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I
1-5 Jahre PISA:
von PROF. DR. PETER BENDER
f eit Anfang des Jahrtausends sind wir alle drei Jahre einer\
Ueispiellosen Propaganda ausgesetzt, mit der die OECDr/ die jeweils
neuesten PISA-Ergebnisse sowie ihre eigene ln-
terpretation unter die Leute bringt und versucht,
Gesellschaftund Politik massiv in ihrem 5inne, der der Ökonomie und
nichtetwa der Pädagogik verpflichtet ist, zu beeinflussen. Diese
Pro-paganda-Maschinerie bewirkte besonders in den ersten
Durch-gängen, dass man in Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen
nurZustimmendes zu PISA, gepaart mit Kritik am deutschen
Bil-dungssystem, vernahm.
Mit den PlSA-Aufgaben wird nicht überprüft,wie weit die
Jugendlichen "die Rolle erken-nen und verstehen, die die Mathematik
inder Welt spielt...«
E Schon 2001gab es kritische Stimmen zu PISADie wenigen - auch
damals schon vorhandenen - kritischenStimmen (zum Beispiel Jahnke
& Meyerhöfer (Hrsg.): PISA & Co
- Kritik eines Programms, Hildesheim & Berlin:
Franzbecker)wurden totgeschwiegen, und als doch einmal Kritik an
eine et-
was breitere Öffentlichkeit gelangte (von Joachim Wuttke),
wur-
de derVerfasser in der Wochenzeitung'Dtr Zrrr' nledergemachtund
als Scharlatan beschimpft. Besonders'Dtr Ze tr' hat sich
mitumfangreichen Jubel-Arien über PISA hervorgetan. Und so be-
kam sie 2006 vom Aktionsrat 'Bildung'der Bayrischen Wirt-schaft
(in dem der damalige PISA-Sprecher Manfred Prenzel ei-
ne führende Rolle spielte) den 'Medienpreis Bildung'für ,he-
Was haben wir davon?
> PROFIL I Januar-Februar 2017
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rausragende journalistische Leistungen zum Thema Bildung"zuerka
n nt.
lnzwischen bricht sich die PISA-Kritik doch an vielen
StellenBahn. Die Reaktionen auf die PlSA,Ergebnisse in den
Medienund in der Politik sind nicht mehr so hysterisch wie in der
erstenZeit (in vielen Ländern derWelt ist man von Beginn an viel
ge-lassener geblieben), vielleicht aber auch nur deswegen, weil
diedeutschen PISA-Ergebnisse im Laufe der Jahre besser gewordens
ind.
E Anfängliche Hysterie auch durchPISA-Koordinator der OECD
befeuert
Die anfängliche Hysterie war hauptsächlich dadurch
befeuertworden, dass die Schulsystem-Umwälzer in Deutschland
wiedereinmalMorgenluft witterten und die Einfuhrung der
Einheits-schule einerseits sowie die Verkürzung und Verfrühung der
Bil-dungszeit andererseits forderten (Einschulung mit fünf
Jahren,Verkürzung der gymnasialen Schulzeit auf acht Jahre,
Studien-abschluss mit dem Bachelor nach dreiJahren, Eintritt in
einen(halb) akademischen Beruf mit zwanzig Jahren, Austritt
dem-nächst mit siebzig). Zur Begründung mussten diejenigen
Länderder Welt herhalten, die viele PISA-Punkte erzielt hatten,
weildiese durchweg über die Einheitsschule mit einer
kürzerenSchulzeit als bei uns verfügen. Dass das für die Länder mit
we-nigen PISA-Punkten alles genauso zutrifft und man also gut
da-ran täte, deren System nicht zu übernehmen, wurde dabei
ge-flissentlich ignoriert.
