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1 Projekthausarbeit von Bernd Lutz Im Rahmen der Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten nach Woßlick®, Kurs 10-2016 Patient: Laska Diagnose: Traumatische Fraktur von Radius und Ulna Ovariohysterektomie Diabolo distal des Collum Humeri rechts Diabolo Phalanx proximalis palmar taktile Hypästhesie im Bereich Antebrachium
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Oct 02, 2020

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Projekthausarbeit von Bernd Lutz

Im Rahmen der Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten nach Woßlick®, Kurs 10-2016

Patient: Laska

Diagnose:

• Traumatische Fraktur von Radius und Ulna

• Ovariohysterektomie

• Diabolo distal des Collum Humeri rechts

• Diabolo Phalanx proximalis palmar

• taktile Hypästhesie im Bereich Antebrachium

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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Diagnose 3. Hundephysiotherapeutischer Befund 3.1 Anfangsbefund 3.1.1 Persönliche Daten 3.1.2 Anamnese 3.1.3 Adspektion (Gesamteindruck) 3.1.4 Adspektion in Bewegung 3.1.5 Palpation 3.1.6 Funktionelle Untersuchungen 3.1.6.1 Neurologischer Befund 3.1.6.2 Winkelmessung 3.1.6.3 Umfangsmessung 3.2 Hundephysiotherapeutischer Behandlungsplan 3.2.1 Behandlungsziel 3.2.1.1 Kurzfristig 3.2.1.2 Mittelfristig 3.2.1.3 Langfristig 4. Behandlungsmaßnahmen 4.1 Erklärung und Auswirkung der ausgewählten

Behandlungsmaßnahmen

5. Ablauf der Therapieeinheiten

6. Zwischenbefund

7. Ablauf der Therapieeinheiten

8. Abschlußbefund 9. Quellennachweis

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1. Einleitung

Auf der Suche nach einer interessanten und herausfordernden Projekthausarbeit im Rahmen meiner Ausbildung zum Hundephysiotherapeuten nach Woßlick®, machte ich Bekanntschaft mit unserer neu hinzugezogenen Nachbarin Carmen, die seit einer Woche eine bulgarische Mischlingshündin namens Laska aus dem Tierschutz bei sich aufgenommen hatte.

Laska wurde im Dezember 2016 in den Straßen Bulgariens mit einer Fraktur von Radius und Ulna an der linken Gliedmaße gefunden. Ein Spendenaufruf wurde gestartet bis das Geld für eine Operation gesammelt war. Am 31.01.2017 wurde sie dann am Unterarm operiert und am 09.03.2017 wurde noch eine Ovariohysterektomie durchgeführt. Am 12.03.2017 kam Laska schließlich in ihr neues Zuhause.

Die erste Begegnung war zufälliger Natur. Von der Weite sah ich eine Frau langsam auf mich zukommen die ein Leinenende in der Hand hielt. Am anderen Ende der Leine hoppelte im arrhythmischen Gang, hechelnd ein kleines Etwas. Das abgemagerte, ängstliche, misstrauische Etwas war Laska. Während unserem Gespräch lauerte Laska verängstigt und zusammengekauert hinter Carmen. Ein Annäherungsversuch von mir mit der Hand wurde mit einem Schnappen beantwortet. Sozialisierung und Unterordnung waren nicht, beziehungsweise in einem sehr kleinen Maße vorhanden. Stunde null.

Stunde null auch für mich. Auf meine Anfrage, ob Laska im Rahmen der Projekthausarbeit als Patientin zur Verfügung stehen könnte, willigte die Besitzerin sofort ein. So wurde das „Projekt“ Laska für meine Hausarbeit geboren.

Laska und Phoebe

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2. Diagnose

Auf mehrmalige Anfragen beim behandelnden Tierarzt in Bulgarien war es mir bis heute nicht möglich eine Diagnose von Laskas Operationen und sonstigen Eingriffen von dort zu erhalten.

Am 28.03.2017 suchte die Besitzerin mit Laska ihren ehemaligen Tierarzt Dr. Hilgartner in Österreich auf, der folgendes diagnostizierte:

• Traumatische Fraktur von Radius und Ulna

• Ovariohysterektomie

• Diabolo distal des Collum Humeri rechts

• Diabolo Phalanx proximalis palmar

• taktile Hypästhesie im Bereich Antebrachium links

Front Extr. lat. Left Front Extr. lat. Left Front Extr. lat. Right

3. Hundephysiotherapeutischer Befund

3.1 Anfangsbefund

3.1.1 Persönliche Daten

Patientenname: Laska Rasse: Mischling Geboren am: ca. 01.05.2014 Geschlecht: weiblich Farbe: braun, schwarz, weiß Datum des Befundes: 02.04.2017

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3.1.2 Anamnese

Überweisender Tierarzt: Kleintierpraxis-Vorarlberg, Dr. Hilgartner Röntgenbilder vorhanden: ja Medikamente: nein Homöopathie: nein Tierärztlicher Therapieablauf:

• 31.01.2017 Operation der Radius-Ulna-Fraktur durch Tierarzt in Bulgarien • 09.03.2017 Ovariohysterektomie, durch Tierarzt in Bulgarien • 28.03.2017 Untersuchung durch Dr. Hilgartner Jetzige Beschwerden: 3-beiniger Gang, gekrümmter Rücken,

nässende Narbe am rectus abdominis, taktile Hypästhesie im Bereich Antebrachium links

Erkrankungen am Bewegungsapparat: nein Operationen: Radius-Ulna-Fraktur, Ovariohysterektomie Neurologische Erkrankungen: taktile Hypästhesie im Bereich des

Antebrachium links Diabetes: nein Epilepsie: nein Herz/Kreislauf: nein Tumore: nein Schilddrüsendysfunktion: nein Allergien: nein Auslandsaufenthalt: Bulgarien Verhalten in gewohnter Umgebung: ruhig, ängstlich, freudig, zurückhaltend Konzentrationsschwäche: ja Häufig Müde: ja Schlafstörungen: nein Blähungen: nein Verstopfung: nein Inkontinenz: nein Übermäßiger Durst: nein Husten: nein Atemnot: nein Lebensbedingungen des Hundes: Familienhund Hundesport: nein Ernährung: halbfeucht Diät: nein Marke: Premiere soft Geflügel halbfeucht

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3.1.3 Adspektion (Gesamteindruck)

Gewicht: 8 Kg Größe: 27 cm

Allgemeinzustand:

Fell: verliert viele Haare Haut: talgig Nägel: gut Farbe der Schleimhäute: rosa Ernährungszustand: gut Narben: Acromion links, von proximal corpus Radii

bis distal metacarpale links, rectus abdominis Stellung und Belastung der Gliedmaße: Stand: leichte Abduktion Femur beidseitig, mehr Belastung hinten rechts. Leichte Adduktion Humerus rechts, starke Belastung. Starke Flexion Articulatio Cubiti vorne links, ohne Belastung. Sitz: Abduktion Humerus und ab Articulatio Cubiti distal Adduktion vorne links. Vordergliedmaße rechts starke Belastung. Hinterläufe ohne besonderen Befund. Platz: Gewichtsverlagerung nach vorne rechts, dabei Humerus in Extension. Unterarm links wird nur leicht belastet. Hinterläufe ohne besonderen Befund. Haltung des Kopfes: gerade Haltung des Nackens: gestreckt Haltung der Wirbelsäule: im Bereich von vertebrae lumbales konvex Verhalten: ängstlich, ruhig, freudig, zurückhaltend,

scheu

3.1.4 Adspektion in Bewegung

Geradeaus: Keine Belastung der vorderen linken Extremität. Kopf neigt sich beim Aufsetzen der rechten Vorderpfote. Hoppelgang. Rücken ist gekrümmt. Kopf ist gesenkt. Nacken ist gerade.

