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HALLER MUNZ - BLATTER Band VIII – März 2015 NACHRICHTEN DER TIROLER NUMISMATISCHEN GESELLSCHAFT HALL IN TIROL Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag 2014
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Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

Apr 03, 2023

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Lilli Zabrana
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Page 1: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

HALLER MUNZ- BLATTER

Band VIII – März 2015

N A C H R I C H T E N D E R T I R O L E R N U M I S M A T I S C H E N G E S E L L S C H A F T H A L L I N T I R O L

Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag2014

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14

ÖSTERREICH

STÜCK FÜR STÜCK

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Heiliges, Heimatliches, Heutiges und die ewige Natur. Tirol – auf den Punkt und auf die Münze gebracht. Das neue Glanzstück der Bundesländer-Serie. Erleben Sie Österreich –Stück für Stück. Erhältlich in den Geldinstituten, im Sammelservice der Post, in den Filialen des Dorotheums, im Münzhandel, in den Münze Österreich-Shops Wien und Innsbruck sowie unter www.muenzeoesterreich.at.

MÜNZE ÖSTERREICH – ANLEGEN. SAMMELN. SCHENKEN.

Aus der Serie sind bereits erschienen: Steiermark, Kärnten, Niederösterreich, Vorarlberg und Salzburg. Die weiteren Bundesländer folgen.

Heiliges, Heimatliches, Heutiges und die ewige Natur.Münze gebracht. Das neue Glanzstück der Bundesländer-Serie. Erleben Sie Österreich –

Umschlag.indd 1 18.03.2015 20:38:52

Page 2: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

Beiträge zum6. Österreichischen Numismatikertag

Hall in Tirol, 14.–16. Mai 2014

Herausgegeben vonTiroler Numismatische Gesellschaft,

Hall im März 2015

Page 3: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT ......................................................................................................................... 5

PROGRAMM ...................................................................................................................... 7

FESTVORTRAG – MEINRAD PIZZININIBergfieber! – Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Kaiser Maximilians I. .................................................................. 9

EMANUELE SBARDELLADie numismatischen Wege zur Wissenschaftlichkeit der modernen MuseenEckhel, Mechel und die administrative Schönheit ............................................................ 31

DANIELA WILLIAMS – BERNHARD WOYTEKThe scholarly correspondence of Joseph Eckhel (1737‒1798): a new source for the history of numismatics .................................................................... 45

JIRÍ MILITKÝSchatzfund keltischer Goldmünzen von einem unbekannten mittelböhmischen Fundort - „OSOV 2“ ....................................................... 57

ANDREA CASOLIDie Anfänge der römischen Reichsprägung unter Kaiser Nero ........................................ 69

MARTIN ZIEGERTVespasian und die Hortfunde ........................................................................................... 83

KARL STROBELMünzreformen? Währungsreformen? Nochmals zur Münz- und Geldpolitik der Tetrarchenzeit und Constantins I. ........................................................... 105

ALENA TENCHOVA-JANZIKVerbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe ..................... 129

NIKOLAUS SCHINDELSasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran ................. 137

EHSAN SHAVAREBIEin vorläufiger Bericht zur Katalogisierung der sasanidischen Münzen des Malek-Museums in Teheran ........................................................................................... 169

JÜRGEN WILDEin Gerichtsurteil vom 1. Juni 1290 und die Brakteaten der Herren von Schlotheim ............................................................................................................... 179

HALLER MÜNZBLÄTTER

Herausgeber und Medieninhaber (Verleger): Tiroler Numismatische Gesellschaft, Burg Hasegg 5, 6060 Hall in Tirol. Offenlegung: Art und Höhe der Beteiligung am Medienunterneh-men. Alleininhaber Tiroler Numismatische Ge-sellschaft; grundlegende Richtung des Mediums: Numismatische Fachzeitschrift. Redaktion: Martin Holzknecht, Layout: Andrea Pancheri. Gezeichnete Beiträge liegen nicht in der Verant-wortung der Redaktion. – Titelbild: Marijan Rabik, Tiroler Numismatische Gesellschaft.

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung vonHistorisch-kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Abteilung Documenta Antiqua

Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Münze Österreich

Wir danken unseren SponsorenStadt Hall

Hall AG – Münze Hall

Raiffeisen Regionalbank Hall in Tirol

Tourismusverband Region Hall – Wattens

2120

VARIANTE 3

WEISSEr HINtErGrUNDMIt PoSItIVEM LoGo IN 4c MIt ScHUtZZoNE.

UNZULÄSSIGES BEISPIEL

bUNtEr HINtErGrUND MIt ScHWAcHEM UND IrrItIErENDEM koNtrASt ZUM 4c LoGo MIt ScHUtZZoNE.

Die münze ist ein offizielles Zahlungsmittel in Österreich.erhältlich in Geldinstituten, im münzhandel sowie im münZe ÖsterreicH-shop Wien und innsbruck und unter www.muenzeoesterreich.at

Kundmachung der münZe ÖsterreicH aG in der „Wiener Zeitung“ am 20.12.2011.

ANLEGEN. SAmmELN. SChENKEN.

50-EURO-GOLDmÜNZE „ADELE BLOCh-BAUER I“

der erste Klimt für ihre sammlunG

Page 4: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

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INHALTSVERZEICHNIS

VORWORT ......................................................................................................................... 5

PROGRAMM ...................................................................................................................... 7

FESTVORTRAG – MEINRAD PIZZININIBergfieber! – Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Kaiser Maximilians I. .................................................................. 9

EMANUELE SBARDELLADie numismatischen Wege zur Wissenschaftlichkeit der modernen MuseenEckhel, Mechel und die administrative Schönheit ............................................................ 31

DANIELA WILLIAMS – BERNHARD WOYTEKThe scholarly correspondence of Joseph Eckhel (1737‒1798): a new source for the history of numismatics .................................................................... 45

JIRÍ MILITKÝSchatzfund keltischer Goldmünzen von einem unbekannten mittelböhmischen Fundort - „OSOV 2“ ....................................................... 57

ANDREA CASOLIDie Anfänge der römischen Reichsprägung unter Kaiser Nero ........................................ 69

MARTIN ZIEGERTVespasian und die Hortfunde ........................................................................................... 83

KARL STROBELMünzreformen? Währungsreformen? Nochmals zur Münz- und Geldpolitik der Tetrarchenzeit und Constantins I. ........................................................... 105

ALENA TENCHOVA-JANZIKVerbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe ..................... 129

NIKOLAUS SCHINDELSasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran ................. 137

EHSAN SHAVAREBIEin vorläufiger Bericht zur Katalogisierung der sasanidischen Münzen des Malek-Museums in Teheran ........................................................................................... 169

JÜRGEN WILDEin Gerichtsurteil vom 1. Juni 1290 und die Brakteaten der Herren von Schlotheim ............................................................................................................... 179

HALLER MÜNZBLÄTTER

Herausgeber und Medieninhaber (Verleger): Tiroler Numismatische Gesellschaft, Burg Hasegg 5, 6060 Hall in Tirol. Offenlegung: Art und Höhe der Beteiligung am Medienunterneh-men. Alleininhaber Tiroler Numismatische Ge-sellschaft; grundlegende Richtung des Mediums: Numismatische Fachzeitschrift. Redaktion: Martin Holzknecht, Layout: Andrea Pancheri. Gezeichnete Beiträge liegen nicht in der Verant-wortung der Redaktion. – Titelbild: Marijan Rabik, Tiroler Numismatische Gesellschaft.

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung vonInstitut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien

Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Abteilung Documenta Antiqua

Kunsthistorisches Museum, Münzkabinett

Münze Österreich

Wir danken unseren SponsorenStadt Hall

Hall AG – Münze Hall

Raiffeisen Regionalbank Hall in Tirol

Tourismusverband Region Hall – Wattens

2120

VARIANTE 3

WEISSEr HINtErGrUNDMIt PoSItIVEM LoGo IN 4c MIt ScHUtZZoNE.

UNZULÄSSIGES BEISPIEL

bUNtEr HINtErGrUND MIt ScHWAcHEM UND IrrItIErENDEM koNtrASt ZUM 4c LoGo MIt ScHUtZZoNE.

Die münze ist ein offizielles Zahlungsmittel in Österreich.erhältlich in Geldinstituten, im münzhandel sowie im münZe ÖsterreicH-shop Wien und innsbruck und unter www.muenzeoesterreich.at

Kundmachung der münZe ÖsterreicH aG in der „Wiener Zeitung“ am 20.12.2011.

ANLEGEN. SAmmELN. SChENKEN.

50-EURO-GOLDmÜNZE „ADELE BLOCh-BAUER I“

der erste Klimt für ihre sammlunG

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Die Idee, Numismatikern in Österreich ein geeignetes Forum zur Präsentation ak-tueller Forschungen und zum fachlichen Diskurs zu bieten, geht auf das Jahr 2004 zurück, als der erste Österreichische Numismatikertag am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien veranstaltet wurde. Der Kongress wurde vom Institut in Zusammenarbeit mit dem Münzkabinett des Kunsthistorischen Mu-seums Wien und der Numismatischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisiert, die 2013 in der Abteilung Documenta Antiqua des Instituts für Kulturgeschichte der Antike aufging. Das Konzept der Veranstaltung erwies sich als so erfolgreich, dass seither alle zwei Jahre ein Österreichischer Numismatikertag unter Federführung der drei genannten Institutionen veranstaltet wurde. Nachdem die ersten drei Kongresse in Wien abgehalten worden waren, forderten die Bundesländer ihr Recht ein: Nach Graz und Enns durften wir zum 10-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 den 6. Österreichischen Numismatikertag in Hall in Tirol be-gehen. Die Tiroler Numismatische Gesellschaft, die seit mehr als vier Jahrzehnten einer der aktivsten regionalen numismatischen Vereine in Österreich ist, lud in die Burg Hasegg, und mehr als 60 Gäste – wissenschaftliche Numismatiker ebenso wie mit der Münzquelle arbeitende Historiker, Sammler und Händler – folgten der Einladung. In historischem Ambiente wurde vom 14. bis 16. Mai 2014 konstruktiv und fruchtbar gearbeitet, aber auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Wie schon bei früheren Numismatikertagen wurde die Veranstaltung durch zahlreiche Teil-nehmer wie auch Referenten aus dem Ausland bereichert: 2014 kamen sie aus Deutschland, Italien, Tschechien, Ungarn und dem Iran.Es ist uns an dieser Stelle eine angenehme Pflicht, all jenen, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben, unseren Dank abzustatten. An erster Stelle ist hier Martin Holzknecht zu nennen, der vom ersten Tag weg die Planungen – in enger Abstimmung mit den Unterzeichneten – in vorbildlicher Weise durchführte und ganz maßgeblich für das Gelingen der Veranstaltung verantwortlich zeichnet.Ohne die Großzügigkeit unserer Sponsoren wäre es nicht möglich gewesen, den Numismatikertag durchzuführen und die vorliegenden Akten zu publizieren: Nach der Veröffentlichung der Akten des 4. Österreichischen Numismatikertags im Schild von Steier 23 (2010) und des 5. Österreichischen Numismatikertags in den Forschungen in Lauriacum 15 (2014) konnte nunmehr zum dritten Mal eine Tagungspublikation zum Druck gebracht werden. Wir danken neben der Tiroler Nu-mismatischen Gesellschaft der Stadt Hall, der Hall AG – Münze Hall, der Raiffei-senregionalbank Hall in Tirol sowie dem Tourismusverband Region Hall-Wattens,

VorwortHUBERT EMMERIG – ELLEN BOŠNJAK – MICHAEL G. L. HERRMANNGeld in Abrechnungen – Beispiele aus Tirol (13. Jh.) und Bayern (16. Jh.) ................... 193

HELMUT RIZZOLLIFalschmünzernester im Niemandsland. Funde und Gerichtsakten vom Lagertal ................................................................................................................... 209

JÁNOS BUZADer Erfolg der Tiroler Taler während der Türkenzeit in Ungarn ...................................... 227

MARTIN ULONSKADie Prägetechniken der Stadt Straßburg und ihre Nutzbarkeit für die Datierung der Straßburger Münzen ................................................................................ 241

DAGMAR GROSSMANNOVÁBeitrag zur Geldpolitik von Leopold I. und seinen Söhnen in Bezug auf Mähren .......................................................................................................... 249

ANNA FABIANKOWITSCHDie Inventare des k. k. Hauptmünzamts für die Jahre 1767 und 1768 .......................... 255

BERNHARD PROKISCHAspekte der österreichisch-ungarischen Medaille im Ersten Weltkrieg .......................... 265

DANIELA PFENNIGNot macht erfinderisch: Als Tiroler Gemeinden ihr eigenes Geld druckten .................... 289

MICHAEL HERRMANNNotgeld – Probe – Fälschung?!Neue Erkenntnisse zur Notgeldprägung der Marktgemeinde Garmisch 1917/18 .......................................................................................................... 311 JÜRGEN MÜHLBACHERDie protestantische Arbeitsethik – Mythos oder Realität?Eine Untersuchung an Hand der 5 Euro Münzen der Niederlande und Österreichs ............................................................................................................... 319

Page 6: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

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Die Idee, Numismatikern in Österreich ein geeignetes Forum zur Präsentation ak-tueller Forschungen und zum fachlichen Diskurs zu bieten, geht auf das Jahr 2004 zurück, als der erste Österreichische Numismatikertag am Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien veranstaltet wurde. Der Kongress wurde vom Institut in Zusammenarbeit mit dem Münzkabinett des Kunsthistorischen Mu-seums Wien und der Numismatischen Kommission der Österreichischen Akademie der Wissenschaften organisiert, die 2013 in der Abteilung Documenta Antiqua des Instituts für Kulturgeschichte der Antike aufging. Das Konzept der Veranstaltung erwies sich als so erfolgreich, dass seither alle zwei Jahre ein Österreichischer Numismatikertag unter Federführung der drei genannten Institutionen veranstaltet wurde. Nachdem die ersten drei Kongresse in Wien abgehalten worden waren, forderten die Bundesländer ihr Recht ein: Nach Graz und Enns durften wir zum 10-jährigen Jubiläum im Jahr 2014 den 6. Österreichischen Numismatikertag in Hall in Tirol be-gehen. Die Tiroler Numismatische Gesellschaft, die seit mehr als vier Jahrzehnten einer der aktivsten regionalen numismatischen Vereine in Österreich ist, lud in die Burg Hasegg, und mehr als 60 Gäste – wissenschaftliche Numismatiker ebenso wie mit der Münzquelle arbeitende Historiker, Sammler und Händler – folgten der Einladung. In historischem Ambiente wurde vom 14. bis 16. Mai 2014 konstruktiv und fruchtbar gearbeitet, aber auch die Geselligkeit kam nicht zu kurz. Wie schon bei früheren Numismatikertagen wurde die Veranstaltung durch zahlreiche Teil-nehmer wie auch Referenten aus dem Ausland bereichert: 2014 kamen sie aus Deutschland, Italien, Tschechien, Ungarn und dem Iran.Es ist uns an dieser Stelle eine angenehme Pflicht, all jenen, die zum Gelingen des Kongresses beigetragen haben, unseren Dank abzustatten. An erster Stelle ist hier Martin Holzknecht zu nennen, der vom ersten Tag weg die Planungen – in enger Abstimmung mit den Unterzeichneten – in vorbildlicher Weise durchführte und ganz maßgeblich für das Gelingen der Veranstaltung verantwortlich zeichnet.Ohne die Großzügigkeit unserer Sponsoren wäre es nicht möglich gewesen, den Numismatikertag durchzuführen und die vorliegenden Akten zu publizieren: Nach der Veröffentlichung der Akten des 4. Österreichischen Numismatikertags im Schild von Steier 23 (2010) und des 5. Österreichischen Numismatikertags in den Forschungen in Lauriacum 15 (2014) konnte nunmehr zum dritten Mal eine Tagungspublikation zum Druck gebracht werden. Wir danken neben der Tiroler Nu-mismatischen Gesellschaft der Stadt Hall, der Hall AG – Münze Hall, der Raiffei-senregionalbank Hall in Tirol sowie dem Tourismusverband Region Hall-Wattens,

VorwortHUBERT EMMERIG – ELLEN BOŠNJAK – MICHAEL G. L. HERRMANNGeld in Abrechnungen – Beispiele aus Tirol (13. Jh.) und Bayern (16. Jh.) ................... 193

HELMUT RIZZOLLIFalschmünzernester im Niemandsland. Funde und Gerichtsakten vom Lagertal ................................................................................................................... 209

JÁNOS BUZADer Erfolg der Tiroler Taler während der Türkenzeit in Ungarn ...................................... 227

MARTIN ULONSKADie Prägetechniken der Stadt Straßburg und ihre Nutzbarkeit für die Datierung der Straßburger Münzen ................................................................................ 241

DAGMAR GROSSMANNOVÁBeitrag zur Geldpolitik von Leopold I. und seinen Söhnen in Bezug auf Mähren .......................................................................................................... 249

ANNA FABIANKOWITSCHDie Inventare des k. k. Hauptmünzamts für die Jahre 1767 und 1768 .......................... 255

BERNHARD PROKISCHAspekte der österreichisch-ungarischen Medaille im Ersten Weltkrieg .......................... 265

DANIELA PFENNIGNot macht erfinderisch: Als Tiroler Gemeinden ihr eigenes Geld druckten .................... 289

MICHAEL HERRMANNNotgeld – Probe – Fälschung?!Neue Erkenntnisse zur Notgeldprägung der Marktgemeinde Garmisch 1917/18 .......................................................................................................... 311 JÜRGEN MÜHLBACHERDie protestantische Arbeitsethik – Mythos oder Realität?Eine Untersuchung an Hand der 5 Euro Münzen der Niederlande und Österreichs ............................................................................................................... 319

Page 7: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

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Mittwoch, 14. Mai 2014

18.00 Eröffnungsvortrag: MEINRAD PIZZININI Bergfieber! – Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Kaiser Maximilians I.

Donnerstag, 15. Mai 2014

9.00 – 9.30 MARTIN ZIEGERT Auswertung flavischer Münzfunde

9.30 – 10.00 HELMUT RIZZOLLI Falschmünzernester im Niemandsland. Funde und Gerichtsakten vom Lagertal

10.15 – 10.45 ALENA TENCHOVA-JANZIK Verbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe

10.45 – 11.15 JÁNOS BUZA Der Erfolg der Tiroler Taler während der Türkenzeit in Ungarn

11.15 – 11.45 BERNHARD PROKISCH Aspekte zur österreichischen Medaille im Ersten Weltkrieg

12.45 – 14.00 Führung durch die Münze Hall

14.00 – 14.30 DANIELA PFENNIG Tiroler Notgeld erzählt – Plurale Bedeutungen eines Kleingeldersatzes

14.30 – 15.00 HUBERT EMMERIG, ELLEN BOŠNJAK, MICHAEL G. L. HERRMANN Geld in Abrechnungen - Beispiele aus Tirol (13. Jh.) und Bayern (16. Jh.)

15.00 – 15.30 MICHAEL HERRMANN Notgeld, Probe oder Fälschung? - Neue Erkenntnisse zur Kriegsnotgeldprägung der Gemeinde Garmisch - Bayern

16.00 – 16.30 HANNE MAIER – Vortrag entfiel krankheitshalber Die monetäre und wirtschaftliche Entwicklung der Peloponnes im 4. Jh. v. Chr. – Eisenproduktionen

16.30 – 17.00 KARL STROBEL Münzreformen? Währungsreformen? Nochmals zur Münz- und Geldpolitik der Tetrarchenzeit und Constantins I.

Programmwelche die von den Institutionen der Unterzeichneten bereitgestellten Mittel in nam-hafter Weise aufstockten.Es ist uns eine besondere Freude, dass die vorliegende Publikation aufgrund des außerordentlichen Einsatzes von Martin Holzknecht und Andrea Pancheri innerhalb Jahresfrist nach der Tagung erscheinen kann. Nach acht Jahren wird der Österreichische Numismatikertag 2016 wieder nach Wien zurückkehren, wo wir uns in der Oesterreichischen Nationalbank einfinden werden: unsere numismatischen Freunde aus den Bundesländern haben die Latte hoch gelegt!

Michael Alram, Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums WienHubert Emmerig, Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien

Bernhard Woytek, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Abteilung Documenta Antiqua

Page 8: Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten zwischen Westiran und Ostiran, in: Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag, Hall in Tirol,

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Mittwoch, 14. Mai 2014

18.00 Eröffnungsvortrag: MEINRAD PIZZININI Bergfieber! – Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Kaiser Maximilians I.

Donnerstag, 15. Mai 2014

9.00 – 9.30 MARTIN ZIEGERT Auswertung flavischer Münzfunde

9.30 – 10.00 HELMUT RIZZOLLI Falschmünzernester im Niemandsland. Funde und Gerichtsakten vom Lagertal

10.15 – 10.45 ALENA TENCHOVA-JANZIK Verbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe

10.45 – 11.15 JÁNOS BUZA Der Erfolg der Tiroler Taler während der Türkenzeit in Ungarn

11.15 – 11.45 BERNHARD PROKISCH Aspekte zur österreichischen Medaille im Ersten Weltkrieg

12.45 – 14.00 Führung durch die Münze Hall

14.00 – 14.30 DANIELA PFENNIG Tiroler Notgeld erzählt – Plurale Bedeutungen eines Kleingeldersatzes

14.30 – 15.00 HUBERT EMMERIG, ELLEN BOŠNJAK, MICHAEL G. L. HERRMANN Geld in Abrechnungen - Beispiele aus Tirol (13. Jh.) und Bayern (16. Jh.)

15.00 – 15.30 MICHAEL HERRMANN Notgeld, Probe oder Fälschung? - Neue Erkenntnisse zur Kriegsnotgeldprägung der Gemeinde Garmisch - Bayern

16.00 – 16.30 HANNE MAIER – Vortrag entfiel krankheitshalber Die monetäre und wirtschaftliche Entwicklung der Peloponnes im 4. Jh. v. Chr. – Eisenproduktionen

16.30 – 17.00 KARL STROBEL Münzreformen? Währungsreformen? Nochmals zur Münz- und Geldpolitik der Tetrarchenzeit und Constantins I.

Programmwelche die von den Institutionen der Unterzeichneten bereitgestellten Mittel in nam-hafter Weise aufstockten.Es ist uns eine besondere Freude, dass die vorliegende Publikation aufgrund des außerordentlichen Einsatzes von Martin Holzknecht und Andrea Pancheri innerhalb Jahresfrist nach der Tagung erscheinen kann. Nach acht Jahren wird der Österreichische Numismatikertag 2016 wieder nach Wien zurückkehren, wo wir uns in der Oesterreichischen Nationalbank einfinden werden: unsere numismatischen Freunde aus den Bundesländern haben die Latte hoch gelegt!

Michael Alram, Münzkabinett des Kunsthistorischen Museums WienHubert Emmerig, Institut für Numismatik und Geldgeschichte der Universität Wien

Bernhard Woytek, Österreichische Akademie der Wissenschaften, Institut für Kulturgeschichte der Antike, Abteilung Documenta Antiqua

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Meinrad Pizzinini

__________ Es wurde versucht, bei den Anmerkungen mit wenigen, aber möglichst aktuellen Literaturan-

gaben auszukommen. Daher wird in besonderer Weise auf das verhältnismäßig umfangrei-che Literaturverzeichnis verwiesen.

1 Pizzinini 1986, S. 8–25, hier S. 21 f.2 Maximilian I. Innsbruck, Ausstellungskatalog 1969, S. 69–74; Egg – Pfaundler 1992, S. 54–64,

Abb. 1: Kaiser Maximilian I. (1459-1519) als Privatmann.

Bergfieber! – Geschichte und Kulturgeschichte des Tiroler Bergbaus zur Zeit Kaiser Maximilians I.

Maximilan I., landläufig mit so romantischen Beinamen bedacht wie „der letzte Ritter“ oder „der erste Kanonier“, war am 16. Februar 1486 in Frankfurt von den Kurfürs-ten einstimmig zum Römischen König gewählt und wenig später zu Aachen gekrönt worden. Herrschaftsrechte enthielt ihm aber sein Vater, Kaiser Friedrich III., vor. Das änderte sich mit dem Jahr 1490. Auf der Tiroler landständischen Versammlung vom

16. März 1490 löste er Erzherzog Sigmund den Münzreichen als Landesfürsten von Tirol ab.1 Seine besondere Beziehung zu diesem Land, in dem er nun endlich seine eigenen politischen Vorstellungen verwirklichen konnte, drückte be-reits sein Schreiben an den Papst in Rom aus, den er wissen ließ, wer nun Herr in diesem Land im Gebirge sei und dass die „namhaft fürstlich Grafschaft Tirol ein Klausen, Schild und Porten“ der deutschen gegen die welsche Nation sei. Bekannt ist auch Maximilians Ausspruch, die-ses Land sei wie ein rauer Bauernkittel, in des-sen Falten man sich gut wärmen könne. – Von großer Anziehungskraft in diesem gebirgigen Land waren für ihn Jagd und Fischerei.2 Maxi-milian verband mit dem Naturerlebnis die Be-friedigung seiner Abenteuerlust durch den per-sönlichen Einsatz von Mut und Kraft. Auch die Fischerei faszinierte Maximilian und vielfach –

wie am Achensee – konnte er beide Vergnügen – Jagd und Fischerei – verbinden. Ein weiteres Zitat Maximilians I. ist für ihn wohl noch bezeichnender als das mit dem rauen Bauernkittel, wenn er sagte, Tirol sei wie eine Geldbörse, in die man nie umsonst greife! – Und damit sind wir schon beim eigentlichen Thema des Beitrags, der sich in einem lediglich komprimierten Überblick mit dem Bergbau und davon ausgehend mit der Münzprägung und – mit einem modernen Ausdruck – kulturel-lem Sponsoring befasst.

