04.12.2018© PMG Presse-Monitor GmbH
DER TAGESSPIEGEL vom 04.12.2018
Autor: S.N. Gattung: TageszeitungSeite: 12 Auflage:
88.933 (gedruckt) 103.811 (verkauft)
107.697 (verbreitet)Ressort: Lokales, Berlin, Brandenburg
Reichweite: 0,238 (in Mio.)Rubrik: BERLIN extraWeblink:
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Wörter: 155Urheberinformation: Tagesspiegel
Was machen Schülerinnen und Schüler,wenn man ihnen 4000 Euro für
ihreSchule gibt, über die sie selbst bestim-men können?Wer glaubt,
dass die Kinderund Jugendlichen nur Süßigkeiten undSpielzeug
kaufen, irrt. Die Schüler wol-len Schließfächer, Sofas und Bänke
fürden Schulhof, sie wollen Farben, umWände zu streichen, Tablets
für den Un-terricht und Sportgeräte für die Pausen.Und
ja,manchewollen auch eine Zucker-wattemaschine oder eine
Spielkonsole.All diese Dingewerden an einigen Ber-
liner Schulen jetzt tatsächlich ange-schafft – und zwar im
Rahmen des Pro-jekts „Schüler*innenhaushalt“, das vomVerein
„Servicestelle Jugendbeteiligung“organisiert wird. 26 Berliner
Schulen ha-ben sich in diesem Jahr beteiligt. Es istein Projekt,
das Schülerinnen und Schü-ler ganz praktisch anMitbestimmung
he-ranführt. Denn was genau von dem Geldangeschafft wird, das wird
in einem de-mokratischen Prozess ermittelt. AlleSchüler können
Vorschläge einreichen,wenn sie für ihre Idee fünf
Unterstützerfinden – und am Ende wird abgestimmt.Nur Schüler dürfen
wählen, die Erwach-senen müssen sich raushalten.Philipp Lorenz,
kommissarischer
Schulleiter der Wedding-Grundschule,hat gute Erfahrungen mit dem
Schüler-haushalt gemacht. Seine Schule ist schon
seit 2015, also von Beginn an, dabei. „Ichfinde das absolut
positiv. Die Kinder de-battieren und überlegen, wasmachbar istund
was nicht. Sie erleben ganz direkt,wie Mitbestimmung geht – und
das, wasdaraus folgt, ist real.“ Fußbälle,
Lego-Lernspiele, ein Kettcar für denSchulhof,
BastelmaterialienundGlasvitri-nen, um Schülerarbeiten auszustellen
–das sind Dinge, für die seine Schüler indiesem Jahr gestimmt
haben.DiemeistenVorschläge seien überaus vernünftig,sagt Lorenz.
„Die Kinder überlegen ge-nau, was die Schule braucht. Wir
hattenauch schon den Vorschlag, dass Putzma-terialien angeschafft
werden sollten.“Dann sage er den Schülern aber, dass da-für
keinGeld ausdemSchülerhaushalt ge-nommen werden müsse.Die Idee des
Schülerhaushalts stammt
aus Recife in Brasilien und wurde dort
2011 an fünf öffentlichen Schulen umge-setzt. Die
Bertelsmannstiftung hat dasProjekt nach Deutschland geholt und2014
an die Servicestelle Jugendbeteili-gung übergeben. Seit 2015 wird
es bun-desweit – mit Schwerpunkt in Berlin – anmehreren Schulen
durchgeführt. Der Be-zirk Mitte ist Vorreiter, dort machen16
Schulen mit, und der Bezirk finan-ziert die Schulbudgets auch. Seit
2017wird es durch Landesmittel aus dem Ju-genddemokratiefonds
gefördert. 2018wurde das Projekt ausgeweitet, die
Se-natsbildungsverwaltung finanziert dieBudgets von zehn weiteren
Schulen ausMarzahn-Hellersdorf, Lichtenberg, Pan-kow und Neukölln.
