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Geheimnisvolle Welt aus Stein, Wasser und sanft gesteuer-tem
Licht: Die Therme Vals.
Willkommen ZUM ABTAUCHEN
Tag für Tag eilen wir von Termin zu Termin. Eine kurze Auszeit
täte gut. Im WELLNESSHOTEL zur Ruhe kommen. Eintauchen
in warmes Wasser, Kuren geniessen, Massagen und das Nichtstun.
Doch welches Haus ist richtig für erholsame Stunden? Kein
Stress!
Wir haben sieben Hotels ausgewählt, in denen man länger als nur
ein Wochenende verschnaufen kann.
Text Claus Schweitzer
Abschalten, ausspannen, auftanken: Die Therme Vals, die neu nach
ihrer Postleitzahl benannt ist und nun «7132 Therme» heisst, bietet
einen Kontrapunkt zum ruhelosen, hyperaktiven, ungesunden Leben.
Unverändert eindrucksvoll ist das vom Architekten Peter Zumthor aus
einheimischem Quarzit erstellte Bad. Das Bauwerk in der Art eines
rechtwinklig ausgelegten Höhlenlabyrinths mit diversen
Wasserbecken
öffnet die Sinne für das Ritual des Badens. Man wird zum
Entdeckungsreisenden in einer geheimnisvollen Welt aus Stein,
Wasser und sanft gesteuertem Licht. Wem das nicht reicht, um seinen
Stresspegel zu senken, der bucht eine SpaBehandlung, etwa eine
Valser HotStoneMassage mit Körperpeeling oder eine
AlpenkräuterStempelmassage. Gänzlich tiefenentspannt sind jene, die
im «House of Architects» absteigen –
dem angegliederten VierSterneHotelbereich des Thermenresorts.
Besonders die neuen Zimmer der japanischen Architekten Tadao Ando
und Kengo Kuma beweisen, dass man auch mit relativ wenig Platz
grossartige Raumerlebnisse schaffen kann. Sie kosten ab 390 Franken
für zwei Personen. Der Vorteil für Hotelgäste: Die Therme ist
täglich von 7 bis 11 Uhr für sie reserviert. Ebenfalls exklusiv:
das Nachtbaden am Sonntag,
7132 Therme und House of Architects, Vals GRELEGANT
TIEFENENTSPANNT
1 7132 Therme, Vals GR2 Waldhaus, Sils GR3 Bains de Saillon,
Saillon VS4 Wilerbad, Wilen OW
WELLNESSHOTELS – DIE AUSWAHL
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6
7
5 Wellnesshotel Golf Panorama, Lipperswil TG6 Giardino, Ascona
TI7 Ermitage, Schönried ob Gstaad BE
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WEITERE TIPPS ZUM ENTSPANNENschweizerfamilie.ch/wellness
63Schweizer Familie 10/201762 Schweizer Familie 10/2017
REISEN REISEN
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Für Menschen, die Wellnesshotels nicht mögen, ist das Waldhaus
Sils im En-gadin genau richtig. Hier gibt es weder stilistische
Anleihen bei den Bauwerken des alten Pompeji noch beim
neuzeitlichen Alpenchic, kein Wettrüsten um mehr Spa-Quadratmeter
oder mehr Gratis-Buffets und garantiert keine Gäste, die, in weisse
Bademäntel gehüllt, frühstücken. Dafür leuchtet im «Waldhaus» die
Belle Epoque, als hätte sie gerade erst begonnen.
Betritt man das zauberberghafte Hotel, das wie ein Adlerhorst
hoch über dem Sil-sersee thront, ist bereits nach zehn Minu-ten die
Zeit vergessen und nach zwanzig Minuten die Welt. Die altehrwürdige
Hotelhalle ist nachmittags und abends von Leben und Heiterkeit
erfüllt, viele Spra-chen schwirren durch die Luft, es sind
Grandhotelszenen wie aus einem Film. In den oberen Stockwerken
gleicht keines der 140 Zimmer dem anderen – jedes hat
seinen eigenen Charakter, auch wenn die-jenigen der tiefsten
Kategorie (ab 364 Franken) wirklich klein sind. Speziell: Bei der
Ankunft werden dem Gast, sofern es die Verfügbarkeit zulässt, zwei,
drei ver-schiedene Zimmer zur Auswahl gezeigt.
