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Europa-Universität Viadrina Kulturwissenschaftliche Fakultät Masterstudiengang: Literaturwissenschaften Masterclass Experimental Speculations, Speculative Experimentations Prof. Melanie Sehgal Wintersemester 2013/2014 Writing the Animal Möglichkeiten einer literarischen Annäherung an Tiere Denise Czerny Matrikel: 45258 Exerzierstr. 13 Fachsemester: 5 13357 Berlin [email protected]
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Writing the Animal

May 13, 2023

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Europa-Universität Viadrina Kulturwissenschaftliche Fakultät Masterstudiengang: Literaturwissenschaften Masterclass Experimental Speculations, Speculative Experimentations Prof. Melanie Sehgal Wintersemester 2013/2014

Writing the Animal Möglichkeiten einer literarischen Annäherung an Tiere

Denise Czerny Matrikel: 45258 Exerzierstr. 13 Fachsemester: 5 13357 Berlin [email protected]

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 Panel aus dem Comic „Das melancholische Tier“ von Nimb-Lab, in: Ich das Tier – Tiere als Persönlichkeiten der Kulturgeschichte.  

             

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Inhaltsverzeichnis          Einleitung 4 1. Die Frage und ihre Dimensionen

1.1 Überlegungen in Elizabeth Costello 7

1.2 Die Voraussetzungen 9

2. Der Mensch-Tier-Dualismus 12 3. Das sprechende Tier – Potenzen einer Anthropomorphisierung 15 4. Literatur und moralische Motivation 17 5. Jaguar, Vampirtintenfisch und Australischer Schäferhund – Literarische Tendenzen 5.1 Ted Hughes’ The Jaguar / A Second Glance at a Jaguar 20 5.2 Donna Haraways The Companion Species Manifesto 22 5.3 Vilém Flussers Vampyroteuthis infernalis 24 6. Fazit 27 Literaturverzeichnis 29 Selbstständigkeitserklärung 30                                        

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  4  

Einleitung

Eine störrische, alternde Dame ist die Figur Elizabeth Costello in J. M. Coetzees

gleichnamigem Roman von 2003. Entgegen üblicher Höflichkeitsformen und akademischer

Etikette begegnet die ehemals außerordentlich erfolgreiche australische Autorin den

Menschen, die ihr nahe stehen gleichermaßen wie jenen, welche sie kaum kennt, mit einer

Mischung aus provokanter Ehrlichkeit und unnachgiebiger Überempfindlichkeit. Mit ihren

Vorträgen, Reden und Äußerungen stößt sie andere vor den Kopf und verschließt sich doch

selbst jeder Form von konstruktiver Auseinandersetzung mit Kritik.

Dennoch plädiert ausgerechnet jene Protagonistin in dem Werk für die Anerkennung und

Durchsetzung einer sehr speziellen Form der Empathie: Elizabeth Costello tritt für die

Gleichberechtigung von Tieren im Verhältnis zum Menschen ein. Dabei geht es der

strengen Vegetarierin um all die zahlreichen Facetten und Bereiche der sich in Schieflage

befindenden und tagtäglich weiter zuspitzenden Beziehung zwischen dem Menschen – als

Individuum wie als Ganzheit der Spezies – und dem Tier – auch hier als Einzelnem wie als

begrifflicher Platzhalter für die Vertreter der verschiedensten Spezies. Der Horror1 welcher

sich in den Haltungs- und Produktionsstätten der Lebensmittelindustrie, den

wissenschaftlichen Laboren und Unterhaltungszwecken dienenden Gefängnissen überall auf

der Welt für Tiere vollzieht, ist ein Anliegen, welches Elizabeth Costello zu kommunizieren

und anzuprangern nicht müde wird. Worauf sie hinaus will, ist eine Veränderung des

Zugangs, den Menschen zu Tieren finden. Über einen respektvollen, empathischen Einblick

in ihr Dasein soll sich eine Verschiebung der Wahrnehmung von Tieren als der

übergeordneten Spezies Mensch zur Verfügung stehendes Material hin zu einer Betrachtung

und Akzeptanz als vielfältige, gleichberechtigte Menge von Mitseienden gestalten lassen

können. Einer der Wege zu einem solchen Einblick ist im Hinblick auf die Potenzen ihrer

eigenen Profession für Costello der, der Literatur. Dabei gesteht sie ihr nicht nur die

Möglichkeit zu, rhetorisch jene Schrecken zu beschwören2, die der Realität entsprechen und

welche über die Kunst eine emotive Wirkung erzielen. Costello stellt den Anspruch an eine

Literatur auf, die dem Menschen die Tiere selbst über Sprache vor Augen führt und damit

etwas in ihm auslöst, das ihn verändert.

Doch inwiefern ist eine solche Möglichkeit überhaupt denkbar? Was im ersten Moment nach

einem recht esoterischen Einfall klingt, wird nur an wenigen Stellen des Romans überhaupt

ausführlicher gemacht. Zwar ist es nicht so, dass Tiere an sich kein essentieller Bestandteil

des Themenspektrums der Literatur wären. Doch was in Anspielung auf die Forderung der

                                                                                                               1  Vgl.  J.  M.  Coetzee:  Elizabeth  Costello,  Penguin  Books,  New  York,  2003,  S.  63.  2  Vgl.  ebenda.  

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  5  

Figur Elizabeth Costello den Einsatz markiert, ist die Funktion, die Tieren als Bestandteil von

Literatur zuteil wird. Die Art der Verbindung, die zwischen Mensch und Tier über das Medium

der Sprache hergestellt wird, entscheidet – bewegt man sich innerhalb der Richtlinien,

welche die kurzen Passagen in Elizabeth Costello vorgeben – über die moralische Relevanz

eines literarischen Werkes für das Zusammenleben der differenten Lebewesen.

Die bedeutsame Forderung nach Gleichberechtigung zwischen ihnen eröffnet eine enorme

Breite von Bedingungen, die innerhalb der verschiedensten Disziplinen erforscht worden sind

und noch weiter diskutiert werden müssen. Biologische Erkenntnisse, philosophische

Theorien, kulturelle Konventionen und andere Aspekte beeinflussen den Umgang mit Tieren

und das Verständnis, das von der Positionierung ihnen gegenüber herrscht. Nicht zuletzt ist

die Frage nach der Mensch-Tier-Beziehung hochgradig situations- und speziesabhängig: wie

wir mit einigen Molluskenarten als lebendig zu verspeisender Delikatesse verfahren, würde

uns im Bezug auf die eigene Hauskatze niemals einfallen.

Dennoch steht im Zentrum der vorliegenden Arbeit die Frage nach der Möglichkeit einer

Annäherung an Tiere über Narrative. Als Form der Sprache, die zumindest hypothetisch die

Antwort des Tieres selbst erkundet, ist die Literatur konträr zu einer theoretischen oder

wissenschaftlichen Argumentation zu dem Thema. Aber auch wenn die Haltung, die wir

Tieren gegenüber aus einer philosophischen Tradition heraus einnehmen, nicht unerwähnt

bleiben kann, soll es gar nicht so sehr das Ziel sein, die Probleme und Fragen nach der

conditio humana und den Bedingungen des Tierseins zu stellen. Vielmehr liegt das Interesse

darauf, wie weit Literatur gehen kann – wie weit auf das Tier zu und wie weit, mit ihm

gemeinsam in den Menschen, den Leser, hinein, um so zum verbindenden Medium zu

werden. Welchen Fokus also hat eine Literatur, die sich auf das Tier zu bewegen möchte?

Inwiefern diese Bewegung tatsächlich stattfindet oder nur eine Illusion ist, kann sowieso nur

spekuliert werden. Der esoterische Beiklang wird darin auch weiterhin mitschwingen, nicht

zuletzt deshalb, weil nicht nur aus den Reden der Elizabeth Costello die Hoffnung ablesbar

ist, dass die entstehenden Narrative dazu beitragen, den Menschen zu einem besseren,

weniger grausamen und ausnutzenden Wesen zu machen.

Vorerst muss also die Dimension der Frage nach einer solchen Art von Literatur geklärt

werden, indem auch darauf eingegangen wird, was ihr bislang im Weg stand und steht.

Weiterhin werden einige klassische literarische Tendenzen daraufhin untersucht, wie weit

sich ihre Wagnisse und Ergebnisse in Richtung des Tiers bewegt haben, bevor geschaut

wird, wie literarisch noch weiter gegangen werden kann und zu welchen Auswirkungen das

schließlich führen soll und vielleicht auch kann. Auch wenn Coetzees Roman kein

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  6  

wissenschaftlicher sondern ein eindeutig fiktiver Text ist, dienen die darin formulierten Ideen

zu dem Thema als guter Ausgangspunkt für eine Untersuchung – nicht nur weil er die Option

bietet, eine methodischen Umsetzung der inhaltlichen Diskussion zu wagen.

