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Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichten über die schwedische Stromversorgung un Geschrieben von: Volker Lange-Janson Mittwoch, den 04. März 2015 um 08:18 Uhr - Aktualisiert Sonntag, den 15. September 2019 um 13:16 Uhr // Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichten über die schwedische Stromversorgung und Heizungstechnik Heute morgen ist es wieder mal passiert. Stromausfall im halben Haus. Wir kennen das schon. Es ist mal wieder die Hauptsicherung rausgeflogen. Wir heizen übrigens teilweise mit Strom. In Schweden ist alles etwas anders. Aber das mit der der durchgeknallten Hauptsicherung ist in Schweden zum Glück alles kein Problem. Der Kasten mit den Hauptsicherungen ist von außen bequem erreichbar. Die defekte Schmelzsicherung für 20 Ampere ist leicht daran zu erkennen, dass ihr meistens eine blaue Kappe fehlt. Auf dem Sicherungskasten liegt bereits Ersatz. In einer Minute ist die alte Sicherung herausgeschraubt und die neue eingeschraubt. Und das Leben geht wieder seinen gewohnten Gang. // // Allerdings haben wir jetzt nur noch eine Sicherung in Reserve. Diese Sicherungen gibt es aber in jedem Supermarkt im Fünferpack. Beim nächsten Einkauf werde ich daran denken. Eine der drei Hauptsicherungen eines typischen schwedischen Einfamilienhauses. Viele sind sogar nur mit 16 Ampere abgesichert. Auch moderne Häuser (Baujahr 2012) sind noch mit solchen 20-Ampere-Schmelzsicherungen abgesichert. 1 / 3
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Sep 27, 2019

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Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichten über die schwedische Stromversorgung und Heizungstechnik

Geschrieben von: Volker Lange-JansonMittwoch, den 04. März 2015 um 08:18 Uhr - Aktualisiert Sonntag, den 15. September 2019 um 13:16 Uhr

// Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichtenüber die schwedische Stromversorgung und Heizungstechnik

Heute morgen ist es wieder mal passiert. Stromausfall im halben Haus. Wir kennen dasschon. Es ist mal wieder die Hauptsicherung rausgeflogen. Wir heizen übrigens teilweisemit Strom. In Schweden ist alles etwas anders.

Aber das mit der der durchgeknallten Hauptsicherung ist in Schweden zum Glück alles keinProblem. Der Kasten mit den Hauptsicherungen ist von außen bequem erreichbar. Die defekteSchmelzsicherung für 20 Ampere ist leicht daran zu erkennen, dass ihr meistens eine blaueKappe fehlt. Auf dem Sicherungskasten liegt bereits Ersatz. In einer Minute ist die alteSicherung herausgeschraubt und die neue eingeschraubt. Und das Leben geht wieder seinengewohnten Gang.

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Allerdings haben wir jetzt nur noch eine Sicherung in Reserve. Diese Sicherungen gibt esaber in jedem Supermarkt im Fünferpack. Beim nächsten Einkauf werde ich daran denken.

Eine der drei Hauptsicherungen eines typischen schwedischen Einfamilienhauses. Viele sindsogar nur mit 16 Ampere abgesichert. Auch moderne Häuser (Baujahr 2012) sind noch mitsolchen 20-Ampere-Schmelzsicherungen abgesichert.

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Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichten über die schwedische Stromversorgung und Heizungstechnik

Geschrieben von: Volker Lange-JansonMittwoch, den 04. März 2015 um 08:18 Uhr - Aktualisiert Sonntag, den 15. September 2019 um 13:16 Uhr

Die Packung mit den Hauptsicherungen ist ja schon wieder fast leer. Wird Zeit, dass ich mirim Supermarkt wieder einen Fünferpack der 20-Ampere-Hauptsicherungen besorge.