17.00 – 17.30 JÜRGEN MÜHLBACHER Die protestantische Arbeitsethik – Mythos oder Realität Ein interkultureller Vergleich an Hand niederländischer und österreichischer Münzen

Freitag, 16. Mai 2014

9.00 – 9.30 EMANUELE SBARDELLA Die numismatischen Wege zur Wissenschaftlichkeit der modernen Museen

9.30 – 10.00 DANIELA WILLIAMS – BERNHARD WOYTEK Joseph Eckhel (1737-1798) und sein numismatisches Netzwerk: Ein Forschungsprojekt an der Österr. Akademie der Wissenschaften

10.00 – 10.30 ANNA FABIANKOWITSCH Ein Inventar des k. k. Hauptmünzamtes für das Jahr 1768

10.45 – 11.15 JIRÍ MILITKÝ Schatzfund keltischer Goldmünzen von einem unbekannten mittelböhmischen Fundort - „OSOV 2“

11.15 – 11.45 EHSAN SHAVAREBI Zur Katalogisierung der sasanidischen Münzen des Malek-Museums in Teheran

13.00 – 14.15 Stadtführung14.15 – 14.45 JÜRGEN WILD Ein Gerichtsurteil vom 1. Juni 1290 und die Brakteaten der Herren von Schlotheim

14.45 – 15.15 KLAUS VONDROVEC Nachahmungen römischer Münzen im sogenannten Barbaricum

15.15 – 15.45 MARTIN ULONSKA Prägetechnik als Mittel zur Datierung der Gepräge der Stadt Straßburg

16.15 – 16.45 ANDREA CASOLI Die Münzprägung von Kaiser Nero

16.45 – 17.15 DAGMAR GROSSMANNOVÁ Beitrag zur Geldpolitik von Leopold I. und seinen Söhnen in Bezug auf Mähren

17.15 – 17.45 NIKOLAUS SCHINDEL Die kushano-sasanidische Münzprägung - eine Neubewertung

Samstag, 17. Mai 2014

10.00 – 12.00 Führung durch Schloss Ambras bei Innsbruck

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Nikolaus Schindel

__________* Der vorliegende Aufsatz, wenngleich thematisch mit meinem Referat in Hall eng verwandt,

entspricht zu einem großem Teil einem Heidelberger Kongressbeitrag, der von den Heraus-gebern im letzten Moment aus thematischen Gründen abgelehnt wurde. Ich bin Martin Holz-knecht zu herzlichem Dank dafür verpflichtet, dass er trotzdem (und auch trotz der Länge) der Publikation an diesem Ort zugestimmt hat.

1 Grundlegend zur sasanidischen Geschichte immer noch Christensen 1944; auch das reich-haltige Material in Nöldekes Tabari-Übersetzung sei erwähnt; neuer z.B. der Überblick von Daryaee 2008.

2 Aeneis VI, Verse 847–854. 3 Boyce 1968, S. 64.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

zwischen Westiran und Ostiran*

Die Beschäftigung mit den iranischen Großreichen der Parther und Sasaniden geht in der Alten Geschichte wie auch in der Numismatik oftmals vom römischen Standpunkt aus. Das ist zum einen von den Schwerpunkten dieser Fächer her ver-ständlich und spiegelt zum anderen die Tatsache wieder, dass die griechischen und lateinischen Quellen bezüglich Qualität und Umfang das disparate und oftmals problematische Material der verschiedenen orientalischen Überlieferungsstränge – seien sie nun mittelpersisch, syrisch, armenisch, arabisch oder neupersisch – bei weitem übertreffen. Dabei aber besteht die Gefahr, zu übersehen, dass der sasanidische Iran eine kulturelle und geistige Macht sui iuris war, die nicht nur als barbarische Störung und Bedrohung am Rande des graeco-romanischen orbis ter-rarum vor sich hinvegetierte, sondern eigene, von der antiken Kultur freilich oftmals unterschiedliche Werte und Vorstellungen lebte.1 Berühmt und von herausragender Bedeutung für das römische Selbstverständnis ist die wohlbekannte Passage aus der Aeneis: „excudent alii spirantia mollius aera – cedo equidem – vivos ducent de marmore voltus orabunt causas melius, caelique meatus describent radio et surgentia sidera dicent: tu regere imperio populos Romane, memento – hae tibi erunt artes – pacique inponere morem, parcere subiectis et debellare superbos“.2

Weniger bekannt dürfte hingegen sein, dass sich dies mutatis mutandis durchaus mit der iranischen Selbstsicht vergleichen lässt, wie sie im sogenannten Brief des Tansar, einem mittelpersischen Text des 6. Jhdts., formuliert wird: „…our people are the most noble and illustrious of beings. The horsemanship of the Turks, the intel-lect of India, and the craftsmanship and art of Greece, God (Blessed be his realm) has endowed our people with all these, more richly than they are found in the other nations separately. He has withheld from them the ceremonies of religion and ser-ving of kings which he gave to us“.3 Während Vergil die römischen Staatstugenden den griechischen Kulturfähigkeiten gegenüberstellt, übertreffen die Iranier nicht nur

Verbreitung und Verwendung byzantinischer Münzen in Westfalen-Lippe

Korzus 1972 B. Korzus, Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland, Abt. VI, Nord-rhein-Westfalen, Band V, Arnsberg, Berlin 1972.

Korzus 1973 B. Korzus, Die Fundmünzen der römischen Zeit in Deutschland, Abt. VI, Nord-rhein-Westfalen, Band VI, Detmold, Berlin 1973.

Korzus 1980 B. Korzus, Die antiken Münzen im Münsterland, Führer zu vor- und frühgeschichtlichen Denkmälern 45 (1980), S. 145–155.

Lammersmann 1927 H. Lammersmann, Die merowingisch-fränkischen Gräber in Erle bei Dorsten aus dem 6. bis 8. Jhdt. n. Chr., Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck (1927), S. 18–28.

Lammersmann 1928 H. Lammersmann, Die merowingisch-fränkischen Gräber zu Erle - Bausteine zu ihrer Geschichte, Heimatkalender der Herrlichkeit Lembeck (1928), S. 69–73.

Maguire 1997 H. Maguire, Magic and Money in the Early Middle Ages, Speculum 72, (1997), S. 1037–1054.

MIBE I siehe Hahn 2000

MIB III siehe Hahn 1981

Mommsen 1906 T. Mommsen, Historische Schriften, Berlin 1906.

Neubourg 1887 H. Neubourg, Die Örtlichkeit der Varusschlacht mit einem vollständigen Verzeichnisse der im Fürstertum Lippe gefundenen römischen Münzen, Detmold 1887.

Peters 2011 D. Peters, Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Soest. Studien zur Gesellschaft in Grenzraum und Epochenumbruch, Münster 2011.

Pinder 1959 E. Pinder, Münzfunde aus dem Besitz des Bielefelder Museums, Bielefeld 1959.

Regling 1908 K. Regling, Der Dortmunder Fund römischer Goldmünzen, Dortmund 1908.

Steilberg 1949 A. Steilberg, Goldzahlung in Westfalen im 11. bis 13. Jahrhundert, Hamburger Beiträge zur Numismatik 3 (1949), S. 15–20.

Stevens 1991 S. Stevens, Charon‘s obol and other coins in ancient funerary practice, Phoenix 45 (1991), S. 215–229.

Toynbee 1996 J. Toynbee, Death and Burial in the Roman World, London 1996.

Werner 1935 J. Werner, Münzdatierte austrasische Grabfunde, Berlin 1935.

Wigand 1838 P. Wigand (Hrsg.), Archiv für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens, Bd. 7, Lemgo 1838.

Winkelmann 1984 W. Winkelmann, Das Fürstengarb von Beckum, Beiträge zur Frühgeschichte Westfa-lens (1984), S. 135–139.

Wormstall 1937 A. Wormstall, Neue Nachträge zur antiken und frühmittelalterlichen Münzstatistik für Westfalen, Bericht der römisch-germanischen Kommission 1937, S. 23–31.

Dr. Alena [email protected]

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Nikolaus Schindel

__________10 Für die ältere Forschung repräsentativ der Querschnitt in Basham 1968; Göbls Standpunkt ist

in Göbl 1984; Göbl 1993 und Göbl 1999 formuliert; ein anderer Ansatz bei Cribb 1990; Cribb 1999; einen Überblick, in dem freilich die Frühdatierung allzu sehr im Mittelpunkt steht, bieten Errington – Curtis 2007.

11 Göbl 1984; Göbl 1993; Schindel 2005; Schindel 2009; Schindel 2012. 12 Für einen Überblick etwa Ghirshman 1962. 13 Grundlegend immer noch Rosenfield 1967; neuere Funde etwa in Alram – Klimburg-Salter

1999; besondere Erwähnung verdient das sasanidische Felsrelief von Rag-i Bibi, Grenet et al. 2007.

ruktion ermöglichen. Dies ist das Hauptziel der sogenannten „Wiener Schule“ der Numismatik. Freilich ist auch die Systemrekonstruktion lediglich eine Interpretation des Bestandes und kann daher keinesfalls Anspruch auf letztgültige Wahrheit er-heben. In absolutchronologischer Hinsicht besteht immer noch ein erheblicher Meinungs-unterschied darüber, wann das 1. Regierungsjahr des Kushankönigs Kanishka I. zu datieren ist. Seine Bedeutung liegt darin, dass es einen höchst wichtigen Fixpunkt nicht nur für die Geschichte der Kushan selbst, sondern für ganz Zentralasien und Nordindien in der Spätantike liefert. Selbst ein kursorischer Überblick über dieses Problem, dem immerhin zwei Konferenzen im 20. Jahrhundert gewidmet waren, würde freilich zum einen den Rahmen dieses Beitrags sprengen und zum anderen das eigentliche Thema überlagern, weshalb ich mich hier auf einen knappen Über-blick beschränke.10 Die communis opinio bevorzugt heutzutage für das Jahr Eins des Kanishka 127 n. Chr. Man darf aber den Umstand nicht unerwähnt lassen, dass dieser Ansatz gerade in methodischer Hinsicht erhebliche Schwierigkeiten aufwirft, und dass es gerade vom numismatischen Blickwinkel aus einige schwerwiegende Argumente für eine deutlich spätere Datierung gibt, die von den Vertretern des Ansatzes ins Jahr 127 n. Chr. überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurden, dadurch aber klarerweise nicht als widerlegt gelten können.11 Im Folgenden werde ich statt einer vorgefassten Meinung, der die Evidenz ange-passt werden muss – notfalls auch mit Gewalt –, hauptsächlich das Material selbst sprechen lassen. Mancherlei Querverbindungen ergeben sich dabei von selbst, völlige Klarheit kann eine einzige Materialgattung – hier konkret die Münzen – zwar nicht schaffen, doch ist auf jeden Fall das an sich Selbstverständliche zu betonen, dass es für einen Fortschritt in der Kushanproblematik unumgänglich ist, sowohl möglichst viele verschieden Quellengattungen einzubeziehen, als auch Argumente, die der eigenen Position entgegenlaufen, ernstzunehmen und zu berücksichtigen. Damit meine Ausführungen auch für diejenigen verständlich sind, die sich bisher nicht im Detail mit den Münzen der Sasaniden und der Kushan beschäftigt ha-ben, sei anfangs ein kurzer Überblick über deren Münzwesen geboten. Klarerwei-se kann erst ein allgemeines Verständnis der Münzprägung im sasanidischen Iran und im Kushanreich die Ähnlichkeiten und Unterschiede klar hervortreten lassen. Andere Gattungen von Primärquellen beider Staaten – etwa Inschriften oder Werke der Monumentalplastik – lasse ich hier bewusst bei Seite, da sie beim momentanen Kenntnisstand nur für Sasaniden12 oder Kushan,13 nicht aber für die Kushano-Sa-saniden belegt sind, und anders als die Münzprägung den noch zu skizzierenden Verschmelzungsprozess daher nicht beleuchten können. Unklar bleibt für mich die

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________4 Göbl 1974/1.5 Göbl 1974/1, Sellheim 1994.6 Vgl. etwa das Reiterkampfrelief des Ohrmazd II. in Naqsh-i Rustam, Ghirshman 1962, Abb.

220. 7 Grundlegend Göbl 1984 mit Ergänzungen und Berichtigungen in Göbl 1993, Alram – Klim-

burg-Salter 1999, für einen modernen Überblick Errington – Curtis 2007.8 Göbl 1984. 9 Grundlegend zur Systemrekonstruktion Göbl 1974/2, sowie seine Bemerkungen in Göbl

1984, S. 12–32.

ihre Nachbarn in deren jeweiligen Kenntnissen, sondern erachten sich zudem als im alleinigen Besitz der religiösen Fertigkeiten sowie des gleichfalls religiös konno-tierten Königtums. Vom iranischen Standpunkt aus ist der griechisch-römische Kulturbereich klarer-weise nicht das Zentrum der Welt, und auch nicht die einzige andere Parallelwelt. Im Brief des Tansar wird ja – für uns vielleicht überraschend – die intellektuelle Fähigkeit nicht den Griechen, sondern den Indern zugesprochen. Freilich figuriert gesamthaft gesehen die Auseinandersetzung mit Rom auch in der imperialen Kunst des Sasanidenstaats prominenter als die Aktivitäten der Sasanidenkönige an an-deren Fronten, was freilich am extrem reichen Denkmälerbestand aus der Zeit des Shapur I. (240–272) und seiner Kriege gegen Rom liegt.4 Ein Problem, auf das man dabei sofort stößt, ist der Umstand, dass die Identifikation der besiegten rö-mischen Kaiser in den verschiedenen Felsreliefs des Shapur I. aufgrund des gu-ten Kenntnisstandes klassisch-antiker Kunst heutzutage gesichert ist.5 Im Fall der Abbildungen nichtrömischer Besiegter nimmt die Unsicherheit erheblich zu:6 Nicht nur die geringere Materialdichte an Paralleldarstellungen, sondern auch allgemei-ne Unsicherheiten bezüglich der chronologischen Eckdaten erschweren hier den Erkenntnisgewinn. Am schärfsten lässt sich dies am Beispiel der Beziehungen der Sasaniden zu ihren Nachbarn im Osten, den Kushan, feststellen.7 Nach dem Nu-mismatiker Robert Göbl waren die Kushan neben Rom, Iran und China die vierte Supermacht der Spätantike; und auch wenn man die Gleichrangigkeit dieser vier Mächte wohl diskutieren kann, so steht doch außer Frage, dass die Kushan nicht lediglich ein Duodezfürstentum am Rande der bekannten Welt repräsentierten, sondern eine wohlstrukturierte Großmacht im Zentrum bedeutender Handelslinien einer Weltgegend, die in der Antike wie auch heute noch ein „hot spot“ ist. Mit den Kushan und ihrem Verhältnis der Sasaniden zu ihnen sind wir bereits beim Kernthema meines Beitrages angelangt. Prinzipiell sind wir in der günstigen Lage, für beide Staaten über reiche Bestände an Münzen zu verfügen, die ein einzigarti-ges Bild der herrscherlichen Selbstdarstellung wiedergeben. Für die Münzprägung der Kushan liegt eine umfangreiche Studie von Robert Göbl vor,8 die sich nicht nur auf das mehr oder weniger willkürliche Aneinanderreihen von Münzabbildungen be-schränkt, sondern versucht, die Münzen in ihrem antiken Prägezusammenhang zu erfassen.9 In der durchorganisierten Münzprägung eines antiken Großstaats wer-den Münzen nicht willkürlich auf einer ad hoc-Basis hergestellt; ihre Produktion folgt vielmehr genau durchdachten und von der Zentralregierung entweder bestimmten oder doch genehmigten Prägeplänen. Diese sind uns naturgemäß verloren, doch kann eine sorgsame Analyse der Münzen eine zumindest annähernde Rekonst-

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Nikolaus Schindel

__________10 Für die ältere Forschung repräsentativ der Querschnitt in Basham 1968; Göbls Standpunkt ist

in Göbl 1984; Göbl 1993 und Göbl 1999 formuliert; ein anderer Ansatz bei Cribb 1990; Cribb 1999; einen Überblick, in dem freilich die Frühdatierung allzu sehr im Mittelpunkt steht, bieten Errington – Curtis 2007.

11 Göbl 1984; Göbl 1993; Schindel 2005; Schindel 2009; Schindel 2012. 12 Für einen Überblick etwa Ghirshman 1962. 13 Grundlegend immer noch Rosenfield 1967; neuere Funde etwa in Alram – Klimburg-Salter

1999; besondere Erwähnung verdient das sasanidische Felsrelief von Rag-i Bibi, Grenet et al. 2007.

ruktion ermöglichen. Dies ist das Hauptziel der sogenannten „Wiener Schule“ der Numismatik. Freilich ist auch die Systemrekonstruktion lediglich eine Interpretation des Bestandes und kann daher keinesfalls Anspruch auf letztgültige Wahrheit er-heben. In absolutchronologischer Hinsicht besteht immer noch ein erheblicher Meinungs-unterschied darüber, wann das 1. Regierungsjahr des Kushankönigs Kanishka I. zu datieren ist. Seine Bedeutung liegt darin, dass es einen höchst wichtigen Fixpunkt nicht nur für die Geschichte der Kushan selbst, sondern für ganz Zentralasien und Nordindien in der Spätantike liefert. Selbst ein kursorischer Überblick über dieses Problem, dem immerhin zwei Konferenzen im 20. Jahrhundert gewidmet waren, würde freilich zum einen den Rahmen dieses Beitrags sprengen und zum anderen das eigentliche Thema überlagern, weshalb ich mich hier auf einen knappen Über-blick beschränke.10 Die communis opinio bevorzugt heutzutage für das Jahr Eins des Kanishka 127 n. Chr. Man darf aber den Umstand nicht unerwähnt lassen, dass dieser Ansatz gerade in methodischer Hinsicht erhebliche Schwierigkeiten aufwirft, und dass es gerade vom numismatischen Blickwinkel aus einige schwerwiegende Argumente für eine deutlich spätere Datierung gibt, die von den Vertretern des Ansatzes ins Jahr 127 n. Chr. überhaupt nicht zur Kenntnis genommen wurden, dadurch aber klarerweise nicht als widerlegt gelten können.11 Im Folgenden werde ich statt einer vorgefassten Meinung, der die Evidenz ange-passt werden muss – notfalls auch mit Gewalt –, hauptsächlich das Material selbst sprechen lassen. Mancherlei Querverbindungen ergeben sich dabei von selbst, völlige Klarheit kann eine einzige Materialgattung – hier konkret die Münzen – zwar nicht schaffen, doch ist auf jeden Fall das an sich Selbstverständliche zu betonen, dass es für einen Fortschritt in der Kushanproblematik unumgänglich ist, sowohl möglichst viele verschieden Quellengattungen einzubeziehen, als auch Argumente, die der eigenen Position entgegenlaufen, ernstzunehmen und zu berücksichtigen. Damit meine Ausführungen auch für diejenigen verständlich sind, die sich bisher nicht im Detail mit den Münzen der Sasaniden und der Kushan beschäftigt ha-ben, sei anfangs ein kurzer Überblick über deren Münzwesen geboten. Klarerwei-se kann erst ein allgemeines Verständnis der Münzprägung im sasanidischen Iran und im Kushanreich die Ähnlichkeiten und Unterschiede klar hervortreten lassen. Andere Gattungen von Primärquellen beider Staaten – etwa Inschriften oder Werke der Monumentalplastik – lasse ich hier bewusst bei Seite, da sie beim momentanen Kenntnisstand nur für Sasaniden12 oder Kushan,13 nicht aber für die Kushano-Sa-saniden belegt sind, und anders als die Münzprägung den noch zu skizzierenden Verschmelzungsprozess daher nicht beleuchten können. Unklar bleibt für mich die

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________4 Göbl 1974/1.5 Göbl 1974/1, Sellheim 1994.6 Vgl. etwa das Reiterkampfrelief des Ohrmazd II. in Naqsh-i Rustam, Ghirshman 1962, Abb.

220. 7 Grundlegend Göbl 1984 mit Ergänzungen und Berichtigungen in Göbl 1993, Alram – Klim-

burg-Salter 1999, für einen modernen Überblick Errington – Curtis 2007.8 Göbl 1984. 9 Grundlegend zur Systemrekonstruktion Göbl 1974/2, sowie seine Bemerkungen in Göbl

1984, S. 12–32.

ihre Nachbarn in deren jeweiligen Kenntnissen, sondern erachten sich zudem als im alleinigen Besitz der religiösen Fertigkeiten sowie des gleichfalls religiös konno-tierten Königtums. Vom iranischen Standpunkt aus ist der griechisch-römische Kulturbereich klarer-weise nicht das Zentrum der Welt, und auch nicht die einzige andere Parallelwelt. Im Brief des Tansar wird ja – für uns vielleicht überraschend – die intellektuelle Fähigkeit nicht den Griechen, sondern den Indern zugesprochen. Freilich figuriert gesamthaft gesehen die Auseinandersetzung mit Rom auch in der imperialen Kunst des Sasanidenstaats prominenter als die Aktivitäten der Sasanidenkönige an an-deren Fronten, was freilich am extrem reichen Denkmälerbestand aus der Zeit des Shapur I. (240–272) und seiner Kriege gegen Rom liegt.4 Ein Problem, auf das man dabei sofort stößt, ist der Umstand, dass die Identifikation der besiegten rö-mischen Kaiser in den verschiedenen Felsreliefs des Shapur I. aufgrund des gu-ten Kenntnisstandes klassisch-antiker Kunst heutzutage gesichert ist.5 Im Fall der Abbildungen nichtrömischer Besiegter nimmt die Unsicherheit erheblich zu:6 Nicht nur die geringere Materialdichte an Paralleldarstellungen, sondern auch allgemei-ne Unsicherheiten bezüglich der chronologischen Eckdaten erschweren hier den Erkenntnisgewinn. Am schärfsten lässt sich dies am Beispiel der Beziehungen der Sasaniden zu ihren Nachbarn im Osten, den Kushan, feststellen.7 Nach dem Nu-mismatiker Robert Göbl waren die Kushan neben Rom, Iran und China die vierte Supermacht der Spätantike; und auch wenn man die Gleichrangigkeit dieser vier Mächte wohl diskutieren kann, so steht doch außer Frage, dass die Kushan nicht lediglich ein Duodezfürstentum am Rande der bekannten Welt repräsentierten, sondern eine wohlstrukturierte Großmacht im Zentrum bedeutender Handelslinien einer Weltgegend, die in der Antike wie auch heute noch ein „hot spot“ ist. Mit den Kushan und ihrem Verhältnis der Sasaniden zu ihnen sind wir bereits beim Kernthema meines Beitrages angelangt. Prinzipiell sind wir in der günstigen Lage, für beide Staaten über reiche Bestände an Münzen zu verfügen, die ein einzigarti-ges Bild der herrscherlichen Selbstdarstellung wiedergeben. Für die Münzprägung der Kushan liegt eine umfangreiche Studie von Robert Göbl vor,8 die sich nicht nur auf das mehr oder weniger willkürliche Aneinanderreihen von Münzabbildungen be-schränkt, sondern versucht, die Münzen in ihrem antiken Prägezusammenhang zu erfassen.9 In der durchorganisierten Münzprägung eines antiken Großstaats wer-den Münzen nicht willkürlich auf einer ad hoc-Basis hergestellt; ihre Produktion folgt vielmehr genau durchdachten und von der Zentralregierung entweder bestimmten oder doch genehmigten Prägeplänen. Diese sind uns naturgemäß verloren, doch kann eine sorgsame Analyse der Münzen eine zumindest annähernde Rekonst-

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Nikolaus Schindel

__________19 19 Göbl 1984, S. 58–75, Cribb 1999, v.a. S. 183, 188, das späteste bekannte Datum für Va-

sudeva I. ist Jahr 98 der Kanishka-Ära. Wie lange Vima Kadphises regierte, können wir nicht mit Sicherheit sagen.

20 Göbl 1984, S. 43.21 Alram 1986, S. 217–267.22 Für die Stück- und Stempelhäufigkeiten Göbl 1984, Taf. XVI–XXXIX, S. 100–138; zum kusha-

nischen Pantheon Göbl 1983.

Abb. 1: (links) Kushan, Vima Kadphises, Doppeldinar, Göbl Typ 12, CNG Auktion 90, 23. 5. 2012, Nr. 881, 15,94 g, 25 mm.

Abb. 2: (rechts) Kushan, Vima Kadphises, Vierteldinar, Göbl Typ 9, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 652, 1,99 g, 13 mm.

Abb. 3: (links) Kushan, Kanishka, Dinar, Göbl Typ 25, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 654, 7,98 g, 21 mm.

Abb. 4: (rechts) Kushan, Huvishka, Dinar, Münzstätte A, Göbl Typ 154, CNG Auktion 87, 18. 5. 2011, Nr. 771, 7,96 g, 21 mm.

Kushan nochmals schlechter. Wir verfügen abgesehen von den Münzen nur über isolierte Funde, die teilweise räumlich wie auch zeitlich weit auseinanderliegen und zudem oftmals unvollständig sind. Zudem dauert die „große Dynastie“ von Kanish-kas Vorgänger Vima Kadphises bis zum zweiten Herrscher nach ihm, Vasudeva I., wohl nicht viel mehr als eineinviertel Jahrhunderte.19 Dennoch zeigen die Einblicke in Kunst und Ideologie der Kushan stärkere Unterschiede zwischen den verschie-denen Königen, als sie im sasanidischen Iran nach Ardashir I. zu beobachten sind. Vima lässt sich auf seinen Münzen meist im Brustbild abbilden (Abb. 1), und ver-wendet stets den Gott Oesho (Abb. 1) oder dessen Symbol, den Dreizack (Abb. 2), auf den Reversen seiner Prägungen.20

Die Legenden sind am Avers in Griechisch, am Revers in Kharoshti verfasst und folgen damit dem Vorbild der Indo-Griechen und Indo-Skythen.21 Kanishka hinge-gen wird stets als Ganzfigur abgebildet (Abb. 3); seine Rückseiten zeigen verschie-dene Gottheiten, unter denen der Gott des Lebenshauches, Wesh (auf den Münzen Oesho), der Sonnengott Mihr/Mithras (auf den Münzen Miiro) (Abb. 4), der Mond-gott Mao sowie die Göttin Nana am häufigsten sind.22

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________14 Grenet et al. 2007.15 Detailliert Alram – Gyselen 2003; Alram – Gyselen 2012; Schindel 2004 für die Periode 224

bis 531; zusammenfassend Göbl 1971; als bibliographisches Hilfsmittel Malek 1993; für das onomastische Material Alram 1986.

16 Grundlegend Erdmann 1951.17 Boyce 2007. 18 Abgesehen von den Münzen sind zu erwähnen für literarische Belege Abka‛i-Khavari 2000;

für Reliefs und Silberware Ghirshman 1962; Harper 1981; Harper 1998.

