BMW X1 20d x-DRIVE, SKODA YETI 2.0 TDI UND TOYOTA RAV4 2.2 D-CAT VERGLEICHSTEST I n der Autoszene Trends zu setzen, ist keine leichte Aufgabe. Der Toyota RAV4 hat sie aber erfüllt: 1994 eroberte das Allradmobil mit überraschend fahrdynamischen Quali- täten eine neue Nische. Der kompakte Allradler darf heute als Keimzelle der asphaltorientierten SUV-Bewegung gelten. Seit vier Jahren läuft die dritte RAV4- Generation vom Stapel, die Anfang 2009 technisch überarbeitet wurde. Jetzt er- folgt ein Facelift, um mehr Familien- Ähnlichkeit mit dem Landcruiser her- zustellen. Reicht die Modellpflege aber, um mit den jüngeren Mitbewerbern auf Ballhöhe zu bleiben? BMW X1 und Skoda Yeti – beide seit 2009 zu haben – sind sehr unterschied- liche Gegner, an denen sich der mit dem 177-PS-Diesel mindestens 34 950 Euro teure RAV4 messen lassen muss. Auf der einen Seite der kantige Yeti: 170 PS stark, in der Ausstattungslinie Ambition 28 890 Euro teuer und sehr variabel. Auf der anderen Seite der flache X1 – wie der Toyota 177 PS stark und mit 34 700 Euro im Grundpreis sogar billiger als dieser, aber längst nicht so gut ausgestattet. Um das Ni- veau des Japaners zu erreichen, müssen weitere 4400 Euro angelegt werden – typisch BMW. Aber ebenso typisch ist auch der Auftritt des X1, der viel Dy- namik verspricht – also voll in die RAV4-Domäne einsteigt. Besonders großes Platzangebot, hohe Zuladung oder maximale Variabilität sind nicht die Stärken des X1, im Gegenteil. Er bietet zwar die übliche erhöhte Sitz- position und mit zwei Tonnen Anhän- gelast akzeptable Voraussetzungen als Zugfahrzeug, spielt aber eigentlich die Rolle des Einser Touring. Was durchaus Vorteile bringt, denn Fahrer und Bei- 44 17/2010
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BMW X1 20d x-drive, Skoda Yeti 2.0 tdi und toYota rav4 2.2 d-catvergleichSteSt
In der Autoszene Trends zu setzen, ist keine leichte Aufgabe. Der Toyota RAV4 hat sie aber erfüllt:
1994 eroberte das Allradmobil mit überraschend fahrdynamischen Quali-täten eine neue Nische. Der kompakte Allradler darf heute als Keimzelle der asphaltorientierten SUV-Bewegung gelten.
Seit vier Jahren läuft die dritte RAV4-Generation vom Stapel, die Anfang 2009 technisch überarbeitet wurde. Jetzt er-folgt ein Facelift, um mehr Familien-Ähnlichkeit mit dem Landcruiser her-zustellen. Reicht die Modellpflege aber,
um mit den jüngeren Mitbewerbern auf Ballhöhe zu bleiben?
BMW X1 und Skoda Yeti – beide seit 2009 zu haben – sind sehr unterschied-liche Gegner, an denen sich der mit dem 177-PS-Diesel mindestens 34 950 Euro teure RAV4 messen lassen muss. Auf der einen Seite der kantige Yeti: 170 PS stark, in der Ausstattungslinie Ambition 28 890 Euro teuer und sehr variabel. Auf der anderen Seite der flache X1 – wie der Toyota 177 PS stark und mit 34 700 Euro im Grundpreis sogar billiger als dieser, aber längst nicht so gut ausgestattet. Um das Ni-
veau des Japaners zu erreichen, müssen weitere 4400 Euro angelegt werden – typisch BMW. Aber ebenso typisch ist auch der Auftritt des X1, der viel Dy-namik verspricht – also voll in die RAV4-Domäne einsteigt.
