Vorstudie International Urban Farming Conference 2017 – KURZFASSUNG – Bearbeitet von: Dr.-Ing. Grit Bürgow, aquatectura – studio für regenerative Landschaften Berlin Dr.-Ing. Anja Steglich, Studio für Landschaftschoreographie Berlin Isabel Wille, Katharina Sellmair, Karen Thormeyer, GRÜNE LIGA Berlin e.V. Im Auftrag von: Engagement Global gGmbH Projektlaufzeit: 01.11.2015 – 08.04.2016 Kurzfassung: August 2017 Gefördert von:
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AnliegenundMotivationDiewachsendeUmweltzerstörung,steigendesozialeUngleichheiten,Nahrungsmittelkrisenundvieleandere Problematiken stellen sowohl dieWeltgemeinschaft als auch Staaten und Kommunen vorwachsende Herausforderungen. Die Bekämpfung von Armut und Hunger ist eine der größten.Kommunen,InitiativenundEinzelpersonenleistenaufvielenEbeneneinenwachsendenBeitragzurArmutsbekämpfung,zumehrGesundheit,Ernährung,zurVerminderungdesKlimawandelsunddemErhaltderbiologischenVielfalt.Urban Gardening und oder Urbane Landwirtschaft sind en Vogue1, in den letzten Jahren ist eineBewegungentstanden,derenUrsprüngeweithistorisch inderstädtischenund ländlichenKulturzufinden sindund in ihrerheutigen, internationalenAusprägungvonderSubsistenzwirtschaftbishinzur veganen und mobilen, technisch-städtischen Lebenskultur reichen. Noch immer werden dieBegriffe ´Stadt´ und ´Land´ konträr benutzt und versinnbildlichen Gegenwelten: Stadt als das derNatur Fremde, kulturelle und hoch dynamische Gefüge, Land als das fruchtbare und zubewirtschaftende, kulturell gleich bleibende Gefüge. Im Zeitalter der Urbanisierung löst sich dieseDichotomieauf.StadtwirdzuLandundLandwirdzuStadt.UrbaneGärten,urbaneLandwirtschaftoder auch Dachgewächshäuser versprechen dem freiwilligen oder unfreiwilligen Städter heuteNahrungsmittel und produktives „tätig sein“ (Ahrend 2002) im eigenen Quartier, vor der eigenenHaustürodergarimHaus.DieMotivation,aktivgestaltenderTeilderStadtbzw.derGesellschaftzusein,istheuteverankertimurbanenLebensgefühlundTrendderaktuellenStadtentwicklung.Egalobpartizipative Stadtentwicklungsstrategie, regionale Nahrungsmittelproduktion, städtischeErnährungssouveränität oder Konzept zur Verminderung von städtischer Armut – die produktivenFlächenundRäumeundihreAkteuregehörenzurzeitgenössischenurbanenTextur.FormendesurbanenGärtnernsgewinnenaufgrunddesBevölkerungswachstumsindenStädtenbeigleichzeitigerReduktionlandwirtschaftlicherAnbauflächenalsFolgevonVersiegelung,alsFolgedesKlimawandelsoderdurchFluchtaus ländlichenBürgerkriegsregionen insichereStädteauch fürdieArmutsbekämpfunganBedeutung.UrbanesGärtnernundurbaneLandwirtschaftsindeininnovativerAnsatz für eine zukunftsfähigenachhaltige Stadtentwicklung. Sie förderndasGemeinschaftsgefühl,dasBewusstseinfürgesundeErnährung,denKlimaschutzundeinekostengünstigeBewirtschaftungstädtischerFreiflächenundBrachen.UrbanesGärtnern isteinTrend,derweltweit imWachsenbe-griffen ist. Wegen der positiven Auswirkungen für die Stadtbevölkerung gewinnt er bei Stadt-planer_innenundverantwortlichenBehördenanAkzeptanz.SowohlFreiflächen,diebisherfastaus-schließlich der Erholung dienten, oder auch Brachen, deren Nutzung für die direkte Zukunft nochnicht geklärtbzw.nochnicht festgelegt ist, rücken indenBlickpunkturbanerGärtnerundwerdenvon ihnen einer neuen Nutzung zugeführt. Damit wird Vermüllung beseitigt und zukünftig
vermieden,dasStadtbildwirdgrüner,Bürger_innenmischensichein,beteiligensich,erzeugenselbstgesundesGemüse.Solche Wandlungsprozesse lassen die Suche nach neuen Formen der Finanzierung,Verantwortlichkeiten und Zusammenarbeit aufkommen. Neue Konzepte, neue partnerschaftlicheModellez.B.zwischenderöffentlichenHand,engagiertenBürgernundprivatenEigentümern,PublicPrivatePartnership(PPP)werdenfürdasurbaneGrünnotwendig.UrbanesGärtnernundurbaneLandwirtschaftkönneneinenwichtigenBeitragzueinernachhaltigenund resilienten Stadtentwicklung leisten. Im globalen Kontext nehmen sie neben der Rolle in derStadtentwicklungundderdesKlimapuffersvorallemeineSchlüsselrolleinderErnährungssicherungein. InAfrikaundSüdostasienhatdiestädtischeNahrungsmittelversorgungeine langeTradition. InAsien, Nord- und Südamerika ist derzeit „Urbane Landwirtschaft“ nicht nur als Reaktion auf dieWirtschaftskrise massiv auf dem Vormarsch. Hier wird sie auch zunehmend Inhalt einer neuenLebenskultur. Sie ermöglicht die Schaffung und Erhaltung multifunktionaler und produktiverStadtlandschaften.DiesesForschungsfeldistvonweltweiterBedeutungundbirgtgroßePotentiale.UrbanesGärtnernundurbaneLandwirtschaftkönnen inhohemMaßezurVerwirklichungderPost-2015-AgendaundderSustainableDevelopmentGoals(SDGs1-3und10-13)beitragen,dieimHerbst2015vondenVereintenNationenbeschlossenwordensind.2AnliegenundMotivationdieserStudiesindes,Akteure,InhalteundstrategischeVorgehensweisendieser Bewegung beispielhaft im internationalen Kontext abzubilden, um das darin verborgenliegende,gesellschaftlicheTransformationspotenzialanschaulichundgestaltbarzumachen.
AufbauDie Autor_innen geben einen Einblick in die Funktionalitäten und Dimensionen des UrbanGardening/ der Urbanen Landwirtschaft. Ziel einer kurzen Betrachtung und Einordnung ist es,inhaltliche Breite, Akteurs- und Maßstabsvielfalt im Kontext Urban Gardening/ UrbaneLandwirtschaft abzubilden. Anschließend werden die dargestellten Funktionalitäten undDimensionendurch Steckbriefe illustriert.Alle Kontinentewurdendabei betrachtetundbesondersbeispielhafteProjekteausgewählt. Abbildung1 zeigtdieVerortungder inderStudiebetrachtetenProjekte und Initiativen im globalen Maßstab. Unter dem Link:https://mapsengine.google.com/map/edit?hl=de&hl=de&authuser=0&authuser=0&mid=zJfLGzYvgUgc.kKhHYgRqqcEgkanndiesichimProzessentwickelndeKarteangeschautwerden.
Ein Blick in die Geschichte des Städtebaus zeigt historisch betrachtet vielseitige Ansätze zurVerbindungvonlandwirtschaftlichenStrukturenundStadtplanung.DieEntwicklungundAnwendungumsetzungsfähiger Konzepte blieb jedoch – bis heute – meist eine Ausnahme. Die produktiveNutzungvonFreiflächensystemenerscheintimRückblickoftalsMöglichkeitderÜberbrückungeinerKrisensituation entwickelt worden zu sein. Die Nutzungsdauer von Selbstversorgungsstrukturenbeschränkte sich auch oft auf das Zeitfenster der Krisensituation. Die Strukturen verloren ihreBedeutung, sofern Erwerbstätigkeit und Marktwirtschaft neue Perspektiven boten. Dieseursprünglich krisenbezogene Subsistenzwirtschaft stellt die Grundlage der Urbanen Landwirtschaftdar.VoralleminAfrikaundKubafindensichersteVorläuferdesUrbanGardening,nachSchätzungenbetreiben heute 800 Millionen Menschen weltweit urbane Landwirtschaft in verschiedenenAusprägungen(Münderlein2012zit.nachGhiggi2010).DieseAusprägungenkönnenvonNahrungsmittelproduktionimöffentlichenRaum,anFensternundin Hinterhöfen bis hin zu Stadtgärtnereien, Schulgärten und Community Gardens reichen. In derEntwicklungshilfe in Afrika wurde die improvisierte Landwirtschaft derjenigen, deren Träume desStadtlebens sich nicht erfüllten, anfangs als Armutsindikator angesehen. Teilweise wurden vonEntwicklungshilfe und Stadtpolitik Strategien entwickelt, um dieses Phänomen einzudämmen undausdemöffentlichenRaumzuverdrängen(Münderlein2012).Heute wird vielerorts das soziale, kulturelle und ökonomische Potenzial derNahrungsmittelproduktion in der Stadt erkannt und gefördert: Urban Gardening und UrbaneLandwirtschaft erfüllen soziokulturelle und wirtschaftliche Funktionalitäten und sind – überKrisensituationenhinaus–indenunterschiedlichstenMaßstäbenerleb-undgestaltbar.ImFolgendengebenwir einenÜberblick indieunterschiedlichenFunktionalitäten undMaßstäbe.Ziel ist es, die inhaltliche Breite und Akteursvielfalt darzustellen und zeitgleich eineKontextualisierung in den Bereichen Agrikultur, Stadtentwicklung/Stadtpolitik und Nord-/Süd-Entwicklungspolitikvorzunehmen.
