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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution 4.0 International License. Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschung in Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht: Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz. mung der Vergrößerung und damit Ausmessung der Präparate ausgeschlossen sein. Zur Bestätigung dieses Befundes sind allerdings noch weitere Untersuchun- gen erforderlich. Feststehen dürfte jedoch, daß auch das X-Virus eine „Normallänge" aufweist, die auch die Infektionseinheit des Virus darstellt. Die von Kleczkowski und Nixon 4 mit- geteilte Dicke der X-Virus-Partikel von 10 mu konnte auch an den schärfsten unserer Aufnahmen bestätigt werden. i-' E. K ö h l e r u. O. B o d e , Naturwiss. 38, 355 [1951], 13 J. B. Le P o o l e , Philips' techn. Tijdschr. 9, 33 [1947], 1 4 F. W e b e r u. G. K e n d a , Protoplasma 41, 111 —120 [1952], Die früher von K ö h l e r und Bode 1 -' für das X-Virus beschriebenen Formen (meist dreiteilige Zöpfe langer Fäden) konnten nicht wieder angetroffen wer- den. Da nach L e P o o l e 13 beim Cholesterin ähn- liche Partikel auftreten, darf vielleicht vermutet wer- den, daß es sich hierbei um die Abbildung eines Phytosterins gehandelt hat; wir möchten jedoch die Frage der Virusnatur noch offen lassen, nachdem Weber und K e n d a 14 bei den allerdings licht- mikroskopischen Viruskörpern von Rhipsalis gleich- falls zopfartige Verschlingungen festgestellt haben und außerdem die von Klaczkowski und Nixon 4 mitgeteilten elektronenmikroskopischen Ab- bildungen des X-Virus teilweise ähnliche Verflechtun- gen der fadenförmigen Partikel erkennen lassen. Uroproteine, I. Mitteilung Über die Natur des Uro-y-Globulins beim nephrotischen Syndrom Von FRIEDRICH LOHSS *, EVA ROTH, EBERHARDT WEILER und GÜNTHER HILLMANN Aus dem Chemischen Laboratorium der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. B e n n h o l d ) (Z. Naturforschg. 7 b, 600—605 [1952]; eingegangen am 5. September 1952) 1. Es wird ein Verfahren zur Reindarstellung von 7-Globulin aus Nephroseharn beschrie- ben. Das Uroglobulin muß auf Grund seiner elektrophoretischen Wanderung wie das Normal- ;'-Globulin. als uneinheitlich betrachtet werden. 2. Zwei dargestellte Uro-j'-Globuline unterscheiden sich vom r-Globulin aus Normalserum durch etwas erniedrigten Kohlenhydratgehalt. Die UV-Spektren lassen keine wesentlichen Unterschiede im Tyrosin- und Tryptophangehalt erkennen. 3. Durch Zusatz der Nephrose-}'-Globuline entsteht mit Normal-j'-Antiserum eine Präcipita- tion. Der Verlauf der Präcipitationskurve ( H e i d e l b e r g e r ) ist von normalem j'-Globulin nur wenig verschieden. Nach Präcipitation mit Uro-y-Globulin ist der Nachweis einer Spur Rest-Antikörper gegen normales ^'-Globulin nicht möglich. 4. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen eine weitgehende Übereinstimmung des Pro- teincharakters der Uro-y-Globuline mit normalem j'-Globulin. M ehrere Autoren 1 5 zeigten, daß bei der elektro- Über die Natur von Serum- und Uroproteinen beim phoretischen Auftrennung der Uro-Proteine beim nephrotischen Syndrom sind zahlreiche, z. Tl. wider- nephrotischen Syndrom dieselben Unterfraktionen spruchsvolle Untersuchungen und Interpretationen auftreten wie beim normalen Serum. Im Gegensatz bekannt geworden 6 15 . Seit den Versuchen von zum Nephroseserum überwiegen jedoch im Urin die L o n g s w o r t h 1 und L u e t s c h e r - mit der Tise- Albumine. 5 F w u h r m n n u ch w u n d e r 1 v. Bull. Schweiz. Acad. Med. Wiss. 6, 254 [1950], * Die Arbeit wurde durch ein Stipendium der D e u t - 6 H. Bennhold, Kylin, Rusznyäk, Die Eiweiß- sehen Forschungsgemeinschaft ermöglicht. körper des Blutplasmas, Dresden 1938. 1 L. G. L o n g s w o r t h u. D. A. M a c I n n e s , J. 7 F. W u h r m a n n u. Ch. W u n d e r 1 v , Die Blut- exp. Med. 71, 77 [1940]. eiweißkörper des Menschen, Basel 1952. 2 J. A. L u e t s c h e r , J. clin. Invest. 19. 313 [1940]. 8 W. N o n n e n b r u c h , Die doppelseitigen Nieren- 3 J. A. L u e t s c h e r , J. clin. Invest. 23. 365 [1944]. erkrankungen, Stuttgart 1949. 4 J. J. R o u t h , E. L. K n a p p u. C. K. K o b a - » A. S. A 1 v i n g u. A. E. M i r s k v , J. clin. Invest. y a s h i , J. Pediatr. 33, 688 [1948], 15, 215 [1936],
6

