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Wiesbaden Das Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 01/ Dezember 2008 Alt und Neu Innovation in historischen Mauern – Orte zum Arbeiten und Leben S.4 Technik und Wirtschaft Made in Wiesbaden – viele Firmen arbeiten auf Weltniveau S.12 Sekthauptstadt Wiesbaden Geschick, Glück und Erfahrung S.20 LANDESHAUPTSTADT www.wiesbaden.de
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Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Jan 24, 2015

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Page 1: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

WiesbadenDas Magazin der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden Ausgabe 01/ Dezember 2008

Alt und NeuInnovation in historischen Mauern –

Orte zum Arbeiten und Leben S.4

Technik und WirtschaftMade in Wiesbaden – viele Firmen

arbeiten auf Weltniveau S.12

Sekthauptstadt Wiesbaden Geschick, Glück und Erfahrung S.20

LANDESHAUPTSTADT

www.wiesbaden.de

01_Titel_Wiesbaden.qxp 01.12.2008 15:40 Uhr Seite 1

Page 2: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Das Kurhaus Wiesbaden – erbaut 1905-1907.

Nur eines von rund 3.000 denkmalgeschützten

Gebäuden in der Stadt.

Willkommen in Wiesbaden!

Genießen Sie einen Spaziergang

durch unsere schöne Stadt, die Tradition

und Zukunft verbindet.

02_Editorial.qxp 04.12.2008 13:57 Uhr Seite 2

Page 3: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Impressum

HERAUSGEBER: Wiesbaden Marketing,

Betriebsleiter Martin Michel (V.i.S.d.P.),

Postfach 6050, 65050 Wiesbaden.

REDAKTION UND TEXTE: Journalistenbüro Surpress,

Dr. Guido Rijkhoek, Dr. Jutta Witte, Wiesbaden

FOTOS: Norbert Miguletz Fotodesign, Frankfurt

LAYOUT UND HERSTELLUNG:

D+K Horst Repschläger GmbH, Wiesbaden

DRUCK: Stark Druck, Pforzheim

Innovation in historischen Mauern

Kreative Köpfe hauchen alten Gebäuden

neues Leben ein 4

„Schön und überraschend“

Interview mit Oberbürgermeister

Helmut Georg Müller 10

Made in Wiesbaden

Hightech-Unternehmen von Weltruf

forschen, entwickeln und produzieren

in Wiesbaden 12

„Raum für Ideen und Platz für Geschäfte“

Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel über

Stärken und Chancen der Stadt 16

„Es ist wunderbar klassisch hier“

Gourmetpapst Gerd Käfer lebt und

arbeitet seit 20 Jahren in der hessischen

Landeshauptstadt 18

Geschick, Glück und Erfahrung

90 Millionen Flaschen Sekt verlassen

Wiesbaden pro Jahr. Seine Herstellung

zählt zu den höheren Künsten 20

12 Gute Gründe

Theater- und Filmfestivals, sportliche

Großveranstaltungen und Stadtfeste.

Ein Überblick zu den Highlights des

Jahres 2009 24

Im nächsten Heft

Abschlag, Anschlag, Aufschlag:

Ein Porträt der Sportstadt Wiesbaden

Konzert und Klang: Vorschau auf das

Rheingau Musik Festival 2009 26

Inhalt

Ausgabe 1 / Dezember 2008EditorialMagazin der Stadt Wiesbaden

LUST AUF WIESBADEN: „Nizza des Nordens“,

„Tor zum Rheingau“– eine Menge Klischees werden

mit Wiesbaden verbunden. Wir glauben: Die Stadt

zwischen Rhein und Taunus ist vielfältig. Gründer-

zeithäuser und Hightech-Firmen, heiße Quellen

und heimliche Beraterhauptstadt, profilierter

Gesundheitsstandort und politi-

sches Zentrum. Wiesbaden hat

etwas zu bieten.

Wer die Stadt wirklich kennen

lernt, ist oft überrascht. Ein wenig

Überraschung haben wir versucht,

in dieses Heft zu packen. Dies

ist die erste Ausgabe des „Wiesbaden Magazins“.

Es wurde geboren aus der Überzeugung, dass die

hessische Landeshauptstadt immer einen Besuch

lohnt. Dies gilt für Menschen, die Erholung,

Wellness oder Gesundheit suchen. Es gilt auch

für Menschen, die außergewöhnliche

Städte, Kunst und Kultur lieben

und es gilt für diejenigen, die

einen neuen kreativen Ort für ihre

beruflichen oder unternehmeri-

schen Projekte suchen. Wir wollen

Lust auf Wiesbaden machen.

Begleiten sie uns auf einen Spaziergang durch

eine Stadt, die Tradition und Aufbruch, Schönheit

und Chancen miteinander verbindet wie nur wenige

andere – zumeist deutlich

größere – Metropolen in

Europa. Folgen Sie uns

nach Wiesbaden.

Ihre RedaktionGerd Käfer

Sektkellerei Henkell

Firma Vitronic

02_Editorial.qxp 04.12.2008 13:56 Uhr Seite 3

Page 4: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

4 Stadtkultur

RRund ein Viertel von Wiesbaden steht

unter Denkmalschutz. Die Stadt verdankt

dieses Erbe einigen glücklichen Zufällen.

Ein gigantischer Bauboom ließ nach

1820 innerhalb weniger Jahrzehnte

die winzige Residenzstadt der Nassauer

Herzöge zur Metropole heranwachsen.

Wiesbaden wurde zum Modebad

für den europäischen Hochadel. Gut

betuchte Beamte, Offiziere, Pensionäre

und Kurgäste aus aller Welt folgten

den gekrönten Häuptern. Sie alle ver-

langten angemessene Hotels, Parks und

eine Spielbank, um sich erholen und

vergnügen zu können. Viele blieben

für immer. Neue Wohnungen und Klini-

ken entstanden für die wachsende Ein-

wohnerzahl.

Die Stadt wuchs ringförmig vom

alten Zentrum aus immer weiter. Ganze

Viertel, Kirchen, Villen und Schlösschen

schossen auf einer Art Dauerbaustelle

wie Pilze aus dem Boden. Als Wiesbaden

1866 preußisch wurde, steigerten die

regelmäßigen Besuche der Kaiserfamilie

das Image der Stadt weiter. Finanziert

auch aus der Privatschatulle von

Wilhelm II. entstanden mit dem Kurhaus,

dem Staatstheater und dem Landes-

museum repräsentative Großbauten. Da

ein Großteil der Gebäude in der kurzen

Spanne zwischen 1871 und 1914 ent-

stand, gilt die Stadt heute als einzigarti-

ges Denkmal des Historismus.

Anders als in den meisten deutschen

Städten wurde wenig zerstört. Wiesbaden

kam glimpflich durch zwei Weltkriege.

Erst der renommierte Stadtplaner Ernst

May startete in den 1960er Jahren einen

vergeblichen Versuch, das architektoni-

sche Erbe zum Einsturz zu bringen.

„Vollständig veraltet und ohne ästheti-

schen Wert", lautete sein vernichtendes

Urteil. Ganze Stadtviertel sowie die

historische Altstadt sollten der Abriss-

birne zum Opfer fallen, um Platz für

Hochhäuser und eine autogerechte Stadt

zu machen.

Die Stadtverordneten entschieden

anders. Erhalten, pflegen, nutzen und

weiter gestalten ist heute die Leitlinie.

Viele, die das historische Ambiente in der

hessischen Landeshauptstadt und ihrem

Umfeld zum Leben und Arbeiten entdeckt

haben, teilen diese Philosophie.

Kein Ort in Deutschland

besitzt ein derart geschlosse-

nes Stadtbild wie Wiesbaden.

Eine Fülle historischer Bauten

prägt die Stadt. Auf ganz un-

terschiedliche Weise bringen

Menschen heute neues Leben

in die alten Mauern.

Innovation inhistorischen Mauern

ALT UND NEU

„Das Entscheidende beim Denkmal ist

die Idee." Matthias Schenk

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 14:04 Uhr Seite 4

Page 5: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Stadtkultur 5

Als „immer währende Bau-

stelle" begreifen die Künstler

Matthias und Beatrice Schenk

ihr Schloss Freudenberg.

