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Unverkäufliche Leseprobe aus: Stefan Zweig Silberne Saiten Gedichte Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustim- mung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen. © S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main
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Sep 20, 2019

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Unverkäufliche Leseprobe aus:

Stefan ZweigSilberne SaitenGedichte

Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung von Text und Bildern, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Zustim-mung des Verlags urheberrechtswidrig und strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.© S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main

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Inhalt

Silberne Saiten

Zur Einleitung 13Das Lebenslied 14Wie dunkle Kiefernforste … 17Verflogene Sehnsucht 18Der Dichter 19Vertrauen 21Das Mädchen 22Mittagsträumerei 23Lied 24Gewährung 25Im Feld 26Dunkle Sehnsucht 27Nocturno 28Der Forscher 29Sternenglaube 30Im Abendpurpur 31Du! 32Juninacht 33Begehren 34In tiefer Nacht 35

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Stille Größe 37Neues Verlangen 38Morgenlicht 39Das sind die Stunden … 40Vorahnung 41Vorüber … 42Nacht am Gebirgssee 43Winterabend im Zimmer 44Spätsommer 45Mein Lied 46Wunder des Abends 47Ein Drängen … 48Volksmotiv 49Regentage 50Einsamkeit 51Nach dem Frühlingsregen 53Im Balladenton 54Weihnacht 55Hand in Hand 56Rauher Frühling 57Abendklänge 58Tag und Nacht 59Verstummter Wind 63Junge Glut 64Gefangen 65Dichterstunde 66Schneewinter 67Werbung 68

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In den Tag hinein 69Nach Hause 70Frühlingssonne 71Aus schweren Nächten … 72Meine Liebe 73Nun weiß ich … 75

Im alten Parke

Sehnsucht 78Ahnung 79Erfüllung 80Erste Schatten 82Ausklang 83Erinnerung 85

Die frühen Kränze

Die frühen Kränze 89

Die Lieder des Abends 91

Träume 93Lied des Einsiedels 94Überglänzte Nacht 95Herbst 96Der dunkle Falter 97Sinkender Himmel 98Graues Land 99

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Fahrten 101

Sonnenaufgang in Venedig 102Stille Insel (Bretagne) 103Nächte am Comersee 105Brügge 107Stadt am See (Konstanz) 110

Frauen 111

Blühen 112Die Zärtlichkeiten 113Das fremde Lächeln 114Terzinen an ein Mädchen 116Die Hände 117Neue Fülle 118Die geneigten Krüge 119

Die Nacht der Gnaden 121

Bilder 127

Der Sucher 128Landschaft 130Winter 131Biblische Ballade 132Der Verführer 133

Das Tal der Trauer 141

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Sinnende Stunde

Sinnende Stunde 152Verträumte Tage 153Entkettung 154Die Frage 155Die Wolken 156Das singende Blut 158Steigender Rauch 160

Neue Fahrten

Hymnus an die Reise 165Belfried in Flandern 166Taj Mahal 170Zwei Morgenlieder. Bozener Berge 171Alpenglühen am Zürichsee 173Der verlorene Himmel. Elegie der Heimkehr 174

Ein paar Verse

Die ferne Landschaft 180Singende Fontäne 182Herbstsonett 186Wie die Schwalbe … 187Ein paar Verse … 188Bäume im Frühling 189Mädchen vor dem Bildnis einer Bacchantin 190

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Abendliche Flucht 192Schwüler Abend 193Wie nahmst du … 195Indischer Spruch 196Serenade des ungeliebten Liebhabers 197Der Krüppel 199Polyphem 202

Die Herren des Lebens

Matkowskys Othello 208Der Märtyrer 211Der Bildner 220Der Dirigent 225Die Sängerin 230Der Maler 235Der Kaiser 241Der Flieger 245Der Fakir 252Der Beichtiger 254Der Träumer 256

Ballade von einem Traum 261

Letztes Gedicht. Der Sechzigjährige dankt 270

Nachbemerkungen des Herausgebers 271

Bibliographischer Nachweis 283

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Silberne Saiten

Meinen lieben Eltern zu eigenWien, Februar 1901

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Zur Einleitung

Was ins Weite einst geflogen,Einzeln, ein verlorner Klang,Ruht hier, Blatt an Blatt gebogen,Träumerstunden stiller Sang. –Nun geht’s weithin auf die Reise.Allen gibt es wohl nicht viel,Aber mir erklingt d’raus leiseMeiner Jugend SehnsuchtsweiseUnd mein innres Glockenspiel …

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Das Lebenslied

… Und jedes Lebensmal, das ich gefühlt,Hat in mir dunkle Klänge aufgewühlt.

Und doch, das eine will mir nie gelingen,Mein Schicksal in ein Lebenslied zu zwingen,

Was mir die Welt in Tag und Nacht gegeben,In einen reinen Einklang zu verweben.

Ein irres Schiff, allein auf fremdem Meer,Schwankt meine Seele steuerlos einher

Und sucht und sucht und findet dennoch nieDen eig’nen Wiederklang der Weltenharmonie.

