr Nachhaltigkeit. Betrachtet man alle Rechenzentren in-
nerhalb Deutschlands, so könnte laut Bundesumweltministerium der konsequente Einsatz ener-
gieeffizienter Technologien bis 2013 etwa 3,6 Milliarden Euro Stromkosten sparen. Energieein-
sparungen sind bei der Leistungsaufnahme der Server zum Beispiel durch Virtualisierung zu er-
reichen. Ein großer Teil des Energiebedarfs der Rechenzentren entfällt auf die Klimatisierung der
Räume, um die Wärmeabstrahlung der Server abzuführen. Hier können bauliche Maßnahmen für
eine effizientere Kühlung der Server über die Außenluft Abhilfe schaffen. Die Abwärme der Ser-
ver kann auch für die Heizung anderer Gebäude genutzt werden. Auch durch einfache Maßnah-
men, wie zum Beispiel dem Ausschöpfen der Toleranzen bei der zulässigen Höchsttemperatur
für den Serverbetrieb, kann – ohne dass die Ausfallsicherheit beeinträchtigt wird – der Strom-
verbrauch gesenkt werden. Ebenfalls denkbar ist die lokale Produktion des benötigten Stroms
durch ein Blockheizkraftwerk (BHKW). Ist im BHKW eine Adsorptionskältemaschine integriert,
kann aus der Abwärme des BHKWs Kälte erzeugt werden, die zur Kühlung der Serverfarmen
genutzt werden kann.
Nur ein Beispiel für Energieeffizienz: Die Produktion des eigenen Stroms durch ein Blockheizkraftwerk
Foto: Florian Gerlach/pixelio
summary
Universities with heterogeneous buildings pose particular challenges for sustainable building management. Modular sustainability analysis helps to identify and use untapped potential.
Modulare NachhaltigkeitsanalyseDer Campus der Universitäten mit den verschiedenen Sonderimmobilien wie zum Beispiel Laboren,
Rechenzentren und Universitätskliniken stellt komplexe Anforderungen an die Potenzialanalyse. Archi-
tektur und Gebäudetechnik sind eng miteinander verschränkt und meist auf einen ganz spezifischen
Zweck zugeschnitten. Deshalb ist ein modularer Ansatz sinnvoll, wenn es darum geht, die individu-
ellen Ziele und den konkreten Nutzen einer nachhaltigen Modernisierung zu identifizieren. Ein sys-
tematisches Vorgehen bietet die modulare Nachhaltigkeitsanalyse SCoRE (Sustainability Scoring of
Real Estate) von TÜV SÜD. Die einzelnen Gebäude des Campus werden schrittweise geprüft. Falls es
sich abzeichnen sollte, dass die Kosten den Nutzen überschreiten, kann die Analyse gegebenenfalls
abgebrochen werden. Im Unterschied zu einer Standardanalyse ist die modulare Variante ergebnis-
offen und steuert nicht zwangsläufig auf eine Nachhaltigkeits-Zertifizierung zu. Der Vorteil besteht in
der bedarfsgerechten Ausrichtung auf die jeweiligen Erfordernisse des Objekts. Durch die Vielzahl der
Bautypen mit ihren unterschiedlichsten Biografien sind die Ausgangsbedingungen für eine Nachhal-
tigkeitsanalyse individuell für jedes Gebäude auf dem Campus zu erfassen. So spielen das Baujahr
und damit das jeweils geltende Baurecht eine entscheidende Rolle – beispielsweise ob das Gebäude
bereits nach Wärmeschutzverordnung errichtet worden ist und über eine basale Dämmung verfügt.
Gestaffelte MaßnahmenDie Analyse beginnt mit der Klärung, welche Nachhaltigkeitskriterien im Vordergrund stehen und
welche Ziele erreicht werden sollen. Diese Fragen werden in einem Experten-Workshop mit den
Verantwortlichen der Hochschule geklärt. Daran anschließend erfolgen die Prüfung der Unterla-
gen sowie eine Sicht-Prüfung der Gebäude vor Ort auf dem Campus. Grundlage der Prüfung ist
ein detaillierter Kriterienkatalog. Daran muss eine Ist-Bewertung anschließen. Die Nachhaltigkeit
der Gebäude wird bewertet und gegebenenfalls direkt zertifiziert oder es wird ein Maßnahmen-
plan zum weiteren Vorgehen erstellt. Erst auf Grundlage dieser Ist-Analyse lassen sich die Mo-
dernisierungen integriert planen. Optimierungspotenziale werden mit Blick auf die Lebenszyk-
luskosten aufgezeigt, verschiedenen Umsetzungsvarianten verglichen.
Kontrolle bei der UmsetzungEine fundierte Planung garantiert noch keine optimale Umsetzung. Deshalb ist ein unabhän-
giges, baubegleitendes Qualitätscontrolling ein weiteres Modul von TÜV SÜD SCoRE. Hier gilt
es, eventuelle Schnittstellenprobleme zwischen den an der Sanierung beteiligten Gewerken zu
vermeiden. Zum Beispiel sollte darauf geachtet werden, dass keine Dämmmaterialien verbaut
werden, die die in der Planung fixierten Dämmwerte nicht erreichen oder die aus ökologischen
Gesichtspunkten negativ zu bewerten sind. So lassen sich Folgekosten vermeiden, welche die
Wirtschaftlichkeit der Modernisierung nachträglich gefährden könnten. Das baubegleitende
Qualitätscontrolling umfasst auch die Prüfung der Ausschreibungs-, Vertrags- und Planungsun-
terlagen. Nach der Umsetzung der Maßnahmen lassen sich die vorliegenden Analyseergebnisse
und die einzelnen Schritte in eine Zertifizierung einbringen. Das können – neben dem TÜV SÜD
eigenen Zertifikat SCoRE – auch andere gängige Zertifikate sein.
FazitEine modulare Analyse erlaubt Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die ökonomischen,
ökologischen und soziokulturellen Aspekte einer Modernisierung ergebnissoffen zu untersuchen.
Abgestimmt auf das vorhandene Budget können die Maßnahmen identifiziert werden, mit denen
die Nachhaltigkeitsziele kosteneffizient erreicht werden können. Eine abschließende Zertifizie-
rung kann dazu beitragen, das Image der Hochschule zu verbessern und so die Attraktivität der
Hochschule für Studierende, Lehrkräfte und Personal zu steigern.
Andreas Stemmler ist Lei-ter der Region Nordost von TÜV SÜD Industrie Service.
Kontakt:
Dipl.-Ing. Andreas Stemmler TÜV SÜD Industrie Service GmbH Wiesenring 2 04159 Leipzig Tel.: +49 (0) 341 4653-320 Fax: +49 (0) 341 4653-324 E-Mail: [email protected] www.tuev-sued.de/is
eine modulare Analyse erlaubt Hochschulen und Forschungseinrichtungen, die ökonomischen, ökolo-gischen und soziokulturel-len Aspekte einer Moder-nisierung ergebnissoffen zu untersuchen.
Wandel im Gesundheitswesen Das Green Hospital Program gibt umfassende und systematische Antworten auf die drängenden Fragen der Gesundheitswirtschaft
Die Gesundheitswirtschaft erlebt ge-genwärtig insbesondere in europa einen beschleunigten Paradigmenwechsel: Kli-niken werden immer häufiger privat be-trieben, die öffentliche hand zieht sich mehr und mehr aus den Kernbereichen der bürgerlichen Grundversorgung zurück, die risikovorsorge nimmt im Zuge medi-zinischer Leistungserbringung zu. Zudem etablieren sich unterschiedliche Präventi-onsstrategien in der schulmedizin.
Zeitgleich spielen Fragen der Effizienz und
Nachhaltigkeit eine zunehmend wichtige Rolle
im Gesundheitswesen. Das „grüne Kranken-
haus“ oder auch „Green Hospital“, verstanden
als Qualitäts- und Innovationsplattform, bietet
Lösungsansätze, um ökonomische, qualitative
und ökologische Ziele in Einklang zu bringen.
Mediziner, Krankenhausplaner und Entschei-
dungsträger – sie alle diskutieren den ökologisch und sozial orientierten Wandel in der Gesund-
heitswirtschaft. Die Diskussion ist vielfältig, doch konzentriert sie sich immer nur auf Teilaspekte.
Interdependenzen zwischen den Einzelthemen und eine multiperspektivische Betrachtungsweise
des Gesundheitsmarktes sind derzeit nicht in Sicht.
