29 Materialstammsatz 3.2 Eine Übersichtsdarstellung der Stammdaten im Einkauf finden Sie in Abbildung 3.1. 3.2 Materialstammsatz Zentrales Datenobjekt der Materialwirtschaft Der Materialstammsatz als zentrales Datenobjekt innerhalb der Mate- rialwirtschaft dient in den verschiedenen betriebswirtschaftlichen Funktionsbereichen eines Unternehmens der Verwaltung der Infor- mationen, die für ein Material erforderlich sind. 3.2.1 Struktur, Fachbereiche und Datenhaltungsebenen Materialstammsätze enthalten Vorschlagswerte und Steuerungspara- meter für die Einkaufsabwicklung. Zu den Vorschlagswerten gehört z. B. der Einkaufswerteschlüssel, der Daten für Mahntage sowie Über- bzw. Unterlieferungstoleranzen bei der Erfassung von Einkaufsbele- gen vorschlägt. Zu den Steuerungsparametern zählt z. B. das Kennzei- chen Autom.Bestell., durch das für Bestellanforderungspositionen für dieses Material automatisch eine Bestellung erzeugt werden kann (siehe Abbildung 3.2). Abbildung 3.1 Stammdaten der Materialwirtschaft in SAP ERP Materialstammdaten z.B. Materialnummer, Materialkurztext, Einkaufsdaten, Basismengeneinheit, Lagerplatz, Bewertungspreis Lieferantenstammdaten z.B. Anschrift, Bankverbindungen, Abstimmkonto, Zahlungs- bedingungen, Einkaufsdaten Einkaufsstammdaten Einkaufsinfosatz, Orderbuch, Quotierung, Konditionen, Lieferantenbeurteilung
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Praxishandbuch Einkauf mit SAP ERP - thali.ch · 31 Materialstammsatz 3.2 Die unterschiedlichen Sichten können Sie sich über den Menüpfad SAP Menü Logistik Materialwirtschaft
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Materialstammsatz 3.2
Eine Übersichtsdarstellung der Stammdaten im Einkauf finden Sie inAbbildung 3.1.
3.2 Materialstammsatz
Zentrales Datenobjekt der Materialwirtschaft
Der Materialstammsatz als zentrales Datenobjekt innerhalb der Mate-rialwirtschaft dient in den verschiedenen betriebswirtschaftlichenFunktionsbereichen eines Unternehmens der Verwaltung der Infor-mationen, die für ein Material erforderlich sind.
3.2.1 Struktur, Fachbereiche und Datenhaltungsebenen
Materialstammsätze enthalten Vorschlagswerte und Steuerungspara-meter für die Einkaufsabwicklung. Zu den Vorschlagswerten gehörtz. B. der Einkaufswerteschlüssel, der Daten für Mahntage sowie Über-bzw. Unterlieferungstoleranzen bei der Erfassung von Einkaufsbele-gen vorschlägt. Zu den Steuerungsparametern zählt z. B. das Kennzei-chen Autom.Bestell., durch das für Bestellanforderungspositionenfür dieses Material automatisch eine Bestellung erzeugt werden kann(siehe Abbildung 3.2).
Abbildung 3.1 Stammdaten der Materialwirtschaft in SAP ERP
Materialstammdaten
z.B. Materialnummer, Materialkurztext, Einkaufsdaten,Basismengeneinheit, Lagerplatz, Bewertungspreis
Lieferantenstammdaten
z.B. Anschrift, Bankverbindungen, Abstimmkonto, Zahlungs-bedingungen, Einkaufsdaten
Da verschiedene betriebswirtschaftliche Funktionsbereiche (z. B. Ein-kauf, Vertrieb, Finanzbuchhaltung und Controlling) einen Material-stammsatz gemeinschaftlich verwenden, aber unterschiedlichematerialspezifische Informationsbedürfnisse haben, sind die Dateneines Materialstammsatzes in Fachbereiche (Sichten) unterteilt (sieheAbbildung 3.3). Diese Sichten sind wiederum den Organisationsebe-nen in SAP ERP zugeordnet.
Abbildung 3.2 Einkaufssicht des Materialstammsatzes
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Materialstammsatz 3.2
Die unterschiedlichen Sichten können Sie sich über den MenüpfadSAP Menü � Logistik � Materialwirtschaft � Stammdaten � Mate-rialstamm � anlegen/ändern/anzeigen anzeigen lassen. Die Fach-bereiche (Sichten) sind z. B.:
� GrunddatenZu den Grunddaten gehören unter anderem die Materialbezeich-nung, die Sparte, die Basismengeneinheit, die Warengruppe unddas Gewicht. Diese Daten werden von allen Fachbereichen benö-tigt und sind deshalb der Organisationsebene Mandant zugeord-net.