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1. Die Frage und ihre Dimensionen

1.1 Überlegungen in Elizabeth Costello

Wie einleitend bereits formuliert, ist die Frage, inwiefern eine literarische Annäherung an

Tiere möglich ist, eine sehr breit gefasste. Für Coetzees Elizabeth Costello liegt in ihr das

Spektrum der Verbindungen zwischen einer konkreten Arbeit an der Sprache und der

Positionierung des Arbeitenden zu den Tieren. Sie fordert sinngemäß, dass etwas aus der

Sprache gemacht wird – also ein Potenzial ausgeschöpft wird, welches erkennbar aber

ungenutzt ist. Im Bezug auf den deutschen Primatenforscher Wolfgang Köhler, der

gefangene Schimpansen untersuchte, drückt sie ihre vage Vorstellung aus, dass die

konkrete Situation, welche von Mensch und Affen erlebt wird, den Ausgangspunkt für die

Spracharbeit bildet:

„Wolfgang Köhler was probably a good man. A good man but not a poet. A poet would have made something of the moment when the captive chimpanzees lope around the compound in a circle, for all the world like military band, some of them as naked as the day they were born, some draped in cords or old strips of cloth that they have picked up, some carrying pieces of rubbish.“3

Der spezifische Unterschied in der Herangehensweise wird von ihr also im Einsatz der

Sprache markiert. Dabei wird nicht unbedingt klar, was es genau sein soll, das sie der

Poesie zutraut, auch wenn wenige Zeilen später der Begriff des Gefühls auftaucht, welches

als entscheidendes Mittel der Bearbeitung dienen soll:

„Nothing in their previous lives has accustomed the apes to looking at themselves from the outside, as if through the eyes of a being that does not exist. So, as Köhler perceives, the ribbons and the junk are there not for the visual effect, because they look smart, but for the kinetic effect, because the make you feel different – anything to relieve the boredom. This is as far as Köhler, for all his sympathy and insight, is able to go; this is where a poet might have commenced, with a feel for the ape’s experience.“4

Dass Köhler selbst die Gefühle der Affen in Form von haptischen oder kinetischen

Zusammenhängen mit den Fundstücken anerkennt, reicht Costello offenbar nicht aus; das

Ziel liegt für sie im weiteren Vordringen auf poetische Weise. Dies beinhaltet allerdings auch

die Prämisse, dass ein Fühlen über Sprache gelingen kann. Die Analyse und Debatte über

die Tiere, ihre Lebensweisen, ihr Verhältnis zum Menschen und vielleicht sogar ihre

Fähigkeit zu leiden, erfolgt – so auch Köhlers Anerkennung bestimmter Beweggründe der

Affen – über die philosophische Sprache. Doch eine Annäherung im Sinne des Gefühls kann

sie nicht leisten, statt dessen bewahrt sie die Distanz:

„It is a philosophical language in which we can discuss and debate what kind of souls animals have, whether they reason or on the contrary act as biological automatons, whether they have rights in respect of us or wheter we merely have duties in respect of them.“5

                                                                                                               3  Coetzee,  S.  74.  4  Ebenda.  5  Coetzee,  S.  66.  

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  8  

Die Dualität aus den form- und funktionsgebenden Sprachgenres Philosophie und Poesie ist

in Costellos Vortrag also analog zur Dualität aus Denken und Fühlen gestellt –

dementsprechend stark macht sie auch den physischen Ausgangspunkt für letztere. Der

Körper – als Tierkörper wie als Menschenkörper – wird als zentrales Instrument einer

Annäherung gesetzt, die sich hingegen nicht nur physisch sondern auch mental vollzieht.

Das erscheint im ersten Moment paradox. Costello formuliert es so, dass es eine körperliche

Form des Wissens gibt, die sich beispielsweise darin äußere, dass sie selbst manchmal

wisse, wie sich ein Leichnam fühlt: „The knowledge we have is not abstract – ,All human

beings are mortal, I am a human being, therefore I am mortal’ – but embodied.“6 Eine solche

sensuelle Erfahrung eines imaginären Zustands ist für sie allerdings nicht nur auf die Stadien

des eigenen Körpers beschränkt, sondern kann wesensübergreifend funktionieren: „Now I

ask: if we are capable of thinking our own death, why on earth should we not be capable of

thinking our way into the life of a bat?“7 Elisabeth Costello geht es also nicht darum, ein Tier

intensiv zu beobachten oder sich mit ihm zu solidarisieren, sondern es über den Weg der

Imagination für eine bestimmte Zeit zu sein.

Wozu also ist ein solches Außer-sich-sein notwendig und wie soll sich seine Umwandlung in

die Symbolik der Sprache vollziehen?

Costello geht darauf ein, dass die physische Begegnung zwischen Mensch und Tier, welche

sich in den von ihr nicht näher bestimmten „alten Zeiten“ – also einer offenbar frühzeitlichen

Epoche – abgespielt hat, von einem Respekt, auch im Sinne von Angst, begleitet war, der es

zugelassen hat, dass beide Seiten zur entsprechenden Situation Möglichkeiten des eigenen

Ausdrucks finden konnten: „In the olden days the voice of man, raised in reason, was

confronted by the roar of the lion, the bellow of the bull.“ 8 Mit der zunehmenden

Domestizierung und Unterwerfung der Tiere durch die Waffengewalt des Menschen, fand

das Gebrüll der Löwen und Bullen kein Gehör mehr. Auch wenn es im physikalischen Sinne

nicht verschwunden ist, so wurde und wird den Tieren doch ihre Stummheit aufgezwungen:

„Man went to war with the lion and the bull, and after many generations won that war definitely. Today these creatures have no more power. Animals have only their silence left with which to confront us. Generation after generation, heroically our captives refuse to speak to us.“9

In einer Zeit wie der heutigen, in der die Gelegenheiten für physische Begegnungen mit

Tieren für viele Menschen gegen null tendieren, beziehungsweise von einem derart starken

Anthropozentrismus und Anthropomorphismus bedingt sind, dass sie figurativ für die

                                                                                                               6  Coetzee,  S.  77.  7  Ebenda.  8  Coetzee,  S.  70.  9  Ebenda.  

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Begegnungen mit leblosem Material oder anderen menschlichen Persönlichkeiten 10

einstehen müssen, könnte ein Ersatz in der Imagination der tierischen Präsenz gesucht

werden. Mithilfe seiner eigenen Phantasie erzeugt der Mensch so das andere Lebewesen

als Erscheinung. Er imaginiert, so will es Costellos Forderung, aber auch die Formen des

tierischen Ausdrucks – das Gebrüll, den Ultraschall, die Chromatophoren, die Bewegungen.

Während der Produktion dieser Vorstellungen ist der Mensch das Tier.

Doch Costello geht es in der Propagierung einer bestimmten Literaturform nicht darum, zu

einem Gedankenexperiment zu ermutigen, mit welchem sich der Mensch nur einmal mehr

selbst in seiner Außergewöhnlichkeit bestätigt. Das Sich-in-das-Tier-Hineinversetzen soll

vielmehr zu einem elementaren Bedürfnis im Zuge der Entwicklung einer konstanten und

verantwortungsvollen Beziehung zwischen dem Subjekt und seiner Umwelt werden. Einen

entscheidenden Anteil an dieser Art von Beziehung hat eine (stets intersubjektive)

durchdringende Akzeptanz eben jener Körperlichkeit, die sie auch als das passende Mittel

für die phantasievolle Erfahrung erklärt hat und die konträr zur reinen Vernunftübung steht:

„To thinking, cogitation , I oppose fullness, embodiedness, the sensation of being – not a consciousness of yourself as a kind of ghostly reasoning machine thinking thoughts, but on the contrary the sensation – a heavily affective sensation – of being a body with limbs that have extensions in space, of being alive to the world. This fullness contrasts starkly with Descartes’ key state, which has an empty feel to it: the feel of a pea rattling around in a shell.“11

Auch wenn sie eigentlich als das Instrument der Vernunft verstanden wird, ist die Sprache

als Umsetzungsmodus der beschriebenen sinnlichen Erfahrung wichtig. Nur als

materialisierte Form, wie der Körper selbst eine ist, wird die Imagination zu einer Grundlage

für einen Diskurs, nur so ist der Ausdruck der Tiere wieder hör- und sichtbar.

1.2 Die Voraussetzungen

In einigen Punkten des Romans erweckt die Beschreibung der Literatur, welche Costello als

gelungen im Hinblick auf das Mensch-Tier-Verhältnis empfindet, sowie der

Herangehensweise, derer es zur Produktion einer solchen bedarf, ein gewisses Verständnis

– der Leser erhält eine vage Ahnung, was mit den Ausführungen gemeint sein und wozu

eine solche Literatur dienen könnte. Dennoch bleiben viele Punkte und Schritte dabei im

Dunkeln. Das mag zu einem großen Teil daran liegen, dass sowohl die Vorstellung von der

Existenz einer Literatur, die eine Annäherung an Tiere bewirken kann, als auch die Klärung

                                                                                                               10  Vgl.  Martina  Stephany,  die  schreibt,  dass  neue  Formen  der  Haustierhaltung  entstanden  sind,  um  den  eigentlich  verlorengegangenen  Kontakt  mit  Tieren  zu  kompensieren.    Martina  Stephany:  Der  Mensch  im  Tier  –  Anthropomorphisierung  und  Fiktionalisierung  von  Tieren  im  Zeichentrickfilm,  in:  Die  Frage  nach  dem  Tier,  S.  123.  11  Coetzee,  S.  78.  

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dessen, was ihr Schreiben bedingt, eine Reihe von Voraussetzungen ideologischer und

epistemologischer Art fordert, die wiederum alles andere als selbstverständlich sind.

Zuallererst gibt es die Bedingung, dass Menschen den Prozess, den eine solche Literatur

erfordern würde, ebenso wie ihre moralischen Bestrebungen, in gesellschaftlicher Hinsicht

etwas zu bewirken, überhaupt als etwas Sinnvolles und Nützliches erkennen können. Das

impliziert, dass sie die Meinung teilen, dass die Mensch-Tier-Beziehungen, welche in einer

industrialisierten Gesellschaft herrschen, problematisch und einseitig profitabel

beziehungsweise gar ungerecht und grausam sind – andernfalls gäbe es keinen Anlass, sie

zu thematisieren.

