Vernetzung, Sichtbarkeit, Informa6on? Nutzungsmo6ve informeller digitaler Kommunika6onsgenres unter Wissenscha?lern Dr. Cornelius Puschmann Ins6tut für Informa6ons und Bibliothekswissenscha? (IBI) HumboldtUniversität zu Berlin 26.6.2012 Berliner Bibliothekswiss. Kolloquium
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Vernetzung, Sichtbarkeit, Information: Nutzungsmotive informeller digitaler Kommunikationsgenres unter Wissenschaftlern
A presentation outlining my postdoc project, held at the Berliner Bibliothekswissenschaftliche Kolloquim (BBK).
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Dr. Cornelius PuschmannIns6tut für Informa6ons-‐ und Bibliothekswissenscha? (IBI)
Humboldt-‐Universität zu Berlin26.6.2012
Berliner Bibliothekswiss. Kolloquium
Forschungskontext „Science 2.0“
• Nachwuchsforschergruppe „Wissenscha4 und Internet“(Heinrich-‐Heine Universität Düsseldorf, 2010-‐2012)• DFG-‐Projekt „Vernetzung, Sichtbarkeit, InformaQon? NutzungsmoQve informeller digitaler KommunikaQonsgenres unter Wissenscha4lern“ (Humboldt-‐Universität zu Berlin, 3/2012-‐2/2015)• Projekt „Open Science“ am Alexander von Humboldt InsQtut für Internet und Gesellscha4 (2011-‐)
• Oxford e-‐Social Science Project (OeSS, 2005-‐2012)• MeRC project "Use and Relevance of Web 2.0 Resources for Researchers" (2008-‐2009)• Forschungsverbund "InteracQve Science" (2009-‐2012, Gießen)• verschiedene naQonale, europäische und internaQonale IniQaQven
Forschungskontext „Science 2.0“
1. Wie verändert das Internet die Wissenscha??
2. Welchen Einfluss haben neue Kommunika6onsformen?
3. Mit welchen Mo6ven nutzen Wissenscha?ler Blogs/Twi\er für die berufsbezogene Kommunika6on?
”Scholarship in the sciences, social sciences, and humaniQes is evolving, but at different rates and in different ways. While the new technologies receive the most afenQon, it is the underlying social and policy changes that are most profound... This is an opportune moment to think about what we should be building.” (Borgman, 2008, p. xvii)
”These changes are already visible but the result is not necessarily a linear progress towards a democraQsaQon of science and a more equal knowledge society. Indeed, we are likely to see an increase in inequality and concentraQon.” (Burgelman, Osimo, & Bogdanowicz, 2010)
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Kommunikation
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Forschungsmethoden
Kommunikation
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Forschungsmethoden DatenKommunikation
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Forschungsmethoden
Fächerkulturen / Selbstverständnis
DatenKommunikation
Wie verändert das Internet die Wissenschaft?
Forschungsmethoden
Verhältnis von Wissenschaft
und ÖffentlichkeitFächerkulturen / Selbstverständnis
DatenKommunikation
(nach NFG Wissenscha? und Internet, 2010)
collabora6on 1.0 (sharing)
collabora6on 2.0 (contribu6ng)
collabora6on 3.0 (cocrea6ng)
(nach Du\on, 2008)
generis
ch
spezifisch
Welchen Einfluss haben neue Kommunikationsformen?
• Die Philosophical Transac0ons, 1665 von Henry Oldenburg ins Leben gerufen, gelten als früh(st)es wissenscha4liches Journal moderner Prägung• erlaubte die Verbreitung neuer wissenscha4licher Erkenntnisse an eine interessierte Öffentlichkeit• erlaubte es Forschern, die Rechte an einer Erfindung geltend zu machen• DoppelfunkQon:• Wissen verbreiten • Urhebernachweis
Ursprünge
schwach formalisiert stark formalisiert
geringer Status
hoher Status
schwach formalisiert stark formalisiert
geringer Status
hoher StatusMonographie
Konferenz-‐Paper
Journal-‐Ar6kel
schwach formalisiert stark formalisiert
geringer Status
hoher Status
Wissenscha?sblog
Twi\er
Wikipedia
Monographie
Konferenz-‐Paper
Journal-‐Ar6kel
schwach formalisiert stark formalisiert
geringer Status
hoher StatusMonographie
Wissenscha?sblog
Twi\er
Wikipedia
Konferenz-‐Paper
Journal-‐Ar6kel
öffentlich sichtbar
wissenscha=sintern
schwach formalisiert stark formalisiert
geringer Status
hoher StatusMonographie
Wissenscha?sblog
Twi\er
Wikipedia
Konferenz-‐Paper
Journal-‐Ar6kel
öffentlich sichtbar
wissenscha=sintern
?
Blogs in der Wissenscha??
als Notizbuch
als Publikationsplattform
als Marketinginstrument
FunkQonen wissenscha4licher Blogs nach Kjellberg (2010):1. Inhalte weitergeben (dissemina0ng content)2. Meinungen äußern (expressing opinions)3. informiert bleiben und sich erinnern(keeping up–to–date and remembering)4. Schreiben (wri0ng)5. sich Austauschen (interac0ng)6. sich Vernetzen (crea0ng rela0onships)
Daraus ergeben sich sehr unterschiedliche Typen, bspw.:• wissenscha4liches NoQzbuch (für die DokumentaQon laufender Forschung)• Forschungsblog (für die Veröffentlichung und Diskussion von Forschungsergebnissen)• Wissenscha4s-‐PR-‐Blog (für die außerfachliche PräsentaQon wissenscha4licher Inhalte)
•Wissenscha4ler, die zumindest gelegentlich Blogs nutzen:• Deutschland: 8% (Studie „Digitale Wissenscha4skommunikaQon“ 2010-‐2011)• UK: ~7% (Studie „Impact of Web 2.0 on Scholarly CommunicaQon“ 2009)
Die Akzeptanzunterschiede sind bei Blogs sehr groß!
