-
Die kulturvergleichende Forschung übersoziale Reaktionen auf
Menschen mit Be-hinderungen findet in den letzten Jahr-zehnten
zunehmende Beachtung undgrößeres Interesse bei
Wissenschaftlernunterschiedlicher Fachdisziplinen (vgl.
Sa-filios-Rothschild, 1970; Trommsdorff,
1987; Kemler, 1988; Tröster, 1990; Cloer-kes, 2000).
Die dazu geführten wissenschaftli-chen Diskussionen sind jedoch
oft rechtwidersprüchlich und spekulativ (vgl. Clo-erkes, 2000),
wobei im Kern der Diskurseein pädagogisch und gesellschaftlich
rele-
26 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
MongoleiJargalmaa Bayarsaikhan1, Bodo Hartke2
1Peter-Caesar-Schule, Idar-Oberstein, 2Universität Rostock
Die soziale Integration von Menschen mit Behinderungen ist eine
wichtige gesellschaftlicheAufgabe. Deren gleichberechtigte Teilhabe
am gesellschaftlichen Leben kann nicht allein ge-setzlich erreicht
werden, die Akzeptanz der sozialen Umwelt stellt hierfür eine
wesentlicheGrundvoraussetzung dar. Dabei spielen Erfahrungen,
Einstellungen und Verhaltensweisennichtbehinderter Menschen
gegenüber Menschen mit Behinderungen eine bedeutende Rol-le. Die
Situation von Menschen mit Behinderungen stößt heute noch vielfach
auf Unver-ständnis, Vorurteile und Ablehnung. Die Studie geht der
Frage nach, wie die mongolischenBürger über Menschen mit
Behinderungen denken. 105 Erwachsene wurden zu Themenwie soziale
Akzeptanz, Ablehnung oder auch Abwertung von Menschen mit
Behinderungenbefragt.
Schlüsselwörter: Behinderungen, Einstellungen gegenüber Menschen
mit Behinderungen,soziale Reaktionen, soziale Akzeptanz, Ablehnung,
Kulturvergleich
Social acceptance of handicapped people in Mongolia
The social integration of people with handicaps is an important
social task. Their equal par-ticipation in social life cannot only
be reached by law, but the acceptance of the social en-vironment is
an essential basic condition. Experiences, attitudes and behaviours
of non-han-dicapped people towards people with handicaps are very
important. The situation of peoplewith handicaps has been
confronted with a lack of understanding prejudices and refusal upto
today. This study investigates how the mongolian citizens think
about handicappedpeople. The adults were asked about subjects like
social acceptance, refusal or even depre-ciation of people with
handicaps.
Key words: handicaps, attitudes with regard to people with
handicaps, social reactions, so-cial acceptance, social refusal,
culture comparison
-
vantes Anwendungsinteresse steht: „Soist beispielsweise
ungeklärt, ob negativesoziale Reaktionen auf Behinderte
einUniversal menschlichen Lebens darstellenoder ob sie eher
variabel sind und von so-zio-kulturellen Faktoren und
möglicher-weise auch von der individuellen Persön-lichkeitsstruktur
abhängen. Die Beantwor-tung der Forschungsfragen nach
Universa-lität und Variabilität ist dabei durchausauch von
praktischem Interesse, denn nurwenn Einstellung und Verhalten
gegen-über Menschen mit Behinderungen über-haupt variieren,
eröffnen sich Chancen füreine Veränderung der Reaktion“ (Cloer-kes,
2000, S. 209).
Man geht davon aus, dass in unter-schiedlichen Kulturen
gegenüber Men-schen mit Behinderungen andere Einstel-lungen und
Umgehensweisen existieren.Dabei sind nicht nur die
sozioökonomi-sche Ebene, sondern auch tradierte kultu-relle Aspekte
von Relevanz (Albrecht1996).
Um Einsicht in die soziale und sozial-psychologische Bedingtheit
von Behinde-rungen zu erlangen, sind in den 60er Jah-ren vor allem
in den USA eine Vielzahlvon empirischen Untersuchungen zur
Er-mittlung der Einstellung gegenüber Men-schen mit Behinderungen
durchgeführtworden. In ihnen wurde ermittelt, dassdas menschliche
Verhalten gegenüber Be-hinderten genauso wie die
Bewertungphysischer Attribute von Kultur zu Kultursehr
unterschiedlich sein kann.
Zu den Einstellungen der Nichtbehin-derten gegenüber Behinderten
wurdenseit den 60er Jahren auch in deutschspra-chigen Ländern
wesentliche empirischeErkenntnisse gewonnen. Diese grundle-genden
Determinanten sozialer Wahrneh-mung und Beurteilung von
Persönlich-keitseigenarten sowie des Verhaltens vonBehinderten
finden je nach Struktur der
psychosozialen Situation auch in der kon-kreten Behandlung
dieser Menschen ih-ren Niederschlag. Damit haben sie unterUmständen
unmittelbare Auswirkungenauf das Verhalten, die
Persönlichkeitsent-wicklung sowie Lebens- und Berufsschick-sal des
einzelnen Behinderten.
V. Bracken nahm 1976 Untersuchun-gen vor allem zu den
Einstellungen gegen-über behinderten Kindern und Jugendli-chen vor.
1977 führte Seifert seine psy-chologischen und soziologischen
Behin-dertenforschungen durch (Seifert, 1997).1981 ermittelten
Seifert und Stangl dieEinstellungen zu Körperbehinderten underhoben
Daten zu deren beruflich-sozia-ler Integration.
Die genannten Studien belegen, dergesellschaftliche Umgang bzw.
die Einstel-lungen gegenüber Menschen mit Beein-trächtigungen oder
Behinderungen in ver-schiedenen Kulturen können
durchausunterschiedlich sein. Zwar werden deutli-che körperliche
und psychische Schädi-gungen auch in recht
unterschiedlichenKulturen einheitlich negativ bewertet, diesoziale
Reaktion auf Andersartigkeit unddie Bewertung von weniger
deutlichenFunktionsbeeinträchtigungen variieren in-terkulturell
allerdings signifikant. So habenKurth, Eggert und Berry (1994) in
einerVergleichsstudie zu den Einstellungendeutscher Oberschüler
gegenüber Men-schen mit geistigen Behinderungen,
inGegenüberstellung mit adäquaten austra-lischen und irischen
Schülern eine hoheAkzeptanz geistig behinderter Menschenseitens
dieser Probanden festgestellt.
1987 stellten Neubert und Cloerkeseinen interkulturellen
Großvergleich zusozialen Reaktionen gegenüber Behinder-ten in 24
verschiedenen Kulturen aus al-len Kulturregionen der Erde an. Sie
kamenzu folgenden Ergebnissen: „Ein großerTeil der untersuchten
Andersartigkeiten,
27Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
-
insbesondere solche mit starken Funkti-onseinschränkungen, wird
also interkultu-rell einheitlich negativ bewertet und somitals
Behinderung angesehen. Andersartig-keiten mit weniger deutlichen
Funktions-einschränkungen werden allerdings eherinterkulturell
variabel bewertet (...). DieReaktion auf Behinderte und als Folge
da-von auch die soziale Stellung von Behin-derten in einer
Gesellschaft variiert hinge-gen interkulturell zum Teil erheblich
undkann auch intrakulturell recht unterschied-lich sein“ (Cloerkes
& Neubert, 1988, S.64ff.).
