Windparks in der Ostsee Ein wichtiger Baustein der Energiewende ist der weitere Ausbau der Offshore -Windenergieanlagen auf hoher See. Die dort klimafreundlich erzeugte Energie muss zum Festland gelangen. Diese Aufgabe übernehmen die Übertragungsnetz- betreiber. Sie bauen und betreiben dann die Leitungen vom Netz- anschlusspunkt auf der Umspannplattform des Offshore-Wind- parks bis zum technisch und wirtschaftlich günstigsten Netz- verknüpfungspunkt im Übertragungsnetz. Verantwortlich für die Netzanbindungen der Ostsee-Windparks ist 50 Hertz. Als erster kommerzieller deutscher Offshore-Windpark liefert Baltic 1 seit Mai 2011 Strom. Den Netzanschluss dafür betreibt 50 Hertz. (zuständig für die 12-Seemeilen-Zone) und beim Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (zuständig für die aus- schließliche Wirtschaftszone) bearbeitet. Netzanbindung in Lubmin Die Netzanbindung erfolgt an den Netzverknüpfungspunkt im Umspannwerk Lubmin. Dieses befindet sich am ehemali- gen Kraftwerksstandort. Erstmalig in Deutschland wird hier die Netzanbindung mit 220-kV-AC-Technologie ( Wechselstrom ) erfolgen. Damit ist eine höhere Stromübertragung möglich. Bei bisherigen Anbindungen von Offshore-Windparks waren es 150-kV-Drehstromkabelsysteme. Im Umspannwerk Lub- min wird der Strom auf 380 kV hochgespannt und ins Über- tragungsnetz von 50 Hertz eingespeist. Der Einsatz der 220-KV-AC-Technologie ist für die Anbindung des Clusters Westlich Adlergrund die technisch und wirtschaft- lich effizienteste Übertragungsmethode. Der Park folgt dem Netz Seit 2013 gibt es in der Netzanbindung einen Systemwech- sel. Wurden bisher zuerst die Windparks auf hoher See er- richtet und der Übertragungsnetzbetreiber musste bis zur technischen Betriebsbereitschaft den Netzanschluss errich- ten, kann künftig bereits vor dem Bau eines Windparks für den Netzanschluss gesorgt sein. Der Übertragungsnetzbe- treiber richtet sich in seinen Planungen nach dem im Off- shore-Netzentwicklungsplan gesetzlich festgelegten Ausbau des Offshore-Netzes und den darin enthaltenen Netzan- schlusskapazitäten. Dieser Offshore-Netzentwicklungsplan wurde 2013 erstmals von den Übertragungsnetzbetreibern für die ausschließliche Wirtschaftszone ( AWZ ) der Bundes- republik Deutschland und das Küstenmeer entwickelt, um den Ausbau des Offshore-Netzes auf Grundlage des Ener- giewirtschaftsgesetzes effizient und nachhaltig zu regeln. Ostwind 1 Ostwind 1 ist in der Ostsee das Projekt zum Anschluss von Windparks im Cluster Westlich Adlergrund. Das Gebiet Westlich Adlergrund in der Ostsee ist als besonderes Eignungsgebiet für die Errichtung von Windenergieanlagen festgelegt. Es hat eine Fläche von 109,2 Quadratkilometer und befindet sich in der ausschließlichen Wirtschaftszone. Bis zur nächstgelegenen Küste Rügens sind es rund 42 Kilometer, bis nach Lubmin am Greifswalder Bodden etwa 90 Kilometer. Für zwei Windparks – Arkona-Becken Südost und Wikinger – wurden die Genehmi- gungen bereits erteilt. Für weitere Windparks im Cluster Westlich Adlergrund laufen die Genehmigungsverfahren. Baugrunderkundung mittels Vibrocorer: Mit die- sem Gerät können unter Wasser lange Kerne aus den Sedimenten gewonnen werden. Hightech: Mit dem Trencher »SeaREX« wird auf dem Ostseegrund das Seekabel in den Boden eingespült. Für die Windparks Wikinger und Arkona-Becken Südost im Cluster Westlich Adlergrund nordöstlich von Rügen liegen die Genehmigungen vor. 50 Hertz wird bereits vor ihrer Fertigstellung für die Netzanbindung an Land sorgen. Eine besondere Herausforderung für die Netzanbindung: Unweit der Ostküste Rügens kreuzt die Netzanbindung für die Windparks im Cluster Westlich Adlergrund die Erdgasleitung Nord Stream. In Lubmin am Greifswalder Bodden befindet sich der Netzanbindungs- punkt für die Trasse Cluster Westlich Adlergrund. Der ankommende 220-kV-Wechsel- strom wird im dortigen Umspann- werk auf 380 Kilovolt