SONNTAG, 11. SEPTEMBER 2011 TAG DES OFFENEN DENKMALS 2011 ROMANTIK, REALISMUS, REVOLUTION – DAS 19. JAHRHUNDERT Beckingen, Bahnhofstraße 8 Bahnhof Wohl kurz nach der Eröffnung der Eisenbahnlinie zwischen Saarbrücken und Trier am 16. Dezember 1858 erhielt Beckin- gen ein Empfangsgebäude. Der vom Grundriss her ratio- nell gestaltete Bau mit 2 Warteräumen für 1. und 2. Klasse, einer Gepäckaufbewahrung und einer Wohnung für den Bahnhofsvorsteher wurde im Äußeren mit aus dem Burgbau entlehnten Formen gestaltet. So erhielt der 20 m hohe Uh- renturm Schießscharten und einen abschließenden Zinnen- kranz, die übrigen Bauteile wurden mit Zinnen, Treppengie- beln und Fensterverdachungen im neogotischen Stil gestal- tet. Nachdem man einen Teil 1890 aufgestockt hatte, verlor der Bahnhof im Zweiten Weltkrieg durch Artilleriebeschuss seinen Turm sowie die Aufstockungen. Die Gemeinde Beckin- gen erwarb das Gebäude 2009 von der Deutschen Bahn und baut es zu einem Kultur- und Naturbahnhof um, wobei der Uhrenturm wieder rekonstruiert wird. Führung 14.00 Uhr: Calogero Cascino Gerhard Mertes, Landkreis Merzig-Wadern ✆ +49 (0) 68 61 / 8 02 50, [email protected] Rehlingen-Siersburg, Niedaltdorf, Neunkircher Straße 115 Kath. Pfarrkirche St. Rufus Die katholische Pfarrkirche St. Rufus in Niedaltdorf wurde an der Stelle eines 1756 errichteten Vorgängerbaus in neu- gotischem Stil in den Jahren 1871-73 erbaut. Die Saalkirche mit eingezogenem Chor und Westturm auf kreuzförmigem Grundriß wurde von dem Privatbaumeister Carl Friedrich Müller aus Saarlouis geplant, mit der Ausführung wurde der Unternehmer Mendgen aus Trier beauftragt. Der Bau zeich- net sich durch die gut erhaltene reiche bauzeitliche Ausstat- tung und die harmonische Architekturgestaltung aus. Un- ter den auf dem angrenzenden Kirchhof befindlichen Grä- bern von Geistlichen und Franziskanerinnen liegt auch die Ruhestätte des Johann Guitienne. Dieser wurde als Bur- schenschafter zum Tode verurteilt und saß dann bis 1840 in preußischer Haft. Als „der Franzos“ hat ihm Fritz Reuter in seinem autobiographischen Roman „Ut mine Festungstid“ ein Denkmal gesetzt. Guitienne engagierte sich danach bis zu seinem Tod 1889 auf verschiedenen Ebenen in der Politik für die demokratischen Ideen des Bürgertums im 19. Jahr- hundert. Führungen 14.00 Uhr und 16.00 Uhr: Gernot Karge Treffpunkt: Pfarrkirche, Neunkircher Straße 115 Elke Jacob, Landkreis Saarlouis, ✆ +49 (0) 68 31 / 444-429, [email protected] Tag des offenen Denkmals 2011 Besichtigungen, Führungen, Vorträge, Ausstellungen Zentrale Eröffnungsveranstaltung Sonntag, 11.09.2011, 10.30 Uhr Neunkirchen, Stummsche Reithalle, Saarbrücker Straße Begrüßung: Jürgen Fried Oberbürgermeister der Kreisstadt Neunkirchen Dr. Simone Peter Ministerin für Umwelt, Energie und Verkehr Einführung: Prof. Dr. Josef Baulig Im Anschluss besteht bei einem kleinen Imbiss die Möglich- keit zum Gespräch. Mettlach, Bahnhofstraße 9 Kapelle St. Josef Die dem hl. Josef geweihte Kapelle war 1864 im Auftrag von Céphalie Thierry von dem Architekten Alexander F. G. Himpler nach dem Vorbild der Sainte Chapelle in Paris in neogotischem Stil an ihr Schloss in Niederlimberg/Waller- fangen als