Wir haben außerdem das Pech, dass der PISA-Koordinator derOECD
in Paris, Andreas Schleicher, zufällig ein Deutscher ist,dem
seinerzeit in Hamburg am Ende der Crundschule die Emp-fehlung für
das Cymnasium verweigert worden war und dermassiv gegen das
dreigliedrige Schulsystem polemisiert. EineKostprobe aus der Zeit
von kurz vor der Weltfinanzkrise von2007 /2008: Schleicher
behauptete, dass die Dreigliedrigkeit desSchulsystem schuld daran
sei, dass Deutschland ein geringesWirtschaftswachstum hätte, und
führte als Kontrast lrland undSpanien an, die wegen ihres
Einheitsschulsystems über ein vielstä rkeres Wi rtschaft swachstu m
verfügten. Diese Argu mentati-on krankt an mehreren Gliedern. Das
deutsche BIP ist im Ver-gleich zu diesen beiden Ländern viel, viel
höher, und da fallenprozentuale Steigerungen auch bei höheren
absoluten Zuwäch-sen natürlich geringer aus; Deutschland war und
ist Nettozah-ler in der EU, wovon lrland und Spanien direkt
profitierten; undschließlich waren diese Zuwächse dort Teil einer
Kapital- bzw.einer lmmobilienblase, die die beiden Länder fast in
den wirt-schaftlichen Ruin geführt hätten. Von Andreas Schleicher
gibtes zahlreiche Argu mentationsfiguren dieses Kalibers, ebensovon
vielen ((Pseudo) Bildungs) Politikern, die unter Berufung aufPlSA
ihr eigenes Suppchen kochen wollen. Mit ddr Einführungvon C8 (mit
Unterstützung von Elternfunktionären gegen denWillen der
überwältigenden Mehrzahl der Eltern) und der Ver-nichtung der
Hauptschule ist da schon einiger Schaden ange-richtet worden.
E PISA nimmt einen extrem schmalenAusschnitt von Bildung in den
Blick
PISA unterliegt ein arg reduzierter Begriff von Bildung. Was
willman auch erwarten, wenn eine Wirtschaftsorganisation wie
dieoECDsichaufdemFeldderPädagogiktummelt?Einzuräu->
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> PROFIL I Januar-Februar 20L7
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Mit den PlSA-Aufgaben wird nicht überprüft,wie weit die
Jugendlichen »sich auf eine Weisemit der Mathematik befassen, die
den Anforde-rungen des gegenwärtigen und künftigen Le-bens einer
Person als konstruktivem, engagier-tem und reflektierendem Bürger
entspricht«
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men ist allerdings, dass ein solches weltweit angelegtes
Test-vorhaben kaum andere Aufgaben stellen kann, als PISA
siestellt. Aber das müsste man halt zugeben, dass mit PlSA nur
einextrem schmaler Ausschnitt von Bildung in den Blick genom-men
wird, der zudem noch schief und alles andere als repräsen-tativ
ist. Man kann immer nur sagen: die Jugendlichen einesLandes haben
bei den PISA-Aufgaben soundso abgeschnitten;und nicht: sie haben
diese oder jene allgemeine Kompetenz ge-zeigt.
lnsbesondere wird mit den PISA-Aufgaben nicht überprüft, wieweit
die Jugendlichen ,die Rolle erkennen und verstehen, diedie
Mathematik in der Welt spielt, fundierte mathematische Ur-teile
abgeben und sich auf eine Weise mit der Mathematik be-fassen, die
den Anforderungen des gegenwärtigen und künfti-gen Lebens einer
Person als konstruktivem, engagiertem undreflektierendem Bürger
entspricht« (PISA-Definition von'ma-thematical literacy'), was aber
PISA zu prüfcn behauptet. (Hierund im Folgenden äußere ich mich
vornehmlich zu den Aufga-ben meines Faches, der Mathematik.)
