36 Reihe Workshops on demand 1/2017 www.workshopson.org Didaktische Reduktion Birke Sander Online-Publikaonsreihe Workshops on demand Herausgeberin der Reihe und Autorin des vorliegenden Bandes: Birke Sander Bildungswissenschaſtlerin, Hochschuldidakkerin und Inhaberin von www.workshopson.org Layout: vitadest.design Ausgabe: 1/2017 Online verfügbar unter: www.workshopson.org/publikaonsreihe Erscheinungsort: Langendamm (Vorpommern) ISSN-Nr.: ISSN 2513-0811 Mit freundlicher Unterstützung der Impressum Ziervorschlag: Sander, B. (2017). Didaksche Redukon in der kompetenzorienerten Lehrgestaltung. Reihe Workshops on demand, Ausgabe 1/2017, ISSN 2513-0811, online unter: www.workshopson.org Reihe Workshops on demand 1/2017 www.workshopson.org Didaktische Reduktion Birke Sander Reihe 1/2017 Didaktische Reduktion Birke Sander in der kompetenzorienerten Lehrgestaltung
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Publikationsreihe Workshops on demand Herausgeberin der ...€¦ · Reihe Workshops on demand 1/2017 Didaktische Reduktion irke Sander Einführung EINFÜHRUNG TEIL I - WENIGER IST
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Reihe Workshops on demand 1/2017 www.workshopson.org
Didaktische Reduktion Birke Sander
Online-Publikationsreihe Workshops on demand
Herausgeberin der Reihe und Autorin des vorliegenden Bandes:
Birke Sander
Bildungswissenschaftlerin, Hochschuldidaktikerin und Inhaberin von
Zitiervorschlag: Sander, B. (2017). Didaktische Reduktion in der kompetenzorientierten Lehrgestaltung. Reihe Workshops on demand, Ausgabe 1/2017, ISSN 2513-0811, online unter: www.workshopson.org
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Didaktische Reduktion Birke Sander
Reihe 1/2017
Didaktische
Reduktion
Birke Sander
in der kompetenzorientierten Lehrgestaltung
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Intro
MINIMALISM
IS NOT A LACK
OF SOMETHING.
IT`S SIMPLY
THE PERFEKT
AMOUNT OF
SOMETHING.
Nicholas Burroughs
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Lehner, M. (2012). Didaktische Reduktion. Bern: Haupt.
Lehner, M. (2013). Viel Stoff — wenig Zeit. Wege aus der Vollständigkeitsfalle. 4. Aufl. Bern: Haupt.
Ritter-Mamczek, B. (2011). Stoff reduzieren.Methoden für die Lehr-praxis. Opladen & Farmington Hills: Verlag Barbara Budrich.
Schaper, N./ Schlömer, T./ Paechter, M. (2012). Kompetenzen, Kompetenzorientierung und Employability in der Hochschule. Grundsätze und Ansatzpunkte einer kompetenzorientierten Ausrich-tung von Studium und Lehre. In: Zeitschrift für Hochschulentwicklung ZFHE Jg.7 / Nr.4 (Oktober 2012). Abrufbar unter: file:///C:/Users/works/Downloads/506-1-1932-2-10-20121019.pdf (aufgerufen: 24.01.2017)
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Literatur und Links
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Klafki, W. (1958). Didaktische Analyse als Kern der Unterrichts - vorbereitung. In: Die Deutsche Schule 50, 1958, 450 -471.
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Einführung
EINFÜHRUNG
TEIL I - WENIGER IST MEHR
1.1 Paradigmenwechsel: Kompetenzbasiert lehren 6
1.2 Ausgangsbasis: Das Constructive Alignment 8
1.2.1 Umgang mit abstrakten Richtzielen 10
1.2.2 Kompetenz-Performanz-Problematik 12
1.2.3 Entwicklung von Lehr-Lernzielen 13
TEIL II - WENIGER, ABER MIT LEHRWERT
2.1 Kreative Reduktion: Vom Cluster bis zur Fachlandkarte 14
2.1.1 Die vollständige Handlung 15
2.1.2 Didaktische Auswahlkriterien 17
2.1.3 Mindmapping 19
2.1.4 Fachlandkarte 22
2.2 Didaktische Reduktion mit Strategie 24
2.2.1 Die drei Strategien 24
2.2.2 Handabstimmung und Spielfeld 26
FAZIT
3.1 Mut zur Auslassung 28
ANHANG
Checkliste und Materialien 30
Literatur und Links 34
Inhalt
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Lehrveranstaltung:
………..……………………………………………………………………………..