Wenn der Umgang mit Tieren als kritikfähig erkannt wird, muss die Position, die der Mensch

ihnen gegenüber in einem Rangverhältnis einnimmt, überdacht und hinterfragt werden. Ein

solches Überdenken ist beinahe uferlos. Die Suche nach Gemeinsamkeiten und

Unterschieden, evolutionären Bedingungen und ökologischen Zusammenhängen kann sich

in alle denkbaren Bereiche ausdehnen, welche an dieser Stelle nicht abgehandelt werden

können und von denen unklar ist, ob sie wirklich feste Lösungsparameter zu bieten haben.

Denn bestimmend ist für derartige Untersuchungen auch immer die Frage, wie weit der

Mensch Formen der Gleichberechtigung oder eines berechtigten Entgegenkommens

überhaupt zulassen will. Viele Aspekte des menschlichen Daseins, nicht nur die Ernährung

und medizinische Versorgung, hängen von genau der Position ab, die gegenüber anderen

Lebensformen eingenommen wird. Sie ist konstitutiv für die Handlungsspielräume wie auch

für die Selbstwahrnehmung des Menschen. Jessica Ullrich, Friedrich Weltzien und Heike

Fuhlbrügge stellen in dem Vorwort zu ihrem Buch Ich das Tier – Tiere als Persönlichkeiten in

der Kulturgeschichte die entscheidende Frage: „Brauchen wir Menschen diesen

Distinktionsapparat und was passiert, wenn man ihn einmal hypothetisch suspendiert?“12

Abgesehen von der Positionierung zwischen Mensch und Tier, steht innerhalb eines solchen

Denkens auch das menschliche Konstrukt bestimmter Ordnungen zwischen den Tierarten

untereinander auf dem Spiel. Die Haltung die wir einer Art und ihrem Dasein gegenüber

einnehmen, hängt von verschiedenen Faktoren ab, die für Ullrich, Weltzien und Fuhlbrügge

allerdings alle auf ein Nützlichkeitsverhältnis zurückzuführen sind. Sie machen deutlich,

„dass uns Menschen Tier nicht gleich Tier ist. Wer etwas zu bieten hat – sei dies Nahrung,

Schutz oder Unterhaltung – , der steht näher an einem Einschlussangebot in die humane

Lebensgemeinschaft, als derjenige, der Gefahr bedeutet, Krankheiten überträgt oder schlicht

abstoßend aussieht.“13 Die Suche nach Gemeinsamkeiten auch mit jenen Spezies, die im

                                                                                                               12  Jessica  Ullrich,  Friedrich  Weltzien,  Heike  Fuhlbrügge  (Hg.):  Ich  das  Tier  –  Tiere  als  Persönlichkeiten  in  der  Kulturgeschichte,  Dietrich  Reimer  Verlag,  Berlin,  2008,  S.  10.  13  Ullrich,  Weltzien,  Fuhlbrügge,  S.  12.  

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menschlichen Alltag nicht unbedingt vertreten sind, oder uns in evolutionärer Hinsicht nicht

sonderlich nahe stehen, ist allerdings die Basis für die Vorstellung etwas mit ihnen teilen zu

können, das sich imaginativ artikuliert.

Sich selbst diesen imaginativen Schritt überhaupt zuzutrauen, ist auch eine umfangreiche

Frage des Verständnisses von Körper und Geist, deren Einheit oder deren Spaltung. Eine

reflektierte, geistig gesteuerte Körperempfindung, welche von beiden Seiten zu gleichen

Teilen in Form gebracht wird, bedarf eines Subjekts, welches auf eine unauflösbare

Durchdringung der Komponenten vertraut, abstrakte Kategorisierungen in diesem

Zusammenhang ablehnt und zwar nicht nur für den Geist und Körper des Menschen,

sondern auch für die äquivalenten Einheiten des tierischen Daseins. Zusätzlich muss die

Literatur für ein Medium gehalten werden, welches diese Durchdringung in sich bewahren

und vermitteln kann.

Unter diesen Bedingungen kann sich schließlich die spannende Untersuchung der

Zeugenschaft ergeben, wie auch Jacques Derrida sie in seinem Werk L’animal que donc je

suis erfragt: „Wer legt Zeugnis ab für was und wen? Wer beweist, wer erblickt, wer

beobachtet wen und was?“14, um eine um das Zeugnis des Tiers erweiterte Weltsicht zu

erhalten.

                                                                                                               14  Jacques  Derrida:  Das  Tier,  das  ich  also  bin,  Passagen  Verlag,  Wien,  2010,  S.  185.  

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2. Der Mensch-Tier-Dualismus

Wie schon in Punkt 1 angedeutet, ist die kategorische Abgrenzung des Menschen

gegenüber den Tieren in der westlichen Ideologie nicht nur stärker betont als jede andere

Differenz zwischen den Arten, sondern auch fundamental für die Selbstwahrnehmung.

Laut Giorgio Agamben resultiert dies zum einen aus der konsequenten Konstruktion binärer

Kategorien bezüglich des Lebens an sich: „Die Teilung des Lebens in vegetatives und relationales, organisches und animalisches, animalisches und humanes Leben durchzieht also wie eine bewegliche Grenze vornehmlich das Innere des Menschen, und ohne diese innerste Zäsur wäre die Entscheidung darüber, was menschlich und was nicht menschlich ist, wahrscheinlich nicht möglich.“15

Die Beurteilung und Einordnung der verschiedenen Körperfunktionen und -reaktionen erfolgt

innerhalb dieser Einheiten unter dem Aspekt des Verständnisses und der vernunftmäßigen

Steuerbarkeit. Während das Vegetative jenes bezeichnet, was dem Willen nicht untergestellt

werden kann, soll sich das Humane über die Verstandeskontrolle auszeichnen. Im Begreifen

des eigenen Organismus’ liegt für den Menschen darum gleichzeitig die beunruhigende

Einsicht über die Selbstständigkeit, den Automatismus, bestimmter Funktionen. Das Tier,

welches dem Menschen gegenübergestellt ist, bedeutet ihm die Verkörperung jenes zwar

bekannten aber eben nicht ganz nachvollziehbaren physischen Betriebs – es ist ihm

gleichzeitig nahe stehend und fremd. Genau dieser Zwiespalt regelt nach Agamben das

menschlich-tierische Verhältnis: „Nur weil so etwas wie das animalische Leben im Innern des Menschen abgetrennt worden ist, nur weil Distanz und Nähe zum Tier im Innersten und Unmittelbarsten ermessen und erkannt worden sind, ist es möglich, den Menschen den anderen Lebewesen entgegenzusetzen und zugleich die komplexe – und nicht immer erbauliche – Ökonomie der Beziehungen zwischen Menschen und Tieren zu organisieren.“16

Dass dem Tier die Kontrolle über Vernunft abgesprochen wird, mag seinen Ursprung auch in

der unzureichenden Fähigkeit liegen, zu verstehen, wie es fühlt, denkt, lebt.

Derrida macht zwei Kriterien deutlich an denen sich der Mensch in seiner Abgrenzung vom

Tier orientiert: zum einen ein allgemeiner, nicht spezifizierter Mangel des Tieres, der

inkommensurabel mit all jenen Mängeln ist, die der Mensch haben kann17, zum anderen die

nicht erfolgende symbolische Antwort des Tiers.

Zu dem ersten Kriterium muss gefragt werden, was eigentlich zuerst da war: die Abgrenzung

der anderen Lebewesen von der menschlichen Natur zur Behauptung der eigenen Spezies

und damit die Einstufung der anderen als mangelhaft; oder der Mangel, der zu dieser

Einstufung geführt hat. In einer kritischen Lektüre von René Descartes’ Erklärung der Tiere

als Mechanismen in De homine stellt Derrida den tautologischen Ansatz heraus, der seiner

                                                                                                               15  Giorgio  Agamben:  Das  Offene.  Der  Mensch  und  das  Tier,  Suhrkamp,  Frankfurt  am  Main,  2003,  S.  26.  16  Ebenda.  17  Vgl.  Derrida,  S.  120.  

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Ansicht nach der Annahme zugrunde liegt, nur der Mensch hätte Apparate und Fähigkeiten

zur bewussten Lenkung seiner Funktionen: „Wir haben hier eine Person, einen Menschen, und dieser Mensch ist einer, der, weil er es in der Fiktion verstanden hat, tadellose Automaten zu fabrizieren, in der Wirklichkeit, in einem Urteil den Schluss ziehen würde, daß die Tiere ihrerseits in Wahrheit Automaten seien, Automaten aus Fleisch und Blut. Und warum? Weil sie Automaten ähneln, die dem Menschen ähneln.“18

Aus dieser Festlegung der Minderwertigkeit ergibt sich die Setzung des tierischen

Unvermögens zur Antwort, dem Ausdruck eines Kommentars, zwangsläufig, denn ihr ist

bereits implizit, dass das Tier gar nicht in der Lage ist, die Frage – also die problematische

