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1
Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Workshop:Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent lehrt
durch Integration von methodischen und von Gender-Aspekten
Prof. Dr. rer.-nat. Ingelore WelpeGeschäftsführende
DirektorinInstitut für Frauenforschung und
Gender-StudienFachhochschule Kiel
2006
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2
Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Ausgangsfragen:
1. Warum ist es so schwierig, technische Unterrichtsinhalte
optimal zu vermitteln?
2. Was zeigen Lernwiderstände an?
3. Welche methodischen Ansätze erleichtern die Vermittlung?
4. Können Genderaspekte die Lerninhalte und die Lernkultur
innovieren?
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3
Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
Zeigen Sie uns Ihren Standpunktzu den folgenden Statements:
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4
Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
1. Technikinteresse ist schwer zu vermitteln.
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5
Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
2. Männern kann man generell technische Inhalte leichter
vermitteln als Frauen.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
3. Für Technik Interessierte muss man keine besonderen
methodischen Ansätze für den Unterrichtserfolg vorsehen.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
4. Gerade bei schwierigen technischen
Unterrichtsinhalten hängt der Unterrichts-erfolg von der guten
Interaktion zwischen Lehrenden und Lernenden ab.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Standpunkte!?
5. Einen Pflegeroboter kann man konstruieren, ohne
geschlechtsspezifisches Wissen zu verwenden.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
6. Laborkurse Maschinenbau für Erstsemester sollte man getrennt
für Männer und Frauen durchführen.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
7. Technikunterricht ist dann erfolgreicher, wenn ein Bezug zu
beruflichen Tätigkeitsfeldern hergestellt wird.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Standpunkte!?
8. Frauen können Frauen technische Unterrichtsinhalte besser
vermitteln als Männer und Männer den Männern.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Fachhochschule Kiel
Standpunkte!?
9. Für mich war es noch nie besonders schwierig, technische
Unterrichtsinhalte zu lernen.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Persönliche Erfahrungen
Als ich Schüler/in war, habe ich in den technischen
Unterrichtsfächern dann optimal lernen können, wenn
1. ……………………………………………………………………………………………
2. ……………………………………………………………………………………………
3. ……………………………………………………………………………………………
nicht optimal lernen können, wenn
1. ……………………………………………………………………………………………
2. ……………………………………………………………………………………………
3. ……………………………………………………………………………………………
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
Fachhochschule Kiel
Persönliche Erfahrungen
Als Lehrer/in für technische Unterrichtsfächer möchte
ich heute zur Verbesserung meines Unterrichts folgende
Fragen besprechen:
1. Wie………………………………?
2. Was………………………………?
3. Wann…………………………….?
4. Warum……………………………?
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Persönliche Erfahrungen
Gender und Genderkompetenz sind für mich
Völlig neue Begriffe und Inhalte �
Nicht ganz unbekannt �
Mir bekannt �
Inhalte, mit denen ich schon arbeite �
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Warum gibt es so hohe Abbruchquotenin technischen Fächern an
deutschen Hochschulen?
In der BRD in den Ingenieurwissenschaften insgesamtan
Universitäten im Jahr 2002 30%
Maschinenbau 34%Elektrotechnik 33%
Nur 50% Anfänger (m/w) machen einen Studienabschluss!
Quelle: HIS, A1/2005, Studienabbruchstudie 2005
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Fachhochschule Kiel
Studierende (m/w) der Ingenieurwissenschaften nannten am
häufigsten folgende Abbruchgründe:
• Frontale Präsentation des Lehrstoffs• Unterrichtsinhalte nicht
nachvollziehbar• Geringes Interesse der Lehrenden an Betreuung•
Fehlende Berücksichtigung des individuellen Lernniveaus• Zu
abstraktes Lernniveau• Fehlende Teamarbeit• Studentinnen fühlen
sich nicht integriert
Quelle: Genderanalyse von Studienabbruch-Gründen in
ingenieurwissenschaftlichenFachbereichen der HAW Hamburg,
Zwischenbericht, 2005
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Lernen geschieht individuell!
Menschen sind verschieden von Natur ausdurch soziale
Herkunftdurch berufliche Sozialisationdurch Erfahrungdurch Wissen
und Kompetenzen……………………………………………………
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
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Lernen geschieht individuell!
Daher haben Menschen individuelle Strukturen und Prozesse
für WahrnehmungDenken undHandeln.