� KlassifizierungsdatenDie Klassifizierung ist ein anwendungsübergreifendes Werkzeugzur Gruppierung von Objekten (z. B. von Materialstammsätzen)mit ähnlichen Merkmalen. Durch die Bewertung der Objekte mitfrei definierbaren Merkmalen werden diese in Klassen eingeord-net, um sie in späteren Anwendungen (z. B. Bestellanforderung
Abbildung 3.3 Sichtabfrage beim Aufrufen des Materialstammsatzes
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Stammdaten3
anlegen) besser finden zu können. Da die Klassifizierung von ver-schiedenen Anwendungen verwendet wird, werden auch die Klas-sifizierungsdaten auf der Mandantenebene abgelegt.
� EinkaufsdatenZu den Einkaufsdaten gehören z. B. die Wareneingangsbearbei-tungszeit, die zuständige Einkäufergruppe, Mahnwerte, die Be-stellmengeneinheit, die Herstellerteilenummer und das Quotie-rungsverwendungskennzeichen. Diese für die externe Beschaffungrelevanten Daten werden auf der Organisationsebene Werk hinter-legt.
� DispositionDie Dispositionsdaten enthalten die für die Materialbedarfspla-nung erforderlichen Informationen. Hierzu zählen z. B. Angabenzum Dispositionsverfahren, Losgrößendaten, Terminierungsdaten,Daten zur Nettobedarfsrechnung und Beschaffungsdaten (z. B.Eigenbeschaffung, Fremdbeschaffung und Sonderbeschaffungsfor-men). Diese Daten werden auf Werksebene gepflegt; allerdings isteine Disposition auch auf der Ebene von Dispositionsbereichenmöglich.
� VertriebZu diesem Bereich gehören z. B. die Verkaufsmengeneinheit, dieMindestauftragsmenge, die Umsatzsteuerdaten, das Auslieferungs-werk, die Preisfindung, Versanddaten und die Mindestauftrags-menge. Diese Daten werden auf den drei Registerkarten Verkaufs-organisationsdaten 1, Verkaufsorganisationsdaten 2 undAllgemeine Werksdaten gepflegt, wobei die ersten beiden denOrganisationsebenen Verkaufsorganisation und Vertriebsweg zuge-ordnet sind und die Daten der dritten Registerkarte werksabhängighinterlegt werden.
� PrognoseDie Prognosesicht enthält werksabhängige Daten zur Abschätzungdes künftigen Materialbedarfs, wie beispielsweise die Anzahl derPrognoseperioden und das Prognosemodell.
� ArbeitsvorbereitungDer Fachbereich Arbeitsvorbereitung enthält werksspezifische Da-ten zur Fertigungssteuerung, wie z. B. das Fertigungssteuerungs-profil, Rüst- und Bearbeitungszeiten sowie den Fertigungssteuerer.
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Materialstammsatz 3.2
� Werksdaten/LagerungDer Fachbereich Werksdaten/Lagerung enthält Angaben zur men-gen- und wertmäßigen Bestandsführung auf Werks- und Lagerort-ebene. Die Sichten Allgemeine Werksdaten/Lagerung 1 undAllgemeine Werksdaten/Lagerung 2 umfassen Daten wie Tem-peratur- und Raumbedingungen, Lagerplatz und Kommissionier-bereich, Haltbarkeitsdaten sowie das Serialnummernprofil und dasKennzeichen für die negativen Werksbestände.
� LagerverwaltungLagerverwaltungsdaten nutzen Sie, wenn Sie die Materialbeständeund Materialbewegungen des gesamten Lagerkomplexes im Rah-men eines Warehouse-Management-Systems (WMS) detailliert biszur Lagerplatzebene betrachten möchten. Die Pflege dieser Datenerfordert neben der Werksangabe zusätzlich die Angabe vonLagernummer und Lagertyp.
� QualitätsmanagementDie Qualitätsmanagementdaten sind beim Einsatz der Kompo-nente Qualitätsmanagement erforderlich und beinhalten werksab-hängige Informationen zur Beschaffung und zur Qualitätsprüfung.
� KalkulationIm Fachbereich Kalkulation werden werksabhängig Daten zurPlankalkulation zu Planpreisen und zu den Mengengerüstdatenhinterlegt.
� Werksbestand/LagerortbestandDie Sichten Werksbestand und Lagerortbestand enthaltenBestandsinformationen zum Material auf Werks- und Lagerort-ebene.
