C o p y r i g h t b y Q u i n t e s s e n z Alle Rechte vorbehalten Das Gesicht Bildatlas klinische Anatomie Ralf J. Radlanski Karl H. Wesker 2., überarbeitete Auflage Berlin, Chicago, Tokio, Barcelona, Istanbul, London, Mailand, Moskau, Neu-Delhi, Paris, Prag, São Paulo, Seoul, Singapur und Warschau
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Ralf J. Radlanski Karl H. Wesker 2., überarbeitete Auflage
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Das GesichtBildatlas klinische Anatomie
Ralf J. Radlanski Karl H. Wesker
2., überarbeitete Auflage
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Anderhuber, Friedrich, Prof. Dr. med., Dr. h.c.InstitutsvorstandInstitut für AnatomieMedizinische Universität GrazHarrachgasse 21/1A-8010 GrazE-Mail: [email protected]
Devauchelle, Bernard, Prof. Dr.Directeur Département d’Orthophonie de l’UFR de MédecineBat. génie civilAvenue des FacultésF-80025 Amiens CEDEX 20E-Mail: [email protected]
Grozdanovic, Zarko, PD Dr. med.Facharzt für Diagnostische RadiologieKlinik für Radiologie und NuklearmedizinCharité – Zentrum für diagnostische und interventionelleRadiologie und NuklearmedizinCampus Benjamin FranklinHindenburgdamm 3012200 BerlinE-Mail: [email protected]
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Jovanovic, Sergije, Prof. Dr. med.Facharzt für HNO-HeilkundePlastische OperationenDRK Kliniken Berlin Park-Sanatorium DahlemHammersteinstr. 2014199 Berlinwww.prof-jovanovic.deE-Mail:[email protected]
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Sattler, Gerhard, Dr. med.Facharzt für Dermatologie und PhlebologieÄrztlicher Direktor der Rosenpark KlinikHeidelberger Landstr. 2064297 DarmstadtE-Mail: [email protected]
Tschakaloff, Alexander, Dr. med., Dr. med. dent.Dingstätte 45a25421 PinnebergE-Mail: [email protected]
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Ein Leben lang besteht zwischen einer Person und ihrem Ge-sicht eine schicksalhafte Verbindung. Am Gesicht erkennen sich die Menschen untereinander und bei neuen Begegnungen entsteht über das Gesicht der erste Eindruck, der nicht wieder-holbar ist. Wir kommunizieren mit unserer Mimik. Wir kleiden uns entsprechend unserer Stimmung und unserer Rolle und um unsere Identität hervorzuheben. Aber mit der Erscheinung unseres Gesichts sind wir festgelegt. Rein morphologisch zeigt jedes Gesicht ganz individuelle Merkmale und Proportionen. Die Gesichter unterscheiden sich in fast unzähligen Nuancen in Bezug auf die allgemeine Form, die Hautcharakteristik, Farbe und Abstand der Augen, die Lage der Augenbrauen, die Ausprägung der Wangen, die Kontur der Nase, den Schnitt des Mundes und des Kinns, um nur einige Beispiele zu nennen. Hieraus wurde historisch schon von Aristoteles oder später von Johann Caspar Lavater eine Ty-penlehre entwickelt, im 19. und 20. Jahrhundert allerdings im-mer stärker fehlgeleitet. Den meisten Menschen ist gar nicht bewusst, warum sie ein Gesicht schön, freundlich, attraktiv, sympathisch und zuge-wandt empfinden – oder nicht. Dennoch zeigt sich schon von Geburt an die schicksalhafte Bedeutung, die das Gesicht in un-serem Leben spielt: Es gibt Studien, die zeigen, dass Liebko-sungen der Mutter an den Säugling viel zahlreicher und inten-siver sind, wenn die Mutter ihr Baby attraktiv findet. So ent-steht sehr schnell eine intensive Wechselwirkung zwischen der Erfüllung oder der Enttäuschung von Erwartungen an die Zu-gewandtheit der Mitmenschen.Die gemachten Erfahrungen und die damit verbundenen Stim-mungen spiegeln sich dann in der Mimik wider – so wird das
Prolog: Das Gesicht
Gesicht zum Spiegel der Seele. Auch der Glanz der Augen wird von der Umgebung untrügerisch wahrgenommen, ist aber vom Individuum kaum zu beeinflussen. Die Anspannung und Aktivität der mimischen Muskulatur trägt zum Gesamtein-druck bei. Es ist nicht verwunderlich, dass sich ein ganzer Le-bensweg über die permanente Muskelaktivität und damit ver-bunden über die Lage und Ausprägung der Fältchen und Fal-ten durch Jahrzehnte dauerhaft in ein Gesicht eingraben kann. Damit zeigt das Gesicht nicht nur einen spontanen Ausdruck, sondern auch eine gelebte Identität.
Der Zusammenhang zwischen der Identität einer Person und ihrem Gesicht muss nicht nur der Person selbst, sondern auch dem Therapeuten deutlich werden. Gerade bei schweren Fehl-bildungen oder traumatischen Schädigungen des Gesichts, die sich nicht unter Kleidung verbergen lassen, sind die betrof-fenen Personen den Reaktionen der Umwelt schonungslos aus-gesetzt.Diese Menschen bedürfen der besonderen Anstrengung der ärztlichen Kunst und Technik. Aber auch die Patienten, die das Gefühl haben, dass ihre Person, ihre Identität mit ihrem Ge-sicht nicht oder nicht mehr übereinstimmt, bedürfen der be-sonderen ärztlichen Zuwendung.Sehr subtil und mit einem hohen Maß an Verantwortung muss der Arzt die Selbstwahrnehmung und Sehnsüchte des Pati-enten und das Machbare gegeneinander ausbalancieren und kann hier therapeutisch eingreifen. Die detaillierte Kennt-nis der Anatomie des Gesichts stellt hier eine der vielfältigen Grundlagen dar. Dazu dient unser Atlas.
Abb. 4.15 Blick auf die okkludierenden Zahnreihen mit den angrenzenden weichgeweblichen Anteilen der Mundhöhle in der Ansicht von anterior.
� Abb. 4.15 Die Zahnbögen mit ihren Alveolarfortsätzen grenzen den Mundvorhof von der eigentlichen Mundhöhle ab. Etwa auf der Höhe der Prämolaren spannt sich in jedem Qua-dranten ein Wangenbändchen aus. Im Oberkiefer und im Un-terkiefer läuft ein entsprechendes Band, das Lippenbändchen, vom Bereich zwischen den beiden mittleren Frontzähnen zur jeweiligen Innenseite der Lippe.