Grundlage, welche einen Kommentar evozieren kann – zu denken. „Das cartesianische Tier,

wie all seine Nachkommenschaft [...] wäre nicht fähig, auf echte Fragen zu antworten. Denn

ihm würde das Vermögen zu echten Fragen fehlen.“19

Letztlich leitet der Mensch seine moralischen Prinzipien den Tieren gegenüber aus genau

dieser Behauptung ab. Dieses ihnen zugesprochene Defizit hat die Konsequenz, dass auch

für den Menschen keine Notwendigkeit besteht, bestimmte Themen – welche die Tiere

angehen würden, hätten sie denn nur ein „Vermögen zu echten Fragen“ – zu hinterfragen

oder zu kritisieren. Es kann als die Grundlage für einen ethischen Freifahrtschein im Umgang

mit anderen Lebewesen ausgelegt werden, denn, wie Derrida Kant zusammenfasst, „kann

so das Tier (und selbst das Tier im Menschen) nicht als Zweck an sich betrachtet werden,

sondern nur als Mittel. Es gehört in jene Ordnung der rein sinnlichen Erfahrung, die stets

geopfert werden muß.“20 Die Opferung erfolgt zugunsten der Vernunft selbst. Dies bestimmt

in jedem Fall die Art und Weise wie sich die Nutzung von Ressourcen und das Vorgehen im

Zuge der technischen, sozialen und politischen Entwicklungen des fortschrittsgewandten

Menschen vollziehen. Die Thematik ist den verschiedensten Lebensbereichen inhärent und

vielleicht, wie Agamben bemerkt, „sind nicht nur Theologie und Philosophie, sondern auch

Politik, Ethik und Jurisprudenz in dieser Differenz zwischen Mensch und Tier aufgespannt

und aufgehoben.“21

Ohne diese einseitige Belastung, welche zunehmend thematisiert wird und in die Kritik gerät,

hätte sich die Menschheit niemals jene Werdegänge leisten können, welche sie als ihre

Errungenschaften erkennt. Für Derrida ist es an der Zeit, dass eine Einsicht dieser Gewalt

erfolgt, welche allerdings weiter geht, als sich nur auf bestimmte Bereiche der Ausnutzung,

wie beispielsweise die Tötung von Tieren zur Fleischgewinnung, zu fokussieren: „[...] dieser Krieg ist nicht etwa eine bestimmte Art, die Technowissenschaft auf das Tier anzuwenden, neben der eine andere Art möglich und denkbar wäre. Nein, diese Gewalt und dieser Krieg waren bisher konstitutiv für das Projekt oder die Möglichkeit des technowissenschaftlichen Wissens im Prozeß der Hominisation oder der Aneignung des Menschen durch den Menschen, einschließlich seiner höchsten ethischen und religiösen Formen. Keine ethische oder gefühlige Erhabenheit darf uns diese Gewalt

                                                                                                               18  Derrida,  S.  127.  19  Derrida,  S.  129.  20  Derrida,  S.  149.  21  Agamben,  S.  32.  

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verbergen, zu deren Abbruch die bekannten Formen des Ökologismus oder des Vegetarianismus nicht ausreichen, wenn sie auch besser sind als dasjenige, dem sie entgegentreten.“22

Dies würde eine Neudefinition des gesamten menschlichen Selbstbewusstseins erfordern,

eine „grundlegende metaphysisch-politische Operation, durch die allein der Mensch

bestimmt und hergestellt werden kann und welche viel mehr sein muss, als eine Frage unter

vielen, denen sich Philosophen und Theologen, Wissenschaftler und Politiker widmen.“ 23

Auch in der Sprache mit ihrem spezifischen Vokabular und der Grammatik, welche sie für die

tierischen Lebensbereiche bereithält, findet das Gewaltverhältnis, auf welches sich die

Mensch-Tier-Beziehung gründet, Ausdruck. Birgit Mütherich stellt fest: „Wenn Tiere, fressen’

statt zu essen, ,werfen’ statt zu gebären, ,verenden’ oder gar ,eingehen’ statt zu sterben,

steht dies für die Minderwertigkeit ihrer vitalen Vorgänge, die als dumpf und quasi

mechanisch hingestellt werden.“24 Eine solche Trennung zwischen letztlich äquivalenten

Vorgängen, welche sowohl das menschliche als auch das tierische Dasein bestimmen, zeigt

die Doktrin auf, welche es dem Menschen versagt, Gemeinsamkeiten zwischen dem eigenen

Sein und dem animalischen zu suchen und zu akzeptieren. Mit aller Macht wird sprachlich

betont, welche Funktion Tiere dem Menschen zu erfüllen haben, nicht hingegen, wie ihre

Lebenswelt sich vollzieht. So wird immer wieder neu „die christlich-antike Vorstellung

untermauert, dass die vermeintlich niedere, vernunftlose Lebensform nicht Subjekt, nicht

menschenähnlich sein kann, weshalb Tiere auch noch heute – wie Bücher, CDs und andere

industrielle Massenprodukte – als ,Exemplar’, und nicht als Individuen bezeichnet werden.“25

                                                                                                               22  Derrida,  S.  150-­‐151.  23  Vgl.  Agamben,  S.  31.  24  Birgit  Mütherich:  Soziologische  Aspekte  des  Speziezismus,  in:  Johann  S.  Ach,  Martina  Stephany  (Hg.),  Die  Frage  nach  dem  Tier  –  Interdisziplinäre  Perspektiven  auf  das  Mensch-­‐Tier-­‐Verhältnis,  LIT  Verlag,  Berlin,  2009,  S.  80.  25  Ebenda.  

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3. Das sprechende Tier – Potenzen einer Anthropomorphisierung

Als literarische Figuren erscheinen Tiere traditionellerweise gar nicht selten. Fabeln spielen

seit der Antike eine entscheidende Rolle in der Literatur und wie Benjamin Bühler in seinem

Artikel Sprechende Tiere, politische Katzen erklärt, gibt es nicht wenige, welche die Thematik

des Mensch-Tier-Verhältnisses selbst aufgreifen und durch sprechende Figuren darstellen.

Auch andere Formen von Tiergeschichten, in denen ihnen eine symbolische Sprache

zugestanden wird, haben durchaus Kritik formuliert an der Art und Weise, wie der Mensch

das Dasein der Tiere theoretisch und praktisch erniedrigt: „So ist etwa Plutarchs Dialog von Odysseus und dem in ein Schwein verwandelten Gryllos bezogen auf die antiken Diskussionen um eine Vernunft der Tiere, La Fontaines Fabeln sind explizit gegen Descartes’ Thesen der Tiermaschine gerichtet, E.T.A. Hoffmann konfrontiert seinen Meister Floh mit der Theorie der Präformation und der Epigenesis und damit mit dem Status des Tiers als passivem Forschungsobjekt, Kafkas Tiergeschichten wiederum inszenieren nicht nur die anekdotischen Tiergeschichten eines Adolf Brehm und diverse Ausstellungen von Tieren und anderen ,Freaks’, sondern auch die tierpsychologische Wissensformation um 1900 [...]“26

Tatsächlich liegt in Kunstformen, die Tieren auf phantastische Weise Worte in den Mund

legen, das Potenzial, Ungerechtigkeit und Leiden zu thematisieren, oder die Lebenswelt

bestimmter Tiere allgemein dem Leser näher zu bringen. Es würde, wie Bühler richtig

schreibt, „zu kurz greifen, die sprechenden Tiere nur als Erweiterung des literarischen

Personals zu lesen.“ 27 Er verdeutlicht unter anderem an dem Beispiel von Ludwig Tiecks Der

gestiefelte Kater, dass sich die literarischen Tiere in dem Sinne als epistemologische Figuren

lesen lassen, dass sie in ihrer Andersartigkeit dem Menschen einen Spiegel vorführen – für

Bühler sind sie „Grenzüberschreiter, welche die Grenze zwischen Tier und Mensch in ihren

unterschiedlichen Aspekten problematisieren.“ 28 Anders ausgedrückt ließe sich sagen, dass

es die Absurdität ganz offenbarer Anthropomorphisierungen ist, welche bestimmte Aspekte

des menschlichen Verhaltens neu beleuchtet und darauf aufmerksam macht: „Während es

aus der Perspektive der Soziologie um das Herstellen von Tier-Mensch-Grenzen und deren

Stabilität geht, sind literarische Texte gerade durch das Überschreiten und die

Destabilisierung solcher Grenzen charakterisiert.“29

Wenn nun also, um bei Bühlers Beispiel zu bleiben, der Hauskater seinem Herren

vorschlägt, ein paar neue Stiefel für ihn zu besorgen, statt ihm wohlgemerkt das Fell über die

Ohren zu ziehen, um daraus Handschuhe zu fertigen, dann führt das den allgemeinen

menschlichen Glauben in Statussymbole (die Stiefel) ad absurdum, nicht aber die eigentlich

erschreckende Tatsache, dass der Müllerssohn, weil er nicht weiß, was er sonst tun soll, auf

                                                                                                               26  Benjamin  Bühler:  Sprechende  Tiere,  politische  Katzen,  in:  Zeitschrift  für  Deutsche  Philologie,  Sonderheft  zu  Bd.  126,  Erich  Schmidt  Verlag,  Berlin,  2007,  S.  147.  27  Bühler,  S.  144.  28  Bühler,  S.  145-­‐146.  29  Bühler,  S.  146.  

Page 16: Writing the Animal

  16  

die Idee kommt, sich aus dem Lebewesen, welches neben ihm sitzt, ein Kleidungsstück zu

fertigen.