Uroproteine, I. Mitteilung - ZfN: Homepagezfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/7/ZNB-1952-7b-0600.pdf · exakte Beweis bisher nur beim Bence-Jones-Protein möglich 17. Zwar bestehen nach

Aug 16, 2019

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This work has been digitalized and published in 2013 by Verlag Zeitschrift für Naturforschung in cooperation with the Max Planck Society for the Advancement of Science under a Creative Commons Attribution4.0 International License.

Dieses Werk wurde im Jahr 2013 vom Verlag Zeitschrift für Naturforschungin Zusammenarbeit mit der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung derWissenschaften e.V. digitalisiert und unter folgender Lizenz veröffentlicht:Creative Commons Namensnennung 4.0 Lizenz.

mung der Vergrößerung und damit Ausmessung der Präparate ausgeschlossen sein. Zur Bestätigung dieses Befundes sind allerdings noch weitere Untersuchun-gen erforderlich. Feststehen dürfte jedoch, daß auch das X-Virus eine „Normallänge" aufweist, die auch die Infektionseinheit des Virus darstellt.

Die von K l e c z k o w s k i und N i x o n 4 mit-geteilte Dicke der X-Virus-Partikel von 10 mu konnte auch an den schärfsten unserer Aufnahmen bestätigt werden.

i-' E. K ö h l e r u. O. B o d e , Naturwiss. 38, 355 [1951],

13 J. B. Le P o o l e , Philips' techn. Tijdschr. 9, 33 [1947],

14 F. W e b e r u. G. K e n d a , Protoplasma 41, 111 —120 [1952],

Die früher von K ö h l e r und B o d e 1 - ' für das X-Virus beschriebenen Formen (meist dreiteilige Zöpfe langer Fäden) konnten nicht wieder angetroffen wer-den. Da nach L e P o o l e 1 3 beim Cholesterin ähn-liche Partikel auftreten, darf vielleicht vermutet wer-den, daß es sich hierbei um die Abbildung eines Phytosterins gehandelt hat; wir möchten jedoch die Frage der Virusnatur noch offen lassen, nachdem W e b e r und K e n d a 1 4 bei den allerdings licht-mikroskopischen Viruskörpern von Rhipsalis gleich-falls zopfartige Verschlingungen festgestellt haben und außerdem die von K l a c z k o w s k i und N i x o n 4 mitgeteilten elektronenmikroskopischen Ab-bildungen des X-Virus teilweise ähnliche Verflechtun-gen der fadenförmigen Partikel erkennen lassen.

Uroproteine, I. Mitteilung Über die Natur des Uro-y-Globulins beim nephrotischen Syndrom

V o n F R I E D R I C H LOHSS * , E V A ROTH, EBERHARDT W E I L E R u n d GÜNTHER HILLMANN

Aus dem Chemischen Laboratorium der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. B e n n h o l d )

(Z. Naturforschg. 7 b, 600—605 [1952]; eingegangen am 5. September 1952)

1. Es wird ein Verfahren zur Reindarstellung von 7-Globulin aus Nephroseharn beschrie-ben. Das Uroglobulin muß auf Grund seiner elektrophoretischen Wanderung wie das Normal-;'-Globulin. als uneinheitlich betrachtet werden.

2. Zwei dargestellte Uro-j'-Globuline unterscheiden sich vom r-Globulin aus Normalserum durch etwas erniedrigten Kohlenhydratgehalt. Die UV-Spektren lassen keine wesentlichen Unterschiede im Tyrosin- und Tryptophangehalt erkennen.

