-
1
VerständigungsprozesszuQualitätskriterieninderÜbergewichtspräventionbeiKindern–eineTräger-undExpert_innenbefragung(PräKiT)
Abschlussbericht
Projektleitung:Prof.Dr.Bär,Gesine;Prof.Dr.Voss,Anja
Projektmitarbeitende:Dr.Noweski,Michael;Ihm,Maria(M.A.);Fricke,Laura
Kontaktadresse:
Prof.Dr.GesineBärAlice-Salomon-Platz5,12627BerlinTel.030-99245-543E-Mail:[email protected]
ZuwendungdesBundesausKapitel1504Titel68604imHaushaltsjahr2016
FörderungderKindergesundheit
Aktenzeichen: ZMVI1-2516KIG003Laufzeit:
15.06.2016-15.12.2016Fördersumme: 62.903,00€
-
2
Inhalt
Zusammenfassung..................................................................................................................................3
1
Einleitung.........................................................................................................................................4
1.1
AusgangslagedesProjektes......................................................................................................4
1.2
Projektziele................................................................................................................................5
1.3
ProjektstrukturundVerantwortlichkeiten................................................................................6
2
Erhebungs-undAuswertungsmethodik...........................................................................................7
2.1
Feldzugang................................................................................................................................7
2.2
Expert_innenstatus...................................................................................................................9
2.3
Sampling..................................................................................................................................10
2.4
Datenerhebung.......................................................................................................................12
2.5
Datenauswertung....................................................................................................................13
3
Durchführung,Arbeits-undZeitplan.............................................................................................17
4
Ergebnisse......................................................................................................................................18
4.1
Bedarfe/ErfordernisseanTrägerübergreifendenStandardsfürMaßnahmenqualität.........18
4.2
AktuellehandlungsleitendeStandardsetzendeDokumente..................................................19
4.3
Vernetzung,KooperationundgegenseitigeBezugnahmeunterdenAkteur_innen..............20
4.4
DenVerständigungsprozessgestaltendeAkteureundAkteurinnen......................................21
4.5
HerausforderungenfürdieweitereVereinheitlichungvonStandards...................................21
4.5.1
PrioritäreInhaltederStandards.......................................................................................21
4.5.2
SettinggrenzenalsHerausforderungenfürallgemeineStandards...................................22
4.5.3
Verbindlichkeit.................................................................................................................22
5
DiskussionderErgebnisse,Gesamtbeurteilung.............................................................................23
6
GenderMainstreamingAspekte....................................................................................................26
7
VerbreitungundÖffentlichkeitsarbeitderProjektergebnisse.......................................................27
8
VerwertungderProjektergebnisse(Nachhaltigkeit/Transferpotential)......................................28
9
Literaturverzeichnis........................................................................................................................29
Anlagen.................................................................................................................................................31
Anlagen(alsseparateDokumente)......................................................................................................35
-
3
Zusammenfassung
DasForschungsprojektanalysiertediePerspektivenvonAkteurinnenundAkteurenimStandardisie-rungsprozessderÜbergewichtspräventionbeiKinderninDeutschland.DerBedarffürdieseAnalyseresultierteu.a.ausdenErgebnissendesVorgängerprojektsQuAK„QualitätsstandardsderAdipositas-PräventionbeiKindern–EineBestandsaufnahme“(Bäretal.2016aund2016b).Hierwurdeaufge-zeigt,dass
inden letzten JahreneinebeachtlicheAnzahlStandard
setzenderDokumentepubliziertwurde,diekonkreteKriterienfürMaßnahmenqualitätvorgeben,allerdingsnurseltenspezifischfürÜbergewichtspräventionbeiKindern.DieInhaltederDokumentevariierten,wasdieFragenaufwarf,ob
dieQualitätsentwicklung der Träger konvergiert oder sich unabhängig
voneinander und
träger-spezifischentwickelt,obgemeinsameStandardserwünschtsindundinwelcherWeisedieseerreichtwerdenkönnten.
Die Datenerhebung erfolgte in Form teilstandardisierter
Expert_innen-Interviews auf Basis einesLeitfadens. Das qualitative
Vorgehen bot die Möglichkeit, spezifisches und konzentriertes
WissensachkundigerAkteur_innendesUntersuchungsfeldesabzufragen.Eswurden23
Interviewsgeführt,als Audio-Dateien aufgezeichnet, transkribiert
und unter Verwendung der Software MAXQDA
in-haltsanalytischausgewertet.
DieBefragung lässt einenKonsens- und Standardisierungsprozess
insoweit erkennen, als dass einepositive Grundeinstellung zur
Standardisierung der Maßnahmenqualität der gesundheitlichen
Pri-märpräventiondeutlichwirdundeinigederStandardsetzendenDokumentebeivielenOrganisatio-nenbekanntundanerkanntsind.
BeiallenbefragtenAkteur_innengabeszudemein
InteresseanmehrVernetzungundeinemKonsensprozesszurFormulierungTrägerübergreifenderStandards.DieVertreter_innen
der Organisationen hielten einen längerfristigen und komplexeren
Abstimmungs-prozess,derdiePraxisebeneeinbindet,
fürnotwendig.DieEntwicklungeinesgeeignetenFormatesfürdiesenProzessstehtallerdingsnochaus.
-
4
1 Einleitung
1.1 AusgangslagedesProjektes
DasvorliegendeProjektbauteaufdenErgebnissendesProjektes„QualitätsstandardsderAdipositas-PräventionbeiKindern–EineBestandsaufnahme“(Bäretal.2016b)auf.Dieseshattegezeigt,dasssich
in der gesundheitlichen Primärprävention in Deutschland ein
vielstimmiger Standardisierungs-prozessvollzieht.
Wissenschaftler_innensowieKosten-undMaßnahmenträgerformulierenundpublizierenQualitäts-standardssetzendeDokumente.DieAnalysederDokumentezeigtegrundsätzlicheÜbereinstimmun-genhinsichtlichdesQualitätsbegriffsundderverwendetenQualitätsdimensionen,allerdingsexistie-reninnerhalbdesQualitätsdiskursesverschiedeneinhaltlicheDiskussionssträngenebeneinander,soz.B.der
spezifischaufAdipositasundÜbergewichtbezogeneStrang,derallgemeinezuPrimärprä-ventionundGesundheitsförderungsowieverschiedenesetting-undhandlungsfeldbezogeneStränge.
AuchbeidenQualitätskriteriengabesSchnittmengen.Allerdingswarendie
formuliertenQualitäts-kriterienvielfachnichtaufdieZielgruppederKinder
zugeschnitten,esmangelteaneinereinheitli-chenStandardisierungderQualitätskriterienundangeeignetenVoraussetzungenfüreinesystemati-scheundnachhaltigeUmsetzungderStandards.Es
ließensichzwarunterschiedlicheSchwerpunkteund
Förderungsverständnisse feststellen, aber keine konkurrierenden
Konzepte. Kontroversen zwi-schendenAutor_innenwarennicht
erkennbar.DieÜbereinstimmungen in Formund Inhalt
ließeneinewechselseitigeRezeptionderPublikationenvermuten,dieindenDokumentenallerdingsmeistnichtexplizitwar.ImDetailunterschiedensichdieDokumenteabernochdeutlich.EinigeQualitäts-kriterientratenhäufigaufundkönnenalskonsensfähiggelten,anderewarennurvereinzeltanzutref-fen,
obgleich sie gesundheitswissenschaftlich und ethisch bedeutsam
erschienen. Aufgrund
dieserLückenkonntekeinesderbislangpubliziertenDokumentealsallumfassendangesehenwerden.Hin-sichtlichderHandhabbarkeit
fürdiePraxissindzuumfangreicheQualitätskatalogevermutlichauchnichtzielführend.
DieBestandsaufnahmeergabkeineHinweisedarauf,warumvieleAkteurekeineeigenenDokumentepubliziert
haben und warum die vorhandenen Kriterien-Kataloge wenig
Einheitlichkeit
aufwiesen.MöglicheGründedafürkönneneinfrühesEntwicklungsstadiumderDokumentesein.DieserEntwick-lungsprozessvollziehtsichtrotzderzentralenPositionderBZgAaugenscheinlichweitgehenddezent-ral,weildieAutor_innennurbedingtvernetztagieren.Außerdemschienensichallepräventionspoli-tischenGruppierungenundinsbesonderedieeinzelnenFach-undBerufsverbändeaufderEbenederDetails
eigene Prioritäten zu setzen und waren zudem spezifischen
Rahmenvorgaben verpflichtet.Dennochwirdes
fürmöglicherachtet,gemeinsameStandardsaufabstrakterEbenezuentwickeln,wiedie„PrinzipienguterPräventionundGesundheitsförderung“derBundesvereinigungPräventionundGesundheitsförderung(BVPG)oderdiedesKooperationsverbundes„GesundheitlicheChancen-gleichheit“beispielhaftzeigen.
TrotzeinigerDifferenzenundUnklarheitenimDetailzeigtdievorliegendeBestandsaufnahmeeinenbeträchtlichen
Bestand gemeinsamer Qualitätskriterien. Allerdings ergab die
DokumentenanalysekeinenAufschlussdarüber,inwelcherWeisedieverschiedenenbeteiligtenOrganisationenundPer-sonenbeiderEntwicklung
ihrerQualitätskonzepteund-standardssowiederErstellung
ihrerDoku-mente imAustausch stehen und inwieweit die Autor_innen
sich auf Ergebnisse vorausgegangenerPublikationen stützen. Auch die
Auswirkungen von Forschungsergebnissen und Publikationen aus
-
5
demAuslandaufdieEntwicklungvonQualitätskriterienund-standardsinDeutschlandließensichandieser
Stelle nicht rekonstruieren.Angesichts derVielzahl Standard
setzenderDokumenteundderdezentralen Weiterentwicklung stellt sich
folglich die Frage, wie ein Verständigungsprozess
übergemeinsameQualitätskriterienumsetzbarist.
DieweiteregezielteEntwicklungvonQualitätsstandardssetztdasWissenumdieProblemlagen,Ein-stellungen,
Bedürfnisse und Handlungspotenziale der Kosten- undMaßnahmenträger
voraus. Des-halb erschien eine Befragung von Vertreter_innen dieser
Organisationen notwendig.
EinwichtigerZusatzeffekteinerBefragungwarzudemdieSensibilisierungfürdasThemaQualitätsentwicklung
indenHandlungsfeldernderÜbergewichtsprävention.
1.2 Projektziele
DasProjektverfolgtedasübergeordneteZiel,dieVoraussetzungen
füreinenStandardisierungspro-zesszuQualitätskriterieninderÜbergewichtspräventionbeiKindernzuerfassen.DieübergeordneteZielperspektivewarinmehrereTeilzieleuntergliedert(vgl.Abb.1).
ImMittelpunktstandzunächstdieErmittlungorientierungsleitenderQualitätsstandardsderKosten-und
Maßnahmenträger bei der Entwicklung und Durchführung von Maßnahmen
zur
Überge-wichtspräventionbeiKindern(Ziel1).DafürwarendievondenKosten-undMaßnahmenträgerntat-sächlich
genutzten Standard setzendenDokumente von Interesse (Teilziel 1).
Daneben sollten
vondenAkteurendesUntersuchungsfeldesBedarfeundWünschenachVereinheitlichungderQualitäts-standards
indergesundheitlichenPrimärpräventiongleichermaßenermitteltwerdenwiediePräfe-renzenmit
Blick auf eine kooperative Entwicklung
gemeinsamerQualitätsstandards.
DesWeiterensolltenInformationenzudenEinstellungenzuQualitätswettbewerbinderPrimärpräventionseitensder
Kosten- undMaßnahmenträger eingeholt und vorhandene Ressourcen
sowie
Unterstützungs-undFörderungsbedarfebeiderQualitätssicherungidentifiziertwerden(Teilziel2).DasabschließendeZiel
bestand inderAnalysederDatenundderDokumentationdes
theoretischenundempirischenVorgehens(Ziel2).
Abb.1:Projektziele
Ziele IndikatorenzurMessungderZielerreichung
Ziel1
ErmittlungderorientierungsleitendenQuali-tätsstandardsderKosten-undMaßnahmenträ-gerbeiderEntwicklungundDurchführungvonMaßnahmenzurÜbergewichtspräventionbeiKindern
Teilziel1
ErmittlungdervondenKosten-undMaßnah-menträgerntatsächlichgenutztenStandardsetzendenDokumente
AbstimmungderzentralenAkteur_innenmitdemBMG
TelefonischeBefragungvonVertreter_innenderrelevantenKosten-undMaßnahmenträger
-
6
Teilziel2
EinschätzungvonBedarfenundWünschenderKosten-undMaßnahmenträgernachVerein-heitlichungderQualitätsstandardsinderge-sundheitlichenPrimärprävention
InterviewsmitausgewiesenenExpertinnenundExpertenderMaßnahmenträger
ErmittlungvonPräferenzenderKosten-undMaßnahmenträgermitBlickaufeinekooperati-veEntwicklunggemeinsamerQualitätsstan-dardsverschiedenerOrganisationen
InformationenzudenPräferenzenderMaß-nahmenträgerimHinblickaufdieAufsichtüberdieQualitätinderPrimärprävention
InformationenzudenEinstellungenzuQuali-tätswettbewerbinderPrimärpräventionsei-tensderKosten-undMaßnahmenträger
ErmittlungvonvorhandenenRessourcensowieUnterstützungs-undFörderungsbedarfenbeiderQualitätssicherung
EinstellungenzuspezifischenStandardsinderÜbergewichtspräventionbeiKindern
Ziel2
ZusammenfassendeAnalyse Projektbericht
1.3 ProjektstrukturundVerantwortlichkeiten
Prof. Dr. Gesine Bär und Prof. Dr. Anja Voss hatten die
Projektleitung, -koordinationund -organisation inne. Dazu gehörten
die Planung undWeiterentwicklung der Aufgaben und Ar-beitsabläufe,
die Projektablaufkontrolle inkl. der gesetztenMeilensteine und
Leistungen sowie
dieVerwaltungderprojekteigenenInfrastruktur.WährenddieKoordinationadministrativerAngelegen-heitenmit
demMittelgeber primär im Verantwortungsbereich von Frau Prof. Dr.