Die Fabel, beziehungsweise die der Fabel ähnliche Tiergeschichte bleibt trotz ihres

Potenzials zu thematisieren, was oft unbeachtet ist, in der Hinsicht eine anthropozentrische,

egoistische Form, als dass sie das Tier nur als Mittel benutzt. Den Ausgangspunkt dieser

Literatur bilden menschliche Problematiken, die in die Tierwelt übersetzt werden, um sie zu

abstrahieren und letztlich nur eine den Menschen und seine menschliche Gesellschaft

betreffende Wirkung erzielen. Zwar spielen oft genug gewisse Eigenschaften, die den

Tierarten zugeschrieben werden, eine Rolle – wie beispielsweise eine bestimmte List,

welche der Katze zugesprochen wird – doch sind diese nicht Teil einer tatsächlichen

Auseinandersetzung mit einer Spezies, sondern vielmehr ein kulturell bedingtes Dogma. Den

Zweck dieser Erzählungen bilden die Tiere niemals selbst, denn innerhalb der Weltsicht, aus

der heraus sie entstehen, hätten sie als solche keine Bedeutung. Sie fungieren als

Bestandteile großer Metaphern, die verstanden werden sollen, indem sie interpretatorisch in

die „Menschenwelt“ zurück übersetzt werden. Die epistemologische Wirkung, welche die

Fabeln und Tiergeschichten also nach Bühler haben können, sollte für eine tatsächliche

Annäherung an die Tiere jedoch vor allem um ethische Konsequenzen wachsen.

Page 17: Writing the Animal

  17  

4. Literatur und moralische Motivation

Um von einer literarischen Annäherung an Tiere auszugehen, welche auch moralisch

motiviert ist, muss man sich fragen, inwiefern Narrative überhaupt als Mittel anerkannt

werden können, moralische Vorstellungen zu vermitteln beziehungsweise zu evozieren.

Letztlich ist die Frage, über welche Mechanismen Empathie und Sympathie funktionieren.

Entscheidende Wege für das Mitfühlen und Mitleiden mit Anderen werden über die

Vorstellungskraft des Menschen hergestellt.

In ihrem moralphilosophischen Essay Die Bedeutung des Menschseins versucht Cora

Diamond darzustellen, „daß die ethische Bedeutung des Begriffs Mensch nur zusammen mit

seiner Bedeutung für die Vorstellungskraft erkannt werden kann.“30 Für sie liegt das ethische

Potenzial des Menschen im Einsatz seiner Phantasie, welche er dazu nutzen kann, die

Emotionen anderer (nach) zu empfinden und das eigene Tun von dieser Empfindung

beeinflussen zu lassen. Sie bezieht sich auf eine These von Annette Baier, um deutlich zu

machen, dass „die Vorstellungskraft – die Phantasie – ins Spiel kommt, wenn es um die

Fähigkeit geht, die Gefühle des anderen sympathetisch einzuschätzen, sowie dann, wenn

die Lage und die Natur eines anderen Wesens beurteilt werden müssen, um zu verstehen,

welche Handlungen diesem Wesen gegenüber angebracht sind.“31 Wichtig ist dabei, dass

die phantastische Vorstellung sich eine konkrete Situation erarbeitet. Der Ausgangspunkt der

Imagination muss zwangsläufig im eigenen Erfahrungshorizont liegen. Allgemeine Bezüge

können nicht an jene Emotionen rühren, welche die Vorstellung zu einer neuen Erfahrung

machen und ins Bewusstsein einkehren lassen.

Diamond vollzieht ihre These am Beispiel von Charles Dickens’ A Christmas Carol: Der

kaltherzige Ebenezer Scrooge wird vom Geist der vergangenen Weihnacht in seine eigene

Kindheit geführt, um ihn in der Gegenwart zu einem verständnisvolleren Menschen werden

zu lassen. Während sich Scrooge in philosophischer Hinsicht vielleicht vorstellen würde, wie

es einem kleinen bettelnden Jungen ergeht, der abgewiesen wird und zu der Einsicht käme,

dass es nicht richtig ist, wenn ein Kind so leidet; wird er in Dickens’ Geschichte auf

phantastische Weise zu seiner eigenen Kindheit geleitet, die ihn ergreift. „Daß er imaginativ

von sich selbst als Kind gerührt wird, ist sodann im Prozeß des Erwachens der

Menschlichkeit in seinem Inneren präsent, also in der sich allmählich einstellenden Fähigkeit,

sich von dem vor seiner Tür Weihnachtslieder singenden Kind erschüttern zu lassen.“32 Der

                                                                                                               30  Vgl.  Cora  Diamond:  Die  Bedeutung  des  Menschseins,  in:  Menschen,  Tiere  und  Begriffe,  Suhrkamp,  Berlin,  2012,  S.  111.  31  Diamond,  S.  111-­‐112.  32  Diamond,  S.117.  

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  18  

gemeinsame Faktor, der es also erlaubt, eine Verbindung herzustellen zwischen der

Rührung über das eigene Leben und der imaginativen Einfühlung in ein anderes, besteht

darin, dass beide Parteien „ein menschliches Leben zu führen haben.“33

Im Bezug auf Tiere bleibt aufgrund dieser fehlenden Gemeinsamkeit oft „keinerlei Raum für

,Mitleid’, für irgendein Mitleiden zwischen Mensch und Tier, wie beispielsweise Adorno über

die Philosophie von Kant konstatiert.“ 34 Erschwert wird der Umstand durch die Frage,

inwiefern Tiere, deren Reaktionen auf bestimmte Umstände nicht in der Art artikuliert

werden, wie es unter Menschen der Fall ist, überhaupt Gefühle in einem dem Menschen

nachvollziehbaren Sinne empfinden. Um also einen subjektiven Ausgangspunkt zu finden,

der es erlaubt über die Vorstellungskraft Lage und Natur des anderen Lebewesens

einschätzen zu können, schlägt Diamond den „imaginativen Sinn für die Fremdheit des

Tierlebens“35 vor, welchen sie in der Dichtung von D.H. Lawrence erkennt und welcher auch

im Handeln präsent sein kann. Was kann damit gemeint sein?

Über die Imagination muss die Verbindung der tierischen Lage mit der eigenen

menschlichen (Körper-)Erfahrung stattfinden, welche nicht ins Anthropomorphe reicht. Eine

Theorie die davon ausgeht, dass eine direkte Übersetzung von eigenem Empfinden, wie

beispielsweise für Kindheit, wie es bei Scrooge der Fall war, auf Tiere möglich sei, wäre

entweder naiv in anthropomorpher Hinsicht oder idealistisch trotz fehlender gemeinsamer

Basis. Um diesem Angriff zu entgehen, beruft sich Diamond also auf ein in der Erfahrung

abgespeichertes Erlebnis von grundlegender Verschiedenheit. Im Erkennen einer solchen

gravierenden Differenz manifestiert sich schließlich der Respekt gegenüber der

entscheidensten Eigenschaft der Tiere – jener, welche sie vom bloßen Material, als das sie

zu oft eingestuft werden, unterscheidet: ihre Vitalität. Was Cora Diamond interessiert, ist

schließlich die Möglichkeit, in der Sorge um das Leben eines Tieres diesen imaginativen

Sinn für die Andersheit des Lebens der Tiere zu sehen.36 Ihr Interesse ließe sich also um

den Gedanken erweitern, dass Sorge und Anerkennung der Verschiedenheit sich auch vice

versa bedingen.

Zum Punkt der Sprache kommend, zitiert Diamond auch Simone Weil. Weil kritisiert die

juristische Sprache, welche ihrer Ansicht nicht geeignet ist, um Ungerechtigkeit im

humanitären Sinne in Worte zu bringen, weil sie auf dem Besitzrecht gründet:

                                                                                                               33  Vgl.  Diamond,  S.  120.  34  Vgl.  Derrida,  S.  153.  35  Vgl.  Diamond,  S.  117.  36  Diamond,  S.  116.  

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  19  

„Wenn man zu jemandem spricht, der fähig ist, zu verstehen: ,Was Sie mir antun, ist nicht gerecht’, so kann man an der Quelle den Geist der Aufmerksamkeit und der Liebe treffen und wecken. Nicht so verhält es sich mit Äußerungen wie: ,Ich habe das Recht zu...’, ,Sie haben kein Recht zu...’. Sie enthalten einen latenten Krieg und erwecken Kriegsgeist.“37

Weils Formulierungen zur Sprache denkt Diamond allerdings weiter bezüglich ihrer

Überlegungen zum gerechten Umgang mit Tieren. Mit Weil lässt sich argumentieren, wie und

in welcher Form die Debatte geführt werden muss, um das zu erreichen, worum es Diamond

und auch der Figur Costello geht. Die Vitalität der Tiere – das Leben als Positivum, welches

bei Weil als „das Gute“ bezeichnet wird – muss zu jeder Zeit in der Diskussion Einzug

erhalten und Ausdruck finden, eine rein juristische oder theoretische Argumentation ist ihnen

gegenüber – genauso wie wenn es sich um menschliche Leben handelt, nicht angemessen:

„Das heißt, der Druck geht dahin, so etwas wie Weils Vorstellungen von Ungerechtigkeit auf Tiere zu übertragen; er beruht also auf dem Gefühl, der Ungerechtigkeit, dem Gefühl für Gut und Böse, von dem in Weils Schriften im Zusammenhang mit Menschen die Rede ist. Er beinhaltet ein vergleichbares Entsetzen über die menschliche Unerbittlichkeit und Mitleidlosigkeit der Machtausübung und er beinhaltet Entsetzen über den begrifflichen Umgang mit Tieren, durch den ihrer Benutzung als bloßes Material nichts in den Weg gelegt wird. Genauso wie Weils Sprache auf ihr Gefühl für das Leben der Menschen unter dem Zusammenhang zwischen diesem Leben und dem Guten reagiert, so reagiert der Kommunikationsdruck, das Reden über Ungerechtigkeit auch auf Tiere zu übertragen, auf ein Gefühl für das Leben der Tiere und die Wahrnehmung eines Zusammenhangs zwischen diesem Leben und dem Guten. Der Grundgedanke ist in beiden Fällen der, dass die Beachtung des Lebens dieser Wesen – die Wahrnehmung seines Zusammenhangs mit dem Guten – uns daran hindern kann, sie als bloße Requisiten in unserer Show zu behandeln.“38

Worum es also geht, ist eine „Zuwendung zur Wirklichkeit dieser Lebewesen“ 39; Wirklichkeit

im Sinne einer Lebenszugehörigkeit, also als berechtigter Teil des Großen und Ganzen, was

wir als Leben bezeichnen. Das sollte nicht nur für jene Tierarten gelten, welche wir in unser

Leben eingegliedert haben und in unserer Vorstellung immer mehr mit menschlichen

Eigenschaften ausstatten, denn „dass man andere aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu uns oder

aufgrund ihrer Verwandtschaft mit uns hochschätzt, ist [...] etwas anderes, als dass man sie

wegen ihrer Ähnlichkeit mit uns hochschätzt.“40 In ihrer unabsprechbar gleichberechtigten

Zugehörigkeit zum Ganzen liegt die Legitimation des Seins der Tiere, nicht in ihrem Anteil an

unserer Versorgung oder Unterhaltung.