Gedächtniskapelle für ihren Gatten Henry Thierry gebaut worden. Ernest Villeroy, Erbe des Schlosses, stellte das zwischenzeitlich ungenutzte Bauwerk seinem Onkel Eu- gen Anton von Boch zur Verfügung, der es als Familiengruft und als Kapelle für die Mettlacher Borromäerinnen nutzen wollte. Er ließ die Kapelle 1878-79 abbauen und in Mettlach mit einer neuen Krypta als Familiengruft wiederaufbauen. Im Zuge der jüngsten Restaurierung konnte die aufwendig farbig glasierte Wandkeramik wieder freigelegt werden. Die Kapelle stellt mit ihrer hochwertigen Bauzier und der um- fangreich erhaltenen historischen Ausstattung ein Kleinod des Historismus im Saarland dar. Führung 15.00 Uhr: Wolfgang Neis Gerhard Mertes, Landkreis Merzig-Wadern ✆ +49 (0) 68 61 / 8 02 50, [email protected] Alt-Saarbrücken, Franz-Josef-Röder-Str. 7 Landtagsgebäude 1864 begann die Saarbrücker Casinogesellschaft mit dem Bau ihres neuen Versammlungshauses nach dem Entwurf des Kölner Architekten Carl Julius Raschdorff. Der zweigeschos- sige Solitärbau mit Parkanlage, in dem der Architekt Ele- mente des Klassizismus und des oberitalienischen Villenbaus verarbeitete, wurde 1866 fertig gestellt. Mit seinem reprä- sentativen Raumprogramm und seiner reichen Ausstattung, Ausdruck einer prosperierenden Schicht von Kaufleuten und Industriellen, wurde er mehrfach erweitert. In den Krie- gen von 1870-71 und dem Ersten Weltkrieg diente er als La- zarett, um dann nach verschiedenen Umwidmungen 1947 Sitz des Saarländischen Landtages zu werden. Die letzte Maßnahme unter der Leitung von Architekt Oliver Brünjes in den Jahren 2004-08 kam einer Gesamtsanierung gleich, bei der neben Erneuerung des Dachtragewerks und Mo- dernisierung der Innenräume auch die Fundamente ertüch- tigt und die Fassade saniert wurden. In der Führung wer- den neben den allgemein zugänglichen Räumen auch die Keller besichtigt, wobei der Architekt die jüngsten Arbeiten erläutern wird. Führung 14.00 Uhr: Oliver Brünjes Hans Mildenberger, Stadtplanungsamt Stadt Saarbrücken, ✆ +49 (0) 6 81 / 9 05 40 41, [email protected] Neunkirchen, Sinnerthaler Weg Erbbegräbnisstätte der Familie Stumm Der 1848 zur Bestattung von Carl Friedrich Stumm einge- weihte Privatfriedhof der Familie Stumm wurde als westli- cher Endpunkt des Landschaftsgartens angelegt, der am Herrenhaus seinen Anfang nahm. Um das zentrale Fialen- denkmal in neogotischem Stil, ein Duplikat des 1845 am Hammerweiher errichteten Denkmals, sind die nach Osten, zum heutigen Eingang, orientierten Grabkreuze in mehre- ren Reihen angeordnet. Als erste private Begräbnisstätte der Familie steht diese Anlage am Anfang einer Reihe vergleich- barer Einrichtungen wie etwa dem Stummschen Friedhof auf dem Halberg oder dem Friedhof der Familie Schmidt von Schwindt auf dem Eschberg und verdeutlicht die Über- nahme von Traditionen des Adels durch die aufstrebenden Unternehmerfamilien im 19. Jahrhundert. Führung 11.30 Uhr: Marie-Louise Augustin Treffpunkt: Stummsche Reithalle, Saarbrücker Straße Stefan Thomas, Tourismus- und Kulturzentrale Neunkirchen, ✆ +49 (0) 68 21 / 9 72 92 10, [email protected] Landkreis Merzig-Wadern Landkreis Saarlouis Landeshauptstadt Saarbrücken Kreisstadt