Bär angesiedeltwar, oblag FrauProf.Dr.VossdieKoordinationmit
derVerwaltungderASH.Die Finanz- undRes-sourcenplanung wurde
gemeinschaftlich erstellt und umfasste die Planung interner
Budgetierunggemäß der Finanzpläne und im Falle der
Finanzplanabweichung die Abstimmungmit dem
Zuwen-dungsgeberundderDrittmittelverwaltungderHochschule,EinleitungvonMaßnahmenwieMittel-umwidmung,MittelverschiebungoderProjektverlängerung.DiewissenschaftlicheEbenewurdevonbeiden
Leiterinnenmit den entsprechenden Expertisen in
unterschiedlichenWissenschaftsdiszipli-nen,KontaktenzuverschiedenenScientificCommunitiesundSchwerpunkten
inmethodischenVer-fahrenabgedeckt.
-
7
DiewissenschaftlichenProjektmitarbeiter_innenDr.MichaelNoweskiundMariaIhm(M.A.)führtendie
projektierten Erhebungs- und Auswertungsschritte durch.WährendMaria
Ihm die Logistik
derInterviewsorganisierteundkoordinierte,dieKommunikationmitdenInterviewpartner_innen
inne-hatteundeinigederInterviewsführte,wurdedieMehrzahlderExpert_innengesprächevonDr.Mi-chaelNoweskigeführt.IndenZuständigkeitsbereichderwissenschaftlichenMitarbeiter_innenfielenneben
administrativen Tätigkeiten zudem die computergestützte Auswertung
des erhobenen
Da-tenmaterialsunddieProjektdokumentation,wozuu.a.dieUnterstützungbeiderErstellungdesAb-schlussberichtessowiedieVorbereitungvonPublikationengehörten.Die
studentischeMitarbeiterin Laura Fricke unterstützte die
Projektleitung und die wissenschaftli-chenMitarbeiter_innen bei
allen anfallenden, allgemeinen Aufgaben im Projekt, insbesondere
beider Verwaltung des Interviewmaterials und der Organisation und
Koordination der Interview-Transkription. Außerdemwirkte sie bei
der Datenerhebung und -auswertung sowie der
ErstellungvonDokumentationenundPublikationenmit.
2 Erhebungs-undAuswertungsmethodik
UmorientierungsleitendeQualitätsstandardsderKosten-undMaßnahmenträgerbeiderEntwicklungundDurchführung
vonMaßnahmen zurÜbergewichtsprävention bei Kindern sowie die damit
ver-bundenenProblemeundspezifischenBedarfeinderTiefeerfassenzukönnen,wurdedasqualitativeInterviewgewählt.DieDatenerhebungerfolgteinFormteilstandardisierterExpert_innen-InterviewsaufBasiseinesLeitfadens.DasqualitativeVorgehenentsprachdemfokussiertenproblemzentriertenInterview
(PZI).DasErhebungsverfahrendesPZIbotdieMöglichkeitdesDialogs
zwischen
Intervie-wer_inundExpert_in.DenTeilnehmer_innenwurdeAnonymitätzugesichert.
2.1 Feldzugang
DasSamplingfürdieDurchführungderqualitativenInterviewssollte20Expert_innenumfassen.DieserschieneinederKürzederProjektlaufzeitangemesseneundrealistischeGrößezusein.Umdiean-gestrebten20Interviewsführenzukönnen,erschienesnotwendig,Vertreter_innenvonmindestens90Organisationeneinzuladen.
IneinemerstenSchrittwurdeeinSetrelevanterOrganisationenaufderBasisexternerListenerstellt.DabeiwurdeaufdieOrganisationenrekurriert,diebereits
imVorgängerprojekt„QuAK“BezügezurÜbergewichtspräventionbeiKinderngezeigthatten:
•
MitgliederlistedesDeutschenVereinsfüröffentlicheundprivateFürsorge•
MitgliederlistederBundesvereinigungPräventionundGesundheitsförderung•
Mitgliederliste der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen
Medizinischen Fachgesell-
schaften•
ListedereingeladenensachverständigenOrganisationenzurErörterungdesReferentenent-
wurfs eines Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und
der Prävention am26.11.2014imBundesministeriumfürGesundheit
•
ListederOrganisationen,dieschriftlicheStellungnahmenzurErörterungdesReferentenent-wurfs
eines Gesetzes zur Stärkung der Gesundheitsförderung und der
Prävention
am26.11.2014imBundesministeriumfürGesundheiteingebrachthaben
DieausdiesenListenausgewähltenOrganisationenwurdendurchweitereergänzt.Diezwölfgesetz-lichen
Krankenkassenmit denmeistenMitgliedern und der Spitzenverband der
gesetzlichen Kran-
-
8
kenkassenwurdenvorgesehen,umdieSichtweisederKostenträgerzuerfassen.WeiterhinwurdenOrganisationen
aufgenommen, die bei ähnlichen Projekten als sprachfähig zum
ThemaQualität
inderPrimärpräventionaufgefallenwaren(vgl.Wrightetal.2012;Grossmann/Noweski2016).Darun-terwarenOrganisationen,dieimVorgängerprojektQuAKdurchbesondersgehaltvolleStandardset-zendeDokumenteherausragten(Bäretal.2016a:Tab.3).DiesoerstellteListewurdeentsprechendfolgenderEin-undAusschlusskriterienselektiert:
Einschlusskriterien
• BezugzurgesundheitlichenPrimärprävention•
BezugzurÜbergewichtspräventionbeiKindernnichtauszuschließen
Ausschlusskriterien:
• KeinBezugzurÜbergewichtspräventionbeiKindernanzunehmen•
LandesebeneundkommunaleEbenezurückgestellt,wennBundesebenevorhanden
WieandenAusschlusskriterienerkennbar ist,
lagderSchwerpunktzunächstaufAkteurenderBun-desebene. Diese
Prioritätwar nicht allein demUmstand geschuldet, dass die kurze
ProjektlaufzeitnureinebegrenzteAnzahlvonExpert_innen-Interviewszuließ.Vielmehrwaranzunehmen,dasssichan
einem Verständigungsprozess über Qualitätsstandards vorwiegend
Akteure der
Bundesebenebeteiligenwürden.Eswarabervorgesehen,dieseBefragungsteilnehmer_innenselektivdurchOrga-nisationenderLandesebenezuergänzen,wennHinweiseaufbesondereKompetenzenzuMaßnah-menqualitätundPraxiserfahrungenzumobengenanntenHandlungsfelderkennbarwerdenwürden.ZudemwurdendieLandesvereinigungenfürGesundheitapriorialswichtigeingeschätzt,weilsiealsintermediäreOrganisationenzwischenBundes-undLandesebenesowie
lokalerPraxisebenefungie-ren.AuchbeidengesetzlichenKrankenkassenwurdenregionalorganisierteAOKenangesprochen,dahiermaßgeblicheigenePräventionsmaßnahmenund-programmeunterstütztwerden.
Im zweiten Schritt erfolgte die Kontaktaufnahme zu den
ermittelten Organisationen über ein An-schreiben.
InhaltdesSchreibenswareineKurzbeschreibungdesForschungsanliegenssowiedieAn-fragenacheinemodereinergeeignetenInterviewpartner_in
innerhalbder
jeweiligenOrganisation.ZusätzlichwurdedemBriefeinFlyer,miteinerKurzdarstellungdeszugrundegelegtenVorgängerpro-jektes,
beigefügt. Dieses Anschreibenwurde postalisch an 92 Organisationen
und Akteure der
zu-sammengestelltenSamplinglisteversendet.AdressiertwurdejeweilsdieGeschäftsführungoderderGeschäftsvorstand.Bei14Organisationenwarbereitsbekannt,welcherExperteoderwelcheExper-tinder/diegeeigneteAnsprechpartner_inist.ZudiesenPersonenwurdederKontaktpersönlichperTelefonoderE-Mailaufgenommen.ZumTeilreagiertendiepostalischodertelefonischangefragtenPersoneneigeninitiativundmeldetensichdirektfüreineTerminvereinbarung,andereübermittelteneineAbsage.
Der dritte Schritt umfasste die telefonische Kontaktaufnahme zu
den postalisch angeschriebenenOrganisationen.FürdiesenSchrittwurde
imVorfeldeinGesprächsleitfadenformuliert.DasZielderTelefongesprächemit
den Ansprechpartner_innen bestand darin, die relevanten
Expert_innen derOrganisationen, die eine Beteiligung signalisiert
hatten, zu identifizieren. Das heißt, das
SamplingwurdenebenderdirektenAnsprachevonExpert_innendurchGatekeepergeneriert(Reinders2005:139ff.),diez.B.aufweiterepotentielleExpert_innenverweisenkonnten.AußerdemwurdedieListeder
zu befragendenOrganisationenwährend der Interview-Phase im Sinne
einer induktiven
Stich-probenziehungnachdemSchneeballprinzipergänzt.Dasheißt,
Interviewteilnehmer_innenwurdennachweiterenmöglichen
Interviewpartner_innen gefragt, andere hingegenwurden
zurückgestellt,
-
9
da ihreAktivitätenundKompetenzeneher
imBereichderPraxisebene(z.B.DurchführungvonKur-sen) lagen (Reinders
2005: 141 f.). Im Rahmen des telefonischen Nachfassens erklärten 32
Ex-pert_innenihreBereitschaftaneinemInterviewteilzunehmen.AufgrundderbegrenztenProjektres-sourcenundderunerwartethohenTeilnahmebereitschaftdesFeldeskonntennichtalleinteressier-tenAkteur_innenindieBefragungeinbezogenwerden.
IneinemviertenSchrittwurdendiezubefragendenInterviewpartner_innenaufderBasisdesvorabdefiniertenExpert_innenstatus
festgelegt (vgl.Kap3.1.1).Dafürwurdezunächstdas
fürdieBeant-wortungder Forschungsfragen relevanteExpert_innenwissen
festgelegt.Dieser Schritt hatteeiner-seits Einfluss auf die Auswahl
der geeigneten Expert_innen, denn die Arten des verfügbaren
Ex-pert_innenwissenssindimFalledervorliegendenStudieinderRegelengandieberuflichenPositio-nenundErfahrungenderBefragtengebunden.AndererseitswirktsichdieFestlegungdesfokussier-tenExpert_innenwissensaufdieGestaltungdes
Interviewleitfadensaus.NachPrüfungderPassungzwischendemvorabfestgelegtenExpert_innenstatusunddenjenigenAkteur_innen,dieBereitschaftzurInterviewteilnahmesignalisierthatten,wurdendiejenigenPersonen,diedemPassungsverhältnisamwenigsten
gerechtwurden oder bei denen sich ein Interviewtermin logistisch
oder zeitlich
alsschwieriggestaltete,ausdemSamplingrausgenommen.Schlussendlichwurden23Interviewsmit27Expert_innen
aus unterschiedlichenOrganisationstypen geführt. Sowaren sowohl
Vertreter_innenvon Wohlfahrtsverbände und Gebietskörperschaften als
auch von Sozialversicherungsträgern,
Be-rufs-undFachverbändenvertreten(vgl.Abb.2).
2.2 Expert_innenstatus
ZurbestmöglichenBeantwortungderForschungsfragenwaresentscheidend,
innerhalbderOrgani-sationen die richtigen Gesprächspartner_innen zu
finden. Dies machte eine Definition des
Ex-pert_innenstatusnotwendig.FürdiegezielteEntwicklungvonQualitätsstandards
inderPräventionvonÜbergewichtbeiKindernsolltedievorliegendeStudiespezifischesundvertiefendesWissenumdieProblemlagen,Einstellun-gen,
Bedürfnisse und Handlungspotentiale der Kosten- undMaßnahmenträger
hervorbringen.
AusdiesemGrundlagderFokusvorrangigaufdemHandlungswissenderbefragtenAkteureundAkteu-rinnen.DaessichbeimVerständigungsprozessumQualitätsstandardsinderÜbergewichtspräventi-onbeiKindern
jedochumeinenorganisationsübergreifendenProzesshandelt,war
fürdieseStudiegleichzeitig das Funktionswissen der
Interviewpartner_innen von Bedeutung.
DementsprechendwurdendieFragenimInterviewleitfadensogestaltet,dassdieBefragtenangeregtwurdenzubeidenWissensformenAuskunftzugeben.NachMeuser/Nagel(2009)verfügteinExperteodereineExpertinüberWissen,„dassiezwarnichtnotwendigerweise
alleine besitzt, das aber doch nicht jedermann in dem
interessierenden
Hand-lungsfeldzugänglichist“(Meuser/Nagel2009:467).Der/dieExpert_insollteeine,
inder jeweiligenOrganisation typische Problemperspektive oder
-theorie sowie typische
Entscheidungsstrukturenrepräsentieren(vgl.ebd.:469).Weiterhinist
lautMeuser/Nagel(2009)ExperteoderExpertin„werin
irgendeinerWeiseVerantwortung trägt
fürdenEntwurf,dieAusarbeitung,die
Implementierungund/oderdieKontrolleeinerProblemlösung,unddamitübereinenprivilegiertenZugangzuInforma-tionenüberPersonengruppen,Soziallagen,Entscheidungsprozesse,Politikfelderusw.verfügt“(ebd.:470).
