Wirtschaftskriminalität in der Schweiz, Deutschland und Österreich Anne van Heerden Head of Forensic, KPMG Schweiz Matthias Kiener Director Forensic, KPMG Schweiz Peter Pellegrini Leitender Staatsanwalt, Staatsanwaltschaft III, Kant. ZH Zürich, 12. März 2013
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Wirtschaftskriminalität in der Schweiz, Deutschland und Österreich
Präsentation zur Medienkonferenz: Fälle von Wirtschaftskriminalität verursachen bei Schweizer Unternehmen hohe Schäden von durchschnittlich rund CHF 360'000. Während Diebstahl und Unterschlagung in Schweizer KMU die höchsten Kosten verursachen, betrifft Datendiebstahl und Datenmissbrauch vor allem Grossunternehmen. Dies zeigt eine umfangreiche Studie von KPMG zum Thema Wirtschaftskriminalität in der Schweiz, Deutschland und Österreich.
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Transcript
Wirtschaftskriminalität
in der Schweiz,
Deutschland und
Österreich
Anne van Heerden Head of Forensic, KPMG Schweiz
Matthias Kiener Director Forensic, KPMG Schweiz
Peter Pellegrini Leitender Staatsanwalt, Staatsanwaltschaft III, Kant. ZH
International Cooperative (“KPMG International”), a Swiss legal entity. All rights reserved. The KPMG name, logo and “cutting through complexity” are registered trademarks or trademarks of KPMG
International.
Agenda
10.00 Begrüssung & Einführung Andreas Hammer
Head of Corporate
Communications,
KPMG Schweiz
10.05 Ergebnisse der Studie
• Eckdaten und zentrale Ergebnisse
Anne van Heerden
Head of Forensic,
KPMG Schweiz
Aktuelle Fälle aus der Praxis
• Exemplarische Fälle in anonymisierter Form
Matthias Kiener
Director Forensic,
KPMG Schweiz
Problemfelder in Wirtschaftskriminalitätsverfahren
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International Cooperative (“KPMG International”), a Swiss legal entity. All rights reserved. The KPMG name, logo and “cutting through complexity” are registered trademarks or trademarks of KPMG
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International.
Einschätzung der Risiken
Fazit:
Die Wahrnehmung der Risiken erfolgt unabhängig von der Grösse und dem Ort des Unternehmens
Schweizer KMU sind grundsätzlich sensibilisiert für die Risiken von wirtschaftskriminellen Taten
Das Risiko von Unterschlagung betroffen zu sein, wird jedoch von Schweizer KMU unterschätzt
Risikowahrnehmung in DACH-Unternehmen Risikowahrnehmung und realen Kosten bei KMU (CH)
(Angaben in Prozent, Basis: n=593)
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Manipulation des Jahresabschlusses
Geldwäscherei
Kartellrechtsverstösse
Betrug
Diebstahl/Unterschlagung
Korruption
Verletzung von Geschäftsgeheimnissen
Verletzung von Urheberrechten
Datendiebstahl
sehr hoch hoch niedrig sehr niedrig (Gesamtschaden innerhalb von zwei Jahren in Euro, Basis: n = 100 – deliktspezifische
Risikowahrnehmung; n = 13 – deliktspezifischer Schaden) W
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Die Täterschaft
Fazit:
Bei den aufgedeckten Fällen sind Top-Manager sehr selten involviert
Kollusion stellt bei KMU in der Schweiz ein geringes Risiko dar
Externe Bedrohung bei KMU besonders hoch
Überblick der Täter in DACH-Unternehmen Situation in der Schweiz
(Angaben in Prozent, Basis: n=140) (Angaben in Prozent, Basis: n=13 KMU; n=14 GU)
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Deutschland
Österreich
Schweiz
intern MA intern Mgmt intern Top Mgmt Kollusion extern
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GU
KMU
intern MA intern Mgmt intern Top Mgmt Kollusion extern
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Hinweisquellen für wirtschaftskriminelle Handlungen
Fazit:
Unternehmen sind unabhängig von Grösse und Land auf Hinweise von Mitarbeitenden, Geschäftspartnern oder von
Strafverfolgungsbehörden angewiesen
Die Aufdeckung per Zufall ist in der Schweiz deutlich seltener als in den anderen Ländern
Formen der Aufdeckung in den betroffenen DACH-Unternehmen
(Anzahl der genannten Hinweise bei den betroffenen Unternehmen, Mehrfachnennungen möglich, Basis: n=140)
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Sanktionierung
Fazit:
Die Taten bleiben nicht unbestraft: in den meisten Fällen ziehen die Unternehmen Konsequenzen aus den entdeckten Taten
Abwägung zwischen Kosten zur Beweismittelsicherung und Nutzen der Sanktionierung unabdingbar
Wirtschaftskriminelle Delikte werden in Schweizer Grossunternehmen deutlich seltener strafrechtlich aufgearbeitet
Zivilrechtliche Sanktionen werden bei Schweizer KMU deutlich seltener angestrebt
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International.