Besonders großes Platzangebot, hohe Zuladung oder maximale Variabilität sind nicht die Stärken des X1, im Gegenteil. Er bietet zwar die übliche erhöhte Sitz-position und mit zwei Tonnen Anhän-gelast akzeptable Voraussetzungen als Zugfahrzeug, spielt aber eigentlich die Rolle des Einser Touring. Was durchaus Vorteile bringt, denn Fahrer und Bei-
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Staub- GänGer
Drei talentierte Allradler, die Staub aufwirbeln: Der frisch geliftete Toyota RAV4 2.2 D-Cat
fordert die kompakten Konkurrenten BMW X1 20d x-Drive und Skoda Yeti 2.0 TDI heraus.
fahrer sitzen sehr gut in intimer, aber nicht beengter Atmosphäre. Der Ar-beitsplatz ist um den Fahrer herum logisch aufgebaut, gut ablesbare Instru-mente und die aktuelle i-Drive-Genera-tion funktionieren, ohne abzulenken. Im Fond geht es nicht ganz so luftig zu, der Beinwinkel ist spitz wie in der nor-malen Kompaktklasse. Zur Erweiterung des Gepäckraums lässt sich die dreifach geteilte Banklehne umklappen – das war es dann mit der Variabilität.
Bei diesem Thema spielt sich der Yeti in den Vordergrund, weil sich sei-ne schmalen Fond-Einzelsitze alle ein-
zeln umlegen oder ausbauen lassen.Außerdem sind sie längs verschiebbar und die Passagiere logieren mit weniger stark angewinkelten Beinen. Vorn sitzt man ebenfalls sehr gut. Das Raumgefühl ist in diesem Test das beste, was nicht zuletzt auf die steilen Fensterscheiben zurückzuführen ist, die zudem für eine sehr gute Übersichtlichkeit sorgen. Der Kofferraum schluckt mehr als der des X1, obwohl der BMW länger ist. In der Qualitätsanmutung hat der günstige Skoda enorm auf den BMW aufgeholt.
In diesem Punkt gibt sich auch der Toyota keine Blöße, denn Klappern
oder Knistern sind ihm völlig fremd. In der ersten Reihe geht es auf bequemen Sitzen luftig zu, allerdings steht das Lenkrad für große Personen etwas tief, und die Bedienung mit Touchscreen plus zusätzliche Knopf-Felder erfordert Gewöhnung. Viele Ablagen erleichtern den Alltag, bei den Zurrösen im Koffer-raum hapert es jedoch: Statt der üb-lichen vier reichen die zwei vorhan-denen kaum aus, um Ladung zu sichern. Anhängelast und Kofferraumvolumen bringen dem RAV4 wieder kräftig Punkte, während die unpraktisch rechts angeschlagene Hecktür ein noch besse-
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res Abschneiden in der Karosserie-Be-wertung verhindert.
Gleiches gilt für die eher mäßigen Bremswerte, wozu die geländeorien-tierten Bridgestone Dueller H/T-Reifen ihren Teil beitragen. Ansonsten deckt sich das Angebot an Sicherheits- Features mit dem der Konkurrenten, aber wieso man für den Bestseller auch nach dem Facelift kein Xenonlicht be-kommt, bleibt unverständlich. Skoda bietet es für moderate 750 Euro an.
Auch beim Bremsen schlägt sich der preisgünstige Yeti wacker. Gleichwohl lässt sich mit einem Blick auf das Si-cherheits-Kapitel erahnen, warum der BMW so viel teurer ist als die Mitbe-werber. Die Beleuchtung mit Tagfahr-
licht und Xenon (870 Euro) ist top, seine Bremsanlage ist in beinahe allen Punkten überlegen: Hier setzt er den Maßstab in seiner Klasse.
Nicht jedoch beim Antrieb, denn ein klarer Vorsprung lässt sich trotz Start-Stopp-Technik und Schaltpunkt-Anzei-ge nicht ausmachen. Der X1 liegt beim Durchschnittsverbrauch mit achtbaren 8,5 L/100 km nur auf Platz zwei. Im-merhin erfreut der Vierzylinder mit hoher Laufkultur, weniger mit kräf-tigem Durchzug. In der Elastizitäts-Wertung hat er sogar das Nachsehen hinter Skoda und Toyota.