4000 Euro bekom-men jeweils die Schulen inMitte, die übri-gen
jeweils 3000 Euro.Es kommeschonmal vor, dass die Schü-
lerVorschläge einreichen, die bei Erwach-senen vielleicht ein
Augenrollen hervor-rufen, sagt Evelyn Schulz-Algie von
derServicestelle Jugendbeteiligung. „Aberwir wollen alle
Vorschläge, die formal inOrdnung sind, zulassen.“ Denn wennSchüler
sich eine Spielkonsole (wie eineSchule in Prenzlauer Berg) oder
eine Zu-ckerwattemaschine (wie eine Grund-schule in Hellersdorf)
wünschen, könnedas die Kommunikation in Gang setzen:Wer kümmert
sich umdasGerät, wie sol-len die Nutzungszeiten fair geregelt
wer-den? All das sind Fragen, mit denen sichdie Schüler dann
auseinandersetzen.
Viele Schüler stimmen für Sofas undSitzsäcke. Manche wollen auch
Möglich-keiten zumAustoben – zumBeispiel Box-säcke. „Da stecken ja
Bedürfnisse dahin-ter, über die die Schule nachdenkenkann.
Vielleicht haben die Schüler bisherzu wenig Raum zum Austoben oder
Aus-ruhen“, sagt Schulz-Algie.Bei den Schülern kommt das
Projekt
sehr gut an. „Rund 1030 Schüler habenbei unserer Abstimmung
mitgemacht“,sagt der 17-jährige Tom Pincus vomPrimo-Levi- Gymnasium
in Weißensee.Er hat den Schülerhaushalt mit einem
Team von rund zehn Schülerkoordinato-ren organisiert und sich
nach derAbstim-mung auch um die Bestellung geküm-mert.Denn auchbei
derAnschaffung sol-len die Schüler möglichst viel selbst ma-chen:
Preise und Angebote vergleichen,Bestelllisten erstellen. Wenn die
Pakete
dann ankommen, sei das jedes Mal eintollesGefühl,
sagtTomPincus.NeunVor-schläge gab es an seiner Schule, und die3000
Euro, die seine Schule als Budgethatte, haben gereicht, um alle zu
realisie-ren. Jetzt wurden davon also unter ande-rem Gartengeräte,
um den Schulhof zuverschönern, angeschafft, ein Roboterfür den
Informatik-Unterricht, einMisch-pult für den Musikraum, mobile
Fußball-tore undMöbel für den Schülertreff.Auch Bildungssenatorin
Sandra Schee-
res (SPD) hält viel von dem Projekt:„Schülerinnen und Schüler
können ei-gene Ideen umsetzen und ihr schulischesUmfeld
mitgestalten. Das trägt dazu bei,dass sie sichmit ihren Schulen
identifizie-ren und sich wohlfühlen.“ 2019 soll esnach Angaben der
BildungsverwaltungimgleichenUmfangweiter gehen. „Wün-schenswert“
wäre es allerdings, wenn dieBudgets für die Schülerhaushalte
mög-lichst vondenBezirken getragenwürden.Die pädagogische
Begleitung durch dieServicestelle Jugendbeteiligung werdeweiter vom
Land finanziert.Philipp Lorenz von der Wed-
ding-Grundschule will auf jeden Fall imnächsten Jahr wieder
mitmachen. „Undwenn das nicht gehen sollte, dann würdeich es selbst
organisieren.“
— Informationen gibt es bei der Service-stelle
Jugendbeteiligung, Tel. 308 78 45 27,und unter
www.schuelerhaushalt.de
WIR MACHEN SCHULE
So eine Baustelle gibt einiges her, wenn
man sich eingehend mit ihr beschäftigt. Das
haben 176 Kinder aus acht Berliner Schu-
len zusammen mit 29 Künstlerinnen und
Künstlern und vielen Experten getan. Jede
Schule hat einen Bereich gestaltet, in dem
Besucher aktiv werden können. Zum Bei-
spiel können sie die Baustelle durch Tanz
zum Leben erwecken, eine Symphonie aus
ihren Geräuschen hören, Gegenstände er-
tasten, die zu ihr gehören. An einer Zeit-
strahlmaschine können sie Kisten bewegen,
in denen Szenen aus der Vergangenheit des
Ortes zu sehen sind.
„Das ist auch unsere Baustelle!“ ist die
letzte Ausstellung in der Humboldt-Box und
noch bis 16.12. zu besichtigen. Sie soll zei-
gen: Das Humboldt Forum ist für alle ge-
dacht. Und es funktioniert, die Kuratorinnen
freuen sich über großes Interesse von Kita-
und Schulgruppen. S.N.