Kreis links: Hoppelgang. Abduktion der Extremitäten vorne und hinten rechts

Kreis rechts: Hoppelgang. Adduktion rechten vorderen Extremität

Gangarten: Nur Hoppelgang möglich.

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3.1.5 Palpation

Fell: Laska verliert viele Haare. Talgig. Muskeln: vordere Extremität rechts und hintere

Extremitäten sehr ausgeprägt aber stark hypertonisiert. Vordere Extremität links stark atrophiert. Musculus Longissimus, Musculus glutaeus medius, Musculus latissmus dorsi hyperton.

Wirbelsäule: Zwischen L4-L6 starke Wärmeentwicklung rechts, Schmerzreaktionen in diesem Bereich. Ansonsten ohne besonderen Befund.

Narben: Acromion links, von proximal corpus Radii bis distal metacarpale, rectus abdominis (nässt an 2 Stellen, weißliche Wundflüssigkeit)

Parästhesien: taktile Hypästhesie im Bereich Antebrachium links

Liegestellen: ohne besonderen Befund

3.1.6 Funktionelle Untersuchungen

3.1.6.1 Neurologischer Befund

Gleichgewicht: ohne besonderen Befund Koordination: ohne besonderen Befund Rutenhaltung: Rute eingezogen. Ansonsten ohne

besonderen Befund Pfotenstellreflex: ohne besonderen Befund Pannikulusreflex: ohne besonderen Befund Stellung der Wirbelsäule: Im Bereich vertebrae lumbales konvexe

Haltung Tiefensensibilität: Antebrachium links ohne Funktion Parästhesien: Taktile Hypästhesie Antebrachium links

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3.1.6.2 Winkelmessung

3.1.6.3 Umfangsmessung

Patientenname: Laska Haltername: CarmenImhäuserGeschlecht: weiblich geborenam:Erkrankung: FrakturAntebrachiumlinks Rasse: Mischling

Hüftgelenk(Art.coxae) FLEX 0°=90° EXT Schultergelenk(Art.humeri) FLEX 0°=90° EXT

physiologischeGelenkstellung 40° 0° 70° physiologischeGelenkstellung 30° 0° 50°(90°)Messergebnisrechts: 50° 50° Messergebnisrechts: 30° 50°Messergebnislinks: 40° 80° Messergebnislinks: 40° 70°

Kniegelenk(Art.genu) FLEX 0° EXTEllenbogengelenk(Art.cubiti)Schulterauf90°einstellen

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0° physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°Messergebnisrechts: 120° 10° Messergebnisrechts: 120° 0°Messergebnislinks: 100° 0° Messergebnislinks: 80° 20°Sprunggelenk(Art.tarsi)Knie90°(damitAchillessehnelocker)

FLEX 0°=90° EXTCarpalgelenk(Art.carpi)FingerbeiFlexaufOsaccessorium

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung (10°)20° 0° 60°(90°) physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°(20°)Messergebnisrechts: 30° 40° Messergebnisrechts: 120° 10°Messergebnislinks: 20° 60° Messergebnislinks: 10° 40°Phalangencranial PhalangencaudalVerleichrechts: Verleichrechts:Vergleichlinks: Vergleichlinks:

WinkelmessungnachderNeutral-Null-Methode

BemerkungkeineAuffälligkeitenkeineAuffälligkeiten

BemerkungkeineAuffälligkeitenkeineAuffälligkeiten

01.05.2014

links rechts links rechts23cm 24cm nein nein12cm 14cm 10cm 13cm20cm 21cm 14cm 18cm11cm 12cm 7cm 9cm

Unterschenkel Unterarm

Carpalgelenk(Art.carpi)

Oberarm(sehrungenauzumessen)

Umfangsmessung(Anfangsbefund)

Sprunggelenk(Art.tarsi)Kniegelenk(Art.genu)

Oberschenkel

Ellenbogengelenk(Art.cubiti)

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3.2 Hundephysiotherapeutischer Behandlungsplan

3.2.1 Behandlungsziel

3.2.1.1 Kurzfristig

• Schmerzlinderung • Hypertone Muskulatur detonisieren • vertebrae lumbales detonisieren • Tiefensensibilität Vordergliedmaße links verbessern • Beweglichkeit erhalten

3.2.1.2 Mittelfristig

• Muskelaufbau der gesamten Vordergliedmaße links • Beweglichkeit verbessern • Einfügen der Vordergliedmaße links in das Gangbild

3.2.1.2 Langfristig

• Normale Schrittabfolge beim Gang mit Benutzung der Vordergliedmaße links. • Lebensqualität

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4. Behandlungsmaßnahmen

Grundsätzliches • Vertrauen und Sicherheit aufbauen • Gewöhnung an die neue Situation und Umgebung • Berührungen eines Menschen als etwas Gutes im Hund manifestieren

• Heiße Rolle • Massagetechniken: Streichungen (Effleuragen),

Knetungen (Petrissagen), Zirkelungen (Friktionen), Rollungen, Schüttelungen, Hackungen

• Narbenbehandlung • Tiefensensibilität verbessern • Taktile Reizsetzung • Eistherapie (Kryotherapie) • Passives Bewegen • Manuelle Therapie • Dehnungen • Stabilisierung • Aktives Bewegen • Gerätetherapie • Psychologische Aspekte

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4.1 Erklärung und Auswirkungen der gewählten Behandlungsmaßnahmen

Heiße Rolle: Die heiße Rolle ist eine physikalische Anwendung aus der Wärmetherapie. Sie bietet die Möglichkeit der lokalen Wärmeapplikation mit gleichzeitigem Massageeffekt. Die heiße Rolle wird aus einem Handtuch hergestellt. Das Handtuch wird der Länge nach halbiert und dann sehr straff und spiralförmig zu einem Trichter gerollt. Die Rolle muss sehr fest gewickelt werden, sonst entsteht ein zu hoher Wärmeverlust. Dann gießt man in den oberen (inneren) Trichter des Handtuches heißes, kochendes Wasser. Wenn die äußere Schicht des Handtuches fast vollständig durchfeuchtet ist, dann ist die Heiße Rolle bei ungefähr 50°C einsatzbereit. Mit kurzen, leichten Druckbewegungen wird nun die heiße Rolle an den gewünschte/n Stelle/n des Körpers ausgestrichen. Da die Rolle aus mehreren Schichten besteht, wird das Handtuch immer wieder gegengleich abgerollt und die gespeicherte, feuchte Hitze kann optimal und gleichbleibend aufgetragen werden. An den behandelten Körperstellen kommt es zu einer eindeutigen und lang andauernden Wärmewirkung. Einhergehend mit dieser Wirkung ist eine deutliche Mehrdurchblutung, erhebliche Schmerzlinderung und eine Muskeltonussenkung die Folge. Zudem wirkt die Wärme auf den Hund beruhigend und entspannend, was nicht zuletzt auch eine vertrauensbildende Maßnahme in der Hund-Mensch-Beziehung ist. Vor dieser Anwendungsmethode muss unbedingt ausgeschlossen sein, dass folgende Krankheiten oder Symptome vorliegen. Eventuell betroffene Bereiche sind unter allen Umständen auszusparen. Herz-Kreislaufprobleme, Ödeme, Offene Wunden, Hypotone Lähmungen, Entzündungen, Fieber, Infektionskrankheiten, Tumore Massage: Die Massage ist eine manuelle Behandlungstechnik, die auf die Haut, das Gewebe und die Muskulatur einwirkt. Sie kann entweder detonisierend (entspannend), mit sanften, rhythmischen und langsamen Bewegungen oder tonisierend (anregend), mit hoher Intensität und schnellen Bewegungen eingesetzt und ausgeführt werden. Je nach Art der Technik. Techniken der Massage:

Streichungen (Effleuragen): Diese Form der Massagetechnik ist sehr gut für die erste Kontaktaufnahme mit dem Hund, da sie mit gleichmäßigem Druck, großflächig und mit dem Fellstrich ausgeführt, eine sanfte, entspannende und angenehme Wirkung auf den Hund erzielt. Durch die Streichungen werden zusätzlich die Haut und das darunter liegende Gewebe erwärmt, was eine Steigerung der Durchblutung zur Folge hat.

