Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel Singapurs von 1819 bis heute – ein neues Entwicklungsmodell? - 1 - Vorbereitungsseminar zur Großen Exkursion im Wintersemester 2003 Ökonomischer und technologischer Wandel in Singapur und Malaysia Leitung: Dipl.-Geogr. Matthias Kiese Thema: Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel Singapurs von 1819 bis heute ...ein neues Entwicklungsmodell? Referenten Ariumaa Dalai, 5. Semester Oliver König, 7. Semester Stefan Graf, 7. Semester Universität Hannover Geographisches Institut Abteilung Wirtschaftsgeographie
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Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel … Entwicklung und Strukturwandel Singapurs von 1819 bis heute – ein neues Entwicklungsmodell? - 3 - I Abbildungsverzeichnis Abb.
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Wirtschaftliche Entwicklung und Strukturwandel Singapurs von 1819 bis heute – ein neues Entwicklungsmodell?
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Vorbereitungsseminar zur Großen Exkursion im Wintersemester 2003
Ökonomischer und technologischer Wandel in Singapur und Malaysia
Leitung: Dipl.-Geogr. Matthias Kiese
Thema:
Wirtschaftliche Entwicklung und StrukturwandelSingapurs von 1819 bis heute
...ein neues Entwicklungsmodell?
Referenten
Ariumaa Dalai, 5. Semester
Oliver König, 7. Semester
Stefan Graf, 7. Semester
Universität HannoverGeographisches InstitutAbteilungWirtschaftsgeographie
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Gliederung
Abbildungsverzeichnis ............................................................................................... I
Tabellenverzeichnis ................................................................................................... II
Abkürzungsverzeichnis ............................................................................................ III
Ebenfalls seit Mitte der 1970er Jahre weist Singapurs Haushalt einen Überschuss auf. Dies
versetzte das Land in die Möglichkeit, für staatliche Programme, Infrastrukturvorhaben sowie
finanzielle Anreize für MNU und Unterstützung für LU sich nicht verschulden zu müssen. Des
weiteren sind eine hohe Spar- und Investitionsquote, Devisenreserven, bedingt u.a. durch den
relativ hohen Anteil an Direktinvestitionen am Kapitalimport sowie eine stabile Währung
Merkmale der ökonomischen Rahmenbedingungen (vgl.: Kiese, 2002, S. 85).
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Die gesamte makroökonomische Stabilität ist ein Zeichnen für die umsichtige Haushaltspolitik
sowie die geringen wirtschaftlichen Risiken, die sowohl seitens der Regierung aber auch
seitens der Unternehmen in Singapur eingegangen werden. Dies geschah allerdings alles vor
dem Hintergrund, dass das Unternehmensumfeld für MNU möglichst attraktiv gehalten werden
sollte.
7.1.4. Verkehrstechnische und institutionelle Infrastruktur
Bereits zu Beginn der Industrialisierung hatte die Entwicklung einer leistungsfähigen und
effizienten Infrastruktur eine vorrangige Position inne. Es wurden v.a. das Verkehrsnetz
ausgebaut, Flughafen und zahlreiche Industrieparks gebaut. Die nötigen finanziellen Mittel
stammten hierbei zumeist aus den nicht zu unterschätzenden Staatseinkünften und nur zu
einem ganz geringem Teil aus Krediten. Es kam ebenfalls zu einem weiterem Ausbau und
Verbesserung des Hafens, da die Kapazitäten aufgrund des stetig steigenden
Handelsvolumen bald an ihre Grenzen stießen.
Die diversen Industrieparks wurden geschaffen, um ausländische Unternehmen nach
Singapur zu ziehen, dies sind u.a. der Jurong-Industriepark, International Business Park
(Hochtechnologiepark), Science Park (FuE-Park) sowie der Park für Petrochemie (vgl.:
Fischer, 2000, S. 39).
Eine wesentliche Grundvoraussetzung, um die Attraktivität eines Standortes für eine
„konwledge-based economy“, wie sie in Singapur angestrebt wurde, zu erhöhen, liegt in der
Qualität der Kommunikationsinfrastruktur. Beides, Dichte und Ausstattung an
Telekommunikationseinrichtungen, sind in Singapur in guter Quantität und Qualität zu finden
(vgl.: Oestreich, 1995, S. 39).