E PISA ignoriert Curricula der Länderund suggeriert Abhängigkeit
derErgebnisse vom sozialen Status
Erklärtermaßen werden in PISA die Curricula der Länder
igno-riert. Stattdessen wird von PlSA festgelegt, was die
Fünfzehn-jährigen weltweit können sollen. Das wird natürlich nicht
vonden Ökonomen von der OECD unternommen, sondern man be-dient sich
durchaus pädagogischer und didaktischer Expertise.Allerdings ist zu
bezweifeln, dass es da einen weltweiten Kon-sens gibt. Man muss ja
nur an die Curriculumdiskussionen in je-dem unserer sechzehn
Bundesländer denken. ln der Tat sind dieAufgaben vom
angelsächsischen Teil der Welt dominiert, mit al-len Nachteilen für
die Nicht-Angelsachsefi infolge von unschar-fen Übersetzungen, mehr
oder weniger starken Abweichungender Lebenswelten und natü rlich
geringerer Vertrautheit mitdem Test(un)wesen. (Ein Teil der
Verbesserung der deutschenPlSA-Punkte im Laufe der Jahre ist
durchaus auf die zunehmen-de Gewöhnung der deutschen Lehrer und
Jugendlichen an dieTesterei zurückzuführen.)
Bei den veröffentlichten Aufgaben (die Mehrzahl wird
verständ-licherweise geheim gehalten, weil man sie - zum Zwecke
desVergleichs in verschiedenen Durchgängen - ja noch
einmalver-wenden möchte) handelt es sich zumeist um künstllche
Einklei-
dungen mathematischerThemen in scheinbarreale Kontexte. Viele
davon schätzen die Fach-Ieute als ungeeignet, sinnlos oder gar
fehler-haft ein (wenn etwa die richtige Antwort beiden
Antwortmöglichkeiten gar nicht vorkommtund eine falsche zur
richtigen deklariert wird).
Außer den Aufgabenlösungen werden in P|SAzahlreiche weitere
Daten, vor allem zum sozia-len Status, erhoben und mit den
PISA-Punktenin Beziehung gesetzt. Dies führte dann zu der
plakativen Schlagzeile, dass nirgends die PlSA-Punkte so stark
vom sozialen Status der Eltern ab-
hängen wie in Deutschland. Abgesehen davon, dassalle diese Daten
sehr weich sind (ein Croßteil der Jugend-
lichen kennt zum Beispiel nicht den genauen BerufdesVa-ters usw.
usf.) und bei mehreren Ländern diese Abhängigkeitebenso groß war
und sie, auch von P|SA anerkannt, in Deutsch-Iand inzwischen
deutlich zurückgegangen ist, war mit dieserSchlagzeile eine
politische Absicht verbunden, nämlich das drei-gliedrige
Schulsystem zu desavouieren, das man unterschwelligoder auch direkt
als ursächlich für diese Abhängigkeit erklärte.
E Migrationsquote, Zusammensetzung derMigrationspopulation und
gegenseitigesBemühungen um lntegration habenerheblichen Antei! am
Erfolg eines Schulsystems
Die Betonung dieser Abhängigkeit hatte noch einen
weiterenpolitischen Zweck. Es ging darum, die - im Mittel -
schlechtenLeistungen der Jugendlichen mit Migrationshintergrund aus
derDiskussion zu halten, da man zunächst nicht absehen konnte,ob
die Bio-Deutschen auf dieses Faktum vielleicht mit verstärk-ter
Fremdenfeindlichkeit reagieren würden. Erst im drittenDurchgang
befasste sich P|SA stärker auch mit der Gruppe derEinwanderer als
solcher. ln den letzten sechzig Jahren kamenzahlreiche Menschen
nach Deutschland, die unter anderem in-folge schlechter lntegration
hier auf einem niedrigen sozialenStatus verharrten und deren
Nachkomrnen schwache PlSA-Leis-tu n ge n erbrachten. 5el bstve rstä
nd I ich verstä rkt d iese Kohortedamit die Abhängigkeit zwischen
sozialem Status und PISA-Leistungen, und zwar völlig unabhängig vom
Schulsystem. Unddieser Effekt wird natürlich durch die 20L5
hlnzugekommenenFlüchtlinge noch einmalverschärft, auch wenn Andreas
Schlei-cher hier dem Volk wieder einmal Sand in die Augen
streuenund die Auswirkungen dieses Zustroms bagatellisieren
möchte.Für die Aufklärung der Varianz der PISA-Punkte wurde 2003
inPISA als erstes der soziale Status herangezogen und erst
danachder Migrationsh intergru nd u nd weitere Faktoren
(Kindergarten-besuch, Erwerbstätigkeit des Vaters, Umgangssprache
in der Fa-milie usw.), die - wie der soziale Status - wiederum von
der Va-riablen'Migrationshintergrund' abhängen. Eigentlich hätte
mandiesen - weil er das primäre Merkmal ist - zuerst
betrachtenmüssen, hätte dann einen viel größeren Einfluss von ihm
aufdie PISA-Leistungen erhalten, und die oben angegebene plakati-ve
Schlagzeile wäre vermutlich gar nicht erst aufgetaucht.