Energiequellen unter der ErdePatrick Dietrich, 36, der das
«Waldhaus» gemeinsam mit seinem Bruder Claudio, 39, in fünfter
Generation der Gründer-familie führt, bietet der Vereinheit-lichung
der modernen Hotellerie die Stirn und beweist, dass man auch ohne
finanzstarke Mäzene konkurrenzfähig bleiben kann. Anders jedoch als
bei ihrem Vater Felix Dietrich und Onkel Urs Kienberger, welche
bezüglich Wohl-fühlprogramm in den letzten drei Jahr-zehnten allein
auf Kultur und Natur fo-kussierten, war für die jungen Hausherren
klar: Ein richtiges Spa muss her.
«Bei schönem Wetter ist jedes Hotel gut», sagt Patrick Dietrich.
«Doch auch im Engadin regnet es mal, und an solchen Tagen gehört
ein attraktiver Wellnessbe-reich heute einfach zur Grundausstattung
eines Ferienhotels.» So ist im Dezember 2016, nach zweijähriger
Bauzeit, ein ganz und gar eigenständiges, in den Fels
ein-gebettetes Spa-Gebäude entstanden, ent-worfen vom Basler
Architekturbüro Mil-
ler & Maranta. Von aussen ist es nur zu knapp einem Drittel
ersichtlich, doch fällt viel Tageslicht durch riesige Schächte in
die verschiedenen Wasser-, Sauna- und Erholungszonen, welche bis zu
zehn Me-ter unter der Erde liegen. Die Wände sind mit
kristallin-weissen Glasmosaiken be-deckt, ansonsten dominieren
Erdtöne.
Beratend zur Seite stand dem «Wald-haus» die Spa-Spezialistin
Susanne Kauf-
mann. Die 45-jährige Vorarlbergerin hat auch die Behandlungen
kreiert, bei denen ihre Pflege- und Kosmetikprodukte ver-wendet
werden – alle hergestellt aus der alpinen Pflanzenwelt. Die Leitung
der Spa-Anlage bleibt Familiensache: Carla Lehner-Dietrich, 33, die
Schwester der «Waldhaus»-Direktoren, sorgt mit ihrem
Therapeutenteam dafür, dass jeder Gast die individuell passenden
Treatments erhält und mit voll aufgeladenen Akkus abreist.
Externen Gästen steht das Spa auf Voranmeldung und für einen
Eintritt von 55 Franken offen, bis 16 Uhr – danach ha-ben die
Hotelgäste bei vollem Haus Vor-rang. Kinder werden erst ab vierzehn
Jah-ren empfangen. Für sie wurde der alte Bau mit dem grossen
Schwimmbecken in einen Sport- und Familienbereich mit neuem
Aussensprudelbad umgewandelt.
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Mittwoch und Freitag von 23 bis 0.30 Uhr. Externe Entspannung
Suchende sind täg-lich auf Voranmeldung von 11 bis 20 Uhr
willkommen. Dem Massenandrang frü-herer Jahre wurde jedoch ein
Riegel ge-schoben: Es werden nicht mehr als sechs Besucher pro
Viertelstunde eingelassen, der Eintritt ist mit 80 Franken (Kinder
52 Franken) bewusst hoch angesetzt.
Gutes GespürEin Luftschloss ist derzeit noch der 381 Meter hohe
Glasturm neben der Ther-me. Das Tempo und die Entschlossenheit,
welche der Unternehmer Remo Stoffel, 40, bei der Umgestaltung
seines Resorts an den Tag legte, lässt jedoch eine Realisie-rung
als möglich erscheinen. Stoffel isst gerne gut. Mit der Wahl des
Küchenchefs Sven Wassmer, 30, und seiner Frau Aman-da, 32, die den
Weinkeller und den Ser-vice im Restaurant Silver betreut, hat er
ein gutes Gespür bewiesen und «7132» auch zum Ziel von
internationalen Gour-metreisenden gemacht.