Letzterer wirkt vor allem beim Durchzug überlegen, bietet jedoch weder Start-Stopp-Technik noch eine Schaltpunkt-
Anzeige. Mit diesen Extras würde der RAV4-Verbrauch sicher unter die aktu-ellen 8,7 L/100 km fallen, aber wohl nicht auf das niedrige Niveau des Yeti. Denn obwohl der wie ein Klotz im Fahrtwind zu stehen scheint, begnügt er sich im Durchschnitt mit 8,1 L/100 km. Mit besonders leichtem Gasfuß nippt er sogar nur 5,1 L/100 km aus dem Tank – bis vor kurzem war das noch Kleinwagen-Niveau.
Dabei fühlt sich der Yeti auf der Stra-ße nicht wie ein solcher an. Er vermit-telt ein sehr sicheres Gefühl, das eher an die Mittelklasse denken lässt: leicht untersteuernd, aber sehr harmlos und eher straff gefedert. Der BMW wirkt im Kurvengetümmel beinahe so sicher und
Übersichtlich, aber ohne optische High-lights präsentiert sich das Skoda-Cockpit.
Die Variabilität ist überdurchschnittlich. Die Radio-Bedienung dürfte eingängiger sein
Yeti und X1 wirken neben dem RAV4 beinahe zierlich, der BMW geht fast als Limousine durch
Bester Qualitäts-Eindruck und logische Bedienung kennzeichnen den X1,
sein Fond bietet im Test am wenigsten Platz. Das gilt auch für den Kofferraum
max. Drehm. Nm bei 1/min 350 bei 1750 350 bei 1750 400 bei 2000Schadstoffeinstufung Euro 5 Euro 5 Euro 5CO2-Ausstoß g/km 153 159 177Leergewicht/Zuladung kg 1641/489 1541/539 1629/561Länge × Breite mm× Höhe
4454 × 1798 × 1545
4223 × 1793 × 1691
4365 × 1855 × 1685
Radstand mm 2760 2578 2560Wendekreis links/rechts m 11,8/11,8 10,6/10,6 11,5/11,7Gepäckraum L/VDA 420/1350 405/1580 586/1752Anhängelast/gebr. kg 750/2000 700/2000 750/2000Tankinhalt L 61 60 60Innenbreite vorn/hinten mm 1450/1450 1445/1440 1495/1485Innenhöhe vorn/hinten mm 1045/1010 1040/980 1050/1010Normsitzraum mm 635 700 680Quadermaß klein mmL × B × H groß mm
380 × 905 × 590
1275 × 905 × 590
510 × 800 × 820
1420 × 800 × 820
440 × 865 × 900
1280 × 865 × 900
Testwagenbereifung
225/50 R 17 VMichelin
Primacy HP
215/60 R 16 HContinental
Prem. Contact 2
235/55 R 18 HBridgestone
Dueler H/T 687Kraftübertragung Allradantrieb
Sechsgangge-triebe
AllradantriebSechsgangge-
triebe
AllradantriebSechsgangge-
triebeBeschleunigung s 0 – 40 km/h 0 – 80 km/h 0 – 100 km/h 0 – 120 km/h 0 – 140 km/h 0 – 180 km/h
2,05,88,412,316,832,6
2,06,28,913,117,636,4
2,16,08,812,817,838,2
Elastizität1) s 60 – 100 km/h (IV./V. G.) 80 – 120 km/h (V./VI. G.)