Saarlouis Landkreis Neunkirchen Neunkirchen, Lindenstraße Stummsche Kapelle Als Bestandteil des Landschaftsgartens, den Carl Friedrich Stumm nordwestlich an das Herrenhaus der Familie anlegen ließ, wurde 1852-54 die Stummsche Kapelle von Baumeister Matthias Mußweiler aus St. Wendel errichtet. Die Pläne für den 1837-44 entstandenen Garten lieferte der Erfurter Stadtgärtner Ring. Nach dem Tod von Carl Friedrich Stumm 1848 führte seine Frau Marie Louise die Arbeiten weiter. Als frühestes Beispiel neogotischer Architektur an der Saar steht der kreuzrippengewölbte Saal für den Beginn des Historis- mus an der Saar und diente der Familie Stumm bis zu deren Übersiedlung auf den Halberg 1880 als Privatkapelle. Der als Blickfang oberhalb des Hammerweihers dienende Bau verlor durch die Gasometerexplosion 1933 und durch Artil- leriebeschuss 1944 Fensterverglasung, Gewölbe und Dach sowie die Fialen. Die Stadt Neunkirchen, in deren Eigentum sich die Kapelle seit 1987 befindet, restaurierte das Bauwerk. Führung 11.30 Uhr: Marie-Louise Augustin Treffpunkt: Stummsche Reithalle, Saarbrücker Straße Stefan Thomas, Tourismus- und Kulturzentrale Neunkirchen, ✆ +49 (0) 68 21 / 9 72 92 10, [email protected] Neunkirchen, Lindenstraße Stummsche Reithalle Der Zentralbau der „Stummschen Reithalle“ befand sich einst nordöstlich des Herrenhauses der Familie im Anschluss an eine Terrassenanlage und wurde vor 1848 errichtet. Den eingeschossigen oktogonalen Zentralbau schmücken Eckli- senen und ein Konsoltrauffries. Ob es sich bei dem mit ei- nem Radius von ca. 7 m wirklich um die in Archivalien als „Reitbahn“ bezeichnete Einrichtung handelt, ist ungewiss, ebenso eine Funktion als Gartenhaus. Die beiden Torein- fahrten und die Bauform lassen eine Nutzung als Karussell- Reitbahn oder Remise vermuten, also als Rundbahn für den Reitunterricht der Kinder der Familie Stumm, da der Radius von ca. 7 m eher eng für eine Reitbahn wäre. Später nahm es eine Ausstellung zur Geschichte der Stumm-Werke auf und wurde als Gerätehaus der Werksfeuerwehr genutzt. Heute dient das 1992 renovierte Gebäude der Stadt Neun- kirchen als Veranstaltungsort für kulturelle Anlässe. Führung 11.30 Uhr: Marie-Louise Augustin Treffpunkt: Stummsche Reithalle, Saarbrücker Straße Stefan Thomas, Tourismus- und Kulturzentrale Neunkirchen, ✆ +49 (0) 68 21 / 9 72 92 10, [email protected] Saarlouis, Alte Brauereistaße 1-3 Kaserne 6 Nachdem Frankreich im Zweiten Pariser Frieden von 1815 die Festungsstadt Saarlouis hatte abgeben müssen, baute das Königreich Preußen diese weiter aus und erhöhte in meh- reren Schritten ihre Belegung. Der langgestreckte zweige- schossige Bau der Kaserne VI wurde von der preußischen Ver- waltung im Zuge dieses Ausbaus der Garnison in den Jah- ren 1866-69 für das 4. Rheinische Infanterieregiment Nr. 30 errichtet. Mit einer Länge von 181 m längster Kasernenbau der Stadt, wurde 1910 noch ein Wirtschaftsgebäude im Hof errichtet. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Gebäude zur Unterbringung der Stadtbibliothek (ab 1926) und des Stadtmuseums (Eröffnung 1927) genutzt. Heute wird der landeseigene Teil als Polizeidienststelle genutzt, der städti- sche Bereich für kulturelle Funktionen wie Städtisches Mu- seum, Bibliothek oder Zeitungsarchiv. Die jüngste Sanierung der Erdgeschoßfläche hat ältere Einbauten entfernt, die Haustechnik grunderneuert und somit die Fläche in ihrer Gesamtheit wieder erleb- und nutzbar gemacht. Besichtigung und Erläuterung des Bauwerks, seiner Geschich- te und Sanierung 10.00 Uhr: Jürgen Baus und R. Hoffmann Treffpunkt: Ecke Kaiser-Wilhelm-/Neue-Brauerei-Straße Besichtigung der Stadtbibliothek gegen 10.40 Uhr: Georg André Dichterlesung in der Stadtbibliothek: 11.00 Uhr. Jürgen Baus, Amt für Stadtentwicklung, Saarlouis, ✆ +49 (0) 68 31 / 44 33 32; [email protected] Brebach-Fechingen, Schloß Halberg 1 Schloß Halberg Als „Hausberg“ von vicus und Saarkastell und Sitz eines Mithrasheiligtums kam dem Halberg bereits zu römischer Zeit eine hohe Bedeutung zu. Im frühen 18. Jahrhundert legte Graf Ludwig Kraft von Nassau-Saarbrücken hier ein Lustschloss an. Nach der Zerstörung durch französische Re- volutionstruppen verkaufte die preußische Verwaltung 1877 den Halberg an Karl Ferdinand Stumm. Dieser errichtete 1877-80 sein Schloss Halberg nach Plänen des Architekten Edwin Oppler aus Hannover. Der breitgelagerte Bau in neo- gotischem Stil mit zahlreichen Türmchen, einem Wintergar- ten, einem Torhaus und vorgelagerten Wohnhäusern für Be- dienstete ist mit seiner Gartenseite nach Südosten zum Saar- tal hin ausgerichtet. 1939 von der Reichsrundfunkgesellschaft übernommen, wurde der Bau vom französischen Militär- gouverneur Gilbert Grandval, der ihn als Dienstsitz nutzte, in weiten Teilen renoviert und umgestaltet. In der Nachkriegs- zeit ging das Schloss an den SR. Im Rahmen der Führungen werden das Schloss, die Stummsche Erbbegräbnisstätte und das Mithrasheiligtum besucht. Führungen 10.30 Uhr und 16.00 Uhr: Roland Schmitt (SR) und Hans Mildenberger. Treffpunkt: Schloß Halberg 1 Hans Mildenberger, Stadtplanungsamt Stadt Saarbrücken, ✆ +49 (0) 6 81 / 9 05 40 41, [email protected] Bischmisheim, Kirchstraße 1 Ev. Pfarrkirche (Schinkelkirche) Der Zentralbau der evangelischen Pfarrkirche von Bischmis- heim wurde 1822-24 errichtet. Die Pläne stammten von dem preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel. Der auf regelmäßigem oktogonalem Grundriss errichtete zweige- schossige Bau weist auf jeder der symmetrisch aufgebauten Fassaden zwei Rundbogenfenster oder -türen auf. Das In- nere wird bestimmt von der umlaufenden Empore und der Altarwand, die Altar, Kanzel und Orgel vereint. Da die Bau- ausführung durch den örtlichen Baumeister Johann Adam Knipper offensichtlich an Mängeln litt, musste der Bau mehr- fach renoviert werden. Als Werk von einem der bedeutend- sten deutschen Architekten des 19. Jahrhunderts, der mit diesem ungewöhnlichen Zentralbau eine Musterlösung für eine auf den Kanzelaltar ausgerichteten evangelischen Dorf- kirche vorlegte, nimmt die Kirche von Bischmisheim eine herausragende Rolle unter den Kirchenbauten des Klassizis- mus an der Saar ein. Führungen 11.00 Uhr (im Anschluss an den Gottesdienst, Beginn 10.00 Uhr) und 15.00 Uhr: Horst Gaevert und Delf Slotta Hans Mildenberger, Stadtplanungsamt Stadt Saarbrücken, ✆ +49 (0) 6 81 / 9 05 40 41, [email protected]