Lesen mit Schreibaufgaben verbinden best practice Materialien und Arbeitsblätter Weiterbildungstage Berufsbildungsreformen BBZ / MGZ Cordula Weidling, Hainbuchenweg 10, 8400 Winterthur Saskia Sterel, St. Gallerstrasse 42b, 8400 Winterthur 7. Juli 2010
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Autor Stefan Zweig, 1881 in Wien geboren, Studienreise nach Wien undZürich.
Titel
Ort der Handlung
Geschichtlicher Hintergrund
Inhaltsangabe
Zitat "Überall griff sie in das Weiche, überall war Vorsorglichkeit, Zärtlich-keit, laue Liebe und häusliche Achtung hingebreitet, (…) , fühlte siesich irgendwie um das wirkliche Leben durch die Behaglichkeit betro-gen." (S. 21)
Sprache
Novelle
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Fami l ienportra i t 1
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Fami l ienportra i t 2
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Fami l ienportra i t 3
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Fami l ienportra i t 4
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Arbei tsbla t t 2
Persönliche Situationen der AngstText 1Irenes Angst
Text 2Irenes Angst
Text 1FamilienportraitgesellschaftstypischeMerkmale
es ist schon viel zu lange her, dass ich dir einen Brief geschrieben habe. Doch nun habe ichdringenden Anlass, dir zu schrieben. Ich bitte dich innig, diesen Brief vertraulich zu behandeln.Vergangenen Donnerstag besuchte ich mit meiner Frauengruppe das Theater. Zurzeit wird dortdas Stück „ein Sommernachtstraum“ aufgeführt. Du weißt, ich liebe dieses Stück!
Wie immer trafen wir uns vorher in einem Kaffehaus. Wie es der ungünstige Zufall wollte, sassdort Hans. Aus meinen früheren Briefen an dich, wirst du entnommen haben, dass uns mehrals freundschaftliche Gefühle verbinden. Für einen kleinen Moment war ich ratlos. MeineBegleiterinnen sind über diese Verbindung nicht im Bilde. Da ich jedoch keine Gefahr wahr-nahm, entschied ich mich, Hans höflich zu begrüssen. Natürlich konnte ich auch von ihm obers-te Diskretion erwarten. Doch wie es das böse Schicksal wollte, stellte sich mir eine unbekannte,kleine und übel riechende Frau in den Weg. Anfänglich übersah ich sie höflich. Doch die Un-verschämte liess mich nicht weitergehen. Ihr Gesicht war rot und wutverzerrt. Mir wurde bange.Eine kalte Welle stieg in mir hoch. Nervös versuchte ich sie zu umgehen, da merkte ich, dasssie mit mir sprach. Ganz leise zischte sie mich an. Meine Freundinnen schauten schon fragendin meine Richtung, zumal ein solches Volk in diesem Kaffehaus selten gesehen wird. Mir bliebnichts anderes übrig, als hinzuhorchen. Und was ich da hören musste, hat mich bis ins Innersteerzittern lassen. Die vom bösen Schicksal gesandte Frau kannte meinen Vornamen und mei-nen Familiennamen. Sie wusste wo ich wohne und wer mein Mann ist. Das allerschlimmste je-doch ist, dass sie von der geheimen Beziehung zu Hans weiss. Sie hat mir gedroht, ihr Wissenmeinem Manne weiter zu geben, zumal ich ihr nicht die gewünschte Summe von 1000 Markausbezahlen würde. Ihre Frist sei am kommenden Sonntag abgelaufen. Sie würde am grossenPlatz vor der Oper auf mich warten, punkt 14:00 Uhr. Nach dieser Botschaft ist sie ebenso laut-los verschwunden, wie sie aufgetaucht ist. Hans hat mich fragend angeblickt, aber ich habe nurden Kopf geschüttelt. Die Freude auf den Theaterbesuch war mir gründlich vergangen.
Liebste Henrietta, wenn mein Mann von dieser Verbindung erfährt, schürzt meine gesamte Weltein. Die letzten Nächte habe ich schlaflos verbracht, immer die Stimme der unverschämten undübel riechenden Frau in meinem Kopf. Ich zeige mich nicht mehr in der Öffentlichkeit, was vie-len bestimmt schon aufgefallen sein muss. Wenn ich die Haustürglocke höre, drohe ich inOhnmacht zu fallen. Die Angst sitzt mir im Nacken und ich weiss keinen Rat.
Henrietta, soll ich der Frau diesen Betrag aushändigen? Oder soll ich am Ende ehrlich zu mei-nem Gatten sprechen?Bitte liebste Freundin, hilf mir und sende mir schon bald deinen Rat.