• Urbane Agrikultur umfasst die Bereiche Ernährungssouveränität und Ernährungssicherheit(z.B. Armutsbekämpfung, regionale Nahrungsmittelproduktion) sowie Aspekte des lokalenWirtschaftens/derlokalenWirtschaft(z.B.Selbstversorgung,Subsistenzwirtschaft)
• Stadtentwicklung/StadtpolitikumfasstdieBereicheZugangzuRessourcenundRaum(z.B.Zwischennutzung), lokale, institutionelle Einbindung und Förderung (z.B. Stadtverwaltung),Gesellschaft der Kommune (z.B. sozialer Zusammenhalt, soziale Integration,gesellschaftlichesLernen)
• Nord-/Süd-Entwicklungspolitik umfasst die Bereiche internationaler, kommunalerPartnerschaften(z.B.Städtepartnerschaften,KlimapartnerschaftensowieglobalverhandelteEntwicklungszielewieSustainableDevelopmentGoals,Biodiversität,CO2-Reduktion)
2.1UrbaneLandwirtschaft–UrbanFarming/UrbanAgricultureDer Begriff „Urbane Landwirtschaft“ (engl. urban farming/ urban agriculture) bezeichnet „dieErzeugung,VerarbeitungundVermarktungvonNahrungsmittelnundanderenProdukteninurbanenund peri-urbanen Räumen unter Anwendung intensiver Produktionsmethoden und (Wieder-)Verwendung städtischer Abfallstoffe und natürlicher Ressourcen“ (Bohn et al. 2012: 10, zit. nach:UNDPUrbanAgriculture1996).UrbaneLandwirtschaftisteinelangpraktiziertePraxisinindustriellwenigentwickeltenSüdländern.Ziel ist die Nahrungsmittelversorgung, vor allem des großen Anteils der armen, aus ländlichenGebieteninStädtemigriertenBevölkerung(z.B.Kairo,weitereafrikanischeStädte).SiewirdzumTeilauchimperi-urbanenalsinformelleLandwirtschaftpraktiziert(z.B.Casablanca)(Gisekeetal.2015).Hingegen entwickelte sich die urbane Landwirtschaft in den europäischen Städtenmit EtablierungderGartenstadtbewegungder20erJahre(Burckhardtetal.1981)undnachdem2.Weltkriegforciertals Gartenkolonie-Bewegung der Arbeiterbevölkerung. Auch hier stand die Nahrungsmittelversor-gung neben der Erholung und demBedürfnis nachGrün und frischer Luft („raus aus den dunklenHinterhöfen“) im Vordergrund. Im Zuge der Etablierung der industrialisierten LandwirtschaftwandeltesichdieRolleurbanerLandwirtschaftalsStrategiederprimärenGrundversorgunghinzumstädtischenGärtnernals Strategiedes sozialenAustauschs,derGemeinschaftund fürpersönlichesWohlbefindenund Lebensqualität.Dadurchbekamdieurbane Landwirtschaft eine immer stärkerekulturelleDimensionimSinnederoriginärenBedeutungvonLandwirtschaftals„AgriKultur“.
IGK2017–Vorstudie/Bearbeitungsstand08.04.2016
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Zusammenfassend spiegelt folgendes Zitat dieses Verständnis in einem zeitgenössischen urbanenKontext: „Urban Agriculture spans all actors, communities, activities, places and economies thatfocus on biological production in a spatial context, which – according to local standards – iscategorizedas‚urban’.UrbanAgriculturetakesplaceinintra-andperiurbanareas,andoneofitskeycharacteristicsisthatitismoredeeplyintegratedintheurbansystemcomparedtootheragriculture.UrbanAgriculture is structurally embedded in the urban fabric; it is integrated into the social andculturallife,theeconomics,andthemetabolismofthecity.“(Zit.In:Lohrbergetal.2015:21).
2.2GebäudeintegrierteLandwirtschaft–Roof-topFarming,Water-FarmingAls Teil der Urbanen Landwirtschaft hat sich in den letzten Jahren die „gebäudeintegrierteLandwirtschaft“entwickelt.DieFarmaktivitätenaufdieHäuserdächeroderaber indieGebäudezuverlagern, geht besonders mit technologieorientierten Dach- oder Vertikalgewächshauskonzepten(Despommier2010)einher.DasRoof-topFarmingspieltvorallem indichtbesiedeltenMetropolenundversiegeltenStadtregioneneineRolle.AuchindenInnenstädtenEuropasstellendieFlachdach-Flächeneinbisherungenutztesundzunehmend interessantesFarming-Potenzialdar.Auchwenn inden entwickelten Industrienationen angesichts ertragsreicher Intensivlandwirtschaft dieinnerstädtischeNahrungsmittelversorgungnochimmervonuntergeordneterBedeutungist,zeichnetsichindenletztenJahreneinTrendhinzugebäudeintegrierterLandwirtschaftab.UnternehmerischeStrategien in der Schweiz, Deutschland, im anglo-amerikanischen oder auch asiatischen RaumfokussierendabeikommerzielleDachgewächshausstrategien,z.B.überDirektvermarktungan lokaleSupermärkteundRestaurants oderDirektverwertung in bürohauseigenenKantinenundCafeterien(siehe u.a. Projektsteckbrief Tokyo/Japan). Hierbei gewinnen sogenannteWater-FarmtechnologienwieAquaponik(siehe2.3)undHydroponik(siehe2.4)einewachsendeBedeutung.
Als Leichtbauansatz ist Water-Farming für den gebäudeintegrierten Nahrungsmittelanbau imVergleich zu erdbasierten Farmsystemen oft baukonstruktiv geeigneter und dadurch einfacher anoderaufGebäudeoberflächenzuintegrieren(Dächer,Fassaden)(Bürgow2014:158ff).ZudemsindWater-Farmtechnologien eine in Bezug auf Wasser, Fläche und Nährstoffe ressourcenfreundlicheNahrungsmittelanbaustrategiehoherProduktivität.BeispielhafteHochrechnungen zurProduktivitätzeigen,dassesmöglichist,einenerheblichenTeildesstädtischenObst-undGemüsebedarfslokalzudeckenunddiehierfürnötigenBasisressourceneffektivundimKreislaufprinzipzunutzen(sieheu.a.Projektsteckbrief Berlin 3.1.3 ROOF WATER-FARM). Zu guter Letzt kann durch eingewächshausbasiertes Water-Farming die Flächeninanspruchnahme für dieNahrungsmittelproduktionumdenFaktor5bis10reduziertwerden(Bürgow2014:158ff).
2.3Aquaponik/Aquakultur–aquaponics/aquaculturewater-farmingAquaponik ist eine wasserbasierte Farmstrategie (engl. water-farming) der gebäudeintegriertenLandwirtschaft. Der Begriff „Aquaponik“ (engl. aquaponics) verbindet die Begriffe Aquakultur undHydroponik. Aquakultur (engl.aquaculture) bezeichnet dabei in Anlehnung an die FAO (1995), dieBewirtschaftung aquatischer Lebewesen inklusive Fische, Weichtiere, Krebstieren und im Wasserlebende Pflanzen (Bürgow 2014: 17, zit. nach Bunting & Little 2002: 448). Der hybride BegriffAquaponikadressiertdiekombinierteProduktionvonFischundhydroponischkultiviertenPflanzen
2.4Hydroponik/Hydrokultur–hydroponics/hydroculturewater-farmingErgänzendzurAquaponik istdieHydroponikeinweitererTypdesWater-FarmingundeineweitereLeichtbaustrategie gebäudeintegrierter Landwirtschaft (Bürgow 2014: 158 ff). Der Begriff„Hydroponik“ (engl.hydroponics) oderHydrokultur bezeichnet diewasserbasierte Kultivierung vonPflanzen(z.B.Salat,Kräuter,Erdbeeren).DiePflanzenkönnenineinemhalt-gebendenSubstrat(z.B.Mineralwolle) oder substratlos (Wurzelraum in einer Nährlösung) kultiviert werden.4 BeispielhafteProduktivitätsrechnungen zeigen, dass das Water-Farming über Hydroponikanbau im BereichgebäudeintegrierterLandwirtschaftbesondersvielversprechendist,daesca.8-10malproduktiveristals gängige bodenbasierte Anbauformen und im Vergleich zu diesen nur 10% desBewässerungswassersbedarf.ZudembedarfdiehydroponischePflanzenproduktionwenigerals2%des Wasserbedarfs konventioneller industrialisierter Landwirtschaft, welche weltweit 70% desFrischwassersfürdieBewässerungbeansprucht(Bürgow2014:158ff).
2.5UrbanesGärtnern–UrbanGardeningIn Abgrenzung zur Urbanen Landwirtschaft und der Agroforstwirtschaft bedeutet der Begriff„Urbanes Gärtnern“ (engl. urban gardening) im übertragenen Sinne: Gärtnern in Städten ohneeigenen Garten.5 Ausgehend von den USA hat sich die anfängliche Bewegung von Einzelpersonen(guerillagardening)zueinergrößerenBewegungvonInitiativenweltweitentwickelt(Müller2011a;vanderHaide2014).Bezogen auf Europa trat mit Einzug der industrialisierten Landwirtschaft und Verbesserung derEinkommenssituationnachdem2.WeltkriegderAspektderprimärenLebensmittelversorgungindenHintergrund (siehe 2.1); Freizeit und Erholung sowie soziale Kommunikation rückten in den Fokus(Rosol 2006). Die aktuelleUrbanGardening-Bewegung hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten inden urbanen Zentren entwickelter Industrienationen gebildet. Im Mittelpunkt steht die tätigeAneignung und Gestaltung öffentlichen städtischen Raums für soziale Kommunikation und zurVerbesserungdesMikroklimas imWohnumfeld.Während inden1990erJahrendieBegrünungvonHinterhöfen–auchFassadenundDächer-zuVerweilflächenimMittelpunktstandentwickeltensichnachder Jahrtausendwende zunehmendQuartiersinitiativen imöffentlichenRaumund imUmlandvonMetropolenzumgemeinsamenGärtnern,z.T.auchalstemporäreNutzungvonBrachflächen.InBerlin,derdeutschenHauptstadtdesurbanenGärtnernsgibtesinzwischenmehrals100Initiativen.Der Anbau von Gemüse und Obst geht einher mit der Wiedererlangung handwerklicher undgärtnerischer Kenntnisse und Fähigkeiten über naturnahen Anbau, z.B. Kompostierung, Erhaltungalter Sorten, aber auch darüber hinausgehender sozialer Kontakt. Beim Kochen, Einwecken undVerweilenergibtsichvielAustauschüberLebensstileundbildensichweiteregemeinsameInitiativenheraus.
2.6InterkulturelleGärtenDasgemeinsameGärtnerndienthierdemAustauschvonMenschenausunterschiedlichenKulturen.Der Anbau von Pflanzen aus der Heimat, die gemeinsame Gartenarbeit, teilweise gemeinsamesKochenmit den geernteten Produkten bringen den Dialog in Gang. Interkulturelle GärtenwerdenauchinFlüchtlingscampspraktiziert.6
2.7Schulgärten/SchoolGardeningSeit über 300 Jahren gibt es Schulgärten, der älteste ist in Halle (von 1695) zu finden (Birkenbeil1997). Sie dienen zu Aus- und Weiterbildungszwecken. Um Wissen über Gartenbau undLandwirtschaftsowieüberNaturundUmweltzuvermitteln,sindsieeinpädagogischesMittel.7Die Schulgartenarbeit wird oft als projektorientiertes Lernen betrachtet. Die Chance besteht, einintegrativesZusammenwirkenvonverschiedenenFächern zubewirken,welchesZiel vieler Schulenist. In Bildungsgärten kann vor der (Haus-/Schul-) Tür Natur erlebbar gemacht werden (Birkenbeil1997). Es gibt zahlreiche Beispiele auf der ganzenWelt, ein vorbildliches ist das Projekt “Comidaexcelente“-Havanna/Kuba,indemderSchulgartentäglichEssenfürvieleKindersichert.