Der Sicherungskasten. Links die drei Plätze für die Hauptsicherungen. In der Mitte der fastnagelneue Stromzähler aus chinesischer Fertigung für das monatliche automatische Ablesenper Fernwirktechnik über das Stromnetz, wie es bereits alle schwedischen Häuser haben. Warum ist die Hauptsicherung wieder mal bei uns rausgeflogen? Die elektrischeHeizung für das Haus lief wahrscheinlich mit voller Leistung, weil gerade eben die Dusche lief.Das Auto wurde zeitgleich mit einem 2 kW starken Heizlüfter innen vorgeheizt. DieWaschmaschine bediente gerade Kochwäsche und meine besser Hälfte föhnte sich gerade ihrHaar.  Das war dann doch alles zu viel. Der Sicherungskörper war richtig heiß, als ich ihnherausdrehte. Heizen mit günstigem Strom im kalten schwedischen Norden: Zur Zeit ist dasEinfamilienhaus mit 3 x 20 Ampere abgesichert. Früher war es nur mit 3 x 16 Ampereabgesichert, wodurch die Grundgebühr etwas günstiger war. Das war aus einer Zeit, als inSchweden noch mit Heizöl geheizt wurde. Heute macht das praktisch niemand mehr, denn dasHeizöl ist in etwa so hoch wie Diesel besteuert. Der Strom aus der Steckdose ist viel billiger. Er kostet nur etwa 11 Euro-Cent die kWh. EinNachtstromtarif ist unüblich. Das ist also der ganz normale Stromtarif für den privatenVerbrauch, der je nach Angebot und Nachfrage etwas schwankt. Der Strom wird seit einigenJahren ausnahmslos per Fernwirktechnik monatlich abgelesen. Derzeit (Winter 2014/15) ist derStrom besonders günstig, denn der Winter ist mild, die Speicherseen sind randvoll und diemeisten Kernkraftwerke sind in Betrieb. Schweden produziert seinen Strom hauptsächlich ausKernenergie und Wasserkraft. Laut Wikipedia stammen etwa die Hälfte des schwedischenStroms aus Wasserkraft und etwa 43% aus den schwedischen Kernkraftwerken. Daneben gibt es noch etwas Windkraft und ein paar Gaskraftwerke, die nur alle paar Jahrebei besonders strengen Wintern eingeschaltet werden, um Spitzenbelastungen abzufangen.Der Strom ist übrigens im Süden des Landes teurer, weil sehr viel Strom in Nordschwedendurch Wasserkraft gewonnen wird. Der Norden ist aber sehr dünn besiedelt und der größteBedarf liegt im Süden des Landes. Deshalb gibt es einen Aufschlag für die Leitungskosten. Warum in Deutschland nach der japanischen Fukushima-Katastrophe so viele Kernkraftwerkeabgeschaltet wurden, versteht in Schweden niemand so richtig. Die meisten schwedischenKernkraftwerke wurden sogar in den letzten Jahren aufgerüstet. Sie liefern nun mehr Leistungmit einem besseren Wirkungsgrad dank verbesserter Dampfturbinen. Mit einem Abschalten istin den nächsten Jahrzehnten deshalb nicht zu rechnen. Aber es ist langfristig ein sinkenderStromverbrauch zu erwarten, da die schwedische Schwerindustrie dazu tendiert in andereLänder abzuwandern. Deshalb rechnen viele Experten langfristig mit sinkenden Stromkosten inSchweden. Wir heizen das Haus mit einem Kaminofen auf und manchmal auch mit Strom. Dazu hat derHeizkessel für die Zentralheizung einen Heizstab, der maximal 13 kW verbraucht. DieserHeizkessel konnte früher auch noch mit Heizöl betrieben werden. Aber der Öltank ist längstabgebaut und der Kamin ist stillgelegt. Ging damals einem das Heizöl aus, wurde automatischauf den Elektrobetrieb umgeschaltet und niemand musste frieren. Es gibt sogar Heizkessel,dies sich als dritte Alternative mit Brennholz betreiben lassen.

Älterer Heizkessel für die Zentralheizung und die Warmwasserversorgung einesschwedischen Einfamilienhauses. Kombibetrieb für Strom (13 kW) und Heizöl (endgültigabgeschaltet) ist möglich. Heizen mit Strom im Freien? Aber natürlich! Die schwedischen Sommer sind kurz. Deshalbfehlen bei kaum einer überdachten Veranda die Infrarotstrahler an den Decken und Wänden.Oft sind sind es drei oder mehr Strahler, die je zwei kW verschlingen. Der Betrieb ist zwar teuer,aber nach einem kalten Winter ist die Sehnsucht groß endlich mal im Freien frühstücken zukönnen, selbst wenn es erst +10 °C draußen hat. Richtig teuer wird es aber erst, wenn man dieHeizstrahler vergisst über Nacht auszumachen. Dann kostet der Betrieb innerhalb von 10Stunden etwa 6 bis 7 Euro. Das ist eigentlich jedem schon mal vorgekommen. Solarstrom in Schweden? Es gibt keinen Zuschuss für Solarstrom. Es macht auch keinenSinn im skandinavischen Klima. Ausgerechnet im Winter ist der Strombedarf besonders hoch.Aber dann scheint kaum die Sonne. Zudem liegt ja oft noch Schnee auf dem Dach. Im Sommerist die Situation auch ungünstig. Strom ist durch die Wasserkraft im Überfluss vorhanden unddie Sonne scheint lange. Für den teuren Solarstrom gäbe es aber dann keine Abnehmer.Solarstrom ist nur eine Insellösung für abseits gelegene Ferienhäuser ohne Stromanschluss.Allerdings darf man sich nicht wundern, wenn dann eines Tages die Solarzellen gestohlenworden sind.

