Heft 3 | 2018 www.themen-magazin.de ISSN 2194-1343 Veränderungprozesse Strom, Wärme, Mobilität, Netze, Speicher: Grafik: www.punkt191.de S. 7 Was jetzt politisch zu tun ist Stefan Kapferer, Vorsitzender der Haupt- geschäftsführung, BDEW S. 12 Brauchen wir 2030 noch Verteilnetzbetreiber? Peter Bergmann, Vorstand, BBH Consulting AG S. 20 Innovation braucht Impulse, Bernhard Mattes, Präsident, VDA Verband der Automobilindustrie
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Strom, Wärme, Mobilität, Netze, Speicher: … · Grundlegende Voraussetzungen hierfür sind: ... Jede stoffliche Umwandlung erfor-dert allerdings den Einsatz von Energie und geht
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S. 7 Was jetzt politisch zu tun ist Stefan Kapferer, Vorsitzender der Haupt - geschäftsführung, BDEW
S. 12 Brauchen wir 2030 noch Verteilnetzbetreiber? Peter Bergmann, Vorstand, BBH Consulting AG
S. 20 Innovation braucht Impulse, Bernhard Mattes, Präsident, VDA Verband der Automobilindustrie
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themen:magazin 3 | 18
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3 | 18 themen:magazin
Weltenergierat - Deutschland |
„Klimaschutz im Straßenverkehr“ ist das Schwerpunktthema der jährlichen Fach publikation
des Weltenergierats, der „Energie für Deutschland“. In Zusammenarbeit
mit dem Institut für Wirtschaft Köln e. V. wurde eine detaillierte Analyse
der aktuellen Situation des globalen Verkehrssystems erstellt,
die zukünftige Herausforderungen identifiziert und mögliche Maßnahmen adressiert.
In einem Interview für themen|:magazin benennt Dr. Uwe Franke,
Präsident Weltenergierat - Deutschland, Kernaussagen dieser aktuellen Einschätzung.
Foto: Florian Weisker
Energie für Deutschland 2018
Herr Dr. Franke,warum gehört der Verkehrssektorin die klimapolitische Debatte? Der Verkehrssektor ist für rund ein Viertel der
weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich.
Die wirtschafts- und gesellschaftspolitische
Agenda nach 1990 bedingte eine Zunahme
des Verkehrs, was dazu führte, dass die CO2-
Emissionen des Straßenverkehrs zwischen
1990 bis 2015 global um etwa 75 % anstie-
gen. Ca. 95 % der Emissionen des EU-28
Transportsektors resultieren aus dem Straßen-
verkehr – und seine Emissionen steigen der-
zeit wieder.
In der EU war vor allem die Implementierung
des Binnenmarktes Treiber der Mobilität und
hauptverantwortlich für den Emissionsanstieg.
Zusätzlich fand nach dem Mauerfall 1990 in
Osteuropa ein signifikantes Aufholen der
Teilhabe an Verkehrsleistungen statt. Im Jahr
2015 hatten allein Pkw in der EU-28 einen
Anteil von gut 61 % an den Emissionen des
Straßen verkehrs. (Vgl. Abb.1)
Vor welchen Herausforderungen steht der Verkehrssektor in der Zukunft?Das Pariser Klimaabkommen hat das Ziel, den
Anstieg der weltweiten Durchschnitts tem-
peratur auf deutlich unter 2 °C zu begrenzen.
Dies ist nur erreichbar durch eine globale
Reduktion der Treibhausgasemissionen, bei
der alle Länder und alle Sektoren ihren Beitrag
leisten. Ein CO2-Reduktionsziel von 80 % oder
sogar 95 % bis zum Jahr 2050 würde be-
deuten, dass außer der Landwirtschaft prak-
tisch alle anderen Sektoren bis zu 100 % frei
von CO2-Emissionen werden müssten. Der
Straßenverkehr ist deshalb gefordert, seine
Emissionen ganz erheblich zu senken, und
hierfür ist die Sektorenkopplung die wohl
wichtigste Maßnahme. Wir müssen alle
Möglichkeiten nutzen, die Emissionen zu sen-
ken. Das heißt, Hybride, Plug-in Hybride,
Batterie, Wasserstoff, Erdgas, LNG by Trucks,
und ganz besonders E-Fuels. Ferner alle
Effizienzreduzierungsmöglichkeiten bei Ver-
brennungsmotoren.
Was bedeutet die Sektorenkopplungfür den Verkehrssektor?Der Verkehrssektor steht vor einem Para-
digmenwechsel: die Verbrennung fossiler
Kraft- und Brennstoffe wird langfristig durch
eine weitgehend CO2-freie Energieversorgung
abgelöst. Die Sektorenkopplung von Energie
und Verkehr verbindet die einzelnen Sektoren
auf Basis des Primärenergieträgers Strom.
Grundlegende Voraussetzungen hierfür sind:
• die frühzeitige Entwicklung der nötigen
Versorgungsinfrastruktur für den Verkehr
und die Schnittstelleninfrastruktur hin
zum Strom sektor, >
Über den eigenen Teller- beziehungsweise den eigenen Sektorenrand schaut der Weltenergierat – Deutschland in der diesjährigen Ausgabe der
„Energie für Deutschland“. Mit „Klimaschutz im Straßenverkehr“ beleuchtet der Weltenergierat den bisherigen Beitrag im Verkehrssektor zum
Klimaschutz und plädiert für eine klimapolitische Neuorientierung.
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| Weltenergierat - Deutschland
• ein technologieoffener Regulierungs -
rahmen mit übergreifenden Instrumenten,
• ein übergeordneter Koordinations -
mechanismus für die Begrenzung
der CO2-Emissionen, also konsistente
CO2-Preissignale in allen Sektoren.
Wie bewerten Siedie integrative Rolle von Strom?Durch die Sektorenkopplung wird die Nach-
frage nach regenerativem Strom gemäß aller
Prognosen stark ansteigen. Strom wird die
Energieversorgung des Straßenverkehrs direkt
durch Batterien als auch indirekt durch die
sogenannten E-Fuels gewährleisten. E-Fuels
sind gasförmige oder flüssige Kraftstoffe,
welche unter Nutzung von Strom hergestellt
werden. Jede stoffliche Umwandlung erfor-
dert allerdings den Einsatz von Energie und
geht mit Umwandlungsverlusten einher. Die
E-Fuels können eine wichtige Rolle für die
Energieversorgung des Verkehrs spielen, da
der heutige Stand der Technik nicht absehen
lässt, ob Batterien die volumen- und ge-
wichtsspezifischen Energiedichten erreichen,
die gerade im Gütertransport oder im Luft-
verkehr notwendig sind.
Viele Regierungen versuchen diesen Trans-
formationsprozess durch Fördermaßnahmen
zu beschleunigen, wobei sich im globalen
Vergleich die Förderungen in Norwegen und
China als besonders hoch erweisen. China hat
sich durch starke industriepolitische Förder-
ung zum größten Absatzmarkt für Elektro-
fahrzeuge entwickelt, gefolgt von der EU-28
sowie, mit Abstand, den USA. Es ist zu erwar-
ten, dass Elektroautos im nächsten Jahrzehnt
auch ohne Förderung marktfähig werden.
Gemessen am Gesamtfahrzeug bestand wer-
den sie ihren Anteil aber insgesamt nur lang-
sam steigern.
Haben wir die richtigenInstrumente zur Förderungdieses Transformationsprozesses? Aktuell lässt die Regulierung leider wichtige
Faktoren außer Acht. Herstellergrenzwerte
und hohe Kraftstoffsteuern verfehlen bisher
ihre Steuerungswirkung, um die Elektrifi zie-
rung des Verkehrssektors zu stärken. Die Her-
stellergrenzwerte setzen bei einem theore-
tisch bemessenen Emissionspotenzial eines
kleinen Teils der Fahrzeugflotte an. Faktoren
wie der Infrastrukturbestand, Staus und auch
die zurückgelegten Fahrstrecken wurden bis-
her weitgehend nicht beachtet.
Bislang konnten die teilweise hohen Mineral-
ölsteuern keine signifikante Steuer ungs wir-
kung entfalten. So verursacht die Verbrennung
von einem Liter Diesel 2,64 kg CO2, bei Benzin
entstehen 2,33 kg CO2 pro Liter. Legt man die
gewichtete europäische Besteuerung von
Kraftstoffen an, die sich laut EU-Kommission
im März 2018 auf 71,8 Cent je Liter Diesel und
85,6 Cent je Liter Benzin belief, so errechnet
sich in der EU-28 eine implizite CO2-
Besteuerung von etwa 368 Euro pro Tonne bei
Benzin beziehungsweise 272 Euro bei Diesel.
Die EU-28 übt in Form von Grenzwerten und
Steuersätzen deutlich mehr Druck auf den
Straßenverkehr aus als China, die USA oder
der Rest der Welt. Die Mineralölsteuern in
China liegen seit Januar 2015 bei etwa 19 Cent
pro Liter. Damit bewegen sie sich auf dem US-
Niveau, welches seit 1993 unverändert geblie-
ben ist. Der implizite CO2-Preis der Mi neral-
ölbesteuerung liegt in den USA und China bei
etwas mehr als 80 Euro pro Tonne CO2. Die
Verwendung CO2-neutraler E-Fuels wird vom
Regulierungssystem des Verkehrs bisher nicht
als Beitrag zum Klima schutz honoriert.
Abbildung 1: Sektorale Emissionsentwicklung in der EU-28, 1990 = 100; Quelle: EEA, 2017
Abb. 2: CO2-Emissionen des Straßenverkehrs, Angaben in Mio Tonnen - Quelle: IEA, 2018
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Weltenergierat - Deutschland |
Auch die Sektorenkopplung fehlt derzeit.
Bislang ist die Regelung für den Einsatz von
Strom im Verkehrssektor sehr einfach: Alle
CO2-Emissionen werden dem Stromsektor
zugeschlagen. Für den Verkehr gilt ein strom-
betriebenes Fahrzeug als Null-Emissions-
Fahrzeug. Ein integrierter Ansatz, der mög-
lichst alle emissionsrelevanten Faktoren in ein
stimmiges Gesamtkonzept einbettet, könnte
die Steuerungswirkung erhöhen.
Der Aspekt der Planbarkeit sollte bei allen
Maßnahmen im Vordergrund stehen, um lang-
fristige Investitionsentscheidungen der Wirt-
schaft und der Konsumenten zu steuern. So ist
Mobilität für die Bürger unverzichtbar, um die
verschiedenen Aspekte ihres Lebens zu vernet-
zen. Der Verkehr ist daher stets eine aus di-
versen individuellen Entscheidungen abgeleite-
te Größe. Verhaltensänderungen lassen sich oft
nur mittel- bis langfristig herbeiführen.
Welche regionalen Unterschiedegibt es bei der Regulierung?Die Europäer sind bisher am progressivsten.
Das zentrale Klimaschutzinstrument der EU
im Straßenverkehr sieht vor, ab 2021 den
durch schnittlichen CO2-Ausstoß aller neu zu-
gelassenen Pkw in der EU auf 95 g CO2/km zu
begrenzen. Für das Jahr 2015 war ein Wert
von 130 g CO2/km vorgegeben, und dieser
wurde mit einem Durchschnittswert von
119,5 g CO2/km deutlich unterschritten. Für
die Zeit nach 2021 ist derzeit vorgesehen, die
Emissionen der neuzugelassenen Pkw bis
2025 um weitere 15 % beziehungsweise bis
2030 um 30 % zu reduzieren. Die Grenzwerte
der EU-28 für die nächste Dekade liegen da-
mit deutlich unter den Vergleichswerten aus
den USA, China oder Japan. (Vgl. Abb. 3)
Welche globalen Trendslassen sich beobachten? Nach wie vor gibt es zwei gegenläufige
Trends zu beobachten. Einerseits nimmt durch
technischen Fortschritt die Effizienz der Fahr-
zeuge zu, andererseits ist die Tendenz zu hö-
heren Verkehrsleistungen ungebrochen. So
stoßen die Hersteller bei der Effizienz steiger-
ung der Verbrennungsmotoren langsam an
physikalische Grenzen und sind daher schon
jetzt gezwungen, alternative Antriebs kon zep-
te zu entwickeln und marktfähig zu machen.
Neben den verschiedenen Formen der Elektri-
fizierung des Antriebs stranges, wie Plug-In-
Hybriden oder vollständig batteriebetriebenen
Fahrzeugen, sind hier erdgasbetriebene
Antriebe und die Brenn stoffzelle zu nennen.
Im Pkw- Bereich heben die Autokäufer mit
dem Trend zu großen Fahrzeugen wie SUV die
Effizienzgewinne wieder auf. Technischer
Fort schritt überträgt sich somit nur zögerlich
auf die globale Emissionsentwicklung.
Bemerkenswert: Obwohl der Onlinehandel in
den letzten Jahren stark zugenommen hat,
sind die Emissionen der leichten Nutzfahr-
zeuge nach 2013 weiter gesunken. Dass der
zunehmende kleinteilige Lieferverkehr mit
sinkenden Emissionen zusammenfällt, lässt
auf Effizienzsteigerungen im Bereich der
leichten Nutzfahrzeuge schließen, die die
Aus wirkungen der Verkehrszunahme kom-
pensieren. Der tatsächliche Treibhausgas aus-
stoß eines Fahrzeugs hängt zwar mit dem be-
trachteten Emissionspotenzial zusammen,
bestimmt sich allerdings auch durch die Fahr-
leistungen und durch das Verhalten des Fahr-
zeugführers.
Eine abschließende Frage:Wie wirkt sich die aktuelle Debatteum Dieselfahrzeuge auf die Emissionsziele des Verkehrssektors aus?Durch die Debatte um die Stickoxide sind die
Absatzzahlen von Dieselfahrzeugen massiv
gesunken. In Deutschland betrug der Diesel-
anteil an den Neuzulassungen im Dezember
2014 noch 47 % und sank auf 33 % im
Dezember 2017. Eine Anmerkung: Dieselfahr-
zeuge stoßen aufgrund effizienterer Verbren-
nungstechnologie bei vergleichbarer Motori-
sierung etwa 15 % weniger CO2 pro Kilometer
aus als Benzin fahrzeuge.