7.2. Externe Entwicklungsdeterminanten
Die externen Entwicklungsdeterminanten, die am prägendsten für die Wirtschaft Singapurs
waren, sind v.a. in der geographischen Lage, der geschichtlichen Entwicklung sowie der
Entwicklung des Weltmarktes und die damit zusammenhängenden Auswirkungen auf
Singapurs Märkte zu finden und sollen im Folgenden eine nähere Erläuterung finden.
7.2.1. Standortgunst
Aufgrund der äußerst günstigen geographischen Lage des Stadtstaates innerhalb der Strasse
von Malacca – dem wichtigsten Seeweg zwischen Indischem Ozean und Südchinesischem
Meer – konnte sich hier bereits während der Besetzung durch die Kolonialmächte Niederlande
und Großbritannien der bedeutendste Umschlaghafen (Entrepôt) in Südostasien herausbilden.
Hier wurden die Exporte aus der Region und die Importe v.a. aus Europa, Indien und China
umgeschlagen (vgl.: Kiese, 2002, S. 81).
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Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es dann zu Bestrebungen der anderen Nachbarländer, sich
ebenfalls auf diesem Markt als Zwischenhändler etablieren zu wollen. Dies führte dazu, dass
sich Singapur andere Möglichkeiten des wirtschaftlichen Agierens suchen musste. Nichts
desto trotz ist der Hafen Singapurs heute noch der wichtigste Hafen im Bereich des
Gesamtfrachtverkehrs. Diese Neuorientierung der Wirtschaft Singapurs hatte zur Folge, dass
sich die Regierung vermehrt um ADI und MNU bemühte sowie in den Schlüsselindustrien
Government-linked companies (GLC) gründete.
Singapur ist heute umgeben von z.T. äußerst labilen Demokratien. Diese Tatsache verringert
die Zahl der Länder Südostasiens, mit denen ein Großteil der MNU nachhaltig Außenhandel
betreiben können. Das bedeutet, dass Singapur als Standort für MNU, die sich in Südostasien
etablieren wollen und hierhin ihren ersten Schritt setzen, immer attraktiver wird.
7.2.2. Ausländische Direktinvestitionen
Einen zentralen Punkt der Wirtschaftspolitik Singapurs stellt die exportorientierte
Industrialisierungsstrategie dar. Hierbei stehen ADI und Außenhandel im Mittelpunkt der
Entwicklungsstrategie. Die Regierung machte sich ausländische Investoren zu nutze, da das
Land nicht über die nötigen technischen und finanziellen Ressourcen sowie über das nötige
Humankapital und Know-how verfügte, die es brauchte, um derart erfolgreich auf dem
Weltmarkt agieren zu können.
Als ehrgeiziges Ziel hat sich der Stadtstaat gesetzt, der Hauptstandort der Region für
Unternehmenssitze von MNU zu werden – dies soll durch eine möglichst hohe Rate an ADI
am Gesamtkapitalimport geschehen.
Der immense Vorteil, der die Unternehmen in Singapur erwartet, ist der relativ homogene
Markt, wohingegen viele der anderen südostasiatischen Märkte uneinheitlich sind. Weiterer
Vorteil Singapurs für Investoren ist die politisch stabile Situation des Staates, aber auch die
Exportförderungspolitik der Regierung (vgl.: Küpper, 2002, S. 33).
Durch die zunehmende Weltmarktintegration und der vermehrten Ansiedlung von MNU in
Singapur kam es zu einem massiven Zustrom an ADI besonders seit Beginn der 1990er
Jahre.
Tab.8: Entwicklung sowie Zielländer der Ausländischen Direktinvestitionen Singapurs
ASEAN China Hong Kong Europa USA Gesamt in Mio. S$1993 27,5% 2,9% 17,3% 7,1% 8,0% 22.1811994 32,5% 5,2% 16,6% 7,4% 5,6% 29.7651995 33,2% 7,9% 13,8% 9,9% 5,3% 39.1451996 29,5% 12,0% 11,1% 12,8% 5,4% 42.2241997 24,5% 13,7% 10,1% 14,2% 4,6% 57.1921998 27,7% 16,8% 9,5% 6,4% 5,5% 52.918
Quelle: SDoS, 2001
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Auch die Unternehmen Singapur selbst begannen in den 90er Jahren sich ebenfalls
unternehmerisch im Ausland zu betätigen. Der Aktionsraum war v.a. auf Südostasien
beschränkt; ein wesentlicher Schwerpunkt, besonders in den letzen Jahren, der ADI aus
Singapur war China.