2.8Permakultur/Permaculture/PolycultureDerBegriff„Permakultur“(engl.permaculture)wurde1978vondemTasmanierBillMollisongeprägtund steht für permanent agriculture (permanente Landwirtschaft). Verschiedene Arten undAnbaukulturen werden so kombiniert, dass eine dauerhafte Symbiose im Sinne einer win-win-Situation fürMensch, TierundPflanzeentsteht.BesonderesAugenmerk liegt – vomgärtnerischenbiszumlandwirtschaftlichenAnbaumaßstab–aufderRegenerationfruchtbarerBödenundsauberenWassers.PrinzipienderPolykulturundmultifunktionalenNutzungdereinzelnenElementestehenimMittelpunkt langfristiger Farmstrategien (vgl. Mollison 1997). Die Planung und Gestaltung einesPermakultur-GartensodereinerPermakultur-FarmorientiertsichdabeiannatürlichenÖkosystemenwie z.B. einemRegenwald, in demdurch vertikale undhorizontaleVernetzungder LebewesendieRessourcenwieLicht,NährstoffeoderWasseroptimalgenutztunddauerhaftregeneriertwerden.
2.9Agroforstwirtschaft/Agroforestry„Agroforstwirtschaft“ (engl. agroforestry) bezeichnet ein kombiniertes Produktionssystem ausLandwirtschaft und Forstwirtschaft. Agroforstwirtschaft kann ein Teilbereich der UrbanenLandwirtschaft sein und z.B. eine kombinierte Bewirtschaftung einjähriger Ackerkulturen undlangjährigerBaumkulturen(Obstgehölze,schnellwachsendeBäumewieWeiden,Pappeln)vorsehen.Dies wird auch als alley cropping (auf Deutsch sinngemäß Baum-Pflanzstreifen-Bewirtschaftung)bezeichnet.VerschiedeneForschungenverweisenaufMehrerträgevonbiszu30%.8DieseZahlkannzusätzlich gesteigert werden, wenn eine hygienisch-sichere Nutzung von (städtischen) Abfall- undAbwasserströmenintegriertwird(vgl.BIOPROS2008).In den Städten gibt es inzwischen auch erste „Bauminitiativen“. Ähnlich den Praktiken des urbangardenings und urban farmings wird z.B. mit mobilen Baumpflanzungen wie beim Projekt der
2.10EssbareStadt–EdibleCityDerBegriff„EssbareStadt“(engl.Ediblecity)meinteineproduktiveStadtlandschaft (siehe2.11), inder der Großteil der Nahrung in der Stadt selbst produziert wird. In Deutschland ist die StadtAndernach bei Koblenz Vorreiter und Leuchtturmprojekt. Die Andernacher Stadtverwaltung berätbereitsandereStädteaufdemWeginRichtungderUmsetzung.10
2.11ProduktiveStadt(landschaft)–ProductiveCity(scape)/GreenCityDer Begriff „Produktive Stadtlandschaft“ umfasst die gesamte Stadtlandschaft, welche UrbaneLandwirtschaft als essentiellen Baustein und (blau-grüne) Infrastruktur (siehe 2.13) einernachhaltigenStadtentwicklung integriert (vgl.Bohn/Viljoen2014;SenStadt2010).DasVerständnisderproduktivenStadthatdabeiengenBezugzumzeitgenössischenLeitbildder„GreenCity“.
2.12Blau-grüne/multifunktionaleInfrastruktur–blue-green/multifunctionalinfrastructureDer Begriff „blau-grüne Infrastruktur“ (engl. blue-green infrastructure) addressiert im Kontext desThemas Urbane Landwirtschaft (siehe 2.1) die kombinierte Wasser- und Farmwirtschaft (Bürgow,Million,Steglich2015&2014;Bürgow2014).WennweitereFunktionenundWertschöpfungenz.B.indenBereichenvonWirtschaft,SozialesoderErholungdamitverbundensind,kanneineblaue-grüneInfrastruktur auch als „multifunktionale Infrastruktur“ (engl. multifunctional infrastructure)bezeichnetwerden.
2.13WassersensibleStadt–Water-sensitiveCityDer Begriff Wassersensible Stadt (engl. Water-sensitive city) addressiert eine Stadtgestaltung, dieden urbanen Wasserkreislauf inklusive Ströme von Abwasser, Regenwasser, Oberflächen- undGrundwasser als essentiellen Baustein nachhaltiger Stadtentwicklung und Urbaner Landwirtschaft(2.1)einbindet(Bürgow2014:20,zit.nachWong/Ashley2006).
2.14StadtimWandel–Transitiontowns„ImRahmenderTransition-Town-Bewegung(etwa„StadtimWandel“)gestaltenseit2006Umwelt-undNachhaltigkeitsinitiativeninvielenStädtenundGemeindenderWeltdengeplantenÜbergangineine postfossile, relokalisierte Wirtschaft. Initiiert wurde die Bewegung u.a. von dem irischenPermakulturistenRobHopkinsundStudentendesKinsaleFurtherEducationCollegeinIrland.“11ImdeutschsprachigenRaumgibtesinzwischenaucheinbreitesNetzwerk12.
2.15Städtepartnerschaft/Gemeindepartnerschaft/KommunalePartnerschaftDerBegriff „Städte-oderGemeindepartnerschaft“bzw.„kommunalePartnerschaft“bezeichnetdieformalisierte freundschaftliche Beziehung von mindestens zwei Städten, Gemeinden oder Kreisenmit dem Zweck des Austauschs ihrer Verwaltung und/oder Bürger_innen. Der Begriff umfasst einheterogenes Spektrum an Kooperationen, eine einheitliche Definition existiert nicht. Die deutscheSektiondesRatesderGemeindenundRegionenEuropas (RGRE)bezeichnetStädtepartnerschaftenals „förmliche, zeitlich und sachlich nicht begrenzte Partnerschaft, beruhend auf einemPartnerschaftsvertrag(Partnerschaftsurkunde).“13WährendStädtepartnerschafteninderdeutschenNachkriegszeit mit dem Motiv der (primär europäischen) Völkerverständigung etabliert wurden,wurden sie in späteren Jahren zunehmend auch auf den entwicklungspolitischen Kontext und denGlobalen Süden ausgerichtet und mit dem Ziel eines gleichberechtigten Nord-Süd-Austauschsgegründet(vgl.Statz&Wohlfahrth2010:20f).14
2.16Schulpartnerschaften„Schulpartnerschaften mit dem Süden sind ein wertvolles Instrument im Bereich des GlobalenLernens. Sie vermitteln SchülerInnen und LehrerInnen Einblicke in globale Zusammenhänge undkönnen somit zum solidarischen Lernen und Handeln motivieren. Darüber hinaus bieten sie dieMöglichkeit, im Rahmen des Lehrplans wichtiges Wissen zu vermitteln. Im Kontext einesgleichberechtigtenMiteinanderszwischenNordundSüdzielenSchulpartnerschaftendaraufab,diesozialen und interkulturellen Kompetenzen jungerMenschen zu fördern und ihnen Fähigkeiten zuvermitteln,dienotwendigsind,umanderGestaltungeinerzukunftsfähigenWeltteilzuhaben.“15
2.17Klimapartnerschaft„IneinerkommunalenKlimapartnerschaftarbeitenzweiStädte,GemeindenoderKreiseregelmäßigund strukturiert auf den Gebieten Klimaschutz und Klimaanpassung zusammen. Im Rahmen desProjektes erarbeiten sie ein konkretes Handlungsprogramm mit Zielen, Maßnahmen undzugewiesenenRessourcenfürKlimaschutzundKlimaanpassung.EineKlimapartnerschaftkannsichimRahmenvonStädtepartnerschaftenoderauchinThemenpartnerschaftenvollziehen.“16 2011beganndasvonder„ServicestelleKommuneninderEinenWelt“(SKEW)inKooperationmitderLandesarbeitsgemeinschaftAgenda21NRW imAuftragdesBundesministeriums fürwirtschaftlicheZusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) durchgeführte Programm „50 kommunaleKlimapartnerschaftenbis2015.17
2.18SustainableDevelopmentGoals(SDGs)Der Begriff bezieht sich auf die 2015 von den VereintenNationen verabschiedeten Zielkatalog füreineökologisch,ökonomischundsozialnachhaltigeEntwicklung.ImRahmenderAgenda2030bauendie SDGs auf den von 2000 bis 2015 angestrebtenMillennium-Entwicklungszielen (MDGs) auf. Sieumfassen17Hauptzieleund169Unterzieleunderkennen-imGegensatzzudenMDGs-explizitdieVerantwortung des Globalen Nordens in Bezug auf eine weltweit nachhaltige und gerechteZukunftsgestaltungan.18
2.19Agrarökologie„Agrarökologische Konzepte gründen auf traditionellem und lokalemWissen und seinen KulturenundverbindenesmitErkenntnissenundMethodenmodernerWissenschaft. IhreStärkeliegtinderVerbindung von Ökologie, Biologie und Agrarwissenschaften, aber auch von Ernährungskunde,Medizin und Sozialwissenschaften. Agrarökologie setzt auf die Einbeziehung des Wissens allerBeteiligten.“19AgrarökologischeAnsätzehabenihrenUrsprungimGlobalenSüdenundwerdendortbisheutestarkvertreten(vgl.Wiggerthale2015).
2.20ErnährungssicherheitEine international anerkannte Definition von “Ernährungssicherheit” geht auf den UN-Welternährungsgipfel1996zurück:„Foodsecurityexistswhenallpeople,atalltimes,havephysicaland economic access to sufficient, safe and nutritious food to meet their dietary needs and foodpreferencesforanactiveandhealthylife.”(FAO1996)DieWelthungerhilfeergänztdieseDefinitionum die Dimension des sozialen Zugangs und unterscheidet zwischen dem Zustand ausreichendvorhandener Nahrungsmittel (Nahrungssicherheit) und dem Zugang zu Nahrungsmitteln inangemessenerVerwendungundVerwertung(Ernährungssicherheit)(vgl.Welthungerhilfe2004:9).