Darüber hinaus werden Diesel-Pkw typischer-
weise von Verkehrsteilnehmern mit einer ho-
hen jährlichen Fahrleistung genutzt. Der fal-
lende Marktanteil von Dieselfahrzeugen führt
also dazu, dass sich die Energieeffizienz der
Neufahrzeuge tendenziell verschlechtert. Da-
mit nimmt die Stickoxiddiskussion einen direk-
ten Einfluss auf die Klimabilanz des Straßen-
verkehrs in Europa, und das mit einer langan-
haltenden Wirkung. Die emissionsstärkeren
Neuwagen, die jetzt zugelassen werden, ha-
ben eine Lebenserwartung von etwa 17 Jah-
ren in der EU-28. Sie werden somit über einen
langen Zeitraum die Klimabilanz beeinflussen.
Zur energiepolitischen Diskussion sind des-
halb auch künftig sachliche Beiträge gefragt.
Danke für das Gespräch.www.weltenergierat.de
Abb. 3: CO2 Ist- und Grenzwerte für Neuwagen in g CO2/km nach Neuer Europäischer Fahrzyklus (NEFZ);
S. 3-5 Energie für Deutschland 2018 Dr. Uwe Franke, Präsident, Weltenergierat Deutschland
S. 6 Impressum S. 7-8 Was jetzt politisch zu tun ist Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung, BDEW - Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft
S. 9-11 Smarte Cloud-Strategien für die Märkte der Zukunft Matthias Moeller, CEO, Arvato Systems Group
S. 12-14 Brauchen wir 2030 noch Verteilnetzbetreiber? Peter Bergmann, Vorstand, Becker Büttner Held Consulting AG
S. 15-17 Verteilnetze sind die Drehscheibe der Energiewende Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner, Geschäftsführer, House of Energy e.V.
S. 18-19 Vom linearen Stoffstrom zur Kreislaufwirtschaft Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident, BDE Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser und Rohstoffwirtschaft
S. 20- 21 Innovation braucht Impulse, keine Verbote Bernhard Mattes, Präsident, VDA Verband der Automobilindustrie
S. 22-23 E-Fuels wichtig für das Erreichen der Klimaziele Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer, MWV Mineralölwirtschaftverband
S. 24-25 Sichere Stromversorgung braucht sichere Kommunikation Frank Zeeb, Vorstandsvorsitzender, Alliander AG und Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung, EWE Netz GmbH
S. 26-27 Einspeisemanagement – Einfluss auf Marktpreise und Regelenergie Alexander Lehmann, Geschäftsführer, Dr. Constantin Junk, UBIMET GmbH
S. 28-30 Ohne Braunkohle keine sichere Energieversorgung Dr. Helmut Rendez, Vorstandsvorsitzender, LEAG Lausitz Energie Bergbau AG
Inhalt
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Tempo braucht Mut, Tempo braucht Ideen, so die Botschaft des diesjährigen BDEW -Kongresses
an die Energie-Community. Mut um neue Geschäftsmodelle zu wagen und andere Wege
auszuprobieren – ob als Vorreiter oder mit Partnern.
Stefan Kapferer, Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des BDEW - Bundesverband
der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. reflektiert wesentliche Aussagen des Kongresses 2018.
Foto: BDEW
Was jetzt politisch zu tun ist
BDEW |
Herr Kapferer, das Leitmottodes diesjährigen BDEWKongresseslautete „Tempo“. Ist die Geschwindigkeit der Energiewende Ihrer Meinung nach hoch genug?Die Energiebranche hat in den letzten Jahren
einen rasanten Transformationsprozess voll-
zogen und massiv in Erneuerbare Energien,
Digitalisierung und Netzausbau investiert.
Dieses hohe Tempo zahlt sich jetzt aus: Die
Energiewirtschaft ist der einzige Sektor, der
sich auf der Zielgeraden für die Klimaziele
2020 befindet. Was jetzt nicht geht, wäre
noch eine Schippe drauf zu legen, um die
Minderleistung anderer Sektoren aufzufan-
gen. Die Unternehmen der Energiewirtschaft
stehen für eine sichere Stromversorgung und
erfüllen dabei die Klimaziele 2020 und 2030.
Mehr Tempo an dieser Stelle geht nicht.
Sie haben kritisiert, dass die Energiewirtschaft ihren Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leistet, während andere Sektoren wie insbesondere der Verkehrsbereich hier massiven Nach hole bedarf
haben. Wie kann auch im Mobilitätsbereich oder dem Wärmemarkt der Umbauprozess beschleunigt werden?Die Energiewirtschaft unterliegt seit Jahren
dem CO2-Handel. Ebenso müsste endlich auch
der CO2-Ausstoß in den Bereichen Verkehr
und Wärmemarkt ein Preisschild erhalten.
Und wir benötigen eine steuerliche Förderung
für Heizungsmodernisierungen. Alle Experten
sind sich darin einig, dass dies das wirksamste
Instrument wäre, um den Sanierungsstau im
Heizungskeller aufzulösen und kosteneffizi-
ent CO2 einzusparen. Es ist deshalb verwun-
derlich, dass die steuerliche Förderung nicht
im Bundeshaushalt 2018 enthalten ist. Hier
muss die Bundesregierung schnellstens nach-
steuern.
Was muss die Bundesregierungim Energiebereich anpacken?Es gibt wichtige Baustellen, die die Bun des-
regierung schnellstmöglich anpacken sollte.
Dazu gehören zentrale Fragen wie die Sen-
kung des Strompreises durch Entlastung bei
Steuern und Abgaben und die Schaffung
eines Investitionsrahmens für die dringend
benötigte gesicherte Leistung. Bisher ist nicht
geklärt, wie ein Back-up für die schwankende
Einspeisung aus Erneuerbaren Energien aus-
sehen soll, wenn wir weitere Kohlekraftwerke
vom Netz nehmen. Der Energy-Only-Markt
setzt jedenfalls nicht die entsprechenden
Investitionsanreize. Zudem hinkt der Netz-
ausbau dem Zubau Erneuerbarer Energien
deutlich hinterher. Hier ist die Politik gefor-
dert, Überzeugungsarbeit vor Ort zu leisten.
Macht die Bundesregierungaus Ihrer Sicht bei der Energiewende genügend Tempo?Die Unternehmen wollen die neue Energiewelt
gestalten, sie wollen mehr in Erneuerbare
Ener gien investieren, sie wollen zum Beispiel
auch die umweltschonende Kraft-Wärme-
Kopplung ausbauen, sie wollen Lösungen für
die in Zukunft dringend notwendigen neuen
Energiespeicher und Flexibilitätserfordernisse
anbieten. Und das sind ja alles Punkte, die auf
die Energiewende einzahlen. Nur: Dann muss
die Politik die Unternehmen auch machen >
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themen:magazin 3 | 18
| BDEW
Sehen Sie die Energieversorgergut gerüstet?Die Erfahrung zeigt, dass die Zukunft da liegt,
wo es unseren Unternehmen gelingt, beste-
hende Geschäftsprozesse mit digitalen
Dienst leistungen zu verknüpfen. Das macht
ja den Mehrwert für die Konsumenten aus.
Ich glaube nicht, dass es realistisch ist, dass
ein klassisches Stadtwerk im angestammten
Feld mit einem Start-up konkurriert, so wie es
natürlich völlig unrealistisch ist, dass ein
Start-up in der energiewirtschaftlichen Kom-
pe tenz situation mit einem klassischen Ener-
gie versorger konkurriert. Sondern überall da,
wo wir im Bereich Elektromobilität, Smart
Home, Energieeffizienz die bestehenden ge-
schäftlichen Elemente, die wir anbieten, mit
digitaler Wertschöpfung aufwerten können,
ist auch das Geschäftspotenzial gegeben
Haben Wettbewerber,wie die Telekom oder Google,nicht viel größere Marktmacht?Ich würde im Wettbewerb eher umgekehrt
fragen: Was sind eigentlich die Stärken, die
ich selber in die Waagschale werfen kann? Da
ist als Startvorteil die Kundenbeziehung, das
Vertrauen, das der Kunde in die Energie ver-
sorger hat. Hinzu kommen die Daten, die ich
von meinen Kunden habe. Was für Geschäfts-
modelle lassen sich, natürlich unter strikter
lassen. Stattdessen erleben wir an vielen
Stellen, dass die Politik eher hemmt statt er-
möglicht. Ein Beispiel ist die unsinnige Dop-
pelbelastung von Energiespeichern bei den
Netzentgelten, ein anderes die lange Phase
der Planungsunsicherheit bei der KWK. Und
beim Netzausbau ist die Politik auch auf
Landesebene oftmals kein Ruhmesblatt.
Hat die Branche genügend Handlungsspielraum, um die Energiewendeunternehmerisch umzusetzen?Die Unternehmen brauchen mehr Spielraum.
Es ist natürlich auch klar, dass gerade neue
Entwicklungen, wie sie zum Beispiel mit der
Digitalisierung verbunden sind, nicht unregu-
liert bleiben können – ich nenne nur das
Stichwort Datenschutz. Aber die Politik hat
schon die Aufgabe darauf zu achten, dass den
Unternehmen noch Gestaltungsspielräume
bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle
bleiben. Dazu kommt das Problem der zum
Teil überbordenden Bürokratie. Die Zahl der
Melde- und Berichtspflichten hat unglaublich
stark zugenommen. Statt neue Geschäfts-
modelle entwickeln zu können, müssen sich
die Energieunternehmen mit Formularen und
bürokratischen Prozessen herumschlagen.
Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Trends in der Energiebranche? Was man in der Energiewirtschaft gut beo-
bachten kann: Geschwindigkeit wird immer
mehr zum Grundgefühl der Branche. Zentrale
Entwicklungen im Rahmen der Energiewende
kann man sich exponentiell vorstellen: den
Durchbruch der Elektromobilität in den näch-
sten 10 Jahren, den Ausbau der Sektorkopp-
lung, die Kopplung von Energie- und Daten-
flüssen oder auch die Durchdringung mit
Technologien wie Blockchain. Neue Techno-
logien und Geschäftsmodelle lösen Branchen-
grenzen zunehmend auf.
Die Energiewirtschaft ist im Umbruch, neue Wettbewerber drängen auf den Energiemarkt, die Digitalisierung wird auch Ihre Branche massiv verändern.
Wahrung des Datenschutzes, darauf aufbau-
en? Big Data ist dabei das Stichwort, das man
hier am stärksten in den Fokus nehmen muss.
Wie sind die deutschen Energieversorger inzwischen beim Thema Digitalisierung aufgestellt?Viele der Mitgliedsunternehmen sind auf
gutem Weg, sie gehen sehr gezielt Koopera-
tionen ein, um die genannten Geschäfts mo-
delle entwickeln zu können. Ich glaube, dass
vielen Unternehmen inzwischen klar ist, dass
sie unter Digitalisierung mehr verstehen müs-
sen als eine digitale Kundenschnittstelle. Sie
haben auch verstanden, dass es wahrschein-
lich nicht für jeden realistisch ist, sich einen
Chief Digital Officer ins Haus zu holen, son-
dern dass es darauf ankommt, Kooperationen
zu suchen.
Die BDEW-Blockchain-Studie zum Beispiel
hat eine unglaubliche Nachfrage in unseren
Mitgliedsunternehmen ausgelöst. Wir haben
ein Tool, wo die Unternehmen ihren eigenen
Digitalisierungsgrad messen und sich dann
beraten lassen können. Das wird extrem gut
angenommen. Auch Umfragen zeigen, dass
die Zahl der Versorger ohne Digitalisierungs-
strategie zurückgegangen ist.
Wir danken für das Gespräch.www.bdew.de
BDEW-Kongress 2018, Speakers Corner
Foto: BDEW
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3 | 18 themen:magazin
Arvato Systems |
SmarteCloudStrategien
für die Märkte der Zukunft
Die Möglichkeiten, die geschäftliche CloudServices bieten, sind mannigfaltig. Ihre Nutzung ist eine wesentliche Grundvoraussetzung, um digitale Geschäftsmodelle mit der notwendigen Agilität, Flexibilität und Effizienz umzusetzen. Mit CloudTechnologie können echte Geschäftsmehrwerte in den Fokusbereichen Innovation, Kostenersparnis, TimetoMarket und Governance generiert werden.
Die Komplexität als auch die Beweglichkeit
der Märkte nehmen rasant zu. Unternehmen
aus allen Branchen bewegen sich in immer
schnelleren Produktzyklen und stehen gleich-
zeitig unter zunehmendem Effizienzdruck. Sie
brauchen schnelle Markteinführungen für ih-
re Geschäftsideen und müssen die Kosten-
strukturen ihrer IT dafür immer weiter verbes-
sern, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
IT-Entscheidungen werden deshalb mehr und
mehr im Kontext der strategischen Ge schäfts-
entwicklung getroffen, gleichzeitig fragmen-
tiert und spezialisiert sich die IT-Nutzung:
„klassische“ IT wird immer mehr zur relativ
standardisierten Handelsware, die man bei ei-
ner Vielzahl von globalen Anbietern beziehen
kann. >Foto: Arvato Systems
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themen:magazin 3 | 18
| Arvato Systems
Vormals übliche Software-Bereit stellungs-
methoden und Lizenzmodelle werden durch
Software-as-a-Services (SaaS) abgelöst, IT-
Projekte werden kleinteiliger und mit einer
schnelleren Taktung durchgeführt. IT wird so
immer dezentraler, wodurch der Bedarf an
einem klug orchestrierten IT-Mana gement, an
Sicherheit und Compliance steigt.
Cloud verändert erst einmaldie IT selbstCloud Computing verstärkt diese Entwicklung
– und hat die Welt der IT bereits heute radikal
verändert. Was früher noch separate Diszi-
plinen einzelner Experten-Teams waren, wird
jetzt in der Cloud als Service angeboten.
