Sport und Medien: Entwicklungen, Probleme, Abhängigkeiten 1) Sport und Medien aus Sicht der Systemtheorie 2) Entwicklungen im System „Medien“ 3) Entwicklungen im System „Sport“ 4) Sport und Medien – eine lukrative Beziehung 5) Sport und Medien – eine problematische Beziehung Dr. Markus Lamprecht Lamprecht & Stamm Sozialforschung und Beratung AG ETH Zürich
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Sport und Medien: Entwicklungen, Probleme, Abhängigkeiten · Sudden-Death-Regel (getestet) grössere Tore (diskutiert) Drittel statt Halbzeiten (diskutiert) Fussball Abschaffung
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Sport und Medien:
Entwicklungen, Probleme, Abhängigkeiten
1) Sport und Medien aus Sicht der Systemtheorie
2) Entwicklungen im System „Medien“
3) Entwicklungen im System „Sport“
4) Sport und Medien – eine lukrative Beziehung
5) Sport und Medien – eine problematische Beziehung
Dr. Markus Lamprecht
Lamprecht & Stamm Sozialforschung und Beratung AG
ETH Zürich
Die neuere Systemtheorie: 12 Teilbereiche
Quelle: Schimank (2002: 44)
Intimbe-ziehungen
Gesund-heitswesen
Bildung
Sport
Wirtschaft Politik
Wissen-schaft
Massen-medien
Religion Kunst
Recht
Militär
Kultur in der neueren Systemtheorie: Codes und Medien(nach Schimank 2002)
• Erhöhung der Zuschauer-quote und der Marktanteile
• Gewinnung bzw. Bindungder Werbeindustrie
• Imageverbesserung
• Zielgruppenorientierung
• Steigerung desBekanntheitsgrades
• Erhöhung des Warenabsatzes
Für die Journalisten
• Entstehung eines neuenBerufsfeldes
• MassenmedialeÖffentlichkeit
• Steigerung der eigenenPopularität
Für die Athleten
• Steigerung der eigenenPopularität
• Steigerung des eigenenMarktwertes
Für die Agenturen
• Entstehung eines neuenTypus von Agentur
• AttraktivesBetätigungsfeld
Für die Sportverbände• Steigerung der
Popularität/Imagegewinnfür die entsprechende Sportart
• Finanzierung vonSportveranstaltungen
• Sponsorengewinnung/-bindung
Für die Zuschauer• Attraktives
Programmangebot
Für die Werbewirtschaft
Sport und Medien – eine lukrative Beziehung (nach Digel 2006)
Sport und Medien:
Entwicklungen, Probleme, Abhängigkeiten
1) Sport und Medien aus Sicht der Systemtheorie
2) Entwicklungen im System „Medien“
3) Entwicklungen im System „Sport“
4) Sport und Medien – eine lukrative Beziehung
5) Sport und Medien – eine problematische Beziehung
Dr. Markus Lamprecht
Lamprecht & Stamm Sozialforschung und Beratung AG
ETH Zürich
Einschätzungen des Mediensports
Der Sport, einst aus dem wirklichen Spielen desVolkes hervorgegangen, vom Volk geschaffen,kehrt nun – analog zur folk music – zum Volkzurück in Gestalt des fürs Volk geschaffenenSpektakels.“ (Bourdieu 1986)
„Der Sport ist dabei, sich zu Tode zu siegen. Diehumanistischen Ideale des Sports beginnen, sichim Spektakel des Show-Sports aufzulösen.“(Schwier 2003).
Aus den „Vier F‘s“ des Sports „frisch, fromm,fröhlich, frei“ werden die „Vier F‘s“ des Fern-sehens „flott, flockig, frech, flach“. (Digel 2006)
Die "Spuckaffäre Alex Frei": 2004"Der Spu(c)k geht weiter"(Berner Zeitung)
"Aus Spucke wird eine Sintflut"(Der Bund)
"Spucke, Lügen und TV Tape"(Facts)
"Schpeuz - Alex"(Woz)
"Lügen wie gespuckt"(Neue Luzerner Zeitung)
"Spuckers Spuk"(Süddeutsche Zeitung)
Ausgewählte Probleme
• Kluft zwischen arm und reich im System des Sportsvergrössert sich (zwischen Sportarten, Verbänden, Ligen).
• Ziellose Vermehrung der Sportarten bei gleichzeitigerReduktion der Fernsehsportarten.
• Abhängigkeiten und Risiken im System des Sportserhöhen sich.
• In den Medien wird nicht mehr über Sport berichtet,Sport wird inszeniert.
• Im Sportjournalismus fehlt häufig die kritische Distanz(Duz-Kultur, Fanberichterstattung).
• Sport verliert zunehmend seine ethisch-moralischenGrundlagen.
• Der Hochleistungssport weist ein Legitimationsproblemauf, das immer weniger lösbar erscheint.
(Vgl. Lamprecht/Stamm 2002, Digel 2006, Mühlethaler 2007)
Gründe für die Attraktivität des Mediensports
Quellen: Lamprecht/Stamm (2002), Bette/Schimank (2006), Digel (2006)
Gesellschaftliches Problem Kompensation im (Medien-)Sport
Differenzierung und Spezialisierung;abstrakte und komplexe Gesellschaft
(U. Schimank)
einfache, universell verständlicheSprache;
anschaulich und einfachnachvollziehbar
Routinisierung und Bürokratisierung,"langweilige Gesellschaft" (N. Elias),
Affektdämpfung und Körperdistanzierung
Spannung und Emotionen;"risikolose Spannung"
Säkularisierung und Rationalisierung,Verwissenschaftlichung (A. Guttmann),
"entzauberte Gesellschaft"
Schaulust und "Heldenverehrung";Identifikationsmöglichkeiten
Modernisierung und Individualisierung,Verlust an Gemeinsamkeiten und
Gemeinschaft,"Bastelbiografien" (U. Beck)
Gesprächstoff und Wir-Gefühl;biographische Fixpunkte
• Leni Riefenstahl und die Gestaltungsmöglichkeiten, dieÄsthetik und die Symbole im Olympia-Film "Fest derVölker – Fest der Schönheit" (Berlin 1936) als historischesBeispiel.
• Als Grundlagenmaterial dienen Ausschnitte aus dem Filmüber Leni Riefenstahl "Die Macht der Bilder" von RayMüller.
• Zur Ästhetik des Faschismus: Leni Riefenstahl selberbehauptet, nur dokumentiert zu haben. Faktisch gestaltetund interpretiert sie aber das Ereignis neu, indem sieMaterial und Blickwinkel auswählt, indem sie schneidet,Musik beifügt etc.
Die gestaltete Wirklichkeit
Weitergehende Informationen
• Bette, Karl-Heinrich und Uwe Schimank (2006):Doping im Hochleistungssport. Frankfurt a. M.:Suhrkamp.
• Schwier Jürgen (Hg.) (2002): Mediensport: Eineinführendes Handbuch. Hohengehren: Schneider.
• Lamprecht, Markus und Hanspeter Stamm (2002):Sport zwischen Kultur, Kult und Kommerz. ZürichSeismo.
• Lamprecht und Stamm Sozialforschung undBeratung / www.LSWEB.ch
• Observatorium Sport und Bewegung SchweizL&S und BASPO / www.sportobs.ch