Institut für Soziologie der Universität Leipzig Diplomarbeit Anwendung der soziologischen Theorie der Strukturierung von Anthony Giddens auf den Bereich der Darstellungsmethodik. eingereicht von: Denny Reibig 10. Fachsemester Matrikelnummer: 9126455 [email protected]http://www.denny-reibig.de/diploma Bearbeitungszeitraum: August 2007 bis Februar 2008 Betreuer: Prof. Dr. Karin Kurz Februar 2008
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Reibig 2008 - Anwendung Der Theorie Der Strukurierung
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Institut für Soziologie der Universität Leipzig
Diplomarbeit
Anwendung der soziologischen Theorie der Strukturie rung von Anthony Giddensauf den Bereich der Darstellungsmethodik.
Tab. 4.26 – Anzahl Wörter pro Seite ..................................................................................... 67
Tab. 4.27 – Streuung als Indikator ........................................................................................ 69
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Kapitel 1 - Einleitung
1. Einleitung
In den letzten Jahren kam die Diskussion auf, inwieweit Technologien als manifestierte Formen
sozialer Prozesse zu betrachten sind und ob diese Strukturen auf das Handeln der Menschen
entscheidend einwirken können. Dieser vermeintliche Zusammenhang wird auf den Untersu-
chungsgegenstand der Darstellungsmethodik, im Speziellen, die Verwendung von Computer-
programmen zur Visualisierung von Informationen, während eines Vortrags, angewendet.
Unter Zuhilfenahme verschiedener theoretischer Ansätze, insbesondere der Theorie der Struk-
turierung von Anthony Giddens, soll untersucht werden, ob sich Zusammenhänge zwischen
dem Handeln der Akteure und der Struktur, in der dieses Handeln eingebettet ist, finden lassen.
Das zentrale Anliegen dieser Diplomarbeit ist es, herauszufinden, ob der handelnde Akteur, der
die Rolle des Vortragenden einnimmt, durch die von ihm verwendeten technischen Hilfsmittel
beeinflusst wird, inwieweit sich diese Beeinflussung im Ergebnis des Handelns niederschlägt
und ob sich verallgemeinerbare Aussagen zu diesen Einflüssen treffen lassen. Wirkt Technik
möglicherweise deterministisch? Oder agiert der Akteur völlig losgelöst von den technischen
Mitteln?
Im Rückschluss soll weiterhin betrachtet werden, welche Einflüsse die handelnden Personen
auf die technische Struktur haben. Sind technische Errungenschaften durch die Akteure form-
bar? Oder handelt es sich um starre Gebilde, die nicht verändert werden können?
Im Zuge dieser Fragestellungen erfolgt die Überprüfung der theoretischen Grundlage an der
empirischen Wirklichkeit. Inwieweit die Ausarbeitungen von Anthony Giddens, die in der Litera-
tur als theoretische Grundlage vorgeschlagen werden, zur Analyse geeignet sind, soll abschlie-
ßend geklärt werden.
1.1 Aufbau der Arbeit nach dem P-T-E – Schema von K arl Popper
Dieser Diplomarbeit liegt ein Wissenschaftsverständnis zugrunde, das „Soziologie als problem-
orientierte, erklärende und zugleich empirische Wissenschaft [begreift]“ [Büschges et al. 1996:
76]. In diesem Sinne ist diese Arbeit nach dem von Karl Popper in seiner Arthur-Holly-Compton
Gedächtnisvorlesung 1966 erstmals vorgestellten Schema wissenschaftlicher Erkenntnisent-
wicklung aufgebaut. „Ausgehend von einem als lösungsbedürftig empfundenem praktischen
oder theoretischen Problem (P1) wird für dieses eine vorläufige theoretische Lösung (T1) ge-
sucht, die zum Zwecke der Fehlerbeseitigung mit der geschichtlich-gesellschaftlichen Wirklich-
keit konfrontiert wird (E1). Dies macht es in der Regel erforderlich, das Problem neu zu definie-
ren (P2) und/oder nach neuen theoretischen Lösungsmöglichkeiten (T2) zu suchen, die wieder-
um empirischer Überprüfung (E2) zuzuführen sind und an der Erfahrung scheitern können.“
[ibid.: 77]. Diese Logik wissenschaftlicher Forschung nach Popper ist in Abbildung 1.01 darge-
stellt.
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Kapitel 1 - Einleitung
1.2 Zusammenfassung
In Kapitel 2 werde ich damit beginnen, die Problematik meiner Arbeit darzulegen. Dazu gehe
ich als erstes auf die aktuelle Diskussionslage um die Präsentationssoftware PowerPoint ein
und gebe einen kurzen historischen Abriss zur Entwicklung des Programms in Kapitel 2.2. An-
schließend wende ich mich der Bedeutung der Technik für die Gesellschaft zu und zeige, dass
Technik ein elementarer Bestandteil der menschlichen Kultur ist. Insbesondere der Einfluss jün-
gerer Techniken, so wird Kapitel 2.3 zeigen, prägt das Leben der Menschen entscheidend mit.
Dass das Thema Technik dennoch innerhalb der Soziologie lange Zeit ausgeblendet, aber
gleichzeitig bereits frühzeitig thematisiert wurde, wird im folgenden Kapitel ausgeführt. In die-
sem Kapitel 2.4 wird der Zusammenhang zwischen Gesellschaft und Technik aus soziologi-
scher Perspektive betrachtet.
Das die Problematik um die Präsentationssoftware PowerPoint bereits in anderen wissenschaft-
lichen Disziplinen behandelt worden ist, zeigen die zwei darauffolgenden Kapitel, die Berüh-
rungspunkte mit der Wissenssoziologie, Psychologie und den Erziehungswissenschaften be-
leuchten und den Abschluss von Kapitel 2 bilden.
Die Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen beginne ich mit der Erklärung wichtiger Begriffe
in Kapitel 3.1. Erklärt werden die technische Definition von Visualisierung, die Termini rund um
die Präsentationssoftware PowerPoint, die Unterschiede zwischen Präsentation und Vortrag,
grundlegende Vokabeln zur näheren Erfassung von Präsentationsarten, sowie der soziologi-
sche Begriff soziale Normen.
In Kapitel 3.2 wird das bereits in der Problemstellung angesprochene Verhältnis von Technik
und Gesellschaft aufgegriffen. Dabei werden die theoretischen Ansätze Vergegenständli-
chungs- und Enactment-Perspektive gegenübergestellt, die die Bedeutung von Technik entwe-
der als strukturelle Gegebenheit auffassen oder im Zusammenhang mit sozialem Handeln se-
hen.
Anschließend werden in Kapitel 3.3 die Grundbegriffe soziales Handeln und soziale Beziehung
von Max Weber ausgearbeitet. Diese Ausarbeitung bildet eine der zwei Säulen für das in Kapi-
tel 3.5.1 entwickelte Schema, das die Problematik um die Verwendung von Präsentationssoft-
ware in Vorträgen, in seiner Gesamtheit erfassen soll. Die andere Säule bildet das Theorem der
Dualität von Struktur. Dieses Theorem ist Teil der Strukturierungstheorie von Anthony Giddens,
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Die Logik wissenschaftlichen Arbeitens
Quelle: Büschges et al. 1996: 77Abb. 1.01 – P-T-E – Schema nach Karl Popper
P1 T1 E1 P2 T2 E2
Kapitel 1 - Einleitung
die in Kapitel 3.4 vorgestellt wird.
Im darauffolgenden Kapitel werden die theoretischen Grundlagen auf die Problemstellung über-
tragen und das eben erwähnte Schema, das einen Überblick der Zusammenhänge ermöglichen
soll, dargestellt. Die schematische Darstellung bildet den wichtigsten Teil der theoretischen
Grundlagen, da mit ihr die Wechselwirkungen zwischen handelndem Akteur und strukturellen
Momenten verdeutlicht werden. Im Anschluss daran soll noch auf einige praktische Reibungs-
punkte zwischen Struktur und handelndem Akteur eingegangen werden.
In Kapitel 3.6 wird mit dem Modell der soziologischen Erklärung, ein weiterer theoretischer An-
satzpunkt vorgestellt und anschließend mit dem Theorem der Dualität verknüpft. Auch auf diese
theoretische Grundlage wird die Problematik übertragen. Dies ermöglicht eine Betrachtung auf
Makro- und Mikroebene und die Vorstellung von Überlegungen zur Auswahl eines relevanten
Akteurmodells.
Schließlich werden aus den Grundlagen der Theorie, 4 Hypothesen abgeleitet und in Kapitel 3.7
vorgestellt.
Kapitel 4 beinhaltet den empirischen Teil meiner Arbeit. Zuerst beziehe ich mich in meiner Ana-
lyse auf bereits vorhandenes empirisches Material. Dabei wird in Kapitel 4.1 zuerst die wichtige
Frage beleuchtet, wie verbreitet die Software PowerPoint ist und auf einige Probleme zur Da-
tenlage hingewiesen. In Kapitel 4.2 werden unterschiedliche Ansätze vorgestellt, die das Pro-
gramm PowerPoint zum Untersuchungsgegenstand machen. Das Spektrum reicht dabei von ei-
nigen psychologischen Untersuchungen im didaktischen Bereich, über die analysierte Wirkung
des Präsentationsprogramms auf die objektive Beurteilungsfähigkeit von Personen, mit Hilfe ei-
ner experimentellen Anordnung, sowie der Auswirkung auf Organisationsstrukturen, bis hin zur
Untersuchung der Benutzerfreundlichkeit der Software.
In Kapitel 4.3 stelle ich die von mir durchgeführte empirische Untersuchung vor, dabei gehe ich
zuerst auf das methodische Vorgehen ein, um anschließend die Daten quantitativ und qualitativ
zu analysieren.
Danach folgt in Kapitel 4.4 die zusammenfassende Auswertung der vier aufgestellten Hypothe-
sen und der Annahmen zum Handlungsmodell, die zeigen wird, das die aufgestellten Vermutun-
gen zu den Zusammenhängen zwischen Struktur und handelndem Akteur größtenteils falsifi-
ziert werden müssen.
Abschließend werde ich in Kapitel 5 ein Fazit ziehen, einige kritische Anmerkungen zu meiner
Arbeit formulieren und einen kurzen Ausblick auf weitere mögliche Ansatzpunkte wissenschaftli-
cher Forschung geben.
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Kapitel 2 - Problemstellung
2. Problemstellung
Ausgangspunkt für diese Diplomarbeit war der Vortrag von Nicole Zillien beim 32. Kongress der
deutschen Gesellschaft für Soziologie in München mit dem Titel „'Powerpoint makes you dumb.'
Ein Klärungsversuch mit Hilfe der Theorie der Strukturierung.“, aus dem der gleichnamige
Beitrag entstand, der in Jäckel und Mai „Online Vergesellschaftung? Mediensoziologische
Perspektiven auf neue Kommunikationstechnologien.“ 2005 erschienen ist [Zillien 2005b].
Dieser Beitrag von Nicole Zillien greift einen Artikel von Clive Thompson auf, der im Dezember
2003 im „New York Times Magazine“ veröffentlicht wurde und auf einen möglichen
Zusammenhang zwischen dem Absturz der NASA-Raumfähre „Columbia“ am 1. Februar 2003
und der Schulung von NASA-Ingenieuren mit der Software PowerPoint der Firma Microsoft
hinweist [Thompson 2003: 1]. Dieser Zusammenhang wurde tatsächlich im Abschlussbericht
der NASA zur Untersuchung des Unglücks erwähnt [Columbia Accident Investigation Board
2003: 182]. In diesem Untersuchungsbericht wird auch der damalige Professor für
Informationsdesign, Interfacedesign, Statistik und politische Ökonomie an der Universität Yale,
Edward Tufte angeführt. Er analysiert in seinem Werk „The cognitive Style of PowerPoint“ die
Präsentationsvorlage der NASA, welche zur Schulung der Ingenieure verwendet wurden und
hebt markante kritische Punkte hervor. Die Kritik von Tufte soll Ausgangspunkt für die
Einführung in den Diskurs sein, der sich um die Präsentationssoftware PowerPoint entwickelt
hat.
2.1 Die Kritik an PowerPoint – Diskurschronologie
Zum einen bezieht Edward Tufte seine Kritik auf auftretende Formfehler, wie die exzessive
Verwendung von Levelhierarchisierungen unter Verwendung arbiträrer Zeichen als Anstriche,
sogenannte „bullet points“, sowie die uneinheitliche Verwendung von Formeln als Folge eines
nicht vorhandenen Formeleditors in der Software PowerPoint [Tufte 2003b: 8f; ; siehe Abb.
2.01]. Tufte stellt zum Beispiel fest, dass „6 different levels of hierarchy are used to classify,
prioritize, and display 11 simple sentences“ [Tufte 2003b: 8].
Zum anderen führt er neben diesen formalen Kritikpunkten weiterhin an, dass die Kombination
aus Beamer und Präsentationssoftware einem herkömmlichen Projektor mit entsprechenden
Folien und insbesondere bedrucktem Papier, schon allein durch die maximale optische
Auflösung unterlegen ist. Tabelle 2.01 gibt eine Übersicht zu den Auflösungen typischerweise
eingesetzter technischer Mittel zur visuellen Unterstützung. Ein Beamer der mittleren Kategorie
schafft es rund 800000 Pixel darzustellen. Viereinhalb Mal soviele Bildpunkte können mit einem
Laserdrucker, der eine Auflösung von 600 dpi1 hat, auf ein DIN A4 Blatt bzw. auf eine Folie
gedruckt werden. Handzettel und Folien für Tageslichtprojektoren sind also in der Tat besser
geeignet detailreiche Abbildungen darzustellen. Lichtstrom und Kontrastverhältnis bewegen
1 Die Angabe dpi steht für „dots per inch“, also Punkte je Zoll. Ein Zoll sind etwa 2,51 Zentimeter.
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Kapitel 2 - Problemstellung
sich für Tageslichtprojektoren und Beamer in den gleichen Größenordnungen und sind stark
von dem jeweiligen Gerät abhängig.2
Neben diesen von technischen Aspekten abhängigen Nachteilen computergestützter Präsenta-
tionen, kritisiert Tufte die lineare Vortragsweise. Das heißt, dass standardmäßig lediglich ein
vor- und zurückblättern innerhalb der Präsentationsvorlage möglich ist, die Folien also wie an
einem Strang abgearbeitet werden. Dies führt dazu, dass der Vortrag seltener unterbrochen
wird und Zwischenfragen mit dem Verweis auf eine andere, später folgende Folie abgeschmet-
tert werden. Thielsch, Nikolaeva und Förster sprechen in diesem Zusammenhang von der Ver-
armung des Kommunikationsprozesses [Thielsch et al. 2006a: 1]. Diese Eigenheit des Präsen-
tationsprogramms kann sich der Vortragende natürlich auch zu Nutze machen, um unliebsame
Unterbrechungen zu vermeiden. Die Ambivalenz der Technik tritt hier deutlich zum Vorschein.
2 Der Kontrastbereich liegt bei handelsüblichen Geräten zwischen den Verhältnissen von 400:1 bis10000:1. Der Lichtstrom in ANSI-Lumen variiert im Bereich von 1000 bis 7000.
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Übersicht zur technischen Auflösung der Hilfsmittel
Beamertechnische Auflösung SVGA: rund 0,48 MP rund 3,6 MP unendlich rund 0,8 MP
XGA: rund 0,8 MPHDTV: rund 2 MP
Drucker A4(Papier, Folie)
Tageslicht-projektor
Monitor(Auflösung 1024*768)
MP = MegaPixelTab. 2.01 – technische Auflösungen
Folie der NASA, analysiert von Tufte
Quelle: Tufte 2003b: 8f.Abb. 2.01 – Folie der NASA, analysiert von Tufte
Kapitel 2 - Problemstellung
Tufte kommt zu der Feststellung, dass PowerPoint eher auf den Präsentator zugeschnitten ist,
nicht auf das Publikum oder den Inhalt. „Yet PowerPoint is entirely presenter-oriented, and not
content-oriented, not audience-oriented.“ [Tufte 2003b: 4]. Darüberhinaus ist es nach Tufte in
vielen Vorträgen zur Gewohnheit geworden, Zusammenhänge auf eine Seite zu raffen [Tufte
2003a]. Zusammenfassend lässt sich damit sagen, dass es laut Tufte die Tendenz gibt
Informationen zu verknappen, gleichzeitig aber technische Beschränkungen existieren. Daraus
ergibt sich das Problem, das auch Atkinson festhält. PowerPoint-Folien sind oftmals an
Informationen überladen [Atkinson 2004: 101], doch durch den begrenzten Platz auf einer
Präsentationsfolie und die bereits angesprochene geringe Bildauflösung, kommt es zu einer
Komplexitätsreduktion des Inhalts. [Tufte 2003b: 4].
Um diesen Zusammenhang näher zu analysieren, hat Tufte Grafiken 13 verschiedener
Printmedien mit Folien von 28 PowerPoint-Präsentationen verglichen. In den Grafiken der
Printmedien findet er im Durchschnitt 166 Einträge, bei den PowerPoint-Präsentationen sind es
im Durchschnitt lediglich 12. Dieses Ergebnis wird nur von der Ausgabe der „Pravda“ aus dem
Jahr 1982 untertroffen [siehe Abb. 2.02].
Als Folge dieses niedrigen Niveaus an Informationsdichte hält Tufte fest, „With so little
information per slide, many many slides are needed“ [Tufte 2003b: 4]. Die damit verbundene
Reizüberflutung beim Publikum, führt für ihn unweigerlich zu einem Aufmerksamkeitsverlust des
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Übersicht zum Informationsgehalt in Statistiken ver schiedener Medien
Zuhörers. Tuftes Aussagen resümiert Zillien mit der Aussage, „dass es schwierig sei, unter
Nutzung des Präsentationsprogramms Informationen in ihrer ganzen Breite darzustellen, da das
Programm seine Anwender dazu anhalte, Inhalte zu verkürzen, Informationen zu zerstückeln,
Zusammenhänge auseinanderzureißen und im Halbdunkel überladene Graphiken zu erläutern.“
[Zillien 2005a: 1901].
Spätestens mit dem Erscheinen des Artikel von Clive Thompson ist eine Diskussion zwischen
verschiedenen Parteien entbrannt. Die Gegner des Präsentationsprogramms, zu denen auch
Edward Tufte gehört, verteufeln die Software oder stellen mit Polemik die Schwächen heraus.
