OBERBERGISCHER KREIS Investitionen in neues Gesicht von Morsbach Gemeinde legt Haushaltsplan für 2016 vor – Kreisumlage frisst starke Steuereinnahmen Ein Überfall in Winterborn Geschäftserfolg mit Magneten Axel Schirp verkauft bald seinen 600. Metallreste-Entferner Helfer brauchen ein Führungszeugnis „Flüchtlingshilfe Engelskirchen“ hatte zur ersten öffentlichen Mitgliederversammlung geladen Was bewegt in Derschlag und Umgebung? • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • VON JENS HÖHNER MORSBACH. Morsbach muss erneut ins Sparschwein grei- fen. Auf mehr als drei Millio- nen Euro bezifferte Bürger- meister Jörg Bukowski das De- fizit in der Haushaltskasse für das Jahr 2016. „Und das bedeu- tet einen weiteren Verzehr von Eigenkapital“, erklärte der Verwaltungschef, als er in der jüngsten Sondersitzung des Gemeinderats am vergange- nen Dienstagabend gemein- sam mit Kämmerer Klaus Neu- hoff den Haushaltsplan für das nächste Jahr vorstellte. In den Jahren nach 2016 falle das Minus aber geringer aus, ergänzte Kämmerer Neuhoff und nannte Zahlen: 1,6 Millio- nen Euro in 2017, 1,8 Millionen in 2018 und 1,2 Millionen dann im Jahr 2019. Erfreulich sei, so betonte Bürgermeister Bu- kowski, dass die Gemeinde kaum Steuern erhöhen werde. Allein die Grundsteuer B (für bebaute und unbebaute Grundstücke) steige um zehn Prozentpunkte, „aber das ist bei weitem nicht so drastisch wie etwa in Bergneustadt“. Keinen Hehl machte der Rathauschef aus seinem Ärger über die jährliche Umlage, die der Oberbergische Kreis kas- siert: 2016 werden es etwa 11,6 Millionen Euro sein. „Durch das Finanzausgleichssystem in Nordrhein-Westfalen werden wir immer reicher gerechnet, als wir sind“, schimpfte Bukowski. „Dadurch wächst die Umlage, und es schwinden die Fördermittel.“ Er sei stolz darauf, dass Morsbach den Haushalt aus eigener Kraft stemmen könne, weil die örtli- che Wirtschaft ein starker Fak- tor sei und der Gemeinde Ge- werbesteuern in Höhe von fast zwölf Millionen Euro beschere. „Aber davon bleiben nach dem Abzug der Kreisumlage gera- de mal 300 000 Euro übrig.“ Schlüsselzuweisungen erhält die Gemeinde übrigens schon seit dem Jahr 2013 nicht mehr. Größter Investitionsposten im 299 Seiten starken Zahlen- werk sind 2016 die geplanten Ausgaben für das Integrierte Handlungskonzept (IHK), das der Gemeinde bis ins Jahr 2022 ein neues Gesicht geben soll. 4,7 Millionen Euro sollen für die Umgestaltung des Zentralorts verwendet werden: 1,8 Millio- nen Euro bringt die Gemeinde auf, der Rest seien Fördermit- tel. 1,3 Millionen Euro gehen zudem nach Lichtenberg, dort zahlt die Verwaltung 517 000 Euro selbst. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • Kosten für Flüchtlinge kaum kalkulierbar „Das IHK soll eine Auf- bruchsstimmung zur Orts- kernentwicklung bewirken, an der sich dann auch Privatleute beteiligen“, sagte Bukowski. 1,7 Millionen möchte Mors- HAUSHALT IN ZAHLEN Erträge 24,2 Mio. Euro Aufwendungen 27,4 Mio. Euro Fehlbetrag 3,2 Mio. Euro Realsteuerhebesätze Grundsteuer A 400 v.H. Grundsteuer B 505 v.H. Gewerbesteuer 450 v.H. Kreisumlage 11,6 Mio. Euro Investitionen 3,9 Mio. Euro Investitionskredite 2,3 Mio. Euro bach zudem in die Straßen in- vestieren, 680 000 Euro für den Brandschutz und 315 000 Euro für die Schulen und die Bildung bereitstellen. 