Sanierung und Nutzung

gehen hier seit Jahren Hand

in Hand. 1993 war das

Ehepaar mit seinen beiden

Kindern in das verlassene

Palais gezogen, um es „durch

Kunst zu heilen".

Sie hatten kein Geld

und keine Ahnung vom

Bauen. Ihr größtes Kapital

war ihre Kreativität. Ein

britischer Maler hatte das

Schloss 1904 für sich und

seine Geliebte bauen lassen.

Sie wohnten nur drei

Jahre hier. Danach wech-

selten die Besitzer vierzehn

mal. Erst die Schenks

blieben und gründeten den

Verein Natur und Kunst,

der das verfallene Schloss

im Jahr 2004 für 66 Jahre

in Erbpacht übernahm.

Park und Palais beherbergen

heute ein „Erfahrungsfeld

der Sinne", das sich im Laufe

der Jahre zu einem Publi-

kumsmagneten entwickelt

hat. Rund 400 Besucher

kommen täglich hierher und

gehen auf Erkundungstour.

Die Restaurierungsarbeiten

laufen nebenbei. Studenten,

Handwerker, Künstler und

Arbeitslose schlossen sich

den Schenks an. Einiges

ist fertig geworden, einiges

noch nicht. Auf Schloss

Freudenberg bleibt alles im

Fluss.

Heilen durch Kunst – Schloss Freudenberg

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 14:04 Uhr Seite 5

Page 6: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

6 Stadtkultur

Eine Ruine mit Dach ist für

Hans-Peter Gresser „ein Wi-

derspruch in sich". Für das

Jagdschloss Platte am Rande

von Wiesbaden entwarf der

Architekt daher ein transpa-

rentes Konzept: Seit 2003

beschirmen vier Glaspyrami-

den das quadratische Gebäu-

de. Die futuristische Kons-

truktion zieht nicht nur die

Blicke auf sich, sie bewahrt

auch das 1826 im Stil des

Klassizismus erbaute Schloss

vor dem weiteren Verfall. 54

Räume auf drei Stockwerken

gab es hier früher rund um

die gegenläufigen Wendel-

treppen. Die Nassauer Herzö-

ge empfingen im Schloss

gekrönte Häupter aus ganz

Europa. Brandbomben zer-

störten in den letzten Kriegs-

tagen die alte Pracht. 1987

nahm sich die heute von

Dieter Wallenfels geführte

„Initiative Jagdschloss Platte"

der Ruine an. Der Verein

räumte 900 Kubikmeter Schutt

aus dem Gebäude und öffnete

es für Besucher. Als ausge-

fallener Veranstaltungsort

wurde das Schloss schnell

beliebt – damals noch ohne

Glasbaldachin. Immer häufi-

ger tummeln sich im Erdge-

schoss zwischen den zerfalle-

nen Mauern die Partygäste,

mittlerweile auch ganzjährig.

Das frühere Jagdschloss

kann jeder über das Kurhaus

Wiesbaden mieten: Für

Tagungen, Produktpräsenta-

tionen, Hochzeiten und an-

dere Feiern. Heute ist es ein

Hightech-Gebäude. Anmer-

ken tut man es ihm kaum.

Hightech in der Ruine –

Jagdschloss Platte

„Man entkommt alsArchitekt nicht der

Thematik alt und neu." Hans-Peter Gresser

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 10:41 Uhr Seite 6

Page 7: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Stadtkultur 7

1586 stand die Auringer

Mühle zum ersten Mal in

den Urkunden. Bis zum Zwei-

ten Weltkrieg wurde hier

Korn gemahlen. Nun ist sie

ein Mehr-Generationen-

Haus geworden. Im Land-

schaftsschutzgebiet am

Wickerbach haben die bei-

den PR- und Marketing-

Experten Ursula und Lutz

Pelzl den idealen Ort gefun-

den, um Leben und Arbeit zu

verbinden: Mit Tochter und

Hund wohnen sie im Haupt-

haus, in den ehemaligen

Stallungen arbeiten die drei

Mitarbeiter der Kommuni-

kationsagentur Pelzl&Pelzl.

In der ausgebauten Scheune

leben mittlerweile die Groß-

eltern. 1998 haben die Pelzls

die ehemalige Wassermühle

gekauft – „mit allem Schö-

nen und allem Maroden" –

und nach alten Plänen kern-

saniert. 1999 war zumindest

das Haupthaus bezugsfertig.

Aber die Sanierungen gingen

weiter. Das 6000 Quadrat-

meter große Grundstück

war völlig versumpft und

brauchte neue Drainagen.

Rasen und Bäume mußten

gepflanzt, Wege verlegt

werden. Das Ehepaar hat

vieles aus der Vergangenheit

des Anwesens aufgehoben.

Es möchte den Charakter

der Mühle so erhalten, wie er

einmal war. In die Stadt zieht

die Familie nichts zurück.

Ein Ort zum Arbeiten und Leben –

die Auringer Mühle

„Wir wollten Authentizität."

Ursula Pelzl

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 14:04 Uhr Seite 7

Page 8: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Wiesbaden8

„Wir pflegen Offenheit als Stil."

Peter Post

Als modernes Pavillonkran-

kenhaus entwarf der Berliner

Architekt Martin Gropius

die „Städtischen Krankenan-

stalten". Dass sich auf dem

parkartigen Gelände, das

zwischen 1876 und 1891

entsteht, irgendwann einmal

kleine Kinder und Teile der

Wiesbadener Kreativszene

tummeln würden, hätte sich

Gropius kaum träumen las-

sen. 1980 zogen die Klini-

ken von der Innenstadt an

den Stadtrand um. Die

Agenturen Scholz&Volkmer,

3DeLuxe und „die firma"

sowie zwei Kindergärten

haben mittlerweile in dem

alten Gebäudeensemble aus

dunkelrotem Ziegel ihr Quar-

tier aufgeschlagen. Die New

Media Agentur Scholz&

Volkmer hat hier seit acht

Jahren ihren Hauptsitz. Am

Anfang spielten die Werbe-

leute bei der Gestaltung

ihres Arbeitsplatzes noch

bewusst mit der Kranken-

hausgeschichte. Jetzt prägt

ein ganz neuer Stil das In-

nere. Sachlichkeit soll der

alten Struktur ihre Qualität

zurückgeben. Die Räume

wurden großzügig geöffnet.

Schlichte Möbel aus Holz,

helle Polster, Sitzkissen und

weiße Stofflampen sorgen

für genau die Umgebung, in

der die rund 100 Kreativen

am besten zusammenarbei-

ten können. Ein besonderes

Faible haben sie für Küchen,

wie Geschäftsführer Peter

Post erklärt: „In denen essen,

wohnen und arbeiten wir."

Alte Strukturen versachlicht –

Städtische Krankenanstalten

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 14:05 Uhr Seite 8

Page 9: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Stadtkultur 9

Es wirkt wie ein Landsitz,

war in Wirklichkeit ein In-

dustriebau und entwickelt

sich gerade zum Zentrum

von Spitzenforschung: Hinter

der Fassade des Rheingau

Palais arbeiten seit drei

Jahren Wissenschaftler der

renommierten European

Business School (EBS). Bis

1987 hatte hier eine der

größten deutschen Sektkelle-

reien ihre Unternehmens-

zentrale. Der prosperierende

Rheingauer Sektfabrikant

Johann Jakob Söhnlein op-

ferte 1870 Teile seines ge-

liebten Parks, ließ Keller

ausheben und einen großzü-

gigen Firmensitz errichten.

Im Zweiten Weltkrieg zer-

stört, wurde das Sekthaus in

den 50er und 60er Jahren

wieder aufgebaut. Heute

ist das Palais im Besitz der

Henkell&Söhnlein Sektkelle-

reien KG. Die Räumlichkeiten

werden vermietet. Drei Ins-

titute der EBS sind bereits

eingezogen, unter anderem

das Supply Chain Manage-

ment Institute (SMI), das sich

mit den Themen Einkauf,

Logistik und Supply Chain

Management, also der Ge-

staltung unternehmensüber-

greifender Wertschöpfungs-

systeme, beschäftigt. Rund

1000 Fach- und Führungs-

kräfte aus der Wirtschaft

kommen jedes Jahr hierher.