transformiert und in das Übertragungsnetz eingespeist. Strand am Anlandungs- punkt Lubmin Arten- und Biotopschutz. Dafür wurden umfangreiche Um- weltprüfungen vorgenommen. Des Weiteren wurden geo- physikalische Seebodenuntersuchungen durchgeführt. Die Ostsee, eines der größten Brackwassermeere der Welt, ist im Vergleich zur Nordsee ein Terrain mit vielen Herausforderungen. Grund dafür ist ihre junge Geschichte. Die Ostsee entstand vor rund 12.000 Jahren nach der jüngsten Eiszeit. Viele Bewegungen der Erdkruste durch Gletscherwanderungen gaben ihr ihre heutige Struktur und Form. Der Boden besteht größtenteils aus feinen Sanden, Tonen, steinigen Böden und Torf, Schlickböden und Riff- strukturen. Zur schützenswerten Flora und Fauna gehören unter anderem Seegraswiesen, Muschelbänke, Ostsee- schweinswale, viele Plattfischarten sowie eine Vielfalt an Seevögeln. Ein Großteil der Flächen sind daher europä- ische und internationale Schutzgebiete. Neben Kreuzungen mit anderen Leitungen, wie der Erd- gaspipeline Nord Stream, sind Aspekte des Denkmal- schutzes zu beachten. Dazu gehört zum Beispiel die Schiffsperre im Greifswalder Bodden. Sie war 1715 von den Schweden gelegt worden, um die feindlichen Dänen an der Einfahrt zu hindern. 50Hertz wird sich den Anforde- rungen des Natur- und Denkmalschutzes stellen und die Netzanbindung Cluster Westlich Adlergrund so verträglich und umweltschonend wie möglich realisieren. Die Trassenplanung für die Netzanschlüsse ist fast abge- schlossen. Seit Ende 2013 werden die Anträge für die Ge- nehmigungen beim Ministerium für Energie, Infrastruktur und Landesentwicklung Mecklenburg-Vorpommerns Die Bauausführung Die Netzanbindung der geplanten Windparks im Cluster Westlich Adlergrund realisiert der Übertragungsnetzbetreiber 50 Hertz. Das Unternehmen wird dafür in der Ostsee etwa 90 Kilometer Seekabel in einer Wassertiefe bis zu 40 Metern legen. Die Seekabel werden mit Spezialschiffen und dafür geeigneter Unterwassertechnik zwischen 1,5 Meter und 3 Meter tief in den Ostseeboden eingebracht. Geplant sind bis zu sechs Seekabel. Sie bestehen aus einem kunststoff- isolierten Dreileiterkabel aus Kupfer mit drei gegeneinander isolierten Einzelleitern und einem herstellerabhängigen Gesamtdurchmesser von rund 250 Millimetern sowie integrierten Glasfaserleitern (Lichtwellenleiter ) für die Prozess- datenübertragung. Eine in das Kabel integrierte Stahlarmie- rung schützt es vor mechanischen Schäden. Ein Kabel wiegt pro Meter rund 120 Kilogramm. Die 2,6 Kilometer Landanbindung der einzelnen Kabel bis zum Umspannwerk Lubmin soll mittels umweltverträglicher Horizontalspülbohrverfahren ( HDD-Verfahren ) erfolgen. Dabei müssen im Anlandungsbereich sensible Biotope und im weiteren Verlauf der Kühlwasserkanal des ehemaligen Kernkraftwerkes unterbohrt werden. Durch die Anwendung dieser grabenlosen Technik können Umwelteingriffe deutlich verringert werden. Die Trassenplanung Die Kabeltrasse verläuft ausgehend vom Cluster Westlich Adlergrund in südlicher Richtung an der Insel Rügen vor- bei durch den Greifswalder Bodden bis zur Anlandung bei Lubmin. Sie quert dabei naturschutzfachlich bedeutsame Schutzgebiete. Wichtigster Bestandteil der Trassenplanung ist die Ermitt- lung einer umweltverträglichen Trasse unter besonderer Berücksichtigung weiterer Interessen Dritter. Das Spek- trum, das berücksichtigt werden musste, reicht von Be- langen der Schifffahrt, der Fischerei und des Militärs, über Forschungsareale, historische Schiffswracks bis hin zu Be- langen der Meeresumwelt und dem damit verbundenen Mecklenburg-Vorpommern Fehmarn Dänemark Usedom Bentwisch Lüdershagen Lubmin 220 220 150 150 Netzanschluss Offshore in Betrieb Netzanschluss Offshore in Planung / Bau 50Hertz-Umspannwerk Windpark Offshore Windpark Offshore in Bau Windeignungsflächen, die so genannten Cluster, in denen Wind- parks errichtet werden können WIK AbS