Nach Jahren der Abkehr vom umweltverträglichen Bauen und vom nachhaltigen Investieren bie-
tet die aktuelle „Green-Hospital“-Debatte zwar hilfreiche Ansatzpunkte. Jedoch scheint sie im
Moment wenig geeignet zu sein, um Ökologie zukünftig zum Bestandteil des Versorgungsauftra-
ges einer weltweit sich ändernden Gesundheitswirtschaft zu machen.
Paradigmenwechsel nicht aufzuhaltenFest steht: Gesundheit ist schon heute eine der zentralen Zukunftsfragen unserer Zeit. Vor dem
Hintergrund eines neuen, ökologisch aufgeklärten Bewusstseins gehört „Green-Hospital“ daher
dringender denn je auf die Agenda der Gesundheitswirtschaft. Zudem ist aufgrund geopoliti-
scher Herausforderungen und ungebremstem Bevölkerungswachstum ein Umdenken in Ge-
sundheitsfragen unerlässlich.
Der Architekt Stephen Verderber prognostiziert in seinem Buch „Innovations in hospital architec-
ture“: Die momentane Weltbevölkerung von sieben Milliarden Menschen wächst stündlich um
fast 9.000 Menschen. Experten rechnen damit, dass bis zum Jahr 2050 zwischen 10 und 10,5
Green Hospital: ein Modell für nachhaltige Lösungssze-narien in Gesundheitseinrichtungen
Foto: JenaFoto24.de/pixelio
StichwörterGreen hospitalGreen health & careGreen patientGreen health care ItGreen Building
Was können Funktionalstrategien in der Wissenschaft leisten?
Wissenschaft war seit jeher durch stetige Änderungen gekenn-zeichnet. Dies klingt logisch in der funktion als vorreiter in for-schung und entwicklung. Die aktuelle Phase definiert sich dabei unter anderem durch einen zunehmenden Wettkampf um renom-mee, Gelder, Köpfe und Partner. Das Mehr an selbstverantwortung und der größere fokus hinsichtlich forschungsinfrastruktur, ver-netzung und transfer, die Qualitätssicherung oder auch evaluati-onen bringen zusätzliche herausforderungen an die interne orga-nisation mit sich. Die notwendigkeit zur anpassung der internen organe und strukturen, der althergebrachten Lenkungsmechanis-men und abläufe ist mittlerweile erkannt. offensichtlich ersetzen neue steuerungslogiken und Werkzeuge die traditionell genutzten.
Hinter der Strategischen Planung bzw. dem Strategischen Manage-
ment, einem in der freien Wirtschaft erprobten Herangehen (Rigby/
Bilodeau 2011), versteckt sich laut Definition die strukturelle und
prozessuale Umsetzung der konsistenten und zielorientierten Planung zur Sicherung der erfolg-
reichen Leistungserbringung. Die Unternehmensziele haben dabei oft Ertragscharakter, ein Cha-
rakteristikum, welches für die Wissenschaft nicht derart gilt. Zu dieser Führungsaufgabe gehört
die Unternehmensgestaltung, die Koordination von Planung, Kontrolle, Information, Organisation,
Kultur und Leistungspotenzialen ähnlich dem sogenannten 7-S-Modell von McKinsey (Abb. 1).
Die Literatur zu den Inhalten des strategischen Managements ist nahezu unbegrenzt. Sehr prä-
gnant hat dabei Stöger die allen Überlegungen zugrunde liegende Kernfrage formuliert: „Was
müssen wir heute entscheiden und beginnen, damit wir langfristig im Geschäft bleiben?“ (Stö-
ger 2007). Als weiterer Annäherungsversuch hat sich der 5-P-Ansatz Henry Mintzbergs erwie-
sen. Seine fünf Sichten Plan, Pattern, Ploy, Position und Perspective verknüpfen die verschiede-
nen Blickwinkel und schaffen eine vollständige Betrachtung (Mintzberg 1978).
Eine ähnliche Fülle an Literatur gibt es zur Frage, wie denn diese erfolgreiche Strategie zu ent-
wickeln sei. Obwohl durch das Fehlen eines zentralen Paradigmas diverse Erklärungsversuche
existieren, haben dabei die einzelnen Positionen die Idee gemein, durch den Einsatz der vor-
handenen und potenziellen Stärken den Veränderungen einer gegebenenfalls feindlichen Umwelt
zielgerichtet zu begegnen. Dabei wird wiederholt erwähnt, dass dieser Entwicklungsprozess stra-
tegisch, systematisch und strukturiert ablaufen möge. Ebenso sollen selbstdefinierte Prioritäten,
also Ziele, die Auswahl möglicher Handlungsalternativen erleichtern (Allison/Kaye 2005). Gleich,
ob dabei verschiedene Schulen im Vordergrund stehen (Mintzberg 1978) oder in rational-ent-
scheidungsorientierte, ökonomische, ressourcen- und wissensbasierte, organisationsökologische
Theorien unterschieden wird (Welge, Al-Halam 2008), gemein haben alle Ansätze ein Denken in
Phasen. Dies gilt sowohl für ertrags- als auch für nicht-ertragsorientierte Unternehmungen.
Die Phasenbenennung dürfte variieren, doch die Inhalte ähneln sich. Es beginnt mit dem Be-
wusstsein für die Planung. Basis für eine Strategie sind eigene Werte beziehungsweise das
Struktur
Strategy Prozesse
Selbst-‐verständ
-‐nis
Kennt-‐nisse
Personal
Kultur
Harte „S“
Weiche „S“
Abb. 1: Das 7-S-Modell nach McKinsey stellt eine Unter-nehmung durch sieben Kernvariablen dar, die für die Ge-staltung des Unternehmens wesentlich sind und zugleich Ansatzpunkte für Interventionen seitens einer Beratung bieten. Ursprünglich als Tool für externe Unternehmens-berater konzipiert, kann das Modell auch als Unterneh-mensführungskonzept zur Gestaltung einer Unterneh-mung und der Sicherung von Wettbewerbsvorteilen genutzt werden.
Quelle: Wikipedia
Sie finden eine ungekürzte Version dieses Arti- kels auf www.wissenschaftsmanagement.de.
Strategische Planung management 45
Klar umrissene Phasen,
bereitstehende Werkzeu-
ge und sogar rahmen-
empfehlungen als Best
Practice dürften den Ein-
druck bestärken, Strategi-
sche planung stelle einen
Erfolgsgaranten dar.
”
summary
Functional strategies can concretize, integrate, control, coordinate and select the overall strategy as well as the procedures and methods and therefore can have a big influence on the suc-cess of the whole organization.
FunktionalstrategienTrotz aller angedeuteten Schwierigkeiten scheint das Gesamtkonzept in sich schlüssig. Die wei-
tere Auseinandersetzung geht davon aus, dass in den Funktionen spezifische, strategische bzw.
erfolgsrelevante Potenziale liegen (Müller-Stewens/Lechner), die von der Unternehmensstrate-
gie abhängen und diese konkretisieren (Stöger 2007). Neben stets erwähnten Bereichen wie
F&E, Finanzen und Personal tauchen weitere Begriffe wie Marketing, Beschaffung, Organisation,
Vertrieb, DV, Controlling oder auch Führung auf. Sinnvoll ist sicherlich eine branchenspezifische
Klassifizierung in sogenannte Primär- und Sekundärfunktionen.
Aufgaben liegen in der Konkretisierung, sprich der Präzisierung von Maßnahmen und Richtun-
gen, im Einklang mit der Unternehmensstrategie, der Integration, das heißt, der Abwägung der
Bedürfnisse unterschiedlicher Objekte wie Prozesse oder Geschäftsfelder, der Kontrolle, welche
die Auswirkungen der Gesamtstrategie auf die Funktionen beleuchtet, der Koordination, also der
Abstimmung unter den Funktionen und nicht zuletzt der Selektion, der Entwicklung und dem
Transfer von Kernkompetenzen (Goold/Campbell/Alexander 1998).
Inhaltlich zu erklärende Punkte betreffen die Funktionspolitik, das Portfolio funktionaler Objekte
sowie Vorgaben für das operative Funktionsmanagement (Müller-Stewens/Lechner). Gut hand-
habbar ist dies mittels einer Liste von zehn Fragen, welche zu beantworten sind (Stöger 2007):
1. Welche Ziele und Anforderungen ergeben sich aus den Strategien im Strategischen
Geschäftsfeld (SGF) beziehungsweise aus der Unternehmensstrategie?