Während sie sich im gläser-

nen Seminarraum im ersten

Stock fortbilden, wird unter

ihnen, im Keller, noch immer

Sekt hergestellt.

Ein Palais für die Spitzenforschung–

Rheingau Palais

„Das ist eine perfekte Umgebung für eine moderne

Wirtschaftshochschule."Christopher Jahns, EBS-Präsident

04_Alt_und_Neu.qxp 04.12.2008 14:04 Uhr Seite 9

Page 10: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

10 Stadtpolitik

Wiesbadens Bevölkerung wächst, während viele Regionen Deutschlands schrumpfen.

Die Geburtenrate ist überdurchschnittlich. Dazu kommt eine große Zahl von Zuwanderern.

Im Interview erklärt Oberbürgermeister Helmut Georg Müller, welche Herausforderungen

und Chancen sich damit für die Stadt verbinden.

Herr Oberbürgermeister, wirsind hier in der Wellritzstraßein einem überaus buntenStadtviertel. Ist das wirklichWiesbaden?Aber natürlich. Wiesbaden hat eine

ganze Menge überraschender Plätze. Da

gibt es nicht nur die Weltkulturstadt mit

ihrem einzigartigen Ensemble, den Ge-

bäuden des Historismus und den wun-

derschönen Villen im Grünen mitten in

der Stadt, sondern auch den modernen

und erfolgreichen Standort von Versi-

cherungen und Consultants – oder neu

und ebenso unerwartet die Sportstadt

Wiesbaden. Das macht den Reiz unserer

Stadt aus. Und die Wellritzstraße mit

ihren türkischen Läden und Cafés gehört

mitten drin dazu!

Wie hoch ist der Anteil der Migranten in der Stadt?Für viele mag auch das überraschend

sein: Wiesbaden hat einen hohen Anteil

von Menschen mit Migrationshinter-

grund, 31,5 Prozent insgesamt. Für

unsere Stadt eine ganz normale und

inzwischen sehr gewohnte Situation.

Und bei den jungen Menschen?Bei den unter 25-Jährigen sind es sogar

über 40 Prozent und 50 Prozent bei den

bis zu Zehnjährigen.

Das heißt doch, dass die Stadtvor einer enormen Integrationsaufgabe steht?

Die Stadt hat längst verstanden, dass es

nicht um das „ob“, sondern ausschließ-

lich um das „wie“ von Integration geht.

Und das Gute in unserer Stadt ist, dass

diese Frage politisch weitgehend unum-

stritten ist. Wir waren die erste Stadt, die

einen Ausländerbeirat hatte, wahrschein-

lich die erste, die ein eigenes Integrations-

amt hatte. Und – als ein Beispiel von

vielen – wir waren die erste Stadt, die

mit muslimischen Gemeinden eine Inte-

grationsvereinbarung abgeschlossen hat,

„Schön und überraschend"I NTERV IEW

1 2

10_OB_Mueller.qxp 01.12.2008 15:43 Uhr Seite 10

Page 11: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

die in der ganzen Republik Beachtung

fand. Wir führen ein regelmäßiges Inte-

grationsmonitoring durch und deswegen

liegt es für uns auch nahe, dass das Thema

„Bildung“ auch für die Integration das

Topthema der Zukunft ist.

Bei den 20- bis 30-Jährigenscheint die Stadt eine Art Bevölkerungsloch zu haben.Fehlt der Stadt eine echteUniversität?Na ja, von einem „Loch“ will ich nicht

sprechen, denn wir sind eine der ganz

wenigen Großstädte, die kontinuierlich

weiter wachsen. Wir haben eine gute

Fachhochschule mit sehr innovativen

Fachbereichen, wie zum Beispiel dem

Fachbereich „Design-Informatik-Medien“.

Aber in der Regel ist es schon so, dass

junge Leute erst nach dem Studium

wegen der Jobs nach Wiesbaden kom-

men. Eine Universität würde gut in die

Stadt passen. Und deswegen arbeiten

wir auch sehr intensiv mit der European

Business School zusammen, die heute

schon neben Oestrich-Winkel einen

Standort in Wiesbaden hat. Und ich bin

eigentlich ganz zuversichtlich, dass

die an der EBS geplante „Law School“

bald in Wiesbaden realisiert werden

kann und damit der Grundstock für eine

neue Universität gelegt ist.

Wiesbaden hat bundesweit eher einen Ruf wie Baden-Baden:wohlhabend aber alt und ziemlich langweilig. Ärgert Sie das?Nein, das ärgert mich überhaupt nicht,

denn unsere Stadt ist schön und über-

rascht immer wieder. Wer Wiesbaden

in der heutigen Zeit erlebt, mit all‘ den

vielen neuen Facetten, bekommt einen

völlig anderen Eindruck – wenn er nicht

gleich beschließt, sofort hier zu bleiben.

Deutschlands Bevölkerungschrumpft, Wiesbaden wächst.Wie kommt das?Die Stadt, das ganze Rhein-Main-Gebiet,

ist wirtschaftlich sehr attraktiv. Viele

junge Menschen kommen wegen des

Jobs hierher, viele Ältere nach dem Job.

Wiesbaden ist nicht nur eine wirtschaft-

lich attraktive Stadt, sondern auch eine

Stadt, in der es sich prima leben lässt.

Eine Stadt mit einem unverwechselbaren

Gesicht, mit allen Standortvorteilen, die

das 21. Jahrhundert braucht.

Vielerorts in der Stadt stehenKräne. Es wird gebaut. Woherkommt der Schub?Wiesbaden hat große Potenziale, die

man nur wach küssen muss. Und dieser

Bogen zwischen Weltkurstadt und Well-

ritzstraße, bei dem nichts ausgegrenzt

wird, sondern alles zusammen nach

vorne drängt – ich glaube das ist das

Geheimnis der Stadt!

1 und 2 OB Helmut Georg Müller im

Gespräch mit Gastronom Ismail Duran:

Fast ein Drittel der Wiesbadener

Bevölkerung hat einen Migrations-

hintergrund.

3 und 4 Auf die Frische kommt es an:

Einkauf im Supermarkt von Ertugrul

Bucak.

Stadtpolitik 11

3

4

10_OB_Mueller.qxp 01.12.2008 15:43 Uhr Seite 11

Page 12: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

STANDORTVORTE I L

Made in Wiesbaden

12 Technik und Wirtschaft

Forschen, Entwickeln, Produzieren - Wiesbaden ist

ein Hightech-Standort. Viele Firmen arbeiten auf

Weltniveau. Ein europaweit einmaliges Umfeld aus

Hochschulen und Forschungseinrichtungen hilft

dabei.

Handkamera von Vitronic:

Hightech-Werkzeug für Post-

verteilzentren

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:43 Uhr Seite 12

Page 13: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

D

13

Die Zukunft des Automobils verbirgt

sich hinter grauen Mauern in einem

Wiesbadener Gewerbegebiet. In grellem

Neonlicht liegt ein großes schwarzes T

auf einer Werkbank. Kabel sind ange-

schlossen und geben Daten an Computer

weiter. Säulendiagramme sind auf Bild-

schirmen zu sehen. Das schwarze T ist

eine Batterie und im Opel-Labor für

Brennstoffzellentechnologie wird sie

getestet.

„Sehr viele Menschen können den

Weg zur Arbeit in Zukunft emissionsfrei

zurücklegen", erklärt Manfred Herrmann,

Leiter der Opel-Batterieentwicklung. Das

T-förmige Kraftpaket wird das Herzstück

des Chevrolet Volt, eines völlig neuen

Elektroautos. Es ist das Fahrzeug, mit

dem der krisengeschüttelte US-Autoriese

General Motors in die Zukunft reisen

will. Es ist das Auto, das den Opel-Mut-

terkonzern retten und ihm wieder

eine glänzende Zukunft geben könnte.

Es ist das erste Elektroauto, mit dem

Reisen über Hunderte von Kilometern

möglich wird.