3. Durch Zusatz der Nephrose-}'-Globuline entsteht mit Normal-j'-Antiserum eine Präcipita-tion. Der Verlauf der Präcipitationskurve ( H e i d e l b e r g e r ) ist von normalem j'-Globulin nur wenig verschieden.

Nach Präcipitation mit Uro-y-Globulin ist der Nachweis einer Spur Rest-Antikörper gegen normales '̂-Globulin nicht möglich.

4. Die vorliegenden Untersuchungen zeigen eine weitgehende Übereinstimmung des Pro-teincharakters der Uro-y-Globuline mit normalem j'-Globulin.

Mehrere Autoren 1 5 zeigten, daß bei der elektro- Über die Natur von Serum- und Uroproteinen beim phoretischen Auftrennung der Uro-Proteine beim nephrotischen Syndrom sind zahlreiche, z. Tl. wider-

nephrotischen Syndrom dieselben Unterfraktionen spruchsvolle Untersuchungen und Interpretationen auftreten wie beim normalen Serum. Im Gegensatz bekannt geworden6 15. Seit den Versuchen von zum Nephroseserum überwiegen jedoch im Urin die L o n g s w o r t h 1 und L u e t s c h e r - mit der Tise-Albumine. 5 F w u h r m n n u c h w u n d e r 1 v. Bull. Schweiz.

Acad. Med. Wiss. 6, 254 [1950], * Die Arbeit wurde durch ein Stipendium der Deut - 6 H. B e n n h o l d , Kyl in , R u s z n y ä k , Die Eiweiß-

s e h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t ermöglicht. körper des Blutplasmas, Dresden 1938. 1 L. G. L o n g s w o r t h u. D. A. M a c I n n e s , J. 7 F. W u h r m a n n u. Ch. W u n d e r 1 v , Die Blut-

exp. Med. 71, 77 [1940]. eiweißkörper des Menschen, Basel 1952. 2 J. A. L u e t s c h e r , J. clin. Invest. 19. 313 [1940]. 8 W. N o n n e n b r u c h , Die doppelseitigen Nieren-3 J. A. L u e t s c h e r , J. clin. Invest. 23. 365 [1944]. erkrankungen, Stuttgart 1949. 4 J. J. R o u t h , E. L. K n a p p u. C. K. K o b a - » A. S. A 1 v i n g u. A. E. M i r s k v , J. clin. Invest.

y a s h i , J. Pediatr. 33, 688 [1948], 15, 215 [1936],

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lius-Apparatur kann die quantitative Verschiedenheit der Nephrose-Plasma-Proteinfraktionen, auch die der Globuline untereinander, gegenüber normalem Plasma als gesichert angesehen werden. Somit liegt eine Stö-rung im Sinne einer Dysproteinämie vor. Es erscheint jedoch bis heute nicht gesichert, ob beim nephroti-schen Syndrom auch qualitativ, d. h. in der „Ultra-struktur", „Feinstruktur" sowie in den biologischen Eigenschaften veränderte Proteine vorkommen. Legt man diese Definition für qualitative Änderungen bei Plasma- und Uroproteinen dem Begriff „atypische"

Gesamt-eiweiß

4,7

oder „Para"-Proteine 15> 16 zugrunde, so war der exakte Beweis bisher nur beim Bence-Jones-Protein möglich 17.

Zwar bestehen nach G o e t t s c h und R e e v e s 14

immunologische Unterschiede der Albumin- und Glo-bulin-Neutralsalzfraktionen von Nephrose-Plasma-Proteinen gegenüber Plasma-Proteinen gesunder Men-schen, doch war zu jener Zeit eine Untersuchung auf elektrophoretische Reinheit von Antigenen noch nicht möglich, wie überhaupt die vielfach angewandte Howe-Methode zur Trennung von Albumin und Globulin manchen Irrtum ergab

Nach neueren Untersuchungen von G i 11 i n und J a n e w a y 1 8 sind die Albumine von Patienten mit nephrotischem Syndrom aus Plasma, Ascites- und Ödemflüssigkeit sowie aus dem Urin im qualitativen

10 A. A. A l b a n es e , V. J. D a v i s , E. M. S m e -t a k u. M. L e i n , J. Lab. clin. Med. 34, 326 [1949],

11 W. L ü h r s , Dtsch. Gesundheitswesen 1950, 1376. 12 K. D i r r u. G. S c h r i e v e r , Z. ges. inn. Med.

114, 713 [1945], 13 G. A. J o h a n n s o n , Klin. Wschr. 27, 68 [1948]. 14 E. G o e t t s c h u. E. B. R e e v e s , J. clin. Invest.