� Abb. 4.16 Die Alveolarfortsätze sind von Mundschleimhaut bedeckt. Hier wird eine frei bewegliche Alveolarmukosa von der befestigten Gingiva unterschieden. Dort, wo die Zähne aus der Gingiva herausragen, besteht eine physiologische Gingiva-tasche, die bis zu 4 mm tief sein darf. Hier ist Gingivalrand frei beweglich, die Gingiva wird hier als freie Gingiva bezeichnet. Der Parodontalspalt wird durch das Saumepithel, das am Zahn-schmelz haftet, abgedichtet.
� Abb. 4.17 Der Zahnbogen der permanenten Dentition im Oberkiefer besteht pro Quadrant aus einem mittleren Schnei-dezahn und einen kleineren seitlichen Schneidezahn. Sie ha-ben eine Schaufelform und etwa in der Hälfte der Fälle aus-geprägte Randleisten. Der Eckzahn ist einhöckerig und hat die längste Wurzel. Die zweihöckerigen Prämolaren sind doppelt vorhanden, wobei der zweite (distale) meist etwas kleiner ist. Der erste Molar ist der größte Zahn. Er trägt einen voluminösen
4.4 Die Mundhöhle
mesiopalatinalen Höcker, von dem aus eine Crista transversa zum distobukkalen Höcker zieht. Die mesiobukkalen und disto-palatinalen Höcker sind dementsprechend kleiner. Der 2. Molar ist ein verkleinertes Abbild des ersten Molaren. Der dritte Mo-lar (Weisheitszahn) ist sehr unterschiedlich gestaltet und kann, wie hier im Bild, auch fehlen, weil er nicht angelegt ist, oder nicht durchgebrochen ist. Für jeden einzelnen Patienten muss individuell entschieden werden, ob die Weisheitszähne einge-ordnet werden können oder extrahiert werden müssen.An der Gaumenmitte ist die Raphe palati als Zeuge der Fusion der beiden Gaumenfortsätze zur Zeit der pränatalen Entwick-lung noch sichtbar. Sie kann zur Mittelliniendiagnostik heran-gezogen werden. Direkt palatinal von den beiden Schneide-zähnen liegt die Papilla incisiva, die den Canalis incisivus ab-deckt. Im anterioren Bereich des Gaumens liegen die Rugae palatinae, ein wellenartiges Epithelrelief, das für die Orien-tierung der Zungenlage und bei der Sprachlautbildung der S-Laute eine besondere Rolle spielt.
� Abb. 4.18 Im Unterkiefer sind die Schneide- und Eckzähne deutlich kleiner gestaltet. Auch die Prämolaren sind wie im Oberkiefer, zweimal vorhanden. Sie zeigen eine Neigung der Krone nach lingual (Kronenflucht). Der 1. Molar ist meist fünf-höckerig, wobei der kleinste Höcker distobuccal liegt. Der 2. Molar ist meist vierhöckerig und der 3. Molar (Weisheits-
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Wangen-bändchen
Wangen-bändchen
befestigteGingiva
Alveolar-mukosa
Alveolar-mukosa
Oberlippe
Unterlippe
Abb. 4.16 Blick auf die okkludierenden Zahnreihen mit den angrenzenden weichgeweblichen Anteilen der Mundhöhle in der Ansicht von rechts.
zahn) ist sehr unterschiedlich gestaltet. Er kann, wie hier im Bild, auch fehlen, weil er nicht angelegt ist, oder nicht durch-gebrochen ist. Da die Zunge angehoben wurde, ist die dünne Schleimhaut am Mundboden mit den durchscheinenden Venen sichtbar.
� Abb. 4.19 Die Schleimhaut des harten Gaumens ist eine ty-pische mastikatorische orthokeratinisierte, oder zumindest pa-rakeratinisierte Schleimhaut. Die Lamina propria und die da-runter liegende Submukosa sind am harten Gaumen nicht gleichmäßig verteilt. Direkt unter der Raphe mediana und im Bereich der palatinalen Gingiva liegt die fibröse Randzone. Da-zwischen ist die Submukosa gut ausgebildet, wo sie im ante-rioren Bereich variabel viel Fett (Pars adiposa) und im posteri-oren Bereich eine Vielzahl von einzelnen Speicheldrüsen (Pars glandulosa) enthält. Jeder einzelne Ausführungsgang ist als kleiner dunkler Punkt auf der Gaumenschleimhaut erkennbar. Im Bereich der Gaumenmitte kann es bei einigen Individuen zu einer verstärkten Knochenbildung (Torus palatinus) und noch weiterer Verdrängung der Submukosa kommen. Der weiche Gaumen liegt weiter posterior, ist frei von Knochen und auf-grund der einstrahlenden Muskulatur gut beweglich. Durch das Foramen incisivum zieht der N. nasopalatinus, der aus dem Ggl. pterygopalatinum kommt und meist unverzweigt am Nasenseptum entlangzieht. Auch die A. nasopalatina zieht durch den Canalis incisivus hindurch. Sie ist eine Fortsetzung der A. sphenopalatina (Endast der A. maxillaris) am Nasensep-tum und anastomosiert mit der A. palatina major am Gaumen. So wird ein Kreislauf zur A. maxillaris hergestellt.
Nicht mehr auf dem Proc. palatinus der Maxilla, sondern schon auf dem Os palatinum liegt das Foramen palatinum majus. Auf der Höhe zwischen dem 2. und dem 3. Molaren treten die A. und V. palatina major und der N. palatinus major durch. Die A. palatina major kommt aus der A. palatina descendens, die durch den Canalis palatinus major zieht. Sie zweigt von der A. maxillaris ab. Die V. palatina major geht über die V. pala-tina direkt in den Plexus pterygoideus. Der N. palatinus major kommt aus dem Ggl. pterygopalatinum und zieht, wie die Ge-fäße, durch den Canalis palatinus major. Noch weiter posterior, auch auf dem Os palatinum, liegt das Foramen palatinum mi-nor. Hier ziehen die gleichnamigen Arterien, Venen und Ner-ven durch. Ihr Ausbreitungsgebiet ist der weiche Gaumen und der Arcus palatoglossus.