Und langsam wird sie ihrer Irrfahrt müd.Sie weiß: Nur einer ist’s, der löst ihr Lied,

Der fügt die Trauer, Glück und jeden DrangIn einen tiefen, ewig gleichen Sang.

Nur durch den Tod, der jede Wunde stillt,Wird meiner Seele Wunschgebet erfüllt.

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Denn einst, wenn müd mein Lebensstern versinkt,Mit matten Lichtern nur der Tag noch winkt,

Da werd’ ich sein Erlösungswort verspüren,Er wird mir segnend an die Seele rühren,

Und in mir atmet plötzlich heil’ge Ruh …Mein Herz verstummt … Er lächelt mild mir zu …

Und hebt den Bogen … Und die Saiten zitternWie Erntepracht vor drohenden Gewittern,

Und beben, beugen sich – und singen schonDen ersten, sehnsuchtsweichen Silberton.

Wie eine scheue Knospe, die erblüht,Reift aus dem ersten Klang ein süßes Lied.

Da wird mein tiefstes Sehnen plötzlich Wort,Mein Lebenslied ein einziger Akkord,

Und Leid und Freude, Nacht und SonnenglanzUmfassen sich in reiner Konsonanz.

Und in die Tiefen, die noch keiner fand,Greift seine wunderstarke Meisterhand.

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Und was nur dumpfer Wesenstrieb gewesen,Weiß er zu lichter Klarheit zu erlösen.

Und wilder wird sein Lied … Wie heißes BlutSo rot und voll strömt seiner Töne Flut

Und braust dahin, wie schaumgekrönte Wellen,Die trotzig an der eig’nen Kraft zerschellen,

Ein toller Sang lustlechzender MänadenErtost es laut in jauchzenden Kaskaden.

Und wilder wird der Töne BacchanalUnd wächst zur ungeahnten Sinnesqual

Und wird ein Schrei, der schrill zum Himmel gellt –– Dann wirrt der wilde Strom und stirbt und fällt …

Ein Schluchzen noch, das müde sich entringt …… Das Lied verstummt … Der matte Bogen sinkt …

Und meine Seele zittert von den SaitenZu sphärenklangdurchbebten Ewigkeiten …

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Wie dunkle Kiefernforste …

Wie dunkle Kiefernforste sind oft meine Träume,Wo sich die Stämme innig aneinanderdrängen.Dort blaut kein heller Frühlingstag. Die Zweige hängenIn stiller Trauer, voll von wundersamen KlängenWie lang vergess’ne Harfen sind dort alle Bäume.

Doch manchmal zittert mild ein Mondesglanz herniederHerab aus silberweißen weiten HimmelsfernenUnd schluchzt und sehnt sich wieder auf zu seinen

Sternen …Dann horchen alle Bäume bebend hin und lernenVon ihm die trauerdunklen, sehnsuchtsmüden Lieder.

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Verflogene Sehnsucht

Die Frühlingsnacht naht lind und lau Durch träumende Gelände.Wie süßer Atem einer FrauSo lösungsmild, so zart, so lau Sind ihre weichen Hände.

Die tragen Deine Sehnsucht fort, Du fühlst sie Dir entschwinden …Nun weißt Du nicht ihr Ziel und Wort,Suchst Deine Sehnsucht fort und fort Und kannst sie nimmer finden …

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Der Dichter

Ging einer in die helle Sommernacht.Dem war schon längst die letzte Liebe tot;Er klagte nicht. – Doch purpurn war entfachtIn seinem Herz der Wunden Narbenrot.

Im Auge flackerte ein fremder GlanzDes tiefen Leides späte Schmerzenssaat …So schritt er stumm dahin … IrrlichtertanzWar Führer ihm am blassen Dämmerpfad.

In reichem Frieden schimmerte das LandWie eine Brust, die selig atmend bebt …Da fühlt er, wie der Stille weiche HandUm seine heißen Pulse kühlend schwebt.

Und schwellend flog aus tausend Kelchen herEin Blühen, das von weiten Fernen kam;Wie dunkle Weine war der Duft so schwer,Der mild sein großes Weh gefangen nahm.

Und traumgewandet zieht die EinsamkeitAns Mutterherz den müden Träumer hin,Bis er vergessen Wirklichkeit und LeidIm Banne ihrer Rätselmelodien.

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Und Blütendolden stäubten in sein Haar …Die Stimme aber sang und ruhte nicht,Bis jeder Gramgedanke Traum nur war,Und jeder Schmerz ein ewiges Gedicht …

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Vertrauen

Oh, einmal kommt das Glück, wann es auch sei!Da hastet nicht der Tag an mir vorbeiHinein in’s weite wirre Weltgetriebe,Da trag’ auch ich im Haare Frührotschein,Und Sonne wird um meine Jugend sein,Dem Prunkpokale meiner großen Liebe.

Da prangt die Welt in Glanz und FeierkleidUnd meine Liebe wird mir tote ZeitUnd stumme Zukunft morgengoldig färben! –Am Tag, da meines Lebens Liebe blühtDa ist des Leides letztes Scheit verglühtDa wird auch meine wilde Sehnsucht sterben …