Knetungen (Petrissagen): Auch bei dieser Technik wird das Gewebe, bestehend aus Haut und Muskeln entspannt und die Durchblutung verbessert. Zudem erzielt man eine leichte Dehnung der einzelnen Muskelgruppen.

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Zirkelungen (Friktionen): Diese Art ist die intensivste Form der Massage, da man tiefer liegende Gewebeschichten erreicht. Zirkelungen werden nur kurzzeitig, dafür mehrmals wiederholend, angewendet. Damit erreicht man eine deutliche Erhöhung der Temperatur im Gewebe , der Stoffwechsel wird aktiviert, die Durchblutung wird gesteigert, die Verschiebbarkeit zwischen den Geweben wird verbessert und die kieselsteinartigen Verhärtungen (Myogelosen) werden gelindert und das umliegende Gewebe gelockert. Rollungen: Ziel bei der Technik der Rollung ist ein schnelles herabsetzen des Muskeltonus. Sie wird dort eingesetzt, wo verhältnismäßig viel Muskelmasse vorhanden ist. Vor allem im proximalen Bereich der Extremitäten. Schüttelungen: Diese rein muskelrelaxierende Technik ist hervorragend geeignet, um schmerzlindernd, muskelentspannend und lockernd einzuwirken. In den großen Muskelgruppen der Gliedmaßen findet diese Technik Anwendung. Hackungen (Tapotments): Etwas härter und intensiv ausgeführt sind die Hackungen eine ideale Vorbereitung, zur weiteren Behandlung von hypotoner Muskulatur, da diese Technik auch in tieferen Schichten des Gewebes zu verstärkter Durchblutung führt. Narbenbehandlung: Narbengewebe zieht sich bei der Wundheilung zusammen und ist nur sehr wenig dehnbar. Zudem wird das Gewebe in diesem Bereich schlechter durchblutet und immunisiert. Insbesondere großflächige Narben durch Brand- und Schürfwunden sowie Bissverletzungen und Narben in Gelenknähe können Bewegungseinschränkungen zufolge haben. Aber auch bei anderen Narben, z.B. Sterilisation können Heilungskomplikationen zu einer Verwachsung mit dem darunterliegenden Gewebe und einer Überproduktion von Narbengewebe zu Problemen führen. Die Narben-Behandlung fördert die Wundheilung, ermöglicht eine elastische Narbe und lindert Spannungsschmerzen. Daher sollte eine Narben-Behandlung in Form einer Massage bei einer Vielzahl von Narben durchgeführt werden. Durch sie wird die Heilung beschleunigt. Das Narbengewebe und die darunterliegenden Strukturen werden elastisch, Verklebungen gelöst und die Durchblutung wesentlich verbessert. Kontraproduktiv ist eine Narbenbehandlung bei noch nicht abgeschlossener Wundheilung, bei Entzündungen und wenn sich das Nahtmaterial noch in der Wunde befindet.

Tiefensensibilität verbessern: • Massagetechniken wie Hackungen (Tapotments) • taktile Reize setzen wie z.B. auf unterschiedlichen Untergründen (Asphalt, Kies, Gras, Waldboden, Rindenmulch, Parkettboden, weicher Teppich, Wasserpfütze) die Pfoten setzen und in oder über das Element streichen. • Eisbehandlung auch gegen den Fellstrich • Passives Bewegen • Koordinationsübungen

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Das Wort Tiefensensibilität setzt sich aus den Wörtern „Tiefe“ (gemeint ist das Körperinnere) und „Sensibilität“ zusammen. Sensibilität bedeutet im medizinischen Sinn die Fähigkeit des Körpers, oder bestimmter Teile des Nervensystems, Gefühls- und Sinnesreize aufzunehmen. Ein anderes Wort wäre „Propriozeptive Wahrnehmung“. Es kommt vom lateinischen „proprius“ = eigen und „recipere“ = aufnehmen. Hierbei nehmen Propriorezeptoren adäquate Reize rund um die Uhr aus dem eigenen Körper auf. Die Tiefensensibilität wird definiert als die Wahrnehmung bestimmter Reize des Körperinneren (→ Eigenwahrnehmung). Ein Unterschied zu den bekannten fünf Sinnen des Tieres ist, dass es für die Propriozeption kein eindeutiges Sinnesorgan gibt. Zum Sehen gehören die Augen, zum Hören die Ohren, doch bei der Tiefensensibilität ist das nicht so leicht festzulegen, da die Reize vom Inneren des Körpers kommen. Die Tiefensensibilität wird in 3 Untergruppen unterteilt: • Der Lagesinn beschreibt die Position des Körpers im Raum und die Stellung der Gelenke und des Kopfes. Beim Gehen zum Beispiel verändern die Hunde unter anderem bei jedem Schritt die Stellung des Kugelgelenks an der Hüfte. Außerdem spüren sie wie man sitzt oder steht. • Der Kraftsinn beschreibt den Spannungszustand der Muskeln und der Sehnen. Jede Bewegung des Vierbeiners läuft nur über die Spannung der Muskeln ab. Ohne den Kraftsinn würden Hündinnen ihre Welpen im Maul zerbeißen, weil der Kraftsinn auch der Abschätzung des Ausmaßes der Muskelkraft dient. • Bewegungen des Körpers nimmt man mit dem Bewegungssinn wahr. Ohne Bewegungssinn wäre Bewegung und Haltung des Körpers nicht möglich. Das Gehen wäre zum Beispiel erschwert, weil der Hund immer hinsehen müsste, ob die Pfoten auch wirklich den Boden berühren. Taktile Reizsetzung: Bei dieser Methode werden der Druck- Tast- Vibrations- und Gleichgewichtssinn geschult, die Reizsetzung dient zur Förderung der nervalen und muskulären Funktionswiederherstellung. Zudem wird neben der Propriozeption auch die Koordination geschult und somit gefördert bzw. verbessert. Außerdem soll die Fähigkeit zur Gewichtsverlagerung und zur Muskelkontraktion positiv beeinflusst sowie das Gleichgewicht und die Gliedmaßen Funktion verbessert werden. Ein weiterer positiver Effekt des Trainings ist der beschleunigte Muskelaufbau wie auch der Abtransport von Wundschwellungen und Flüssigkeitsansammlungen. Unterschiedliche Untergründe wie z.B. Gras, Asphalt, Rindenmulch, Kies, Waldboden, Parkett, Wasserpfützen, weicher Teppich, Baumstämme, Baumstümpfe, Wärme, Kälte, dienen zur taktilen Reizsetzung. Wichtig ist, dass man den Hund langsam an das Neue heranführt, unterstützend und positiv verstärkt und ihn mit dem neuen Element vertraut macht und Zeit gibt.

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Eistherapie (Kryotherapie): Diese Methode ist eine sinnvolle Maßnahme zur unterstützenden Behandlung von post operativen Schädigungen. Ziel ist bei Laska eine Narbenbehandlung aber vor allem eine gezielte Reizsetzung des Antebrachium links. Wichtig ist zu wissen, was Kälte im Körper auslöst, denn in diesem Falle hilft viel nicht gleich viel. 1. Gesetz von Hunting:

„Wirkt ein Kältereiz auf die Körperoberfläche ein, so schützt sich der Körper in einer

Sofortreaktion vor der Gefahr eines Wärmeverlustes, indem er die lokalen arteriellen

Gefäße verengt, um auf diese Weise deren Kontaktfläche zum einwirkenden

Kältereiz zu minimieren“.

