Problem orientiertes Lernen (PoL) · PoL = kein übliches Fallstudienlernen! PoL = Selbstständige Definition des Problems notwendig PoL = Akzeptanz alternativer Handhabungen (sofern
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Fakultät für WirtschaftswissenschaftenLehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Personal, Organisation und Unternehmungsführung Prof. Dr. Fred G. Becker
Problem‐orientiertes Lernen (PoL)‐What‘s the Problem? Diskurswerkstatt ‐
Bemerkungen zur Formulierung von PoL-Fällen
Ankündigungstext:Eine der zentralen Elemente des Problemorientierten Lernens (PoL) ist die Formulierung der den Gruppenarbeiten zugrundeliegenden Fallstudien. Einmal von der zentralen Forderung abgesehen, dass sie ergebnisoffen, d. h. ohne eine spezifische Fragestellung und auch eine festlegbare Musterlösung, zu formulieren ist, sind andere Merkmale der Fallstudie generell offen. Dies betrifft den Umfang des Fallstudientextes (von fünf Zeilen bis zu x Seiten), die Generierung (von einer fiktiven Story bis hin zu einer in der Organisationspraxis generierten Fallstudie), den inhaltlichen Umfang (von einer ein- zu einer mehrdeutigen Fallstudie mit unterschiedlichen Problemfeldern) u. a. Diese Aspekte sollen nach einer kurzen Einführung der Bielefelder Vorgehensweise und einer Problematisierung im Diskurs angesprochen werden.
Lehr & Lern-Ansatz Lernen via selbstständiger Auseinandersetzung in Kleingruppe(„voneinander & miteinander“) mit authentischem Fallbeispiel (Anwendungsbezug) anhand eines strukturell vorgegebenen Bearbeitungsprozesses („7-steps“)
Aktiver Aufbau neuer und Reflexion vorhandener Know-how-Strukturen auf Basis des Vorwissens, ggf. Erwerb neuen Wissens, Verknüpfung von bestehen-dem mit neuem „Wissen“, Anwendung in immer wieder neuen Situationen
Formulierung eines themenbezogenen Anwendungs-zusammenhangs zur zwar didaktisch strukturierten, aber eigenverantwortlichen Bearbeitung von problemhaltigen, realistischen (authentischen) Sachverhalten
Ggf. einen komplexen Fall für verschiedene Themen verwenden (mit terminspezifischen Zusatzinformationen)
(1) Orientierung an (transparenten) Lehrzielen(2) Abbildung der (ganzen) Komplexität eines
Anwendungszusammenhangs (je nach Vorwissen: von gut bis zu schlecht-strukturierter Problemsituation)
(3) Möglichkeit und Akzeptanz multipler Perspektiven(4) Beachtung der Zeitdauer einer PoL-Sitzung
Fall – Problem – Anwendungszusammenhang - Lernaufgabe
Fall:
Anforderungen:
Termini:
Auch: an das Vorwis‐sen anschließen, selbstständiges Arbei‐ten fördern, motivie‐rend sein.
Berücksichtigung des inhaltlichen und didaktischen Zielso Welches fachspezifische Wissen soll vermittelt werden?
Ist eine breite oder tiefe Wissensvermittlung intendiert?o Soll neues Wissen angeeignet, bestehendes Wissen
vertieft oder praktisch angewendet oder soll über die Methode PoL geprüft werden?
o „Länge“ des PoL-Falls
Eingrenzung der Zielgruppe der Lernenden o Bsp.: BA-Studenten oder Praktikero Fachspezifische Wissensbasis, auf die aufgebaut wirdo Lernvorerfahrung, Kenntnis der Methode
Organisatorischeso Wie erfahren ist der begleitende Moderator/Dozent? o Wie viel Zeit und welche Medien stehen zur Verfügung?
Fallkategorie BeschreibungPraktische Anwendung Fälle intendieren das Lösen eines konkreten praktischen Sach-
verhalts auf Basis zuvor entfernter theoretischer Konzepte. Folglich steht die Erarbeitung einer handlungsanleitendenLösung im Vordergrund.
Vertiefung Fälle intendieren die Strukturierung und Vertiefung der Bestandteile eines erlernten Konzeptes/einer erlernten Theorie, um die Falllösung zu erarbeiten. Dieses geschieht durch Herausgreifen derselben aus einer breiten theoretischen Basis.