Die dahinter stehende Idee ist so

simpel, dass man sich wundert, warum

nicht schon früher jemand darauf

gekommen ist. Auf einer kurzen Fahrt

zur Arbeit, zieht der Elektromotor die

nötige Energie aus der Batterie. Ist die

Batterie leer, springt ein Generator an.

Der arbeitet mit Benzin oder Diesel und

lädt während der Fahrt die Batterie wie-

der auf. Der Effekt ist verblüffend: Der

Treibstoffverbrauch liegt nach Opel-

Angaben bei durchschnittlich 1,6 Litern

auf 100 Kilometer.

„Wir haben jetzt ein Konzept, das

Elektrofahrzeuge für den Alltag möglich

macht", sagt Opel-Chef Hans Demant.

Sollten Benzin oder Diesel in wenigen

Jahrzehnten unbezahlbar werden, könnte

man statt des Verbrennungsmotors auch

eine Brennstoffzelle als Generator ein-

bauen. Als größte Herausforderung aber

gilt die Batterie. Sie besteht aus mehr als

220 Lithium-Ionen-Zellen. Dieser Batte-

rietyp entwickelt beim Laden und Entla-

den in erheblichem Umfang Wärme. Das

kann zu Problemen führen.

Aus diesem Grund wird im Wiesba-

dener Opel-Labor die Batterie derzeit

immer wieder geladen und entladen.

Sieben Tage die Woche. 365 Tage im

Jahr. 2010 soll der Volt als Serienfahr-

zeug in den USA eingeführt werden. Ein

Jahr später soll ein erster Elektro-Opel in

Deutschland folgen. Noch knapp zwei

Jahre werden die Tests in Wiesbaden

andauern. „Das ist nötig, um die gesam-

te Lebensdauer abzubilden", erklärt

Technik und Wirtschaft

2

1

1 Blick in die Zukunft: Das Elektroauto

Chevrolet Volt soll 2010 auf den Markt

kommen.

2 Rund um die Uhr: Die leistungsstarke

Lithium-Ionen-Batterie des Volt wird

derzeit in Wiesbaden getestet.

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:43 Uhr Seite 13

Page 14: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

14 Technik und Wirtschaft

Herrmann. Denn auch nach 100.000

Kilometern auf der Straße darf die Batte-

rie nicht versagen.

Mikrosekunde als Maß aller Dinge

„In der industriellen Automatisierung ist

typischerweise die Millisekunde das Maß

aller Dinge", sagt Peter Frankenbach:

„Bei diesem Projekt ist es die Mikrose-

kunde." Der millionste Teil einer Sekun-

de: So schnell müssen die Rechner, von

denen der hochgewachsene Ingenieur

spricht, reagieren können, denn es geht

um Leben und Tod.

HIT wird das Projekt abgekürzt, für

das die Wiesbadener Eckelmann AG die

Steuerungstechnik herstellt. HIT steht

für „Heidelberger Ionenstrahl-Therapie".

Dabei werden ionisierte Kohlenstoffato-

me auf etwa 65 Prozent der Lichtge-

schwindigkeit beschleunigt, um damit

Krebspatienten zu bestrahlen. Die Schwer-

ionentherapie bietet große Vorteile. Der

Ionenstrahl kann so eingestellt werden,

dass er ausschließlich innerhalb des

Tumors seine zerstörerische Energie ent-

faltet. Das umliegende Gewebe bleibt

unversehrt, ein unschätzbarer Vorteil,

vor allem wenn lebenswichtige Organe

in der Nähe sind.

An der Uniklinik Heidelberg soll

in Kürze die Schwerionentherapie welt-

weit erstmals in die breite Anwendung

gehen. Um die Kohlenstoffionen auf die

benötigte Geschwindigkeit zu bringen,

ist ein ringförmiger Teilchenbeschleuni-

ger notwendig. Projektführer für die

Bestrahlungstechnik ist die Siemens AG.

Eckelmann ist für die Steuerung

von Beschleuniger und Therapieeinheit

zuständig. 170 Elektromagnete und

Hochfrequenzanlagen halten den Ionen-

strahl in der korrekten Bahn. Jeder die-

ser Komponenten wurde ein eigener

Rechner zur Seite gestellt, der sie steuert.

Auch bei der Therapieeinheit, die

den Tumor rasterförmig abscannt und

punktgenau mit Protonen oder Kohlen-

stoffionen bombardiert, ist zur Steue-

rung eine gewaltige Rechnerleistung

notwendig. Sicherheit ist oberstes Gebot.

Verfehle der Ionenstrahl aus welchem

Grund auch immer sein Ziel, „muss er

1 Genau genommen: Maßgeschnei-

derte Computer für die industrielle

Steuerung.

2 Gewaltige Datenmengen: Hochleis-

tungsrechner der Eckelmann AG.

2

1

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:42 Uhr Seite 14

Page 15: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Technik und Wirtschaft 15

1 Blick in den Koffer: Das Röntgenbild

bringt es an den Tag.

2 Prüfsysteme von Smiths Heimann:

An 85 Prozent aller Flughäfen welt-

weit im Einsatz.

innerhalb von 200 Mikrosekunden abge-

schaltet werden", erklärt der Projektlei-

ter. Fünf Jahre Entwicklungsarbeit seien

notwendig gewesen: „Jetzt laufen die

finalen Integrationstests." Im Frühjahr

2009 sollen die ersten Patienten behan-

delt werden.

Die Entwicklung der Eckelmann AG

ist für die Wiesbadener Hightech-Bran-

che nicht untypisch. Nach dem Studium

der Elektrotechnik gründete Firmenchef

Gerd Eckelmann 1977 zunächst ein

Ingenieurbüro für Regelungstechnik.

Zwei Jahre später wandelte sich die

Firma in ein Unternehmen für maßge-

schneiderte Hard- und Softwarelösun-

gen. Seit 1994 ist Eckelmann auch Präsi-

dent der Industrie- und Handelskammer

Wiesbaden. Nach seiner Einschätzung

sind die günstige Verkehrslage, aber

auch die hohe Dichte von Hochschulen

und Forschungseinrichtungen in der

Rhein-Main-Region wesentliche Motoren

für die Ansiedlung und Neugründung

von Hightech-Unternehmen.

Die Vielzahl von Forschungsstätten

habe zu einem innovativen Klima

geführt, erklärt der Firmenchef. Immer

wieder würden Ideen zunächst an einer

Hochschule entwickelt und anschlie-

ßend in ein Geschäftsmodell gegossen.

Zudem erleichtere die räumliche Nähe

zu Unis und Fachhochschulen die Nach-

wuchsgewinnung. Viele spätere Mitar-

beiter kämen schon als Studenten oder

Examenskandidaten mit den Unterneh-

men in Kontakt. Und sie würden blei-

ben: „Interessant ist an diesem

Standort, dass die Menschen hier leben

wollen."

Der Röntgenblick ins Gepäck

Flugreisende kennen das Procedere:

Reise- und Handgepäck werden durch-

leuchtet, bevor man an Bord darf. Die

Wahrscheinlichkeit, dass die dazu

genutzte Technik aus Wiesbaden stammt,

ist mehr als hoch. Die Firma Smiths Hei-

mann GmbH ist unangefochtener Markt-

führer im Bereich Transportsicherheit.

Rund 50.000 Röntgenprüfsysteme sind

weltweit im Einsatz. An 85 Prozent aller

Flughäfen auf dem Globus wird das

Gepäck mit Technik „Made in Wiesba-

den" überprüft.

Firmengründer Walter Heimann war

in den 30er Jahren wesentlich an der

Entwicklung des Fernsehens in Deutsch-

land beteiligt. Mit der von ihm ent-

wickelten Technik gelang 1936 die erste

Live-Übertragung von der Olympiade

in Berlin. Als Deutschland 1945 in

Trümmern lag, kam Heimann nach

Wiesbaden. Die vom Krieg weitgehend

verschonte Stadt stellte dem Gründer

Räume zur Verfügung, in denen ab 1946

Bildröhren entwickelt wurden.