Durch den Kältereiz kommt es zu einer unmittelbaren Verengung der arteriellen Gefäße innerhalb der behandelnden Region. Da die Summe aller arteriellen Gefäße einen nicht zu unterschätzenden Anteil am Gesamtquerschnitt dieser Region hat, kann man sich leicht vorstellen, warum eine plötzliche Verengung all dieser Gefäße zwangsläufig eine Reduzierung des Gewebsdruckes zur Folge hat. Diese Druckreduzierung hat zur Folge, dass die auf erhöhten Druck sensibel ansprechenden Nervenfasern augenblicklich weniger Informationen an das entsprechende Schmerzinformationszentrum im Gehirn senden. Gleichzeitig führt die Verengung der Arterien zu einem Anstieg der Fliessgeschwindigkeit innerhalb dieser Gefäße, da nun die gleiche Blutmenge durch ein engeres System fließen muss. Der erhöhte Druck innerhalb der Arterien hat zur Folge, dass das System der kleinen Kapillargefäße, wieder besser mit sauerstoff- und nährstoffreichem Blut versorgt werden kann. Dies wiederum hat eine Normalisierung des PH-Wertes innerhalb des verletzten Gewebes zur Folge, so dass auch die auf chemische Reize sensibel reagierenden Nervenfasern weniger stark gereizt werden. Gleichzeitig verhilft die verbesserte arterielle Durchblutung dem sich hieran anschließenden venösen und lymphatischen System zu einem besseren Abtransport in Herzrichtung, so dass der allgemeine Heilungsprozess beschleunigt ablaufen kann. Der Faktor Zeit ist bei der Eistherapie ein wichtiges Kriterium, um den gewünschten Erfolg zu erzielen. Bei zu langer Anwendung besteht die Gefahr von Erfrierungen beziehungsweise Verbrennungen. Da bei Laska am Antebrachium eine Platte eingesetzt ist, empfiehlt es sich hier, nur kurze Zeit auf die betroffene Stelle einzuwirken. Die Platte nimmt sehr schnell die Kälte auf und strahlt in das umliegende Gewebe die Kälte auch nach der äußerlichen Anwendung ab. Für die gezielte Reizsetzung zur Stimulation benötigt man nur zwischen 15-20 Sekunden. Mit und gegen den Fellstrich. Dies kann nach einer Pause von 3-5 Minuten mehrmals wiederholt werden. Es muss vor einer Eisbehandlung alle Kontraindikationen in Betracht und ausgeschlossen werden. Niemals darf diese Methode angewendet werden bei: schweren Herzerkrankungen, geschädigtes Lymphgefäßsystem, Kälteüberempfindlichkeit, Empfindungsstörungen. Der Nieren- und Blasenbereich muss immer ausgespart werden.

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Passives bewegen: Ziel der passiven Bewegungstherapie ist es, die aktive Beweglichkeit eines Gelenks zu erhalten oder zu verbessern. Schmerzen werden gelindert, die Gelenkkapsel wird gedehnt, die Produktion von Synofialflüssigkeit wird angeregt, durch Gelenksrezeptoren wird ein Muskelabbau verlangsamt und es entsteht eine leichte Dehnung der Muskulatur. Dazu bewegt man immer nur ein Gelenk soweit es für das Tier schmerzfrei möglich ist, indem man es beugt und streckt. Man achtet vor allem darauf, dass die Schmerzgrenze unbedingt eingehalten wird. Zudem beobachtet man spür- oder hörbare Krepitationen und eventuell vorhandene Ödeme oder Schwellungen. Der Seitenvergleich ist bei dieser Therapieform äußerst wichtig, um Form, Lage und Beweglichkeit der Gelenke beurteilen zu können.

Passives bewegen komplexer Bewegungsmuster: Bei neurologischen Erkrankungen, die mit Lähmungen einhergehen, soll dem Hund durch die passive Bewegung ein physiologisches Bewegungsgefühl vermittelt werden, dass Hunde häufig durch Lähmungen verlieren. Hier wird auch mit Bewegungen in Bewegungsmustern gearbeitet. Hier wird eine Gliedmaße im Bewegungsmuster passiv geführt. Ein zusätzlicher Druck unter die Pfote, kann dem Hund verstärkend einen Bodenkontakt vermitteln, den sein Gehirn wieder abspeichern kann. Passive Bewegungen sollen nie gegen eine Abwehrreaktion des Hundes durchgeführt werden. Die Bewegungen finden im physiologischen Bewegungsausmaß statt. Hierbei wird exakt auf die Reaktionen des Hundes geachtet. Manuelle Therapie: Die Manuelle Therapie ist eine hundekrankengymnastische Behandlungsmethode, die sich mit der Diagnostik und Behandlung von Funktionsstörungen der Gelenke, Muskeln und Nerven und ihrer pathologischen Folgeerscheinungen beschäftigt. Störungen oder Blockierungen der Gelenke und der Wirbelsäule bzw. der kleinen Wirbelgelenke, die als Ursache vielfältiger Beschwerden im ganzen Körper angesehen werden, sollen mit der manuellen Therapie behoben werden. Gelenke werden mobilisiert und die Gelenkkapsel gleichzeitig aufgedehnt. Aufgrund von verkürzter Muskulatur, zu einseitiger Belastung oder bei arthrotischer Veränderung im Gelenk kommt es oft zu Einschränkungen in einem oder mehreren Gelenken. Die volle Bewegung ist nicht mehr gegeben, somit kommt es zu Schonhaltungen, welche dem Hund Probleme machen können. Diese Einschränkungen können mit Hilfe von manueller Therapie verringert werden, die ich dann am Hund anwenden werde. Mittels der manuellen Therapie werden Schmerzen sowie funktionelle, reflektorische und reversible strukturelle Bewegungseinschränkungen der Gelenke behandelt. Im Zentrum der manuellen Therapie steht neben der Schmerzlinderung und Verbesserung der gesundheitlichen Belange auch die Wiederherstellung der Beweglichkeit von Gelenken, die zwar in ihrer Funktion eingeschränkt, jedoch vom Prinzip her noch intakt sind. Kontraindikativ sind Entzündungen, Tumore, fieberhafte Erkrankungen, Frakturen vor Abschluss der Verknöcherung (etwa ab der 8-12 Woche), Spondylose, Cauda-Equina-Syndrom, hypermobile Gelenke, künstliche Gelenke (künstliches Hüftgelenk (TEP)), Bandersatz (z.B. künstliches Kreuzband).

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Dehnungen: Die Dehnung wird zur Prävention & Rehabilitation eingesetzt. Das bedeutet, wenn sich die Muskeln nach einer Verletzung, einer Operation oder durch unphysiologische Bewegungen verkürzt haben, wird durch Dehnung die normale Beweglichkeit des Muskels wieder angebahnt. Der Muskel wird wieder besser durchblutet & ernährt. Präventiv macht man Muskeldehnungen, damit nicht erst Verkürzungen und somit Bewegungseinschränkungen entstehen. Eine Muskeldehnung kann beim Hund sehr schmerzhaft sein. Deshalb sollte die Dehnung nie federnd, langsam mit sanftem Druck ausgeführt werden und niemals über die Schmerzgrenze gehen. Bei korrekter Dehnrichtung beziehungsweise Dehnstellung und unter Beachtung der korrekten Stellung der Gelenkachse, um die richtigen Muskelgruppen zu erreichen, wird die Spannung mindestens 15 Sekunden gehalten. Stabilisierung: Das Ziel einer stabilisierenden Übung ist ein Muskelaufbau, dass Beüben von Belastungsphasen, Koordination, Gleichgewicht, Motorik und das Belasten aller vier Gliedmaßen gleichzeitig. Die Stabilisation kann bei fast allen Erkrankungen des Bewegungsapparates eingesetzt werden, aber auch im neurologischen Bereich findet es ihren Einsatz. Bei der postoperativen Behandlung stehen vor allem der Muskelaufbau und die Stabilität der betroffenen Gliedmaße im Vordergrund. Die größten Vorteile von stabilisierenden Übungen ist, dass keine Gelenkbewegung stattfindet und es sich positiv bei Schmerzzuständen jeglicher Art auswirkt. Stabilisierungsübungen können entweder im Platz, Sitz oder Stand durchgeführt werden. Auch verschiedene Geräte wie z.B. Stufe, Baumstamm, Baumstumpf, Wackelbrett können integriert werden. Der Therapeut übt an einer Gliedmaße oder an der Wirbelsäule einen leichten und einschleichenden Widerstand aus. Der Hund wirkt automatisch dagegen. Dies erzeugt einen Gegendruck, den der Therapeut beim Hund nicht brechen darf. Bei Fieber, Entzündungen, Gelenksentzündungen, Infektionserkrankungen, und Frakturen vor Abschluss der Verknöcherung ist diese Behandlungsart absolut verboten.

