ifa Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften Helmholtzstraße 22 D-89081 Ulm phone +49 (0) 731/50-31230 fax +49 (0) 731/50-31239 email [email protected]Solvency II, niedrige Zinsen und demografische Entwicklung Aktuelle Herausforderungen für Versicherer und Auswirkungen auf die Produkte Alexander Kling Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften, Ulm Universität Hohenheim Januar 2013 Helmholtzstraße 22 D-89081 Ulm phone +49 (0) 731/50-31230 fax +49 (0) 731/50-31239 email [email protected]
44
Embed
Solvency II, niedrige Zinsen und demografische … · ifa Institut für Finanz- und Aktuarwissenschaften Agenda •Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase Herausforderung
This document is posted to help you gain knowledge. Please leave a comment to let me know what you think about it! Share it to your friends and learn new things together.
Januar 2013 3 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Einführung – Herausforderung Kapitalmarktumfeld
Insbesondere die Kombination aus niedrigen Zinsen und volatilen Zinsen ist für einen
„typischen deutschen Lebensversicherer“ problematisch.
Beispiel 2: Manche innovative Produkte reagieren ebenfalls sensitiv auf Zinsschwankungen
Dynamische Hybridprodukte: Aktienentwicklung steuert, ob, wann und wie viele Gelder in das
konventionelle Sicherungsvermögen (bzw. aus dem konventionellen Sicherungsvermögen)
umgeschichtet werden müssen.
In einem Umfeld niedriger und volatiler Zinsen steigt die Wahrscheinlichkeit, dass eine
derartige Umschichtung zu einem Zeitpunkt passiert, der für das Kollektiv ungünstig ist.
Solvenzkapital unter Solvency II weist potenziell eine hohe Volatilität auf.
Januar 2013 4 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Einführung – Herausforderung Kapitalmarktumfeld
Insbesondere die Kombination aus niedrigen Zinsen und volatilen Zinsen ist für einen
„typischen deutschen Lebensversicherer“ problematisch.
Beispiel 3: Risiko garantierter Rückkaufswerte
Eine hohe Zinsvolatilität erhöht die Wahrscheinlichkeit eines starken Zinsanstiegs in einem
kurzen Zeitraum.
In diesem Fall führen garantierte Rückkaufswerte klassischer Versicherungen dazu, dass
stornierende Kunden dem Kollektiv „schaden“.
Umgekehrt haben Kunden in turbulenten Kapitalmarktphasen evtl. auch ein höheres Interesse
an Finanzthemen und sind empfänglicher für externen Rat.
Szenario: Schlagzeile „Jetzt ist der beste Zeitpunkt eine Lebensversicherung zu
stornieren.“
Anteil „finanzrationaler Kunden“ steigt über Nacht signifikant.
Januar 2013 5 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Agenda
• Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Herausforderung Kapitalmarktumfeld & Solvency II
• Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Entsparphase
Herausforderung Langlebigkeit
• Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Biometrie
Herausforderung Biometrie
Januar 2013 6 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Fondsgebundene Garantieprodukte als Allheilmittel?
Fondsgebundene Produkte ohne Garantie sind in manchen Bereichen nicht zulässig (z.B.
Riester) bzw. nicht oder nur gering nachgefragt.
Fondsgebundene Produkte mit Garantien (ohne klassische Bausteine) können eine Lösung
darstellen.
Allerdings: Niedrige Zinsen und hohe Volatilitäten haben negative Auswirkungen auf alle
Garantieprodukte.
Grundsätzlich ist die klassische Versicherung mit Risikoausgleich in der Zeit und im
Kollektiv ein sinnvolles Instrument. Sie muss sich jedoch neu erfinden.
Beschränkung auf Garantien, die der Kunde wirklich braucht.
Hier wären weitere Freiheitsgrade seitens des Gesetzgebers wünschenswert.
Auch im Rahmen der jetzigen Möglichkeiten ist ein nachhaltiges Produktangebot mit
deutlich geringerem Kapitalbedarf möglich!
Januar 2013 7 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Vorbemerkung: Die Welt ist nicht so einfach, wie oft behauptet wird
Generische Aussagen zu Kapitalbedarf und Profitabilität verschiedener Produkte Quelle: Morgan Stanley/Oliver Wyman 2010 (links)
Strategische Überlegungen zu einem sinnvollen Produktportfolio unter Solvency II sind häufig noch
im Anfangsstadium. Unternehmensindividuelle Analysen sind erforderlich.
Kapitalbedarf als isolierte Kennzahl ist keine sinnvolle Steuerungsgröße. Kapitalbedarf sollte immer
in Verbindung mit Profitabilität betrachtet werden.
Isolierte Betrachtung eines Produktes ist oft nicht ausreichend. Wechselwirkung mit dem Bestand,
insbesondere Entlastung des Bestands wird hier nicht sichtbar!
Wichtigste Erkenntnis unserer Analysen: Aussagen pro Produktkategorie sind nicht
möglich; es kommt immer auf die konkrete Ausgestaltung des Produktes an!
Januar 2013 8 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Derzeit sind oft „einfache“ Lösungen im
Gespräch, wie z.B.