Dies hat zum Beispiel Peter Norvig im Jahr 2000 getan, als er mit dem Auto-Content-Wizard
eine Präsentation über die Schlacht von Gettysburg kreiert hat, in der ein virtueller Abraham
Lincoln Fakten und Ziele referiert. [Norvig 2000]. Und Thomas Stewart fordert in einem Artikel
des Magazins Fortune aus dem Jahr 2001 „Ban It Now! Friends Don't Let Friends Use
PowerPoint“ [Stewart 2001: 210], denn, so seine Argumentation, die Monopolstellung dieses
Programms hat zu einer Uniformität geführt, die jeden Vortrag monoton und langweilig macht
[ibid: 2].
Auf dieses Monopol macht auch Ian Parker in einem Artikel in „The New Yorker“ aufmerksam
und stellt gleichzeitig die berühmt gewordene Frage, „Can a software package edit our
thoughts?“ [Parker 2001: 76]. Die neutralen Anwender des Programms antworten darauf, „It's
just a tool, man!“ [Zillien 2005b: 159]. PowerPoint sehen sie nur als Werkzeug und die Güte
eines Vortrags steht und fällt mit demjenigen der vorträgt und nicht mit der Software die
unterstützend verwendet wird.
Als Befürworter des Programms gibt sich LaPorte zu erkennen. Und er geht sogar noch weiter,
indem er in dem kurzen Aufsatz „Papyrus to PowerPoint (P 2 P): metamophosis of scientific
communication.“, der im Dezember 2002 im British Medical Journal erschienen ist, fordert, dass
die wissenschaftliche Kommunikation des 21. Jahrhunderts hauptsächlich über das Medium
PowerPoint stattfinden sollte. Denn die inhärente Grammatik des Programms ist logischer, als
die, der in den letzten 300 Jahren verwendeten Journal-Sprache, die Kosten der Herstellung
und Verbreitung sind gering und der Informationsaustausch direkt und schnell [LaPorte et al
2002: 1479f.]. Zugegebenermaßen liest sich der Artikel mehr, als ob er nicht ganz ernst gemeint
ist, denn alle Nachteile, die mit der Einführung eines proprietären Standards3 in die
Wissenschaft einhergehen würden, werden ausgeblendet und die Vorteile übertrieben betont.
An diesem Punkt setzt der Text von Farkas kritisch an, der zu bedenken gibt, dass Aktualität
nicht auf Kosten von Qualität erreicht werden sollte und die simplifizierte Sprache in
3 In der Informationstechnologie sind die Antonyme proprietäre und freie Software üblich. Proprietär meintdabei, dass das Programm in irgendeiner Art und Weise vor Eingriffen und willkürlicher Verbreitunggeschützt ist.
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Kapitel 2 - Problemstellung
PowerPoint, aufgrund des Verlusts von Genauigkeit, zu einem „cause of confusion“ wird.
[Farkas 2006: 165]. Aber womöglich steht die Forschung tatsächlich vor einem
Paradigmenwechsel. Schnettler zumindest spricht davon, dass PowerPoint-Präsentationen „zu
einem Basisidiom der Wissensvermittlung in der Wissensgesellschaft avanciert [sind]“
[Schnettler 2007: 1].
Die wissenschaftliche Landschaft um PowerPoint, so hält David K. Farkas fest, ist recht kritisch
zu betrachten. Die meisten Veröffentlichungen sind essayistisch und haben eine lockere
unwissenschaftliche Struktur. Dazu zählt er auch das Heft von Edward Tufte, „The cognitive
Style of PowerPoint“ und den Artikel von Thomas Stewart. Gehaltvolle empirische Arbeiten sind
immer noch rar [Farkas 2006: 162]. In Kapitel 4.2 wird die aktuelle Situation zur Empirie
ausführlich behandelt, an dieser Stelle soll nur ein kurzer Überblick zu wissenschaftlichen
Ansätzen gegeben werden.
Es gibt eine Reihe von psychologischen Studien, die die Auswirkungen von PowerPoint als
didaktisches Mittel untersuchen und dabei zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen kommen
[Amare 2006: 299f.]. Beispielhaft wird die Studie von Nouri und Shahid in Kapitel 4.2.1.1 näher
vorgestellt.
Theoretische Ansätze zur Erfassung der Problematik liefern Yates und Orlikowski, die den
Gebrauch von PowerPoint in Organisationen betrachten und dafür Prozesse innerhalb der US
Air Force analysieren [Yates und Orlikowski 2006: 24f.]. Mit ihrem Konzept des 'genre'
versuchen sie Präsentationsvorlagen in geeigneten Kategorien zu erfassen.
David K. Farkas listet 10 Dinge auf, die im Zusammenhang mit der Analyse von PowerPoint-
Präsentationen beachtet werden sollten [Farkas 2006: 164] und liefert damit sowohl eine
Zusammenfassung an Kritikpunkten, als auch einen groben Leitfaden für eine wissenschaftliche
Untersuchung. Diese 10 Dinge sind neben dem missbräuchlichen Gebrauch des Begriffs
PowerPoint als Hyperonym für Präsentationssoftware generell4, der Einsatzweck, die
Präsentationsumgebung, die Verwendung von Zusatzmaterial, der Kommunikationskontext, der
persönliche Präsentationsstil, die Fertigkeiten des Vortragenden, der „Autocontent wizard“, die
latente Norm Ideen auf eine Seite zu verknappen, sowie die Wechselwirkung zwischen
PowerPoint und organisationeller Struktur und Gesellschaft im Allgemeinen [ibid.: 165ff.].
Eine weitere Differenzierungsmöglichkeit sehen Pötzsch und Schnettler in der Unterscheidung
zwischen formeller und informeller Situation [Pötzsch und Schnettler 2006: 189]. Dieser Aspekt
ist nicht zu verachten, da Thielsch und Förster in einer Untersuchung feststellen, dass immerhin
35,7 Prozent befragter Personen zum Nutzungsverhalten angeben, PowerPoint privat, zum
Beispiel bei Feierlichkeiten zu nutzen [Thielsch und Förster 2007: 4].
Innerhalb der Sozialwissenschaften sind die einzigen derzeit exisitierenden Studien, die das
4 Dieser Aspekt wird in Kapitel 4.12 näher erläutert.
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Kapitel 2 - Problemstellung
Thema quantitativ erfassen wollen, zwei Online-Umfragen, die an der westfälischen Wilhelms-
Universität unter der Leitung von Mainald Thielsch stattgefunden haben [Thielsch 2006;
Thielsch et al. 2006a; Thielsch et al. 2006b; Thielsch und Förster 2007]. Thielsch macht darauf
aufmerksam, dass „misslungene Präsentationen mit großen Zeit- und Geldkosten verbunden
sind“ [2006: 1] und nimmt dies als Anlasss das Problem um die Präsentationssoftware
PowerPoint zu thematisieren.
Auf eine andere, ganz unwissenschaftliche Art nähert sich der britische Musiker David Byrne
dem Medium PowerPoint. Der ehemalige Sänger der „Talking Heads“ hat entdeckt, dass man
mit dem Programm auch eine künstlerische Performance realisieren kann. „I realized pretty
quickly that the software could run by itself, to present autonomously. You can remove the
person from the equation, and use PowerPoint as an art medium.“ [Jardin 2003: 1] sagt er in
einem Interview mit der Zeitschrift „Wired“. Seine autonom laufenden Präsentationen kreierte
Byrne innerhalb weniger Stunden, ohne jemals vorher mit PowerPoint gearbeitet zu haben.
Diese Einfachheit der Bedienung und die Ungebundenheit an Regeln ist es, was das
Besondere des Mittels PowerPoint für Byrne ausmacht. „The fact that I'm kind of jumping into
this with complete freedom and disregard for any kind of rules or strictures is, I imagine, exactly
what its makers were hoping.“ [Jardin 2003: 2]. Eine mit PowerPoint verwirklichte Illustration,
von David Byrne, in der er das Thema Clonen aufgreift, zeigt Abbildung 2.03.
Herauszufinden, inwieweit der Benutzer wirklich unabhängig ist von dem Programm, ist ein
Grundanliegen dieser Diplomarbeit. Werden die Gedanken der Nutzer tatsächlich editiert,
bestimmt also die eingesetzte Software das Ergebnis der Akteure, oder agieren die handelnden
Personen selbständig und entkommen dem Determinismus der Technik. Vor diesen Fragen als
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Illustration von David Byrne
Quelle: Byrne 2003Abb. 2.03 – David Byrne: „Dolly“
Kapitel 2 - Problemstellung
Hintergrund sollen die Wechselwirkungen von Struktur und Handlung, so wie sie Anthony
Giddens in der Theorie der Strukturierung beschreibt, betrachtet werden.
Bevor ich jedoch mit der Entwicklung des theoretischen Instrumentariums beginne [Kapitel 3]
und dieses dann an der Wirklichkeit teste [Kapitel 4], sollen noch kurze Abrisse zur historischen
Entwicklung des Programms PowerPoint, zum Begriff Technik und zu wissenschaftlichen Diszi-
plinen die das Thema tangieren vermittelt werden.
2.2 Entwicklungsgeschichte von PowerPoint
Im April 1987 wurde die erste Version von PowerPoint, damals noch unter dem Namen
Presenter für Macintosh Computer veröffentlicht. Die Entwicklung des Programms begann aber
bereits 1981. Whitfield Diffie, der bereits durch die Entwicklung des „Public-Key“-Verfahrens,
eine Methode zur Verschlüsselung von Informationen, Berühmtheit erlangt hatte, entwickelte
ein Programm mit dem er auf einem Blatt Papier schwarze Rahmen drucken konnte, innerhalb
derer sich Text befand. Eine „slide show on paper“ [Parker 2001: 79] entstand. Bob Gaskin
führte die Entwicklung des Programms der Firma Forethought fort und kurz nach der
Veröffentlichung der ersten Version, kaufte Microsoft für 14 Millionen Dollar Forethought und
damit die Rechte zur Weiterverbreitung [ibid.: 81]. 1994 kommt PowerPoint dann zusammen mit
Schreibprogramm Word und der Tabellenkalkulation Excel als Microsoft Office – Paket für
Windows 3.0 auf den Markt5. Bis 1997 werden zahlreiche zusätzliche Funktionen in das
Programm integriert. „Zeichen-Werkzeuge, der AutoContent Wizard, animierte
Folienübergänge, fliegende und piktorale Bullets, die Einbindung von Ton- und Videodateien,
automatische Layouts und ClipArt-Dateien, ScreenBeans[6], Transparenz-Effekte und
schließlich die Möglichkeit, PowerPoint im HTML Format zu speichern, waren die Innovation
dieser Jahre.“ [Schnettler et al. 2007: 13]. Mit der zunehmenden Verbreitung tragbarer
Computer und digitaler Bildprojektoren, wird PowerPoint, insbesondere im Geschäftsleben, in
den 90er Jahren zu einem wichtigen Kommunikationsmittel. Zu dieser unintendierten
„Innovation der Nutzung“ [ibid.: 13] gibt es bisher allerdings noch keine Untersuchungen.
Schnettler et al. verweisen lediglich auf einen Vortrag von Klaus Pias, der sich diesbezüglich mit
der Vorgeschichte von PowerPoint beschäftigt hat [Pias 2006]. Seit 1994 erscheint in
Abständen von etwa 2 Jahren eine neue Ausgabe der Software PowerPoint [Belleville 2000;
Stevenson 2003]. Die aktuelle zwölfte Version von PowerPoint ist sowohl einzeln als auch im
Microsoft Office Paket 2007 erhältlich [Microsoft 2008].
Den Begriff PowerPoint verwende ich in der von Microsoft gebräuchlichen Schreibweise als
5 Schnettler et al. weisen darauf hin, dass die Angaben zu den Jahreszahlen in der Literatur ungenau sind.„Versucht man aus den sporadischen Angaben eine Chronologie zu entwickeln, so sieht es aus, als habeMicrosoft 1990 damit begonnen, PowerPoint ® in MS-Office zu integrieren, ab 1992 wurde diese dannbeworben und war ab Ende 1993-Anfang 1994 auf dem Markt verfügbar.“ [Schnettler et al. 2007: 12f.].
6 Zur Entwicklung von ScreenBeans, kleine Grafiken die von Cathleen Belleville entworfen wurden und zurIllustration gedacht waren, erzählt Parker [2001: 82f.] eine interessante Geschichte.
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Kapitel 2 - Problemstellung
zusammengesetztes Wort der englischen Vokabeln 'power' und 'point' [Microsoft 2008]. Daraus
resultiert ab und an eine Wortschöpfung aus dem Eigennamen der Software und einem, mit
einem Trennstrich verbundenen weiteren Begriff. Dies soll die Verständlichkeit des
Zusammenhangs gewährleisten. Auf die sinngemäße Bedeutung des Begriffs PowerPoint wird
in Kapitel 4.2.2 näher eingegangen.
2.3 Die Bedeutung von Technik für die Gesellschaft
Dieser Abschnitt soll einen kurzen Überblick geben, zu der historischen Bedeutung von Technik
und zu den Entwicklungen der Techniksoziologie. Eine umfangreiche Behandlung des Themas
liefert Werner Rammert [Rammert 2007; Rammert 1993].
Der Umgang mit Technik ist in der Kultur der Menschheit grundlegend verankert. In der
griechischen Mythologie stiehlt Prometheus Athene und Hephaistos das Feuer und die
Kunstfertigkeit, um damit das Versäumnis seines Bruder Epimetheus auszugleichen, „den
Menschen im Sinne der Götter zum überlegenen Lebewesen“ [Zillien 2006: 13] zu machen.
„Das Wort Technik ist im 18. Jh. aus dem Französischen übernommen worden und leitet sich
ab von griech. téchne. Der griechische Begriff bezeichnet allgemein die Kunstfertigkeit und das
Kunstprodukt, das Machen und das Gemachte im Gegensatz zum Gegebenen, zur Natur, zur
physis.“ [Sachsse 1994: 358f.]. Zillien fügt dieser Definition noch die etymologischen
Bedeutungen Handwerk, Gewerbe, sowie, abgeleitet aus der Mythologie um Prometheus, List
und Betrug hinzu [Zillien 2006: 14]. Zum einen wird von Technik also als Ding, zum anderen
von Technik als Handlung gesprochen [ibid: 14]. Rammert schlägt deshalb die Unterscheidung
in „physikalisch vergegenständlichte Sachtechnik [...] und in der Kombination menschlicher
Handlungen verkörperte Handlungstechnik“ [Rammert 2007: 17] vor. In meinen Betrachtungen
möchte ich beide Aspekte des Technikverständnisses berücksichtigen. Die manifestierten
technischen Artefakte, die Rammert als Sachtechnik definiert, werden als strukturelle
Gegebenheiten im Sinne Giddens interpretiert7. Handlungen oder Handlungstechniken werden
unter soziologischem Gesichtspunkt als soziales Handeln im Sinne Max Webers verstanden8.
Die technische Infrastruktur für Wasser, Energie, Verkehr und Kommunikation bildet zusammen
mit den technischen Sozialstrukturen im Wirtschaftssektor die Technostruktur der Gesellschaft
[Rammert 2007: 11]. Damit kommt der Technik eine spezielle Bedeutung zu. Sie ist „zugleich
[...] integraler Bestandteil und besonderer Aspekt“ [ibid: 11] und ist auch für die Veränderung
ökonomischer Strukturen ein wichtiger Faktor.
Im Deutschen wird der Begriff Technik von dem Begriff Technologie abgegrenzt. „Mit
Technologie wird das systematisierte Wissen über die Techniken bezeichnet“ [Rammert 1999:
3]. Im angelsächsischen Sprachgebrauch hat der Begriff 'technology' den Ausdruck 'technics'
7 Siehe dazu Kapitel 4.4.8 Siehe dazu Kapitel 4.3.
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Kapitel 2 - Problemstellung
verdrängt. Damit kommt nach Rammert, die starke Veränderung der Kultur durch moderne
Techniken, wie Computer- oder Gentechnik, zum Ausdruck [ibid.: 3]. Rammert unterscheidet
deshalb Sachtechnik noch einmal in „hard ware“ und „soft ware“ [Rammert 2007: 16]. Tabelle
2.02 zeigt eine Übersicht zu Rammerts Technikbegriffen und einige dazugehörige Beispiele für
die behandelte Problematik.
2.4 Technik und Soziologie
Obwohl Technik „für das Verständnis moderner Gesellschaften zweifellos von grundlegender
Bedeutung [ist]“ [Schulz-Schaeffer 2000: 9], so blieb dieser Teil der Sozialstruktur doch lange
Zeit ein dunkler Fleck in den Sozialwissenschaften [ibid: 9]. Leider findet sich in der Literatur
auch kein historischer Abriss, der die Geschichte der Techniksoziologie detailliert darstellt.
Deswegen können an dieser Stelle nur einzelne, für diese Arbeit interessante Themen erwähnt
und grundlegende theoretische Ideen erläutert werden. Auf die zunehmende Bedeutung
moderner Techniken verweisen zum Beispiel Rammert [2007: 17] und Schulz-Schaeffer [2000:
50].
Die Auseinandersetzung der Soziologie mit technischen Errungenschaften lässt sich bereits bei
Marx wiederfinden. Zum Ersten begreift Marx die Entwicklung der Gesellschaft als
konfliktbehafteten Prozess, der durch den technischen Fortschritt mit ausgelöst wird. Die bis
dato gültigen feudalen Sozialbeziehungen werden durch die industrielle Revolution schlagartig
aufgelöst. Dies ist seine makrotheoretische Sichtweise [Rammert 2007: 17f]. Zum Zweiten
analysiert Marx Formen der Kooperation und der Arbeitsteilung als Handlungstechnik, sowie
Wirkungen beim Einsatz neuer Sachtechniken im Bereich seiner Organisationstheorie [ibid.:
18]. Und drittens wird für Marx der technische Wandel durch die in der Gesellschaft wirkenden
Kräfte bestimmt [ibid: 18].
Diese Wirkungsrichtung, bei der gesellschaftliche Größen (G) die Genese und Entwicklung
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Übersicht zu Formen der Technik und deren Medien
Handlungstechnik
Medium Körperliche Bewegung Physische Dinge Symbolische Zeichen
Form Mechanisierung
Sachtechnik
„wet ware“ „hard ware“ „soft ware“
Habitualisierung Algorithmisierung
BeispieleTechnik
Trainingsdrill, Seziertechnik
Ölraffinerie,Onko-Maus
Computerprogramm,genetischer Code
Beispiele fürPowerPoint
Umgang mit Softwarewährend eines Vortrags
Laptop,Beamer
PowerPoint,Präsentationsvorlage
Quelle: Rammert 2007: 16; eigene ErgänzungTab. 2.02 - Formen der Technik
Kapitel 2 - Problemstellung
neuer Techniken (T) bestimmen, bezeichnet Rammert als Sozialkonstruktivismus (G -> T). Der
umgedrehte Zusammenhang, bei dem die Technik die bestimmende Größe ist und nach den
sozialen Folgen gefragt wird, bezeichnet man als Technikdeterminismus (T -> G). In einer
dritten Sichtweise, mit der die Frage beantwortet werden soll, wie Technik und Gesellschaft
zusammenhängen, wird von einer Interaktion beider Größen ausgegangen. Gesellschaft und
Technik beeinflussen sich also wechselseitig (G <-> T) [ibid.: 21]. Abbildung 2.04
veranschaulicht die Zusammenhänge. Eine detaillierte Erklärung liefert Rammert [2007: 22ff.].