Man erkennt, dass dieses schein-objektive PlSA-Cebilde ganzstark
von politischen Absichten geprägt ist.
Die Migrationsquote, die Zusammensetzung der
Migrationspo-pulation und dle gegenseitigen Bemühungen um
lntegration >
> PROFIL I JanuarFebruar 2017
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haben einen erheblichen Anteil am (Miss-)Erfolg eines
Schulsys-tems. Die klassischen Einwanderungsländer Kanada,
Australienund Neuseeland, die uns immer als Vorbilder hingestellt
wer-den, wählen sich ihre Einwanderer sehr genau aus.
Infolgedes-sen erbringen in diesen Ländern die lmmigranten bessere
plSA-Leistungen als die Autochthonen. Und viele Einwanderer
inFrankreich und England aus deren ehemaligen Kolonien wieder-um
beherrschen von Anfang an die Sprache und haben eine ge-wisse
Affinität zur Kultur des aufnehmenden Landes, so dass sieleichter
integriert werden können.
ln Schweden zum Beispiel sieht das ganz anders aus. Unser
frü-heres TIM55- und PISA-Vorbild Schweden findet sich
inzwischenauf den hinteren PISA-Rängen. Cerade Schwedens
vielgelobte li-berale Politik in Sachen Migration und in Sachen
Bildung führtedazu, dass die Einwanderer sich nicht so gut
integrierten, undist im Wesentlichen gescheitert. Dass die
deutschen plSA-Leis-tungen in mehreren Durchgängen immer ein wenig
besser wur-den, ist meines Erachtens - neben der bereits genannten
Ge-wöhnung an den Testbetrieb - vor allem auf die zunehmendeI
ntegration unserer Migrationsjugend lichen bis 2015
zurückzu-führen. Dafür sind neben allerlei Automatismen auch die
ver-stärkten entsprechenden Anstrengungen der Cesellschaft
ver-antwortlich, nicht zuletzt aufgrund des geweckten Bewusst-seins
als Folge der PlSA-Ergebnisse * und das muss man plSAauch einmal
positiv zurechnen.
Wenn diese Rendite aus der lntegration demnächst aufge-braucht
sein wird, werden die deutschen PlSA-Leistungen ver-mutlich wieder
zurückgehen (vielleicht war der Durchgang2015 schon der Beginn),
und zwar als Folge einiger der Refor-men der letzten Jahre, wie dem
Land Baden-Württemberg inder jüngsten IQB-SIudie schmerzhaft
bescheinigt wurde. ZumBeispiel die mit der Kompetenzorientierung
einhergehendeÜberbetonung weicher Kompetenzen wie der
Kommunikationoder der Präsentation oder ähnliches auf Kosten
inhaltsbezoge-ner Fähigkeiten, Fertigkeiten und Wissens wird sich
auf diePISA-Leistungen natürlich negativ auswirken, und vielleicht
ge-hen wir langfristig einen ähnlichen Weg wie Schweden, zumalwir
noch die Flüchtlingswelle von 2015 viele Jahre lang zuverar-beiten
haben werden.