Anlieferung von Brennholz. Im waldreichen Schweden ist das Heizen mit Holz vor allenDingen auf dem Land immer noch einer der günstigsten Alternativen. Schließlich ist einKaminfeuer auch gemütlich. Selbst Zentralheizungsanlagen werden mit Holz befeuert. Damitman nicht ständig Holz nachlegen muss, wird die Energie in großen, isolierten Wassertankszwischengespeichert. Kein Heizöl und kein Erdgas, aber viele Alternativen für die Heizung: Schweden möchtesich unabhängig von ausländischen Energielieferungen machen. Deshalb ist Heizöl so hochbesteuert, dass es für die Heizung nicht in  Frage kommt. Auch spielt Erdgas keine Rolle. Aufeinen Abzweig von der russisch-deutschen Erdgasleitung, die durch die Ostsee führt, wurdebewusst verzichtet. Eine Abhängigkeit von Russland passt nicht in die schwedische Tradition.Geheizt wird auf vielfältige Weise. In städtischen Gebieten ist die Fernwärme, die aus der Müllverbrennung entsteht, besondersbeliebt. Der Wärmetauscher für ein Einfamilienhaus ist gerade mal so groß wie eine halbeSchuhschachtel. Beliebt ist auch das Heizen mit Holzpellets, welche in Säcken oder als Schüttware erhältlichsind. Allerdings ist diese Art wartungsintensiv und es fallen jährliche Kosten für denSchornsteinfeger an, der ein Mal im Jahr den Kamin reinigt. Es gibt Holzpelletsbrenner, die anStelle des alten Ölbrenners eingesetzt werden können. Viele heizen immer noch mit Strom, wobei keine Nachtspeicheröfen zum Einsatz kommen, daes keinen Nachtstromtarif gibt. In manchen Häuseren besteht die Heizung aus elektrischenHeizelementen, welche an die Wand geschraubt sind und keine Nachtspeicherfähigkeitbesitzen. Andere Häuser sind besser ausgerüstet und besitzen Heizelemente, in denen wie zuerwarten das aufgewärmte Wasser zirkuliert, wobei die Aufwärmung durch elektrischen Stromin einem zentralen Kessel erfolgt. Holz ist als Wärmequelle besonders günstig und liegt umgerechnet bei etwa 3 Cent die kWh,wenn man sich das Holz fertig gespalten und gesägt anliefern lässt. Wer das Holz selber sägtund spaltet, zahlt dann nur umgerechnet 1 Cent für die kWh. So oder so macht das Heizen mitHolz Arbeit, wobei aber die Gemütlichkeit eine wärmenden Feuers eine Rolle spielt. Und einenStromausfall braucht man nicht zu befürchten. Andere Heizen mit einemLuft-Luft-Wärmetauscher. Das ist im Prinzip ein umgedrehter Kühlschrank. Die Außenluft wirdüber eine Wärmepumpe aufgewärmt und nach innen geblasen. Dazu ist ein Kasten außenangebracht. Diese Wärmepumpe kann im Sommer auch als kühlende Klimaanlage dienen. ImWinter lässt der Wirkungsgrad allerdings bei strengem Frost deutlich nach. Dafür ist die Lösungmit umgerechnet 2000 € vergleichsweise günstig. Besonders beliebt ist jedoch die Erdwärme.