Diese bestimmen� den individuellen Wissensvorrat� das subjektive
Lexikon� die persönliche Wissensarchitektur� das spezifische
Humankapital
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Lernerfolge hängen ab- vom persönlichen Lernstil- und Lerntempo-
von den Interessen- und der (optimalen) Lernumgebung
und auch von Lernhindernissen, -schranken und-widerständen
gegenüber
- bestimmten Inhalten wie z.B. Technik
- bestimmten Vermittlungsstilen
- bestimmten Personen
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Die Optimierung des Lehrens und Lernens wird durch kognitive und
emotionale Engpässe bei Lehrenden und Lernenden verhindert.
Optimierung verlangt daher� Identifikation der Engpässe�
Veränderung bei Engpässen
Mittel: ���� Weiterentwicklung der Fachkultur����
Weiterentwicklung der Lehr- und Lerninteraktion
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
lehrt
Institut für Frauenforschung und Gender-Studien der
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Bei kognitiven Engpässen fehlen:
¤ Know what → Wissen „Was“¤ Know how → Wissen „Wie“¤ Know why →
Wissen „Warum“
• allgemeines Wissen fehlt „Was ist denn ein Roboter?“
• spezifisches Wissen fehlt „Wie funktioniert
einPflegeroboter?“
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Bei kognitiven Engpässen:
• zu wenig Übung „Habe nur 1 mal auf einer Computermesse das
Softwareprogramm ausprobiert.“
• Vokabular fehlt „Ich verstehe Soziologendeutsch nicht.“
• Arbeitsmittel fehlen „Habe keinen leistungsfähigen PC.“
• Informationen fehlen „Gibt es einen Studiengang Gender und
Technik?“
• Ziele fehlen „Warum soll ich als Frau Maschinenbau
studieren?“
Auch Kompetenzen fehlen „Wie unterrichte ich Technik
kompetenter?“
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Bei emotionalen Engpässen fehlt:
¤ Care why→ Wollen → Interesse→ Lernbereitschaft →
Handlungsbereitschaft
• Lernlust fehlt „ Technik macht keinen Spaß.“ • Ausdauer fehlt
„ Experimentieren ist mir zu
anstrengend.“
• Frustrationstoleranz „Grundlagentexte lese ich nur, gering
solange ich sie verstehe.“
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Bei emotionalen Engpässen:
• Angst vor Misserfolg „Informatikstudium schaff ich zu groß
sowieso nicht.“
• Abwehr unangenehmer „Als Frau habe ich schlechteGefühle
Erfahrungen in einer Männer-
domäne gemacht.“
• Anreize fehlen „Die Anstrengungen in einem Physikstudiumzahlen
sich hinterher nicht aus.“
• Positive Erfahrungen „Mathematikunterricht war in derfehlen
Schule immer schon schlecht.“
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Auch externe Motivierung fehlt:
„Wieso können meine Dozent/innen mich für Technikunterricht
nicht genug motivieren?“
Warum lernt man denn überhaupt?Lernen entsteht
- aus Lebensinteressen- aus Zielen - aus Problemsituationen- aus
Lust- aus Handlungsproblemen - aus Zwang- aus Erwartungen - von
selbst
… und weil es einem in seiner Lebenslage, persönlich und als
Mann (Junge) und Frau (Mädchen) „etwas“ Spezifisches bringt.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Für mich als Mann (Junge) / Frau (Mädchen) bessere Chancen im
Leben und Beruf, für mich mehr Ansehen und Aussichten auf mehr
Geld, für mich mehr persönliche Entwicklung und mehr Möglichkeiten,
meine Bedürfnisse zu befriedigen.
Fazit für Lehrende:
1. Lernmotivation, Lerngründe und Einstellungen zu einem
Lerngegenstand entstehen immer subjektiv.Die Lernenden bestimmen,
ob und wie sie lernen.
2. Die Biographie und die Lernbiograhie sind die wesentlichen
Punkte, an denen Unterricht primär anschließen kann.(Objekte oder
Inhalte sind sekundär).
3. Personenmerkmale wie Sex oder Alter sowie soziale
(Gender-)Rollenbestimmen das Selbstkonzept und setzen die
Lernanlässe, die Lernmöglichkeiten und die Lernschranken.