                                                                                                               37  Simone  Weil:  Die  menschliche  Person  und  das  Heilige,  in:  Diamond,  S.  173.  38  Diamond,  S.  179  -­‐180.  39  Vgl.  Diamond,  S.  185.  40  Ebenda.  

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  20  

5. Jaguar, Vampirtintenfisch und Australischer Schäferhund – Literarische Tendenzen

5.1 Ted Hughes’ The Jaguar/ A Second Glance at a Jaguar

In J. M. Coetzees Elisabeth Costello ist eine Szene aufgeführt, in der Costello selbst Literatur

vorstellt, welche ihre Ansicht nach die Maßstäbe eines dem Tier gerecht werdenden

Schreibens erfüllt. Es handelt sich um zwei Gedichte des amerikanischen Autoren Ted

Hughes: The Jaguar und Second Glance at a Jaguar, letzteres hier aufgeführt, welche sie

einem poetischen Werk von Rainer Maria Rilke, Der Panther, entgegensetzt. Alle drei

Gedichte thematisieren die Raubkatzen in der Gefangenschaft eines Zoos.

Ted Hughes – A Second Glance at a Jaguar

Skinful of bowl, he bowls them, The hip going in and out of joint, dropping the spine With the urgency of his hurry Like a cat going along under thrown stones, under cover, Glancing sideways, running Under his spine. A terrible, stump-legged waddle Like a thick Aztec disemboweller, Club-swinging, trying to grind some square Socket between his hind legs round, Carrying his head like a brazier of spilling embers, And the black bit of his mouth, he takes it Between his back teeth, he has to wear his skin out, He swipes a lap at the water-through as he turns, Swivelling the ball of his heel on the polished spot, Showing his belly like a butterfly At every stride he has to turn a corner In himself and correct it. His head Is like the worn down stump of another whole jaguar, His body is just the engine shoving it forward, Lifting the air up and shoving on under, The weight of his fangs having the mouth open, Bottom jaw combing the ground. A gorged look, Gangster, club-tail lumped along behind gracelessly, He’s wearing himself to heavy ovals, Muttering some mantrah, some drum-song of murder To keep his rage brightening, making his skin Intolerable, spurred by the rosettes, the cain-brands, Wearing the spots from the inside, Rounding some revenge. Going like a prayer-wheel., The head dragging forward, the body keeping up, The hind legs lagging. He coils, he flourishes The blackjack tail as if looking for a target, Hurrying through the underworld, soundless.41

                                                                                                               41  Quelle:  www.docstock.com  (20.03.14)  

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  21  

Was Costello an Hughes Gedichten fasziniert, ist der Punkt, das darin nicht das Tier sondern

die Zuschauer die gelähmte Masse darstellen – hypnotisiert von dem Eindruck, den das

Raubtier auf sie macht: „Hughes [...] uses the same staging in the zoo, but it is the crowd for

a change that stands mesmerized, and among them a man, the poet, entranced and horrified

and overwhelmed, his power of understanding pushed beyond their limit.“ 42 Die

Überwältigung des Zoobesuchers und Autoren, dessen Blickwinkel auch der Leser einnimmt,

resultiert daraus, dass er gerade eine kognitive Grenzerfahrung durchmacht – mit dem

Jaguar trifft er auf ein Subjekt von solcher Andersartigkeit, dass es die Möglichkeiten seines

Verständnisses überschreitet. In diesem Ausgangspunkt lässt sich der in Punkt 4 durch Cora

Diamond angesprochene Sinn für die Fremdheit des Tiers in Form einer realen Erfahrung

erkennen. Eine weitere entscheidende Komponente ist die manifeste Anerkennung der

Körperlichkeit des Jaguars, sowie der Ausdrucksweisen dieses Körpers. Wie auch in

Coetzees Roman bemerkt wird, bleibt der Dichter stofflich bei den physischen Impulsen des

Tiers: „In these poems we know the jaguar not from the way he seems but from the way he moves. The body is as the body moves, or as the currents of life move within him. The poems ask us to imagine our way into that way of moving, to inhabit the body. [...] With Hughes it is a matter – I emphasize – not of inhabiting another mind but inhabiting another body. That is the kind of poetry I bring to your attention today: poetry that does not try to find an idea in the animal, that is not about the animal, but is instead the record of an engagement with him.“43

Doch nicht nur das. In A Second Glance on a Jaguar wird auch deutlich, dass nicht

ausschließlich die Einheit des Körpers des Tiers eine Rolle spielt, sondern auch die

verschiedenen Glieder und Spezifika seines Jaguarkörpers, sowie deren situationsbedingte

Regungen und Empfindungen. Dieser Jaguar wird somit zum Individuum, er ist nicht mehr

austauschbar wie ein Tier, dessen Erscheinung poetisch nur als Silhouette

zusammengefasst wird und nicht mehr und nicht weniger als seine bloße Präsenz

repräsentiert. Das Hineindenken in die speziesbedingten Charakteristika drückt sich für

Costello auch in der Einsicht in das Bewusstseins des Tiers aus, welche sich in dem Werk

ablesen lässt und offenbar aus einer detaillierten Interpretation der Beobachtungen des

Jaguars abgeleitet wurde. „The cage has no reality to him (the Jaguar), he is elsewhere. He

is elsewhere because his consciousness is kinetic rather than abstract: the thrust of his

muscles moves him through a space quite different in nature from the three-dimensional box

of Newton – a circular space that returns upon itself.“44

Diese Durchdringung von Körper und Geist (im philosophischen Vokabular),

beziehungsweise Impuls (in einem etwas weniger abstrakten Vokabular), vermittelt ein

Gefühl für die Gesamtheit des künstlerisch thematisierten Wesens.

                                                                                                               42  Coetzee,  S.  95.  43  Coetzee,  S.  96.  44  Coetzee,  S.  95.  

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  22  

5.2 Donna Haraways The Companion Species Manifesto

In dem 2003 erschienen Essay der amerikanischen Biologin und Philosophin Donna

Haraway wird auf gleichsam literarische wie philosophische Weise die Beziehung zwischen

der Wissenschaftlerin und ihren beiden Hunden verarbeitet. Diese Verbindung steht

stellvertretend für die eng verwobene Geschichte von Menschheit und „Hundetum“ im

Allgemeinen. Haraways bedeutendes Argument ist, dass sich Natur, im Sinne eines

tierischen Daseins, und Kultur, im Sinne einer menschlichen Geschichte, nicht voneinander

trennen lassen. Dabei sind die jeweiligen Spezifika der Arten nicht auflösbar sondern von

großer Bedeutung für die gemeinsamen Entwicklung der Gefährten: „For Haraway, cross

species companionship involves recognizing the complexity of all beings, each born into an

orbit of different experiences, cultural/species values, abilities, materialities and history.“ 45

Was sie betont, ist der intersubjektive Austausch – sie nimmt die Tiere als Subjekte wahr.

Aus dem Grund bilden die ganz konkreten Erfahrungen mit ihren Hunden auch den

Ausgangspunkt für jede Erörterung zu dem Thema, auch wenn es diese Art der

Gefährtenschaft nicht nur zwischen Mensch und Hund gibt, sondern auch in anderen

Konstellationen. Die sich ständig verändernden Bedingungen dieser Verbindungen fordern

eine Aktualisierbarkeit, keine festlegende Kategorisierung, weshalb Haraway die Companion

Species immer wieder neu definiert: „she repeatedly defines and redefines companion

species throughout her work, emphasizing its fluidity and mutuability as a category.“46 Die

Grundlage für diese Aktualisierungen bilden empirische Beobachtungen – unter Umständen

sind es gegenseitige Beobachtungen. Das schafft neue Kategorien, welche von beständiger

und unablässiger Neugierde am wechselseitigen In-der-Welt-Sein inspiriert sind.47 Nur so

wird vermieden, dass dem Tier die menschliche Weltsicht übergestülpt wird oder gar der

Mensch sich eine pseudo-tierische Weltsicht aufzwingt.