Bohren eines etwa 160 m tiefen Loches für eine Erdwärme-Heizung für ein freistehendesEinfamilienhaus. Die Bohrung ist in einem halben Tag erledigt und ist durch Vibrationen desErdreiches auch noch in mehreren Hundert Metern Entfernung zu spüren. Erdwärme ist der Standard in Schweden: Der Trend für Einfamilienhäuser ist Erdwärme.Mit einem etwa 160 Meter tiefen Loch wird das Wasser der Zentralheizungsanlage durch dasErdreich abhängig von der Jahreszeit auf etwa 4 bis 10 °C vorgeheizt und dann mit einerelektrischen Wärmepumpe weiter aufgeheizt. Im Loch befindet sich eine mit Frostschutzmittelgefüllte Leitung, die über einen Wärmetauscher mit der Wärmepumpe verbunden ist. Einweiterer Wärmetauscher bildet das Bindeglied zwischen der Wärmepumpe und derZentralheizungsanlage. Grob gerechnet holt man so aus einem kW Strom dann 4 kWHeizleistung heraus. Somit kostet die kWh Heizleistung etwa 3  bis 4 Cent. Und dann spart mansich noch den Schornsteinfeger und die Anlieferung des Brennstoffes. Die 10 °C aus dem Bohrloch entsprechen der durchschnittlichen Temperatur in Schweden,wie sie in den oberen Erdschichten in ein paar Metern Tiefe vorhanden ist. Es ist also nicht dieWärme aus dem Erdinnern. Das Loch ist nur deshalb so tief, damit genügend Grundwasser fürdas Aufwärmen nachfließen kann. Alternativ werden auch Schläuche in etwa einem Meter Tiefeim Garten vergraben. Wer einen See in der Nähe hat, holt sich die konstante Temperatur ausdem See, wobei die wenigsten allerdings ein solch begehrtes Gründstück direkt am Seebesitzen. Wenn bereits eine Zentralheizungsanlage besteht, kostet das Umrüsten einesEinfamilienhauses auf Erdwärme alles in allem (Bohrung, Wärmepumpe, Montage) etwaumgerechnet 12.000 - 15.000 €. Eine Erdwärmeanlage lässt sich oft auch umpolen, so dass sieim Sommer als Klimaanlage dienen kann. Ab etwa -15 °C Außentemperatur schaltet sich eineelektrische Heizung zu. Auf Grund der geringen Vorlauftemperatur von etwa 40 °C der Erdwärmeheizung ist sie inKombination mit einer Fußbodenheizung besonders beliebt. Oft ist es notwendig die Heizkörperan der Wand mit einem elektrischen Lüfter zu versehen, weil die Vorlauftemperatur für einenWärmeaustausch ohne Gebläse zu niedrig ist. Die Erdwärmepumpenanlage selbst ist etwa sogroß wie ein mannshoher Kühlschrank. Für die Bohrung sollte ein Grundfläche von mindestens 1000 qm zur Verfügung stehen, damitgenügend Grundwasser nachfließen kann. Außerdem muss in Schweden zum nächstenBohrloch ein Mindestabstand von 20 Meter eingehalten werden. Wer reichlich Grundwasserhat, nutzt sein Bohrloch nebenbei noch als Wasserquelle für seinen Garten. GroßeGrundstücke und viel Grundwasser sind also eine Voraussetzung für Erdwärme. DieseBedingungen sind in Deutschland in der Regel nicht gegeben. Es sind dann mehrereBohrungen notwendig, womit die Investition für Erdwärme dann unwirtschaftlich wird. Zudem istder Strom in Deutschland teurer. Es gibt noch zusätzliche Kombinationen. Zum Beispiel kommen Sonnenkollektoren auf demDach zum Einsatz, die im Sommer genügend warmes Wasser liefern, so dass dieWärmepumpe in den Sommermonaten abgeschaltet bleibt. Überschüssige Wärme derSonnenkollektoren kann sogar dazu dienen das Wasser im Bohrloch aufzuheizen. DieseWärme kann auch in einem großen, isolierten Wassertank, der als Puffer dient, gespeichertwerden. Eine Zwangsbelüftung, welche die Frischluft für die Innenräume über die Abluftaufwärmt, spart zusätzlich Energie und schafft ein gutes Raumklima. In diesem Zusammenhangkann die Wärmepumpe im Sommer als kühlende Klimaanlage dienen.

Die Plätze für unsere drei Hauptsicherungen. Auf dem Aufkleber steht: "Schalte denStrom nicht hier ab! Dann funktioniert der Stromzähler nicht mehr. Verwende stattdessen denSchalter am Stromzähler." Auf dem oberen Aufkleber steht 16 Ampere. Inzwischen wurdejedoch auf 20 Ampere pro Phase aufgerüstet.