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Aktives Bewegen: Durch das aktive Bewegen erzielt man einen Muskelaufbau, eine aktive Mobilisation der Gelenke und der Wirbelsäule und man beübt Belastungsphasen, Koordination, Gleichgewicht, gleichmäßiges Belasten aller 4 Extremitäten und die Motorik. Im Bereich der postoperativen Behandlung stehen vor allem der Muskelaufbau und die Gangschule im Vordergrund. Dadurch wird die Rehabilitation verkürzt und der Hund erlangt seine Lebensqualität früher zurück. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Übungen, die sich teilweise mit anderen Therapietechniken sehr gut ergänzen. Wichtig ist, dass der Hund nicht in Unterordnung oder Gehorsam läuft, er angeleint ist um ihm vor allem am Anfang Sicherheit zu geben, sich keine Schonhaltung einschleicht (Trainingsabbruch), er keine Schmerzen anzeigt (Trainingsabbruch oder Intensität verringern), die Übungen langsam und bewusst ausführt und den Hund psychisch, seelisch, moralisch und physisch nicht überfordert. Therapieelemente des aktiven Bewegens können unter anderem laufen der der Leine in verschiedenen Tempi, Kreise laufen, Slalom um Stangen, bergauf und bergab, Treppen steigen, rückwärts laufen, Bewegungsbad oder Cavalettitraining beinhalten. Bei Erkrankungen wie Fieber, Entzündungen, Gelenksentzündungen, Infektionserkrankungen, unter Umständen Herzerkrankungen und Frakturen vor Abschluss der Verknöcherung ist von dem aktiven Bewegen abzuraten. Gerätetherapie: Die Gerätetherapie unterstützt und ergänzt die Manualtherapien durch Anwendung einer Reihe von Geräten und Hilfsmitteln wie z.B. Trampolin, Wackelbrett, Slalomstangen, Parcourstraining, Cavaletti, Schaumstoffmatte oder Baumstamm. Dabei wird die Muskulatur gekräftigt und das Gangbild mobilisiert und verbessert. Ihr Einsatzgebiet findet die Gerätetherapie bei Skeletterkrankungen, postoperativen und neurologischen Erkrankungen. Geräte eignen sich hervorragend zum Beüben von Belastungsphasen, zur Schulung von Koordination und Motorik und zum Anbahnen physiologischer Bewegungen. Dadurch kann ein gezielter Muskelaufbau erfolgen. Psychologische Wirkung: Nicht unerheblich ist auch die psychische Wirkung. Durch die enge Zusammenarbeit zwischen Hund und Mensch wird die soziale Bindung gestärkt, das Vertrauen des Hundes in den Menschen aufgebaut oder vertieft und das Selbstvertrauen von Hund und Halter gesteigert. Nicht außer Acht zulassen ist auch die motivationssteigernde Wirkung auf den kompletten Heilungs- und Therapieablauf, da man auch kleine Verbesserungen, Fortschritte und Erfolgserlebnisse von Hund und Halter erlebt. Dies wird positiv verstärkt durch den Spaß und Freude an den Übungen die der Hundehalter in den täglichen Spaziergängen mit seinem Hund spielend mit einfließen lassen kann.

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5. Ablauf der Therapieeinheiten:

Therapieeinheit 1:

Kennenlernen: Der erste Termin findet im Hause der Besitzerin statt. Erstellen des hundephysiotherapeutischen Befundes. Verbandswechsel am Antebrachium links durch Besitzerin und Adspektion der Narbe. Ausgangssituation: Hund ist sehr scheu, verfällt in Angststarre, macht Angsterleichterung, versucht zu beißen, läuft auf 3 Beinen. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Konditionierung auf Futter Streichungen (Effleuragen) Schüttelungen Narbenbehandlung am Bauch Eine Behandlung der Extremitäten war nicht möglich, da der Patient zu beißen versuchte, in Panik verfallen und abgehauen ist. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Streichungen über den ganzen Rumpf. An den Extremitäten langsam von proximal nach distal ausstreichen. Mit festem Griff die Gliedmaßen umfassen. Immer proximal beginnend. Bei zurückziehen nachgehen und zulassen, aber nicht loslassen. Decke von Laska mit ihrem Geruch zur kommenden Therapieeinheit mitbringen.

Laska 7 Wochen post OP

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Therapieeinheit 2:

Feedback der Besitzerin: Laska ist zutraulicher und zeigt immer mehr Neugier. Streichungen wurden gemacht und das Greifen der Gliedmaßen wurde beübt. Sie ist nicht davon begeistert, lässt es aber zu. Befund: Laska ist zum ersten Mal bei mir. Sie hat Angst vor Vorhängen und Laminatböden. Macht Angstpinkler. Ist sehr aufgeregt und wirkt überfordert. Die mitgebrachte Decke wird auf dem erhöhten Bettgestell ausgebreitet und mit Futter gelockt. Auf der Decke wird Laska unter Zuspruch der Besitzerin ruhiger. Wirbelsäule ist immer noch gekrümmt und im Bereich L4-L6 stark erwärmt. Palpation: Pfote an der operierten Gliedmaße auf Boden gesetzt. Zieht sofort wieder zurück. Stark tonisierte Muskulatur in der Hinterläufen und vorne rechts. Die Diabolos distal des Collum Humeri rechts und Phalanx proximalis palmar verursachen keine Schmerzen oder haben irgendwelche Bewegungseinschränkungen zur Folge. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Detonisierende Massagetechniken an Wirbelsäule, Oberschenkeln, und Oberarm rechts ausgeführt. Beim Versuch die Gliedmaßen distaler zu behandeln, schnappt Laska immer wieder. Die operierte Extremität wird langsam von proximal nach distal mit einem Eislolly bestrichen. Aber nicht länger als 15-20 Sekunden, um Erfrierungen und Nachstrahlen der aufgenommenen Kälte der eingesetzten Platte zu vermeiden. Danach 10 Minuten Pause. Insgesamt 3 Mal durchführen. Laska zeigt bei Berührung mit Eis Reaktionen im Unterarm, aber keine Schmerzen. In der Pause werden die restlichen Gliedmaßen passiv durchbewegt. Zum Abschluss Streichungen über den Körper. Nochmals der Versuch, die linke Vorderpfote auf den Boden zu stellen. Laska lässt sie nun kurzfristig gestellt. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Mit Eis die Vorderpfote links wie gezeigt auch gegen den Fellstrich unter Berücksichtigung der Kälteentwicklung der Platte behandeln. Sofern es geht mehrmals täglich. Am heutigen Tag nichts Anstrengendes mit Laska mehr unternehmen Immer wieder mehrmals täglich die linke Vorderpfote auf unterschiedlichem Untergrund aufzustellen und streichen.