E Deutliche Tendenz erkennbar:ostasiatische Länder liegen vor
allen anderen
Nun habe ich mich doch schon ein wenig auf die
plSA-Länder-ranglisten bezogen. Einige Mängel dieser Ranglisten hat
KollegeDollase schon aufgezeigt: durch die entsprechende
Skalierungwerden kleine Unterschiede zwischen einzelnen Ländern
aufge-bauscht. Hinzu kommt, dass die PlSA-Punkte mit einer
gewissenUnschärfe behaftet sind (man hat ja nicht die komplette
Bevöl-kerung eines Landes, sondern nur eine repräsentative
Stichpro-be ausgewertet), so dass eine Reihenfolge bei nahe
beieinanderliegenden Ländern sowieso sinnlos ist.
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> PROFIL I Januar-Februar 2017
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#Rtl ? lfilt!{[[Tl tIDu machst Musik und/oder schreibst eigene
SongrDu bist zwischen lO und 25 Jahre alt?Du schaust gern über den
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-
hlcl
Mathematik, tätig.atik und
Bender
Fa ku ltät
INFOSVerfolgt man diese Ranglisten übermehrere Durchgänge und
bezieht
vielleicht die TIMSS-Listen mit ein,dann stößt man auf Länder,
die mitihren Punktzahlen eine wilde Berg-und Talfahrt machten. Das
wunderteinen, wenn man weiß, dass es keineträgeren Tanker gibt als
Bildungssys-teme, und man sucht nach anderen
Ursachen als eine entsprechende fortwährende abrupte,
Segen-läufige Anderung des tatsächlichen Leistungsvermö8ens der
Ju-
gendlichen eines ganzen Landes. Da gibt es
Auswertungsfehler;vielleicht sind manche Lehrer hilfsbereiter, als
sie sein sollten;
das Teaching to the Test greift um sich, und immer wieder
er-hält man bewusste, organisierte Fälschungen zur Kenntnis, wo
zum Beispiel schwache Jugendliche oder schwache Schulen vom
Test a usgesch lossen werden.
Cewisse Tendenzen sind diesen Ranglisten dennoch zu entneh-
men. Obwohl die ostasiatischen Länder deutlich besser als
die
westlichen sind, hat man sich in der deutschen Diskussion
nle
mit diesen verglichen. Dort wird ja - so das Klischee -
gedrilltund gepaukt, die Jugendlichen müssen täglich bis 22 Uhr
ler-
nen, und viele begehen Selbstmord. Dagegen stehen uns
Schweden und Finnland mit ihrer'sanften'Pädagogik viel näher.Wie
gesagt, Schweden ist schon lange kein Vorbild mehr. We-
nigstens nach Finnland wurde jedoch ein Pilgerpfad eröffnet
(ich
war auch kurz davor, ihn zu beschreiten). Eigentlich hätte es
je-
doch genügt, nach Bayern zu pilgern; denn Bayern war (in
PISA-Mathematik) tendenziell immer auf Augenhöhe mit Finn-land
(trotz seines 'Nachteils'einer viel höheren Migrantenquote
von zwanzig Prozent gegenüber den zwei Prozent Finnlands).
Finnland ist inzwischen auf Augenhöhe mit Deutschland
abge-stiegen, warum auch immer. Bayern dürfte zurzeit vor
Finnland
liegen, befindet sich inzwischen aber ebenfalls auf einem
Nivel-
lierungsweg zum deutschen Mittelmaß. Auch in Bayern kann
man sich der gesellschaftlichen Entwicklung nicht entziehen.