AndieseÜberlegungenanschließendwurdederExpert_innenstatusfürdasvorliegendeProjektwiefolgtdefiniert:
-
10
AlsExpertebzw.ExpertinwurdensolchePersonengesehen,dieüberHandlungswissenumalltäglicheArbeitsabläufe,KommunikationundInteraktionindiesemHandlungsfeldverfügensowieüberFunk-tionswissen,
als ein durch Erfahrung und Qualifizierung erworbenes,
organisationsübergreifendesWissen,überdieformalenEntscheidungsstrukturenbeidenMaßnahmen-undKostenträgern.Hand-lungswissenmeintindervorliegendenStudiedasWissenumformaleundinhaltlicheAbläufe,bezüg-lichdesHandlungsfeldesderQualitätsstandardsinderPrimärprävention,innerhalbdereigenenOr-ganisationbzw.hinsichtlichdereigenenberuflichenPosition.Funktionswissenmeint:DasWissenumthematischeundinstitutionalisierteVerbindungenundZusammenhängezuanderenOrganisationenim
Handlungsfeld des primärpräventiven Qualitätsdiskurses, d.h.
organisationsübergreifendesWis-sen,umformaleundinhaltlicheAbläufeimgenanntenHandlungsfeld.
Expert_innen innerhalb der Organisationen waren Personen, die
übergeordnetes Wissen um
dieUmsetzungvonverschiedenenPräventionsmaßnahmenhatten,aberselbstnichtaufderEbenederpraktischenUmsetzungvonprimärpräventivenMaßnahmentätigwaren.MöglicheberuflichePositi-onen
der Expert_innen in den jeweiligen Organisationen sollten
Qualitäts-, Präventions- oder
Set-tingbeauftragte_r,Beauftragte_rfürGesundheitsförderungoderGesundmanagement,dieGeschäfts-führung,Vorstandvorsitzende_roderähnlicheFunktionensein.
2.3 Sampling
DerRücklaufaufdieInterviewanfragewarunerwartethochundeslagen32EinwilligungenfürInter-viewtermine
vor. Aufgrund der kurzen Projektlaufzeit und der Planung von 20
Interviews
konntejedochnichtmitallenInteressierteneinInterviewgeführtwerden.
InderZeitvonJunibisSeptember2016wurdenbundesweit26InterviewsmitExpert_innen,welcheinrelevantenOrganisationen
imHandlungsfeldderPrimärpräventiontätigsind,durchgeführt
(Abb.2).
Von den insgesamt 26 geführtenBefragungen konnten 23
audiodigital aufgezeichnet,
transkribiertundausgewertetwerden.InzweiFällenkonnteaustechnischenGründenkeineAufzeichnungange-fertigt
werden und in einem Fall wurde die Aufzeichnung nicht gewünscht.
Von diesen drei
Ex-pert_innenbefragungenwurdenallgemeineAussagenprotokolleangefertigt,die,
zwaraufgrundderhohenAbweichungdesDatenmaterialtypsnichtindeninhaltsanalytischenAuswertungsprozessein-bezogenwerdenkonnten,aberfürdieInterpretationdenDatenkorpusergänzten.
Abb.2:VerteilungderinhaltsanalytischausgewertetenInterviewsaufOrganisationstypen
Organisationstyp Interviews AnzahlPersonenWohlfahrtsverbände 3
4Gebietskörperschaften 9 10Sozialversicherungsträger 4
5Berufsverbände 4 5Fachverbände 3 3 23 27
Die beruflichen Positionen der Interviewten entsprachen
durchgängig denen der Ex-pert_innendefinition (Kapitel 2.2).
Sowurden indenOrganisationsgruppen
Interviewpartner_innennachReputationundfolgenderStellenpositionenbefragt:dreiGeschäftsführungen,dreiVorstands-vorsitzende
oder -mitglieder, 11 Fachreferent_innen für Qualitätsentwicklung,
-management, -
-
11
sicherung, Gesundheitsförderung, Gesundheit oder Prävention,
fünf Fachgruppen- bzw. Ressortlei-ter_innen
fürGesundheitsförderung, PräventionoderQualitätsmanagement,
dreiGeschäftsstellen-mitarbeiter_innen oder Projektverantwortliche
sowie zwei Fachsprecher_innen für Kinder- und
Ju-gendgesundheit(Abb.:3).AlleBefragtenverfügtenüberHandlungswissen.DasFunktionswissenkor-reliertemitderDauerderBetriebszugehörigkeit.NaturgemäßäußertensichBefragtederFachebeneüberwiegend
zu gesundheitswissenschaftlichen Sachfragen. Befragte der
Leitungsebene äußertensichüberwiegendzupolitischenProzessen.
Abb.3:BeruflichePositionenderBefragten
Geschäftsführungen 3
Vorstandsvorsitzendeoder–mitglieder 3
Fachreferent_innenfürQualitätsentwicklung,-management,-sicherung,Gesundheitsförderung,GesundheitoderPrävention
11
Fachgruppen-bzw.Ressortleiter_innenfürGe-sundheitsförderung,PräventionoderQualitäts-management
5
Geschäftsstellenmitarbeiter_innenoderProjekt-verantwortliche
3
Fachsprecher_innenfürKinder-undJugendge-sundheit.
2
Bei einigen Organisationen erforderte der vorab definierte
Expert_innenstatus Schwierigkeiten.Ihnen war es nicht möglich nur
einen/eine Mitarbeiter_in zu finden, welche_r dieser
Ex-pert_innenanfrage gerechtwird,weshalb siemehrere
Geprächspartner_innen zur Verfügung
stell-ten.DieForscher_innenmusstensichindiesenFällendenBedingungendesFeldesanpassenundvierGruppeninterviews
mit zwei bis drei Interviewpartner_innen führen. Die befragten
Expert_innenberichtetenvonEinstellungenundHandlungsressourceninOrganisationen,diezurPrimärpräventionbei
Kindern arbeiten. Diese Organisationen sind eine kleine Stichprobe
einer deutlich größerenGrundgesamtheit.DieAuswahl
istnichtrepräsentativ.Sie ist
jedochvonvorabdefiniertenKriteriengeleitet.DiesefolgenddemErkenntniszweckderUntersuchung(vgl.Byrne2001).DieAusgewähltensind
typisch für die Grundgesamtheit und erlauben zumindest eine
begrenzte Generalisierung
derAussagenaufdieEinstellungenindennichtbefragtenOrganisationen(vgl.Merkens1997:98).DabeibestandeinZielderZusammenstellungdarin,diegesamteBreitedesSpektrumsverschiedenerAk-teurezuerfassenindemindenrelevantenMerkmalenmaximalkontrastiertwurde(PrinzipderVari-anzmaximierung:Patton2002).DieWahrscheinlichkeit,fürdieFragestellungbedeutsameInformati-onennichtzuerheben,solltedadurchminimiertwerden(Reinders2005:134ff.).ZielpunktwardiesogenanntetheoretischeSättigung,d.h.mitderAuswertungderStichprobesämtlicheEigenschaftenderOrganisationen
sichtbar zumachen. Eine größere Stichprobe hätte keineweiteren
theoretischrelevantenUnterschiedeoderÄhnlichkeitenaufgedeckt.MitderGrößedervorliegendenStichprobekonntedie
theoretischeSättigung jedochnichterreichtwerden.Bis
zumAbschlussderDatenerhe-bungkamenmit
jedemInterviewneueAspektehinzu.DiesehoheVarianzderAkteursperspektivenlässt
sich auf das breite Spektrum, der in dieUntersuchung
einbezogenenOrganisationstypen,
zu-rückführen.BeiderDefinitionderStichprobewurdendeduktiveund
induktiveSampling-Technikenkombiniert(vgl.Reinders2005:136ff.).
-
12
2.4 Datenerhebung
Die Daten der vorliegenden Studie wurden mit dem
Erhebungsinstrument des Ex-pert_inneninterviews generiert. Nach
einer intensiven Auseinandersetzungmit dem Spektrum dermöglichen
Erhebungsmethoden erschien dieses Instrument als imbesonderenMaße
geeignet, umgewinnbringendeDaten zur Beantwortungder
Forschungsfragen zu erhalten. Es sollte spezifischesWissen,
verschiedener Expert_innen aus unterschiedlichen Organisationen
erhoben werden.
(vgl.Flick2012:216,270;vgl.Meuser/Nagel2009:466).
DasAnliegenderStudie,diePerspektivenundPositionenderrelevantenOrganisationenundAkteu-re,bezüglicheinesVerständigungsprozesseszuQualitätskriterieninderÜbergewichtspräventionbeiKindern,zuerfassen,konnteeingelöstwerden,indemInterviewsmitgeeignetenRepräsentant_innender
Organisationen geführt wurden. Dabei wurden die Befragten in ihrer
spezifischen
beruflichenFunktion,nichtinihrerFunktionalsPrivatpersonadressiert.SiekonntenorganisationstypischeProb-lemtheorien,
Lösungswege und Entscheidungsstrukturen wiedergeben. (vgl. Meuser/
Nagel 2009:469)
DerPretestwurdeindreiInterviewsvonzweiProjektmitarbeiter_innenmitjeweilseinemExpertenbzw.einerExpertindurchgeführt.DenExpert_innenwarderEntwurfdesGesprächsleitfadensvorabzugesandtworden.DieserhattesichimGesprächbewährt.AufgrundderErfahrungenindiesenGe-sprächenunddenHinweisender
Expert_innenwurdendieAnordnungder Items leichtmodifiziertund
kleinere Ergänzungen vorgenommen. Wegen der hohen Qualität der drei
Interviews wurdendieseindieAuswertungeinbezogen.
DieBefragungenwurdenvon
insgesamtdreiProjektmitarbeiter_innengeführt.AufdenerstenMit-arbeiter
entfielen19, aufdie zweiteMitarbeiterindreiunddiedritteein
Interview.Die
InterviewswurdenjeweilsvoneinemodereinerInterviewer_inalleinmoderiert.
IneinemFall(Pretest)warenzweiInterviewer_innenanderGesprächsführungbeteiligt.DieForscher_innenführten19InterviewsinpersönlichenGesprächenbeidenBefragtenvorOrtdurchundvierInterviewsfandentelefonischstatt.DieOptiondertelefonischenBefragungmussteindiesenFällengenutztwerden,dasieexplizi-terWunschderzubefragendenAkteur_innenwarodereinTreffenausverschiedenenorganisations-technischenGründennichtmöglichwar.Eshatsichgezeigt,dassdieGesprächsführungbeiTelefon-interviewsfürden/dieInterviewer_inetwasschwierigerwar,dadieMöglichkeit,denKontaktdurchnonverbaleKommunikationaufrechtzuerhalten,wegfiel.DennochunterschiedsichdieQualitätdesauf
diese Weise generierten Datenmaterials nicht gewichtig von den
übrigen Daten, weshalb
dieTelefoninterviewsunbedenklichindieAuswertungeinfließenkonnten.
Das zentrale Steuerungsinstrument für denAblauf der
Interviewsbildete der Leitfaden (Anlage
1).IhmkameineSteuerungsfunktionmitBlickaufdieGesprächsinhalteundihreAbfolgesowiezurbes-serenVergleichbarkeitdesDatenmaterialszu.InallenInterviewswurdedergleicheGesprächsleitfa-denverwendet.DasichdasErkenntnissinteressedervorliegendenStudieaufdiePerspektivenundEinstellungenderimHandlungsfeldrelevantenAkteureundAkteurinnenbezüglichdesDiskurseszu
-
13
übergreifendenQualitätskriterieninderÜbergewichtspräventionbeiKindernrichtete,warderInter-viewleitfadeninfolgendeOberthemengegliedert1(Abb.4):
Abb.4:GliederungdesInterviewleitfadensnachOberthemen
DerInterviewleitfadenwurdeindeneinzelnenInterviewsflexibeleingesetzt,dadieGesprächsdyna-mik
möglichst nah an den spontanen Erzählabsichten der Befragten
orientiert bleiben sollte.
AufdieseWeisekonntegarantiertwerden,dasssichalleInterviewpartner_innenindervonihnenbevor-zugtenthematischenReihenfolgeundzuallenrelevantenForschungsthemendesvorliegendenPro-jektes
geäußert haben. Es entstand, trotz der vielen unterschiedlichen
Akteursperspektiven, eineVergleichbarkeitzwischendenInterviews.
IneinemletztenArbeitsschrittvorderDatenauswertungtranskribierteeineexternbeauftragtePer-sondie23Audiodateien.
2.5 Datenauswertung
Das Ziel der vorliegenden Studie war es, spezifische
Perspektiven, Themen und Aspekte aus
demDatenmaterialherauszufiltern.EssollteeinempirischfundierterGesamtüberblicküberdiemomen-taneSituationunddieaktuellenEinstellungenvon
imHandlungsfeld relevantenAkteurenmitBlickauf einen
Verständigungsprozess zu Qualitätskriterien in der
Übergewichtsprävention bei
Kindernentstehen.UmdiesemAnspruchgerechtwerden zukönnen,wurdedas
Interviewmaterial
theorie-undregelgeleitetsowiemethodischkontrolliertausgewertet.DafürwurdedieAuswertungsmethodederqualitativenInhaltsanalysenachMayring(2015)alsgeeignetausgewählt.DiesesVorgehenzeich-netsichdadurchaus,dassesnichtnurdieAufdeckunggegenstandsbezogenerEinzelfaktoren,
son-dernauchdieKonstruktionmöglicherZusammenhängezwischenunterschiedlichenFaktorenermög-licht.AusdemgesamtenDatenmaterialwurdenzunächstthemenbezogeneundfürdieForschungs-fragenrelevanteTextsegmenteunterdefiniertenKodeüberschriftengesammelt.InweiterenArbeits-schrittenwurdendiezudenKategoriengehörendenTextsegmenteparaphrasiertundabschließendkategorienbezogenzusammengefasst.(Mayring2015:99).