Wissensaneignung Fälle intendieren in erster Linie die Aneignung, den Studierenden noch unbekannter, theoretischer Konzepte, Theorien und Begrifflichkeiten, die die Basis für die Falllösung bilden. Weiter-hin gilt es, die Theoriebasis mit den Sachverhalten des Falles zu verknüpfen, um eine Handlungsanleitung zu erarbeiten.
Prüfungsfall Des Weiteren existieren die bereits in der Vergangenheit für Gruppenprüfungen genutzten Prüfungsfälle. Diese weisen die Besonderheit auf, dass mehrere Themengebiete innerhalb eines Falles verbunden werden. Auch hier steht die Kategorie „Wissensaneignung“ im Vordergrund (s. o.).
Fakultät für WirtschaftswissenschaftenLehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre, insb. Personal, Organisation und Unternehmungsführung Prof. Dr. Fred G. Becker
Breite und tiefe Vorbereitung der Moderatoren/Dozenten!Bei einer „normalen“ Übungsaufgabe braucht nur dieser Stoff erarbeitet zu sein, im PoL auch Randthemengebiete!
Feingefühl ist gefragt!Manchmal ändert ein Wort einen inhaltlichen Sachverhalt, lässt andere Interpretationen zu!
PoL-Fälle sind nie im ersten Anlauf perfekt!
Pretest und Evaluationen unerlässlich!Probeweise Interpretation des Falls durch mehrerer Personen (Lehrende, WHK, SHK, Studierende) zur Weiterentwicklung nutzen.
1. Erörterung des Lernstandes der Lernenden(Haben sie schon PoL gemacht, auf welche fachliche Basis bauen sie auf?)
2. Eingrenzung der zu vermittelnden fachlichen Inhalte (Breite und Tiefe)
3. Festlegen der Fallintention(Wissensaneignung, Vertiefung, Praktische Anwendung, Prüfungsfall)
4. Auf Basis von Ableitungen aus der vorliegenden Theorie: Ideensammlung und Skizzierung der Probleme, die im Fall auftreten könnten
5. Formulierung eines fiktiven Unternehmens mit den entsprechenden Daten (Größe, Branche, Hierarchieebenen, Produkt u. a.) undFestlegung der handelnden Personen und Erstellung eines Organigramms
6. Feinformulierung einzelner Problemsituationen und Personenbeziehungen,Formulierung des Gesamt-Fallzusammenhangs, Abstimmung und Gewichtung von Einzelproblemen
7. Pretest und Evaluation des Falles durch SHK/WHK/Kollegen!
Schritt 5: Evaluation des FallbeispielsDie von den Studierenden erarbeiteten Lernziele werden mit den Lehrzielen verglichen.
Schritt 4: Ausformulierung des FallbeispielsAuf Basis der Feinziele werden Details eingefügt. Achtung: Viele Details führen zu komplexeren Problemkonstruktionen
Schritt 3: Erstellen einer SkizzeDanach werden die Eckpunkte des Fallbeispiels festgelegt. Zunächst nicht zu viele Details berücksichtigt werden.
Schritt 2: Entwurf von FallthemenFormulierung von Themen auf der Grundlage von (veranstaltungsbezogenen) Feinzielen.
Schritt 1: Festlegen eines GrobzielsZusammenfassung der Ausbildungsziele einer Lehrveranstaltung
Neue Führungsperson soll unterschiedliche Produktionsgruppen anleiten
Prüfungsfall
Meierfeld GmbH Dynamik einer Konfliktepisode
Bereiche arbeiten nicht richtig zusammen, Ziele werden daher nicht erreicht und Konflikte zwischen den jeweiligen Abteilungsleitern entstehen, welche einen zielführenden Arbeitsablauf verhindern.