2. Was muss in den SGF zwingend gemacht werden und was ist zentral zu bündeln?
3. Wer sind die internen und gegebenenfalls externen Kunden?
4. Wo und wie stiftet die Funktionalstrategie Kundennutzen?
5. Wie kann die Funktionalstrategie die SGF-Strategien unterstützen?
6. Wie müssen die Leistungen der Funktion gesteuert, bepreist, verrechnet werden?
7. Welcher Beitrag wird zur Effektivitäts- und Effizienzsteigerung geleistet?
8. Inwieweit soll zentral/dezentral organisiert werden?
9. Kann die Funktion eigen- oder fremdbezogen werden?
10. Inwieweit kann und darf die Funktion eigenständig am Markt auftreten?
In der Erstellung folgt man in einem engeren Fokus dem bereits erwähnten Phasenmodell. Spe-
zifisch ausgerichtete Werkzeuge unterstützen dies (z.B. SLEPT-Analyse oder ETOP – Environ-
mental Threat and Opportunity Profile).
Schriftlich dokumentiert gehören neben einem Verantwortlichen, einem Verabschiedungszeit-
punkt und der Darstellung der Ist-Situation sicherlich der Auftrag, die definierten Ziele und Stoß-
richtungen, die zu erbringenden Leistungen sowie Qualität, Zeit, Ressourcen und Kosten in die
Strategie. Vervollständigt wird dies durch vereinbarte Maßnahmen mit Terminen, Verantwortun-
gen und Status.
Die FinanzfunktionEine Präzisierung der bisherigen Erläuterungen soll am Beispiel der Finanzfunktion, nicht zu ver-
wechseln mit der Frage der Finanzierung, erfolgen. Während zu den Aufgaben des Finanzmanage-
ments im betrieblichen Ablauf der Zahlungsverkehr, die Ressourcenverwaltung oder auch das Buch-
wesen zählen, sind es im institutionellen Kontext die Umsetzung der Finanzierungsvorgänge, die
Verschuldungspolitik, die Frage der Budgetierung, die Gestaltung des Finanzflusses, die Investitions-
und Renditebeurteilung oder die Optimierung der Kapital- und Vermögensstruktur. Fehlende Freihei-
ten oder Vorgaben der Zuwendungsgeber wirken handlungseinschränkend bzw. fokusverschiebend.
Literatur:
Allison, M./Kaye, J., Strategic Planning for nonprofit orga-nizations, Wiley nonprofit series 2005.
Bea, F.-X./Haas, J., Strategisches Management, Lucius und Lucius UTB, 2009.
Goold, M./Campbell, A./Alexander, M., Corporate Strategy and Parenting Theory, ASMC, 1998.
Mintzberg, H., Patterns in Strategy Formation, Manage-ment Science, Vol. 24, May 1978.
Mintzberg, H., The Rise and Fall of Strategic Planning: Re-conceiving Roles for Planning, Plans, Planners, The Free Press, New York 1994.
Pavlicek, J., Corporate Financial Strategy in SMEs, Pro-ceedings of the World Congress on Engineering Vol II, London 2009.
Rigby, D./Bilodeau, B., Management Tools 2011 – An Executive’s Guide, Bain & Company Inc., 2011.
Müller-Stewens, G./Lechner, C., Strategien zur Wertschöp-fung: Funktionalstrategien, vorgesehen für „Strategisches Management“.
Stöger, R., Funktionalstrategie – Hebel für Produktivität und Umsetzungsstärke, malik management zentrum St. Gallen, OnlineBlatt 15/2007.
Stöger, R., Strategieentwicklung für die Praxis, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart 2007.
Ulrich, H., Gesammelte Schriften, Band 2, Verlag Paul Haupt, Bern Stuttgart Wien 2001.
Welge, M.K./Al-Laham, A., Strategisches Management, Gabler, 5. Auflage, 2008.
Trotz der aufgezeigten Po-
tenziale, der schlummern-
den risiken und der offen-
sichtlichen Abhängigkei-
ten zeigt der Blick in die
Praxis jedoch, dass dieser
Herangehensweise bisher
nur sehr rudimentär bzw.
unbewusst gefolgt wird.
”
Das finanzwirtschaftliche Gebaren ist dem Zahlungsbereitschafts-, dem Ertrags- sowie dem
Wirtschaftlichkeitsziel geschuldet (Ulrich 2001). Hinzu kommen Sicherheit und Flexibilität sowie
Unabhängigkeit und Image. Die Wissenschaft differiert hier erneut. Offensichtlich kann ein For-
schungszentrum sein finanzwirtschaftliches Potenzial nicht in dem Maße heben, eine monetäre
Entschädigung des Kapitalgebers ist nicht Zweck des Forschungsbetriebs. Wissenschaftlicher
steht vor finanziellem Ertrag. Nichtsdestotrotz sind die relevanten Maßgrößen in ein abgewo-
genes Gesamtverhältnis zu bringen, wobei es in Abhängigkeit von der rechtlichen Struktur bzw.
andere Rahmenbedingungen sehr unterschiedliche Ausprägungen geben kann.
Bezieht sich die Finanzstrategie sowohl auf das Erreichen der vorab bestimmten Ziele als auch
auf die Beschaffung und Pflege des Leistungspotenzials, hier also des Unternehmenskapitals,
findet man dementsprechend darin auch den Liquiditäts-, den Ertrags- und Wirtschaftlichkeits-,
den Ertragsverwendungs- sowie den Finanzierungsteil (Ulrich 2001). Pavlicek teilt einige Punkte
anders ein, ergänzt das Ganze aber auch um die Frage einer legal relations strategy, beispiels-
weise zur Würdigung des Handels in Bezug auf steuerliche Aspekte (Pavlicek 2009). Weitere Er-
gänzungen betreffen zum Beispiel das Managerial Budgeting. Verallgemeinerungen summieren
hin zum optimalen Mix an finanzrelevanten Entscheidungen. In Stögers Checkliste (Stöger 2007)
finden sich im Grunde alle oben genannten Punkte wieder, so kann sie sehr gut als Richtschnur
Strategische Planung management 47
Kontakt:
Hendrik Woithe Universität Potsdam Dezernat Haushalt und Beschaffung Am Neuen Palais 10 14469 Potsdam Tel.: +49 (0) 331 977 1007 E-Mail: [email protected]
uInvestitionspolitik uAusgeglichenheit der Portfolios
uBerichtspflichten uBudgetierung
dienen: In Abhängigkeit von Finanzierungsstruktur, Marktnähe, Rechtsform, Forschungsbreite
und anderen sind nur die für die eigene Wissenschaftsorganisation relevanten Punkte zu identi-
fizieren und zu füllen. Die Heterogenität der deutschen Wissenschaftslandschaft lässt vermuten,
dass es hier sehr variierende Ergebnisse zu verzeichnen geben wird. Für die Klasse der Groß-
forschungseinrichtungen könnte beispielsweise eine Einschätzung der finanziellen Stabilität und
Unabhängigkeit ergeben, dass diese stark durch staatliche Finanzierung definiert ist und eine
Tendenz zu Unabhängigkeit zu Lasten der Stabilität ginge; es empfehle sich eine individuelle
Risikoabwägung unter der Prämisse einer langfristig gesicherten Mittelbeschaffung.
Dies nutzend können anschließend in Würdigung der eigenen Anspruchsgruppen und unter Berück-
sichtigung von wechselseitigen Beziehungen Zielgrößen definiert werden, welche wiederum in das
Portfolio funktionaler Objekte einfließen und final Vorgaben für das operative Handeln ergeben. Trotz
der aufgezeigten Potenziale, der schlummernden Risiken und der offensichtlichen Abhängigkeiten
zeigt der Blick in die Praxis jedoch, dass dieser Herangehensweise bisher nur sehr rudimentär bzw.
unbewusst gefolgt wird. Es kann zwar vermutet werden, dass Punkten wie Rentabilität, Steuern und
Investitionspolitik immer eine gewisse Bedeutung zukam. Was weniger geschah, war das in Bezug
setzen zur Gesamtstrategie, zu anderen Funktionalstrategien und zu anderen Punkten der gleichen
Funktionalstrategie. Final kann man relativ sicher behaupten, dass der Einsatz von Funktionalstrate-
gien im Forschungsbereich – unerheblich, ob explizit oder eher situativ – noch in der Entwicklung ist.
Hendrik Woithe, bislang Referent für Betriebswirt-schaft am Helmholtz-Zent-rum Potsdam, ist seit No-vember 2012 Dezernent Haushalt und Beschaffung an der Universität Potsdam.
keywordsfunctional strategystrategic planningfinance function
Wissens- und Technologietransfer in den Neuen Steuerungsmodellen
Wissens- und technologietransfer gilt neben forschung und Lehre als eine der grundlegenden aufgaben von hochschulen und ist damit auch Gegenstand staatlicher steuerungsbemühungen. eine aktuelle studie im rahmen des vom Bundesminis-terium für Bildung und forschung geför-derten Programms „Wissenschaftsökono-mie“ zeigt, dass die 16 Bundesländer hier vor allem auf klassische förderprogram-me und wenig auf neue steuerungsinstru-mente setzen.