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Therapieeinheit 3:

Feedback der Besitzerin: Laska lief nach der letzten Behandlungseinheit wesentlich lockerer. Auf die Eisbehandlung an der linken Vordergliedmaße reagierte sie im Bereich Antebrachium mit zurückziehen der Pfote. Laska versucht nun manchmal die linke Pfote ins Gangbild einzupassen. Die Besitzerin dehnt langsam die Spaziergänge aus. Befund: Laska wird zutraulicher, sie kennt die Lokalität und den Ablauf. Beim Transfer auf den Behandlungstisch macht sie einen Angstpinkler, sie legt sich sofort auf die Seite, braucht aber Sichtkontakt zur Besitzerin, das Fell ist fettig und talgig, sie verliert viel Haare, Narbe an Oberarm nässt, die Narbe am Bauch nässt auch, Laska lässt sich nicht an den Extremitäten ab Ellenbogen und Knie anfassen – Beissversuch! Wird dann unruhig und dreht sich weg. Palpation: starke Erwärmung zwischen L4-L6. Muskelverhärtungen an Hamstrings rechts. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Detonisierende Massage beginnend am Rumpf, Knetungen im Bereich L4-L6 lateral, Temperatur fällt leicht ab, Streichungen an Extremitäten vom Rumpf weg, sie wird angespannt und fletscht die Zähne, tonisierende Behandlung vorne links mit Eis auch gegen den Fellstrich, sie reagiert im Unterarm, Konditionierung mit Futter funktioniert sehr gut, auf festem Untergrund Stabilisierungsübungen, um den Muskeltonus wieder zu erhöhen, beim Streicheln in der Achselhöhle links, setzt Laska ihre Vorderpfote ab. Hausaufgabe/Empfehlung an die Besitzerin: Mit Eis weiter behandeln. Linke Vorderpfote im Stand auf festen Untergrund stellen und streichen. Lendenwirbelsäule beobachten ob Einschränkungen zu erkennen sind vor allem am Ende eines Spazierganges. Berühren und Festhalten der Extremitäten um ein vertrautes Verhältnis aufzubauen und weitere Behandlungen zu ermöglichen.

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Therapieeinheit 4:

Feedback der Besitzerin: Laska hatte nach dem letzten Besuch Muskelkater. Besitzerin war bei einer ihr bekannten Tierheilpraktikerin wegen talgigen Fell, den nässenden Narben, dem Misstrauen und den Ängsten. Sie renkte Laska 2 Wirbel im Bereich L4-L6 ein und verschrieb Globuli. Die linke Vorderpfote wird nun beim Spaziergang, auch wenn nur selten, aufgesetzt. Befund: Laska ist zutraulicher und lässt sich streicheln. Das talgige Fell ist nun wesentlich besser. Fast kein Haarausfall mehr. Man sieht dass die Besitzerin sehr viel mit Laska arbeitet. Unterordnung, Abrufbarkeit, Vertrauen. Alles zumindest in der Basis vorhanden. Anfassen der Gliedmaßen nun besser möglich. Palpation: nur noch leichte Erwärmung im Bereich L4-L6 zu spüren. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Heiße Rolle. Streichungen über den ganzen Körper. Knetungen entlang der Wirbelsäule. Spiralförmige Zirkelungen entlang der Wirbelsäule. Dehnung des Musculus Longissimus, Temperatur sinkt merklich. Streichungen und Rollungen an den Gliedmaßen außer vorne links. Dehnungen der Gelenke. Traktionen im Rahmen der Manuellen Therapie, außer vorne links. Vorne links: Streichungen, passives Durchbewegen, starke Einschränkung in Flexion Karpalgelenk, Endgefühl hart, starke Extension, Dehnung der Vordergliedmaße links außer Karpalgelenk. Laska wird unruhig. Kurze Streichungen und Knetungen, auf festem Untergrund Stabilisierung. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Nochmals Tierarzt aufsuchen. Für die starke Einschränkung der Flexion im Karpalgelenk links kann und darf ich keine Diagnose stellen.

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Therapieeinheit 5: Feedback der Besitzerin: Besitzerin war nochmals beim Tierarzt und machte neue Röntgenaufnahmen der linken Vordergliedmaße. Dabei wurde festgestellt, dass Ulna und Radius bei der Operation am 31.03.2017 unsauber zusammengesetzt wurden, was eine Verkürzung in diesem Bereich und eine fehlstellende Einschränkung des Carpalgelenks zur Folge hat. Befund: Kein Haarausfall mehr. Das Fell ist nicht mehr talgig. Neue Röntgenbilder befundet. Palpation: leichte Wärmeauffälligkeiten und Verspannungen noch im Bereich L4-L6. Hypertone Muskulatur der hintern Extremitäten. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Heiße Rolle. Verspannte Muskulatur detonisierend massieren. Dehnungen im Bereich L4-L6, danach keine Wärmeauffälligkeiten mehr. Passives Bewegen der eingeschränkten und überbelasteten Gelenke. Stabilisierung auf festem Untergrund. Erste Begegnung im Wasser. Laska ist sehr skeptisch, nur kurz im Wasser, setzt aber dabei die linke Vorderpfote vermehrt ein. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Ans Wasser gewöhnen und immer wieder ins Wasser gehen damit Laska sich an das Element gewöhnt. Am Tag der nächsten Therapieeinheit kein Essen geben und dieses dann mitbringen.

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6. Zwischenbefund (nur Änderungen aufgeführt):

Anamnese Überweisender Tierarzt: Kleintierpraxis-Vorarlberg, Dr. Hilgartner Röntgenbilder vorhanden: ja Medikamente: nein Homöopathie: ja Tierärztlicher Therapieablauf: • 31.01.2017 Operation der Radius-Ulna-Fraktur durch Tierarzt in Bulgarien • 09.03.2017 Ovariohysterektomie, durch Tierarzt in Bulgarien • 28.03.2017 Untersuchung durch Dr. Hilgartner • 06.06.2017 Untersuchung durch Dr. Hilgartner Jetzige Beschwerden: 3-beiniger Gang, Schmerzen im

Carpalgelenk links Erkrankungen am Bewegungsapparat: ja Neurologische Erkrankungen: nein Verhalten in gewohnter Umgebung: ruhig, freudig, selbstbewusst Konzentrationsschwäche: nein Häufig Müde: nein Auslauf: 2x mindestens 60 Minuten pro Tag Adspektion (Gesamteindruck) Gewicht: 10 Kg Größe: 27 cm Allgemeinzustand: Fell: gut Haut: unauffällig Haltung der Wirbelsäule: ohne besonderen Befund. Verhalten: ruhig, freudig, zurückhaltend, aufmerksam

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Adspektion in Bewegung Geradeaus: Belastung der vorderen linken Extremität bei

jeder zweiten Schrittfolge. Kopf neigt sich beim Aufsetzen der rechten Vorderpfote nur noch leicht.

Gangarten: Im Schritt nur 3-beiniger Gang. Im Trab 4-beiniger Gang mit Zwischenschritten.

Palpation: Muskeln der vorderen Extremität rechts und

hintere Extremitäten sehr ausgeprägt und leicht hypertonisiert. Vordere Extremität links stark atrophiert.

Funktionelle Untersuchungen: Neurologischer Befund: Pfotenstellreflex: ohne besonderen Befund Pannikulusreflex: ohne besonderen Befund Stellung der Wirbelsäule: ohne besonderen Befund Tiefensensibilität: ohne besonderen Befund

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Winkelmessung

Umfangsmessung

Front Extr. lat. Left Front Extr.dors.Left Front Extr. lat. Left

Patientenname: Laska Haltername: CarmenImhäuserGeschlecht: weiblich geborenam:Erkrankung: FrakturAntebrachiumlinks Rasse: Mischling

Hüftgelenk(Art.coxae) FLEX 0°=90° EXT Schultergelenk(Art.humeri) FLEX 0°=90° EXT

physiologischeGelenkstellung 40° 0° 70° physiologischeGelenkstellung 30° 0° 50°(90°)Messergebnisrechts: 50° 60° Messergebnisrechts: 30° 50°Messergebnislinks: 40° 80° Messergebnislinks: 40° 60°

Kniegelenk(Art.genu) FLEX 0° EXTEllenbogengelenk(Art.cubiti)Schulterauf90°einstellen

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0° physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°Messergebnisrechts: 120° 0° Messergebnisrechts: 120° 0°Messergebnislinks: 110° 0° Messergebnislinks: 90° 10°Sprunggelenk(Art.tarsi)Knie90°(damitAchillessehnelocker)

