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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
WS0809 - Einführung in die theoretische Philosophie (Prof.
Pulte)Zusammenfassung der Folien
Table of ContentsVorlesung 1
(21.10.08)...........................................................................................................................................2
Was hieß und was heißt
Philosophie?.................................................................................................................2Vier
Typen des
Philosophierens..........................................................................................................................2
Vorlesung 2
(28.10.2008).......................................................................................................................................3Kritische
Philosophie als Fragen nach den
Voraussetzungen.................................................................................3Was
will die theoretische
Philosophie?................................................................................................................3Was
heißt Erkenntnistheorie?
............................................................................................................................4
Vorlesung 3
(4.11.2008).........................................................................................................................................4Einführungsliteratur
zur
Erkenntnistheorie..........................................................................................................4Was
heißt Erkenntnistheorie? Definition und
Aufgaben........................................................................................5Genese
und Geltung (nach
Reichenbach)............................................................................................................6Rationalismus
und
Empirismus...........................................................................................................................6Empirismus.......................................................................................................................................................6Rationalismus....................................................................................................................................................6
Vorlesung 4 (11.11.2008): Klassischer und moderner Begriff des
Wissens
................................................................7Realismus
und
Idealismus..................................................................................................................................7Drei
Arten des
Wissens......................................................................................................................................7Die
klassische
Wissenskonzeption.......................................................................................................................7
Vorlesung 5 (18.11.2008): Der moderne Begriff des Wissens bzw.
der Erkenntnis
.....................................................8Kritik des
traditionellen Wissensbegriffs:
Gettierprobleme....................................................................................8Internalismus
und
Externalismus........................................................................................................................8
Vorlesung 6 (25.11.2008):
Wissenssysteme.............................................................................................................9Fundamentalismus
und
Kohärentismus.............................................................................................................10
Vorlesung 7 (2.12.2008): Wissen und
Wahrheit....................................................................................................11Skepsis
und
Skeptizismus.................................................................................................................................11Zwei
Grundunterscheidungen der
Wahrheitsauffassungen..................................................................................11Die
wichtigsten
‚Wahrheitstheorien‘..................................................................................................................11
Vorlesung 8 (9.12.2008): Einführung in die
Logik...................................................................................................12Einleitende
Überlegungen &
Beispiele...............................................................................................................12Psychologismus-Kritik......................................................................................................................................13Logische
Elementarlehre..................................................................................................................................14
Vorlesung 9 (6.1.2009): Logische Elementarlehre und Anfänge der
modernen Aussagenlogik...................................14Logische
Elementarlehre..................................................................................................................................15Moderne
Aussagenlogik
(Junktorenlogik)..........................................................................................................15
Vorlesung 10 (13.1.2009): Moderne Aussagenlogik
(Junktorenlogik)......................................................................16Aussagenlogische
Verbindungen.......................................................................................................................16
Vorlesung 11 (20.1.2009): Zur Begründung der modernen Logik
(nach G.
Frege)....................................................19Gottlob
Frege..................................................................................................................................................19Natürliche
Sprache und
Logik...........................................................................................................................19Der
Begriff als
Funktion...................................................................................................................................20Sinn
und
Bedeutung........................................................................................................................................20
Vorlesung 12: Enführung in die
Wissenschaftstheorie.............................................................................................21Was
heißt
Wissenschaftstheorie?......................................................................................................................21Induktion,
Naturgesetzlichkeit und
Kausalität....................................................................................................21
Vorlesung 13:
Wissenschaftstheorie......................................................................................................................22Induktion,
Kausalität und Naturgesetz bei Hume, Kant und
Popper.....................................................................22Kants
Begründung von Kausalität (und ‚rationaler‘
Induktion).............................................................................23Poppers
Antwort auf das
Induktionsproblem.....................................................................................................23
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(Daniel Lommes)
Vorlesung 1 (21.10.08)Organisatorisches und Kreditierung
Was hieß und was heißt Philosophie?Vier Typen des
Philosophierens
Was hieß und was heißt Philosophie?„Philosophen sind diejenigen,
die das Ewige, Sichgleichbleiben-de zu erfassen vermögen, die das
wahre Wesen der
Dinge erkennen und stets mit gan-zem Herzen der geistigen
Tätigkeit nachhangen, die ihnen etwas von jenem Sein offenbart, das
ewig und von jedem Wandel unberührt bleibt. (…) Daher ist auch die
Philosophie für die große Mas-se ein Ding der Unmöglich-keit“.
(Platon)
„Mit dem Namen Philoso-phie bezeichnen wir das Streben nach
Weisheit. Durch sie erlangen wir nicht nur das rechte Wis-sen von
allem Tun, son-dern auch die Erkenntnis all der Dinge, die der
Mensch erkennen kann. Und ein solches Wissen dient dem Leben“.
(R. Descartes)
„Was für eine Philosophie man wähle, hängt davon ab, was man für
ein Mensch ist; denn ein philosophisches System ist nicht ein toter
Hausrat, den man ablegen oder abnehmen könnte, wie es uns beliebte,
sondern es ist beseelt durch die Seele des Menschen, der es
hat“.
(J.G. Fichte)
„Philosophie besteht nur in einer gegenseitigen kritischen
Ergänzung, Durchdringung und Vereinigung der Spezialwissenschaften
zu einem einheitlichen Ganzen“.
(Ernst Mach)
„Das System des Seins ist unbekannt und vermutlich im weitesten
Umkreise unerkenn-bar; das System der Philosophie aber, welches
jenes abbilden will, ist Idee und kann nie etwas anderes als Idee
werden. (…) Über das konstruktive Systemden-ken geht die Geschichte
hinweg. Es wird widerlegt, überwunden und lebt schließlich nur noch
als geschichtliches Kuriosum fort, als Zeugnis einstiger
Geistes-art“.
(N. Hartmann)
2. Durchgang:„Dieses und nichts anderes ist der Ursprung aller
Philosophie, das Staunen“.
(Platon, Theaitet 155d 2-5)
„Das Staunen und Sichverwundern hat die Menschen früher und noch
jetzt zum Philosophieren veranlasst, indem sie zuerst über die
offenkundigen Rätsel sich verwundern und dann allmählich weiter
vordringend auf tiefere Probleme stoßen“.
(Aristoteles, Metaphysik I, 2, 938b 10-18)
„(…) so werden wir durch viele Vorurteile an der Erkenntnis der
Wahrheit gehindert und es scheint kein anderes Mittel – keine
andere Methode – dagegen zu geben, als einmal im Leben sich zu
entschließen, an allem zu Zweifeln, wo der geringste Verdacht einer
Ungewissheit angetroffen werden kann. (…) Daher ist die Erkenntnis:
cogito – ergo sum: Ich bin mir meiner bewusst, also bin ich, die
erste und gewisseste Erkenntnis, welche sich in einem
ordnungsgemäßen Philosophen zeigt“.
(R. Descartes, Discours de la Méthode, IV, 3)
„Zwei Dinge erfüllen das Gemüt mit immer neuer und zunehmender
Bewunderung Ehrfurcht, je öfter und anhaltender das Nachdenken sich
damit beschäftigt: der bestirnte Himmel über mir und das moralische
Gesetz in mir. Beide darf ich nicht als in Dunkelheiten verhüllt
oder im Überschweng-lichen, außer meinem Gesichts-kreis suchen und
bloß vermuten, ich sehe sie vor mir und verknüpfe sie unmittelbar
mit dem Bewusst-sein meiner Existenz“.
(I. Kant, Kritik der praktischen Vernunft, Beschluss)
Vier Typen des Philosophierens1. Die dogmatische Philosophie2.
Die artistische Philosophie3. Die wissenschaftliche Philosophie4.
Die philologisch-hermeneutische Philosophie
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Vorlesung 2 (28.10.2008)Kritische Philosophie als ein Fragen
nach den Voraussetzungen
Was will theoretische Philosophie?Was heißt Erkenntnistheorie?
Vorläufige Bestimmung und Einwände
Erkenntnis, Wissen und Wahrnehmung(Der traditionelle
Wissensbegriff)
Kritische Philosophie als Fragen nach den VoraussetzungenDas
kritische (und selbstkritische) Fragen der Philosophie
Betonung der Selbstkritik – Hinterfragen der eigenen
KriterienDas analytische Fragen der Philosophie
Zerlegung der Vorraussetzungen in AtomeDas transzendentale
Fragen der Philosophie
Bedingungen der Möglichkeit des Philosophierens
Fragen nach den-Vorraussetzungen der
Philosophie-Vorraussetzungen der allgemeinen
Diskurse-Vorraussetzungen des Handelns
Was will die theoretische Philosophie? „Alles Interesse meiner
Vernunft (das spekulative, sowohl, als das praktische) vereinigt
sich in folgenden drei Fragen:1. Was kann ich wissen ?2. Was soll
ich tun ?3. Was darf ich hoffen ?“
(I. Kant: Kritik der reinen Vernunft, A805/B833)
Was kann ich wissen? Theoretische Philosophie→Was soll ich tun?
Praktische Philosophie→Was darf ich hoffen Religion→Was ist der
Mensch Anthropologie→
Die theoretische Philosophie im weitesten Sinne handelt vom
Menschen als erkennendem und wissendem Wesen. Sie will erforschen,
welchen Umfang, welche Grenzen und welche Qualität (Gewissheit),
sein Wissen überhaupt haben kann.
Die praktische Philosophie im weitesten Sinne hat den Menschen
als handelndes Wesen zum Gegenstand. Sie will den Sinn und die
Verbindlichkeit von Direktiven (Normen, Regeln, Werten) erforschen,
die menschliches Handeln leiten sollten.Theoretische Philosophie in
Bochum: a. „Erkenntnis und Grund“ a1 Ontologie/Metaphysika2 Logika3
Erkenntnistheoriea4 Sprachphilosophiea5 Wissenschaftstheorie und
Wissenschaftsgeschichte
Praktische Philosophie in Bochum: b. „Handlung und Norm“b1
Allgemeine Ethikb2 Medizin- und Bioethikb3 Rechts-, Staats- und
Sozialphilosophieb4 Geschichtsphilosophieb5
Handlungstheorie‚Bereichsphilosophien‘ in Bochum: c. „Kultur und
Natur“c1 Kultur-, Technik- und Medienphilosophiec2
Religionsphilosophiec3 Kunstphilosophie/Ästhetik
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(Daniel Lommes)
c4 Philosophische Anthropologiec5 Naturphilosophie
Was heißt Erkenntnistheorie? Einige typische Fragen Was ist
Erkenntnis bzw. Wissen? Beziehung von Wissen zu bloßer Meinung,
oder zum Glauben?Erkenntnis und Wahrheit?Was ist
Wahrheit?Gewissheit der Erkenntnis? Fruchtbare Erkenntnisprozesse?