Für die Ausarbeitung einer theoretischen Grundlage schlägt Schulz-Schaeffer zwei Perspekti-
ven vor, in die sich „die meisten der vorliegenden konzeptionellen Ansätze zu einer Soziologie
der Technik“ [Schulz-Schaeffer 2000: 10] einordnen lassen. Die eine, von ihm als Enactment-
Perspektive9 bezeichnete Richtung, geht davon aus, dass Technik erst im sozialen Handeln Be-
deutung für die Sozialwissenschaften erlangt [ibid.: 10]. Die andere Richtung sieht „Sachtechnik
als eine besondere, nämlich vergegenständlichte Form der Verfestigung des Sozialen“ [ibid.:
10]. Eine ausführlichere Diskussion zum Verhältnis dieser beiden Perspektiven erfolgt in Kapitel
3.2. Der Diskurs über die Einführung neuer Techniken ist oftmals von normativen Standpunkten
geprägt [Zillien 2006: 13]. Nach Zillien ist diese Auseinandersetzung ein „'Abziehbild' einer Kon-
troverse, die sich wie ein roter Faden durch die techniksoziologische Theoriediskussion zieht“
[Zillien 2005a: 1903].
2.5 Berührungspunkte mit der Wissenssoziologie
In ihrem Beitrag „Bürokraten des Wissens? 'Denkstile' computerunterstützter visueller
Präsentationen.“ stellen Pötzsch und Schnettler die Verbindung zwischen Technik- und
Wissenssoziologie her [Pötzsch und Schnettler 2006]. Der Begriff der Wissensgesellschaft
drückt aus, dass „Wissen immer stärker die Rolle einer Ressource habe und als Basis sozialen
Handelns fungiere“ [ibid.: 191]. Und Präsentationssoftware ist ein elementarer Kanal, durch den
dieses Wissen übertragen wird [ibid.: 190f.]. Pötzsch und Schnettler diskutieren dies vor dem
Hintergund, eines einschneidenden Wandels, der unter dem Stichwort „iconic turn“ (auch „visual
turn“ oder „pictorial turn“) [ibid.: 193] stattfindet. Dabei wird argumentiert, dass die Abbildung der
Realität zunehmend durch Verbildlichung stattfindet und das bisher zentrale Element Sprache
9 Schulz-Schaeffer erklärt den Begriff Enactment mit der Umschreibung „durch Handeln zur Wirkungbringen“ [Schulz-Schaeffer 2000: 51].
- 13 -
Wie hängen Technik (T) und Gesellschaft (G) zusamme n?
Quelle: Rammert 2007: 21f.Abb: 2.04 Technik und Gesellschaft
Beispiel 2 (wertrational): „Rein wertrational handelt, wer ohne Rücksicht auf die vorauszusehen-
den Folgen handelt im Dienst seiner Überzeugung [...].“ [Weber 1984: 45]. Beispielsweise wird
auf PowerPoint bewusst verzichtet, weil die Firma Microsoft nicht unterstützt werden soll. Alter-
native Software kommt zum Einsatz, auch wenn damit Performanceverluste in Kauf genommen
werden müssen.
Beispiel 3 (affektuell): Affektuelles Handeln lässt sich bei der betrachteten Problemstellung
sicherlich kaum finden, wenn nicht gerade der Akteur aus Verzweiflung über die Dysfunktion
der technischen Mittel während des Vortrags auf ein Tafelbild zurückgreift. Denn affektuelles
Handeln wird „durch aktuelle Affekte und Gefühlslagen“ [bestimmt]“ [ibid.: 44].
Beispiel 4 (traditional): Traditionales Handeln ist genau wie affektuelles kaum vom Akteur
reflektiert, sondern „ist sehr oft nur ein dumpfes, in der Richtung der einmal eingelebten
Einstellung ablaufendes Reagieren auf gewohnte Reize.“ [ibid.: 44]. Weil vom Akteur und
innerhalb der Firma schon immer mit PowerPoint gearbeitet wurde, wird dies auch weiterhin
getan, ohne die Benutzung kritisch zu hinterfragen.
Anzumerken ist dabei, dass die Verwendung eines Mittels aus unterschiedlichen Motiven
geschehen kann. So kann ein Akteur PowerPoint aus Mangel an bekannten oder verfügbaren
Alternativen einsetzen, aus Gewohnheit oder ganz bewusst, um seinen Prinzipien treu zu
- 20 -
Gegenstand rationaler Kontrolle
Handlungstyp Mittel Zweck Wert Folge
+ + + + bewusst
+ + + - bewusst
+ + - - unbewusst
+ - - - unbewusst
Zweckrational
Wertrational
Affektuell
Traditional
Quellen: Schluchter 1979: 192; eigene Ergänzung nach Weber 1984: 44f. Tab. 3.02 – Max Webers Handlungstypen nach Schluchter
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
bleiben. „Sehr selten ist Handeln, insbesondere soziales Handeln, nur in der einen oder der
anderen Art orientiert.“ [Weber 1984: 46].
In dieser Arbeit soll geprüft werden, ob es einen Zusammenhang zwischen eingesetzten
Hilfsmitteln für den Vortrag und dem Motiv für diese Verwendung gibt. Die empirische
Auswertung wird zeigen, dass es tatsächlich Unterschiede zwischen Akteursgruppen gibt.
Im Zusammenhang mit der Motivation der handelnden Person, ein bestimmtes Hilfsmittel
einzusetzen, lassen sich weitere Fragen stellen, die zwar aus Zeitgründen nicht eingehender
untersucht werden können, hier aber trotzdem erwähnt werden sollen. So zum Beispiel, ob
freier Software, sogenannter Freeware, gegenüber kommerziellen Produkten der Vorzug aus
finanziellen Gründen gegeben wird. Oder ob es andere Beweggründe gibt diese Programme
einzusetzen.
3.4 Die Strukturierungstheorie von Anthony Giddens
Ingo Schulze-Schaeffer hat versucht die Theorie der Strukturierung von Anthony Giddens für
den Bereich der Techniksoziologie zugänglich zu machen. Dabei verweist er auf die
unkonventionelle Art mit der Giddens seine eigene Theorie betrachtet [Schulz-Schaeffer 2000:
147]. „Die Terminologie der Theorie der Strukturierung sollte man, [...] als sensibilisierendes
Behelfsmittel für mannigfaltige Forschungszwecke betrachten, mehr nicht.“ [Giddens 1992:
383]. Für den von mir betrachteten Untersuchungsgegenstand, die Auswirkungen der
Benutzung von Präsentationssoftware, liefert Giddens Theorie einen nützlichen Ansatz.
„Die Aufgabe der Sozialtheorie ist es, Konzepte des Wesens menschlichen sozialen Handelns
und des menschlichen Akteurs zu erarbeiten, die für die empirische Forschung fruchtbar
gemacht werden können.“ [ibid.: 31]. Dieser Satz von Giddens beschreibt das Anliegen meiner
Diplomarbeit sehr gut.
Für Giddens ist die Tragweite sozialwissenschaftlicher Theorien immer zeitlich und räumlich be-
schränkt. Er bezweifelt die universelle Gültigkeit des deduktiv-nomologischen Ansatzes. Für ihn
kann Erkenntnis nur in probabilistischen Aussagen gefasst werden [Schulze-Schaeffer 2000:
146]. Diese Arbeit folgt den Ideen von Karl Popper zu wissenschaftlichem Arbeiten [siehe Kapi-
tel 1.1] und leitet Hypothesen aus den zu Grunde liegenden Theorien ab [siehe Kapitel 3.7]. Da-
mit wird auf der einen Seite dem Verständnis von Anthony Giddens gefolgt, indem Teile seiner
Theorie übernommen und für die empirische Arbeit nutzbar gemacht werden10, andererseits
wird von der arbiträren Vorgehensweise Abstand genommen und damit dem Vorwurf des Eklek-
tizismus aus dem Weg gegangen und die Teile der Theorie die nutzbar sind in eine positivisti-
sche Arbeitsweise eingebunden.
10 Giddens schreibt dazu „[...] I emphasized that the theory should be utilized only in a selective way ... andshould be seen more as a sensitizing device than as providing detailed guidelines for researchprocedure.“ [Giddens 1989: 294].
- 21 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
3.4.1 Begriffsdefinitionen
Um die Strukturierungstheorie und spezieller das Theorem der Dualität von Struktur von
Giddens näher zu erfassen, ist es nötig eine Begriffsdefinitionen vorzunehmen. Giddens hält für
seine Theorie drei Konzepte als zentral fest: Struktur, System und Dualität von Struktur
[Giddens 1992:67]. Die beiden ersten bilden die Grundlage für den letzten.
3.4.1.1 Struktur
Giddens unterteilt in einer allgemeinen Definition Struktur in die 2 Elemente Regeln und
Ressourcen. In seinem Glossar definiert er Struktur als „Regeln und Ressourcen, die in
rekursiver Weise in die Reproduktion sozialer Systeme einbezogen sind.“ [Giddens 1992: 432].
Diese Zweiteilung von Struktur übernehme ich in meiner Diplomarbeit. Den Teil den Giddens
als 'Regeln' bezeichnet, benenne ich latente Struktur, den Teil der 'Ressourcen' als manifeste
Struktur. Giddens unterscheidet weiterhin in Strukturen, Strukturmomente, strukturierte
Momente, Strukturprinzipien und Strukturierung [ibid.: 432]. Strukturen sind „Regeln-
Ressourcen-Komplexe“ [ibid.: 432]. Sind Strukturen institutionalisiert, werden sie zu
Strukturmomenten. Betrachtet man Strukturmomente wissenschaftlich in ihrem dynamischen
Zusammenhang innerhalb ihrer Bildungs- und Erhaltungsprozesse, spricht Giddens von
strukturierenden Momenten [Schulz-Schaeffer 2000: 170f.]. Auf diese Definition werde ich mich
später noch in Kapitel 3.6.2 beziehen, wenn ich versuche die Theorie von Giddens, mit den
Ideen von James Coleman, zum Makro-Mikro-Makro-Zusammenhang einer soziologischen
Erklärung, miteinander zu verknüpfen. Strukturprinzipien betreffen die Organisation
„gesellschaftlicher Totalitäten“ [ibid.:432] und sind auf gesamtgesellschaftlicher Ebene
verankert. Den Wirkprozess der Dualität von Struktur bezeichnet Giddens als Strukturierung.
Die genaue Differenzierung bleibt bei Giddens jedoch mitunter diffus, schwer verständlich und
tautologisch.
3.4.1.2 System
Jegliche Form der Strukturierung bezieht sich bei Giddens auf soziale Systeme. Erst im
Handeln erlangt Struktur Bedeutung und erst im sozialen System wird sie konkret und empirisch
überprüfbar, denn ein System definiert Giddens als die „Ordnung sozialer Beziehungen über
Raum und Zeit hinweg, sofern diese als reproduzierte Praktiken aufgefaßt werden.“ [Giddens
1992: 432]. Die Bedeutung von Raum und Zeit ist bei Giddens elementar. Denn
„Strukturmomente sozialer Systeme existieren nicht außerhalb des Handelns, vielmehr sind sie
fortwährend in dessen Produktion und Reproduktion einbezogen.“ [ibid.: 430].
Der Struktur an sich wird die Dinghaftigkeit abgesprochen, sie existiert nur virtuell [Schulz-
Schaeffer 2000: 170ff.]. Damit nimmt Giddens, der Struktur als inhärent betrachtet, eine
antagonistische Position zu Durkheim ein, der davon ausgeht, dass gesellschaftliche
- 22 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Tatbestände „ja vorhanden sein können, ohne wirklich angewendet zu werden“ [Durkheim
1991: 110] und Struktur damit als von außen gegeben und unabhängig auffasst [Schulz-
Schaeffer 2000: 155]. Die Negation der dinghaften Form von Struktur bei Giddens ist in meinen
Augen nicht nötig, da Giddens betont, das die soziale Bedeutung erst im Handeln und im
sozialen System entsteht.
3.4.1.3 Das Theorem der Dualität von Struktur
Die Idee von einer Dualität der Struktur auszugehen ist nicht neu. Schulz-Schaeffer weist darauf
hin, dass sich ähnliche Betrachtungsweise zum Beispiel bei Parsons, Goffman, Gerth und Mills
Elias oder Bourdieu wiederfinden [Schulz-Schaeffer 2000: 152]. Giddens selbst weist darauf
hin, dass die Grundideen bereits bei Marx zu finden sind. Sein Buch, so sagt er könnte man als
„ausführliche Reflexion über den berühmten und oft zitierten Satz von Marx: 'Menschen [...]
machen ihre eigene Geschichte, aber nicht unter selbstgewählten Umständen.“ [Giddens 1992:
35] beschreiben.
Die Grundaussage des Theorems der Dualität von Struktur ist, dass „die Strukturmomente
sozialer Systeme sowohl Medium wie Ergebnis der Praktiken [sind], die sie rekursiv
organisieren“ [ibid: 77]. In ihrem Tun rekurrieren die Akteure also auf Formen der Struktur, die
darum notwendigerweise als Medium des sozialen Handelns, Einfluss ausüben. Als Ergebnis
des sozialen Handelns werden diese strukturellen Elemente durch die Akteure beeinflusst und
verändert und bilden wiederum den Rahmen neuer sozialer Interaktionen. „In ihrem
Alltagshandeln beziehen sich die Akteure immer und notwendig auf die strukturellen Momente
übergreifender sozialer Systeme, welche strukturellen Momente sie so zugleich reproduzieren.“
[ibid 76].
Das Theorem der Dualität von Struktur ist der Kritik ausgesetzt, es würde eine tautologische
Aussage formulieren, da ohne die Existenz von Akteuren nicht sinnvoll von einer sozialen
Struktur die Rede sein kann [Schulz-Schaeffer 2000: 152]. Diesem Vorwurf des Truismus
begegnet Giddens indem er den Einwand vorwegnimmt und argumentiert, dass eine Analyse
nicht auf der „logischen Ebene“ [Giddens 1992: 76] sondern, auf der inhaltlichen ansetzen
muss. Die interessierende Forschungsfrage ist darum nicht ob, sondern wie Struktur und
Handlung sich wechselseitig beeinflussen [Schulz-Schaeffer 2000: 153].
Anknüpfend an dieser theoretischen Konzeption werden in dieser Diplomarbeit einige
interessierende Fragestellungen für das konkrete Beispiel der Verwendung von
Präsentationssoftware in Vorträgen ausgearbeit. Es wird danach gefragt, ob strukturelle
Momente existieren, welche Formen sie annehmen, wie groß der Einfluss der Akteure auf die
Strukturmomente ist und wie die Akteure von den strukturellen Gegebenheiten beeinflusst
werden.
- 23 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Bis hierhin lässt sich zusammenfassend festhalten, dass Giddens von einer Wechselwirkung
zwischen Struktur und des in die Struktur eingebetteten handelnden Akteurs, innerhalb eines
sozialen Systems ausgeht. Das Theorem der Dualität von Struktur ist aber noch einem weiteren
Kritikpunkt ausgesetzt. Da Struktur und Handeln sich nicht nur wechselseitig beeinflussen,
sondern sich auch gegenseitig voraussetzen, ist die begriffliche und methodologische Analyse
problematisch [Schulz-Schaeffer 2000: 172]. Um dieses Problem aufzulösen entwirft Giddens
das Prinzip der 'epoché', eine „einstweilige Einklammerung des reflexiv gesteuerten sozialen
Verhaltens“ [Giddens 1992: 83]. Um die strukturelle Seite analysieren zu können, wird die
Akteursseite als gegeben und kurzfristig unveränderlich vorausgesetzt. Dies erinnert an die in
der Physik geltende Heisenberg'sche Unschärferelation, bei der auch entweder Impuls oder Ort
eines Elementarteilchens als gegeben angenommen wird, um den jeweils anderen Teil zu
untersuchen [Meschede 2006: 691]. Ob Giddens seine Idee aus dieser naturwissenschaftlichen
Quelle bezieht ist mir nicht bekannt. Eine soziologische Analogie in methodologischer Hinsicht
besteht auch zu dem Problem der Entstehung und Erhaltung sozialer Ordnung unter
Zuhilfenahme von sozialen Normen. In beiden Fällen kann die Genese des einen nicht aus dem
anderen erklärt werden [Büschges et al. 1996: 35f.].
3.5 Übertragung der theoretischen Grundlagen auf di e Problemstellung
Der manifeste Teil der Struktur setzt sich in meiner Analyse aus mehreren Elementen
zusammen. Zum einen sind dies die Hilfsmittel, die nötig sind um den Vortrag zu visualisieren.
Dabei stehen die Mittel im Vordergrund, die zur Erstellung und Vorstellung der Präsentation
benötigt werden. Exemplarisch für diese technischen Hilfsmittel steht das Programm
PowerPoint. Zum anderen wird das Ergebnis der Handlung selbst Teil der manifesten Struktur,
wenn die erstellte Präsentationsvorlage für eine neue Präsentation wiederverwendet wird.
Abbildung 3.01 veranschaulicht die Entstehung dieses Teils der manifesten Struktur, die der
einzelne Akteur unabhängig von anderen Akteuren kreieren kann.
Um aber die Reziprozität von Struktur und Handeln besser darzustellen, sollen im nächsten
- 24 -
Genese manifester Struktur durch einen individuelle n Akteur
Abb. 3.01 – Genese manifester Struktur
Handeln
Struktur
manifest
latent
Struktur
manifest
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Abschnitt die theoretischen Ausarbeitung in einer anschaulichen Art und Weise in ihrer
Gesamtheit dargestellt werden.
3.5.1 Überblick der Zusammenhänge als schematische Darstellung
Die Abbildung 3.02 veranschaulicht das theoretische Grundgerüst, das der Analyse zu Grunde
liegt.
Die linke Seite der Abbildung 3.02 bezieht sich auf den zeitlich vorgelagerten Prozess der
Kreation, in dem die Präsentationsvorlage erstellt wird. Analytisch wird in einem ersten Schritt
der Einfluss der Struktur auf das Handeln betrachtet, um dann die Rückkopplung des Handelns
auf die Struktur zu analysieren.