— Infos unter:
www.humboldtforum.com/de/ausstellungen/unsere-baustelle
Was ich gerade lerneIn Englisch machen wir Spiele, bei de-nen
wir nur Englisch reden. In Franzö-sisch machen wir das auch, nur
auf Fran-zösisch. Außerdem üben wir gerade dieSchreibschrift. Wir
machen immer unge-fähr drei Wochen lang ein Thema, dasnennt man bei
uns Epochen.
Was ich an meiner Schule magIch mag die Lehrer, die sind alle
ganznett. Ich finde auch den Unterricht gut.Handarbeit macht mir
Spaß, wir habenschon gehäkelt und gestrickt, und jetztsticken wir.
Sport mag ich auch. Da ma-chen wir oft lustige Fangenspiele.
Was mich an meiner Schule störtEigentlich stört mich nichts. Nur
meinRanzen ist manchmal ganz schönschwer. Und das Essen schmeckt
nichtso gut wie zu Hause.
— Aufgezeichnet von Sylvia Vogt Foto
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Kinder präsentierenKindern die Baustelledes Humboldt Forums
Wann ist man eine starke Frau? Reicht es,häufig ins
Fitnessstudio zu gehen? Wohlkaum. Auf andere Dinge kommt es
an:„Eine starke Frau ist eine, die immer ih-ren Weg geht, egal wie
beschwerlich derist. Die Ratschläge annimmt, sich abernicht
verbiegen lässt“, sagt Cornelia Fi-scher. Die Dialyseschwester ist
eine ehe-malige Schülerin der Lise-Meit-ner-Schule in Gropiusstadt.
Anlässlichdes 50. Todestags ihrer Namenspatroninhat
dasOberstufenzentrum amvergange-nen Dienstag einen Projekttag
zumThema „Starke Frauen“ veranstaltet.Lise Meitner, österreichische
Physike-
rin jüdischerAbstammung, trugmaßgeb-lich zur
EntdeckungderKernspaltungbeiund kämpfte zeit ihres Lebens gegen
diemilitärische Anwendung ihrer
Entde-ckung.„SiewareinedererstenFrauen,diesichindenNaturwissenschaftenandie
in-ternationale Spitze setzten, entgegen al-len Schwierigkeiten,
die ihr Geschlechtund ihre jüdische Herkunft in dieser Zeitmit sich
brachten – definitiv eine starkeFrau“, sagte Lehrer Heribert
Ickerott, derdieVeranstaltungmitorganisiert hat.Im Rahmen des
Projekttages stellten
sich rund 30 Referentinnen den Fragen
der Schülerinnen und Schüler rund
umdasThemaFeminismus.NebenderDialy-seschwester Fischer nahmen eine
Richte-rin, eine Busfahrerin, Tagesspiegel-Re-dakteurin Annette
Kögel, die Politikerin-nen Katrin Göring-Eckardt (Bündnis90/Die
Grünen), Petra Pau (Die Linke)undNicola Beer (FDP), die
ZDF-Modera-torin Bettina Schausten und die ehema-lige
Stasibeauftragte der Bundesregie-rungMarianne Birthler teil.Von
Schülermoderatorenteams befragt
kamen die Frauen unabhängig voneinan-
der auf sehr ähnliche Ansichten. So be-grüßten viele, dass immer
mehr Männerin Elternzeit gingen. „Das ist eine schöneEntwicklung,
nur habe ich den Eindruck,dass die Anzahl der beantragten Monateoft
viel geringer ist als bei Frauen“, sagteTanja Knapp, Leiterin der
Berliner Poli-zeiakademie. Das sah auch BettinaSchausten so. In der
Fernsehbranche seies zwar so, dass viele Frauen einen Jobfänden,
„aber vor allemunten. IndenLei-tungspositionen sind nach wie vor
fastnurMänner“. Aus diesemGrund sprechesie sich für eine
Frauenquote aus. „DieFrauen kommen leider nicht oben an,wennman es
ihnen nicht leichtermacht.“JedeReferentin sah sich in
denKlassen-
zimmern einer etwa 30-köpfigen Gruppevon Schülerinnen und
Schülern gegen-über, die intensivmit ihnen diskutierten.Das Thema
Feminismus rief nicht nur
bei den Mädchen großes Interesse her-vor. Mit Blick auf ihr
Moderatorenteam,bestehend aus dreimännlichen Schülern,sagte die
Grünen-Politikerin Katrin Gö-ring-Eckardt: „Wenn sich alle Jungs
sosehr mit dem Thema identifizieren, ha-ben wir im Feminismus bald
keine Pro-bleme mehr.“ Niklas Liebetrau
Tag der offenen TürGottfried-Keller-Gymnasium, Olbersstr.