FLEX 0°=90° EXTCarpalgelenk(Art.carpi)FingerbeiFlexaufOsaccessorium

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung (10°)20° 0° 60° physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°(20°)Messergebnisrechts: 20° 50° Messergebnisrechts: 120° 10°Messergebnislinks: 20° 60° Messergebnislinks: 30° 40°Phalangencranial PhalangencaudalVerleichrechts: Verleichrechts:Vergleichlinks: Vergleichlinks:keineAuffälligkeiten keineAuffälligkeiten

WinkelmessungnachderNeutral-Null-Methode

Bemerkung BemerkungkeineAuffälligkeiten keineAuffälligkeiten

01.05.2014

links rechts links rechts25cm 25cm nein nein14cm 15cm 11cm 14cm21cm 21cm 15cm 18cm12cm 13cm 8cm 10cm

Kniegelenk(Art.genu)Sprunggelenk(Art.tarsi) Carpalgelenk(Art.carpi)

Ellenbogengelenk(Art.cubiti)

Umfangsmessung(Zwischenbefund)

Oberschenkel Oberarm(sehrungenauzumessen)Unterschenkel Unterarm

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7. Ablauf der Therapieeinheiten:

Therapieeinheit 6: Feedback der Besitzerin: Laska setzt beim Gassigang immer öfters ihre linke Vorderpfote ein, neuerdings buddelt sie auch Löcher mit ihrer linken Pfote. Befund: Laska haart nicht mehr und das Fell ist nicht mehr talgig. Sie ist freudig, kommt auf einen zu, macht keinerlei Anstalten zu beißen. Palpation: leichte hypertone Muskulatur im Adduktorenbereich der hinteren, rechten Gliedmaße. Keine Wärmeauffälligkeiten im Bereich L4-L6. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Besitzerin läuft mit Hund an der Leine auf Wiese herum, mal schnell, mal langsam, Richtungsänderung, zig-zag, um die Muskulatur zu erwärmen. Besitzerin läuft mit Laska durch Slalomstangen die einen ca. 1,5 fachen Abstand der Körperlänge haben, das 3x, Laska. Auf verschiedenen Untergründen laufen lassen, Asphalt, Wiese, Kies, Rindenmulch, dabei jedes Mal die linke Vorderpfote mit dem Boden in Kontakt bringen. Entweder wird die Pfote genommen und auf den Boden gesetzt, oder sie wird in der linken Achsel gestreichelt damit sie absetzt. Laska wird mit Futter gelockt damit sie ihre beiden Vorderpfoten auf eine kleine, feste Stufe stellt. Ungefähr 4-5 Minuten. Laska auf einen Baumstamm locken um darauf zu balancieren. Versuchen dass sie die Hinterpfoten auf dem Baumstamm lässt, um das Gewicht auf die Vordergliedmaßen zu bekommen. Auf Wackelbrett locken und etwas Essen verstreuen, Laska sucht und währenddessen wird leicht gewippt, maximal 30 Sekunden das ganze 3x. Patient wird unkonzentriert. Zum Abschluss geht es in einen für Laska bauchhohen Bach an eine Stelle mit fast keinen Steinen, 5 Minuten Bachaufwärts. Laska setzt fast immer ihre operierte Pfote zur Sicherheit auf. Ein annähernd physiologisch „normaler“ Bewegungsablauf ist zu erkennen. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Linke Vorderpfote auf unterschiedliche Untergründe stellen und leicht festhalten. Auf den täglichen Spaziergang Übungen einbauen wie z.B. Baumstammlaufen, durch den Wald auf unebenem Untergrund gehen, an der Stelle im Bach so oft es geht mit Laska Wasserlaufen, eventuell schwimmen.

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Therapieeinheit 7:

Feedback der Besitzerin: Laska lief nach der letzten Therapieeinheit unrund, zeigte aber keinen Schmerz, sehr wahrscheinlich Muskelkater, ins Wasser geht sie nun unaufgefordert, schwimmt aber nicht. Befund: Laska macht einen freudigen Eindruck. Sie ist sehr interessiert und aufmerksam. Palpation: Keine Erwärmung der Haut spürbar. Leichte hypertone Muskulatur an der hinteren, rechten Extremität. Durchgeführte Therapiemaßnahmen: Besitzerin läuft mit Laska langsam an der Leine, dann schneller. Zig-Zag laufen, Richtungsänderungen, Slalomstangenlaufen, langsam über Cavalettistangen steigen, mehrmals in verschiedenen Abständen zueinander, Laska versucht erst zu springen, reißt dabei mehrere Stangen um. An der Leine die Geschwindigkeit reduziert um bewusstes übersteigen zu erreichen, Laska versucht ihre linke Vorderpfote in das natürliche Gangbild einzupassen und setzt ab und zu auf, Bestätigung durch Futter. Hundetunnel: Laska hat Angst in den Hundetunnel zu gehen. Locken durch Futter funktioniert nicht, anderer Hund macht es vor, nach einigen zaghaften Versuchen geht sie ein paar Schritte hinein, hier braucht sie zur Sicherheit ihre linke Vorderpfote vermehrt und setzt sie auf. Immer wieder Pause und Gelegenheit zum Trinken für den Hund anbieten. Die letzten 15 Minuten Dehnungen, passives Bewegen, Streichungen des Rumpfes und zum Abschluss stabilisierende Übungen. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Mit Laska kürzere, dafür öfters Spaziergänge unternehmen. Empfehlung wäre 3x 30 Minuten pro Tag. Weiterhin Übungen wie Baumstammlaufen, quer durch den Wald gehen und Wasserlaufen mit eventuellem Schwimmen, mit in den Spaziergang einfließen lassen. Kein Ballspiel oder Stöckchen werfen mit abrupten Richtungswechseln und Abbremsen des Hundes.

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Therapieeinheit 8: Feedback der Besitzerin: Laska ist selbstbewusster geworden. Sie hat viel Freude mit den Übungen die die Besitzerin mit ihr macht. Gleichzeitig ist sie aber noch sehr aufgeregt vor Freude und viel zu hektisch. Befund: Laska kommt freudig auf einen zu. Jeder dritte bis vierte Schritt wird mit der linken Vorderpfote aufgesetzt. Die Pfote hängt nicht mehr abiotisch, sondern weißt einen Tonus auf. Laska begrüßt stürmisch, aber nur kurz. Sie macht einen agilen und extrovertierten Eindruck. Palpation: Keine Erwärmung der Haut feststellbar. Hypertone Muskulatur an der rechten, hinteren Extremität. Linke Vorderhand hat merklich Muskelzuwachs. Durchgeführte Behandlungsmaßnahmen: Warmes Kirschkernkissen großflächig lateral auf Femur gelegt für 10 Minuten. Streichungen über Körper und den Extremitäten auf der rechten Seite. Mit Schüttelungen wird weiterbehandelt. Dann Rollungen am Femur. Zirkelungen werden vom Rücken her, über die Kruppenmuskulatur bis hin zur Endsehne des Musculus cranialis tibialis durchgeführt. Es ist spürbar eine detonisierende Wirkung festzustellen. Der Übergang wird mit Streichungen über Rumpf und hintere Gliedmaße hergestellt. Streichungen an der Vordergliedmaße links. Passives Bewegen aller Gelenke in dieser Region. Starke Bewegungseinschränkung in Flexion des Carpalgelenkes. Komplexe Bewegungsmuster die dem Radfahren oder Laufen ähneln, mit leichtem Gegendruck der Pfote beübt. Leichte Dehnungen der Gelenke. Aufwärmen durch Laufen an der Leine in verschiedenen Tempi. Zig-Zag-Lauf, im Kreis laufen in beide Richtungen. Slalomparcours mehrmals durchqueren in anschließender Kombination mit Cavaletti. Laska muss an der Leine zur Langsamkeit angehalten werden. Sie setzt immer öfters zwischen den Cavalettistangen ihre linke Vorderpfote ab. Abschluss der Therapieeinheit mit Wasserlaufen. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Spaziergänge weiterhin so abwechslungsreich gestalten wie bisher. Abends nach der letzten Runde warmes Kirschkernkissen auf detonisierte Muskulatur für 5–10 Minuten legen und Streichungen wie gezeigt durchführen.