Bedeutung im Sinne Webers erlangt dieses Handeln erst durch den Bezug auf mindestens
einen weiteren Akteur, auf den der Handlungsprozess referiert. Deshalb erfasst die rechte Seite
den Prozess des eigentlichen Vortrags, in dem die Präsentation implementiert ist. Man kann
also davon sprechen, dass das Handeln in diesem Fall zweigeteilt ist. Diese Zweiteilung des
Arbeitsprozesses findet sich auch bei Thielsch et al., die davon sprechen, dass „die Erstellung
der Präsentation mit einer intensiven Nutzung einer Editionsfläche einher[geht], während der
zweite Teil, die Präsentation des Erstellten, mit deutlich weniger Interaktion mit der Software
verbunden ist.“ [2006a: 90].
In der Mitte des Schemas steht der Hauptakteur, der in diesem konkreten Fall der Vortragende
bzw. Präsentator ist. Diese Position kann auch durch mehrere Personen eingenommen werden.
Die weiteren Akteure, auf die der Vortragende Bezug nimmt, sind die Zuhörer des Vortrags. Sie
- 25 -
Schema für das relevante soziale System
Quelle: eigener Entwurf nach Giddens 1992: 67f., 432 und Weber 1984: 47ff.Abb. 3.02 – Schema der theoretischen Grundlagen
Vortragender Zuhörer
Information
Erwartung
manifest
latent
Präsentationsphase
Soziales Handeln in einer sozialen Beziehung(Weber 1984: 47ff.)
Kreationsphase
Struktur (Giddens 1992: 67f.; 432)
H1
H2
H3
H4
Struktur
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
richten an den Vortragenden die Erwartungshaltung, Informationen zu erlangen. Informations-
fluss und Erwartungshaltung werden durch die gestrichelten Pfeile dargestellt.
Die Wechselwirkung zwischen Handlung und Struktur wird durch die Pfeile, die mit H1 bis H4
beschriftet sind symbolisiert. Diese Pfeile versinnbildlichen die in Kapitel 3.7 näher erläuterten
Hypothesen, die aus dem Theorem zur Dualität von Struktur abgeleitet werden. Kurz
zusammengefasst besagen sie, dass die manifeste Struktur in Form von Technik das Handeln
des Vortragenden beeinflusst und dieser im Rückschluss diesen Strukturteil reproduziert und
verändert. Die gleichen Wirkungsweisen gelten auch für die latente Struktur.
3.5.2 Reibungspunkte zwischen Struktur und handelnd em Akteur
Wie gerade erwähnt, ist der Handlungsprozess zweigeteilt. In einem ersten Schritt wird der
Vortrag vorbereitet. Dabei werden unter anderem die verwendeten Hilfsmittel angefertigt.
Hierbei steht insbesondere die Erstellung der Präsentation mittels Software im Vordergrund der
Betrachtung.
Im zweiten Schritt wird dann der eigentliche Vortrag gehalten und der Akteur (oder die Akteure)
treten in Interaktion mit anderen Personen. Der zweite Schritt kann theoretisch beliebig oft
wiederholt werden, ohne dass nochmal der komplette Prozess der Kreation wiederholt werden
muss. Dieser Sachverhalt wurde in der zu Grunde liegenden empirischen Arbeit nicht explizit
betrachtet und kann ein Ansatzpunkt für folgende Arbeiten bieten.
Für den Prozess der Kreation können verschiedene Werkzeuge eingesetzt werden. Tafelbilder
und Ausfertigungen an einem Klemmbrett werden sicherlich per Hand vorbereitet, die
Abhängigkeit von Technik tendiert hier gegen Null. Die Anwendung von Software zum Erstellen
von Präsentationsvorlagen ist von Größen wie Zeit, monetäre Restriktionen, bekannte
Alternativen und eigene Fähigkeiten abhängig. In den meisten Fällen kann ein Mangel
sicherlich substituiert werden. Sei es durch das Aneignen von Wissen oder die
Inanspruchnahme von Hilfe durch Dritte. Damit bleibt in dieser ersten Phase die Abhängigkeit
von Technik eher mittelbar.
Einer direkten Technikabhängigkeit sieht sich der Nutzer von Präsentationssoftware dagegen
im zweiten Schritt, während der Phase der Präsentation gegenüber. Funktionieren Beamer oder
Tageslicht-Projektor nicht, ist der Raum zu hell, macht der Akku des Notebooks schlapp, ist auf
dem bereitgestellten Rechner kein Programm zur Vorführung vorhanden, startet die Anti-Viren-
Software während des Vortrags oder der Bildschirmschoner, die denkbaren Reibungspunkte
sind vielfältig. Die Verwendung von traditionellen Mitteln ist dagegen eher unproblematisch.
Falls zur Unterstützung Folien für einen Tageslichtprojektor verwendet werden steigt die
Dependenz und sie erreicht einen hohen Wert, falls eine Kombination aus Computer, digitalem
Projektor und Präsentationssoftware zum Einsatz kommt.
- 26 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
3.6 Das Modell der soziologischen Erklärung
Die Problematik lässt sich auch als Phänomen zwischen einer Mikro- und einer Makroebene
darstellen. Dabei sind verschiedene Zusammenhänge denkbar, die in Abbildung 3.xx
zusammengefasst sind. Ich werde kurz in das theoretische Modell einführen und dann den zu
analysierenden Sachverhalt auf das Modell übertragen. Die Grundidee soziologische Probleme
über eine Makro-Mikro-Makro-Beziehung zu erklären, geht auf James Coleman zurück
[Coleman 1991: 10ff.]. Aufgrund der Form der Visualisierung wird in der Literatur auch oft vom
„Coleman-Boat“ oder der „Coleman-Badewanne“ gesprochen. In der deutschsprachigen
Literatur hat Hartmut Esser das Erklärungsschema sehr ausführlich dargestellt und erweitert.
Zur einführenden Erklärung werde ich deshalb auf seine Ausführungen in „Soziologie.
typischer Vortrag mit PowerPoint-Präsentation(Vor- und Nachteile)
Akteur
Akteursmodell (ökonomisch)Präferenzen (individuell)Handlungstypen nach Weber
Handlung
Phase der KreationPhase der Präsentation
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Funktionen zu gebrauchen. Das Programm kann so als Werkzeug eingesetzt werden.
Gleichzeitig unterliegt der Anwender, den technischen Einschränkungen, die sich mit der
Benutzung ergeben. Geltende Vorschriften, Normen, Regeln können dem Akteur die Art des
Gebrauchs zum Teil vorschreiben. Die Umsetzung dieser latenten Struktur kann als betriebs-
oder universitätsinterne Layoutvorlage erfolgen. Dem Nutzer kann diese als Ausgangsmaterial
dienen und einen schnellen Einstieg ermöglichen, ihn andererseits aber auch dazu zwingen,
sich an geltende Richtlinien zu halten.
Die Zweiseitigkeit von Restriktion und Möglichkeiten kommt hier also in doppelter Weise,
sowohl in den manifesten als auch den latenten strukturierenden Momenten, zum Ausdruck.
3.6.3.2 Die Mikroebene
Die Mikroebene des Modells umfasst die relevanten Handlungen. Im konkreten Fall sind dies
das Ausarbeiten des Vortrags, das die Erstellung der Präsentationsvorlage umfasst, sowie das
Vortragen an sich, bei dem die erstellte Präsentationsvorlage zum Einsatz kommt. Ich
bezeichne diese beiden Schritte als Phase der Kreation und Phase der Präsentation [siehe
Kapitel 3.5.1].
Analytisch bestimmt wird das Handeln durch das zugrunde liegende Akteursmodell. Eine
Analysemöglichkeit, ist die Einordnung der Akteure in die Handlungstypen von Max Weber. Teil
meiner empirischen Untersuchung wird deshalb sein, herauszufinden welcher Typus der
bestimmende im Zusammenhang mit der Verwendung von Präsentationsprogrammen ist und
ob verschiedenen Personengruppen unterschiedliche Motive zugrunde liegen.
Besondere Aufmerksamkeit soll an dieser Stelle Webers Typus vom zweckrationalen Handeln
gelten, da dieser durchaus an ökonomische Vorstellungen, bzw. das Handlungsmodell der
Nutzentheorie, das hier kurz erläutert werden soll, erinnert. Die „Nutzentheorie stellt den Kern
einer ganzen Reihe von Theorien dar, die inzwischen auch im deutschen Sprachraum mit dem
englischen Begriff 'rational choice-' (RC-)Theorien bezeichnet werden“ [Büschges et al. 1996:
122]. Das Grundmodell der Rational-Choice Theorien beinhaltet die folgenden Annahmen. Den
Akteuren stehen verschiedene Handlungsmöglichkeiten offen und sie handeln bezüglich ihrer
Handlungskonsequenzen zielgerichtet [ibid.: 122f.]. Das heißt, die Individuen sind in der Lage
Vorlieben anzugeben und diese widerspruchsfrei zu ordnen11. Diese Rangfolge wird als
Präferenzen bezeichnet [ibid.:123]. Die Akteure sind zudem gewissen Einschränkungen
unterworfen. Diese sogenannten Restriktion können verschiedene Gründe haben. Büschges et
11 Dabei wird oftmals von sehr einfachen Ordnungsmechanismen ausgegangen. Büschges et al. illustrierendas Prinzip der Transitivität sehr schön, ohne es explizit zu nennen: „wird ein Akteur vor die Wahlzwischen drei verschiedenen Früchten (Apfel, Banane, Orange) gestellt und ist ihm der Apfel lieber alsdie Banane und diese wiederum lieber als die Orange, so muß er auch den Apfel höher als die Orangebewerten. Natürlich darf der Akteur auch angeben, daß ihm zwei Früchte gleich recht seien, man sprichtdann von Indifferenz.“ [Büschges et al. 1996: 123].
- 30 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
al. verweisen zum Beispiel auf die zur Verfügung stehende Zeit, die einsetzbaren Mittel, den
Informationsstand bezüglich der Alternativen, sowie die technische Realisierbarkeit [ibid.: 124].
Mitunter wird auch die Annahme der vollständigen Information getroffen. Im Beispiel des
Vortragens, mit der Unterstützung von Präsentationssoftware, ist dies jedoch unrealistisch. Die
Informationsgrundlage der einzelnen Akteure dürfte sehr unterschiedlich ausfallen und keiner
der Akteure verfügt über sämtliche Informationen aller Präsentationsprogramme, dies wird
später in meiner empirischen Arbeit bestätigt [siehe Kapitel 4.32].
Weber selber beschreibt den zweckrational handelnden Akteur als jemanden, der seine
„subjektive[n] Bedürfnisregungen in einer Skala“ [Weber 1984: 45] orientiert und „rational
abwägt“ [ibid.: 45] welche Möglichkeiten er verwirklicht. Dabei beachtet der Akteur das „Prinzip
des 'Grenznutzens'“. Webers Vorstellung liegt hier also das erste Gossen'sche Gesetz zu
Grunde [Wiese 2002: 51f.].
Die komplette Theorie der rationalen Wahl auf das Problem um den Einsatz von
Präsentationssoftware anzuwenden und einer empirischen Überprüfung zu unterziehen, würde
den Rahmen dieser Diplomarbeit sprengen. An dieser Stelle sollte nur darauf hingewiesen
werden, dass die Ansatzpunkte dafür vorhanden sind.
Der Schluss von der Mikro- auf die Makroebene wird durch 2 Prozesse erreicht. Zum einen
führt individuelles Handeln, das mehrfach ausgeführt wird dazu, dass auf der Kollektivebene
eine stabile Struktur ausgebildet wird. Wiederum in latenter und manifester Form. Der gleiche
Effekt tritt auf, wenn einheitliches Handeln von mehreren Akteuren ausgeführt wird. In
Abbildung 3.04 sind diese Effekte als individuell iteriertes und kollektiv akkumuliertes Handeln
bezeichnet.
3.7 Hypothesen
Aus den oben erläuterten theoretischen Ansätzen werden insgesamt 4 Hypothesen abgeleitet.
Alle Hypothesen beziehen sich auf die Wechselwirkung zwischen Struktur und Handeln.
Anhand der Hypothesen soll also die von Giddens behauptete Dualität von Struktur überprüft
werden.
In Abbildung 3.04 sind 4 Pfeile eingezeichnet die mit H1, H2, H3 und H4 beschriftet sind. Diese
Pfeile symbolisieren jeweils eine Richtung der Wirkung, die jeweils ihre Entsprechung in einer
der folgenden Hypothesen finden.
Die Hypothesenbildung folgt dabei den Anforderungen des deduktiv-nomologischen Schemas
von Hempel und Oppenheim (H-O-Schema). In den Hypothesen werden Kausalbeziehungen in
Form von wenn-dann-Aussagen formuliert. Diese sollen es ermöglichen, bei Vorlage der in der
wenn-Komponente enthaltenen Antezedenzbedingungen, auf das Explanandum zu schließen.
Eine gute Erläuterung des H-O-Schemas liefern Büschges et al. [1996: 115ff.].
- 31 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
3.7.1 Hypothese 1 – Der Einfluss der manifesten Str uktur auf den handelnden Akteur
Die erste Hypothese (H1) ist in Abbildung 3.04 durch den Pfeil symbolisiert, der von der
manifesten Struktur auf den Vortragenden zeigt. Sie behauptet einen Zusammenhang zwischen
der eingesetzten Technik und dem Ergebnis der Handlung. Anschaulich lässt sich das so
formulieren, dass die Verwendung von Präsentationssoftware, wie zum Beispiel PowerPoint, zu
einem allgemeinen Schema in der Anwendung führt und als Resultat des Handelns eine
typische PowerPoint-Präsentationsvorlage entsteht und die in den Vortrag eingebettete
Präsentation unabhängig vom Akteur ähnlich abläuft. Als „typische PowerPoint-
Präsentationsvorlage“ wird verstanden, dass bestimmte Elemente in jeder Vorlage vorhanden
sind und andere Elemente in jeder Vorlage fehlen. Die Details, um welche Elemente es sich
dabei handelt wird im empirischen Teil näher erläutert [Kapitel 4.3.2].
Unter einem allgemeinem Schema in der Anwendung wird verstanden, dass sowohl die Phase
der Kreation, wie die Phase der Präsentation bei den Akteuren gleich ablaufen. Diese
Gleichheit im Handeln wird mit den Variablen Dauer der Vorbereitung, Aufteilung der Zeit für
Inhalt und Gestaltung, Dauer des Vortrags und Verweildauer je Folie gemessen. Außerdem
wird nach der Verwendung von, den in der Software vorhandenen Funktionen gefragt.
Die erste Hypothese (H1) lautet:
Wenn PowerPoint als Alternative zur Verfügung steht, und der Akteur sich dafür
entscheidet die Präsentation mittels PowerPoint zu gestalten, dann können bei allen von
den Akteuren erstellten Präsentationsvorlagen typische Charakteristika festgestellt
werden und Phase der Kreation, sowie die Phase der Präsentation verlaufen gleich.
Um diesen starken Zusammenhang etwas zu relativieren kann auch ein induktiv-statistischer
Zusammenhang angenommen werden. So das dann gilt, wenn PowerPoint zur Kreation einer
Präsentationsvorlage genutzt wird, dann ist es wahrscheinlich, dass den Präsentationsvorlagen
bestimmte charakteristische Eigenschaften eigen sind und das Handeln in den Phasen ähnlich
verläuft.
Diese erste Hypothese lässt sich auch im Mikro-Makro-Schema veranschaulichen. Schließt
man direkt von der eingesetzten Software auf das Aussehen der Präsentationsvorlage,
entspricht dies der Kollektivhypothese, die durch den Pfeil mit der gestrichelten Linie in
Abbildung 3.04 visualisiert wird. Es handelt sich also um eine Beziehung auf struktureller
Ebene, die durch die Handlungsebene erklärt werden soll.
Neben dieser Hypothese lassen sich zu dem Effekt der Struktur auf den handelnden Akteur
auch noch weitere Forschungsfragen stellen. Wenn PowerPoint zur Verfügung steht, wie
- 32 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
wahrscheinlich ist es dann, dass der Akteur das Programm auch benutzt. Und warum greift der
Akteur auf die Software zurück. Wenn keine anderen Alternativen zur Verfügung stehen, dann
ist eine Form des Technikdeterminismus gegeben. Der Akteur hat allerdings die Wahl, auf den
Einsatz eines Computerprogramms komplett zu verzichten. Diese Wahlmöglichkeit, kann
wiederum durch geltende Normen eingeschränkt werden, was zu einem sehr starken
Technikdeterminismus führen würde. Allgemein könnte man formulieren, dass je höher der
Grad der Wirkung der Software auf das Handeln ist und je niedriger der Einfluss anderer
Faktoren, desto eher lässt sich von einem Technikdeterminismus sprechen.
Hypothese 1 spiegelt das Grundprinzip der unterstellten Zusammenhänge zwischen Technik
und Ergebnis wider, die von den Gegnern der Präsentationssoftware PowerPoint, wie Edward
Tufte oder Peter Norvig formuliert wurden [siehe dazu Kapitel 2.1].
Die entsprechende Nullhypothese zu dieser Hypothese, würde behaupten, dass es zwischen
Technik, als manifester Struktur und dem Ergebnis des Handelns keinen Zusammenhang gibt.
Der Inhalt der Präsentationsvorlage bleibt von den verwendeten Mitteln unberührt. Es lässt sich
in dem Fall kein systematisches Auftreten bestimmter Elemente und keine systematische
Verwendung bestimmter Funktionen finden. Bei den Variablen bezüglich der Zeit müssten hohe
Abweichung zwischen den Nutzern auftreten. Das Handeln wäre dementsprechend heterogen.
3.7.2 Hypothese 2 – Der Einfluss des handelnden Akt eurs auf die manifeste Struktur
Die in Abbildung 3.04, durch den mit H2 beschriften Pfeil, veranschaulichte Hypothese,
behauptet, dass der Anwender der Software Einfluss nehmen kann auf das Programm, welches
er benutzt. Die unmittelbaren Möglichkeiten des Benutzers sind hier stark eingeschränkt. In
proprietärer Software ist es für den Anwender normalerweise nicht möglich auf den Quellcode
des Programms zuzugreifen und eigene Änderungen vorzunehmen. Der direkte Einfluss des
Akteurs auf die Struktur bleibt dadurch sehr gering. Im Rahmen der Einstellmöglichkeiten kann
der Nutzer die Software an eigene Bedürfnisse anpassen. Diese Möglichkeiten sind aber
meistens stark beschränkt. Die Oberfläche von PowerPoint lässt sich hauptsächlich durch das
Ein- und Ausblenden von Symbolen und Symbolleisten verändern. Außerdem können
verschiedene Ansichtsmodi verwendet werden. Die Anpassung der Oberfläche durch den
Nutzer wurde empirisch nicht erfasst und bildet daher eine möglichen Ansatzpunkt für weitere
Forschung.