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Die Fachkultur in der Technik,die Unterrichtsinhalte technischer
Fächer,
die Unterrichtsdidaktik und –methodikmüssen
� an den Interessen, Erfahrungen, Lebenswelten und
Genderrollender Lernenden anknüpfen,
� wenn Technikunterricht und technische Studiengänge attraktiv
bleiben und moderner werden sollen.
Die Fachkultur technischer Fächer ändert sich nur dann, wenn
sichder Lehrhabitus, die Themenerschließung und die
Unterrichts-interaktionen verändern.
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Unterrichtskompetenz in technischen Fächern
Fachkompetenz ���� Methodenkompetenz(Know what) (Know how)
���� Know why ����
Genderkompetenz ���� Interaktionskompetenz(Know what) (Know
how)
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Methodenkompetenz / Methoden richten sich aus:1.o am
Unterrichtsgegenstand: Was wird unterrichtet?o an den
Unterrichtszielen: Was soll erreicht werden?o an allgemeinen
Lerngesetzen: z.B. Wie viel Kapazität hat das Kurzzeitgedächtnis?
Was ist Augen und Ohren zumutbar?
2.o an diversen relevanten Personenmerkmalen der
Lerngruppe: ♂♂ und ♀♀/ Semesterzahl /
Berufserfahrung/Techniksozialisation / Alter …?
o an der Gruppendynamik: alte / neue Gruppe? intrinsisch /
extrinsisch motiviert?
Daraus ergeben sich generelle Anforderungen an die
didaktisch-methodische sowie interaktive Gestaltung der
Techniklehre.
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Perspektive auf den Technikunterricht in Schulen
Lehre bezieht sich auf Lehr-und Lernprozesse in Hochschulen
(Techniklehre)
Unterricht bezieht sich auf Lehr- und Lernprozesse in Schulen
(Technikunterricht)
Begründung: Bei der Lehre steht der Inhalt (…die Lehre von…) im
Mittelpunkt.Beim Unterricht steht die Unterweisung(…die Vermittlung
von…) im Mittelpunkt.
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Perspektive auf den Technikunterricht in Schulen
Um den Technikunterricht zu verbessern, muss man sich mit
Prozess-variablen, die den Unterrichtsprozess begünstigen bzw.
erschweren,befassen:
• mit Lehrformen• Lehrmethoden• Kommunikations- und
Interaktionsstrukturen• Lernumgebung• Medien und auch• mit
geschlechts- und gendergebundenen Interessen und
Zugangsmöglichkeiten der Schüler/innen zum
Technikunterricht,
denn der Aufbau und die Weiterentwicklung von Wissens-,
Kompetenz- und Bedürfnisstrukturen enthalten Genderaspekte.
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Geschlechtstypische Sozialisationresultiert
in unterschiedlichen Genderpotenzialen.
„Genderpotenziale sindTalente, Antriebe, Anreizmotive, Werte,
Einstellungen, Wissen,Kompetenzen, Interessen oder
Verhaltensweisen, bei denenzwischen Frauen (Mädchen) und Männern
(Jungen) Mittelwert-unterschiede bestehen, die nicht zufällig
sind.“
(Welpe & Welpe 2003)
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Für den Technikunterricht ist dies zu berücksichtigen:
� Warum unterscheiden sich die Präferenzen im
Technikunterricht?(Inhalte / Methodik / Interaktion)
Motivationsunterschiede!
2. Wie kommen die unterschiedlichen Wahrnehmungs- und Denkstile
im Technikunterricht zum Tragen?(Aufmerksamkeit /
Interessengegenstände / Problemlösungs-modus)
Kognitionsunterschiede!
3. Wie und mit wem werden produktive Interaktionsbeziehungen
hergestellt?(Beteiligung / Kontakte / Engagement)
Beziehungsunterschiede!
(vgl. Welpe & Schmeck 2005)
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Die primären Unterschiede in Technikinteresse und
Technik-kompetenz werden in Familien, Vorschulen und Schulen
geschlechtstypisch ausgebildet und sekundär aufrecht-erhalten!
Folgen:Mit zunehmendem Alter verlieren Mädchen� Technikinteresse
und Technikmotivation� Vertrauen in eigene Fähigkeiten in „harten“
Bereichen (Technik / Physik /
Informatik…)� Verständnis für Technik schwindet�
Unterrichtsbeteiligung / Leistungsfähigkeit schwindet� Berufswahl
und Berufskarrieren werden begrenzt(vgl. z.B. Häußler &
Hoffmann 2005)
Mädchen interessieren sich erst dann für Technik, wenn
Nutzen,breitere Anwendbarkeit und soziale Aspekte klar sind und sie
einensinnvollen Grund für das Thema akzeptieren können.Jungen sind
oft schon motiviert durch neue technische Möglichkeiten.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Zielsetzungen für innovativen Technikunterricht
1. Genderaspekte und Didaktikaspekte integriert in den
Unterricht einbringen!