ZusatzdatenebeneZusätzlich zu diesen Sichten der Hauptarbeitsebene existiert im Mate-rialstammsatz eine Zusatzdatenebene. Diese Zusatzdatenebene ent-hält z. B. folgende Sichten:
� Kurztexte
� Mengeneinheiten
� zusätzliche EANs
� Dokumentdaten
� Verbrauch
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Stammdaten3
Exkurs: Buchhaltungssicht des Materialstammsatzes
Zum Funktionsbereich Buchhaltung gehören insbesondere Bewer-tungsdaten und Daten zur automatischen Kontenfindung. Die Buch-haltungsdaten eines Materialstammsatzes können auf Buchungskreis-oder Werksebene geführt werden. Entsprechend müssen Sie bei derPflege eines Materialstammsatzes, der auf der Organisationsebene(Datenhaltungsebene) geführt werden soll, einen Buchungskreis oderein Werk eingeben.
GetrennteBewertung
Wenn für ein Material die Funktion Getrennte Bewertung einge-stellt wurde, ist zusätzlich die Bewertungsart einzugeben. DieseFunktion ermöglicht beispielsweise eine nach Herkunft, Zustandoder Charge unterschiedliche Bewertung der Materialbestände einesMaterials. Um die Funktion Getrennte Bewertung nutzen zu kön-nen, müssen zuvor im Customizing ein Bewertungstyp und eineBewertungsart eingegeben worden sein. Diesen Customizing-Bereicherreichen Sie über den Menüpfad SPRO � SAP Referenz-IMG � SAPCustomizing Einführungsleitfaden � Materialwirtschaft � Be-wertung und Kontierung � Getrennte Bewertung � GetrennteBewertung aktivieren bzw. Getrennte Bewertung einstellen.
Anhand von Abbildung 3.4 sehen Sie, dass für das Werk 1000 dieBewertungstypen B Bez. Eig./fremd, C Zustand und H Herkunftaktiviert sind. Für den Bewertungstyp H Herkunft sind als entspre-chende Ausprägungen die Bewertungstypen Ausland und Inlandeingestellt.
Bewertungstypen Ob eine getrennte Bewertung für ein Material eingestellt ist, könnenSie in der Sicht Buchhaltung 1 im Datenbereich Allgemeine Datenim Feld Bewertungstyp erkennen.
Abbildung 3.5 enthält im Datenbereich Aktuelle Bewertung bei-spielsweise Angaben und Einstellungen zur Bewertungsklasse, zumPreissteuerungskennzeichen, zum Preis (gleitender Preis oderStandardpreis) und zum Gesamtwert.
Zusatzdatenebene aufrufen
Diese Zusatzdatenebene erreichen Sie in der Materialstammsatzpflegeüber die Drucktaste Zusatzdaten. Beachten Sie, dass für die Anzeige derVerbrauchsdaten eine Werksangabe erforderlich ist.
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Materialstammsatz 3.2
Abbildung 3.4 Bewertungstypen zuordnen
Abbildung 3.5 Buchhaltungssicht 1
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Stammdaten3
Preissteuerungs-kennzeichen
Die Bewertungsklasse bestimmt neben anderen Einflussfaktoren dieSachkonten, die im Rahmen der automatischen Kontenfindung beibewertungsrelevanten Materialbewegungen automatisch bebuchtwerden. Das Preissteuerungskennzeichen regelt, ob die Materialbe-stände zum gleitenden Durchschnittspreis oder zum Standardpreisbewertet werden sollen. Die Angaben in den Feldern gleitenderPreis und Standardpreis geben den aktuellen Bewertungspreis einesMaterials an. Allerdings wird zu statistischen Zwecken auch bei derEinstellung des Standardpreisverfahrens »S« der gleitende Durch-schnittspreis automatisch aktualisiert und mitgeführt. So können SieAbweichungen zwischen dem aus unterschiedlichen Bestellpreisenresultierenden gleitenden Durchschnittspreis und dem Standardpreisauf einen Blick erkennen. Die Angabe im Feld Gesamtwert umfasstdie bewerteten Materialbestände eines Materials innerhalb des ange-gebenen Bewertungskreises und der angegebenen Bewertungsart.
Abbildung 3.6 enthält Angaben zur steuer- und handelsrechtlichenBewertung eines Materials.
Datenhaltungsebenen
Datenhaltungs-ebenen
Wie bereits erwähnt, werden die einzelnen Fachbereiche (Sichten)auf verschiedenen Ebenen der Organisationsstruktur von SAP ERPhinterlegt. Die relevanten Organisationsebenen werden in Abhängig-keit von den zu pflegenden Sichten vom System abgefragt (siehe
Abbildung 3.6 Buchhaltungssicht 2
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Materialstammsatz 3.2
Abbildung 3.7). Der entsprechende Menüpfad lautet SAP Menü �
Zuordnungen von Organisations-ebenen im Customizing
Für die Einkaufssicht ist die zu belegende Organisationsebene dasWerk. Der Mandant ist dem SAP-System aus der Systemanmeldungbekannt. Buchungskreis und Einkaufsorganisation nimmt SAP ERPaus der Zuordnung »Werk zu Buchungskreis« bzw. »Werk zu Ein-kaufsorganisation« im Customizing der Unternehmensstruktur.