Erhoben wurde, ob die befragte Person jemals in Kontakt mit dem Hersteller der Software
getreten ist und Kritik geäußert hat. Dies ist ein vermittelter Einfluss des Akteurs auf die
Arbeitsumgebung. Besteht eine solche Rückkopplung, wäre es für eine weitere Betrachtung
allerdings nötig, zu erheben, inwieweit die Entwicklung der Software von den Rückmeldungen
der Nutzer abhängig ist.
- 33 -
Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Giddens behauptet, dass sich Struktur dadurch reproduziert, indem Akteure bestimmte
Handlungsweisen iterativ ausführen [Schulz-Schaeffer 2000: 171]. An dieser Hypothese zeigt
sich, dass die Überprüfung der theoretischen Konzeption an diesem techniksoziologischem
Zusammenhang nicht reibungslos funktioniert. Denn die Reproduktion der manifesten Struktur
in Form von Software ist in diesem Fall kein stetiger Vorgang, der von allen Akteuren
mitgetragen wird, sondern ein Vorgang, der durch eine Institution bewusst gesteuert wird und in
regelmäßigen Abständen eine erneuerte Struktur hervorbringt12.
Allerdings kann hier unter Reproduktion von Struktur auch das Benutzen von dem Programm
und das Erstellen von Präsentationsvorlagen verstanden werden. Insbesondere dann, wenn
diese Vorlagen bei späteren Präsentationen erneut benutzt werden. Dieses Problem lässt sich
sehr gut mit dem von Giddens oft verwendeten Beispiel der Sprache vergleichen [Schulz-
Schaeffer 2000: 171].
Die zweite Hypothese (H2) lautet:
Wenn der Akteur zur Visualisierung von Informationen Computerprogramme benutzt,
dann gibt es einen Rückkopplungsprozess auf diese technischen Hilfsmittel.
Die entsprechende Nullhypothese zu dieser Hypothese, würde behaupten, dass es keinen
rückwirkenden Einfluss der Akteure auf die manifeste Struktur gibt.
3.7.3 Hypothese 3 – Der Einfluss der latenten Struk tur auf den handelnden Akteur
Hypothese 3 wird in Abbildung 3.04 durch den mit H3 bezeichneten Pfeil dargestellt. Sie
formuliert einen Zusammenhang zwischen latenter Struktur und handelndem Akteur. Die
grundlegende Aussage ist, dass die latente Struktur in Form von Normen, Vorschriften und
Regeln den Gebrauch von Präsentationssoftware in einer bestimmten Art und Weise
vorschreibt und damit das Ergebnis der Handlung beeinflusst.
Die Grundvoraussetzung für diesen Zusammenhang ist, dass eine entsprechende Regelstruktur
auch besteht. Dies soll in einem ersten Schritt empirisch überprüft werden, um danach die
Wirkung zu untersuchen zu können.
Praktisch heißt das, dass gemessen werden soll, ob in der Präsentationsvorlage bestimmte
Elemente wie Firmen- oder Universitäslogo verwendet werden müssen, sowie Zeitvorschriften
und Formvorgaben, bezüglich Seitenaufbau und Gliederung existieren.
Die dritte Hypothese (H3) lautet:
Wenn technische Hilfsmittel in Form von Präsentationssoftware zur Visualisierung von
12 Seit 1994 erscheint das Office-Paket von Microsoft etwa im Abstand von 2 Jahren [Belleville 2000].
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Kapitel 3 – Theoretische Grundlagen
Informationen zum Einsatz kommen, dann wird deren Verwendung durch Regeln und
Vorschriften, die innerhalb einer Institution gelten, normiert und der Einfluss dieser
Handlungserwartungen kann an der erstellten Präsentationsvorlage gemessen werden.
Die entsprechende Nullhypothese zu dieser Hypothese, würde behaupten, dass es keine
Handlungsvorschriften in Bezug auf die Benutzung technischer Hilfsmittel gibt und
dementsprechend auch keine typischen Charakteristika in den Präsentationsvorlagen.
3.7.4 Hypothese 4: Der Einfluss des handelnden Akte urs auf die latente Struktur
Die vierte Hypothese wird, entsprechend der drei vorhergehenden, ebenfalls in Abbildung 3.04
versinnbildlicht. Der mit H4 beschriftete Pfeil zeigt von dem Vortragenden auf die latente
Struktur. Die Fragestellung lautet hier, hat der Akteur Einfluss auf die Normstruktur und wenn ja,
wie genau sieht dieser Einfluss aus. Vorstellbar ist eine direkte oder indirekte Einwirkung. Ein
direkter Einfluss wäre vorhanden, wenn der Akteur die Normen selbst bewusst mitgestaltet. Am
konkreten Beispiel wäre dies der Fall, wenn derjenige der Vorträge hält, die
Rahmenbedingungen mitbestimmt.
In der Umfrage wurde erhoben, ob an den Vorgaben, wie Präsentationsvorlagen zu gestalten
sind, Kritik geübt wurde, oder ob diese Normvorgaben gar selbst kreiert wurden.
Der indirekte Einfluss ist schwerer als der direkte empirisch fassbar. Giddens liegt die
Vorstellung zugrunde, dass sich die Regeln durch die wiederholte Anwendung von Verhalten
formen bzw. verfestigen. [Schulz-Schaeffer 2000: 171]. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass
durch das wiederholte Halten, bzw. auch durch das Hören von Vorträgen, welche immer
dieselben Hilfsmittel verwenden, die Norm internalisiert wird, ebenfalls diese Hilfsmittel zu
verwenden. Wird also in einer Firma beinahe jeder Vortrag mit PowerPoint visualisiert, dann ist
davon auszugehen, dass die Akteure die Verwendung von PowerPoint als verbindliche Norm
wahrnehmen.
Die vierte Hypothese (H4) lautet:
Wenn zur Visualisierung von Vorträgen Präsentationssoftware eingesetzt wird und eine
latente Struktur existiert, die den Gebrauch der Software vorschreibt, dann nehmen die
Akteure auf diese latente Struktur Einfluss.
Die entsprechende Nullhypothese zu dieser Hypothese, würde behaupten, dass die Akteure
keinen Einfluss auf Normvorgaben nehmen und sich auch der wiederholte Gebrauch von einer
bestimmten Software nicht als verpflichtende Regel für andere Akteure niederschlägt.
- 35 -
Kapitel 4 – Empirischer Teil
4. Empirischer Teil
Im empirischen Teil meiner Arbeit werde ich als erstes in der Literatur vorhandenes empirisches
Material auswerten, danach meine eigene Untersuchung vorstellen und abschließend die im
theoretischen Teil aufgestellten Hypothesen überprüfen.
4.1 Verbreitung von PowerPoint
Als einer der ersten Kritiker hat Ian Parker versucht die Verbreitung von PowerPoint-
Präsentationen quantitativ zu erfassen. In seinem Artikel „Absolute Powerpoint. Can a software
package edit our thoughts?“, erschienen in „The New Yorker“ am 28. Mai 2001, schreibt er,
dass PowerPoint auf 250 Millionen Computern installiert ist und „[a]ccording to Microsoft
estimates, at least thirty million PowerPoint presentations are made every day“ [Parker 2001:
76]. Schnettler [2007: 2] nennt die Zahl, dass jährlich etwa 35 Millionen Präsentationsvorlagen,
die mehr als 10 Folien enthalten, erstellt werden13. Mit einem Anteil von 95 Prozent am Markt für
Präsentationssoftware kommt PowerPoint damit eine Quasi-Monopolstellung zu [LaPorte et al.
2002: 1479]. Diese Angaben werden von einer Vielzahl von Autoren verwendet, allerdings
stammen diese Zahlen vom Hersteller Microsoft selbst und es finden sich keine Informationen
darüber, wie die Daten erhoben wurden. Deshalb, und aufgrund der enorm großen Zahl von 30
Millionen Präsentationen täglich, sollte dieses Datenmaterial auch entsprechend kritisch
betrachtet werden.
Yates und Orlikowski schließen ihre Arbeit mit der Bemerkung, „the PowerPoint presentation is
emerging as a powerful and complex communicative structure“ [2006: 23]. Und Schnettler
spricht sogar von einer „geradezu epidemische[n] Ausbreitung von Powerpointpräsentationen
[mit der] ein sehr viel umfassender Strukturwandel stattgefunden [hat]“ [Schnettler 2007: 1]. Um
jedoch abschätzen zu können, wie bedeutend das Vortragen mit Präsentationsvorlage
geworden ist, sind die absoluten Zahlen von Ian Parker nicht sehr aussagekräftig. Vielmehr ist
es nötig, einen Vergleich mit klassischen Vortragsarten zu ziehen. Leider gibt es dazu noch
keine empirischen Erhebungen und der von mir erhobene Datensatz ist auf diese quantitative
Abschätzung nicht explizit ausgelegt. Deshalb sind die aufgeführten Werte nur als grobe
Annäherung zu betrachten.
Die meisten Autoren kritisieren den noch mangelhaften Forschungsstand auf dem Gebiet der
Präsentationssoftware. „There is only little interest in an industrial psychological or customer
based view of a daily used [...] application, merely a broad practitioner literature has gained
some popularity“ [Thielsch et al. 2006b: 1]. Dennoch wird das Spannungsfeld zwischen
Gesellschaft und technischen Errungenschaften zunehmend entdeckt und die Diskussion um
13 Aus dem Artikel von Parker geht nicht eindeutig hervor, ob er meint, dass 30 MillionenPräsentationsvorlagen erstellt, oder Präsentationen gehalten werden. Aufgrund der Angabe vonSchnettler, dass 35 Millionen Vorlagen jährlich erstellt werden, ist anzunehmen das letzteres gemeint ist.
- 36 -
Kapitel 4 – Empirischer Teil
PowerPoint ragt hierbei exemplarisch vor. Als eine Kontroverse zwischen Befürwortern und
Gegnern, „die sich wie ein roter Faden durch die techniksoziologische Theoriediskussion zieht“,
beschreibt Zillien die Auseinandersetzung [2005b: 160].
Allerdings bestehen die meisten Arbeiten zur Zeit aus subjektiven Einzelfallberichten die in
induktiver Weise versuchen das Problem zu erfassen. Diese Artikel und Beschreibungen fasst
Farkas unter dem Begriff „commentary“ zusammen [Farkas 2006: 162], die zumindest bewirkt
haben, dass „PowerPoint als Diskursphänomen“ [Pötzsch und Schnettler 2006: 195]
wahrgenommen wird.
4.2 PowerPoint als Untersuchungsgegenstand
PowerPoint ist bereits in verschiedenen Zusammenhängen, mehr oder weniger intensiv,
untersucht worden. So gibt es zum Beispiel einige Untersuchungen zu Auswirkungen der
Verwendung des Präsentationsprogramms in der universitären Lehre, die jedoch „zu einem
wenig einheitlichem Bild [führen]“ [Zillien 2005b: 156]. Diese Untersuchungen werden in Kapitel
4.2.1 betrachtet. Darüberhinaus wurde an der Arizona State University ein Experiment
durchgeführt, dass die Wirkung von PowerPoint auf Probanden, welche Messwerte eines
Footballspielers interpretieren sollten, testete. Dieses Experiment aus dem Jahr 2000 wird in
Kapitel 4.2.2 beschrieben. Der Umgang mit PowerPoint in der amerikanischen Luftwaffe und die
daraus resultierenden Folgen werden in Kapitel 4.2.3 geschildert. In Kapitel 4.2.4 wird eine
mögliche Katalogisierung der Arten von Präsentationsvorlagen vorgestellt. Mit der
Benutzerfreundlichkeit von PowerPoint beschäftigen sich Forscher der westfälischen Wilhelms-
Universität in Münster. Diese teilweise soziologisch angelegte Untersuchung, die in Kapitel
4.2.5 betrachtet wird, liefert eine Datenbasis, die als Referenzmaterial für meine, im
anschließenden Kapitel präsentierte, Untersuchung dient. Im Gegensatz zu der Erhebung aus
Münster erfolgt meine empirische Überprüfung jedoch auf einer theoretischen Basis.
4.2.1 PowerPoint als Werkzeug im Unterricht
Zu der Frage, inwieweit PowerPoint als didaktisches Hilfsmittel im Unterricht geeignet ist, gibt
es einige vereinzelte experimentelle Untersuchungen, die im folgenden Abschnitt kurz
zusammengefasst werden sollen. Die Grundidee, die allen Untersuchungen gemeinsam ist, ist
dabei, herauszufinden wie hoch die Leistungsunterschiede von Schülern und Studenten sind,
wenn sie mit und und ohne PowerPoint unterrichtet werden.
Bereits 1987 stellen Reynolds und Baker fest, dass die Präsentation mittels Computer die
Aufmerksamkeit steigert und damit auch der Lernprozess effektiver wird [Reynolds und Baker
1987: 161f.]. Allerdings ist dies möglicherweise eine Reaktion auf das damals noch recht
ungebräuchliche Medium des Computers [Clark 1983: 450] und könnte mittlerweile in einen
gegenteiligen Effekt umgeschlagen sein.
Die „Dual Coding Theorie“ von Paivio, die er 1986 entworfen hat und vielfach empirisch
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
überprüft wurde, kommt zu dem Ergebnis, dass eine simultane Wort-Bild-Kombination die beste
Möglichkeit ist Informationen zu vermitteln [Nouri und Shahid 2005: 56]. Wichmann, Sharpe und
Gegenfurther stellen darüberhinaus die Bedeutung von Farben heraus, deren Verwendung
ebenfalls einen positiven Einfluss auf die Erinnerung und den Lernerfolg haben kann [2002:
514]. Dies sind eigentlich gute Vorzeichen für einen Vortrag mit PowerPoint, da ja gerade diese
Mittel durch das Programm zur Verfügung gestellt werden.
Mason und Hlynka die sich 1998 mit der Auswirkung von Präsentations-Software auf das
Lernverhalten von Schülern beschäftigt haben, halten in ihrer Schilderung eines Szenarios aus
Sicht des Lehrers fest, dass PowerPoint strukturierend wirkt und damit den
Verarbeitungsprozess während des Unterrichts fördern kann. Jedoch ist die Verwendung von
PowerPoint noch kein Garant für erfolgreiches Unterrichten. [Mason und Hlynka 1998: 43f.].
1999 stellt Parks fest, dass Studenten PowerPoint und die bunten Visualisierung mögen und
nimmt an, dass dieser positive Einfluss auf die Stimmung, ein wichtiger Faktor für das Lernklima
in einer Gruppe ist [Parks 1999: 209].
4.2.1.1 Die experimentelle Untersuchung von Nouri u nd Shahid
Nouri und Shahid stellen entsprechend die Frage, ob PowerPoint mit seinen eingebetten
Grafiken und Animation, sowie dem farbenfrohen Erscheinungsbild Studenten und Schülern
beim Lernen hilft [Nouri und Shahid 2005: 55] und kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis,
dass das Medium allein keinen signifikanten Einfluss auf das Lernen der Schüler hat [Nouri und
Shahid 2005: 53f.]. Die Einzelheiten dieser Untersuchung sollen hier kurz erläutert werden.
Die Autoren führen eine hypothesengeleitete Studie durch, in der sie experimentell untersuchen
wollen, welche Zusammenhänge es zwischen dem Einsatz von Präsentationssoftware und dem
Lernerfolg, sowie der Lernmotivation gibt. Sie teilen 74 Probanden in zwei Gruppen ein, von
denen eine mit traditionellen Mitteln, das heißt mit schwarz-weiß Folien für einen
Tageslichtprojektor, die andere mit einer PowerPoint-Präsentation, die farbige Grafiken und
Animationen, sowie Ton enthielt, geschult wurde. Über ein Semester hinweg wurden diese
beiden Gruppen im Fach „Managerial Accounting“ vom gleichen Lehrer unterrichtet. Nach jeder
Lektion wurde ein kurzer Test mit 10 Fragen, sowie am Ende des Kurses ein Abschlusstest
durchgeführt. Die aufgestellten Hypothesen zielten darauf ab, zu überprüfen ob Effekte beim
Kurz- und Langzeitgedächtnis, sowie unterschiedliche Einstellungen zur Präsentation und zu
Eigenschaften des Lehrers zu messen waren. Die Autoren kommen dabei zu dem Ergebnis,
dass signifikante Effekte nur für die Kurzzeiterinnerung zu messen sind. Allerdings erweckt die
Lehre einen professionelleren Eindruck, wenn PowerPoint als Hilfsmittel verwendet wird.
Die Gruppenmitglieder, die mit Präsentationssoftware geschult wurden, hatten bei den Tests im
unmittelbaren Anschluss an eine Unterrichtseinheit, höhere Ergebnisse. Personen hingegen,
die für gewöhnlich Bildmaterial zur Informationsvermittlung nutzen, hatten in der PowerPoint-
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
Gruppe einen durchschnittlich niedrigeren Wert [Nouri und Shahid 2005: 62]. Dies steht den
aufgestellten Hypothesen der Autoren entgegen und könnte auf einen Gewöhnungseffekt
schließen lassen, wie er von Clark erläutert wird [Clark 1983: 450], wobei sich der anregende
Effekt von PowerPoint dann also in sein Gegenteil verkehrt und die traditionelle Art der
Präsentation wieder als interessanter empfunden wird.
Auf Langzeitniveau konnten interessanterweise keine signifikanten Effekte gemessen werden.
Auch bezüglich der Einstellung zu PowerPoint unterstützten Vorträgen konnte zwischen den
beiden Gruppen kein signifikanter Unterschied festgestellt werden. Die Präferenzen der
Teilnehmer waren in diesem Punkt stabil und wurden durch die Unterrichtsmethode nicht
beeinflusst.
Bei der Einstellung gegenüber dem Lehrenden wurden vier Variablen untersucht. Die Autoren
finden keine signifikanten Effekte bezüglich Informativität, Effizienz und Leistung, aber einen
schwachen signifikanten Effekt bezüglich der Wirkung der Vorbereitung. In der abschließenden
Befragung gaben die Studenten an, dass bei der Unterrichtsmethode, bei der die Vorträge von
PowerPoint unterstützt wurden, der Lehrende besser vorbereitet gewirkt hat, als in der
alternativen Unterrichtsmethode ohne Präsentationssoftware. Das R² für diesen Effekt beträgt
allerdings nur 0,059 [Nouri und Shahid 2005: 69] und weist damit auf einen recht schwachen
Zusammenhang hin.
