Moderne St Moderne St ä ä lle, intensive Haltung lle, intensive Haltung – – kranke Tiere!? kranke Tiere!? Prof. Dr. agr. habil. Bernhard Hörning Fachgebiet Ökologische Tierhaltung Tagung „Tiere, Menschen, Umwelt unter (Kosten-) Druck“ Hofgeismar, 28.2./1.3.14
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Prof. Dr. agr. habil. Bernhard Hörning...Moderne Ställe, intensive Haltung – kranke Tiere!? Prof. Dr. agr. habil. Bernhard HörningFachgebiet Ökologische Tierhaltung Tagung „Tiere,
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Moderne StModerne Stäälle, intensive Haltung lle, intensive Haltung –– kranke Tiere!?kranke Tiere!?Prof. Dr. agr. habil. Bernhard HörningFachgebiet Ökologische Tierhaltung
Tagung „Tiere, Menschen, Umwelt
unter (Kosten-) Druck“
Hofgeismar, 28.2./1.3.14
Intensivierungen in der TierproduktionIntensivierungen in der TierproduktionÜberbetrieblich:• immer weniger Betriebe• immer größere Betriebe• steigende Viehbestände (Schweine,
Masthühner)• steigende Exporte Fleisch & Milch-
produkte (Konkurrenz mit Weltmarktpreisen)• steigender Selbstversorgungsgrad• steigende Futtermittelimporte• Verlagerung der Tierhaltung von Süd
nach Nord• fortschreitende regionale Konzentration
AntibiotikaAntibiotika--Einsatz in DeutschlandEinsatz in Deutschland
behandelte Tage je Periode
Tiere mit Behandlung / ØBehandlungen
Tiere mit Behandlung / ØBehandlungen
Einheit
VetCAb 2011(bundesweit)
NRW 2011Niedersachsen 2010/11
Studie / Zeitraum
84 % / 4,6Puten (nur Mast)
10,192,5 % / 2,676 % / 1,9Hähnchen
1,2100 % / 29,8Mastkälber
3,5Milchkühe
4,268 % / 3,4Mastschweine
Rennings et al. 2013
LANUV 2012NMELVL 2011Quellen
sehr viele Tiere werden mit Antibiotika behandelt, oft mehrmals- Hinweis auf unzureichende Tiergesundheit- Gefahr Resistenzbildungen; mögliche Belastung Mensch & Umwelt
BestandsgrBestandsgrößöße & Milchleistung je Kuhe & Milchleistung je KuhBsp. Niedersachsen 2012/13, 9.376 Betriebe, ca. 700.000 Kühe
7486
7962
87508952
9186
10039
8414
7872
8824
7000
7500
8000
8500
9000
9500
10000
10500
< 10 < 20 < 30 < 60 < 80 < 100 < 200 < 500 < 1000
kg
Anzahl Kühe
mögliche Gründe:- Spezialisierung- mehr Kraftfutter (s. Abb. unten)- Leistungsgruppen- Futterzusätze (s. u.)- mehr Kapital (Melktechnik, Futtermischwagen, etc.)
Milchleistung & Kraftfuttermenge in der PraxisMilchleistung & Kraftfuttermenge in der Praxis
– Ø 40,8 – 67,5 % der Tiere mit Diagnosen je nach Bundesland,Ø 1,3 – 4,5 Diagnosen je Tier je nach Bundesland
viele Tiere betroffen!etliche mehrmals pro Jahr!
Anstieg verkaufte Ferkel je BetriebAnstieg verkaufte Ferkel je Betrieb• Anstieg Sauen je Betrieb: 36 1995 127 2012 (+ 253 %) • 2012 34 % der Sauen in Beständen über 500 Sauen• Anstieg abgesetzte Ferkel je Sau und Jahr (s. Abb.): 18,5
• in größeren Betrieben oft höhere Leistungen, aber z.T. auch schlechtere Tiergesundheit (trotz besserem Management!): – kürzere Nutzungsdauer, höhere Tierarztkosten, mehr Erkrankungen /
• Fördermaßnahmen (Investitionsförderung und / oder laufende Zahlungen, Bsp. NRW / MV bis 2013: Einstreu / Weidegang für Milchkühe & Schweine)
Definition Massentierhaltung Definition Massentierhaltung „Als Massentierhaltung wird die intensive Haltung von
Nutztieren in Großbeständen bezeichnet“.