VondendreimöglichenAnalysetechniken(vgl.ebd.)wurdezumeinenmitderZusammenfassung
gearbeitet,diedasZielverfolgt,das
Interviewmaterialsozuabstrahieren,dasssowohlwesentliche
1DerausführlicheGesprächsleitfadenbefindetsichimAnhangdiesesBerichts(Anlage1).
1BedeutungvonQualitätsstandards
2FormulierungvonQualitätsstandards
3Aufsicht
4StandardsetzendeDokumente
5Kinderübergewicht
6Schluss
-
14
Inhalte erhalten bleiben als auch gleichzeitig ein
übersichtlicher ‚Datenfundus‘ angelegt werdenkann, der der
Übersicht über das Datenmaterial dient. Zum anderen wurde die
Struktur ierung
eingesetztundmitHilfevonvorabfestgelegtenKategorienbzw.CodeswurdedasInterviewmaterialsystematischeingeschätztundanalysiert(ebd.).
Ein Qualitätskriterium der inhaltsanalytischen
Auswertungsmethode nach Mayring (2015)
bestehtdarin,dasszuBeginneinsystematischesundstrukturiertesAblaufmodelldesAuswertungsprozessesfestgelegtwird
(vgl.ebd.:61 ff.,103
ff.).OrientiertanzweiVorlagen(ebd.:98,Abb.14;ebd.:104,Abb.16)wurdefürdasvorliegendeProjektdasfolgendeindividuelleAblaufmodellzusammengestellt(Abb.5):
Abb.5:AblaufmodellderDatenanalyse
AblaufmodellderDatenanalyse
1 FestlegungderAnalyseeinheiten
ImerstenAuswertungsschrittwurdenfolgendeAnalyseeinheitenbestimmt:
• Die Kodiereinheit: DerminimalsteMaterialbestandteil,welcher
ausgewertetwerdendurfte,wareininhaltlichbedeutsamerNebensatz.
• Die Kontexteinheit: Der größte Materialbestandteil, welcher
ausgewertetwerden durfte, war eine vollständige,
sinnzusammenhängende Antwortse-quenz.
•
DieAuswertungseinheit:DasgesamteDatenmaterial,bestehendaus23Inter-viewsmit27Expert_innen,wurdenacheinanderausgewertet.
2 DeduktiveFestlegungderinhaltlichenHauptkategorien
DerzweiteAnalyseschrittumfassteeinehypothesengeleiteteFestlegungderzukodie-renden
Hauptkategorien sowie die Zusammenstellung des
Kategoriensystems.Wei-terhinwurdenDefinitionenundKodierregelnzudeneinzelnenKategorienformuliert.
3
ErsterMaterialdurchlauf,ÜberarbeitungdesKategoriensystems,Fundstellenkodierung
-
15
ImdrittenArbeitsschrittwurdevonzweiMitarbeiter/inneneinersterDurchlaufdurchdasgesamteDatenmaterialvorgenommen.DabeiwurdenthematischrelevanteText-segmentezudenformuliertenHaupt-undUnterkategorienzugeordnet.
LießensichbestimmteTextsegmentezukeinerderdeduktiventwickeltenKategorienzuordnen,wurdenweitere
induktiveKategorien,
einschließlichderDefinitionenundKordierregeln,gebildet.
AmEndediesesArbeitsschritteswardasKategoriensystemmitfolgendendeduktivenundinduktivenOberkategorienabschließendfestgelegt2:
Kategoriensystem(Oberkategorien)
1 BedarfvonübergreifendenQualitätsstandards
2 BereitsvorhandeneQualitätsstandards/Prozesse
3 Verbindlichkeit/FreiwilligkeitderQualitätsstandards
4
EinschätzungderMöglichkeitenbezüglichderEntwick-lungvonQualitätsstandards
5 ProzessderFormulierungvonQualitätsstandards
6
EigeneMitwirkungbeiderEntwicklungvonübergreifen-denQualitätsstandards
7 StandardsetzendeDokumente
8 Vernetzung/Kooperation
9 Kinderübergewicht
10 Förderbedarfe
4 ZweiterMaterialdurchlauf,Überprüfung,
Der zweite Durchlauf durch das gesamte Datenmaterial, umfasste
die ÜberprüfungderkodiertenTextsegmenteunddieNachkodierungder
induktivenKategorien,wel-che imerstenDurchlauf entstanden
sind.Dabeiwurden jeweils die kodierten
Tran-skriptedes/deranderenMitarbeiter_ingeprüft.
5 Überarbeitung
DerfünfteArbeitsschrittbeinhalteteeineletztegegenseitigeÜberprüfungderkodier-tenTextstellen.
6 ParaphrasierungdesextrahiertenMaterials
AndiesemsechstenAnalyseschrittwarendreiMitarbeiter_innenbeteiligt.Diekodier-tenTextsegmentewurden
zunächst, zusammenhängendzur jeweiligenKategorie, inExcel-Tabellen
exportiert. Anschließend erfolgte die Paraphrasierung der
einzelnen
2EinausführlichesKategoriengerüstmitOber-undUnterkategorienbefindetsichimAnhangdiesesBerichts(Anlage3).
-
16
Textsegmente.
7 ZusammenfassungproKategorie
In diesem Arbeitsschritt wurden die paraphrasierten Aussagen der
Inter-viewpartner/innen, innerhalbder
jeweiligenKategorien,zusammengefasst,
reduziertundgeneralisiert.AufdieseWeisekonntendieKernaussagensowiedieGewichtungderAntworten
zuden jeweiligenKategorienausdemDatenmaterialextrahiertwer-den.
8 ZusammenfassungderErgebnisse
Abschließendwurden die Resultate aus allen Kategorien zu einem
Endergebnis derStudiezusammengefasst.
DieseArbeitsschrittewurden
inderZeitvom26.09.2016bis28.10.2016vonzwei,bei
späterenAr-beitsschrittendreiMitarbeiter_innen,inwechselseitigerKontrolleundReflektion,durchgeführt.DieDatenauswertungwurdecomputergestützt,mitHilfederSoftwareMAXQDA12,vorgenommen.
ZusammenfassungundZielerreichungbeiderErhebung
ImRahmendesProjekteswurdendieeingangsformuliertenZieleerreicht:Eswurden23Interviewsmit27Akteur_innengeführtundsomitdieZielmarkevon20übertroffen.An
jedemInterviewnah-men ein oder mehrere sachkundige Akteur_innen des
Untersuchungsfeldes teil, die die
jeweiligeOrganisationangemessenvertretenkonntenundüber
internesOrganisationswissenverfügten.Diedrei ursprünglich als
Pretest angelegten ersten Interviews konnten aufgrund ihrer hohen
QualitätunddergeringenVeränderungamLeitfadendesign
indieAuswertungeinbezogenwerden.
ImFor-schungsprozesstratenlediglichkleinereProblemeauf,sodasszweiInterviewsaufgrundtechnischerProbleme
nicht aufgezeichnetwerden konnten. Eine Interviewperson lehnte den
Audio-Mitschnittab.Die Interviewswurdensomitnicht
inhaltsanalytischausgewertet,aber
inFormvonProtokollenbeiderInterpretationderErgebnissemitberücksichtigt.
-
17
3 Durchführung,Arbeits-undZeitplan
DerArbeits-undZeitplandesProjektskonnteentsprechendderprojektiertenZeitfensterumgesetztwerden:
Abb.6:ProjektierterArbeits-undZeitplan
2016
Jun Jul Aug Sept Okt Nov
KontaktaufnahmezumFeldundVorbereitungderErhebungsphase:-FestlegungdesSamplings-Pretests-AnschreibenanpotentielleExpert_innen-LogistischePlanungderInterviews-EntwicklungdesInterviewleitfadens
Feldphase:-DurchführungderExpert_inneninterviews
AuswertungundInterpretationderInter-views
DokumentationderErgebnisseineinemschriftlichenProjektbe-richtfürdenAuftraggeber
EntsprechendderProjektplanungwurdeindererstenPhase,vonJunibisJuli2016,derKontaktzumFeldaufgenommensowiedieErhebungsphasevorbereitet.IndieserArbeitsphasewurdendasSamp-ling
festgelegt, der Expert_innenstatus definiert, der
Interviewleitfaden entwickelt sowie drei
Pre-testsdurchgeführtundanalysiert.Der Leitfadenhatte sichbereits
beimersten
Interviewbewährt.NachdemdrittenInterviewwurdeeretwasgekürztundeineeinheitlicheEinleitungdes
Interviewsfestgelegt.NeuaufgenommenwurdedieFrage,welcheStandardsetzendenDokumenteinderOrga-nisation
rezipiert wurden undwelche von diesen Vorbildfunktion für die
Entwicklung der
eigenenStandardshaben.ImVergleichzudeno.g.Zielen(vgl.Abb.1)wurdenimLeitfadenfastalleTeilzielemit
direkten Fragen angesteuert. Lediglich die
FragenachdenRessourcenbzw.Unterstützungsbe-darfenfürQualitätsentwicklungwurdenichtdirektabgefragt,dadierelevantenAspekteinderRegelbereitsausdemGesprächüberdenBedarfübergreifenderStandardsergabenundausdemGesamt-gesprächrekonstruierbarwaren.
WeiterhinerstelltedasProjektteamindieserPhaseeinAnschreiben,welchesimRahmendererstenKontaktaufnahme
zumFeld andie imHandlungsfeldder Primärprävention
relevantenOrganisatio-nenversendetwurde.ImAnschlussandiepostalischeVersendungderAnschreibenerfolgtedietele-fonischeKontaktaufnahme
zudenangeschriebenenAkteurenundAkteurinnen.Das Ziel
diesesAr-beitsschritteswares,diegeeignetenExpert_inneninnerhalbderOrganisationenzuidentifizierenund
-
18
bestenfallsInterviewterminezuvereinbaren.MitderlogistischenPlanungderInterviewsendetedieersteProjektphase.
DerÜbergangzurFeld-bzw.Erhebungsphasegestaltetesich
fließend.Erste
Interviewswurdenbe-reitsimJuni2016geführt.DieKernphasederDatenerhebungbildetederMonatAugust2016,letzteInterviewswurden
im September 2016 geführt,womit diese Projektphase zeitplangemäß
zumAb-schlusskam.AufgrunddeshohenTeilnahmeinteressesdesFeldeswurden
indieserPhase26 Inter-viewsgeführt,
vondenen23aufgezeichnetwerdenkonnten.DamitwichdieAnzahlder
geführtenInterviews,vonderAnzahlder20ursprünglichgeplantenInterviews,umsechszusätzlicheInterviewsab.
DiedritteProjektphasekonnte,nachdemdieerstenInterviewdatenerhobenwaren,bereitsparallelzurzweitenbeginnen.UmdieDatenfürdiespätereAuswertungnutzbarzumachen,transkribierteeineexternbeauftragteFachkraftdieAudiodateieninderZeitvonAnfangSeptemberbisMitteOk-tober
2016.Hierbei handelt es sich umeineAbweichung vomprojektierten
Zeitplan, denn
eswarvorgesehen,dassdieTranskriptederInterviewsbereitsbisEndeSeptember2016vollständigvorlie-gen.ZudemwarendieForscher_innenimMonatAugust2016nochsehrintensivmitderDatenerhe-bungbefasst,sodasmitdenerstenAuswertungsschrittenerstimSeptember2016,nichtwiegeplantbereitsimAugust2016,begonnenwerdenkonnte.DiesezeitlicheVerzögerunglässtsichmitderzuranfänglichen
Planung nach oben abweichenden Datenmenge begründen. Dennoch gelang
es
denForscher_innendiedritteProjektphasezeitgerechtzumAbschlusszubringen.SowarenEndeOkto-ber2016alleAuswertungs-sowieInterpretationsschrittedurchlaufenunddieUntersuchungsergeb-nissekonntenindenProjektberichtaufgenommenwerden.
DieletzteArbeitsphasevonNovemberbisMitteDezember2016,diedurcheinekostenneutraleVer-längerungmöglichwurde,umfasstedieErstellungdesProjektberichtsfürdenAuftraggebersowiedieErstellungeinerSammelbandpublikationundeinerschriftlichenRückmeldungandieBefragungsteil-nehmer_innen.
4 Ergebnisse
DieDarstellungderErgebnisseorientiertsichimFolgendenandenobenformuliertenforschungslei-tendenFragenbzw.Projektzielen(vgl.Kap.1.2).
4.1
Bedarfe/ErfordernisseanTrägerübergreifendenStandardsfürMaßnahmenqualität
DieInterviewergebnissebestätigenhierdieBefundedesQuAK-Projektes,wonachsichderQualitäts-diskurszurÜbergewichtspräventionnicht
indenAnfängenbefindet,sonderndieTendenzeinerzu-nehmenden
Systematisierung vorliegender Standards bereits erkennbar ist.