15, 173 [1936]. 15 E. R a n d e r a t h , Virchow's Arch. pathol. Anatom.

Physiol. klin. Med. 314, 456 [1947],

und quantitativen immunochemischen Verhalten vom kristallisierten Albumin nicht zu unterscheiden.

Der Entstehung und dem Verlauf entsprechend werden heute beim nephrotischen Symptomenkom-plex drei klinische Hauptgruppen unterschieden:

1. Die genuine oder Lipoid-Nephrose, 2. Die Amyloidnephrose, 3. Die Pseudonephrose.

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, aus den Uro-Proteinen von zwei Patienten (W. u. K.) der Gruppe 3

(Papierelektrophorese der Plasmaproteine s. Abb. 1), die y-Globulinfraktion zu isolieren und zu charakteri-sieren.

I. Diskussion der Versuchsergebnisse

1. P r ä p a r a t i o n

Als Ausgangsmaterial wurde der frische Urin der beiden Patienten gesammelt, ein Teil der Urinfarb-stoffe an Tierkohle adsorbiert und das Gesamteiweiß mit Neutralsalz gefällt. Nach Filtration und Dialyse entsprachen die elektrophoretischen Komponenten den durch konzentrierende Dialyse gegen Dextran 19 bzw. Kollidon erhaltenen Uroproteinen derselben Patienten (vgl. Abb. der Papierelektrophoresen nach G r a s s -m a n n 20 2, a, b, c, d). Mit der Äthanolfraktionierung

16 K. A p i t z , Virchow's Arch. pathol. Anatom. Phv-siol. klin. Med. 306, 631 [1940],

C. E. D e n t , Biochem. J. 44, 610 [1949]. 18 D. G i 11 i n u. Ch. A. J a n e w a y , J. clin. Invest.

31, 223 [1952]. 19 G. S c h n e i d e r u. G. W a 11 e n i u s , Scand. J.

clin. Lab. Invest. 3, 145 [1951], 20 W. G r a s s m a n n u. K. H a n n i g , Naturwiss. 37,

496 [1950],

A a i rt2 ß /

1 9 6 2 2 2 3 3 0

Gesamt-eiweiß A «i «2 ß

3,6 21 7 31 18 23

Abb. 1. Zusammensetzung der Plasmaproteine in %.

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Kathode

Anode

a) W. Uroproteine mit Kollidon eingeengt d) b) W. Uroproteine nach Fällung mit (NH^SO* e) }• Uroproteine d. Pat. K., entspr. a, b, c. c) W. Uro-y-Globulin isoliert f)

Abb. 2. Papierelektrophoresen der verarbeiteten Proteine.

Esbach Urin

Abb. 2 a und d.

Esbach Urin

Diagramme zu den Papierelektrophoresen.

a) Uro-y-Globulin W. b) Uro-y-Globulin K. c) Normal-y-Globulin.

Abb. 3. Ttselius-Elektrophoresen der y-Globulin-Reinfraktionen (aufsteigend).

nach C o h n 2 1 und anschließender Umfällung mit 27% Ammonsulfat, einer Konzentration, die alles y-Globulin fällt22, wurden Reinfraktionen erhalten (Abb. 2, c u. f sowie 3, a u. b), die mit Serum-y-Glo-bulin der Behring-Werke, von uns nachgereinigt w. o., verglichen wurden (Abb. 3, c).

21 E. J . C o h n , F. R. N . G u r d , D. M. S u r g e n o r, B. A. B a r n e s s , R. K. B r o w n , G. D e r o u a u x . J. M. G i l l e s p i e , F. W. K a h n t , W. F. L e v e r , C. H. L i u , D. M i t t e 1 m a n , R. F. M o u t o n , K. S c h m i d u. E . U r o m a , J. Amer. chem. Soc. 72, 465 [1950].

