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Studienreise nach Prishtina (Kosovo) MSO12
24. – 27. September 2013
OrganisatorInnen: Dagmar Strohmeier, Nikolaus Berisha (MSO11)
& Edvana Gjashta (MSO13) ÜbersetzerInnen: Nikolaus Berisha
(MSO11) & Edvana Gjashta (MSO13) TeilnehmerInnen: Balihodzic
Amela, Düzler Ilknur, Eder Armin, Ganglberger Sarah, Hauser
Sebastian, Hinum Irene, Lanzer Mirjam, Kloimstein Katja,
Pargfrieder Thomas, Pichler Anita, Pohn Ursula, Pucher Julia, Putz
Maria, Ruprecht Martin, Schulz Harry, Stieger Markus, Teibler
Elena, Teufelauer Theresa & Wulz Bianca Gäste: Petra Gradinger,
Heide Postica (MSO11), Mirjam Krendl (MSO11)
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Kurzbeschreibungen zu den besuchten Einrichtungen
Mother Teresa, Kosovo’s Humanitarian and Charitable Society
Dienstag, 24. September 2013, Vormittag
„Mother Teresa“ wurde im Mai 1990 gegründet und war die erste
NGO im Kosovo. Mother Teresa war
vorwiegend im Inland und teilweise im Ausland am Aufbau in der
Nachkriegszeit beteiligt. Ziel war und
ist es gefährdete oder/und verwundete Familien in ihrer
sozio-ökonomischen Situation zu unterstützen.
Dabei sollten Nationalität, Religion, Gender, Alter oder
Rasse kein Ausschlussgrund für die Hilfegewährung sein.
Leitgedanken und Prinzipien welche der Organisation
wichtig sind, sind:
Barmherzigkeit, Toleranz, Nächstenliebe, Respekt, Friede,
Gleichheit und Versöhnung. Finanzielle Unterstützung
erhält die NGO von europäischen Mitgliedsstaaten. Zehn
Mitarbeiter/innen sind heute in dieser
Organisation beschäftigt. Bis zum Jahr 2007 wurden vor allem
folgende Projekte verwirklicht:
• Gesundheitliche Unterstützung für schwangere Frauen und
Neugeborene.
Die Kindersterblichkeit wurde dadurch verringert.
• Humanitäre Hilfe
• Entwicklungshilfeprojekte
• Soziökonomische Stärkung von Familien
• Zivilgesellschaftliche Projekte
Seit 2008 gibt es folgende Projekte, die durch Mother Teresa
verwirklicht werden:
• „Housing Project“
In diesem Projekt werden für Familien neue Häuser erbaut, welche
dann von diesen bezogen
werden. Die Kosten für einen Hausbau belaufen sich auf ca.
10.000 Euro. Das Projekt wird
von Mother Teresa Schweiz und der Caritas Wien unterstützt.
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• Civic Dialogue Project
Ermöglicht einen Ethnien übergreifenden Austausch von
Organisationen. 200 NGO’s aus
Serbien, Kosovo, Makedonien, Albanien etc. beteiligen sich an
diesem Projekt. Die drei
Hauptthemen der Dialoge sind der Frauenaustausch, der
Medienaustausch (Kooperation
bzgl. Informationen) und der Jugendaustausch, welcher jährlich
organisiert wird.
• Sozioökonomisches Unterstützungsprojekt
• Bienenstöcke werden an Familien vergeben. Unter einer
ein-jährigen Anleitung von einem
Imker wird die Imkerei erlernt. Das Ziel ist es, dass die
Menschen die Erzeugnisse verkaufen
können und sich somit ihrem Lebensunterhalt finanzieren. Es
konnten bereits 25 Familien
mit Bienenstöcken unterstützt werden.
• Das Greenhouse Projekt unterstützt elf Familien mit
Kleingeschäften.
• Beim Schafprojekt erhalten einige Familien ein Schaf und die
Nahrung für dieses. Sie können
die Wolle verkaufen und verbessern damit ihr Einkommen.
