Textilien – Weltreise einer Jeans Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 –10)
Textilien – Weltreise einer Jeans Bildungseinheit für das Fach Gesellschaftslehre (Klasse 8 –10)
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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
Impressum
Bildungseinheit Textilien – Weltreise einer Jeans
Das Bildungsmaterial »Textilien-Weltreise einer Jeans« wurde im Rahmen des Projektes »Modellschulen für Globales Lernen« 2011– 2013 (www.modellschulen-globales-lernen.de) für eine Klasse 8 in Gesellschaftskunde (Gesamtschule) zusammengestellt.
Bei Fragen zu den Hintergründen oder der praktischen Umsetzung des Materials wenden Sie sich an:
Welthaus Bielefeld Bereich BildungAugust-Bebel-Straße 62, 33602 Bielefeld
Telefon (0521) 98648-0 [email protected]
Impressum
Herausgeber: Welthaus Bielefeld, August-Bebel-Straße 62, D-33602 Bielefeldwww.welthaus.de | [email protected]
Redaktion: Berndt Hinzmann, Frauke Hahn (verantwortlich)
Satz & Layout: Sven Zähle, [email protected]
© Welthaus Bielefeld e.V., Bielefeld 2013
Titelfoto: Sven Zähle, Kopffoto: Maja Dumat, pixelio.de
Wir danken Engagement Global (BMZ) und der Stiftung Umwelt und Entwicklung (SUE) für die finanzielle Förderung dieses Bildungsmaterials.
Mit finanzieller Unterstützung des
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Textilien – Weltreise einer Jeans
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Textilien – Weltreise einer Jeans
TextilbrancheDie Textilbranche ist eine stark globalisierte Branche. Fashion ist ein globales Geschäft. Ein neuer Trend greift gerade um sich »Fast Fashion«. Dabei sind Modefirmen Vermarkter von Trends und Handelsfirmen geworden. Eigene Kollektio-nen und Designs werden entworfen und vermark-tet, aber nicht in eigenen Fabriken hergestellt. Stattdessen beauftragen sie Zwischenhändler oder Hersteller. Agenturen aber auch Hersteller-firmen vergeben wiederum Aufträge an Herstel-lerfirmen oder Unterauftragnehmer, die für die Produktion zuständig sind. Daher hat ein Klei-dungsstück schon eine Weltreise hinter sich, bevor es in unseren Kleiderschränken landet. Die einzelnen Produktionsschritte werden jeweils in den Ländern vorgenommen, die günstigsten Bedingungen bieten aufgrund von niedrigen Löhnen, geringe Ausgaben für Sozialleistungen, Gesundheitsschutz und Sicherheit, Steuer- und Zollvergünstigungen, z. B. Kambodscha, Bangla-desch, China.
Der Großteil der Produktion findet in Ländern des Südens statt (für Europa kommt der überwie-gende Teil aus Asien u. Lateinamerika). Auf Lie-ferfristen und die Preise für die Produkte nehmen die globalen Modefirmen direkt Einfluss. Durch den hohen Konkurrenzdruck untereinander bie-ten jedoch Hersteller niedrigste Preise an, um den Auftrag zu bekommen. Ebenso haben die einzel-nen Länder (Kambodscha, Bangladesch) Einfluss auf die Rahmenbedingungen, um jedoch Auf-träge ins Land zu holen wird ein viel zu geringer Mindestlohn festgelegt. Das Risiko und die Las-ten der schlechten Rahmenbedingungen tragen die Zulieferfirmen. Halten diese bspw. gesetzte Liefertermine nicht ein, droht ihnen der Abbruch der Geschäftsbeziehungen oder bleiben auf den Kosten sitzen.
Die ArbeiterInnen in den Fabriken tra-gen durch massive Überstunden, »Hungerlöh-nen« und Repressionen die größten Lasten. Unmenschlichen Arbeitsbedingungen und Über-griffen sind die NäherInnen ausgesetzt, junge Frauen werden geschlagen oder versucht ein-zuschüchtern, wenn sie das Soll nicht erfüllen oder eine Gewerkschaft gründen. Die so genann-ten Weltmarktfabriken fertigen in Sonderwirt-schaftzonen für den Export und werden auch als
»Sweatshops« oder in Lateinamerika als »Maqui-las« bezeichnet. Export- oder Freien Produkti-onszonen sind Gebiete mit Sonderregelungen (Arbeitsrechte, Zoll- und Steuerbestimmungen).
Weiterführende Literatur:www.inkota.de/material/ soziale-verpflichtung-fuer-unternehmen/
1. Einstieg: Mode und Konsumverhalten 15 Min.
Zum Einstieg im Plenum werden den SchülerIn-nen Fragen zu von ihnen bekannter Werbung (Kleidung) gestellt. Als Gesprächsgrundlage kön-nen zwei Videoclips von Zalando-Werbung die-nen.