Zwei Einwände
1. Überflüssigkeit der Erkenntnistheorie als philosophischer
Disziplin neben der naturwissenschaftlichen Forschung
(Naturalismus).
2. Unmöglichkeit der Erkenntnistheorie als einer eigenen und
‚vorgängigen‘ philosophischen Disziplin (L. Nelson u. a.).
ad (1) – Epistemologie ist überflüssig. (Wozu hat man die
Wissenschaft?)Ad (2) – Epistemologie ist unmöglich. (Man vollzieht
einen Zirkelschluss.)
Erkenntnis, Wissen und Wahrnehmung „Kippbild“ (1) –
Entenhase„Kippbild“ (2) – Treppe
(Wittgenstein, Ludwig: Philosophische Untersuchungen. Teil 2,
Abschnitt XI.)Gibt es ‚unmittelbare‘ Wahrnehmung?
„Wenn Aristoteles und Galilei schwingende Steine betrachteten,
sah ersterer einen gehemmten Fall und letzterer ein Pendel“.
(T. S. Kuhn, Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen)
Gibt es eine Richtigkeit oder Falschheit sinnlicher
Wahrnehmung?„Denn Wahrheit oder Schein sind nicht im Ge-genstande,
so fern er angeschaut wird, sondern im Urteile über denselben, so
fern er gedacht wird. Man kann also zwar richtig sagen: daß die
Sinne nicht irren, aber nicht darum, weil sie jederzeit richtig
urteilen, sondern weil sie gar nicht urteilen. Daher sind Wahrheit
sowohl als Irrtum […] nur im Urteile, d. h. nur in dem Verhältnisse
des Gegenstandes zu unserm Verstande anzutreffen.“
(I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, A293/B350)
Vorlesung 3 (4.11.2008)(Einführungsliteratur zur
Erkenntnistheorie)
Was heißt Erkenntnistheorie? Definition und AufgabenErkenntnis,
Wissen und Wahrnehmung (Fortsetzung)
Genese und Geltung (Rechtfertigung) von WissenRationalismus und
Empirismus
Einführungsliteratur zur ErkenntnistheorieAudi, Richard:
Epistemology. Contemporary Introduction to Theory of Knowledge.
London 1998.Baumann, Peter: Erkenntnistheorie. Stuttgart
2002.Detel, Wolfgang: Grundkurs Philosophie, Bd. 4: Erkenntnis- und
Wissenschaftstheorie. Stuttgart 2007.Ferber, Rafael: Philosophische
Grundbegriffe, Bd. 1.
6. Aufl., München 1996.Gabriel, Gottfried: Grundprobleme der
Erkenntnistheorie. Von Descartes zu Wittgenstein. Paderborn
1993.Russell, Bertrand: Probleme der Philosophie.
5. Aufl., Frankfurt a. M. 1973.Schnädelbach, Herbert:
Erkenntnistheorie zur Einführung. Hamburg 2002.
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(Daniel Lommes)
Was heißt Erkenntnistheorie? Definition und
AufgabenErkenntnistheorie ist diejenige Teildisziplin der
theoretischen Philosophie, die nach der Natur, den Bedingungen, der
Entstehung und den Grenzen von Erkenntnis bzw. Wissen im
allgemeinen fragt.Ihre Aufgaben sind explikativer, normativer und
deskriptiver Art:
1. explikativ: Klärung des Begriffs ‚Erkenntnis‘ bzw. ‚Wissen‘
und seine Beziehung (und Abgrenzung) zu Nachbarbegriffen wie
‚Gewissheit‘, ‚Meinung‘, ‚Überzeugung‘, ‚Glauben‘ (im weiten
Sinne), Verstehen und Wahrnehmen.
2. normativ: Formulierung von Kriterien für Erkenntnis (d. h.
Festlegung von Geltungsbedingungen, was Erkenntnis sein soll).
3. deskriptiv: Untersuchung und Darstellung wirklicher
Erkenntnisprozesse.
Gibt es eine Wahrheit oder Falschheit sinnlicher
Wahrnehmung?„Denn Wahrheit oder Schein sind nicht im Ge-genstande,
so fern er angeschaut wird, sondern im Urteile über denselben, so
fern er gedacht wird. Man kann also zwar richtig sagen: daß die
Sinne nicht irren, aber nicht darum, weil sie je-derzeit richtig
urteilen, sondern weil sie gar nicht urteilen. Daher sind Wahrheit
sowohl als Irrtum […] nur im Urteile, d. h. nur in dem Verhältnisse
des Gegenstandes zu unserm Verstande anzutreffen.“
(I. Kant, Kritik der reinen Vernunft, A293/B350)
Parmenides‘ These „Dasselbe aber ist Denken und [des Gedankens]
Gegenstand. Denn du kannst das Denken nicht ohne das
Seiende antreffen, in dem es [ja] ausgesprochen ist. Denn es
gibt nichts außer dem Seienden und wird nichts außer ihm
geben“.
(Parmenides, nach Diels-Kranz, Fragmente der Vorsokratiker, 28
B4)
Wissen, Erkennen und Wahrnehmen• „Ich weiß, dass dieser Tisch
braun ist“.• „Ich weiß, dass alle Schwäne weiß sind“.• (1*) „Mir
scheint , dass der Tisch braun ist“. • (2*) „Ich erwartete, nur
weiße Schwäne zu sehen, aber da war plötzlich ein schwarzer
Schwan“.
Erkenntnis ist immer Erkenntnis von Etwas (Erkenntnisobjekt O)
durch Etwas (Erkenntnissubjekt S).‚Erkenntnissituation‘: S erkennen
O
‚Erkenntnistheoretische Situation‘: S erkennen [ S erkennen
O]
• Ich weiß, dass dieser Tisch braun ist.• Ich weiß, dass alle
Schwäne weiß sind.• Ich weiß, dass ich mich auf meinen Freund
Joachim verlassen kann. • Ich weiß, dass im rechtwinkligen Dreieck
die Summe der Kathetenquadrate gleich dem
Hypothenusenquadrat ist.
• (5) „Ich weiß, dass das Wesen eines Körpers in seiner
Ausdehnung besteht“. • (5*) „Ich kann mir keine Körper ohne
Ausdehnung denken“.• (5**) „Ich weiß, dass Körper notwendigerweise
ausgedehnt sind“• (5***) „Alle vernunftbegabten Wesen wissen, dass
Körper notwendig ausgedehnt sind“.
Das Wesen, die Natur, die Essenz einer Sache: unter der
Erscheinung liegende EigenschaftWissen bedeutet den Grund
eingesehen zu haben.Beweisen bedeutet auf bekannte Sätze
zurückführen.
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Genese und Geltung (nach Reichenbach)• Genese :
Durch welche Erkenntnisprozesse gewinnen wir Wissen bzw.
Erkenntnis?(Deskriptive Aufgabe der Erkenntnistheorie)
• Geltung (Rechtfertigung):Was sind unsere Gründe dafür,
bestimmte Aussagen/ Aussagenkomplexe als Wissen bzw. Erkenntnis
anzuerkennen?(Normative Aufgabe der ET)
Weg des Erkenntnisgewinn muss nicht auch der Weg der
Erkenntnisbegründung sein.
Rationalismus und Empirismus• Rationalismus
:Erkenntnisrechtfertigung und -gewinnung sind primär Leistungen
des
menschlichen Denkens (der ‚ratio‘: Verstand, Vernunft, des
Geistes) • Empirismus :Erkenntnisrechtfertigung und -gewinnung sind
primär Leistungen der sinnlichen
Wahrnehmung (der ‚empeiria‘, Erfahrung)
EmpirismusBetonung des ‚Erfahrungsstand-punkts‘ (äußere
sinnliche Erfahrung als oberstes Erkenntnisprinzip)‚Empeiria‘:
urspr. Kenntnis der (einzelnen) Tatsachen der Erfahrung, ohne
Kenntnis von Gründen für diese TatsachenLeugnung des Vorhandenseins
(Eingegeben-seins) solcher oberster Denkprinzipien unabhängig von
aller sinnlichen Wahrnehmung, die für die Erfahrungsgewinnung
wesentlich sind.Hauptvertreter des (neuzeitlichen) Empirismus
• Francis Bacon (1561 – 1626)• Thomas Hobbes (1588 – 1676)• John
Locke (1632 – 1704): „Nihil est in intellectu, quod non prius
fuerit in senso“.• George Berkeley (1685 – 1753)• David Hume (1711
– 1776).
RationalismusBetonung des ‚Vernunftstandpunktes‘ (Verstand,
Vernunft, Geist als oberstes Prinzip)‚Ratio‘: Geist, Verstand,
Vernunft, auch: Grund (Rechtfertigungs-, Seinsgrund)Vorhandensein
(Eingegebensein) oberster Denkprinzipien unabhängig von aller
sinnlichen Wahrnehmung (logisch-formaler und auch materialer
Art).Hauptvertreter des (neuzeitlichen) Rationalismus
• René Descartes (1596 – 1650)• Baruch de Spinoza (1632 – 1677)•
Nicolas Malebranche (1638 – 1715)• Gottfried Wilhelm Leibniz (1646
– 1716),
• zu John Locke: „Nihil est in intellectu, quod non prius fuerit
in senso, nisi intellectus ipse“.
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(Daniel Lommes)
Historisches Beispiel zur Grundunterscheidung von Rationalismus
und EmpirismusEin einfaches Naturgesetz (Trägheitsprinzip)
• Rationalismus:Das Gesetz drückt aus, dass nichts ohne
zureichenden Grund geschieht. Es beruht auf diesem
Vernunftgrundsatz und einigen ‚rationalen‘ Zusatzannahmen.
• Empirismus:Das Gesetz ist eine ‚idealisierende‘
Verallgemeinerung von Wahrnehmungstatsachen: Es beruht auf
systematischer Erfahrung (an rollenden Kugeln etc.).