Zeitlich befristete Garantien
„Erneuerbare“ Garantien
Garantien dem Grunde nach
Diese sind u.E. unter derzeitigen
Rahmenbedingungen nicht so umsetzbar,
dass die nebenstehenden Punkte
gleichzeitig erfüllt sind.
Es zeigt sich insbesondere, dass diese so
genannten „einfachen“ Lösungen in der
Praxis gar nicht so einfach sind.
Reservierung
Steuer
Attraktivität aus
Kundensicht
Kapitalbedarf / Profitabilität
Produkt
Januar 2013 9 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
So genannte „Select-Produkte“ sind bei geeigneter Ausgestaltung kapitaleffizient.
Ohne Wahlrecht auf den Index wird hieraus eine kapitaleffiziente Klassik
Kundensicht
• Indexorientierte Versicherung aber kein Tranchenprodukt
• Übliche Flexibilitäten
• Kunde wählt jährlich für das Folgejahr
• zwischen Partizipation an einer maßgeblichen Indexrendite (mit garantiertem Werterhalt) oder
• Partizipation an der Überschussbeteiligung des Versicherers
• Dazu ggf. Bruttobeitragsgarantie des Versicherers
Versicherersicht
• Technisch: klassische Versicherung mit Garantiezins 0% (von einem Jahr auf das nächste)
• Zusätzlich: rein endfällige Bruttobeitragsgarantie
• Selbst wenn der Kunde immer nur den „klassischen Teil“ wählt, ist der Tarif so konstruiert, dass das Risiko des Versicherers und der Kapitalbedarf signifikant geringer ist als bei einer „normalen“ Klassik mit gleicher Garantie.
• Meist „Verzinsungsanforderung“ = 0%
Januar 2013 10 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Kapitaleffizientes klassisches Produkt, zahlreiche Ausgestaltungen möglich, z.B.
Kunde wird nur in Extremszenarien schlechter gestellt als heute. Da Extremszenarien den
Kapitalbedarf unter Solvency II treiben, bewirkt dies eine massive Entlastung für den
Versicherer.
Kundensicht • Im Prinzip von bisheriger Klassik
ununterscheidbar
• Bei Vertragsablauf gleiche garantierte Ablaufleistung, gleiche prognostizierte Ablaufleistung und gleiche garantierte Rückkaufswerte
• In allen illustrierten und nahezu allen denkbaren Fällen auch gleicher Wertverlauf während der Laufzeit
• In „schlechten Szenarien“ u.U. Gesamtverzinsung unterhalb des Rechnungszinses möglich
Versicherersicht • Intelligente Entkopplung von
Versicherungssumme, Rechungszins, Garantiezins und Policenwert
• Meist „Verzinsungsanforderung“ unter Rechnungszins, oft sogar 0%
• Scheint auch unter aktuellem VAG möglich
• Deutlich geringerer Kapitalbedarf
• Entlastung des Bestandes
Januar 2013 11 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Ansparphase
Ein Beispiel: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Aktionärscashflows für bisherige Klassik im
Vergleich zu einer Ausgestaltung einer kapitaleffizienten Klassik
Januar 2013 38 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Biometrie
Beispiel: Canada Life Grundfähigkeitsversicherung
Leistet bei Verlust grundlegender Fähigkeiten, auf die die versicherte Person im täglichen
Leben angewiesen ist, eine monatliche Rente.
Quelle: Vortrag Bernhard Rapp, Handelsblatt-Tagung „6. Strategiemeeting
Lebensversicherungswirtschaft“
Januar 2013 39 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Lösungsansätze in der Produktentwicklung – Biometrie
Discovery LIFE PLAN (Südafrika):
Sehr umfangreiches
Versicherungsprogramm mit kombinierter
Absicherung mehrerer biometrischer Risiken
Bonusprogramm für Gesundheitsstatus
Rabattierte Prämien und erhöhte
Leistungen für höheren Status
Januar 2013 40 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer
ifa
Institut für Finanz- und
Aktuarwissenschaften
Fazit
• Niedrige Zinsen und hohe Volatilitäten haben negative Auswirkungen auf alle Garantieprodukte
• Es gibt Lösungsansätze in der Produktentwicklung
• Klassische Produkte mit geringerem Zinsrisiko sind wünschenswert.
• Manche Ideen sind auch unter derzeitigen Rahmenbedingungen sofort umsetzbar.
• Manche Ideen bedürfen neuer Rahmenbedingungen.
Herausforderung Kapitalmarkt
• Die Bedeutung kapitalgedeckter Altersvorsorge wird zunehmen; der Anteil der Menschen, die ihr Geld verrenten, wird steigen.
• Klassische Rentenbezugsphasen werden die derzeitigen Probleme eher verstärken als mildern. Kapitaleffiziente Produktvarianten können eine Lösung darstellen.
• Flexible Rentenbezugsphasen (z.B. nach Art von EVA) könnten einen Zugang zu „Geldern ohne Verrentungszwang bzw. ohne Steueranreiz zur Verrentung“ ermöglichen.
Herausforderung Langlebigkeit
• Ideallösungen und vollständige Absicherung sind häufig unbezahlbar
• Alternative Definition von Leistungsfällen und „Light-Produkte“ können eine Lösung der Zukunft sein
Herausforderung Biometrie
Januar 2013 41 Aktuelle Herausforderungen für Lebensversicherer