Anfang der 70er Jahre begann das

Hightech-Unternehmen mit der Entwick-

lung von Röntgenprüfsystemen. Nicht

nur Flugreisen wurden damals immer

beliebter, sondern auch Flugzeugen-

führungen. Um den Luftverkehr zu schüt-

zen, werden seither immer mehr und

immer leistungsfähigere Systeme zum

Aufspüren von Waffen und Sprengstoff

eingesetzt. Die Terroranschläge vom

11. September 2001 haben dem Wiesba-

dener Unternehmen einen weiteren

Boom verschafft. „Wir durften die ame-

1

2

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:43 Uhr Seite 15

Page 16: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

16

Herr Bendel, Wiesbaden gilt

als Dienstleistungsmetropole.

Wo liegen die Schwerpunkte?

Die Wirtschaftsstruktur unserer

Stadt ist klar auf die Zukunft aus-

gerichtet: Consultingunternehmen,

Versicherungen, Medien-, Hoch-

technologie- und Logistikunter-

nehmen sind hier erfolgreich

vertreten. Der Standort bietet auch

der Gesundheitswirtschaft ideale

Wachstumsbedingungen. Fast 80

Prozent der etwa 120.000 sozial-

versicherungspflichtig Beschäftigten

arbeiten in der Dienstleistungs-

branche.

Was schätzen die Unternehmen am Standort Wiesbaden?Die ideale Mischung aus harten

und weichen Standortfaktoren

macht Wiesbadens Attraktivität

aus. Als Teil des Rhein-Main-

Gebiets ist die hessische Landes-

hauptstadt eingebettet in einen der

leistungsstärksten Ballungsräume

der Welt. Wer hier investiert,

befindet sich nicht nur an einem

Knotenpunkt des Weltverkehrs;

er kann auch auf die Nähe zu

Dutzenden von Hochschulen und

Forschungseinrichtungen sowie

ein einzigartiges Netzwerk aus

Finanzdienstleistung und Beratung

zählen.

Hat in Wiesbaden auch die Industrie eine Zukunft?Weder Dienstleistungen noch

industrielle Produktion können für

sich alleine bestehen. Das produ-

zierende Gewerbe, vor allem die

umsatzstarke Chemiebranche, hat

in Wiesbaden langjährige Tradition

und entwickelt sich im 100 Hektar

großen Industriepark Kalle-Albert

auf außergewöhnlich hohem tech-

nologischem Niveau. Das Unter-

nehmen SE Tylose wird im kom-

menden Jahr die Produktions-

kapazität von Methylcellulose in

Wiesbaden um 20% erweitern.

Dabei handelt es sich um ein Inves-

titionsvolumen in dreistelliger

Millionenhöhe. Zahlreiche techno-

logieorientierte Wiesbadener

Unternehmen zählen mit ihren Pro-

dukten zu den Weltmarktführern.

Wie sieht es mit Entwicklungsmöglich-keiten aus? Gibt es überhaupt noch freie Flächen?Wir haben hier Raum für Ideen

und Platz für Geschäfte. Die Politik

der Stadt fördert die Ansiedlung

neuer Unternehmen. Im Gewerbe-

gebiet Max-Planck-Park gibt es

noch Flächen für technologieorien-

tierte Unternehmen, im Gewerbege-

biet Petersweg insbesondere für

Logistik und Gewerbebetriebe aller

Art. Für Dienstleistungsunterneh-

men stehen variable Grundstücke

an der Mainzer Straße und im

Abraham-Lincoln-Park zur Verfü-

gung.

I NTERV IEW

„Raum für Ideen und Platz für Geschäfte“Wiesbaden ist Dienstleistungsstandort aus Tradition. Die Ursprünge der bis

heute starken Gesundheitswirtschaft lassen sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen.

Erst seit dem 20. Jahrhundert ist die Stadt zwischen Rhein und Taunus auch

Industriestandort. Seither kamen immer neue Branchen dazu: Medienunternehmen

und Finanzdienstleister, Logistikunternehmen und Unternehmensberater. Ein

Gespräch über Stärken und Chancen mit Wirtschaftsdezernent Detlev Bendel.

Technik und Wirtschaft

Detlev Bendel, Wirtschaftsdezernent

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:43 Uhr Seite 16

Page 17: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Technik und Wirtschaft 17

rikanische Zivilluftfahrtbehörde mit so

vielen Geräten beliefern, dass unsere

Kapazität verdoppelt werden musste",

erinnert sich der frühere Geschäftsführer

Hans Linkenbach.

„100 Prozent der Fahrzeuge werden detektiert"

Wer fliegt, passiert fast zwangsläufig die

Produkte der Firma Heimann. Wer Auto

fährt, passiert fast zwangsläufig die Pro-

dukte der Firma Vitronic. Im Auftrag des

Maut-Konsortiums Toll Collect hat das

Wiesbadener Unternehmen nach 2003

rund 300 Kontrollbrücken auf Deutsch-

lands Autobahnen errichtet. Lastwagen,

die unter den Mautbrücken hindurch-

fahren, werden mit Hilfe eines unsicht-

baren Infrarotblitzes fotografiert, das

Kennzeichen abgelesen und das Fahr-

zeug vermessen. Das funktioniert selbst

bei Schneefall.

Als Toll Collect in der Startphase in

erhebliche Schwierigkeiten geriet, konnte

Firmenchef Norbert Stein trotzdem ruhig

schlafen. „Alle Systemkomponenten, die

auf der Straße montiert sind, hatten

nichts damit zu tun", betont Stein:

„Praktisch 100 Prozent der Fahrzeuge

werden detektiert."

Vitronic ist heute eines der führen-

den Unternehmen in der elektronischen

Bildverarbeitung. „Dinge interpretieren

kann das Auge zusammen mit dem

Hirn sehr gut, sie vermessen dagegen

gar nicht", erklärt Stein: „Im industriel-

len Umfeld ist schnell klar, dass Kamera

und Computer gemeinsam viele Aufga-

ben besser bewältigen können als der

Mensch." So bewegen sich Pakete in

einem Postverteilzentrum auf Laufbän-

dern heute mit etwa sechs Metern pro

Sekunde. Die aufgeklebten Barcodes

richtig zu lesen, die Pakete auf den rich-

tigen Weg zu schicken, gelingt in dieser

Geschwindigkeit nur noch Maschinen.

1984 hat Stein sein Unternehmen

zunächst als Ingenieurbüro gegründet.

Anfang der 90er Jahre wandelte sich

Vitronic zum Industrieunternehmen.

Doch noch immer stellen Ingenieure

rund die Hälfte der Belegschaft. „Es geht

im täglichen Leben nichts ohne das

Sehen", erklärt der Firmenchef. „Bei der

elektronischen Bildverarbeitung werden

Objekte in Millisekunden auf ihre geo-

metrischen Formen und Flächen redu-

ziert und so objektiv messbar." In zahl-

losen industriellen Prozessen ist die

elektronische Bildverarbeitung heute

unerlässlich, von der Robotersteuerung

bis hin zur automatischen Prüfung von

Schweißnähten. Ein starker Wachstums-

markt für Vitronic ist derzeit auch die

boomende Solarindustrie.

Den Standort Wiesbaden zu verlas-

sen, war für Stein bislang keine Alterna-

tive. „Es ist ein Hochpreisstandort", sagt

der Vitronic-Chef: „Die Personalkosten

sind hier naturgemäß höher als im

Osten Deutschlands." Er sehe jedoch

immer wieder, dass es Unternehmen in

vielen, weniger attraktiven Regionen

schwer falle, qualifizierte Mitarbeiter

anzulocken. „Es ist eine Stadt mit einem

attraktiven Angebot und sie hat ein

schönes Umland", betont Stein. „Andere

Leute fahren hierher in Urlaub."

1 Mautbrücken für die Autobahn: Erfas-

sungsgeräte für den Lkw-Verkehr.