2.21ErnährungssouveränitätDas Konzept der „Ernährungssouveränität“ wurde von der sozialen Bewegungen von KleinbauernundKleinbäuerinnenLaViaCampesina,die ihrenUrsprung inBrasilienhat,geprägt.Er stellteinenGegenentwurf zum Konzept der Ernährungssicherheit dar und legtWert auf die selbstbestimmteNahrungsmittelproduktiondurchdieProduzent_innen.Ernährungssouveränitätwirdverstandenals„antikolonialeKritikanderFremdbestimmungvonStaatendurchdieinternationalenHandelsregelnder WTO und die neoliberalen Kreditauflagen des Internationalen Währungsfonds und derWeltbank.“20 Der Weltagrarbericht war der erste UN-Prozess, der das Konzept in seine Arbeitintegrierte,inzwischenhatessichinderArbeitderArbeitderUN-Welternährungsorganisation(FAO)etabliert.21
2.22Ernährungsrat„Ernährungsräte“ sind Gremien die, bestehend aus Vertreter_innen aus Politik, Wirtschaft undZivilgesellschaft,KommunenbeiernährungspolitischenFragenberaten.Ernährungsrätesindhäufigindie Stadtverwaltung eingebunden, können aber auch als Nichtregierungsorganisationen aktiv sein.„EinErnährungsrat(engl.:FoodPolicyCouncil)istderderwichtigsteAnsatzderStadtplanungfüreineGestaltungdesErnährungssystems.ErnährungsräterückendieBelangevonBürgernundKommunenin der Lebensmittelversorgung in den Mittelpunkt. Sie setzen auf der lokalen Ebene an um dasErnährungssystemzugestalten.“22InDeutschlandgibtesseitMärz2016einenErnährungsratinKöln.KonkretePlanungenfüreinenBerlinerErnährungsratlaufenebenfalls.23
2.23Klimagerechtigkeit„DasKonzeptderKlimagerechtigkeitbeinhaltetdasZiel,dieklimaschädlichenTreibhausgasestarkzureduzierenunddenAusstoßgerechtzuverteilen.Dazugehörtinsbesondereauch,dassdieungleichverteilten Auswirkungen der globalen Klimaerwärmung berücksichtigt werden. Schließlich sind oftdie Regionen undMenschen am stärksten vonUmweltveränderungen betroffen, die nicht nur amwenigstenzumKlimawandelbeigetragenhaben,sondernauchsichamwenigstengegendieFolgenwehrenkönnen“(Aljets2015).DasKonzeptistvonseinenUrsprüngenbisheuteunmittelbarmitdenemanzipatorischen Kämpfen Sozialer Bewegungen des Globalen Südens verknüpft (vgl. Müller2015).24
ZieldiesesKapitelsistes,ersteSchlüsselprojekteundInitiativenaufallenKontinentenzufindenundinkomprimierterFormdiewichtigstenThemenundAktivitäteninFormeinesProjektsteckbriefeszubeschreiben.ErgänzendzurinternationalenProjekt-undKontaktliste(sieheAnlage1)werdenimFolgendenzweibis drei Schlüsselprojekte pro Kontinent vorgestellt, zu denen bereits erste Arbeitskontakte undkommunaleVerbindungenbestehen.
3.1LOKAL/BERLIN+DEUTSCHLANDStadtgrün und städtische Landwirtschaft haben in Berlin eine lange Tradition. Berlin ist reich anökonomischundsozial„produktiven“Flächen.LegendärsindHobrecht‘schenRieselfelder,aufdenendie Berliner Abwässer versickerten und Gemüse und Getreide angebaut wurde, ebenso wie dieAbmelkställeinvielenHinterhöfen.SowohldieBerlinerStadtgüterausdem19.Jahrhundert,Restebäuerlicher Landwirtschaft und zunehmend Flächen in „Solidarischer Landwirtschaft“ als auch dieheutenochlebendigeKleingartenbewegungzeugendavon.Auch die Berliner Hochschulen und Forschungseinrichtungen liefern Beiträge im nationalen undinternationalen Kontext (z.B. das Projekt „Urbane Landwirtschaft in Casablanca“, FachgebietLandschafts- und Freiraumplanung der TU Berlin, Prof. Giseke, das vom BMBF von 2007 bis 2014gefördertwurde(Gisekeetal.2015)undzahlreicheweitereProjekte.IndiesemZusammenhangseiunbedingt verwiesen auf Prof. Dr. Sukopp, der Berlin aus stadtökologischer Sicht erstmalsuntersuchteunddamitdieStadtökologiealsWissenschaftbegründete(Sukopp1990).Der 2011 beschlossene Stadtentwicklungsplan (StEP) Klima widmet sich der Kernfrage wie Berlinseine Stadträume und seine Infrastrukturen gegenüber den negativen Auswirkungen desKlimawandels nachhaltig widerstandsfähigmachen kann (SenStadt 2011). Ebensowurde 2012mitder„StrategieStadtlandschaftnatürlich,urban,produktiv“damitbegonnendasurbaneGärtnerninder Berliner Stadtentwicklung zu verorten (SenStadt 2012). Damit wurde ein wichtigesstadtentwicklungspolitisches Projekt ins Leben gerufen, das sektorale Ziel verfolgt, die in Berlinvorhandene wertvolle Substanz an Grün- und Freiflächen zu sichern und auszubauen und alsRessourcezunutzen.Das Bedürfnis von Städter_innen, selbst zu gärtnern, sich aktiv um die Lebensmittelproduktion zukümmernund in bürgerschaftlichenProjektendie Stadtmitzugestaltenund sich anzueignen, ist inderjüngerenVergangenheitgestiegen.Seies,umselbstundjenseitskonventionellerWegegesundeLebensmittelzuerzeugen,seiesdieSuchenachGemeinschaftserlebnissenoderumjungeMenschenmit unmittelbarem Erleben an Themen wie gesunde Ernährung und ökologische Kreisläufeheranzuführen.Urbane Gemeinschaftsgärten sind Interkulturelle Gärten, wo das gemeinsame Gärtnern demAustausch von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen dient, sind Kiezgärten,Nachbarschaftsgärten, Selbsternteprojekte, Stadtteilgärten, Guerilla Gardening-Aktionen und diewachsende Zahl der mobilen urbanen Landwirtschaftsprojekte. Vielen neuen Gartenformengemeinsam ist,dassder städtischeGemüsegartenalsPlattform fürThemenwieStadtökologieund
Was StadtgartenaufdemehemaligenFlugfeldTempelhofKoordinationsstelle/Vernetzungsstellefür(neue)StadtgärtenSeit2011offenfüralle
KurzeBeschreibung
DasAllmende-KontoristeinGemeinschaftsgartenundeineVernetzungsstelle.DieVernetzungsstelle ist imBereichnationaleund internationaleVernetzungsarbeitsehraktiv.In der Koordinationsstelle helfen sie neuen Stadtgärten Flächen zu finden, zugründen, Fragen und bei Unebenheiten, z.B. durch Behörden zu Unterstützen.Dadurch kennt das Allmende Kontor beide Ebenen: 1. die persönlicheProjektarbeit vor Ort (bottom up) und 2. Die Koordinationsstelle (top down) inStadtentwicklung,Konsum,Ernährungssouveränitätundcommons,Bildungs-undÖffentlichkeitsarbeit,ForschungundBeratung.Außerdem versteht sich das Allmende Kontor als Bildungs- und Forschungsort.DazuundzuanderenThemendesstädtischenGärtnernshatdasAllmendeKontorverschiedeneBücherherausgebracht.DerGemeinschaftsgarten ist Treffpunkt für jedender gernegärtnert, aber auchfürMenschen,einfachdiekreativeUmgebunggenießenmöchte.
Wer ForschungsverbundROOFWATER-FARM:Sektor-übergreifendeWasserressourcennutzungdurchgebäudeintegrierteFarmwirtschaftBMBF-INIS-Forschungsphase1:01.07.2013–30.06.2016
Was PilotprojektzurgebäudeintegriertenFarmwirtschaftundmodulareWasser-Nahrungs-Infrastruktur;EntwicklungundAnwendungvonRegenwasser-,Grauwasser-undSchwarzwasser-aufbereitungstechnologiezurBewässerungundDüngungvonDachgewächshäusernundStadtfarmen;AquaponikundHydroponikFarming-ModulezurgebäudeintegrierbarenProduktionvonFisch,Gemüse,ObstundKräuternZiele:AbwasseralsRessourcenutzen,regionaleNahrungsmittelproduzieren,multifunktionale/blau-grüneInfrastrukturenetablieren,dieKreislaufstadtentwickeln
Bis 2020 sollen mittelfristige Ziele erreicht werden, z.B. Reduzierung vonMüllundlangfristigeZielebis2050,z.B.keinenMüllmehr.InVancouvergibteseineVielzahlvonUrbanGardening/FarmingProjekten,vieledavon sind auf der offiziellen Seite von Vancouver aufgelistet. Sie sind inverschiedeKategoriengetrennt: inGärten,z.B.Parks,auföffentlichenFlächen,wieSchulenundKrankenhäuserundprivatenFlächen.