In tiefer Verbundenheit
Deine Freundin Irene
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Wien 17. Mai 1910
Meine treue Freundin Francise
Es ist schon so lange her, seit wir uns das Letztemal begegnet sind und ich komme nicht umherdich um einige Dinge in Kenntnis zu setzen. Ein wichtiges Anliegen meinerseits ist es zudem,dich um deinen Rat zu erbitten, da du meine teuerste Freundin bist.Zu allererst möchte ich dir sagen, wie Schade es ist, dass du den letzten unbedingt gesell-schaftlichen Anlass verpasst hast. Die ganze Gesellschaft der Bourgeoise war anwesend undnatürlich gab es einiges an Neuigkeiten zu berichten. Miss Camelot wurde mit dem werten HerrSchumacher vermählt und zeigte in ihrer Unverfrorenheit den Verlobungsring allen Anwesen-den. Du kannst dir sicherlich vorstellen wie daraus ein unnötig aufgebauschtes Gespräch unse-rerseits entstand. Das war dann wohl auch schon alles, da es sich im Allgemeinen wie immernur um das Thema, Sehen und Gesehen werden, drehte. Nach einigen langatmigen Stundenverliess ich den prachtvoll geschmückten Festsaal und kehrte zurück zu meinem Anwesen.Wie bereits oben erwähnt möchte ich dich über etwas in Kenntnis setzen. Das Grauen lastethoffnungslos auf meinen Schultern. Schmerzhaft kommen die folgenden Worte über meine to-benden Hände. Vor wenigen Jahren erlag ich zu meiner Schmach einem jungen Sir. Sein Na-me ist Ernst Heinrich und er war für eine längere Zeit geschäftlich in Wien. Eines sonnigenMorgens erlag ich nach einem ausgiebigen Spaziergang seinem Charme und wir hatten einekurze, wenn auch feurige Vereinigung miteinander. Zu meinem Ungemach wurden wir von ei-ner entsetzlichen Proletarierin dabei gesichtet. Nun werde ich von ihr erpresst. Ihr hämischesGesicht und ihr siegreiches Lachen verheissen mir nichts Gutes. Die leeren Stunden der Angsterfüllen meine gespannte Brust und ich bin voller Selbstzweifel was meine einst sichere Zukunftnun bringen möge.Meine teure Freundin Francise, wie komme ich nur aus dieser Misere hinaus ohne das Grauenüber meine Familie kommen zu lassen. Kannst du mir in deiner Weisheit Rat erteilen, durchden mein Leben seinen sicheren Stand zurück erhält?
In Bitte an deine Treue und im Vertrauen an deine Verschwiegenheit,deine ergebene FreundinIrene
Saskia Sterel , St . Gal lers trasse 42b, 8400 Winter thur
7 . Jul i 2010
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Arbei tsbla t t 1 Lösung
Stichwörter
Autor Stefan Zweig, 1881 in Wien geboren, Studienreisenach Wien und Zürich. Einige Monate Aufenthalt inNew York, 1941 Auswanderung nach Brasilien,1942 nehmen sich seine Frau und er das Leben.
Titel Angst
Ort der Handlung Wien
Geschichtlicher Hintergrund Moderne Leistungen und Errungenschaften, techni-sche Erfindungen: Flugzeuge, Zeppeline, Automobi-le, Ozeandampfer, Telefon, Telegraf und Übersee-kabel. In Wien erlebt Zweig 1914 den Jubel derMenschen über die Kriegserklärung. Stefan Zweigbehält einen kühlen Kopf und distanziert sich alseiner der wenigen vernünftigen und kritischen Intel-lektuellen vom kollektiven Siegesrausch.
Inhaltsangabe Wohlhabende Ehefrau eines angesehenen Anwaltsmit zwei Kindern ist von ihrem Leben gelangweilt.Angst begleitet sie in ihrem Alltag und wird immergrösser bis sie sogar überlegt sich umzubringen.
Zitat "Überall griff sie in das Weiche, überall war Vorsorg-lichkeit, Zärtlichkeit, laue Liebe und häusliche Ach-tung hingebreitet, (…) , fühlte sie sich irgendwie umdas wirkliche Leben durch die Behaglichkeit betro-gen." (S. 21)
Sprache Literarische, metaphorische, vornehme Sprache, diezu der beschriebenen Gesellschaft passt.
Novelle Stammt aus dem Italienischen, erst seit dem 18.Jahrhundert im deutschsprachigen Raum gebräuch-lich, kontinuierliche Zeitabfolge, beschreibt das Bür-gertum und deren Probleme.
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Arbei tsbla t t 2 Lösung
Persönliche Situationen der AngstText 1Irenes Angst
Text 2Irenes Angst
Text 1FamilienportraitgesellschaftstypischeMerkmale