38,Charlottenburg, 19.1., 10–13 Uhr. Tsp
Mete-Eksi-Preis verliehenZwei Initiativen von Schülerinnen
undSchülern sind mit dem diesjährigenMete-Eksi-Preis ausgezeichnet
worden.Der Verein „Schüler treffen Flüchtlinge“und das
Stolpersteinprojekt einer elftenKlasse der
Carl-von-Ossietzky-Gemein-schaftsschule in Kreuzberg bekommenals
Preisgeld je 1500 Euro. „Schüler tref-fen Flüchtlinge“ organisiert
Projekte, beidenen sich Jugendliche mit und ohneFluchthintergrund
begegnen, beispiels-weise bei Ausflügen und beim gemeinsa-men
Kochen. Beim Stolpersteinprojektder Ossietzky-Schule
recherchiertenSchülerinnen und Schüler die Biogra-phien
vonMenschen, für die in derNach-barschaft Stolpersteine verlegt
wurden,sie organisierten eine Gedenkstätten-fahrt nach
Auschwitz-Birkenau und ver-legten selbst einen Stolperstein.
DerMete-Eksi-Preis erinnert an den gleichna-migen Jugendlichen, der
bei einer gewalt-tätigen Auseinandersetzung mit anderenJugendlichen
tödlich verletztwurde.Aus-gezeichnet werden Kinder und
Jugendli-che, die sich für das friedlicheZusammen-leben von
Menschen aus unterschiedli-chen Kulturen einsetzen. svo
Berliner Schüler können MatheSieben Schüler aus Berlin haben in
derzweiten Runde des BundeswettbewerbsMathematik einen Preis
errungen. Fürihre Leistungen werden sie am Dienstagin Potsdam
ausgezeichnet, wie das bun-desweite Talentförderzentrum „Bildungund
Begabung“ am Montag mitteilte.Vier Berliner Schüler erhalten einen
ers-ten Preis: Matija Blagojevic, John Maar,Theo Müller und Marvin
Randig habensich damit für das Bundesfinale qualifi-ziert. Zweite
und dritte Preise bekommenSamuel Bamrungbhuet, Matthias Grütz-ner
und Tita Rosemeyer. svo
Neue Broschüre zu DatenschutzDie Senatsbildungsverwaltung und
dieBerliner Datenschutzbeauftragte habeneine Neuauflage der
Datenschutz-Bro-schüre für Jugendliche veröffentlicht.„Ich suche
dich. Wer bist du?“, heißtdiese. Die Publikation gibt Tipps, wie
Ju-gendliche ihre persönlichen Daten beiWhatsApp, Instagram und Co.
schützenkönnen. Es wird erklärt, was mit den Da-ten in sozialen
Medien passiert und werwarum Interesse an diesenDatenhat. Au-ßerdem
finden Jugendliche in der Bro-schüre Beratungsstellen. Sie ist als
ge-druckte Ausgabe kostenfrei im Infopunktder
Senatsbildungsverwaltung (Bern-hard-Weiß-Straße 6,Mitte)
erhältlich.Di-gital ist sie abrufbar unter:
www.ber-lin.de/sen/jugend/jugend/jugendarbeit/medienbildung.