In Tabelle 3.1 finden Sie eine exemplarische Übersicht der zu pfle-genden Fachbereiche und der einzugebenden Organisationsebenen.
Abbildung 3.7 Abfrage der Organisationsebenen beim Aufrufen des Material-stammsatzes
Alle Organisationsebenen pflegen
Bitte beachten Sie, dass Sie bei der Pflege von Materialstammsichten allerelevanten Organisationsebenen eingeben müssen. Andernfalls werdenIhnen die spezifischen Felder einer Organisationsebene nicht angezeigt.
Fachbereich (Sicht) Organisationsebene
Buchhaltung Werk (wenn als Bewertungskreis das Werk eingestellt ist)
Kalkulation Werk
Tabelle 3.1 Übersicht über Fachbereiche und korrespondierende Organisationsebenen
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Stammdaten3
3.2.2 Materialart und Branche
SteuerndeFunktionen vonMaterialart und
Branche
Sowohl die Materialart als auch die Branche haben steuernde Funk-tion in SAP ERP. So steuert die Branche, welche Bildschirmbilder inwelcher Reihenfolge erscheinen und welche branchenspezifischenFelder auf den einzelnen Bildschirmbildern angezeigt werden sollen.Die Materialart steuert z. B. die Art der Nummernvergabe (internoder extern), die Kontenfindung, welche Fachbereichsdaten gepflegtwerden können und ob Eigenfertigung und/oder Fremdbezug für einMaterial zulässig sein sollen (siehe Abbildung 3.8). Durch die Angabeder Materialart – bereits bei der Erfassung des Materialstammsatzes –werden die Materialien einer bestimmten Materialart zugeordnet,und es lassen sich somit gleichartige Materialien einheitlich verwal-ten. Um die Eigenschaften einer Materialart zu definieren, folgen Siedem Menüpfad SPRO � SAP Referenz-IMG � SAP CustomizingEinführungsleitfaden � Logistik Allgemein � Materialstamm �
Grundeinstellungen � Materialarten � Eigenschaften der Mate-rialarten festlegen.
Bestands-führungspflichteines Materials
Zusammen mit dem Bewertungskreis (Buchungskreis oder Werk)bestimmt die Materialart die Bestandsführungspflicht eines Mate-rials. »Bestandsführungspflicht« betrifft hierbei die Frage, ob Men-gen- und Wertveränderungen (z. B. durch Wareneingänge) imMaterialstammsatz und die Wertveränderungen auch auf den jewei-ligen Sachkonten fortgeschrieben werden sollen (siehe Abbildung3.9). Wählen Sie für diese Einstellungen den Menüpfad SPRO � SAPReferenz-IMG � SAP Customizing Einführungsleitfaden � LogistikAllgemein � Materialstamm � Grundeinstellungen � Material-arten � Eigenschaften der Materialarten festlegen.
Einkauf Werk
Qualitätsmanagement Werk
Vertrieb – Verkaufsorganisa-tionsdaten
Verkaufsorganisation und Vertriebs-weg
Prognose Werk
Fachbereich (Sicht) Organisationsebene
Tabelle 3.1 Übersicht über Fachbereiche und korrespondierende Organisationsebenen (Forts.)
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Dieses Kapitel beschreibt den gesamten Beschaffungsprozess der Komponente Einkauf in der Materialwirtschaft von SAP ERP.
4 Beschaffung mit SAP ERP
Nach der einführenden Darstellung eines einfachen Beschaffungspro-zesses werden in diesem Kapitel die möglichen Beschaffungsfunktio-nen schrittweise erweitert. Zum Abschluss dieses Kapitels werdeneinige besondere Geschäftsvorfälle dargestellt. Besondere Beachtungfinden hierbei notwendigen Customizing-Einstellungen und die neueBelegübersicht für Bestellanforderungen und Bestellungen.
4.1 Der grundlegende Beschaffungsprozess
Die Komponente Einkauf des Moduls Materialwirtschaft hat dieAufgabe, Bezugsquellen für Materialien und Dienstleistungen zuermitteln, den externen Beschaffungsvorgang einzuleiten und Folge-aktivitäten zu überwachen; Folgeaktivitäten sind beispielsweiseWareneingänge und Rechnungen, die in der Bestellung über dieBestellentwicklung dokumentiert werden. Abbildung 4.1 führt dengrundlegenden Beschaffungsprozess mit den relevanten Trans-aktionscodes auf.
Im Folgenden wird zunächst ein einfacher Beschaffungszyklus vorge-stellt, bestehend aus Bestellung, Wareneingang und Rechnungsprü-fung.