Vorlesung 4 (11.11.2008): Klassischer und moderner Begriff des
Wissens Realismus und Idealismus
Drei Arten des Wissens bzw. der ErkenntnisDie traditionelle
Konzeption des Wissens (Platon)
Realismus und Idealismus• Realismus: O S→
Der Erkenntnisgegenstand bestimmt die wesentlichen Elemente der
Erkenntnis.• Idealismus: S O→
Das Erkenntnissubjekt bestimmt die wesentlichen Elemente der
Erkenntnis. Erkenntnistheoretischer Realismus
1. Der Erkenntnisgegenstand O (allgemein: die ‚Außenwelt‘)
existiert unabhängig vom Subjekt S und dessen
Erkenntnisbedingungen.
2. Der Erkenntnisprozess verbürgt unmittelbar die Realität der
erkannten Objekteigenschaften oder hat mindestens
‚Abbildungscharakter‘ bezüglich dieser Eigenschaften.
3. Daher gewöhnlich: Der Erkenntnisprozess führt zu einer
Erfassung des ‚Wesens‘ oder der ‚Natur‘ des
Erkenntnisgegenstandes.
Erkenntnistheoretischer Idealismus(Namensgeber: Neuzeitlicher
Begriff von Idee als Bewußtseinsinhalt oder -gegebenheit)
1. Der Erkenntnisgegenstand O wird durch das Erkenntnissubjekt S
gesetzt. Er ist immer nur Gegenstand für das Erkenntnissubjekt,
nichts unabhängig vom Erkenntnisprozess. (Das Objekt ist nur Objekt
für das Subjekt.)
2. Sinnliche Wahrnehmung (Phänomene) liefert keinen Aufschluss
über die ‚eigentliche‘ Realität der Dinge.
3. Der Erkenntnisprozess ist ‚konstruktiv‘; er geht wesentlich
über das ‚Gegebene‘ hinaus. Unterschidungen(1) Epistemologischer
Realismus VS Epistemologischer Idealismus (Gegenstand d.
Erkenntnis)(2) Epistemologischer Empirismus VS Epistemologischer
Rationalismus (Quelle d. Erkenntnis)(3) Ontologischer
Materialismus/Physikalismus VS Ontologischer
Idealismus/Spiritualismus (Zustand d.
Seienden)Diese Positionen sind (zumindest prinzipiell) frei
kombinierbar, treten aber meist in der selben Kombinationen
auf.
Drei Arten des Wissens• Propositionales Wissen (‚Wissen,
dass‘):
z. B.:„Ich weiß, dass Wasser nass ist“• Praktisches Wissen
(‚Wissen wie‘):
z. B.: Wissen, wie man Fahrrad fährt.• (Phänomenales Wissen
(Wissen, wie etwas ist),
z. B.: Wissen wie es ist, einen Granatapfel zu kosten.) Im
Folgenden geht es immer um propositionales Wissen!
Die klassische WissenskonzeptionSokrates: „[…] Wenn nun jemand
ohne Erklärung eine richtige Vorstellung von etwas empfinge, so sei
zwar seine Seele darüber im Besitz der Wahrheit; sie erkenne aber
nicht. Denn wer nicht ‚Rede stehen und Erklärung geben‘ könne, der
sei ohne Erkenntnis über diesen Gegenstand. Wer aber die Erklärung
auch dazu habe, der sei des allen mächtig, und habe alles
vollständig zur Erkenntnis beisammen.“
(Platon, Theaitetos, 202 c; vgl. Menon 98c-99c; übers. F.
Schleiermacher)
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Erkenntnis bzw. Wissen ist wahre gerechtfertigte Überzeugung.
Das heißt: Damit ein Erkenntnissubjekt S eine Proposition ‚P‘
wissen kann, müssen diese drei Bedingungen erfüllt sein:
1. P muss wahr sein, 2. S muss glauben, dass P, und 3. S‘s
Überzeugung, dass P, muss begründet (gerechtfertigt) sein.
(???) Erkenntnis ist mit Erklärung verbundenes, wahres
Wissen.
Mit anderen Worten, S weiß, dass P, genau dann, wenn:• P wahr
ist. [Wahrheitsbedingung]• S glaubt (ist überzeugt), dass P wahr
ist. [Überzeugungsbedingung]• S gerechtfertigt ist zu glauben, dass
P wahr ist. [Rechtfertigungsbedingung]
Vorlesung 5 (18.11.2008): Der moderne Begriff des Wissens bzw.
der Erkenntnis Kritik der traditionellen Konzeption des Wissens
(Gettier-Probleme)
Die Antwort des InternalismusDie Antwort des Externalismus
Vergleich und Zusammenfassung
Kritik des traditionellen Wissensbegriffs:
GettierproblemeAngenommen, Smith und Jones haben sich im Betrieb
für die gleiche Stelle beworben. Nehmen wir auch an, dass Smith
gute Gründe hat, Folgendes zu glauben:
1. Jones ist der Mann, der den Job bekommen wird, und Jones hat
zehn Münzen in seinem Geldbeutel(Smith Überzeugung für (1) könnte
darin begründet sein, dass der Chef ihm versichert hat, dass er am
Ende Jones auswählen würde, und dass er die Münzen in Jones‘
Geldbeutel gerade gezählt hat.)Aussage (1) zieht folgende Aussage
nach sich:
2. Der Mann, der den Job bekommen hat, hat zehn Münzen in seiner
Tasche.
Nehmen wir an, dass Smith die Schlussfolgerungen von (1) nach
(2) einsieht, und (2) aufgrund von (1) akzeptiert. Dann ist es für
Smith sicherlich gerechtfertigt zu glauben, dass (2) wahr ist.
Stellen wir uns nun vor, dass – ohne Smith Wissen – Smith den
Job bekommt, und stellen wir uns weiterhin vor, dass – ebenfalls
ohne sein Wissen – Smith auch zehn Münzen in seiner Tasche hat.
Die Aussage (2) ist wahr, obwohl die Aussage (1) , von der aus
Smith (2) gefolgert hat, nicht wahr ist.Es gilt also Folgendes:
• (2) ist wahr,• Smith glaubt, dass (2) wahr ist• Für Smith ist
es gerechtfertigt zu glauben, dass (e) wahr ist.
Die Gettier-Beispiele laufen der klassischen Wissenskonzeption
zuwider!Die moderne WissenskonzeptionS weiß, dass P, genau dann ,
wenn:
P wahr ist [Wahrheitsbedingung ]S glaubt (ist überzeugt), dass P
wahr ist [Überzeugungsbedingung ]S gerechtfertigt ist zu glauben,
dass P wahr ist. [Rechtfertigungsbedingung ]X ? (Gewöhnlich in
Verschärfung bzw. Abänderung der Bedingung 3)
Internalismus und ExternalismusDie Antwort des InternalismusDer
Internalismus hält eine Meinung bzw. Überzeugung für echtes Wissen,
wenn sie wahr und intern gerechtfertigt ist, d. h. S weiß, dass P,
wenn gilt:
• P ist wahr;• S hält gewisse (intern zugängliche) Gründe Gi für
wahr;• S sieht die Gi als hinreichende Gründe an, um P zu
rechtfertigen.
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Die Antwort des Externalismus1. Wissen ist (auch für den
Externalismus) wahre gerechtfertigte Überzeugung.2. Eine Meinung
bzw. Überzeugung ist auch dann Wissen, wenn Sie wahr ist, aber
nicht intern
gerechtfertigt werden kann, sondern wenn stattdessen zutrifft,
dass es sich um eine wahre Meinung handelt, die durch
‚verursachende‘ Merkmale der Welt gestützt wird (d. h. i. w. S.e
‚gerechtfertigt‘ wird).
3. Der Externalismus sucht, Meinungsbildungs-prozesse als
‚privilegiert‘ auszuzeichnen, die Wissen generieren (Kausaltheorie
der Wahrnehmung, Reliabilismus).
Internalismus und Externalismus: Der wichtigste
DifferenzpunktDem Internalismus des Wissens zufolge muss, damit
eine begründet wahre Meinung Wissen darstellt, das erkennende
Subjekt wissen (oder begründeterweise glauben), dass es sich um
eine begründete wahre Meinung handelt.Der Externalismus erklärt,
dass eine Meinung zwar nur dann Wissen darstellt, wenn die
Wissensbedingungen erfüllt sind, dass das erkennende Subjekt aber
nicht wissen (bzw. glauben) muss, dass die betreffende Meinung die
Wissensbedingung erfüllt.Die Beziehung beider zum RealismusS ist
überzeugt, dass P.
Internalismus Externalismus
(1) der Rechtfertigung Alle für die Begründung von P relevanten
Faktoren müssen S bewußt sein.
Es können auch (ggf. Einige) für P relevante Faktoren S nicht
bewußt sein.
(2) des Wissens P ist Wissen, wenn S weiss, dass P eine
begründete und wahre Überzeugung ist.
S muß nicht wissen dass P eine begründete und wahre Überzeugung
ist.
Beziehung von (2) zum Realismus Ablehnung des
erkenntnistheoretischen Realismus impliziert Internalismus (2).
Externalismus (2) impliziert einen erkenntnistheoretischen
Realismus.
Einige Vorteile des Externalismus: • Rechtfertigung von
‚basalem‘ Wissen (beruhend auf sinnlicher Wahrnehmung)•
Vereinbarkeit mit ‚Alltagsintuition‘ von Wissen (z. B. dem Wissen
von Kindern: Problem der
Rechtfertigungsgründe)• Vereinbarkeit mit geläufigen
Wissens-formen (z. B. dem Erinnerungswissen oder dem
‚Testimonialen‘
Wissen)Einige Vorteile des Internalismus:
• Rechtfertigung von ‚inferentiellem‘ Wissen (Ableitungswissen,
z. B. der Mathematik)• Rechtfertigung von Sätzen durch (andere)
Sätze und nicht durch externe ‚Tatsachen‘ (‚Faustschlag
auf den Tisch‘)• Rechtfertigung vieler Überzeugungen, denen
keine ‚Tatsachen‘ der äußeren Realität zugeschrieben
werden können.Internalismus und Externalismus: Einige
LiteraturhinweiseInternalismus:
Chisholm, R. A.: Theory of Knowledge. 3rd ed., Englewood Cliffs
(N J) 1989Lehrer, K.: Theory of Knowledge. Boulder/San Francisco
1990Danto, A. C.: Wege zur Welt. Grundbegriffe der Philosophie.
München 1999.
Externalismus:Armstrong, D. M.: Belief, Truth and Knowledge.
Cambridge 1973.Goldman, A. I.: Epistemology and Cognition.
Cambridge (Mass.) 1986.Charpa, U.: Wissen und Handeln. Grundzüge
einer Forschungstheorie. Stuttgart/Weimar 2001.