� Abb. 4.20 Die Mundbodenschleimhaut trägt ein nur sehr dünnes Epithel (0,2 mm) mit einer ebenfalls nur dünnen La-mina propria. Deshalb scheinen die Blutgefäße so gut hindurch. Die Mundbodenschleimhaut ist nur lose mit den darunter lie-genden Muskeln verwachsen und gut beweglich. Das lockere Bindegewebe grenzt an eine Vielzahl von einzelnen seromu-kösen, vorwiegend mukösen Speicheldrüsen, die die Gl. sub-lingualis darstellen. Sie vereinigen sich parallel zur Zahnreihe als Plica sublingualis, aus der mehrere einzelne kurze Ausfüh-rungsgänge hervorgehen. Medial an der Gl. sublingualis vor-bei verläuft der Ausführungsgang der Gl. submandibularis, der an der Caruncula sublingualis mündet. Im Bild ist der M. genio-glossus angeschnitten und gibt den Blick auf den M. geniohyo-ideus, sowie auf den M. mylohyoideus frei.
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Die Mundhöhle
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Papillaincisiva
Rugaepalatinae
I1: 6–8 Jahre
I 2: 7–9 Jahre
P1: 9–13 Jahre
M1: 5–7 Jahre
M2: 11–14 JahreM3: 16–25 Jahre5
P2: 11–14 Jahre
C: 10–14 Jahre4
Frenulumbuccae
Raphepalati
Frenulumlinguae
Carunculasublingualis
I 1: 6–8 Jahre
I 2: 7–9 Jahre
P1: 9–13 Jahre
M1: 5–7 Jahre
M3: 16–25 Jahre5M2: 11–14 Jahre
P2: 11–14 Jahre
C: 10–14 Jahre4
Abb. 4.17 Intraorale Ansicht des Oberkiefers mit Zahnreihe und Gaumen. Die Fissuren der Molaren und Prämolaren sind versiegelt. Die Durchbruchszeiten der einzelnen Zähne sind zusätzlich angegeben. Die dritten Molaren (Weisheitszähne) sind hier nicht mit abgebildet.
Abb. 4.18 Intraorale Ansicht des Unterkiefers mit Zahnreihe und Mundboden. Die Zunge ist ange-hoben. Die Fissuren der Molaren und Prämolaren sind versiegelt, die Zähne von 33 bis 43 tragen einen Retentionsdraht nach vorangegangener kieferorthopädischer Ausformung der Zahnbögen.
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Papillaincisiva
Rugaepalatinae
Frenulumbuccae
Gl. palatinae
Vestibulumoris
A. palatinamajor
A. naso-palatina
N. naso-palatinus
Maxilla
N. palatinusmajor
M. genio-glossus
M. genio-hyoideus
M. mylo-hyoideus
N. lingualis
Gl. sublingualis
A. sublingualis
N. hypoglossus
Ductussubmandibularis
Carunculasublingualis
Abb. 4.19 Intraorale Ansicht des Oberkiefers mit Zahnreihe und Gaumen gefenstert.
Abb. 4.20 Intraorale Ansicht des Unterkiefers mit Zahnreihe und Mundboden gefenstert.
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Die Mundhöhle
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� Abb. 4.21 Die Schleimhaut an der Zungenunterseite ist ebenso dünn wie die am Mundboden. Die Epitheldicke beträgt nur um 0,2 mm. Die Blutgefäße scheinen gut durch; im Alter treten bei einigen Personen Varizen der Zungenvenen hervor.
� Abb. 4.22 Die Zunge ist ein sehr variabel beweglicher Kör-per, der bei geschlossenem Mund den gesamten Mundraum, der palatinal von den Zahnreihen liegt, ausfüllen kann. Die Zungenspitze kann fast jeden Punkt der Mundschleimhaut er-reichen. Die dorsale Zungenschleimhaut ist vollkommen an-ders gestaltet als die unter der Zunge. Das Epithel des Zun-genrückens ist keratinisiert. Darunter liegt eine derbe, gefäß- und nervenreiche Lamina propria. Die oberflächliche Schicht der Lamina propria trägt eine große Zahl von Papillen, die mit Epithel überzogenen sind. Man unterscheidet aufgrund ihrer Gestalt und Größe fadenförmige (Papillae filiformes), pilzför-mige (Papillae fungiformes), blattförmige (Papillae foliatae) und wallartige (Papillae vallatae) Papillen. Die Papillen vergrö-ßern die Zungenoberfläche erheblich. In das Papillenepithel sind Geschmacksknospen eingelassen, wobei jede Geschmacks-knospe Rezeptoren für alle Geschmacksrichtungen enthält. So-mit ist jeder Geschmack an allen Stellen der Zunge wahrnehm-bar, aber es gibt Maxima der Geschmackswahrnehmung, die auf bestimmte Regionen der Zunge konzentriert sind.
� Abb. 4.23 Das Epithel der Wangenschleimhaut ist über große Flächen nicht keratinisiert, aber entlang einer horizon-tal entsprechend der Zahnreihen verlaufenden Kontur, kann bei einigen Individuen eine weiße Linie (Linea alba) erkenn-bar sein, entlang derer das Epithel doch keratinisiert ist. Das Wangenepithel ist das dickste Epithel der Mundschleimhaut (0,5–0,6 mm).
Abb. 4.21 Schleimhaut der Zungenunterseite.
Abb. 4.22 Zungenpapillen.
Abb. 4.23 Wangenschleimhaut und Rachenschleimhaut.
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Proc. alveolarismaxillae
Pars alveolarismandibulae
Sulcus glosso-alveolaris
M. genio-glossus
Maxilla
M. orbicularisoris
Vestibulumoris
Labiumsuperius
Labiuminferius
M. orbicularisoris
Vestibulumoris
Corpusmandibulae
Abb. 4.24 Sagittalschnitt durch die anteriore Mundregion etwas lateral der Mitte.
� Abb. 4.24 Die Alveolarfortsätze und die Zähne werden nach innen von der Zunge und nach außen von den Lippen (la-teral dann von den Wangen) begrenzt. Die physiologisch kor-rekte Zuordnung der Schneidezähne zueinander erfordert ein vertikales Überlappen der Schneidekante des oberen Schnei-dezahnes über die Schneidekante des unteren Schneidezahnes (overbite). Biomechanisch ideal wäre eine Abstützung der Schneidekante des unteren Schneidezahnes am Wendepunkt
der palatinalen Konkavität zur Konvexität des Tuberculum am oberen Schneidezahn. Daraus ergibt sich, dass die Schneide-kante des oberen Schneidezahnes etwas vor der Labialfläche des unteren Schneidezahnes steht (overjet). Die Stellung der Zahnachsen wird wesentlich durch die Krafteinwirkungen der Zunge und der Lippe beeinflusst. Schlucken und Sprechen ist hier jedoch weniger von Einfluss als das permanente Drücken und Pressen mit Zunge und Lippen.