7,0/10,39,6/13,2
6,6/9,9 9,1/12,4
6,3/9,8 8,8/11,0
Höchstgeschw. km/h 213 201 200Bremsweg m aus 100 km/h kalt leer aus 100 km/h kalt beladen aus 100 km/h warm beladen aus 140 km/h kalt leer µ-split-Bremsweg aus 100 km/h nass
36,4 37,0 37,5 70,5 9641
36,7 38,1 38,3 79,0 11345
39,0 40,1 40,6 75,4 12851
Testverbrauch L/100 km min. (ams-Verbrauchsrunde) maximal Reichweite km
8,55,69,8718
8,15,19,7741
8,75,710,2690
ECE-Verbrauch L/100 km Stadt/über Land/gesamt
Diesel7,0/5,1/5,8
Diesel7,4/5,3/6,1
Diesel7,9/5,9/6,7
Innengeräusch dB(A) bei 80 km/h bei 100 km/h bei 130 km/h bei 160 km/h
Metallic-Lackierung 660,– 470,– 565,– elektrisches Schiebedach 1350,– 970,– 900,– Bi-Xenon-Scheinwerfer 870,– 750,– –1) für die Punktwertung sind die im zweithöchsten (60 bis 100 km/h) und höchsten (80 bis 120 km/h) Gang erzielten Werte maßgebend; 2) ohne SB; 3) mit 150 Euro SB; 4) ohne Wertverlust; ○ = Serie; – = nicht lieferbar
Übersichtliche Instrumente, aber etwas tief stehendes Lenkrad. Großer Kofferraum
mit rechts angeschlagener Tür und leicht fummeliger Abdeckung
Die Offroad-Ausrüstung ist magerFür Gelände-Einsätze sind die drei nur mäßig gerüstet: Skoda und Toyota schalten ihre Hinterachse bei Schlupf an den Vorderrädern zu, der BMW treibt permanent alle vier Räder an und variiert das Drehmoment zwi-schen den Achsen. Der X1 hat serien-mäßig eine Bergabfahrhilfe (siehe
Foto) an Bord; 17-Zoll-Reifen mit Notlaufeigenschaften – statt Reifenspray – kosten 260 Euro. Skoda nimmt für den Bergan- und -abfahr-Assistenten jeweils 80 Euro und bietet einen Triebwerk-Unterbodenschutz für 180 Euro an. Ein 16-Zoll-Ersatzrad ist statt des Reifensprays für 75 Euro zu haben. Toyota-Fahrer können das Mitten-Differenzial sperren. Eine Berganfahrhilfe ist ebenfalls serienmäßig an Bord, die Bergabfahrhilfe ist jedoch nur für die 150-PS-Auto-matik-Version zu haben. Ein Ersatzrad gibt es für den 177-PS-Diesel nicht.
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ErgEbnissE1. SkodaDer Yeti kombi-niert die Variabi-lität eines kleinen Vans mit den Fahreigenschaften eines Kompakt-kombis und der Traktion eines All-radlers. Dazu ist er der Sparsamste und Günstigste im Testfeld. Bis auf die niedrige Anhängelast hat er keine großen Schwächen.
2. BMWDer teuerste SUV in diesem Ver-gleich ist weder besonders vari-abel, noch bietet er viel Ladevolu-men – in diesen Kreisen sind das herbe Nachteile. Allerdings erfreut der X1 mit perma-nentem Allrad-antrieb, marken-typischer Agilität und überraschend gutem Komfort. Daher liegt er in der Eigenschafts-wertung vorn.
3. ToyoTaDas Facelift hat den RAV4 optisch, aber nicht technisch verjüngt. In den Kapiteln Sicher-heit und Fahrei-genschaften liegt er spürbar zurück, während sein Motor problem-los Anschluss zur Konkurrenz hält. Auch das Raumangebot überzeugt.
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dynamisch wie ein Dreier und bleibt selbst in flott gefahrenen Wechselkur-ven stoisch neutral. Obwohl er auf ein übertrieben hart abgestimmtes Fahr-werk verzichtet, ist er keine Sänfte.
Die softesten Dämpfer bringt der To-yota mit, ohne besonders komfortabel zu federn. Bei ihm stören starke Auf-baubewegungen. Das Fahrwerk wirkt wenig harmonisch, erinnert noch am ehesten an die schaukeligen Pendants der klassischen Offroader. Den Chef-Dynamiker-Posten tritt er an die Kon-kurrenz ab, allen voran an den BMW X1, ohne an anderer Stelle kräftig auf-trumpfen zu können.
Trotz Facelift hat der RAV4 offenbar merklich Staub angesetzt. Den wirbeln in diesem Test der günstige und prak-tische Skoda sowie der kaum noch an einen SUV erinnernde, agile, aber teure BMW auf.
Text: Christian BangemannFotos: Hans-Dieter Seufert
Skodas Diesel ist der sparsamste
Der bMw-Vierzylinder ist der kultivierteste
am meisten bumms bietet der Toyota
So unterschiedlich wie ihre Form sind die charaktere der drei Kompakt-SUV