Waldhaus Sils GRZEITLOS GRANDIOS
Doppelzimmer ab 364 Fr. Tageseintritt 55 Fr.
www.waldhaus-sils.ch
Doppelzimmer ab 390 Fr. Tageseintritt 80 Fr. www.7132.com
Wellness und japanische Tischlerkunst: «7132 Therme» und «House
of Architects».
Aussen beein-druckend, innen nobel: Das «Wald-haus Sils».
Zweifach geniessen: Erst im neu gebauten Spa Körper und Seele
verwöhnen, dann am Chef's Table in der Küche dem Schlemmen
frönen.
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REISEN REISEN
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Wem das alles zu ambi-tioniert ist – tatsächlich trifft man
sowohl in Vals als auch in Sils viele Menschen mit kreativen und
intellektuel-len Berufen –, der mag sich im Thermenpark Les Bains
de Saillon besser aufgehoben füh-len. Herrlich inmitten von
Obstgärten und Rebbergen im Walliser Rhonetal gelegen, wurde der
dazugehörige Ho-telbereich soeben um einen markanten modernen Trakt
erweitert. Dessen 78 holz-geprägte Zimmer sind alle nach Süden
ausgerichtet und verfügen über einen eigenen Balkon.
In heiterer StimmungDie Grösse dieser Anlage be-steht darin,
dass man nichts Grosses darüber sagen kann. Der Verzicht auf alles
Ge-schniegelte und die ehrliche Normalität tragen ebenso zur
zwanglos gepflegten Ambiance bei wie die Küche in sechs
Wellnessgäste wollen spü- ren, dass sie liebevoll umsorgt
werden», sagt Susana Burch, Spa-Mitarbeiterin im Seehotel Wilerbad
am Sarner-see. «Das sollte den Thera-peuten aber leichtfallen, denn
sie haben ja den dankbarsten Job der Welt: die Menschen glücklich,
vital und schön zu machen.»
Obwohl das Seehotel Wi-lerbad wochentags vor allem als
Seminarhotel dient, er-schliesst es sich am Wochen-ende mit seinem
Thai-Restau-rant und dem hübschen Spa erfolgreich dem
Innerschwei-zer Geniesser publikum.
Gerne wiederIn einer anderen Ecke der Schweiz verkauft sich ein
Kan-ton immer besser als Reise-region – der Thurgau. Sein
touristisches Flaggschiff ist das Wellnesshotel Golf Pano rama in
Lipperswil. Das Gebäude
Mit einer hohen Dichte an feinen Relaxoasen fällt das Berner
Oberland auf. Der Klassiker ist das «Ermitage» in Schönried ob
Gstaad. Wäh-rend in den meisten Hotels das Spa ein mehr oder
weniger wichtiges Zusatzangebot ist, gehört Wellness hier zur
Tradi-tion des Hauses. Das merkt man am ausgezeichneten Spa-Angebot
mit Aussen-Solbad, Sport-Schwimmbad, weitläufi-gem Saunapark,
Behandlun-gen, die stark auf jeden einzel-nen Gast eingehen, und
täglichem Aktivprogramm in
Bains de Saillon, Saillon VSWOHLTUEND NORMAL
Seehotel Wilerbad, Wilen/Sarnersee OW Wellnesshotel Golf
Panorama, Lipperswil TG
BEMERKENSWERT VITAL
Giardino Ascona TIErmitage, Schönried ob Gstaad BE AUSGEZEICHNET
AUSGERUHT
Doppelzimmer ab 190 Fr. Tageseintritt 24 Fr.
www.bainsdesaillon.ch
Lipperswil TG, DZ ab 240 Fr. Tageseintritt 54 Fr.
www.golfpanorama.ch
Sarnen OW, DZ ab 200 Fr. Tageseintritt 59 Fr.
www.wilerbad.ch
Ascona, TI, DZ ab 390 Fr. Tageseintritt 200 Fr. inkl.