Aufgrund dieser Untersuchungsergeb-nisse definieren sie „eine
Behinderung“wie folgt: „Eine Behinderung ist danachein Merkmal im
körperlichen, geistigenoder psychischen Bereich, das
erstensSpontanreaktionen bzw. Aufmerksamkeithervorruft
(Andersartigkeit) und demzweitens allgemein ein ausgeprägt
negati-ver Wert zugeschrieben wird“ (Cloerkes& Neubert, 1988,
S. 57). Ausgehend vondieser Formulierung bestimmen sie denBegriff
Behinderte folgendermaßen: „Be-hinderte sind Menschen mit einer
Behin-derung“. Demnach nehmen die Autoreneine Trennung der Begriffe
Behinderungund Behinderte auf der wertenden sozia-len Ebene vor,
denn „die negative Bewer-tung eines Merkmals oder Phänomensbesagt
noch nichts über die Bewertungder betreffenden Person oder über
dieReaktion auf die Person“ (Cloerkes &Neubert, 1988, S.
57).
Der Begriff „Behinderung“ wird in ver-schiedenen Ländern
inhaltlich recht unter-schiedlich definiert, bedingt durch die
ge-sellschaftliche bzw. kulturelle Situation.So treten bestimmte
Krankheiten und Be-hinderungen in einigen Kulturen sehr
vielhäufiger oder seltener als in anderen auf.Dafür gibt es sehr
verschiedenartige Ursa-chen, wie z.B. Kriege, klimatische
Lebens-
umstände oder ein unterschiedlicher Le-bensstandard. Auch die
Wahrnehmungbestimmter Arten von Behinderung isthöchst
unterschiedlich, so gehören man-che von ihnen in einigen Kulturen
zumnormalen Alltag, während gleichartige Er-krankungen in anderen
Kulturen gänzlichanders klassifiziert und bewertet
werden(Trommsdorff, 1987; Rath, 1985). Wasdie Behinderung eines
Menschen aus-macht, lässt sich daher unter unterschied-lichem
Blickwinkel auf sehr vielfältigeWeise definieren.
„Objektiv gleiche Informationen überbestimmte Behinderungsarten
können da-her je nach kulturspezifischer Verknüp-fung mit den
relevanten Werthaltungenganz unterschiedlich kategorisiert wer-den.
(...) So werden in einigen KulturenStörungen der sozialen
Gemeinschaft alsIndikator für Behinderung wahrgenom-men und
entsprechend negativ bewertet“(Trommsdorff, 1987, S. 29f).
Alternativ dazu gibt es aber auch Ge-sellschaften, in denen die
Behinderung alsStörung der Gemeinschaft wahrgenom-men wird.
Entscheidend für die Definitioneiner Behinderung sind somit die
vorherr-schenden gesellschaftlichen Vorstellun-gen zu diesem
Sachverhalt (vgl. Jantzen,1992; Albrecht, 1993). So ist das
Univer-sale des Begriffes Behinderung nicht aufder
Erscheinungsebene zu erfassen, son-dern auf der sozialen Ebene,
wobei Behin-derung als ein Prozess der sozialen Beein-trächtigung
der Lebensmöglichkeitenmenschlicher Individuen zu verstehen
ist,„der auf der Basis mangelnder Vermitt-lungsprozesse zwischen
Individuum undGesellschaft sich als Beeinträchtigung
derPersönlichkeit realisiert“ (Jantzen, 1995;S. 369f). Solche
sozialen Beeinträchtigun-gen von Personen äußern sich in der Re-gel
in Form sozialer Ächtung und Aus-schluss von elementaren Formen
gesell-
28 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
schaftlichen Zusammenlebens, wie z.B.Produktion und
Reproduktion, Ehe, Eltern-schaft u.a.“ (Albrecht, 1993; S.
380).
Behinderung kann somit nicht als „na-turwüchsig“ betrachtet
werden, „sondernimmer nur aus den gesellschaftlichen
An-forderungsstrukturen heraus“ (S. 380).Nach Jantzen (1992) werden
Beeinträch-tigungen sichtbar und damit als Behinde-rung erst
existent, wenn Merkmale undMerkmalskomplexe eines
Individuumsaufgrund sozialer Interaktion und Kom-munikation in
Bezug gesetzt werden zugesellschaftlichen Minimalvorstellungenüber
individuelle und soziale Fähigkeiten.Indem festgestellt wird, dass
ein Individu-um aufgrund seiner Merkmalsprägungdiesen Vorstellungen
nicht entspricht,wird Behinderung offensichtlich, sie exis-tiert
als sozialer Gegenstand erst von die-sem Augenblick an.
Der Begriff der Behinderung wurdeauf einer Ministerkonferenz des
EU-Ratsim Jahre 1991 in Paris von den EU-Fach-leuten und Vertretern
internationaler Be-hindertenverbände in einer Resolution un-ter der
Begrifflichkeit Menschen mit Be-hinderung neu formuliert. So wurde
dieDefinition von Behinderung im Sinne derWHO übernommen, in der
Behinderungals Benachteiligung bzw. Verlust oder Ein-schränkung der
Möglichkeit gesehenwird, gleichberechtigt am Leben der
Ge-meinschaft teilzunehmen (Oertel 1998).Diese Definition wurde mit
der Internatio-nalen Klassifikation der Funktionsfähig-keit,
Behinderung und Gesundheit (ICF,WHO, 2005) erheblich erweitert.
Nachdem Konzept der funktionalen Gesund-heit (Funktionsfähigkeit)
der ICF ist der Be-griff Behinderung formaler Oberbegriff
zuBeeinträchtigungen der Funktionsfähig-keit eines Menschen unter
expliziter Be-zugnahme auf Kontextfaktoren. So resul-tieren aus der
Interaktion zwischen Ge-
sundheitscharakteristiken und Umweltfak-toren Behinderungen.
Damit sind Einflüs-se der Umwelt ein integraler Bestandteildes
Konzepts. Insbesondere der gesamteLebenshintergrund der Betroffenen
wirdberücksichtigt.
Diese Änderungen und Neuerungenin der Begriffsbildung bzw.
-formulierungzum Terminus „Behinderung“ sowie da-mit verbundene
theoretische Ansätze inder allgemeinen Pädagogik und
Sonder-pädagogik beeinflussten den seit 1990
imTransformationsprozess befindlichen Bil-dungssektor der Mongolei.
Heute erfolgtin der Mongolei eine Orientierung an denneu
formulierten Begriffen der WHO undden Beschlüssen der
UNESCO-Weltkonfe-renz „Zur Pädagogik für besondere Be-dürfnisse“
von 1994 in Salamanca/Spa-nien. Die Mongolei orientiert sich
seit1990 an der bildungspolitischen Strategieder UNESCO und hat
1990 das Grundla-genprogramm der UNESCO auf der inter-nationalen
Konferenz „Bildung für Alle“in Jomtien (Thailand)
unterzeichnet(Dgmmezg, 1999).
Hintergrundinformationenzum Bildungswesen in derMongoleiIm Jahr
1990 beschritt die Mongolei denWeg in die marktwirtschaftliche und
au-ßenwirtschaftliche Öffnung. Das Land,das fast 70 Jahre
Sozialismus erlebte, be-findet sich in einer Übergangsphase
voneinem totalitär-zentralistischen zu einempluralistischen,
rechtsstaatlich orientiertenSystem. Die neue
Gesellschaftsordnungsowie die politischen, wirtschaftlichenund
sozialen Umstrukturierungen derletzten Jahre haben viele
Lebensbereichedauerhaft und stark beeinflusst. Diese
ge-sellschaftlichen Umwälzungen haben er-
29Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
-
hebliche Veränderungen im Bildungssek-tor hervorgerufen und es
fanden und fin-den dementsprechend Transformations-prozesse statt.