Infrastructure-as-a-Service ist dafür das be-
kannteste Beispiel und umfasst die traditio-
nellen Bereiche Compute, Storage und
Network. Aber auch Datenbanken und sogar
komplette Software-Lösungen sind „as a
Service“ abrufbar – die prominenteste ist hier
die Arbeitsplatz-Lösung „Office365“ von
Microsoft.
Was zunächst nach einer einfachen Weiter-
entwicklung klingt, stellt jedoch die gesamten
traditionellen Prinzipien der Unter nehmens-IT
auf den Kopf: denn „As-a-service“ bedeutet,
dass die IT-Ressource – also etwa das Netz-
werk oder der Storage – binnen Sekunden zur
Verfügung steht, weltweit skaliert und ge-
nauso schnell wieder abgeschaltet werden
kann. Es bedarf keiner langen Bestell prozesse,
keiner menschlicher Kom mu nikation mit
einem Vertriebs mitar beiter, kein Warten auf
die Umsetzung.
Moderne Cloud-Software ist für Unternehmen
also aus unterschiedlichsten Gründen attrak-
tiv: Die kaufmännischen und technischen
Einstiegshürden erscheinen auf allen Ebenen
minimal. Transparente Abrechnungsmodelle
und der Self-Service-Gedanke von Cloud-
Services sorgen dafür, dass die Kosten stets
im Blick behalten und Investitionskosten ge-
ring gehalten werden können. Mit Cloud
Computing kann es Unternehmen gelingen,
ihre IT-Ressourcen und Kapazitäten flexibler
und bedarfsgerechter zu skalieren. Denn dies
sind Anforderungen, welche die Märkte der
Zukunft stellen.
Die Transition der Applikationist der SchlüsselUnternehmen stellen sich nun die Frage: Wie
kann ich von Cloud Computing profitieren?
Die Antwort zu dieser Frage liegt in der
Applikation – denn dort findet eine Art
„Cloud-Revolution“ statt:
1. Umstellung auf moderne Infrastruktur
Bei diesem Ansatz bleibt die existierende
Applikation quasi unangetastet, sie wird
ohne weitere Änderungen in die Cloud
übertragen. Arvato Systems hat hierzu
beispielsweise das Vorgehensmodell
„SmartShift“ entwickelt, welches die Kos-
ten solcher Transitionen gegenüber tradi-
tionellen Data-Center-Ablösungen deut-
lich reduziert. In einem Fall konnten so
mehrere hundert Server binnen drei Mo-
na ten mit 80 % reduzierten Projektkosten
in eine Private Cloud übertragen werden.
2. Mit Cloud die Applikation modernisieren
Bei diesem Ansatz wird nicht die ganze
IT-Landschaft migriert, sondern hier liegt
der Fokus auf der Applikation. Spezialisierte
Cloud-Architekten schauen sich die ei-
gentliche Anwendung an und verändern
deren Architektur, um die wesentlichen
Vorteile der Cloud zu nutzen. Auf diese
Weise können zum Beispiel Anwendungen
erstellt werden, die nur dann Kosten er-
zeugen, wenn der Kunde sie auch tatsäch-
lich nutzt. Weitere Vorteile bestehen darin,
dass neue Anwendungen bis zu 70 %
schneller erstellt und bis zu 90 % kosten-
günstiger betrieben werden können.
Cloud Computing steht ganz oben auf der Agenda der Entscheider. Es stellt sich also
nicht mehr die Frage, ob sich Unternehmen mit Cloud auseinandersetzen, sondern wie
sie mit Hilfe der vielen neuen Cloud-Services kosteneffizienter, schneller und innovativer
werden können.
Matthias Moeller, CEO der Arvato Systems Group, zeigt in seinem Gastbeitrag,
warum Unternehmen von dieser zukunftsweisenden Art von IT profitieren und worauf
es bei der Orchestrierung und Integration der verschiedenen Cloud-Lösungen ankommt.
Foto: Arvato Systems
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3 | 18 themen:magazin
Arvato Systems |
Foto
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baut
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bère
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Allerdings sollte bei diesem Konzept auch
darauf verwiesen werden: Meist entstehen
deutlich höhere initiale Projekt kosten.
3. Neue Software-Services nutzen
„Software-as-a-Service“ kennt fast jeder
aus dem privaten Umfeld. Musik-
Streamingdienste wie Spotify beispiels-
weise können mit wenigen Mausklicks be-
stellt und genutzt werden, aufwändige
Installationen und Projekte sind nicht nö-
tig. Die bekanntesten SaaS aus dem
Business-Umfeld sind Salesforce und
Office365 von Microsoft. Arvato Systems
fokussiert sich in diesem Bereich insbe-
sondere auf Software-Services mit hohem
Branchennutzen – wie zum Beispiel Lö-
sungen für Media Asset Management, zur
Medikamenten-Serialisierung oder zur Ab-
bildung digitaler Geschäftsmodelle in der
Energiewirtschaft.
Cloud verändert jedes Unternehmen Cloud verändert alle Unternehmen aller
Branchen grundlegend. Die erste Reaktion der
Unternehmen ist dabei oft, erst einmal die ei-
gene IT-Landschaft zu modernisieren und bei
Infrastruktur und Anwendungen Kosten zu
sparen. Der nachhaltige Nutzen liegt danach
aber in der Nutzung der Cloud im Kern der
Wertschöpfung. Insbesondere mit Cloud-An-
sätzen können schnell neue digitale Ge-
schäfts modelle aufgebaut, erprobt und wei-
terentwickelt werden.
Besonders spannend ist zudem die Nutzung
von innovativen Services wie Bots, Machine
Learning, Data Analytics, Internet of Things
und Blockchain. Diese sind in der Cloud so
einfach zugänglich wie alle anderen Cloud-
Services auch und ohne Investitionen für je-
den nutzbar. Zum entscheidenden Schlüssel-
moment wird somit die Entscheidung zur
neuen Geschäftsidee. Für Unternehmen ist es
deshalb ratsam, einmal einen kleinen ersten
Schritt in die Cloud zu versuchen – denn die
neue Welt der IT macht den Cloud-Entwicklern
genauso viel Spaß wie dem Finanzcontroller
oder dem Innovations-Enthusiasten.
Cloud Computing muss in Unternehmen im-
mer ganzheitlich betrachtet werden, um seine
Potenziale entfalten zu können. Arvato
Systems konzipiert und implementiert für
Unternehmen deshalb je nach Bedarf indivi-
duelle Hybrid- und Multi-Cloud-Lösungen –
wahlweise in einer Private- oder Public Cloud.
Unser Anspruch ist es, als Multi-Cloud-
Service-Integrator Unternehmen bei allen
Fragen rund um ihre eigene „Cloud-Story“ aus
einer Hand zu unterstützen – damit sie von
den vielfältigen Vorteilen von Cloud Com-
puting langfristig profitieren und in den agi-
len Märkten der Zukunft bestehen können.
www.it.arvato.com/cloud
Gra
fik: A
rvat
o Sy
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s
12
themen:magazin 3 | 18
| BBH Consulting
Und hier kommen die Verteilnetzbetreiber
(VNB) ins Spiel: Sie erledigen den anspruchs-
vollen Job, die Erneuerbaren-Energien-Anla-
gen in ihre Netze zu integrieren und die fluk-
tuierenden Energiemengen zu verteilen. VNB
übernehmen außerdem die Aufgabe, die Lade-
infrastruktur zu integrieren, und sorgen so
dafür, „das Lade-Netz“ für den Markt hoch lauf
der Elektromobilität fit zu machen. Und sollte
Deutschland die Potenziale des Last manage-
ments – also die Anpassung von Nach frage-
verhalten und Einspeisung - wirklich nutzen
wollen, dann werden VNB als verlässlicher
Partner auch hier mehr denn je benötigt.
Aufgaben im NetzbetriebDen Aufgaben eines Netzbetreibers können
grundsätzlich die folgenden Bereiche zuge-
ordnet werden: Netzplanung (1), operativer
Netzbetrieb (2) und Netzführung (3). Die
Netz planung obliegt im eigenen Netz grund-
sätzlich jedem Netzbetreiber selbst.
Der operative Netzbetrieb umfasst neben dem
kaufmännischen auch den technischen Netz-
betrieb u. a. mit dem Bau und der Instand-
haltung von Anlagen, der Entstörung sowie
Shared Services (technische und kaufmänni-
sche Dienstleistungen). Jeder Netzbetreiber ist
grundsätzlich auch für den operativen Betrieb
seines eigenen Netzbereichs verantwortlich.
Die Netzführung erfolgt über eine Netzleit -
stelle und umfasst die Erbringung wesent-
licher Sys tem dienstleistungen. Hierzu zählen
die Fre quenz haltung, das Netzengpass mana-
ge ment, die Spannungshaltung und der Ver-
sor gungs wie deraufbau. Übertragungs netzbe-
trei ber (ÜNB) übernehmen bei der Frequenz-
haltung und dem Versorgungswieder auf bau
die Ge samt koordination, den VNB kommen
an dieser Stel le wichtige unterstützende
Aufgaben zu. Bei ca. 50 % der befragten VNB
sind bereits heute Anlagen installiert, die am
Regel leistungsmarkt teilnehmen. Somit über-
nehmen die VNB für die Frequenzhaltung be-
reits heute eine nicht zu unterschätzende
Rolle. Die Spannungshaltung übernimmt
grundsätzlich jeder Netzbetreiber im eigenen
Netz selbst.
Das Netzengpassmanagement für das Ge-
samt system wird zwar vom ÜNB koordiniert,
VNB führen im eigenen Netzgebiet jedoch
ebenfalls eigenständig Maßnahmen zum
Netzengpassmanagement durch. Insbeson-
dere für die Versorgungssicherheit relevante
Welche aktuellen und zukünftige Herausforderungen sehen Verteilnetzbetreiber bis zum Jahr
2030. Wie ändern sich die Aufgabenfelder im Rahmen der Transformation des Energie systems?
Sind Anpassungen des gesetzlichen und regulatorischen Umfeldes notwendig?
Antworten darauf gibt die von Becker Büttner Held Consulting AG und der Kanzlei Becker
Büttner Held erarbeitete Studie „Verteilnetzbetreiber 2030 – Aufgaben I Herausforderungen I
Strategien“.
Zu wesentlichen Aussagen der Studie informiert Peter Bergmann, Vorstand der Becker Büttner
Held Consulting AG und Experte für energiewirtschaftliche Fragestellungen.
Foto: Enno Kapitza
Brauchen wir 2030noch Verteilnetzbetreiber?
Der Ausbau Erneuerbarer Energien und ihre Finanzierung über den EEG-Umlage-Mechanismus ist das Herzstück der Energiewende, aber damit
allein ist es nicht getan. Um die Versorgungssicherheit kontinuierlich gewährleisten zu können, müssen die Netze auch in der Lage sein, eine
steigende volatile Einspeisung aus dezentralen Erzeugungsanlagen aufzunehmen und zu verteilen.
13
3 | 18 themen:magazin
BBH Consulting |
Aufgaben im Netzbetrieb erbringen die VNB
in Eigenleistung. Wo es sinnvoll ist erbringen
die VNB ihre Leistungen in Kooperation mit
regionalen Partnern oder Dienstleistern. Da-
hinter liegt die Motivation eine effiziente
Aus lastung der Mitarbeiter (z. B. beim Regu-
lierungsmanagement) sicherzustellen sowie
Kosten bei Dienstleistungen zu minimieren.
Strategien für zukünftigeAufgaben im Netzbetrieb Die zukünftigen Aufgaben im Netzbetrieb
werden im Vergleich zu heute wesentlich
kom plexer und umfänglicher ausfallen. Im-
pulsgeber ist die stetig fortschreitende Trans-
formation des Energiesystems mit den vier
wesentlichen Entwicklungstrends: Dekar-
bonisierung und Dezentralisierung (1), Digi-
talisierung (2), Sektorenkopplung (3) und eu-
ropäisches Ver bundsystem (4). Diese Trends
stellen VNB vor neue Herausforderungen, die
Trans for mation des Energiesystems auf regi-
onaler Ebene effizienter zu gestalten.
Zukünftig werden bei der Netzplanung eine
erhöhte Anzahl dezentraler und volatiler
Erzeugungsanlagen, die vor allem im Verteil-
netz eingebunden werden, und die Auswir-
kungen der Sektorenkopplung zu berücksich-
tigen sein. Wird die Netzplanung um innova-
tive Planungskonzepte (z. B. probabilistische
Netzplanung) ergänzt sowie intelligente
Technologien und zusätzliche Flexibilitäts-
optionen durch Sektorenkopplung berück-
sichtigt, kann der Netzausbaubedarf gesenkt
werden. Insbesondere die VNB können auf
Grundlage ihrer Kenntnis der dezentralen
Strukturen passgenaue (effektiv und effizient)
Lösungen (bspw. für innovative Netzbetriebs-
mittel wie dezentrale Batteriespeicher) für die
jeweiligen Netzgebiete planen und realisieren.
Die befragten VNB sind sich dieser Potentiale
bewusst und auch bereit, diese zukünftig
noch stärker zu nutzen.
Voraussetzung dafür sind jedoch geeignete
Rahmenbedingungen. VNB sehen derzeit bei
der Integration von intelligenten Technologien
Hemmnisse im rechtlich-regulatorischen Be-
reich. Denn die Regulierungsvorgaben setzen
falsche Investitionsanreize, bspw. durch die
fehlende Anerkennung von OPEX-Kosten au-
ßerhalb des Basisjahres. Auch die fehlende
Planungssicherheit wurde von den VNB als
ein wesentliches Hemmnis genannt.
Analog zur Netzplanung wird sich auch die
Zunahme von dezentralen Einspeiseanlagen
und von Technologien zur Sektorenkopplung
auf die Netzführung auswirken. Da VNB i. d. R.
mehrere Medien, wie Strom-, Gas- oder
Wärmenetze, betreiben und damit über die
Kenntnis der jeweiligen Netzzustände verfü-
gen, bringen sie die idealen Voraussetzungen
mit, um Technologien zur Sektorenkopplung
effizient in Netze zu integrieren und zu be-
treiben.