Vertiefung
Mika GmbH Konflikte Eine Arbeitsgruppe durchläuft unterschiedliche Gruppenphasen mit verschiedenen Konflikten
Fallsammlung „HR II“Fallnamen HR II Thematik Problematik Intention
Berg AG Leistungs- und Potenzialbeurteilung
Langjährige Mitarbeiter verlässt das Unternehmen und es soll intern Ersatz gefunden werden
Vertiefung
Gross GmbH Personalauswahl/ -einführung
Fehlerhafte Personalauswahl und -einführung Wissens-aneignung
Hanreiz GmbH Anreizsysteme Unklarheit über die Vergütungssysteme;Unzufriedenheit der Mitarbeiter; problematische Anreizgestaltung
Wissens-aneignung
Wursta GmbH Personaleinführung Fehlende Personaleinführung; Firmenphilosophie bei Personalauswahl, woraufhin es zu hoher Fluktuation neu eingestellter Mitarbeiter in der Probezeit kommt
Praktische Anwendung
Meierfeld GmbH Personalbedarfs-deckungskette
Entlang der gesamten Kette, hauptsächlich in der Personalauswahl und -einführung
Situative Präsentation Wird das Problem exakt beschrieben? Ist der Fall exemplarisch für den gesamten – mit dem Lernziel gemeinten
Realitätsausschnitt (Situation)? Ist der Fall praxisgerecht gewählt und realistisch gestaltet? Lassen sich aus dem Fall eine Reihe offener Fragen ableiten? Existieren mehrere Lösungsmöglichkeiten?
Wissenschaftliche Repräsentation
Lässt sich der im Fall gestaltete Realitätsausschnitt so verallgemeinern, dass er einer wissenschaftlichen Theorie entspricht?
Werden wissenschaftliche Erkenntnisse (Theorien, Modelle und Begriffe) konkret abgebildet?
Entspricht die im Fall gestaltete Thematik allgemeiner wissenschaftlicher Erkenntnis (Widerspruchsfreiheit)?
Werden unterschiedliche fachliche Dimensionen angesprochen, um eine fachübergreifende Fallbearbeitung zu fördern?
Subjektive Bedeutsamkeit
Ist der Fall bedeutsam für jetzige und zukünftige berufliche (evtl. auch außerberufliche) Situationen des Lernenden?
Lädt der Fall zur Rollenidentifikation ein? Spricht der Fall (Alltags-) Probleme des Lernenden an?
Subjektive Adäquanz/Fasslichkeit
Ist die Komplexität der Situation (des lernzielrelevanten Realitätsausschnitts) angemessen reduziert worden?
Ist der Fall konkret formuliert, so dass er das Vorstellungsvermögen anregt?
Motiviert der Fall durch einen (kognitiven) Konflikt oder eine andere Störung?
• Nicht die Lösungen, sondern der Austausch über Meinungen zu einem bestimmten Thema stehen im Mittelpunkt• Bezieht sich auf normative Aspekte des Berufs oder auf allgemeine oder gesellschaftliche Aspekte• Bereiten auf Berufsleben vor: Schult kritisches Urteilsvermögen, macht persönliche Wertvorstellungen deutlich
Diskussionsaufgabe
• Es ist angegeben, was die Lernenden lernen sollen. Ziel besteht darin, in der Aufgabe Kenntnisse zu erwerben.• Kann zur Einführung in Problemaufgaben dienen.• Schult Informationskompetenz (Beschaffung, Auswahl, Bewertung und Dokumentation)
Studienaufgabe
• Anwendung erworbener Kenntnisse (Kenntnisse zu einem Ganzen verbinden oder aus bekannten Informationen etwas Neues ableiten)
• Aufgabentyp erfolgt nach dem (Selbst-) Literaturstudium und wird in der Gruppe besprochen.
Anwendungsaufgabe
• Beschreibung einiger Phänomene oder Ereignisse, die miteinander im Zusammenhang stehen.• Analyse mit Hilfe von Theorien, Regeln und Prinzipien. Lernende müssen oft mehrere Erklärungen suchen.• Gruppe muss entscheiden, welche Mechanismen, Prozesse, Strukturen oder Regeln relevant sein sollen.• Ggf. zusätzliche Informationen durch Moderatoren.
Problemaufgabe
• Berufliche Handeln steht im Mittelpunkt.• Auf Basis bestimmter Vorgänge müssen Entscheidungen getroffen werden.• Strategie verlangt, Schritte und Maßnahmen zu benennen und zu begründen, die notwendig sind, um problematische
• Beschreibung eines Vorfalls oder einer Szene, in der Mitarbeiter(innen) zentrale Personen des Geschehens sind. Hier ist die Nutzung von Daten aus der beruflichen Entwicklung, Stellung und Situation besonders hilfreich.
Ereignis
• Beschreibung eines Phänomens, bspw. anhand einer Zustandsbeschreibung oder einer Entwicklung innerhalb einer neu formierten Arbeitsgruppe.