Diese Ergebnisse stehen im Einklang mit der Studie von Clark [1983: 453], auf die Nouri und
Shahid verweisen [2005: 71], denn auch Clark kann keinerlei signifikante Effekte zwischen
unterschiedlichen Medien feststellen.
Um ihre Resultate zu erklären, verweisen die Autoren auf Bryant und Hunton, die zu dem
Ergebnis kommen, dass der Grad der Lernsteigerung von einem komplexen
Beziehungsgeflecht zwischen Lernendem und Medium abhängig ist und sich nicht auf einen
einzelnen Faktor reduzieren lässt. [Nouri und Shahid 2005: 55; Bryant und Hunton 2000: 134].
4.2.1.2 Weitere Untersuchungen
Im Gegensatz zu den Ergebnissen von Nouri und Shahid jedoch, verweist Farkas auf die
Ergebnisse von Blokzijl und Andeweg, die in ihrer Untersuchung einen positiven
Zusammenhang zwischen PowerPoint-Nutzung und Lernerfolg, im Vergleich mit herkömmlicher
Unterrichtsmethode finden [Farkas 2006: 164]. Verglichen wurde die Methode bei der Folien für
einen Tageslichtprojektor zum Einsatz kamen, mit der Kombination aus Präsentationssoftware
und Beamer. Eine Besonderheit in der Studie von Blokzijl und Andeweg ist die hohe Erfahrung
der Probanden, Text und Bildmaterial miteinander zu kombinieren. Dies wird damit erklärt, dass
im niederländischen Fernsehen Filme fast ausschließlich englischsprachig mit niederländischen
Untertiteln gezeigt werden [ibid: 167].
Nicole Amare liefert eine Zusammenfassung zu verschiedenen Studien, die sich alle mit dem
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
Einfluss von PowerPoint in einem didaktischen Rahmen befassen und sehr unterschiedliche
Ergebnisse liefern [Amare 2006: 299f.]. Bei der Messung der Leistung von Schülern wurden
sowohl fördernde, hemmende, als auch keine signifikanten Wirkungen von PowerPoint
gemessen [ibid.: 299f.].
Im Gegensatz zu anderen Studien vergleicht Amare in ihrer eigenen Untersuchung PowerPoint
nicht mit Folien für einen Tageslichtprojektor, sondern mit Unterichtsmethoden die auf Tafelbild
und Arbeitsblätter fundieren [ebd: 300]. Dabei stellt sie stellt fest, dass sich PowerPoint-
Präsentationen unter Studenten großer Beliebtheit erfreuen, aber die klassischen
Unterrichtsmethoden erfolgreicher in der Wissensvermittlung sind [ibid.: 304f.].
4.2.2 PowerPoint - Das starke Argument
Bei dem Einsatz als didaktisches Mittel liefert PowerPoint sehr unterschiedliche, teilweise
widersprüchliche Ergebnisse. Der Begriff PowerPoint bedeutet ins Deutsche übersetzt soviel
wie „starkes Argument“ [Schmundt 2004: 127] damit wird angedeutet, dass Informationen, die
mit PowerPoint präsentiert werden, eine besondere Schlagkraft erhalten. Sollten
Präsentationen, die mit PowerPoint gehalten werden tatsächlich diese Eigenschaft aufweisen
und Fakten praktisch schönfärben, wäre das ein starkes Argument gegen den Einsatz von
PowerPoint in der Lehre, aber ein ebenso triftiger Grund das Programm als Marketingwerkzeug
einzusetzen [Amare 2006: 306].
Einen ersten Hinweis, dass PowerPoint tatsächlich eine aufbauschende Wirkung hat, liefern
bereits Nouri und Shahid, indem sie in ihrer vierten Hypothese 4 bestätigen, dass der Lehrende
auf die zu unterichtenden Schüler besser vorbereitet wirkt, wenn eine PowerPoint-Präsentation
zum Einsatz kommt [Nouri und Shahid 2005: 69].
Im Jahr 2000 führte ein Forscherteam um Guadagno und Cialdini von der Arizona State
University ein Experiment durch in dem untersucht werden sollte, ob „eine Darstellung in
PowerPoint zur 'günstigeren' Interpretation von Zahlen führt“ [Zillien 2005b: 156].
Guadagno et al. kommen zu dem Ergebnis, dass die Bewertung von Ergebnissen durch die Art
der Darstellungsform beeinflusst wird. In ihrem Experiment lassen sie mehrere
Probandengruppen die Zukunftschancen eines fiktiven Sportlers einschätzen, dessen
Leistungswerte auf drei unterschiedlichen Wegen präsentiert wurden. Werden die Ergebnisse
als PowerPoint-Präsentation mit animierten Balkendiagrammen vorgetragen, dann fallen die
Einschätzungen günstiger aus, als beim Vortag mit ausgedruckten PowerPoint-Handouts oder
wenn die Ergebnisse als Bericht präsentiert werden. [Schmundt 2004 127f.; Zillien 2005b: 156]
Außerdem kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass Experten nüchternere Voraussagen
machen als Laien [Zillien 2005b: 156].
4.2.3 PowerPoint und der Verlust von Erinnerung
Der Gebrauch von PowerPoint als Kommunikationsmittel kann einen gewichtigen Nachteil
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
aufweisen, auf den Yates und Orlikowski aufmerksam machen und der im Widerspruch zu der
Behauptung von Schnettler steht, dass die Informationsvermittlungen via PowerPoint „einen
über die Flüchtigkeit der Interaktion hinausgehenden Status mehr oder minder anhaltender
Dauerhaftigkeit besitzen“ [Schnettler 2007: 1].
Bei der Betrachtung des Umgangs mit PowerPoint Vorträgen innerhalb der amerikanischen
Luftwaffe stellen Yates und Orlikowski fest, dass Vorträge selten gedruckt und wenn sie
gespeichert werden, dann ohne jegliche Kommentare [Yates und Orlikowski 2006: 25]. Eine
Form der Kommunikation, die es im Nachhinein oder für Außenstehende sehr schwer macht
Inhalte zu rekapitulieren. Die Funktion als Gedächtnis, die von gedruckten Dokumenten
eingenommen wurde, wird nicht substituiert, sondern geht verloren. Denn die elektronischen
Berichte sind beides, ein zuviel an Daten und ein zu wenig an Informationen [ibid.: 25], damit
entsteht anstatt eines brauchbareren Wissenvorrats lediglich ein „Slide Graveyard“ [ibid.: 25].
Dies ist sicherlich ein starker Einwand gegen die von LaPorte et al. gestellte Forderung,
PowerPoint sollte das Mittel der Wahl für die Kommunikation innerhalb der Wissenschaft
werden [LaPorte et al. 2002: 1479f.].
4.2.4 PowerPoint-Präsentationsvorlagen kategorisier t
Pötzsch und Schnettler haben im Rahmen eines Forschungsprojektes eine Untersuchung mit
58 Präsentation durchgeführt und eine ikonografische Kategorisierung vorgenommen [Pötzsch
und Schnettler: 2006]. Dabei ordnen sie die Folien in 3 Oberkategorien ein. Reine Text- und
reine Bildfolien, sowie einer Kombination aus beiden. Titel- und Schlussfolien nehmen eine
gesonderte Stellung ein. Die Autoren wollen mit dieser Katalogisierung einen Indikator
erschaffen, mit dem man feststellen kann, wie groß der Grad der Visualisierung ist.
Aus ihrer Untersuchung lässt sich feststellen, dass rund 40,5 Prozent reine Textfolien sind, mit
rund 42,5 Prozent etwa ebenso viele reine Bildfolien Verwendung finden und nur etwa 17
Prozent der Folien eine Kombination aus Bild und Text enthalten [ibid.: 197ff.]. Dies verwundert
insofern, als gerade diese Form der Vermittlung als besonderes effektiv gilt. Eine
Forschungsfrage die sich daraus ergeben könnte ist, ob PowerPoint, als Folge von Platzmangel
und technischen Einschränkungen [siehe Kapitel 2.1], dazu anhält Text und Bild voneinander zu
trennen.
Den von Edward Tufte festgestellten umfangreichen Gebrauch von „bullet-lists“, also
Spiegelstrichlisten mit willkürlichen Zeichen, können Pötzsch und Schnettler bestätigen. Mit
etwa 72 Prozent aller Textfolien bilden sie die weitaus größte Untergruppe, allerdings finden
sich hierzu keine näheren Angaben zum Umfang Levelhierarchisierung.
Die von den Autoren resümierte Entwicklung einer eigenen Bildsprache mit „visuelle[r] Gram-
matik“ [Pötzsch und Schnettler 2006: 200] bleibt jedoch zweifelhaft, dafür ist die Datenbasis zu
knapp bemessen und es fehlen Folgeuntersuchungen.
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
4.2.5 PowerPoint soziologisch untersucht
Ein Forscherteam um Mainald Thielsch von der westfälischen Wilhelms-Universität in Münster
hat 2006 eine Online-Umfrage durchgeführt, an der 340 Probanden teilgenommen haben. Ziel
der Umfrage war es, das Feld mit „einem explorativen Ansatz“ [Thielsch 2006: 1] zugänglich zu
machen. Es wurde das Nutzerverhalten und empfundene „Vor- und Nachteile von PowerPoint
Präsentationen“ [ibid.: 1] abgefragt. Das Projekt wurde in Kooperation mit einer Werbeagentur
durchgeführt und hat PowerPoint insbesondere hinsichtlich Usability14-Gesichtspunkten
betrachtet. Aus Mangel an standardisierten Messinstrumenten wurden die Items des
Fragebogens über Literatur- Web- und Newsgroup-Recherchen sowie Expertenbefragungen
generiert, an der Erstellung der Items waren Psychologen, Designer und Betriebswirtschaftler
beteiligt.“ [ibid.: 1]. Diese so erstellten Fragen wurden teilweise für meine eigene Befragung
adaptiert, um eine Vergleichbarkeit herzustellen. Die Ergebnisse dieser Online Umfrage, die die
Grundlage für mehrere Arbeiten [Thielsch 2006; Thielsch et al. 2006a; Thielsch et al. 2006b]
bildet, werde ich im Vergleich mit meiner eigenen Erhebung auswerten.
Die Benutzerfreundlichkeit von PowerPoint wird ebenfalls in einer Studie der Sir ValUse
Consulting GmbH über Microsoft Office 2003 untersucht. Die Autoren kommen zu dem
Ergebnis, dass ein großer Teil der Funktionen des Programms nicht genutzt wird, da sie dem
Nutzer nicht bekannt oder zu komplex sind. LaPorte et al. behaupten hingegen, „Children can
learn it [PowerPoint] in kindergarten, it is so easy“. Diese unterstellte Selbsterklärung der
Funktionen ist nicht gegeben. Insbesondere unerfahrene Nutzer können mit den verwendeten
Begriffen und Bezeichnungen nichts anfangen und sind durch die Komplexität der Funktionen
und Bedienelemente verwirrt [Sir ValUse 2004: 1f.]. Konkret sind es insbesondere die
Diagrammfunktionen, wie das Erstellen von Diagrammen, das korrekte Formatieren der
Achsenbezeichnungen und Detaileinstellungsmöglichkeiten, die nur unzureichend mit dem
Programm erledigt werden können [ibid.: 2].
4.3 Eigene empirische Erhebung
Um eine geeignete Untersuchung des Themas zu ermöglichen, war es nötig eine
Primärerhebung durchzuführen, da die in der Literatur gefundenen Daten nur unzureichend auf
den zu untersuchenden Sachverhalt übertragen werden können bzw. nur explorativen Anspruch
erheben. Um diesen Mangel an theoriegestützten und hypothesengeleiteten Arbeiten etwas
auszugleichen wurde eine Online-Studie durchgeführt. Diese Studie hatte auf der einen Seite
eine quantitative Überprüfung der Hypothesen mittels Umfrage zum Ziel und sollte andererseits
auch durch die Untersuchung der von den Probanden zur Verfügung gestellten
14 Der englische Begriff Usability wird oft verwendet, wenn von der Benutzerfreundlichkeit undGebrauchstauglichkeit neuer Medien der Informationstechnologie die Rede ist.
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
Nahezu die gesamte empirische Erhebung, insbesondere die experimentelle, bezieht sich auf
den universitären oder schulischen Bereich. Private Unternehmen blieben bei der bisherigen
Forschung nahezu außen vor [Farkas 2006: 164]. Meine eigene Studie erstreckt sich sowohl
auf die Nutzung von Präsentationssoftware an Universitäten (insbesondere die Universtität
Leipzig, sowie das Institut van Hall Larenstein Leeuwarden in den Niederlanden15) als auch auf
Unternehmen (insbesondere IBM.com in Dublin/Irland). In meiner Erhebung waren ein Viertel
der Probanden in der freien Wirtschaft tätig, die anderen drei Viertel waren als Studenten an
Hochschuleinrichtungen eingeschrieben.
4.3.1 Methodisches Vorgehen
An der Umfrage nahmen im Erhebungszeitraum vom 16. November 2007 bis 24. Dezember
2007 insgesamt 153 Personen Teil. Die Daten von 6 Personen mussten aufgrund fehlender
oder nicht sinnvoller Angaben ausgeschlossen werden.
Die Online-Befragung wurde zum Teil als Netzwerkanalyse nach dem Schneeball-Prinzip
(snowball-technique16) durchgeführt, bei der ausgehend von einer Kontaktperson, über das
Netzwerk dieser Person, weitere Probanden rekrutiert werden. Dies hat den Vorteil, das mit
einem relativ geringem Aufwand eine große Zahl an Teilnehmern erreicht werden kann. Durch
die Umsetzung als Online-Studie, konnten zudem schnell verwertbare Ergebnisse erhalten
werden. Die Grundgesamtheit für die untersuchte Problematik ist die Summe aller Verwender
von Präsentationsprogrammen. Problematisch ist diese Art der Datengewinnung bezüglich der
Repräsentativität. Etwas relativiert wird dieses Problem, durch die Kontrolle der Rücklaufquote
innerhalb der Firma IBM, auf die ich gleich zu sprechen komme.
Aufgrund der international angelegten Stichprobenziehung war für die Umfrage sowohl eine
deutschsprachige, als auch eine englischsprachige Internetseite verfügbar.
Als Louis Gerstner 1993 Chief Executive Officer von IBM wurde, schaltete er in einer seiner
ersten Besprechungen den Projektor aus und sagte: „Let's just talk about your business“
[Gerstner 2002: 43]. Die Folien und PowerPoint-Kultur ist bei IBM nach eigener Erfahrung des
Autors17 trotz der Bemühungen Gerstners zu einem festen Bestandteil des Arbeitslebens
geworden. Als einer der Anlaufpunkte für die snowball-technique wurde daher IBM.com18 in
Dublin/Irland gewählt.
Innerhalb des Zentrums für Verkauf und Unterstützung von IBM in Dublin/Irland wurden 2
Teams als Befragungseinheiten ausgewählt von denen alle Angestellten angeschrieben und
gebeten wurden, an der Umfrage teilzunehmen. In Team 1 arbeiteten 18 Angestellte von denen
15 Mehr Informationen zum Institut unter: http://www.vanhall-larenstein.nl/16 Über die Vorteile der snowball-technique für spezielle Einsatzzwecke berichten Singh et al. [2006: 551].17 In die Unternehmensstruktur und die betriebsinternen Abläufe bei IBM konnte der Autor in einem 3-
monatigen Praktikum Einsicht gewinnen.18 Mehr Informationen zu IBM.com in Irland sind zu finden auf: http://www-05.ibm.com/ie/ibm/codetail.html.
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
13 an der Befragung teilnahmen. Damit ergibt sich für diese Untergruppe eine Rücklaufquote
von etwa 72 Prozent. In dem zweiten Team waren 14 Personen tätig und es beteiligten sich 9
an der Umfrage, was einer Rücklaufquote von etwa 64 Prozent entspricht.
Weitere Unternehmen, von denen Probanden akquiriert wurden, waren Xerox Europe in
Dublin/Irland, die Verwaltung der Deutschen Bahn AG in Leipzig, sowie die Verwaltung der
Deutschen Bank AG in Frankfurt/Main. Bei der Deutschen Bahn AG hat ergab sich das
Problem, dass nur ein sehr kleiner Teil der Mitarbeiter über einen Internetzugang verfügt, so
dass nur 4 Personen an der Online-Umfrage teilnehmen konnten.
Für den universitären Bereich wurden insbesondere zwei Hochschulen als Anlaufstellen
ausgewählt. Innerhalb der Universität Leipzig wurden Studenten der Soziologie, sowie der
Veterinärmedizin befragt. Für das van Hall Institut Leeuwarden in Holland nahmen Studenten
der Studiengänge Küsten- und Seemanagement, sowie Tiermanagement teil.
Des Weiteren wurden insgesamt 50 Teilnehmer des „RC28 Spring Meeting in Brno“19
angeschrieben, deren Rücklauf mit 3 Teilnahmen und einer übertragenen PowerPoint-
Präsentation allerdings sehr gering ausfiel.
Für alle Probanden, die eine Einladungen per email erhielten, wurde nach 10 Tagen ein
Dankesschreiben verfasst, das die nochmalige Erinnerung enthielt, an der Umfrage
teilzunehmen, falls dies noch nicht geschehen war.
Außerdem wurde die Umfrage auch in die „Web Survey List“ der Universität Zürich20, sowohl in
der englischen als auch in der deutschen Kategorie, eingetragen. Jedoch ist auch hier zu
vermerken, dass die Reaktion sehr gering war. Keine Person hat an der englischsprachigen
Umfrage teilgenommen und auch nur 2 Personen den Link zur deutschen Version angeklickt.
Abschließend wurde auf die Umfrage auch noch in einschlägigen Foren und Newsgroups
aufmerksam gemacht. Dazu gehörten die Internetseiten www.powerpoint-forum.de, www.office-
loesungen.de, das LaTeX Forum auf www.infmath.de, sowie diverse Gruppen mit einem Bezug
zu PowerPoint oder LaTeX auf www.studivz.de.
Die Kontrolle, über welchen Weg die Probanden in die Stichprobe fanden, wurde durch
verschiedene Links gewährleistet. Das Layout der Zielseite war identisch, jedoch wurden die
Daten in verschiedenen Datensätzen abgespeichert und erst nach Validierung der Daten in
einen gemeinsamen Datensatz überführt.
Bei den aus den Foren akquirierten Daten wurde festgestellt, dass weniger
Präsentationsvorlagen zur Verfügung gestellt wurden. Außerdem war der Anteil an Personen,
die an Hochschuleinrichtungen tätig sind bedeutend höher als in der Referenzgruppe der durch
snowball-technique befragten Probanden.
19 Mehr Informationen zum RC28 in Brno sind zu finden auf: http://www.soc.cas.cz/rc28/.20 Die Liste ist zu finden auf: http://genpsylab-wexlist.unizh.ch/browse.cfm?action=browse&modus=survey.