Mindmap
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Checkliste und Materialien
Die ausgewählten Lehr-Lerninhalte der Lehrveranstaltung
passen zu den nachfolgenden Kriterien (ankreuzen):
• Kognitive Passung (Sinnhaftigkeit für Lernende)
• Anschlussfähigkeit (Verknüpfungsmöglichkeit mit Vorwissen)
• Lebensweltliche Bezüge (Gegenwart und Zukunft der Lernenden)
• Sachstruktur (Übergreifender Zusammenhang des Inhaltes)
Praxisrelevanz (Spätere Wirksamkeit in beruflichem Kontext)
Hilfreiche Reflexion:
Welche Kriterien sind unberücksichtigt geblieben? Warum? Gibt es hierzu ggf. weitere Lehr-Lerninhalte, die integriert werden könnten? (Auch in nebenstehende Mindmap integrieren.)
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Curricula, Handbücher oder Lehrpläne beinhalten, da sie dem
Anspruch der Vollständigkeit eines tradierten Lehrsystems Rechnung
tragen, oftmals ein Zuviel an Lehrinhalten. Genau hier entsteht ein
stetiger Konflikt, dem sich Lehrende nicht entziehen können: Mög-
lichst viel Stoff soll in kurzer Zeit und ggf. in unterschiedlichen Lern-
gruppen vermittelt werden. Zudem trägt man hierbei die Verantwor-
tung über die Vermittlung eines Lehrgebietes einer Studierenden -
generation.
Soll Lehre handlungsorientiert, kompetenzbasiert und mit Blick auf
Praxisrelevanz umgesetzt werden, sind die Lehrinhalte didaktisch zu
reduzieren. Reduktion kostet allerdings den Mut, sich einem Para -
digmenwechsel zu stellen, Weglassungen vorzunehmen und die Ver-
antwortung für diese zu übernehmen.
Der hier vorliegende Band der praxisorientierten Publikationsreihe
Workshops on demand entstand aus einem Seminar für Lehrende der
Führungsakademie der Bundeswehr heraus und möchte Ihnen didak-
tische Herangehensweisen und Instrumente an die Hand geben, um
sich der Reduktion mutig zu stellen, denn...
…MINIMALISM IS NOT A LACK OF SOMETHING.
IT`S SIMPLY THE PERFEKT AMOUNT OF SOMETHING.
Nicholas Burroughs
Erfahren Sie in den zwei Themenabschnitten „Weniger ist mehr“ und
„Weniger, aber mit Lehrwert“, wie Sie eine systematische Stoffreduk-
tion für eine kompetenzbasierte Lehrgestaltung durchführen können,
eine Checkliste und weitere Kopiervorlagen stehen für Ihren Lehrall-
tag zur Verfügung. Lassen Sie sich inspirieren und erproben Sie, wel-
che handlungsorientierten Lehrsettings und Lehrergebnisse durch
didaktische Reduktion erst möglich werden.
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Teil I - Weniger ist mehr
Der Wandel von einer auf bewährten und tradierten Systemen beru-
henden Wissensgesellschaft zur globalisierten und innovationsorien-
tierten Kompetenzgesellschaft spiegelt sich innerhalb der Lehre als
Paradigmenwechsel wider. Angesichts eines sich stetig vervielfachen-
den fachlichen Wissens wird Wissensmanagement zu einer Schlüssel-
kompetenz des Lernens und Lehrens. Das Wissen der Welt ist allzeit
abrufbar und in seiner Komplexität nicht mehr durch das einzelne
Individuum erfassbar. Es wird situationsbezogen selektiert, systema-
tisiert und in miteinander vernetzten Learning Communities ganz im
Sinne der Lerntheorie des Konnektivismus in digitalen Netzwerken
stetig kollaborativ erweitert (vgl. Siemens und Verhagen).
Um Lernenden angesichts dieser Bedingungen Handlungsfähigkeit zu
verleihen, eröffnet sich die gegenwärtige Herausforderung der Lehre
in der kompetenzorientierten Neugestaltung tradierter Lehr - und
Lernformen. Als Lehrende/r sieht man sich hierbei insbesondere der
Herausforderung gegenüber, ebendiese Neugestaltung innerhalb der
einzelnen Lehrveranstaltung bei gleichgebliebenen Zeitfenstern um-
zusetzen.