Identität des Königs auf dem Felsrelief von Rag-i Bibi; dass es sich um Shapur I. handeln muss, wie die Erstbearbeiter meinen, scheint mir nicht gesichert zu sein, und ohne Sicherheit, welcher Sasanidenkönig denn dargestellt war – so es denn kein Kushanshah war – ist der historische Wert dieses freilich dennoch höchst be-merkenswerten Reliefs nicht allzu groß.14

Sasanidische Münzen sind trotz ständiger kleiner Veränderungen im Großen und Ganzen betrachtet einheitlich.15 Vom Dynastiegründer Ardashir I. (224–240) bis zum letzten König Yazdgerd III. (632–651) zeigen sasanidische Prägungen nahezu immer auf der Vorderseite das Brustbild des regierenden Königs nach rechts mit einer in Pehlevi verfassten mittelpersischen Aufschrift. Die Rückseite zeigt den zo-roastrischen Feueraltar, ab Ardashirs Nachfolger Shapur I. links und rechts davon eine Figur, die ab dem 4. Jahrhundert in beiden Fällen den Großkönig meint. Ein Charakteristikum der westiranischen Kunst der Sasanidenzeit sind die individuellen Kronen:16 Bis ins 6. Jhdt. hinein trägt jeder Herrscher eine für ihn typische Krone, in der die Embleme eines oder mehrerer Götter des zoroastrischen Pantheons verwendet werden.17 Am häufigsten kommen gesamthaft gesehen Mauerzinnen vor, das Emblem des höchsten zoroastrischen Gottes Ahuramazda; sehr beliebt sind auch Flügel, mit denen auf den Siegesgott Verethragna angespielt wird. Die selben Verweise bezeugt auch das onomastische Material: Die Namen Ohrmazd (= Ahuramazda) und Wahram (= Verethragna) kommen mit jeweils sechs Trägern am häufigsten in der sasanidischen Königsliste vor. Ein wichtiges Gestaltungsele-ment in der gesamten sasanidischen Kunst sind die Diadembänder – oftmals quer-gerippt dargestellt, ein typisches Charakteristikum des Kunstschaffens im sasani-dischen Iran – sowie die Haarballen: Gemäß der Vorstellung von der körperlichen Kraft des Königs hat er auch einen üppigen Bart- und Haarwuchs. Der Bart wird unter dem Kinn zu einer Kugel zusammengebunden, das Haupthaar im Nacken in zwei Ballen sowie oberhalb der Schädelkalotte zu einer weiteren, hier jedoch stoffumhüllten Kugel, die Korymbos genannt wird. Gleichfalls typisch für den Sasa-nidenkönig sind seine kunstvollen Ohrringe. Das Gewand des Königs zeigen uns die Münzen auf der Vorderseite nur teilweise, auf der Rückseite stark verkleinert, doch lassen hier andere Kunstgattungen wie etwa die Felsreliefs und die Silber-schalen sichere Schlüsse zu: Der Herrscher trägt eine reichverzierte Tunica, Ho-sen, sowie oftmals einen Mantel. Vor der Brust wird ein Schmuckstück dargestellt, das mit Trägern über den Schultern gehalten wird.18

Betrachten wir nun im Vergleich dazu die Kushan-Könige, wobei einschränkend zwei Punkte betont werden müssen: Wenn schon für den sasanidischen Iran die Informationen reichlicher vorhanden sein könnten, so ist die Quellenlage für die

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Nikolaus Schindel

__________19 19 Göbl 1984, S. 58–75, Cribb 1999, v.a. S. 183, 188, das späteste bekannte Datum für Va-

sudeva I. ist Jahr 98 der Kanishka-Ära. Wie lange Vima Kadphises regierte, können wir nicht mit Sicherheit sagen.

20 Göbl 1984, S. 43.21 Alram 1986, S. 217–267.22 Für die Stück- und Stempelhäufigkeiten Göbl 1984, Taf. XVI–XXXIX, S. 100–138; zum kusha-

nischen Pantheon Göbl 1983.

Abb. 1: (links) Kushan, Vima Kadphises, Doppeldinar, Göbl Typ 12, CNG Auktion 90, 23. 5. 2012, Nr. 881, 15,94 g, 25 mm.

Abb. 2: (rechts) Kushan, Vima Kadphises, Vierteldinar, Göbl Typ 9, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 652, 1,99 g, 13 mm.

Abb. 3: (links) Kushan, Kanishka, Dinar, Göbl Typ 25, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 654, 7,98 g, 21 mm.

Abb. 4: (rechts) Kushan, Huvishka, Dinar, Münzstätte A, Göbl Typ 154, CNG Auktion 87, 18. 5. 2011, Nr. 771, 7,96 g, 21 mm.

Kushan nochmals schlechter. Wir verfügen abgesehen von den Münzen nur über isolierte Funde, die teilweise räumlich wie auch zeitlich weit auseinanderliegen und zudem oftmals unvollständig sind. Zudem dauert die „große Dynastie“ von Kanish-kas Vorgänger Vima Kadphises bis zum zweiten Herrscher nach ihm, Vasudeva I., wohl nicht viel mehr als eineinviertel Jahrhunderte.19 Dennoch zeigen die Einblicke in Kunst und Ideologie der Kushan stärkere Unterschiede zwischen den verschie-denen Königen, als sie im sasanidischen Iran nach Ardashir I. zu beobachten sind. Vima lässt sich auf seinen Münzen meist im Brustbild abbilden (Abb. 1), und ver-wendet stets den Gott Oesho (Abb. 1) oder dessen Symbol, den Dreizack (Abb. 2), auf den Reversen seiner Prägungen.20

Die Legenden sind am Avers in Griechisch, am Revers in Kharoshti verfasst und folgen damit dem Vorbild der Indo-Griechen und Indo-Skythen.21 Kanishka hinge-gen wird stets als Ganzfigur abgebildet (Abb. 3); seine Rückseiten zeigen verschie-dene Gottheiten, unter denen der Gott des Lebenshauches, Wesh (auf den Münzen Oesho), der Sonnengott Mihr/Mithras (auf den Münzen Miiro) (Abb. 4), der Mond-gott Mao sowie die Göttin Nana am häufigsten sind.22

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________14 Grenet et al. 2007.15 Detailliert Alram – Gyselen 2003; Alram – Gyselen 2012; Schindel 2004 für die Periode 224

bis 531; zusammenfassend Göbl 1971; als bibliographisches Hilfsmittel Malek 1993; für das onomastische Material Alram 1986.

16 Grundlegend Erdmann 1951.17 Boyce 2007. 18 Abgesehen von den Münzen sind zu erwähnen für literarische Belege Abka‛i-Khavari 2000;

für Reliefs und Silberware Ghirshman 1962; Harper 1981; Harper 1998.

Identität des Königs auf dem Felsrelief von Rag-i Bibi; dass es sich um Shapur I. handeln muss, wie die Erstbearbeiter meinen, scheint mir nicht gesichert zu sein, und ohne Sicherheit, welcher Sasanidenkönig denn dargestellt war – so es denn kein Kushanshah war – ist der historische Wert dieses freilich dennoch höchst be-merkenswerten Reliefs nicht allzu groß.14

Sasanidische Münzen sind trotz ständiger kleiner Veränderungen im Großen und Ganzen betrachtet einheitlich.15 Vom Dynastiegründer Ardashir I. (224–240) bis zum letzten König Yazdgerd III. (632–651) zeigen sasanidische Prägungen nahezu immer auf der Vorderseite das Brustbild des regierenden Königs nach rechts mit einer in Pehlevi verfassten mittelpersischen Aufschrift. Die Rückseite zeigt den zo-roastrischen Feueraltar, ab Ardashirs Nachfolger Shapur I. links und rechts davon eine Figur, die ab dem 4. Jahrhundert in beiden Fällen den Großkönig meint. Ein Charakteristikum der westiranischen Kunst der Sasanidenzeit sind die individuellen Kronen:16 Bis ins 6. Jhdt. hinein trägt jeder Herrscher eine für ihn typische Krone, in der die Embleme eines oder mehrerer Götter des zoroastrischen Pantheons verwendet werden.17 Am häufigsten kommen gesamthaft gesehen Mauerzinnen vor, das Emblem des höchsten zoroastrischen Gottes Ahuramazda; sehr beliebt sind auch Flügel, mit denen auf den Siegesgott Verethragna angespielt wird. Die selben Verweise bezeugt auch das onomastische Material: Die Namen Ohrmazd (= Ahuramazda) und Wahram (= Verethragna) kommen mit jeweils sechs Trägern am häufigsten in der sasanidischen Königsliste vor. Ein wichtiges Gestaltungsele-ment in der gesamten sasanidischen Kunst sind die Diadembänder – oftmals quer-gerippt dargestellt, ein typisches Charakteristikum des Kunstschaffens im sasani-dischen Iran – sowie die Haarballen: Gemäß der Vorstellung von der körperlichen Kraft des Königs hat er auch einen üppigen Bart- und Haarwuchs. Der Bart wird unter dem Kinn zu einer Kugel zusammengebunden, das Haupthaar im Nacken in zwei Ballen sowie oberhalb der Schädelkalotte zu einer weiteren, hier jedoch stoffumhüllten Kugel, die Korymbos genannt wird. Gleichfalls typisch für den Sasa-nidenkönig sind seine kunstvollen Ohrringe. Das Gewand des Königs zeigen uns die Münzen auf der Vorderseite nur teilweise, auf der Rückseite stark verkleinert, doch lassen hier andere Kunstgattungen wie etwa die Felsreliefs und die Silber-schalen sichere Schlüsse zu: Der Herrscher trägt eine reichverzierte Tunica, Ho-sen, sowie oftmals einen Mantel. Vor der Brust wird ein Schmuckstück dargestellt, das mit Trägern über den Schultern gehalten wird.18

Betrachten wir nun im Vergleich dazu die Kushan-Könige, wobei einschränkend zwei Punkte betont werden müssen: Wenn schon für den sasanidischen Iran die Informationen reichlicher vorhanden sein könnten, so ist die Quellenlage für die

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Nikolaus Schindel

__________28 Göbl 1984, S. 35.29 Grundsätzlich die typologischen Bemerkungen bei Göbl 1984, S. 33–35, unsystematischer

dagegen Rosenfield 1967, S. 22–25, 54–57, 61–66.30 Schindel 2004, Bd. 1, S. 74.

Parallel zu diesen grundtypologischen Änderungen in der kushanischen Münzprä-gung lassen sich auch erheblich Unterschiede in der Königsdarstellung beobach-ten. Da die Münzen unsere bei weitem wichtigste Quelle sind, können wir diese Variationen und Entwicklungen gut beobachten; für schlüssige Erklärungen liefert das Medium Münze freilich zu wenig verlässliche Anhaltspunkte, zumal ja die abso-lutchronologischen Unsicherheiten – Stichwort Kanishka-Ära – etwaige historische Querverbindungen mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren belasten. Bleiben wir aber fürs erste bei der Beschreibung, und lassen wir die Deutung noch beiseite. Vima Kadphises stellt sich als zentralasiatischer Herrscher dar: Sein Kaftan, die Keule (eine typische Waffe der Reiternomaden) sowie die unterschiedlichen Throne, die er verwendet, passen eindeutig in diese Kategorie (Abb. 1). Anders steht es mit seiner Darstellung auf einem Elefanten oder in einem kleinen Fenster (Göbl Typ28 8, 9) (Abb. 2): Hier werden indische Vorstellungen und indische Bilder verwendet.29 Es ist allerdings höchst wichtig, sich vor Augen zu halten, dass in der Numismatik auch die Häufigkeiten eine Rolle spielen. Vergleicht man nun die Zahl der Typen mit zen-tralasiatischem Bildgehalt mit denen, die man eher dem indischen Raum zuordnen mag, dann ergibt sich ein klares und eindeutiges Vorherrschen der ersten Gruppe: Der König zu Elefant ist ein seltener Sondertyp, und der „Fenstergucker“-Typ findet sich auf Vierteldinaren. Hier mag die geringe Größe der Stempel eine innovati-ve Lösung zur Folge gehabt. Besondere Betonung verdient die Schulterflamme, die ab Vima regelmäßig auf kushanischen Münzen vorkommt (Abb. 1, 3, 5, 6): Sie verkörpert das khwarrah, den göttlichen Herrscherglanz, und ist ein höchst be-deutendes Element in der iranischen Herrscherideologie. Bemerkenswerterweise findet sie sich in der sasanidischen Münzprägung ausschließlich auf den Münzen des Königs Walkash (484–488), dessen Regierung nach jedem Ansatz so lange nach dem Ende der „großen Dynastie“ bei den Kushan beginnt, dass eine direkte Beeinflussung durch die Kushan nicht mehr vorstellbar ist.30 Die Schulterflamme ist für uns aber aus folgendem Grunde von großer Wichtigkeit: Verließe man sich nur auf die Trachtelemente, so könnte man Vima für einen Nomadenhäuptling halten, dessen Prägungen keine Verbindungen zu westiranischen Praktiken der Sasani-denzeit aufweisen. Die Verwendung eines genuin iranischen Elements, das meines Wissens nicht als Übernahme von außen gedeutet werden kann, zeigt, dass hinter dieser fürs erste nicht offensichtlich iranischen Fassade durchaus im Kern iranische Konzepte stehen. Nicht vergessen werden darf hier auch, dass zwar unsere Vor-stellungen von der westiranischen Kultur und Ideologie der Sasanidenzeit (und mit Abstrichen auch der parthischen Periode) relativ deutlich sind, für Ostiran die Dinge aber nicht nur wegen der schlechten Quellenlage unklarer sind, sondern auch des-wegen, weil keine so klar profilierte und prägende Leitkultur wie die der Sasaniden in Westiran existiert. Bei aller Bedeutung der Kushan existieren auch während ihrer besten Zeiten etwa in Sogdien und Choresmien ostiranische Kulturbereiche, die in vielerlei Hinsicht völlig abweichende gesellschaftliche und kulturelle Vorstellungen

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________23 Cribb 1984.24 Göbl 1960.25 Cribb 1999, S. 180; für eine detaillierte Behandlung Sims-Williams/Cribb 1995/96. 26 Göbl 1984, Taf. 11–27.27 Göbl 1984, S. 70–79, seine Deutung eines religiösen Gegensatzes zwischen „Shivaiten“ und

„Ardochshiten“, noch dazu als Hauptgrund für den Niedergang des Kushanreiches, scheint mir in dieser Schärfe nicht zuzutreffen, zumal das geographische Element in Göbls Ausfüh-rungen zu kurz kommt.

Abb. 5: (links) Kushan, Huvishka, Dinar, Münzstätte B, Göbl Typ 342, CNG Auktion 91, 19. 9. 2012, Nr. 457, 7,99 g, 22 mm.

Abb. 6: (rechts) Kushan, Vasudeva I, Dinar, Balkh, Göbl Typ 509, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 672, 8,00 g, 21 mm.

Abb. 7: (links) Kushan, Vasudeva I, AE. Göbl Typ 1010, Institut für Archäologie, UAW, Samarkand, 4,97 g, 18 mm.

Abb. 8: (rechts) Kushan, Vasudeva II, Dinar, Göbl Typ 574, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 676, 7,82 g, 20 mm.

Besondere Aufmerksamkeit haben die freilich sehr seltenen Ausgaben mit Buddha- Darstellungen gefunden.23 Während die erste Münzemission des Kanishka aus-schließlich griechische Aufschriften trägt (Abb. 3) und damit vom zweisprachigen Vorbild seines Vorgängers Vima abweicht,24 sind seine übrigen Prägungen in Baktrisch beschriftet. Wir wissen aus der Inschrift von Rabatak, dass Kanishka selbst diese Sprache als „arisch“ bezeichnete.25 Sein Nachfolger Huvishka wird auf den Goldmünzen im Brustbild abgebildet (Abb. 4, 5); der Variantenreichtum seiner Reverse übertrifft noch den seines Vorgängers.26 Ab Vasudeva I. setzt sich dann endgültig die Standfigur durch (Abb. 6, 7); sehr bald erfolgt eine Reduzierung des Typenrepertoires auf der Rückseite auf lediglich zwei Varianten, entweder Oesho (Abb. 6, 7) oder Ardochsho (Abb. 8).27 Dagegen wirkt die Grundtypologie bei den Sasaniden je nach Betrachtungsweise einheitlicher oder starrer (Abb. 18, 19, 22, 23, 29-32).

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__________28 Göbl 1984, S. 35.29 Grundsätzlich die typologischen Bemerkungen bei Göbl 1984, S. 33–35, unsystematischer

dagegen Rosenfield 1967, S. 22–25, 54–57, 61–66.30 Schindel 2004, Bd. 1, S. 74.

Parallel zu diesen grundtypologischen Änderungen in der kushanischen Münzprä-gung lassen sich auch erheblich Unterschiede in der Königsdarstellung beobach-ten. Da die Münzen unsere bei weitem wichtigste Quelle sind, können wir diese Variationen und Entwicklungen gut beobachten; für schlüssige Erklärungen liefert das Medium Münze freilich zu wenig verlässliche Anhaltspunkte, zumal ja die abso-lutchronologischen Unsicherheiten – Stichwort Kanishka-Ära – etwaige historische Querverbindungen mit erheblichen Unsicherheitsfaktoren belasten. Bleiben wir aber fürs erste bei der Beschreibung, und lassen wir die Deutung noch beiseite. Vima Kadphises stellt sich als zentralasiatischer Herrscher dar: Sein Kaftan, die Keule (eine typische Waffe der Reiternomaden) sowie die unterschiedlichen Throne, die er verwendet, passen eindeutig in diese Kategorie (Abb. 1). Anders steht es mit seiner Darstellung auf einem Elefanten oder in einem kleinen Fenster (Göbl Typ28 8, 9) (Abb. 2): Hier werden indische Vorstellungen und indische Bilder verwendet.29 Es ist allerdings höchst wichtig, sich vor Augen zu halten, dass in der Numismatik auch die Häufigkeiten eine Rolle spielen. Vergleicht man nun die Zahl der Typen mit zen-tralasiatischem Bildgehalt mit denen, die man eher dem indischen Raum zuordnen mag, dann ergibt sich ein klares und eindeutiges Vorherrschen der ersten Gruppe: Der König zu Elefant ist ein seltener Sondertyp, und der „Fenstergucker“-Typ findet sich auf Vierteldinaren. Hier mag die geringe Größe der Stempel eine innovati-ve Lösung zur Folge gehabt. Besondere Betonung verdient die Schulterflamme, die ab Vima regelmäßig auf kushanischen Münzen vorkommt (Abb. 1, 3, 5, 6): Sie verkörpert das khwarrah, den göttlichen Herrscherglanz, und ist ein höchst be-deutendes Element in der iranischen Herrscherideologie. Bemerkenswerterweise findet sie sich in der sasanidischen Münzprägung ausschließlich auf den Münzen des Königs Walkash (484–488), dessen Regierung nach jedem Ansatz so lange nach dem Ende der „großen Dynastie“ bei den Kushan beginnt, dass eine direkte Beeinflussung durch die Kushan nicht mehr vorstellbar ist.30 Die Schulterflamme ist für uns aber aus folgendem Grunde von großer Wichtigkeit: Verließe man sich nur auf die Trachtelemente, so könnte man Vima für einen Nomadenhäuptling halten, dessen Prägungen keine Verbindungen zu westiranischen Praktiken der Sasani-denzeit aufweisen. Die Verwendung eines genuin iranischen Elements, das meines Wissens nicht als Übernahme von außen gedeutet werden kann, zeigt, dass hinter dieser fürs erste nicht offensichtlich iranischen Fassade durchaus im Kern iranische Konzepte stehen. Nicht vergessen werden darf hier auch, dass zwar unsere Vor-stellungen von der westiranischen Kultur und Ideologie der Sasanidenzeit (und mit Abstrichen auch der parthischen Periode) relativ deutlich sind, für Ostiran die Dinge aber nicht nur wegen der schlechten Quellenlage unklarer sind, sondern auch des-wegen, weil keine so klar profilierte und prägende Leitkultur wie die der Sasaniden in Westiran existiert. Bei aller Bedeutung der Kushan existieren auch während ihrer besten Zeiten etwa in Sogdien und Choresmien ostiranische Kulturbereiche, die in vielerlei Hinsicht völlig abweichende gesellschaftliche und kulturelle Vorstellungen

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________23 Cribb 1984.24 Göbl 1960.25 Cribb 1999, S. 180; für eine detaillierte Behandlung Sims-Williams/Cribb 1995/96. 26 Göbl 1984, Taf. 11–27.27 Göbl 1984, S. 70–79, seine Deutung eines religiösen Gegensatzes zwischen „Shivaiten“ und

„Ardochshiten“, noch dazu als Hauptgrund für den Niedergang des Kushanreiches, scheint mir in dieser Schärfe nicht zuzutreffen, zumal das geographische Element in Göbls Ausfüh-rungen zu kurz kommt.

Abb. 5: (links) Kushan, Huvishka, Dinar, Münzstätte B, Göbl Typ 342, CNG Auktion 91, 19. 9. 2012, Nr. 457, 7,99 g, 22 mm.

Abb. 6: (rechts) Kushan, Vasudeva I, Dinar, Balkh, Göbl Typ 509, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 672, 8,00 g, 21 mm.

Abb. 7: (links) Kushan, Vasudeva I, AE. Göbl Typ 1010, Institut für Archäologie, UAW, Samarkand, 4,97 g, 18 mm.

Abb. 8: (rechts) Kushan, Vasudeva II, Dinar, Göbl Typ 574, Triton Auktion 16, 8. 1. 2013, Nr. 676, 7,82 g, 20 mm.

Besondere Aufmerksamkeit haben die freilich sehr seltenen Ausgaben mit Buddha- Darstellungen gefunden.23 Während die erste Münzemission des Kanishka aus-schließlich griechische Aufschriften trägt (Abb. 3) und damit vom zweisprachigen Vorbild seines Vorgängers Vima abweicht,24 sind seine übrigen Prägungen in Baktrisch beschriftet. Wir wissen aus der Inschrift von Rabatak, dass Kanishka selbst diese Sprache als „arisch“ bezeichnete.25 Sein Nachfolger Huvishka wird auf den Goldmünzen im Brustbild abgebildet (Abb. 4, 5); der Variantenreichtum seiner Reverse übertrifft noch den seines Vorgängers.26 Ab Vasudeva I. setzt sich dann endgültig die Standfigur durch (Abb. 6, 7); sehr bald erfolgt eine Reduzierung des Typenrepertoires auf der Rückseite auf lediglich zwei Varianten, entweder Oesho (Abb. 6, 7) oder Ardochsho (Abb. 8).27 Dagegen wirkt die Grundtypologie bei den Sasaniden je nach Betrachtungsweise einheitlicher oder starrer (Abb. 18, 19, 22, 23, 29-32).

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__________33 Wichtig für den Problemkomplex Oesho/Shiva Cribb 1997.34 Abbildungen der genannten Felsreliefs in Alram – Gyselen 2003, Taf. 44; für die Inschriften

der Feldreliefs35 Göbl 1984, S. 36, Taf. 4–9, 74–82 .36 Rosenfield 1967, Taf. 2, 120.37 Göbl 1993, S. 26 f.; Göbl 1999, S. 158, Taf. 3; eine kleinere Behandlung dieses Themas be-

reite ich gerade für die Publikation vor.

Münzrückseiten ab Kanishka I. mit Tunica und Mantel und nicht wie Oesho halb-nackt dargestellt werden.33 Dennoch aber kann man, um es nochmals zu betonen, dem kushanischen Wesh keinesfalls seine ostiranische Identität absprechen. Dass dieselbe Gottheit in einem multikulturellen Staateswesen wie dem Kushanreich von unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich gesehen werden konnte, versteht sich von selbst. Für einen Römer oder Griechen war der Gott, der in Naqsh-i Rustam Ardashir I. das Diadem überreichte, Zeus, wie es auch die griechische Legende dieses sasanidischen Felsreliefs besagt, während die gleiche Darstellung für einen Iranier ohne Zweifel als Ahuramazda erkennbar war; diesen Namen verwendet die Pehlevi-Version der erläuternden Inschrift.34 Unter Kanishka I. ändert sich bezüglich der Tracht wenig, wie der Vergleich mit den seltenen ganzfigurigen Prägungen seines Vaters beweist; Kanishka selbst lässt sich sowohl im Gold wie auch im Kupfer stets stehend darstellen (Abb. 3).35 Dieselbe Darstellungskonvention findet sich sowohl in Surkh Kotal in Afghanistan, in Termez (Süd-Usbekistan), wie auch in Mathura im heutigen Indien:36 In diesen räumlich und historisch weit voneinander entfernten Gebieten wurde also dieselbe imperiale Bild-sprache von den Kushan verwendet, auch wenn man gewisse Brechungen durch lokale Künstlerschulen und -traditionen in Rechnung zu stellen hat. Ein gewisser Unterschied in der Kleidung besteht jedoch darin, dass Kanishka eine knielange Tunica mit einem Mantel darüber trägt, Vima dagegen einen langärmeligen Kaftan über der Tunica. Huvishka, der Nachfolger des Kanishka, trägt dagegen nur eine Tunica oder ein Hemd – da er auf seinen Goldmünzen stets nur im Brustbild darge-stellt wird (Abb. 18, 19), ist eine Unterscheidung nicht möglich, und die typologisch völlig eigenständige Kupferausgaben helfen nicht viel, da Details der Tracht auf-grund der meist schlechten Ausprägung und Erhaltung nicht mit der gewünschten Klarheit ausgemacht werden können. Nicht nur das Fehlen des Mantels, sondern auch der mit einer Perlreihe geschmückte Halsausschnitt erinnern stark an die Aversgestaltung sasanidischer Münzen ab Ardashir I., ebenso wie die quergeripp-ten Diadembänder (Abb. 9).37 Dieses Charakteristikum sasanidischer Kunst findet

Abb. 9: Sasaniden, Ardashir I. (224–240), Tetradrachme, Münzstätte C („Ctesiphon“), Typ IIe/3a, Slg. Schaaf, 3,92 g, 22 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________31 Litvinsky 1996. 32 Alram – Klimburg-Salter 1999; Srinivasan 2007.

pflegten (und nicht zuletzt völlig andere numismatische Traditionen).31 Konkret soll das heißen, dass wir zwar die nomadische Tracht des Vima Kadphises üblicher-weise nicht als typisch iranisch kategorisieren würden, dass dies aber nur dann zutrifft, wenn wir einen westiranischen Standpunkt einnehmen: Ein sasanidischer Großkönig würde sich niemals in dieser Art abbilden lassen. Wir können aber gera-de aufgrund des Mangels von Bildquellen aus Baktrien vor der Kushanzeit nicht mit der notwendigen Sicherheit sagen, ob die Darstellung des Vima von einem Baktrier, also einem Ostiranier aus dem Kerngebiet des Kushanreiches, als fremd oder doch als gut (ost-)iranisch eingeordnet worden wäre. Damit sind wir auch schon bei ei-nem der Kernprobleme: Welche Elemente brachten die Kushan nach Baktrien mit, welche trafen sie dort an, und welche Übereinstimmungen gab es? Oder, anders gefragt: Ist die Kultur der Kushan, wie sie uns in Baktrien entgegentritt, eine Step-penkultur, die der urbanen Gesellschaft Baktriens übergestülpt wurde, oder wurden die Kushan durch den baktrischen Einfluss so stark iranisiert, dass von ihrer ur-sprünglichen Kultur wenig übrigblieb? Auch wenn einige bedeutende Funde Licht auf die Frühzeit der Kushan werfen,32 so können diese Fragen heute doch meines Erachtens noch nicht mit der notwendigen Sicherheit beantwortet werden.Ein Problem der Kushanzeit liegt darin begründet, dass viele ihrer Forscher aus dem Gebiet der Indologie kommen und daher – oftmals vielleicht unbewusst – die Kushan durch die indische Brille betrachten. Das ist aber genauso problematisch, als ob die Geschichte der römischen Kaiserzeit hauptsächlich von Ägyptologen auf der Grundlage ägyptischer Fundstücke (trotz deren unbestrittener Bedeutung) be-forscht werden würde. Eine Folge ist eine gewisse Tendenz zu Zirkelschlüssen: Die Gottheit, die auf den Reversen des Vima abgebildet (Abb. 1) und ab Kanishka als Oesho benannt wird (vgl. Abb. 6), sprechen viele Forscher als Shiva an, womit sie sie mit einem indischen Gott identifizieren. Dadurch würde das häufigste kushani-sche Reversbild in Indien verortet werden, was potenziell von großer Bedeutung für unser Verständnis der Kushan wäre. Es scheint mir aber wahrscheinlicher, dass der Dargestellte tatsächlich ein ostiranischer Gott ist, ebenso wie die meisten anderen von den Kushan auf ihren Münzen abgebildeten Gottheiten – die bekannteste Aus-nahme ist Buddha, wobei Prägungen mit seiner Darstellung, dies sei betont, extrem selten sind. Die Legenden nennen nun die oben besprochene Gottheit „Oesho“, was die baktrische Schreibung des Namens Wesh ist. Nun ist es unwahrscheinlich, dass es eine eigenständige baktrische Ikonographie des Wesh gab, weshalb die Übernahme anderer Darstellungskonventionen ein naheliegendes Vorgehen gewe-sen wäre. Cribb hat die Meinung vertreten, dass die Oesho-Darstellung keinesfalls völlig mit der Ikonographie des Shiva übereinstimmt, weshalb abgesehen von der Tatsache, dass dieser Gott eben als Wesh bezeichnet wird, auch die Darstellung an sich nicht notwendigerweise als völlig indisch und uniranisch gelten kann. Dass sich der ostiranische Wesh dennoch in einem gewissen Ausmaß der Kleider des Shiva bedient, kann freilich im Vergleich zu den anderen kushanischen Götterdar-stellungen nicht geleugnet werden, da zum Beispiel die übrigen Götter auf den

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__________33 Wichtig für den Problemkomplex Oesho/Shiva Cribb 1997.34 Abbildungen der genannten Felsreliefs in Alram – Gyselen 2003, Taf. 44; für die Inschriften

der Feldreliefs35 Göbl 1984, S. 36, Taf. 4–9, 74–82 .36 Rosenfield 1967, Taf. 2, 120.37 Göbl 1993, S. 26 f.; Göbl 1999, S. 158, Taf. 3; eine kleinere Behandlung dieses Themas be-

reite ich gerade für die Publikation vor.