Vorlesung 6 (25.11.2008): WissenssystemeBegründung von
Wissenssystemen: Fundamentalismus und Kohärenztheorie
‚Klassischer‘ Rationalismus und Empirismus als
erkenntnistheoretische ‚Fundametalismen‘
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(Daniel Lommes)
Wissenssysteme: Problem der zureichenden Begründung Ein
‚starker‘ Wissensbegriff bedarf der Rechtfertigung von
Überzeugungen durch (möglichst: ‚bessere‘) Überzeugungen, z. B. bei
L.:
„ […] Prinzip des zureichenden Grundes, kraft dessen wir
annehmen, daß sich keine Tatsache als wahr oderexistierend, keine
Aussage als richtig erweisen kann, ohne daß es einen zureichenden
Grund dafür gäbe, weshalbes eben so und nicht anders ist –
wenngleich uns diese Gründe in den meisten Fällen nicht bekannt
sein mögen“
(G. W. Leibniz: Monadologie, §32)
Problematik der Rechtfertigung von Überzeugungen durch
Überzeugungen ‚Begründungstrilemma‘ oder auch 'Münchhausentrilemma'
(nach J. F. Fries):
1. Unendlicher Regress:A B C D ◄ ◄ ◄ …
2. Logische Zirkelhaftigkeit:A B C D … ◄ ◄ ◄ ◄ A B ◄ ◄ …
3. Abbruch des Verfahrens:A B … ◄ ◄ ◄ F.
(Vgl. H. Albert: Traktat über kritische Vernunft,1968, 5. Aufl.
1991, S. 15)
Vorraussetzung für (3): Es gibt zu begründende und nicht zu
begründende Überzeugung
Fundamentalismus und KohärentismusFundamentalismus:
• Unterscheidung zweier Klassen von Überzeugungen:
selbstrechtfertigende und rechtfertigungsbedürftige Überzeugungen•
Selbstrechtfertigende Überzeugungen bilden die ‚Basis‘ oder das
‚Fundament‘ des
Überzeugungssystems und werden ‚erkenntnistheoretisch
privilegiert‘.• Rechtfertigungsbedürftige Überzeugungen werden
durch die ‘fundamentalen’
Überzeugungen gerechtfertigt.Alle Positionen von Platon bis Kant
(vielleicht sogar weiter) sind Fundamentalismus-Positionen.
Kohärentismus (‘Kohärenztheorie’, ‘Rechtfertigungsholismus’):•
Ablehnung selbstrechtfertigender Überzeugungen: Jede Überzeugung
bedarf zur Rechtfertigung
anderer Überzeugungen.• Vermeidung unendlicher
Begründungsregresse durch ‚geschlossene‘ und ‚verschlungene‘
Begründungsketten (Ablehnung ‚linearer‘ Begründung)• Bedeutung
logischer Kohärenz und erklärender Ableitungsbeziehungen.
Die Überzeugungen stützen sich gegenseitig, das
Überzeugungssystem ist in sich schlüssig, solange es keine
logischen Wiedersprüche innerhalb der Begründungskette gibt.
Fundamentalismus (1): Klassischer Rationalismus (z. B. R.
Descartes) 1. Fundament: Überzeugungen des ‚reinen Geistes‘
(„allein dem Licht der Vernunft“ entsprungen).2. Wahrheit, Evidenz
und Gewißheit dieser Grundsätze der Vernunft3. Übermittlung auf
‚niederstufiges‘ Wissen durch Deduktion.• Σ: Apriorisches
(erfahrungsunabhängiges) Fundament des Gesamtsystems des Wissens
(ohne
prinzipielle Ablehnung von Erfahrungswissen).Fundamentalismus
(2): Klassischer Empirismus (z. B. F. Bacon)
1. Fundament: Überzeugungen durch ‚verbes-serte‘ (Experiment)
und ‚gereinigte‘ (Vorurteils-befreiung) sinnliche Wahrnehmung.
2. Wahrheit, Evidenz und Gewißheit erster Beobachtungssätze3.
Übermittlung auf ‚höherstufiges‘ Wissen durch eine ‚quasi-logische‘
Induktion.• Σ: Aposteriorisches (empirisches) Fundament des
Gesamtsystems des Wissens (ohne prin-zipielle
Ablehnung von Vernunftwissen!).Gemeinsamkeiten beider
‚Fundamentalismen‘
1. Anerkennung und Befolgung des Ideals zureichender Begründung
(Satz des zureichenden Grundes)2. Ablehnung von unendlichen
Begründungsregressen und -zirkeln (‚Linearität‘ der Begründung)3.
Privilegierung der jeweiligen Erkenntnisfundamente (durch
‚unmittelbare Wahrheit‘‚ Gewißheit‘,
‚Evidenz‘, z. T. ‚Notwendigkeit‘)4. Zusammenfallen von Genese
und Geltung der Erkenntnis im Erkenntnisursprung (Vernunft
hier,
sinnliche Wahrnehmung dort). Page 10 of 24
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Vorlesung 7 (2.12.2008): Wissen und WahrheitSkepsis und
Skeptizismus bzgl. des WissensWichtigste Wahrheitsbegriffe und
–theorien
Der erkenntnistheoretischer Fallibilismus und seine Konsequenzen
für den WahrheitsbegriffSchluss.
Skepsis und Skeptizismus• Skepsis (grch. ‚sképtomai‘:) das
prüfende Umher-blicken (nicht nur der bloße ‚Zweifel‘);
Grundhaltung und Methode der Philosophie (etwa bei Sokrates)•
Skeptizismus: Erkenntnistheoretische Position, die die
Unmöglichkeit der Erlangung von Wissen
behauptet. • Differenzierung: universeller und partieller
Skeptizismus
Nutzen des Skeptizismus in der Schärfung des Profils der
positiven Epistemologie.Skeptizismus ist selbstwiedersprüchlich.
(Warum sollte ich dem Skeptizisten glauben?)Skeptizismus ist
steril, weil nicht dialogfähig.Skeptizismus muss unbegründet
bleiben, weil er universell sein will.Skepsis ist Methode zur
Wahrheit zu gelangen.Skeptzismus ist Negation der Möglichkeit zur
Wahrheit zu gelangen.
Skepsis und Skeptizismus:Kants Unterscheidung„So schädlich nun
aber auch dieser Skeptizism ist: so nützlich und zweckmäßig ist
doch die skeptische Methode, wofern man darunter nichts weiter als
nur die Art versteht, etwas als ungewiß zu behandeln und auf die
höchste Ungewißheit zu bringen, in der Hoffnung, der Wahrheit auf
diesem Wege auf die Spur zu kommen. […] Diese Methode ist dem
kritischen Verfahren sehr nützlich […]. Der absolute Skeptizism
gibt alles für Schein aus. Er unterscheidet also Schein von
Wahrheit und muß mithin doch ein Merkmal des Unterschiedes haben;
folglich eine Erkenntnis der Wahrheit voraussetzen, wodurch er sich
selbst widerspricht.“
(I. Kant: Logik Jäsche, A 131; WW 5, S. 515)
Zwei Grundunterscheidungen der WahrheitsauffassungenEpistemische
– nichtepistemischeWahrheitsauffassung
• Epistemische Wahrheitsauffassung (neuzeitlich): Das Wahrsein
von Etwas hängt vom Führwahrhalten durch ein oder mehrere
erkennenden Subjekte ab.• Konsenstheorie, Evidenztheorie
• Nichtepistemische Wahrheitsauffassung : Die Wahrheit von Etwas
ist unabhängig vom Führwahrhalten durch ein Subjekt.•
Korrespondenztheorie, Kohärenztheorie
Seinswahrheit – Aussagenwahrheit:• Seinswahrheit (nicht
relationale Auffassung):Wahrheit besteht in einer Eigenschaft
(unabhängig von
einer Aussage über diese Eigenschaft).• Aussagewahrheit
(relationale Auffassung). Wahrheit besteht in einer Beziehung
zwischen einer Sache
und dem, was über die Sache (durch eine Proposition) ausgesagt
wird.
Die wichtigsten ‚Wahrheitstheorien‘1. Korrespondenztheorie
(¬Epi): Weltübereinstimmung
Wahrheit als Übereinstimmung einer Proposition mit dem von ihr
ausgesagten Sachverhalt. (Tarski & Thomas Aquinas)(+)
Redundanztheorie: Wahrheit als überflüssiges Prädikat der
Korrespondenztheorie der Wahrheit.
2. Kohärenztheorie (¬Epi): Wiederspruchsfreiheit des
SystemsWahrheit als (ggf. logischer Ableitungs-) Zusammenhang von
Propositionen.
3. Konsenstheorie(Epi): Wahrheit als KonsensWahrheit zeigt sich
in der Zustimmung aller Diskurspartner unter Bedingungen einer
idealen ‚Sprechsituation‘.
4. Pragmatische Wahrheitstheorie(??): Wahrheit als Prozess der
durch Verifikation entsteht. Wahrheit als Nützlichkeit
(‚Bewahrheitung‘ durch den Prozess der Aneignung)
5. [Evidenztheorie(Epi):] Die “is doch klar”-Theorie.Wahrheit
zeigt sich in evidenter (unmittelbar einleuchtender, gewisser)
Erkenntnis.
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
ad (1) Pulte mag es.ad (2) kann nicht zwischen 2
wiederspruchsfreien Systemen entscheidenad (3) Pulte meint Wahrheit
für zu Zustimmung, nicht Zustimmung zu Wahrheit.ad (4) Pulte meint
Wahrheit und Nützlichkeit werden verwechselt.ad (5) Evidenz ist
subjektive Gewissheit.
Die „Semantische Wahrheitstheorie“ nach A. TarskiKlassische
Korrespondenzauffassung nach Tarski:
1. „Eine wahre Aussage ist eine Aussage, welche besagt, dass die
Sachen sich so oder so verhalten, und die Sachen verhalten sich
eben so oder so“.
2. „x ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn p“.(x:
„Anführungsname“)Beispiel: x stehe für „Es schneit“. Nach (2)
gilt:
3. „Es schneit.“ ist eine wahre Aussage dann und nur dann, wenn
es schneit.• Wenn wir nun statt des Anführungsnamens x die
Aussagenvariable „p“ verwenden, so ist die Aussage
„p“ dann und nur dann wahr, wenn p.• Objektsprachliche Aussage:
p, etwa: Der Schnee ist weiß.• Metasprachliche Aussage: „p“, etwa:
„Der Schnee ist weiß“.• Wahrheit als „disquotation“ (W.V.O.Quine),
d.h. als Zitattilgung.