In das allgemeine Bildungs-und Sonderschulwesen flossen
ausländi-sche Modelle und Projekte ein. Die Refor-men vollzogen
sich sowohl auf strukturel-ler als auch auf inhaltlicher Ebene.
Mit dem neuen Bildungsgesetz von1991 (erweitert 1995 und 1998)
wurdenneue Lehrpläne implementiert, die sichvon der Polytechnik und
der sozialisti-schen Ideologie gelöst haben. Neue Inhal-te flossen
in den Unterricht ein, neue Un-terrichtsfächer wurden eingeführt.
Natio-nales Kulturerbe und mongolische Tradi-tionen fanden
umfassenden Eingang indie Lehrpläne. Dies äußerte sich u.a. in
ei-ner Hinwendung zur Religion, zu histori-schen, ästhetischen und
ethischen The-men und in dem Bestreben, die uighur-mongolische
Schrift wieder einzuführen.Die nationalen Minderheiten wie
Kasa-chen und Tuwiner werden seither wiederin ihren Muttersprachen
unterrichtet. DerBeginn der 90er Jahre war geprägt von
öf-fentlicher Diskussion und kritischer sowieselbstkritischer
Auseinandersetzung mitder sozialistischen Vergangenheit, aberauch
der Ausarbeitung von Zukunftsplä-nen.
Institutionelle Strukturreformen betra-fen vor allem die
Verwaltung (Dezentrali-sierung) und das Bildungsministerium.
DieDezentralisierungspolitik basierte auf derAnnahme, dass eine
gute Kenntnis derörtlichen Gegebenheiten seitens der Ver-waltung
automatisch zu den angemesse-nen Beschlüssen führt. Im Rahmen
derStrukturreform kam es zur Entlassung vie-ler Lehrer, was
landesweite Proteste her-vorgerufen hat. Wegen der
Personalredu-zierung herrschte besonders auf dem Lan-de
Lehrermangel. Dieser Stellenabbauwar der umstrittenste Bestandteil
des
Transformationsprozesses. Der strukturel-le Umbau und die
Anpassung des Perso-nalumfangs an Vorgaben wurden zur Be-dingung
für schulische Investitionen vonausländischen Organisationen
gemacht(Stolpe, 2001; S. 62).
Die Dezentralisierungspolitik hatteweitreichende Auswirkungen.
Bei derKonzipierung der institutionellen Struktur-reform hatten die
Reformer unterstellt,dass der Rückzug staatlicher Kontrolle
au-tomatisch zu gestärkter Autonomie undvia Konkurrenz zu einer
besseren Qualitätder Bildungseinrichtungen führen würde.In der
Realität fehlte es jedoch fast überallan potentiell mobilisierbaren
Ressourcen.Klare Organisationsstrukturen, definierteZiele und
Kapazitäten, vorhandene Ma-nagementfähigkeiten, genaue und
be-gründete Kriterien als Entscheidungs-grundlage sowie praktikable
und transpa-rente Budgetsysteme wären für das Gelin-gen der
Dezentralisierung erforderlich ge-wesen. In der Mongolei waren
diese Vo-raussetzungen jedoch nicht erfüllt (Stolpe,2001).
Als entscheidende Schwäche der ver-ordneten Dezentralisierung
des Bildungs-systems wird von Stolpe beschrieben,dass „im
Masterplan kaum Anhaltspunktefür eine Mikroplanung gegeben
wordenwaren. Dazu waren die beratenden Exper-ten wegen mangelnder
Kenntnis der Ge-gebenheiten auch nicht in der Lage undtaten daher
unter Verwendung vonSchlagworten ‘Flexibilität’ und ‘interakti-ves
Planungsmodell’ so, als stellten sichdie Lösungen von selbst ein,
wenn mandie Probleme an die unteren Ebenen dele-gierte“ (Stolpe,
2001; S 69). Die Bestands-aufnahme der Problemstellungen am En-de
der 90er Jahre hat nunmehr zu der Ein-sicht geführt, mit einer
partiellen Dezen-tralisierung nur noch bestimmte
Verant-wortlichkeiten auf die lokale Ebene zu
30 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
übertragen und andere auf der zentralenEbene zu belassen. Einige
der 1998 vorge-nommenen Änderungen der Bildungsge-setzpakete von
1991 bzw. 1995 sind des-halb auch als partielle Zurücknahme
derübereilt betriebenen Dezentralisierungs-politik anzusehen.
Die Theorie und Praxis der Sonderpä-dagogik in der Mongolei
hatten bis An-fang der 90er Jahre Entwicklungsimpulsevon der
Defektologie, der sonderpädago-gischen Konzeption der Sowjetunion,
er-halten. Der Aufbau einer eigenständigenSonderschulpädagogik
begann Anfangder 60er Jahre. In diesen Strukturen entwi-ckelte sich
in der Praxis eine medizinischorientierte Sonderpädagogik. Es
entstan-den eine Sonderschule für Kinder und Ju-gendliche mit
Hörschädigungen undSprachbeeinträchtigungen, eine Sonder-schule für
Kinder und Jugendliche mitSehschädigungen (diese zwei
Schulartenwerden in Internatsform geführt: DieSchüler werden aus
allen Städten und Ai-mags (große Verwaltungseinheit,
Bezirk,Distrikt) aufgenommen) und Sonderschu-len für Kinder und
Jugendliche mit Lern-behinderung. Eine Geistigbehinderten-oder
Körperbehindertenpädagogik alsselbständige wissenschaftliche
Disziplinwar und ist nicht vorhanden.
Mit der zunehmenden Internationali-sierung und der Reflexion des
implizitenMenschenbildes wird im sonderpädagogi-schen Bereich der
Mongolei mit dem Sys-temwechsel von diskriminierenden
Be-zeichnungen Abstand genommen. Es fin-det ein Wechsel von
kategorialen sonder-pädagogischen Zuschreibungen hin
zurFormulierung von besonderen pädagogi-schen Bedürfnissen statt.
Insgesamt er-folgt ein Perspektivwechsel von der
de-fektorientierten zu einer systemischenkomplexen Sichtweise. Neue
Unterrichts-formen wie offener, fächerübergreifender
oder schülerzentrierter Unterricht (=g-,m--mta vejsgglm; heehtd
m--mta)werden statt lehrer- oder lernzielorientier-ten empfohlen
(Ftnadgzj 1999;Dgmmezg, 1999). Das zentrale Anliegenist dabei den
Schüler als eigenständigePersönlichkeit in den Mittelpunkt des
Un-terrichts zu stellen und seine Interessen,Bedürfnisse und
individuellen Lernmög-lichkeiten zu berücksichtigen. Der
Unter-richt soll differenziert und individualisiertsein. Es
erschienen in den letzten Jahrendiesbezüglich viele methodische
Ratge-ber, Erfahrungs- und Forschungsberichte(Moysol elvsy
ststtjlnay zgb 1999,2000). Zur Arbeit mit neuen Lehrbücherngab es
Projekte und Seminare (Dklk-vjkl mtdttltl, 1999).