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Fehlende Leit- und Vorbilder
Mangelhafte Leitlinien
Fehlende Schulungen/Trainings
Zeitdruck
Finanzieller Druck/Boni
Erfolgsdruck
Mangelhafte Sanktionierung
Unachtsamkeit/Nachlässigkeit
Fehlende oder mangelhafte Kontrollen
Mangelndes Unrechtsbewusstsein
sehr hoch hoch niedrig sehr niedrig
Begünstigende Faktoren
Fazit:
Der finanzieller Druck/Boni sind für Schweizer
Grossunternehmen wichtigere Beweggründe als in den
beiden anderen Ländern
Fehlende Leitbilder im Management hingegen sind
besonders stark in Deutschland genannt worden
Faktoren aus Sicht der DACH-Unternehmen Finanzieller Druck/Boni
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Präventionsmassnahmen
Fazit:
Das Vorhandensein von Verhaltensgrundsätzen und Leitbildern im Unternehmen wird als wichtigste Massnahme zur
Prävention eingeschätzt
Verhaltensgrundsätze und Leitbilder definieren, was zulässig ist, und schaffen daher Klarheit für die Angestellten. Das
fehlende Unrechtsbewusstsein, kann durch diese Klarheit gemindert werden
Klarheit, formelle Regeln und Prozesse allein reichen jedoch nicht aus, um das Verhalten nachhaltig zu beeinflussen.
Massnahmen wie Schulungen und Kommunikation sind unabdingbar.
Aktuelle und zukünftige präventive Massnahmen der DACH-Unternehmen
(Anzahl der Unternehmen mit diesen Präventionsmassnahmen, Mehrfachnennungen möglich; Basis: n=586)
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Verbot von privater Nutzung des E-Mail Systems
Systematische Erfassung von Frühwarnindikatoren
Integritätskriterien bei Zielvereinbarungen von Führungskräften
Hinweisgebermöglichkeit für Unternehmensangehörige
Risikomanagement für wirtschaftskriminelle Handlungen
Schulungen und Kommunikation
Definition einer Ombudsstelle
Überprüfung von Bewerbern hinsichtlich Integrität
Sichtbare Organisationsstruktur mit Compliance-Verantwortung
Überprüfung von Geschäftspartnern hinsichtlich Integrität
Risikomanagement für besonders schützenswertes Wissen
Verhaltensgrundsätze und Leitbilder im Unternehmen
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Wichtigste Erkenntnisse
Je nach Grösse und Herkunft sind bis zu 50 Prozent der
Unternehmen von Wirtschaftskriminalität betroffen.
360‘000 CHF pro Fall in der Schweiz.
Wirtschaftskriminalität kostet betroffene Unternehmen über
300‘000 EUR pro Jahr in Deutschland.
Bis 50 Prozent der Täter kommen aus den eigenen Reihen.
Die Risikowahrnehmung der Befragten stimmt nicht mit den
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10 Fragen, die Sie sich stellen sollten!
1. Software für elektronischen Datenträgeraustausch (DTA-Zahlungen)?
2. Fehlende Dokumente?
3. Unnötig komplizierte Verbuchungen?
4. Ungewöhnliche/unerwartete Ausschläge bei Kennzahlen?
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International.
10 Fragen, die Sie sich stellen sollten!
6. Enge Verknüpfungen Mitarbeitende mit Lieferanten?
7. Ungefaltete Belege/Kopien als Zahlungsnachweise?
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International.
Red Flags
• Der Umsatz der letzten vier Jahre überschritt nie den Wert von CHF 14 Mio. p.a.; Ende 2011:
nun «plötzlich» CHF 16 Mio.;
• Kaufpreis: + CHF 2 Mio. zusätzlicher Umsatz führt zu + CHF 7 Mio. zusätzlichem Kaufpreis;
• C verfügt weder über eine Internetseite noch über einen Eintrag im offiziellen Telefonbuch;
• Der Vertrag über die IT-Services zwischen B + C wurde am 16. Dezember 2011 abgeschlossen;
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International.