1,3 Millionen Eu- ro sind für die Betreuung von Flüchtlingen in den Haushalts- plan eingerechnet, allerdings geht die Kämmerei derzeit von 200 Asylbewerbern aus. „Diese Zahl lässt sich natürlich nicht im Voraus berechnen, schon bis zur Einbringung des Haus- halts wird sie wohl korrigiert“, erklärte Kämmerer Klaus Neuhoff. Jetzt sollen die Ratsfraktio- nen über den Etat beraten, in der Ratssitzung am 8. Dezem- ber soll er nach Möglichkeit verabschiedet werden. VOR 50 JAHREN . . . war vor 50 Jahren Thema in der Zeitung: „Das kleine, sonst so geruhsame Dorf Win- terborn im Homburger Land ist Schauplatz eines aufregenden Ereignisses gewesen. Es war kurz vor Mittag, gegen 11.45 Uhr, als zwei Männer die an der Hauptstraße gelegene Zweig- stelle der Spar- und Darlehens- kasse Nümbrecht in Winterborn betraten und einer von ihnen sofort den allein anwesenden Zweigstellenleiter mit einer Pis- tole größeren Kalibers auffor- derte, sich zur Wand umzudre- hen. Als der Zweigstellenleiter sich weigerte, wurde er mit Erschießen bedroht. ,Hände hoch!’ rief der Gangster, wobei er gleichzeitig drohend die Pis- tole zog. Ihm folgte sein Kom- plice, der sich dicht dahinter in den kleinen Kassenraum dräng- te. Unterdessen machte sich der Komplice des Bewaffneten an den Tresor und die Tages- kasse heran und verstaute das Geld sowie etwa 10 Sparkas- senbücher in eine ältere, dunkle Aktentasche.“ Der Bericht endet so: „Die Fahndung nach den beiden Räubern ist sofort auf das ganze Bundesgebiet aus- gedehnt worden.“ • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • VON ARND GAUDICH BRINK. Die Erfindung von Axel Schirp ist zu 100 Prozent „Made In Oberberg“: Das von ihm erfundene Magnetsystem, um Kunststoffspritzgussma- schinen vor Metallpartikeln zu schützen, fertigt und vertreibt der Gummersbacher in sei- nem Ein-Mann-Betrieb „Indus- trie Vertretung Schirp“ selbst. Vier Jahre nach dem ersten Be- richt in dieser Zeitung berich- tet der 47-Jährige jetzt von ei- nem florierenden Geschäft. Das „schirpMAG“ sei mittler- weile bundesweit in der Kunst- stoffindustrie im Einsatz. Bald werde er seinen 600. Magnet- abscheider verkaufen. Noch setzt Schirp die Teile seines Systems selbst zusam- men, im Dachgeschoss seines Hauses in der Ortschaft Brink, mit Sicht auf die Aggertalsper- re. Doch wenn seine Erfindung weiterhin so gefragt ist, will er die Fertigung kurzfristig an ei- nen seiner Zulieferer überge- ben – auch der sitzt in Ober- berg. „Im vergangenen Jahr habe ich 75 Systeme verkauft. In diesem Jahr konnte ich die Menge schon verdreifachen“, sagt Schirp, der sich 2010 selbstständig gemacht hat. Damals hatte der ehemalige Angestellte einer Fachfirma schon reichlich Erfahrung mit Magnetabscheidern gesam- melt. Diese Vorrichtungen sind nichts Neues, bereits seit 30 Jahren werden sie auch in der Kunststoffindustrie einge- setzt. Denn die hat ein Prob- lem: Ihr Rohstoff, das Kunst- stoffgranulat, ist meist ein re- cyceltes Produkt, das mit klei- nen Metallteilen verunreinigt ist – etwa geschredderte Bol- zen oder Schrauben. Und die können die Spritzgussmaschi- nen auf Dauer lahmlegen. Also passiert das Granulat einen Magnetabscheider, bevor es in der Spritzgussmaschine mit Hitze und Druck in neue Teile geformt wird. Der zieht die winzigen Metallteile an sich. Doch dieser Magnet ist voll mit Metallteilen, ist die Reinigung umständlich. Deswegen hat Schirp die konventionellen Magnetab- scheider perfektioniert: Sein System legt sich wie eine Schelle um ein Metallrohr, durch das das Kunststoffgra- nulat geleitet wird. Hat der Magnet viele Metallpartikel angezogen, kann das Rohr mit wenigen Handgriffen von dem Metallabfall gereinigt werden: Die Magnetschelle wird ent- fernt, die Metallteile fallen aus dem