svo
Familienpass für 2019Seit 1. Dezember ist der Berliner
Famili-enpass 2019 erhältlich.Mit demPass kön-nen Familien viele
Freizeit-, Kultur- undSportangebote vergünstigt nutzen, man-che
Angebote sind für Passinhaber auchkostenlos. Der Pass kostet sechs
Euround ist das ganze Jahr lang gültig. Er istunter anderem bei
Getränke Hoffman,Karstadt Sports, LGP-Biomärkten, in vie-len
Bibliotheken und Bürgerämtern so-wie über denOnline-Shop des
Jugendkul-turservice erhältlich. Mehr Informatio-nen:
www.jugendkulturservice.de. svo
„Wir wollen alle
Vorschläge, die formal
in Ordnung sind,
zulassen“
Evelyn Schulz-Algie
„Die Kinder erleben
ganz direkt, wie Mitbe-
stimmung geht – und
was daraus folgt, ist
real“ Philipp Lorenz
AUF DIESER SEITE MONTAG GESUND DIENSTAG LERNEN MITTWOCH BERLINER
WIRTSCHAFT DONNERSTAG HELFEN FREITAG FAMILIE SONNABEND KINDERSEITE
SONNTAG LESERMEINUNG
Zahlreiche Berliner Lehrkräfte
wurdenwährendderNS-ZeitmitZwangsmaßnah-men oder gar Berufsverboten
belegt.Eine Studie im Auftrag der GewerkschaftErziehung
undWissenschaft (GEW)Ber-lin und der Senatsverwaltung für
Bildunguntersuchte nun erstmals systematischdas Ausmaß der
Verfolgung von BerlinerLehrkräften im Nationalsozialismus.„Wir
müssen zeigen, in welcher Weise
und mit welchen Mitteln die Demokratiedamals abgeschafft und
Minderheitenverfolgt und ausgegrenzt wurden“,
sagteBildungssenatorin Sandra Scheeres(SPD) bei der Vorstellung des
For-schungsberichtes am Montagim Ernst-Abbe-Gymnasium.
„Dadurchkönnen Schülerinnen und Schüler dafürsensibilisiert werden,
wie wichtig es ist,Menschenrechte unddemokratische Frei-heiten
immer wieder, auch hier undheute, zu verteidigen“, sagte
Scheeres.DieHistoriker SimoneLadwig-Winters
und Hans Bergemann stießen auf insge-samt 468 Einzelschicksale
von Lehrkräf-ten an höheren Berliner Schulen, die
vonZwangsmaßnahmenbetroffenwaren.Da-mit ist die Zahl der
Betroffenen deutlichhöher, als bislang vermutet worden war.Für
Volksschulen liegen keinerlei Datenvor, daher sei dieDunkelziffer
derBetrof-
fenen wohl deutlich höher, betonte Lad-wig-Winter. Fast 200
Lehrkräfte wurdenaus rassistischen oder politischen Grün-den mit
einem Berufsverbot belegt. Dut-zendewurden in den folgenden Jahren
er-mordet. Die übrigen Lehrkräfte wurdenzumeist versetzt oder in
den vorzeitigenRuhestand gedrängt.Die Rolle der
Lehrergewerkschaften
warwenig rühmlich, betonte Doreen Sie-bernik, Vorsitzende der
GEW Berlin. Le-diglich der „Allgemeine Freie Lehrerver-band“ habe
aktiven Widerstand gegendas NS-Regime geleistet – und sich, ei-nem
Verbot zuvorkommend, schließlichselbst aufgelöst. Die übrigen
Lehrerver-bände hätten sich größtenteils bereitwil-lig an die
Maßnahmen angepasst. „Des-wegen ist eswichtig, dasswir uns
derVer-antwortung für die Geschichte stellen“,sagte Siebernik.Der
Forschungsbericht soll nun die Ba-
sis für die pädagogische Auseinanderset-zung mit der Geschichte
der BerlinerSchulen bilden. Im Unterricht sollenSchüler etwa die
Spuren dieser Lehr-kräfte erforschen. „Die Spurensuche ander
eigenen Schule kann ein Bausteinsein für dieAuseinandersetzungmit
Aus-grenzung und Diskriminierung“, hofftSiebernik. Madlen
Haarbach
Wünscht euch was!Beim Projekt „Schülerhaushalt“ entscheiden
Kinder und Jugendliche, was für mehrere tausend Euro an ihrer
Schule angeschafft wird
Aus dem KLASSENZIMMER
Stehen ihre Frau. Referentinnen beimLise-Meitner-Schulprojekt.
F: Jürgen Harjehusen
Starke Frauen, starke SchuleBei einem Projekttag an der
Lise-Meitner-Schule in Gropiusstadt
diskutieren Schüler und Expertinnen über Feminismus und
Chancengleichheit
E FSCHWARZES BRETT
12 DER TAGESSPIEGEL NR. 23 670 / DIENSTAG, 4. DEZEMBER
2018BERLIN LERNEN
468 EinzelschicksaleStudie: Verfolgte Berliner Lehrkräfte in der
NS-Zeit
Von Sylvia Vogt
Ziehen und Schieben. Schlossbauhütten-Leiter Bertold Just
demonstriert, wie schwer die Arbeit mit Stein sein kann.
Annie Isu, 9
geht in die dritte Klasseder Waldorfschule Kleinmachnow
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