Wer NGOCidadessemFomeBrasilien/SaoPaulo,FördervereinStädteohneHunger,Deutschland
Was IntegrationsprojektVerbesserungderErnährungssituationvonKindernundErwachsenen:Gemeinschaftsgärten,brachliegendeöffentlicheoderprivateGrundstückewerdennutzbargemachtfürnachhaltigeAgrarprojekteaufderBasisökologischerLandwirtschaft.Schulgärten,umKinderndenZugangzugesundenLebensmittelnzuermöglichen,Mangel-undFehlernährungvorzubeugen,LehrerundElternwerdeneingebunden,dieKinderanThemenwiegesundesEssen,UmgangmitderNaturundUmweltschutzherangeführt.Gewächshäuser,AufbaumitalternativenMaterialien,ausgezeichneteErgebnissebei50%igerKostenersparnis.UnabhängigvonklimatischenBedingungenbietendieGewächshäusersichereErntenunddamiteinverlässlichesEinkommenfürdieFamilien,diesiebewirtschaften.KleinbauernprojektinderlandwirtschaftlichgeprägtenKleinstadtAgudoinRioGrandedoSul,einerKleinstadt,dieseitden1980erJahrenalleinaufdenTabakanbaugesetzthatte,undinzwischenmitdenProblemenderMonokultur-Bewirtschaftungkämpft.Ziele:IntegrationvonRandgruppen,beruflicheWeiterbildungundErwerbsstrategien,Ausbildung,VerminderungvonArmut,Ernährungssicherheit
Was SchwerpunktundZielsindEntwicklungsprojekteinNepal,inZusammenarbeitmitlokalenGemeinschaftenumlokaleInitiativenzuunterstützen.!Mikrokredit,KleinkrediteumFrauenzuermöglichen,ihreigenesUnternehmenzugründen!SelbsterhaltendeWaisenkinderheime,einestärkendeUmgebungfürKindererschaffen,SelbstversorgungmitNahrungsmitteln!LändlicheGesundheitsinitiativen,Dörferdabeiunterstützen,ihreeigenenLösungenbeiderGesundheitsversorgungzufinden,SelbstversorgungmitNahrungsmitteln!Bildungsinitiativen,mitDorfgemeinschaftenzusammenarbeiten,ummehrAusbildungsmöglichkeitenzuschaffen!UmweltfreundlicheInitiativen,Nepalesendabeihelfen,fürihreeigenenRessourcenSorgezutragen
Was Einumgebautes9-stöckigesBürogebäudeinTokyoerlaubtesdenAngestelltenihreeigeneNahrunganzubauen,zuerntenundindenbetriebseigenenKantinenundCafeteriaszuverspeisen.BesondereDesign-Featuressind:!vertikaleGärtenanderFassadedesGebäudes!imInnerendesGebäudesrund4.000qmAnbauflächemitüber200verschiedenenSortenObst,GemüseundReis!wasserbasierterAnbauüberPlatz-undressourcenschonendeAquaponikundHydroponikmitKoi-Karpfen,Tomaten,Reis,Salaten,...)!bodenbasierterAnbauz.B.überHochbeetemitsaisonalenBlumen(Rosen,..),Früchten(Zitrone,Kiwi,Orangen),Gemüse(Brokkoli,Aubergine,Bohnen,Gurken,Kohlrabi...),Gewürzpflanzen(Pepperoni,Curry)undReis!alleAnbausystemesindmitautomatisierterBewässerungstechnikausgestattet,einemKlimakontrollsystem,dasLuftfeuchte,TemperaturundLuftqualitätkontrolliertundmitmodernsterFarmtechnikinkl.LED-Beleuchtungkombiniert
Was UrbaneLandwirtschaftalsintegrativerFaktorklimaoptimierterStadtentwicklung,amBeispielCasablancaBMBF-gefördertesProjektimProgramm„NachhaltigeEntwicklungfürdieMegastädtevonMorgen–2005bis2014
Die Vorstudie zur geplanten Konferenz setzt einen expliziten Schwerpunkt auf die Rolle und dasPotenzial von Urban Gardening / Urbaner Agrikultur in der kommunalenEntwicklungszusammenarbeit. Kommunale Partnerschaften (siehe 2.15/ Glossar) werden dabei alsgeeigneter Rahmen verstanden, um die Zusammenarbeit zwischen Zivilgesellschaft undKommunalverwaltungzuinstitutionalisierenundwechselseitiges,transnationalesLernenzufördern.In Anbetracht des auf wenige Tage beschränkten Konferenzzeitraums werden kommunalePartnerschaftenzudemalswichtigeMöglichkeiterachtet,neugeknüpfteodergestärkteNetzwerkezu verstetigen um somit auch einenAustausch über die Konferenztage hinaus zu etablieren.DazuwidmetsichdieserAbschnittderVernetzungder indenFokusderStudiegestelltenProjektesowiedem Potenzial Urbaner Agrikultur in kommunalen Partnerschaften. Langfristiges Ziel soll einestärkereEinbindungUrbanerAgrikulturinbestehendesowiezukünftigekommunalePartnerschaftensein.
4.1KOMMUNALEPARTNERSCHAFTENMit den aktuell über 500 von deutschen Kommunen in alle Kontinente unterhaltenenPartnerschaften und dem großen Themenspektrum ihrer Zusammenarbeit sind zahlreicheAnknüpfungspunkte für eine Einbeziehung Urbaner Agrikultur gegeben. Zunehmend hat sichinzwischen der Gedanke durchgesetzt, dass es im Kontext der zahlreichenHerausforderungen derglobalisiertenWeltauchfürdenGlobalenNordenwichtigist,vomGlobalenSüdenzulernen.Fürdieheute sehr präsenten Thematiken Klimawandel und Nachhaltigkeit liegt dieses VerständnisinsbesondereindenvonderSKEWgefördertenKlimapartnerschaften(siehe2.17/Glossar)sowiedenPartnerschaften, die im Rahmen der 1992 auf UN-Ebene verabschiedeten Agenda-21 gebildetwurden, zugrunde. Städtepartnerschaften werden hier als dezentrale und partizipative Form derEntwicklungszusammenarbeit verstanden, die einen langfristigen und kontinuierlichen Nord-Süd-AustauschaufAugenhöheundmitzivilgesellschaftlicherPartizipationermöglichenkönnen.IndiesemSinne bieten kommunale Partnerschaften auch einen Rahmen für Prozesse von wechselseitigeminternationalemLernen(vgl.Statz&Wolfahrth2010).27Festzuhalten ist dennoch, dass es sich bei demBegriff „kommunale Partnerschaften“ bzw. Städte-und Gemeindepartnerschaften um ein nicht klar abgegrenztes Konzept handelt, dessen Spektrumentsprechend groß und heterogen ist. So bestehen nicht nur großeUnterschiede in Bezug auf dietatsächliche Gegenseitigkeit des Nord-Süd-Austauschs, sondern auch bezüglich des Grades anInstitutionalisierungsowiedertragendenAkteureundderEinbindungderZivilgesellschaft.Bekannteund etablierte Formen partnerschaftlicher Kommunalbeziehungen, die sich jeweils auch in ihrenDimensionen überschneiden können, umfassen Schulpartnerschaften (siehe 2.16/ Glossar) undandere Jugendaustauschprogramme sowie zivilgesellschaftliche Initiativen wie27Vgl.http://www.rgre.de/kez.html(Zugegriffen:21.03.2016);http://www.service-eine-welt.de/partnerschaften/partnerschaften-fragen.html(Zugegriffen:21.03.2016)
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Wohltätigkeitsorganisationen, Freundschafts- und Solidaritätsvereine. Präsente Akteure sind dabeikirchliche Institutionen. Kooperationen und regelmäßiger Austausch finden auch im BereichWissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung statt. Im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit,insbesondere von Nichtregierungsorganisationen, kommt es ebenfalls zu Nord-Süd-VernetzungenmitEinbindungzivilgesellschaftlicherAkteure.
4.2URBANGARDENINGINBESTEHENDENKOMMUNALENPARTNERSCHAFTENEineumfassendeAuswertungderbestehendenkommunalenPartnerschaftenimHinblickaufUrbaneAgrikulturwar–nichtzuletztwegenderbereitserläutertenHeterogenitätunddenunterschiedlichenAusmaßen an Institutionalisierung – nicht möglich. Auch existiert keine Stelle mit verbindlicherRegistrierung. Zwar existieren Datenbanken auf Länderebene, bei denen Partnerschaften gelistetwerden, jedoch besteht auch hier zum einen kein Anspruch auf Vollständigkeit, zum anderenkonnten darüber nur bedingt Auskünfte über die inhaltlichen Schwerpunkte der Zusammenarbeiterlangt werden. Die Datenbanken28 waren dennoch ein wichtiger Ausgangspunkt der Recherche,ebenso wie Kontakte und Netzwerke, die sich über die Recherche der Projekte (siehe 3./Projektsteckbriefe&Anhang 8.1/ Projektliste).Das Ergebnis stützt einmalmehr die Relevanz derThematik und der Konferenz: Trotz der in Kapitel 2 herausgearbeiteten Dimensionen, diezahlreiche Anknüpfungspunkte für Nord-Süd-Partnerschaften bieten, und trotz des heterogenenSpektrumsderinKapitel3vorgestelltenProjektezeigtsich,dassUrbaneAgrikulturbisherkauminkommunalePartnerschafteneingebundenist.Insgesamt liegendie SchwerpunktederNord-Süd-Partnerschaftennachwie vor auf denBereichenBildung, Armuts- und Hungerbekämpfung sowie medizinischer Versorgung und Infrastruktur. DieFörderungvonKindernstehtdabeistarkimFokus.VielesolcherProjektesindimurbanenRaumdesGlobalen Südens angesiedelt, beziehen jedoch kaum ökologische Aspekte und Themen urbanerLandwirtschaft mit ein. Das scheint ungewöhnlich, da hier im Besonderen Potenziale urbanerErnährungssicherheit, Ernährungssouveränität und Bildung liegen. Naturschutz, Biodiversität undLandwirtschaft jedochwerdenvorwiegend im ländlichenRaumder „Südpartner“ gefördert.NebenKindernwirdhieroftauchdieArbeitmitFrauenfokussiert.DabeigehtesnebenBildungoftumdieUnterstützung familiärer bzw. kleinbäuerlicher Anbauweisen, Zugang zur Ernährung und fairenHandel.DennochgibtesvereinzeltkommunalePartnerschaften,dieeinenUmweltschwerpunktauchimurbanenRaumsetzenundimAnhang(siehe8.2Netzwerke/Partnerschaften)aufgelistetwurden.Mit dem Programm „50 Klimapartnerschaften bis 2015“ (siehe 2./ Glossar) der SKEW wurde derAspektdes gegenseitigenkommunalenwie zivilgesellschaftlichenAustauschs zumKlimaschutzes inbestehende Nord-Süd-Partnerschaften eingebracht und gefördert. Die Auswertung dieserKlimapartnerschaften zeigt einen Schwerpunkt auf den Bereichen erneuerbare Energien undAbfallmanagement. Stadtbegrünung ist ebenfalls oft ein wichtiger Aspekt, gemeinschaftlichesGärtnernundLandwirtschaftimurbanenRaumwerdenbisherjedochnurvereinzelteinbezogen.DerKontakt mit verantwortlichen Vertreter_innen aus Verwaltung und Zivilgesellschaft zeigt dennochAnknüpfungspunkte für eine Einbeziehung von Urbaner Agrikultur in bestehende und zukünftige
Partnerschaft auf. Neben einigen wenigen Beispielen, die bereits im Rahmen ihrer Nord-Süd-PartnerschaftmitGärtenimstädtischenRaumarbeitenodergearbeitethaben,gabesbeispielsweiseim Rahmen der Klimapartnerschaften von Hamburg und Hagen bereits Überlegungen, UrbanGardening inZukunfteinzubeziehen(sieheAnhang8.2 internationaleNetzwerke/Partnerschaften).Ebenso wurde beispielsweise aus Würzburg berichtet, dass ein Projekt zur Stadtbegrünung imRahmeneinerPartnerschaftenfinanziert,jedochnichtgepflegtundweitergeführtwurde.AuchhierkannderimRahmendergeplantenKonferenzanvisierteAustauschsinnvollansetzen,umfüreinezukünftigeEinbeziehungvonGarten-und Landwirtschaftsprojekten in StädtepartnerschaftenausdenbishererfahrenenHerausforderungenzulernen.