Der Fallibilismus und seine Konsequenzen für den
Wahrheitsbegriff„Sichere Wahrheit erkannte kein Mensch und wird
keiner erkennen. Über die Götter und alle die Dinge, von denen
ich spreche. Sollte einer auch einst die vollkommenste Wahrheit
verkünden, Wissen könnt’ er das nicht: Es ist alles durchwebt von
Vermutung.“
(Xenophan, ca. 570-475 v. Chr., zit. nach Popper)
d.h. Wir besitzen kein einziges Kriterium durch das wir
objektive Wahrheit als solche erkennen können. Wahrheit und die
Gewissheit über Wahrheit zu verfügen sind voneinander
abkoppelbar.
Verweis auf das Münchhausen-Trilemma
• ‚Fallibel‘: neulat., ‚dem Irrtum unterworfen‘;• Bedeutung hier
eher: Der Möglichkeit des Irrtums ausgesetzt;• Scharfe Abgrenzung
vom Skeptizismus (nicht aber von der Skepsis als erk.th.
Grundhaltung)• Scharfe Abgrenzung vom Fundamentalismus
(‚Begründungsdogmatismus‘)
Fallibilismus ist eine Art Mittelweg zwischen Fundamentalismus
und Skeptizismus. Konsequenz: Ablehnung des starken
Wissensbegriff
Vorlesung 8 (9.12.2008): Einführung in die LogikEinleitende
Überlegungen & Beispiele
Logik als Lehre von den ‚Denkgesetzen‘?Kritik des Psychologismus
(Frege, Husserl)
Logische Elementarlehre (Beginn): Begriff, Urteil und
Schluss
Alltagsgebrauch von “Das ist logisch.” heisst in etwa “Das ist
sehr überzeugend.” oder “Das erscheint mir intuitiv richtig.”
Einleitende Überlegungen & BeispieleEin Argument ist eine
Mehrzahl von zusammenhängenden Aussagen.Die Philosophie der Logik
beschäftigt sich mit der Frage: “Was macht Logik aus, wodurch wird
sie
begründet?”Logik sagt nichts über die Wahrheit der Prämissen
aus.Häufige Fehler: Undistribuierter Mittelbegriff, Ambiguität des
MittelbegriffsLogik handelt von Begriffen, Urteilen und
Schlüssen.Behauptungen zur Logik:
Logik ist die Wissenschaft vom menschlichen Denken und der
Erkenntnis.Logik ist die Lehre der allgemeinen Denkgesetze (
Überflüssigkeit d. Epistemologie)→Logik handelt von der Form,
Epistemologie vom Inhalt der Erkenntnis.
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Beispiel 1 (nach W. Salmon, Logik, S. 11):• Dies ist ein großer
Hut.• Jemand ist Eigentümer des Huts.• Die Eigentümer großer Hüte
sind Menschen mit großen Köpfen.• Menschen mit großen Köpfen haben
große Gehirne.• Menschen mit großen Gehirnen sind sehr
intelligent.• Der Eigentümer dieses Hutes ist sehr intelligent.
Beispiel 2 (ein logisch korrektes Argument):Alle Elefanten sind
Säugetiere.Alle Säugetiere sind Wirbeltiere. Alle Elefanten sind
Wirbeltiere.
Beispiel 2‘ (ein logisch korrektes, aber ‚merkwürdiges‘
Argument):Alle Sparer sind Kapitalisten.Alle Kapitalisten sind
Ausbeuter. Alle Sparer sind Ausbeuter.
Beispiel 3 (ein logisch nicht korrektes, aber zunächst
vielleicht unverdächtiges Argument): Alle Quadrate sind
Vierecke.Alle Rechtecke sind Vierecke. Alle Quadrate sind
Rechtecke.
Beispiel 3‘ (ein logisch nicht korrektes und gleich verdächtiges
Argument):Alle Hunde sind Säugetiere.Alle Katzen sind Säugetiere.
Alle Hunde sind Katzen.
Psychologismus-KritikZwei Begründer der modernen Logik:
1. Gottlob (!) Frege (1848-1925) Begriffsschrift
(1879)Grundlagen der Arithmetik (1884)
2. Edmund Husserl (1859-1938)Prolegomena zur reinen Logik
(1900)Logische Untersuchungen(1900/1901)
Hauptpunkte der Psychologismus-Kritik:• Empirische Erforschung
von ‚Denkge-setzen‘ kann die Notwendigkeit und Exaktheit der Logik
nicht
rechtfertigen. • Sie kann keine Allgemeinheit der Logik
verbürgen (Entwicklungsaspekte etc.)• Notwendigkeit der
Unterscheidung von Denkprozessen und der Beziehung von Denkinhalten
(v. a. bei
Husserl; ‚platonistische‘ Auffassung des
Denkens).Verallgemeinerung der empirischen Philosophie, daher nur
induktiv.Logik ist ewig, Psychologie ist kontingent.
Logische Gesetze als Beziehungen von Gedankeninhalten (nach
Husserl)Beziehung des Widerspruchs:A: Am Di., den 09.12.08 um 17.30
Uhr regnet es über dem HZO der Ruhr-Universität.B: Am Di., den
09.12.08 um 17.30 Uhr regnet es nicht über dem HZO der Ruhr
Universität.Beziehung der Äquivalenz:A: Otto ist ein etwas
verschrobener Junggeselle.B: Otto ist ein etwas verschrobener
unverheirateter Mann.Beziehung der Implikation: A: Wenn 1453 eine
Primzahl ist, so ist 1453 nicht durch 7 teilbar.B: 1453 ist nicht
durch 7 teilbar. Beispiele für logisch wahre Aussagen nach
Husserl
1. An der RUB findet heute ein Gastvortrag zur
Wissenschaftstheorie statt oder an der RUB findet heute kein
Gastvortrag zur Wissenschaftstheorie statt.
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
2. Jeder Mensch ist ein Mensch.3. Keine Primzahl ist durch die
Zahl 7 teilbar.
Logische ElementarlehreHistorische Differenzierung
• Klassische Logik (i.W. nach Aristoteles)
• Moderne (mathematische bzw. symbolische) Logik bzw. Logistik
(G. W. Leibniz, G. Boole, G. Frege u.a.)
Allgemeine Bestimmung von LogikDie Lehre vom (folgerichtigen)
Schließen bzw. „die Wissenschaft der allgemeinsten Gesetze des
Wahrseins“.
(G. Frege: „Logik“, in: Nachgelassene Schriften. Hamburg 1969,
S. 137-163, hier: S. 139.)
Die Logik ist eine feine Sache.Logik ist ein Wahrheitstransport-
und Filter-mittel.
Systematische DifferenzierungElementarlehre: Lehre vom
• Begriff• Urteil• Schluß
Methodenlehre: Lehre vom• Untersuchungsverfahren•
Beweisverfahren
besonders in den Wissenschaften ( Wissenschaftstheorie)→
BegriffBestimmte Vorstellung (trad.) bzw. ‚Bedeutung’ eines
Ausdrucks oder mehrerer (bedeutungsgleicher) Ausdrücke.
• Athener, Mensch, Säugetier; ...• sterblich, weise,
geradzahlig;• größer, ...
Unterscheidung von Begriff und Wort:• Verschiedene Wörter können
den gleichen Begriff bezeichnen (z.B. „Junggeselle“,
„unverheirateter
Mann“) • Ein Wort kann mehrere Bedeutungen haben, also auf
mehrere Begriffe hinweisen (z.B.
„Wahrnehmung“; „Bachelor“; „Wasser“) many-to-many-Relation
Zwei grundlegende Charakteristika• Intension des Begriffs
(Bedeutung i.e.S.): die Gesamtheit seiner Merkmale .• Extension
(Referenz) des Begriffs: die Gesamtheit der Dinge , die unter ihn
fallen.
Häufig: ‚Inverses Verhältnis‘ von Intension und Extension.Je
mehr Merkmale, desto weniger zutreffende Dinge; je weniger
Merkmale, desto mehr zutreffende Dinge.
Begriffseinteilung• Gattungsbegriffe• Artbegriffe […]•
Individualbegriffe (Nominatoren)
• Einstellige Begriffe (Prädikate): Eigenschaften• Zweistellige
Begriffe (Prädikate): Beziehungen• […]
Vorlesung 9 (6.1.2009): Logische Elementarlehre und Anfänge der
modernen Aussagenlogik
Logische Elementarlehreb) Urteil c) Schluss
Anfänge der modernen Aussagenlogik (Junktorenlogik): Die
Verbindungen von Aussagen
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(Daniel Lommes)
Logische ElementarlehreUrteil (Aussage, Satz)Ein Urteil ist die
Verbindung von Begriffen und ‚Verbindungswörtern’ in solcher Weise,
dass ein Sachverhalt behauptet (oder bestritten) wird und die
Verbindung wahr oder falsch ist:
1. Behauptende Form.2. Wahrheitswertfähigkeit (W / F).
Einfachste Form des UrteilsS: Subjektbegriff, P:
Prädikatbegriff
• „S ist P“ (‚Qualität‘: positiv)• „S ist nicht P“ (‚Qualität‘:
negativ)
Bsp: Sieben ist eine Primzahl (S: Sieben, P: Primzahl)Bsp: Das
Einhorn ist nicht grün (S: Einhorn, P: Grün)Quantitative
Bestimmungen von Urteilen:∀ Universelle Urteile (Alle S sind P ;
Alle S sind nicht P )∃ Partikuläre Urteile (Einige S sind P ; Nicht
alle S sind ...)