4.1.1 Bestellung
Die Bestellung ist die Aufforderung an einen Lieferanten oder an einanderes Werk Ihres Unternehmens, Materialien oder Dienstleistun-gen zu den vereinbarten Bedingungen zu liefern.
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Beschaffung mit SAP ERP4
Verbrauchs- undLagermaterial
Materialien können für den direkten Verbrauch (Verbrauchsmaterial)oder zur Auffüllung des Lagerbestands (Lagermaterial) bestellt wer-den. Zur Verringerung des Erfassungsaufwands, zur Vermeidung vonÜbertragungsfehlern und für die Konsistenzprüfung können Sie beider Anlage einer Bestellung auf Vorgängerbelege oder bereits vor-handene Bestellungen Bezug nehmen (siehe Abschnitt 4.2.5, »Bestel-lung«). Die Bezugnahme auf einen Vorgängerbeleg empfiehlt sichauch, um einen durchgängigen Geschäftsprozessfluss zu erreichen.Sie können eine Bestellung aber auch ohne Bezugnahme anlegen.Zahlreiche Daten werden automatisch aus den im dritten Kapitelbesprochenen Stammdaten in den Bestellbeleg kopiert.
Bildbereiche derEinbildtransaktion
Mit dem SAP R/3-Release 4.6 wurde die Bestellung (ebenso wie dieBestellanforderung) neu gestaltet und in die Transaktionen ME21N,ME22N und ME23N übernommen. Hierbei handelt es sich um Ein-bildtransaktionen, bei denen alle wesentlichen Datenbereiche aufeiner Erfassungsmaske erscheinen. Abbildung 4.2 zeigt die vier Bild-bereiche:
� KopfbereichIm Kopfbereich sind alle für den gesamten Bestellbeleg relevantenDaten enthalten, wie z. B. Zahlungsbedingungen, Incoterms, Liefe-rantenanschrift und Organisationsdaten.
� PositionsübersichtDie Positionsübersicht enthält die wichtigsten Materialdaten, wiez. B. Materialnummer, Bestellmenge und Werk.
Abbildung 4.1 Der grundlegende Beschaffungsprozess
Bestellung mit derTransaktion ME21N
Wareneingang mit der Transaktion MIGO
Rechnungsprüfung mit der Transaktion MIRO
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Der grundlegende Beschaffungsprozess 4.1
� PositionsdetaildatenDie Positionsdetaildaten umfassen zusätzliche Daten zur jeweili-gen Bestellposition, wie z. B. materialspezifische Konditionen,Steuerkennzeichen und Gewicht.
� BelegübersichtDie Belegübersicht dient der Anzeige verschiedener Belege, wiez. B. Bestellanforderungen, Anfragen und Bestellungen; die Beleg-übersicht wird ausführlich in Abschnitt 4.2, »Erweiterung desBeschaffungsprozesses«, behandelt.
Alle Bildbereiche können einzeln geöffnet und geschlossen werden,wodurch sich die Größe der noch geöffneten Bildbereiche verändert.
»Altes« Bestell-formular aufrufen
Das »alte« Bestellformular ist in der Menüstruktur von SAP EasyAccess nicht mehr vorhanden, es lässt sich jedoch weiterhin über dieEingabe des entsprechenden Transaktionscodes aufrufen (Transak-tionscodes ME21, ME22 und ME23).
Abbildung 4.2 Bestellformular
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Beschaffung mit SAP ERP4
Die Enjoy-Bestellung (Einbildtransaktion) erreichen Sie über denMenüpfad SAP Menü � Logistik � Materialwirtschaft � Einkauf �
Bestellung � Anlegen � Lieferant/Lieferwerk bekannt.
Im Rahmen der Enjoy-Bestellung können Sie mithilfe der Drucktas-ten Anlegen und Anzeigen/Ändern zwischen den verschiedenenModi hin- und herschalten (siehe Abbildung 4.3). Somit spielt eskeine Rolle, mit welcher Funktion Sie in die Bestellung eingestiegensind (Anlegen, Ändern oder Anzeigen).
PersönlicheEinstellungen
Über die Drucktaste Pers. Einstellung erhalten Sie wichtige Einstel-lungsmöglichkeiten zur individuellen Arbeit mit der Enjoy-Bestel-lung.
Grund-einstellungen
Zu den Grundeinstellungen zählen z. B. (siehe auch Abbildung 4.4):
� Belegübersicht automatisch aufbauenWenn Sie dieses Feld markieren, werden die von Ihnen erstellten
Bestellanforderungen oder Bestellungen gemäß Ihrer zuletztgewählten Selektionsvariante bei jedem Neueinstieg in die Enjoy-Bestellung automatisch für den gewählten Selektionszeitraum(z. B. eine Woche) aufgebaut.