Die Reformen im Bildungssektor inden 90er Jahren auf
struktureller wie aufinhaltlicher Ebene sind
zurückblickendinsgesamt als etwas überstürzt anzuse-hen. Die
Neuorganisation im Bildungswe-sen hat Unsicherheit und gewisse
Zweifelbei allen Beteiligten hervorgerufen. Dieersten
Gesetzesgrundlagen widerspra-chen einander oft. Mit Beginn der
zwei-ten Phase der Bildungsreform ab 1998wurde neben der
Strukturreform in ersterLinie versucht, organisatorische
Versäum-nisse zu korrigieren und inhaltliche Neu-orientierungen in
der Schulpraxis zu ver-ankern. Die geplante Durchführung
derReformen war durch die makroökonomi-sche Entwicklung der
Mongolei, durch ei-ne an die Internationalität
anknüpfendeBildungsplanung und durch die Sparpoli-tik der Regierung
belastet. Ebenso wie imallgemeinen Bildungsbereich konntennicht
alle Ziele des Vorhabens im sonder-pädagogischen Bereich erreicht
werden.„Das Äquivalent der 90er firmierte zwarunter dem Begriff
‘Schülerzentrierter Un-terricht’, stellte aber keine substantielle
di-daktische Neuerung dar. (...) Die strategi-
31Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
-
schen Ausrichtungen kollidieren allerdingsauf der
Umsetzungsebene mit den (...)Einsparungsmaßnahmen“ (Stolpe, 2001;S.
83).
Untersuchungsziel
Das Ziel der Untersuchung ist die Erhe-bung und Analyse der
Einstellungen ver-schiedener sozialer Gruppen gegenüberMenschen mit
Behinderungen. Dabei sollgeklärt werden, ob bzw. in welchem Um-fang
und in welcher Hinsicht negative so-ziale Einstellungen und
Vorurteile gegen-über Menschen mit Behinderungen undihrer
Eingliederung in die Gemeinschafts-gesellschaft bestehen, ferner ob
es in die-ser Hinsicht Unterschiede zwischen ver-schiedenen Gruppen
oder Schichten dermongolischen Gesellschaft gibt. Hierzuliegen
bisher keine Studien vor. Die Da-tenerhebung ist explorativ
angelegt, dadie Einflüsse unterschiedlicher kulturellerEpochen und
aktueller Entwicklungen inder Mongolei auf die Einstellungen
ihrerBürger gegenüber Menschen mit Behin-derungen nicht
abzuschätzen sind. Eineweitere Zielsetzung besteht im
interkultu-rellen Vergleich der ermittelten Einstellun-gen mit
vorliegenden Ergebnissen aus an-deren Ländern wie Deutschland und
Ös-terreich.
MethodeStichprobe und Untersuchungsverlauf
Verschiedene soziale Gruppen in derMongolei wurden zu ihren
Einstellungengegenüber Menschen mit Behinderungenschriftlich
befragt: Abiturienten, Studen-ten, Angestellte/Beamte, Arbeiter
und
Lehrer. Die Gruppen der Angestellten/Be-amten und Arbeiter übten
verschiedeneBerufe aus. Die Stichprobe umfasste ins-gesamt 105
Personen.
Die befragten Erwachsenen wurdenaus verschiedenen
sozio-ökonomischenSchichten zur Berücksichtigung der hete-rogenen
Population ausgewählt. Es han-delt sich hiermit um eine
geschichtete Zu-fallsstichprobe. Im ersten Schritt
wurdenverschiedene Institutionen und Betriebenach dem
Zufallsprinzip ausgewählt. Ausjeder Institution bzw. jedem Betrieb
wur-den dann Erwachsene zufällig als Teilneh-mer gezogen.
In den Betrieben wurden die Untersu-chungen in Form von
schriftlichen Grup-penbefragungen durchgeführt. Konkretgestaltete
sich die Befragung so, dass jenach der mit dem Betrieb bzw. der
Institu-tion festgelegten zeitlichen Organisation3-10 der für die
Befragung zufällig ausge-wählten Personen in einem von der Lei-tung
zur Verfügung gestellten Raum zu-sammengerufen wurden. Dieses
Vorge-hen wurde gezielt unter dem Gesichts-punkt gewählt, dass die
Fragebögen tat-sächlich allein ausgefüllt werden und dieAntworten
nicht etwa durch Gesprächeund Diskussionen mit Arbeitskollegenoder
Familienangehörigen beeinflusstwerden. So konnten Fehlerquellen
ausge-schaltet und gleichzeitig der Zeitaufwandrelativ gering
gehalten werden.
Der Zweck der Befragung wurde vondem Untersucher erläutert, auf
die Ano-nymität der Befragung hingewiesen sowiedarum gebeten, alle
Fragen gründlich zubeantworten. Anschließend wurden dieFragelisten
ausgeteilt. Die Befragten wur-den auch darauf hingewiesen, dass
Mehr-fachantworten möglich seien.
Die Bereitschaft zur Mitarbeit war imAllgemeinen gut. Im
Durchschnitt benö-tigten die Befragten ca. 15 Minuten für
32 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
die Bearbeitung des Fragebogens. An derBefragung nahmen Personen
im Alter von17 bis 46 Jahren teil.
Altersstruktur: Das durchschnittlicheLebensalter der befragten
Gruppen be-trug bei Abiturienten 17.8 Jahre, Studen-ten 22.6 Jahre,
Angestellten/Beamten 38Jahre, Arbeitern 27 Jahre und Lehrern36.4
Jahre.
Geschlecht: Von den 105 Befragtenwaren 29 (28 %) männlichen und
76 (72%) weiblichen Geschlechts.
Familienstand: 49 der Befragten (47 %) waren verheiratet und 56
(53 %)ledig.
Beruflicher Status: Bei der Datenerhe-bung wurde darauf
geachtet, möglichstverschiedene Berufsgruppen einzubezie-hen.
Angestellte/Beamte übten beruflichunterschiedliche Tätigkeiten aus
wie z.B.Arzt, Ingenieur, Anwalt, Buchhalter, Biblio-thekar.
Erlernte und ausgeübte Berufe derArbeiter waren z.B. Schlosser,
Koch, Fah-rer, Bauarbeiter, Krankenschwester,
Klempner. Von 22 befragten Studentenbesuchten jeweils 11 die
pädagogischeHochschule und die Hochschule fürFremdsprachen.
Material und Durchführung
Als Erhebungsinstrument über Einstellun-gen der mongolischen
Bevölkerung ge-genüber den Menschen mit Behinderun-gen diente eine
schriftliche Befragung.Die Konzeption des Fragebogens beruhtauf dem
Interviewschema von Kurth et al.(1994) bzw. Seifert und Stangl
(1981).
Der Fragebogen besteht aus fünf Be-reichen, die jeweils 2 - 7
Wahlantwortenzuließen (s. Anhang). Die Fragen lassensich drei
Gruppen zuordnen: Informiert-heit und Wissen über die Menschen
mitBehinderungen, gesellschaftliche Akzep-tanz bzw. Auffassungen
zur Integrationund Meinungen zu Hilfeleistungen gegen-über Menschen
mit Behinderungen. Ne-ben den geschlossenen Fragen wurdenoffene
Fragen zur Präzisierung und Be-gründung der gemachten Angaben
einge-setzt. Die Auswertung des Fragebogens
33Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
Tab. 1: Aufgliederung nach dem beruflichen Status, dem Alter,
dem Geschlecht und demFamilienstand
Alter in Jahren Geschlecht Familienstand
Gruppe n bis 18 19-25 26-35 ab 36 w m ledig verhei-ratet
Insgesamt 105 18 36 27 24 76 29 56 49
Abiturienten 20 17 3 11 9 20
Studenten 22 20 2 16 6 18 4
Angestellte/ Beamte
20 8 12 17 3 4 16
Lehrer 20 3 6 11 18 2 6 14
Arbeiter 23 1 10 11 1 14 9 8 15
-
erfolgt itembezogen, deskriptiv auf Basisder Rohwerte.