Seitens der
BefragtenbestehteinepositiveGrundeinstellungzueinemVerständigungsprozessundInteresseanmehrVer-netzung.DieMehrheitderBefragtenäußerterheblichenBedarfanTrägerübergreifendenStandardsfürMaßnahmenqualität.VondenStandardsversprechensichdieBefragten
inersterLinieVorteile.Diesewerden z.B. in Synergien der
Beteiligtenmit Blick auf klare Zielperspektiven der
Aktivitätengesehen, aber auch inmehr Transparenzder
zahlreichenProgrammeundProjekte, in
fruchtbarenKooperationenundeinerbesserenPositionierungimWettbewerb.VoneinerbesserenNachweisbar-keitderQualitätderLeistungenkönntedieFinanzierungdesgesamtenFeldesPrimärpräventionpro-fitierenunddenFinanzierungsträgernwürdedieAuswahlunterdenAnbieternerleichtert.DieAnbie-
-
19
tervonMaßnahmenwiederumkönntensichleichterimWettbewerbpositionierenaberauchleich-ter
von den Lösungender anderen lernen - eine Position, die vor allem
vondenBerufsverbändenvertretenwird.IhreArbeitsbeziehungzudenFinanzierungsträgernkönnteeffizienterwerden,wenndiese
mehr an Standards gebunden und somit berechenbarer wären und
vergleichbare
KonzepteaufgrundderStandardisierungnichtimmerwiederneuentwickeltundbegründetwerdenmüssten.Ein_ebefragteExpert_inerhofftsich,dassdieDokumentebzw.Broschüren,dieindenletztenJahrenzum
Thema Qualitätssicherung veröffentlicht wurden, durch einige wenige
anerkannte Standard-werkeersetztwerden.DieserMeinungnach
reproduzierendieBroschüren stetsdieselben
Inhalte,ohnejedochdieHandelndenaufderPraxisebenezuerreichen.
Überdie geeignete Formeines gesteuertenKonvergenzprozessesund
seinegenauenZielebestehtjedochkeineeinheitlicheMeinung.ZudemsehendieExpert_inneneinigeFallstricke.AnvielenStel-len
in den Interviews sprechen sich die Befragten für eine
Praxistauglichkeit
derQualitätsanforde-rungenaus.ObwohlVertreter_innenvonMaßnahmennichtTeilderErhebungwaren,werdenunter-schiedlichePraxisfelderanwaltschaftlichvondenInterviewtenrepräsentiert.InsofernwärenfüreineWeiterentwicklungderKriteriendieunterschiedlichenPraxisfelderzuberücksichtigen,dadieärztli-chePraxissichbeispielsweisevonderPraxisinpädagogischenFeldernunterscheidet.
4.2 AktuellehandlungsleitendeStandardsetzendeDokumente
FürdieErhebungderEinschätzungenzuvorhandenenTrägerübergreifendenStandardswurdedenBefragtenimInterviewdieimQuAK-ProjekterstellteÜbersichtderalsrelevantidentifiziertenDoku-mente
vorgelegt (vgl. Anhang2 sowieBär et al. 2016b). In denGesprächenmit
denAkteur_innenkommt zum Ausdruck, dass wesentliche Vorarbeiten zu
Träger übergreifenden Standards
bereitsgeleistetwurdenunddiebislangverfügbarenStandardsetzendenDokumenteinTeilenbekanntsind.DerLeitfadendesGKV-SpitzenverbandeszurUmsetzungdesSGBV§20warallenAkteur_innenbe-kannt
(GKV-SV 2014). Insbesondere die Broschüre zu Kriterien guter Praxis
des
Kooperationsver-bundsgesundheitlicheChancengleichheitwirdhäufigpositivbewertet.Anerkennenderwähntwer-den
zudemdie Broschüren der BZgA (BZgA 2010) und die Kriterien guter
Praxis
(Kooperationsver-bund2015).AuchdiePrinzipienguterPräventionundGesundheitsförderungderBundesvereinigungPrävention
und Gesundheitsförderung sind überwiegend bekannt und finden,
soweit sie
wahrge-nommenwerden,vielZustimmung(BVPG2013).SiewerdenjedochzumTeilalszuabstraktangese-hen,alsdasssieeineHilfestellungwären.NichtallensinddieQM-ProgrammeQuint-EssenzundQIPbekannt
(GesundheitsförderungSchweiz2014,QIP2005),diezudemteilweisealszuaufwendig
fürdieAnwendungangesehenwerden.DieBroschürenderLandesvereinigungenfürGesundheit
fallenpositivauf(Goldetal.2014,LIGA.NRW2010).EinigederBefragtenäußerndieAuffassung,dassbis-langkeinedieserBroschürenaufderEbenederUmsetzungvonMaßnahmen(z.B.inKitaoderSchu-le)rezipiertwerde.
BereitsbestehendeTrägerübergreifendeStandardskonstatierendieBefragteninnerhalbdesstaatli-chen
Programms InForm, in welchem den einzelnen Projekten Vorgaben
gemacht werden.
DieStandpunktederBZgA,desKooperationsverbundsgesundheitlicheChancengleichheitunddesGKV-Spitzenverbands
zurMaßnahmenqualitäterscheinen
z.T.weitgehenddeckungsgleich.Ein_eVertre-ter_ineinesFachverbandswiderspricht
indiesemPunkt jedoch.NachdieserEinschätzungstimmendie Vorgaben von
BZgA und GKV-SV vor allem im Bereich „Setting-/Lebensweltansatz“
noch
nichtsoweitüberein,dassdieAnbieterhinreichendOrientierungüberdieErwartungenseitensdieserOr-ganisationenhätten.
-
20
Der Nutzen einer Standardisierung Träger übergreifender
Maßnahmen wird allerdings auch
mitSkepsisbetrachtet.DieseäußertsichzumeineninderBefürchtung,statischeStandardskönntendieQualitätsentwicklungaufderEbenedereinzelnenOrganisationenaberauchaufSystemebenebeen-den.Zumanderenwirdvermutet,dassTrägerübergreifendeStandardsüberflüssigwürden,wenndieEvidenz
der verschiedenenMaßnahmenkonzepte bzw. Präventionsprinzipien durch
Studien
hinrei-chendgeklärtwäre.DieBefragunghatgezeigt,dassaufderEbenedereinzelnenTrägerorganisatio-nen
bereits selbst entwickelte und formalisierte Qualitätssicherungs-
und Zertifizierungssystemebestehen. In der Regel haltendie
Befragten ihr System für sehr leistungsfähig. Sie
erwartennicht,dassdiesesdurchneueübergreifendeStandardsobsoletwird.Vielmehrerwarteneinige,dassandereihremBeispielfolgenundsichihreLösungzumVorbildnehmen.
4.3
Vernetzung,KooperationundgegenseitigeBezugnahmeunterdenAkteur_innen
UnterdenBefragten
istumstritten,obesfürÜbergewichtspräventionbeiKindernspezifischeStan-dardsgebensollte.Einerseitsscheintklar,dassdiegenerischenStandardsfürjedesHandlungsfeldinkonkreteHandlungsstrategienübersetztwerdenmüssen.Andererseitswirdbefürchtet,dassspezifi-scheStandardsdenkomplexenUrsachenvonÜbergewichtnichtgerechtwürdenundkomplexe
In-terventioneneherverhindern.NichtwenigeExpert_innenratenohnedieszuunspezifischerGesund-heitsförderung.
Auflösen lässt sich dieses Dilemma wohl nur durch Standards, die
spezifisch aufHandlungsbedingungen in einzelnen Settings und die
Ansprache einzelner Zielgruppen
eingehen,aberkeinenFokusaufKrankheitsbilderundRisikofaktorenbeinhalten,
sondern
jedesMaßnahmen-konzeptundauchunspezifischeGesundheitsförderungzulassen.WiedieMaßnahmenzukonzeptua-lisieren
sind,müsse laut den Aussagen der Befragten den Finanzierungs-
undMaßnahmenträgernanheimgestelltbleiben.Vondiesenkönnejedocherwartetwerden,dasssiediegesundheitswissen-schaftlicheEvidenzderverschiedenenKonzepteberücksichtigen.
Ein besseres Zusammenwirken erachten mehrere der Befragten als
notwendig. Es überwiegt
dieMeinung,dieOrganisationenimFeldarbeitetenbeiderFormulierungvonStandardszwarindieselbeRichtung,
jedochweitgehendunkoordiniert.
IntensivereVernetzungwürdebegrüßtundeswirdalswichtigerachtet,dassdieSettingakteureund-akteurinnenaneinemKonsolidierungsprozessbeteiligtwerdenoderwenigstensintensivzuihrenBedarfenundHandlungsbedingungenbefragtwerden.DieBefragtenfordernaußerdempraxistauglichereundübersichtlichereFormate.Vieleplädierendafür,Entscheidungsspielräume
auf der operativen Ebene zu bewahren und keine starren Vorgaben
zumachen, die eineAnpassungderMaßnahmen an lokaleVoraussetzungenund
individuelle
BedarfesowiediePartizipationderSetting-Akteurestören.MangelndeFlexibilitätistinBezugaufStandardi-sierungdieeinzigehäufiggenannteBefürchtung.
Das Veranstaltungsformat einesWorkshops wird dem einer Konferenz
vorgezogen. Von einer Zu-sammenkunft einer größeren Zahl von
Verbändenwerden nur sehr abstrakte Formulierungenmitfragwürdigem
Nutzen erwartet. Die Beteiligung vonWissenschaftler_innen wird
grundsätzlich
be-fürwortet,allerdingswirdderenBeteiligungaufgrundderz.T.fehlendenNähezurPraxisauchkritischgesehen.
Gleiches wird auch für Krankenkassen angemerkt. Andererseits wird
die Beteiligung
derKassenalssehrwichtigerachtet,damitesbeiderUmsetzungderStandardsnichtzuKonfliktenzwi-schenLeistungsanbieternundFinanzierungsträgernkommt.
-
21
4.4 DenVerständigungsprozessgestaltendeAkteureundAkteurinnen
BeiderFrage,werdieHauptverantwortungfürdenKonsensprozessübernehmensollte,streuendieAntwortensehrbreit.HäufigwirddieBZgAgenannt,weilsienebendenKassenundLeistungserbrin-gerneinerelativneutralePositioneinnimmt.GegendieBZgAwirdeingewandt,dasssieinihreArbeitbishernurgroßeVerbändeeinbinde.MehrmalswurdedieBVPGalsmöglicherModeratordesKon-sensprozessesangesprochen,wieauchdieMöglichkeit,dieQualitätsstandards
imRahmendesPrä-ventionsforumserarbeitenzulassen.AuchdieLandesvereinigungenfürGesundheitundderKoope-rationsverbundgesundheitlicheChancengleichheitwerden,unterVerweisauf
ihreDokumentezumThemaundaufihrePraxisnähe,genannt.ZweiBefragungsteilnehmer_innenwareswichtig,dassdieIndustrie,beispielsweisedieLebensmittelindustrie,ausgeschlossenbleibt,weildiesenichtnuraberinsbesonderedieVerhältnispräventionbehindere.
4.5
HerausforderungenfürdieweitereVereinheitlichungvonStandards
Gute Umsetzungschancen etwaiger neuer Standards werden seitens
der Befragten erwartet. DieStandardisierung wird zumindest in der
Individualprävention bzw. im Kursbereich als bereits
weitentwickelteingeschätzt.DievorfindlichenDokumentezumThemawerdenalsgutesAusgangsmate-rialangesehen,ausdemsicheinqualitativ
zufriedenstellenderKonsens synthetisieren
lassensollteundeinigeQualitätskriteriengelten
inzwischenalsgutetabliert.MitBlickaufdieSettingsKinderta-gesstätteundGrundschulesindlautdenBefragtendreiPunktebesonderszubeachten:Erstenbeste-hen
in beiden Einrichtungen bereitsQualitätsmanagementsysteme. Ein
zusätzlichesQualitätssiche-rungsinstrumentwirdalsnichtvermittelbarangesehen.VielmehrmüsstederAspektderQualitätssi-cherunginderPrimärpräventionindievorhandenenStrukturenundRoutinenintegriertwerden.DasseibeidenQualitätsmanagementsystemenderTrägerindenKindertagesstättensowiedengesetzli-chenRegelungenfürKindertagesstättenbereitsteilweisegeschehen.IndenSchulenhingegenkaum.ZweitenswerdendieKindertagesstättenundSchulendurchLandesgesetzeundkommunaleBehör-den
reguliert.Dasbedeutet,dieRegulierungssystemevariierennachLändernunddieVerankerungneuerStandardsbedarfderMitwirkungderBehördenindenLändernundKommunen.DrittenssindAkzeptanzundWirkungderbislangvorhandenenStandardsetzendenDokumenteaufderEbenederpraktischHandelndenalsgeringeinzuschätzen.VielederBefragtenmahnenfürneueStandardsda-herPraxisnähean.FernerwiesenzweiderBefragtendaraufhin,dassdieBegrifflichkeiten
imZugeeinerStandardisierungnocheinmalgenauzuklärensind,damitfalscheodermissbräuchlicheInter-pretationenderStandardsminimiertwerden.
4.5.1
PrioritäreInhaltederStandardsPrioritäreInhaltederStandardssolltennachMeinungderInterviewpersonenunspezifischeGesund-heitsförderung,Verhältnisprävention,
langeProjektlaufzeitenunddieVerstetigungbewährterMaß-nahmensein.EswirdderWunschnachEvidenzbzw.WirksamkeitsnachweisenzudenverschiedenenMaßnahmenkonzepten
formuliert. Im Fall der Übergewichtsprävention bei Kindern wird
auch
dieAnsichtvertreten,dassspezifischeStandardswenighilfreichseien,dadieUrsachenfürÜbergewichtkomplexundvonKindzuKindverschiedenseien.