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Wenn mal wieder die Hauptsicherung rausfliegt - Geschichten über die schwedische Stromversorgung und Heizungstechnik

Geschrieben von: Volker Lange-JansonMittwoch, den 04. März 2015 um 08:18 Uhr - Aktualisiert Sonntag, den 15. September 2019 um 13:16 Uhr

Die blauen Plättchen unterhalb des Sicherungskasten zeugen davon, dass auch bei unseremVorbesitzer öfters mal die Sicherung herausgeflogen ist.

Die durchgeknallte Sicherung. Das blaue Plättchen ist herausgeflogen. Innen imSicherungskörper befindet sich Quarzsand, welches eine dünnen Blechstreifen alsSchmelzsicherung enthält.

Je größer der Durchmesser des Kontaktes ist, desto mehr Ampere hat die Sicherung.

Das ist der alte Einsatz für eine 16-Ampere-Sicherung. Das Loch ist für eine mit 20 Amperezu klein.

Rückseite des Einsatzes mit der Schraubbefestigung. Im Baumarkt habe ich die passendenSpezialzangen entdeckt. Allerdings darf auch in Schweden nur ein zugelassener Elektriker dieEinsätze für die Hauptsicherung wechseln, was er dann auch dem Stromlieferanten meldenmuss. Energiebedarf eines schwedischen Einfamilienhauses: Er liegt überschlägig bei etwa20.000 kWh pro Jahr. Dabei fallen etwa 5000 kWh für den Haushaltsstrom an, 5000 kWh für dieWarmwasserversorgung und die restlichen 10.000 kWh für die reine Heizung. Die Zahlen sindauf einen 4-Personenhaushalt für ein etwa 40 Jahre altes freistehendes Standardhausbezogen. Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Haushaltsstrom ja das Haus ebenfalls heizt.Die Energie des warmen Wasser verschwindet leider größtenteils im Ausguss. Neuere Häusermit einer Zwangsbelüftung und Luftwärmetauschern benötigen weniger Energie.

Schwedische Steckdose im Wohnbereich, die in älteren Häusern üblicherweise ohneSchutzleiter ausgestattet ist. Dafür ist die Kindersicherung obligatorisch, damit es Kindern nichtgelingt Stricknadeln in die Steckdose zu stecken. Dadurch ist es selbst manchmal fürErwachsene eine Herausforderung den Stecker in die Steckdose zu bekommen.

Nach einer inzwischen veralteten schwedischen Norm durften Waschmaschinen nur übereinen Sicherheitsschalter fest mit dem Stromanschluss verbunden werden. Immerhin stehen diedrei Phasen in diesem Kasten zur Verfügung, was aber für den elektrisch Unbedarften dasRisiko verbirgt, die Waschmaschine zwischen zwei Phasen anzuschließen, womit dieangeschlossene Waschmaschine durch Überspannung wahrscheinlich einen Totalschadenerleidet. Übrigens haben wir in Schweden wie in Deutschland 230 Volt / 50 Hz Wechselspannung.Nicht alles ist anders in Schweden. In den Badezimmern sind auch alle Steckdosen über einenFehlerstromschutzschalter abgesichert. Diese Absicherung besteht auch bei einer elektrischenFußbodenheizung, wie sie in Badezimmern beliebt ist. Ganz so gefährlich ist das Leben inSchweden also nicht, wie vielleicht der eine oder andere Leser meinen könnte. Und da war dann noch die nette Geschichte mit der Stromrechnung: Da wir als frischgebackene Einwanderer nicht kreditwürdig waren, mussten wir erst einmal eine Kaution beimStromlieferanten hinterlegen. Nach etwa zwei Jahren bekamen wir dann ganz unerwartet dieKaution wieder zurücküberwiesen. Zwei Wochen später kam dann ein Entschuldigungsbrief,weil man ein Jahr lang vergessen hätte uns die monatlichen Stromrechnungen zuzuschickenund es käme bald eine Jahresrechnung, die wir aber zinslos abstottern dürfen. Ein paarWochen später kam dann auch tatsächlich die Rechnung mit der Begründung es hätte einenFehler in der Abrechnungstelle gegeben. Anderen ist es so ähnlich ergangen. Damals hatteunserer Stromlieferant offenbar noch zu viel Geld übrig. Heute ist das anders. // //

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