4.5 Anatomie der Lippen, Zähne, Paradont und Alveolarfortsatzknochen in Schnittbildern
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Anatomie der Lippen, Zähne, Paradont und Alveolarfortsatzknochen in Schnittbildern
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� Abb. 4.25 Die Lippe trägt an ihrer Außenseite die typische Felderhaut der Epidermis. Darunter liegt die bindegewebige Der-mis, in der die Schweißdrüsen, Haarfollikel und Talgdrüsen ent-halten sind. Das Lippenrot, auch als Vermilion-Zone bezeichnet, bedeckt die Lippe im Bereich zwischen der äußeren Haut und der Mundschleimhaut. Die Haut des Lippenrots ist unbehaart, aber einige Talgdrüsen können an den Mundwinkeln vorkommen. Auch Speicheldrüsen fehlen auf dem Lippenrot, weshalb eine be-ständige Befeuchtung mit Speichel notwendig ist. Das Epithel des Lippenrots ist verhornt, aber dünn und durchscheinend. Deshalb ergibt sich die Rotfärbung der Lippen aufgrund der Blutkapilla-ren, die bis in die papilläre Dermis, knapp an die Epidermis, he-ranreichen. Die Mundinnenseite ist durch die auskleidende Lip-penschleimhaut gekennzeichnet. Sie trägt ein unverhorntes, re-lativ dickes Epithel. Die Lamina propria ist dünn und enthält ein lockeres, stark mit elastischen Fasern durchsetztes Bindegewebe. In die Submukosa ist Fett eingelagert, sowie viele vereinzelte Speicheldrüsen, die zusammengefaßt als Gll. labiales bezeichnet werden. Außerdem verlaufen hier Blutgefäße und Nerven, von denen auch Abzweige in die Lamina propria hineinreichen. Freie Nervenendigungen ziehen auch in das Epithel hinein.
� Abb. 4.26 Der Raum zwischen der Lippe und dem Alveolar-fortsatz mit den Zähnen wird als Vestibulum oris bezeichnet. In Ruhe ist er bis auf einen kapillaren Spalt verengt, weil sich die weichgeweblichen Lippen hier eng anschmiegen.
� Abb. 4.27 Jeder Zahn ist mit Hilfe der anatomischen Struk-turen, die in ihrer Gesamtheit als Zahnhalteapparat (Parodont) bezeichnet werden, im Knochen verankert und ragt mit seiner Krone in die Mundhöhle hinein. Die Abdichtung des Spaltes zwischen Zahn und Knochen wird durch das Saumepithel der Gingiva sichergestellt. Die Zahnpulpa besteht aus einer gallertartigen Grundsub-stanz, in die ein kompartimentierendes Flechtwerk aus kolla-genen Fasern eingelassen ist. Dieses bildet das Gerüst für den Durchzug eines wohlstrukturierten Gefäß- und Nervenplexus, der durch das Foramen apicale und mehrere akzessorische Ka-näle eintritt. Die Innenseite des Pulpenkavums ist von Odon-toblasten bedeckt, die lebenslang Dentin bilden können, wo-durch das Pulpenkavum entsprechend kontinuierlich ver-kleinert wird. Zwischen dem Gefäß-Nervenplexus der Pulpa und dem des Parodontalspaltes bestand zur Zeit der Zahnent-
wicklung vor der Wurzelbildung eine enge Kontinuität. Beim Einsenken der neu gebildeten Zahnwurzel bleiben mehrere Gefäß-Nerven-Verbindungen erhalten, um die herum das Den-tin Kanäle offen gehalten hat. Diese akzessorischen Kanäle durchziehen das Wurzeldentin und bleiben lebenslang offen. Hierdurch können Entzündungen aus der Pulpa in den Paro-dontalspalt und umgekehrt weitergeleitet werden. Das Parodont wird aus drei arteriellen Quellen versorgt: Ers-tens durch die A. dentalis, die für jeden Zahn aus der A. alveo-laris inferior abzweigt, denn sie gibt, bevor sie in die Pulpa ein-tritt, Abzweigungen in den desmodontalen Raum ab. Zweitens vereinigen sich Gefäße, die aus der Spongiosa des Alveolarfort-satzes kommen, mit den Aa. periodontales longitudinales und drittens ziehen supraperiostale Gefäße bis zur Gingiva, von wo aus sie sich mit dem Blutgefäßsystem im Desmodontalspalt vereinigen.
� Abb. 4.28 Zum Zahnhalteapparat zählen das Wurzelze-ment, das die Wurzel allseits bedeckt, sowie der Alveolarkno-chen, der die Wände der Alveole bildet, in der der Zahn steckt. Außerdem zählt das Desmodont (Wurzelhaut, Parodontalliga-ment) dazu, das aus einem dichten Flechtwerk von kollagenen Fasern (Fibrae zementoalveolares) besteht und die Gingiva, die als marginales Parodont bezeichnet wird. Während die Schleimhaut im Vestibulum und am Alveolarfortsatz noch frei beweglich ist, liegt die Gingiva als attached gingiva dem Zahn-hals und dem Limbus alveolaris des Alveolarfortsatzknochens fest an. Hierfür sorgen eine Vielzahl von kollagenen Fasern, die vom Zement zur Gingiva (Fibrae dentogingivales) und vom Alveolarknochen zur Gingiva (Fibrae alveologingivales) ziehen. Erst an der kragenartigen Einfassung des Zahnes ist die Gin-giva wieder leicht beweglich und wird deshalb dort als „freie Gingiva“ bezeichnet. Zwischen Zahnschmelz und Gingiva be-steht ein Spalt (Sulcus gingivalis), der klinisch als Zahnfleisch-tasche bezeichnet wird und bis zu einer Sulkustiefenmessung von 4 mm noch als gesund bezeichnet werden kann. Der in-fektionsgefährdete Parodontalspalt wird gegen die durchaus keimbesiedelte Mundhöhle durch das Saumepithel abgedich-tet. Es liegt dem Zahnschmelz zirkulär an und zeigt eine hohe Erneuerungsrate. Zwischen dem Gefäß-Nerven-Plexus des Paro dontalspaltes und dem der Pulpa bestehen Anastomosen, die durch die zahlreichen akzessorischen Kanäle des Wurzel-dentins ziehen.