Ergebnisse
Von den fünf vorgegebenen Behinde-rungsarten zur Frage „Welche
Behinde-rung kennen Sie?“ kennen – 89 % aller Befragten eine
Körperbehin-
derung, – 82 % eine geistige Behinderung, – 69 % eine
Sehbehinderung, – 62 % eine Hörbehinderung und – 30 % eine
Lähmung.
Auf die Frage zur Häufigkeit und Artdes Kontaktes zu Menschen
mit Behinde-rungen sind 70 % der Befragten bereits ei-nem
behinderten Menschen begegnet.Davon hatten 40 % der Befragten
selteneKontakte, d.h. Behinderte sind ihnen aufder Straße begegnet
oder sie haben sie imFernsehen gesehen. 15 % der Befragtenhaben des
Öfteren und 9 % ständigenKontakt zu Menschen mit Behinderun-gen. 6
% der Befragten gaben an, Kontak-te mit behinderten Menschen als
Famili-enmitglied, Bekannte, Freund oder alsNachbar zu haben.
Bezüglich der sozialen Distanz der Be-fragten gegenüber Menschen
mit einerBehinderung wurde die Frage gestellt, obsie diese in
verschiedenen sozialen Situa-tionen akzeptieren würden. Diese
Situa-tionen umfassten sowohl den beruflichenals auch den
Privatbereich.
Insgesamt gesehen, akzeptiert dieMehrheit der befragten
ErwachsenenMenschen mit Behinderungen nicht alsBetriebsangehörige,
Arbeitskollegen, Frei-zeitpartner, Freund oder Ehepartner.
NurTaubstumme/Gehörlose werden mehr-heitlich (58 %) als
Betriebsangehörigewohlwollend betrachtet.
Die ermittelten Werte lassen eine be-sonders geringe Akzeptanz
von Behinder-ten als Ehepartner erkennen. Die Befrag-ten können
sich Blinde und noch eherTaubstumme als Ehepartner, Freund,
Frei-zeitpartner, Arbeitskollegen und Betriebs-angehörigen
vorstellen. Als Grund dafürführten sie an, dass diese
Behinderungenäußerlich und im geistigen Kontakt als re-lativ wenig
belastend erlebt werden.
Anders sieht das Ergebnis bei Men-schen mit körperlicher
Behinderung, Läh-mung oder leichten geistigen Behinderun-gen aus.
Aufgrund des eingeschränktenBewegungs- und Stützapparates bei
Kör-perbehinderten oder der häufigen Sinnes-schädigungen bei
geistig Behindertenwerden diese zwar noch relativ häufig
alsFreizeitpartner und Freund, jedoch weni-ger als Arbeitskollege
bzw. Betriebsange-höriger und Ehepartner akzeptiert.
Bei der Frage „Wie könnte man ei-nem Menschen mit einer
Behinderungbesser helfen?“ konnte wieder aus einerReihe
vorgegebener Antwortmöglichkei-ten (auch mehrfach) ausgewählt
werden.Am Anfang der Rangfolge stehen die Be-schaffung von
Arbeitsplätzen (76 %) unddie Aufklärung der Öffentlichkeit (61
%).Die Unterstützung der Forderungen nachbesseren Hilfen und
Leistungen (höherestaatliche Beihilfen und Renten) (54 %)steht an
dritter Stelle. Den Bau von Woh-nungen für Menschen mit
Behinderungenhaben 49 % und die Einrichtung von ge-schützten
Werkstätten 38 % der Befrag-ten befürwortet. Gemeinsame
Aktivitätenvon Behinderten und Nichtbehindertenwürden 28 % der
Befragten begrüßen.Sehr wenige der Befragten (14 %) sind be-reit,
Geld zu spenden (s. Tab. 2).
Zwischen den einzelnen Gruppen er-gaben sich nur leichte
Unterschiede. An-gestellte/Beamte, Lehrer und Studentenäußerten
sich insgesamt hilfsbereiter als
34 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
Schüler und Arbeiter. Dies gilt vor allemfür die Situationen des
Arbeitslebens. An-gestellte/Beamte würden mehrheitlich alsHilfe
auch Geld spenden.
Aus den Aussagen der Befragten resul-tiert, dass die meisten von
ihnen eine po-sitive Einstellung zur Berufstätigkeit vonMenschen
mit Behinderungen haben,
wenn je nach Berufsart die notwendigephysische und psychische
Leistungsfähig-keit besteht und der Arbeitsplatz
behin-dertengerecht eingerichtet ist. Die Schul-bildung und das
berufliche Niveau der Be-fragten stehen in einem Zusammenhangmit
der Zustimmung zu verschiedenenHilfsmöglichkeiten wie der
Beschaffung
35Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
0
10
20
30
40
50
60
70
Bet
riebs
ange
hörig
er
Arb
eits
kolle
ge
Freize
itpar
tner
Freu
nd
Ehe
partn
er
So
zia
le A
kzep
tan
z i
n %
Blinde
Taubstumme
Gelähmte
Körperbehinderte
Leicht geistigBehinderte
Abb. 1: Relative Häufigkeiten der sozialen Akzeptanz von
Menschen mit Behinderungenin verschiedenen sozialen
Situationen.
Rangfolge % der Nennungen
1. Beschaffung von Arbeitsplätzen 76 (80)
2. Aufklärung der Öffentlichkeit 61 (64)
3. Höhere staatliche Beihilfen und Renten 54 (57)
4. Bau von Wohnungen für Menschen mit Behinderung 49 (52)
5. Einrichtung von geschützten Werkstätten 38 (40)
6. Durchführung von gemeinsamen Aktivitäten für Behinderteund
Nichtbehinderte
28 (30)
7. Geld spenden 14 (15)
Tab. 2: Wie die Befragten den Menschen mit Behinderungen helfen
wollen
Anmerkungen. In Klammern werden die absoluten Häufigkeiten
angegeben. Die Größe der Gesamt-stichprobe ist 105.
-
von Arbeitsplätzen, der Aufklärung in derÖffentlichkeit, höherer
staatlicher Beihil-fen und Renten, dem Bau von
behinder-tengerechten Wohnungen, der Einrich-tung von geschützten
Werkstätten unddem Spenden von Geld.
Der Durchführung von gemeinsamenAktivitäten von Behinderten und
Nichtbe-hinderten stimmten am ehesten Arbeiterzu und in geringster
Zahl die Angestell-ten/Beamten. Nicht nur hinsichtlich
derausgeübten Tätigkeiten der Befragten,sondern auch bei der
Berücksichtigungdes Lebensalters sind Unterschiede fest-stellbar.
Die älteren Befragten zeigen einestärkere Tendenz zur
Hilfsbereitschaft,während die jüngeren Personen, beson-ders
Schüler, im Gegensatz dazu neutra-ler reagieren. Dabei sind
allerdings dieAussagen der Studenten als Ausnahme
zuberücksichtigen. Diese Gruppe zeigte imAllgemeinen eine deutlich
positivere Hal-tung gegenüber den Maßnahmen zur Un-terstützung
behinderter Menschen als dieanderen jungen Befragten.
Interkultureller Vergleich
Die Ergebnisse dieser Untersuchung wur-den mit den
Untersuchungsergebnissenvon Seifert und Stangl (1981), die in
Ös-terreich erhoben wurden, und den Unter-suchungsergebnissen von
Kurth et al.(1994), die in Deutschland ermittelt wur-den,
verglichen. Ein exakter Vergleich istnicht möglich, da in Hinblick
auf die An-zahl der Teilnehmer, die Fragestellungenund die Berufe
bzw. die Ausbildung derBefragten Differenzen bestehen (Öster-reich:
N = 1879 Teilnehmer; Mongolei: N= 105 Teilnehmer; Deutschland: N =
488Teilnehmer).