22 B. V. J a g e r u. M. N i c k e r s o n , J. biol. Che-mistry 173, 683 [1948].

23 F. W u h r m a n n , Ch. W u n d e r lv u. P. D e N i c o l a , Klin. Wschr. 28, 667 [1949],

2. E l e k t r o p h o r e s e d e r R e i n f r a k t i o n e n Die „breitbasige" 23 Wanderung wie beim Normal-

y-Globulin spricht für eine Uneinheitlichkeit der iso-lierten Urinfraktion, entsprechend dem physiologi-schen ^'-Globulin, das von mehreren Autoren mit je-weils verschiedener Methodik in weitere elektro-phoretisch einheitliche Komponenten aufgetrennt wer-den konnte 3C. Diese unterscheiden sich teils im

24 Ch. W u n d e r l y , Helv. chim. Acta 30, 565 [1947]. 25 M. F. D e u t s c h , R. A. A1 b e r t y u. L. J. G o -

s t i n g , J. biol. Chemistrv 165, 21 [1946]. 26 B. V. J a g e r , E. L. S m i t h , M. N i c k e r s o n

u. D. M. B r o w n , J. biol. Chemistry 176, 1177 [1948]. 27 H. G. K u n k e l u. S. M. W a r d , J. biol. Che-

mistrv 182, 597 [1950],

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isoelektrischen Punkt, im Kohlenhydratgehalt, in der Löslichkeit, durch verschiedene Sedimentationskon-stanten in der Ultrazentrifuge sowie im immunologi-schen Verhalten.

3. K o h l e n h y d r a t b e s t i m m u n g

Mit der Orcin-Methode von T i 11 m a n n s und P h i 1 i p p i 3 1 , modifiziert nach S ö r e n s e n und H a u g g a a r d 3 2 , fanden wir beim Nephrose-Uro-y-Globulin den Kohlenhydratgehalt gegenüber dem Normal-y-Globulin vermindert (vgl. Tab. 1).

KH-Gehalt auf Nr. Galaktose +

Mannose in °/0

1 Nephrose-y-Globulin W (Urin) 1,9 2 Nephrose-y-Globulin K (Urin) 2,15 3 Normal-y-Globulin (Serum) 2,9

Tab. 1. Kohlenhydratgehalt der y-Globuline.

4. U l t r a v i o l e t t s p e k t r e n

Die Absorption der Uro-y-Globuline entspricht dem Normal-y-Globulin (vgl. Abb. 4). Die UV-Spektren sind auf Grund der Untersuchungen von H o 1 i d a y 33

sowie G o o d w i n und M o r t o n 3 4 für die beiden Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan charakteristisch (vgl. Versuchsteil).

5. I m m u n o c h e m i s c h e U n t e r s u c h u n g e n

a) Das Uro-y-Globulin gibt mit Normal-y-Globulin-Antiserum eine Präcipitinreaktion.

b) Bei quantitativen Versuchen nach H e i d e l -b e r g e r und K e n d a 1135 ist die Menge Präcipitat etwas geringer als die bei Normal-y-Globulin (vgl. Abb. 5).

c) Im Anti-y-Globulin läßt sich nach Absättigung mit Nephrose-y-Globulin kein Rest-Antikörper gegen Normal-y-Globulin nachweisen. Daraus geht hervor, daß qualitativ im Uro-y-Globulin der beiden Patienten alle Komponenten des zum Vergleich verwandten normalen y-Globulin-Antigen-Komplexes vorhanden sind.

28 E. A. K a b a t u. J. P. M u r r a y , J. biol. Che-mistry 182, 251 [1950].

29 M. C o h n , H. F. D e u t s c h u. L. R. W e 11 e r , J. Immunology 64, 381 [1950].

so J. R. Cann , R. A. B r o w n , J. G. K i r k w o o d u. J. H. H i n k , J. biol. Chemistry 185, 663 [1950],

si J. T i 11 m a n n s u. K. P h i 1 i p p i , Biochem. Z. 215, 36 [1929].

d) Der geringe Unterschied zwischen Normal- und Uro-y-Globulin bei der quantitativen Präcipitin-Re-aktion ist vermutlich durch Mengenunterschiede der bis heute nicht vollzählig bekannten Antigene2it

untereinander im y-Globulin der Uro-Proteine be-

2,0

t

1.0

250 210 290 310 m/i

Abb. 4. UV-Spektren der Uro-y-Globuline im Vergleich zu Normal-y-Globulin in n/20-NaOH. Kurve = Normal-y-Globulin. • = Uro-y-Globulin W. o = Uro-y-Globulin K. Ordinate: Absorptionskoeffizient a in cm - 1 , Abszisse:

Wellenlänge X in m^.