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AAusführungsgangeinner Speicheldrüse
Gl. labialis(inferior)
M. orrbicularisoris
A. labbialisinfeerior
V.VV labialisinferior
AA. labialisnferiorin
nrotLippe
extraoralintraoral
Abb. 4.25 Sagittalschnitt durch die Unterlippe.
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Anatomie der Lippen, Zähne, Paradont und Alveolarfortsatzknochen in Schnittbildern
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Margo gingivalis
befestigte Gingiva(Periodontium
protectoris)
mucogingivaleGrenzlinie
Alveolar-schleimhaut
Foramenapicis dentis
Corpusmandibulae
M. genioglossus
Pars alveolarismandibulae
A. labialisinferior
V.VV labialisinferior
V.VV submentalis
M. mentalis
M. orbicularisoris
Vestibulumoris
Ausführungsgangeiner Schweißdrüse
Dens incisivuscentralis inferior
Gl. labialis(inferior)
Dens incisivuslateralis inferior
Dens caninusinferior
Dens praemolarisprimus inferior
Papilla gingivalisinterdentalis
Abb. 4.26 Sagittalschnitt durch den linken unteren mittleren Schneidezahn und seiner Umgebung.
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Vestibulumoris
Pars alveolarismandibulae
Limbusalveolaris
Saumepithel
Pulpa dentis
Foramen apicisdentis accessorius
Margo gingivalis
befestigte Gingiva(Periodontium
protectoris)
Paradontal-Ligament(Periodontium
insertionis)
Alveolar-schleimhaut
Foramenapicis dentis
Papilla gingivalisinterdentalis
Dens incisivuscentralis inferior
Dens incisivuslateralis inferior
Dens caninusinferior
Abb. 4.27 Sagittalschnitt durch den linken unteren mittleren Schneidezahn und seiner Umgebung.
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Anatomie der Lippen, Zähne, Paradont und Alveolarfortsatzknochen in Schnittbildern
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Margo gingivalis
Gingiva
Fibraedentogingivales
Cementum
Seitenkanalder Pulpa dentis
Paradontal-Ligament(Periodontiuminsertionis)
Pars alveolarismandibulae
Fibraeperiostogingivales
Sulcus gingivalis
Enamelum
Tomes’scheKörnerschichtPulpa dentis
Odontoblasten
Dentin
Abb. 4.28 Sagittalschnitt durch einen Zahn mit Parodont. Leicht vergrößert darge-stellt ist auch einer der zahlreichen Seitenkanäle in der Zahnwurzel.
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A. u.N. mentalis,V.VV alveolaris inferior,
R. mentalisM. mentalisGingivag
Frenulum labiisuperiorisGingiva
Foramenmentale
Abb. 4.29 Das Vestibulum im Oberkiefer in der Ansicht von anterior und 45° caudal.
Abb. 4.30 Das Vestibulum im Unterkiefer in der Kinnregion, in der Ansicht von anterior und 45° cranial, links gefenstert.
Abb. 4.31 Das Vestibulum im Unterkiefer in der Kinnregion, Knochen freigelegt.
� Abb. 4.29 Das Vestibulum ist von einer gut beweglichen Mukosa ausgekleidet. Der Alveolarknochen ist von der Alveo-larschleimhaut bedeckt, in deren Lamina propria ein Netzwerk von kollagenen und elastischen Fasern verläuft. Sie ist gut be-weglich. Gegen die benachbarte, befestigte Gingiva endet dieses elastische Fasernetzwerk so abrupt, dass hier morpholo-gisch eine klare Grenze erkennbar ist.Durch das Vestibulum kann nach Eröffnung die faciale Fläche der Maxilla, die Apertura piriformis und das Foramen infraor-bitale leicht dargestellt werden.
� Abb. 4.30 Die Schleimhaut unterscheidet sich nicht von der im Vestibulum des Oberkiefers. Der M. mentalis entspringt beidseits medial am knöchernen Kinn und zieht zur Kinnhaut. Bei Kontraktion erzeugt er das typische pflastersteinartige Muster in der Haut. Der M. depres-sor labii inferioris hat seinen Ursprung an der Knochenkante der Mandibula, kaudal vom Foramen mentale. In der Kinnregion wird die vestibuläre Gingiva, die Alveolar-mukosa, sowie die Schleimhaut im Vestibulum oris von Ge-fäßen und Nerven, die aus dem Foramen mentale austreten, versorgt. Auch die Lippe wird von diesen Gefäßen und Nerven versorgt: bei Leitungsanästhesien des Unterkiefers, die am Fo-ramen mandibulae platziert werden, fühlt sie sich taub an.
� Abb. 4.31 In den meisten Fällen liegt das Foramen mentale in der Region zwischen den Wurzelspitzen der 1. und 2. Prä-molaren. Wenn die Zahnreihe weiter anterior auf dem Corpus mandibulae steht liegt das Foramen mentale näher am ersten Molaren. Dies ist der Fall, wenn die Frontzähne stark nach an-terior geneigt stehen, also meist bei Patienten afrikanischer oder asiatischer Abstammung.