Mögliche Fragen:■■ Welche Kleidungswerbungen kennt ihr?■■ Welche Bilder und Themen werden in der
Werbung vermittelt?■■ Welche Botschaft wird hier gesendet?
(z.B. Mode macht glücklich, Kleider sind mehr wert als das eigene Leben, …)
■■ Worauf zielt die Werbung ab? (Gefühle, Empfindungen, …)
■■ Was wird nicht vermittelt? (z.B. wird oft nicht der Preis genannt, die Qualität, Herstellungsbedingungen, etc.)
Anschließend befragen sich die SchülerIn-nen jeweils zu zweit gegenseitig zu Kriterien und Motiven beim Kauf von Kleidung und den monatlichen Ausgaben dafür. Die Auswertung wird anschließend an der Tafel festgehalten.
Material:Werbung als Download aus dem Internet, zum Beispiel:■➤ Zalando Werbung Banküberfall (www.youtube.com/watch?v=dnNyy0xzG2k)
■➤ Zalando Werbung Hippie (www.youtube.com/watch?v=AI2y4GikP20)
■➤ Beamer ■➤ Fragebogen für PartnerInneninterview (Anlage 1)
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© Welthaus 2013 | Bildungseinheit »Jeans«
jeans nachzeichnen. Erst sollen die Namen der beteiligten Länder eingetragen und anschlie-ßend die Länder miteinander verbunden werden. Dabei sollen verschiedene Farben für Import und Export verwendet werden.
Anschließend wird die Frage gestellt: Wer ver-dient wieviel an einer Jeans? Anhand der Pow-erpoint Präsentation wird gezeigt, welche Kos-tenpositionen es gibt. Die darauf folgende Folie (Jeansposter mit Prozentzahlen) enthält die Auf-lösung.
Impuls: Wer verdient an einer Jeans Die vielen Transportkilometer kommen zustande, weil bei der Jeansproduktion immer die billigste Möglichkeit bevorzugt wird, auch wenn es auf Kosten der ArbeitnehmerInnen und der Umwelt geht. Wer den Jeanspreis genauer betrachtet, kommt auf folgendes (unfaires) Ergebnis: ■■ Nur 1 % des Jeanspreises geht als Lohn an
alle ArbeiterInnen. ■■ Die Materialkosten belaufen sich auf 13 %. ■■ Die Transportkosten und sonstige Gebühren
(z. B. Zoll) machen einen Anteil von 11 % aus.
■■ Die Markenfirma nimmt 25 % des Jeans-preises für Werbung, Forschung, Entwicklung und Design in Anspruch.
■■ Die restlichen 50 % kassiert der Einzel-handel. Dieser hat zwar auch Kosten wie Ver-kaufspersonal, Ladenmiete und Verwaltung, aber es bleibt eine große Gewinnspanne bei den Handelshäusern und Markenfirmen, die unterdessen eigene Ladengeschäfte und »Mega-Stores« betreiben.
■■ Geringe Lohn- und Produktionskosten und die Verlagerung von Kosten auf die Herstel-lerfirmen im globalen Süden und Osten stei-gern die Gewinne von Handelshäusern und Markenfirmen in der Modebranche. Daher werden Jeans und Bekleidung in den so genannten Billiglohnländern hergestellt, doch der Lohn für der NäherInnen reicht gerade so zum (Über-)Leben.
Quelle: www.praxis-umweltbildung.de/ dwnl/kleidung/info_jeans.pdf
2. Quiz-Fragen 5 Min.
Im Plenum werden folgende Fragen gestellt:■■ Wie viel Geld gibt ein/e durchschnittliche/r
Deutsche/r im Jahr für Kleidung aus? (ca. 870 Euro, das heißt 72,50 Euro im Monat)
■■ Wie viel Kleidung wird jährlich pro Person in Deutschland gekauft? (ca. 12 kg)
3. Woher kommt die Kleidung, die wir tragen? 10 Min.
Zu zweit untersuchen die SchülerInnen jeweils die Kleidungsstücke der/des anderen und lesen auf den Einnähern nach, wo das Kleidungsstück herkommt. Das »Made in« benennt den Ort der Endfertigung (z.B. Rumänien oder Bangladesch).
Die Herkunft der einzelnen Kleidungsstücke kann auch auf einer Weltkarte mit Stecknadeln markiert werden.
Material:■➤ Große Weltkarte (Poster)
4. Input Textilbranche 15 Min.
Die Powerpoint-Präsentation wird gezeigt.
Material:■➤ Powerpoint-Präsentation (Anlage 2)■➤ Laptop■➤ Beamer
5. Weltreise einer Jeans 20 Min.
Der Text »Die Weltreise einer Jeans« wird per Beamer an die Wand geworfen, sodass alle ihn lesen können. Alle SchülerInnen bekommen eine Weltkarte, in der sie den Weg ihrer Lieblings-
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nen Fragen. Alle machen sich Notizen zur Beant-wortung der Fragen.