!∃ Singuläre Urteile (Ein S ist P ; Kein S ist ...)Modale
Bestimmungen von Urteilen:Notwendige (apodiktische) Urteile (z. B.:
Kein rosa Auto ist grün).Wirkliche (assertorische) Urteile (z. B.:
Dieses Auto ist grün).Mögliche (problematische) Urteile (z. B.:
Dieses Auto könnte blau sein).SchlussDie Verbindung von
(mindestens) zwei Urteilen in solcher Weise, dass sich aus ihnen
ein weiteres Urteil mit formaler Notwendigkeit ergibt. Die
vorausgesetzten Sätze heißen Prämissen, der gefolgerte Schlusssatz
heißt Konklusion.Wichtiger Typus: SyllogismenPrämissen:
Alle Menschen sind sterblich (w)Alle Athener sind Menschen (w)
_______________________
Konklusion:Alle Athener sind sterblich (w)
Alle Berliner sind Preußen (w)Kein Chinese ist ein Preuße
(w)_______________________Kein Chinese ist ein Berliner (w)
Wahrheitsübertragung:Der logisch korrekte Schluss überträgt die
Wahrheit der Prämissen auf die Konklusion. Allerdings sagt die
Wahrheit der Konklusion allein nichts über die Korrektheit des
Schlusses und auch nichts über die Wahrheit der
Prämissen.Zusammenfassung der Elementarlehre Begriffe „bilden“ →
DefinitionsproblemUrteile „fällen“ → WahrheitsproblemSchlüsse
„ziehen“ → Wahrheitsübertragungsproblem (formal korrektes
Schließen)
Moderne Aussagenlogik (Junktorenlogik)• Untersuchung komplexer
Aussagen durch Zurückführung auf einfache (elementare)
Teilaussagen• Keine Untersuchung der ‚darunter‘ liegenden Struktur
der Teilaussage selber ( Prädikaten- bzw.→
Quantorenlogik)• Voraussetzung: Wahrheitswertfähigkeit der
Teilaussagen im Sinne ‚traditioneller‘ Zweiwertigkeit (W /
F).• Ziel: Aussagenlogische Verbindungen als
‚Wahrheitswertfunktionen‘ darzustellen.
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Klassische Logiktraditionelle Logik
Nichtklassiche Logikmoderne Logik
Zweiwertig (w/f) Mehrwertig (w f)
Logische Elementarlehre Formale Logik
Aristoteles Frege
Verbindung von AussagenKonjunktion (“und”) p q∧
Adjunktion (nicht-ausschließendes “oder”) p q∨
Disjunktion(ausschließendes “oder”) p q∇
Implikation(bzw. Subjunktion, “wenn p, dann q”) p q→
Äquivalenz(bzw. Bikonditional oder Bisubjunktion) p q↔
Exklusion (Ausschliessung) p | q
Negator (Verneinung) ¬p
Wahrheitstafelp q ¬p ¬q p q∧ p q∨ p q∇ p q→ p q↔ p | q
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1 1 0 0 1 1 0 1 1 0
Die 16 grundsätzlich möglichen aussagenlogischen Verbindungen0 0
0 0 0 0 0 0 1 1 1 1 1 1 1 1
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0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1 0 1
Vorlesung 10 (13.1.2009): Moderne Aussagenlogik
(Junktorenlogik)Ergänzungen: Aussagenlogische Verbindungen
Logische Äquivalenz: Die ‚Wahrheitstafelmethode‘Elementare
logische Regeln
Logische Wahrheit und logisches SchließenLogische Prüfung von
Argumentationen
Einige Einführungen in die LogikChurchill, P. R.: Logic. An
Introduction. New York 1990.Gabriel, G.: Einführung in die Logik.
3. Aufl., Jena 2007. Kutschera, F. von: Elementare Logik. Wien/New
York 1967Menne, A.: Einführung in die Logik. 2. Aufl., München
1966.Salmon, W. C.: Logik. Stuttgart 1983.
Aussagenlogische VerbindungenAdjunktion (nicht-ausschließendes
‚oder‘) vs Disjunktion (ausschließendes ‚oder‘p q p q∨ p q∇
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Ergänzung 2: Die Exklusion ( | )p q p | q
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Äquivalenz aussagenlogischer VerbindungenBeispiel: ‚Weder p,
noch q‘p q “weder p noch q”
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Äquivalenz aussagenlogischer Verbindungen:‚Ergebniskolonne‘ von
¬p ∧ ¬q p q ¬p ¬q ¬p ¬q∧
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Äquivalenz aussagenlogische Verbindungen: Logische
SchemataBeispiel : ‚Weder p, noch q‘
• Konjunktion zweier negierter Aussagen:¬p, ¬q
• Logische Form („Aussagenlogisches Schema“): ¬p∧¬q
Aussagenlogische Schemata sind junktorenlogische Verbindungen
von Aussagesymbolen (p, q).• Ergebnis: Die Ergebniskolonnen von ¬p
¬q und von ‚Weder p, noch q‘ stimmen überein.∧• Allgemeine
Festlegung: Zwei aussagenlogische Schemata sind logisch äquivalent
( ) genau dann,⇔
wenn sie in ihren Ergebniskolonnen übereinstimmen.• Logisch
äquivalente Schemata können wechselseitig durcheinander ersetzt
werden.
Beachte: Logische Äquivalenz ( ) ist nicht gleichbedeutend mit
Aussagenäquivalenz ( ) !⇔ ↔Anwendungsbeispiel zur
‚Wahrheitstafel-methode‘: Zeige p → q ¬(p ¬q) ⇔ ∧p q p q→ ¬q (p
¬q)∧ ¬(p ¬q)∧
0 0 1 1 0 1
0 1 1 0 0 1
1 0 0 1 1 0
1 1 1 0 0 1
1 2 3 4(2,¬) 5(1,4, )∧ 6(5,¬)
Logische Regeln als ÄquivalenzenLogische Regeln liefern
äquivalente Umformungen von aussagenlogischen Schemata.
Elementare
Beispiele:R1 ¬¬p p⇔
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R2 p q ¬(p ¬q)→ ⇔ ∧
R3 ¬(p q) ¬p ∧ ⇔ ∨ ¬qR4 ¬(p ∨ q) ¬p ¬q⇔ ∧Beispiel ((p q) p) q→ ∧
→p q p q→ (p q) p→ ∧ ((p q) p) q→ ∧ →
0 0 1 0 1
0 1 1 0 1
1 0 0 0 1
1 1 1 1 1
1 2 3 4(3,1, )∧ 5(4,2, )→
Tautologie• Ein logisches Aussagenschema, dessen
Ergebniskolonnen nur den Wahrheitswert W aufweisen (das
also allgemein wahr ist), heißt logisch wahr (tautologisch) bzw.
ist eine logische Wahrheit.• Ein solches Schema heißt auch
Tautologie (gr.: tauto , ‚dasselbe‘ und logos , ‚Wort‘), weil es
keine
inhaltliche Aussage beinhaltet.Logische Wahrheit und logisches
SchließenEinige fundamentale logische Gesetze :
¬(p ∧ ¬p) Satz vom ausgeschlossenen Widerspruch: Ein Satz und
seine Verneinung können nicht zusammen wahr sein.
p ∨ ¬p Satz vom ausgeschlossenen Dritten: Jede Aussage ist
entweder wahr oder falsch.
((p q) p) q→ ∧ → Abtrennungsregel: “Modus ponens”
Logische Wahrheit und logisches Schließen• Logische Folgerung
(⇒): Eine Aussage oder ein Aussageschema A impliziert logisch eine
Aussage oder
ein Aussageschema B, genau dann, wenn A B logisch wahr ist (A
impliziert logisch B).→• Logische Äquivalenz (⇔): Zwei Aussagen
bzw. Aussagenschemata sind logisch äquivalent (implizieren
sich wechselseitig), genau dann, wenn A B logisch wahr ist (A
und B sind logisch äquivalent).↔Hinweis: Anwendung der Terminologie
der logischen Elementarlehre (Prämisse, Konklusion)!Logische
Prüfung von Argumentationen„Wenn es regnet, wird die Straße naß.
Nun regnet es. Also wird die Straße naß.“p: “Es regnet.”q: “Die
Straße wird naß.”
• Wenn es regnet, wird die Straße naß. (p q)→• Es regnet. (p)•
Die Straße wird naß. (q)
Aussagenlogisches Schema: ((p q) p) q → ∧ → (Modus Ponens,
logische Wahrheit!)
„Schnee schmilzt in der Sonne. Nun scheint aber keine Sonne.
Also schmilzt der Schnee nicht“.p: “Die Sonne scheint.”q: “Der
Schnee schmilzt.”
• Wenn die Sonne scheint, schmilzt der Schnee. (p q)→• Die Sonne
scheint nicht. ( ¬p)• Der Schnee schmilzt nicht. (¬q)
Aussagenlogisches Schema: ((p q) ¬p) ¬q → ∧ → (nicht logisch
wahr, s.u.)
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
p q p q→ ¬p ¬q (p q) ¬p→ ∧ ((p q) ¬p) ¬q → ∧ →
0 0 1 1 1 1 1
0 1 1 1 0 1 0
1 0 0 0 1 0 1
1 1 1 0 0 0 1
1 2 3 4(1,¬) 5(2,¬) 6(3,4, )∧ 7(5,6, )→
Vorlesung 11 (20.1.2009): Zur Begründung der modernen Logik
(nach G. Frege)Natürliche Sprache und Logik
Der Begriff als FunktionSinn und Bedeutung
Gottlob FregeFriedrich Ludwig Gottlob Frege* 8.11.1848 Wismar†
26.7.1925 Bad KleinenLehre von 1874 bis 1917 an der Universität
Jena
Wichtige Schriften G. Freges:Begriffsschrift. Eine der
arithmetischen nachgebildete Formelsprache des reinen Denkens.