• Humanitäre Hilfe
Zwei Mal im Jahr werden Spenden aus Europa in den Kosovo
gebracht. Mother Teresa
verteilt diese Spenden gerecht an jährlich ca. 4000
hilfsbedürftige Familien.
• Freiwillige Rückkehr und Integration durch ERSO-II
Wenn sich ausgewanderte Familien oder Einzelpersonen
entscheiden, in den Kosovo
zurückzukehren, werden diese durch ERSO-II bei ihrer Rückkehr
unterstützt. 12 Europäische
Organisationen zur Reintegration helfen dabei. Seit 2008 wurden
15 Freiwillige unterstützt.
In der Zentrale von Mother Teresa bekamen wir eine inhaltliche
Einführung zur Situation im Kosovo
und hatten die Möglichkeit, Fragen zu stellen:
Allgemeine Daten zum Kosovo
• 1/3 der kosovarischen Bevölkerung lebt im Ausland (v.a. Ö, D,
CH, I)
• EinwohnerInnen im Kosovo: 1.800.000, Prishtina ist die größte
Stadt mit 230.000 EinwohnerInnen
• Verhältnis Staat-Religion: Kosovo ist ein säkularer Staat, es
gibt mehrere Religionen, am häufigsten
verbreitet ist der Islam
• Inwieweit haben die vielen MigrantInnen Einfluss auf das
Land?
Die MigrantInnen sind die größten UnterstützerInnen des Landes
(5-6 Mio Euro). Beinahe jede Familie
hat eine/n Familienangehörige/n im Ausland, um von dort
zusätzlich unterstützt zu werden.
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• Kosovo verfügt über die jüngste Bevölkerung Europas. 60 % der
Bevölkerung sind Jugendliche (18-27
Jahre alt). Die Jugendlichen sind durch das Studium viel
unterwegs, wobei es natürlich auch von der
individuellen finanziellen Situation abhängt, inwieweit dies
möglich ist. Hinzu kommt, dass es im
Kosovo üblich ist, dass ältere Familienangehörige in der Familie
betreut werden. Es muss dann jemand
aus der Familie zuhause bleiben. Ein Versorgungssystem von alten
Menschen, wie in Östereich gibt es
nicht.
• 40 % Arbeitslosenrate, 60 % davon sind Jugendliche
• Für die Betreuung von Familien und Kindern (auch Waisenkinder)
gibt es keine gesetzliche
Grundlage, es gibt auch keine zentrale Einrichtung wie etwa die
Jugendwohlfahrt. Stattdessen
bestehen viele kleine Organisationen. Im Kosovo leben 2000
Kinder ohne Eltern.
• Die gesamte Soziale Arbeit wird durch NGOs abgedeckt. Es gibt
keine staatlichen Einrichtungen.
Theresa Teufelauer, Anita Pucher
Universität Priština (Lulzim Dragidella & Krist Sthufi)
Dienstag, 24. September 2013, Nachmittag
Die Universität Priština wurde 1970 gegründet. Sie hat 16
Fakultäten, ca.