Im Rahmen der Studie „Forschungs- und
Technologietransfer in den neuen Steue-
rungsmodellen“ des Instituts für Hochschul-
forschung an der Universität Halle-Wittenberg
(HoF) und der Technologiestiftung Berlin (TSB)
wurde untersucht, wie die Bundesländer
Transfer fördern. Alle Länder haben Regelungen zum Wissens- und Technologietransfer in ihren
Hochschulgesetzen implementiert. Demzufolge ist Transfer überall Aufgabe der Hochschulen, in
sechs Bundesländern (Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Schles-
wig-Holstein und Thüringen) darüber hinaus explizit Aufgabe der Hochschullehrer. In zwei Bun-
desländern sind auch Senate und Fakultäten gesetzlich zur Förderung von Transfer verpflichtet.
Ein Schwerpunkt der Förderung des Wissens- und Technologietransfers liegt auf Instrumenten
der klassischen Förderung. So gibt es in allen Bundesländern Verbundprojekte zwischen Hoch-
schulen und Wirtschaft sowie Netzwerke und Cluster. Im gesamten Bundesgebiet stellen Län-
der darüber hinaus gemeinsam mit den Hochschulen Venture-Kapital zur Verfügung und unter-
stützen Gründer auf vielfältige Art und Weise. Etabliert sind auch intermediäre Institutionen wie
Erfinderberater, Transferstellen und Patentagenturen (bzw. Verwertungsagenturen), außerdem
Innovationsassistenten sowie Wissens- und Technologietransferpreise beziehungsweise Tech-
nologiepreise.
Leistungsorientierte Mittelverteilung und TransferNun wäre zu erwarten, dass gerade das marktnahe Thema Transfer in den neuen Steuerungs-
modellen eine große Rolle spielt. Sieht man jedoch davon ab, dass vor allem Absolventen und
Drittmittel mittelbar auch eine Form von Transfer sind, und konzentriert sich auf die Förderung
spezifischer Transferleistungen, so zeigt sich, dass diese in den neuen Steuerungsmodellen bis-
her eine untergeordnete Rolle spielen:
Der Wissensfluss von den Hochschulen in die Wirtschaft: Den Transfer fördert die Politik hauptsächlich mit klassi-schen Programmen.
Foto: Rosel Eckstein/pixelio
Sie finden eine ungekürzte Version dieses Arti-kels auf www.wissenschaftsmanagement.de.
Der aktuellen Stand sowie weiterführende In-formationen können auf der Projekt-Homepage eingesehen werden: http://www.hof.uni-halle.de/projekte/hochschulsteuerung.htm#hofitrans
Eine Übersicht von Zielvereinbarungen und Mit-telverteilungsmodellen kann ebenfalls online abgerufen werden: http://www.hof.uni-halle.de/steuerung/vertrag2012.htm
Die Leistungsorientierte Mittelvergabe (LOM) wird gegenwärtig in allen Bundesländern außer
Bremen mit unterschiedlicher Bedeutung angewandt. Wie Tabelle 1 zeigt, verteilt ein Großteil der
Länder maximal 20 Prozent des Gesamtbudgets für Hochschulen leistungsorientiert. Lediglich
fünf Bundesländer machen stärker von der LOM Gebrauch. Dabei weisen nur Hessen („Wissens-
und Technologietransfer“), das Saarland („Gründungen“ und „Patente“) und Sachsen („Paten-
te“) einen spezifischen Indikator für den Wissens- und Technologietransfer in ihrer LOM aus. In
Hamburg wurde der Indikator „Patente“ in der LOM vorgesehen, in der Praxis jedoch nicht an-
gewandt. In allen anderen Bundesländern werden allgemeine Indikatoren mit einem indirekten
Bezug zum Transfer angewandt: „Absolventen“, „Abschlüsse“ (Promotionen, Habilitationen und
Juniorprofessuren) sowie „Drittmittel“. Die folgende Übersicht zeigt dabei beispielhaft nur die
Mittelvergabe an Universitäten, andere Hochschularten unterscheiden sich vor allem im Bereich
der Drittmittel und Promotionen/Habilitationen (vgl. dazu ausführlich den Projektbericht König
Lehr- und Forschungsmittel: Absolventen (4,0), Drittmittel (4,0), Promotionen/
Habilitationen/Juniorprofessuren (2,0)
Tab. 1: Indikatoren mit Transferbezug an Universitäten. Quelle: König u.a. 2012, eigene Darstellung, Stand August 2011
Literatur:
Jaeger, M./In der Smitten, S., Unterstützung von Transfer-förderung durch indikatorbasierte Mittelverteilungsmodel-le? Möglichkeiten und Grenzen, Vortrag im Rahmen der Tagung „Forschungs-und Technologietransfer in den neuen Steuerungsmodellen zur Hochschulfinanzierung“ am 17. April 2012 in der Stiftung Leucorea zu Wittenberg, http://www.hof.uni-halle.de/dateien/2012/JaegerSmitten-20120417HoF.pdf.
Koglin, G., Wie neues Wissen in die Wirtschaft kommt. Ko-operationen zwischen Hochschulen und Unternehmen in Berlin-Brandenburg, Berlin 2011.
König, K./Koglin, G./Preische, J./Quaißer, G., Transfer Steu-ern – Eine Analyse wissenschaftspolitischer Instrumente in 16 Bundesländern, in: Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (Hrsg), HoF-Arbeitsbericht 3’2012, http://www.hof.uni-halle.de/dateien/ab_3_2012.pdf.
Krempkow, R./Schulz, P., Welche Effekte hat die leistungs-orientierte Mittelvergabe? Das Beispiel der medizinischen Fakultäten Deutschlands, in: Winter, M./Würmann, C. (Hrsg.), die Hochschule, Journal für Wissenschaft und Bildung, 21 (2012) 2, Leipzig, S.121-141.
Meier, F./Krücken, G., Wissens und Technologietransfer als neues Leitbild? Universitäts-Wirtschafts-Beziehungen in Deutschland, in: Hölscher, B./Suchanek, J. (Hrsg.), Wissen-schaft und Hochschulbildung im Kontext von Wirtschaft und Medien, Wiesbaden 2011, S. 91-111.
Reinhard, M., Wie kann der Erfolg von Transfereinheiten an Hochschulen bestimmt werden?, in: Technologietrans-fernetzwerk Hessen (Hrsg.): Zukunftsszenarien des Wis-sens- und Technologietransfers zwischen Hochschule und Wirtschaft. Erfolgsmodelle, Anforderungen und Bewer-tungsmaßstäbe, Bonn 2007, S. 88-92.
Ziegele, F., Anreizsysteme für Wissens- und Technologie-transfer, in: Technologietransfernetzwerk Hessen (Hrsg.), Zu-kunftsszenarien des Wissens- und Technologietransfers zwischen Hochschule und Wirtschaft, Erfolgsmodelle, Anfor-derungen und Bewertungsmaßstäbe, Bonn 2007, S. 93-101.
summary
Transfer of knowledge and technology is a politi-cal goal of all higher education politics in all 16 States of Germany but only partly implemented in the new steering models.
Soll dem Transfer hier nun mehr Bedeutung zukommen, würde dies entweder bedeuten, trans-
ferrelevante Indikatoren auf Kosten anderer hochschulpolitischer Ziele auszubauen oder die Mo-
delle durch zusätzliche Indikatoren noch komplexer und damit möglicherweise weniger effektiv
zu gestalten. Jaeger und In der Smitten weisen zudem darauf hin, dass Transfer nur dann sinn-
voll über LOM gesteuert werden kann, wenn innerhalb eines Landes eine große Zahl von Hoch-
schulen vergleichbar ist, wenn diese in vergleichbaren Bereichen den Transfer fördern sollen
und zudem keine kooperative Zusammenarbeit zwischen den Hochschulen erwünscht ist (Jae-
ger/In der Smitten 2012). In einem zweiten Schritt wäre dann zu klären, wie Transfer gemessen
werden soll. Reinhard (2007) hat einen ersten Vorschlag unterbreitet, mögliche Indikatoren des
Transfers im Innovationsprozess zu definieren. Die gewählten Indikatoren finden sich teilweise
auch bei Empfehlungen anderer Autoren (z.B. Jaeger/In der Smitten 2012; Meier/Krücken 2011;
Ziegele 2007) wieder.