I

/» °

/ O

0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 mg A-N—

Abb. 5. Präcipitinreaktion von Uro-y-Globulin (Pat. K = -und W = * ) sowie von Normal-y-Globulin mit Normal-y-Globulin-Antiserum (•). Ordinate: Präcipitat-Gesamt-

Stickstoff in mg. Abszisse: Antigen-Stickstoff in mg.

dingt. Es ist durchaus möglich, daß die Niere ein y-Globulin-Gemiseh ausscheidet, bei dem zwar alle Antigene vorliegen, jedoch in anderem Verhältnis als im Serum. Auch besteht die Möglichkeit, daß der

32 M. S ö r e n s e n u. H. H a u g a a r d , Biochem. Z. 260, 253 [1933].

33 E. R. H o l i d a y , Biochem. J. 30, 1795 [1936]; 32. 1166 [1938].

34 T. W. G o o d w i n u. R. A. M o r t o n , Biochem. J. 40, 628 [1946],

35 H. H e i d e l b e r g e r u. F. E. K e n d a l l , J. exp. Med. 62, 697 [1935],

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Kontrollversuche Absättigungsversuche

Nummer Überstand ccm Uro-y-Globulin im Präc.-Versuch in y N

Antigen zur Absättigung in y N Trübungsreaktion

1 0,2

128

2

0,2

192 Uro-y-Globulin

12 6 12

3 0,2

256

12

+

la 0,2

128

2a 0,2

192 Normal-y-Globulin

3a 0,2

256

12 12

+ 12

+

Tab. 2. Bestimmung des Rest-Antikörpers.

Urin in seinem inkonstanten Ionenmilieu nicht alle Komponenten gleichmäßig in Lösung hält.

II. Durchführung der Versuche 1. G e w i n n u n g des U n t e r s u c h u n g s m a t e r i a l s Frischer, eiweißhaltiger Urin von pH 6,5—7,0 wurde mit

einem Eßlöffel pro Liter Carbo med. DAB 6 (Merck) ver-mischt, 2 Stdn. im Eisschrank bei 4° C aufbewahrt, an-sdiließend filtriert. Zu 1000 ccm klarem Filtrat wurden 650 g Ammoniumsulfat (reinst, Merck) zugesetzt und das Gesamtprotein gefällt3Ö. Nach Filtration (Schleicher & Schüll 602 E.h.) wurde das Filtrat verworfen, der Rück-stand in soviel Wasser aufgenommen, daß ein etwa 3-proz. proteinhaltiges Sol entstand, das 24 Stdn. gegen fließendes Wasser, weitere 48 Stdn. bei 4° C gegen 0,9-proz. Koch-salzlösung, gepuffert mit n/100-Phosphat, pjj 6,9, dialy-siert wurde. Anschließend erfolgte Papierelektrophorese nach G r a s s m a n n 2 0 ,

2. Zur I s o l i e r u n g des ^ - G l o b u l i n s wurde die Proteinlösung nach C o h n 2 1 behandelt, nach Ent-fernung von Alkohol und Glykokoll durch Dialyse zwei-mal mit 27-proz. Ammonsulfatlösung gefällt 22. 70 cm Proteinlösung wurden mit 70 ccm 54-proz. Ammonsulfat-lösung unter Rühren versetzt, 2 Stdn. bei Zimmertempera-tur stehen gelassen und dann bei 3000 U min zentrifugiert, bis der Überstand klar war. Das aus dem Zentrifugat durch Aufnahme in Wasser entstehende Sol wurde 12 Stdn. gegen fließendes Wasser, weitere 60 Stdn. gegen gepuf-ferte Kochsalzlösung wie oben bei 4° C dialysiert. An-schließend erfolgte Reinheitsprüfung durch Elektrophorese nach G r a s s m a n n 2o sowie in der Tiselius-Apparatur bei Veronal-Veronal-Na-Puffer, ptl 8,6, Ionenstärke 0,11, Zeitdauer 2 Stdn., 20 mA, Proteinkonzentration 0,6—0,8%.