Münzrückseiten ab Kanishka I. mit Tunica und Mantel und nicht wie Oesho halb-nackt dargestellt werden.33 Dennoch aber kann man, um es nochmals zu betonen, dem kushanischen Wesh keinesfalls seine ostiranische Identität absprechen. Dass dieselbe Gottheit in einem multikulturellen Staateswesen wie dem Kushanreich von unterschiedlichen Gruppen unterschiedlich gesehen werden konnte, versteht sich von selbst. Für einen Römer oder Griechen war der Gott, der in Naqsh-i Rustam Ardashir I. das Diadem überreichte, Zeus, wie es auch die griechische Legende dieses sasanidischen Felsreliefs besagt, während die gleiche Darstellung für einen Iranier ohne Zweifel als Ahuramazda erkennbar war; diesen Namen verwendet die Pehlevi-Version der erläuternden Inschrift.34 Unter Kanishka I. ändert sich bezüglich der Tracht wenig, wie der Vergleich mit den seltenen ganzfigurigen Prägungen seines Vaters beweist; Kanishka selbst lässt sich sowohl im Gold wie auch im Kupfer stets stehend darstellen (Abb. 3).35 Dieselbe Darstellungskonvention findet sich sowohl in Surkh Kotal in Afghanistan, in Termez (Süd-Usbekistan), wie auch in Mathura im heutigen Indien:36 In diesen räumlich und historisch weit voneinander entfernten Gebieten wurde also dieselbe imperiale Bild-sprache von den Kushan verwendet, auch wenn man gewisse Brechungen durch lokale Künstlerschulen und -traditionen in Rechnung zu stellen hat. Ein gewisser Unterschied in der Kleidung besteht jedoch darin, dass Kanishka eine knielange Tunica mit einem Mantel darüber trägt, Vima dagegen einen langärmeligen Kaftan über der Tunica. Huvishka, der Nachfolger des Kanishka, trägt dagegen nur eine Tunica oder ein Hemd – da er auf seinen Goldmünzen stets nur im Brustbild darge-stellt wird (Abb. 18, 19), ist eine Unterscheidung nicht möglich, und die typologisch völlig eigenständige Kupferausgaben helfen nicht viel, da Details der Tracht auf-grund der meist schlechten Ausprägung und Erhaltung nicht mit der gewünschten Klarheit ausgemacht werden können. Nicht nur das Fehlen des Mantels, sondern auch der mit einer Perlreihe geschmückte Halsausschnitt erinnern stark an die Aversgestaltung sasanidischer Münzen ab Ardashir I., ebenso wie die quergeripp-ten Diadembänder (Abb. 9).37 Dieses Charakteristikum sasanidischer Kunst findet

Abb. 9: Sasaniden, Ardashir I. (224–240), Tetradrachme, Münzstätte C („Ctesiphon“), Typ IIe/3a, Slg. Schaaf, 3,92 g, 22 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________31 Litvinsky 1996. 32 Alram – Klimburg-Salter 1999; Srinivasan 2007.

pflegten (und nicht zuletzt völlig andere numismatische Traditionen).31 Konkret soll das heißen, dass wir zwar die nomadische Tracht des Vima Kadphises üblicher-weise nicht als typisch iranisch kategorisieren würden, dass dies aber nur dann zutrifft, wenn wir einen westiranischen Standpunkt einnehmen: Ein sasanidischer Großkönig würde sich niemals in dieser Art abbilden lassen. Wir können aber gera-de aufgrund des Mangels von Bildquellen aus Baktrien vor der Kushanzeit nicht mit der notwendigen Sicherheit sagen, ob die Darstellung des Vima von einem Baktrier, also einem Ostiranier aus dem Kerngebiet des Kushanreiches, als fremd oder doch als gut (ost-)iranisch eingeordnet worden wäre. Damit sind wir auch schon bei ei-nem der Kernprobleme: Welche Elemente brachten die Kushan nach Baktrien mit, welche trafen sie dort an, und welche Übereinstimmungen gab es? Oder, anders gefragt: Ist die Kultur der Kushan, wie sie uns in Baktrien entgegentritt, eine Step-penkultur, die der urbanen Gesellschaft Baktriens übergestülpt wurde, oder wurden die Kushan durch den baktrischen Einfluss so stark iranisiert, dass von ihrer ur-sprünglichen Kultur wenig übrigblieb? Auch wenn einige bedeutende Funde Licht auf die Frühzeit der Kushan werfen,32 so können diese Fragen heute doch meines Erachtens noch nicht mit der notwendigen Sicherheit beantwortet werden.Ein Problem der Kushanzeit liegt darin begründet, dass viele ihrer Forscher aus dem Gebiet der Indologie kommen und daher – oftmals vielleicht unbewusst – die Kushan durch die indische Brille betrachten. Das ist aber genauso problematisch, als ob die Geschichte der römischen Kaiserzeit hauptsächlich von Ägyptologen auf der Grundlage ägyptischer Fundstücke (trotz deren unbestrittener Bedeutung) be-forscht werden würde. Eine Folge ist eine gewisse Tendenz zu Zirkelschlüssen: Die Gottheit, die auf den Reversen des Vima abgebildet (Abb. 1) und ab Kanishka als Oesho benannt wird (vgl. Abb. 6), sprechen viele Forscher als Shiva an, womit sie sie mit einem indischen Gott identifizieren. Dadurch würde das häufigste kushani-sche Reversbild in Indien verortet werden, was potenziell von großer Bedeutung für unser Verständnis der Kushan wäre. Es scheint mir aber wahrscheinlicher, dass der Dargestellte tatsächlich ein ostiranischer Gott ist, ebenso wie die meisten anderen von den Kushan auf ihren Münzen abgebildeten Gottheiten – die bekannteste Aus-nahme ist Buddha, wobei Prägungen mit seiner Darstellung, dies sei betont, extrem selten sind. Die Legenden nennen nun die oben besprochene Gottheit „Oesho“, was die baktrische Schreibung des Namens Wesh ist. Nun ist es unwahrscheinlich, dass es eine eigenständige baktrische Ikonographie des Wesh gab, weshalb die Übernahme anderer Darstellungskonventionen ein naheliegendes Vorgehen gewe-sen wäre. Cribb hat die Meinung vertreten, dass die Oesho-Darstellung keinesfalls völlig mit der Ikonographie des Shiva übereinstimmt, weshalb abgesehen von der Tatsache, dass dieser Gott eben als Wesh bezeichnet wird, auch die Darstellung an sich nicht notwendigerweise als völlig indisch und uniranisch gelten kann. Dass sich der ostiranische Wesh dennoch in einem gewissen Ausmaß der Kleider des Shiva bedient, kann freilich im Vergleich zu den anderen kushanischen Götterdar-stellungen nicht geleugnet werden, da zum Beispiel die übrigen Götter auf den

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Nikolaus Schindel

__________41 41 Cribb 1981, S. 95; ich kann anhand der von mir bearbeiteten kushano-sasanidischen Kup-

fermünzen – im Gegensatz zu Göbl – die Richtigkeit der Lesung bestätigen.42 Gignoux 1986.43 Göbl 1984, Taf. 137 f.; Schindel 2012, S. 230 f.44 Die folgenden Ausführungen, die teilweise von Göbl 1984 und Göbl 1993 erheblich abwei-

chen, stammen aus meinem in Druckvorbereitung befindlichen Buch zur kushano-sasanidi-schen Kupferprägung.

geschwungenem unterem Saum. Beide Varianten sind völlig von der Kleidung auf den Münzen der Gupta-Herrscher zu unterschieden. Kommen wir nach diesem Überblick über die Herrscherdarstellungen bei den Sa-saniden und bei den Kushan nun zu den Kushano-Sasaniden. Es kann keinerlei Zweifel daran bestehen, dass es sich bei ihnen um Westiraner handelt: Mit einer einzigen Ausnahme (Meze)41 tragen alle kushano-sasanidischen Gouverneure Na-men, die auch von sasanidischen Großkönigen verwendet werden. Wenn man den generellen Reichtum des Namensmaterials in der Sasanidenzeit betrachtet,42 so kann das kein reiner Zufall sein. Zudem teilen sich sasanidische Großkönige und kushano-sasanidische Statthalter die beiden bedeutendsten Münzstätten im Osten des Sasanidenreiches, nämlich Marw (Abb. 10) und Herat.43 Insgesamt lassen sich für die Kushano-Sasaniden fünf Münzstätten festmachen:44 Aus Marw stammen sehr seltene Dinare und Drachmen, aus Herat noch seltenere Drachmen, allesamt in Pehlevi beschriftet und der sasanidischen Münztradition folgend. Interessanter-weise haben die Kushano-Sasaniden keinen Versuch unternommen, die sasanidi-sche Silberwährung im Kernbereich des ehemaligen Kushanreiches einzuführen – es gibt keine kushano-sasanidischen Drachmen aus Baktrien, wohl aber frühere sasanidische Reichsprägungen. Aus Balkh kennen wir signierte Dinare (Abb. 11), die in Baktrisch beschriftet sind, typologisch kushanischen Vorbildern folgen (Stand-figur am Avers/stehender Gott mit Stier am Revers) und auch die charakteristische Schüsselform der spätkushanischen Goldausgaben nördlich des Hindukusch auf-weisen. Südlich des Hindukusch wurden hauptsächlich große, dicke Kupfermün-zen ausgegeben, die meist in Baktrisch beschriftet sind, sich aber in der Typologie (Brustbild/Feueraltar) weit mehr an sasanidischen als an kushanischen Vorbildern orientieren. Eine kurze Vorphase, der zwei recht schattenhafte Herrscher angehö-ren – als Ardashir 1 und 2 bezeichnet – kann hier beiseitegelassen werden.

Abb. 10: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, Dinar, Marw, Göbl Typ 1026, London, British Museum, 6,87 g.

Abb. 11: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, Dinar, Balkh, Göbl Typ 707, Goldberg Auktion 44, 10. 2. 2008, Nr. 3679, 8,05 g, 28 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________38 Alram 1986, Taf. 29–32; Senior 2001, Bd. 2.39 Allan 1914, Taf. 1–15, 19 f., 21–24. 40 Göbl 1984, S. 37 f., Taf. 28–60.

sich auf den meisten Dinaren des Huvishka aus seiner Münzstätte A (Abb. 4) und vielen aus dem Prägeort B (Abb. 5). Dieses starke Argument Göbls wurde von den Befürwortern eines Ansatzes des Jahres Eins des Kanishka 127 (was für Huvishka als Regierungszeit nach der epigraphischen Evidenz maximal 151–191 n. Chr., mit-hin mehr als 30 Jahre vor Ardashir I., ergeben würde), soweit ich sehen kann, bis-her nicht entkräftet. Eine weitere Änderung gegenüber Kanishka ist, dass Huvishka in der einen Hand eine Art Keule – von Göbl als „Kolbenszepter“ bezeichnet – hält, in der anderen einen Ankus (Elefantenhaken). Damit wird ein eindeutiger Hinweis zum indischen Kulturraum hergestellt; schwerlich kann man den Elefantenhaken im ostiranischen Kontext sehen, mögen auch Elefanten in Westiran gebräuchlich ge-wesen sein. Ungefähr in der Mitte seiner Regierung ändert Huvishka seine Tracht: Er lässt sich nunmehr mit einem reichverzierten, enganliegenden Mantel über einer gleichfalls üppig geschmückten Tunica (bzw. einem Hemd) darstellen. Zudem ver-tauscht er die halbrunde bzw. halbellipsoide Haube seiner Vorgänger und seiner ersten Regierungshälfte mit einem reichgeschmückten Kronhelm. Insgesamt wird die Tracht sowohl kriegerischer, als auch stärker indisiert. Unter Huvishkas Nachfol-ger Vasudeva I. ändern sich die Dinge nochmals: Er wird stets mit einem bis zu den Knien reichenden Panzerhemd mit Panzerringen an den Armen bis zu den Händen und einem Helm in der Art der späteren Variante des Huvishka dargestellt (Abb. 6; stark vergröbert Abb. 7). Statt einer Hose trägt der König auch an den Unterschen-keln eine Panzerung. Mag der König auch einen indischen Namen tragen, so ist dies die Kleidung eines iranischen Reiterkriegers aus der zentralasiatischen Step-pe, wie sie etwa auch die indo-skythischen Herrscher auf ihren Münzen tragen.38

Der Prozess der Militarisierung des Herrscherbildes setzt sich also fort, während die Indisierung gestoppt wird. Die einzige Ausnahme mag hier der Dreizack dar-stellen, den der König von nun an hält (Abb. 6). Freilich stellt sich die Frage, ob der Dreizack im Baktrien der Kushanzeit auch als typisch indisch verstanden wurde: Immerhin ist Wesh, der ihn stets trägt, ein ostiranischer Gott in indischem Kleid, sodass eine gewisse Ambivalenz gegeben ist. Wie wir weiter unten sehen werden, lässt sich auf den kushano-sasanidischen Münzen eine deutliche Iranisierung in der Tracht der Gottheit auf den meisten Münzrückseiten feststellen, doch bleibt der Dreizack unangetastet, was zeigt, dass er entweder auch noch in der interpretatio Sasanica Sinn machte, oder aber so unverzichtbar war, dass ihn die sasanidischen Gouverneure beim besten Willen nicht loswerden konnten. Das Gegenbild zum Körperpanzer der späteren kushanischen Könige zeigen die Goldmünzen der ab der Mitte des 4. Jhdts. prägenden Gupta-Könige, die den Herrscher meist nur in Hosen und einer Art Jacke abbilden.39 Ausgaben aus Pakistan oder Nordindien, die einen „Samudra(gupta)“ genannten Herrscher zeigen und spätkushanischen Vorbildern folgen (Göbl Typ 611), sind die Ausnahme, die die Regel bestätigen. Ab Vasudeva I. gibt es nur noch seine Tracht oder als Alternative die Kleidung, die sein Rivale Kanishka II. trägt (Abb. 8),40 nämlich einen reichverzierten Kaftan mit stark

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Nikolaus Schindel

__________41 41 Cribb 1981, S. 95; ich kann anhand der von mir bearbeiteten kushano-sasanidischen Kup-

fermünzen – im Gegensatz zu Göbl – die Richtigkeit der Lesung bestätigen.42 Gignoux 1986.43 Göbl 1984, Taf. 137 f.; Schindel 2012, S. 230 f.44 Die folgenden Ausführungen, die teilweise von Göbl 1984 und Göbl 1993 erheblich abwei-

chen, stammen aus meinem in Druckvorbereitung befindlichen Buch zur kushano-sasanidi-schen Kupferprägung.

geschwungenem unterem Saum. Beide Varianten sind völlig von der Kleidung auf den Münzen der Gupta-Herrscher zu unterschieden. Kommen wir nach diesem Überblick über die Herrscherdarstellungen bei den Sa-saniden und bei den Kushan nun zu den Kushano-Sasaniden. Es kann keinerlei Zweifel daran bestehen, dass es sich bei ihnen um Westiraner handelt: Mit einer einzigen Ausnahme (Meze)41 tragen alle kushano-sasanidischen Gouverneure Na-men, die auch von sasanidischen Großkönigen verwendet werden. Wenn man den generellen Reichtum des Namensmaterials in der Sasanidenzeit betrachtet,42 so kann das kein reiner Zufall sein. Zudem teilen sich sasanidische Großkönige und kushano-sasanidische Statthalter die beiden bedeutendsten Münzstätten im Osten des Sasanidenreiches, nämlich Marw (Abb. 10) und Herat.43 Insgesamt lassen sich für die Kushano-Sasaniden fünf Münzstätten festmachen:44 Aus Marw stammen sehr seltene Dinare und Drachmen, aus Herat noch seltenere Drachmen, allesamt in Pehlevi beschriftet und der sasanidischen Münztradition folgend. Interessanter-weise haben die Kushano-Sasaniden keinen Versuch unternommen, die sasanidi-sche Silberwährung im Kernbereich des ehemaligen Kushanreiches einzuführen – es gibt keine kushano-sasanidischen Drachmen aus Baktrien, wohl aber frühere sasanidische Reichsprägungen. Aus Balkh kennen wir signierte Dinare (Abb. 11), die in Baktrisch beschriftet sind, typologisch kushanischen Vorbildern folgen (Stand-figur am Avers/stehender Gott mit Stier am Revers) und auch die charakteristische Schüsselform der spätkushanischen Goldausgaben nördlich des Hindukusch auf-weisen. Südlich des Hindukusch wurden hauptsächlich große, dicke Kupfermün-zen ausgegeben, die meist in Baktrisch beschriftet sind, sich aber in der Typologie (Brustbild/Feueraltar) weit mehr an sasanidischen als an kushanischen Vorbildern orientieren. Eine kurze Vorphase, der zwei recht schattenhafte Herrscher angehö-ren – als Ardashir 1 und 2 bezeichnet – kann hier beiseitegelassen werden.

Abb. 10: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, Dinar, Marw, Göbl Typ 1026, London, British Museum, 6,87 g.

Abb. 11: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, Dinar, Balkh, Göbl Typ 707, Goldberg Auktion 44, 10. 2. 2008, Nr. 3679, 8,05 g, 28 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________38 Alram 1986, Taf. 29–32; Senior 2001, Bd. 2.39 Allan 1914, Taf. 1–15, 19 f., 21–24. 40 Göbl 1984, S. 37 f., Taf. 28–60.

sich auf den meisten Dinaren des Huvishka aus seiner Münzstätte A (Abb. 4) und vielen aus dem Prägeort B (Abb. 5). Dieses starke Argument Göbls wurde von den Befürwortern eines Ansatzes des Jahres Eins des Kanishka 127 (was für Huvishka als Regierungszeit nach der epigraphischen Evidenz maximal 151–191 n. Chr., mit-hin mehr als 30 Jahre vor Ardashir I., ergeben würde), soweit ich sehen kann, bis-her nicht entkräftet. Eine weitere Änderung gegenüber Kanishka ist, dass Huvishka in der einen Hand eine Art Keule – von Göbl als „Kolbenszepter“ bezeichnet – hält, in der anderen einen Ankus (Elefantenhaken). Damit wird ein eindeutiger Hinweis zum indischen Kulturraum hergestellt; schwerlich kann man den Elefantenhaken im ostiranischen Kontext sehen, mögen auch Elefanten in Westiran gebräuchlich ge-wesen sein. Ungefähr in der Mitte seiner Regierung ändert Huvishka seine Tracht: Er lässt sich nunmehr mit einem reichverzierten, enganliegenden Mantel über einer gleichfalls üppig geschmückten Tunica (bzw. einem Hemd) darstellen. Zudem ver-tauscht er die halbrunde bzw. halbellipsoide Haube seiner Vorgänger und seiner ersten Regierungshälfte mit einem reichgeschmückten Kronhelm. Insgesamt wird die Tracht sowohl kriegerischer, als auch stärker indisiert. Unter Huvishkas Nachfol-ger Vasudeva I. ändern sich die Dinge nochmals: Er wird stets mit einem bis zu den Knien reichenden Panzerhemd mit Panzerringen an den Armen bis zu den Händen und einem Helm in der Art der späteren Variante des Huvishka dargestellt (Abb. 6; stark vergröbert Abb. 7). Statt einer Hose trägt der König auch an den Unterschen-keln eine Panzerung. Mag der König auch einen indischen Namen tragen, so ist dies die Kleidung eines iranischen Reiterkriegers aus der zentralasiatischen Step-pe, wie sie etwa auch die indo-skythischen Herrscher auf ihren Münzen tragen.38

Der Prozess der Militarisierung des Herrscherbildes setzt sich also fort, während die Indisierung gestoppt wird. Die einzige Ausnahme mag hier der Dreizack dar-stellen, den der König von nun an hält (Abb. 6). Freilich stellt sich die Frage, ob der Dreizack im Baktrien der Kushanzeit auch als typisch indisch verstanden wurde: Immerhin ist Wesh, der ihn stets trägt, ein ostiranischer Gott in indischem Kleid, sodass eine gewisse Ambivalenz gegeben ist. Wie wir weiter unten sehen werden, lässt sich auf den kushano-sasanidischen Münzen eine deutliche Iranisierung in der Tracht der Gottheit auf den meisten Münzrückseiten feststellen, doch bleibt der Dreizack unangetastet, was zeigt, dass er entweder auch noch in der interpretatio Sasanica Sinn machte, oder aber so unverzichtbar war, dass ihn die sasanidischen Gouverneure beim besten Willen nicht loswerden konnten. Das Gegenbild zum Körperpanzer der späteren kushanischen Könige zeigen die Goldmünzen der ab der Mitte des 4. Jhdts. prägenden Gupta-Könige, die den Herrscher meist nur in Hosen und einer Art Jacke abbilden.39 Ausgaben aus Pakistan oder Nordindien, die einen „Samudra(gupta)“ genannten Herrscher zeigen und spätkushanischen Vorbildern folgen (Göbl Typ 611), sind die Ausnahme, die die Regel bestätigen. Ab Vasudeva I. gibt es nur noch seine Tracht oder als Alternative die Kleidung, die sein Rivale Kanishka II. trägt (Abb. 8),40 nämlich einen reichverzierten Kaftan mit stark

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__________51 Göbl 1984, Taf. 63, 70, 114; Göbl 1993, Taf. 38.52 Back 1978, S. 332.

1110 (AE)). Nach seinem Abtreten übernahm der nördliche Statthalter Ohrmazd die Oberherrschaft auch südlich des Hindukusch. Nun werden lokale Gouverneure wie Kawad (Abb. 13) oder Meze genannt (Göbl Typ 1122–1125), während im Bild der nördliche Statthalter, klar erkennbar an seiner Löwenkopfkrone (Abb. 10, 11, 14-16), aufscheint. Nichts ist nun naheliegender, als die Verwendung des Titels „König der Könige der Kushan“ auf die Stellung des Ohrmazd 1 als Oberstatthalter in Kushanshahr zu beziehen; eine Herausforderung des sasanidischen Großkönigs ist keinesfalls eine zwingende Deutung. Erwähnt sei auch, dass zum einen die Verwendung dieses Titels bei Ohrmazd 1 in mehrere verschiedene Präge- und da-mit auch Zeitstufen fällt,51 zum anderen aber nicht am unmittelbaren Ende seiner Herrschaft steht, sodass die Annahme, er habe eine erfolglose Rebellion gegen den Großkönig angezettelt, noch unwahrscheinlicher wird – einem Aufständischen hätte ein im Bürgerkrieg siegreicher Shahanshah sicher nicht weiterhin die Herr-schaft über ein derartig bedeutendes Gebiet belassen. Dass der sasanidische Kushanshah zu den wichtigsten Statthaltern im Königsrang gehörte, beweist die Verwendung des Titels LBA = wuzurg, „groß“, den sonst nur der sasanidische Gou-verneur von Armenien trägt.52

Abb. 15: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1046, Slg. Aman ur Rahman, 2,13 g, 15 mm.

Abb. 16: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1062, Münzkabinett, KHM, Wien, 2,05 g, 15 mm.

Abb. 13: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1/Kawad, AE, Kabul, Göbl Typ 1124, Münzkabinett, KHM, Wien, 3,36 g, 17 mm.