Ob mit solchen Indikatoren Steuerungseffekte erzielt werden können, ist jedoch umstritten. Tat-
sächlich wurde im Rahmen der Studie deutlich, dass selbst Akteure des Transfers zwar über die
klassischen Förderprogramme, aber kaum über die Ausgestaltung der transferrelevanten Indi-
katoren in den jeweiligen Bundesländern informiert sind. Steuerungseffekte können sich nach
einer optimistischen Annahme dann einstellen, „wenn ein ausreichender Teil der Mittel leis-
tungsabhängig vergeben wird, die ausgewählten Indikatoren wirklich Leistung messen und die
Adaption der Steuerungsinstrumente in die internen Mittelverteilungsmodelle der Hochschulen
erfolgt“ (Koglin 2011). In einer Studie zur Auswertung der Effekte der LOM in ausgewählten me-
dizinischen Fakultäten konnten demgegenüber jedoch „keine direkten Steuerungseffekte einer
höheren Gewichtung bestimmter Indikatoren nachgewiesen werden, wie sie von Protagonisten
der LOM erwartet wurden“ (Krempkow/Schulz 2012).
Zielvereinbarungen und TransferEine sinnvolle Ergänzung zur starren und allgemeinen LOM könnte die spezifische Förderung
durch Zielvereinbarungen sein. Transferleistungen im weiteren Sinne sind in allen Bundeslän-
• Absolventen i. d. Regelstudienzeit • Dri5mi5el • Dri5mi5el zu Professur • Promo9onen und Habilita9onen • Humboldt-‐S9pendiaten (an Unis) • Absolventen in Regelstudienzeit (an FHs) • BMBF-‐Förderung (an FHs)
• WissenschaIliche Kommunika9on • Weiterbildung • PatenLörderung • Ins9tu9onalisierte Formen der Koopera9on • Indirekter Transfer
• Patentagentur (bzw. Verwer-‐tungsagentur) • Transferstellen • Erfinderberater • Verbundprojekte Hochschulen und WirtschaI • Netzwerke und Cluster • Unterstützung von Gründern • Kapital (Venture-‐Kapital) • Sons9ges (u. a. Innova9ons-‐gutscheine)
• Aufgabe der Hochschule • WirtschaIs-‐vertreter im Hochschulrat nicht zwingend
• Die Hochschulen regeln in ihren Zielvereinbarungen mit dem Staats-‐ministerium, dass über die Ziel-‐erreichung der Vereinbarungen berichtet wird. Eine Zielnicht-‐erreichung kann auch finanzielle Konsequenzen haben.
Programm-‐ und ins9tu9onelle Förderung
Leistungsorien9erte Mi5elverteilung
Finanzwirksame Zielvereinbarungen
Gesetzliche Vorgaben Berichtswesen
Die Hochschulen stellen eine Grundlage für „Innova9onen, Technologietransfer und die Schaffung neuer hochqualifizierter Arbeitsplätze durch Unternehmensgründungen dar. Die bayerische Landesregierung setzt bei ihrer Strategie des Hochschulausbaus auf eine enge Koopera9on mit WirtschaI und Kommunen. Die bayerische Regierung sieht wissenschaIliche Erkenntnis selbst als
ein WirtschaIsgut. Dementsprechend wich9g ist ihr der Ausbau der ForschungslandschaI Bayern. Hochschulen arbeiten – auch im Transferbereich – überregional und interna9onal zusammen.
Steuerung von Transfer in Bayern
Poli9sche Zielbes9mmung
Tab. 2: Steuerung von Transfer in Bayern. Quelle: König u.a. 2012
dern in den veröffentlichten Zielvereinbarungen ohne Finanzwirkung verankert. Diese sind aber
eher als Absichtserklärungen zu verstehen. Wissens- und Technologietransfer ist inhaltlich sel-
ten präzisiert und spielt meist nur eine untergeordnete Rolle (vgl. auch Ziegele 2007). Die For-
mulierungen können dabei recht vielfältig sein, wie nachfolgende Beispiele zeigen: So soll die
Universität Bremen laut der Zielvereinbarung von 2011 im Rahmen der Patentförderung wis-
senschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse für die Region beziehungsweise für Unternehmen
und unternehmerische Tätigkeit nutzbar machen (im Folgenden: König u.a. 2012). In Hessen
sind die Hochschulen unter anderem angehalten, die Kooperation mit den außeruniversitären
Forschungseinrichtungen zu intensivieren sowie einen Beitrag zur Deckung des Bedarfs an
Fachkräften zu leisten. Die Unterstützung des Transfers von Forschungsergebnissen in das in-
dustrielle Umfeld und in die regionale Wirtschaft sind Aufgaben der Hochschulen in Sachsen-
Anhalt. Jeweils wenige einzelne Vereinbarungen sind auch mit finanziellen Zusagen der Länder
verknüpft und dürften daher eine höhere Verbindlichkeit für die Hochschulen haben.
FazitHochschulen sind das Rückgrat einer wissensbasierten Gesellschaft. Sie generieren Wissen und
neue Technologien für die Zukunft eines Landes. Die Politik hat also ein genuines Interesse, den
Transfer zu steuern und sichtbar zu machen. Die Studie des HoF und der TSB konnte in einem
Vergleich aller Bundesländer zeigen, wie Wissens- und Technologietransfer gesteuert wird. Alle
Länder haben Wissens- und Technologietransfer in ihren Hochschulgesetzen verankert und nut-
zen vor allem die verschiedenen klassischen Förderinstrumentarien. In den Neuen Steuerungs-
modellen spielt Transfer im engeren Sinne dagegen eine eher untergeordnete Rolle. In allen Mo-
dellen der Bundesländer werden zwar Kennzahlen (Absolventen, Drittmittel, Patente etc.) mit
indirektem Transferbezug angewandt, finanzwirksame Indikatoren mit direktem Transferbezug
werden bisher jedoch nur in wenigen Einzelfällen eingesetzt. Am Beispiel des Transfers wird hier
deutlich, dass die neuen Steuerungsinstrumente – trotz der ihnen in der öffentlichen Diskussion
zukommenden Aufmerksamkeit – in Bezug auf ein konkretes hochschulpolitisches Thema eine
geringe Rolle spielen. Tabelle 2 zeigt am Beispiel des Landes Bayern alle für den Transfer rele-
vanten Steuerungsmechanismen. Eine Bewertung der (finanziellen) Bedeutung einzelner Instru-
mente wird in Fallstudien in einem zweiten Projektteil vorgenommen werden.
Eine Ursache für die weiterhin große Bedeutung der klassischen Förderinstrumente könnte in
der Beteiligung der Wirtschaftsministerien an der Transfer- und Innovationspolitik liegen: Wäh-
rend die neuen Steuerungsinstrumente innerhalb der Wissenschaftsressorts konzipiert wer-
den, greift die Wirtschaftspolitik in der Regel auf klassische Förderprogramme zurück. Auch die
Transferförderung auf Bundes- und europäischer Ebene wird über Projektförderung abgewickelt,
und beides hat für die Hochschulen vielfach eine weit größere Bedeutung als zum Beispiel ein-
zelne Inhalte von Zielvereinbarungen. Ob sich vor diesem Hintergrund die Diskussion über „bes-
sere“ Transferindikatoren und Vereinbarungsinhalte lohnt oder ob es an der Zeit ist, auch die
Grenzen der neuen Steuerungsmodelle gegenüber der klassischen Förderung zu identifizieren,
kann mit den vorliegenden Daten nicht entschieden werden.
In einem zweiten Teil des Projekts sollen deshalb Szenarien und Handlungsempfehlungen entwi-
ckelt werden, die Steuerungsmöglichkeiten in Bezug auf den Wissens- und Technologietransfer
darstellen. Dazu werden Fallstudien in ausgewählten Ländern durch Interviews mit Hochschul-
leitungen und den zuständigen Ministerien durchgeführt.
Kontakt:
Karsten König Institut für Hochschulforschung (HoF) an der Universität Halle-Wittenberg Collegienstraße 62 06886 Lutherstadt Wittenberg Tel.: +49 (0) 3491 466-211 E-Mail: [email protected] www.hof.uni-halle.de
Anni Fischer ist Master-Studentin in Politik und Soziologie und Mitarbei- terin im Projekt HoFiTrans am HoF.
Karsten König ist Wissen-schaftlicher Mitarbeiter für Hochschulsteuerung am HoF.
Gunter Quaißer ist Wissen-schaftlicher Mitarbeiter im Projekt HoFiTrans am HoF.