Schweizer KMU Stadt X
Immobilien
Präsidentin des
Verwaltungsrates
Kaufvertrag über
Immobilien
Immobiliengesellschaft Stadt X
besitzt
Ehefrau des
lokalen CEOs
Fallbeispiel 2: Veruntreuung
Bewusstes Abschreiben der Immobilie unter Marktpreis, um diese später gewinnbringend zu verkaufen.
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International.
Red flags….
• Die Ehefrau des lokalen CEOs ist die Verwaltungsratspräsidentin derjenigen Gesellschaft, die
als Käuferin der Immobilie in Erscheinung tritt;
• Die Immobilienschätzung wurde durch einen ungenügend qualifizierten Immobilienmakler vorgenommen.
Diesem wird zudem nachgesagt, ein enger Freund des lokalen CEOs zu sein;
• Die Gesellschaft, die als Käuferin der Immobilie in Erscheinung tritt, wurde wenige Monate
vor der Transaktion gegründet;
Kanton Zürich
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Problemfelder in
Wirtschaftskriminalitäts-
verfahren
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 24 / 21
Agenda
1. Vorstellung STA III
2. Sachliche Zuständigkeit
3. Problemfelder WK-Untersuchungen
4. „Facts and Figures“
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 25 / 21
DIREKTION DER
JUSTIZ und des INNERN
OBERSTAATSANWALTSCHAFT
Allgemeine Staatsanwaltschaften
(Regionale)
Besondere Staatsanwaltschaften
(Kantonale)
Staatsanwaltschaft
Zürich-Limmat
Staatsanwaltschaft
Zürich-Sihl
Staatsanwaltschaft
Limmattal/Albis
Staatsanwaltschaft II
Betäubungsmittel / org.
Kriminalität
Staatsanwaltschaft
Winterthur/Unterland
Staatsanwaltschaft
See/Oberland
Staatsanwaltschaft I
Besondere Untersu-
chungen / Rechtshilfe
Staatsanwaltschaft IV
Gewaltdelikte
Staatsanwaltschaft III
Wirtschaftsdelikte
Strafverfolgung Erwachsene
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 26 / 21
Organigramm STA III
Leitender Staatsanwalt
P. Pellegrini
Amtssekretariat /
Geschäftskontrolle
Wirtschaftsprüfung
Abteilung A
Unternehmens-, Computer-,
Internet-Kriminalität
M. Jean-Richard-dit-Bressel
Abteilung B
Börsendelikte,
Mitarbeiterkriminalität
S. Leu
Abteilung C
Anlagebetrug, Konkurs- und
Steuerdelikte
R. Braun
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 27 / 21
Sachliche Zuständigkeit der STA III (1)
Untersuchungen wegen quantitativ und/oder qualitativ
komplexer Wirtschaftsdelikte, sofern mindestens eine der
folgenden Voraussetzungen vorliegt:
aufwändige Verfahren mit (alternativ) zahlreichen
Tätern, Delikten oder Tatorten
Verfahren, in welchen sich Tat- oder Rechtsfragen
stellen, welche spezielle Kenntnisse des
Finanzmarktrechtes (insbesondere des Banken- und
Börsenrechts) oder der Computerkriminalität erfordern
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 28 / 21
Sachliche Zuständigkeit der STA III (2)
Verfahren, deren strafbare Handlungen zu einem
wesentlichen Teil im Ausland oder in mehreren
Kantonen begangen wurden, sofern keine
Bundesgerichtsbarkeit gemäss Art. 24 Abs. 2 StPO
vorliegt
somit: keine Störungen von Einzelinteressen, sondern
Störung oder Gefährdung des Wirtschaftslebens und
der Wirtschaftsordnung
LSTA lic. iur. Peter Pellegrini
Zürich, 12.03.2013 29 / 21 Deliktsarten:
20%
> 50%
10%
Untreuedelikte Veruntreuung (StGB 138), ungetreue Geschäftsbesorgung (StGB 158) ca. 20%
Betrugsdelikte (StGB 146) und verwandte Tatbestände höher als 50%
Konkurs- und Buchführungsdelikte (StGB 163 ff), Urkundendelikte (StGB 251 ff)