Rohr. Immer mehr Firmen schei- nen die Vorzüge des zum EU- Patent angemeldeten „schirp- MAG“ zu erkennen. Mehrere So funktioniert’s: Der Magnetblock ist eine Schelle, die ums Metallrohr gelegt wird. Axel Schirp hat das System erfunden. (Foto: Schmittgen) MADE IN OBERBERG Geräte verkaufte der Gum- mersbacher auch ins Ausland. Ein Kunde sitzt auf Malta und produziert kleine bunte Plas- tikspielfiguren, die weltweit bekannt sind. In diesem Jahr stellte Schirp eine verbesserte Version des Systems vor. Dass die Umsätze steigen, führt der Gummersbacher auch darauf zurück, dass Kunststoffverar- beiter ihre Zweitwerke im Aus- land mit dem System nachrüs- ten. Um das Geschäft weiter anzukurbeln, sucht Schirp mo- mentan Vertriebspartner. • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • • www.iv-schirp.de AXEL SCHIRP über den Erfolg der Magnete Vergangenes Jahr habe ich 75 Systeme verkauft. In diesem Jahr konnte ich die Menge schon verdreifachen. « ENGELSKIRCHEN. Das Inte- resse an der ersten öffentli- chen Mitgliederversammlung des Vereins „Flüchtlingshilfe Engelskirchen“ war groß. Ne- ben zwei Dutzend Mitgliedern wollte auch ein Dutzend En- gelskirchener wissen, was der Verein eigentlich macht – mehr Interessenten als erwartet, wie Vereinsvorsitzende Doris Schuchardt erfreut feststellte. Die Aufgaben waren fix er- klärt: Flüchtlinge betreuen, na- türlich, und zwar Einzelperso- nen und auch Familien. Ver- einsmitglieder, berichtete Vor- sitzende Doris Schuchardt, be- tätigen sich aber auch im Be- reich Sprache und Bildung, et- wa in Form von Deutschkur- sen, die für Flüchtlinge ange- boten werden. Darüber hinaus werden Sachspenden verwal- tet und – das kommt jetzt als vierter Bereich dazu – es gilt, einen Internetauftritt für den Verein zu konzipieren. Vier Be- tätigungsfelder gibt es also, und überall kann Verstärkung gebraucht werden, aktuell auch jemand, der dem schon konzipierten Internetauftritt ein ansprechendes und gut handhabbares Äußeres verlei- hen kann. Die Versammlung im katholischen Gemeinde- haus Ründeroth stellte auch Weichen. So wurde einstimmig (bei zwei Enthaltungen) be- schlossen, zunächst keine Mit- gliedsbeiträge zu erheben. För- dermitgliedschaften soll es vorerst nicht geben – Spenden sind aber möglich. Es wurde auch beschlossen, dass alle Vereinsmitglieder, die in der unmittelbaren Flüchtlingshilfe tätig sind, ein erweitertes Füh- rungszeugnis brauchen (für Vereinsmitglieder kostenlos). Den geschäftsführenden Vorstand (Doris Schuchardt, Geschäftsführer Axel Wüste- feld, Kassiererin Elisabeth Jo- sephi) ergänzen nun die ein- stimmig gewählten Beisitzer Jutta Rieckmann, Franca Mas- sa, Daniela Yücebaz und Dr. Franz-Josef Odenthal. (sül) DERSCHLAG. Gummersba- cher Bürger, die in Derschlag und Umgebung wohnen, sind aufgerufen, ihre Wunschthe- men für das nächste Bürgerfo- rum im Rathaus zu melden. Der Verwaltungsvorstand mit Bürgermeister Frank Hel- menstein (CDU) an der Spitze kommt am Montag, 2. Novem- ber, um 18 Uhr in die Mensa der Gesamtschule Derschlag an der Epelstraße 23. Bewohner sowie Vereinsvertreter aus Derschlag, Kalteneich, Mittel- stebecke und Rebbelroth kön- nen dann mit der Stadtspitze ins Gespräch kommen und da- zu beitragen, dass die Infra- struktur vorankommt. Deswegen will die Stadtver- waltung wissen, welche The- men die Gummersbacher be- sprechen wollen. Anregungen und Hinweise nimmt ab sofort Rathausmitarbeiter Jascha Baumert entgegen, unter V (0 22 61) 87-1132 oder per E- Mail: buergerkommunikation @gummersbach.de . (ag) »