4.3VERNETZUNGDERPROJEKTEBisher sind die wenigsten der in den Fokus der Vorstudie gestellten Projekte in kommunalePartnerschaften eingebunden. Dennoch lässt sich eine beeindruckende Vielfalt an Austausch- undVernetzungsformen feststellen, über die im Rahmen dieser Studie lediglich ein Überblick gegebenwerdenkann(sieheAnhang8.2Netzwerke/Partnerschaften).SowohlfürdiePlanungderKonferenzals auch beim Aufbau zukünftiger Städtepartnerschaften kann auf diese Netzwerke undKooperationenzurückgegriffenwerden.Im Gespräch mit verschiedenen urbanen Gärtner_innen wurde deutlich, dass ein internationalesNetzwerkvonurbanenGärtenbishervermisstwird.Beispielefürinteressante,aufregionalerEbenebereitsbestehendeNetzwerkefürurbanesGärtnernsindPermablitz,ACFCGNund3000Acres(siehe3.5/ Projektsteckbriefe Australien) in Australien sowieGreen Thumb in New York (vgl. siehe 3.3/ProjektsteckbriefNewYork/USA).DieNetzwerkeverknüpfenbestehendeProjekteundunterstützendie Gründung urbaner Gartnen- und Landwirtschaftsinitiativen durch Anregungen sowieVernetzungsmöglichkeiten. Die Internetplattformen stadtacker.net und urbanacker.net inDeutschlandermöglichenebenfalls einen interaktivenErfahrungs- undWissensaustausch.Bis 2014fandimRahmeneinesvonderDeutschenStiftungUmweltgefördertenProjektseinRunderTischderGesellschaftfürberufsbildendeMaßnahmenzumThema„UrbanGardeninginBerlin“statt,beidemsich Akteure aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen im Berliner Kontext darüberaustauschen konnten, „welcheQualifikationen für dasAnlegeneinesurbanenGartens erforderlichsind und welche rechtlichen Rahmenbedingungen für das Bewirtschaften einer städtischenBrachfläche erfüllt werden müssen.“29 Für Urbane Landwirtschaft von Bedeutung ist auch dasNetzwerk Transition Towns30, welches Transition-Town-Initiativen (siehe 2.14/ Glossar) inDeutschland,ÖsterreichundderSchweizvernetzt.WeiterhinrelevantsinddieErnährungsräte(siehe2.23/ Glossar) und das Netzwerk der Slow Food-Bewegung31, die weltweit aktiv und auch inDeutschland stark vertreten ist. In Hannover vernetzt der Verein Internationale StadtteilGärten32Gemeinschafts-undKleingärteninderRegionundengagiertsichfürinterkulturelleBegegnungen.Esempfiehltsich,fürdieKonferenzplanunginKontaktmitdenVerantwortlichendieserNetzwerkezutreten. Dazu sollten auch das von Aktivist_innen verschiedener Projekte Urbaner Agrikultur in
Deutschland initiierte Urban Gardening Manifest sowie seine Unterzeichner_innen beachtetwerden.33RegionalewietransnationaleVernetzungaufpolitischerEbenefindetzudemdurchdasEngagementsozialerBewegungenundsolidarischerUnterstützungsnetzwerkestatt,diesichfüragrarökologischeLandwirtschaft, Ernährungssouveränität und die Anerkennung kleinbäuerlicher, familiärerLandwirtschaft einsetzen und dabei auch mit unterschiedlichsten Projekten im urbanen Raumarbeiten. Beispiele hierfür sindAS-PTA (siehe Anhang 8.1/ Projektliste) in Brasilien, dasweltweiteNetzwerkLaViaCampesina34(sieheAnhang8.1/Projektliste).Über diese Netzwerke hinaus bestehen bei den in dieser Studie gelisteten Projekten vielfältigeKooperationeninallengesellschaftlichen,oftmalsübergreifendenBereichen.Sieumspannenzudemsämtliche Ebenen – vom lokalen Umfeld über regionale Vernetzung bis hin zu internationalenKooperationen und globalen Netzwerken. Diese sind als dynamisch zu verstehen, da sie sichkontinuierlichentwickelnundverändern.Die unmittelbarste Form der Vernetzung ist für die meisten Projekte der Kontakt mit anderenurbanenGärteninderUmgebung.DiesgeschiehtzurBildungvon Interessensgemeinschaften,zumAustausch von Expertise und zur gemeinsamenOrganisation vonVeranstaltungenundAktivitäten.Insbesonderedas Internet ermöglicht heutzutagedieVernetzung auchüber die eigeneUmgebunghinaus. In vielen Fällen werden internationale, bilaterale Kooperationen und Partnerschaftengepflegt (siehe 3./ Projektsteckbriefe). Beispiel hierfür ist Cidades sem fome (siehe 3.3.5/ProjektsteckbriefSãoPaulo/Brasilien),einerfolgreichesKonzept,dasnunüberSãoPaulohinausauchinanderenOrtenBrasiliens–bishernochvereinzelt–umgesetztwird.Incredibleedible(siehe3.2.1/ProjektsteckbriefTodmorden/Großbritannien),dasinGroßbritannienbegann,wirdinzwischensogarweltweitrealisiert.EinerVielzahlvonKooperationenliegenAbsatzmärktefürdieProdukte(z.B.umliegendeRestaurantsundMärkte)zugrunde.Regionalepolitischeundwirtschaftliche Interessensgemeinschaftenwerdenu.a.durchdieMitgliedschaftinArbeitskreisen,VerbändenundFördergemeinschaften(sieheAnhang8.2/ Internationale Netzwerke) gebildet. Viele Projekte werden durch Stiftungen finanziert. Dabeiwird Förderungnicht notwendigerweise allein im finanziellen Sinne verstanden. Es handelt es sichdarüber hinaus um Plattformen, die, eingebettet in eine politische Vision, Projekte beraten undmiteinander vernetzen. In Bezug auf urbane Gärten ist in Deutschland hier insbesondere dieStiftungsgemeinschaft anstiftung & ertomis zu nennen, die sich mit folgendem Verständnis vonUrbaner Agrikultur auf ihrer Website präsentiert: „Urbane Landwirtschaft ist ein wichtigesHandlungsfeld,umBeiträgefüreineökologischundsozialverträglicheÖkonomieundGesellschaftzuleisten. Deshalb vernetzt, fördert und erforscht anstiftung & ertomis die vielfältigen Formen desgemeinschaftlichenGärtnernsundanderePraxendesSelbermachens.Siebringt innovativeAkteurezusammenund kooperiertmit ihnen, z.B. in Beratungsnetzwerken und bei jährlichen KonferenzenundCamps.“35
MehreredergelistetenProjekte sind sozialeTrägeroder imRahmenvon inklusivenEinrichtungenund Organisationen entstanden. Sie sind entsprechend mit anderen Projekten undTätigkeitsbereichenderEinrichtungenvernetztundarbeitenmitdiesenzusammen.Beispielhierfürsind Projekte des sozialen Wohnungsbaus, mit Kindergärten oder im Bereich Gesundheit (sieheAnhang 8.2/ Internationale Netzwerke). So arbeitet das Himmelbeet36 (Berlin) beispielsweisezusammen mit einem Atelier und verbindet Kunsttherapie und Garten. Präsent ist auch dieVernetzung mit Projekten zur Arbeit mit Geflüchteten (siehe Anhang 8.1/ Projektliste und 3.1.4/ProjektsteckbriefAndernach/Deutschland).Imwissenschaftlichen Sektor stellen Universitäten, Hochschulen und ForschungsinstitutewichtigeInitiatoren und/oder Kooperationspartner für zahlreiche Projekte dar. Zusammenarbeit bestehtzwischen den Projekten und entsprechenden Fachbereichen, oft ist hiermehr als eine Universitäteinbezogen (siehe 3./ Projektsteckbriefe & Anhang 8.2/ Internationale Netzwerke). Nord-Süd-übergreifende Kooperationen finden sich beispielsweise im Forschungsverbund zwischenDeutschland und Marokko (siehe 3.6.1/ Projektsteckbrief Casablanca/ Marokko) und beiAlternativas37 in Bolivien. Alternativas arbeitet mit lokalen Akteuren in Bolivien zusammen undkooperiert zugleich mit den US-Universitäten in Chicago und Harvard. Es geht dabei um denAustausch fachlicherExpertiseunddieUnterstützungbeiderUmsetzungvonProjekten inBoliviendurchFreiwilligeundPraktikant_innenderUS-Universitäten.EinpersonellerAustauschvonBolivienindieUSAistnichtbekannt.Insgesamt arbeiten zahlreiche der hier gelisteten Projekte – imGlobalenNordenwie imGlobalenSüden–mitdemEinsatzvonFreiwilligenundnehmenanProgrammen für Freiwilligendienstewiez.B. Bundesfreiwilligendienst38, weltwärts39 oder dem ASA-Programm40 teil (siehe Anhang 8.2/Internationale Netzwerke). Auch hier entstehen Kontakte und mitunter regelmäßige Nord-Süd-Austausche, die für die Projektarbeit wichtig sind und bei denen für zukünftigeStädtepartnerschaftenangesetztwerdenkann.Im Rahmen des kulturellen Sektors bestehen insbesondere auf regionaler Ebene häufig einmaligeoder langfristige Kooperationen, beispielsweise mit Museen und Künstler_innen. Das ProjektQuerbeet (Leipzig)41 (siehe Anhang 8.1/ Projektliste) arbeitet beispielsweisemit einem Filmfestivalzusammen und stellt den Veranstaltungsort für Filmvorführungen. Auch sind viele der Projekte inden Bildungssektor eingebunden und in diesem Kontext lokal wie international vernetzt.Umweltbildungsprojekte sowie Schulgärten spielen dabei eine wichtige Rolle und sind auch imHinblick auf eine Förderung eines Nord-Süd-Austauschs zentral. Das von der GRÜNEN LIGA Berlin2012imAnschlussandieRio+20-KonferenzinitiierteProjektGlobalClassroom42beispielsweise,zieltauf die Vernetzung interessierte SchulenweltweitmitNichtregierungsorganisationen und anderen36http://www.himmelbeet.de(Zugegriffen:20.03.2016)37http://www.alternativascc.org/es/quienes-somos(Zugegriffen:20.03.2016)38https://www.bundesfreiwilligendienst.de/(Zugegriffen:24.03.2016)39http://www.weltwaerts.de/de/(Zugegriffen:24.03.2016)40http://www.asa-programm.de/startseite/(Zugegriffen:24.03.2016)41http://www.querbeet-leipzig.de/(Zugegriffen:26.03.2016)42http://globalclassroom.de/(Zugegriffen:20.03.2016)
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gesellschaftlichenAkteuren imSinnederUmweltbildungabund schließt verschiedeneSchulgärtenein (siehe Anhang 8.1/ Projektliste). Das Potenzial für die Einbindung von Schulgärten (siehe 2.7/Glossar) in kommunale Partnerschaften wird am Beispiel des Aware & Fair-Schulprojekts43 inBlanytre, Malawi (siehe 3.6.2/ Projektsteckbrief Blantyre/ Malawi) deutlich. Dieses entstand imRahmen der Städtepartnerschaft zwischen Hannover und Malawi und ist in das Learn to ChangeGlobalNetworkofLearningeingebunden.Neben Schulgärten spielen Familien-, Nachbarschafts- und Hofgärten in der internationalenEntwicklungszusammenarbeiteinewichtigeRolle.BeispielhierfüristdieKooperationzwischendemINKOTA-netzwerke.V.inDeutschlandundCAPRIinNicaragua.44WieauchimFallvonAbalimi(siehe3.6.3/ Projektsteckbrief Kapstadt/ Südafrika), das ebenfalls in die internationaleEntwicklungszusammenarbeit eingebunden ist und den Gärtner_innen den Aufbau einer eigenenwirtschaftlichen Grundlage ermöglicht, können im Rahmen des Projekts Bildungsangebotewahrgenommen werden. Ein von der Aktionsgemeinschaft Solidarische Welt e.V. unterstütztesProgramm45 verbindet die Thematik der Ernährungssicherheit mit Familiengärten im Kontext vonFlucht. Gefördert werden Gärten von Menschen aus Westsahara, die in selbstverwaltetenFlüchtlingslagern inAlgerien leben.NebenRegierungsorganisationen46wirdhier insbesonderedieRolle vonNichtregierungsorganisationen deutlich. Die in diesem Rahmen entstandenen, oftmalslangjährig bestehenden Kooperationen können als Grundlage für zukünftige Nord-Süd-Partnerschaftendienen,daExpertisesowiepersönlicheKontakteinbeidenOrtenvorhandensind.Dies gilt auch für die zahlreichen anderen Formen zivilgesellschaftlicher Kooperationen, die seitJahrenbeispielsweiseinFormvonFreundschaftsvereinen,kulturellenund/oderumweltpolitischenVereinengepflegtwerden.
