Cannabis als Medizin Cannabis Haschisch Marihuana Hanf
Jun 01, 2015
Cannabis als Medizin
CannabisHaschischMarihuana
Hanf
Was ist Cannabis?
� Hanf (Fam.: Hanfgewächse)� verwandt mit Hopfen� zweihäusige Pflanze
(männl. und weibl. Pflanzen)� einjährig
(Aussaat – Ernte: ca. 100d)� Frucht: Nüsse� Enthält >60 verschiedene
Cannabinoide mit pharma-kologischer Wirkung (Blüten)
Abb.:„Köhler´s Medizinalpflanzen“ (1897)
Wissenswertes zum Hanf� uralte Kulturpflanze (seit mind. 10.000 Jahren)� liefert stärkste Natur-Pflanzenfaser
(heute noch unverzichtbar bei Wasserleitungs-Installationen)Seile, Segel, Kleidung (Jeans!), moderner Automobilbau
� antike Hochkulturen nutzten Hanf als Rohstoff und Medizin(Ägypten, Babylonien, Indien, China, Griechen, Römer, …)
� Papierherstellung (keine Chemikalien, „Gutenberg-Bibel“)� erste medizinische Erwähnung in China: 2800 v. Chr.
(Medizinbuch Kaiser Shennong)� Deutschland: Grabbeigaben ca. 3500 v.Chr. (Eisenberg)� allgemeine medizinische Nutzung in Deutschland bis ca. 1929
(Aufnahme in „Reichsopiumgesetz)� bis 1960er-Jahre erhältlich in Apotheken (BRD)
Cannabis als MedizinVerwendung im Altertum bis zur Neuzeit:
� chinesisches Medizinbuch „Shen nung pen Ts'ao king“ (2800 v.C.)=> Malaria, Rheuma, Menstruationsbeschwerden, Schmerzen
� Ayurvedische Medizin (Indien, 1200 v.Chr.)=> Durchfall, Fieber, Gallenleiden, Lepra, Appetitanregung,
Schmerzen, Krämpfe, Husten, …� Antike: Griechen, Römer nutzen Hanf zu medizinischen Zwecken� Hl. Hildegard v. Bingen (12 Jh.)
=> Übelkeit, Magenschmerzen, Geschwüre� Medizinbücher 1815 – 1930:
=> Asthma, Rheuma, Ischias, Cholera, Krämpfe, Schlafmittel, (Kopf)Schmerzen, Entzündungen, Menstruationsbeschwerden (Königin Victoria), Geburtsförderung, Hühneraugen (äußerliche Anwendungen)
Warum verschwand Cannabis als Medizin?
Heroin (Bayer, 1897)
Kokain (Merck, 1862)
Amphetamine (1887)
Aspirin (Bayer, 1897)
MDMA („Ecstasy“, Merck 1912)
Methadon (Hoechst, 1939)
Methamphetamine (1937)
Aufkommen von synthetischen
Pharmazeutika (ab 1890)
Weltweite Verboteund Prohibition
(ab 1912)
1912 Kalifornien(mexikanische Einwanderer)
1929 Dt. ReichReichsopiumgesetz
1971 BRDBetäubungsmittelgesetz
1937 USA(„Hanf - Mörder der Jugend“)
1963 UNOSingle Convention on Narcotics
Cannabis, Hanf„kulturfremde Droge ohne
medizinischen Nutzen“
Cannabis - kulturfremde Droge?Warum diese Deckel?
� Pfeifen zum Rauchen von „Knaster“ („starker Toback“)
Pfeifen mit Deckel (ca. 1850)
Zum Unterschied von Tabak und Knaster, aus „Dr. Faustus“ von Thomas Mann (1947):•„Er liebte die Pfeife, eine halblange, porzellanene Deckelpfeife, deren eigentümliches Knaster-Aroma, weit angenehmer als Zigarren- und Zigarettendunst, die Atmosphäre der unteren Räume bestimmte.“
•„... die Knasterwürze der Pfeife des Hauswirts schwängerte auch hier die Atmosphäre ...“
Cannabis - kulturfremde Droge?
Wilhelm Busch
(1832-1908)
Cannabis als Medizin
189019202009
Cannabis als Medizin� Warum hilft Hanf bei so vielen verschiedenen Krankheiten?