Typische Merkmale:• Haltung nur einer Tierart bzw. sogar nur einer Nutzungskategorie• Einsatz von Hochleistungstieren• Flächenunabhängige Erzeugung• steuerrechtlich Gewerblichkeit (Einstufung als nicht-landwirtschaftlich)• kompletter Zukauf von Futter und Jungtieren• ausschließliche Kraftfutterfütterung bei Schweinen und Geflügel (mit
hohem Importanteil, oft gentechnisch verändertes Soja)• Abgabe der Dünger (Gülle) an andere Betriebe• weitgehende Automatisierung der Arbeitsabläufe (z.B. Fütterung,
Entmistung)• hohe Tierzahlen je Arbeitskraft• Kapital- und Energieintensive Haltung• intensive, wenig tiergerechte Haltungssysteme/-bedingungen (hohe
Besatzdichten, fehlende Einstreu, kein Zugang ins Freie, etc.) Hörning 2013
„„MassentierhaltungMassentierhaltung““ in Deutschland ?!in Deutschland ?!• Meldepflichtige Industriebetriebe lt. Schadstofffreisetzungsregister EPRTR:
• Spezialisierte Betriebe (Haltung nur 1 Tierart vs. mehrere Tierarten)– 2010 Schweine 33 % der Betriebe mit 61 % der Schweine, Geflügel 16 / 65 %
• Flächenunabhängige Erzeugung (Betriebe < 5,0 ha)– 2010 6,4 % aller Schweine, 8,6 % der Sauen, 38,1 % des Geflügels
• hohe Viehbesatzdichten– 2010 32.178 Betriebe (15 %) > 2,0 GV/ha mit 27 % aller Großvieheinheiten (GV)
• steuerrechtlich Gewerblichkeit (Einstufung als nicht-landwirtschaftlich)• Abgabe der Dünger (Gülle) an andere Betriebe
– 2010 21.100 Betriebe (10 %), in Niedersachsen Ø 48 % des Dungs abgegeben• kompletter Zukauf von Futter und Jungtieren, hohe Importanteile Kraftfutter• hohe Tierzahlen je Arbeitskraft• intensive, wenig tiergerechte Haltungssysteme
Hörning, B. (2013): „Massentierhaltung“ in Thüringen? Situationsanalyse & Lösungsansätze. Studie SPD-Fraktion, Erfurt, 215 S.
MMöögliche Schwellenwerte Massentierhaltung gliche Schwellenwerte Massentierhaltung • Natürlich kann keine exakte Grenze festgelegt werden, ab welcher Tierzahl
genau Massentierhaltung beginnt („499 Sauen nein, 500 Sauen ja“)• Es erscheint aber plausibel, hilfsweise als Untergrenzen die
Schwellenwerte des jüngst novellierten Baugesetzbuchesheranzuziehen: – 600 Rinder, 560 Sauen, 1.500 Mastschweine, 15.000 Legehennen bzw.
Mastputen, 30.000 Masthühner1. verlieren die Antragsteller das Privileg der Landwirtschaft für das Bauen
im Außenbereich2. gelten die gleichen Schwellenwerte für eine strengere Prüfung möglicher
Umweltbelastungen im Zuge der Baugenehmigung (nach Bundesimmissionsschutz-Verordnung bzw. Umweltverträglichkeits-prüfungs-Gesetz)
3. nennen einige Bundesländer entspr. Schwellenwerte als Obergrenzen für Fördermittel (z.B. AFP in NRW, Niedersachsen, Baden-Württemberg)
4. in Niedersachsen ggf. Schwelle zur Auflage Bioaerosol-Gutachten
• NGO-Studien (Auswahl):– Foodwatch (2005): Futtermittel-Report– BUND (2008): Für Fleisch nicht die Bohne!– Agrarkoordination (2011): Der Futtermittelblues– Germanwatch (2011): Saumagen und Regenwald– WWF (2011): Fleisch frisst Land– WWF (2012): Soja-Boom in deutschen Ställen– WWF (2013): Der Futtermittelreport
WWF
Leistungssteigerungen Nutztiere DeutschlandLeistungssteigerungen Nutztiere Deutschland