Haraways Hunde wie auch jedes andere Lebewesen sind Individuen. Sie stehen für nichts

als sich selbst und das in jedem Augenblick von neuem. Dies allein macht ihre Legitimation

des Seins aus und das allein kann von Interesse für einen neugierigen Menschen sein, denn

es bedeutet, dass in ihnen Leben stattfindet. Dessen Bedeutung zu ergründen ohne es zu

zerstören oder gewaltsam verändern, ist das Ziel der Neugierde, die Haraway fordert: „Dogs,

in their historical complexity, matter here. Dogs are not an alibi for other themes; dogs are

fleshly material-semiotic presences in the body of technoscience. Dogs are not surrogates

                                                                                                               45  Heidi  J.  Nast:  Book  Review  to  The  Companion  Species  Manifesto,  in:  Cultural  Geographies,  (1)  2005,    S.  119.  46  Chris  Vanderwees:  Companion  Species  under  Fire,  in:  Nebula,  (6.2)  2009,  S.  75.  47  Vgl.  Nicholas  Gane:  When  we  have  never  been  human,  what  ist  to  be  done?  Interview  with  Donna  Haraway.,  in:  Theory,  Culture,  Society,  2006,  S.  143.  

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  23  

for theory; they are not here just to think with. They are here to live with.“48 Haraways

Wortwahl „fleshly material-semiotic“ drückt viel über die Feststellung aus, dass Tiere nicht als

Zeichen fungieren dürfen, sondern eine Bedeutung zugemessen bekommen müssen, die

nicht zusätzlich anthropomorphisiert werden oder sich gar im Rangverhältnis einer bloßen

Funktion für den Menschen abspielen muss. Es ist ihr wichtig, dass die jeweilige

Besonderheit der Tiere wahrgenommen wird und die Menschen lernen, bewusst mit der

kulturellen Situation umzugehen, aus der heraus sie die Wesen betrachten: „They (the

animals) are not ,pre-discoursive’ bodies just waiting for people’s cultural projections [...]“49.

Um sie nicht als prä-diskursive Exemplare anzunehmen, muss in Erfahrung gebracht

werden, was diese Tiere eigentlich ausmacht, es bedarf also eines bestimmten Wissens

über sie. Die Neugierde, welche dabei eine Rolle spielt, macht für Haraway den Unterschied

zwischen der Kritik und einer eigenen Alternative aus. Aus dem Grund kritisiert sie auch

Derrida, der ihrer Ansicht nach zwar detailliert dekonstruiert hat, was am konventionellen

Mensch-Tier-Verständnis falsch ist, aber keinen Weg gefunden hat, sich mit dem Blick seiner

Katze auseinanderzusetzen, welcher ihn traf, als er nackt vor ihr stand: „Derrida gets doubly caught in the very masculine exceptionalism, called human exceptionalism, that he is deconstructing, first by his single-eyed version of the one and only unclothed organ and second, by his failing the obligation of curiosity about what the cat cared about in that looking. I think that curiosity – the beginning of fulfilment of the obligation to know more as a consequence of being called into response – is a critical axis of an ethics not rooted in human exceptionalism.“50

Auch Jessica Ullrich, Friedrich Weltzien und Heike Fuhlbrügge betonen in dem von ihnen

herausgegebenen Buch Ich das Tier die Prämisse des individuellen Charakters all jener

Tiere, um welche es in dem Werk geht und denen eine kulturgeschichtlich relevante

Bedeutung zukommt. Um diese zu erhalten, müssen die Menschen bereit sein, ihnen eine

Art eigenen Willen zuzusprechen: „Alle Ansätze dieses Buches eint die Überzeugung, dass

die beschriebenen Vorgänge nicht möglich sind, ohne die Annahme einer selbstständigen,

autonomen Handlungsmacht des Tieres, einer agency, dem Ausdrucke eines Willens.“51

Mit dieser Annahme, werden die Tiere auch für die Menschen zu ganz anderen Gefährten,

wie bei Haraway, und nicht nur zu Repräsentanten ihrer Art:

„Es geht also nicht um Tiere in ihrer Mannigfaltigkeit und Heterogenität, sondern um Individuen, die als relevante historische Figuren vorgestellt werden. Nicht der typische Vertreter einer bestimmten Spezies wird untersucht, der exemplarisch für seine gesamte Gattung einstehen muss, nicht das vom Menschen taxonomisch zugerichtete Tier, das eine biologische Artbezeichnung als Kennzeichnung vor sich herträgt, ist unser Gegenstand. Es geht um die Biographien von Freunden und Geliebten, von Kommunikationspartnern und Lebensrettern, von Vorbildern, Musen und Entertainern, von Opfern der Wissenschaft und der Profitgier, von Leistungs- und Hoffnungsträgern, Genies und Ausnahmetalenten [...].“52

                                                                                                               48  Donna  Haraway:  The  Companion  Species  Manifesto,  Prickly  Paradigm  Press,  Chicago,  2003,  S.  5.  49  Julia  Bodenburg,  Auf  den  Hund  gekommen,  in:  Ullrich,  Weltzien,  Fuhlbrügge,  S.  287.  50  Gane,  S.  143.  51  Ullrich,  Weltzien,  Fuhlbrügge,  S.  13.  52  Ullrich,  Weltzien,  Fuhlbrügge,  S.  10.  

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  24  

Auffällig ist dennoch, dass – bei Haraway sowieso, denn sie schreibt von jenen Tieren, mit

welchen zusammenzuleben, sie sich bewusst entschlossen hat – als auch in den

verschiedenen Beiträgen in Ich das Tier die Rede von tierischen Individuen ist, die eine

besonders positive Verbindung mit den Menschen hatten, beziehungsweise, deren Dasein

positive Einflüsse auf Menschen und ihre Gesellschaft hatte.

Doch was ist mit jenen Tieren, deren Existenz den menschlichen Bedürfnissen und

Entwicklungen entgegen steht und die aus dem Grund vor allem mit Verachtung bedacht

werden, wie Ratten, Stadttauben oder verschiedene Insektenarten? Oder auch mit Arten,

deren Lebensraum von dem der Menschen so unterschieden ist, dass es kaum oder gar

nicht zu physischen Begegnungen kommt, welche aber dennoch in ihrem Dasein durch die

menschenverursachten Umweltveränderungen bedroht sind, wie beispielsweise den

Lebewesen der Tiefsee?

5.3 Vilém Flussers Vampyroteuthis infernalis

In der 1986 erschienen philosophisch-kulturkritischen Schrift Vampyroteuthis infernalis setzt

sich Vilém Flusser mit dem gleichnamigen Tier, dem Vampirtintenfisch, auseinander. In

einem kurzen aber detaillierten Abriss erläutert Flusser die Evolutionsgeschichte des

Mollusken und setzt sie der menschlichen gegenüber, so dass die artenspezifischen

Unterschiede auf eine Art und Weise deutlich werden, die über den konventionellen

philosophischen Dualismus hinausgehen. Der Wissensaspekt, der bei Haraway anklingt,

wird bei Flusser noch stärker gemacht. Er beschreibt eine Reihe von komplexen Funktionen

und Charakteristika des Tiers, um sich schließlich selbst in es hineinzudenken – er nimmt

schließlich auch sprachlich die Ich-Form an, wenn er aus der Sicht des Vampyroteuthis

schreibt. Aus dieser Position vergleicht er die Körperlichkeit des Tiers mit der menschlichen;

die radikale Verschiedenheit lässt für ihn Rückschlüsse auf die geistigen Prinzipien der

beiden Arten zu, so dass Flusser versucht, über die literarische Imagination eine Kulturkritik

am Menschen zu üben. Das Ergebnis ist eine intensive Aufweichung der Polarität von Natur

und Kultur, sowie eine starke Bewegung hin zu einer Auffassung von gleichberechtigtem

Dasein. Wie Friedrich Weltzien schreibt, löst Flusser die Wertungssmechanismen für

menschliches und tierisches Handeln sowie deren Werke auf, er spricht sich gegen die

Opposition von tierischem Automatismus und menschlichem Bewusstsein aus, indem er die

Alleinstellungshaltung des Menschen nivelliert: „Solange nur ein biologisches Programm abläuft, das alle Biber und alle Spinnen einer Art dazu zwingt so oder so zu agieren, handelt es sich bei den Resultaten eben nicht um ein Kunstwerk. Aber diese Polarisierung stellt Flusser in Frage, wenn er einerseits Vampyroteuthis als individuellen Akteur und gleichzeitig den Menschen als Objekt einer Evolution darstellt.“53

                                                                                                               53  Friedrich  Weltzien:  Mollusken-­‐Ich,  in:  Ullrich,  Weltzien,  Fuhlbrügge,  S.  161.  

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  25  

Seine Dekonstruktion richtet sich gegen ein Konzept von Geist, welches der Mensch

entworfen hat, um es sich gleichzeitig selbst zu reservieren. Stattdessen fordert er die

Anerkennung der tierischen Entsprechung in der Hinsicht, dass jedes Lebewesen genau die

mentalen Fähigkeiten besitzt, welche für seinen spezifischen Körper und Lebensraum

notwendig und sinnvoll sind. Im Falle des Vampirtintenfischs bezieht er sich auf die

Dunkelheit und Beschaffenheit der Tiefsee: „Vampyroteuthis hat kein Messer, keine menschliche Vernunft nötig. Seine Lichtorgane entwerfen Kegel, die das Dunkel in Rationen aufteilen, bevor es begriffen wird. Daher ist seine Vernunft vorbegrifflich. Er vernimmt rationell, um zu begreifen. Seine Tentakel folgen den vernünftigen Lichtkegeln und begreifen, was die Lichtvernunft schon rationalisiert hat.“54

Anhand dieses Beispiels schlussfolgert er die Absurdität sowohl des Konstrukts als auch der

Weise, wie es eingesetzt / angesetzt wird und setzt Mensch und Vampyroteuthis auf eine