Blogs in der Wissenscha??
„Wie tauschen Sie sich für gewöhnlich mit anderen Wissenscha4lerInnen aus Ihrem Arbeitsgebiet aus?“ (Bader, Fritz & Gloning, 2012) • persönlich: 96%• am Telefon: 49%• über netzbasierte Austauschmedien (z.B. Skype): 21%• per E-‐Mail: 94% • auf wissenscha4lichen Mailinglists: 24%• in wissenscha*lichen Blogs: 4% (Rechtswissenscha*en: 10%)• mithilfe von speziellen Forschungsportalen (z.B. ResearchGATE): 5%• über Netzwerkportal (z.B. Facebook): 5%• über Twifer (oder andere Form des Mikrobloggings): 2%• in Wikis: 6%
QuanQtaQv betrachtet spielen Blogs in der Wissenscha4 eine marginale Rolle. Es ist unwahrscheinlich, dass sich das in der nahen Zukun4 ändert.
Blogs in der Wissenscha??
„Wenn Sie wissenscha4liche Thesen oder Forschungsergebnisse vor der PublikaQon diskuQeren wollen, wie gehen Sie in der Regel vor?“• Ich spreche mit meinem Fachkollegen: 93%• Ich tausche mich mit meinen KollegInnen per E-‐Mail darüber aus: 70%• Ich schreibe einen Blog-‐Beitrag zu diesem Thema: 1%
wichQgste Gründe für das Nicht-‐Lesen von Blogs:• „keine Zeit“ • „keine (interessanten) Blogs in meinem Fach“• „die Blog-‐Landscha4 ist mir zu unübersichtlich“ (!)
wichQgste Gründe für das Nicht-‐Schreiben eines Blogs:• „keine Zeit“• „ich nutze bereits andere KommunikaQonswege“
Blogs in der Wissenscha??
0%
10%
20%
30%
40%
50%
60%
70%
80%
90%
100%
Alltagssprache einfacher/mittlerer wiss. Anspruch
hoher wiss. Anspruch
Alltagssprache
einfacher/mittlerer wiss. Anspruch
hoher wiss. Anspruch
Verständlichkeit
9 n = 108, 3 Blogs n = 306, 5 Blogs n = 70, 2 Blogs
Mit welchen Motiven nutzen Wissenschaftler Blogs und Twitter für die berufsbezogene Kommunikation?
„Das beantragte Forschungsvorhaben bearbeitet erstmalig die Frage, mit welchen langfris6gen Zielen Wissenscha?ler digitale Kommunika6onsformen (insbesondere Blogs und den sogenannten Mikroblogging-‐Dienst Twi\er) ak6v berufsbezogen nutzen, inwiefern sich ihre Nutzungsmo6ve über einen längeren Zeitraum verändern, und welche Nutzertypen sich auf Grundlage der Mo6ve qualita6v differenzieren lassen.“
VorbereitungsphaseErstellung des Interviewleiladens, Programmierung von Skripten für
das Content-‐Tracking
Interviewleiladen, Teilnehmerrekru6erung
Befragungsphase teilstrukturierte Interviews in zwei Wellen, 20-‐25 Befragte
Nutzungsgeschichte und -‐mo6ve (1 Welle), Diachrone Veränderung der Nutzung (2 Welle)
Inhaltsanaly6sche Phase
durchgängige Speicherung der Blogeinträge und Tweets der
Teilnehmer
Anhaltspunkte für die Differenzierung der
Nutzertypen
Projektphasen
!
Mo6vschema bloggender/twi\ernder Wissenscha?ler
!
Lernen & Ausprobieren soziale Verpflichtung
Karrierevorteil
Mo6vschema bloggender/twi\ernder Wissenscha?ler
Fazit
• „Science 2.0“ lässt sich als Veränderung der Wissenscha4spraxis auf verschiedenen Ebenene charakterisieren (KommunikaQon, Methoden & Daten, Selbstverständnis, Verhältnis zur Öffentlichkeit)• KommunikaQonsprakQken unterscheiden sich zwar von Disziplin zu Disziplin, ähneln einander aber stärker, als es Forschungsprozesse tun (Probleme virtuelle Forschungsumgebungen?)• die Nutzung von Blogs und Twifer ist ein Beispiel für die IntegraQon generischer KommunikaQonswerkzeuge in wissenscha4liche Arbeitsprozesse durch einzelne early adoptors• dabei werden zwei Strategien angewandt:• ReinterpretaQon (bspw. Wordpress als e-‐Journal-‐Playorm)• AdapQon (bspw. Twifer als Backchannel bei Konferenzen)
• Haupthürde bei der Etablierung neuer KommunikaQonsformate in der Wissenscha4 ist die mangelnde Anerkennung (SQchwort: altmetrics)