2 Standortvorteil: Produktionsgebäude

der Firma Vitronic in Wiesbaden

1

2

12_Technik_.qxp 04.12.2008 11:43 Uhr Seite 17

Page 18: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

18 Mein Wiesbaden

MMan fühlt sich wie im Museum: Überall

im Palais Concordia stehen rote Sessel,

Vitrinen mit Nymphenburger Porzellan,

silberne Kerzenleuchter, Erinnerungs-

fotos. Der Esstisch ist üppig in Herbst-

tönen dekoriert. Jugendstillampen sorgen

für gedämpftes Licht. Vom Wintergarten

aus kann man die Spaziergänger im Kur-

park beobachten. Zwischen zwei Termi-

nen taucht der Hausherr auf: Gerd Käfer

ist wie immer voll in Aktion. Das Handy

klingelt am laufenden Band. In drei Stun-

den gestaltet er den Festakt zum 200. Ge-

burtstag der Sparkasse Darmstadt. Leider

wird das dortige Kongresszentrum gerade

wegen eines Feueralarms evakuiert. Käfer

regelt die Sache am Telefon. Eine Minute

später erteilt er letzte Anweisungen für

den Sportpresseball am kommenden Tag

in Frankfurt: „Alle Köche Mützen auf

und Handschuhe an!"

Drei Tage in der Woche ist die Bel-

etage in Wiesbaden Käfers Stützpunkt:

„Ich liebe diese Stadt mit ihren alten

Häusern. Es ist so wunderbar klassisch

hier". Das Leben verlaufe in Wiesbaden

ruhiger, sagt er, „nicht so hektisch wie

in München." In seinen wenigen freien

Momenten geht er mit Lebensgefährtin

Uschi Ackermann und den beiden

Möpsen Sir Henry und Lady Mary im

Kurpark spazieren. Oder er sitzt auf der

Terrasse seiner Wiesbadener Brasserie

„Käfer´s", blickt auf die Stadt und fühlt

sich nach eigenen Worten wie in Paris

oder Rom.

Vor vierzig Jahren hat er den Party-

service erfunden und aus dem einstigen

Kolonialwarenladen seiner Eltern ein

Feinkostreich aufgebaut. Seine Erfolgs-

geheimnisse sind gute Ideen und perfek-

te Inszenierungen. Käfer hat bei Partys

in Scheunen und Lagerhallen Regie ge-

führt. Er hat in Zeiten des Kalten Krieges

ein komplettes Festessen in den Kreml

geschafft. 1995 hat er die Geschäfts-

führung des Münchner Unternehmens

Feinkost Käfer an seinen Sohn Michael

übergeben. Was nicht bedeutet, dass das

Leben des 76-Jährigen damit ruhiger

geworden wäre. Erst im November wurde

Seit zwanzig Jahren wohnt und arbeitet Gourmetpapst Gerd Käfer in Wiesbaden.

Neben Kurhausgastronomie und Catering für Großereignisse findet der 76-Jährige

immer noch Zeit, im kleinen Kreis für Prominente zu kochen.

Gerd Käfer vor dem Kurhaus

„Es ist wunderbarklassisch hier"

GASTRONOM DES JAHRES GERD KÄFER:

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Page 19: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

er als „Gastronom des Jahres" ausge-

zeichnet.

Sein Wiesbadener Domizil hat er

wie ein englisches Landhaus eingerichtet.

Was ihm gefällt, kauft er in aller Welt

zusammen: „Ich bin eine Waage und ein

lebensfroher Mensch. Ich habe an allem

Schönen Freude." Seine Wohnung ist

nicht nur Zuhause, sondern auch Kulisse

für Koch-Events im kleinen Kreis. Deut-

sche Bank-Chef Josef Ackermann und

Linde-Boss Wolfgang Reitzle, aber auch

Hessens Ministerpräsident Roland Koch

hat Käfer schon an seinen riesigen Esstisch

gebeten: „Die wollen weg von irgend-

welchen illustren Lokalen", erzählt er:

„Die wollen eine besondere Umgebung."

Natürlich sorgt der Münchner an solchen

Abenden auch für ein bisschen „Schmäh",

bringt Schwung in die Veranstaltung und

lässt die Herren für die Damen servieren.

Von Kochs Zitronensauce schwärmt er

bis heute: „Die haben wir sogar nachge-

kocht."

Fünf Millionen Euro Umsatz macht

der Gastronom noch immer mit seinen

Partys. Er besitzt Immobilien in München,

Kitzbühel, Wiesbaden und auf Sylt. Ei-

gentlich hat der Mann ausgesorgt. Aber

immer noch kümmert er sich um alles

bis ins kleinste Detail: „Das macht schon

Spaß. Man will ja jung bleiben." Manch-

mal aber, wenn er ausnahmsweise einmal

alleine ist, macht er einfach die Kerzen

an, setzt sich in seinen Wintergarten, liest

ein Buch und trinkt eine gute Flasche

Rotwein.

Er habe den schönsten Beruf gewählt,

den es gebe, wagt er einen Rückblick.

Wenn er noch einmal von vorn anfangen

könnte, gesteht er aber auch, hätte er

einen Zirkus aufgemacht – zusammen

mit seinem Freund, dem Roncalli-Grün-

der Bernhard Paul: „Da bräuchte ich nur

den schönsten Wohnwagen und würde

von Stadt zu Stadt reisen." Statt dessen

ist er im Laufe der Jahre doch sesshaft

geworden – zumindest ein wenig. In Kitz-

bühel hat er seinen Lebensmittelpunkt

gefunden und sich mit einem Kochturm

für Veranstaltungen einen langen Traum

erfüllt. Aber auch Wiesbaden will er die

Treue halten: „Es täte mir in der Seele

weh, wenn ich hier weg müsste."

1 Zeit zur Muße:

Gerd Käfer in seinem

Wintergarten

2 Mopskult: Sir Henry

weiß sich in Szene zu

setzen

3 Tafelfreuden: Gastlich-

keit im Stil des Hauses

Käfer

1

2 3

Mein Wiesbaden 19

18_Kaefer.qxp 04.12.2008 11:32 Uhr Seite 19

Page 20: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

SEKTHAUPTSTADT WIESBADEN

„Geschick, Glückund Erfahrung"

20 Genuss und Kultur

1

1 Sektproduktion auf

Hochtouren: Die Abfüllhalle

bei Henkell&Söhnlein.

2 Gaumenfreude: Keller-

meister Gernot Limbach über-

prüft die Grundweine

3 In Bewegung: So sah die

Arbeit am Rüttelpult aus

Wiesbaden darf als

Sekthauptstadt Deutsch-

lands gelten. Neunzig

Millionen Flaschen des

Schaumweins verlassen

jährlich die Stadt. Seit dem

19. Jahrhundert haben

sich zahlreiche Sektkellereien

hier angesiedelt. Im

Rheingauer Riesling fanden

sie den idealen Grund-

wein. Seine Veredelung

zu Sekt zählt zu

den höheren Künsten.

20_Henkell.qxp 01.12.2008 15:46 Uhr Seite 20

Page 21: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

F

Genuss und Kultur 21

Fünf Stockwerke geht es nach unten in

der hochherrschaftlichen Unternehmens-

zentrale auf dem Wiesbadener Henkells-

feld. Dann ist man im Stillweinkeller

angekommen. Zehn Millionen Liter so

genannte Grundweine lagern hier fünf-

zehn Meter unter der Erde und warten

darauf, zu einem Sekt komponiert zu

werden. „Verheiraten", sagen die Fach-

leute. „Als Kellermeister", erklärt Gernot

Limbach, „braucht man Geschick, Glück

und Erfahrung." Der gelernte Winzer

gehört zu denen, die auf der Basis einer

immer gleich bleibenden Grundrezeptur

bis auf feine Nuancen immer wieder die

gleiche Cuvée mischen können. Sie muss

den typischen Geschmack einer Marke

treffen. Limbach und seine Kollegen

übernehmen eine zentrale Rolle bei der

Sektherstellung. Schon beim Einkauf

der Weine müssen sie beurteilen können,

wie der Rebensaft sich später bei der

Verarbeitung zum Sekt verhält.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts

galt es als „hip", Wein in Schaumwein zu

verwandeln. Aus Frankreich brachte der

Mainzer Weinhändler Adam Henkell das

Know-how und die Weine mit, eröffnete

1856 in Mainz seine erste Champagner-

fabrik, mit der sein Enkel Otto 1909

auf das heutige Firmengelände zog. Zu

diesem Zeitpunkt war bereits eine Viel-

zahl anderer Sektkellereien in Wiesbaden

und Umgebung entstanden: Graeger

und Mumm in Hochheim, Rüttgers und

Söhnlein in Wiesbaden sowie MM in

Eltville. Auch um die Entwicklung der

Marke haben sich die Sekthersteller aus

„der deutschen Champagne" verdient

gemacht. So gilt der 1876 erstmals aus-

geschenkte „Söhnlein Rheingold" als

ältester deutscher Markensekt.