Ebene, gerade weil ihre evolutionären Entwicklungen so weit auseinander gehen, dass es

gar keine Parameter geben kann, an denen eine Beurteilung, im Sinne eines mehr oder

weniger gut ausgebildeten Geistes, stattfinden könnte: „Jeder Versuch den Geist dem Menschen oder den höheren Säugetieren zu reservieren, muss scheitern. Nicht nur das Verhalten vieler Tiere, die Embryologie widerlegt ihn. Wir rekapitulieren embryonal die von der Evolution durchlaufenen Stadien – wenn auch nur skizzenhaft – , und des wäre absurd, an eines dieser Stadien die Etikette ,Ursprung des Geistes’ heften zu wollen, etwa dort wo sich der Embryo anschickt, aus Wurm ein Chordatum zu werden. Der geist steht im Programm des Lebens, er verdeutlicht sich seit den Protozoa, und zwar in Mensch und Vampyroteuthis [...].“55

Schließlich ermöglicht die Sicht auf den Menschen aus der literarischen Position eines

Tintenfischs Flusser eine Kulturkritik, die neue Formen und Aspekte erhält. So verdeutlicht er

beispielsweise, wie die Annahme zu Stande kommt, dass Tiere keine Geschichte in dem

Sinne hätten und wahrnehmen würden, wie der Mensch es tut: „Die Menschen sind in ein ,Luft’ genanntes Gasgemisch gebadet. Bei den meisten Luftbewohnern gibt es Organe, die dieses Gas zum Schwingen bringen können. Beim Menschen sind diese Schwingungen kodifiziert und sie übertragen intraspezifische Informationen, wie dies etwa bei uns (den Vampyroteuthes) mit den Chromatophoren der Fall ist. Infolgedessen besitzt der Mensch ein Gedächtnis, um die derart übertragenen Informationen zu speichern. Doch scheint sein Gedächtnis im Vergleich zu unserem rudimentär zu sein: Der Mensch sieht sich gezwungen, zu Gedächtnisstützen zu greifen. Er kanalisiert den größten Teil seiner kommunikativen Intentionen hinweg vom Menschen und in Richtung unbelebter Gegenstände, die auf den relativ unfruchtbaren Kontinenten in großer Zahl aufgefunden werden können. Diese nun informierten Gegenstände sollen ihm als Hilfsgedächtnis dienen. [...] Demnach ist die Menschengeschichte nicht eigentlich intersubjektiv sondern wie wird vom objektiven Gegenstand aufgezogen. Ein Fehlschlag.“56

Was anhand von Flussers Werk deutlich wird, ist nicht nur, wie notwendig ein Umdenken in

den konventionellen Kategorien der Mensch-Tier-Beziehung ist. Er zeigt auch auf, dass es

durchaus Angewohnheiten und Handlungsformen innerhalb der Spezies Mensch gibt, die

den tierischen Entsprechungen gegenüber defizitär sind. Dabei geht es ihm jedoch nicht

darum, den Menschen in Richtung anderer Spezies weiterzuentwickeln, sondern ihn dazu zu

                                                                                                               54  Vilém  Flusser:  Vampyroteuthis  infernalis,  European  Photography,  Göttingen,  1986,  S.  46.  55  Flusser,  S.  26.  56  Flusser,  S.  49.  

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ermutigen, mithilfe genauer Beobachtungen Wissen aufzubauen, welches es erlaubt, sich in

andere Lebewesen für kurze Zeit hineinzuversetzen, deren Andersartigkeit und deren

unterschiedliche Bedürfnisse und Lebensbedingungen anzuerkennen, um sie schließlich im

täglichen Handeln besser zu respektieren.

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6. Fazit

Literatur, die aus dem Impuls heraus entsteht, sich auf ein oder mehrere Tiere

zuzubewegen, sie oder ihre Lebenswelt als Selbstzweck zu thematisieren, ist insofern

möglich, als dass sie eine Reihe von allgemein gefestigten Annahmen bezüglich der

menschlichen und der tierischen Kondition, sowie der Funktion von Phantasie zu

hinterfragen und zu kritisieren bereit sein muss.

Wie die angeführten literarischen Beispiele aufzeigen, geht es dabei nicht so sehr um eine

Opposition von poetischer und philosophischer Sprache, wie es noch in den Ausführungen

der Elizabeth Costello in Coetzees Roman anklang. Sowohl Donna Haraways als auch Vilém

Flussers Werk sind philosophisch motiviert. Die Verbindung aus Denken und Fühlen besteht

in ihren Texten aber daraus, dass sie die körperlich-geistige Einheit der Tiere, mit welchen

sie sich auseinandersetzen in dem Maße beobachten, anerkennen und auch formulieren,

dass sie selbst ein Gefühl für deren Glieder und Impulse bekommen und vermitteln. Was bei

Costello in der Art ausgedrückt wird, dass „der Mensch dem Tier sein Herz öffnen muss“,

wird bei Donna Haraway durch die Neugierde erklärt: ein existenzielles und ehrliches

Interesse am anderen Leben. Sprachlich mag sich das schließlich wie bei Hughes in Form

der dritten Person, bei Haraway als Beschreibung der Gemeinschaft oder wie bei Flusser in

der Einnahme einer Ich-Position äußern – was von Bedeutung ist, ist dass die Art der

Verbindung welche versucht wird, herzustellen, dauerhaft erkennbar ist.

Das kann nur bedingt über ein rein esoterisches Verfahren erreicht werden, in dem ein

Mensch sich ohne Vorwissen durch Geisteskraft in ein Lebewesen hineinversetzen will –

zum Teil mag dies vielleicht mit evolutionär sehr nahestehenden Arten möglich sein, aber

darum soll es nicht gehen – vielmehr impliziert diese Neugierde auch die Bereitschaft mit

biologischem Wissen zu arbeiten und so die Narrative überhaupt möglich zu machen, die

den Körper der Tiere zum Inhalt haben. Was vor allem bei Flusser deutlich wird, ist die

unnachahmliche Komplexität des Vampyroteuthis-Körpers und seiner Funktionen. Diese ist

es, welche den Menschen Respekt vor seinem Leben einflößen kann, wenn sie auf die

richtige Weise vermittelt wird. Dazu reichen aber wiederum die wissenschaftlichen Texte

nicht aus. Bloße Fakten können kein Leben repräsentieren. Um eine emotive Wirkung zu

haben, müssen sie in Erfahrungen, Situationen eingeflochten und so nachvollziehbar

gemacht werden. Darin liegt die Aufgabe des Schriftstellers und dazu ist das Sich-Hinein-

Versetzen in das Tier notwendig.

Letztlich ist der Diskurs um Annäherungen über Narrative keiner, der ausschließlich das

Mensch-Tier-Verhältnis betreffen würde. Wenn Donna Haraway möchte, dass ihren Lesern

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bewusst wird, dass das Schreiben über Hunde auch Teil einer feministischen Theorie ist,

und umgekehrt,57 dann wird erkennbar, dass die politische Wirkkraft gerade im Auflösen der

konventionellen Kategorien liegt. Das hat auch Auswirkungen auf den Umgang mit

Differenzen und Problematiken in anderen sozial relevanten Bereichen. Letztlich ist ein

erfolgreiches Umdenken innerhalb der menschlich-tierischen Beziehungen eine Umwälzung

mit enormen gesellschaftlichen Folgen, zu der die Literatur ihren Beitrag leisten kann, wie sie

es auch in der Arbeit zu genderspezifischen oder ethnologischen Themen tut.

                                                                                                               57  Vgl.  Haraway,  S.  3.  

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Literaturverzeichnis

Ach, Johanna S., Stephany, Martina (Hg.): Die Frage nach dem Tier – Interdisziplinäre Perspektiven auf das Mensch-Tier-Verhältnis, LIT Verlag, Berlin, 2009. Agamben, Giorgio: Das Offene. Der Mensch und das Tier, Suhrkamp, Frankfurt am Main, 2003. Bühler, Benjamin: Sprechende Tiere, politische Katzen, in: Zeitschrift für Deutsche Philologie, Sonderheft zu Bd. 126, Erich Schmidt Verlag, Berlin, 2007. Coetzee, J. M.: Elizabeth Costello, Penguin Books, New York, 2003. Derrida, Jacques: Das Tier, das ich also bin, Passagen Verlag, Wien, 2010. Diamond, Cora: Die Bedeutung des Menschseins, in: Menschen, Tiere und Begriffe, Suhrkamp, Berlin, 2012. Flusser, Vilém: Vampyroteuthis infernalis, European Photography, Göttingen, 1986. Gane, Nicolas: When we have never been human, what ist to be done? Interview with Donna Haraway., in: Theory, Culture, Society, 2006. Haraway, Donna: The Companion Species Manifesto, Prickly Paradigm Press, Chicago, 2003. Nast, Heidi J.: Book Review to The Companion Species Manifesto, in: Cultural Geographies, (1) 2005. Ullrich, Jessica, Weltzien, Friedrich, Fuhlbrügge, Heike (Hg.): Ich das Tier – Tiere als Persönlichkeiten in der Kulturgeschichte, Dietrich Reimer Verlag, Berlin, 2008. Vanderwees, Chris: Companion Species Under Fire, in: Nebula: A Journal of Multidisciplinary Scholarship (6.2) 2009. Onlinequelle www.dockstock.com (Zugriff 20.03.2014)

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Selbstständigkeitserklärung

Hiermit erkläre ich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde Hilfe

angefertigt und alle wörtlich oder sinngemäß anzugebenden Zitate und Verweise

entsprechend gekennzeichnet und ihre Quellen angegeben habe.

Berlin, 07.04.14 Denise Czerny