� Umfeldinfo in neuem ModusWenn Sie dieses Feld markieren, werden Ihnen die Umfeldinfor-mationen zu einer Bestellung (z. B. Material oder Lieferant) ineinem neuen Modus angezeigt. Diese Umfeldinformationen er-reichen Sie entweder über einen Doppelklick in das gewählteUmfeldobjekt oder über den Menüpfad Umfeld � Material oderUmfeld � Lieferant.
� KonvertierungenWenn Sie das Kennzeichen Schlüssel anzeigen setzen, wird fürWerk, Lagerort und Warengruppe nur der Schlüssel (z. B. 1000)angezeigt. Ansonsten wird die Bezeichnung (z. B. Hamburg) ange-zeigt. Wenn Sie das Kennzeichen für die intelligente Suchhilfe (int.Suchhilfe an) gesetzt haben, erhalten Sie z. B. für die Eingabefel-der Material und Werk eine Liste mit Vorschlagswerten, sofernSie zuvor einen Teil der Materialnummer oder des Materialkurz-textes eingegeben hatten (siehe Abbildung 4.5).
Abbildung 4.5 Auswahlfenster bei Eingabe des Begriffs »Pumpe« in dasEingabefeld »Material«
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Beschaffung mit SAP ERP4
� Persönliche EinstellungÜber die Drucktaste Pers. Einstellung (siehe Abbildung 4.3) las-sen sich auch individuelle Vorschlagswerte für verschiedene Fel-der des Bestellkopfs und der Bestellpositionen vorbelegen (sieheAbbildung 4.6).
Werk aus denVorschlagswerten
übernehmen
Besondere Bedeutung kommt dem Feld Immer vorschlagen zu.Wenn dieses Feld markiert ist, wird der vorgeschlagene Wert auchdann übernommen, wenn SAP ERP aus einem Referenzbeleg einenanderen Wert ermittelt hat. Wird im obigen Beispiel eine Bestellungmit Bezug auf eine Bestellanforderungsposition für das Werk 1200erstellt, so wird dennoch für die Bestellposition das Werk 1000 über-nommen.
Objektdienste Über die Drucktaste Dienste zum Objekt stehen Ihnen in der Bestel-lung und in der Bestellanforderung verschiedene Funktionen zurVerfügung. Beispielsweise können Sie dem jeweiligen Beleg eineDatei anfügen, ein Verweis auf eine Webseite oder eine Notiz anle-gen, das Objekt mit einer Notiz versenden oder einen Workflow star-ten (siehe Abbildung 4.7).
Spaltenverschieben
Um die Übersichtlichkeit im Bildbereich Bestellpositionsübersichtzu verbessern, können Sie die Spaltenanordnung bequem per Drag &Drop ändern und auch die Spaltenbreite beeinflussen.
Abbildung 4.6 Vorschlagswerte
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Der grundlegende Beschaffungsprozess 4.1
Um die neue Spaltenanordnung und -breite benutzerabhängig zusichern, betätigen Sie die Einstellungstaste im Table Control (sieheAbbildung 4.8).
Table ControlIn den Tabelleneinstellungen können Sie eine persönliche Varianteanlegen und diese (aber auch jede andere vorhandene Variante) alsStandardeinstellung übernehmen, in dem Sie die entsprechendeDrucktaste betätigen. Zusätzlich können über die Drucktaste Admi-nistrator auch mandantenweit für alle Benutzer geltende System-varianten eingestellt werden. Die benutzerabhängige Varianteübersteuert die Systemvariante.
NachrichtenWie für alle Einkaufsbelege können auch für Bestellungen Nachrich-ten ausgegeben werden, die in eine Nachrichtenwarteschlangegestellt werden. Die Nachrichtenausgabe erfolgt in seltenen Fällensofort, in der Regel aber später über einen Hintergrundjob. Nachrich-
Abbildung 4.7 Objektbearbeitung
Abbildung 4.8 Table Control
100
Beschaffung mit SAP ERP4
tenrelevante Änderungen einer Bestellung führen nur dann zu einerÄnderungsnachricht, wenn die ursprüngliche Nachricht bereits aus-gegeben worden ist (siehe Abbildung 4.9). Sie erreichen die Nach-richteneinstellungen zu einer Bestellung in der Enjoy-Bestellung überdie Drucktaste Nachrichten.
Im Beispiel aus Abbildung 4.9 ist die Nachricht noch unverarbeitetund mit einer gelben Ampel gekennzeichnet. Eine Änderungsnach-richt hätte einen Haken in der Spalte ÄNderungsnachricht.
Versandzeitpunkt Über die Drucktaste Zusatzangaben erreichen Sie Einstellungsmög-lichkeiten zum gewünschten Versandzeitpunkt (siehe Abbildung 4.10).