5.000 Lehrende und ca. 50.000 Studierende. Die Studierenden
zahlen einen
Kostenbeitrag, 50 Euro für das Regelstudium und 250 Euro für
das
Fernstudium. Das Studium der Sozialen Arbeit gibt es seit
2012
• 1960 wurden Soziale Dienste & Sozialzentren gegründet; das
Studium
der Sozialen Arbeit ist bis vor kurzem für nicht so wichtig
gehalten
worden;
• Seit 2006 versuchte Prof. Dragidella einen Studiengang Soziale
Arbeit in Priština ins Leben zu
rufen, dies ist 2012 gelungen (Akkreditierung zuerst für 1 Jahr,
dann für 3 Jahre);
• Das Team besteht aus Prof. Dragidella und ab 1.10. 13 kommt
eine Kollegin (Psychologin) dazu;
d.h. das Team sind zwei Personen
• Im ersten Jahr wurden 40 Studierende aufgenommen (2012), im
zweiten Jahr (2013) werden 100
Studierende aufgenommen;
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• Kriterien für die Aufnahme: Noten in der Schule, Maturanoten,
Aufnahmeprüfung (dann gibt es
Reihung je nach Leistung);
• Das Studium ist nach dem Bologna-Prinzip aufgebaut: Bachelor
dauert 6 Semester; es gibt ein
Gesetz für Soziale Dienste im Kosovo; nach dem Studium der
Sozialen Arbeit wird man vom Staat
anerkannt als Sozialarbeiter/in, erst dann darf man in einem
Sozialen Beruf arbeiten;
• Studienplan ist angelehnt an internationale Studienpläne (70%
Überschneidung mit Studienplan
in Deutschland); Curriculum: Bezugswissenschaften, Kernfächer,
Methoden, Philosophie, Ethik,
Wissenschaftstheorie, Sozialpolitik; ab dem 2. Studienjahr gibt
es 2 Wahlfächer;
• Herausforderung: viele Studierende, große Gruppen (Staat gibt
die Studierendenanzahl vor);
• Berufsfelder: staatliche Soziale Dienste (es gibt derzeit sehr
wenige); Zielgruppen: Menschen
jeden Alters, in verschiedensten Handlungsfeldern;
• generell ist die hohe Arbeitslosenrate eine Herausforderung
auch für die angehenden
Sozialarbeiter/innen; es gibt eine Konkurrenz zwischen
Soziologie und Sozialer Arbeit im
Moment;
• Der Staat hat wenige Soziale Dienste, aber mittlerweile gibt
es in jeder Gemeinde ein
Sozialzentrum (insgesamt gibt es 33 im Kosovo, in Pristina gibt
es 3); Soziale Dienste machen
häufig auch NGO’s; damit NGO’s jedoch arbeiten dürfen müssen sie
lizensiert werden;
• Als Sozialarbeiter/in verdient man im Kosovo ca. 300.- Euro,
als Grundschullehrer 350.- Euro, das
Durchschnittseinkommen beträgt im Kosovo 270.-
• Sozialhilfe gibt es im Kosovo, allerdings ist es nicht leicht
sie zu bekommen. Kritierien sind: man
darf kein Einkommen und kein Vermögen haben, man muss Kinder
unter 5 Jahre haben, man
muss nicht arbeitsfähig sein; der Staat hat sehr viele
Ausschlusskriterien
• Staatliche Krankenversicherung gibt es nicht im Kosovo;
Arztbesuche sind sehr teuer, die
PatientInnen müssen alles selbst bezahlen (Spritzen,
Medikamente) und sogar die Bettwäsche
und das Essen ins Krankenhaus selbst mitbringen; theoretisch
gibt es eine Liste mit kostenfreien
Medikamenten, nur praktisch sind diese immer aus, d.h. der
kranke Mensch muss sie selbst
besorgen; bei Krankheit helfen oft die Verwandten im Ausland
finanziell aus;
• Arztbesuche kosten mindestens 20.- Euro, Medikamente kosten
extra;
• Es gibt eine private Krankenversicherung
Dagmar Strohmeier
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Besuch der Schule von Nikolaus Berisha (Bezirk Klina) Mittwoch,
25. September 2013, Vormittag
Am Vormittag besuchten wir die Schule von Nikolaus
Berisha, Student des Masterstudienganges für Soziale
Arbeit (MSO11). Es waren der Direktor, der
Bezirksvorsteher und einige Lehrer/innen anwesend.
Man erzählte uns vom kosovarischen Schulsystem.
• 1.-5. Schulstufe: Volksschule mit einem Lehrer / einer
Lehrerin Schulsystem im Kosovo
• 6. -9. Schulstufe: Hauptschule mit 12 Fächern (3 Wahlfächern)
und verschiedenen Lehrkräften
(bis 9. Schulstufe ist Schulpflicht)
• 10.-12. Schulstufe: Oberstufe
• danach Studium an der Universität möglich
Schulstunden sind meist von 8 bis 13 Uhr oder von 13 bis 17 Uhr.