Alle analytischen Werte wurden auf N-Bestiinmung der Reinfraktionen bezogen (Mikro-Kjeldahl). Proteinfaktor 6,25.

3. K o h l e n h y d r a t b e s t i m m u n g 1 ccm y-Globulinlösung (2—10 mg Protein enthaltend)

wurde mit 2-proz. Orcinlösung (2 g Orcin. 80,0 ccm H.,0, 36 H . G o h r u. H . L a n g e n b e r g , Z. ges. inn. Med.

3. 224 [1948],

20 ccm H0S04 konz. p.a. Merck ad 100) und 15 ccm Re-aktionsschwefelsäure (6 Vol. H.,S04 konz. p.a. Merck und 4 Vol. aqua dest.) versetzt, 20 Min. im Wasserbad von 80° C erwärmt und nach Abkühlung sofort im Havemann-Kolorimeter abgelesen (Filter-Kombination Schott & Gen. VG 9, grün, und BG 7, blau). Eichwerte: Galaktose und Mannose im gleichen Mol-Verhältnis.

4. D i e B e s t i m m u n g d e r U V - S p e k t r e n er-folgte im B e c k m a n - Spektrometer bei 1 cm Schicht-dicke in einer Lösung von n/20-NaOH. etwa 40 mg Pro-tein/100 ccm enthaltend. Die Kurven der Abb. 4 wurden berechnet nach der Formel:

c • d •log io

Auf die Angabe der Absolutwerte von Tyrosin und Tryptophan (Hol iday 3 3 bei 280 und 305 m«, Good-win und M o r t o n 3 4 bei 280 und 294,4m«) wurde ver-zichtet, da diese je nach Berechnungsmethode zu verschie-denen Ergebnissen führt.

5. I m m u n o c h e m i s c h e U n t e r s u c h u n g e n 2 Kaninchen wurden mit je 150 mg alaun-präcipitier-

tem 37 reinem y-Globulin (Abb. 2 c) durch 14 i.v.-Injektio-nen in 2—3-tägigem Abstand immunisiert. Mit dem Serum des besseren Antikörperbildners wurden die Präcipitations-versuche durchgeführt. Ein Ansatz enthielt:

a) 0,5 ccm Antiserum. b) Normal-y-Globulin bzw. Nephrose-y-Globulin, auf-

steigend bis 256 y N. c) 0,9-proz. Kochsalzlösung mit »¡/100-Phosphatpuffer,

Pu 7,0 ad 2,5 ccm. Nach Durchmischen wurden die Ansätze 1 Stde. bei

37° C und 48 Stdn. bei 4° C gehalten, anschließend 3-mal mit 0,9-proz. Kochsalzlösung (mit m 100-Phosphat, Pu 7,4) gewaschen und zentrifugiert. Der Niederschlag wurde in ?i/l-NaOH gelöst und der N-Gehalt nach Kjeldahl be-stimmt.

Das Antiserum gab mit Humanalbumin (Behring) keine Präcipitation.

37 E. A. K a b a t u. M. M. M a y e r , Experimental Immunochemistrv, Springfield 1948.

Page 6: Uroproteine, I. Mitteilung - ZfN: Homepagezfn.mpdl.mpg.de/data/Reihe_B/7/ZNB-1952-7b-0600.pdf · exakte Beweis bisher nur beim Bence-Jones-Protein möglich 17. Zwar bestehen nach

Antikörperüberschuß wurde in der Weise bestimmt, daß zu 0,5 ccm Überstand des o.a. Ansatzes 12 y N Nephrose-y-Globulin zugefügt wurden. Der Antigenüberschuß wurde durdi Zusatz von 0,1 ccm Antiserum zu 0,5 ccm Über-stand ermittelt.

Die Äquivalenzzone ist in Abb. 5 mit einem Pfeil be-zeichnet.

Zur Feststellung des Rest-Antikörpers erhielt der Über-stand def Versuche zwischen 128 und 256 y N Antigen (Bereidi des Antigen-Überschusses) weitere 6 y N Nor-mal-Globulin.

Der Versuch wurde in unverdünntem Antiserum wieder-holt mit folgenden Ansätzen:

Antiserum 1,0 ccm, je 0,2ccm Uro-j'-Globulin-Lösung, 128, 192 u. 256yN

Protein enthaltend.

