Fachbereich Neuropsychologie Stress und seine Folgen Neurowissenschaftliche Perspektive Inputreferat Bildungstag Jugend.gr, Chur 04.10.2016 lic.phil. Hans Jürg Casal Fachpsychologe für Neuropsychologie FSP Leiter Fachbereich Neuropsychologie Mitinhaber & CTO Candit.com
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Stress und seine Folgen - jugend.gr · Fachbereich Neuropsychologie Sofortiges Ausschütten von Stresshormonen: Adrenalin Noradrenalin Corticoide Stressablauf im Gehirn
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Fachbereich Neuropsychologie
Stress und seine Folgen
Neurowissenschaftliche Perspektive
Inputreferat Bildungstag Jugend.gr, Chur 04.10.2016
lic.phil. Hans Jürg CasalFachpsychologe für Neuropsychologie FSPLeiter Fachbereich NeuropsychologieMitinhaber & CTO Candit.com
Fachbereich Neuropsychologie
Fachbereich Neuropsychologie
Reaktionsphasen
Reflexartiges Aufspringen Interesse/Überprüfung
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Fachbereich Neuropsychologie
Sofortiges Ausschütten von Stresshormonen: Adrenalin Noradrenalin Corticoide
Stressablauf im Gehirn
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Ablauf einer Angstreaktion: Bereitstellung für fight or flight
• Beschleunigter Herzschlag
• Blutdruck erhöht sich
• Pupillen weiten sich
• Atem erhöht sich
• Magentätigkeit wird eingestellt
ZIEL: optimale Bereitstellung des Köpers auf fight or flight
Aktivierung des autonomen Nervensystems
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Ablauf einer Angstreaktion: Low Road & High Road
• Bewusst = High Road (zeitlich versetzt):
• Langsam aber genau
• Korrektur der Stressreaktion durch bewusste Überprüfung (Gedächtnis, Kontextinformationen, etc.)
• Unbewusst = Low Road (unmittelbar):
• Schnell aber ungenau
• Unbewusste und überlebensnotwendige Reflexe
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Reaktionsphasen
Unbewusst
Low Road
Rasch/ungenau
Bewusst
High Road
Langsam/reflektiert
Time (sec)0 1
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Wie reagiert der Körper auf Stress?
• Unter Stress bereitet sich der Körper auf Gefahrensituation ein:• Ausschütten von u.a. Adrenalin, Noradrenalin und Corticoide
• Steigerung der Herzfrequenz und Körpertemperatur, Einschränkung der Magendarmtätigkeit, Einengung unserer Aufmerksamkeit, etc.
Der Körper ist auf Aktivität, eine Flucht- oder Kampfsituation vorbereitet (FIGHT or FLIGHT).
In der modernen Welt gibt es aber diese Situationen eigentlich nicht, so dass diese Reaktion meist inadäquat ist.
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STRESS UND LEISTUNG
C. Sandi, Trends Cogn. Sci. 34 (2011)
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Stress und Gedächtnis
• Der Hippocampus ist u.a. stark involviert beim Lernen von neuen Fertigkeiten. Wenn er beeinträchtigt ist, ist Lernen stark beeinträchtigt.
Dann greift man auf Routinen zurück. Man spult dann eingeübtes Verhalten ab.
Chronisch gestresste Menschen sind weniger leistungsfähig, weniger produktiv, weniger kreativ.
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Das Gehirn macht sich seine Realität?
90% der «Realität» findet in unserem Kopf statt.• Erfahrung (Gedächtnis & emotionale Bewertung=
Aufmerksamkeitssteuerung• Etc.
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Panik-Erinnerungen / Amygdala HijackingWahrnehmungen werden durch die Amygdala emotional bewertet:
• Die Amygdala drückt den Erinnerungen den Stempel „wichtig!“ auf
• Bei Trigger-Reizen (z.B. Gerüche, Geräusche, etc.) werden gleiche unbewusste Ablaufschemata wie beim ursprünglichen Ereignis in Gang gesetzt wieder aktiviert.
z.B. :• Posttraumatische Belastungsstörung (PTSD)
• Depressionen
• Lernprobleme
• Etc.
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Organische Auswirkungen von Dauerstress
• Hält der Stress über längere Zeit an, kann es sogar zum Absterben von Nervenzellen im Hippocampus kommen
• Wer sich Jahre lang viel Stress zumutet, wird dadurch also gewissermaßen dümmer.
demenzähnlichen Symptomen, erhöhtes Risiko für Depressionen, etc.
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Stress und Entwicklungsphasen
Stress beschleunigt grundsätzlich den Altersprozess
• Bei jungen Menschen sind zunächst "nur" die kognitiven Fähigkeiten eingeschränkt, sie können aber gut wiederhergestellt werden, wenn die Belastung abnimmt. Interventionen sind in diesem Alter sehr sinnvoll.
• Bei Älteren hingegen zeigt sich ein bereits signifikanter Verlust von Nervenzellen, der nicht mehr rückgängig zu machen ist.
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Stress
• Stress ist umso größer, je mehr Lebensbereiche den neuen Umständen angepasst werden müssen.
• Holmes TH, Rahe RH: The Social Readjustment Rating Scale. In: Journal of Psychosomatic Research. Vol. 11, Nr. 2, 1967, S. 213–218, doi:10.1016/0022-3999(67)90010-4, PMID 6059863
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Präfrontaler Cortex
• Aus den emotionalen Signalen subcortikaler Strukturen wird bewusstes Gefühl
• Planung, Entscheiden, Flexibilität
• Gedächtnis
• Regulation emotionaler Prozesse
• Affektsteuerung
• Anbindung erworbenen Wissens an Emotionen und Handlungsintensionen
• klar abgrenzbares und differenziertes neuronales System zur Kontrolle von Sozial-und Affektverhalten
Stress wirkt sich umso verheerender aus,
je weniger frontale Strukturen bei Stresssituationen beteiligt sein können.
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Take Home Message• Neurowissenschaftler unterscheiden zwischen Emotionen, also der körperlichen Reaktion auf
einen äußeren Reiz hin, und Gefühlen, bei denen das Gehirn die Reaktionen des Körpers verarbeitet.
• Nur Emotionen, die in die Hirnrinde gelangen, werden als bewusste Gefühle wahrgenommen.
• Vernünftiges Handeln ohne Emotionen sind nicht möglich
• Kommt es – insb. unter Stressbedingungen – nicht zu Wechselwirkungen zwischen frontalen und Subcortikalen Strukturen ( nur low road), dann für dies zu Dauerstress und auch organiscenAuswirkungen Ratio und Emotio sind keine Gegensätze, sondern ergänzen sich.
• Dysfunktionen in den einzelnen beteiligten Strukturen oder in der Interaktion der Strukturen spielen eine wichtige Rolle bei vielen psychiatrischen Erkrankungen.