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Kapitel 4 – Empirischer Teil
Nicht gesondert erfasst wurden die Angaben der Teilnehmer des RC28 Spring Meeting in Brno,
allerdings konnte die Teilnehmerzahl aus den anderen Angaben herausgefiltert werden, da die
email-Einladungen erst eine Woche nach Start der Umfrage verschickt wurden.
Die mit der Umfrage abzubildende Grundgesamtheit ist die Ganzheit aller Personen die
Vorträge halten und sich in eine mögliche Interdependenzbeziehung mit technischen Artefakten
begeben.
Umgesetzt wurde die Online-Befragung mit der Software Macromedia-Flash21 und der
serverseitigen Programmiersprache PHP. Die Flash-Datei wurde in ein W3C-konformes HTML-
Dokument eingebunden. Dies sollte ein möglichst plattformunabhängiges Funktionieren
gewährleisten.
Die statistischen Berechnungen wurden mit dem Programm Intercooled Stata 9.1 für Windows
und dem Tabellenkalkulationsprogramm Calc aus dem OpenOffice-Paket Version 2.2.1
durchgeführt. Die Online-Befragung ist verfügbar unter http://www.denny-reibig.de/research.
Der Datensatz für Stata kann heruntergeladen werden unter http://www.denny-
reibig.de/diploma.
4.3.2 Quantitative Datenanalyse
Die Durchführung der Messung soll zunächst unter den in den Sozialwissenschaften geltenden
drei Gütekriterien Objektivität, Reliabilität und Validität betrachtet werden [Diekmann 2007:
247ff.]. Da es sich um eine Online-Umfrage handelte, gibt es keinen Interviewereinfluss und die
Objektivität, das heißt die Unabhängigkeit vom Anwender des Messinstruments, ist gegeben.
Um eine möglichst hohe Reliabilität zu erreichen, sollten die Fragen so eindeutig wie möglich
gestellt werden. Um dies zu gewährleisten, wurden die Items zum einen an die Erhebung von
Thielsch angelehnt, zum anderen wurden durch einen Pre-Test mögliche Problemstellen
aufgedeckt und eliminiert. Der Vorab-Test wurde mit 12 Personen durchgeführt, die bei dem
Ausfüllen des Fragebogens beobachtet wurden. Nach Absolvierung der Befragung wurde mit
den Testpersonen über mögliche Probleme diskutiert. Diese Vorgehensweise sollte dabei
helfen ein möglichst valides Messinstrument zu entwickeln.
Ich werde damit beginnen, die Ergebnisse meiner Erhebung deskriptiv vorzustellen und in
einigen Punkten mit der Erhebung von Thielsch zu vergleichen. Der Vergleich soll dabei helfen
auf Validität zu testen. Anschließend wende ich mich der Überprüfung der Hypothesen zu.
Der Fragebogen bestand aus insgesamt 35 Fragen. Da es sich zum Teil um Blockfragen
handelte, wurden insgesamt 103 Variablen zur Erfassung generiert. Im Durchnschitt hat das
Ausfüllen des Fragebogens rund 8,3 Minuten gedauert und von den 147 Probanden haben 117
den deutschsprachigen Bogen verwendet, 30 haben die Befragung auf Englisch durchgeführt.
21 Es wurde die Version Flash MX (Versionsnummer 8.0) verwendet, die noch von der Firma Macromediastammt. Macromedia wurde mittlerweile von der Firma Adobe Systems aufgekauft.
- 45 -
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Nach einer Einleitung, die das Thema erläuterte, den ungefähren Zeitaufwand angab, sowie
Hinweise zur Anonymität und die Erläuterung, dass die Umfrage im Rahmen einer Diplomarbeit
an der Universität Leipzig stattfindet, enthielt, folgte der erste Teil mit den soziodemografischen
Fragen. In diesem ersten Abschnitt wurde nach dem Alter, dem Geschlecht, der schulischen
Ausbildung, sowie dem Berufsstand der interviewten Person gefragt. In Tabelle 4.01 sind
Daten, die aus den Angaben von Thielsch herausgelesen werden konnten, meiner Stichprobe
gegenübergestellt.
Mit im Durchschnitt rund 27,7 Jahren waren die Probanden deutlich jünger, als in der Umfrage
von Thielsch22. Das Geschlechterverhältnis war etwas ausgeglichener, allerdings wurde der
ohnehin schon hohe Anteil an befragten Personen mit Abitur nochmals übertroffen und lag bei
über 90 Prozent. Dieses erhöhte Bildungsniveau erklärt sich durch Auswahl der Stichprobe, in
die zu einem großen Teil Studenten gelangten.
Bei der Erfassung der Ausbildung wurden die sonstigen internationalen Abschlüsse, zum
Beispiel „Master of Science“, in die Kategorie des deutschen Pendants übertragen, falls dies
von dem Befragten nicht bereits selbst vorgenommen worden war. Aus den Angaben, zum
Namen der Universität, Firma oder Schule wurde eine Variable mit 2 Ausprägungen kreiert, die
die Befragten entweder dem privaten betrieblichen, oder dem öffentlichen schulischen Bereich
zuordnet. Letzterer ist mit knapp drei Viertel der Befragten stärker besetzt [siehe Tabelle 4.02].
Danach folgten einige Fragen zur Vortragsweise, Nutzung von Hilfsmitteln, sowie Dauer und
Umfang des Vortrages und der Präsentation. Diese Fragen wurden allerdings nicht, wie in der
Umfrage von Thielsch in allgemeiner Form gestellt, sondern haben sich konkret auf den letzten
22 - Das 99% Konfidenzintervall liegt für meine Studie im Bereich von 26,2 bis 29,1 Jahre. Damit ist der Wert
von Thielsch mit großer Wahrscheinlichkeit signifikant höher.
- 46 -
Verteilung der Probanden auf privaten und öffentlic hen Bereich
absolut in Prozentschulischer Bereich 108 73,47wirtschaftlicher Bereich 39 26,53gesamt 147 100
durchgeführten Vortrag oder auf einen konkreten in naher Vergangenheit liegenden Zeitraum
bezogen. Gefragt wurde also beispielsweise nicht, wie lange im Durchschnitt ein typischer
Vortrag dauert, sondern wie lange der letzte gehaltene Vortrag gedauert hat. Oder es wurde
danach gefragt, wieviele Vorträge innerhalb der letzten 30 Tage gehört wurden, anstatt nach
der durchschnittlichen Anzahl pro Monat zu fragen. Mit dieser Spezifizeirung und Verkürzung
des retrospektiven Horizontes sollte verhindert werden, dass Erinnerungs- und
Abschätzungsfehler auftraten.
In Frage 6 wurde der Verwendungszweck der Präsentationsvorlage abgefragt, diese entspricht
in etwa den konkreten Ausformungen der verschiedenen Varianten des 'genre' von Yates und
Orlikowski [2006: 11]. Mit dem Zweck des Vortrags sind verschiedene Eigenschaften
verbunden. Deshalb soll untersucht werden, ob es einen Zusammenhang zwischen
Technikabhängigkeit und Verwendungszweck gibt. Eine Vermutung diesbezüglich ist, dass für
Präsentationen mit didaktischem Hintergrund weniger von den programminternen Vorlagen
Gebrauch gemacht wird, als bei Marketingpräsentationen. Tabelle 4.03 zeigt die Häufigkeiten
der Nennungen des Zwecks vom Vortrag.
In Tabelle 4.04 sind die Ergebnisse von Frage 7, darüber welche Hilfsmittel benutzt werden, zu-
sammengefasst.23 Das am meisten verwendete Hilfsmittel zur Unterstützung des Vortrages, ist
mit Abstand die Präsentationssoftware. 103 von 147 Personen gaben an, eine Präsentations-
software wie PowerPoint, Impress oder Keynote, während des Vortrags benutzt zu haben. Dies
sind rund 70 Prozent der Probanden. 97 Personen, also etwa zwei Drittel, benutzen dieses Mit-
tel sogar überwiegend oder ausschließlich. Immerhin 44 Prozent gaben an, auch Handzettel
während des Vortrages zu verwenden, wobei die Hälfte der Personen auf dieses Mittel stärker
zurückgreift, die andere Hälfte hingegen davon nur rudimentär Gebrauch macht. Tafelbild und
Clipboard werden, falls sie zum Einsatz kommen, meistens nur teilweise oder wenig verwendet.
23 In der Spalte „eingesetzt“ wird die Summe aus den ersten 4 Spalten gebildet. Sie gibt damit die Anzahlder Personen an, die das jeweilige Mittel in ihrem letzten Vortrag eingesetzt haben.
- 47 -
absolut in Prozentdidaktisch – Referat 55 37,67Vorstellung der Firma oder Uni 35 23,97geschäftlicher Bericht 16 10,96Vorstellung der Forschungsergebnisse 13 8,9didaktisch – Schulung 11 7,53Marketing / Produktvorstellung 8 5,48Sonstiges 6 4,11privat 2 1,37gesamt 146 100
Frage 6: „Welchen Verwendungszweck hatte ihr letzter Vortrag?“
Tab. 4.03 – Verwendungszweck des Vortrags
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Dies tun aber immerhin rund 38 Prozent der Befragten. Skriptbasierte Programme wie LaTeX
werden immerhin noch von etwa einem Viertel der Befragten eingesetzt und damit mehr als die
klassischen Folien für den Tageslichtprojektor, die nur auf 21 Prozent kommen. Die sonstigen
Antworten waren Einzelfälle wie Videomaterial, Anschauungsgegenstände, Pinnwand oder spe-
zielle Software.
Die Eingangs von diesem Kapitel gestellte Frage nach der Relevanz von Präsentationssoftware
lässt sich anhand dieser Daten eindeutig beantworten. Präsentationsprogramme nehmen
mittlerweile die führende Rolle ein, wenn es um die Visualisierung von Informationen geht.
Für weitere Analysen wurden die Probanden nach ihrem Nutzungsverhalten in 3 Kategorien
eingeteilt [siehe Tabelle 4.05]. Dem ersten Kategorietyp gehören alle Personen an, die aus-
schließlich oder überwiegend auf Tafelbild, Folien für den Tageslichtprojektor oder Handzettel
zurückgreifen. Dies sind die traditionellen Nutzer. Sie machen rund ein Viertel der Befragten
aus. Für die weitere Analyse ist es wichtig anzugeben, dass diese Personen dennoch Software
zur Visualisierung einsetzen können, auf dieses Mittel jedoch nicht hauptsächlich zugreifen.
Dem zweiten Typ werden alle Personen zugeordnet die ausschließlich oder überwiegend mit
Präsentationssoftware wie PowerPoint arbeiten. Dies sind etwa die Hälfte der Probanden. Und
in den dritten Kategorietyp, der etwa jeder fünfte Befragte zugeordnet wird, fallen alle Nutzer
von skriptbasierten Programmen wie etwa LaTeX. Für die einzelnen Kategorien gab es keine
Überschneidungen. 14 Personen konnten jedoch keiner Kategorie zugeordnet werden, da sie
kein bevorzugtes Mittel zur Visualisierung von Informationen angegeben haben.
Der Differenzierung der Softwarenutzer in Personen die Präsentationsprogramme wie Power-
Point einsetzen und in Nutzer von skriptbasierten Programmen, liegt die Annahme zu Grunde,
dass Programme wie LaTeX eher von Personen eingesetzt werden, deren Arbeit in einem wis-
senschaftlichen Zusammenhang steht und für die deswegen strengere Maßstäbe beim Vortra-
Frage 13: „Fühlen sie sich in Ihren Möglichkeiten eher eingeschränkt, oder eher erweitert?“
obsmean
teils / teils
Tab: 4.11 – Einschränkung und Erweiterung der Möglichkeiten
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Die generelle Zufriedenheit mit der eingesetzten Software wurde auch in meiner Umfrage
erhoben. Die befragten Personen sind mit der von ihnen eingesetzten Software generell eher
zufrieden. Der Durchschnittswert von 1,98 liegt signifikant unterhalb des neutralen Wertes von
325 [siehe Tabelle 4.13].
Die Hypothesen 3 und 4 beziehen sich auf die Auswirkung von Normen auf das Handeln der
Akteure und die entsprechende Rückkopplung. Inwieweit Normen existieren und welche
genauen Formen sie annehmen wird in den Fragen 14 und 15 gefragt. Diese Normen bilden
den latenten Teil der Struktur, der in Abbildung 3.04 als untere Strukturhälfte veranschaulicht
ist. Dabei wird unterschieden, ob es sich um eine nicht explizite Verhaltenserwartung handelt,
die von dem Akteur wahrgenommen wird, oder um eine verbindliche, durch die Institution
festgelegte Vorschrift. Eine Übersicht über die konkreten Elemente dieser zwei Formen der
25 Das 95-Prozent-Konfidenzintervall geht von 1,84 bis 2,13 und schließt den Wert 3 nicht mit ein.
- 57 -
Zustimmung WichtigkeitM SD M SD
ItemPowerPoint ist sehr übersichtlich 3,2 1,1 4,3 0,9Mit dem Folienmaster lässt sich problemlos arbeiten 2,7 1,7 3,4 1,7PowerPoint bietet ein angemessenes Angebot an Folienvorlagen 2,2 1,6 2,7 1,7(Zustimmung: 1 = stimme gar nicht zu, 5 = stimme voll zu) (Wichtigkeit: 1 = völlig unwichtig, 5 = sehr wichtig)
Zufriedenheit WichtigkeitItem M SD M SD
Benutzerfreundlichkeit von PowerPoint im Allgmeinen 3,1 1,4 4,1 1,5Funktionsumfang 3,5 1,5 3,8 1,6Handhabung der Funktionen 3,2 1,1 4,4 1(Zufriedenheit: 1 = gar nicht zufrieden, 5 = vollkommen zufrieden) (Wichtigkeit: 1 = völlig unwichtig, 5 = sehr wichtig)
M = Mittelwert, SD = standard deviation
Quelle: Thielsch 2006: 3Tab. 4.12: Ergebnisse von Thielsch 2006 zur Usability
(1 = stimme voll und ganz zu; 5 = lehne voll und ganz ab)
1 2 3 4 528,23% 50,00% 19,35% 0,00% 2,42%
obs mean SD Min Max 95% CI124 1,98 0,84 1 5 1,84 2,13
Tab. 4.13 – Zufriedenheit mit Software
Frage 23: „Ich bin mit der eingesetzten Präsentationssoftware zufrieden.“
stimme vollund ganz zu
lehne vollund ganz ab
Kapitel 4 – Empirischer Teil
latenten Struktur liefert Tabelle 4.14.
Bei den etablierten Verfahrensweisen wird am häufigsten genannt, dass eine institutionsinterne
Vorlage verwendet wird. Dies tut etwa jeder fünfte Befragte. Mit Ausnahme der Beschränkung
der Zeit, der etwa jeder zweite Vortragende unterworfen ist und der Verpflichtung das Logo der
Institution zu verwenden, bleiben die Antworthäufigkeiten jedoch auf niedrigem Niveau.
Bei der empirischen Auswertung konnten keine gravierenden Unterschiede zwischen den
beiden Ausformungen einer geltenden Norm festgestellt werden. Deshalb wurde aus beiden
Teilen zusammen ein Index gebildet, der abbilden soll wie ausgeprägt die latente Struktur
innerhalb der Institution ist.
Abbildung 4.04 zeigt das Histogramm dieses Indexes. Der maximal erreichbare Wert ist 20 und
dieser würde erreicht werden, wenn alle Antwortmöglichkeiten angekreuzt waren und darüber
hinaus noch eine zusätzliche Norm angegeben war. Wurde keine Antwortmöglichkeit gewählt,
erhielt der Befragte den Index-Wert 0. Etwa ein Drittel der Befragten gibt an, dass es in ihrer
Institution keinerlei Vorschriften zum Halten von Vorträgen gibt. Von über der Hälfte der
Probanden (54,4 Prozent) wurde maximal eine Einschränkung genannt, nämlich zumeist die
Beschränkung der Zeit für den Vortrag. Für knapp 90 Prozent der Befragen gilt, dass die
Normvorgaben innerhalb der Firma oder Universität schwach ausgeprägt sind, das heißt es
wurden 5 oder weniger Antwortmöglichkeiten angekreuzt. Nur in 10 Prozent der Fälle lässt sich
von einer stärker ausgeprägten latenten Struktur sprechen. Im Durchschnitt ergibt sich ein Wert
von 2,2 genannten Elementen mit einer Standardabweichung von 3.
- 58 -
Die Ausprägung der latenten Struktur
latente StrukturNorm bezieht sich auf etablierte Verfahrensweisen Festlegungen
eine Vorlage wird verwendet 19,05%Anzahl der Personen 15,70%bestimmte Software 11,56%bestimmte Hilfsmittel 8,84%Zeit ist beschränkt 52,40%Logo muss verwendet werden 21,80%Aufbau (Überschriften, Untertitel, etc) 15,00%bestimmte Farbkombination 12,20%eine Vorlage muss verwendet werden 10,90%Schriftgröße ist festgelegt 8,80%Gliederung (Inhalt, Quellen, etc.) 8,20%bestimmte Software festgelegt 6,10%Verwendung von Grafiken 4,10%Verwendung von Animationen 2,70%
Tab. 4.14 – Normen
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Die Ausprägung von normativen Regelungen für den Bereich des Vortragens und für die Ver-
wendung von Präsentationssoftware innerhalb des Vortrags ist erstaunlich schwach. In den
meisten Fällen ist diese latente Struktur entweder gar nicht oder nur rudimentär vorhanden. Die-
ses Ergebnis überrascht hat mich überrascht, da mit aus eigener Erfahrung bekannt ist, das zu-
mindest in verschiedenen Unternehmen (IBM.com), aber auch in Hochschuleinrichtungen (Insti-
tut van Hall Larenstein) Regelungen und Vorgaben, vorhanden sind26. Offensichtlich werden
diese aber entweder nicht wahrgenommen, oder es gibt keine Verpflichtung auf, zum Beispiel,
Vorlagen für Präsentationen zurückzugreifen.
Mit Frage 16 soll die Rückkopplung, das heißt der direkte Einfluss des Akteurs auf die
vorhandene latente Struktur untersucht werden. Die dazugehörige Frage im Fragebogen
lautete: „Haben Sie auf diese Richtlinien jemals Einfluss genommen? Das heißt Richtlinien mit
entworfen oder kritisiert?“ Das Ergebnis ist eindeutig. Über 89 Prozent der Befragten geben an
noch niemals Einfluss auf die geltenden Normen genommen zu haben [siehe Tabelle 4.15].