Beim Vergleich der Untersuchungenin der Mongolei und in
Österreich lassen
sich ähnliche Antworttendenzen, aberauch Unterschiede
feststellen. In beidenUntersuchungen bestehen
Ähnlichkeitenbezüglich eines Zusammenhangs zwi-schen den
Einstellungen gegenüber Men-schen mit Behinderungen und dem
Alterund Bildungsstand der Befragten. So bie-ten die älteren
Befragten in beiden Län-dern häufiger Hilfe an als die jüngeren.Des
Weiteren scheint eine höhere Bil-dung eine positive Haltung
gegenüber be-hinderten Menschen zur Folge zu haben.
Beim Vergleich von Einstellungen ge-genüber geistig behinderten
Menschenmit Einstellungen gegenüber anderenGruppen von Behinderten
zeigt sich, dassdie Menschen mit geistiger Behinderungeine
deutliche Ablehnung in beiden Län-dern erfahren. Insbesondere bei
der Fragenach der Akzeptanz in verschiedenen so-zialen Situationen,
wie z. B. als Freundund Ehepartner, aber auch als Arbeitskol-lege
zeigt sich eine soziale Distanz gegen-über Geistigbehinderten in
Österreichund in der Mongolei. Die Befragten in derMongolei
akzeptieren leicht geistig behin-derte Menschen eher als
Freizeitpartnerals die Befragten in Österreich, wobei Ös-terreicher
sich leicht Geistigbehinderteeher als Betriebsangehörige
vorstellenkönnen.
Bei der Frage „Wie könnte man Men-schen mit Behinderungen besser
helfen?“,steht am Anfang der Rangfolge in dermongolischen
Untersuchung die Beschaf-fung von Arbeitsplätzen für
Behinderte,gefolgt von der Aufklärung der Öffentlich-keit und der
Forderung nach höherenstaatlichen Beihilfen und Renten, währendin
der Untersuchung von Seifert undStangl an erster Stelle die
Aufklärung inder Öffentlichkeit, dann der Bau vonWohnungen für
Menschen mit Behinde-rungen und erst an dritter Stelle die Be-
36 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
schaffung von Arbeitsplätzen als notwen-dig angesehen
werden.
Gravierende Differenzen zeigen sichvor allem hinsichtlich der
sozialen Distanzgegenüber unterschiedlichen Formen vonBehinderung.
So zeigt sich in der Untersu-chung von Seifert und Stangl die
größtesoziale Distanz gegenüber den leicht geis-tig Behinderten,
was durchaus noch denErgebnissen der Befragung in der Mongo-lei
entspricht. Danach werden in der ös-terreichischen Untersuchung
aber Taub-stumme am deutlichsten abgelehnt (40 %der Befragten),
gefolgt von Blinden undGelähmten (34 % bzw. 32 % Ablehnun-gen) bei
einer eher geringen Ablehnungvon Körperbehinderten/Amputierten (15%
Ablehnungen). In der mongolischenUntersuchung wurden nach den
leichtgeistig Behinderten dagegen Gelähmteund Körperbehinderte
häufiger abgelehntund Taubstumme und Blinde am
ehestenakzeptiert.
Die Ergebnisse der Untersuchung vonKurth et al. zu den
Einstellungen deut-scher Oberschüler gegenüber geistig be-hinderten
Menschen im Vergleich zu aust-ralischen und irischen Schülern
belegeneine relativ positive und hohe Akzeptanzvon geistig
Behinderten. Im Hinblick aufverschiedene Hilfsmöglichkeiten für
geis-tig behinderte Menschen steht in diesenStichproben im oberen
Bereich der Rang-
folge die Unterstützung der Forderungennach besseren Hilfen und
Leistungen, ge-folgt von dem Wunsch, Geld für sie zusammeln und zu
spenden, während in derMongolei das Spenden von Geld an letz-ter
Stelle steht.
Diskussion
Die Ergebnisse beziehen sich auf Kennt-nisse über und auf
Einstellungen gegen-über Menschen mit Behinderungen:
Sieverdeutlichen, dass Menschen mit Behin-derungen seitens der
Befragten überwie-gend eine erhebliche
Hilfsbereitschaftentgegengebracht wird, die möglicher-weise auch
mit dem relativ hohen Bil-dungsstand der Mehrzahl der
befragtenPersonen zusammenhängt. Allerdings be-stehen eher selten
engere persönlicheKontakte zu Menschen mit Behinderun-gen und die
soziale Akzeptanz von Behin-derten in alltäglichen Situationen ist
beider Mehrheit der Befragten anscheinendeher gering.
Aus den Angaben lässt sich entneh-men, dass 70 % der Befragten
einem be-hinderten Menschen in unterschiedlicherWeise begegnet
sind, davon hatten 40 %seltene Kontakte, d.h. beispielsweise aufder
Straße, oder sie wurden durch Berich-te in Massenmedien über
Behinderte in-
37Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
Tab. 3: Soziale Ablehnung von Menschen mit Behinderungen nach
Behinderungsarten
Rang Mongolei Österreich
1. Leicht geistig Behinderte Leicht geistig Behinderte
2. Gelähmte Taubstumme
3. Körperbehinderte Blinde
4. Blinde Gelähmte
5. Taubstumme Körperbehinderte
-
formiert. Nur 6 % haben direkten regel-mäßigen Kontakt zu einem
behindertenMenschen. Demnach stützt sich dieMehrheit der Befragten
mit Informationenzum Thema „Menschen mit Behinderun-gen“ in ihren
Meinungen oder Einstellun-gen gegenüber Menschen mit Behinde-rung
nur auf wenige oder oberflächlicheErfahrungen mit Behinderten sowie
aufSekundärerfahrungen aus dem Bereichder Medien.
Angestellte/Beamte, Lehrer und Stu-denten äußerten sich
gegenüber allen Ar-ten von Behinderungen konsistent positi-ver als
die anderen zwei Gruppen. Die Er-gebnisse zeigen, dass Behinderten
im All-gemeinen eine Andersartigkeit unterstelltwird, auf die die
Befragten sehr unter-schiedlich reagieren. Die Kontaktbereit-schaft
variiert in Abhängigkeit von der Artder Behinderung. So ist die
geringste Ab-lehnung gegenüber Menschen mit Hörbe-hinderung und die
höchste gegenüberMenschen mit leichten geistigen Behinde-rungen
festzustellen. Die soziale Annah-me gelähmter, körperlich und
geistig be-hinderter Menschen ist wegen ihrer funk-tionalen bzw.
intellektuellen Einschrän-kung im Beruf und auch als Freund
undEhepartner bei den Befragten am gerings-ten.
Weiterhin sind Unterschiede zwischenphysischen und psychischen
Abweichun-gen festzustellen. So zeigen die Men-schen gegenüber den
Personen mit kör-perlichen Behinderungen mehr Akzep-tanz als
gegenüber denen mit geistigenBeeinträchtigungen.
Ein wesentlicher Prozentsatz der Be-fragten befürwortet
verschiedene Mög-lichkeiten der Unterstützung und Hilfe.Trotzdem
ergaben sich einige Unterschie-de. Die höchste Präferenz zeigt die
Be-schaffung von Arbeitsplätzen. Die Befrag-ten mit besserer
Schulbildung und qualifi-
zierter beruflicher Tätigkeit urteilten weni-ger ablehnend in
Bezug auf behinderteMenschen, während die Arbeiter eher
zurAblehnung der unterstützenden Maßnah-men tendierten. Im
Gegensatz dazu wur-de die Durchführung von gemeinsamenAktivitäten
für Behinderte und Nichtbe-hinderte vorrangig von Arbeitern
befür-wortet, wobei dies von den Angestell-ten/Beamten stärker
abgelehnt wurde alsvon den anderen Gruppen.
