Tic-Störung im Kindes- und Jugendalter Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie am Klinikum der Universität zu Köln Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters Direktor: Universitätsprofessor Dr. G. Lehmkuhl Dipl.-Psych. K. Woitecki
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Tic-Störung im Kindes- und Jugendalter
Institut Köln der Christoph-Dornier-Stiftung für Klinische Psychologie
am Klinikum der Universität
zu Köln
Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und Jugendalters
Direktor: Universitätsprofessor Dr. G. Lehmkuhl
Dipl.-Psych. K. Woitecki
Inhalt
1. Symptomatik
2. Ursache
3. Diagnostik
4. Indikation
5. Verhaltenstherapie: THICS
1. Symptomatik
2. Ursache
3. Diagnostik
4. Indikation
5. Verhaltenstherapie: THICS
Symptome Definition
Unwillkürliche, plötzliche, schnelle,
wiederholte, nicht-rhythmische
stereotype Bewegung
Nicht zweckgerichtet
Subjektiv als sinnlos/
störend empfunden
Symptome Variationen von Tics
Art, Intensität, Häufigkeit und Dauer
Qualität: motorisch/vokal
Komplexität: einfach/komplex
Zunahme:
– Emotionale Beteiligung (Angst, Ärger, Freude)
– Stress
– Ermüdung
Abnahme:
– Konzentration
– Ablenkung
– Entspannung
Symptome Einteilung der Tics
motorisch vokal
einfach z.B. Blinzeln,
Schulterzucken,
Kopfrucken
z.B. Räuspern,
Pfeifen, Husten
komplex z.B. Hüpfen,
Klatschen, Berühren
z.B. Wörter, Sätze
Besonderheiten Echokinesie,
Kopropraxie
Palialie, Echolalie,
Koprolalie
Symptome Sensomotorische Phänomene
Sensomotorisches Vorgefühl:
– Kribbeln, Stechen, Jucken das durch Tic-
Ausführung vorübergehend verschwinden kann
Sensomotorisches Nachgefühl:
– einige Patienten berichten über „Nachgefühle“, den
Tic nicht richtig ausgeführt zu haben, was zu einer
willentlichen Tic-Wiederholung führen kann
Diese Phänomene
– treten nicht bei jedem Tic auf
– finden sich häufiger bei älteren Patienten und bei
komplexen Tics
Symptome Unterdrückbarkeit
Tics werden normalerweise als nicht
unterdrückbar erlebt
Können aber meist zumindest für kurze Zeit,
mitunter bis zu mehreren Stunden lang
unterdrückt werden
Meist für ältere Patienten und bei komplexeren
Tics besser möglich
Klassifikation ICD-10
Diagnose wichtigste Kriterien ICD-10-
Ziffer
Vorübergehende Tic-
Störung des Kindesalters
Vollständiges und endgültiges
Verschwinden der meist nur
motorischen Tics nach spätestens
einem Jahr
F 95.0
Chronische motorische
oder vokale Tic-Störung
länger als 1 Jahr dauernde
chronische motorische oder
chronische vokale Tics
F 95.1
Kombinierte vokale und
multiple motorische Tics
(Tourette-Syndrom)
länger als 1 Jahr dauernde
motorische und vokale Tics
F 95.2
Sonstige bzw. nicht
näher bezeichnete Tic-
Störung
erfüllt nicht die Kriterien der
vorgenannten Störungen, wie z.B.
Dauer mehr als 4 Wochen, Beginn
der Tics vor dem 18. Lebensjahr
F 95.8/
F95.9
Tourette-Syndrom (F95.2)
Gilles des la Tourette
(1857-1904)
Tourette-Syndrom (F95.2)
Symptomatik: - auch die vokalen Tics sind oft multipel - Koprolalie in einem Drittel aller Fälle - häufig komplexe motorische Tics (auch Echopraxie, Kopropraxie)
Beginn: - in der Kindheit oder der Adoleszenz.
Durchschnittsalter bei Beginn: 7 Jahre, meist beginnt die Störung vor Vollendung des 14.
Lebensjahres
Verlauf: - gewöhnlich gibt es eine Vorgeschichte motorischer Tics, bevor
sich vokale Tics entwickeln - Symptome verschlechtern sich häufig während der Adoleszenz - üblicherweise persistiert die Erkrankung bis ins Erwachsenenalter - in manchen Fällen schwächen sich die Symptome in der
Adoleszenz und im Erwachsenenalter ab - in anderen Fällen verschwinden die Symptome schon im frühen
Erwachsenenalter
Epidemiologie
Einfache Ticstörung 4 – 12%
Chronische Ticstörungen 3 – 4%
Tourette-Syndrom 0.05 – 3%
Tritt familiär gehäuft auf
Jungen häufiger betroffen (3:1)
Komorbiditäten
Chronische Ticstörung/Tourette-Störung:
● 50% hyperkinetische Störung -> entwickelt sich meist vor der
Tic-Symptomatik
● häufig depressive Symptomatik
● häufig sozialer Rückzug
● Beeinträchtigte soziale Anpassung, schulische und berufliche
Leistungsfähigkeit z.B.:
- Ablehnung durch andere
- Furcht vor dem Auftreten von Tics in sozialen Situationen;
in schweren Fällen können die Tics selbst die täglichen
Aktivitäten wie Schreiben und Lesen beeinträchtigen.
Tourette-Störung:
Häufung von
● Zwangsstörungen/zwanghaften Verhaltensweisen
-> teilweise fließender Übergang von Tics zu Zwängen
Woitecki, K. & Döpfner, M. (2011). Die Wirksamkeit der Reaktionsumkehr-Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Tic-Störungen – eine Pilotstudie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (akzeptiert zur Publikation)
Woitecki, K. & Döpfner, M. (2011). Die Wirksamkeit der Reaktionsumkehr-Behandlung bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Tic-Störungen – eine Pilotstudie. Zeitschrift für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie (akzeptiert zur Publikation)
Vergleich MI mit II im Eltern- und Selbsturteil für wöchentliche Beobachtung