60-minütiger Anwendung nach Wahl www.giardino-ascona.ch
Schönried BE, DZ ab 420 Fr. (inkl. Halbpension) Tageseintritt ab
32 Fr. www.ermitage.ch
den Gymnastik- und Fitness-räumen. Und auch daran, dass keine
Kompromisse in Rich-tung Allerweltsbetrieb ge-macht werden und das
Hotel in der Nebensaison nicht mit Seminargästen gefüllt wird.
Die Seele freutsWellnesswillige, die es eher in den Süden zieht,
ins Tessin, entscheiden sich für das «Giar-dino Ascona», und das
nicht nur, weil das heiter stimmende Fünfsternehotel im Frühjahr
mit Doppelzimmerpreisen ab 390 Franken lockt. Sondern,
Restaurants, in denen das Ge-wöhnliche aussergewöhnlich gut
gemacht wird – seien es ein Raclette oder ein Wiener Schnitzel mit
Kartoffelsalat. Der Sommelier schenkt dazu so eifrig vom
einheimischen Syrah ein, dass man ernsthaft Mühe hat, abends sein
Zim-mer zu finden. In den vier Thermalbädern und im Sauna- und
Hamam-Dorf Les mayens du bien-être glätten sich Sorgenfalten und
verfliegt Stress im Nu. Zudem sind die Spa-Behandlungen so
genuss-freundlich kalkuliert wie alles in den Bains de Saillon:
Eine 50-minütige Ganzkörpermas-sage kostet 105 Franken, ein
Doppelzimmer rund 190 Franken und ein Einzel- eintritt ins Bad
zwischen 24 und 28 Franken (Kinder 13 Franken).
mag von aussen keine Offen-barung sein, doch der Ausblick auf
den Golfplatz und in die sanfte Hügellandschaft bis zum Alpstein
sowie das schlichte Innendesign in de-zenten Erdtönen machen
die-ses Manko wieder wett. Auch Küche und Service sind so, dass man
gerne wiederkommt. Das Thema, das sich durchs ganze Hotel zieht,
ist der hei-mische Apfel: Apfelsekt als Willkommensgetränk,
Apfel-blütenmotive auf Tapeten und Tellern, «Fleur de
Pomme»-Behandlungen im Spa – vom Apfelpeeling über das
Apfel-blütenbad bis zur Apfelblüten-Aromaölmassage, alles in
ver-lässlicher Qualität.
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weil hier Daniela Frutiger ein Ayurveda-Zentrum mit
ent-sprechenden Kuren eingerich-tet hat. «Viele unserer Gäste
suchen heute ein Wow-Erleb-nis für Körper und Seele», stellt die
48-jährige gebürtige Süddeutsche fest. Und das be-kommen sie
hier.
Der Gast wird durchgekne-tet wie kaum zuvor im Leben, meist mit
viel bis sehr viel Öl, und mit dem puddingweich massierten Körper
gleitet auch die Seele langsam in andere Sphären. Ziel der
genussvollen Behandlung – den Blick für
Ein Wochenende lang abtauchen:
Im Wellnesshotel Golf Panorama.
Genuss fürs Auge: Der Seerosenteich im «Giardino Ascona».
Fenster zum
Saanenland: «Ermitage» in Schönried.
das Wesentliche wiederge-winnen. Das bedeutet hier: mit seinem
Körper wieder per Du zu sein. Ewige Jugend? Überschätzt. Schönes,
ent-spanntes Altern ist bei weitem spannender.
Auszeit am Sarnersee: Im See hotel Wilerbad.
Das sind Aussichten: Auf sonnige Hügel in den Bains de
Saillon.
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