2. Lehrer/innen für innovativen / genderfairenTechnikunterricht
schulen!
3. Technikkurse für Mädchen durchführen!
4. Innovative Unterrichtsmedien / Unterrichtsmaterialien
benutzen / entwickeln!
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Wie erkennt man Genderaspektefür den Technikunterricht?
Mögliche Blickwinkel:
� Auf Technikgeschichte, -entwicklung, -produktion und
Techniknutzung.
2. Auf unterschiedliche Lebenslagen und Genderrollen für Frauen
(Mädchen) und Männer (Jungen).
3. Auf die Vielfalt der Bedürfnisse und Zukunftserwartungen
beider Geschlechter.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Benutzung eines Genderleitfadens!
Die Fragen eines Leitfadens helfen,
1. einen Genderbias zu erkennen und2. die Genderrelevanz zu
entdecken
in einem Curriculum oder bei einem speziellen
Unterrichtsthema/-vorhaben zuberücksichtigen.
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1. Beispiele für Genderbias aus dem Physikunterricht:
• Wird Physik rein inhaltlich vermittelt, lebenskontext- und
genderneutral? Wie begründbar?
• Geschieht Vermittlung mit reiner Oberflächenstrategie? Viel
Know what?
• Rein quantitative Faktenvermittlung, auf Wissensproduktion
zielenden Wissenserwerb?
• Genealogie des Fachs Physik nur anhand männlicher Physiker
(von Galilei, Kepler bis Einstein)?
• Vielfältige Beispiele aus männlichen Berufs- und
Erfahrungswelten (z.B. Raumfahrt, Atomphysik, Weltformel-suche,
oder Marine, Militär, Rasierspiegel,...)?
• Unterrichtsstoff/-didaktik bedient männliche
Identitäts-bildung oder Lernstile (rezeptiv, frontal, distanziert,
anreiz-arme Medien, vorgeschriebene Lösungswege), androzentrisch
auch durch die Sprache („der Physiker“)?
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Beispiele für Genderbias aus dem Physikunterricht:
• Positivistisches, androzentrisches Wissenschaftsverständnis
(nur „Erfolge der Physik“), keine Irrtümer oder Katastro-phen durch
Anwendung von Forschungsergebnissen?
• Anwendungsbeispiele mit prestigeträchtigem männlichen
Berufsfeldbezug (Luft-/Raumfahrtingenieur,
Nachrichtentechnologie,...)?
Lehrer/innen haben im Physikstudium sowohl die „sicher“
relevanten Inhalte und die direktive und rezeptive Art der
Wissensvermittlung sowie Genderbias miterworben.
Reflexion und Vergleich mit Unterrichtskulturen anderer
natur-wissenschaftlich-technischer Disziplinen (z.B. Biologie) sind
daher notwendig und weiterführend!
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Übungsaufgabe (s. Arbeitsblatt 2)
Finden Sie in Partnerarbeit (bitte jeweils m/w) zum Abbau eines
inhaltlichen / methodischen Genderbias zugunsten von Jungen /
jungen Männern im
• Physikunterricht• Informatikunterricht•
Maschinenbauunterricht• Multimediaunterricht (z.B.
Lernsoftware-Gestaltung...)• oder nach Ihrer Wahl
fünf verschiedene Gegenbeispiele(z.B. andere Inhalte, Methoden,
Anwendungsbereiche,Persönlichkeiten, Forschungsergebnisse, Sprache,
etc.)für einen genderfairen Unterricht.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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2. Beispiele für generelle Leitfragen zur
Genderrelevanz(Genderstereotypen, soziale Genderstrukturen,
psychologische und biologische Unterschiede m/w)(vgl. z.B. Bühren
& Schraudner 2006, Münst 2002)
• Sind für die Technikdisziplin Sex (Biologie) und/oder
Gender(Morphologie/Physiologie/Psychologie; Frauen-/Männer-rollen;
Lebens-/Tätigkeitsbereiche) in irgendeinem Aspekt relevant?
Fehlende Relevanz muss begründbar sein!
