Institut für Christliche Sozialwissenschaften Universität Münster Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der modernen Gesellschaft Karl Gabriel WS 2006/2007 Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der modernen Gesellschaft
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Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der modernen Gesellschaft
Karl Gabriel WS 2006/2007
Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der
modernen Gesellschaft
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Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der modernen Gesellschaft
II.Was ist Religion? Zugänge zum Begriff der Religion
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Wiederkehr der Religion? Christentum und Kirche in der modernen Gesellschaft
1. Einleitung
Unbestimmtheit und Uneinheitlichkeit des
Religionsbegriffs in Alltagssprache und Wissenschaft
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2. Substantielle Definitionen von Religion
• Religion als Erfahrung des Heiligen im Gegensatz zum Profanen (z. B. Emil Durkheim; Mircea Eliade; Rudolf Otto; Peter L. Berger etc.)
• Religion als Gefühl schlechthinniger Abhängigkeit (Schleiermacher)
• Religion als Beziehung zu einem Göttlichen oder als Glauben an die Existenz einer transzendenten Macht
Kritik:
• Verschiedenartigkeit der substantiellen Merkmale
• Interkulturelle und historische Konstanz ungeklärt
(z. B. Gottesbezug)
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3. Funktionale Definitionen von Religion
3.1 Religionsdefinition von Franz-Xaver Kaufmann
Als Religion gilt das, was bestimmte Funktionen erfüllt.
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In der Religionsgeschichte werden der Religion 6 Funktionen zugeschrieben:
• Funktion der Identitätsstiftung (Problem der Affektbindung und Angstbewältigung)
• Funktion der Handlungsführung im Außeralltäglichen (Magie, Ritual, Moral)
• Funktion der Kontingenzbewältigung (Verarbeitung von Unrecht, Leid, Schicksalsschlägen, Unverfügbarkeit)
• Funktion der Sozialintegration (Legitimation von Gemeinschaftsbildung und sozialer Integration)
• Funktion der Kosmisierung (Sinngebung der Welt, die Sinnlosigkeit und Chaos überwindet)
• Funktion der Weltdistanzierung (Ermöglichung von Widerstand und Protest gegen einen als ungerecht und unmoralisch erfahrenen Gesellschaftszustand)
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3. Funktionale Definitionen von Religion
3.1 Religionsdefinition von Franz-Xaver Kaufmann
Von Religion ist dann zu sprechen, wenn ein Deutungsmuster mehrerer dieser Funktionen zugleich zu erfüllen vermag.
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3.2 Religionsdefinition von Thomas Luckmann
• Religion hat ihre Grundlage in der menschlichen Erfahrung von Transzendenz
• Transzendenzerfahrungen werden verarbeitet und stabilisiert in kommunikativen Prozessen zwischen Menschen (soziale Konstruktion von Modellen der Transzendenzerfahrung)
• Historisch wachsen die Menschen in gegebene Weltansichten und Modelle der Transzendenzerfahrung hinein.
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3.2 Religionsdefinition von Thomas Luckmann
• In der Sozialisation lernen die Menschen, sich ihre Transzendenzerfahrungen verständlich zu machen (Internalisierung von Modellen der Transzendenzerfahrung)
• Die unmittelbaren Transzendenzerfahrungen bleiben eine Quelle der Innovation und Veränderung
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3.3 Religionsdefinition von Niklas Luhmann
• Religion als Transformation einer prinzipiell unabschließbaren und damit unbestimmbaren Welt in eine bestimmbare
• Religion als kommunikative Einheit der Differenz von Immanenz und Transzendenz
• Wo die Welt mit dem religiösen Code, der Differenz von Immanenz und Transzendenz beobachtet wird, dort lässt sich von Religion reden
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4. Kombination substantieller und funktionaler Elemente in der Religionsdefinition: Detlef Pollack
• Das Bezugsproblem der Religion besteht im Problem der Kontingenz (alles könnte auch anders sein)
• Die religiöse Problemlösung ist durch zwei Momente gekennzeichnet:
• Durch das Überschreiten der verfügbaren Lebenswelt auf eine transzendente Größe
• Durch die gleichzeitige Bezugnahme auf diese Lebenswelt
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5. Philosophisch-theologische Definition von Religion: HansWaldenfels „Von Religion kann gesprochen werden, wo
a. ausdrücklich oder einschlussweisevon einem gottbezogenen Verhalten die Rede ist, wo
b. der Mensch sich als ein für ein Umgreifendes offenes und folglich in dieses „transzendierendes“ Wesen versteht und wo er
c. weiß, dass es dabei um ihn selbst, seine Herkunft und seine Vollendung geht“
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6. Religion als diskursiver Tatbestand
In kommunikativen Prozessen in der Gesellschaft wird darum gerungen, Religion zu definieren, die Grenzen von Religion zu bestimmen und religiöse Rollen auszugestalten.
(Piere Bourdieu; Joachim Matthes)