Tab.9: Entwicklung sowie Herkunftsländer von Ausländischen Direktinvestitionen
ASEAN China Hong Kong Europa USA Gesamt in Mio. S$1988 5,0% 0,3% 6,3% 27,0% 21,3% 35.7991993 6,1% 0,4% 6,0% 28,4% 18,0% 62.7671994 6,6% 0,3% 4,9% 21,2% 16,2% 74.6051995 6,7% 0,4% 4,6% 20,6% 16,9% 84.2671996 6,3% 0,5% 4,4% 31,6% 16,8% 94.0051997 6,1% 0,5% 3,4% 30,2% 18,4% 112.1201998 5,9% 1,0% 2,3% 32,2% 15,9% 125.638
Quelle: SDoS, 2001
Historisch gesehen waren während der Spezialisierung auf arbeitsintensive Industrien des
Verarbeitenden Gewerbes v.a. Großbritannien sowie die Niederlande die Hauptquellgebiete
für ADI. Später als die Bedeutung der gut ausgebauten Transport- und
Telekommunikationsinfrastruktur immer wichtiger wurde, verlagerte sich die Herkunft von ADI
zunehmend auf Amerika, Europa sowie Japan (vgl.: Fischer, 2000, S. 57).
7.2.3. Multinationale Unternehmen
Bereits seit den Zeiten des „Entrepôt“-Handels war die Wirtschaft Singapurs stark auf Im- und
Export von (Zwischen-) Gütern ausgerichtet und die Wirtschaftssubjekte Singapurs kennen
sich somit mit Handelspartnern aus, die jenseits der Grenzen Singapurs liegen.
Die verstärkte Internationalisierung der Wirtschaft Singapurs lässt sich an dem hohen Anteil
an Unternehmen erkennen, die sich in ausländischer Hand befinden (etwa 48% des BIP wird
durch Unternehmen erwirtschaftet, die ihren Hauptsitz in einem anderen Land haben; vgl.:
Peebles & Wilson, 2002, S. 264). Diese Entwicklung war bewusst von der Regierung
gesteuert worden – es wurde intensiv Einfluss auf die anzuziehenden Branchen bzw.
Industrien genommen. Mittel hierzu waren v.a. finanzielle und strukturelle Anreize sowie das
fast vollständige Fehlen von staatlichen Ge- und Verboten.
Die Vorteile von MNU treten besonders charakteristisch in den Anfängen der wirtschaftlichen
Entwicklung einer Volkswirtschaft auf; dies sind u.a. die zügige Schaffung von neuen
Arbeitsplätzen, Bereitstellung von nötigem Kapital und technischen Mittel sowie Wissen sowie
Auslöser für den Nachzug von ausländischen Talenten (vgl.: Fischer, 2000, S. 60).
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Die Tatsache, dass diese Vorteile von zahlreichen MNU erkannt worden, führte zu einer
starken Abhängigkeit der Wirtschaft Singapurs von ausländischen Investoren. Dies hat
unübersehbare Nachteile zur Folge. Z.B. die Tatsache, dass MNU selten in ihren
ausländischen Niederlassung FuE betreiben, führte zu einem nur unzureichend ausgebildeten
FuE-Sektor. Zudem konnte sich der privatwirtschaftliche Sektor nur äußerst
unterdurchschnittlich entwickeln, da die Marktmacht der MNU sowie die
Industrialisierungspolitik der Regierung sie massiv behinderte. Des weiteren kann kein
nennenswerter Technologie- und Wissenstransfer von den MNU zu den LU festgestellt
werden.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Markt und die Volkswirtschaft Singapurs für
viele der MNU als Sprungbrett dienen sollte, den gesamten südostasiatischen Markt zu
erreichen; bedingt auch durch die Tatsache, dass der Markt Singapurs zu klein ist.