• Gibt es unterschiedliche Interessenbereiche (m/w) und sind
daher unterschiedliche Inhalte angebracht?
• Wird Technik unterschiedlich genutzt (m/w)? Sind die
beruflichen oder gesellschaftlichen Anwendungsbereiche einer
Technikdisziplin genderrelevant?
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Beispiele für generelle Leitfragen zur Genderrelevanz
• Transportiert das Technikthema Genderstereotype oder
gendertypische Ausgrenzungen? Festschreibungen bevorvorzugender
oder benachteiligender Genderbias?
• Besteht in einer Technikdisziplin eine gendersensible oder
genderunfaire Fachkultur? Ist die Lehr-/Unterrichtskultur
genderfair? Anforderungen an Wahrnehmungs-, Denk- und
Problemlösungsstile?!
• Ist Gender in der Technikgeschichte der Disziplin relevant?
Wird Gender zukünftig im fortschreitenden Entwicklungsprozess
relevant?
• Welchen Einfluss haben Sex und Gender auf die Interaktionen
der Lehrenden und Lernenden im Unterricht? Relevante
Geschlechterzeichen in der Interaktion (vgl. Goffman 1994).
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Anwendungsbeispiele (vgl. z.B.� Fraunhofer Institut System- und
Innovationsforschung, Karlsruhe� Institut für angewandte Ergonomie
und Kommunikationsdesign, Berlin� Kompetenzzentrum Genderforschung
Informatik und Naturwissenschaft,
Freiburg)
Beispiel 1: Softwaretool „Simulation: Entfaltung eines Airbags“
für Fahrzeug und Airbaghersteller
Genderrelevanz? Ja
• Körperbauunterschiede (Gewicht, Größe, Schwangerschaft)•
Ergonomieunterschiede• Unterschiedlicher Fahrstil• Unterschiedliche
Sicherheitsbedürfnisse / Kindertransporte• Dummy-Modellierung (m/w)
Integration in Softwaremodul
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Fachhochschule Kiel
Anwendungsbeispiele
Beispiel 2: Entwicklung von Lernsoftware
Genderrelevanz? Ja
Gendergerechte Lernmodule haben:
• gendersensitive Ansprache (Voice over, Avatare)•
Lebensweltbezug (w/m)• berücksichtigen unterschiedliches
Wissens-/Kompetenz-niveau
(m/w)• gendersensitives Didaktikkonzept• lebensnahe (m/w)
interaktive Lernangebote• textliche und visuelle Gegenbeispiele zu
genderstereotypen und
klassischen Rollen
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Anwendungsbeispiele
Beispiel 2: Entwicklung von Lernsoftware
(Fortsetzung) Gendergerechte Lernmodule haben:
• Gendergerechte, nicht-diskriminierende Sprache• gendersensible
pädagogische Betreuung (Zeitaufwand,
Kommunikation mono-/koedukative Form)• berücksichtigen
technische Voraussetzungen von User/innen• berücksichtigen
Softwareergonomie• wurden in divers zusammengesetzten Nutzergruppen
(w/m)
getestet• und zitieren Autorinnen und Autoren ausgewogen
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Weitere Beispiele mit positiver Genderrelevanz
� Spracherkennungssysteme: müssen Frequenzunterschiede
männlicher und weiblicher Stimmlagen erkennen.
� Interaktive Pflegeroboter: Ältere Frauen / Männer haben
verschiedene Wünsche und Bedürfnisse (Haushaltshilfe,
Mobilität,Kommunikation, soziale Integration). Männer wollen z.B.
Versorgung mit Speisen und Getränken, Frauen Unterstützung bei der
täglichen Hygiene.
� Sportartikel: Atomic Ski hat Modellreihe Balance für Frauen
und deren Anatomie entwickelt. Leichteres Drehverhalten, verkürzter
Vorderskibereich, rutschfeste Griffzone zum Tragen, besondere
Optik.
� Montagesysteme: mehrheitlich bedienen Frauen (69%)
Montagesysteme. Ergonomie, Motorik, Kraft, Größe, Körpermaße und
Längenverhältnisse, gesundheitliche Belastbarkeit (w) sind zu
berücksichtigen. Navigationsleisten und Menüs auf Textwahrnehmung
(w) sind zu bedenken.