ImFallederPrimärpräventionsinddie
jeweiligenindividuellenRisikofaktorennichtohneerheblichenAufwandzuermitteln.Dahersindinderprimär-präventivenVermeidungvonkindlichemÜbergewichtsowohlaufindividuelleralsauchpopulations-bezogener
EbeneMaßnahmen zur unspezifischen Gesundheitsförderungmonokausal
begründetenKonzepten vorzuziehen. Standards für unspezifische
Gesundheitsförderung machen
demzufolgeStandardsfürprimärpräventiveÜbergewichtspräventionbeiKindernüberflüssig.
-
22
4.5.2
SettinggrenzenalsHerausforderungenfürallgemeineStandardsDerAbstraktionsgradmöglicherneuerStandardsistnachAnsichtderBefragtenalsSchlüsselproblemanzusehen,welchesgelöstwerdenmüsste,bevoreinstrukturierterKonsensprozessstattfindenkann.DerOrientierungswertsehrabstrakterStandardswirdalszugeringangesehen.InsbesondereaufderEbenederpraktischenUmsetzungwirdderRufnachkonkreterAnleitunglaut,beispielsweisedurchChecklisten.DiesemüsstenandieBedingungenimjeweiligenHandlungsfeldangepasstsein.Eswirdauch
bezweifelt, dass diese Anpassung bei Settingprojekten gelingen
könne, da jede Lebensweltkomplex sei undkeineder anderengleiche.
Sowird seitensderBefragtenvon spezifischenFestle-gungen in
Standards störende Einschränkungen bei operativen Entscheidungen
erwartet.
HierscheinteinDilemmavorzuliegen,dasimRahmenderInterviewsnichtaufzulösenwar.MehrereBe-fragte
sprechen sich dafür aus, Träger übergreifende Standards nur
generisch bzw. auf
abstrakterEbenezuformulierenunddieÜbersetzunginHandreichungenfürMaßnahmenträgerundSettingak-teuredenTrägerndesSettings,beispielsweiseWohlfahrtsverbänden,undlokalenMultiplikatorenzuüberlassen.
4.5.3 VerbindlichkeitDieVerbindlichkeit
vonQualitätsstandardswirdnachAuffassungderBefragtenalswünschenswerterachtet.EinigegrundsätzlicheStandardssolltenallebeteiligtenOrganisationeneinhalten.Gleichzei-tigwird
jedochbetont,dassaufderEbenederAnbieterundpraktischHandelndengenugEntschei-dungsfreiraumbleibensollte,dieMaßnahmenandielokalenVoraussetzungenunddieindividuellenBedarfe
derMaßnahmenteilnehmer anzupassen. Dies gilt insbesondere bei
Settingprojekten.
Teil-weisewerdendetaillierteregesetzlicheVorgabenfürhilfreichundmachbargehalten.EineIntensivie-rungdergesundheitsbehördlichenAufsichtüberPräventionsmaßnahmenscheintderzeitkeinThemazusein.EinAnsatzpunktzumehrVerbindlichkeitwirdz.B.daringesehen,diegesetzlichenGrundla-genüberZieleinderfrühenBildungderLänderzuergänzenunddieManagementsystemederWohl-fahrtsverbändeweiterzuentwickeln.VerbindlicheStandardssehendieBefragtenbislangvorallemimBereichderGKV.VertreterderKassengebenan,fürsieseiendieVorgabendesLeitfadensPräventiondesGKV-SVbindend.Vertreter_innenderLeistungsanbietersehensichnachEinführungderZentra-lenPrüfstellePrävention(ZPP)imJahr2014sogarmiteinemZulassungssystemkonfrontiert,zumin-destimSegmentderIndividualprävention.Dasbedeutet,KassenvergütendenAnbieternvonKursenlediglich
noch die Umsetzung zertifizierterMaßnahmenkonzepte. Die
Zertifizierungspraxis der ZPPwird inden
InterviewszumTeilalszubürokratischkritisiertund fachlich
infragegestellt.EineAus-weitung ihrer Zuständigkeit auf den
Settingbereich wird folglich abgelehnt.Mit Blick auf das
Ant-wortverhaltender Expert_innenüberwiegt der Eindruck, dass die
BeteiligtendieVorteile
vonVer-bindlichkeiterkennen,jedochinsbesonderedieAnbieteraufabsehbareZeiteinesettingangemesse-neFormderRegulierung,alsoEmpfehlungenundBeispieleguterPraxis,
vorziehen.Alternativwirdfürmöglch gehalten, sichnur
abstraktenundnicht
sanktioniertenDokumentenwiedenPrinzipienderBVPGanzuschließen.FürmehrVerbindlichkeitfehltihnennochderakzeptableStandard.DieseristauchdurchdenLeitfadenPräventionbislangnichtgegeben,dermehrfachfachlichkritisiertwur-de.MeistgehteshierbeiumdieHürden,diedurchBerufs-oderBasisqualifikationenfürdieSetting-akteureentstehen.
-
23
5 DiskussionderErgebnisse,Gesamtbeurteilung
Die
InterviewergebnissebestätigendieBefundedesQuAK-Projektes,wonach
sichderQualitätsdis-kurszurÜbergewichtspräventionnichtindenAnfängenbefindet,sonderndieTendenzeinerzuneh-mendenSystematisierungvorliegenderStandardsbereitserkennbarist.BeidenBefragtenallerOr-ganisationen
besteht eine positive Grundeinstellung zur Standardisierung
derMaßnahmenqualitätdergesundheitlichenPrimärpräventionundsiesignalisieren
InteresseanmehrVernetzungundder(Weiter-)EntwicklungundVerständigungübergemeinsameStandardsfürMaßnahmenqualität.Dieswird
nicht zuletzt durch die unerwartet große Bereitschaft zur
Interviewteilnahme seitens der Ak-teur_innenuntermauert.
Die existierendenDokumentewerden als geeignete Grundlage für
denVerständigungsprozess er-achtet.Wie
imProjektQuAKzeigensichverschiedeneQualitätsdiskurse
indenInterviewdaten.Be-stätigenlässtsichderBefund,dassdieseDiskurserelativunverbundennebeneinanderstehen.Jedochtrittklarerhervor,dassdieTrennungwenigerzwischeninhaltlichenundformalenQualitätserforder-nissenverläuft,sondernverschiedeneinhaltlicheDiskurssträngenebeneinanderexistieren.BeispielehierfürsindderspezifischaufAdipositasundÜbergewichtbezogeneDiskurs,derallgemeinezuPri-märpräventionundGesundheitsförderungsowieverschiedenesetting-undhandlungsfeldbezogeneStränge,wiediezurKita-undSchulqualitätzeigen(vgl.Anlage4).
Interessant isthierbei,dassdiebefragtenAkteur_innenalle
imQualitätsdiskurs stehenund
selbst-bewusstihrePerspektivenvertreten.DieinihremHandlungsfelderarbeitetenStandardsscheinenfürdeneigenenArbeitskontextorientierendundhandlungsleitendzusein.BeieinerWeiterentwicklungwerdenvorallemfolgendeDilemmatabzw.derenAuflösungalsHerausforderungformuliert:
-
AbstraktiongegenüberspezifischerundpraxisnaherAusformulierungFürdieAbstraktionspricht,dasshierineinKonsenszwischendenverschiedenenQualitätsanfor-derungen
erreichbar scheint und auch für eine weitere Qualitätsverbesserung
von Präventionund Gesundheitsförderung prinzipiell für sinnvoll
erachtet wird. Allerdings scheint die wissen-schaftliche Basis in
Bezug auf die komplexe Verflechtung von
gesundheitlichenDeterminantenhierfürnochnichtausreichendzusein,daindenInterviewsdeutlichdieSorgeeinerunangemes-senenVereinfachungzumAusdruckgebrachtwird.DaherwirdalsdierichtigeAbstraktionsebenediederSettingsbetrachtet.DabeiwerdenallerdingsweitereHürdensichtbar.
-
AusdifferenzierteKatalogegegenüberChecklistenmitwenigenzusammengefasstenKriterienDieBreitedervorgefundenenQualitätskriterienzeigtan,dasseseinenBedarfandifferenziertemÜberprüfenvonQualitätgibt.JedocherweisensichnurkompakteChecklistenmitwenigenKrite-rienalspraxistauglich.DiesemögenaberfürunterschiedlicheHandlungsfeldervariieren.
-
InterdisziplinärgeltendeKriteriengegenüberfachspezifischemQualitätsverständnisGeradeimBereichderbildungs-undgesundheitsbezogenenSettingswirddeutlich,dasseszwi-schen
expliziten Gesundheitsthemen und pädagogischem Selbstverständnis
kein deckungsglei-ches Qualitäts- und Förderverständnis eines
gesunden Aufwachsens gibt. Fokussieren die Ge-sundheitsakteur_innen
auf spezifische Qualitätserfordernisse für gesundheitsbezogene
Hand-lungsfelderwieErnährung,BewegungoderauchSprachentwicklungundspezifischeKrankheits-phänomenewieAdipositasoderAD(H)S,sosetzendiepädagogischenBerufeanderallgemeinenKompetenzentwicklungfüreingesundesAufwachsenan,aneinemKlimaderWertschätzung,der
-
24
BefähigungunddesentdeckendenLernens.InderLiteraturfindensichsogarBelegedafür,dassPädagog_innen
inBezugauf
ihrGesundheitshandelndemeigenenBildungsverständnisundderRessourcenorientierung
wiedersprechen und sich eher „einer trainingsorientierten und
beleh-rendenEinführung“bedienen (BeKi/GBB2016:30).Bemerkenswert
ist,dassmitderFokussie-rungaufexpliziteGesundheitsthemenoffensichtlicheinevereinfachendeundaneinemehertra-ditionellenGesundheitserziehungsverständnisorientierteVorgehensweiseverbundenwird.Diesschwingtauch
inzahlreichenAussagen inden
Interviewsmit,wiedieErgebnisdarstellungobengezeigt hat. Dieses
traditionelle Bild von Gesundheitsförderung und Prävention
erstaunt,
weilsichzumindestkonzeptionellindenletzten30JahrenmitderWHOOttawaChartaderGesund-heitsförderungeinVerständnisdurchgesetzthat,dasSelbstbestimmung,KompetenzentwicklungunddieVerbesserungderLebensumweltenindenBlickgenommenhat;einVerständnisalso,daseineengeVerwandtschaftmitpädagogischerFachlichkeitpflegt.DieswirdzwarindenReferenz-rahmen
zur „guten gesunden Kita“ (vgl. Voss/ Viernickel 2016) oder „guten
gesunden Schule“(vgl. Brägger/ Posse 2007) auchdeutlich, scheint
aber nicht der Praxiserfahrungunserer
Inter-viewpartner_innenzuentsprechen.DieseDifferenzzwischenKonzeptionundgelebterPraxisweistaufeinenweiterenBruchhin,derinderStudiezumAusdruckkommt.Erkorrespondiertmitdem,wasKaba-Schönstein
inAnleh-nung an die WHO-Konferenz von Nairobi 2009 die
„Umsetzungslücke“ in der von
Ottawa-geprägtenGesundheitsförderungnennt(vgl.Kaba-Schönstein2017).UnsereGesprächspartner_innenreagierenaufdiesenwahrgenommenenBruchvonKonzeptionundUmsetzungspraxis,indemsiesichskeptischgegenübereinemweiterenintensivenundvoll-ständigenAbgleichvonausdifferenziertenStandardsetzendenDokumentenzeigen.
IhrWunschnachgutvermittelbaremHandwerkzeugfürSetting-Akteureistdeutlich,auchwennesgleichzei-tigeineSensibilitätvorzustarkenVereinfachungengibt.DiesführtzueinemweitereninderStu-diesichtbarenDilemma.
Qualitätsstandardskönnen,daszeigendieBefragungsergebnisse,nurgemeinsammitdenjeweiligenVerbändenundSetting-Akteur_innenetabliertwerden.MaßnahmenundderenQualitätssicherungs-bemühungensolltenandieVoraussetzungenderHandlungsfelderundjeweiligenSettingsangepasstsein.FürdieÜbergewichtspräventionbeiKindernbedeutetdieszuvorderst,diebildungspolitischenRegulatorenunddieTrägerderBildungseinrichtungeneinzubinden.HiersolltedasDilemmader
in-terdisziplinär geltendenKriteriengegenübereinem
fachspezifischenQualitätsverständnisüberwun-den werden und eine
stärkere Verknüpfung gesundheits- und bildungswissenschaftlicher
Diskurseangestrebtwerden(vgl.auchHoffmann-Steuernageletal.2016).ExistierendeReferenzrahmenz.B.zur„GutengesundenKita“(vgl.Voss/Viernickel2016)scheinen(noch)nichtderPraxiserfahrungderInterviewpartner_innenzuentsprechen.
Zudem sollte vor demHintergrund der im Präventionsgesetz
gesetzlich vorgenommenen
StärkungvonlebensweltbezogenerGesundheitsförderungundPräventionderSettingansatzauchfürdasAn-wendungsfeld
der Prävention von kindlichem Übergewicht weiterentwickelt werden
(vgl. Quilling,Dadaczynski&Müller2016).Für dieweitere
Standardisierungdes Feldes stellt sich primär die
FragenachderGestaltung
einesKonvergenzprozesses,dadieserwahrscheinlichkeinSelbstläuferseinwird.Dabeisolltendieeigenlo-gischenPerspektivensowiesozialrechtlicheundträgerspezifischeKriterienderAkteursgruppenstär-kerzurKenntnisgenommenwerden.DieQualitätsentwicklungunddieKonsentierungvonQualitäts-
-
25
kriteriensind
füreinigeOrganisationenderPrimärpräventionzunehmendRoutineprozesse,die
im-merhäufigervonderLeitungs-aneine
imAusbaubefindlicheFachebene(z.B.Multiplikator_innen)delegiertwerden.