In vielen Schulen gibt es zwei Gruppen
wegen Raummangel (eine Vormittags- und eine
Nachmittagsgruppe).
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„Duart Plote Meshir“ („Hände voller Güte“), Peje Mittwoch, 25.
September 2013, Nachmittag Die Einrichtung wurde 2001 von der
Vorarlbergerin Schwester Maria
Martha gegründet.
Das Gesamtbudget der Einrichtung beträgt 120.000.- pro Jahr und
wird
fast ausschließlich von Caritas Tirol finanziert. Die Hälfte des
Budgets wird
für Angestellte (7 Vollzeitposten) , der Rest wird für
Betriebskosten,
Medikamente, etc. verwendet.
Die Einrichtung besteht aus 3 Projekten:
• Hauskrankenpflege:
versorgt kranke und beeinträchtigte Menschen von 4 mobilen
Krankenschwestern
zur Zeit besuchen sie 400-500 Personen in der Umgebung von
Peje
es werden gratis Medikamente zur Verfügung gestellt, in manchen
Fällen ist es auch möglich
Operationen in Österreich zu organisieren
•
Unterricht von 40 Kindern mit Lernschwächen, welche
vernachlässigt werden
Psycho-soziales Projekt für Kinder mit Lernschwächen:
An drei Tagen in der Woche (Mo/Mi/Fr) werden die Kinder in 2
Gruppen
(vormittags/nachmittags) unterrichtet.
unterrichtet werden sie in Klassen von je 4 Kindern von
insgesamt 7 Lehrkräften
Die Kinder werden von der ersten Klasse bis Ende primary school
unterrichtet. Es ist ein
zusätzlicher Unterricht zur regulären Schule.
Voraussetzung ist, dass die Kinder auch in die reguläre Schule
gehen, nur dann dürfen sie am
Programm teilnehmen.
Die Kinder werden abgeholt und zur Schule oder nach Hause
gebracht.
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Das Projekt unterstützt auch die Lehrer in den regulären Schulen
im Umgang mit diesen
Kindern.
Ca. 2/3 dieser Kinder sind aus Roma-Familien
die Kinder bekommen auch Essen in der Einrichtung; die Kinder
wurden durch aufsuchende
Arbeit gefunden bzw. mittlerweile hat es sich schon
herumgesprochen, was eine lange
Warteliste zur Folge hat
Kinder mit Beeinträchtigungen wurden früher von ihren Familien
versteckt, weil man sich für sie
schämte. Auf jene Kinder welche an diesem Projekt teilnehmen
werden sie meist durch die Betreuung
der Familien in den anderen beiden Projekten aufmerksam.
Im Sommer ist das Projekt meist weniger gut besucht, da die
Kinder versuchen Geld aufzutreiben (z.B.
durch Betteln, Metall sammeln, Mistkübel durchsuchen, etc.). Es
wird auch versucht mit den Familien
aus denen die Kinder kommen zu arbeiten. Nach Aussagen der
Mitarbeiter ist dies aber schwierig
(speziell bei Roma-Familien), da die Eltern selbst ebenfalls
kein geregeltes Leben führen und von Tag zu
Tag leben (müssen).
Auch wenn die meisten Kinder die Schule abschließen haben sie
keine guten Perspektiven, da die
Arbeitsmarktsituation sehr schlecht ist.