Durch den Einsatz dieser zusätzlich verfüg-
baren Flexibilität und ergänzender innovativer
Betriebsmittel werden VNB zukünftig noch
mehr Verantwortung für die Netzstabilität
übernehmen. Allerdings sehen die befragten
VNB hier noch deutliche Hemmnisse im wirt-
schaftlichen bzw. rechtlich-regulatorischen
Bereich.
VNB benennen auch, dass insbes. die höhere
Datenverfügbarkeit – als ein Ergebnis der
Di gi talisierung – Potenzial für den opera-
tiven Netzbetrieb bietet, beispielweise zu ei-
ner effizienteren Instandhaltung und Ent-
störung. Grundsätzliche Änderungen wird
die Auf ga benerbringung zukünftig jedoch
nicht erfahren.
Ergebnisse der StudieIm Ergebnis zeigt die Studie, dass für den zu-
künftigen Netzbetrieb im Rahmen der Trans-
formation des Energiesystems nicht zuletzt
dezentrale Lösungen optimal sind. Die VNB
sehen sich in der Lage, die auf sie zukom-
menden Aufgaben bewältigen zu können. >
Intelligenter Netzausbau unter Berücksichtigung neuer Technologien
stimme voll zustimme nicht zu
Bereitstellung von Flexibilitätsoptionen
Medienübergreifende Netzentwicklung unter Berücksichtigung von Technologien zur
Sektorenkopplung
Fokus auf den regionalen Ausgleich zwischen Erzeugungs- und Lastschwerpunkten
Zukünige VerantwortungAktuelle Verantwortung
Abbildung 1: Aktuelle und zukünftige Verantwortung von VNB für Aufgaben der Netzplanung
14
themen:magazin 3 | 18
| BBH Consulting
Unabhängig von ihrer Größe ist den VNB be-
wusst, welche Anforderungen sie erwartet.
Denn „die Energiewende findet vor allem im
Verteilnetz statt“ und VNB sind der ideale
Akteur zur Umsetzung der Sektorenkopplung
als Schlüsseltechnologie für die Transfor ma-
tion des Energiesystems und der Dekarbo-
nisierung, da sie über jahrzehntelange Erfah-
rung im Umgang mit mehreren Medien
(Strom, Gas, Wärme etc.) verfügen.
Aus der Studie lassen sichvier Thesen ableiten:1. VNB sind unverzichtbare Akteure der Energiewende, denn sie binden die dezentralen Anlagen ein.2. VNB sind aufgrund ihrer Erfahrungen mit Netzen verschiedener Medien und KWKAnlagen Experten für die Sektorenkopplung.3. Die Größe des VNB ist nicht entscheidend, da Leistungen auch über Kooperationen oder Dienstleister erbracht werden können.4. VNB tragen Systemverantwortung und leisten einen Beitrag zur Systemstabilität.
Aufbauend auf diesen Thesen lassen sich im
folgenden mehrere pointierte Forderungen an
die Politik ableiten, deren Umsetzung sicher-
stellen kann, dass VNB auch zukünftig in der
Lage sind, ihre umfangreicheren Aufgaben zu
erfüllen:
1. VNB brauchen für die Erfüllung ihrer
Aufgaben angemessene Instrumente und
die notwendigen Daten (entsprechend zu
Übertragungsnetzbetreibern).
2. Netzentgeltsystematik und Regulierung
sollten keine Anreize setzen,
die zukunftsschädlich ausfallen.
3. Unbundling-Vorgaben sollen nicht
innovationsfeindlich sein.
4. VNB müssen bei der Art der Erfüllung
ihrer Aufgaben frei sein: Kooperationen
& Co. dürfen nicht schlechter gestellt
werden.
Brauchen wir im Jahre 2030 noch VNB?Die Antwort kann nur lauten: Ja – wir brau-
chen sie mehr denn je. Mit ihrer Struktur, ih-
ren Kompetenzen und ihren Erfahrungen sind
sie hervorragend aufgestellt, um die Trans for-
mation unseres Energiesystems aktiv zu be-
gleiten. Die dezentralen Strukturen der VNB
ermöglichen effiziente und intelligente Ener-
gie versorgungsstrukturen. Sie sind Gestalter
der Energiewende und sorgen auf Augenhöhe
mit den ÜNB für die Netzstabilität und die
Versorgungs sicher heit. Deshalb sollte sich der
politische Diskurs nicht allein auf den Ausbau
der Übertra gungs netze beschränken. Denn
ohne gut ausgestattete VNB kann die
Energiewende nicht gelingen.
www.bbh-beratung.de
Zur Studie
Für ihre Studie haben BBHC und BBH in
einer großangelegten Umfrage VNB
selbst nach ihrer Praxis und ihren
Erwartungen für die Zukunft befragt.
Erfreulicherweise haben über 200 VNB
(von städtisch über ländlich geprägten
bis überregionalen VNB) an der Studie
teilgenommen. So konnte ein repräsen-
tatives Meinungsbild der Branche abge-
bildet werden.
In einem „Vordenkerkreis“ aus repräsen-
tativen Vertretern der VNB wurden im
Vorfeld entsprechende Thesen diskutiert
und ein Fragebogen für die Studie entwi-
ckelt. Die anonyme Befragung fand im
Zeitraum: 12/2017 bis 01/2018 statt.
Netzengpassmanagement
stimme voll zustimme nicht zu
Frequenzhaltung
Spannungshaltung
Versorgungswiederau�au (eigenverantwortlich)
Zukün�ige VerantwortungAktuelle VerantwortungAbbildung 2: Aktuelle und zukünftige Verantwortung von VNB in der Systemführung
Gra
fik: B
BH
15
3 | 18 themen:magazin
House of Energy e. V. |
Nur ein systemischer Gesamtansatz in Verbindung mit Technologieoffenheit wird zu einer
ökologisch und ökonomisch erfolgreichen Energiewende führen, die zudem akzeptiert wird.
Neben der sektorenübergreifenden Herangehensweise in den Bereichen Elektrizität, Verkehr
und Wärme kommt den Aspekten der Energieeffizienz und Energieeinsparung eminente
Bedeutung zu. Bei der Umsetzung spielen elektrische Netze eine zentrale Rolle.
Ein Gastbeitrag von Prof. Dr.-Ing. Peter Birkner, Honorarprofessor
Bergische Universität Wuppertal und Geschäftsführer House of Energy e. V., Kassel.
Foto: House of Energy
Verteilnetze sind die Drehscheibe der Energiewende
Erneuerbare Energien – allen voran Sonne
und Wind – stellen pro Jahr etwa das
20.000-fache des globalen Energiebedarfs be-
reit. Allerdings auch mit Eigenschaften, die ih-
re Nutzung zu einer technischen Heraus for-
derung werden lässt. Die Energie weist eine
geringe Dichte auf, die Leistung steht zeitlich
nur begrenzt, sowie im Hinblick auf Ort, Zeit
und Amplitude stark schwankend, also volatil
zur Verfügung. Da die meisten technischen
Energiewandler erneuerbare Energien in
Elektrizität überführen steht diese Energieform
automatisch im Zentrum der Energiewende.
Kombinierte Transformationund LeistungsbedarfIm Kern zielt die Energiewende auf die
Dekarbonisierung von Wirtschaft und Gesell-
schaft. Sie lässt sich in Deutschland aber
aus volkswirtschaftlicher Sicht nur als kom-
binierte Transformation der Sektoren Elek-
trizität, Ver kehr und Wärme erreichen und
auch wirtschaftlich so darstellen. Diese ganz-
heitliche Vor gehensweise macht es erforder-
lich, An wen dungen in den Bereichen Mobi-
lität und Wär me (bzw. Kälte), die heute fos-
sile Ener gieträger nutzen, künftig – ggf. indi-
rekt über synthetische Brennstoffe wie
Wasserstoff – zu elektrifizieren.
Um den aktuellen Bedarf an elektrischer
Energie in Höhe von etwa 600 TWh durch ei-
nen Erzeugungsmix bereitzustellen, der zu
80 % auf erneuerbaren Energien – Wind,
Sonne, Wasserkraft, Biomasse – basiert, ist ei-
ne Kraftwerksleistung von rund 400 GW er-
forderlich. Dies entspricht etwa dem 5-fachen
des maximalen Leistungsbedarfs von heute.
Auf Grund der Diversität des Erzeugungs-
parks in Bezug auf Typ und Ort treten maxi-
mal rund 50 % dieser Leistung, also rund
200 GW, zeitgleich auf und sind damit tech-
nisch zu beherrschen.
Energiewendeist im Kern LeistungswendeKünftig wird aber deutlich mehr Elektrizität
benötigt. Der aktuelle jährliche Energiebedarf
für die genannten Sektoren kann in Deutsch-
land mit rund 2.500 TWh beziffert werden.
Auf Elektrizität und Mobilität entfallen dabei
jeweils rund ein Viertel, während Wärme (und
Kälte) mit rund der Hälfte beiträgt. Nimmt
man – überschlägig – an, dass diese Energie
weiterhin in gleicher Höhe, jedoch in Form
von Elektrizität, benötigt wird, so müsste die
in stallierte elektrische Erzeugungsleistung >
Die Energiewende wird bisher vor allem durch den Ausbau erneuerbarer Energien im Stromsektor vorangetrieben. Deren ausgeprägte und lei-
stungsstarke Volatilität erreicht ein System, das für diese Aufgabe nicht konzipiert ist. In diesem Kontext entwickeln sich elektrische Verteilnetze
zu einer zentralen und integrierenden Struktur. Sie können als Drehscheibe einer erfolgreichen Energiewende bezeichnet werden.
16
themen:magazin 3 | 18
| House of Energy e. V.
Abb 2: Kapazitäten passiver und aktiver Netze – Kupfer und
Smartness
auf 1.670 GW ansteigen. Dabei wird wiederum
ein Anteil von 80 % an regenerativen Ener -
giequellen zugrunde gelegt. Unter Be rück sich-
tigung der Diversität der Erzeugung, die die
maximal auftretende Einspeisung auf 50 %
der installierten Kapazität reduziert, wären
folglich 835 GW technisch zu beherrschen.
Dies stellt eine nicht lösbare Aufgabe dar.
Diese Überlegung zeigt klar auf, dass Energie-
wende im Kern eine Leistungswende ist. Die
Diversifikation des regenerativen Erzeugungs-
parks unterstützt, sie reicht aber nicht aus, um
ein tragfähiges Energiesystem, das auf er-
neuerbaren Energiequellen basiert, zu etablie-
ren. Sie muss durch eine deutliche Stei ger ung
der Energieeffizienz ergänzt werden. Der
Slogan der Energiewende muss lauten: „Power
Control: Diversity and Efficiency First“.
Energieeffizienz vereinfacht die technische
Auf gabenstellung. Legt man einen um 40 %
reduzierten Energiebedarf zugrunde und geht
weiterhin davon aus, dass etwa 300 TWh an
elektrischer Energie außerhalb elektrischer
Netze in Power-2-X-Anlagen, z. B. zur Was-
ser stoffherstellung, genutzt werden, so müs-
sen die öffentlichen Netze - vor allem die
Verteilungsnetze - mit einer Ener giemenge
von rund 1.200 TWh zurechtkommen. Dies
korrespondiert mit einer regenerativ domi-
nier ten Erzeugungsleistung von etwa 800
GW, von der maximal rund 400 GW zeitgleich
auftreten. Es ist ambitioniert, aber machbar.
Energiesystem von Morgendurchdenken Im elektrischen Energiesystem ist zu jedem
Zeitpunkt das globale Gesamtleistungs gleich-
gewicht aufrecht zu erhalten. Der Strom-
markt sorgt für ein gemitteltes Gleich gewicht
im Viertelstundenrhythmus, während die
Frequenz-Leistungs-Regelung in Echtzeit ar-
beitet und die Abweichungen innerhalb der
Viertelstunde ausregelt.
Eine ähnliche Regelung ist künftig im Netz-
bereich erforderlich. Dieser muss auf die glo-
balen Preissignale des Strommarktes lokal re-
agieren. Der globale Strompreis wird ein glo-
bales Konsumverhalten hervorrufen, das je-
doch zu regionalen Netzengpässen führt und
folglich ein regionales Engpassmanagement
erfordert. (Abb.1)
Die Ampelfunktion des BDEW (Bundesver band
der Energie- und Wasserwirtschaft) klassifi-
ziert dieses Vorgehen. In der Phase grün treten
Passive Netzinfra-struktur
Spannungsregelung
Stromregelung Netz
Stromregelung Kunde
Anforderungen der Energie- und Effizienzwende
Reduktion der Leistungs-fähigkeit des Netzes bei Ausfall der aktiven Be-triebsweise
Erweiterung der Leistungsfähigkeit des Netzes durch Smartness (Flexibi-litäten und Daten)
Nichtlinearitätendes Energiesystems nutzen Über 95 % des mit erneuerbaren Energie-
quellen erzeugten Stroms wird in die Ver-
teilungsnetze eingespeist und unterstreicht
deren zentrale Rolle bei der Systemintegration
erneuerbarer Energien. Die Einspeiseleistung
weist eine hochgradig nichtlineare Charak-
teristik auf. Etwa 95 % der eingespeisten
Ener gie belegt 50 % der installierten Lei tungs-
Abb1: Direktes und indirektes
Management des Energiesystems –
Ort und Zeit, Automatismus und
Preis
17
3 | 18 themen:magazin
House of Energy e. V. |
Abb 3: Zelluläre Strukturen unterstützen die Beherrschung der leistungsstarken Volatilität
kapazität, währen die restlichen 5 % der ein-
gespeisten Energie die zweiten 50 % der
Kapazität beanspruchen. Dies ist eine Konse-
quenz der ausgeprägten Volatilität der
Erzeugung.