Übelkeit und ErbrechenAppetitlosigkeit und AbmagerungSpastiken, KrämpfeSchmerzzustände Tourette-Syndrom und andere BewegungsstörungenAutoimmunerkrankungen, Entzündungen, Allergien JuckreizGlaukomEpilepsieAsthmaAbhängigkeit und EntzugssymptomePsychiatrische Symptome (z.B. Depression)Hyperaktivitätssyndrom/ADHSMorbus Alzheimer
� neue Forschung (2012):Krebs (Auslösung programmierter Zelltod und „Umwandlung“ in normale Zellen)Diabetes (klinische Forschung und epidemologische Studie)
Multiple Sklerose
Cannabis als MedizinEndocannabinoid-System=> zentrale Steuerungsfunktionen im menschlichen Körper
� Schmerzverarbeitung� Bewegungskoordination� Muskelspannung� Verdauung; Fett- und Kohlehydratstoffwechsel� Appetitregulation� Gedächstnisfunktionen (Vergessen)� Schlafinduktion� Temperatursteuerung� Neuroprotektion (Schutz von Nervenzellen vor Überreitzung)
=> Rückkopplung (retrograder Neurotransmitter)
Cannabis als MedizinEndocannabinoid-System
� entdeckt 1988� zwei Rezeptoren auf (fast) jeder Zelle:
CB1: Nervenzellen, Darm, Fettgewebe, BlutgefäßwändeCB2: Immunzellen, Knochenaufbau-Zellen
� erste wissensch. erforschte Endocannabinoid (1992):Anandamid („ananda“ sanskr. f. Glückseeligkeit) => CB1
� Endocannabinoid-System hat ausgleichende Funktion:„Das Endocannabinoid-System ist noch nicht vollständig verstanden, hat aber eine wichtige Schutzfunktion: Es wird bei übermäßigem Stress aktiv und hilft dem Körper, zum Normalzustand zurückzufinden.“(wissenschafltiche Arbeit von Prof. Dr. Lutz, Universität Mainz, 2010)
Cannabis als MedizinCannabinoide im Hanf:
� über 60 verschiendene Cannabinoide� größte Konzentration von Cannabinoiden in den Blüten der
weiblichen Hanfpflanze ( Ø 5 bis 15%)� pharmakologisch wirksame Cannabiniode des Hanfs:
THC (Tetrahydrocannabinol)CBD (Cannabidiol)CBN (Cannabinol)CBC (Cannabichromen)CBG (Cannabigerol)
� therapeutisch wirksame Abbauprodukte (Metabolite):THC-COOC (THC-Carbonsäure): nicht berauschend, wirkt wie „Aspirin“ (schmerzlindernd, entzündungshemmend, fiebersenkend)jedoch ohne blutverdünnenden Effekt
Info: mehrere hundert Todesfälle durch Aspirin-Nebenwirkungen
Cannabis als Medizin
Endocannabinoid-System
CB1 CB2
THC
Anandamid
CBD
Paracetamol
Echinacea(Sonnenhut)
N-Arachidonoyl-phenolamin
N-Isobutylamide
Cannabis als Medizin
„30% aller Medikamente lassen sich durch
Cannabinoide ersetzen“(Prof. Dr. Mechoulam)
Raphael Mechoulam
Cannabis als Medizin
VIDEO Planetopia, Sendung vom 19.03.2012
„Cannabis bei Tourette-Syndrom“
video_planetopia_19.03.2012.mp4
Cannabis als Medizin
THC
CBD
Cannabis als MedizinTetrahydrocannabinol (THC):
� psychoaktiv (berauschend) => Betäubungsmittel (BtmG)� euphorisierend� schmerzlindernd� appetitanregend� antiemetisch (reduziert Übelkeit und Erbrechen)� muskelentspannend� Anti-Tumor-Effekt
Keine „Überdosis“ möglich, aber bei hoher Dosierung stellen sich negative Nebenwirkungen ein:Angst, Panik, Herzrasen, psychotische Symptome, Kreislaufprobl.
⇒ weltweit noch kein Todesfall durch Cannabis!(tödliche Dosis: 9g THC pro kg Körpergewicht (Affenversuch)
Cannabis als MedizinCannabidiol (CBD):
� wirkt nicht berauschend (BtmG ?)� „Gegenspieler von THC“ => anti-psychotisch� angstlösend� schmerzlindernd� entzündungshemmend� muskelentspannend� senkt Blutzuckerspiegel (Diabetes)� antibiotisch („multi-resistente Keime“)� fördert Knochenwachstum� immunsuppressiv (Cortison-Alternative)� reduziert Ablagerungen an Blutgefäßwänden (Ateriosklerose)
Cannabis als MedizinMuss man „berauscht“ sein, um von Cannabinoidenzu profitieren?
THC(inhaliert)
THC-COOH
THC(oral)
Blu
tkon
zent
ratio
n
subjektive „Rauschschwelle“
0,5h 2-3h 5-8h
gleiche Dosis
Cannabis als MedizinMuss man „berauscht“ sein, um von Cannabinoidenzu profitieren?