Halle 1879.Die Grundlagen der Arithmetik. Einelogisch-mathematische
Untersuchung über den Begriff der Zahl. Breslau 1884.„Funktion und
Begriff“ (1891)„Über Sinn und Bedeutung“ (1892)Grundgesetze der
Arithmetik. 2 Bde., Jena 1893/ 1903.„Der Gedanke“ (1918), in:
Ders.: Logische Untersuchungen. Hrsg. von Günther Patzig. Göttingen
1966.„Negation und Gedankengefüge“ (1923), in: Logische
Untersuchungen
Natürliche Sprache und LogikG. Frege: Zum Verhältnis von
(natürlicher) Sprache und Logik:
„Es kann nicht die Aufgabe der Logik sein, der Sprache
nachzugehen und zu ermitteln, was in den sprachlichen Ausdrücken
liege. Jemand, der aus der Sprache Logik lernen will, ist wie ein
Erwachsener, der von einem Kinde denken lernen will. Als die
Menschen die Sprache bildeten, befanden sie sich in einem Zustand
des kindlichen bildhaften Denkens. Die Sprachen sind nicht nach dem
logischen Lineale gemacht. Auch das Logische in der Sprache
erscheint unter Bildern versteckt, die nicht immer zutreffen. Die
Hauptaufgabe des Logikers besteht in einer Befreiung von der
Sprache und in einer Vereinfachung.“
(G. Frege an E. Husserl, 1. Nov. 1906, in: F. Kutschera:
Elementare Logik. Wien [u.a.] 1967, hier: S. 30)
Eine Analogie: Die natürliche Sprache verhält sich zur
Begriffsschrift wie das Auge zum Mikroskop„Als optischer Apparat
betrachtet zeigt [das Auge] freilich viele Unvollkommenheiten, die
nur in der Folge seiner
innigen Verbindung mit dem geistigen Leben gewöhnlich unbeachtet
bleiben. Sobald aber wissenschaftliche Zwecke große Anforderungen
an die Schärfe der Unterscheidung stellen, zeigt sich das Auge als
ungenügend. Das Mikroskop hingegen ist gerade solchen Zwecken auf
das vollkommenste angepaßt, aber eben dadurch für alles andere
unbrauchbar.“
(G. Frege: Begriffschrift (1879), S. V)
Freges Programm zu einer ‚nicht-psychologistischen‘
Logikbegründung:• Aufbau einer Bedeutungstheorie, die zwischen den
Ausdrücken der natür-lichen Sprache und
Bestandteilen von Gedanken scharf unterscheidet. •
Philosophische Erklärung des Denkens und philosophische Analyse der
Sprache:
• Scharfe Trennung von Dingen und Zeichen, die auf Dinge
verweisen• Gewisse ‚Spiegelung‘ des Denkens in der Sprache• Aufbau
einer formalen Kunstsprache
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Der Begriff als FunktionFreges Grundidee zum ‚Begriff des
Begriffs‘:
„Statt also das Urteil aus einem Einzeldinge als Subjecte mit
einem schon vorher gebildeten Begriffe als Praedicate zusammen zu
fügen, lassen wir umgekehrt den beurteilbaren Inhalt zerfallen und
gewinnen so den Begriff“.
(Nachgelassene Schriften, S. 18)
Begriffe als Funktionen nach FregeAllgemeine Form der
Aussageform: {f} (x)(Funktor f: z. B. ‚Rot-sein‘, ‚Süß-Sein‘,
‚Duftend-Sein‘, …)
Beispiel (a): „Die Rose ist rot“.Aussageform F[a]: {ist rot}
(x)(Argumente x: z. B. diese Rose, jener Frosch, Pultes Auto,
…)
Beispiel (b): Funktor f sei ‚Rot-sein‘.f: Rose → 1f: Frosch →
0f: Pultes Auto → 1Ein Begriff ist eine Aussagefunktion mit einer
Variablen, die für jedes Argument ihres Definitionsbereichs eine
wahre oder falsche Aussage gibt (d. h. jedem Argument den
Wahrheitswert 1 oder 0 zuordnet)
Begriff {f} (x) : {ist eine skandinavische Monarchie} (x) Die
Bedeutung von {f} ist die Klasse der Designate von {f}
(hier: für x einsetzbar sind Dänemark, Schweden, Norwegen)
(1) „Ein großer, maßgeblich von David Hume beeinflußter
Königsberger Philosoph“.(2) „Autor der Kritik der reinen Vernunft“.
(1) und (2) haben die selbe Bedeutung. Unterschied: „Art des
Gegebenseins“, d. h. der Sinn von (1) und (2) ist verschieden.
Sinn und BedeutungBedeutung im Allgemeinen„Be-Deutung“ im
wörtlichen Sinne (Referent) und das, was an dem sprachlichen
Ausdruck „Wert“ bzw. „Wichtigkeit“ hat.Name: Gegenstand, der durch
ihn bezeichnet wird.Begriff: Klasse der Gegenstände, die unter den
Begriff fallen.Satz: Wahrheitswert (w bzw. f) (d.h. alle wahren
Sätze haben die gleiche Bedeutung, ebenso alle falschen).Sinn im
AllgemeinenDie Art und Weise des ‚Gegebenseins‘ von Etwas (nämlich
der Bedeutung).Kennzeichnung der gleichen Sache (auf u.U.
verschiedene Weisen). Die Art der Kennzeichnung als (sprachlicher)
Ausdruck eines Unterschiedes im Gedanken.
• Sinn eines Satzes f(a): der Gedanke, dass f(a). Sätze:
Ausdrücke des Gedankens (der an sich objektiv ist und durch den
sprachlichen Ausdruck nur verschieden „gefärbt“ wird)
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KonzeptDenken, Vorstellung
SymbolSchrif t-, Lautzeichen
ReferentDing, Sachv erhalt
WortSatz
Entität/EreignisSituation
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Beispiele: 1. “Der Morgenstern ist ein von der Sonne
beleuchteter Körper”2. “Der Abendstern ist ein von der Sonne
beleuchteter Körper”
1) und 2) haben die selbe Bedeutung (nämlich die Venus), bringen
aber verschiedene Sinne (Gedanken) zum Ausdruck.Optische Metapher
Freges zu Sinn und Bedeutung
Mond Teleskop reelles Bild Auge Netzhautbild
Bedeutung Sinn Vorstellung
Vorlesung 12: Enführung in die WissenschaftstheorieWas heißt
Wissenschaftstheorie?
Allgemeine Wissenschaftstheorie VS Spezielle
(Bereichs-)WissenschaftstheorienInduktion, Kausalität und
Naturgesetz bei Hume, Kant und Popper
Das InduktionsproblemHumes Kritik an Induktion und
Kausalität
Was heißt Wissenschaftstheorie?Allgemeine
Wissenschaftstheorie
• hat zum Ziel, Wissenschaft als spezifische Form neuzeitlichen
Denkens in allen ihren Hinsichten zu begreifen und begreiflich zu
machen;
• ist als Metatheorie zunächst Philosophie, die auf den
‚Gegenstand‘ Wissenschaft angewandt wird;• kann daher differenziert
werden nach (anderen) philosophischen Teildisziplinen
(Wiss.ontologie,
Wiss.erkenntnistheorie, Wiss.logik …Wiss.ethik). Spezielle
(Bereichs-) Wissenschaftstheorien:
• haben zum Ziel, Besonderheiten der jeweiligen
Einzelwissenschaften zu konstatieren und zu analysieren;
• orientieren sich dabei besonders an den Methodologien der
Einzelwissenschaften; • können nach den Klassifikationskriterien
der Allgemeinen Wissenschaftstheorie in Gruppen
zusammengefasst werden (Theorie der Geistes- und
Naturwissenschaften etc.)
Induktion, Naturgesetzlichkeit und KausalitätInduktion vs
DeduktionInduktion (lat. inductio , griech. epagogé ): Heranführen,
Hinführen zu etwas
Besonderes Allgemeinen→Deduktion (lat. deductio , griech.
apagogé): Wegführen, Herabführen von etwas.
Allgemeines Besonderen→
Induktion Induktion Deduktion
Deduktion
Die aufzählende InduktionBeispiel: „Alle Schwäne (dieses
Teiches) sind weiß“
w(S1) w(S∧ 2) w(S∧ n) → ∀x w(x)
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Allg
Bes Bes
Bes BesBesonderes
Allgemeines
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Ausdehnung: „Alle Schwäne sind weiß“. (?)Der Klassische
InduktivismusBegründer: Francis Bacon (1561 – 1626)
• (‚Gereinigte‘) Beobachtungsaussagen sind wahr und gewiss;•
Übertragbarkeit von Wahrheit und Gewissheit von
Beobachtungsaussagen durch Induktion auf Gesetze
und Theorien übertragen;• Induktion als Mittel sowohl der
Auffindung als auch der Rechtfertigung der Gesetze und Theorien
einer
empirischen Wissenschaft;• Wissenschaftsfortschritt durch
‚Erfahrungskumulation‘
‚Achillesferse‘ des älteren Induktivismus:Gibt es
‚wahrheitskonservierende‘ Erweiterungsschlüsse? (Problem der
Induktion bzw. ‚Humesches Problem‘)‚Prinzip der Induktion‘ als
‚Antwort‘ (?):
Wenn eine (hinreichend) große Anzahl von A unter einer
(hinreichend) großen Vielfalt von Bedingungen beobachtet wird, und
wenn alle diese beobachteten A ohne Ausnahme die Eigenschaft B
besitzen, dann besitzen alle A die Eigenschaft B.
Der Klassische NaturgesetzbegriffEin Naturgesetz ist eine wahre
empirische All-Aussage, die weder räumlich noch zeitlich in ihrer
Gültigkeit eingeschränkt und durch ‚natürliche Notwendigkeit’
gekennzeichnet ist:
• Wahrheitsbedingung → Beobachtung• Allgemeinheitsbedingung →
Induktion• Notwendigkeitsbedingung → Metaphysik (?)
Klassisches KausalitätsprinzipIn der Natur gibt es zu jedem
beobachtbaren Ereignis B eine bestimmte Ursache A, aus der B nach
einer bestimmten Regel mit Notwendigkeit folgt (Prinzip der
„Determination allen Naturgeschehens“):
A B→ (“aus A folgt B”)Humes Kritik an Kausalität und
InduktionDavid Hume (1711 – 1776)„Humes fork“: Alle Sätze sind
entweder
• analytisch („relations of ideas“; Vernunftwahr-heiten,
logische Wahrheiten), oder • synthetisch („matters of fact“,
Tatsachen-wahrheiten, empirisch wahre Aussagen).
(Treatise of Human Nature (1738/40) bzw. Enquiry Concerning
Human Understanding (1748)).
Kausalitätsprinzip: analytisch oder synthetisch ?• Nicht
analytisch: Der Begriff der Ursache enthält nicht den der Wirkung!•
Also synthetisch: Beruht auf Erfahrung, kann daher aber nicht der
Begründung von Erfahrung dienen
(Zirkelvorwurf!).• Ausdehung des Arguments auf
Wahrscheinlichkeiten.
Umformulierung des Prinzips: • Von zwei aufeinanderfolgenden
Ereignissen A und B ist A die Ursache von B, wenn es unmöglich
ist,
dass A eintritt, ohne dass B darauf folgt: A B→Humes Kritik: Ein
unberechtigtes: „ post hoc, ergo propter hoc“ ! Das “Prinzip der
Induktion” ist kein logischer Schluss (nicht analytisch); als
synthetisches (Erfahrungs-) Urteil nicht geeignet, allgemeine
Erfahrungsurteile zu begründen (Zirkelvorwurf!).