Aus der Befragung zur Akzeptanz undAblehnung behinderter
Menschen in ver-schiedenen sozialen Situationen geht her-vor, dass
die Befragten Beruf, Freizeit undPrivatleben trennen. So werden
Men-schen mit Behinderungen zwar im Berufeher akzeptiert als in der
Freizeit, als Ehe-partner hingegen werden sie von derdeutlichen
Mehrheit der Befragten abge-lehnt. Die mangelnde Akzeptanz
betrifftvor allem Menschen mit körperlichen/motorischen und
geistigen Beeinträchti-gungen.
Hinsichtlich des Antwortverhaltensnach Lebensalter ergaben sich
nur gerin-ge Unterschiede. Die älteren Befragtentraten häufiger
dafür ein, dass den behin-derten Menschen Hilfen verschiedenerArt
gewährt werden.
Zusammenfassend lässt sich festhal-ten, dass sich die Art der
Behinderung aufdie Einstellung zur Person mit Behinde-rung
auswirkt. Die größte soziale Distanzerfahren Menschen mit
körperlichen undgeistigen Beeinträchtigungen. Menschenmit Hör- und
Sehbehinderungen werdendagegen von den Befragten am
meistenakzeptiert. Diese Ergebnisse stimmen mitden Ergebnissen der
Untersuchung vonNeubert und Cloerkes (1987) überein,dass den
Andersartigkeiten mit starkenFunktionseinschränkungen und mit
deutli-chen psychischen Schädigungen allge-
38 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
mein ein ausgeprägt negativer Wert zuge-schrieben wird.
Die kulturvergleichende Betrachtungzeigt Ähnlichkeiten und
Differenzen zwi-schen den Ergebnissen der mongolischenund
österreichischen Untersuchung. Diegrößte Distanz gegenüber Menschen
mitBehinderungen wird in der Mongolei undÖsterreich gegenüber den
Menschen mitleichten geistigen Behinderungen gezeigt.Menschen mit
Körperbehinderungen,Amputationen und Lähmungen erfahrenin der
österreichischen Stichprobe mehrAkzeptanz als die Menschen mit Seh-
undHörbehinderungen. In der mongolischenUntersuchung wurden nach
leicht geistigBehinderten dagegen Gelähmte und Kör-perbehinderte am
deutlichsten abgelehntund Taubstumme und Blinde am
ehestenakzeptiert. Die Bewertung von wenigerdeutlichen
Funktionsbeeinträchtigungenvariiert somit in diesen beiden
Kulturen.
Die hohe soziale Ablehnung von Men-schen mit körperlichen und
geistigen Be-hinderungen in der mongolischen Studiesteht
möglicherweise im Zusammenhangmit den Normen und
Moralvorstellungender sozialistischen Zeit und der damali-gen
Bildungspolitik. Das nach den Grund-sätzen der sowjetischen
Pädagogik ge-gründete Sonderschulwesen war und istimmer noch nur
auf einen Teil der bedürf-tigen Kinder zugeschnitten. Kinder
mitEntwicklungsstörungen, als Kinder mit„intellektueller Schädigung
vom Gradeder Debilität“ bezeichnet, galten als schul-bildungsfähig.
Kinder mit starken Entwick-lungsrückständen dagegen waren von
derSchulbildung ausgeschlossen. So wurdenKinder mit geistigen und
mehrfachen Be-hinderungen nicht im Schulsystem be-rücksichtigt und
als „untauglich“ bzw.„schulbildungsunfähig“ bezeichnet. Die-se
Regelungen werden heute stark kriti-siert (Tyhmezg, 1996).
In den sieben Jahrzehnten des Sozia-lismus war die
Religionsausübung unter-drückt, Buddhismus und Schamanismusverloren
jegliche offizielle Bedeutung undihren Einfluss auf das Leben der
Bevölke-rung. Über 90% aller Klöster und Tempelwurden zerstört.
Zehntausende Mönchewurden liquidiert. Die uralten
religiösenPraktiken und Kulte konnten zumeist nurnoch im
Verborgenen abgehalten wer-den. Auch die damalige atheistische
Pro-paganda tat ihr Übriges, dass sich immermehr junge Menschen von
den Religio-nen abwandten. Es galt Gläubigkeit durchIdeologie zu
ersetzen (Fritsche, 1994). Sosind bis heute nur noch einige wenige
da-mit verbundenen Rituale und Gebräuchelebendig geblieben (vgl.
Dgm-Njttdoa &Gj,zgvojty, 1999; Müller & Müller,1992).
Im Buddhismus beruht die ethischeEntwicklung eines Individuums
auf derEntwicklung von tief empfundenen Ge-fühlen wie Herzensgüte
und Mitgefühl,die buddhistische Philosophie legt vielWert auf
soziale Harmonie und Toleranz,Unvoreingenommenheit gegenüber
allenLebewesen und Gleichmütigkeit. Die Ei-genschaften, die der
Buddhismus unter-drücken will, sind Egoismus und Unwis-senheit. Die
Verfassung von 1992 garan-tiert die freie Religionsausübung.
Auchdeshalb nahm das religiöse Leben nachder politischen Wende
einen deutlichenAufschwung. Ein Einfluss buddhistischerWerte zeigt
sich im Antwortverhalten derbefragten Personen allerdings
nicht.
Die Ergebnisse der Befragung der Er-wachsenen führen zu einer
verbessertenHypothesenbildung über die Einstellun-gen in der
mongolischen Bevölkerung, oh-ne dass ein Anspruch auf
Repräsentanzder Ergebnisse erhoben wird.
39Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
-
LiteraturAlbrecht, F. (1993). Sonderpädagogik Dritte
Welt. Behindertenpädagogik, 32 (4),370-385.
Albrecht, F. (1996). Wissenschaftlicher Mo-detrend oder
notwendiger Beitrag zurinterkulturellen Verständigung –
einigeReflexionen zur Verankerung der The-matik „Behinderung und
Dritte Welt“ inForschung und Lehre an Hochschulen
indeutschsprachigen Ländern. In M. Al-Munaizel & P.M. Sehbrock
(Hrsg.), Be-richt des 10. Symposiums der Bundesar-beitsgemeinschaft
„Behinderung undDritte Welt“ (S. 9-22). Carl von Ossietz-ky
Universität Oldenburg.
von Bracken, H. (1976). Vorurteile gegenbehinderte Kinder, ihre
Familien undSchulen. Berlin: Marhold.
Dgm-Njttdoa, L. & Gj,zgvojty, Y.(1999). Mkyskl cv pgyilsy
nhmgaldgj mkl,. Elggydggmgj: Mkyskl elvsy nh vejseelnay ht.ltl.
Dgmmezg, W. (1999). :GYN:G-snaybkysklsy dgsg, deyd
dklk-vjkl“hfsrlnas dtbrnh mfvfl. “Mevsgahtjtswttm dklkfvjkl“ dtd
mfvlnaymgalgy 1994-1998. Elggydggmgj:dklkfvjkl hfsrlnay
nyvmnmem.
Dklkfvjkl btdttltl (1999). 2, 3 (14, 15).Elggydggmgj.
Cloerkes, G. (2000). Soziologisch-ethnologi-sche Ansätze. In J.
Borchert (Hrsg.),Handbuch der SonderpädagogischenPsychologie (S.
209-222). Göttingen:Hogrefe.