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Workshop: Wie man technische Unterrichtsinhalte kompetent
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Gendersensible Technikkurse für MädchenBeispiel Roberta
• Roberta ist ein Kurzkurs für Mädchen ab 12 Jahren und junge
Frauen, um sie an Ingenieurwissenschaften heranzuführen.
• Schnupperkurs (2 Std.) - Einführungskurs (8 Std.)
• Schulungsmaterialien wurden für Mädchen entwickelt, ebenso
fürJungen geeignet.
• 12 regionale Roberta-Zentren für Interessierte in der BRD• 200
geschulte Roberta-Lehrerinnen gibt es bereits.• Bisher wurden 200
Kurse in der BRD mit 2600 Teilnehmer/innen,
davon 2/3 Mädchen, durchgeführt.
(vgl. Hartmann & Schecker 2005)
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Quelle: www.roberta-home.de
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Gendersensible Technikkurse für MädchenBeispiel Roberta
• Keine Vorkenntnisse erforderlich.• Ein Roboter wird
spielerisch und selbstentdeckend konstruiert und
programmiert (Lego-Bausatz).• Prinzip der minimalen Hilfe durch
die Lehrerin bei der Gruppenarbeit.• Programmschritte-Erprobung
sofort am Roboter zur Fehlerkorrektur und
Lern-Feedback.• Wissensaufbau Technik, Kompetenzaufbau,
Präsentation, Problemlösung,
Kommunikation.• Teamarbeit, Kooperation, Selbstvertrauen,
Informatikmotivation.• Teilnahme der Teilnehmer/innen an
Roberta-Wettbewerben um den
Robocup.
• Unterrichtskonzept hat sich bewährt, EU-weite Verbreitung ist
in Vorbereitung.
Lassen Sie sich schulen!
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Unterrichtsmaterialien Technik
Eine Reihe von Unterrichtsmaterialien stehen für
unterschiedlicheAltersgruppen und Technikthemen zur Verfügung:
• Hörspiel „Luca, Lilly und das Laserding“Das Hörspiel zeigt,
wie einfach Technik auch für Kinder sein kann. Kai Rönnau (Autor
von „Löwenzahn“/ZDF) erzählt eine spannende Geschichte rund um die
Themen Licht, Optik und Lasertechnik.Das Hörspiel steht kostenlos
zur Verfügung unter:
http://www.faszinationlicht.de/scripts/php/hoerspiel.php
• Schulversuch:Experimente auf der Erde und im All – in
EchtzeitDer ESA-Astronaut Thomas Reiter führt im September 2006 im
Weltall das gleiche Experiment durch wie die Kinder und
Jugendlichen in ihren Klassen. Kostenfreie Arbeitsmaterialien
erhältlich
unter:http://www.lehrer-online.de/dyn/9.asp?url=540842.htm
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FazinationLicht: http://www.faszinationlicht.de
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Auf dieser Website wird außer dem Hörspiel auch ein
Internet-Labor und eine Experimente-sammlung für Versuche
angeboten, die mit einfachen Alltagsdingen durchgeführt werden
können.http://www.faszinationlicht.de/scripts/php/index.php
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Schulversuch: www.school-in-space
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Literatur
Bühren, S./Schraudner, M. (2006): Wie können Genderaspekte in
Forschungsvorhaben erkannt und bewertet werden?, Karlsruhe.
Hartmann, S./Schecker, H. (2005): Bietet Robotik Mädchen einen
Zugang zu Informatik, Technik und Naturwissenschaft?
–Evaluationsergebnisse zu dem Projekt „Roberta“. In: Z.f. Didaktik
der Naturwissenschaften, Jg.11, S. 7-19.
Münst, A.S. (2002): Wissensvermittlung und
Geschlechterkonstruk-tionen in der Hochschule, Weinheim.
Welpe, I./Schmeck, M. (2005): Kompaktwissen Gender in
Organisationen, Frankfurt.
Welpe, I./Welpe, I. (2003): Frauen sind besser. Männer auch,
Wien.
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„Mit dem Lernen ist es wie mit dem Rudern,wer damit aufhört,
wird zurückgetrieben.“
Benjamin Franklin
Institut für Frauenforschung und Gender-StudienFachhochschule
KielSokratesplatz 224149
[email protected]
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Online Status Report:
www.frauenforschung.fh-kiel.de/ingelore/Index.htm
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Online Ringvorlesungen:
www.frauenforschung.fh-kiel.de/Ingelore/Ringvorlesungen/ORV.htm
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