THC(inhaliert)
THC-COOH
THC(oral)
subjektive „Rauschschwelle“
höhere Dosis
„dosis facit venum“
Blu
tkon
zent
ratio
n
Cannabis als MedizinMuss man „berauscht“ sein, um von Cannabinoidenzu profitieren? Antwort: NEIN!
� „einschleichende Dosierung“� finden der „persönlichen“ Dosis (meist: 5 – 15 mg THC)� oraler Konsum mildert Intensität der Nebenwirkungen
Aber: Vorsicht mit der Dosierung (!)� Aufbau eines wirksamen THC-COOH-Spiegels
THC-COOH: schmerz- und entzündungshemmend (langsam)
[Auszug Buch „Hanf als Medizin“ (Dr. Grotenhermen) ]
Cannabis als MedizinNebenwirkungen:
� Mundtrockenheit (Durst)� Euphorie (THC)� gerötete Augen� Steigerung der Pulsfrequenz (kurzzeitig)� evtl. Müdigkeit (leichter Sedierungseffekt)� Senkung des Blutzuckerspiegels (Appetit)
Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
Cannabis als MedizinNebenwirkungen (bei hoher Dosierung):
� Fühlen - Statt Euphorie entstehen Angst und Panikgefühle. Psychotische Symptome: Verwirrtheit, „Verfolgungswahn“
� Denken - Gedankensprünge werden zu einem uferlosen Durcheinander im Kopf. ("Peilung verlieren")
� Gedächtnis - Durch das gestörte Kurzzeitgedächtnis kommt es zu Erinnerungslücken und "Filmrissen".
� Wahrnehmung - Konsumenten neigen zu Überempfindlichkeit bis hin zu Halluzinationen.
� Körpererleben - Herzrasen, Übelkeit und Schwindel können sich einstellen. Ein Kreislaufkollaps ist möglich.
Quelle: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen
Cannabis als MedizinMacht Cannabis „süchtig“?
medizinischer Abhängigkeits-Begriff:� körperliche Abhängigkeit (Opiate, Alkohol)� psychische Abhängigkeit
(leichte) körperliche und psychische Abhängigkeit möglich.Medizinischer Gebrauch: Abhängigkeit spielt keine Rolle!
Cannabis als MedizinMacht Cannabis „dumm “?
2012 Studie „Cannabis senkt IQ “ in allen Medien� methodische Fehler nachgewiesen (Norwegen) Studie
konzentrierte sich auf Kinder/Jugendliche� Wichtige Studienaussage:
Cannabis ist völlig unschädlich für Erwachsene (!)„It's such a special study that I'm fairly confident that cannabis is safe for
over-18 brains, but risky for under-18 brains.”(Prof. Moffitt, Studienleiter)
� 2 Wochen später: „Cannabis kann Brustkrebs heilen“CBD induziert programmierten Zelltot und verhindert Metastasen (Eingriff in die Zellkommunikation)
Cannabis als Medizin
VIDEOBayerischer Rundfunk (BR)
Gesundheit!, Sendung vom 14.09.2010„Cannabis als Medizin“
video_Cannabis als Medizin - br3 - Gesundheit 14.09.2010 (SD).mp4
Cannabis als MedizinRechtliche Aspekte:
� Cannabis ist „Betäubungsmittel“� Pflanze Hanf in Anlage I BtmG – nicht verkehrsfähig!� Hanfsamen sind (teilweise) verboten (Anlage I BtmG)� Fertigarzneien auf Hanf-Basis in Anlage III BtmG
=> verkehrsfähig und verschreibungsfähig (Sativex®)� Dronabinol (Rezepturarznei) in Anlage III BtmG
=> verkehrsfähig und verschreibungsfähig
� „Führerscheinproblematik“ (StVG, FeV)
Cannabis als MedizinVerkehrsrechtlich Aspekte:
Darf man unter Einfluss von Cannabinoiden Auto fahren?
§24a (2) StVG:Ordnungswidrig handelt, wer unter der Wirkung eines in der Anlage zu dieser Vorschrift genannten berauschenden Mittels im Straßenverkehr ein Kraftfahrzeug führt. Eine solche Wirkung liegt vor, wenn eine in dieser Anlage genannte Substanz im Blut nachgewiesen wird. Satz 1 gilt nicht, wenn die Substanz aus der bestimmungsgem äßen Einnahme eines für einen konkreten Krankheitsfall verschriebenen Arzneimittelsherrührt .