„Das Veredeln von Weinen zu Sekt

ist kein schnelldrehender Schritt", betont

Kellermeister Limbach. Für die spätere

Qualität stellen schon die Winzer die

ersten Weichen. Am besten gedeihen die

Trauben für Sektweine im Schatten. Weil

sie viel Säure haben müssen, werden sie

schon frühzeitig gelesen und beim Keltern

besonders vorsichtig gepresst, damit Ge-

schmacksstoffe aus Kernen und Stil später

den Sektgenuss nicht stören.

Bis zum Start der Sektproduktion

bleiben die Weine sorgsam bewacht von

den Kellermeistern im Fass. Erst nach

einigen Monaten ist klar, ob sie zu einem

Sekt taugen oder nicht. Dann beginnt mit

der zweiten Gärung die wichtigste Etappe.

Der Wein kommt unter Zusatz von

Zucker und Reinzuchthefe in einen Druck-

behälter. „Die Hefe", erklärt Limbach,

„ist unser wichtigster Helfer bei der Sekt-

herstellung." Sie sorgt dafür, dass der

Zucker in Alkohol und Kohlensäure ver-

wandelt wird und der Wein zu perlen

beginnt. 3,5 bar Druck – mehr als ein

Autoreifen – muss später eine Sektfla-

sche aushalten können.

Bei der traditionellen Flaschen-

gärung muss in Deutschland der Wein

mindestens neun Monate auf der Hefe

2

3

20_Henkell.qxp 01.12.2008 15:46 Uhr Seite 21

Page 22: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

22 Genuss und Kultur

liegen. Eine möglichst lange Reifezeit

gilt als Garant für eine hohe Qualität.

In früheren Zeiten hat dieses Verfahren

den Kellermeistern minutiöse Kleinarbeit

und viel Geduld abverlangt. Um die

Heferückstände in Richtung Korken zu

treiben, wurden die Flaschen nach einem

festen Schema 20 Tage lang immer wie-

der gedreht und aufgestoßen. Am Ende

standen sie senkrecht im Rüttelpult. Heute

haben in den großen Kellereien längst

die würfelförmigen, computergesteuerten

Rüttelmaschinen Einzug gehalten.

Ist das Rütteln beendet, wird der

Flaschenkopf bei minus 25 Grad einge-

froren und der eisige Hefepfropfen aus

1 Eindrucksvoll: Die Unternehmens-

zentrale von Henkell&Söhnlein

in Wiesbaden

2 Abgestimmt: Die Komposition

der Cuvée

3 Prachtvoll: Das Entrée auf dem

Henkellsfeld

4 Geschmackvoll: Markenpflege

von Anfang an

2

1

dem Flaschenhals entfernt. Der so ent-

standene Flüssigkeitsverlust wird durch

die so genannte Dosage ausgeglichen.

Die Dosage aus Wein und einer bestimm-

ten Menge Zucker entscheidet auch

darüber, ob der Sekt „trocken", „halb-

trocken" oder „brut" ist. Die traditionelle

Form der Flaschengärung wird heutzuta-

ge nur noch für besonders hochwertige

Sekte angewandt.

Das Gros der Produktion aber kommt

zur zweiten Gärung in Großraumbehälter

aus Metall. Bei diesem Verfahren ver-

kürzt sich die Reifezeit auf sechs Mona-

te. Die Qualität, versichern die Fachleute

bei Henkell, leide darunter keineswegs.

Drei große Gärhallen gibt es auf dem

Henkellsfeld. Das Firmengelände ist eine

Mischung aus pompöser Repräsentation

und kühler Hightech-Produktion. Von

der Eingangshalle mit ihren Gemälden,

Stuckverzierungen und goldenen Engeln

gelangt man direkt in die ehemalige Ver-

sandhalle.

Hier wird im Zweischichtbetrieb

gearbeitet. Es ist November und damit

Hightime für den Sekt: „Das vierte

Quartal mit Weihnachten und Silvester",

sagt Henkell-Pressesprecher Jan Rock,

„ist mit Abstand das wichtigste für unsere

Branche." Und so drehen sich die Füll-

maschinen mit dem fertigen Sekt im Kreis

und befüllen die Flaschen, die auf einem

Förderband in rasendem Tempo zum

Verkorken, Agraffieren und Etikettieren

transportiert werden. Vier solcher Pro-

duktionslinien gibt es für die normalen

0,75 Literflaschen, eine für Pikkolos,

die im Hause Henkell erfunden wurden.

15.000 Flaschen und 28.000 Pikkolos

durchlaufen in einer Stunde diesen Pro-

zess. Mehr Sekt wird an keinem anderen

Ort in Deutschland produziert und in

keinem Land wird mehr davon getrunken.

Auch eine traditionsbewusste Sekt-

kellerei wie Henkell&Söhnlein darf die

Trends der Zukunft nicht verschlafen.

Einen regelrechten Boom erfahren der-

zeit Rosé-Sekte. Immer mehr gefragt

werden auch alkoholfreie Schaumweine.

Einen so genannten Dosage Zéro,

dem nach dem zweiten Gärprozess kein

Zucker mehr zugesetzt wird, können

sogar Diabetiker trinken. So geht die

Sektbranche mit der Zeit ohne ihre

Wurzeln zu verlieren: „Denn Tradition“,

sagt Rock, „bedeutet für uns nicht

das Aufbewahren von Asche, sondern

das Weitertragen des Feuers".

20_Henkell.qxp 01.12.2008 15:46 Uhr Seite 22

Page 23: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Genuss und Kultur 23

Kleines Sektlexikon

Nur ein Qualitätsschaumwein darf

sich Sekt nennen. Er unterliegt strengen

Kriterien. Er muss durch eine zweite

alkoholische Gärung entstanden sein,

mindestens 10 Prozent Alkohol enthalten

und bei 20 Grad Celsius einen Druck

von mindestens 3,5 bar aufweisen. Vor-

geschrieben sind auch die typischen

pilzförmigen Flaschenverschlüsse, die

durch einen Bügel gesichert und von

einer Kapsel umkleidet werden.

3

4

Agraffe: Metallbügel

zur Sicherung des

Flaschenverschlusses.

Cuvée: Komposition

verschiedener Weine

zu einem Sekt.

Degorgieren: Entfer-

nung der Hefe im

Rüttelverfahren.

Dosage: Mischung aus

in Alkohol gelöstem

Zucker und Reinzucht-

hefe. Sie leitet als

Fülldosage die zweite

Gärung ein und be-

stimmt als Versand-

dosage den Geschmacks-

ton des Sektes.

Mousseux: Das Perlen

des Sektes.

Reinzuchthefe:

Eine eigens für die

Sektproduktion herge-

stellte Hefe. Sie spaltet

den im Wein enthalte-

nen Zucker in Alkohol

und Kohlensäure.

Strenge Kriterien

20_Henkell.qxp 01.12.2008 15:46 Uhr Seite 23

Page 24: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

24 Termine

12 gute Gründe…um im nächsten Jahr

nach Wiesbaden zu kommen

Großer Umzug am Fastnachtssonntag22. Februar 2009 · Innenstadt

Um 13.11 Uhr startet der traditionelle

Umzug durch Wiesbaden mit Narren

aus Stadt und Region, rund 40 Kapel-

len und über 200 Zugnummern.

Organisiert von der Dachorganisation

Wiesbadener Karneval (Dacho) steht er

diesmal unter dem Motto „150 Jahre

Wiesbadener Fassenacht“.

Der Wiesbaden Tourist Service bietet attraktive Angebote rund um die Veranstaltungs-Highlights

in der Broschüre „Wiesbaden flexibel“ oder im Internet unter www.wiesbaden.de/individualangebote.