Bei den Suchern nach der pädagogischen ldylle war Bayern
wegen
seiner strammen Leistungsorientierung und seines lange hoch
ge-
haltenen dreigliedrigen Schulsystems stets verpönt, und so
hat
man sich bei PISA allerlei merkwürdige Parameter ausgedacht,
bei
denen Bayern nicht so gut aussah, zum Beispiel die 'relativeWah
rscheinlichkeit des Cym nasialbesuchs". Außerdem werden in
PlSA keine innerdeutschen Vergleiche zwischen den Bundeslän-
dern mehr veröffentlicht; die Unterschiede würden sich als
zu
eklatant erweisen. Da rühmt man sich in gewissen PISA-schwa-
chen Bundesländern lieber seines vorzüglichen
Bildungssystems
auf der Grundlage der vielen Abiturienten überhaupt u nd der
vie-
len Einser-Abiturienten insbesondere, die man produziert
hat,
auch wenn der letzte PISA-Test katastrophal ausgefallen ist
und
einneuerebensokatastrophalausfallenwürde.>
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Beamtenrecht
> PROFIL I Januar-Februar 2017 tr
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-
Man muss allerdings einräumen, dass es die ösflichen
Bundes_länder (außer Berlin) infolge ihrer Migrationsquoten von
sechsProzent und zum Teil deutlich darunter viel leichter haben,
hohePISA-Punktzahlen zu erzielen als einige Bundesländer im
Nord_westen mit O_uoten von deutlich über dreißig prozent und
zumTeil über vierzig prozent, und auch leichter als Bayern mit
zwan_zigProzent (alle diese euoten stammen von vor 2015).Auch der
innerdeutsche Vergreich der schurformen wurde nach ei-nigen
PlSA-Durchgängen zurückgefahren, hatte doch _ unpas_send zur
politischen Agenda der OECD - die Cesamtschule trotzeiner besseren
personellen, sächlichen Ausstattung, kleinererKlassen und
umfangreicheren Unterrichts viel schlechter als dascymnasium,
deutlich schrechter ars die Rearschure und kaum bes-ser als die
Hauptschule abgeschnitten. Dies rührt hauptsächlichda her, dass
ihre Sch ülerpopu lation naturgemäß leistungsschwä_cher als die des
Gymnasiums ist. Dieser strukturelle Nachteil ver_schärft sich
laufend inforge des ständig anschweilenden schürer-stroms zum
Cymnasium, wie zum Beispiel vor einigen Monatendie Schulleiter der
Hamburger Stadtteilschulen beklagt haben. Dawirkt G8 noch wie ein,
wenn auch schwache6 Damm, und einekürzlich gegründete
obskure,Landeselternschaft der integriertenSchulen in
NRW'(LEiS-NRW) setzt sich vehement für dessen Erhal_tung ein - bei
einer Schulform, die sie eigentlich nichts,angeht,.
Möglicherweise besteht die lronie des Schicksals aber
einmaldarin, dass gerade mit der hoffentlich in Westdeutschland
balderfolgende n kom pletten Wiede rei nfü h ru n g von C9, verbu
ndenmit einer flächendeckenden Inklusion und einer weiteren
Sen_kung des Unterrichtsniveaus auch am Cymnasium, der Wegzur
Einheitsschule geebpet wird. Und vielleicht ist das einemVerband
wie der LEIS-NRW wiederum gar nicht recht, und dannwürden wir sogar
am selben Strang ziehen.
E P|SA ist unwichtig geworden, und Deutschlandsollte nicht mehr
teilnehmen
Trotz der handwerklichen, stru ktu rellen, erken ntn
istheoreti_schen, wissenschaftssoziologischen, wissenschaftspol
itischen,bildungspolitischen, pädagogischen und
didaktischenSchwachpunkte kann man aus plSA einige lnformationen
zie_hen. lch habe außerdem viel über psycho-, Sozio_ und
ökono_metrie gelernt sowie Erfahrungen in Bildungs_, Medien_
undCesellschaftspolitik gesammelt. plSA hat mein Dasein als
Wis_senschaftler, als Lehrer sowie als mündiger Bürger
durchausbereichert. Aber die entscheidenden Schlachten sind
geschla-gen, und die untersuchten Themen werden immer
skurriler(20t5: 'Problemlösen im Team,). plSA ist unwichtig
geworden,und Deutschland sollte nicht mehr teilnehmen. f
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Fächercesellschaftslehre, politik, sozialkunde und wirtschaftin den
Klassen 9 bis i.3 geben einen überblick überden sozialstaat
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' PROFIL I Januar-Februar 2017
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