Tyhmezg (1996). K/eys hkbvdkl dgynasbnay tbpts htvts. K/ey
ehggyshkbvdkl - ynasbnay gveedgl vtdtfmzjnlwlgsg, 70-j
vejseel,(11.12.1996). Elggydggmgj.
Fritsche, K. (1994). Mongolei. In D. Nohlen& F. Nuscheler
(Hrsg.), Handbuch derdritten Welt (S. 212-230). Bonn: Dietz.
ICF (2005). Internationale Klassifikation derFunktionsfähigkeit,
Behinderung undGesundheit. Deutsches Institut für Medi-zinische
Dokumentation und Informati-
on, DIMDI WHO-Kooperationszentrumfür das System Internationaler
Klassifika-tionen.
Jantzen, W. (1992). Allgemeine Behinder-tenpädagogik.
Sozialwissenschaftlicheund psychologische Grundlagen (Bd.
1).Weinheim: Beltz.
Jantzen, W. (1995). Bestandsaufnahme undPerspektiven der
Sonderpädagogik alsWissenschaft. Zeitschrift für Heilpädago-gik, 46
(8), 368-377.
Kemler, H. (1988). Begründung und Selbst-verständnis einer
Beschäftigung mit Son-derpädagogik und Dritter Welt. In H.Kemler
(Hrsg.), Behinderung und DritteWelt: Annäherung an das
zweifachFremde (S. 1-37). Frankfurt: IKO-Verlagfür Interkulturelle
Kommunikation.
Kurth, E., Eggert, D. & Berry, P. (1994). Ein-stellungen
deutscher (ost/west) Ober-schüler gegenüber geistig
behindertenMenschen – ein Vergleich mit Befra-gungsergebnissen bei
australischen undirischen Schülern. Sonderpädagogik, 24(1),
34-40.
Bkyskl elvsy ststtjlnay zgb (1999).Hnxttl hkkjkydsy hkkldkk –
dgsiygjsy hgbmsy grnllgsg.Elggydggmgj.
Bkyskl elvsy ststtjlnay zgb (2000).Dklkfvjklsy vgldgjsy
hfsrlnayhfmfldfj. Dklkfvjklsy dga-seellgssy b-y-rb-ym. :gdlgsggrnl.
Elggydggmgj.
Müller, M. & Müller, S. (1992). Erben einesWeltreiches. Die
mongolischen Völkerund Gebiete im 20. Jahrhundert. Bonn:Verlag für
Kultur und Wissenschaft.
Neubert, D. & Cloerkes, G. (1987). Behinde-rung und
Behinderte in verschiedenenKulturen. Heidelberg: Schindele.
Oertel, B. (1998). Auf dem Weg zu einer in-tegrativen
Schulpraxis in Europa. In A.Hildeschmidt & I. Schnell (Hrsg.),
Inte-grationspädagogik auf dem Weg zu ei-ner Schule für alle (S.
241-256). Wein-heim: Juventa.
Rath, W. (1985). Systematik und Statistikvon Behinderungen. In
U. Bleidick
40 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
-
(Hrsg.), Handbuch der Sonderpädagogik(Bd. 1). Theorie der
Behindertenpädago-gik (S. 25-47). Berlin: Marhold.
Safilios-Rothschild, 1970; zitiert in Neubert& Cloerkes
(1987).
Seifert, K.H. (1997). Psychologische und so-ziale Grundlagen der
Rehabilitation. InK.H. Seifert (Hrsg.), Handbuch der
Be-rufspsychologie (S. 629-671). Göttingen:Hogrefe.
Seifert, K.H. & Stangl, W. (1981). Einstellun-gen zu
Körperbehinderten und ihrer be-ruflich-sozialen Integration. Bern:
Huber.
Stolpe, I. (2001). Zur Transformation desGrund- und
Sekundarschulwesens derMongolei von 1990-1999. Magisterar-beit,
Berlin: Humboldt-Universität.
Trommsdorff, G. (1987). Behinderte in derSicht verschiedener
Kulturen. In H. Bach,K.J. Klauer & W. Mitter (Hrsg.),
Verglei-chende Sonderpädagogik (Bd. 11).Handbuch der
Sonderpädagogik (S. 23-47). Berlin: Marhold.
Tröster, H. (1990). Einstellungen und Verhal-ten gegenüber
Behinderten: Konzepte,Ergebnisse und Perspektiven
sozialpsy-chologischer Forschung. Bern: Huber.
Anschrift der Autoren:
DR. JARGALMAA BAYARSAIKHANPeter-Caesar-Schule55743
[email protected]
PROF. DR. BODO HARTKEUniversität RostockInstitut für
sonderpädagogische Entwicklungsförderung und
RehabilitationAugust-Bebel-Straße 2818051
[email protected]
41Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
Anhang
Fragebogen zur sozialen Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen
(deutschspra-chige Version)1
1. Welche Behinderungen kennen Sie?
Körperbehinderunggeistige BehinderungSehbehinderung (Blinde)
Hörbehinderung(Taubstumme/Gehörlose) Lähmung
1 Die mongolische Befragungsversion ist auf Anfrage bei der
Autorin des Beitrags erhältlich.
-
42 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
2. Sind Sie schon einmal einem Menschen mit einer Behinderung
begegnet?
JaBei welcher Gelegenheit?
____________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________________
Nein
3. Wie oft hatten Sie Kontakt zu einem behinderten Menschen?
selten
oft
ständig
4. Welchen Feststellungen werden Sie zustimmen?
– einen Blinden würden Sie alsBetriebsangehörigen akzeptierenals
einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit
verbringenkönnte ich als persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich
als Ehepartner akzeptieren
Grund:
________________________________________________________________________________________________________________
– einen Taubstummen/Gehörlosen würden Sie alsBetriebsangehörigen
akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit
ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund
akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren
Grund:
________________________________________________________________________________________________________________
-
43Soziale Akzeptanz von Menschen mit Behinderungen in der
Mongolei
– einen Gelähmten würden Sie alsBetriebsangehörigen
akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit
ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund
akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren
Grund:
________________________________________________________________________________________________________________
– einen Körperbehinderten würden Sie alsBetriebsangehörigen
akzeptierenals einen Arbeitskollegen akzeptierengelegentlich mit
ihm Freizeit verbringenkönnte ich als persönlichen Freund
akzeptierenkönnte ich als Ehepartner akzeptieren
Grund:
________________________________________________________________________________________________________________
– einen leicht geistig Behinderten würden Sie
alsBetriebsangehörigen akzeptierenals einen Arbeitskollegen
akzeptierengelegentlich mit ihm Freizeit verbringenkönnte ich als
persönlichen Freund akzeptierenkönnte ich als Ehepartner
akzeptieren
Grund:
________________________________________________________________________________________________________________
5. Wie könnte man einem Menschen mit einer Behinderung besser
helfen?
Geld spendenhöhere staatliche Beihilfen und RenteBau von
Wohnungen für BehinderteBeschaffung von ArbeitsplätzenEinrichtung
von geschützten WerkstättenAufklärung der
ÖffentlichkeitDurchführung von gemeinsamenAktivitäten für
Behinderte und Nichtbehinderte
-
44 J. Bayarsaikhan, B. Hartke
6. Persönliche Daten
– Geschlecht: männlich weiblich
– Alter: bis 18 J.19 - 25 J.26 - 35 J.ab 36 J.
– Schulbildung: HochschulbildungSpezielle
MittelschulbildungMittelschulbildungGrundschulbildung
– Ausgeübter Beruf: ______________________
– Familienstand: ledigverheiratet
– Soziale Stellung: AkademikerArbeiterStudent/inSchüler/in