Phänomen
• Wiedergabe eines Gesprächs (oder mehrerer Gespräche) zwischen Organisationsmitgliedern.
Gesprächsaufzeichnung
• Beschreibung einer Problemsituation aus der subjektiven Perspektive eines Organisationsmitgliedes (bspw. auch Beschwerde).
Problempaket
• Darstellung einer kompletten Organisationsgeschichte oder eines Ausschnitts hieraus unter Einbeziehung von Daten (bspw. zu Auswirkungen).
Verlaufsbeschreibung
Quelle: Inspiriert durch und eng angelehnt an Antolic/Rolle (Charité)
Eigenschaften/Typ ProblemfallZiel Erkennen von zugrunde liegenden Strukturen
Leitfrage Was führt warum zu den beschriebenen Beschwerden, Ansichten bzw. Verhaltensweisen?
Charakterisierung Kurze Beschreibung eines Ereignisses/Phänomens ohne klinische Details
Lernschritte 1. BegriffserklärungWelche grundsätzlichen (keine terminologischen!) Verständnisfragen gibt es?
2. ProblemdefinitionUm was geht es hier? Welche (Teil-) Probleme liegen vor?
3. ProblemanalyseWelche Ideen und Vermutungen lassen sich aus den genannten Problemen ableiten?
4. Systematisieren der in 3. gesammelten Hypothesen und ErklärungsmusterLassen sich die gesammelten Aspekte (zu-) ordnen? Diskussion über einzelne Aspekte, um Wissenslücken zu identifizieren.
5. Formulierung von LernzielenWelche Informationen liegen bereits in der Gruppe vor? Wo fehlen noch welche?
6. SelbststudiumWelche Informationen sind woher zu bekommen, um die Lernziele angemessen bearbeiten zu können?
7. Synthese und Bewertung der ArbeitsergebnisseWelche Informationen wurden ermittelt? Welche Bedeutung haben sie für das Fallbeispiel?
8. Reflexion des gesamten Arbeits- und GruppenprozessesWie ist warum vorgegangen worden?: inhaltlich – strategisch - miteinander
Einsetzbar primär im … vorklinischen Studienabschnitt
Eigenschaften/Typ StrategiefallZiel Klinisch denken und handeln, d. h. hier Anwendung von Grundlagenwissen und kritische Bewertung
Leitfrage Welche diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen müssen in der angegebenen Situation in welcher Reihenfolge warum vorgenommen werden?
Charakterisierung Kurze Beschreibung eines klinischen Verlaufs/einzelner klinischer Sequenzen
Lernschritte 1. Klären und definieren zentraler BegriffeWelche betroffene/n Organe, funktionale, morphologische, pathophysiologische, psychosoziale und subjektiven Aspekte sind hier angesprochen?
2. Problematisieren diagnostischer MaßnahmenFormulieren wichtiger anamnestischer Fragen und Benennung diagnostischer Schritte, um eine umfassende Vorstellung von d. Patientin/en zu bekommen. Wie sollte warum klinisch zunächst verfahren werden?
3. Verknüpfen dieser klinischen Überlegungen mit den in 1. zusammengetragenen Daten zu einem komplexen BeschwerdebildWelche Ideen und Vermutungen lassen sich zur Klärung der beschriebenen Situation formulieren?
4. Erkennen und Erklären der dem Beschwerdebild zugrunde liegenden Zusammenhänge: Diskutieren relevanter RisikofaktorenWie lassen sich die dargestellten Zusammenhänge erklären? Welche Befunde/Zusatzinformationen sollten den Studierenden mitgeteilt werden?
5. Priorisieren der möglichen Erklärungsmuster aus 4. nach WahrscheinlichkeitenWelche Erklärungsansätze sind warum am wahrscheinlichsten? Welche Fachinformationen fehlen uns noch, um eine Diagnose stellen zu können?
6. Sichern der Diagnose auf der Grundlage der im Selbststudium zu erarbeitenden InformationenWelche Informationen sind woher zu bekommen?
7. Synthese der gesammelten Informationen und Aufstellung eines Therapiekonzeptes8. Reflexion des gesamten Arbeits- und Gruppenprozesses
Wie ist warum vorgegangen worden?: - inhaltlich – strategisch - miteinander
Einsetzbar primär im … klinischen Studienabschnitt