•
Es werden Hilfspakete an arme Familien verteilt (Essen,
Kleidung, Brennholz)
Humanitäres Projekt
Es jedoch nur jede Familie alle 3 bis 4 Monate ein Paket
erhalten
Martin Ruprecht, Thomas Pargfrieder
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NGO Labirinth Donnerstag, 26. September 2013, Vormittag
Die Organisation wurde 2002 gegründet und bietet folgende
Services an: Beratung von Betroffenen und Angehörigen,
(Einzel-, Gruppen- und Familien-)Therapien, ambulante
Entgiftung/ Substitution (Methadon-Programm) sowie HIV &
Hepatitis-Testungen. Des weiteren ist Labirinth auch in den
Bereichen Prävention (Schulen, u.Ä.) sowie
Öffentlichkeitsarbeit/Advocacy tätig. Es handelt sich um eine
niederschwellige Einrichtung, so ist
mitunter auch Spritzentausch möglich und es wird Streetwork,
aufsuchende Soziale Arbeit betrieben.
Das Team besteht aus
1 Geschäftsführerin
1 Psychologin (allg. Beratung, Familienberatung,
Präventionsprogramme in Schulen, Online-
Forum für den ganzen Kosovo -> Fragen rund um das Thema
Drogen)
1 Krankenpfleger (Methadon-Ausgabe, HIV- &
Hepatitis-Testungen)
1 Sozialarbeiter, 1 Sozialarbeiterin (Streetwork)
Zum Methadon -Programm:
Mit dem Programm wurde vor 1,5 Jahren begonnen. Das Methadon
wird gratis ausgegeben. Labirinth ist
die einzige Einrichtung in Kosovo, die Substitution anbietet,
d.h. es kommen auch viele Klient/innen von
anderen Teilen des Landes nach Prishtina, um am Programm
teilzunehmen. Die Anfänge haben sich
schwierig gestaltet, aufgrund rechtlicher Hürden und da es zu
einem falschen Einsatz/Missbrauch kam
und es von vielen Klient/innen wieder gespritzt wurde. Jetzt
wird es direkt im Zentrum zur oralen
Einnahme ausgegeben.
Aktuell sind 100 Drogenkonsument/innen in der Organisation
registriert. Die Klient/innen haben ein
Durchschnittsalter von 22 Jahren, 91 % sind männlich, Heroin und
Cannabis zählen zu den beliebtesten
Drogen. Der soz.-ökonom. Status variiert, manche der
Klient/innen sind sehr arm, manche sind der
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Mittelschicht zuzuordnen, andere sind vermögend. Viele der
Klient/innen leben aber auf der Straße. Die
HIV Rate ist enorm gering, genauer gesagt gibt es in der
Organisation keinen bekannten Fall.
Jede/r 3. ist jedoch von Hepatitis B+C betroffen.
Die Klient/innen erfahren Stigmatisierungen und schlechte
Behandlung durch andere. Die Organisation
bemüht sich um einen Austausch mit der Polizei (1x monatlich ein
Treffen) und baut auch Verbindungen
zu Krankenhäuser auf (für Hepatitis Testungen), doch die
Drogenabhängigen sind dort nicht gerne
gesehen, bzw. erhalten dort keine adäquate Versorgung.
Eine positive Auswirkung des Programms ist beispielsweise der
Rückgang der Kriminalitätsrate, da
aufgrund des Methadon-Programms weniger für die Beschaffung von
Drogen gestohlen wird.
Es gibt Bedarf an ausgebildeten Sozialarbeiter/innen, da
Psycholog/inn/en, die derzeit die Tätigkeit
übernehmen, tendenziell Ausschau nach Tätigkeiten in ihrem
Kernarbeitsbereich halten und somit gibt
es eine hohe Fluktuation. Die Anforderungen an
Sozialarbeiter/innen sind Offenheit und gute
Kommunikationsfähigkeit um Brücken zu den Drogenabhängigen zu
bauen.
Finanziert wird das Projekt seit 2009 durch ein internationales
HIV-Projekt, die Finanzierung ist bis 2014
gesichert. Danach ist ein Neuantrag geplant und es wird auf die
Mithilfe der Regierung gehofft.
Ursula Pohn, Maria Putz
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HandiKOS, CBR - KOSOVO Donnerstag, 26. September 2013,
Vormittag
Handikos ist eine NGO von und für Menschen mit Behinderung.