Abbildung 4.9 Nachrichten in der Enjoy-Bestellung
Abbildung 4.10 Zusatzangaben
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Der grundlegende Beschaffungsprozess 4.1
Wenn Sie den Versandzeitpunkt auf »4 sofort versenden« einstellenund die Bestellung sichern, können Sie anschließend im Nachrichten-bild erkennen, dass die Nachricht mit einer grünen Ampel versehenund somit verarbeitet ist (siehe Abbildung 4.11).
Nachrichten-ausgabe über die Sammel-verarbeitung
Eine weitere Möglichkeit zur Nachrichtenausgabe haben Sie mit derTransaktion ME9F. Sie erreichen die Transaktion über den MenüpfadSAP Menü � Logistik � Materialwirtschaft � Einkauf � Bestellung �Nachrichten � Nachrichten ausgeben. Im Einstiegsbild dieser Trans-aktion können Sie die für Sie relevanten Bestellungen auswählen. DieSelektion kann nach den Belegdaten und nach den Nachrichtendatenerfolgen, z.B. nach Nachrichtenart und Verarbeitungsstatus (sieheAbbildung 4.12).
Abbildung 4.11 Nachricht verarbeitet
Abbildung 4.12 Selektionsbild der Nachrichtenausgabe über die Transaktion ME9F
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Beschaffung mit SAP ERP4
Nach dem Ausführen des Programms erhalten Sie als Ergebnis dieselektierten Bestellungen. Durch Betätigen der Drucktaste Nachrichtausgeben werden die markierten Bestellungen verarbeitet (sieheAbbildung 4.13).
Spool-Auftrag Für die selektierte Nachricht wird nun ein Spool-Auftrag vergeben.Die Spool-Auftragsnummer können Sie sich über die Bestellanzeigefür die markierte Nachricht über die Drucktaste Verarbeitungspro-tokoll anzeigen lassen (siehe Abbildung 4.14).
Abbildung 4.13 Ergebnisliste
Abbildung 4.14 Verarbeitungsprotokoll
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Der grundlegende Beschaffungsprozess 4.1
Ausgabesteuerung für Spool-Aufträge
Die Ausgabesteuerung für die Spool-Aufträge erreichen Sie über dasSAP Easy Access-Menü, in dem Sie den Menüpunkt System � EigeneSpool-aufträge wählen. In dieser Transaktion können Sie den rele-vanten Spool-Auftrag markieren und ihn über die Drucktaste Dru-cken ohne Änderung ausgeben (siehe Abbildung 4.15).
4.1.2 Wareneingang
Transaktion MIGODie Komponente Bestandsführung innerhalb des Moduls Material-wirtschaft von SAP ERP befasst sich unter anderem mit der Erfassungaller Warenbewegungen. Die zentrale Transaktion MIGO zur Ver-buchung von Warenbewegungen erreichen Sie über den Menüpfad:SAP Menü � Logistik � Materialwirtschaft � Bestandsführung �
Warenbewegung � Warenbewegung (MIGO). Ebenso wie dieEnjoy-Bestellung ist auch die Transaktion MIGO eine Einbildtrans-aktion, die sich in die vier Bildbereiche Kopfdaten, Positionsüber-sicht, Positionsdetaildaten und Übersichtsbaum aufteilt. DieEnjoy-Transaktion MIGO erlaubt es, über die Felder Vorgänge undReferenzbeleg unterschiedliche Formen von Warenbewegungen ineiner Transaktion zu erfassen (siehe Abbildung 4.16).
Verbuchung des Wareneingangs
Zur Erfassung eines Wareneingangs zu einer Bestellung sind die fol-genden Schritte erforderlich:
1. Wahl des Vorgangs Wareneingang
2. Wahl des Referenzbelegs Bestellung
Abbildung 4.15 Eigene Spool-Aufträge
104
Beschaffung mit SAP ERP4
3. Prüfung der Bewegungsart (siehe den folgenden Exkurs)
4. Eingabe der Bestellnummer
5. Betätigen der Drucktaste Ausführen
6. Eingabe eines Lagerorts (sofern in der Bestellung noch nicht vorgeplant)
7. Kontrolle der Bestandsart
8. Kennzeichnung der Position mit OK
9. Buchung des Wareneingangs
Exkurs: Bewegungsarten
Das Bewegungsartenkonzept von SAP ERP sieht zur Identifizierungjeder möglichen Warenbewegung (z. B. Wareneingänge, Warenaus-gänge, Umlagerungen) ein dreistelliges Kürzel vor. Die Bewegungsarthat steuernde Funktion, z. B. bezüglich des Bildaufbaus bei der Erfas-sung von Warenbewegungen, der Fortschreibung von Konten in derFinanzbuchhaltung und der möglichen Storno- und Folgebewegungs-
Abbildung 4.16 Wareneingang zur Bestellung
105
Der grundlegende Beschaffungsprozess 4.1
arten (siehe Abbildung 4.17). Die entsprechenden Einstellungsmög-lichkeiten der Customizing-Transaktion OMJJ erreichen Sie über denMenüpfad SPRO � SAP Referenz-IMG � SAP Customizing Einfüh-rungsleitfaden � Materialwirtschaft � Bestandsführung undInventur � Bewegungsarten � Bewegungsarten kopieren, ändern.