Themen:a) Export- und Freie Produktionszonenb) Initiativen für saubere Kleidungc) Arbeitsrechte und Sozialstandards,
Verhaltenskodizes d) Arbeitsbedingungen in den
Weltmarktfabrikene) Fair Trade
Danach werden die Gruppen neu zusammen-gesetzt, sodass in den neuen Gruppen jeweils ein/e SchülerIn aus jeder ExpertInnengruppe ist. Jede/r stellt den anderen die jeweilige Fra-gestellung und die Ergebnisse aus der eigenen ExpertInnengruppe vor.
Material:■➤ Bonbons oder Spielkarten in fünf verschiede-nen Farben zur Einteilung der Gruppen
■➤ die fünf ExpertInnentexte inkl. Fragen jeweils 5-6 Mal kopiert (Anlage 5_A – E)
■➤ der Flyer »Augen auf beim Kleiderkauf« (www.saubere-kleidung.de/images/05_pdf/2014/2014-03-30_Flyer-Siegel.pdf) für die Gruppe »Initiativen zur Verbesserung« (Anlage 6)
8. Abschluss 15 Min.
Die Bildungseinheit wird anhand einer Feed-back-Methode, wie zum Beispiel das Fünf-Finger-Feedback oder die Mülleimer-Schatztruhe-Frage-zeichen-Methode ausgewertet. Gegebenenfalls kann auch ein Minutenpapier zur schriftlichen Auswertung verteilt werden. Falls nicht das Zusatzmodul der Podiumsdiskussion durchge-führt wird, ist eine abschließende Diskussions-runde sinnvoll.
Material:■➤ evtl. vorbereitetes Minutenpapier (Anlage 7)
Material:■➤ Pro SchülerIn eine Weltkarte (Anlage 3)■➤ Text: »Die Weltreise einer Jeans« (Anlage 4)■➤ Powerpoint Folie »Wer verdient wie viel an einer Jeans?« (Anlage 2)
6. Film »Kampagne für saubere Kleidung – Discounter« 15 Min.
Der Clip »Schön! Färber!« wird gezeigt, ein Film der Kampagne für saubere Kleidung. Im Anschluss werden der Film und die beabsichtig-ten Ziele der Clean Clothes Campaign bespro-chen.
Leitfragen zur Auswertung des Films können sein:■■ Welche Situation wird im Film beschrieben?■■ Welche Interessen und Ziele verfolgt der
Chef des Unternehmens?■■ Warum kann Kleidung bei uns so billig
verkauft werden?■■ Wieso gehen Unternehmen so vor? ■■ Welche Nachteile ergeben sich für die Unter-
nehmen, wenn sie ihr Vorgehen ändern?■■ Gibt es noch andere Perspektiven?
Anschließend erfolgt die Überleitung zum nächs-ten Programmpunkt: Jetzt werden die SchülerIn-nen selbst zu ExpertInnen für die Textilindustrie!
Material:■➤ Laptop■➤ Beamer■➤ Film »Schön! Färber!« aus dem Internet www.ci-romero.de/ccc_discounter/
7. ExpertInnengruppen und Austausch/ ExpertInnenkongress 40 Min.
Es werden fünf Kleingruppen gebildet. Jede Gruppe bekommt einen Text mit einer Fragestel-lung zu untenstehenden Themen. Die Gruppen lesen ihren Text und diskutieren die angegebe-
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Die Podiumsdiskussion beginnt mit einer Begrü-ßung durch die Moderation und sollte nach 20 Minuten durch die Moderation beendet werden.
Material:■➤ Bonbons in verschiedenen Farben■➤ Ablaufplan Podiumsdiskussion (Anlage 8)■➤ Rollenkarten Podiumsdiskussion (Anlage 9_A – F)
9. Zusatzmodul: Podiumsdiskussion 45 Min.
Es werden sechs Gruppen (durch ein Spiel oder durch Ziehen verschiedenfarbiger Bonbons o.ä.) gebildet. Der/die TeamerIn leitet zur Podiums-diskussion über. Er/sie liest die Situationsbe-schreibung vor und lässt die vorher gebildeten sechs Gruppen eine Rolle wählen.
Die Gruppen haben nun 10 Minuten Zeit, sich in die Rolle hineinzuversetzen, die Argumente zu besprechen und ggf. neue Argumente zu sam-meln. Der/die TeamerIn beraten währenddessen die Gruppen.
Jeweils ein, bei großen Gruppen auch zwei TeilnehmerInnen pro Gruppe setzen sich als RepräsentantIn einer Rolle in die Podiumsrunde. Diese kann auch auf eigenen Wunsch oder nach Gruppenabsprache getauscht werden. Die ande-ren TeilnehmerInnen bilden das Publikum.