Wiesbaden Tourist Service · Marktplatz 1 (am Dern´schen Gelände) · 65183 Wiesbaden Telefon: 0611-17 29 930 · Telefax: 0611-17 29 798 · E-Mail: [email protected]

Ostermarkt27.-29. März 2009

Mauritiusplatz und Fußgängerzone

Kunsthandwerk, individuelle Geschenke

und attraktiver Osterschmuck gehören

zum Ostermarkt ebenso wie Kinderspiele,

Musik und Straßentheater. Ein

besonderes Einkaufserlebnis bietet der

verkaufsoffene Sonntag.

Internationale Maifestspiele1.-31. Mai 2009

Hessisches Staatstheater Wiesbaden

Die Internationalen Maifestspiele Wiesbaden

sind nach den Bayreuther Festspielen die

ältesten Deutschlands. Unter der künstlerischen

Leitung von Intendant Manfred Beilharz sind

jedes Jahr bedeutende Schauspiel- und

Opernensembles, Ballettkompanien und

Musiker aus aller Welt zu Gast in Wiesbaden.

73. Internationales Wiesbadener Pfingstturnier29. Mai - 1. Juni 2009

Schlosspark Biebrich

Seit 1929 treffen sich die Spitzen des

internationalen Reitsports in Wies-

baden. Die Veranstaltung wird am

Freitagabend mit der „Wiesbadener

Pferdenacht“ eröffnet. Samstag, Sonn-

tag und Montag ist Pferdesport vom

Feinsten zu erleben: Springen, Dres-

sur, Vielseitigkeit, Voltigieren und Ge-

spannfahren. Krönender Abschluss ist

der „Große Preis von Wiesbaden“ am

Montagnachmittag. Bereits am Diens-

tag vor Pfingsten stimmt ein großer

Reiter- und Kutschenkorso durch die

Stadt auf das Turnier ein.

goEast Filmfestival22.-28. April 2009 · Caligari FilmBühne

Das alljährlich im Frühjahr vom Deutschen

Filminstitut (DIF) veranstaltete goEast-

Festival des mittel- und osteuropäischen

Films bietet eine Woche lang in Wiesbaden

über 150 Filme aus Mittel- und Osteuropa.

Das gegenseitige Kennenlernen, das Gespräch

und die Reflexion stehen im Zentrum des

Festivals. In acht Sektionen, einem wissen-

schaftlichen Symposium, weiteren Diskussio-

nen und Filmgesprächen sowie einem

Rahmenprogramm wird die (Film-) Kultur

unserer östlichen Nachbarn vorgestellt.

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Page 25: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Termine 25

Theatrium11.-13. Juni 2009

Wilhelmstraße und angrenzende Parks

Deutschlands ältestes Straßenfest ist seit mehr als 30

Jahren ein Publikumsmagnet: Straßenkünstler, Kunst-

handwerkermarkt, Musikbands und ein internationales

kulinarisches Angebot machen das Fest zu einem

Sommerhit.Rheingauer Weinwoche 14.-23. August 2009

Schloßplatz und Dern´sches Gelände

An rund 118 Ständen präsentieren Winzer

aus dem Rheingau und Wiesbaden ihre

Erzeugnisse: Junge Weine, Auslesen,

prickelnde Sekte und die dazu passenden

kulinarischen Köstlichkeiten.

Sternschnuppen Markt24. November - 23. Dezember 2009

Schloßplatz

Der Schloßplatz bildet die malerische Kulisse für den von

vier Lilien-Toren gesäumten Wiesbadener Sternschnup-

pen Markt. An 120 Ständen werden süße Leckereien,

weihnachtliche Spezialitäten und besondere Geschenke

angeboten. Das Begleitprogramm mit Auftritten von

Chören, Turmbläsern, Konzerten, Märchenerzählungen

und Krippenspielen sorgt für eine besondere Stimmung.

Eislauffreunde können im Dezember und Januar auf

der Eisfläche am „Warmen Damm“ ihre Runden drehen.

Elton John Open-Air 30. Juni 2009

Bowling Green vor dem Kurhaus

Der Superstar lädt ein zu einer Reise durch

die Musikgeschichte. In seinem Programm

präsentiert der Oscar-, Grammy-, Tony- und

BRIT Award-Gewinner einen ausgesuchten

Querschnitt aus seiner mittlerweile über

40-jährigen Karriere.

Stadtfest24.-27. September 2009 · Innenstadt

Auf den schönsten Plätzen Wiesbadens wird ein

täglich wechselndes Programm geboten. Teil des

Stadtfestes sind auch der Herbstmarkt (25.-27.9.),

das Erntedankfest (26.-27.9.) auf dem „Warmen

Damm“, der verkaufsoffene Sonntag (27.9.2009)

sowie die Wiesbadener Automobil Ausstellung

(25.-27.9.2009).

Sparkassen Finanz-gruppe IRONMANGermany 70.316. August 2009

Start: Schiersteiner Hafen

Über 3000 Athleten (Einzel-

starter und Staffeln) werden

den „härtesten halben Tag“

mit 1,9 Kilometern Schwim-

men, 90 Kilometern Radfahren

und 21,1 Kilometern Laufen

bestreiten. Der Zieleinlauf be-

findet sich direkt vor dem

Wiesbadener Kurhaus.

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FOLKLORE 009 28.-30. August 2009

Kulturpark Schlachthof Wiesbaden

Das Musik-, Theater-, Kleinkunst- und

Comedyfestival gehört seit drei Jahrzehnten

zur Open Air Saison. Neben Konzerten

bekannter Bands zeichnet sich das Festival

vor allem durch sein außergewöhnliches

Ambiente aus. Lichtinstallationen, ein großer

Händlermarkt, Essen aus aller Welt und am Sonn-

tag ein Kinderprogramm erwartet die Besucher.

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Page 26: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

Rheingau Musik Festival

Seit mehr als 20 Jahren ist das Rheingau Musik

Festival ein Begriff für die Freunde der klassischen

Musik. Inzwischen stehen jeden Sommer fast 150

Konzerte an über 40 Spielorten auf dem Programm.

Neben E-Musik wird inzwischen auch Jazz und

Kabarett geboten. Zahlreiche Superstars der Klassik,

wie Martha Argerich, Sir John Eliot Gardiner oder

Anne-Sophie Mutter haben hier bereits das Publi-

kum verzaubert. Lassen auch Sie sich begeistern für

das Rheingau Musik Festival 2009.

Im nächsten Wiesbaden Magazin lesen sie:

Sportstadt Wiesbaden

Golfen, Reiten und Volleyball sind nur einige

der Sportarten, in denen Wiesbaden ganz vorne

mitspielt. Hier wurde schon Ende des 19. Jahr-

hunderts der erste deutsche Golfclub gegründet.

Zum Internationalen Pfingstturnier trifft sich

in der hessischen Landeshauptstadt einmal

jährlich die Reiterelite der Welt.

Rekorde stellt die hessische Landeshauptstadt

auch auf, wenn es um die sportliche Infra-

struktur geht. In nur vier Monaten entstand ein

neues Stadion für den Fußball-Zweitligisten

SV Wehen Wiesbaden. Begleiten sie uns auf

einer Tour durch die Sportstadt Wiesbaden.

26 Wiesbaden Ausblick

Freuen Sie sich auf die nächste Ausgabedes Wiesbaden Magazins!

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Page 27: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

MedienpartnerCo-SponsorenHauptsponsor Official Airline

Rheingau Musik Festival

27. Juni bis 29. August 2009

Das Rheingau Musik Festival zählt zu den führenden Musikfestivals Europas. Seit 1988

verwandelt es jeden Sommer die gesamte Region mit rund 150 Konzerten an über 40

verschiedenen Veranstaltungsstätten in eine Konzertbühne von internationalem Rang.

Trotz des Schwerpunktes „Klassische Musik“ haben auch Jazz, Kabarett und literarische

Weinproben ihren festen Platz im Festivalprogramm.

www.rheingau-musik-festival.de

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Page 28: Wiesbaden Magazin Ausgabe Dezember 2008

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