4.6 Das anteriore Vestibulum
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Das anteriore Vestibulum
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� Abb. 4.32 In dieser Ansicht von anterior auf den Ramus mandibulae bei geöffnetem Mund werden die Lageverhält-nisse zur Muskulatur und zu den Leitungsbahnen deutlich. La-teral verlauft der M. masseter, der vom Arcus zygomaticus ent-springt und zum Kieferwinkel zieht. Seine Muskelansätze sind am Kieferwinkel und an der Bukkalwand des Ramus mandibu-lae verschieden stark ausgeprägt. Man unterscheidet eine Pars superficialis, deren Muskelfasern vom Kieferwinkel ausgehend nach schräg anterior-cranial ziehen. Die Pars profunda liegt näher am Knochen und zeigt einen mehr vertikalen Faserver-lauf. Die motorische und sensible Innervation des M. masseter erfolgt aus dem N. massetericus aus dem N. trigeminus (N. V3), der an der Incisura mandibulae nach buccal zum Muskel zieht. Der M. masseter ist hier horizontal geschnitten, um Einblick in die Anordnung der Leitungsbahnen am Ramus mandibulae zu geben. Medial am Ramus mandibulae ist in der Tiefe der Ver-lauf des M. ptery goideus medialis zu sehen, der zusammen mit dem M. masseter eine adduzierende Muskelschlinge bildet. Der M. buccinator, der von einer vertikal gestellten Raphe bucco-pharyngea vom M. constrictor pharyngis superior ausgeht und die anteriore Kante des Ramus mandibulae überkreuzt, ist komplett entfernt. Der N. mandibularis durchtritt die Schädelbasis durch das Fora-men ovale und erreicht die Fossa infratemporalis. Der N. auri-culotemporalis biegt nach lateral, umschlingt die A. meningea media und zieht posterior vom aufsteigenden Ast auf der Höhe des Collum mandibulae nach lateral, um, nach Abgabe einiger Rr. articulares, zusammen mit der A. und V. temporalis superfi-cialis vor dem Ohr dicht unter der Haut in die Temporalregion zu ziehen, die er sensibel innerviert. Er enthält auch parasympathische Fasern aus dem N. glosso-pharyngeus, die im N. tympanicus (weiter peripher im N. petro-sus minor) verlaufen, im Ggl. oticum umgeschaltet worden sind und dann als Rr. parotideae zur Gl. parotidea ziehen.Der N. masticatorius ist ein größerer Abzweig des N. mandibu-laris, der sich weiter an die motorisch zu versorgenden Kau-muskeln ausbreitet. Der N. lingualis trennt sich schon am Ggl. Gasseri vom N. man-dibularis ab und etwa auf der Höhe der Incisura mandibulae verläuft er getrennt vom N. mandibularis. Er zieht medial am Kieferwinkel vorbei und in die Zunge ein. Dazu kommen noch parasymapthische und sensorische (Ge-schmacksfasern) Fasern, die sich über die Chorda tympani an
den N. lingualis angelagert haben. Selbst innerviert der N. lin-gualis die vorderen beiden Drittel der Zunge somatosensibel. Die motorische Innervation der Zunge erfolgt aus dem N. hy-poglossus (XII). Bevor der N. alveolaris inferior am Foramen mandibulae in den Unterkiefer eintritt, gibt er noch den N. my-lohyoideus ab, der am Knochen eine feine Rinne hinterläßt. Der N. alveolaris inferior gibt an jeden Zahn und an sein Paro-dont Äste ab und als N. mentalis tritt er am Foramen mentale wieder aus, um dort die Haut und Schleimhaut zu innervieren. Der N. buccalis durchdringt den M. buccinator und versorgt die Wangenschleimhaut sensibel. Der N. facialis biegt, bevor er sich weiter aufzweigt, dorsal der A. und V. temporalis superficialis nach anterior um. Die Nn. alveolares superiores posteriores kommen als Ab-zweige aus dem N. maxillaris.
� Abb. 4.33 Verlauf der Nerven medial und lateral vom Ra-mus mandibulae in der Ansicht von anterior.
� Abb. 4.34 Der M. pterygoideus lateralis wird makrosko-pisch in zwei Bäuche eingeteilt: Sein Venter superior ent-springt an der Crista infratemporalis des Os sphenoidale und inseriert größtenteils im Discus articularis des Kiefergelenks. Mit einigen Fasern inseriert er aber auch am Proc. condlyaris. Sein Venter inferior entspringt an der Lateralseite der Lamina lateralis des Proc. pterygoideus und inseriert am Proc. condy-laris der Mandibula. Im Bild ist hier nur der Ursprungsverlauf dieses Muskels dargestellt, um den M. pterygoideus medialis freizulegen. Er entspringt an der Fossa pterygoidea und an der Lamina lateralis des Proc. pterygoideus des Os sphenoidale. Er verläuft medial vom Ramus mandibulae, um an der Tuberositas pterygo idea am Angulus mandibulae anzusetzen. Zusammen mit dem M. masseter, der hier im Bild nicht dargestellt ist, bil-det er eine Kaumuskelschlinge am aufsteigenden Ast des Un-terkiefers. Der M. buccinator bildet den lateralen Abschluß der Wange. Er entspringt zu Teilen vom Alveolarfortsatz am Ober- und am Unterkiefer, aber auch von der Raphe pterygomandi-bularis (oder buccopharyngea). Anterior zieht er zum M. orbi-cularis oris, mit dem er teilweise Kontinuität aufnimmt. In der Tiefe ist die Muskulatur des Pharynx sichtbar, von der Mastoid-region geht der M. digastricus mit seinem Venter posterior aus, weiter anterior ziehen der M. stylohyoideus und der M. stylo-glossus nach schräg caudal und anterior.
Abb. 4.32 Leitungsbahnen medial und lateral vom Ramus mandibulae in der Ansicht von anterior.
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N. auriculo-temporalis
N. facialis
N. massetericus
N. alveolarisinferior
N. lingualis
M. massetter
N. alveolarisinferior
N. mentalis
Rr. alveolaressuperiores medii
Rr. alveolaressuperiores posteriores
N. pterygoideusmedialis
N. buccalis
Abb. 4.33 Verlauf der Nerven medial und lateral vom Ramus mandibulae in der Ansicht von anterior.
� Abb. 4.35 Medial vom Collum mandibulae am aufstei-genden Ast des Unterkiefers verläuft die A. maxillaris, die aus der A. carotis externa abzweigt. Lateral vom M. pterygoideus medialis gibt sie die A. alveolaris inferior ab, die am Foramen mandibluae in den Canalis mandibulae eintritt und zusammen mit dem N. alveolaris inferior und der gleichnamigen Vene da-rin verläuft. Weitere Abgänge aus der A. maxillaris, die durch die Entfernung eines Teils des aufsteigenden Astes der Man-dibula sichtbar werden, sind die A. meningea media, die A. au-ricularis profunda, die Rr. pterygoidei, die Aa. temporales pro-fundae und die A. sphenopalatina. Der N. auriculotemporalis verläuft dorsal vom Collum mandibulae nach lateral und biegt vor dem Ohr nach cranial, um in die Schläfenregion zu ziehen. Zur Haut des Gehörganges und des Trommelfells gibt er aber noch den N. meatus acustici externi ab.
� Abb. 4.36 Der N. auriculotemporalis zweigt aus dem N. mandibularis schon in der Nähe der Schädelbasis ab und ver-läuft dorsal vom Collum mandibulae (entfernt) nach lateral zur Haut, um die Ohrregion und die Schläfenregion sensibel zu versorgen. Zur sensiblen Innervation der Schleimhaut der Wangen wird der N. buccalis abgegeben. Das Ggl. pterygopala-tinum in der Tiefe der Fossa pterygopalatina enthält vornehm-lich parasympatische Fasern, die mit Anteilen des N. maxillaris in Verbindung weitergeleitet werden. Der N. alveolaris inferior tritt am Foramen mandibulae in den Canalis alveolaris inferior ein, von wo aus er die Zähne und deren Parodont versorgt. Am Foramen mentale tritt er wieder aus, um die Schleimhaut und Haut der Kinnregion zu erreichen.