Cannabis als MedizinMöglichkeiten der Verschreibung:
Sativex ®
� Arzneiwirkstoff: Nabiximols� enthält 1:1 THC:CBD� Sublingual-Spray auf Alkoholbasis� natürlicher Extrakt aus Hanfblüten� zugelassenes Arzneimittel bei mittlerer und schwerer
Spastik bei Multipler Sklerose („Mittel der letzten Wahl“)� voll erstattungsfähig => KK übernimmt Kosten
Cannabis als MedizinMöglichkeiten der Verschreibung:
Dronabinol� internationaler Freiname für ∆9-THC (Wirkstoff)� BRD: „Rezepturarznei“� enthält halbsynthetisches ∆9-THC (Nutzhanf)� verschreibungsfähig auf BTM-Rezept durch jeden Arzt:
„Individual-Therapie, Heilversuch“� nicht erstattungsfähig (!) => KK muss Kosten nicht
übernehmen (vorher Abklären!)� => Privatrezept (Kosten: 300 bis 500 Euro / Monat)
- 100mg Dronabinol kosten 60-100 Euro- 100mg entspricht etwa 10 - 40 Einzeldosen (3 – 20 Tage)
Cannabis als MedizinMöglichkeiten der Verschreibung:
Marinol ®
� Arzneiwirkstoff: ∆9-THC � importierte Fertigarznei (USA)� Kapseln (Sesamöl)� synthetisches ∆9-THC (aus Flechten)� nicht zugelassen als Fertigarznei in der BRD� nicht erstattungsfähig (!) => KK muss Kosten nicht
übernehmen (vorher Abklären!)� => Privatrezept (Kosten: 1.800 Euro / Monat )
- 25 Kapseln zu je 5mg kosten 450 Euro- 25 Kapseln zu je 5mg: 12 – 25 Einzeldosen (6 – 12 Tage)
Cannabis als MedizinAusnahmegenehmigung §3 BtmG
natürliche Hanfblüten� enthält alle Cannabinoide des Hanfs� standardisierter Medizinalhanf aus NL (Bedrocan)� Kosten: 15 Euro pro Gramm (Monat: 300 – 500 Euro)� nicht erstattungsfähig, keine Kostenübernahme (Klagen)� Genehmigungsverfahren sehr schwierig (und teuer!)
- Ausnahmegenehmigung: 300 Euro Gebühr- Arzt muss den Antrag unterstützen
� Eigenanbau theoretisch möglich (OVG Münster)� Kosten Eigenanbau: 2-3 Euro pro Gramm (Kunstlicht)
Cannabis als MedizinVorteile von Cannabis als Medizin:
� gute Verträglichkeit� hohe Sicherheit (keine Überdosis)� keine dauerhaft schädigenden Nebenwirkungen
(Studie: Cannabis für Erwachsene: „sicher“)� kaum Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten
(Vorsicht bei: Herz-Erkrankungen)� Reduktion anderer Medikamente m öglich
(Schmerzmittel, Neuroleptika, Antidepressiva)
Cannabis als MedizinForschung und aktuelle Studien:
� Krebsforschung2012: Brustkrebs (in vitro): CBD wirksam in hoher Dosis2012: Tumorschmerzen: Sativex® ergänzt Opiate
� Diabetes:2012: THCV und CBD wirksam2011: große US-Studie (>10.000 Mitwirkende)
=> Diabetes und Alzheimer seltener (Hippies)� Autismus:
2011: THC hilfreich bei autistischen Kindern (Österreich)� ADHS:
2011: CB1-Rezeptor beteiligt an Hyperaktivität (IT, USA)
Cannabis als MedizinBlick in andere Länder:
� Niederlande:Koffieshops, Medizinalhanf (Bedrocan), 5 Pflanzen
� Belgien: Cannabis Social Club(s); 1 Pflanze� Spanien: Cannabis Social Clubs; 5 Pflanzen � Israel: staatl. Medizinalhanf-Programm (1995)� Portugal: weitgehende Entkriminalisierung seit 2002� USA: 19 Staaten mit „Medical Marijuana“-Gesetzen
Kalifornien: freie Verschreiungsmöglichkeit (1996)� Colorado + Washington: Cannabis legal (2013)� Tschechische Republik:
weitgehende Entkriminalisierung (2010); 5 Pflanzen;Medizinalhanf-Programm (2013)
Cannabis als MedizinWas müsste in Deutschland geschehen?
� Übernahme der Kosten durch Krankenkassen (???)
� Umstufung in Anlage III BtmG (verschreibungfähig)
� Einführung eines THC-Grenzwertes im Straßenverkehr
Grenzwert Colorado: 5ng / ml Blut
DRUID-Studie:4ng = 0,5 Promille
Danke
für Ihre
Aufmerksamkeit !
„Germania“ (Philipp Veit, 1848)
Fragen?