freizeit & sport freizeit & sport S chon vor 2.500 Jahren wurde Polo von persischen Elitesol- daten gespielt und in der persischen Literatur und Kunst des 6. Jahrhunderts finden sich zahlreiche Erwähnungen von königlichen Turnieren vor dem Palast in Teheran, an denen adelige Frauen ebenso wie Männer teilnahmen. Auch im kaiser- lichen China, in Afghanistan oder in den mongolischen Step- pen war Polo bekannt. Im Mittelalter verbreitete es sich über By- zanz aus nach Ägypten und die Levante, bis nach Japan. Offiziere eines englischen Husarenregimentes lernten das Spiel um 1850 am Hofe des Maharadschas von Manipur kennen und stellten die ersten Regeln auf. Bald gehörte Polo zum Berufstraining der britischen Kavallerie-Einheiten. Bereits 1862 werden die ersten Klubs gegründet, darunter der bis heute existierende Calcutta Polo Club. Mit den Engländern verbreitete sich Polo rasch. Bri- tische Offiziere gründen 1868 in Malta den ersten Club in Eur- opa und 1869 wird das erste Turnier in Hounslow, England, or- ganisiert. 1875 erreicht Polo Argentinien, 1876 Australien und Amerika. Polo – der Sport Polo ist auf den ersten Blick ein einfaches Spiel bei dem zwei Mannschaften zu je vier Reitern gegeneinander antreten, um ei- nen Ball auf einem circa 270 mal 280 Meter großem Spielfeld in das gegnerische Tor, von etwa 7 Meter Breite, zu schlagen. Doch es gibt viele Regeln und die Sicherheit der Spieler und der Pferde, meist speziell für diesen Sport gezüchtete Ponys, hat höchste Pri- orität. Jedem Tor folgt ein Seitenwechsel, ein Relikt aus kolonialer Zeit, als die Spiele am Abend stattfanden und man vermeiden wollte, dass immer die gleiche Mannschaft gegen die unterge- hende Sonne zu spielen hatte. Ein Spiel besteht aus mehreren Spielabschnitten, so genannten Chukkas. Nach zwei Chukkas werden die Pferde gewechselt. Es gibt zwei berittene Schiedsrich- ter, die „Umpires“ und den „Third man“, ein an der Seitenlinie sitzender Referee. In der Pause dürfen die Zuschauer ebenfalls am Spiel „teilnehmen“ indem sie zum „Tritt-in“ auf den Platz ge- beten werden, um die von den Pferdehufen aufgerissenen Gras- narben einzutreten. 1908 fanden die ersten Olympischen Spiele, bei denen Polo ge- spielt wird, in London statt. Es folgte 1920 Antwerpen, 1924 Pa- ris und bei der Olympiade in Berlin 1936 sahen den Polospielen mehr Zuschauer zu, als bei allen anderen Sportarten zusammen. Ein Olympiarahmenturnier wurde in München 1972 veranstaltet. Heute wird in mehr als 80 Ländern der Welt Polo gespielt, die be- sten Spieler kommen derzeit aus Argentinien. Die meisten Polo- clubs befinden sich in England, wo auch an vielen Universitäten gespielt wird. In Deutschland gibt es derzeit etwa 300 aktive Spie- ler. Zentren sind Hamburg, Berlin, München und Düsseldorf. Das pre- stigeträchtigste Winterpoloturnier veranstaltet der 1959 in der Schweiz gegründete St. Moritz Poloclub auf dem gefrorenen St. Moritzer See. Gstaad punktet im Winter mit dem Silvester Cup. Turniere finden heute in aller Welt statt, die bedeutendsten in Argentinien. Bei den alle drei Jahre stattfindenden Weltmeister- schaften waren die erfolgreichsten Nationen bisher Brasilien und Argentinien. Seit 1993 gibt es Europameisterschaften, wobei die Mannschaften aus Großbritannien die meisten Titel nach Hau- se bringen konnten. Polo, Spiel der Könige – königliches Spiel Alexander der Große, der chinesische Kaiser Chuang-Tsung, der Fatimiden-Kalif el-Asis in Kairo, der Samurai Shogun Mi- namoto Joritomo in Japan, die Kreuzritter in Konstantinopel und vielen mehr war eines gemeinsam – ihre Pololeidenschaft. Auch heute noch finden sich unter den Polospielern viele Ari- stokraten. Seit der Einführung in Großbritannien spielten und spielen zahlreiche Mitglieder des Königshauses Polo, so auch Georg V., ein Enkel Königin Viktorias, der seinen deutschen Namen Sachsen-Coburg-Gotha, den die Familie in Großbritannien seit 1840 trug, in den jetzigen Na- men Windsor änderte. Lord Louis Mountbatton, der Onkel von Kö- nigin Elisabeth, spielte nicht nur Polo, sondern schrieb auch meh- rere Polo-Bücher. Der Ehemann der Königin, Prinz Phillip, ihr Sohn Prinz Charles und die Enkel, die Prinzen William und Harris, sie alle sind diesem Sport verbunden. Aber auch die Königin selbst befasst sich mit Polo. Sie züchtet Poloponys und besucht regelmäßig Turniere. Polo goes to Hollywood In den Dreißigerjahren wird Polo in Hollywood zum Sport der High Society. Die US-amerikanische Fernsehgesellschaft Warner Brothers besaß sogar ein eignes Polo-Team. Ihr Mitbe- gründer Harry Warner und Hal Brent Wallis, Filmproduzent von mehr als 400 Filmen sowie Michael Curtis, der Regisseur des Filmes Casablanca, waren enge Polo-Freunde. Walt Disney, Schöpfer der „Mickey Mouse“ liebte Polo so sehr, dass er den Sport zeichnerisch in „Mickey’s Polo Team“ festhielt. Auch die Hollywoodgrößen Leslie Howard, Spencer Tracy, Clark Gable und Bing Crosby waren dem Sport verfallen. Heute sind promi- nente Spieler aus Hollywood der Schauspieler und Oscar-Preis- träger Tommy Lee Jones, die aus der Serie „Hart aber Herzlich“ bekannte Schauspielerin Stefanie Powers sowie das ehemalige englische Model und jetzige Filmschauspielerin Jodie Kidd. Polo in Österreich Fürst Otto Windisch-Graetz, Prinz Vinzenz Auersperg, Graf Ferdinand Kinsky und Graf Gizycki gründen 1910 den ersten Polo, das beste Spiel der Welt Winston Churchill, 1874–1965, englischer Premierminister und Nobelpreisträger Vom Sport der Eliten zu „down to earth“ – Polo für alle. Das rasante Ballspiel hoch zu Pferde liegt im Trend. In Österreich zeigt man, dass es auch ohne großes Budget möglich ist, diese Sportart zu erlernen und auszuüben. Turniere locken Reiter wie Zuschauer zu den schönsten Poloplätzen der Welt. Foto: A Quechua/PIPA) Playing Polo is like trying to play golf during an earthquake. Sylvester Stallone England vs. America, 1921, der König von Spanien und der Pince of Wales mit ihren Teams England vs. America, 1921, das erste Match Gerharter, Seebacher, Zorn, Reinhard, Ice Polo Trophy 2011 Foto: Hurlingham Club England Foto: Hurlingham Club England 82 | Die Salzburgerin Die Salzburgerin | 83