Zur Bestimmung des Restantikörpers erfolgte zu je 0,2 ccm Überstand ein Antigenzusatz nach Tab. 2.

Absättigung erfolgte mit 6 bzw. 12 y Normal-y-Globu-lin, zu den Kontrollen wurde dieselbe Menge Uro-y-Glo-bulin zugesetzt. Bei den Versuchen 1 a entstand keine, bei 2 a eine eben wahrnehmbare, bei 3 a eine geringe Trü-bung. Diese war jedoch bei den Kontrollversuchen ent-sprechend vorhanden. Demnach darf kein Rest-Antikörper gegen Normal-y-Globulin angenommen werden.

Die Autoren danken Herrn Dozent Dr. H. D a n n e n -b e r g (Max-Planck-Institut für Biochemie) für die UV-Messungen, Herrn Dr. H . O t t und Frl. K. S e e g e r für die Durchführung der Elektrophorese in der T i s e -1 i u s - Apparatur, Frl. E. M a u r e r für die technische Assistenz bei den Stickstoffbestimmungen (Kjeldahl).

Uroproteine, II. Mitteilung Das immunochemische Verhalten einiger Uro-Albumine bei der quantitativen Präcipitinreaktion

V o n FRIEDRICH LOHSS * , MARGA H A R T W I G u n d GÜNTHER HILLMANN

Aus dem Chemischen Laboratorium der Medizinischen Universitätsklinik Tübingen (Direktor: Prof. Dr. H. B e n n h o l d )

(Z. Naturforschg. 7 b, 605—607 [1952]; eingegangen am 26. September 1952)

Uro-Albumine von 5 Patienten mit Proteinurie (Pseudonephrose, chron. Nephritis, Peri-arteriitis nodosa) lassen sich in immunochemisdhen Versuchen von Humanalbumin (Behring) nicht unterscheiden.

Der Befund entspricht bei ähnlicher Technik, aber klinisch anders gelagerten Fällen den Ergebnissen von G i t l i n und J a n e w a y bei 11 Kindern mit nephrotischem Syndrom.

Somit konnte das Vorkommen von „Para"-Albuminen bei Proteinurie immunochemisch nicht gesichert werden.

Die überaus zahlreichen Untersuchungen und Interpretationen über den Charakter der Plasma-

und Uro-Proteine beim nephrotischen Syndrom sind bis heute widerspruchsvoll. Wir verweisen auf zu-sammenfassende Darstellungen 4.

Von G i t l i n und J a n e w a y 4 konnte inzwischen bei den Albuminen aus Serum, Ascites und Urin bei 11 Kindern mit nephrotischem Syndrom und einem mit Glomerulonephritis kein immunochemischer Un-terschied gegenüber kristallisiertem Albumin gefun-den werden. Ebenso entspricht der Proteincharakter von Uro-y-Globulinen bei 2 an Pseudo-Nephrose er-krankten Patienten dem normalen y-Globulin5. In bei-

* Die Arbeit wurde durch ein Stipendium der D e u t -s c h e n F o r s c h u n g s g e m e i n s c h a f t ermöglicht.

1 F. W u h r m a n n u. Ch. W u n d e r 1 y , Die Blut-eiweißkörper des Menschen, Basel 1952.

2 W. F r i s c h k n e c h t , Ch. W u n d e r l y u. G. F o r -st e r , Helv. paed. Acta 6, Fase. 4, 329 [1951].

den Arbeiten 4>5 wurde auf methodische Unzulänglich-keiten der Untersuchungen vor 1940 hingewiesen.

Name Klinische Diagnose Eiweißausscheidung Urin Esbach °/0o

K. Pseudonephrose 14 W. Pseudonephrose 19 R. Chronische Nephritis 0,6 B. Chronische Nephritis 1 Sch. Periarteriitis nodosa 1,5

Tab. 1. Übersicht über die untersuchten Fälle.

Heute erlauben verbesserte Fraktionierungsmethoden und Kontrolle durch Elektrophorese neben anderen

3 W. L ü h r s , Dtsch. Gesundheitswesen 1950, 1376. 4 D. G i t l i n u. Ch. A. J a n e w a y , J. clin. Invest.

31 223 [1952] 's F. L o h s s , E. R o t h , E. W e i l e r u. G. Hi11 -

m a n n , Z. Naturforschg. 7 b, 600 [1952].