Abb. 14: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1033, Slg. Aman ur Rahman, 2,21 g, 13 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________45 Lerner/Sims-Williams 2011.46 Göbl 1984, Taf. XIV, Nr. 36 f. Alram 1986, S. 320.47 Schindel 2012, S. 73.49 Belege bei Schindel 2012, S. 73.50 Göbl 1984, S. 79–86; Cribb 1990, S. 159 f.

Da wir keinen Beleg für die Existenz eines sasanidischen Gouverneurs von Kus-hanshahr in anderen Quellen als Münzen und Siegeln haben,45 die ihrerseits keine direkte Verbindung zum sasanidischen Iran angeben, kann man schwer mit letzter Sicherheit beweisen, dass die kushano-sasanidischen Herrscher Funktionäre des Großkönigs waren. Das hat dazu geführt, dass sie allenthalben als eigenständige Regenten, ja sogar als Gegner der Sasaniden angesehen wurden. Als Argument dafür wurde regelmäßig die Legende auf Dinaren, Drachmen und extrem seltenen Kupfermünzen des Kushanshahs Ohrmazd 1 betrachtet, deren entscheidender Teil lautet: „…Ohrmazd, König der König der Kushan (kwš`n MLKAn MLKA) (Abb. 10).46 Da sich in den Panegyrici Latini eine Angabe zur Rebellion eines gewissen Ormies (= Ohrmazd) im dritten Viertel des 4. Jhdts. findet (Pan. Lat. XI, 17, 2),47 wurde die-se Münzlegende als Anzeichen dafür interpretiert, dass der Ohrmazd der Münzen und jener Ormies dieselbe Person seien: Da der sasanidische Großkönig den Titel „König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“ (MLKAn MLKA `yr`n W `nyr`n) trägt (Abb. 32),48 sei die Verwendung des Titelelements MLKAn MLKA durch Ohrmazd 1 als eine Herausforderung an den regierenden Großkönig zu deuten.49 Meines Erachtens aber trifft dies nicht zu. Zunächst einmal ist es eben der universale Titel „König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“, der den Herrschaftsanspruch des obersten Machthabers in der iranischen Welt untermauert. Die Beschränkung auf die Kushan kann niemals diesem Titel gleichwertig an die Seite gestellt werden. Zudem macht ein Blick auf das Prägesystem und die dahinterliegende Organisa-tionsstruktur des kushano-sasanidischen Herrschaftsbereiches klar, dass es nörd-lich und südlich des Hindukusch unterschiedliche Gouverneure gab.50 Wem von ih-nen die Oberhoheit in Kushanshahr zukam, wechselte von Zeit zu Zeit: Wie meine Analyse der kushano-sasanidischen Münzen zeigt, war der früheste Kushanshah der Hauptreihe, ein gewisser Peroz (Abb. 12), südlich des Hindukusch stationiert, wurde aber auch in Baktrien als Oberherr auf den Münzen genannt, während im Bild die Krone des Ohrmazd 1 gezeigt wurde (Göbl Typ 703–706 (AV), Typ 1105–

Abb. 12: Kushano-Sasaniden, Peroz 5, AE, Kabul, Göbl Typ 1115, Münzkabinett, KHM, Wien, 4,86 g, 19 mm.

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__________51 Göbl 1984, Taf. 63, 70, 114; Göbl 1993, Taf. 38.52 Back 1978, S. 332.

1110 (AE)). Nach seinem Abtreten übernahm der nördliche Statthalter Ohrmazd die Oberherrschaft auch südlich des Hindukusch. Nun werden lokale Gouverneure wie Kawad (Abb. 13) oder Meze genannt (Göbl Typ 1122–1125), während im Bild der nördliche Statthalter, klar erkennbar an seiner Löwenkopfkrone (Abb. 10, 11, 14-16), aufscheint. Nichts ist nun naheliegender, als die Verwendung des Titels „König der Könige der Kushan“ auf die Stellung des Ohrmazd 1 als Oberstatthalter in Kushanshahr zu beziehen; eine Herausforderung des sasanidischen Großkönigs ist keinesfalls eine zwingende Deutung. Erwähnt sei auch, dass zum einen die Verwendung dieses Titels bei Ohrmazd 1 in mehrere verschiedene Präge- und da-mit auch Zeitstufen fällt,51 zum anderen aber nicht am unmittelbaren Ende seiner Herrschaft steht, sodass die Annahme, er habe eine erfolglose Rebellion gegen den Großkönig angezettelt, noch unwahrscheinlicher wird – einem Aufständischen hätte ein im Bürgerkrieg siegreicher Shahanshah sicher nicht weiterhin die Herr-schaft über ein derartig bedeutendes Gebiet belassen. Dass der sasanidische Kushanshah zu den wichtigsten Statthaltern im Königsrang gehörte, beweist die Verwendung des Titels LBA = wuzurg, „groß“, den sonst nur der sasanidische Gou-verneur von Armenien trägt.52

Abb. 15: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1046, Slg. Aman ur Rahman, 2,13 g, 15 mm.

Abb. 16: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1062, Münzkabinett, KHM, Wien, 2,05 g, 15 mm.

Abb. 13: (links) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1/Kawad, AE, Kabul, Göbl Typ 1124, Münzkabinett, KHM, Wien, 3,36 g, 17 mm.

Abb. 14: (rechts) Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 1, AE, Balkh, Göbl Typ 1033, Slg. Aman ur Rahman, 2,21 g, 13 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________45 Lerner/Sims-Williams 2011.46 Göbl 1984, Taf. XIV, Nr. 36 f. Alram 1986, S. 320.47 Schindel 2012, S. 73.49 Belege bei Schindel 2012, S. 73.50 Göbl 1984, S. 79–86; Cribb 1990, S. 159 f.

Da wir keinen Beleg für die Existenz eines sasanidischen Gouverneurs von Kus-hanshahr in anderen Quellen als Münzen und Siegeln haben,45 die ihrerseits keine direkte Verbindung zum sasanidischen Iran angeben, kann man schwer mit letzter Sicherheit beweisen, dass die kushano-sasanidischen Herrscher Funktionäre des Großkönigs waren. Das hat dazu geführt, dass sie allenthalben als eigenständige Regenten, ja sogar als Gegner der Sasaniden angesehen wurden. Als Argument dafür wurde regelmäßig die Legende auf Dinaren, Drachmen und extrem seltenen Kupfermünzen des Kushanshahs Ohrmazd 1 betrachtet, deren entscheidender Teil lautet: „…Ohrmazd, König der König der Kushan (kwš`n MLKAn MLKA) (Abb. 10).46 Da sich in den Panegyrici Latini eine Angabe zur Rebellion eines gewissen Ormies (= Ohrmazd) im dritten Viertel des 4. Jhdts. findet (Pan. Lat. XI, 17, 2),47 wurde die-se Münzlegende als Anzeichen dafür interpretiert, dass der Ohrmazd der Münzen und jener Ormies dieselbe Person seien: Da der sasanidische Großkönig den Titel „König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“ (MLKAn MLKA `yr`n W `nyr`n) trägt (Abb. 32),48 sei die Verwendung des Titelelements MLKAn MLKA durch Ohrmazd 1 als eine Herausforderung an den regierenden Großkönig zu deuten.49 Meines Erachtens aber trifft dies nicht zu. Zunächst einmal ist es eben der universale Titel „König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“, der den Herrschaftsanspruch des obersten Machthabers in der iranischen Welt untermauert. Die Beschränkung auf die Kushan kann niemals diesem Titel gleichwertig an die Seite gestellt werden. Zudem macht ein Blick auf das Prägesystem und die dahinterliegende Organisa-tionsstruktur des kushano-sasanidischen Herrschaftsbereiches klar, dass es nörd-lich und südlich des Hindukusch unterschiedliche Gouverneure gab.50 Wem von ih-nen die Oberhoheit in Kushanshahr zukam, wechselte von Zeit zu Zeit: Wie meine Analyse der kushano-sasanidischen Münzen zeigt, war der früheste Kushanshah der Hauptreihe, ein gewisser Peroz (Abb. 12), südlich des Hindukusch stationiert, wurde aber auch in Baktrien als Oberherr auf den Münzen genannt, während im Bild die Krone des Ohrmazd 1 gezeigt wurde (Göbl Typ 703–706 (AV), Typ 1105–

Abb. 12: Kushano-Sasaniden, Peroz 5, AE, Kabul, Göbl Typ 1115, Münzkabinett, KHM, Wien, 4,86 g, 19 mm.

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__________57 Alram 1986, S. 147–153, 160 f. 58 Alram – Gyselen 2003; Alram – Gyselen 2012; Schindel 2004; Göbl 1971. 59 Alram 1986, S. 173 f.60 Cribb 1999, S. 180. 61 Göbl 1984, Taf. 38–47.

ten Münzen ab der 2. Emission des Kanishka meines Erachtens ein grundsätzlicher Unterschied. In der Elymais werden ab Orodes I. (2. Hälfte des 1. Jhdts. n. Chr.), in der Charakene ab Abinergaos (?) II. (ca. 170–185) rein iranische Aufschriften57 ver-wendet, doch sollte man die Vorbildwirkung dieser lokalen Münzserien im Vergleich zu den imperialen Prägungen der Parther bzw. der Sasaniden nicht überbewerten. Klar hingegen ist die Parallele zu den Sasaniden: Ihre Münzen sind stets und aus-nahmslos in Pehlevi beschriftet (Abb. 9, 18–25, 29–32).58 Wenn man nun die Irani-sierung der Münzlegenden in West- und Ostiran nicht als zwei zeitlich voneinander getrennte, nicht ursächlich zusammenhängende Ereignisse betrachten will, was mir doch einigermaßen unwahrscheinlich erscheint, so gelangt man zu der Schlussfol-gerung, dass die rein iranischen (konkret baktrischen) Aufschriften des Kanishka von den Sasaniden übernommen sein müssen. Eine umgekehrte Beeinflussung kann man deshalb mit Sicherheit ausschließen, weil in der Persis von Beginn der lokalen Prägung bis zum Aufstieg des lokalen Herrschers Ardashir V. zum König der König stets nur einheimische Idiome – zunächst Aramäisch, ab Ardashir II. (2. Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr.) dann Mittelpersisch59 – verwendet wurden. Das Pehlevi der sasani- dischen Münzen steht also in einer jahrhundertelangen lokalen Tradition. Dagegen ist das Baktrische auf den Münzen des Kanishka eine Innovation: Sein Vorgänger hatte ja traditionellerweise Griechisch und Indisch verwendet (Abb. 1), Kanishka selbst in seiner seltenen ersten Emission dann nur Griechisch (Abb. 3). Erst in einer zweiten Stufe wechselte er von Griechisch zu Baktrisch (vgl. Abb. 4–6); wie wir aus der Inschrift von Rabatak wissen, bezeichnete der König selbst diese Sprache als APIA, also „arisch“ bzw. iranisch. Es sei auch erwähnt, dass die Verwendung die-ser Sprache in der Rabatak-Inschrift von Kanishka eigens betont wird.60 Das Wort ist dasselbe, das die Sasanidenkönige in ihrer oben wiedergegebenen Titulatur MLKAn MLKA `yr`n W `nyr`n („König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“) ver-wenden. Trotz des weiten Ausgreifens der Kushan nach Indien ist also zu betonen, dass Kanishka I. mit dieser Münzreform die iranische Identität in seinem Reich erheblich stärkte, und sie in unleugbarer Form öffentlich propagierte. Dass er dies bereits im frühen 2. Jhdt., lange vor dem Aufstieg der Sasaniden, getan haben sollte, würde bedeuten, dass diese Innovation zu ihrer Zeit keine echten Parallelen gehabt hätte. Eine Datierung des Kanishka I. ins frühere 3. Jhdt. würde hingegen die vollständige Iranisierung der Reichsprägung sowohl in Westiran (Sasaniden) als auch in Ostiran (Kushan) zu einem wohl ursächlich zusammenhängenden Phä-nomen machen, das im Zeitraum weniger Jahre stattfand. In der spätkushanischen Zeit setzt sich dann in der verbliebenen Hauptmünzstätte, die aus allgemeinen Gründen sicherlich südlich des Hindukusch zu lokalisieren ist, wiederum eine indische Sprache, nun in Brahmi wiedergegeben, durch (Abb. 8).61 Das Baktrische verkümmert zu einer reinen Trugschrift, während die Brahmi-Le-genden klar lesbar sind (Die Dinge liegen somit ähnlich wie im Partherreich des 2.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________53 Göbl 1984, Taf. XIV.54 Alram 1986, S. 124–135, 187–203. 55 Alram 1986, 219–304.56 Nikitin 1994.

Nicht außer Acht dürfen wir hier natürlich die kushanischen Vorgänger der sasani- dischen Kushanshahs lassen. Deren Titel lautete ab Kanishka I. in der Sollform, die die Münzen darbieten: „König der Könige, [Name], der Kushan“ (ÞAONANOÞAO [Name] KOÞONO) (Abb. 3–6).53 Trotz der scheinbaren Ähnlichkeit ist in dieser Form das Wort „Kushan“ keine Einschränkung des Machtbereiches wie bei den Kusha-no-Sasaniden, sondern vielmehr eine Erläuterung zum Königsnamen, die etwa als „aus dem Clan der Kushan“ zu übersetzen wäre. Die Verwendung des Titels „König der Könige“ ist bei den Kushanherrschern ohne Zweifel als Anspruch auf die höchs-te Macht in der iranischen Welt zu sehen; hier wird sicherlich eine Konkurrenz zu den westiranischen Dynastien der Parther und Sasaniden formuliert, die gleichfalls den Titel des Königs der Könige trugen.54 Freilich kann der Titel MLKAn MLKA bzw. ÞAONANOÞAO unter Ohrmazd 1 nicht direkt mit dem Erbe der Kushanherrscher erklärt werden, einerseits, weil die Masse seiner Ausgaben und alle Prägungen seiner Nachfolger den einfachen Königstitel MLKA statt MLKAn MLKA verwendet, andererseits aber auch, weil gerade die frühesten, im Bild am stärksten an das ku-shanische Vorbild angelehnten Münzen nur den einfachen Titel MLKA tragen, und zudem auch noch deswegen, weil ein sasanidischer Funktionär erwartungsgemäß keine Titulatur verwendet, die eine Herausforderung an die Sasaniden darstellt – die Formulierung kwš`n MLKAn MLKA steht, um es nochmals zu betonen, seman-tisch auf einer anderen Ebene. Weiters ist in der kushanischen Prägung auf eine Selbstverständlichkeit hinzuwei-sen, die eigentlich gar nicht so selbstverständlich ist: Ab der zweiten Emission des Kanishka bis nach Vasudeva I. sind die Aufschriften der kushanischen Gold- und Kupfermünzen durchgehend in Baktrisch verfasst. Am Beginn der lokalen Prägung mit Legenden steht das Griechische, das auch auf den Münzen der verschiede-nen Nachfolgedynastien – Indo-Griechen, Indo-Skythen, Indo-Parther und frühe Kushan bis hin zu Vima55 – in Verwendung bleibt. Ab der Zeit der Indo-Griechen wird das indische Kharoshti – meist auf den Reversen und damit klar an zweiter Position – verwendet, um die griechische Inschrift in einem lokalen Idiom wiederzu-geben. Aber es ist zu betonen: Diese Sprache ist indisch, und nicht iranisch. Abge-sehen von den Kushan ab Kanishka I. findet sich eine iranische Sprache, konkret das Parthische, von Stücken des Sanabares abgesehen erst auf den Münzen des letzten indo-parthischen Herrschers Farn-Sasan, dessen Prägungen anhand des Revertyps in die Zeit nach dem Aufstieg des Sasaniden Ardashir I. zum König der Könige gehören müssen, da sie den typisch sasanidischen Feueraltar in der Art des Ardashir I. zeigen.56 Zugegenebermaßen tragen auch parthische Drachmen ab Vo-logaeses II. (77/8–78/9) den Namen sowie manchmal auch den Titel MLKA in Part-hisch, meist aber in abgekürzter Form. Daneben aber wird fast immer auch eine griechische Legende verwendet, wenn auch mit stark barbarisierten Buchstaben und kaum mehr verständlich, somit eher aus Konvention, denn um klar die Herr-schertitulatur zu transportieren. Es besteht also zu den rein in Baktrisch beschrifte-

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Nikolaus Schindel

__________57 Alram 1986, S. 147–153, 160 f. 58 Alram – Gyselen 2003; Alram – Gyselen 2012; Schindel 2004; Göbl 1971. 59 Alram 1986, S. 173 f.60 Cribb 1999, S. 180. 61 Göbl 1984, Taf. 38–47.

ten Münzen ab der 2. Emission des Kanishka meines Erachtens ein grundsätzlicher Unterschied. In der Elymais werden ab Orodes I. (2. Hälfte des 1. Jhdts. n. Chr.), in der Charakene ab Abinergaos (?) II. (ca. 170–185) rein iranische Aufschriften57 ver-wendet, doch sollte man die Vorbildwirkung dieser lokalen Münzserien im Vergleich zu den imperialen Prägungen der Parther bzw. der Sasaniden nicht überbewerten. Klar hingegen ist die Parallele zu den Sasaniden: Ihre Münzen sind stets und aus-nahmslos in Pehlevi beschriftet (Abb. 9, 18–25, 29–32).58 Wenn man nun die Irani-sierung der Münzlegenden in West- und Ostiran nicht als zwei zeitlich voneinander getrennte, nicht ursächlich zusammenhängende Ereignisse betrachten will, was mir doch einigermaßen unwahrscheinlich erscheint, so gelangt man zu der Schlussfol-gerung, dass die rein iranischen (konkret baktrischen) Aufschriften des Kanishka von den Sasaniden übernommen sein müssen. Eine umgekehrte Beeinflussung kann man deshalb mit Sicherheit ausschließen, weil in der Persis von Beginn der lokalen Prägung bis zum Aufstieg des lokalen Herrschers Ardashir V. zum König der König stets nur einheimische Idiome – zunächst Aramäisch, ab Ardashir II. (2. Hälfte des 1. Jhdts. v. Chr.) dann Mittelpersisch59 – verwendet wurden. Das Pehlevi der sasani- dischen Münzen steht also in einer jahrhundertelangen lokalen Tradition. Dagegen ist das Baktrische auf den Münzen des Kanishka eine Innovation: Sein Vorgänger hatte ja traditionellerweise Griechisch und Indisch verwendet (Abb. 1), Kanishka selbst in seiner seltenen ersten Emission dann nur Griechisch (Abb. 3). Erst in einer zweiten Stufe wechselte er von Griechisch zu Baktrisch (vgl. Abb. 4–6); wie wir aus der Inschrift von Rabatak wissen, bezeichnete der König selbst diese Sprache als APIA, also „arisch“ bzw. iranisch. Es sei auch erwähnt, dass die Verwendung die-ser Sprache in der Rabatak-Inschrift von Kanishka eigens betont wird.60 Das Wort ist dasselbe, das die Sasanidenkönige in ihrer oben wiedergegebenen Titulatur MLKAn MLKA `yr`n W `nyr`n („König der Könige der Iranier und Nicht-Iranier“) ver-wenden. Trotz des weiten Ausgreifens der Kushan nach Indien ist also zu betonen, dass Kanishka I. mit dieser Münzreform die iranische Identität in seinem Reich erheblich stärkte, und sie in unleugbarer Form öffentlich propagierte. Dass er dies bereits im frühen 2. Jhdt., lange vor dem Aufstieg der Sasaniden, getan haben sollte, würde bedeuten, dass diese Innovation zu ihrer Zeit keine echten Parallelen gehabt hätte. Eine Datierung des Kanishka I. ins frühere 3. Jhdt. würde hingegen die vollständige Iranisierung der Reichsprägung sowohl in Westiran (Sasaniden) als auch in Ostiran (Kushan) zu einem wohl ursächlich zusammenhängenden Phä-nomen machen, das im Zeitraum weniger Jahre stattfand. In der spätkushanischen Zeit setzt sich dann in der verbliebenen Hauptmünzstätte, die aus allgemeinen Gründen sicherlich südlich des Hindukusch zu lokalisieren ist, wiederum eine indische Sprache, nun in Brahmi wiedergegeben, durch (Abb. 8).61 Das Baktrische verkümmert zu einer reinen Trugschrift, während die Brahmi-Le-genden klar lesbar sind (Die Dinge liegen somit ähnlich wie im Partherreich des 2.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________53 Göbl 1984, Taf. XIV.54 Alram 1986, S. 124–135, 187–203. 55 Alram 1986, 219–304.56 Nikitin 1994.

Nicht außer Acht dürfen wir hier natürlich die kushanischen Vorgänger der sasani- dischen Kushanshahs lassen. Deren Titel lautete ab Kanishka I. in der Sollform, die die Münzen darbieten: „König der Könige, [Name], der Kushan“ (ÞAONANOÞAO [Name] KOÞONO) (Abb. 3–6).53 Trotz der scheinbaren Ähnlichkeit ist in dieser Form das Wort „Kushan“ keine Einschränkung des Machtbereiches wie bei den Kusha-no-Sasaniden, sondern vielmehr eine Erläuterung zum Königsnamen, die etwa als „aus dem Clan der Kushan“ zu übersetzen wäre. Die Verwendung des Titels „König der Könige“ ist bei den Kushanherrschern ohne Zweifel als Anspruch auf die höchs-te Macht in der iranischen Welt zu sehen; hier wird sicherlich eine Konkurrenz zu den westiranischen Dynastien der Parther und Sasaniden formuliert, die gleichfalls den Titel des Königs der Könige trugen.54 Freilich kann der Titel MLKAn MLKA bzw. ÞAONANOÞAO unter Ohrmazd 1 nicht direkt mit dem Erbe der Kushanherrscher erklärt werden, einerseits, weil die Masse seiner Ausgaben und alle Prägungen seiner Nachfolger den einfachen Königstitel MLKA statt MLKAn MLKA verwendet, andererseits aber auch, weil gerade die frühesten, im Bild am stärksten an das ku-shanische Vorbild angelehnten Münzen nur den einfachen Titel MLKA tragen, und zudem auch noch deswegen, weil ein sasanidischer Funktionär erwartungsgemäß keine Titulatur verwendet, die eine Herausforderung an die Sasaniden darstellt – die Formulierung kwš`n MLKAn MLKA steht, um es nochmals zu betonen, seman-tisch auf einer anderen Ebene. Weiters ist in der kushanischen Prägung auf eine Selbstverständlichkeit hinzuwei-sen, die eigentlich gar nicht so selbstverständlich ist: Ab der zweiten Emission des Kanishka bis nach Vasudeva I. sind die Aufschriften der kushanischen Gold- und Kupfermünzen durchgehend in Baktrisch verfasst. Am Beginn der lokalen Prägung mit Legenden steht das Griechische, das auch auf den Münzen der verschiede-nen Nachfolgedynastien – Indo-Griechen, Indo-Skythen, Indo-Parther und frühe Kushan bis hin zu Vima55 – in Verwendung bleibt. Ab der Zeit der Indo-Griechen wird das indische Kharoshti – meist auf den Reversen und damit klar an zweiter Position – verwendet, um die griechische Inschrift in einem lokalen Idiom wiederzu-geben. Aber es ist zu betonen: Diese Sprache ist indisch, und nicht iranisch. Abge-sehen von den Kushan ab Kanishka I. findet sich eine iranische Sprache, konkret das Parthische, von Stücken des Sanabares abgesehen erst auf den Münzen des letzten indo-parthischen Herrschers Farn-Sasan, dessen Prägungen anhand des Revertyps in die Zeit nach dem Aufstieg des Sasaniden Ardashir I. zum König der Könige gehören müssen, da sie den typisch sasanidischen Feueraltar in der Art des Ardashir I. zeigen.56 Zugegenebermaßen tragen auch parthische Drachmen ab Vo-logaeses II. (77/8–78/9) den Namen sowie manchmal auch den Titel MLKA in Part-hisch, meist aber in abgekürzter Form. Daneben aber wird fast immer auch eine griechische Legende verwendet, wenn auch mit stark barbarisierten Buchstaben und kaum mehr verständlich, somit eher aus Konvention, denn um klar die Herr-schertitulatur zu transportieren. Es besteht also zu den rein in Baktrisch beschrifte-

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__________63 Göbl 1984, S. 53 f., 55 f.; Schindel 2004, Bd. 1, S. 232–237.64 Göbl 1967, Bd. 3, Taf. 14; Schindel 2004, Bd. 1, S. 235, 282; Vondrovec 2005. 65 Errington – Curtis 2007, S. 89, Abb. 5.66 Alram – Gyselen 2003, S. 105-107.67 Pfeiler 1973. 68 Schindel 2004, Bd. 1, S.89, 218.

nen mag, in der späteren Regierungszeit dieses Königs scheint der Schwerpunkt der Münzprägung in einer Prägestätte in oder bei Kabul gelegen zu haben, also am äußersten Rand des Reiches, etwa 3.000 Kilometer Luftlinie von der Reichs-hauptstadt Ctesiphon entfernt.63 Hier wurden nun aber hautsächlich Silberdrach-men mit Pehlevilegenden hergestellt, mögen diese auch oftmals stark barbarisiert sein. Dass dies nicht nur eine reine Zwangsmaßnahme ohne lokalen Erfolg war, beweist der Umstand, dass südlich des Hindukusch nach dem Ende der direkten sasanidischen Herrschaft unter Shapur III. (383–388), also wohl bereits nach dem Ende der kushano-sasanidischen Münzprägung, verschiedene lokale Gruppen der sogenannten „iranischen Hunnen“ Drachmen nach sasanidischem Vorbild prägten, wobei am unmittelbaren Beginn der Prägung Umschnitte erbeuteter sasanidischer Originalstempel stehen.64 Die beiden bis Vasudeva I. einheitlichen Währungsräume Baktrien und Gandhara (letzteres hier wie üblich ohne allzu scharf umrissene Gren-zen verwendet) zerfielen also in der sasanidischen bzw. kushano-sasanidischen Periode: Im Süden wurden unter den Kushano-Sasaniden nur Kupfermünzen (Abb. 12, 13, 17), aber mit Ausnahme eines uniken Dinars (Göbl Typ 555) keine Edel-metallausgaben hergestellt, bis dann unter Shapur II. – wohl nach einer gewissen Prägelücke – eine massive Drachmenprägung nach sasanidischem Reichsschlag einsetzte, die sich dauerhaft durchsetzte. In Baktrien hingegen beherrschen auf jeden Fall bis in die 2. Hälfte des 5. Jhdts. hinein, wie seltene Dinare des Sasani-denkönigs Peroz (457–484) nach lokalen Vorbildern beweisen,65 Goldmünzen nach spätkushanischen Vorbild mit der charakteristischen Schüsselform den Geldum-lauf. Kommen wir aber nun zur Typologie der kushano-sasanidischen Münzen. Am ein-fachsten liegen die Dinge südlich des Hindukusch: Hier wird – offensichtlich nach einer Experimentalemission, die am Revers das traditionelle kushanische Bild des Wesh zeigt (Göbl Typ 1112) – auf der Vorderseite stets das Brustbild des Kushan-shahs oder eben des Shapur II. gezeigt, während der Revers den zoroastrischen Feueraltar ohne Assistenzfiguren abbildet. Mag diese Gestaltung auch grundtypo-logisch auf Ardashir I. zurückzuführen sein (Abb. 9),66 so ist doch festzuhalten, dass die Löwenpranken und die pilzförmigen seitlichen Stützen, die sich auf den Rever-sen von Ardashir als König der Könige stets finden und die von den in Fars, dem Stammland der Sasaniden, noch massenhaft sichtbaren achämenidischen Bildwer-ken übernommen sind, auf den kushano-sasandischen Ausgaben stets fehlen (Abb. 12, 13, 17).67 Ein Teil der Prägungen zeigt eine Büste in den Altarflammen, wie sie in der sasanidische Reichsprägung zum ersten Mal unter Ohrmazd II. (302/3–309/10) vorkommt (Abb. 8–10), und dann massiv unter Shapur II. verwendet wird (Abb. 13).68 Dessen entsprechende Ausgaben sind aber von den lokalen Kupfermünzen

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________62 Göbl 1984, S. 79–86, Taf. 62–71; Göbl 1993, S. 42 f., Taf. 38; er nimmt allerdings die Haupt-

münzstätte (zu der Balkh nur eine Filiale wäre) in Kabul an, was meines Erachtens nicht stimmt, schon allein deswegen, weil es einerlei stichhaltigen Argumente für eine Aufgliede-rung der kushano-sasanidi¬sche Schüsseldinare auf zwei verschiedene Prägestätten gibt.