Plädoyer für den Blick auf die organisationale Individualität von Hochschulen
hochschulreformer gehen davon aus, dass Umstrukturierungen und neue steu-erungsinstrumente universell wirken. eine fehleinschätzung! Die reforminstrumen-te treffen je nach hochschule auf unter-schiedlichste voraussetzungen. Gemeint ist die organisationale individualität, die durch Werte, informelle strukturen und regelwerke entsteht. hier ist es sinnvoll, reformkonzepte und steuerungsinstru-mente viel stärker an diese Besonderhei-ten anzupassen.
Die Bildungspolitiker und Hochschulplaner
in Bund und Ländern treiben die Hochschul-
reform seit Jahrzehnten voran. Dabei behan-
deln sie Hochschulen seit geraumer Zeit als
eine spezielle Art von Organisation. Zu Recht!
Hochschulen unterscheiden sich in vielen
Punkten von öffentlichen Verwaltungen und
erst recht von Wirtschaftsunternehmen. In teils hitzigen Debatten rangen die Hochschulen bis
Ende der 1990er-Jahre darum, dass ihre Abgrenzung zu Profit-Organisationen anerkannt wurde.
Seither ist es Konsens, dass Hochschulen adäquate und auf ihre Besonderheiten zugeschnittene
Steuerungsinstrumente brauchen, um ihren gesellschaftlichen Bildungs- und Forschungsauftrag
erfüllen zu können.
Dieser Sieg der Hochschulen hat jedoch eine Kehrseite: Mit viel Energie wurde bewiesen, dass
Hochschulen eine ganz besondere Art von Organisation sind: Der Blick auf die Unterschiede
zwischen den einzelnen Hochschulen ging dabei aber verloren. Dementsprechend gehen die
Hochschulreformer von einem universellen Wirkungspotenzial der Hochschulreform aus. Die
neuen Steuerungsinstrumentarien wie Zielvereinbarungen, Leistungsorientierte Mittelvergabe,
Evaluationen, Erfüllung von Mindeststandards oder auch der Hochschulrat sind aus dieser Sicht
prinzipiell übertragbar und an allen Hochschulen in vergleichbarem Zuschnitt anschlussfähig. Es
überwiegt der Blick auf das, was den Hochschulen gemein ist. Entlang dieser Gemeinsamkeiten
werden Reforminstrumente entwickelt. Wer jedoch nur die Besonderheiten einer ganzen Organi-
sationsart im Blick hat, ist für Individualität einzelner Hochschulen nicht empfänglich.
Folglich wird auch die Frage nach der konkreten Umsetzung und Auswirkung von Reformen vor
Ort selten gestellt (Friedrichsmeier 2012). Dann können diese nicht die beabsichtigte Wirkung
erzeugen, obwohl sie exakt nach Plan implementiert werden. Was könnte ein Grund dafür sein,
dass Reformen nicht die gewünschten Effekte zeitigen?
Nicht jede Hochschule tickt gleich. Das Wissen um die Charakteristika der eigenen Institution hilft bei Reformen und Entwicklungen.
Kulturelle MerkmaleDie Organisationssoziologie legt nahe, sich auf die Spur von organisationaler Individualität zu
begeben. Ein elaboriertes Konzept, das diese Suche anleitet, ist das Organisationskultur-Kon-
zept. Organisationskultur wurde bereits in der Ausgabe 3/12 von „Wissenschaftsmanagement“
thematisiert: Eine spezifische Organisationskultur prägt jede Organisation – auch Hochschulen
(Schinnenburg/Mayer 2012).
Die Kultur einer Organisation umfasst viele Elemente. Dazu gehören der Kleidungs- und der
Führungsstil, das Logo, Rituale oder die Art des Umgangs im Konfliktfalle miteinander. Das Feld
der Organisationskulturforschung ist weit gesteckt, und je nach Fachdisziplin oder persönlichen
Vorlieben der Forscher werden unterschiedliche Merkmale in den Fokus gestellt. Allen Ansätzen
gemeinsam ist, dass Werte und informelle Spielregeln als grundlegende Elemente von Organisa-
tionskultur gesehen werden. In jeder Organisation gibt es demnach einen Kanon von Werten, der
kollektiv innerhalb der Organisation geteilt wird. Genau dieser spezifische Wertekanon ist es, der
auch Hochschulen individuell macht – jenseits von strukturellen Merkmalen wie der Studieren-
denzahl, der Fächerstruktur oder der Höhe der eingeworbenen Drittmittel.
Unter Werten ist auch zu verstehen, was an Zielen, bewussten wie unbewussten Regeln gilt, was
wichtig ist – kurz: wie die Hochschulen „ticken“. Idealerweise stehen Entscheidungen in Organi-
sationen im Einklang mit diesen bestehenden Werten, Regeln und interpretativen und normativen
Mustern. Sie legen zum einen fest, was wahrgenommen und gedacht wird. Zweitens bestimmen
sie, was als ein sachlicher Grund und Handlungsgrundlage zugelassen ist (Wilz 2010).
Unterschiedliche WerteVon Nutzen für die Hochschulreform wäre, den Blickwinkel auf Hochschulen zu erweitern und
die organisationale Individualität einzubeziehen, die durch die jeweilige Organisationskultur ent-
steht. Dieser Gedanke ist nicht neu – wurde bisher aber von Hochschulreformern kaum auf-
gegriffen. Die Hochschulforscherin und amtierende Präsidentin der Deutschen Weiterbildungs-
universität (DWU) stellte 1999 fest, dass Hochschulen nicht nur aus ihren formalen Strukturen
bestehen. Für Ada Pellert waren schon damals die Normen, Standards und Einstellungen der
Individuen wichtige Anknüpfungspunkte für die Reform von Hochschulen. Wer den Wandel initi-
ieren will, muss herausfinden, in welche Richtung die bestehende Organisationskultur ihre Mit-
glieder prägt (Pellert 1999). Die Fragen „Was ist an unserer Hochschule wichtig?“ und „Woran
richten wir uns aus?“ dürften die Hochschulen unterschiedlich beantworten.
Aktuelle ForschungGestützt wird diese Annahme durch die Ergebnisse einer aktuellen qualitativen Erhebung, die an
drei ausgewählten Universitäten durchgeführt wurde. Insgesamt wurden 45 Leitungspersönlich-
keiten von drei Universitäten befragt, darunter je fünf Rektoratsmitglieder, fünf Dekane und fünf
Führungskräfte der Verwaltung. Ziel der Befragung war, die Werte und informellen Regeln zu
rekonstruieren, die gelten, wenn wichtige Entscheidungen zu treffen sind. Bei der Auswahl der
Universitäten wurde ganz bewusst auf deren strukturelle Ähnlichkeit geachtet: Die drei Univer-
sitäten haben eine vergleichbare Fächerstruktur sowie eine vergleichbare Anzahl an Studieren-
den, es gelten an ihnen dieselben gesetzlichen Rahmenbedingungen und alle drei Universitäten
gelten als eher alte bzw. als Traditionsuniversitäten. Damit ist sichergestellt, dass Unterschiede
in den gefundenen Werten und informellen Regelungen nicht etwa durch offensichtliche struktu-
relle Unterschiede erklärbar sind. Abbildung 1 zeigt einen Ausschnitt aus den gefundenen Werte-
gefügen je Universität:
Ute Symanski, langjährige Wissenschaftsmanagerin, arbeitet heute als Organi-sations- und Personalent-wicklerin bei der Bera-tungsfirma ConsultContor in Köln. Für ihre Doktorar-beit hat sie organisations-kulturelle Merkmale von drei ausgewählten Univer-sitäten analysiert.
Individualität versus kollektive InteressenDas dritte Beispiel für unterschiedliche Werte, die an den drei Universitäten gefunden wurden,
betrifft das Spannungsfeld zwischen Individualität und der Ausrichtung an einem kollektiven In-
teresse. Hier unterscheiden sich die Universitäten X und Z deutlich. An der Universität X ist die
individuelle Reputation ein hohes Gut. Demzufolge ist es für Verwaltungsmitarbeiter wichtig, zu
wissen, in welche Leistungsklasse die einzelnen Professoren gehören – denn danach richtet
sich auch das Maß an Serviceleistung. Je höher die Reputation des Einzelnen ist, desto weniger
wird er für Gemeinschaftsaufgaben verpflichtet.