Abb. 4.34 Ansicht der rechten Kiefergelenkregion von lateral. Der Ramus mandibulae ist größtenteils entfernt, um Einblick in die medial von ihm liegenden Strukturen zu geben. Der Arcus zygomaticus ist ebenfalls teilweise entfernt, um Einblick in die Fossa pterygopalatina und infratemporalis zu geben.
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N. zygo-maticofacialis
N. infra-orbitalis
A. temporalissuperficialis
Aa. temporalesprofundae
A. u.N.buccalis
A. meningeamedia
N. auriculo-temporalis
A. masseterica
N. pterygoideuslateralis
N. mandibularis
N. lingualis
N. pterygoideusmedialis
N. alveolarisinferior
N. facialis
A. maxillaris
A. bitalisinfraor
Aa. aresalveolssuperioresesposteriore
A. mentalis
N. mentalis
M. digastricus,Venter anterior
M. digastricus,Venter posterior
Abb. 4.35 Ansicht der rechten Kiefergelenkregion von lateral. Der Ramus mandibulae ist größtenteils entfernt, um Einblick in die medial von ihm liegenden Strukturen zu geben. Der Arcus zygomaticus ist ebenfalls teilweise entfernt, um Einblick in die Fossa pterygopalatina zu geben. Darstellung des Verlaufs der Arterien und der Nerven.
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N. zygo-maticofacialis
N. infra-orbitalis
Ganglionpterygopalatinum
N. mandibularis
N. auriculo-temporalis
N. temporalisprofundus
N. pterygoideuslateralis
N. mandibularis
N. buccalis
N. pterygoideusmedialis
N. alveolarisinferior
N. facialis
N. massetericus
N. mentalis
M. digastricus,Venter anterior
M. digastricus,Venter posterior
Abb. 4.36 Ansicht der rechten Kiefergelenkregion von lateral nach Entfernung des Ramus mandibulae und eines Teils des Arcus zygomaticus. Darstellung des Verlaufs der Nerven in der Region.
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iscusDrticularisar
ntererunelenkspaltG
M. pterygoideuspralislater
chaConalis medianasa
chaConalis inferiornasa
Os sphenoidale,Ala major
Ostemporale
obererGelenkspaltVomer
Os occipitale,Pars basilaris
M. pterygoideuslateeralis,
Venter infferior
M. pterygoideuslateeralis,
Venter superior
M. massseter
M. pterygoideusmeddialis
Dentes
M. mylo-hyoideus
M. genio-glossusglossus
M. genio-hyoideushyoideus
M. temporaalis
M. digastricus,Venter anterior
� Abb. 4.37 Der Schnitt verläuft durch das Kiefergelenk, wobei das Os temporale frontal angeschnitten ist. Der Dis-cus articularis bewirkt im Kiefergelenk einen oberen und ei-nen unteren Gelenkspalt. Der M. masseter und der M. pterygo-ideus medialis umschlingen den Unterkieferwinkel und bilden so zusammen mit dem M. temporalis die Gruppe der Mund-schließermuskeln. Der M. pterygoideus lateralis ist ein zwei-bäuchiger Muskel: Sein Venter superior entspringt an der Cri-sta infratemporalis des Os sphenoidale und inseriert im Discus articularis des Kiefergelenks und mit einigen Fasern auch am
Proc. condylaris. Sein Venter inferior entspringt an der Lateral-seite der Lamina lateralis des Proc. pterygoideus und inseriert am Proc. condylaris der Mandibula.
� Abb. 4.38 Der N. mandibularis durchtritt die Schädelbasis durch das Foramen ovale und erreicht die Fossa infratempo-ralis. Nach Abgabe des R. meningeus, der zurück in die Fossa cranii media läuft, verteilt sich der N. mandibularis zur moto-rischen und sensiblen Versorgung im Bereich des Unterkie-fers. Der N. auriculotemporalis umschlingt die A. meningea me-
Abb. 4.37 Ansicht von dorsal mit Vertikalschnitt durch die Kiefergelenkregion.
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N. auriculo-emporalis te
Rr. arotideip
N. massetericusm
N. terygoideusptdialismed
N. uccalisbu
N. alislingua
N. mylo-hyoideus
M. digastricus,Venter anterior
N. eolarisalverinferio
N. mandi-bularis
M. pterygoideuslateralis,
Venter superior
N. temporalisprofundus
Os occipitale,Pars basilaris
N. pterygoideuslateralis
M. pterygoideuslateeralis,
Venter infferior
M. massseter
M. pterygoideusmeddialis
Dentes
M. mylo-hyoideus
M. genio-glossusglossus
M. genio-hyoideushyoideus
M. temporaalis
Abb. 4.38 Ansicht von dorsal mit Vertikalschnitt durch die Kiefergelenkregion.
dia und tritt dorsal vom Proc. condylaris mandibulae aus, zieht nach lateral und breitet sich weiter im Bereich des Ohres in der Temporalregion und in der Gl. parotidea aus. Äste des N. buc-calis ziehen zwar durch den M. buccinator, innervieren ihn aber nicht motorisch (dies geschieht durch den N. facialis), son-dern er versorgen die Wangenschleimhaut sensibel. Der N. lin-gualis verläuft an der medialen Seite des Ramus mandibulae und biegt etwa auf der Höhe der Wurzeln des dritten Unter-kiefermolaren in die Zunge ein, um sie sensibel zu versorgen. Aus dem kurzen Stamm des N. mandibularis entspringt der
N. masse tericus, der über die Incisura mandibulae zum M. mas-seter gelangt. Da er zu den Kaumuskeln gehört, wird er durch ihn motorisch versorgt. Der N. pterygoideus medialis, auch ein Abzweig aus dem N. mandibularis, versorgt den M. ptery-goideus medialis motorisch. Bevor der N. alveolaris inferior in den Canalis mandibulae eintritt, um dort die Zähne und de-ren Paro dont sensibel zu innervieren, gibt er noch den moto-rischen Ast zum M. mylohyoideus und zum Venter anterior des M. digastricus ab.