Eine dynamische Betriebsweise elektrischer
Netze ist damit unerlässlich. Durch Identi-
fikation und die anschließende Beeinfluss ung
von 5 % der zu übertragenden Energie kann
die Übertragungskapazität von Verteil ungs-
netzen deutlich erhöht werden. Dies ist der
grundlegende Mechanismus eines aktiven
Netzes, eines „Smart Grid“. Technisch gesehen
verlagert sich der Fokus von „räumlicher“
Kom pensation der Volatilität über Leitungen
(Kanten) zu einer „zeitlichen“ Kompensation
in den Knotenpunkten des Netzes. Das rechte
Maß der beiden Handlungsoptionen zueinan-
der ist gefragt, womit auch Flexibilitäten und
Speicher an Bedeutung gewinnen. (Abb.2)
Aktive Netze erfordern weiterentwickelte
Bau- und Betriebsgrundsätze. Hier ist zu be-
rücksichtigen, dass aktive Eingriffe Einfluss
auf die Versorgungsqualität haben. Auch ist
sicher zu stellen, dass im Falle eines Ausfalls
der Steuerung keine unzulässigen oder ge-
fährlichen Netzzustände entstehen können.
Im Hinblick auf die Regulierung ist die Ver-
lagerung von investive auf operative Kos ten
durch Weiterentwicklung der Anreiz regulie-
rung abzubilden. Nur dann werden Netz be-
treiber aktive Netze ausprägen.
Strukturelle Aspekte berücksichtigen Für das Zusammenwirken der verschiedenen
Netzebenen bietet sich die Etablierung einer
zellulären Struktur an. Die kleinste Zelle bildet
dabei das Gebäude, gefolgt vom Straßenzug,
dem Quartier oder dem Gewerbebetrieb, der
Stadt, der Region, dem Land und schließlich
Europa, als der übergeordneten Zelle. Bemer-
kenswert ist, dass die sieben etablierten
Spannungsebenen und Umspannungen in
hohem Maße deckungsgleich mit den ge-
nannten Strukturen sind. Entscheidend ist
hierbei die Schaffung von Anreizen, die dazu
führen, dass die bezogene oder rückgespeiste
Leistung einer Zelle (z. B. einem Ortsnetz-
transformator) mit der vorgelagerten Zelle
(z. B. dem Mittelspannungsnetz) minimiert
wird. (Abb. 3)
Dazu können geeignete Preissignale einge-
setzt werden, durch die erhöhte Austausch-
leistungen zu bestimmten Zeiten verteuert
werden. Dies führt zu höheren Stromkosten
und initiiert so einen Anreiz für die unterla-
gerte Spannungsebene, Maßnahmen zur Ver-
ringerung der Differenzleistung zwischen
Erzeugung und Bedarf zu ergreifen. Durch
solch zelluläre Bilanzierung werden die An-
for derungen an die jeweils vorgelagerten
Netz ebenen reduziert und deren Ausbau so-
mit minimiert. Der aktuelle rechtliche Ord-
nungs rahmen muss dazu allerdings weiter-
entwickelt werden. Insbesondere ist zu disku-
tieren, welche Rolle wettbewerbs- bzw. regu-
lierungsbasierte Maßnahmen spielen und wie
die Bepreisung von ausgetauschter Leistung
und Energie erfolgen sollte.
Das Gesamtsystem im Blick behalten Für das Stromsystem der Zukunft ist festzu-
halten, dass dynamische Aufgaben auch dy-
namische Lösungen erfordern. Nur so ist die
effiziente Beherrschung der Volatilität mög-
lich. Die statische „europäische Kupferplatte“
für alle auftretenden Erzeugungs- und
Zelle Quartier,
Straßenzug
Ebene 1: Europäisches Verbundnetz –
Verbindung der überregionalen
Hochspannungsnetze
Ebene 2: Hochspannungsnetze –
Verbindung der regionalen
Mittelspannungsnetze
Ebene 3: Mittelspannungsnetze –
Verbindung der lokalen
Niederspannungsnetze
Ebene 4: Niederspannungsnetze –
Verbindung der Gebäude
Ebene 5: Installation Gebäude
Zelle Europa
Zelle Region
Zelle Gebäude
Zelle Stadt-
viertel, Klein-
stadt, Ortschaft
Minimierung Energieaustausch und Begrenzung der Leistung zwischen Zelle und vorgelagerter Zelle
Lastsituationen aufzubauen erscheint nicht
zielführend. Vielmehr geht es um das rechte
Maß und das rechte Verhältnis der zu ergrei-
fenden Maßnahmen.
Der Lösungsraum ist vielfältig. Die Verstär-
kung des Übertragungsnetzes zur Verknüp-
fung der diversifizierten Erzeugung hat hier
genauso ihren Platz, wie eine Flexibilisierung
des Kraftwerkseinsatzes (Re-Dispatching) so-
wie der Nachfrage durch Power-2-X-Anlagen
und Sektorenkopplung. Leistung muss zeitlich
und örtlich betrachtet werden. Differenzen
sind zu minimieren und durch das Netz, Flexi-
bilität oder durch Speicher auszugleichen.
Daraus resultiert auch eine Aufgabenteilung
zwischen Übertragungs- und Verteilungsnetz.
Dezentrales Erzeugungs-, Last und Speicher-
management ist notwendig, um die Über-
tragungsnetze nicht zu überlasten. Der aktuell
vorgenommene Ausbau des Übertragungs-
netzes dürfte die Grenzen der Akzeptanz in
der Bevölkerung ausloten. Daher ist ein ent-
scheidender Teil der Lösung im Verteilungs-
netzbereich zu suchen. Auch diese Netze
müssen eine Ausgewogenheit zwischen sta-
tischen und dynamischen Verfahren anstre-
ben. Hierbei ist es ratsam situativ und subsi-
diär vorzugehen.
www.house-of-energy.org
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fiken
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ergy
18
themen:magazin 3 | 18
| BDE
Vom linearen Stoffstrom zur Kreislaufwirtschaft
Herr Kurth, was steht hinterder Botschaft des Verbandes:Kreislauf. Wirtschaft. Zukunft.?Wenn wir unsere hohen Produktionsstandards
und unser hohes Konsumniveau auch künftig
halten wollen, dann müssen wir anders pro-
duzieren und auch konsumieren. Nicht zuletzt
durch den Klimawandel und durch den Rück-
gang natürlicher Ressourcen gewinnt die
Wiedergewinnung von Wertstoffen und Re-
cyc lingmaterialien aus Abfällen immer weiter
an Bedeutung. Die deutsche Kreislauf wirt-
schaft steht wie keine andere Branche für die
ökologische Modernisierung der Wirt schaft.
Die Branche hat sich in den vergangenen
Jahrzehnten von einer logistischen Tätigkeit
wie der reinen „Müllabfuhr“ zu einer ech ten
Sekun därrohstoffwirtschaft entwickelt. Eine
zentrale Aufgabe unserer Verbands arbeit ist
es daher, die Entwicklung der Wirtschaft von
Ressour cenverbrauch hin zum Gebrauch von
Rohstoffen aktiv zu begleiten.
Worin liegt dievolkswirtschaftliche Bedeutungder Kreislaufwirtschaft?Die deutsche Kreislaufwirtschaft gehört zu
den innovativen Wirtschaftsbranchen, wo
mehr als 290.000 Beschäftigte jährlich rund
76 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaften.
Die Branche umfasst mehr als nur die klas-
sischen Wertschöpfungsstufen des Sam-
melns, Trans portieren und Entsorgens. Die
technologi schen Innovationen sind global
ge fragt und ein Motor der deutschen Export-
wirtschaft. Der Anteil deutscher Um welt tech-
nik am Weltmarkt liegt bei mehr als 10 %.
Klimawandel, Energiewende und Rohstoff-
versorgung sind die großen gesellschaft-
lichen Aufgaben unserer Zeit. Diese Heraus-
forder ungen werden wir nur mit einer funk-
tionierenden Kreislaufwirtschaft meistern. In
der Vermeidung schädlicher Treibhausgas-
emis sionen ist die Branche führend. Durch
den Einsatz von Rezyklaten in der Industrie
werden zum Beispiel knapp 56 Millionen t
CO2-Äqui valente pro Jahr vermieden und
Roh stoff importe im Wert von 8,4 Milliarden
Euro ersetzt.
Was gab den Ausschlag, sichauf der IFAT zum Stoffstrom Aluminium zu präsentieren?Die IFAT ist seit Jahren die Weltleitmesse
für Umwelttechnologie, Kreislauf- und Res-
sour cenwirtschaft und damit der wichtig-
ste internationale Branchentreffpunkt. Zur
neuen Ausrichtung des Messeformats ge-
hört, nicht mehr nur ein Marktplatz für Re-
cyc ling tech nologien, -dienstleistungen und
-anlagen zu sein, sondern auch die mit ihr
verbundenen und nachhaltigen Wertschöp-
fungs prozesse zu zei gen. Und darin einge-
schlossen ist die Abbil dung einer weiteren
industriellen Verwen dung der gewonnenen
Recyclingrohstoffe.
Der Verbrauch an natürlichen Ressourcen überschreitet zunehmend deren Regenerations-
fähigkeit. Ressourceneffizienz und die Wiedergewinnung von Rohstoffen auf die Agenda
zu setzen, ist ein Zeichen volkswirtschaftlicher Vernunft.
Ein wichtiger Ansprechpartner zu diesem Thema ist der BDE Bundesverband der Deutschen
Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft, er stellte auf der IFAT 2018 das Kreislaufmodell
zum Stoffstrom Aluminium vor.
Wir sprachen mit Peter Kurth, Geschäftsführender Präsident des BDE zum Messeauftritt auf dem
internationalen Branchentreffpunkt für alle Fragen der Kreislauf- und Ressourcenwirtschaft.
Foto: BDE
19
3 | 18 themen:magazin
BDE |
Es ist geplant, künftig bei jeder IFAT anhand
eines Stoffstroms zu erörtern, wie die bisher
oft lineare Wirtschaft zu einer echten Kreis-
laufwirtschaft weiterentwickelt werden kann.
In diesem Jahr stand der Stoffstrom Alu-
minium im Vordergrund.
Wie wurde die BDESonderfläche Aluminium angenommen?Wir wollten Antworten auf bestimmte Kern-
fragen finden: Wie kommen die aus einem
Recyclingprozess gewonnenen Recycling roh-
stoffe wieder zurück in den industriellen
Kreis lauf? Welche Herausforderungen und
Probleme ergeben sich? Wie sehen überzeu-
gende industrielle Beispiele aus?
Auf unserer eigens ge-
schaffenen Sonderfläche
wollten wir mit den wich-
tigsten Unternehmen aus
der Aluminium wirtschaft
diesen Fragen nachgehen
und konnten schließlich
zeigen, dass der Kreislauf
beim Stoffstrom Aluminium
bereits heute ausgezeich-
net geschlossen ist.
Der Stand und sein Rah-
men programm fand einen
großen Anklang. Besonders
spektaku lär war der eigens
für die IFAT produzierte
360°-Film, bei dem der Be-
sucher im Virtual Reali ty-
Format eine Reise durch die
Welt des Aluminiums an-
hand einer Getränkedose unternehmen konn-
te. Mehr als tausend Messe besucher haben
diesen Film gesehen und sich so ein umfas-
sendes Bild machen können - ein voller Erfolg
also.
Warum bietet sich geradeAluminium als Beispiel an?Für den Stoffstrom Aluminium sprechen
mehrere Gründe. Aluminium ist der wichtigste
Leichtbaustoff und nach Stahl das zweitwich-
tigste Gebrauchsmetall. Es kann vielfältig ein-
gesetzt werden. Die Primärgewinnung ist da-
bei ökologisch, energetisch und nicht zuletzt
ökonomisch besonders problematisch, Recyc-
ling hingegen besonders günstig. Die Ener-
gieeinsparung liegt bei 95 %. Und im Hinblick
auf ein steigendes Umweltbewusst sein stei-
gen die Anforderungen an die nachhaltige
Gewinnung und den Einsatz des Rohstoffs
Aluminium. Die Verwendung von Recycling-
aluminium verschafft der Industrie sozusagen
einen ökologischen Ritterschlag.
Wir steht es um die Recyclingquote?Schon heute werden in Deutschland aus
Aluminiumschrott mehr als 1,25 Mio. t
Aluminiumlegierungen gewonnen, das ent-
spricht rd. 78 % der Gesamtproduktion. Seit
2010 stieg die Menge an Legierungen aus
Primäraluminium von knapp 330.000 t auf ca.
353.000 t, der Zuwachs im Sekundärbereich
betrug hingegen fast 420.000 t.
Noch bedeutend größer waren die Importe
von Legierungen, die 2016 bei mehr als 1,84
Mio. t lagen. Gleichzeitig wurde mehr Alu-
miniumschrott exportiert als importiert. Das
unterstreicht, dass der Produktionsstandort
Deutschland gerade bei den Schlüssel tech-
nologien ein Interesse daran haben muss,
die Importabhängigkeit zu verringern. In
Deutschland sind mehrere Unternehmen aus
den unterschiedlichsten Bereichen der Wert-
schöpfungskette hervorragend geeignet, das
Potenzial, aber auch die Herausforderungen
des Stoffstroms Aluminium anhand von bei-
spielhaften Verfahren und Produktionsweisen
zu präsentieren.
Gibt es ein Beispiel aus der Branche?Neben anderen Anbietern ist Trimet ein wich-
tiger Partner. Das Unternehmen treibt nicht
nur die Legierungsentwick lung voran, son-
dern auch die Optimierung
komplexer Prozesse sowie
die Entwicklung neuer Werk-
stoffe. Viele Ver besser ungen
haben bereits Einzug in die
Produktion gefunden, zum
Beispiel im Bereich der hoch-
festen Alu minium legie run-
gen für den Einsatz in der
Automobil industrie oder der
Pressbol zen gießtechnik.