Dagegen gehört es an der Universität Z zum guten Ton, auch an das Wohl der Hochschule zu
denken. Auch unter den renommierten Lehrstuhlinhabern ist es verbreitet, eine Identifikation mit
der Universität zum Ausdruck zu bringen und auch entsprechend zu handeln. Es wird allgemein
erwartet, die individuellen Interessen von Fall zu Fall zurückzustellen. Besonders renommierte
Professoren sollen im Krisenfall eine führende und verantwortungsvolle Rolle übernehmen. Es
gibt also eine vergleichsweise hohe Erwartung an die Loyalität zur eigenen Universität.
An der Universität Y wurde keine besondere Ausprägung in die eine oder andere Richtung fest-
gestellt. Wie unterschiedlich die Wertegefüge an den drei untersuchten Universitäten teilweise
sind, veranschaulicht Abbildung 2.
Abb. 2: Unterschiedliche Gewichtung von Werten und organisationskulturellen Eigenschaften
Selbstkenntnis als Voraussetzung für Wandel und ReformHochschulen haben sich im Zeitalter der Hochschulreform stark individualisiert und spezifische
Wertegefüge herausgebildet. Reformen greifen nur dann, wenn sie in der zu verändernden Or-
ganisation anschlussfähig sind und zu den geteilten Werten passen. Das heißt mitnichten, dass
Reformen für die von ihnen betroffenen Persönlichkeiten nicht unbequem sein dürfen. Aber sie
summary
Informal rules, informal structures, and shared values are key elements of organizational cul-ture. They are also essential within universities, and should be taken into account while reform-ing university governance.
keywordsorganizational cultureorganizational developmentreforming university governanceleadership
Friedrichsmeier, A., Die unterstellten Wirkungen der uni-versitären Steuerungsinstrumente: Zur hochschulischen Dauerreform und den Möglichkeiten ihrer Entschleuni-gung, Münster 2012.
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Pellert, A., Die Universität als Organisation: Die Kunst, Experten zu managen, Wien 1999.
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Simon, F. B., Einführung in die systemische Organisations-theorie, Heidelberg 2009.
Wilz, S. M., Entscheidungsprozesse in Organisationen: Eine Einführung, Wiesbaden 2010.
Das Register des Jahrgangs 2012 finden Sie
in Wissenschaftsmanagement 1/13.
roswitha Grassl
Mehrdimensionale Flexibilisierung hochschulischen Lernens Alternativen zu Präsenz- und Kontaktstudium dank moderner Techniken
Je mehr hochschulen untereinander im Wettbewerb um studierende stehen, desto mehr sehen sie sich gezwungen, ihr stu-dienangebot nachfrageorientiert zu ge-stalten. Zu dieser nachfrageorientierung gehört auch die flexibilisierung der stu-dienprogramme, die auf unterschiedliche treiber zurückzuführen ist und sich in ver-schiedenen Dimensionen niederschlägt. allen ausprägungen dieses trends zur flexibilisierung gemeinsam ist der hohe veränderungs- und anpassungsdruck, der damit auf den verschiedenen Bereichen akademischer Lehre lastet.
Da ist zunächst die Flexibilisierung hochschu-
lischen Lernens aus räumlicher Perspektive.
War bereits früher der Wechsel des Hoch-
schulortes – häufig zwischen Grund- und
Hauptstudium – verbreitet oder doch zu-
mindest arbeitsmarkt- und bildungspolitisch
erwünscht, so erhielt er spätestens mit der
Schaffung des europäischen Hochschulraumes eine neue Dimension: Mit der Einführung einer
vereinheitlichten gestuften Studienstruktur und des European Credit Transfer Systems (ECTS)
sollte, so die Idee, die Mobilität der Studierenden noch mehr erhöht und damit eine weitere
räumliche Flexibilisierung des Studiums über die Staatsgrenzen in Europa hinweg gefördert
werden.
Doch kann die Flexibilisierung des Studiums aus räumlicher Perspektive auch in anderem Maß-
stab, gleichsam wörtlich, gefasst werden. Denn in Zeiten omnipräsenter Laptops oder anderer
elektronischer Endgeräte stellt sich die Frage nach dem Lernort auch des Hochschulstudiums
neu: Welchen Grund gibt es dafür, länger davon auszugehen, ein Studium solle ausschließlich im
Hörsaal stattfinden? Wäre es dem jeweiligen Gegenstand nicht vielmehr angemessener, könnten
Lerneinheiten vermehrt außerhalb, etwa „im Feld“, am Arbeitsplatz oder im Museum, absolviert
werden?
Diese Fragen verweisen auf die Flexibilisierung hochschulischen Lernens aus methodischer Per-
spektive. Die Ausweitung der Lernorte wird möglich, wo die Dominanz des Präsenz- oder Kon-
taktstudiums aufgebrochen wird, indem beispielsweise E-Learning und/oder Mobile-Learning
Einzug halten in die Hochschulen.
Der Konkurrenzdruck ist groß: Hochschulen passen sich den Bedürfnissen der Studierwilligen an.
Deutsche Universität für Weiterbildung (DUW) Katharinenstraße 17-18 10711 Berlin Tel.: +49 (0) 30 2000 306-0 E-Mail: [email protected] www.duw-berlin.de
gestalten. Hochschuldidaktische Qualifizierung des Lehrpersonals kann damit als ein wesent-
licher Beitrag zur Quality Assurance eines flexibilisierten Studienangebots verstanden werden.
Dies gilt zumal in einem Umfeld, das, allen Anstrengungen der jüngeren Vergangenheit zum
Trotz, noch immer stärker auf die Qualität der hochschulische Forschung denn auf die hoch-
schulischer Lehre fokussiert ist.
Die skizzierte Flexibilisierung hochschulischen Lernens stellt Hochschulen darüber hinaus vor
die Herausforderung, ihre Curricula entsprechend anzulegen. Studienprogramme müssen aus
der Mikro- wie Makroperspektive teilbar gestaltet werden, ohne dass sie darüber ihre innere
Ordnung verlören. Das bildungspolitische Zauberwort hierfür heißt Modularisierung. Sie um-
zusetzen, bedeutet freilich sehr viel mehr als die bloße Fragmentierung vormals durchgängi-
ger Studienverläufe. Es gilt, neue Sinneinheiten zu definieren und diese in eine angemessene
gegenstandsspezifische Ordnung zu bringen. Das ist nicht ohne eine Revision des jeweiligen
Bildungskanons und den damit verbundenen, oftmals aus Sicht der einzelnen Fach- oder Sub-
disziplinen mitunter schmerzhaften Aushandlungsprozess möglich. Mit der Umstellung der eta-
blierten Studienprogramme auf das gestufte Studiensystem wurde in Deutschland ein Anfang
gemacht. Verbreitete Klagen über einen zu großen Student Workload oder auch eine zu starke
Verschulung des Hochschulstudiums vornehmlich im grundständigen Bereich deuten jedoch an,
dass dieser Prozess noch nicht abgeschlossen ist, so er es jemals sein kann. Zumindest schei-
nen die bisherigen Antworten der Hochschulen auf den Wunsch nach Flexibilisierung nicht sel-
ten geradezu zu konterkarieren.
Ebenfalls zum Qualitätsmanagement flexibler Curricula gehört die Entwicklung und Etablierung
eines adäquaten Prüfungswesens, das einerseits die Lernstände in den einzelnen Einheiten si-
chert, ohne andererseits kleinschrittig zu zerfallen. Damit verbindet sich die Aufgabe, die jewei-
ligen Prüfungsleistungen über das konkrete Prüfungsverfahren hinaus eindeutig zu definieren.
Denn nur so ist die transparente und gerichtsfeste Anerkennung von Vorleistungen möglich, wie
sie ihrerseits wiederum aus der skizzierten Flexibilisierung des Studiums zwingend als Aufgabe
der Hochschulen resultiert. Nur wenn Hochschulen einen inhaltlich, personell und administrativ
geklärten Anerkennungsprozess etablieren, ist es ihnen beispielsweise möglich, auch die Stu-
dierenden „ohne Reibungsverluste“ in ihre Studienprogramme zu integrieren, die Kompetenzen
anderenorts oder in einer anderen Phase ihrer Berufs- und Bildungskarriere erworben haben.