Jhdts., wobei dort die Entsprechungen Parthisch bzw. Griechisch sind). Wir werden unten in der Besprechung der Münztypologie sehen, dass sich für die Hauptmünz-stätte der Kushan eine Lokalisierung in Balkh, der Hauptstadt von Baktrien, zwin-gend ergibt, da die Kushano-Sasaniden unter dem Münzstättennamen BOXΛO = Balkh ihre Schüsseldinare prägen (Abb. 11),62 die typologisch und auch technisch in der Tradition der spätkushanischen Ausgaben dieser bedeutenden Münzstätte ste-hen. Zudem legt die kushano-sasanidische Prägung in Balkh und ihre Verbreitung in Verbindung mit geopolitischen Überlegungen zwingend nahe, dass die Kushan Baktrien vollständig an die Sasaniden verloren, dass also der Prägeort der in Brahmi beschrifteten Goldmünzen der spätesten Kushanherrscher sicherlich im stark in-disch geprägten Kulturraum von Pakistan und Nordindien gelegen haben muss, auch wenn meines Erachtens eine konkrete Lokalisierung (Taxila, Peshawar etc.) nicht möglich ist. Die bereits genannten Ausgaben im Namen des Samudra(gup- ta) zeigen jedenfalls, dass dieser Raum eine Kontaktzone zwischen Kushan und Guptas war, wobei die Indisierung noch nicht so stark, ja vollkommen war, wie es uns die eigentlichen Gupta-Münzen zeigen. Die kushano-sasanidischen Münzen, die südlich des Hindukusch geprägt werden, tragen alle Legenden in Baktrisch, mit der einzigen Ausnahme einer in Pehlevi be-schrifteten Kupferausgabe des Großkönigs Shapur II. (309–379), die allerdings sehr selten ist (Göbl Typ 1120). Damit stehen die Sasaniden in kushanischer Tradition; allerdings ist dies nur einer von unterschiedlichen möglichen Zugängen. Bemer-kenswert ist, dass keine der Ausgaben – weder eine der kushano-sasanidischen Gouverneure, noch die mit Bild und Namen des Großkönigs Shapur II. (Abb. 13, 17) – einen Titel angibt; es wird stets nur der Name selbst genannt, obwohl zum ei-nen die Münzen durchaus ausreichend Platz bieten würden und dies zum anderen sowohl kushanischen als auch sasanidischen Usancen völlig widerspricht. Eine ge-wisse Parallele bieten alleine die spätkushanischen Goldausgaben mit Brahmi-Le-genden, die gleichfalls nur den Namen des jeweiligen Prägeherren angeben. Die bereits genannten Bronzemünzen des Shapur II. lassen aber bereits anklingen, dass dieser König durchaus andere Vorstellungen hatte, die auf eine viel stärke-re und unmittelbarere Iranisierung hinausliefen, und zwar auf eine Iranisierung nach westiranischem Muster. So ungewöhnlich, ja sogar widersinnig es erschei-

Abb. 17: Kushano-Sasaniden, Shapur II, AE, Kabul, Göbl Typ 1121, Slg. Aman ur Rahman, 3,78 g, 18 mm.

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__________63 Göbl 1984, S. 53 f., 55 f.; Schindel 2004, Bd. 1, S. 232–237.64 Göbl 1967, Bd. 3, Taf. 14; Schindel 2004, Bd. 1, S. 235, 282; Vondrovec 2005. 65 Errington – Curtis 2007, S. 89, Abb. 5.66 Alram – Gyselen 2003, S. 105-107.67 Pfeiler 1973. 68 Schindel 2004, Bd. 1, S.89, 218.

nen mag, in der späteren Regierungszeit dieses Königs scheint der Schwerpunkt der Münzprägung in einer Prägestätte in oder bei Kabul gelegen zu haben, also am äußersten Rand des Reiches, etwa 3.000 Kilometer Luftlinie von der Reichs-hauptstadt Ctesiphon entfernt.63 Hier wurden nun aber hautsächlich Silberdrach-men mit Pehlevilegenden hergestellt, mögen diese auch oftmals stark barbarisiert sein. Dass dies nicht nur eine reine Zwangsmaßnahme ohne lokalen Erfolg war, beweist der Umstand, dass südlich des Hindukusch nach dem Ende der direkten sasanidischen Herrschaft unter Shapur III. (383–388), also wohl bereits nach dem Ende der kushano-sasanidischen Münzprägung, verschiedene lokale Gruppen der sogenannten „iranischen Hunnen“ Drachmen nach sasanidischem Vorbild prägten, wobei am unmittelbaren Beginn der Prägung Umschnitte erbeuteter sasanidischer Originalstempel stehen.64 Die beiden bis Vasudeva I. einheitlichen Währungsräume Baktrien und Gandhara (letzteres hier wie üblich ohne allzu scharf umrissene Gren-zen verwendet) zerfielen also in der sasanidischen bzw. kushano-sasanidischen Periode: Im Süden wurden unter den Kushano-Sasaniden nur Kupfermünzen (Abb. 12, 13, 17), aber mit Ausnahme eines uniken Dinars (Göbl Typ 555) keine Edel-metallausgaben hergestellt, bis dann unter Shapur II. – wohl nach einer gewissen Prägelücke – eine massive Drachmenprägung nach sasanidischem Reichsschlag einsetzte, die sich dauerhaft durchsetzte. In Baktrien hingegen beherrschen auf jeden Fall bis in die 2. Hälfte des 5. Jhdts. hinein, wie seltene Dinare des Sasani-denkönigs Peroz (457–484) nach lokalen Vorbildern beweisen,65 Goldmünzen nach spätkushanischen Vorbild mit der charakteristischen Schüsselform den Geldum-lauf. Kommen wir aber nun zur Typologie der kushano-sasanidischen Münzen. Am ein-fachsten liegen die Dinge südlich des Hindukusch: Hier wird – offensichtlich nach einer Experimentalemission, die am Revers das traditionelle kushanische Bild des Wesh zeigt (Göbl Typ 1112) – auf der Vorderseite stets das Brustbild des Kushan-shahs oder eben des Shapur II. gezeigt, während der Revers den zoroastrischen Feueraltar ohne Assistenzfiguren abbildet. Mag diese Gestaltung auch grundtypo-logisch auf Ardashir I. zurückzuführen sein (Abb. 9),66 so ist doch festzuhalten, dass die Löwenpranken und die pilzförmigen seitlichen Stützen, die sich auf den Rever-sen von Ardashir als König der Könige stets finden und die von den in Fars, dem Stammland der Sasaniden, noch massenhaft sichtbaren achämenidischen Bildwer-ken übernommen sind, auf den kushano-sasandischen Ausgaben stets fehlen (Abb. 12, 13, 17).67 Ein Teil der Prägungen zeigt eine Büste in den Altarflammen, wie sie in der sasanidische Reichsprägung zum ersten Mal unter Ohrmazd II. (302/3–309/10) vorkommt (Abb. 8–10), und dann massiv unter Shapur II. verwendet wird (Abb. 13).68 Dessen entsprechende Ausgaben sind aber von den lokalen Kupfermünzen

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

__________62 Göbl 1984, S. 79–86, Taf. 62–71; Göbl 1993, S. 42 f., Taf. 38; er nimmt allerdings die Haupt-

münzstätte (zu der Balkh nur eine Filiale wäre) in Kabul an, was meines Erachtens nicht stimmt, schon allein deswegen, weil es einerlei stichhaltigen Argumente für eine Aufgliede-rung der kushano-sasanidi¬sche Schüsseldinare auf zwei verschiedene Prägestätten gibt.

Jhdts., wobei dort die Entsprechungen Parthisch bzw. Griechisch sind). Wir werden unten in der Besprechung der Münztypologie sehen, dass sich für die Hauptmünz-stätte der Kushan eine Lokalisierung in Balkh, der Hauptstadt von Baktrien, zwin-gend ergibt, da die Kushano-Sasaniden unter dem Münzstättennamen BOXΛO = Balkh ihre Schüsseldinare prägen (Abb. 11),62 die typologisch und auch technisch in der Tradition der spätkushanischen Ausgaben dieser bedeutenden Münzstätte ste-hen. Zudem legt die kushano-sasanidische Prägung in Balkh und ihre Verbreitung in Verbindung mit geopolitischen Überlegungen zwingend nahe, dass die Kushan Baktrien vollständig an die Sasaniden verloren, dass also der Prägeort der in Brahmi beschrifteten Goldmünzen der spätesten Kushanherrscher sicherlich im stark in-disch geprägten Kulturraum von Pakistan und Nordindien gelegen haben muss, auch wenn meines Erachtens eine konkrete Lokalisierung (Taxila, Peshawar etc.) nicht möglich ist. Die bereits genannten Ausgaben im Namen des Samudra(gup- ta) zeigen jedenfalls, dass dieser Raum eine Kontaktzone zwischen Kushan und Guptas war, wobei die Indisierung noch nicht so stark, ja vollkommen war, wie es uns die eigentlichen Gupta-Münzen zeigen. Die kushano-sasanidischen Münzen, die südlich des Hindukusch geprägt werden, tragen alle Legenden in Baktrisch, mit der einzigen Ausnahme einer in Pehlevi be-schrifteten Kupferausgabe des Großkönigs Shapur II. (309–379), die allerdings sehr selten ist (Göbl Typ 1120). Damit stehen die Sasaniden in kushanischer Tradition; allerdings ist dies nur einer von unterschiedlichen möglichen Zugängen. Bemer-kenswert ist, dass keine der Ausgaben – weder eine der kushano-sasanidischen Gouverneure, noch die mit Bild und Namen des Großkönigs Shapur II. (Abb. 13, 17) – einen Titel angibt; es wird stets nur der Name selbst genannt, obwohl zum ei-nen die Münzen durchaus ausreichend Platz bieten würden und dies zum anderen sowohl kushanischen als auch sasanidischen Usancen völlig widerspricht. Eine ge-wisse Parallele bieten alleine die spätkushanischen Goldausgaben mit Brahmi-Le-genden, die gleichfalls nur den Namen des jeweiligen Prägeherren angeben. Die bereits genannten Bronzemünzen des Shapur II. lassen aber bereits anklingen, dass dieser König durchaus andere Vorstellungen hatte, die auf eine viel stärke-re und unmittelbarere Iranisierung hinausliefen, und zwar auf eine Iranisierung nach westiranischem Muster. So ungewöhnlich, ja sogar widersinnig es erschei-

Abb. 17: Kushano-Sasaniden, Shapur II, AE, Kabul, Göbl Typ 1121, Slg. Aman ur Rahman, 3,78 g, 18 mm.

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sowie im Besonderen die enge Verknüpfung zwischen Marwer Goldmünzen des Ohrmazd II. (Abb. 10) und vom Beginn der Regierung des Shapur II. (Abb. 24) einerseits sowie Dinaren des Kushanshahs Ohrmazd 1 (Abb. 10) andererseits, während frühere Goldprägungen des Narseh (Abb. 8) und spätere des Shapur II. (Abb. 25) feintypologisch wie auch stilistisch deutlich unterschiedlich gestaltet sind. Ich habe diese meine Meinung bereits detaillierter zu begründen versucht.69

Man sollte mit der Deutung der Bilder aufgrund der Quellenarmut vorsichtig sein, doch erscheint es bei der im Norden durchaus auf lokale Vorlieben Rücksicht neh-menden Bildgestaltung der kushano-sasanidischen Gouverneure schwer vorstell-bar, dass der ubiquitäre Altartyp mit seiner zoroastrischen Konnotation in einem etwa überwiegend buddhistischen Umfeld erfolgreich und dauerhaft verwendet worden wäre. Wenn man nur von den Münzen ausgeht, dann zeigt sich das kusha-no-sasanidische Gebiet südlich des Hindukusch – vor allem hinsichtlich der Einfüh-rung typisch sasanidischer Silbermünzen in der späteren Regierung des Shapur II. – dem Sasanidischen gegenüber als offener und zugänglicher als Baktrien. Freilich werden wir noch sehen, dass in Baktrien im Kleinkupferbereich zwar im Verlauf der kushano-sasanidischen Prägung recht bald eine Umstellung auf Pehlevi, Büs-ten und Altartypen erfolgt, die Goldprägung jedoch bis zum Ende dem kushani-schen Vorbild treu bleibt. Das Fehlen vergleichbarer Edelmetallausgaben südlich des Hindukusch – ein isoliertes, frühes Unikum (Göbl Typ 555) besagt hier nichts – erschwert es allerdings, sichere Parallelen zwischen diesen beiden Gebieten zu ziehen. Immerhin aber denke ich doch, dass diese allenthalben skizzenhaften Aus-führungen zeigen, wie viele neue Fragen noch an das Material gestellt werden können, und wie wichtig in der Zukunft eine Zusammenschau der verschiedenen Quellengattungen nach derartigen Gesichtspunkten sein wird. Nun zur für uns aussagekräftigsten Gruppe kushano-sasanidischer Münzen, näm-lich zu den Gold- und Bronzeausgaben aus Baktrien. Zunächst einmal sind ein paar Worte zur Münzstättenfrage zu sagen, da nämlich nach Göbls Gesamtdarstellung70 die Verteilung der einzelnen Prägungen erheblich anders als im hier gebotenen Ab-riss erfolgt. Ich kann hier nur auf meine in Druckvorbereitung befindliche Arbeit zur

Abb. 24: (links) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Dinar, Münzstätte VI = Marw, Typ Id/1c, Berlin, 7,29 g, 19 mm.

Abb. 25: (rechts) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Dinar, Münzstätte VI = Marw, Typ Ia/1b, Goldberg Auktion 63, 31. 5. 2011, 7,20 g, 20 mm.

__________69 Schindel 2005; Schindel 2012.70 Göbl 1984; Göbl 1993.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

mit der Büste in den Flammen durch Stil und Feintypologie klar getrennt; für die ku-shano-sasanidische Kupfermünzen kann als Berührungspunkt also nur der Revers des Ohrmazd II., und nicht der ähnlich komponierte Typ seines Sohnes Shapur II. als Bezugspunkt angenommen werden. Dies ist natürlich für die Chronologie dieser Ausgaben bedeutsam: Meiner Ansicht nach beginnt die kushano-sasanidi-sche Münzprägung um 300 n. Chr., etwa 70 Jahre später, als Cribb glaubt, und 50 Jahre früher, als Göbl meint. Dafür spricht eine Reihe numismatischer Details wie etwa die Ähnlichkeit der Löwenkopfkrone des Kushanshahs Ohrmazd 1 (Abb. 10-16, 26) mit der Vogelkopfkrone des Ohrmazd II. (Abb. 18–20), eine Reihe von typologischen Ähnlichkeiten zwischen kushano-sasanidischen Ausgaben (Abb. 12) und Prägungen der Großkönige Narseh (293–302/3) (Abb. 22, 23) und Ohrmazd II.

Abb. 20: (links) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), Dinar, Stil G (Marw), Typ Ia/3g, London, British Museum, 7,23 g, 20 mm.

Abb. 21: (rechts) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Drachme, Münzstätte IX/„Kabul“, Typ Ib1/3a, Slg. Schaaf, 4,16 g, 27 mm.

Abb. 22: (links) Sasaniden, Narseh. (393–302/3), Dinar, Stil I/2, Typ Ia/1c, Paris, Bibliothèque Nationale de France, 7,25 g. 19 mm.

Abb. 23: (rechts) Narseh. (393–302/3). Drachme, Unsichere Münzstätte, Typ II/5b, Slg. Schaaf, 3,75 g, 27 mm.

Abb. 18: (links) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), Drachme, Stil D/1, Typ Ia/4a, Slg. Schaaf, 3,60 g, 29 mm.

Abb. 19: (rechts) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), AE/1, Stil D/1, Typ Ib/2b, Slg. Schaaf, 9,57 g, 25 mm.

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sowie im Besonderen die enge Verknüpfung zwischen Marwer Goldmünzen des Ohrmazd II. (Abb. 10) und vom Beginn der Regierung des Shapur II. (Abb. 24) einerseits sowie Dinaren des Kushanshahs Ohrmazd 1 (Abb. 10) andererseits, während frühere Goldprägungen des Narseh (Abb. 8) und spätere des Shapur II. (Abb. 25) feintypologisch wie auch stilistisch deutlich unterschiedlich gestaltet sind. Ich habe diese meine Meinung bereits detaillierter zu begründen versucht.69

Man sollte mit der Deutung der Bilder aufgrund der Quellenarmut vorsichtig sein, doch erscheint es bei der im Norden durchaus auf lokale Vorlieben Rücksicht neh-menden Bildgestaltung der kushano-sasanidischen Gouverneure schwer vorstell-bar, dass der ubiquitäre Altartyp mit seiner zoroastrischen Konnotation in einem etwa überwiegend buddhistischen Umfeld erfolgreich und dauerhaft verwendet worden wäre. Wenn man nur von den Münzen ausgeht, dann zeigt sich das kusha-no-sasanidische Gebiet südlich des Hindukusch – vor allem hinsichtlich der Einfüh-rung typisch sasanidischer Silbermünzen in der späteren Regierung des Shapur II. – dem Sasanidischen gegenüber als offener und zugänglicher als Baktrien. Freilich werden wir noch sehen, dass in Baktrien im Kleinkupferbereich zwar im Verlauf der kushano-sasanidischen Prägung recht bald eine Umstellung auf Pehlevi, Büs-ten und Altartypen erfolgt, die Goldprägung jedoch bis zum Ende dem kushani-schen Vorbild treu bleibt. Das Fehlen vergleichbarer Edelmetallausgaben südlich des Hindukusch – ein isoliertes, frühes Unikum (Göbl Typ 555) besagt hier nichts – erschwert es allerdings, sichere Parallelen zwischen diesen beiden Gebieten zu ziehen. Immerhin aber denke ich doch, dass diese allenthalben skizzenhaften Aus-führungen zeigen, wie viele neue Fragen noch an das Material gestellt werden können, und wie wichtig in der Zukunft eine Zusammenschau der verschiedenen Quellengattungen nach derartigen Gesichtspunkten sein wird. Nun zur für uns aussagekräftigsten Gruppe kushano-sasanidischer Münzen, näm-lich zu den Gold- und Bronzeausgaben aus Baktrien. Zunächst einmal sind ein paar Worte zur Münzstättenfrage zu sagen, da nämlich nach Göbls Gesamtdarstellung70 die Verteilung der einzelnen Prägungen erheblich anders als im hier gebotenen Ab-riss erfolgt. Ich kann hier nur auf meine in Druckvorbereitung befindliche Arbeit zur

Abb. 24: (links) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Dinar, Münzstätte VI = Marw, Typ Id/1c, Berlin, 7,29 g, 19 mm.

Abb. 25: (rechts) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Dinar, Münzstätte VI = Marw, Typ Ia/1b, Goldberg Auktion 63, 31. 5. 2011, 7,20 g, 20 mm.

__________69 Schindel 2005; Schindel 2012.70 Göbl 1984; Göbl 1993.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

mit der Büste in den Flammen durch Stil und Feintypologie klar getrennt; für die ku-shano-sasanidische Kupfermünzen kann als Berührungspunkt also nur der Revers des Ohrmazd II., und nicht der ähnlich komponierte Typ seines Sohnes Shapur II. als Bezugspunkt angenommen werden. Dies ist natürlich für die Chronologie dieser Ausgaben bedeutsam: Meiner Ansicht nach beginnt die kushano-sasanidi-sche Münzprägung um 300 n. Chr., etwa 70 Jahre später, als Cribb glaubt, und 50 Jahre früher, als Göbl meint. Dafür spricht eine Reihe numismatischer Details wie etwa die Ähnlichkeit der Löwenkopfkrone des Kushanshahs Ohrmazd 1 (Abb. 10-16, 26) mit der Vogelkopfkrone des Ohrmazd II. (Abb. 18–20), eine Reihe von typologischen Ähnlichkeiten zwischen kushano-sasanidischen Ausgaben (Abb. 12) und Prägungen der Großkönige Narseh (293–302/3) (Abb. 22, 23) und Ohrmazd II.

Abb. 20: (links) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), Dinar, Stil G (Marw), Typ Ia/3g, London, British Museum, 7,23 g, 20 mm.

Abb. 21: (rechts) Sasaniden, Shapur II. (309–379), Drachme, Münzstätte IX/„Kabul“, Typ Ib1/3a, Slg. Schaaf, 4,16 g, 27 mm.

Abb. 22: (links) Sasaniden, Narseh. (393–302/3), Dinar, Stil I/2, Typ Ia/1c, Paris, Bibliothèque Nationale de France, 7,25 g. 19 mm.

Abb. 23: (rechts) Narseh. (393–302/3). Drachme, Unsichere Münzstätte, Typ II/5b, Slg. Schaaf, 3,75 g, 27 mm.

Abb. 18: (links) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), Drachme, Stil D/1, Typ Ia/4a, Slg. Schaaf, 3,60 g, 29 mm.

Abb. 19: (rechts) Sasaniden, Ohrmazd II. (302/3–309/10), AE/1, Stil D/1, Typ Ib/2b, Slg. Schaaf, 9,57 g, 25 mm.