8. Aktuelle Probleme der Wirtschaft Singapurs
Die aktuelle Lage der Wirtschaft Singapur ist nicht mehr so glänzend wie ehedem. Zum einen
wird die Situation belastet durch die Auswirkungen der Asienkrise, auch wenn Singapur diese
am schnellsten der südostasiatischen Länder überwinden konnte. Zum anderen kommen
Absatzeinbußen in Singapurs beiden größten Absatzmärkten Amerika und Südostasien sowie
ein immenses Wirtschaftswachstum Chinas hinzu.
Weitere Problemfelder sind die hohen Lohn- und Landkosten, hohe Abhängigkeit der
Wirtschaft von der Elektronikindustrie ebenso wie das wenig dynamische wirtschaftliche
Umfeld Singapurs (vgl.: Kiese, 2002, S. 87).
Viele der Probleme mit denen die Wirtschaft Singapurs zu kämpfen hat, sind jedoch
„hausgemacht“. Eine kleine Auswahl soll hier nun näher erläutert werden.
8.1. Schwächen im inländischen Privatsektor
Die massive Förderung von sowie die aktive Werbung um MNU seitens der Regierung
Singapurs in Kombination mit der extrem beherrschende Position der Staatsunternehmen,
führte zu einem unterentwickelten Privatsektor, der keine eigenständigen Impulse
hervorbringen kann, da er von den zahlreichen Staatsunternehmen praktisch verdrängt
worden ist. Die Regierung verspricht sich von einem Teilrückzug aus der Wirtschaft nun eine
Stärkung der privatwirtschaftlichen Initiativen (vgl.: Pohl, 1999, S. 337).
Ein weiterer Negativfaktor ist, dass die Großunternehmen die ohnehin angespannte
Arbeitsmarktsituation weiter verschärfen. Dies äußert sich in der Tatsache, dass potenzielle
Jungunternehmer, denen zugetraut werden kann, Start-ups zu gründen und die somit die
Basis für den Aufbau einer inländischen Unternehmenslandschaft bilden könnten, von den
Großunternehmen mit Spitzenlöhnen sowie Sozialprestige geködert werden.
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Es ist also unumgänglich, dass die Regierung zukünftig den privaten Sektor stärkt sowie den
Menschen eine Art „Unternehmentalität“ beibringt und somit eine eigene Unternehmenskultur
entwickeln kann (vgl.: Mahiznan, & Yuan, 1998, S. 5).
8.2. Schwächen des Arbeitsmarktes
Singapur kann sich nicht mehr auf seinen früheren Standortvorteil im Bereich der
Billiglohnproduktion verlassen – diese Vorteile musste das Land zumeist an andere
südostasiatische Länder (z.B. Batam – Indonesien) abgeben.
Der bedingt durch die Größe des Landes nur begrenzte Arbeitskräftepool und das Fehlen der
sonst in anderen Industrieländern vorhandene „Intelligenzschicht“ zwingt Singapur dazu, die
benötigten Arbeitskräfte zu importieren. Des weiteren sind in etwa zwei Drittel der
Arbeitskräfte un- oder unterqualifiziert, was in Zukunft immens negative Auswirkungen auf die
Entwicklung zu einer wissensbasierten Ökonomie haben wird (vgl.: Fischer, 2000, S.69).
Ein weiterer Nachteil, der v.a. meist ausländische Anleger verschreckt, ist die
„Vetternwirtschaft“. Für die Verantwortlichen in der eng verbundenen Wirtschaft und Politik
folgt dieses Phänomen lediglich einer Tradition, in der jeder seinen Nächsten versorgt. Hinzu
kommt das Argument, warum sollte in einem Land, das ohnehin schon arm an Humankapital
ist, die Besten diskriminiert werden nur aufgrund ihrer Familienzugehörigkeit von
Führungspositionen ausgeschlossen werden.
Der Mangel an ausreichend qualifizierten Arbeitskräften wird sich als massives Hindernis für
die Wirtschaft Singapurs auf dem Weg in eine knowledge-based economy erweisen (vgl.:
Fischer, 2000, S. 69). Dieses Hindernis gilt es auszuräumen, da sich ansonsten die
kapitalintensive Produktion mit hoher Wertschöpfung hier nicht in dem gewünschtem Ausmaß
ansiedeln kann.
8.3. Schwächen im FuE-Bereich
Die Defizite im Bereich von FuE werden v.a. bedingt durch die hohe Intensität von MNU sowie
des hohen Anteils von ADI am Kapitalimport.