Das Verlangen, die fachlichen Wissensressourcen pro Lehreinheit
möglichst lückenlos an die Lerngruppe weiterzureichen und durch
Lernanlässe zu verankern, steht der Kompetenzorientierung asyn-
chron entgegen, da hier Wissensressourcen als Basis zur Entwicklung
der Handlungsfähigkeit verstanden und angewendet werden. Sie
stellen somit die Grundlage der Entwicklung von fachspezifisch aus-
differenzierten Kompetenzclustern, die möglichst in eine spätere
Employability münden sollen (vgl. Schaper et al., 2012).
1.1 Paradigmenwechsel: Kompetenzbasiert lehren
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Lehrveranstaltung:
………..……………………………………………………………………………..
Cluster
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Checkliste und Materialien
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Kompetenzorientierte Lehrgestaltung fokussiert das lernende Indivi-
duum, dessen lebenslangen Lernprozess (vgl. Europäische Kommissi-
on, 2008, vgl. Arbeitskreis Deutscher Qualifikationsrahmen, 2011)
und bedarf einer Auseinandersetzung mit didaktischer Reduktion auf
zwei Ebenen:
Entwicklungsorientierte Lehrendenhaltung Reduktion auf das Wesentliche und Praxisrelevante des Faches , um eine auf Handlungskompetenz und deren Reflexion im Sinne des lebenslangen Lernens zentrierte Lehre zu praktizieren.
Entwicklungsorientierte Lehrgestaltung Reduktion der fachlichen Wissensrepräsentanz auf exemplarische und prägnante Inhalte aus den Wissensressourcen des Faches, um in den Lehrveranstaltungen über aktivierende und ko-operative Lernsettings zur Stärkung der Handlungsfähigkeit zu schaffen .
Dieser Paradigmenwechsel von der inhaltsorientierten Lehre einer
Wissensgesellschaft hin zur entwicklungsorientierten der Kompe-
tenzgesellschaft fällt Lehrenden aus lehr -lernbiographischen Grün-
den oftmals schwer. Aber die didaktische Reduktion bietet einen
guten Grund zum Wandel, denn:
Weniger ist genau dann einfach mehr, …
wenn die Lernenden über das mit Bedacht auserwählte „Wenige“ an
Lehr-Lerninhalten dazu aktiviert werden, diverse Handlungsmuster
mit Praxisbezug zu erproben sowie ihre individuellen Handlungspo-
tenziale und -kompetenzen (selbst-)reflektiert auf Anwendung hin zu
entwickeln und zu schärfen.
Der nachfolgende Abschnitt stellt ein didaktisches Modell vor, das
als Ausgangsbasis der Reduktion wertvolle Dienste zu leisten vermag.
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Teil I - Weniger ist mehr
1.2. Ausgangsbasis:
In Hinblick auf die didaktische Konzeption der einzelnen Lehrveran-
staltung ist Lehrenden vielfach völlige Autonomie gegeben, - was,
auch bei erfolgender didaktischer Fundierung, enormen Gestaltungs-
raum bietet. Die eigenen didaktischen Zielsetzungen bieten zudem
argumentative Sicherheit und helfen, die Reduktionen in didak -
tischen Kontext vorzunehmen und nachgehend bei Bedarf darzule-
gen. Aber wie ist die konkrete Herangehensweise zur didaktischen
Reduktion, auf welche Weise lässt sich das Wesentliche des zu ver-
mittelnden fachlichen Inhaltes extrahieren?
Als Ausgangsbasis der didaktischen Reduktion und Lehrkonzeption
bietet das Constructive Alignment-Modell (vgl. Biggs/ Tang, 2007, 50
ff.) Klarheit und Sicherheit im Umgang mit abstrakten Richtzielen und
deren Umsetzung innerhalb der persönlichen Lehrgestaltung. Es
skizziert die Annahme einer Relation zwischen den folgenden drei
Lehrelementen:
Alle drei Lehrelemente stehen in Abhängigkeit zueinander. Sind z. B.
die Lehr-Lernaktivitäten nicht mit den Lehr-Lernzielen kohärent,
wirkt sich dies maßgeblich negativ auf den Learning Outcome aus.