MitBlickaufdieErarbeitungunddieweitereAnschlussfähigkeitkönnenvorallemdievonderBZgAvorgelegten
Standardisierungenbeispielgebend sein, etwa für denderzeit
vomBundesministeriumfürGesundheit(BMG)aufgelegtenFörderschwerpunktzurÜbergewichtspräventionbeiKindern,aberauchfürdieWeiterentwicklungdesLeitfadensfürPräventiondesGKV-Spitzenverbandes(vgl.Bäretal.2016a).
AufeinerstrukturellenEbenestelltdasPräventionsgesetz(PrävG)diebeteiligtenAteur_innenvordieHerausforderung,sichindenverändertenStrukturenzuorientieren.DurchdasPräventionsgesetzisteinEntwicklungspfaduntergesetzlicherNormierungunddesAufbausvonSelbstverwaltungsstruktu-reneingeschlagenworden.DiebefragtenOrganisationenorientierensichgegenwärtigindenverän-derten
Strukturen. Soweit ihnen durch §§ 20ff. SGB V neue Aufgaben und
Funktionen
übertragenwurden,versuchensiediesengerechtzuwerden.InderBefragungwurdedeutlich,dassdieinhaltli-chenSchwerpunktsetzungendesGesetzesweiterhinumstrittensind.DieKritik,wiesiebeidenAnhö-rungenbereits
artikuliertwurde, bestehtweiterhin. ZudembestehtUnzufriedenheit,
insbesonderebeidenFach-undBerufsverbänden,
zurArbeitsweisederZentralenPrüfstellePrävention,wiewohlsichderGKV-SVumNachbesserungenbemüht,wasbeidenbetroffenenVerbändenanerkanntwird.DieseGemengelagebindetRessourcenbeidenVorständenundGeschäftsführungenaberauchdenFachreferaten
derOrganisationen,was derenMöglichkeiten, sich personell am in Rede
stehendenKonsensprozesszubeteiligen,einschränkt.
EineöffentlicheFörderungundstrukturelleRahmungenwiePräventionsforumund-konferenz,
dieLandesrahmenvereinbarungenunddasBeratungsangebotbeidenLandesvereinigungenfürGesund-heit
(„Multiplikatorensystem“) können den Qualitätsdiskurs weiter
formalisieren und
stabilisieren.DiebeteiligtenOrganisationenwerdensichwahrscheinlichmitBlickaufQualitätsanforderungenpo-sitionierenundlegitimierenmüssen.
InnerhalbdesQualitätsdiskursesexistierenverschiedeneinhaltlicheDiskussionssträngenebeneinan-der,soz.B.derspezifischaufAdipositasundÜbergewichtbezogeneStrang,derallgemeinezuPri-märpräventionundGesundheitsförderungsowieverschiedenesetting-undhandlungsfeldbezogeneStränge(Anlage4).Eszeichnetsichab,dassdie
imQualitätsdiskursstehendenAkteur_innendie inihrem Handlungsfeld
erarbeiteten Standards für den eigenen Arbeitskontext als
orientierend
undhandlungsleitendnutzen,dassaberauchträgerinterndieimeigenenFeldetabliertenQualitätsmaß-stäbenichtimmerinderPraxisebenezurGeltunggebrachtwerdenkönnen.HierkönnteeineMotiva-tion
der Träger liegen, sich für eine praxisnahe
gemeinsameWeiterentwicklung derQualitätsstan-dards einzusetzen.
Gesundheitswissenschaftlich gäbe es gute Argumente für eine
Spezifizierung –allerdingsscheintes
inderBreitederAkteurslandschaftzu
frühfüreinereinübergewichtsbezogenFokussierung.
Demgegenüber ist zu bedenken, dass mit einerWeiterentwicklung
der gesundheitswissenschaftli-chen Evidenz
verschiedenerMaßnahmenkonzeptemehr Erkenntnisse zur
inhaltlichenQualität
ver-fügbarseinundLeitlinienanBedeutunggewinnenwerden(vgl.Walter&Piegeot2016).DieseLeitli-niensind,
soweitvorhanden,heutebereits spezifisch
fürÜbergewichtspräventionbeiKindern.VondieserSeiteausließesichdieDebatteöffneninBezugaufeineninterdisziplinärenDiskurs,umsomit
-
26
zu einem gemeinsamen Begriff von gesundheitsrelevantem sozialen
Handeln für Settings und vul-nerableGruppen zu kommen.Mitder
Stärkungdieser inhaltlichenQualitätskriterienwäre imRah-men des
Verständigungsprozesses eine systematische Klärung, Priorisierung
und
RechtfertigungmöglicherMaßnahmenerreichbar,dieaufgemeinsamenethischenGrundsätzen,WertenundÜber-zeugungenvonAkteursgruppen,WissenschaftundPraxisberuhen.
AbschließendsollauffolgendeLimitationenderStudiehingewiesenwerden:
• Aufgrund der begrenzten Zahl der Interviews konnte die
Praxisebene und die kommunaleEbenenichtdirekteinbezogenwerden.
•
DerStreuungderInhaltederdurchgeführtenInterviewszeigtan,dassdieinhaltliche„Sätti-gung“derBefragungnochrelativgeringist.Esistmöglich,dassnichtalleSichtweisenderamDiskursbeteiligtenExperten_innenerfasstwurden.
• Trotz der sorgfältigen Auswahl der Expert_innen konnte immer
nur die Perspektive
einer,zwarfachkundigen,Einzelperson,nichtaberdiedergesamtenOrganisationerfasstwerden.
6 GenderMainstreamingAspekte
DiegeschlechterbezogenenAspektederGesundheits-undinsbesonderederÜbergewichts-undPrä-ventionsforschungfindenindemProjekteinegendersensibleBerücksichtigung.DasUntersuchungs-interesse
lag auf den Perspektiven und Einstellungen der im Handlungsfeld der
PrimärpräventionrelevantenAkteureundAkteurinnenzumVerständigungsprozesszuübergreifendenQualitätskrite-rieninderÜbergewichtspräventionbeiKindern.DazuwurdenInterviewsmitExpertenundExpertin-nendiesesFeldesgeführt.GeschlechterbezogeneAspektewurdeneinerseitsinBezugaufdasAuftre-tenvonÜbergewichtbeiKindernberücksichtigt.
DemnachistÜbergewichtbeiMädchenundJungenzwarähnlichstarkverbreitet,Unterschiedezeigensichaberz.B.unterBezugnahmeaufdensozialenStatus.AndererseitswarengeschlechterbezogeneAspektebeiderDatenerhebungund–auswertungstets
handlungsleitend. Sowurde bereits bei der Zusammenstellung des
Samplings im Sinne einergeschlechtergerechtenPerspektivedarauf
geachtet, dass
ExpertinnenundExpertengleichermaßenangefragtwurden.ImRahmenderDatenauswertungwurdendieAussagenvonMännernundFrauenstetsgleichgewichtetbehandelt.WährenddesgesamtenProjektverlaufsbestandeinforschungslei-tendesInteressedarin,einegeschlechterbezogenePerspektiveundeinereflektiertesowiedifferen-zierteSichtaufGeschlechtereinzunehmenunddiesenichtzustereotypisieren.Diegewähltemetho-dische
Vorgehensweise wurde auf mögliche Gender Bias und blinde Flecken im
Umgang mit ge-schlechterbezogenen Informationenüberprüft.
ImRahmenderErhebunghat sichgezeigt, dassdieDiskussion um
Qualitätsstandards in der Übergewichtsprävention bei Kindern
derzeit primär
ge-schlechtsneutralgeführtwird.DieswärebeieinemfortschreitendenStandardisierungsprozesswei-tergehend
zu differenzieren. Ebenso steht im Feld gesundheitsbezogener
Forschungsgebiete
einegeschlechtersensibleForschungimSinnederIntegrationderKategorie`Geschlecht‘nochaus.
-
27
7 VerbreitungundÖffentlichkeitsarbeitderProjektergebnisse
Kongress-/Workshopbeiträge
Voss,Anja/Fricke,Laura/Noweski,Michael/ Ihm,Maria/Bär,Gesine
(2017)
In:GesundheitBerlin-Brandenburge.V.(Hrsg.):DokumentationKongressArmut&Gesundheit,Berlin.
Bär,Gesine/Fricke,Laura/Ihm,Maria/Noweski,Michael/Voss,Anja(2017):StandardsetzendeDo-kumentederQualitätsentwicklung.ErgebnisseausdenProjektenQuAKundPräKiTzuQualitätsstan-dardsderÜbergewichtspräventionbeiKindern.Vortrag
inderUAG„GoodPractice“desKooperati-onsverbundes„GesundheitlicheChancengleichheit“am27.3.2017inKöln.
MitwirkungbeiFachgesprächenderanderenBMG-gefördertenProjekte
Fachgespräch zum Thema „Prävention von Übergewicht bei Kindern
und Jugendlichen“ am13.12.2016 in Bonn (Bundesministerium für
Gesundheit); Vortrag: Vorstellung und Diskussion
derProjektergebnisse(Prof.Dr.GesineBärundMariaIhm(M.A.))
ZweiterExpertenworkshop imRahmendesBMG-gefördertenProjektes
"BevölkerungsweitesMoni-toringAdipositas-relevanterEinflussfaktorenimKindesalter–Aufbau,ErgebnisseundEntwicklungs-möglichkeiten"am19.und20.Januar2017amRobertKoch-InstitutinBerlin(LiegenschaftGeneral-Pape-Straße62-66)(Prof.Dr.AnjaVoss)
Publikationen
Voss,Anja/ Ihm,Maria/Noweski,Michael/Bär,Gesine (
imDruck)Qualitätsdiskurs inderÜberge-wichtsprävention bei Kindern .
In: Quilling, Eike/Walter, Ulla/ Dadaczynski, Kevin (Hrsg.)
Überge-wicht im Kindes- und Jugendalter. Strategien und Praxis der
lebensweltbezogenen Prävention
undGesundheitsförderung(HogrefeVerlag)
Noweski,Michael/ Bär, Gesine/ Voss, Anja/ Ihm,Maria/ Fricke,
Laura (eingereicht):
Qualitätsstan-dardsinderPrimärprävention-dieExpertInnenbefragungPräKiT.PräventionundGesundheitsförde-rung.PressemitteilungenundInternetauftritte
EinträgeimASHNewsletterNr.3/16undNr.1/17
Voss,Anja/Bär,Gesine/Ihm,Maria/Noweski,Michael(2016):KindlichesÜbergewicht.ZweiStudienbeschäftigensichmitdenQualitätskriterienzurPräventionvonÜbergewichtbeiKindern.
In:Alice-DasHochschulmagazinderAliceSalomonHochschuleBerlin
.Ausgabe33/2016,S.74.
[onlinever-fügbarunterhttps://alice.ash-berlin.eu/fileadmin/Daten/alice-Magazin/2017/Alice_33_WEB_a.pdf]
Projektbeschreibung ASH Homepage: Verständigungsprozess zu
Qualitätskriterien in der Überge-wichtsprävention bei Kindern –
eine Träger- und Expert*innenbefragung (PräKiT):
Internet:http://www.ash-berlin.eu/forschung/forschungsprojekte/praekit/;Zugriff:11.11.2016
Flyer: Erstellung eines zusammenfassenden Projektflyers (inkl.
Hintergrund, Studiendesign und Er-gebnissen) für die Versendung an
die Befragungsteilnehmer_innen nach Abschluss des
ProjektessowiezurUnterstützungbeianderenöffentlichenAuftritten
-
28
8
VerwertungderProjektergebnisse(Nachhaltigkeit/Transferpotential)
DasProjekthatkeinedirektenAuswirkungenaufdieGesundheitsversorgung.EswerdenkeineneuenStrukturenetabliert.EineVerstetigungistnichtmöglich.DieErgebnisse
legennahe,dassförderndeEingriffe des BMG in den Konsensprozess zur
Formulierung Träger übergreifender Standards
fürMaßnahmenqualitätnicht zwingendnotwendigsind. Nur ineinem
Interviewwurdendetaillierteregesetzliche Festlegung in den §§ 20ff.
SGBV gefordert. Allerdings hat die Befragung auch gezeigt,dass der
Verständigungsprozess zur Standardisierung der Primärprävention
wahrscheinlich
keinSelbstläuferseinwird.EineöffentlicheFörderungundstrukturelleRahmungenwiedasPräventions-forum,
die Landesrahmenvereinbarungen und das Beratungsangebot bei den
LandesvereinigungenfürGesundheit(„Multiplikatorensystem“)könnenihnweiterformalisierenundstabilisieren.
DasBMGkanndenKonsensprozessunterstützen,indemesdiebeteiligtenAkteureermutigt,ihrEn-gagement
fortzusetzen oder auszubauen. Es kann das wichtige Programm InForm
fortsetzen undForschungsprojekte finanzieren. Es kann
zudempolitische Signale aussenden, dass die
notwendigeKooperationdergesundheitspolitischenundbildungspolitischenAkteure
imHandlungsfeldÜberge-wichtspräventionbeiKindernerwünschtistundVernetzungsinitiativenunterstützen,soweitdasaufderBundesebenemöglichundsinnvollist.Esistzuvermuten,dassdieVerbindlichkeitderStandardsz.B.durchdiePräventionsberichtederNationalenPräventionskonferenz(NPK),dieBundesrahmen-empfehlungunddieLandesrahmenvereinbarungenzunimmtunddieBeteiligtensichdieserDynamiknichtentziehenkönnen.