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der sehr kurzen Anfangsphase des Peroz 2 wird nämlich sowohl im Gold wie auch im Kupfer (Göbl Typ 703–706 (AV), Typ 1105–1110 (AE)) die Löwenkopfkrone des später als Ohrmazd 1 bezeichneten Mannes verwendet, aber als Name noch „Peroz“ auf die Münzen gesetzt. Unter demselben Namen prägt der Gouverneur im Süden Gold (Göbl Typ 555) und Kupfer (Göbl Typ 1112, 1115–1119) (Abb. 12) mit seiner Lamellenkrone in der Art des Großkönigs Narseh (Abb. 22, 23). Während nun in Baktrien die Verwendung des Namens des Oberstatthalters kein Problem darstellte, vermied man die Verwendung seiner Krone, weshalb an den Beginn der Prägung der traditionelle spätkushanische Kronhelm gesetzt wurde. Es wäre aber falsch, dies lediglich auf die Verwendung alter Stempel oder kushanischer Stem-pelschneider zurückzuführen, da etliche Bilddetails beweisen, dass westiranische Künstler die Münzstempel produzierten: Neben dem Stil ist am Avers vor allem der typisch sasanidische Haarballen im Nacken zu nennen, weiters der Vollbart – die Kushankönige hatten nur Schnurrbärte getragen. Am Revers fällt zunächst einmal auf, dass die stehende Gottheit nicht mehr von der Hüfte aufwärts nackt ist, sondern eine langärmelige Tunica trägt. Weiters beweisen der Vollbart und die Haarballen im Nacken den starken westiranischen Einfluss.72 Allerdings gilt es festzuhalten, dass dies letztlich eben doch nur Details sind: Das Grundbild des Wesh mit dem Stier wird weiterhin verwendet – auf einer sasandischen Reichsmünze wäre es völlig undenkbar! Auf einer anderen Ebene steht, dass statt des Namens „Oesho“ nun die weniger konkrete Namensbeischrift BOPZOANΔO IAZAΔO, „der erhabene Gott“, auf die Rückseiten gesetzt wird. Prinzipiell hätten die Kushano-Sasaniden genauso, wie sie es in der Dinar- und Drachmenprägung Marw und Herat ja taten, rein sasanidische Nominalien mit eindeutig sasanidischer Reichstypologie verwen-den können. Aus Gründen, die für uns letztlich unklar bleiben, entschlossen sie sich in Baktrien aber dagegen und führten die alte kushanische Typologie zwar mit den ihnen notwendig erscheinenden Modifikationen, aber ohne grundlegende Änderun-gen fort. Meines Erachtens ist der Grund für dieses verhältnismäßig tolerante, stark auf lokale Traditionen Rücksicht nehmende Verhalten am ehesten darin zu suchen, dass die Sasaniden sich bemühten, tiefere Akzeptanz im Ostiran zu finden, als sie reinen Eroberern zuzukommen pflegt – mehr Akzeptanz auf jeden Fall, als sie im Westen suchten. Es kann – und damit kommen wir wieder zur den am Beginn geäußerten Wichtigkeit des iranischen Bereiches für die Sasaniden – meiner Mei-nung kein Zweifel daran bestehen, dass Baktrien für das Selbstverständnis der Sa-saniden von größter Bedeutung war. Es sei daran erinnert, dass (zumindest nach einem der widersprüchlichen Überlieferungsstränge) Zoroaster, der Begründer der „Staatsreligion“ des Sasanidenreiches, in der kushanischen Reichshauptstadt Balkh wirkte und starb.73 Wenn man zudem die Vorstellung einer Art von iranischem orbis terrarum akzeptiert, so muss für die Sasaniden zumindest in religiös-ideolo-gischer Hinsicht die Herrschaft in Baktrien ähnlich bedeutend gewesen sein wie für einen mittelalterlichen europäischen Potentaten die Herrschaft über Jerusalem. Es sei hier erwähnt, dass wir über keine verlässlichen Informationen verfügen, wie

__________72 Cribb 1997, S. 29.73 Stausberg 1996, S. 29.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

kushano-sasanidischen Kupferprägung verweisen, in der ich im Detail die verschie-denen relevanten Problemkomplexe behandeln werde. Hier sei nur kurz gesagt, dass Göbls Aufteilung der Goldprägung auf zwei Münzstätten, nämlich hauptsäch-lich Kabul und Balkh als Filialmünzstätte, nicht stimmt. Alle schüsselförmigen Dina-re wurden in Baktrien, also nördlich des Hindukusch, hergestellt, wie die Kontinuität dieses Phänomens bei den „iranisch-hunnischen“ Prägungen des 5. Jhdt. wie auch das Fehlen der Schüsselform in sicher südlich des Gebirges lokalisierbaren Prä-gestätten beweist.71 Die zum Gold typologisch parallele, in Baktrisch beschriftete Kupferprägung (Göbl Typ 1101–1110) gehört gleichfalls von Kabul nach Balkh ge-legt, ebenso wie die häufigen, in Pehlevi beschrifteten Bronzemünzen ab Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1032–1097), die er zuerst nach Herat, später dann meines Erachtens richtig nach Balkh gelegt hat. Die Abfolge der Prägeherren scheint mir im Großen und Ganzen korrekt zu sein; das Grundgerüst der Prägung kann damit als eini-germaßen tragfähig gelten. Die frühen und einigermaßen unklaren Ausgaben des Ardashir 1 und 2 lasse ich hier einmal mehr beiseite, da sie von der Hauptgruppe der kushano-sasanidischen Münzen abgesetzt sind. Es ist lange bekannt, dass am Beginn dieser Hauptreihe ein König mit dem Namen Peroz steht, der eine spätkushanische Krone trägt, bei Göbl als Peroz 2 gezählt (Göbl Typ 720 (AV), Typ 1101 – 1103 (AE)) (Abb. 26). Göbl hat nun gemeint, dass mit diesem mittelpersischen Namen, der als „der Siegreiche“ zu übersetzen ist, der sasanidische Großkönig Shapur II. selbst gemeint sei, doch ist dies aus einer Reihe von Gründen abzulehnen; tatsächlich dürften diese Münzen wohl um 300 n. Chr. Zu datieren sein, mithin einige Jahre vor dem Regierungsantritt des Shapur II., zu datie-ren. Wichtig ist weiters, dass dieselbe kushanische Krone von der thronenden Göttin am Revers eines uniken Dinars desselben Prägeherren aus einer Münzstätte südlich des Hindukusch (Göbl Typ 555) gehalten wird; in diesem Fall aber trägt der Kushan- shah auf der Vorderseite, soweit die Kleinheit der Darstellung sichere Rückschlüs-se zulässt, seine reguläre Lamellenkrone. Im Falle dieses Dinars ist klar, dass die Investitur des sasanidischen Kushanshahs mit der Macht im Kushanreich bildlich ausgedrückt werden soll. Bei den baktrischen Ausgaben scheint es mir eher so zu sein, dass die Münzstättenverwaltung trotz der Vorstufe von Ardashir 1 und 2 mit der Situation zweier Kushanshahs noch nicht recht umzugehen wusste. Nach

__________71 Göbl 1967; aktuell Pfisterer 2014; Vondrovec 2014.

Abb. 26: Kushano-Sasaniden, Peroz 2, AE, Balkh, Göbl Typ 1101, Slg. Aman ur Rahman, 2,40 g, 18 mm.

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der sehr kurzen Anfangsphase des Peroz 2 wird nämlich sowohl im Gold wie auch im Kupfer (Göbl Typ 703–706 (AV), Typ 1105–1110 (AE)) die Löwenkopfkrone des später als Ohrmazd 1 bezeichneten Mannes verwendet, aber als Name noch „Peroz“ auf die Münzen gesetzt. Unter demselben Namen prägt der Gouverneur im Süden Gold (Göbl Typ 555) und Kupfer (Göbl Typ 1112, 1115–1119) (Abb. 12) mit seiner Lamellenkrone in der Art des Großkönigs Narseh (Abb. 22, 23). Während nun in Baktrien die Verwendung des Namens des Oberstatthalters kein Problem darstellte, vermied man die Verwendung seiner Krone, weshalb an den Beginn der Prägung der traditionelle spätkushanische Kronhelm gesetzt wurde. Es wäre aber falsch, dies lediglich auf die Verwendung alter Stempel oder kushanischer Stem-pelschneider zurückzuführen, da etliche Bilddetails beweisen, dass westiranische Künstler die Münzstempel produzierten: Neben dem Stil ist am Avers vor allem der typisch sasanidische Haarballen im Nacken zu nennen, weiters der Vollbart – die Kushankönige hatten nur Schnurrbärte getragen. Am Revers fällt zunächst einmal auf, dass die stehende Gottheit nicht mehr von der Hüfte aufwärts nackt ist, sondern eine langärmelige Tunica trägt. Weiters beweisen der Vollbart und die Haarballen im Nacken den starken westiranischen Einfluss.72 Allerdings gilt es festzuhalten, dass dies letztlich eben doch nur Details sind: Das Grundbild des Wesh mit dem Stier wird weiterhin verwendet – auf einer sasandischen Reichsmünze wäre es völlig undenkbar! Auf einer anderen Ebene steht, dass statt des Namens „Oesho“ nun die weniger konkrete Namensbeischrift BOPZOANΔO IAZAΔO, „der erhabene Gott“, auf die Rückseiten gesetzt wird. Prinzipiell hätten die Kushano-Sasaniden genauso, wie sie es in der Dinar- und Drachmenprägung Marw und Herat ja taten, rein sasanidische Nominalien mit eindeutig sasanidischer Reichstypologie verwen-den können. Aus Gründen, die für uns letztlich unklar bleiben, entschlossen sie sich in Baktrien aber dagegen und führten die alte kushanische Typologie zwar mit den ihnen notwendig erscheinenden Modifikationen, aber ohne grundlegende Änderun-gen fort. Meines Erachtens ist der Grund für dieses verhältnismäßig tolerante, stark auf lokale Traditionen Rücksicht nehmende Verhalten am ehesten darin zu suchen, dass die Sasaniden sich bemühten, tiefere Akzeptanz im Ostiran zu finden, als sie reinen Eroberern zuzukommen pflegt – mehr Akzeptanz auf jeden Fall, als sie im Westen suchten. Es kann – und damit kommen wir wieder zur den am Beginn geäußerten Wichtigkeit des iranischen Bereiches für die Sasaniden – meiner Mei-nung kein Zweifel daran bestehen, dass Baktrien für das Selbstverständnis der Sa-saniden von größter Bedeutung war. Es sei daran erinnert, dass (zumindest nach einem der widersprüchlichen Überlieferungsstränge) Zoroaster, der Begründer der „Staatsreligion“ des Sasanidenreiches, in der kushanischen Reichshauptstadt Balkh wirkte und starb.73 Wenn man zudem die Vorstellung einer Art von iranischem orbis terrarum akzeptiert, so muss für die Sasaniden zumindest in religiös-ideolo-gischer Hinsicht die Herrschaft in Baktrien ähnlich bedeutend gewesen sein wie für einen mittelalterlichen europäischen Potentaten die Herrschaft über Jerusalem. Es sei hier erwähnt, dass wir über keine verlässlichen Informationen verfügen, wie

__________72 Cribb 1997, S. 29.73 Stausberg 1996, S. 29.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

kushano-sasanidischen Kupferprägung verweisen, in der ich im Detail die verschie-denen relevanten Problemkomplexe behandeln werde. Hier sei nur kurz gesagt, dass Göbls Aufteilung der Goldprägung auf zwei Münzstätten, nämlich hauptsäch-lich Kabul und Balkh als Filialmünzstätte, nicht stimmt. Alle schüsselförmigen Dina-re wurden in Baktrien, also nördlich des Hindukusch, hergestellt, wie die Kontinuität dieses Phänomens bei den „iranisch-hunnischen“ Prägungen des 5. Jhdt. wie auch das Fehlen der Schüsselform in sicher südlich des Gebirges lokalisierbaren Prä-gestätten beweist.71 Die zum Gold typologisch parallele, in Baktrisch beschriftete Kupferprägung (Göbl Typ 1101–1110) gehört gleichfalls von Kabul nach Balkh ge-legt, ebenso wie die häufigen, in Pehlevi beschrifteten Bronzemünzen ab Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1032–1097), die er zuerst nach Herat, später dann meines Erachtens richtig nach Balkh gelegt hat. Die Abfolge der Prägeherren scheint mir im Großen und Ganzen korrekt zu sein; das Grundgerüst der Prägung kann damit als eini-germaßen tragfähig gelten. Die frühen und einigermaßen unklaren Ausgaben des Ardashir 1 und 2 lasse ich hier einmal mehr beiseite, da sie von der Hauptgruppe der kushano-sasanidischen Münzen abgesetzt sind. Es ist lange bekannt, dass am Beginn dieser Hauptreihe ein König mit dem Namen Peroz steht, der eine spätkushanische Krone trägt, bei Göbl als Peroz 2 gezählt (Göbl Typ 720 (AV), Typ 1101 – 1103 (AE)) (Abb. 26). Göbl hat nun gemeint, dass mit diesem mittelpersischen Namen, der als „der Siegreiche“ zu übersetzen ist, der sasanidische Großkönig Shapur II. selbst gemeint sei, doch ist dies aus einer Reihe von Gründen abzulehnen; tatsächlich dürften diese Münzen wohl um 300 n. Chr. Zu datieren sein, mithin einige Jahre vor dem Regierungsantritt des Shapur II., zu datie-ren. Wichtig ist weiters, dass dieselbe kushanische Krone von der thronenden Göttin am Revers eines uniken Dinars desselben Prägeherren aus einer Münzstätte südlich des Hindukusch (Göbl Typ 555) gehalten wird; in diesem Fall aber trägt der Kushan- shah auf der Vorderseite, soweit die Kleinheit der Darstellung sichere Rückschlüs-se zulässt, seine reguläre Lamellenkrone. Im Falle dieses Dinars ist klar, dass die Investitur des sasanidischen Kushanshahs mit der Macht im Kushanreich bildlich ausgedrückt werden soll. Bei den baktrischen Ausgaben scheint es mir eher so zu sein, dass die Münzstättenverwaltung trotz der Vorstufe von Ardashir 1 und 2 mit der Situation zweier Kushanshahs noch nicht recht umzugehen wusste. Nach

__________71 Göbl 1967; aktuell Pfisterer 2014; Vondrovec 2014.

Abb. 26: Kushano-Sasaniden, Peroz 2, AE, Balkh, Göbl Typ 1101, Slg. Aman ur Rahman, 2,40 g, 18 mm.

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welchem Ausmaß das sasanidische Eindringen in Baktrien die lokalen Machtver-hältnisse verschoben hat, wird uns im Detail immer unklar bleiben. Bei den vielen Unsicherheiten bezüglich des kushano-sasanidischen Herrschaftsbereiches dürfen wir deshalb nicht erwarten, die Frage nach den Gründen für das Ende der kusha-no-sasanidischen Herrschaft mit Sicherheit beantworten zu können.79

Auf jeden Fall ist auffällig, dass der modifizierte Wesh-Typ bis zum von den Kida-riten herbeigeführten Ende der eigentlichen kushano-sasanidischen Münzprägung ohne weitere Veränderung in Verwendung bleibt.80 Die einzige Ausnahme in der Dinarprägung in Balkh stellt ein unikes Stück des Ohrmazd 2 dar – nebenbei die einzige bisher bekanntgewordene Goldausgabe dieses offensichtlich kurzlebigen Prägeherren –,81 das am Revers eine Investiturszene zwischen dem stehenden Ku-shanshah – auch am Revers klar erkennbar an seiner Flügelkrone – und der thro-nenden Göttin Anahita abbildet. Die Szene an sich entspricht der Darstellung auf den Kleinkupfermünzen des Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1042–1048), auf die wir gleich zu sprechen kommen, oder den Drachmen des Peroz 4 (Göbl Typ 1030) und Ohr-mazd 1 (Göbl Typ 1031). Die Seltenheit wie auch das Fehlen von nachfolgenden, gleichartig gestalteten Dinaren weist diese Typenwahl aber klar als erfolglosen Ver-such aus. Interessanter verläuft die typologische Entwicklung in der Kupferprägung in Balkh. Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass nach Balkh zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Münzserien gehören: Die eine wird durch relativ breite Schrötlinge charakterisiert und zeigt auf der Vorderseite den stehenden Kushanshah, entweder mit spätkushanischer Krone (Göbl Typ 1101–1103) (Abb. 11) oder mit der Löwen- kopfkrone des Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1105–1110). Am Revers wird stets der stehen-de Gott mit Stier in der Art des kushanischen Wesh, aber gleichfalls in westirani-scher Tracht – mit Haarballen, Bart, und Tunica – dargestellt. Danach erfolgt eine völlige Umstellung auf kleinere Schrötlinge, Brustbilder anstatt Ganzfiguren, und Legenden in Pehlevi statt in Baktrisch (Abb. 14–16, 27). Normalerweise würde man hinter zwei derartig unterschiedlichen Geprägegruppen zwei verschiedene Münz-stätten vermuten; dementsprechend hat Göbl die erste Gruppe Kabul, die zweite

__________79 Göbl 1967; Pfisterer 2014; Vondrovec 2014. 80 Göbl 1984, Taf. 67–69; Cribb 2010, S. 139–141.81 Göbl 1993, S. Taf. 11, Abb. 746A.

Abb. 27: Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 2, AE, Balkh, Göbl Typ 1091, Slg. Aman ur Rahman, 2,20 g, 14 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

denn die Sasaniden in den Besitz von Kushanshahr gelangten.74 Am naheliegends-ten ist natürlich die Annahme einer erfolgreichen Invasion, doch lassen gewisse Angaben bei späten islamischen Autoren auch die Möglichkeit anklingen,75 dass es dynastische Verbindungen zwischen Sasaniden und Kushan gab. Es ist aber wichtig, sich derartige Unsicherheiten immer wieder bewusst zu machen, um zu verhindern, dass man reinen Annahmen allzu starke Beweiskraft zumisst. Mit den Ausgaben ab Peroz 2 (Abb. 26) sehen wir, wie eine neue Identität geschaf-fen werden sollte: Eine Identität, die nicht mehr rein kushanisch, aber ebensowenig rein sasanidisch war, eben eine gemischte kushano-sasanidische Identität – dieser moderne Kunstbegriff ist also im Kern durchaus zutreffend. Ohne deskriptive Quel-len bleiben natürlich die Münzen im Detail klarerweise einigermaßen stumm, da die von ihnen transportierten äußerst knappen propagandistischen Meldungen für Benutzer gedacht waren, die über einen religiös-politischen Hintergrund verfügten, den wir heute eben nicht mehr haben. Klar ist auch, dass diese kushano-sasanidi-sche Identität von den sasanidischen Statthaltern für die Bewohner Baktriens und Gandharas geschaffen wurde. Wenn auch sasanidische Funktionäre – bekannt ist etwa der Richter Slok (Seleucus) durch eine Inschrift in Persepolis76 – nach Baktri-en kamen, so ist auszuschließen, dass eine massive Einwanderung von Westira-niern ins ehemalige Kushanreich stattfand; derartiges ja ist für die Sasanidenzeit generell nicht belegt. Zudem spricht die numismatische Evidenz klar gegen eine derartige Vorgehensweise: Wenn die lokale kushanische Elite von den Sasaniden vollständig durch Westiranier ersetzt worden wäre, dann hätten sie ja klarerweise auf lokale Interessen und Befindlichkeiten keine Rückseicht mehr nehmen müssen, und dementsprechend ein durch und durch sasanidisches Münz- und Geldwesen aufziehen können. Gerade die kontinuierliche wirtschaftliche und militärische Macht baktrischer Adeliger würde das weite Entgegenkommen der Sasaniden erklären, das sich in der kushano-sasanidischen Münzprägung manifestiert: In einer Region, die ein Drehpunkt der Handelswege, aufgrund ihrer zentralen geopolitischen Lage aber natürlich auch militärisch höchst sensibel war, war eine starke Militärmacht er-forderlich. Dass es den Sasaniden nicht gelang, langfristig das Eindringen anderer Gruppierungen – der sogenannten „iranischen Hunnen“ – in Baktrien zu verhindern, zeigt das Ende der eigentlichen kushano-sasanidischen Münzprägung wohl nicht später als um die Mitte des 4. Jhdts., wobei sowohl die Chronologie wie auch der tatsächliche Ablauf der Ereignisse in der Forschung umstritten sind. Für eine Spät-datierung tritt Göbl ein, wobei dies aber meines Erachtens dem numismatischen Befund widerspricht;77 Cribb wiederum scheint mir das Eindringen der Kidariten, einer frühem Gruppe der „iranischen Hunnen“, in relativchronologischer Hinsicht zu früh anzusetzen.78 Ohne Zweifel aber sind die Ausgaben ab inklusive Göbls Typ 733 nicht mehr unter direkter kushano-sasanidischer Herrschaft geprägt worden. In

__________74 Eine kritische (zumal auch quellenkritische) Auseinandersetzung mit den verschiedentlich

geäußerten Meinungen plane ich im Rahmen meiner Studie zu den kushano-sasandischen Kupfermünzen; einige Bemerkungen bereits in Schindel 2004, Bd. 1, S. 245 f.; Schindel 2012.

75 Göbl 1993, S. 55 f.76 Back 1978, S. 495–497.77 Göbl 1984, S. 75, 81; Göbl 1993, S. 43.

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welchem Ausmaß das sasanidische Eindringen in Baktrien die lokalen Machtver-hältnisse verschoben hat, wird uns im Detail immer unklar bleiben. Bei den vielen Unsicherheiten bezüglich des kushano-sasanidischen Herrschaftsbereiches dürfen wir deshalb nicht erwarten, die Frage nach den Gründen für das Ende der kusha-no-sasanidischen Herrschaft mit Sicherheit beantworten zu können.79

Auf jeden Fall ist auffällig, dass der modifizierte Wesh-Typ bis zum von den Kida-riten herbeigeführten Ende der eigentlichen kushano-sasanidischen Münzprägung ohne weitere Veränderung in Verwendung bleibt.80 Die einzige Ausnahme in der Dinarprägung in Balkh stellt ein unikes Stück des Ohrmazd 2 dar – nebenbei die einzige bisher bekanntgewordene Goldausgabe dieses offensichtlich kurzlebigen Prägeherren –,81 das am Revers eine Investiturszene zwischen dem stehenden Ku-shanshah – auch am Revers klar erkennbar an seiner Flügelkrone – und der thro-nenden Göttin Anahita abbildet. Die Szene an sich entspricht der Darstellung auf den Kleinkupfermünzen des Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1042–1048), auf die wir gleich zu sprechen kommen, oder den Drachmen des Peroz 4 (Göbl Typ 1030) und Ohr-mazd 1 (Göbl Typ 1031). Die Seltenheit wie auch das Fehlen von nachfolgenden, gleichartig gestalteten Dinaren weist diese Typenwahl aber klar als erfolglosen Ver-such aus. Interessanter verläuft die typologische Entwicklung in der Kupferprägung in Balkh. Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass nach Balkh zwei auf den ersten Blick völlig unterschiedliche Münzserien gehören: Die eine wird durch relativ breite Schrötlinge charakterisiert und zeigt auf der Vorderseite den stehenden Kushanshah, entweder mit spätkushanischer Krone (Göbl Typ 1101–1103) (Abb. 11) oder mit der Löwen- kopfkrone des Ohrmazd 1 (Göbl Typ 1105–1110). Am Revers wird stets der stehen-de Gott mit Stier in der Art des kushanischen Wesh, aber gleichfalls in westirani-scher Tracht – mit Haarballen, Bart, und Tunica – dargestellt. Danach erfolgt eine völlige Umstellung auf kleinere Schrötlinge, Brustbilder anstatt Ganzfiguren, und Legenden in Pehlevi statt in Baktrisch (Abb. 14–16, 27). Normalerweise würde man hinter zwei derartig unterschiedlichen Geprägegruppen zwei verschiedene Münz-stätten vermuten; dementsprechend hat Göbl die erste Gruppe Kabul, die zweite

__________79 Göbl 1967; Pfisterer 2014; Vondrovec 2014. 80 Göbl 1984, Taf. 67–69; Cribb 2010, S. 139–141.81 Göbl 1993, S. Taf. 11, Abb. 746A.

Abb. 27: Kushano-Sasaniden, Ohrmazd 2, AE, Balkh, Göbl Typ 1091, Slg. Aman ur Rahman, 2,20 g, 14 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

denn die Sasaniden in den Besitz von Kushanshahr gelangten.74 Am naheliegends-ten ist natürlich die Annahme einer erfolgreichen Invasion, doch lassen gewisse Angaben bei späten islamischen Autoren auch die Möglichkeit anklingen,75 dass es dynastische Verbindungen zwischen Sasaniden und Kushan gab. Es ist aber wichtig, sich derartige Unsicherheiten immer wieder bewusst zu machen, um zu verhindern, dass man reinen Annahmen allzu starke Beweiskraft zumisst. Mit den Ausgaben ab Peroz 2 (Abb. 26) sehen wir, wie eine neue Identität geschaf-fen werden sollte: Eine Identität, die nicht mehr rein kushanisch, aber ebensowenig rein sasanidisch war, eben eine gemischte kushano-sasanidische Identität – dieser moderne Kunstbegriff ist also im Kern durchaus zutreffend. Ohne deskriptive Quel-len bleiben natürlich die Münzen im Detail klarerweise einigermaßen stumm, da die von ihnen transportierten äußerst knappen propagandistischen Meldungen für Benutzer gedacht waren, die über einen religiös-politischen Hintergrund verfügten, den wir heute eben nicht mehr haben. Klar ist auch, dass diese kushano-sasanidi-sche Identität von den sasanidischen Statthaltern für die Bewohner Baktriens und Gandharas geschaffen wurde. Wenn auch sasanidische Funktionäre – bekannt ist etwa der Richter Slok (Seleucus) durch eine Inschrift in Persepolis76 – nach Baktri-en kamen, so ist auszuschließen, dass eine massive Einwanderung von Westira-niern ins ehemalige Kushanreich stattfand; derartiges ja ist für die Sasanidenzeit generell nicht belegt. Zudem spricht die numismatische Evidenz klar gegen eine derartige Vorgehensweise: Wenn die lokale kushanische Elite von den Sasaniden vollständig durch Westiranier ersetzt worden wäre, dann hätten sie ja klarerweise auf lokale Interessen und Befindlichkeiten keine Rückseicht mehr nehmen müssen, und dementsprechend ein durch und durch sasanidisches Münz- und Geldwesen aufziehen können. Gerade die kontinuierliche wirtschaftliche und militärische Macht baktrischer Adeliger würde das weite Entgegenkommen der Sasaniden erklären, das sich in der kushano-sasanidischen Münzprägung manifestiert: In einer Region, die ein Drehpunkt der Handelswege, aufgrund ihrer zentralen geopolitischen Lage aber natürlich auch militärisch höchst sensibel war, war eine starke Militärmacht er-forderlich. Dass es den Sasaniden nicht gelang, langfristig das Eindringen anderer Gruppierungen – der sogenannten „iranischen Hunnen“ – in Baktrien zu verhindern, zeigt das Ende der eigentlichen kushano-sasanidischen Münzprägung wohl nicht später als um die Mitte des 4. Jhdts., wobei sowohl die Chronologie wie auch der tatsächliche Ablauf der Ereignisse in der Forschung umstritten sind. Für eine Spät-datierung tritt Göbl ein, wobei dies aber meines Erachtens dem numismatischen Befund widerspricht;77 Cribb wiederum scheint mir das Eindringen der Kidariten, einer frühem Gruppe der „iranischen Hunnen“, in relativchronologischer Hinsicht zu früh anzusetzen.78 Ohne Zweifel aber sind die Ausgaben ab inklusive Göbls Typ 733 nicht mehr unter direkter kushano-sasanidischer Herrschaft geprägt worden. In

__________74 Eine kritische (zumal auch quellenkritische) Auseinandersetzung mit den verschiedentlich

geäußerten Meinungen plane ich im Rahmen meiner Studie zu den kushano-sasandischen Kupfermünzen; einige Bemerkungen bereits in Schindel 2004, Bd. 1, S. 245 f.; Schindel 2012.

75 Göbl 1993, S. 55 f.76 Back 1978, S. 495–497.77 Göbl 1984, S. 75, 81; Göbl 1993, S. 43.

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Nikolaus Schindel

figuriert aber auch unter dem Namen MIIPO (Abb. 18) prominent im kushanischen Pantheon,88 weshalb hier eine Entscheidung schwerfällt, ob wir das Vorkommen des Mihr/Mithras west- oder ostiranischem Einfluss zuzuschreiben haben; er passt auf jeden Fall in beide Welten. Seine Ikonographe hier ist natürlich sasanidisch und nicht kushanisch, da die Münzen ja aus der sasanidischen Reichsmünzstätte Marw stammen. Als dritter und letzter Grundtyp wird ein Altartyp verwendet (Abb. 16), der eine Büste in den Flammen zeigt, die eine Diademschleife – ein wichtiges Machtsymbol im sasanidischen Iran – und eine Lanze hält (Göbl Typ 1051–1075). Während die Darstellung des Feueraltars grundsätzlich natürlich sasanidisch ist, stellt diese Typenvariation ein Novum dar. Ähnliche Ausgaben des Shapur II. aus Marw sind sicher von den kushano-sasanidischen Ausgaben inspiriert, und wohl später zu datieren.89 Dieser Typ wird bis zum Ende der baktrischen Kleinkupferprä-gung – beim heutigen Kenntnisstand unter Wahram 6 (Abb. 28) – fortgeführt, wobei

zwei verschiedene Gottheiten am Revers auftauchen können, nämlich die bereits genannte männliche Figur und eine Göttin, wohl Anahita (Abb. 14).90 Ein gewich-tiges Argument für die hier vorgenommene, an sich aber schon lange bekannte binnenchronologische Reihung bildet ein Bilddetail am Avers: Zwar gehört auch zur Krone des Kushanshahs Ohrmazd 1 wie für den sasandischen Großkönig der Korymbos, doch während er beim König der Könige stets mit Stoff verhüllt ist, wird er bei den kushano-sasanidischen Herrschern entweder – nach den prägnanten Bezeichnungen Bivars bzw. Göbls – entweder in „Artischocken-“ (Abb. 10, 11, 14, 15) oder „Granatapfelform“ (Abb. 16) dargestellt.91 Auch dies ist mit größter Wahr-scheinlichkeit ein Unterscheidungsmerkmal zwischen dem sasanidischen Großkö-nig und dem Kushanshah, das eine Verwechslung der beiden unterschiedlichen Rangstellungen verhindern sollte. Es ist nun für die Binnenchronologie des Ohr-mazd 1 bedeutend, dass der „Artischockenkorymbos“ mit allen drei Reverstypen gekoppelt vorkommt, die „Granatapfelvariante“ hingegen nur zusammen mit dem Altartyp begegnet. Da dieser Revers auf allen späteren baktrischen Bronzemünzen ausschließlich verwendet wird, haben wir einen hervorragenden und verlässlichen Anhaltspunkt für die Reihung der Varianten; dies ist einer der großen methodischen Vorteile, den die Numismatik bietet. __________88 Göbl 1984, S. 42, Taf. 166 f. 89 Schindel 2004, Bd. 1, S. 218. 90 Tyler-Smith 1997.91 Göbl 1984, S. 82.