4.4.1VomGlobalenSüdenlernen?!Die wissenschaftliche Kontextualisierung (siehe Kapitel 1 und 2) sowie die in dieser StudievorgestelltenProjekte (sieheKapitel3)verdeutlichendieRelevanzvonUrbanerAgrikultur inBezugauf zentrale FragenundDimensionender Stadtentwicklungundder Entwicklungszusammenarbeit.Im Hinblick auf das Nord-Süd-Verhältnis stellt der Klimawandel eine globale Herausforderung dar.Auch Entwicklungen wie zunehmende Verstädterung und gesellschaftspolitische Fragen, u.a.bezüglichsozialerGerechtigkeit,ZugangzuBildungundgesellschaftlicherPartizipation,stellensichinallenRegionen.SiesindjedochnichtohneBerücksichtigungderhistorischgewachsenenundderzeitbestehendenstrukturellenMachtgefällezwischenGlobalemNordenundGlobalemSüdensowiederdaraus resultierenden Wechselwirkungen zu verstehen. Die Debatten zu den genannten Fragenwerdenentsprechend inunterschiedlichenhistorischen,ökonomischen, kulturellenundpolitischenKontextengeprägtundsinddaheroftauchmitunterschiedlichenDiskursensowiesozialenPraktiken4343http://www.awarefair.org/?cat=4(Zugegriffen:20.03.2016)44http://www.inkota.de/projekte/nicaragua/stadtgaerten-gegen-hunger/(Zugegriffen.20.03.2016)45http://www.aswnet.de/spenden/aktuelles-projekt.html(Zugegriffen:24.03.2016)46GlobalHortinTaiwanbeispielsweisekooperiertmitderUN-Welternährungsorganisation(FAO)(sieheAnhang8.1/Projektliste).
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verknüpft.BezüglichdieserkönneneindezentralisierterAustauschunddasgegenseitigevoneinanderLernen inBezugaufdieTransformation ineinezukunftsfähigeundgerechteGesellschaft fruchtbarsein. Im Hinblick auf die Konferenzplanung eignet sich dazu eine Orientierung am Konzept desGlobalenLernens(siehe2.19/Glossar),umdiebestehenden(Macht-)VerhältnisseunddieRollederZivilgesellschaft,aberauchunterschiedlicheLebensbedingungenzuberücksichtigen.Anknüpfungspunkte an die Thematik der Urbanen Agrikultur gibt es dabei vielfältige. So schildertChristaMüller (2011b)dieBedeutungdesGlobalenSüdens fürdieEtablierungdesKonzeptsUrbanGardening imGlobalen Norden undweist dabei auf bedeutende Unterschiede in den Ursprüngenhin:„WasandernortsalsReaktionauffehlendesErdölausderNotgeborenwurde,istfürbegeisterteGroßstadtgärtner in Europa eine Neuentdeckung der Stadt.“ (Müller 2011b: 67). Die Autorin gehtdabeiaufdasBeispielKubasein,indemgemeinschaftliche,zivilgesellschaftlicheStadtgärtenAnfangder1990erJahreimKontextakuterNahrungsmittelknappheitentstanden.DieseGärtenbildetendieGrundlage für die heutige politische Vorreiterrolle Kubas in Bezug auf Urbane Landwirtschaft undinspiriertenu.a.dieGründerderPrinzessinengärteninBerlin(sieheAnhang8.1/Projektliste;Müller2011b:69).DieindiesenKontextenentstandenenFormenundStrukturendesgemeinschaftlichenGärtnernsmitUrsprüngen in Afrika und Lateinamerika (siehe Kapitel 2) dienen Aktivist_innen weltweit alsOrientierung und Vorbild für eine Transformation hin zu einer post-Wachstumsgesellschaft (vgl.Müller 2011b; Müller & Paech 2012). Viele Ansätze, die ihre Ursprünge in den Kämpfen sozialerBewegungen im Globalen Süden haben und sich dort (zunächst im ländlichen und später auchvermehrt im urbanen Raum) für die Anerkennung von Landrechten und Lebensformen vonKleinbäuer_innnenundtraditionellensowieindigenenVölkerneinsetzen,findensichindenurbanenGartenprojekten imGlobalenNordenwieder.BeispielehierfürsinddieKonzeptederAgrarökologieundErnährungssouveränitätsowiederKlimagerechtigkeit(siehe2.20;2.22;2.24/Glossar).ImGlobalenSüdenwird–jenachProjekt–urbanesGärtnernhäufigzurNahrungsmittelproduktionbetrieben.NebenderMöglichkeit,sicheinewirtschaftlicheGrundlagedurchdieGärtenaufzubauen,schaffen die Gärtner_innen damit zudem für sich und ggf. weitere Anwohner_innen Zugang zugesundenundfrischenNahrungsmitteln.DieseristfürvieleMenschen–geradeindenghettoisiertenTeilenvonMegastädtendesGlobalenSüdens-ausfinanziellenund/oderlogistischenGründennichtbzw. nur sehr eingeschränkt gewährleistet. Ähnliches gilt auch fürmedizinische Versorgung. HierbietenurbaneGärtendieMöglichkeit,eigeneHeilpflanzenanzubauen.47DerEffektentsprichtdem,wasvielelandwirtschaftlicheBewegungenundProjekte-imGlobalenNordenwieimGlobalenSüden– anstreben: die Dezentralisierung und Regionalisierung des Ernährungssystems und, damitverbunden, Alternativen zur Abhängigkeit von fragilen, aus ökologischer und sozialer PerspektivenichtnachhaltigenProduktions-undTransportkettenderAgrarindustrie(vgl.Müller2002:5f).Wissen und der Zugang zu Wissen sind dabei ebenfalls relevante Dimensionen. Durch UrbaneAgrikultur gewinnen ökologisches und landwirtschaftliches Wissen auch im städtischen Raum anBedeutung.Esgehtdabeiu.a.umdenErhaltvonWissenübertraditionelleundregionalangepassteAnbauweisenundSaatgut,welchesdurchdieExpansionderAgrarindustrie sowiedie zunehmende
Verstädterung gefährdet ist.48 Relevant im Zusammenhang mit urbanen Gärten ist ebenfalls derEinfluss von Wissen und Wissensformen aus dem Globalen Süden, die mitunter vom derzeitdominanten Paradigma des Mensch-Natur-Verhältnisses abweichen (vgl. u.a. Müller 2002: 6).Aktivist_innenundGärtner_innenbetonteninGesprächendieBedeutungdesWissensindigenerundtraditioneller Völker, die in denbestehenden Strukturenmarginalisiert und in ihren LebensformenundLandrechtenbedrohtsind.Neben dem Erhalt und der Möglichkeit, dieses Wissen in der Stadt einzubringen, stellen urbaneGärten und Landwirtschaftsprojekte auch eine besondere Form des Zugangs zu Wissen dar. SoverstehtChristaMüller(2012:268f)„urbaneGärtenalsWissensallmende“,dieeinemgelebtenOpenSource-Prinzip entsprechen und in denen Partizipation und Austausch von Wissen strukturellimpliziert seien: „EsgiltdieMaxime,dassvomTeilendesWissensalleprofitieren,dennmankannvoneinander lernen, sich verloren gegangene Fertigkeiten wieder aneignen, und beitragen zurEntstehungvonetwasNeuem(ebd.).“DieAusführungenzeigen,dassdiepolitischeDimensionderUrbanenAgrikulturunmittelbarmitdenKämpfensozialerBewegungen,dieihrenUrsprungimGlobalenSüdenhaben,verknüpftist.AuchdieFunktion von Stadtgärten zur Nahrungsmittelproduktion, die aus wirtschaftlicher Not undmangelndem Zugang resultiert, ist im Globalen Süden zu verorten. Die gesellschaftlicheTransformation jedoch,diebeimurbanenGärtnerndurchdieZivilgesellschaftundmitPartizipationoftmarginalisierterBevölkerungsgruppennichtnurangestrebt,sondernauchselbstbestimmtgelebtwird, stellt im Globalen Süden wie im Globalen Norden eine Alternative zum derzeit dominantenParadigma dar – sei es in Bezug auf das Ernährungssystem, sei es in Bezug auf Klimaschutz,Stadtplanung und/oder die Einbindung verschiedenster gesellschaftlichen Gruppen. Die politischeDimensionistdamitdemurbanenGärtnerninallenRegionenimplizit(vgl.u.a.Müller2002,2011b,Müller & Paech 2012). Im Globalen Süden nach wie vor besonders stark sind die politischeVernetzung und die Zusammenarbeit mit sozialen Bewegungen, die sich für solidarische,agrarökologischeundkleinbäuerlicheLandwirtschaftsowieLandrechtemarginalisierterGruppen imländlichen Raum einsetzen. Ein politisches Netzwerk für Landwirtschaft wie das AS-PTA (sieheAnhang8.1/Projektliste)inBrasilien,dasaufallenEbene–vonlokalbisinternational–vernetztistundländlichewieurbaneLandwirtschaftverbindet,istinDeutschlandbishernichtvorhanden.Auchdies kann bei der geplanten Konferenz thematisiert werden, insbesondere da die Vernetzung imRahmenzivilgesellschaftlicherAkteureundinderEntwicklungszusammenarbeitbereitsbesteht.DieSteckbriefe sowie Gespräche mit Gärtner_innen zeigen, dass die Einbindung von Projekten derUrbanenAgrikulturinpolitischeProzesseimGlobalenSüdenaufallenEbenensehrstarkistundalsAnknüpfungspunktfüreinenErfahrungsaustauschmithiesigenProjektenundKommunengenutztwerdenkönnen(siehe3./Projektsteckbriefeund8./Anhänge).Eswirddeutlich,dassdiebisherigeRecherche und die vorhandene Vernetzung in den Globalen Süden insbesondere den Bezug zu
Regionen in Lateinamerika und Afrika herstellen. Die gezielte Fokussierung auf Asien undOsteuropaistdaherfürdieweiterführendeRecherchewichtigundsollteinderKonferenzplanungbeachtetwerden.Die Recherche zeigt auch Beispiele von Projekten aus dem Globalen Norden, die fürOrganisationen, Projekte und Kommunen aus dem Globalen Süden interessant sind und an dieebenfalls in der Konferenz im Sinne des gegenseitigen voneinander Lernens angeknüpftwerdenkann. So hat sich das in Todmorden entstandene Konzept Incredible edible inzwischen weltweitausgebreitet und das Konzept der essbaren Stadt, wie es von Andernach umgesetzt wurde, wirdebenfallsalsbeispielhaftesModellgenannt.49DieOrganisationActionfortheCityinHanoi(Vietnam)hat sich zudem bei der Umsetzung des Green Living Program auf kommunaler Ebene an Dublin(Irland)orientiert(siehe4.4.2).