WennsichimKonvergenzprozesszunehmendverbindlichereStandardsentwickeln(sollen),sosolltedie
nächste Phase dieses Prozessesweniger konfrontativ gegenüber den
Praxispartnern sein, son-dern vielmehr im Dreieck von
Akteuren,Wissenschaft und Praxis und unter Berücksichtigung
derobenbeschriebenenDilemmatabearbeitetwerden.
DieErgebnissederBefragungermöglichenAnschlussfähigkeitz.B.
füreinerepräsentativeErfassungdesFeldes inseinerBreite
imRahmeneinerweiteren(qualitativoderauchquantitativangelegten)Untersuchung.
Zum anderen scheint eine Befragung derjenigen Akteur_innen
sinnvoll, die auf derPraxisebeneaktivsind.
Danksagung
WirdankendenMaßnahmen-undKostenträgernfürdieBeteiligungamForschungsprojektunddenExpert_innenfürdieInterviewsunddieBereitschaft,ihrWissenmitunszuteilen.
-
29
9 Literaturverzeichnis
Bär, Gesine/ Noweski, Michael/ Ihm,Maria/ Voss, Anja (2016a):
Übergewichtsprävention bei Kin-dern: Standard setzende Dokumente.
Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung –
Gesund-heitsschutz.Onlinefirst.DOI:10.1007/s00103-016-2450-4
Bär,Gesine/Noweski,Michael/Ihm,Maria/Voss,Anja(2016b):QualitätsstandardsinderPrimärprä-ventionvonÜbergewichtbeiKindern–EineBestandsaufnahme.Abschlussbericht.GefördertdurchdasBundesministerium
fürGesundheit aufgrundeinesBeschlussesdesDeutschenBundestages
imZeitraum:01.06.2015-30.03.2016.Berlin:ASH
BeKi/ GBB (Berliner Kita-Institut für Qualitätsentwicklung/
Gesundheit Berlin-Brandenburg) (2016):Was heißt hier eigentlich
gesund?Undwie können Kinder in ihremGesundsein
gestärktwerden?Ergebnisseder„Pilot-WirkungsstudiezurFörderungvonGesundheits-undBildungszielenfürKinderimAktionsraumPlusNeuköllnNord“.Berlin:BezirksamtNeuköllnvonBerlin
Brägger,Gerold/Posse,Norbert(2007):
InstrumentefürdieQualitätsentwicklungundEvaluationinSchulen(IQES).WieSchulendurcheineintegrierteQualitäts-undGesundheitsförderungbesserwer-den
können. Hrsg.: Landesprogramme Bildung und Gesundheit
Nordrhein-Westfalen, Hessen undSchweiz. h.e.p.-Verlag: Bern.
[Online verfügbar
unter:https://www.iqesonline.net/index.cfm?id=6a5a582c-e0c6-b4e6-23c2-7a8b70ed6115;
Zugriff am17.07.2017]
BVPG(BundesvereinigungPräventionundGesundheitsförderung)(2013):PrinzipienguterPräventionund
Gesundheitsförderung Leitbild der Bundesvereinigung Prävention und
Gesundheitsförderunge.V.Bonn:BVPG.
Byrne,M.M.(2001).Samplingforqualitativeresearch.AORNJournal,73(2),494-498.
BZgA (2010): Qualitätskriterien für Maßnahmen der
Gesundheitsförderung und
PrimärpräventionvonÜbergewichtbeiKindernundJugendlichen.Köln:BZgA.
Flick,Uwe
(2012):QualitativeSozialforschung.EineEinführung.RowohltsTaschenbuchverlag:Rein-bekbeiHamburg
GesundheitsförderungSchweiz(2014):QualitätskriterienfürProjekte.www.quint-essenz.ch
GKV-SV(GKV-Spitzenverband)(2014):LeitfadenPrävention.HandlungsfelderundKriteriendesGKV-SpitzenverbandeszurUmsetzungder§§20und20aSGBVvom21.Juni2000inderFassungvom10.Dezember2014.Berlin:GKV-SV.
Gold, Carola/ Bräunling, Stephan/Geene, Raimund/ Kilian, Holger/
Sadowski, Ute/Weber, Andrea(2014): Erfahrungen nutzen – Qualität
stärken. Aktiv werden für Gesundheit – Arbeitshilfen
fürkommunalePräventionundGesundheitsförderung,Heft5.Berlin:GesundheitBerlin-Brandenburg.
Grossmann, Beate/ Noweski, Michael (2016): Qualität in der
Primärprävention. Ergebnis-se einerMitgliederbefragung der
Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e. V.
Gesund-heitsökonomie&Qualitätsmanagement,21(3),163-167.
-
30
Hoffmann-Steuernagel,Sabine/Stange,NelaJ./Hirsch,Siri(2016).QualitätsentwicklungamBeispielAdipositaspräventioninKitas:Abschlussbericht.Kiel:LVGFSH
Kaba-Schönstein(2017):Gesundheitsförderung3:EntwicklungnachOttawa.In:LeitbegriffederGe-sundheitsförderung[onlineverfügbar:www.bzga.de/Leitbegriffe]
Kooperationsverbund (Kooperationsverbund Gesundheitliche
Chancengleichheit) (2015):
KriterienguterPraxisinderGesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten.KriterienfürgutePraxisdersozi-allagenbezogenen
Gesundheitsförderung des Kooperationsverbundes Gesundheitliche
Chancen-gleichheit.Berlin:KooperationsverbundGesundheitlicheChancengleichheit.
LIGA.NRW (Landesinstitut fürGesundheitundArbeitdes
LandesNordrhein-Westfalen) (2010): Pla-nungshilfe für eine
qualitätsgesicherte Umsetzung präventiver bzw.
gesundheitsfördernder
Maß-nahmenzurVermeidungvonÜbergewichtinNordrhein-Westfalen.Düsseldorf:LIGA.NRW.
Mayring, Phillip (2015): Qualitative Inhaltsanalyse. Grundlagen
und Techniken. 12.
ÜberarbeiteteAuflage.BeltzVerlag:WeinheimundBasel.
Merkens,Hans (1997): Stichprobenbei qualitativen Studien. In:
Friebertshäuser, Barbara/
Prengel,Annedore(Hrsg.)(1997):HandbuchQualitativeForschungsmethodeninderErziehungswissenschaft.Juventa:Weinheim,München;S.97-106.
Meuser,Michael/Nagel,Ulrike(2009):DasExperteninterview–konzeptionelleGrundlagenundme-thodischeAnlage.In:Pickel,Susanne/Pickel,Gert/Lauth,Hans-Joachim/Jahn,Detlef(Hrsg.)(2009):MethodendervergleichendenPolitik-undSozialwissenschaft.NeueEntwicklungenundAnwendun-gen.VSVerlagfürSozialwissenschaften:Wiesbaden;S.465-479.
Patton,M.Q.(2002).Qualitativeresearchandevaluationmethods.ThousandOaks,CA:Sage.
QIP(2005):Beurteilungsbogen.AngebotezurAdipositas-VersorgungfürKinderundJugendliche.Manuskript.
Quilling,Eike/Dadaczynski,Kevin/Müller,Merle(2016):SettingbezogenePräventionvonÜberge-wichtimKindes-undJugendalter.TheoretischeFundierung,EinflussfaktorenundInterventionspla-nung.In:Bundesgesundheitsblatt:publishedonline30.9.2016.
Reinders, Heinz (2005): Qualitative Interviewsmit Jugendlichen
führen. Ein Leitfaden.OldenbourgVerlag:München.
Voss,Anja/Viernickel,Susanne
(2016):GutegesundeKita:BildungundGesundheit
inKindertages-einrichtungen.PräventioninNRW,Heft65.UnfallkasseNordrhein-Westfalen:Düsseldorf.
Walter,Ulla/Pigeot,Iris(2016):UniverselleProgrammezurPrimärpräventionkindlichenÜberge-wichts.EinÜberblick.Bundesgesundheitsblatt–Gesundheitsforschung–Gesundheitsschutz.Onlinefirst.DOI:10.1007/s00103-016-2446-0
�
Wright, Michael T./ Noweski, Michael/Robertz-Grossmann, Beate
(2012): Qualitätsentwicklung inPrimärprävention und
Gesundheitsförderung. Befragung der Mitgliedsorganisationen der
Bundes-vereinigungPräventionundGesundheitsförderung.PräventionundGesundheitsförderung,7(1),11-17.
-
31
Anlagen
Anlage1:GesprächsleitfadenderExpert_innen-Interviews
Erkenntnisinteresse
VoraussetzungenfüreinenStandardisierungsprozessderMaßnahmenqua-lität
1BedeutungvonQualitätsstandards
1.1Brauchtdiege-sundheitlichePri-märpräventioninDeutschlandTrägerübergreifendeQuali-tätsstandards?
1.2Solltenesverbindli-cheMindeststandardssein,odersolltendieStandardsfreiwilligbleiben?
1.3IstdieerfolgreicheEntwicklungübergrei-fenderQualitätsstan-dardsrealistisch?WaswäreihresErachtenserreichbar?
2FormulierungvonQualitätsstandards
2.1DurchwelchesVerfahrensolltenTrä-gerübergreifendeQualitätsstandardsformuliertwerden?
2.2WelcheOrganisati-onensolltendazuwel-cheBeiträgeleisten?
2.3Wassolltendie
• Kassen
• Fachverbänd.
• LVG’n…
Dazubeitragen?
3Aufsicht
3.1SollteesmehrAufsichtüberdieQua-litätderMaßnahmengeben?
4StandardsetzendeDokumente
4.1WelcheStandardsetzendenDokumenteandererOrganisatio-nenfindenSiegelun-gen?WelchegebenIhnenOrientierung?
4.2KönnenSieunszumThemaQualitätsstan-dardseinDokumentausIhrerOrganisationemp-fehlen?
5Kinderübergewicht
5.1Werdendiever-schiedenenHand-lungsfelderderPri-märpräventionjeweilseigeneQualitätsstan-dardsentwickeln?
5.2WirddieÜberge-wichtspräventionbeiKinderneigeneStan-dardsentwickeln?
6Schluss
6.1HabenwirbeiunserenFrageneinenwesentlichenAspektübersehen?
-
32
Anlage2:ZentraleStandardsetzendeDokumente
BVPG(BundesvereinigungPräventionundGesundheitsförderung)(2013):PrinzipienguterPräventionundGesundheitsförderungLeitbildderBundesvereinigungPräventionundGesundheitsförderunge.V.Bonn:BVPG.
BZgA (2010): Qualitätskriterien für Maßnahmen der
Gesundheitsförderung und
PrimärpräventionvonÜbergewichtbeiKindernundJugendlichen.Köln:BZgA.
DOSB (2008): Qualitätskriterien zur Vergabe des Qualitätssiegels
SPORT PRO GESUNDHEIT. Frank-furt/Main:DOSB.
GesundheitsförderungSchweiz(2014):QualitätskriterienfürProjekte.www.quint-essenz.ch
GKV-SV(GKV-Spitzenverband)(2014):LeitfadenPrävention.HandlungsfelderundKriteriendesGKV-SpitzenverbandeszurUmsetzungder§§20und20aSGBVvom21.Juni2000inderFassungvom10.Dezember2014.Berlin:GKV-SV.
Gold, Carola/Stefan Bräunling/Raimund Geen/Holger Kilian/Ute
Sadowski/Andrea Weber
(2014):Erfahrungennutzen–Qualitätstärken.AktivwerdenfürGesundheit–ArbeitshilfenfürkommunalePräventionundGesundheitsförderung,Heft5.Berlin:GesundheitBerlin-Brandenburg.
Kooperationsverbund (Kooperationsverbund Gesundheitliche
Chancengleichheit) (2015):
KriterienguterPraxisinderGesundheitsförderungbeisozialBenachteiligten.KriterienfürgutePraxisdersozi-allagenbezogenen
Gesundheitsförderung des Kooperationsverbundes Gesundheitliche
Chancen-gleichheit.Berlin:KooperationsverbundGesundheitlicheChancengleichheit.
LIGA.NRW(Landesinstitut fürGesundheitundArbeitdes
LandesNordrhein-Westfalen)
(LIGA.NRW)(2010)PlanungshilfefüreinequalitätsgesicherteUmsetzungpräventiverbzw.gesundheitsfördernderMaßnahmenzurVermeidungvonÜbergewichtinNordrhein-Westfalen.Düsseldorf:LIGA.NRW.
Nolte,Burkhard/CarolinBecklas/OliverJaniczek(2015):QualitätskriterienderGesundheitsförderungundPräventionEinQualitätsinstrumentzurQualitätsentwicklungfürProjekte,MaßnahmenundIni-tiativenderGesundheitsförderungundKrankheitspräventioninHessen.Manuskript.
QIP (2005): Beurteilungsbogen. Angebote zur
Adipositas-Versorgung für Kinder und Jugendliche.Manuskript.
-
33
Anlage3:KategoriengerüstderDatenauswertung
Oberkategorie Unterkategorie1
BedarfvonübergreifendenQualitätsstandards
2 BereitsvorhandeneQualitätsstandards/Prozesse
3 Verbindlichkeit/FreiwilligkeitderQualitätsstandards
4
EinschätzungderMöglichkeitenbezüglichderEntwicklungvonQualitätsstandards
5 ProzessderFormulierungvonQualitätsstandards
5.1Verfahren/VorgehenbeiderEntwicklunggemeinsamerQualitätsstandards
5.2BeteiligteOrganisationen/AkteurebeiderEntwicklungQualitätsstandards
5.3ZubeachtenbeiderEntwicklungvonQualitätsstandards6
EigeneMitwirkungbeiderEntwicklungvonübergreifendenQualitätsstandards
6.1Probleme/SchwierigkeitenbeieigenerMitwirkung 6.2Ressource