Die
Einrichtung ist seit 1983 als Verein von Para- und
Kinderlähmungen etabliert
und wurde später als Handikos benannt. Die Zielgruppe der
Einrichtung sind
Personen mit Behinderungen.
Mit der Ankunft von HALLO 1994, gefolgt von Oxfam im Jahr
1995,
diversifizierten sie Notfallleistungserbringung und engagierten
sich politisch.
Während 1994 -1999 wurden die Aktivitäten von Handikos durch
hunderte
Freiwillige getätigt. Nach dem Krieg bekamen sie von ihren
internationalen
Partnern (Finnisches Ministerium für Auswärtige Angelegenheiten,
Oxfam,
HALLO und DSI) Unterstützung. Des Weiteren wurden in 25
Gemeinden an 30 Standorten Einrichtungen
von Handikos neu gegründet. Während der Notzeit (Juni 1999 bis
2001) und nach dem Krieg hat
Handikos Daten von Menschen mit Beeinträchtigungen erhoben.
Jedes Kind wird mittels eines individuellen Protokolls bewertet.
Die Einrichtung unterstützt die Kinder in
den Aktivitäten des täglichen Lebens. Des Weiteren wird
angeboten, die Kommunikation,
Aufmerksamkeit und die Kreativität der Kinder zu fördern -
individuell und in Gruppen. Außerdem gibt es
für die Eltern der Kinder Angebote um sich bezüglich der
Förderung, Erfahrungen, Erfolge, Misserfolge
und Erwartungen austauschen zu können.
Das Alter der Kinder ist zwischen 2 und 16 Jahren.
Während manche Kinder Physiotherapie benötigen,
nehmen andere Kinder psychosoziale Beratung in
Anspruch.
Das Team besteht aus einem Arzt für physische
Rehabilitation, einem Kinderarzt, einer Physiotherapeutin
und einem Autofahrer.
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Handikos hat insgesamt 12 Büros und 95 MitarbeiterInnen. Es gibt
sehr viele engagierte ehrenamtliche
MitarbeiterInnen.
Alle Zentren haben zwei Zimmer, eines für die Physiotherapie und
die psychosozialen Aktivitäten, die mit
unterschiedlichen Ausrüstungen ausgestattet sind. Jedes Zentrum
hat ein Fahrzeug, um die Kinder von
ihrem Standort abzuholen und wieder nach Hause zu bringen. Die
Physiotherapeutin, die uns die
Einrichtung gezeigt hat, hat eine Bachelor-Ausbildung. Sie
arbeitet mit Kindern, welche verschiedene
Diagnosen haben, z.B. Autismus, Down Syndrom, usw. Sie trägt
keine Dienstkleidung, da die Kinder von
der Dienstkleidung Angst bekommen. Die Therapie läuft
spielerisch ab, welche insgesamt
durchschnittlich 45 Minuten dauert. Die Therapeutin arbeitet
täglich mit 5-8 Kinder.
Handikos unterstützt Folgendes:
Unterstützung bei orthopädischen und medizinischen Hilfsmitteln,
z.B. Krücken, Rollstühle,
Informationen über die Behinderung, Beratungen z.B. um
orthopädische Fehlstellungen zu vermeiden
und zur Verbesserung der Lebensbedingungen, Motivation und
Ermutigung der Eltern, Motivation und
Förderung unter den LehrerInnen, die Kinder mit Behinderungen zu
akzeptieren, Bewusstsein über
Behinderung und Barrierefreiheit in der Community und
Behörden.
Der Verein kämpft für Gleichberechtigung und Gleichbehandlung.
Neben der Sensibilisierung für die
Notwendigkeit für eine integrative Gesellschaft, fordert sie von
staatlichen Institutionen Gesetze, die das
soziale Wohlergehen der behinderten KosovarInnen garantieren.
Für Handikos ist es wichtig, die
Aufmerksamkeit auf die Bedürfnisse von Menschen mit
Behinderungen im Kovoso zu lenken.