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Therapieeinheit 9: Feedback der Besitzerin: Carmen hat sich außer den gezeigten Streichungen noch weitere detonisierende Massagegriffe im Selbststudium angeeignet. Laskas Vertrauen wird stärker. Nach der letzten Therapieeinheit war Laska richtig müde. Sie ist lernt sehr schnell. Befund: Beim geradeaus Laufen setzt Laska auf unebenem Gelände jeden zweiten Schritt ihre linke Vorderpfote auf. Ein Humpeln ist immer noch zu erkennen. Palpation: ohne besonderen Befund Durchgeführte Behandlungsmaßnahmen: Kleiner Spaziergang zum Aufwärmen und das sich Laska erleichtern kann. Gerätetherapie mit Wackelbrett, Sitzkissen aus Kunststoff für stabilisierende Übungen, Baumstammlaufen mit Sitz auf dem Stamm und Cavaletti. Zwischen 2 parallel gestellten Hindernissen Laska rückwärts geführt. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der neuen Übung, meistert sie die Übung sehr gut und setzt dabei ihre linke Vorderpfote zur Sicherheit vermehrt auf. Von Besitzerin die angeeigneten Massagegriffe zeigen lassen und kleine Tipps gegeben. Dehnungen der Muskeln vorne links durchgeführt. Passiv bewegt mit komplexer Gelenkbewegung. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Stabilisierungsübungen nach der detonisierenden Massage durchführen. Rückwärtslaufen beüben z.B. zwischen 2 geparkten Autos sodass sie sich nicht umdrehen oder ausweichen kann.

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Therapieeinheit 10 (Abschluss): Feedback der Besitzerin: Laska findet Gefallen an den Massagen der Besitzerin. Beim Spaziergang und Schnüffeln vergisst sie immer öfters ihre Einschränkung und benutzt die linke Vordergliedmaße. Befund: Ein annäherndes, normales Gangbild ist zu erkennen. Dennoch bleibt ein humpelnder Gang. Laska ist freudig und geht im Garten aus eigenem Antrieb über die Cavalettistangen.

Palpation: Vorderhand links nochmals mit etwas mehr Muskulatur. Im Seitenvergleich dennoch mittelgradig hypoton.

Durchgeführte Behandlungsmaßnahmen: Kleines Podest auf Boden gelegt und Laska mit der Vorderhand darauf gelockt. Dann etwas weiter, bis sie ganz darauf gestanden ist. Vorderhand runter geführt, sodass nur noch die Hintergliedmaßen erhöht waren. Gehalten für 10-15 Sekunden. Das Ganze 3x wiederholt. Beim dritten Mal stabilisierende Übungen an der Vorderseite. Laska setzt dabei ihre linke Vorderpfote auf. Auf Baumstumpf balanciert. Sitz und Platz dort beübt. Auch hier stabilisierende Übungen eingebaut. Rückwärtslaufen auf Baumstamm trainiert, jedoch war Laska zu agil für eine korrekte Ausübung. Langsames Wasserlaufen bachaufwärts für 10 Minuten mit Abschluss in tiefere Stellen. Hierbei setzt Laska ganz bewusst ihre operierte Gliedmaße ein. Hausaufgaben/Empfehlungen an die Besitzerin: Mit der Besitzerin ist besprochen, nun die nächsten Wochen Laska in Eigenregie muskulär aufzubauen und mit den gezeigten und trainierten Übungen eingebaut in den Spaziergang zu integrieren. Hypertone Muskulatur erkennen und detonisierend entgegenwirken. Bei Problemen und Fragen bin ich jederzeit erreichbar.

In ca. 2 Monaten erneute Kontrolle und Befundung von Laska.

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8. Abschlußbefund

Die kurzfristigen und mittelfristigen Ziele wurden erreicht. Aufgrund der Schwere der Verletzung, der nicht ganz perfekten Operation und dem zu großen Zeitfenster von der Operation zur ersten aussagekräftigen Diagnose, wird es wohl nicht ganz möglich sein, das langfristige Ziel zu erreichen. Dennoch ist die Lebensqualität von Laska auf ein recht hohes Niveau gestiegen.

Patientenname: Laska Haltername: CarmenImhäuserGeschlecht: weiblich geborenam:Erkrankung: FrakturAntebrachiumlinks Rasse: Mischling

Hüftgelenk(Art.coxae) FLEX 0°=90° EXT Schultergelenk(Art.humeri) FLEX 0°=90° EXT

physiologischeGelenkstellung 40° 0° 70° physiologischeGelenkstellung 30° 0° 50°(90°)Messergebnisrechts: 50° 70° Messergebnisrechts: 30° 50°Messergebnislinks: 40° 80° Messergebnislinks: 40° 60°

Kniegelenk(Art.genu) FLEX 0° EXTEllenbogengelenk(Art.cubiti)Schulterauf90°einstellen

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0° physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°Messergebnisrechts: 120° 0° Messergebnisrechts: 120° 0°Messergebnislinks: 120° 0° Messergebnislinks: 110° 0°Sprunggelenk(Art.tarsi)Knie90°(damitAchillessehnelocker)

FLEX 0°=90° EXTCarpalgelenk(Art.carpi)FingerbeiFlexaufOsaccessorium

FLEX 0° EXT

physiologischeGelenkstellung (10°)20° 0° 60° physiologischeGelenkstellung 120° 0° 0°(20°)Messergebnisrechts: 20° 60° Messergebnisrechts: 120° 10°Messergebnislinks: 20° 60° Messergebnislinks: 50° 20°Phalangencranial PhalangencaudalVerleichrechts: Verleichrechts:Vergleichlinks: Vergleichlinks:keineAuffälligkeiten keineAuffälligkeiten

WinkelmessungnachderNeutral-Null-Methode

01.05.2014

Bemerkung BemerkungkeineAuffälligkeiten keineAuffälligkeiten

links rechts links rechts26cm 26cm nein nein15cm 16cm 13cm 16cm

21cm 22cm 16cm 19cm12cm 13cm 10cm 10cm

Unterschenkel UnterarmKniegelenk(Art.genu)Sprunggelenk(Art.tarsi) Carpalgelenk(Art.carpi)

Ellenbogengelenk(Art.cubiti)

Umfangsmessung(Abschlußbefund)

Oberschenkel Oberarm(sehrungenauzumessen)

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Aufgrund der Besitzerin, die mit sehr hohem Engagement, hervorragender Fachkenntnis und intelligentem Menschenverstand sich der Sache annimmt, habe ich keine Bedenken, das Laskas Gesundheitszustand in Zukunft nicht erhalten oder sogar noch verbessert werden kann.

9. Quellennachweis

Hundekrankengymnastik - Physiotherapie für Hunde Von Sabine und Jochen Woßlick

Media-Print Paderborn, 2. Auflage, Februar 2004 ISBN. 3-9807456-3-5

Medizinische Reitlehre: trainingsbedingte Probleme verstehen, vermeiden, beheben

von Robert Stodulka MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG

ISBN 3-8304-4167-3

Lehr- und Ausbildungsunterlagen des Ausbildungs- und Therapiezentrum Woßlick®

www.hundekrankengymnastik.de

Diese Arbeit wird im Rahmen der Prüfungsanforderungen zur Erlangung der Bezeichnung Hundephysiotherapeut berücksichtigt. Sie ist das Ergebnis meiner eigenen Untersuchungen, mit Ausnahme der als fremdes Gedankengut in dem Quellennachweis aufgeführten Nachschlagewerke.