Spätestens an dieser Stelle wird deutlich, dass die Flexibilisierung des hochschulischen Ler-
nens zwar im Hörsaal beginnen mag – oder auch außerhalb, wenn wir an E-Learning oder M-
Learning denken –, sich ihre Folgen jedoch keineswegs auf die Belange des Lehrbetriebs im
engeren Sinne beschränken. Sie erstrecken sich vielmehr zugleich auf alle Aspekte des Lehr-
managements und reichen bis hin zur Kommunikation seiner Maßnahmen sowohl in Richtung
der Studierenden als auch in die der Lehrenden und anderen Hochschulangehörigen. Letztlich,
so können wir daher festhalten, ist die Bewältigung dieser Herausforderungen eine strategische
Aufgabe, da erfolgreiche Flexibilisierung offenkundig eines abgestimmten Handelns aller Betei-
Das Schiff hochschule wieder in Fahrtwind manövrieren„Turnaround“-Führung heißt der Schlüssel zu einer „change“-fähigen Kultur in Bildungsinstitutionen
„While academia is slow to adopt change in any form, university leaders are under tre-
mendous pressure to institute change on their campuses in order to keep pace in rapid-
ly evolving conditions.” so beginnt der Klappentext des Buches von Michael fullan und
Geoff scott, zwei internationalen experten für veränderungsmanagement in Bildungs-
organisationen. es gibt kaum fachleute in der hochschullandschaft, die diese Diagnose
nicht bestätigen würden. Michael fullan ist Professor emeritus am ontario institute for
studies in education an der kanadischen Universität toronto, Geoff scott war bis 2011
Pro-vice chancellor, ist heute executive Director of sustainability an der University of
Western sydney (australien) und erhielt 2007 den australian higher education Quality
award.
„Turnaround Leadership“, umsteuern also, die Wende manövrieren und das Schiff der Hoch-
schule wieder in günstigen Wind bringen – daran arbeiten viele Hochschulleiter(innen), einige
haben Erfolg, einige scheitern, nicht zuletzt am Widerstand der Crew. Dies Buch verspricht nicht
nur Navigationshilfe, sondern auch Anleitung zum erfolgreichen nautischen Manöver in sieben
Kapiteln – unabhängig von der jeweiligen Bildungsinstitution – jedenfalls für amerikanische, ka-
nadische und australische Hochschulen. Dem Buch liegt eine umfangreiche Studie des Austra-
lian Council for Educational Research zugrunde („Learning leaders in times of change“, http://
Bezugsbedingungen: Jahresabonnement (6 Ausgaben) e 114,50 inkl. MwSt. und zzgl. Versandkosten Einzelheft e 19,80 inkl. MwSt. zzgl. Versandkosten Erscheinungsweise zweimonatlich; Bestellungen über Buch-handel oder Verlag; Anzeigenpreisliste Nr. 12 (2010); Inhalte sind urheber rechtlich geschützt. Das Abonnement kann mit einer drei-mo na ti gen Frist jeweils zum Jahresende gekündigt werden.
herstellung Kössinger AG, Schierling
ISSN 0947-9546
Hinweis: Wegen der besseren Lesbarkeit wird die männliche Form verwendet, welche die weibliche inkludiert.
62 buchmarkt
Tobina Brinker, Peter Tremp (Hrsg.)
Einführung in die Studiengangentwicklung
2012, broschiert, 240 S., 34,90 Euro, W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, ISBN 978-3-7639-5052-2
Studiengangentwicklung ist und bleibt im Hochschulbetrieb ein aktuelles Thema. Bereits vor der
Einführung der Bachelor- und Master-Studiengänge hat man sich in der Hochschuldidaktik mit
der (Neu-) Entwicklung und Gestaltung von Studiengängen beschäftigt. Mit dem Bologna-Prozess
und der zweiten Welle der Bologna-Reform hat dieses Thema noch mehr an Bedeutung gewon-
nen. Die Hochschuldidaktik kann in diesem Kontext durch Beratung von Fachbereichen, Beglei-
tung der Lehrenden und Moderation von Klausurtagungen gestaltend in die Studiengangent-
wicklung eingreifen. Der 122. Band der Reihe „Blickpunkt Hochschuldidaktik“ greift Fragen zu
Modulen, Leistungsnachweisen, Kontaktstudium, Workload, zur Profilierung und Strukturierung
von Studiengängen und -programmen oder zur Integration von Berufsorientierung und Schlüs-
selkompetenzen auf. Durch Beiträge aus verschiedenen Perspektiven liefert das Buch Antworten
und Anregungen.
Christian Belz
Marketing gegen den Strom 2012, 2. Auflage, gebunden, 176 S., 39,95 Euro, Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart,
ISBN 978-3-7910-3199-6
Der Autor, der seit mehr als 20 Jahren Professor für Marketing an der Universität St. Gallen ist,
stellt die Wahrheiten des Marketings in Frage, zerstört Gewissheiten und gibt somit Raum für
neue Sichtweisen und Standpunkte. Da dies alles mit einem leichten Schmunzeln geschieht, ver-
liert die Frage nach Alternativen im Marketingalltag ihre Bedrohung. Das Fazit ist: Wer Trends ge-
genüber kritisch bleibt und eigene Wege geht, hat zumeist bessere Karten. Dabei ist unbegrenz-
te Kundenorientierung nicht immer gut. Stattdessen schlägt Belz den Begriff des „zumutbaren“
Marketings vor, bei dem mehr Sein als Schein wichtig ist und das den Fokus auf die Umsetzung
von Konzepten legt. Das Buch ist ein Plädoyer für den gesunden Menschenverstand, bei dem
Fragen wichtiger sind als Antworten und Neugierde wichtiger als Gewissheit.
Fred G. Becker, Georg Krücken, Elke Wild (Hrsg.)
Gute Lehre in der hochschuleWirkungen von Anreizen, Kontextbedingungen und Reformen
2012, broschiert, 184 S., 29,95 Euro, W. Bertelsmann Verlag, Bielefeld, ISBN 978-3-7639-4916-8
Im Fokus des Buches, das im Kontext des Bielefelder Workshops „Hochschulmanagement und
Lehre im Spannungsfeld von Organisation und Individuum“ entstanden ist, liegt die Implikation
für die Steuerung von „guter Lehre“. Empirische Grundlage dabei ist eine breite Datenbasis aus
Online-Befragungen von Studierenden, Lehrenden und Leitenden an Hochschulen. Die zentralen
Forschungsfragen sind: Wie reagieren Hochschulen auf die zunehmenden Anforderungen im Be-
reich der Lehre? Wie beeinflussen Kontextbedingungen Lehrmotivation und -engagement? Wel-
che praktischen Handlungsempfehlungen ergeben sich für die Hochschulen und die Bildungs-
politik? Die Befragungsergebnisse werden zusätzlich durch Interviews und Fallstudien ergänzt.
Schließlich werden die Befunde in drei thematisch gegliederten „Panels“ interdisziplinär aus psy-
chologischer, soziologischer und wirtschaftswissenschaftlicher Sichtweise beleuchtet.
Luis Padberg
Wie können Hochschulen nachfrageorien-tiert in der Weiterbildung agieren? Eine Unter-
nehmens befragung des Stifterverbandes beantworte-te diese Frage 2008 eindeutig: Diejenigen Unternehmen, die in
der Weiterbildung bereits mit Hochschulen zusammenarbeiten, sind äußerst zufrieden. Die Schwierigkeiten liegen jedoch im Schritt davor, näm-
lich in der Anbahnung einer möglichen Kooperation hin zu passfähigen Konzepten. Mit dem Projekt Matching Workshops in der Quartären Bildung wurde (2009 – 2011) der
tiert in der Weiterbildung agieren? nehmens befragung des Stifterverbandes beantworte-
te diese Frage 2008 eindeutig: Diejenigen Unternehmen, die in der Weiterbildung bereits mit Hochschulen zusammenarbeiten, sind
äußerst zufrieden. Die Schwierigkeiten liegen jedoch im Schritt davor, näm-lich in der Anbahnung einer möglichen Kooperation hin zu passfähigen Konzepten.
Wissenschaftliche Weiterbildung für die Wirtschaft
Die Idee war gut: Unter einer moderierten Begleitung wurden beide Seiten – Wirtschaft und Wissen-schaft – zusammengebracht. Grundlagen für ein maßgeschneidertes Weiterbildungskonzept wur-den gelegt. Das Ergebnis fällt insgesamt nüchterner aus, bringt aber Erkenntnisse, wie es künftig besser werden kann. In jedem Fall sollten Hochschulen die Initiativrolle übernehmen. Mit dem An-satz eines „beratenden Vertriebs“ können sie aus der Geschäftsfeldentwicklung der Unternehmen Anforderungen für die akademische Weiter bildung ableiten. Das ist der Schlüssel zu erfolgreichen und nachfrageorientierten Konzepten.
Versuch unternommen, anhand von einigen Praxisbeispielen das Für und Wider einer Brokerfunk-tion zwischen Unternehmen und Hochschulen zu entwickeln und zu prüfen.