Frage 18 ist ein Versuch Hypothese 2 zu operationalisieren. Es wurde danach gefragt, ob dem
Hersteller der verwendeten Software jemals Kritik zugesandt wurde. Mit dieser Möglichkeit wäre
eine Einflussnahme des Akteurs auf die manifeste Struktur möglich. Diese Option wird jedoch
nahezu überhaupt nicht wahrgenommen. 95 Prozent der Probanden gaben an, noch nie in
Kontakt mit dem Hersteller getreten zu sein. Nur knapp 3 Prozent haben dies ein oder
mehrmals getan. Diese Art der Rückkopplung von Handeln und Struktur ist damit beinahe nicht
26 Beispielvorlagen der genannten Institutionen finden sich im Anhang.
- 59 -
Die Ausprägung der latenten Struktur als Histogramm
Abb. 4.04 – Normen Histogramm
Kapitel 4 – Empirischer Teil
vorhanden.
Um, gemäß der theoretischen Darstellung von James Coleman, soziale Situation des Akteurs
besser zu bestimmen [siehe Kapitel 3.6], wurden die Fragen 19 bis 22 gestellt, die darauf
abzielen, die Vorkenntnisse des Akteurs in Bezug auf die von ihm verwendete Software zu
messen. Bei Frage 19 gibt ein Großteil der Befragten an, bereits über einen längeren Zeitraum
mit der verwendeten Software zu arbeiten. Über 88 Prozent sagen, dass sie über Erfahrung von
mehr als einem Jahr verfügen. Während die Verteilung für diese Frage für die gewählten
Kategorien sehr schief ausfällt, sind die Antworten in Frage 20 und 21 gleichmäßiger verteilt.
Eine Übersicht zu Erfahrungswerten der Probanden gibt Tabelle 4.16.
Die Fragen 22a und 22b erfassen die momentane Betriebsamkeit der Befragten im
Zusammenhang mit Vorträgen und der Nutzung von Präsentationssoftware. Dazu wird sowohl
nach der aktiven Rolle als Vortragender, als auch nach der passiven Rolle als Hörer gefragt.
- 60 -
absolut in Prozentnein, nie 131 89,12ja, einmal 8 5,44ja, mehrmals 8 5,44
Frage 16: „Haben Sie auf diese Richtlinien jemals Einfluss genommen? Das heißt Richtlinien mit entworfen oder kritisiert?”
Tab. 4.23 – Unterscheidung der Prinzipien nach den Gruppen des Nutzungsverhalten
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Ausnahmen, in denen ein minimales Abweichen registriert wurde, konnte hier Stringenz
festgestellt werden. Im Durchschnitt enthält eine Präsentationsvorlage, die mit LaTeX erstellt
wurde mehr Folien, als das Pendant von PowerPoint. Dies lag unter anderem daran, dass der
Effekt des schrittweisen Einblendens bei LaTeX über Einzelfolien gelöst wurde, dies lässt die
Gesamtzahl der Folien schnell stark ansteigen. Auffällig sind die breiten Streuungen und die
daraus resultierenden hohen Standardabweichungen. Wobei PowerPoint hier den geringsten
relativen Wert aufweist. So beträgt bei der Präsentationssoftware die Standardabweichung etwa
die Hälfte des Mittelwertes, während es bei LaTeX-Dateien etwa drei Viertel sind [siehe Tabelle
4.25].
Das oft vorgebrachte Argument von Gegnern der Präsentationssoftware ist, die bereits
diskutierte Verkürzung von Inhalten [siehe Kapitel 2.1]. Die Verkürzung der Information hat nach
Farkas zu einer Norm geführt, die vorschreibt nicht mehr als sechs Wörter pro
Präsentationsfolie zu verwenden und auf die Unterstützung von Bildmaterial zu setzen [2005:
166]. Im Gegensatz jedoch zu dieser These, dass es sich bei den Folieninhalten einer
Präsentationsvorlage nur um Cliparts handelt, die mit einigen Wörtern stichpunktartig
ausgeschmückt sind konnte ich in meiner Untersuchung feststellen, dass die Anzahl der Wörter
bedeutend höher liegt. Selbst im Mittel ergibt sich für PowerPoint- und LaTeX-
Präsentationsvorlagen ein Wert um 40 Wörter pro Folie27 [siehe Tabelle 4.26]. Dieser Wert wird
auch von Tufte festgestellt [2003b: 12].
27 Der Unterschied für PowerPoint und LaTeX ist nicht signifikant.
- 66 -
Dateitypen und deren Größe im Überblick
Häufigkeit
absolut in Prozent26 74,29 2,86
PDF via LaTeX 6 17,14 0,75PDF sonstiges 2 5,71 0,9
1 2,86 0,1gesamt 35 100 1,15
durchschnittliche Dateigrößein MB
MS PowerPoint (ppt)
MS Word (doc)
Tab. 4.24 – Dateitypen
Anzahl der Seiten/Folien getrennt nach Dateitypen
SD26 22 11,07 9 58
PDF via LaTeX 6 39,5 30,74 2 83PDF sonstiges 2 26 22,63 10 42
1 4 4 4gesamt 35 22,88 21,48 6,25 46,75
obs mean min maxMS PowerPoint (ppt)
MS Word (doc)
Tab. 4.25 – Anzahl Seiten/Folien
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Die Streuung innerhalb der Gruppe der PowerPoint-Präsentationsvorlagen fällt verhältnismäßig
moderat aus. Für die LaTeX-Dateien lässt sich ein sehr viel höherer Wert bei der
Standardabweichung feststellen. Zu beachten ist außerdem, dass die Wortanzahl auf den
einzelnen Folien sehr unterschiedlich ist. Dies gilt für beide Programme. Eine detaillierte
Auswertung zur Streuung kann an dieser Stelle leider nicht erfolgen, da es dazu nötig gewesen
wäre die Anzahl der Worte für jede einzelne Folie zu bestimmen. Dies konnte aus
arbeitsökonomischen Gründen nicht geschehen. Dazu ist vermutlich spezielle Software nötig,
die diesen Prozess automatisiert28. Bei der Feststellung der Wortanzahl je Seite wurde der oben
genannte Effekt bei LaTeX Präsentationsvorlagen, die das schrittweise Einblenden verwenden,
korrigiert. Das heißt doppelte Seiten wurden in dem Fall nicht mitgezählt. Um die Anzahl der
Worte je Folie in ein Verhältnis zu setzen, wäre ein detaillierter Vergleich mit alternativen Mitteln
nötig. Auf der einzigen verfügbaren Handout-Datei wurde ein Wert von 273,3 Wörter je Seite
ermittelt. Dieser etwa 6,5 Mal höhere Wert kann allerdings nur eine grobe Ahnung geben, da
aufgrund der geringen Fallzahl keine Verallgemeinerbarkeit gegeben ist [siehe Tabelle 4.26].
Edward Tufte behauptet, dass bei einer PowerPoint-Präsentationsvorlage nur 30 bis 40 Prozent
des verfügbaren Sichtbereichs mit relevantem Inhalt gefüllt werden, da die der Software
internen Vorlagen mit stilistischen Beiwerk ausgeschmückt sind [2003b: 12].
Diese Angaben kann ich für die von mir betrachteten Präsentationsvorlagen der Probanden
nicht bestätigen. Es werden durchschnittlich in etwa 15 Prozent der Oberfläche für
Designelemente verwendet. Und auch für die in der Software implementierten Vorlagen kann
Tuftes Behauptung falsifiziert werden. Sowohl in der Version 9 (MS PowerPoint 2000), als auch
in der aktuellen Version 12, die im Microsoft Office Paket 2007 erhältlich ist [Microsoft 2008],
nehmen die Entwurfsvorlagen maximal 10 bis 15 Prozent des Platzes für Verzierungsmaterial in
Anspruch. Methodisch wurden diese Angaben schlichtweg durch die Vermessung der
Präsentationsvorlagen mit Lineal am Bildschirm gewonnen29.
4.4 Auswertung
28 Für die weitere Analyse ist wohl der Einsatz von Zählsoftware wie PractiCount oder FreeBudget nötig. Beider letztgenannten handelt es sich immerhin um Freeware, die allerdings nicht für das PDF-Formatgeeignet ist. Die Funktionen von PractiCount wurden von mir nicht getestet.
29 Die betrachteten Präsentationsvorlagen stehen unter http://www.denny-reibig.de/diploma zur Verfügung.
- 67 -
Anzahl der Wörter pro Seite getrennt nach Dateitype n
SD26 43,3 11,07 9 58
PDF via LaTeX 6 38,4 30,74 2 83PDF sonstiges 2 15 22,63 10 42
1 273,3 4 4gesamt 35 92,5 21,48 6,25 46,75
obs mean min maxMS PowerPoint (ppt)
MS Word (doc)
Tab. 4.26 – Anzahl Wörter pro Seite
Kapitel 4 – Empirischer Teil
In diesem Kapitel sollen die Hypothesen aus Kapitel 3.7 anhand der empirischen Daten
zusammenfassend überprüft werden und die Auswertung zum relevanten Handlungstypus
erfolgen.
4.4.1 Auswertung der ersten Hypothese
Die Frage, ob die Akteure sich überhaupt einer möglichen Abhängigkeit aussetzen und wie
umfangreich diese Technikdependenz ist, sollte in Frage 7 geklärt werden. Die Auswertung der
Frage zu den verwendeten (technischen) Hilfsmitteln hat gezeigt, dass Computerprogramme
bei der Visualisierung von Informationen nicht nur eine wichtige, sondern die führende Rolle
einnehmen. Aus Tabelle 4.05 geht hervor, dass über 75 Prozent der Personen, die Hilfsmittel
zur Visualisierung einsetzen, überwiegend auf Software zurückgreifen. Damit ist ein möglicher
Zusammenhang zwischen manifester Struktur, in Form von technischen Artefakten als
Computerprogramme, und dem Ergebnis des Handelns der Akteure also generell denkbar. Die
Ergebnisse des Handelns werden in direkter Form als erzeugte Präsentationsvorlagen erfasst
und sind in indirekter Form die Güte des gehaltenen Vortrags. Die Basis für eine Abhängigkeit
ist im privaten Wirtschaftsbereich noch stärker ausgeprägt als im öffentlichen schulischen
Bereich. Zum einen werden in letzterem die traditionellen Mittel noch stärker eingesetzt, zum
anderen ist die Dominanz des Präsentationsprogramms PowerPoint nicht so stark [siehe
Tabelle 4.06].
Die Fragen 22a und 22b, die die Häufigkeit des Hörens und Haltens von Vorträgen abbilden,
zeigen jedoch, dass die Frequenz der Berührung mit Technik beim Vortragen, insbesondere in
der aktiven Rolle als Vortragender, bei den meisten Personen nicht sehr hoch ist.
Eine mögliche Quelle, durch die die Präsentationsprogramme ihre nivellierende Wirkung entfal-
ten könnten, ist die Verwendung eines Assistenten zur Erstellung von Präsentationsvorlagen.
Es hat sich jedoch gezeigt, dass die Nutzer von Software diese Funktion nicht verwenden und
es dementsprechend auch keine nachweisbaren Unterschiede in der Verwendung von Elemen-
ten, die in dem Assistenten enthalten oder nicht enthalten sind, gibt [siehe Fragen 12 und 17].
Unterschiede traten aber zwischen den Programmen auf. Diese sind allerdings meistens margi-
nal. Als einziger aussagekräftiger Indikator kommt hier das Vorhandensein der Gesamtzahl an
Folien in der Vorlage in Frage. In PowerPoint-Präsentationsvorlagen kommt dieses Element nur
sehr selten vor, in Vorlagen von skriptbasierten Programmen hingegen recht häufig [siehe Ta-
belle 4.10]. Zusammengenommen ist dies allerdings vergleichsweise wenig um von einem
Technikdeterminismus zu sprechen.
Um die mögliche gleichschaltende Wirkung von Technik weiter zu erfassen, wurde an einer
Reihe von Variablen die Streuung gemessen. Die dahinter stehende Idee ist die, dass je
unabhängiger die Akteure von der verwendeten Software sind, desto heterogener die
Ergebnisse ihres Handelns sein müssten. Als abhängige Variablen kommen die Vortragsdauer
- 68 -
Kapitel 4 – Empirischer Teil
(Frage 9a), die Vorbereitungszeit (Frage 9b), der Umfang der Präsentationsvorlage (Frage 10),
die Verweildauer pro Folie und die Anzahl der Wörter je Folie (qualitative Auswertung) in Frage.
Die Interpretation der Standardabweichung als Streuungsmaß ist bei nicht normalverteilten
Stichproben nicht ganz unproblematisch. Allerdings gilt nach dem Theorem von Tschebyschow,
dass für jede Art der Verteilung Aussagen mit Hilfe der Standardabweichung getroffen werden
können [Lohninger 2007]. So liegen mindestens 75 Prozent der Daten innerhalb des Bereichs
plus / minus zwei Standardabweichungen.
Betrachtet man die Tabelle 4.27, fällt auf, dass die die Standardabweichungen für alle Variablen
ausgesprochen hoch sind. Für die Verweildauer je Folie, ergibt sich sogar ein Wert, der mehr
als doppelt so groß ist wie der Mittelwert. Mit fast 5 Minuten Erklärungszeit pro Folie agiert der
Vortragende zudem relativ losgelöst vom Hilfsmittel. Auch bei der Wortanzahl je Folie findet
sich eine hohe Streuung über die Werte der Probanden, und auch innerhalb der
Präsentationsvorlagen kann nach Sichtung des vorhandenen Materials von einer Großen
Varianz ausgegangen werden.
Als Bestätigung meiner Daten finden sich auch bei Thielsch et al. „in den Daten große Differen-
zen zwischen Minimal- und Maximalwerten.“ [2006a: 91].
Zusammenfassend lässt sich als erstes feststellen, dass eine relevante manifeste Struktur exis-
tiert und diese auch stellenweise, wie bei der Angabe der Gesamtzahl an Seiten auf jeder Folie,
Auswirkungen zeigt. In vielen Aspekten ist die Streuung im Nutzerverhalten jedoch sehr hoch,
so dass insgesamt betrachtet nur von einem schwachen Effekt gesprochen werden kann.
Auch wenn die direkten Effekte von der manifesten Struktur auf das Handeln der Akteure und
den Produkten des Handelns nicht omnipräsent sind, so bleibt doch die grundlegende
Abhängigkeit von der eingesetzten Technik. Computer und Projektoren brauchen Elektrizität
zum Funktionieren und der Anwender muss über grundlegende Fertigkeiten verfügen, um
Computerprogramme bedienen zu können [siehe Kapitel 3.5.2]. Gerät an einer Stelle
sprichwörtlich Sand ins Getriebe, droht der minutiös durchgeplante Vortrag schnell zur Misere
zu werden.
Die zwar nicht verworfene, aber abgeschwächte erste Hypothese wird in Abbildung 4.05 durch
- 69 -
Standardabweichungen von relevanten Variablen
variable SD146 45,4 34,65 0,76
Vorbereitungszeit (in Minuten) 144 523,1 821,23 1,57Folienanzahl 139 20,09 17,15 0,85Verweildauer (in Minuten) 133 4,8 10,29 2,14Wortanzahl je Folie 35 47,38 46,22 0,98
obs meanVielfaches
vom MittelwertVortragsdauer (in Minuten)
Tab. 4.27 – Streuung als Indikator
Kapitel 4 – Empirischer Teil
den gestrichelten Pfeil veranschaulicht.
4.4.2 Auswertung der zweiten Hypothese
Wie in dem theoretischen Teil zur zweiten Hypothese bereits erläutert, ist der Einfluss des
Akteurs auf den manifesten Teil der Struktur bereits von vornherein beschränkt [siehe Kapitel
3.7.2]. Auf die Frage 18: „Haben Sie dem Hersteller der von Ihnen verwendeten Software
jemals ein Feedback gegeben? Das heißt Anregungen, Kritik oder Beschwerden gesendet?“
haben 97,2 Prozent der Befragten mit nein geantwortet. Der Versuch des Akteurs über einen
formalen Weg Einfluss auf die Struktur zu nehmen, kann also faktisch ausgeschlossen werden.
Hypothese 2 wird falsifiziert. Es gibt keine Rückkopplungsprozesse von den Akteuren auf die
technische Struktur.
Die damit bestätigte Nullhypothese wird in Abbildung 4.06 veranschaulicht.
4.4.3 Auswertung der dritten Hypothese
Hypothese 3 behauptet die Existenz einer latenten Struktur, die das Arbeiten mit Software als
technisches Hilfsmittel während des Vortrags, regelt. Die Auswertung der Fragen 14 und 15
konnte zeigen, dass eine solche Normstruktur nicht, oder nur schwach vorhanden ist. Die
Regeln, die existieren, wie die zeitliche Beschränkung, gelten generell für das Halten von
Vorträgen und beziehen sich nicht explizit auf die Verwendung von Computerprogrammen.
- 70 -
grafische Darstellung der ersten Hypothese
Abb. 4.05 – Grafik Hypothese 1
Handeln
Struktur
manifest
grafische Darstellung der zweiten Hypothese
Abb. 4.06 – Grafik Hypothese 2
Handeln
Struktur
manifest
Kapitel 4 – Empirischer Teil
Auch Hypothese 3 muss damit verworfen werden [siehe Abbildung 4.07].
4.4.4 Auswertung der vierten Hypothese
Da Hypothese 3 bereits verworfen wurde, ist Hypothese 4 quasi redundant. Dennoch wurde in
Frage 16 nach der Rückkopplung auf die normierenden Regeln gefragt. Über 89 Prozent der
Befragten geben an, noch nie Einfluss auf Richtlinien genommen zu haben. Deshalb wird auch
für Hypothese 4 Falsifikation festgestellt [siehe Abbildung 4.08].
4.4.5 Die relevanten Handlungstypen auf der Akteurs ebene
Die Auswertung der Fragen 25a, 26a und 26b hat ergeben, dass, wie von Weber vermutet,
soziales Handeln nicht auf einen einzelnen Typus reduziert werden kann. Während jedoch
Benutzer von PowerPoint die Software eher aus Gewohnheit einsetzen, sind Nutzer die
zur Vorlage beim Prüfungsausschuss des Instituts für Soziologie der Universität Leipzig.
Bezüglich meiner Diplomarbeit mit dem Thema:
Anwendung der soziologischen Theorie der Strukturie rung von Anthony Giddensauf den Bereich der Darstellungsmethodik
erkläre ich hiermit, dass ich
1. die Arbeit selbständig verfasst habe,
2. keine anderen als die angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt und alle wörtlich oder sinnge-mäß übernommenen Textstellen als solche kenntlich gemacht habe,
3. die Arbeit in keiner anderen Prüfung als Abschlussprüfung vorgelegt habe.