Vorlesung 13: WissenschaftstheorieInduktion, Kausalität und
Naturgesetz bei Hume, Kant und Popper
Kants Kritik an Hume und die Existenz synthetischer Prinzipien a
prioriPoppers Antwort auf das Problem der Induktion
Das Abgrenzungsproblem (bei Popper): Erfahrungswissenschaften
vs. Metaphysik, Logik und Mathematik
Induktion, Kausalität und Naturgesetz bei Hume, Kant und
PopperHumes Kritik des Kausalitätsprinzips
Ein unberechtigtes: „ post hoc, ergo propter hoc“ . Humes
eigenes Problem:
Verteidigung einer psychologischen Gewohnheitstheorie von
Kausalität und Induktion.Page 22 of 24
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
Kants Begründung von Kausalität (und ‚rationaler‘
Induktion)Immanuel Kant (1724 – 1804):
• Gegen Humes ‚Regularitätstheorie‘ von Naturgesetzen.•
Kausalitätsprinzip als synthetisch-apriorisches Prinzip
„Alle Veränderungen geschehen nach dem Gesetz der Verknüpfung
von Ursache und Wirkung“(Kritik der reinen Vernunft, 2. Aufl. 1788;
B 232)
„Diese vollständige [...] Auflösung des Humischen Problems
rettet den allgemeinen Naturgesetzen ihre Gültigkeit, als Gesetzen
des Verstandes, doch so, dass sie ihren Gebrauch nur auf Erfahrung
einschränkt, darum, weil ihre Möglichkeit bloß in der Beziehung des
Verstandes auf Erfahrung ihren Grund hat: nicht aber so, dass sie
sich von Erfahrung, sondern dass Erfahrung sich von ihnen ableitet,
welche ganz umgekehrte Art der Verknüpfung Hume sich niemals
einfallen ließ.“
(I. Kant: Prolegomena, § 30)
Wir tragen das Kausalitätsprinzip (Ursache-Wirkung) in uns und
tragen es an die Objekte heran.Erfahrung leitet sich aus den
Naturgesetzen ab, nicht umgekehrt.
analytisch: Negation analytischer Urteile führt zu
Kontradiktionen.synthetisch: Negation synthetischer Urteile ist
zulässig.apriori: Erfahrungsunabhängige Urteile.aposteriori:
Erfahrungsabhängige Urteile.
analytisch synthetisch
(a) (?) (b)
a priori a posterioria) Alle analytiscen Urteile sind
a-priori.b) Alle synthetischen Urteile sind a-posteriori
Hume als Anstoss seiner Überlegungen, aber er argumentiert
dagegen.Übernahme von Hume's Forkzweite Unterscheidung zwischen
apriori und aposterioriKant hat ein Problem mit (b) im der obrigen
Tabelle. Kant glaubt an synthetisch-apriori Urteile.Sie sind
synthetisch, weil erkenntniserweiternd.Sie sind apriori, weil
notwendig.Wir haben 2 Erkenntnisquellen: logischer Verstand und
Intuition von Raum, Zeit, etc.
Poppers Antwort auf das InduktionsproblemHauptwerke von Karl R.
Popper:
Die beiden Grundprobleme der Erkenntnistheorie (1930-1933, publ.
1979).Logik der Forschung. Zur Erkenntnistheorie der modernen
Naturwissen- schaften (1935).Objektive Erkenntnis (1973, engl.
1972)Vermutungen und Widerlegungen. 2 Bde., 1994/97, engl.
1973).
Hume'sches oder InduktionsproblemKant'sches oder
Abgrenzungsproblem
Einige Grundzüge des Kritischen Rationalismus (Fallibilismus)
von Karl R. PopperHauptmerkmale (zur Wiederholung):
• Ablehnung des ‚Prinzips der zureichenden Begründung‘ (gegen
den ‚Fundamentalismus‘ des klassischen Empirismus und
Rationalismus)
• Einführung des ‚Prinzips der kritischen Prüfung‘
(Widerlegungs- statt Rechtfertigungsversuche)• Verzicht auf die
traditionelle Forderung nach Wahrheitsgewissheit und
Unfehlbarkeit
Poppers Kritik an Hume „Die Antworten, die Hume auf das logische
und das psychologische Induktions- problem gibt, führen direkt
zu
einem irrationalistischen Schluß. Nach Hume ist all unsere
Erkenntnis, besonders all unsere wissenschaftliche Erkenntnis,
irrationale Gewohnheit oder irrationaler Brauch, und sie ist
rational vollkommen unvertretbar. Hume selbst hielt das für eine
Form des Skeptizismus; jedoch war es, wie Bertrand Russell zeigte,
eine unbeabsichtigte Kapitulation vor dem Irrationalismus. Es ist
eine erstaunliche Tatsache, daß ein einzigartiges kritisches Genie,
einer der rationalsten Köpfe aller Zeiten, nicht nur nicht mehr an
die Vernunft glaubte, sondern
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Inhalt WS08-09 “Einführung in die theoretische Philosophie”
(Daniel Lommes)
ein Verfechter der Unvernunft, des Irrationalismus wurde.“(K. R.
Popper: Das Problem der Induktion, 1953)
Popper meint, dass es kein logisch-rationales Prinzip der
Induktion geben kann. Der Psychologismus von Hume ist aber keine
Lösung, sondern eine Kapitulation. Das ist Irrationalismus!
Popper weist die Möglichkeit von synthetisch-apriorischen
Urteilen zurück.Daher: Wir können die Wahrheit nicht verbürgen;
naturwissenschaftliches Wissen ist Vermutungswissen.
Poppers Antwort auf das Induktionsproblem„Auf diese Weise kommen
wir zu einer Neuformulierung des logischen Induktionsproblems
Humes, etwa so: [… ]
Die Antwort auf dieses Problem lautet: Wie Hume impliziert, ist
es sicher nicht gerechtfertigt, von einem Einzelfall auf die
Wahrheit des entsprechenden Gesetzes zu schließen. Aber man kann
diesem negativen Resultat ein Zweites, ebenso negatives,
hinzufügen: Es ist gerechtfertigt, von einem Gegenbeispiel auf die
Falschheit des entsprechenden allgemeinen Gesetzes zu schließen
(das heißt, eines jeden Gesetzes, für das es ein Gegenbeispiel
ist). Mit anderen Worten: Von einem rein logischen Standpunkt aus
impliziert das Akzeptieren eines Gegen-beispiels für ‘Alle Schwäne
sind weiß’ die Falschheit des Gesetzes ‘Alle Schwäne sind weiß’ -
das heißt, des Gesetzes, dessen Gegenbeispiel wir akzeptiert haben.
Die Induktion ist logisch unhaltbar; aber die Widerlegung oder
Falsifizierung ist ein logisch zulässiger Weg, von einem einzigen
Gegenbeispiel auf das entsprechende Gesetz zu schließen (oder
besser: es auszuschließen).“
(K. R. Popper: Das Problem der Induktion, 1953)
alle unsere allgemeinen Gesetze werden immer Annahmen
bleiben.Poppers methodologische Konsequenz: Spekulativer Charakter
wissenschaftlicher Theoriebildung
„Humes negatives Resultat weist ein für allemal nach, daß alle
unsere allgemeinen Gesetze oder Theorien für immer Annahmen
bleiben, Vermutungen, Hypothesen. Aber das zweite, das negative,
die Kraft von Gegenbeispielen betreffende Resultat, schließt die
Möglichkeit einer positiven Theorie keineswegs aus, wonach wir mit
rein rationalen Argumenten einige konkurrierende Vermutungen
anderen vor ziehen können. Unsere logische Analyse führt uns also
direkt zu einer Theorie der Methode und besonders zu der folgenden
methodologischen Regel. Du sollst kühne Theorien mit großem
informativen Gehalt aus probieren und anstreben; und dann laß diese
kühnen Theorien konkurrieren, indem du sie kritisch diskutierst und
strengen Prüfungen unterziehst.“
(K. R. Popper: Das Problem der Induktion, 1953)
Hypothetischer Charakter empirischer Theorien nach Popper„So ist
die empirische Basis der objektiven Wissenschaft nichts
,Absolutes'; die Wissenschaft baut nicht auf
Felsengrund. Es ist eher ein Sumpfland, über dem sich die kühne
Konstruktion ihrer Theorien erhebt; sie ist ein Pfeilerbau, dessen
Pfeiler sich von oben her in den Sumpf senken - aber nicht bis zu
einem natürlichen, ,gegebenen' Grund. Denn nicht deshalb hört man
auf, die Pfeiler tiefer hineinzutreiben, weil man auf eine feste
Schicht gestoßen ist: wenn man hofft, daß sie das Gebäude tragen
werden, beschließt man, sich vorläufig mit der Festigkeit der
Pfeiler zu begnügen.”
(K. R. Popper: Logik der Forschung, S. 75f.)
Abgrenzungskriterium nach Popper: Falsifizierbarkeit„Für mich
ist also Wissenschaft folgendes. Ich versuche aus sehr guten
Gründen nicht, sie zu definieren. Ich
möchte nur ein einfaches Bild geben von der Art von Menschen,
die ich meine, und von ihren Aktivitäten. Und das Bild wird eine
grobe Vereinfachung sein: es sind Menschen mit mutigen Ideen, die
aber ihren eigenen Ideen gegenüber höchst kritisch sind; sie
versuchen herauszufinden, ob ihre Ideen richtig sind, indem sie
versuchen herauszufinden, ob sie nicht vielleicht falsch sind. Sie
arbeiten mit kühnen Vermutungen und strengen Widerlegungsversuchen
ihrer eigenen Vermutungen. Mein Kriterium für die Abgrenzung
zwischen Wissenschaft und Nicht-Wissenschaft ist eine einfache
logische Analyse dieses Bildes. Wie gut oder wie schlecht es ist,
wird sich an seiner Fruchtbarkeit zeigen.“
(K. R. Popper: Das Abgrenzungsproblem, 1974)
Eine Theorie ist eine empirische Theorie, wenn sie
falsifizierbar ist, das heisst wenn sie alle Beobachtungen in zwei
getrennte, nicht leere Mengen teilt. Die erste Menge ist die der
erlaubten, vorhergesagten Beobachtungen, die zweite die der
verbotenen Beobachtungen. Das Auftreten einer Beobachtung aus der
zweiten Menge falsifiziert diese Theorie.
Zusammenfassung und Abschluss zu den ‚beiden Grundproblemen‘
nach Popper• ‚Auflösung‘ des (logischen) Problems der Induktion
durch das Prinzip der Falsifikation . • Auszeichnung des Bereichs
der (wissenschaftlichen) Erfahrungserkenntnis durch das Kriterium
der
Falsifizierbarkeit.• Favorisierung der Wahrheitsannäherung und
der Fallibilität (Fehlbarkeit) wissenschaftlicher Erkenntnis
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