In Tabelle 4.1 sind einige Beispiele für Bewegungsarten aufgeführt.
Neue Bewegungsarten mit SAP ERP 6.0
Im Standard sind für alle Warenbewegungen entsprechende Bewe-gungsarten definiert, sodass keine Änderungen erforderlich sind,wenn Sie mit der Standardauslieferung arbeiten möchten. Mit SAPERP 6.0 wurden die neuen Bewegungsarten 107 bis 110 eingeführt.
4.1.3 Logistik-Rechnungsprüfung
Die Logistik-Rechnungsprüfung bildet aus der Sicht der Materialwirt-schaft den Abschluss des Beschaffungsvorgangs. Die Rechnungsprü-
Abbildung 4.17 Bewegungsarten kopieren, ändern
Bewegungsart Bedeutung
101 Wareneingang
102 Wareneingang – Storno
201 Warenausgang für Kostenstelle
301 Umbuchung Werk an Werk – Einschrittverfahren
333 Entnahme für Stichprobe aus dem frei verwendbaren Bestand
601 Warenauslieferung
Tabelle 4.1 Beispiele für Bewegungsarten
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Beschaffung mit SAP ERP4
fung prüft die Lieferantenrechnungen auf sachliche, preisliche undrechnerische Richtigkeit.
Eingangs-rechnungen für die
Zahlung sperren
Bei der Rechnungserfassung beziehen Sie sich auf einen Vorgänger-beleg (in der Regel Bestellung oder Lieferschein), und das SAP-Systemprüft z. B., ob es Abweichungen zwischen der Rechnungs- und Wa-reneingangsmenge oder zwischen dem Rechnungs- und Bestellpreisgibt, und sperrt gegebenenfalls die gebuchte Eingangsrechnung fürdie Zahlung.
Die Transaktion MIRO (Eingangsrechnung hinzufügen) ist eine Einbild-transaktion, die Sie über den Menüpfad SAP Menü � Logistik � Mate-rialwirtschaft � Logistik-Rechnungsprüfung � Belegerfassung �
Bei der Rechnungserfassung können Sie wie folgt vorgehen:
1. Wählen Sie einen Vorgang (in diesem Fall »Rechnung«, oder z. B.»Gutschrift«).
2. In den Kopfdaten pflegen Sie auf der Registerkarte Grunddatendie wichtigsten Rechnungsinformationen wie z. B. Rechnungsbrut-tobetrag, Steuerbetrag, Steuerkennzeichen und Rechnungsdatum.
3. Nun nehmen Sie Bezug auf einen Beschaffungsvorgang, indem Siez. B. die Bestellnummer als Referenzbeleg eingeben.
Abbildung 4.18 Bildbereiche der Transaktion MIRO – Eingangsrechnung hinzufügen
107
Erweiterung des Beschaffungsprozesses 4.2
4. Nachdem Sie mit der Taste (¢) bestätigt haben, schlägt SAP ERPRechnungspositionen zur Abrechnung vor und vergleicht die Net-tosumme dieser Rechnungspositionen mit dem Bruttobetrag ab-züglich des Steuerbetrags aus den eingegebenen Kopfdaten. Wennder sich hieraus ergebende Saldo 0 beträgt oder innerhalb einge-stellter Kleindifferenzen liegt, ist die Rechnung buchbar. Eventuellsich ergebende Abweichungen lassen sich anhand der Bestellstruk-tur im linken Bildbereich analysieren.
4.2 Erweiterung des Beschaffungsprozesses
Der hier dargestellte einfache Beschaffungsprozess soll um weitereBelege und Funktionen erweitert werden (siehe Abbildung 4.19). Derbereits besprochenen Enjoy-Bestellung werden nun die Bestellanfor-derung sowie Anfrage und Angebot im Beschaffungsprozess hinzuge-fügt.
4.2.1 Kontierungsobjekte
Verbrauchs-buchung beim Waren- oder Rechnungseingang
Materialien können zur Lagerauffüllung (Lagermaterialbeschaffung)oder direkt für den Verbrauch (Verbrauchsmaterialbeschaffung)beschafft werden. Verbrauchsmaterial wird bei der Waren- oderRechnungseingangsbuchung automatisch in den Verbrauch gebucht.Für die Verbrauchsmaterialbeschaffung ist die Angabe eines Kontie-rungsobjekts in der Bestellanforderung oder in der Bestellung not-