Trimet ist ein bedeutender
Aluminium produzent, und
zwar in der Primär-, aber
auch in der Recyclingpro-
duk tion. Das Unternehmen
verarbeitet Primär alu mini-
um, auch Hüttenaluminium
genannt, das aus Bauxit ge-
wonnen wird, in Essen, Hamburg, Saint-Jean-
de-Maurienne und Voerde sowie Sekundär -
aluminium aus Aluminiumschrott in Gelsen-
kirchen und Harzgerode. Schrotte werden
einge schmol zen und können ohne Qualitäts-
verlust weiterverarbeitet werden. So zeigt sich
die funktionierende Kreislauf wirtschaft am
Beispiel Aluminium.
www.bde.de
Idealtypischer Produkt- und Ressourcenkreislauf in einer Circular Economy, Quelle: Prognos
20
themen:magazin 3 | 18
| VDA
In Westeuropa haben wir einen Marktanteil
bei Diesel-Pkw von 53 %, in Deutschland sind
es 78 %. In Westeuropa hat der Diesel einen
Anteil an allen Pkw-Verkäufen von rund 38 %.
Wir sprechen also über ein Volumen von 5 bis
6 Mio. Einheiten – jedes zweite dieser Autos
trägt ein deutsches Konzernmarken zeichen.
DieselKampagnengehen an der Realität vorbeiWas in der emotionalen Diskussion der letzten
Monate oft unerwähnt blieb: Die Stick oxid-
emissionen im Straßenverkehr sind seit 1990
um 70 % gesunken – trotz einer von 1990 bis
heute um etwa die Hälfte gesteigerten
Verkehrsleistung. Die Luft in Deutschland ist
also immer sauberer geworden. Wir haben
kein Flächenproblem, sondern Überschrei-
tungen der Jahresgrenzwerte an einigen Hot-
spots. Die Stundengrenzwerte werden überall
eingehalten. Die neuesten Abgas normen (RDE
und Euro 6d-temp) stellen sicher, dass der
moderne Diesel nur noch sehr geringe Stick-
oxidemissionen hat. Selbst Bun desumwelt-
ministerin Svenja Schulze hat sich kürzlich ge-
gen die Anti-Diesel-Kampagne in Deutschland
gewandt und betont, dass der moderne Diesel
notwendig ist, um die Klima schutzziele im
Verkehr zu erreichen. Richtig ist: Wir brauchen
den Diesel und wir brauchen dringend eine
Versach lichung der Debatte.
Wir gehen davon aus, dass Stickoxid-Jahres-
mittelwerte in Deutschland in nächster Zeit
deutlich sinken werden, da die Maß nahmen,
die mit der Bundesregierung vereinbart wur-
den, greifen. Allein durch die Bestands-
erneuerung wird die Luftqualität in den
Städten immer besser. Bereits 2017 kamen
1,1 Mio. neue Euro-6-Diesel auf die Straße,
während ältere Fahrzeuge aus dem Bestand
ausscheiden. Mit weiteren Maßnah men wie
der „grünen Welle“ und mehr Effizienz beim
Parkplatzsuchverkehr durch Digitalisierung
und Vernetzung werden die Messwerte weiter
zurückgehen.
Fahrverbote schränken Mobilität einEs gibt bessere Instrumente für die Luft quali-
tät in Städten als Fahrverbote. Innovationen
leisten einen viel höheren Beitrag. So hat sich
die Automobilindustrie zu Software-Up dates,
Umstiegsprämien und die Beteili gung am
Mobilitätsfonds verpflichtet. Hinzu kommen
unsere Initiativen mit den Städten, deren
Stickoxidwerte noch spürbar über dem Jah-
res grenzwert liegen.
Es gibt eine ganze Palette an wirkungsvollen
Instrumenten, die Luft in den Städten noch
sauberer zu machen. Unsere Automobil-
industrie kooperiert eng mit verschiedenen
deutschen Städten bei der Gestaltung der ur-
banen Mobilität der Zukunft. Mehrere Unter-
nehmen haben entsprechende Mobilitäts-
partner schaften mit Städten und Kommunen
abgeschlossen. Ein Ziel ist dabei die beschleu-
nigte Markteinführung der Elektromobilität.
Hamburg zum Beispiel treibt den Aufbau der
Ladeinfrastruktur voran, während die Unter-
Die seit Monaten anhaltende Debatte um mögliche Fahrverbote für Dieselfahrzeuge
verunsichert die Neuwagenkäufer. Der Diesel-Anteil ist bei den Pkw-Neuzulassungen in
Deutschland auf knapp ein Drittel gesunken, im Vorjahr lag er noch über der 40-Prozent-Marke.
Pkw deutscher Hersteller verbrauchen derzeit nur noch rund 5,6 Liter auf 100 Kilometer
mit Ottomotor und sogar nur 4,9 Liter auf 100 Kilometer mit einem Dieselaggregat.
Aber Innovation braucht Impulse, keine Verbote unterstreicht Bernhard Mattes,
Präsident des Verband der Automobilindustrie (VDA) in seinem Gastbeitrag.
Foto: VDA/photothek.de
Innovation braucht Impulse, keine VerboteKlimaschutz und Umweltschutz sind seit jeher Treiber der Automobilentwicklung. Seit 2007 konnten die deutschen Hersteller den CO2-Ausstoß
um ein Viertel auf durchschnittlich 128,1 g / km senken. Der moderne Diesel sollte auch künftig Teil unserer Mobilitätsechnologie sein.
21
3 | 18 themen:magazin
VDA |
Gra
fik: V
DA
nehmen der Automobilindustrie ihre Car-
sharing-Flotten dort schrittweise auf Elektro-
antriebe umstellen. Zudem wurden im Rah-
men der vom Bund geförderten Beschaffungs-
initiative e-Drive weitere Elektrofahrzeuge an
Hamburger Behörden, Unternehmen und
Bür ger ausgeliefert. In den kommenden Mo-
naten wird ein deutscher Bushersteller auch
Elektrobusse für den Stadtverkehr liefern.
Plattform „Urbane Mobilität“Ein zweiter Baustein der Zusammenarbeit ist
die Entwicklung neuer Mobilitätsdienste in
der Ergänzung zum öffentlichen Verkehr. In
München, Stuttgart, Dresden und anderen
Städten werden neue Ride-Pooling-Angebote
mit rein elektrisch betriebenen Shuttle-Fahr-
zeugen an den Start gehen. Alle diese Projekte
werden auch einen wichtigen Beitrag zur
dauerhaften Verbesserung der Luftqualität
leisten. Auf der vom VDA initiierten Plattform
„Urbane Mobilität“ entwickeln Städte und
Industrie gemeinsam Konzepte für eben diese
Zukunft der Mobilität im urbanen Raum.
So wird zum Beispiel aktuell daran gearbeitet,
die Voraussetzungen für die Einführung von
Ampelphasenassistenten zu schaffen, um so
den Verkehrsfluss weiter optimieren und die
Umweltbelastung weiter verringern zu kön-
nen. Darüber hinaus gehen die Unternehmen
der deutschen Automobilindustrie auch ganz
neue Wege: Sie weiten beispielsweise ihr
Angebot von Jobtickets aus, führen mehr
Home-Office ein und unterstützen Fahrge-
mein schaften.
Wir sind davon überzeugt, dass wir bald eine
deutliche Verbesserung bei den Messwerten
haben werden – Fahrverbote sind dafür nicht
erforderlich. Der moderne Diesel ist nicht Teil
des Problems, sondern Teil der Lösung.
Technologieoffenheit als Leitmotiv Das Leitmotiv für die Mobilität von morgen
muss „Technologieoffenheit“ heißen. Es ist er-
freulich, dass auch der Koalitionsvertrag da-
rauf verweist. Denn nur durch ein breites
Spektrum an Antriebsarten wird es überhaupt
möglich sein, die extrem ambitionierten
Klimaschutzziele Deutschlands und der EU zu
erreichen. Die deutsche Automobilindustrie
verfolgt seit Jahren eine Fächerstrategie, die
alle Optionen umfasst. Bis Ende dieses Jahr-
zehnts investieren deutsche Hersteller und
Zulieferer insgesamt 40 Milliarden Euro in al-
ternative Antriebstechnologien. Damit die
ein zelnen Antriebsarten auch greifen können,
bedarf es aber noch vieler Weichenstellungen.
Der Elektromobilität kommt eine wichtige
Rolle zu. Bis 2020 werden die deutschen
Hersteller ihr Modellangebot auf über 100
mehr als verdreifachen. Auch die bislang häu-
fig diskutierte Reichweitenfrage wird gelöst:
In den nächsten Jahren bringen deutsche
Hersteller Elektroautos auf den Markt, die mit
einer Batterieladung über 500 Kilometer weit
fahren können. Je sichtbarer die Ladeinfra-
struktur in Deutschland wird, desto eher las-
sen sich auch interessierte potentielle Kunden
von der Attraktivität dieser Antriebsart über-
zeugen. Doch nur bei einer gemeinsamen
Kraft anstrengung von Industrie und Politik ist
ein Elektrofahrzeuganteil von 15 bis 25 % in
Europa bis 2025 zu erreichen.
Ein weiterer wichtiger Baustein der Fächer-
strategie sind synthetische Kraftstoffe – die
E-Fuels. Hierbei handelt es sich um CO2-neu-
trale Kraftstoffe, die auf Basis von erneuer-
barem Strom hergestellt werden. Dadurch
könnten sie rasch einen erheblichen Beitrag
zur CO2-Senkung leisten. Denn E-Fuels wirken
auf den gesamten Fahrzeugbestand, nicht nur
bei Neuzulassungen.
Auch Erdgas ist für die deutsche Automobil-
industrie ein wichtiger Bestandteil der Fächer-
strategie. Und ebenso kann die Wasserstoff-
technologie als eine besonders nachhaltige
alternative Antriebsform in Zukunft eine be-
deutende Rolle spielen.
Die deutschen Automobilunternehmen ste-
hen im Zentrum einer Mobilitätswende, die
von den Megatrends alternative Antriebe so-
wie dem vernetzten und automatisierten
Fahren getrieben wird. Massive technologi -
sche Veränderungen sind hier bereits einge-
leitet. Gerade jetzt dürfen Regulierungen und
Verbote nicht den Blick auf die Zukunft der
Mobilität verstellen. Denn Innovation braucht
Impulse, keine Verbote.
www.vda.de
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themen:magazin 3 | 18
| MWV
EFuels wichtig für das Erreichen der Klimaziele
Prof. Küchen, welchen Anstoß gab es für diese aktuelle Studie?Die Ziele des Pariser Klimaabkommen Ende
2015 sind so ambitioniert, dass in allen Sek-
toren von der Industrie, über die Energie-
erzeugung, Mobilität und Wärmesektor bis
zur Landwirtschaft massive Veränderungen
erforderlich werden. Natürlich gilt das auch
für die deutsche Mineralölwirtschaft. Die
Reduktion von Treibhausgasen ist neben einer
sicheren und bezahlbaren Energieversorgung
das zentrale Anliegen geworden. Die Studie
soll aufzeigen, welche Klimaschutz-Poten-
ziale in unserer Branche und den flüssigen
Energieträgern stecken. Ausgangspunkt war
und ist, dass aus Sicht von Verbrauchern und
Wirtschaft flüssige Energieträger auch lang-
fristig nicht ohne weiteres zu ersetzen sind.
Warum wurde der Fokus auf flüssige Energieträger und Rohstoffe gelegt?Flüssige Energieträger und Rohstoffe haben
heute und auch in Zukunft erhebliche Be-
deutung. Sie sind gut speicher- und transpor-
tierbar und ihre chemischen Eigenschaften
machen sie sehr vielseitig einsetzbar. Für be-
stimmte Anwendungen gibt es heute keine
realistische Alternative. Nicht umsonst de-
cken flüssige Energieträger heute ca. 98 %
des Endenergiebedarfs im Verkehrssektor in
Deutschland. Sie bilden darüber hinaus die
Grundlage für wichtige industrielle Wert -
schöpfungsketten. Raffinerien sind eng ver-
netzt mit der chemischen Industrie, die ca.
75 % Ihres organischen Rohstoffbedarfs mit
Mineralölprodukten deckt. Dieser enge Ver-
bund trägt in hohem Maße auch zur interna-
tionalen Wettbewerbsfähigkeit der genann-
ten Bran chen bei.
Welche Untersuchungsschwerpunkte setzte die Studie?Zum einen wollten wir feststellen, welche
Bedeutung Mineralöl heute als Energieträger
und Rohstoff für Deutschland hat und was
daraus für das Ziel einer weitgehend treib-
hausgasneutralen Zukunft folgt: Knapp zwei
Drittel des Mineralöls werden im Verkehr ein-
schließlich Schiffen und Flugzeugen einge-
setzt, 22 % des Mineralöls wird nicht energe-
tisch, sondern stofflich genutzt, der größte
Teil davon als Chemierohstoff, aber auch
Schmierstoffe und Bitumen sind weitere
wichtige Produkte. Schließlich werden 17 %
zur Wärmeerzeugung in Gebäuden als auch
in Industrieprozessen genutzt. Wesent liche
Mengen davon sind auch langfristig nicht
durch Strom zu ersetzen.
Will Deutschland sein klimapolitisches Ziel ei-
ner 80- bis 95-prozentigen Reduktion der
Treibhausgase erreichen, müssen flüssige
Ener gieträger zunehmend treibhausgasredu-
ziert herzustellen sein. Wie das gelingen
könnte, dieser Frage gilt das Hauptaugenmerk
der Studie.
Ist die Herstellung treibhausgasneutra ler flüssiger Kraftstoffe technisch gelöst?Eindeutig ja. Der wesentliche Prozessschritt
ist die Herstellung von Wasserstoff durch
Elektrolyse von Wasser mit Hilfe von erneuer-
Flüssige erneuerbare Kraft- und Brennstoffe sind für eine weitgehend treibhausgasneutrale
Energieversorgung unverzichtbar. Perspektivisch könnten sie zu wettbewerbsfähigen Preisen
angeboten und so zu einer zusätzlichen Option für mehr Klimaschutz werden.
Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie der Prognos AG: „Status und Perspektiven
flüssiger Energieträger in der Energiewende“, die u.a. mit dem Mineralölwirtschaftsverband
erstellt wurde.
Wir sprachen mit Prof. Dr.-Ing. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des MWV
Mineralölwirtschaftsverband e. V. zu den Hauptaussagen der Studie.
Foto: Pedro Becerra
23
3 | 18 themen:magazin
MWV |
barem Strom. Der nächste Schritt,
die Synthese von flüssigen Kohlen-
wasserstoffen aus Wasserstoff und
erneuerbarem Kohlenstoff in Form
von CO oder CO2 ist seit Jahren groß-
technisch erprobt. Der Prozess heißt
Power-to-Liquid, kurz PtL. Aber na-
türlich gibt es Optimierungsbedarf
bei Einzelschritten und dem Zusam-
men spiel der jeweiligen Prozesse.
Das Ziel muss sein, die Gesamt-
effizienz zu steigern und die Kosten
pro Liter flüssigen Kraft- oder Brenn-
stoff zu senken. Das gelingt nur,
wenn solche Anlagen auch groß-
technisch gebaut werden.
Damit stellt sich die Fragenach einer perspektivischkostengünstigen Produktion?Das Ergebnis der Studie stimmt uns mit Blick
auf den Klimaschutz mit flüssigen Energie-
trägern hoffnungsvoll: Aus heutiger Sicht
könnte PtL im Jahr 2050 zu Kosten zwischen
70 Cent je Liter, wenn die Standort be din gun-
gen optimal sind, und rund 1,30 Euro je Liter
erzeugt werden. Damit wäre PtL für Ver-
braucher je nach Anwendung gegenüber rein
strombasierten Lösungen preislich wettbe-
werbsfähig. Voraussetzung hierfür ist ein
Einstieg in die PtL-Technologie im großen Stil.
Zudem müsste ein Großteil des treibhausgas-
neutralen synthetischen Rohöls E-Crude aus
sonnen- und windreichen Gegenden wie
Südeuropa, Nordafrika oder der Golfregion
kommen. Denn dort ist der Produktionsfaktor
grüner Strom günstiger. Aber es wäre ohnehin
ein großer Fehler, wenn wir glauben, als
Exportweltmeister auf Energieimporte ver-
zichten zu können.
Die Studie legt auch Wertauf die Verbrauchersicht, warum?Ich will ein Beispiel nennen: Bei der individu-
ellen Mobilität könnte der Kunde bei
Einhaltung der klimapolitischen Vorgaben
künftig die Wahl haben zwischen einem
E-Fahrzeug mit wachsenden Anteilen erneu-
erbaren Stroms und einem Fahrzeug mit
Verbrennungsmotor, bei dem zunehmend er-
neuerbare Kraftstoffe wie z. B. PtL eingesetzt
werden. Die Studie zeigt, dass für Mobilität
und Wärme nicht nur entscheidend ist, was
Politik will, sondern auch, was die Bürger wol-
len. Dabei ist neben den Kosten auch von
Bedeutung, ob eine Lösung für den Kunden in
seiner individuellen Situation komfortabel
und praktikabel ist.
Welchen Klimabeitragkönnen EFuels leisten?Einen erheblichen, um nicht zu sagen: ent-
scheidenden. Allein der internationale Luft-
und Schiffsverkehr Deutschlands benötigt
demnach im Jahr 2050 ca. 550 Petajoule
Energie. Wird PtL in allen Sektoren eingesetzt,
werden trotz erheblicher Effizienzsteiger-
ungen bis zu 2000 Petajoule gebraucht.
Weitere rund 500 Petajoule könnten Rohstoff
für die Chemie sein.
Zum Vergleich: Aktuell beträgt der
Energiebedarf Deutschlands rund 13.500
Petajoule pro Jahr. Das bedeutet: Nur mit
Hilfe von E-Fuels sind die ehrgeizigen globa-
len und deutschen Klimaziele erreichbar.
E-Fuels sind ja letztlich nicht nur auf
Deutschland beschränkt.
Welches Fazit zieht die Studie?PtL-Energie ist für eine weitgehend treib-
hausgasneutrale Energieversorgung nach
heutigem Wissen unverzichtbar. Flüssige
Ener gieträger mit PtL sind anschlussfähig an
die heute vorhandene Infrastruktur und sie
können aus Sicht der Verbraucher gegenüber
strombasierten Lösungen preislich wettbe-
werbsfähig sein. Sie bieten Verbrauchern so
eine zusätzliche Option. Wir müssen heute be-
ginnen, Rahmenbedingungen für den Markt-
hochlauf in der nächsten Dekade zu schaffen.
Und wann soll der Start erfolgen?Der Start ist bereits erfolgt, es gibt laufende
Projekte von Dresden über die Schweiz bis
Norwegen, natürlich noch im kleinen Stil. Um
diese Option weiterzuentwickeln und recht-
zeitig ausreichende Mengen verfügbar zu ha-
ben, ist ein allmählicher, aber stetiger Markt-
hochlauf erforderlich. Hierfür sind – je nach
Phase – verschiedene regulatorische Maß-
nahmen notwendig. Das heißt: Wir brauchen
die Unterstützung der Politik auf deutscher
und auf europäischer Ebene. Unter nehmen
und Wissenschaft sind ihrerseits gefragt,
Forschungs- und Entwicklungs anstren gun-
gen zu erhöhen.
Weitere Information zur Studie unter: www.mwv.de
Gra
fik: M
WV
24
themen:magazin 3 | 18
| ALLIANDER | EWE NETZ
Herr Zeeb, warum gewinnt die Nutzung eines Funknetzes für Energieversorger an Bedeutung?Die Digitalisierung wird die erheblichen
Heraus forderungen bei der kommunalen
Ener giewende deutlich unterstützen. Durch
den vermehrten Einsatz von Sensoren und
Aktoren in den Energienetzen, sowie dem be-
ginnenden Rollout intelligenter Messsysteme
steigen auch im selben Maße die Anfor der-
ungen an eine sichere Kommunikation.
Europa weit werden daher zunehmend geson-
derte Funknetze im 450MHz-Frequenzbereich
aufgebaut, die speziell auf solche kritischen
An forderungen ausgerichtet sind. Der Aufbau
eines solchen bundesweiten 450MHz-Funk-
netzes ist auch für die Energiewirtschaft als
Kommunikationslösung geeignet, um die
durch Digitalisierung und Dezentralisierung
entstehenden Bedarfe zu berücksichtigen.
Herr Maus, wo sehen Siedie Anforderungenan einen Netzbetreiber?Bereits über 80 Prozent des Energiebedarfs im
Gebiet von EWE NETZ wird von dezentralen
Einspeiseanlagen, wie Photovoltaik- oder
Windenergieanlagen, abgedeckt.
Der rasante Zuwachs dezentraler Erzeugungs-
anlagen stellt EWE NETZ vor große Heraus-
forderungen. Die wachsende Anzahl dieser
Einspeiseanlagen muss in unser Netz inte-
griert und zugleich die Netzstabilität und
Versorgungssicherheit bewahrt werden. Hier-
für ist EWE NETZ als Betreiber einer kritischen
Infrastruktur auf sichere, zuverlässige und
langfristig planbare Kommunikationsnetze
angewiesen.
Herr Zeeb, mit welchem Ziel initiieren Sie den Aufbau eines bundesweiten 450MHzFunknetzes als Kommunikations lösung für die Energiebranche? Als langjähriger Partner von Kommunen und
Unternehmen haben wir erkannt, dass es eine
Notwendigkeit für ein solches Funknetz gibt,
um überhaupt die Energiewende in Deutsch-
land erfolgreich umsetzen zu können. Daher
wurde vor zwei Jahren entschieden, die
450MHz-Funknetzplattform als neues Ge-
schäfts feld für Alliander aufzubauen. Jetzt
wollen wir gemeinsam mit Partnern aus der
Energiewende und Dezentralisierung machen das System einer sicheren Strom-
versorgung immer komplexer. Dafür braucht die Energiewirtschaft eine leistungs-
fähige, sichere und hoch verfügbare Kommunikationsinfrastruktur. Regional-
versorger haben jetzt mit dem Aufbau von 450 Megahertz (MHz)-Funknetzen
begonnen. Ziel ist, diese schrittweise zu einer nationalen Funknetzplattform zu-
sammenzufassen und interessierten Unternehmen und Organisationen diskrimi-
nierungsfrei anzubieten.
Zu diesem Vorhaben befragten wir Frank Zeeb (li.), Vorsitzender des Vorstands der
Alliander AG und Torsten Maus, Vorsitzender der Geschäftsführung der EWE NETZ
Einspeisemanagement – Einfluss auf Marktpreise und Regelenergie
Zunahmevon EinspeisemanagementMaßnahmenNachdem die Bundesnetzagentur eine Ab-
nah me des Einspeisemanagements von 4,7
TWh in 2015 auf 3,7 TWh in 2016 veröffent-
lichte, was unter anderem auf ein wind-
schwaches Jahr 2016 zurückführen ist, zeigen
die aktuellsten Zahlen einen neuen Höchst-
wert für 2017. In Summe haben Netzbetreiber
5,5 TWh abgeregelt – ein Großteil davon in
Schleswig-Holstein (Abbildung 1). Von den
Abregelungen betroffen sind vor allem Wind-
kraftanlagen, weniger Solaranlagen und Bio-
massekraftwerke, was an der Kombination
aus installierter Leistung und Standort der
Anlagen liegt, sowie der Netztopologie in der
betroffenen Region.
Abbildung 1:
Energiemengen des
Einspeisemanagements in
Deutschland und
Schleswig-Holstein (SH)
von 2009 – 2017.
Dass die Bedeutung von EinsMan trotz des
Netzausbaus der Übertragungs- und Verteil-
netzbetreiber weiter stark zunimmt, zeigt
auch das noch junge Extrem-EinsMan-Event
vom 15.-19. März 2018. Zum einen wurde
über diesen Zeitraum in Summe eine erheb-
Strukturveränderungen durch den Ausbau Erneuerbarer Energien und immer
mehr dezentrale Einspeisungen belasten das Gesamtsystem. Damit steigen
die Anforder ungen an die Regelenergiemärkte und die Bedeutung von
Flexibilitäten wächst zunehmend. EinsMan-Maßnahmen haben wachsenden
Einfluss auf Strompreise und Regelenergie.
Die Experten von UBIMET, dem global führenden Anbieter von
meteorologischen Prognosesystemen, Geschäftsführer Alexander Lehmann (re.)
und Dr. Constantin Junk (li.) zeigen in ihrem Beitrag den Zusammenhang
zwischen EinsMan, Strompreisen und Regelenergie auf.
Foto links: Rebekka Weiland Fotografie
| UBIMET
Bereits in der Ausgabe 4/2017 in themen|:magazin hatten wir die Bedeutung des Einspeisemanagements (EinsMan) in Deutschland benannt. In
Fortsetzung dieses Beitrages beleuchten wir quantitative Analysen von UBIMET in Bezug auf EinsMan-Mengen und deren Einfluss auf
Strompreise und Regelenergie. Der Umfang und die Häufigkeit von EinsMan-Maßnahmen nehmen in Deutschland beständig zu. Die Analysen
von UBIMET weisen auf einen klaren Zusammenhang zwischen EinsMan, Strompreisen und Regelenergie hin.
27
3 | 18 themen:magazin
UBIMET |
liche Anzahl an EinsMan-Maßnahmen durch-
geführt, zum anderen wurden am 18. März
um die Mittagszeit mit 5,9 GW so viele
Erneuerbare Energien (EE)-Anlagen abge-
schaltet wie noch nie zuvor (Abbildung 2).
Ausgehend von der Annahme, dass ein mitt-
leres Atomkraftwerk eine Nennleistung von
etwa 1.000 MW hat, wurde zu diesem Termin
EE-Leistung mit einem Gegenwert von knapp
6 Atomkraftwerken unvermittelt vom Netz
genommen, um Netzengpässe zu vermeiden.
Einfluss von EinsMan auf StrompreiseIn Abb. 2 ist zudem exemplarisch der unmit-
telbare Zusammenhang zwischen EinsMan
und Strompreisen dargestellt. Wäh rend am
16.-18. März fast durchgehend mehr als zwei
GW EE-Anlagen vom Netz genommen wur-
den, konnte man im kontinuierlichen Intra-
day-Handel einen deutlichen Preisanstieg ge-
genüber der Day-Ahead-Auktion beobachten.
Teilweise lag die Preisdifferenz zwischen ID3-
Handel und Day-Ahead-Auktion bei über 50
Euro/MWh.
Die Analyse eines längeren Zeitraums zeigt
ebenfalls diesen Preisanstieg. Wertet man alle
EinsMan-Events größer als 1.000 MW vom
Januar 2016 bis zum April 2018 aus, liegt der
mittlere Preisspread von ID3 und Day-Ahead
bei über 2 Euro/MWh. EE-Abregelungen im
Rahmen von EinsMan führen demnach zu sy-
stematischen Preis diffe renzen zwischen
Spot- und Intraday-Markt.
Aufgrund der bei UBIMET durchgeführten
Modellierung des Einspeisemanagements so-
wie der Rückmeldungen unserer Kunden, die
mehrtägige UBIMET EinsMan-Prognosen*
operationell beziehen, ist folgender Erklä-
rungs ansatz schlüssig: Einspeise management
wird von den meisten EE-Leistungsprognosen,
basierend auf statistischen Verfahren, nur un-
zureichend abgebildet. Die Folge sind syste-
matische Prognosefehler der meisten EE-
Portfolios sowie ein kurzfristiger Kauf- bzw.
Ver kaufsdruck für die Bilanzkreisverant wort-
lichen, welche auch für die Beschaffung der
Ersatzenergie verantwortlich sind.
Einfluss von EinsMan auf Regelenergie Da Bilanzkreisverantwortliche meist nur einen
Anteil der durch die Abschaltung fehlenden
Energie kurzfristig nachkaufen, kann davon
ausgegangen werden, dass der verbleibende,
nicht unerhebliche Teil der abgeschalteten
Energiemengen, normalerweise durch Kraft-
werke als Regelenergie bereitgestellt wird.