Ilknur Düzler
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KMDLNJ – CDHRF (Menschenrechte) Donnerstag, 26. September 2013,
Nachmittag Herr Behxhet Sh. Shala ist der Direktor der
Human-Rights-Watch-Organisation. Die Organisation wurde
1998 gegründet - während dieser Zeit herrschte wenig Bewusstsein
über Menschenrechte vor. Herr
Shala verbrachte selbst neun Jahre im Gefängnis, aufgrund seiner
oppositionellen Position zur Regierung.
Nach seiner Entlassung begann er in der Organisation zu
arbeiten.
Während des Krieges war nur eine eingeschränkte Tätigkeit des
Büros möglich, ein Teil der Aktivisten
wurde ermordet oder verhaftet. Während des Krieges hatte das
Büro Kontakt mit dem Tribunal in Den
Haag, um Informationen dorthin zu schicken was im Kosovo gerade
vor sich geht. Zweimal wurde eine
Delegation nach Den Haag geschickt, um Material zu
Menschenrechtsverletzungen zu liefern. Auch die
Zivilbevölkerung, die nicht geflohen ist, erhielt ihre
Informationen über das Büro.
Die Organisation hat es sich zu Aufgabe gemacht, Menschenrechte
zu beobachten und sich überall dort
aufzuhalten, wo Menschenrechte verletzt werden könnten
(Demonstrationen, Konflikte zwischen
Staatsorganen und Bevölkerung, Wahlen, Flüchtlingslager,
psychiatrische Zentren, ...). Die Organisation
setzt sich speziell für Menschen ein, die wegen ihrer ethnischen
Zugehörigkeit oder ihrer politischen
Gesinnung verfolgt werden.
Als besonders prekär nannte Herr Shala die Situation nach dem
Krieg, in der die Menschenrechte
regelrecht geächtet wurden. In dieser Zeit fanden viele
Ermordungen unter Zivilisten statt. Als Grund
hierfür nennt er die Perspektivenlosigkeit in der
Nachkriegszeit, sowie die Tatsache, dass der Kosovo von
ausländischer Hilfe abhängig war.
Herr Shala sieht auch die fortwährenden "kolonialen" Strukturen,
welche durch die immer noch aktuelle
Reglementierung des Kosovo durch die UN sowie anderer
internationaler Organisationen geleitet bzw.
kontrolliert wird. Aus diesem Aspekt resultiert die finanzielle
Problematik sowie die Problematik, dass
eine de-facto-Unabhängigkeit bis jetzt nicht umgesetzt werden
konnte. Die Menschenrechte im Kosovo
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sind schwer durchsetzbar, da die Gerichte abhängig sind und
Korruption weit verbreitet ist.
Dementsprechend werden die Menschenrechte nicht geachtet und
sind nicht institutionalisiert.
Die Organisation arbeitet größtenteils anhand von Projekten. Die
finanzielle Sicherheit ist jedoch nicht
gegeben. Die Mitarbeiter haben auch keine persönliche und
materielle Sicherheit aufgrund ihrer
konträren Position zur inländischen Politik.
Julia Pucher
GIZ – Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit
Freitag, 27. September 2013, Vormittag
Anwesende:
FH Gruppe, Hr. Grzybek, 1 Praktikantin, 2 Mitarbeiter des weiter
unten vorgestellten Jugendprojektes.
„1999, direkt nach dem Ende der Kriegshandlungen auf dem Balkan,
nahm die GIZ im Auftrag des
Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung (BMZ) die Arbeit in Kosovo auf.