4.4.2AnknüpfungspunktefürUrbaneAgrikulturinzukünftigenStädtepartnerschaftenDurchKontakteundGesprächeimVerlaufderRecherchewurdedeutlich,dassvonkommunalerwiezivilgesellschaftlicher Seite Interesse an der Einbindung von Urbaner Agrikultur in kommunalePartnerschaften vorhanden ist. (Internationaler) Erfahrungsaustausch wird dabei sowohl vonkommunalenundzivilgesellschaftlichenVertreter_innen,diebereitsmitUrbanerAgrikulturarbeiten,als auch von denjenigen, bei denen die Überlegung eines Einbezugs der Thematik besteht, alswünschenswert und hilfreich erachtet. Die bereits bestehenden Kontakte können für dieKonferenzplanunggenutztundüberdiezuvorerläutertenPlattformenundNetzwerkederProjekte(siehe 4.3) erweitert werden. Insbesondere Nichtregierungsorganisationen undForschungsverbünde haben sich dabei als wichtige Kontakte mit guter Vernetzung undbestehenden Nord-Süd-Beziehungen herausgestellt. Auch Bedeutung und Potenzial voninterkulturellen Gärten, Schulgärten und Schulpartnerschaften in Bezug auf Vernetzung sowiemögliche kommunale Partnerschaften wurden deutlich und sollte in die Konferenz einbezogenwerden. Inhaltlich kann dabei neben den in 4.4.1 („vom Globalen Süden lernen“) erläutertenAspektenauchandieaktuelleentwicklungspolitischeAgendaangeknüpftwerden.Dazugehörenu.a.die Agenda-2030 und die SDGs (siehe 2.18/ Glossar) sowie das 2015 beschlossene PariserKlimaabkommenunddieimOktober2016anstehendeKonferenzderUN-Habitat50.
8.1INTERNATIONALEPROJEKT-UNDKONTAKTLISTEAbbildung 44 stellt in kompakter Form (Listenformat) die global recherchierten Projekte undInitiativen vor. Neben den bereits vorgestellten Schlüsselprojekten (siehe 3./ Projektsteckbriefe)werdenweitereProjekteund ihreKernthemenbenannt.DiekompletteListe istals separateExcel-Dateibeigefügt.
8.2.2StädtepartnerschaftenmitdenSchwerpunktenUmweltund/oderUrbaneAgrikulturAachen-Kapstadt:Agenda21-PartnerschaftIm Rahmen der Partnerschaft Aachen-Kapstadt wird neben Schulpartnerschaften und vielfältigenweiterenProjektenseit2009das„Klimaticket-Projekt“realisiert.Passagiere,diedendurchihrenFlugverursachten CO2-Ausstoß „kompensieren“ wollen, tragen durch den Erwerb des Tickets zurUnterstützung des „harvest of hope“-Projekts von Abalimi (vgl. Projektsteckbrief Kapstadt/Südafrika).Kontakt:FördervereinAachen-Kapstadte.V.E-Mail:[email protected]:www.aachen-kapstadt.deBerlinFriedrichshain-Kreuzberg–SanRafaeldelSur(Nicaragua):SKEW-KlimapartnerschaftUrban Gardening ist derzeit kein Bestandteil der Partnerschaft zwischen Friedrichshain-Kreuzbergund San Rafael del Sur, jedoch gab es ein früheres Projekt zur Unterstützung von Hausgärten füralleinstehende Mütter. Es besteht Interesse an internationalem Austausch, Vernetzung und ggf.MitarbeitimRahmenderKonferenz.Kontakt:HelenaJansenTel:+49-30-61209165E-Mail:[email protected]:http://www.staepa-berlin.deBremen–Durban(Südafrika):SKEW-KlimapartnerschaftSiehe4.4.2derVorstudieBonn–Chengdu(China):KlimapartnerschaftDieKlimapartnerschaft zwischenBonnundChengdugingauseinervorherigenStädtepartnerschafthervor und wurde 2013 geschlossen. Der Titel des Projekts, in dessen Rahmen seitherErfahrungsaustausche zwischen unterschiedlichen Akteuren und Delegationsbesuche ermöglichtwurden,lautet„Bonn-ChengduPartnershipforSustainableLow-CarbonDevelopment".Kontakt:IrisZornundMarkusGoellSachbearbeitungTelefon:0228-772481/-95E-Mail:[email protected];[email protected]:www.bonn.deBremen–Oldenburg–Groningen:StädtenetzwerkSiehe4.4.2derVorstudieDresden–Lemberg(Ukraine)–Breslau(Polen):Umweltpartnerschaft2006wurde die Dreieckspartnerschaft zwischenDresden, Lemberg und Breslaumit Unterstützungder Deutschen Bundesstiftung Umwelt gegründet. Zielwar dieUnterstützung Lembergs bei
Köln–Corinto&elRelajo(Nicaragua)undRiodeJaneiro(Brasilien):SKEW-KlimapartnerschaftenGärtnern spielt(e) im Rahmen beider Partnerschaften indirekt eine Rolle. In der Beziehung zu denStädten Nicaraguas wurden für einige Zeit Projekte zur Kompostherstellung gefördert und derFördervereinunterstützteinAusbildungsprojektzumökologischenGärtnern. InKölnsPartnerschaftmitRiodeJaneirowirdeinProjektzurmobilenKompostierungunterstützt.DerKompostkanndirektzumGärtnernverwendetwerden.Kontakt:ThomasKreitschundBarbaraMöhlendickE-Mail:[email protected]; [email protected]:http://www.smartcity-cologne.de/
Dozentin praktizierte sie am Institut für Geowissenschaften in Halle (MLU), an derArchitekturfakultät (UFRJ) in Rio de Janeiro und am Interdisziplinären Zentrum fürStadtkulturundÖffentlicher Raum (SKuOR) der TUWien. Als Landschaftsarchitektin praktiziertsie zwischen Planung, Forschung und Kunst. Teilhabe an Raum und Landschaft sowieWahrnehmung und Kommunikation von Raum und Landschaft stehen im Mittelpunkt ihrerTätigkeiten.AlsBühnenbildnerinkooperiertsiemitverschiedenenChoreographenundTänzern.ProduktionenwurdeninBerlin/Deutschland,Zürich/SchweizundSeoul/Südkoreagezeigt.DasProjekt ROOFWATER-FARMentwickelte und leitet sie gemeinsammit Partnern aus ForschungundPraxisseit2013amFachgebietStädtebauundSiedlungswesenderTUBerlin.
GritBürgowpromoviertezumThema„UrbaneAquakulturundblau-grüneInfrastrukturen“anderTUBerlin.AlsLandschaftsarchitektinspezialisiertesiesichimBereichnachhaltigerundwassersensi-blerStadtgestaltung,EcologicalEngineering,CradletoCradle®DesignundProjektmanagement.Sie istCo-Gründerinvonaquatectura–studiosfürregenerativeLandschaften,forschtundlehrtamFachgebietStädtebauundSiedlungswesenderTechnischenUniversitätBerlin.Aktuellkoordi-niert sie das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt ROOFWATER-FARM,das sie initiierteundgemeinsammitPartnernausWissenschaftundPraxisent-wickelte.IhreinternationaleExpertisemitStationenindenUSA,SchwedenundderSchweizum-fasst Architektur-, Freiraum- und Gewächshausprojekte an der Schnittstelle zwischen baulich-räumlicherGestaltung,Wissenschaft,Kunstundsozial-ökologischemWirtschaften.