Darauf weisen zumindest Zeitreihen des
Regelzonensaldos im Netzregelverbund hin.
Diese geben an, ob die vier Regelzonen in
Deutschland über- oder unterdeckt sind und
somit positive oder negative Leistung durch
Regelenergiekraftwerke bereitgestellt werden
musste.
Um die obige Hypothese zu verifizieren, wer-
tete UBIMET für das Jahr 2017 aus, ob eine
mittlere Zu- oder Abnahme von EinsMan in-
nerhalb von 15 Minuten eine entsprechende
Auswirkung auf das Regelzonensaldo hatte.
Die Analysen von UBIMET weisen deutlich auf
einen positiven Zusammenhang hin (Abb. auf
Nachfrage). Eine Zunahme an EinsMan-Maß-
nahmen hat demnach zur Folge, dass auch
das Regelzonensaldo zunimmt (positiver
Regelzonensaldo entspricht einer „Unter-
deckung“ der Regelzonen). Umgekehrt nimmt
das Regelzonensaldo ab, wenn sich die Anzahl
der EinsMan-Maßnahmen verringert.
Insgesamt zeigen unsere neuen Analysen
deutlich, dass die Eingriffe der Netzbetreiber
im Rahmen des Einspeisemanagements maß-
geblichen Einfluss auf das Marktgeschehen
haben. Sowohl die Strompreise im Day Ahead
als auch Intraday werden nachweislich und
signifikant beeinflusst. Zudem gibt es klare
Wechselwirkungen zwischen EinsMan und
dem Abruf von Regelenergie. Mittelfristig ist
mit einer weiteren Zunahme der Beeinflussung
innerdeutscher Netzengpässe von Strom-
und Regelenergiemärkten zu rechnen. Die
Berücksichtigung von Netzrestriktionen für
ein erfolgreiches Trading nimmt nach Ansicht
von UBIMET beständig zu.
www.ubimet.com
* Die Erfindung, die die Grundlage unserer Lösungen bildet, ist als Gebrauchsmuster (DE 20 2017 100 343.4) geschützt und wurde von UBIMET zudem zum Patent (DE 10 2017 101 265.6, Europäische Patentanmeldung No. 18152474.5 sowie in den USA US Patent Application No. 15/879,326) angemeldet.
Abbildung 2: Einspeisemanagement in Deutschland
und Preisdifferenz von ID3- und Day-Ahead-Preis
vom 15.-19. März 2018. Bei den Preisen handelt es
sich um Daten der EPEX SPOT für Deutschland/
Österreich.
Grafik: UBIMET
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themen:magazin 3 | 18
| LEAG
Ohne Braunkohle keine sichere Energieversorgung
Die heimische Braunkohle ist aus der Ener-
gieversorgung unseres Landes noch für
Jahrzehnte nicht wegzudenken. Sie stellt bei
der Strom-Grundlastversorgung sicher, dass
wir 365 Tage im Jahr Tag und Nacht Strom
haben, ganz egal ob der Wind weht und die
Sonne scheint oder nicht. Um ein Fußball-Bild
zu benutzen: Die Braunkohlenindustrie kann
sich durchaus als „Innenverteidigung der
Strom versorgung“ betrachten. Denn die Kohle
stellt sicher, dass „Ballverluste“ aufgrund feh-
lenden Windes oder schlechten Wetters ohne
Sonne nicht zu gravierenden Schäden führen.
Darum wird die heimische Kohle noch Jahr-
zehnte für eine sichere und zuverlässige
Energieversorgung benötigt werden.
Energiewende vs. VersorgungssicherheitDie Große Koalition betont in ihrem Koali-
tions vertrag das energiepolitische Zieldreieck
aus Versorgungssicherheit, Wirtschaftlichkeit
und Umweltschutz und betont dabei auch,
dass Strukturbrüche vermieden werden sol-
len. So weit so gut.
Die Bundespolitik hat aber auch ein sehr an-
spruchsvolles nationales Treibhausgas-Min-
der ungs ziel für das Jahr 2030 vereinbart. Sie
will gegenüber 1990 eine Reduzierung um
55 % erreichen. Zugleich soll der Anteil er-
neuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch
auf 65 % erhöht werden. Bislang ist jedoch
völlig unklar, wie diese Ziele mit den Anfor-
derungen einer sicheren und bezahlbaren
Strom versorgung in Einklang zu bringen sind.
Kommission als Problemlöser?Woher soll hier eine Lösung kommen? Der ak-
tuelle Koalitionsvertrag sieht deshalb gleich
mehrere Kommissionen vor, die prüfen sollen,
wie Deutschland seine Klimaschutzziele ein-
halten kann. Dabei geht es um die Sektoren
Energie, Gebäude und Verkehr. Natürlich be-
schäftigt uns hierbei die Kommission zum
Sektor Energie mit dem Namen „Wachstum,
Strukturwandel und Beschäftigung“ am mei-
sten. Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es
sich hier nicht, wie oft verbreitet, um eine
Kohleausstiegs kommission handelt, auch
wenn sich die Kommission unter anderem mit
der schrittweisen Reduzierung und Beendi-
gung der Kohlenverstromung befassen soll.
Bevor diese Strukturwandel-Kommission Ent-
scheidungen treffen will, sollte sie zu aller erst
eine einheitliche Datenbasis finden und sich
über einige Fragen und Grundlinien der Ener-
giepolitik verständigen. Dazu ist eine voll-
ständige und ehrliche Bestandsaufnahme
vonnöten - beispielsweise zum Thema Versor-
Die Gewinnung von Braunkohle hat in Deutschland eine lange Tradition.
Bereits 1885 wurde in Halle (Saale) der Deutsche Braunkohlen-Industrie-Verein (DEBRIV)
gegründet. Auf dem kürzlich durchgeführten Braunkohlentag wurde Dr. Helmar Rendez,
Vorstandsvorsitzender der LEAG (Lausitz Energie Bergbau AG und Lausitz Energie Kraftwerke
AG), zum neuen Vorsitzenden gewählt.
In einem Gastbeitrag unterstreicht Dr. Rendez, dass der heimische Rohstoff Braunkohle
noch auf Jahrzehnte für eine sichere Energieversorgung benötigt wird.
Foto: Andreas Friese
Für die Energieversorgungssicherheit leistet die Braunkohle als heimische Energieressource, die in großen Mengen und wirtschaftlich gewinnbar
ist, hierzu einen unverzichtbaren Beitrag. Die deutsche Braunkohlenindustrie betreibt effiziente und flexible Kraftwerke für eine subventions-
freie Strom- und Wärmeproduktion, sie steht für eine international vorbildliche Rekultivierung und qualifizierte Arbeit.
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3 | 18 themen:magazin
Gra
fik: B
MW
i
LEAG |
gungssicherheit. Denn, so hat es der BDEW er-
rechnet: 2023 – also nach Abschalten der
Kernenergie – wird der Jahreshöchstlast von
81,8 GW eine gesicherte Leistung von nur
noch ca. 75 GW gegenüberstehen. Die Erneu-
er baren haben in Deutschland die Strom-
erzeu gungskapazitäten nämlich zwar deutlich
erhöht, doch die gesicherte Leistung ist wei-
terhin verschwindend gering.
Kurzum: Wir brauchen beide Systeme, die
Konventionellen wie die Erneuerbaren, und
können bei derzeitiger Sachlage keine wei-
teren Braunkohle-Kapazitäten aus dem Markt
nehmen. Es ist nämlich die Braunkohle, die
auch in angespannten Situationen, beispiels-
weise bei einer sogenannten Dunkelflaute, zu-
verlässig Strom bzw. Wärme liefert. Wir brau-
chen die Braukohle als Innenverteidigung der
deutschen Energieversorgung auf jeden Fall
noch so lange, bis die erneuerbaren Ener gien
mit Hilfe von ausreichenden und wirtschaft-
lich zu betreibenden Speichertech no logien
sowie ausgebauten Netzen in der Lage sein
werden, die Industrie wie auch die privaten
Verbraucher jederzeit sicher mit Strom zu ver-
sorgen.
Enger Verbundvon Tagebauen und KraftwerkenIn der aktuellen Debatte wird oft übersehen,
dass Braunkohlenkraftwerke eng mit der
Kohle aus einem bestimmten Tagebau
verbunden sind. Wird ein Braun-
kohlenkraftwerk stillgelegt, folgt
in aller Regel ein Dominoeffekt
Richtung Tagebaue bzw. in
Richtung des ganzen
Reviers. Die Kohle
würde nicht mehr
abgenommen, aber die Infrastruktur des
Tagebaus muss weiter gepflegt und die Ent-
wässerung durch Pumpen müsste fortgeführt
werden.
Deutlich weniger Kohle-Absatz würde zudem
zahlreiche andere Parameter in den Tagebauen
ändern und könnte Änderungen von Braun-
kohlenplänen und Betriebsplänen erforderlich
machen. Dies wäre ein schwerer Eingriff in die
Planungen der Gemeinden, der Regionen und
nicht zuletzt auch der Unternehmen und ihrer
Beschäftigten. Denn ein veränderter Brenn-
stoffbedarf der Kraftwerke verändert den Ta-
ge baubetrieb und hat Auswirkungen auf die
Planungs- und Genehmigungsbedingungen
in den Revieren mit weitreichenden Folgen
für Kommunen und Regionen.
Das Lausitzer RevierkonzeptNach der Übertragung der Braunkohlen tage-
baue und -kraftwerke in der Lausitz von
Vattenfall an EPH im Oktober 2016 wurde für
die Lausitzer Kohlenindustrie der neue Name
„LEAG“ - also Lausitz Energie Bergbau AG bzw.
Lausitz Energie Kraftwerke AG eingeführt.
Dieser Name drückt treffend die Verbunden-
heit des Bergbaus und der Energiewirtschaft
mit der Region Lausitz aus.
Mit dem „Lausitzer Revierkonzept“ hat
die LEAG bereits im März
2017 wesentliche
Ent scheidungen zur weiteren Entwicklung des
Lausitzer Reviers getroffen - mit dem Ziel, den
Kommunen und den Menschen in der Lausitz
sowie natürlich auch unseren Mitarbeitern
und ihren Familien eine Perspektive geben. So
werden wir den Tagebau Jänschwalde bis
voraussichtlich 2023 planmäßig zu Ende füh-
ren. Das Kraftwerk Jänschwalde soll anschlie-
ßend noch für einen Zeitraum von rund 10
Jahren Kohle aus dem Süden des Reviers er-
halten. Das Feld Jänschwalde-Nord wird nicht
in An spruch genommen.
Wir sehen weiterhin die energiewirtschaft-
liche Notwendigkeit zur Kohlegewinnung aus
dem Teilabschnitt II des Tagebaus Welzow-
Süd. Aus Sicht der Tagebauführung muss hier
eine Investitionsentscheidung bis spätestens
2020 getroffen werden. Im Tagebau Nochten
wird zunächst das Abbaugebiet 1 zu Ende ge-
führt. Aus dem Teilfeld Mühlrose möchte die
LEAG anschließend rund 150 Mio. Tonnen
Braunkohle gewinnen, um langfristig eine be-
darfsgerechte Versorgung des Kraftwerks
Boxberg zu sichern. Der Tagebau Reichwalde
wird entsprechend der genehmigten Planun-
gen weitergeführt.
Mit diesem „Lausitzer Revier -
konzept“ hat die LEAG
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der Region und ihren Menschen Planungs-
sicherheit über einen langfristigen Zeit raum
gegeben, in welchem die durch die Landes-
planung in Brandenburg und Sachsen ge neh-
migten Kohlevorräte von insgesamt 1,2 Milli-
arden Tonnen gefördert und genutzt werden.
Die Umsetzung des Konzeptes trägt zum Er halt
der Wertschöpfung aus der Braun kohle für die
Lausitzer Wirtschaft bei. Darüber hinaus steht
sie im Einklang mit den international verbind-
lichen deutschen CO2-Min derungs zielen.
Erwartungen an die BundesregierungUm es noch einmal ganz klar zu sagen: Ein po-
litisch festgelegtes Enddatum für die Kohle -
nutzung in Kraftwerken ist weder klimapoli-
tisch erforderlich noch wirtschaftlich verant-
wortbar. Deshalb ist für uns klar: Die Tagebaue
und Kraftwerke müssen, wie von den betrof-
fenen Bundesländern und den Unternehmen
geplant, zu Ende geführt werden können.
Braunkohle im Energiemix erlaubt es, Optio nen
offen zu halten und Versorgungs risiken zu ver-
meiden. Ohne die subventionsfreie Braun kohle
würden gerade die Indus trie strom preise merk-
lich anziehen. Braun koh le ist zudem zu 100 %
kompatibel mit den Klima ziel-Verpflichtungen,
die Deutschland inter national eingegangen ist.
Deshalb erwarten wir als Braunkohlenindus trie
von der Strukturkommission und erst recht
von der Bundesregierung eine ehrliche Be-
standsaufnahme sowie eine Bestätigung der
genehmigten Revierplanung, damit die Braun-
kohle ihren mittel- und langfristigen Beitrag
für die Gesellschaft weiterhin einbringen kann.
Zu beachten ist außerdem, dass der politisch
gewollte Strukturwandel in den Revieren in
Zusammenarbeit mit den Braun kohlen unter-
nehmen definitiv verlässlichere Chancen hat,
als ohne eine Beteiligung der Menschen und
Unternehmen, die hier seit Jahrzehnten woh-
nen und in der Braunkohle arbeiten. Dies ist
unser Argument, dem sich weder die Politik
noch die Gesellschaft verschließen können
und dürfen.
www.leag.de
Rekultivierung Tagebau Welzow, Foto: Andreas FrankeFindlingspark Nochten, Foto: Rainer Weisflog
Grubenwasserbehandlungsanlage Schwarze Pumpe, Foto: Rainer WeisflogRekultivierung im Tagebau Nochten, Foto: Andreas Franke
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