Die Regierung hat zwei Technologiepläne verabschiedet, die u.a. die Förderung von FuE zum
Ziel hatten. Dennoch sind trotz einiger Erfolge immer noch z.T. erhebliche Defizite erkennbar.
Die Inputfaktoren wie z.B. wissenschaftliche Mitarbeiter oder Anteil am BIP, der für FuE
aufgewandt wird, sind in den letzten Jahren zwar gestiegen und Singapur scheint im
weltweiten Vergleich aufzuholen. Betrachtet man jedoch die Throughputfaktoren, wie z.B.
Patentanmeldungen, so stellt man fest, dass Singapur hier noch Entwicklungsbedarf aufweist
(Fischer, 2000, S. 73).
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Als besonders problematisch zeigen sich der Mangel an FuE im Bereich des
Technologietransfers - hier wird die wichtigste Quelle in den MNU und nicht wie anzustreben
in den eigenen LU gesehen.
9. Entwicklungsmodell Singapur
Als abschließende Betrachtung soll die Möglichkeit, in wie weit die Entwicklung Singapurs
auch für andere Länder modellhaft anwendbar sein könnte, näher untersucht werden.
Festzuhalten bleibt, dass sich das Land zu einem Zeitpunkt dem Weltmarkt öffnete, zu dem
sowohl Handel und Exportsektor weltweit expandierten, als auch das Zinsniveau äußerst
niedrig war (vgl.: Menkhoff, 1995, S.17). Des weiteren kam es durch die massive Anwerbung
von ADI und die Tatsache, dass Singapur Mitglied der ASEAN wurde und sich damit für den
Kapitalismus und gegen den Sozialismus entschieden hat, erhebliche finanzielle Mittel v.a.
aus den USA.
Die Regierung war zudem in der Lage, diese finanziellen Mittel sowie die vorhandenen
Ressourcen des Stadtstaates so zu akkumulieren und einzusetzen, dass sie den
größtmöglichen Nutzen für die Wirtschaft hatten. Weiterhin nahm die Bevölkerung z.T.
erhebliche Einschneidungen bzw. Einschränkungen im Bereich der individuellen Freiheit in
Kauf, um ein hohes Wirtschaftswachstum zu gewährleisten.
Singapur hat es bis heute geschafft, seine Produktionsfaktoren sowie die nötige
Aufmerksamkeit auf die Branchen mit dem größten Wachstumspotenzial zu richten. Inwieweit
das in Zukunft ebenfalls der Fall sein wird, bleibt abzuwarten.
Es lässt sich also leicht vermuten, dass die wirtschaftliche Entwicklung Singapurs sehr speziell
war und nicht ohne Weiteres auf andere Volkswirtschaften ohne Einschränkungen
Übertragbarkeit besitzt. Nichts desto trotz können Teilelemente dieser Entwicklungspolitik, wie
z.B. die Fokussierung auf einige wenige Wachstumsbranchen, für einige Entwicklungsländer
durchaus positive Effekte zur Folge haben.
Aus dem Weg zum Fortschritt will Singapur kein Geheimnis machen und versucht, seine
Erfolgsrezepte an andere Entwicklungsländer weiterzugeben. Hauptsächlich werden in
bilateralen Kooperationen Fortbildungen und Workshops veranstaltet. Diese
Fortbildungsprogramme beschäftigen sich u.a. mit Bank- und Finanzgeschäften,
Informationstechnologie, Umweltschutz, innerbetriebliche Fortbildung sowie
Armutsbekämpfung (vgl.: FAZ, 30. September 1996). Dies hat nicht nur für die am Aufstieg
interessierten Länder einen Vorteil, sondern erlaubt es auch Singapur, in die neuen und evtl.
aufstrebenden Märkte zu investieren sowie die Rolle als extrem nach außen orientierte
Wirtschaft zu festigen und gegebenenfalls auszubauen.
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FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), 05.11.2001 – Dem Staatstadt in Südostasien drohteine wirtschaftliche Eiszeit
FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), 02.05.2002 - Nur mühsam trennt sich Singapur vonseinen Staatsunternehmen
FAZ (Frankfurter Allgemeine Zeitung), 20.08.2002 – Die asiatischen Staaten hoffen auf dieBiotechnologie