Lehr-Lernziel
Lehr-Lernaktivität Prüfung/ Learning Outcome
Rahmenbedingungen des Lehrsettings
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Überdies lassen sich Auslassungen sehr wohl begründen. Wörner be-
kräftigt ihre positive Wirksamkeit (vgl. Wörner, 2008, 38):
„Je mehr es gelingt, eine Auslassung weniger als Defizit, denn
als effektives Instrument zur Entzerrung von Lernräumen zu
erkennen, desto eher wird man sie einsetzen. Wer sich die
situative Auslassung als ein — begründetes — Instrument sei-
nes Lehrhandelns zu eigen macht, der kann sich und seine
Studierenden gegebenenfalls nachhaltig entlasten und deren
Lernprozesse i. d. R. günstiger fördern als dies bei einer
`blinden` Planerfüllung der Fall wäre. “
Um sich aus der „Vollständigkeitsfalle“, wie Lehner (vgl. Lehner,
2013) das Bestreben Lehrender nach Vollständigkeit der Lehr -
Lerninhalte treffend benennt, zu befreien und Lehre kompetenzori-
entiert zu gestalten sollten Lehrende bewusst von der Reduktion
Gebrauch machen. Die hier vorgestellten Herangehensweisen, Krite-
rien, Instrumente und Strategien der didaktischen Reduktion sollten
immer auch mit dem individuellen Lehrstil und den persönlichen Prä-
ferenzen in der Lehrkonzeption, Lehrplanung und -durchführung ab-
geglichen werden, um langfristig habitualisiert und zur (Lehr -)
Gewohnheit werden zu können.
Es lohnt sich für…
… mehr Zeit in der Lehre;
… mehr Sinn und System für die Lerngruppe;
… mehr Lehrwert.
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Fazit
In der Wissensgesellschaft aufgewachsen, die eigene Lehr -Lern-
biographie entsprechend auf der Basis anhaltenden bewussten
Wissenserwerbs und marginal-unbewusstem Kompetenzerwerb ver-
vollständigt, erfordert es Mut, sich der Kompetenzorientierung kon-
sequent zu stellen.
Ihre Charakteristika wie Lernendenzentrierung, die neue Rolle Lern-
Metakognitives Wissen ( Bewusstsein über eigenen Lernprozess)
Innerhalb der vollständigen Handlung werden alle vier Ebenen benö-
tigt, da sich in ihr Reflexion und Aktion miteinander verzahnen. Zu
Beginn informieren sich die Lernenden, dann analysieren und planen
sie, bevor sie etwas entscheiden und anschließend ausführen. Nach
der Ausführungsphase kontrollieren sie die Umsetzung und bewerten
den gesamten Prozess. Insbesondere problemorientierte, szenario -
basierte, forschende, projektförmige Lehrformate sind geeignet.
2.1.1 Die vollständige Handlung
Weniger, aber mit Lehrwert
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Teil II - Weniger, aber mit Lehrwert
Ein häufig anzutreffendes Kriterium der Entscheidung gegen diese
Lehrformate ist vermeintlicher Mehraufwand. Bevor überhaupt erste
Erfahrungen mit diesen kompetenzförderlichen Lehrformaten vorlie-
gen, haben Lehrende bereits häufig Vorbehalte, was den Zeitumfang
der Vor- und Nachbereitung betrifft. Hierbei ist in der Erwachsenen-
bildung und Hochschullehre häufig folgender Umstand zu vermerken:
Viele Lehrenden sind sich nicht bewusst, dass der Grad an Steuerung
im Verhältnis zu herkömmlichen Lehrformaten deutlich geringer aus-
fällt, dafür aber der Lerngruppe ein höherer Grad an Autonomie und
somit auch Eigenverantwortlichkeit übertragen wird. Zudem avancie-
ren Lehrende zu Lerncoaches (vgl. Blom), die lernendenzentriert und
somit beratend, unterstützend und reflektierend agieren. Die Eigen-
verantwortlichkeit der Lernenden steht im Vordergrund, was der
Struktur einer vollständigen Handlung entspricht:
Strukturmodell einer vollständigen Handlung
(nach Leenders et al ., 2001, 60f ., vgl . auch Walz ik , 2012, 35 f f.)
Reflexion
Aktion
Information
Analyse und Planung
Entscheidung
Bewertung
Kontrolle
Ausführung
1
2
3 4
5
6 Start
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Weniger, aber mit Lehrwert
Mindmap Ist eine Mindmap zur didaktischen Reduktion erstellt, dann lässt sich aus dieser bereits eine konkrete Semesterverlaufsplanung erstellen, die auch Lehrformate, methodische Herangehensweisen, etc. enthalten kann.
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