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� Abb. 4.39 Der N. mandibularis ist der dritte Ast (N. V3) aus dem N. trigeminus. Nach seiner Passage durch das Ggl. trige-minale (Gasseri) verläßt er die Cavitas cranii durch das Fora-men ovale. Ein R. meningeus (nicht dargestellt) zieht durch das Foramen spinosum zurück in die mittlere Schädelgrube. Der N. mandibularis versorgt sensibel die untere Gesichtsregion, den oralen Anteil der Zunge bis zu den Papillae vallatae, sowie die Zähne mit Parodont und Gingiva des Unterkiefers. Moto-risch innerviert er die Kaumuskulatur. Der N. auriculotemporalis umschlingt meist die A. meningea media und verläuft dorsal vom Collum mandibulae, wo er noch Rr. articulares abgibt, eingelagert in die Gl. parotidea nach la-teral. Hier versorgt er die Haut und zieht mit der A. tempora-lis superficialis vor dem Ohr in die Schläfenregion. Davor gibt er noch einen N. meatus acustici externi ab. Aus dem N. mandi-bularis gehen Äste zum M. pterygoideus medialis und zu bei-den Bäuchen des M. pterygoideus lateralis ab. Der M. tempo-ralis wird über die Nn. temporales profundi erreicht. Durch die Incisura mandibulae verläuft der N. massetericus, der den M. masseter versorgt. Medial am Ramus mandibulae verläuft der N. buccalis, der im Bereich des M. buccinator die Wangen-schleimhaut, die Gingiva und die Haut der Wange sensibel ver-sorgt. (Die motorische Innervation des M. buccinator erfolgt aus dem N. facialis.) Der N. lingualis verlauft zwischen dem N. buccalis und dem N. alveolaris inferior medial am aufstei-genden Ast der Mandibula und tritt auf der Höhe der Wurzel des dritten Unterkiefermolaren in die Zunge ein. Bei Eingrif-fen im Wurzelbereich an diesem Molaren muss er unbedingt geschützt werden. Ein R. sublingualis zieht zur Gl. sublingua-lis und zur Mundbodenschleimhaut. Der N. lingualis erhält aus der Chorda tympani sensorische Fasern, die die Geschmacks-knospen der Zunge versorgen und parasympathische Fasern für die Speicheldrüsen (ausgenommen die Gl. parotidea). Der N. alveolaris inferior, der am Foramen mandibulae in den Ca-nalis alveolaris inferior eintritt, gibt hier noch den N. mylohy-oideus ab, der an der Innenseite des Ramus mandibulae einen Sulcus mylohyoideus hinterläßt. Der N. alveolaris inferior gibt an jeden Zahn einzelne Äste ab, die die Zähne und deren Par-odont versorgen. Am Foramen mentale tritt er wieder aus dem Kanal aus und versorgt dort mit seinen verzweigenden Ästen die Schleimhaut im Vestibulum, die Gingiva und die Haut der Wangen-, Unterlippen- und Kinnregion.
� Abb. 4.40 Der M. temporalis und der M. masseter sind die dominierenden Muskeln in der Kiefergelenkregion in der An-sicht von lateral. Der M. temporalis entspringt großflächig in der Fossa temporalis und von der Fascia temporalis. Seine Fa-sern verlaufen stark radiär und bündeln sich unter dem Arcus zygomaticus, um am Proc. coronoideus der Mandibula, sowie an der Innenfläche des Ramus mandibulae anzusetzen. Der M. temporalis ist zwar hauptsächlich an der Adduktion der Mandibula beteiligt, aber aufgrund des stark aufgefächer-ten Faserverlaufes kann er auch an der Retrusion der Mandi-bula, oder sogar auch an der Protrusion der Mandibula betei-ligt sind, wenn die weit anterior verlaufenden Muskelzüge ih-ren Anteil hierzu liefern. Der M. masseter entspringt mit seiner Pars superficialis im anterioren und mittleren Drittel des Ar-cus zygomaticus und zieht an die Tuberositas masseterica am Außenrand des Ramus mandibulae. Damit steht er in Funkti-onseinheit mit dem M. pterygoideus medialis, der in entspre-chender Richtung an der medialen Seite des Ramus mandibu-lae der Mandibula verläuft. Der M. masseter hat zudem noch eine Pars profunda, die einen etwas steilen Faserverlauf ein-nimmt.
� Abb. 4.41 Fasergruppen des M. temporalis können mit den Fasern der Pars profunda des M. masseter Kontinuität aufneh-men.
� Abb. 4.42 Der M. temporalis zieht in der Fossa temporalis medial vom Arcus zygomaticus an den lateralen und anteri-oren Rand des aufsteigenden Astes. Manche seiner Fasergrup-pen können mit dem M. masseter in Kontinuität kommen.
� Abb. 4.43 u. 4.44 Nach Entfernung der oberflächlichen An-teile des M. temporalis im Ansatzgebiet am aufsteigenden Ast des Unterkiefers werden die einzelnen Muskelbäuche deutlich, zu denen die Fasergruppen zusammengefasst sind.
� Abb. 4.45 Die Entfernung des M. temporalis bis auf einen Rest am Proc. coronoideus gibt den Blick auf die Fossa tempo-ralis, Fossa infratemporalis und auf die Fossa pterygopalatina frei.
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N. mylohyoideus
N. buccalis
N. lingualis
NN. mandibularismandibularis
N. mmassetericus
N. buccalis
N. alveolarisinferior
N. lingualis
N. auriculo-temporalis
CChordatympani
Chordatympani
N. auriculo-temporalis
N. massetericus
N. mandibularis
N. mentalis
Abb. 4.39 Mandibula mit N. mandibularis in der Ansicht von lateral, 15° anterior.
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Forameninfraorbitale
Maxilla
Dentes
Corpusmandibulae
Os zygomaticum,Arcus zygomaticus
M. temporalis
Capsulaarticularis
Porus acusticusexternus
Lig. laterale
Os temporale,Proc. mastoideus
Proc. sttyloideus
M. masseter,Pars superficialis
M. masseter,Pars profunda
Forameninfraorbitale
Maxilla
Ramusmandibulae
Dentes
Corpusmandibulae
Os zygomaticum,Arcus zygomaticus
M. temporalis
Capsulaarticularis
Porus acusticusexternus
Lig. laterale
Os temporale,Proc. mastoideus
Proc. styyloideus
M. masseter,Pars superficialis
M. masseter,Pars profunda
Abb. 4.40 Die Kiefergelenkregion in der Ansicht von lateral. M. temporalis und M. masseter mit Pars superficialis und Pars profunda. Kapsel des Kiefergelenks geschlossen.Abb. 4.41 Pars superficialis des M. masseter entfernt.
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Agger nasi 250Ala– major, Os sphenoidale 34f, 73ff, 77,