Abb. 28: Kushano-Sasaniden, Wahram 6, AE, Balkh, Privat, 0,83 g, 13 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

Balkh zugewiesen.82 Allerdings bin ich wie Cribb83 überzeugt, dass die Aufteilung der kushano-sasanidischen Schüsseldinare auf die beiden Prägestätten Kabul und Balkh der stilistischen und typologischen Evidenz widerspricht, und dass es für sie tatsächlich nur eine einzige Münzstätte gab, nämlich das auf einigen Goldmün-zen genannte Balkh (BOXΛO) (Abb. 11). Weiters begegnen uns beide Gruppen in Schatzfunden aus Baktrien sehr häufig, während die sicher aus einer Prägestätte südlich des Hindukusch stammenden, oben besprochenen Bronzeausgaben völlig andere Verteilungsmuster aufweisen. Zwar gibt es enge stilistische Berührungen zwischen sasanidischen (Abb. 20, 24) und kushano-sasanidishen Dinaren aus Marw (Abb. 10) auf der einen und den Kleinkupfermünzen von Ohrmazd 1 auf der anderen Seite (Abb. 16, 27),84 doch bedeutet dies nicht, dass die Kupferausgaben auch in Marw hergestellt wurden. Eher ist eine Prägung in Balkh unter Mitarbeit von Stempelschneidern, die eben auch für Marw tätig waren, anzunehmen. Die erste der beiden eingangs genannten Gruppen gehört aufgrund der engen Berührungen mit den Dinaren sicher nach Balkh. Dass nun aber in dieser Münzstätte – immerhin der Hauptstadt Baktriens – die nach kushanischem Vorbild sehr reiche Kupferprä-gung nach ihrem starken Beginn völlig eingestellt und an einen anderen Ort (laut Göbl nach Kabul) verlegt worden wäre, erscheint mir nach langem Abwägen der Ar-gumente noch unwahrscheinlicher, als dass diese beiden unterschiedlichen Münz-gruppen doch in dieselbe Münzstätte gehören. Dass sie unterschiedliche chronolo-gische Schichten repräsentieren, steht auf jeden Fall außer Frage. Wenn man diese Überlegungen akzeptiert, dann hätten wir folgende typologische Gliederung der Münzreverse in Balkh vor uns: Am Anfang stehen Darstellungen in der Art des Oesho, allerdings von gewaltig besserer künstlerischer und technischer Qualität als die (für mich abscheulichen) spätkushanischen Kupfermünzen ab Va-sudeva I. (Göbl Typ 1101–1110) (Abb. 7).85 Dieser Reverstyp hätte auch die Umstel-lung auf sasanidische Büsten und Pehlevi-Legenden überstanden; die baktrische Legende bleibt auf diesem Rückseitentyp noch erhalten (Göbl Typ 1032–1036) (Abb. 14). Danach kommt eine typisch sasanidische „Investiturszene“ zwischen dem Kushanshah Ohrmazd 1 und einer für mich nicht genau benennbaren Gottheit (Göbl Typ 1042–1048) (Abb. 15). Da diese Variante sicher nicht am Beginn der Prägung des Ohrmazd 1 steht, versteht sich von selbst, dass mit „Investiturszene“ hier nicht unbedingt die Belehnung mit den Insignien der Macht am unmittelbaren Regierungsbeginn gemeint ist.86 Ab nun sind auch die Reverslegenden in Pehlevi verfasst. Überhaupt hat Ohrmazd 1 zwei verschiedene Investiturgottheiten, näm-lich neben dieser Variante auch noch den Sonnengott Mihr/Mithras, der an seiner Strahlenkrone gut erkennbar ist, auf seltenen Dinaren aus Marw (Göbl Typ 1026, 1027) (Abb. 10). Er erscheint auch auf sasanidischen Ausgaben des Großkönigs Ohrmazd I., und sein Attribut begegnet uns in der Krone des Wahram I. (Abb. 26),87

__________82 1984, S. 79–86, Taf. 62–71; Göbl 1993, S. 42 f., Taf. 38.83 Cribb 1990, S. 155 . 84 Schindel 2005, S. 228 f. 85 Göbl 1984, Taf. 117 f. 86 Von Gall 1990. 87 Alram – Gyselen 2012, S. 47 f.

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figuriert aber auch unter dem Namen MIIPO (Abb. 18) prominent im kushanischen Pantheon,88 weshalb hier eine Entscheidung schwerfällt, ob wir das Vorkommen des Mihr/Mithras west- oder ostiranischem Einfluss zuzuschreiben haben; er passt auf jeden Fall in beide Welten. Seine Ikonographe hier ist natürlich sasanidisch und nicht kushanisch, da die Münzen ja aus der sasanidischen Reichsmünzstätte Marw stammen. Als dritter und letzter Grundtyp wird ein Altartyp verwendet (Abb. 16), der eine Büste in den Flammen zeigt, die eine Diademschleife – ein wichtiges Machtsymbol im sasanidischen Iran – und eine Lanze hält (Göbl Typ 1051–1075). Während die Darstellung des Feueraltars grundsätzlich natürlich sasanidisch ist, stellt diese Typenvariation ein Novum dar. Ähnliche Ausgaben des Shapur II. aus Marw sind sicher von den kushano-sasanidischen Ausgaben inspiriert, und wohl später zu datieren.89 Dieser Typ wird bis zum Ende der baktrischen Kleinkupferprä-gung – beim heutigen Kenntnisstand unter Wahram 6 (Abb. 28) – fortgeführt, wobei

zwei verschiedene Gottheiten am Revers auftauchen können, nämlich die bereits genannte männliche Figur und eine Göttin, wohl Anahita (Abb. 14).90 Ein gewich-tiges Argument für die hier vorgenommene, an sich aber schon lange bekannte binnenchronologische Reihung bildet ein Bilddetail am Avers: Zwar gehört auch zur Krone des Kushanshahs Ohrmazd 1 wie für den sasandischen Großkönig der Korymbos, doch während er beim König der Könige stets mit Stoff verhüllt ist, wird er bei den kushano-sasanidischen Herrschern entweder – nach den prägnanten Bezeichnungen Bivars bzw. Göbls – entweder in „Artischocken-“ (Abb. 10, 11, 14, 15) oder „Granatapfelform“ (Abb. 16) dargestellt.91 Auch dies ist mit größter Wahr-scheinlichkeit ein Unterscheidungsmerkmal zwischen dem sasanidischen Großkö-nig und dem Kushanshah, das eine Verwechslung der beiden unterschiedlichen Rangstellungen verhindern sollte. Es ist nun für die Binnenchronologie des Ohr-mazd 1 bedeutend, dass der „Artischockenkorymbos“ mit allen drei Reverstypen gekoppelt vorkommt, die „Granatapfelvariante“ hingegen nur zusammen mit dem Altartyp begegnet. Da dieser Revers auf allen späteren baktrischen Bronzemünzen ausschließlich verwendet wird, haben wir einen hervorragenden und verlässlichen Anhaltspunkt für die Reihung der Varianten; dies ist einer der großen methodischen Vorteile, den die Numismatik bietet. __________88 Göbl 1984, S. 42, Taf. 166 f. 89 Schindel 2004, Bd. 1, S. 218. 90 Tyler-Smith 1997.91 Göbl 1984, S. 82.

Abb. 28: Kushano-Sasaniden, Wahram 6, AE, Balkh, Privat, 0,83 g, 13 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

Balkh zugewiesen.82 Allerdings bin ich wie Cribb83 überzeugt, dass die Aufteilung der kushano-sasanidischen Schüsseldinare auf die beiden Prägestätten Kabul und Balkh der stilistischen und typologischen Evidenz widerspricht, und dass es für sie tatsächlich nur eine einzige Münzstätte gab, nämlich das auf einigen Goldmün-zen genannte Balkh (BOXΛO) (Abb. 11). Weiters begegnen uns beide Gruppen in Schatzfunden aus Baktrien sehr häufig, während die sicher aus einer Prägestätte südlich des Hindukusch stammenden, oben besprochenen Bronzeausgaben völlig andere Verteilungsmuster aufweisen. Zwar gibt es enge stilistische Berührungen zwischen sasanidischen (Abb. 20, 24) und kushano-sasanidishen Dinaren aus Marw (Abb. 10) auf der einen und den Kleinkupfermünzen von Ohrmazd 1 auf der anderen Seite (Abb. 16, 27),84 doch bedeutet dies nicht, dass die Kupferausgaben auch in Marw hergestellt wurden. Eher ist eine Prägung in Balkh unter Mitarbeit von Stempelschneidern, die eben auch für Marw tätig waren, anzunehmen. Die erste der beiden eingangs genannten Gruppen gehört aufgrund der engen Berührungen mit den Dinaren sicher nach Balkh. Dass nun aber in dieser Münzstätte – immerhin der Hauptstadt Baktriens – die nach kushanischem Vorbild sehr reiche Kupferprä-gung nach ihrem starken Beginn völlig eingestellt und an einen anderen Ort (laut Göbl nach Kabul) verlegt worden wäre, erscheint mir nach langem Abwägen der Ar-gumente noch unwahrscheinlicher, als dass diese beiden unterschiedlichen Münz-gruppen doch in dieselbe Münzstätte gehören. Dass sie unterschiedliche chronolo-gische Schichten repräsentieren, steht auf jeden Fall außer Frage. Wenn man diese Überlegungen akzeptiert, dann hätten wir folgende typologische Gliederung der Münzreverse in Balkh vor uns: Am Anfang stehen Darstellungen in der Art des Oesho, allerdings von gewaltig besserer künstlerischer und technischer Qualität als die (für mich abscheulichen) spätkushanischen Kupfermünzen ab Va-sudeva I. (Göbl Typ 1101–1110) (Abb. 7).85 Dieser Reverstyp hätte auch die Umstel-lung auf sasanidische Büsten und Pehlevi-Legenden überstanden; die baktrische Legende bleibt auf diesem Rückseitentyp noch erhalten (Göbl Typ 1032–1036) (Abb. 14). Danach kommt eine typisch sasanidische „Investiturszene“ zwischen dem Kushanshah Ohrmazd 1 und einer für mich nicht genau benennbaren Gottheit (Göbl Typ 1042–1048) (Abb. 15). Da diese Variante sicher nicht am Beginn der Prägung des Ohrmazd 1 steht, versteht sich von selbst, dass mit „Investiturszene“ hier nicht unbedingt die Belehnung mit den Insignien der Macht am unmittelbaren Regierungsbeginn gemeint ist.86 Ab nun sind auch die Reverslegenden in Pehlevi verfasst. Überhaupt hat Ohrmazd 1 zwei verschiedene Investiturgottheiten, näm-lich neben dieser Variante auch noch den Sonnengott Mihr/Mithras, der an seiner Strahlenkrone gut erkennbar ist, auf seltenen Dinaren aus Marw (Göbl Typ 1026, 1027) (Abb. 10). Er erscheint auch auf sasanidischen Ausgaben des Großkönigs Ohrmazd I., und sein Attribut begegnet uns in der Krone des Wahram I. (Abb. 26),87

__________82 1984, S. 79–86, Taf. 62–71; Göbl 1993, S. 42 f., Taf. 38.83 Cribb 1990, S. 155 . 84 Schindel 2005, S. 228 f. 85 Göbl 1984, Taf. 117 f. 86 Von Gall 1990. 87 Alram – Gyselen 2012, S. 47 f.

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Nikolaus Schindel

Kadphises bis Vasudeva I. Die folgende Tabelle, die ich aus meiner Studie zur ku-shano-sasanidischen Kupferprägung entnommen habe, die aber das kushanische und kushano-sasanidische Gold betrifft, soll das in Zahlen verdeutlichen:

König Stückzahl Prozent Stückzahl Prozent Göbl 1984 coinarchives93 Vima Kadphises 108 4 % 74 8 %Kanishka I. 269 11 % 138 16 %Huvishka 808 32 % 193 22 %Vasudeva I. 344 14 % 135 15 %Kanishka II. 77 3 % 37 4 %Vasishka 173 7 % 35 4 %Khodeshah 23 2 % 3 1%Vasudeva II. 606 24 % 168 19 %Kushano-Sasaniden (gesamt) 107 4 % 90 10 %Summe 2515 101 % 873 99 %

Wir wissen nun aus verschiedenen Inschriften, dass vom Regierungsantritt des Kanishka I. bis zum spätesten bekannten Datum des Vasudeva I. eine Periode von 98 Jahren verging. Die Dauer der kushano-sasandischen Goldprägung würde ich schätzungsweise mit etwa 50 Jahren angeben, also in etwa der Hälfte der „großen Dynastie“. Trotz gewisser Schwankungen ist das Bild, das man einerseits aus der Materialbasis von Göbl im Jahre 1984, andererseits aus dem aktuellen Auktions-handel gewinnt, recht gleichartig: Kushano-sasanidische Goldmünzen sind relativ gesehen deutlich seltener, als sie es unter Annahme eines gleichartigen Prägeaus-stoßes sein sollten. Die Erklärung liegt für mich auf der Hand: Vor der sasanidischen Annexion wurde der Teil des in Goldmünzen fassbaren erwirtschafteten Reichtums in Baktrien umverteilt und geriet wohl nur in gesamthaft geringem Ausmaß – etwa

__________93 www.coinarchives.com, Abfrage am 16. 3. 2012.

Abb. 31: (links) Sasaniden, Wahram I. (273–276), Drachme, Stil C, Typ I/1ab, Slg. Schaaf, 4,06 g, 28 mm.

Abb. 32: (rechts) Sasaniden, Narseh (393–302/3), Drachme, Stil A/1, Typ Ib/4a, Slg. Schaaf, 3,97 g, 25 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

Seltsam und nicht ohne weiteres erklärbar ist auf jeden Fall der typologische Un-terschied zwischen den Schüsseldinaren und den Kupfermünzen aus Balkh: Im Gold überlebt die traditionelle kushanische Typologie bis zum Ende unter Wahram 6 (Göbl Typ 731), im Kupfer dagegen ist die Umstellung auf die sasanidische Büste am Avers, die Altardarstellung am Revers und Legenden in Pehlevi bereits in der früheren Regierung des Ohrmazd 1 abgeschlossen. Sogar wenn man – was, wie oben dargelegt, unwahrscheinlicher ist – zwei unterschiedliche Münzstätten anneh-men wollte, dann bleibt dennoch das Problem bestehen, dass in Baktrien zwei völ-lig unterschiedliche Geldsorten umliefen. Eine mögliche Erklärung liefert ein Blick auf die Münzprägung einer anderen Epoche, nämlich des frühislamischen Syrien: Dort kann man ab der Mitte des 7. Jhdts. eine typologisch eigenständige Kupfer-prägung beobachten, die in den 690iger Jahre eine eindeutig arabisch-islamische Gestalt annimmt. Die Goldprägung hält aber mengenmäßig mit der ubiquitären Kupferprägung bei weitem nicht Schritt. Die Seltenheit gleichzeitiger Goldmünzen, die im frühislamischen Syrien geprägt wurden, legt zwingend den Schluss nahe, dass hauptsächlich alte byzantinische Goldmünzen umliefen. Gewisse Angaben bei zeitgenössischen Autoren belegen die Ablehnung von unter islamischer Herr-schaft geprägten Goldmünzen durch die lokale Bevölkerung,92 während dies im Falle der Kupferprägung nicht der Fall gewesen sein kann – dazu sind diese Stück einfach zu häufig und zu weit verbreitet. Auch hier wäre also das Edelmetall – der bedeutendere Wertmaßstab – konservativer gewesen als das im Alltagsleben häu-figer verwendete Kupfer. Parallel zu dieser Begründung kann man aber auch noch die Möglichkeit andenken, dass die Sasaniden auf die lokalen baktrischen Eliten, die hauptsächlichen Empfänger der Goldmünzen, hinsichtlich der typologischen Gestaltung mehr Rücksicht nahmen. Diese beiden Erklärungsansätze müssen sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen. Ein Punkt verdient noch Beachtung: Mögen auch die kushano-sasanidischen Di-nare durchaus keine herausragenden Seltenheiten sein, so sind sie generell doch deutlich seltener als die kushanischen Goldmünzen der großen Dynastie von Vima

__________92 Album – Goodwin 2002, S. 91.

Abb. 29: (links) Sasaniden, Shapur I. (240–272), Drachme, Stil T, Typ IIc/1, Slg. Schaaf, 4,01 g, 28 mm.

Abb. 30: (rechts) Sasaniden, Ohrmazd I. (271/2–273), Sechsteldrachme, Unsicherer Stil, Typ Ia/1, Slg. Schaaf, 0,66 g, 16 mm.

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Kadphises bis Vasudeva I. Die folgende Tabelle, die ich aus meiner Studie zur ku-shano-sasanidischen Kupferprägung entnommen habe, die aber das kushanische und kushano-sasanidische Gold betrifft, soll das in Zahlen verdeutlichen:

König Stückzahl Prozent Stückzahl Prozent Göbl 1984 coinarchives93 Vima Kadphises 108 4 % 74 8 %Kanishka I. 269 11 % 138 16 %Huvishka 808 32 % 193 22 %Vasudeva I. 344 14 % 135 15 %Kanishka II. 77 3 % 37 4 %Vasishka 173 7 % 35 4 %Khodeshah 23 2 % 3 1%Vasudeva II. 606 24 % 168 19 %Kushano-Sasaniden (gesamt) 107 4 % 90 10 %Summe 2515 101 % 873 99 %

Wir wissen nun aus verschiedenen Inschriften, dass vom Regierungsantritt des Kanishka I. bis zum spätesten bekannten Datum des Vasudeva I. eine Periode von 98 Jahren verging. Die Dauer der kushano-sasandischen Goldprägung würde ich schätzungsweise mit etwa 50 Jahren angeben, also in etwa der Hälfte der „großen Dynastie“. Trotz gewisser Schwankungen ist das Bild, das man einerseits aus der Materialbasis von Göbl im Jahre 1984, andererseits aus dem aktuellen Auktions-handel gewinnt, recht gleichartig: Kushano-sasanidische Goldmünzen sind relativ gesehen deutlich seltener, als sie es unter Annahme eines gleichartigen Prägeaus-stoßes sein sollten. Die Erklärung liegt für mich auf der Hand: Vor der sasanidischen Annexion wurde der Teil des in Goldmünzen fassbaren erwirtschafteten Reichtums in Baktrien umverteilt und geriet wohl nur in gesamthaft geringem Ausmaß – etwa

__________93 www.coinarchives.com, Abfrage am 16. 3. 2012.

Abb. 31: (links) Sasaniden, Wahram I. (273–276), Drachme, Stil C, Typ I/1ab, Slg. Schaaf, 4,06 g, 28 mm.

Abb. 32: (rechts) Sasaniden, Narseh (393–302/3), Drachme, Stil A/1, Typ Ib/4a, Slg. Schaaf, 3,97 g, 25 mm.

Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

Seltsam und nicht ohne weiteres erklärbar ist auf jeden Fall der typologische Un-terschied zwischen den Schüsseldinaren und den Kupfermünzen aus Balkh: Im Gold überlebt die traditionelle kushanische Typologie bis zum Ende unter Wahram 6 (Göbl Typ 731), im Kupfer dagegen ist die Umstellung auf die sasanidische Büste am Avers, die Altardarstellung am Revers und Legenden in Pehlevi bereits in der früheren Regierung des Ohrmazd 1 abgeschlossen. Sogar wenn man – was, wie oben dargelegt, unwahrscheinlicher ist – zwei unterschiedliche Münzstätten anneh-men wollte, dann bleibt dennoch das Problem bestehen, dass in Baktrien zwei völ-lig unterschiedliche Geldsorten umliefen. Eine mögliche Erklärung liefert ein Blick auf die Münzprägung einer anderen Epoche, nämlich des frühislamischen Syrien: Dort kann man ab der Mitte des 7. Jhdts. eine typologisch eigenständige Kupfer-prägung beobachten, die in den 690iger Jahre eine eindeutig arabisch-islamische Gestalt annimmt. Die Goldprägung hält aber mengenmäßig mit der ubiquitären Kupferprägung bei weitem nicht Schritt. Die Seltenheit gleichzeitiger Goldmünzen, die im frühislamischen Syrien geprägt wurden, legt zwingend den Schluss nahe, dass hauptsächlich alte byzantinische Goldmünzen umliefen. Gewisse Angaben bei zeitgenössischen Autoren belegen die Ablehnung von unter islamischer Herr-schaft geprägten Goldmünzen durch die lokale Bevölkerung,92 während dies im Falle der Kupferprägung nicht der Fall gewesen sein kann – dazu sind diese Stück einfach zu häufig und zu weit verbreitet. Auch hier wäre also das Edelmetall – der bedeutendere Wertmaßstab – konservativer gewesen als das im Alltagsleben häu-figer verwendete Kupfer. Parallel zu dieser Begründung kann man aber auch noch die Möglichkeit andenken, dass die Sasaniden auf die lokalen baktrischen Eliten, die hauptsächlichen Empfänger der Goldmünzen, hinsichtlich der typologischen Gestaltung mehr Rücksicht nahmen. Diese beiden Erklärungsansätze müssen sich nicht notwendigerweise gegenseitig ausschließen. Ein Punkt verdient noch Beachtung: Mögen auch die kushano-sasanidischen Di-nare durchaus keine herausragenden Seltenheiten sein, so sind sie generell doch deutlich seltener als die kushanischen Goldmünzen der großen Dynastie von Vima

__________92 Album – Goodwin 2002, S. 91.

Abb. 29: (links) Sasaniden, Shapur I. (240–272), Drachme, Stil T, Typ IIc/1, Slg. Schaaf, 4,01 g, 28 mm.

Abb. 30: (rechts) Sasaniden, Ohrmazd I. (271/2–273), Sechsteldrachme, Unsicherer Stil, Typ Ia/1, Slg. Schaaf, 0,66 g, 16 mm.

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Nikolaus Schindel

Alram – Gyselen 2003 M. Alram – R. Gyselen, Sylloge Nummorum Sasanidarum Paris – Berlin – Wien, Band

I: Ardashir I. – Shapur I., Wien 2003.

Alram – Gyselen 2012 M. Alram – R. Gyselen, Sylloge Nummorum Sasanidarum Paris – Berlin – Wien, Band

II: Ohrmazd I. – Ohrmazd II., Wien 2012.

Alram – Klimburg-Salter 1999 M. Alram – D. E. Klimburg-Salter (Hg.), Coins, Art and Chronology. Essays on the pre-Islamic History of the Indo-Iranian Borderlands, Wien 1999.

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Sasaniden, Kushan, Kushano-Sasaniden: Münzprägung, Propaganda und Identitäten

durch den Handel – ins Ausland.94 Ab der Einrichtung der kushano-sasanidischen Herrschaft wäre dann durch Steuerzahlungen ein großer Teil des Goldes an die Zentralregierung in Ctesiphon abgeflossen und auf jeden Fall der Reichtum, der umverteilt werden konnte, geschrumpft, da die Hofhaltung eines wenn auch bedeu-tenden Gouverneurs natürlich wesentlich weniger aufwendig als die des selbstän-digen Königs eines spätantiken Großreiches war. Es sei einmal mehr betont, dass dies reine Wahrscheinlichkeitsschlüsse sind, da wir natürlich keine Belege in den Quellen haben, die derartige Geldflüsse belegen. Immerhin aber scheint es mir bei aller Unsicherheit derartiger Überlegungen und der Gefahr, sozusagen aus Mangel an Quellen den Boden unter den Füssen zu verlieren, doch auch interessant, derartige Themen zumindest einmal anzureißen. Wenn auch vieles hier notwendigerweise skizzenhaft bleiben muss, hoffe ich doch, dass die aufgeworfenen Fragen in einigen Bereichen neue Betrachtungsweisen provozieren können, und dass ich zudem den Wert der Numismatik als historische Quelle einmal mehr präsentieren konnte.

AbbildungsnAchweis

Abb. 1: CNG Auktion 90, 23. 5. 2012Abb. 2, 3, 6, 8: Triton Auktion 16, 8. 1. 2013Abb. 4: CNG Auktion 87, 18. 5. 2011Abb. 5: CNG Auktion 91 , 19. 9. 2012Abb. 7: Institut für Archäologie, UAW, SamarkandAbb. 9, 18, 19, 21, 23, 29, 30, 31, 32: Slg. Schaaf Abb. 10, 20: London, British MuseumAbb. 11: Goldberg Auktion 44, 10. 2. 2008Abb. 12, 13, 16: Münzkabinett, KHM, Wien Abb. 14, 15, 17, 26, 27: Slg. Aman ur RahmanAbb. 22: Paris, Bibliothèque Nationale de France Abb. 24: Berlin, Staatliche Museen Abb. 25: Goldberg Auktion 63, 31. 5. 2011 Abb. 28: Privat

bibliogrAphie

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Nikolaus Schindel

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HALLER MUNZ- BLATTER

Band VIII – März 2015

N A C H R I C H T E N D E R T I R O L E R N U M I S M A T I S C H E N G E S E L L S C H A F T H A L L I N T I R O L

Beiträge zum 6. Österreichischen Numismatikertag2014

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