Seither begleitet sie den Staat beim Aufbau demokratischer und
rechtstaatlicher Funktionen.“
Die deutsch-kosovarische Zusammenarbeit hat folgende
Schwerpunkte:
• Nachhaltige Wirtschaftsentwicklung
Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung (Förderung der
Wettbewerbsfähigkeit), regionale
Wirtschaftsentwicklung, Berufsbildung
• Öffentliche Verwaltung, Demokratisierung,
Zivilgesellschaft
Förderung von Kataster- und Landmanagement, Förderung von
Gemeindedienstleistungen,
Reform der öffentlichen Finanzsysteme, Rechtsreform,
EU-Integration, Jugendförderung
• Bildung, Grundbildung
Kosovo in Initiativen und Zusammenschlüsse für die gesamte
Region einzubinden, ist ein weiterer
Schwerpunkt. Offene Regionalfonds (ORF) des BMZ unterstützen
diesen Ansatz durch Projekte für
Außenwirtschafts- und Rechtsberatung, Energieeffizienz und
Gemeindeförderung
(www.giz.de, Stand 18.12.2013)
http://www.giz.de/�
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Die EU hat Kosovo einen 72 Punkte-Entwicklungsplan vorgelegt als
Voraussetzungen für die Annäherung
an die EU (EU hat Kosovo eingeladen Mitglied zu werden) und die
GIZ versucht seit 2008 einen Beitrag zu
leisten, dass Kosovo diese 72 Punkte erfüllen kann. Das größte
Problem im Kosovo ist die Korruption. Seit
1999 wurden 420 Mio. Euro von Deutschland im Kosovo
investiert.
Derzeit gibt es 10 Vorhaben: diese sind in Form von Teams
strukturiert (meist 1 deutscher Mensch +
lokales Team); Partner vor Ort sind in der Regel Ministerien
oder das Parlament.
GIZ hat eine „beratende“ Funktion, wobei sie jedoch sehr wohl
Druck ausüben kann.
Ziele von GIZ:
• Leistungsfähige Organisationen
• Verantwortungsvoller Umgang mit Macht
• Verantwortlicher Umgang mit Ressourcen
Konkret:
• Stärkung der Kapazitäten der Partner (i.d.R. Ministerien)
• Orientierung des staatlichen Handelns an
Rechtsstaatlichkeit
• Effizientes Arbeiten von Kontrollorganen
• Erhöhte Transparenz staatlichen Handelns
Herausforderungen der Arbeit im Kosovo:
• Schlechte Bürger-Staat Beziehung
• Schwache Institutionen
• Hoher Grad an Politisierung und Polarisierung
• Fehlender gesellschaftlicher Entwicklungskonsens
• Hohe Armuts- und Arbeitslosenrate
Demokratisches Denken und Partizipation sind wichtige
Voraussetzungen für Entwicklungen im Kosovo.
Es geht darum, das Denken der Menschen zu verändern, vor allem
der Jugendlichen (vgl. Jugendprojekt)
Genauer vorgestellt wurde uns das folgende Projekt:
Bezeichnung: Aufbau und Stärkung der Strukturen der
Jugendarbeit
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Auftraggeber: Bundesministerium für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ)
Land: Kosovo
Partner: Ministry of Culture, Youth and Sports (MCYS)
Gesamtlaufzeit: 2003 bis 2012
Das Ziel war eine erhöhte Kooperation in der Zivilgesellschaft
und mit staatlichen Organisationen
herzustellen, um die Interessen von Jugendlichen besser zu
vertreten und jugendorientierte
Dienstleistungen anzubieten. Der Aufbau von demokratischen
Strukturen wurde gefördert und ein
Netzwerk installiert, um demokratische
Mitentscheidungsmöglichkeiten zu stärken. Partner war das
Ministerium für Jugend im Kosovo (es gibt ein Gesetz: youth
empowerment).
Innerhalb von 10 Jahren ist das gelungen das Ziel umzusetzen. In
allen Regionen wurden Jugendzentren
aufgebaut, die auf der lokalen Ebene Entwicklungen mitgestalten.
PolitikerInnen vor Ort werden
beraten. Dieser Prozess dauerte 10 Jahre, weil die Menschen
diese Art von Mitgestaltung nicht gewohnt
waren (am 26.9.13 war abschließende Evaluation des Projekts,
diese war sehr positiv).
Dagmar Strohmeier, Katja Kloimstein
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Weitere Eindrücke der Reise