Postoperative Schmerztherapie Wunsch und Wirklichkeit Univ. Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc Vorstand - Abteilung für Anästhesiologie, allgemeine Intensivmedizin, Notfallmedizin, interdisziplinäre Schmerztherapie und Palliativmedizin Lehrabteilung der Medizinischen Universität Graz,Innsbruck,Wien Klinikum- Klagenfurt
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Postoperative Schmerztherapie Wunsch und Wirklichkeit
Univ. Prof. Dr. Rudolf Likar, MSc
Vorstand - Abteilung für Anästhesiologie, allgemeine Intensivmedizin, Notfallmedizin, interdisziplinäre
Schmerztherapie und Palliativmedizin
Lehrabteilung der Medizinischen Universität Graz,Innsbruck,Wien
Klinikum- Klagenfurt
Conflict of Interest: Vortragshonorare und Advisory Boards Wissenschaftsunterstützungen Grünenthal, Gerot Lannacher, Gebro-Pharma, CSC-Pharma, Böhringer Ingelheim, Sintetico, Reckitt Benkiser, Fresenius
Fazit Postoperative Schmerzen korrelieren unabhängig von der Art der Operation - Negativ mit dem Alter - Positiv mit Vorhandensein präoperativer chronischer Schmerzen - Positiv mit weiblichem Geschlecht
Postoperative Schmerzintensität korreliert nicht zwingend mit dem Ausmaß des chirurgischen Eingriffs
Diskussion • Postoperative Schmerzintensität korreliert nicht mit der Größe des chirurgischen Einschnitts oder Ausmaß der Gewebeschädigung.
• Einschätzung der zu erwartenden Schmerzintensität häufig falsch. • Bei einigen Operationen mit hohen Schmerzwerten könnte Einhalten von evidenzbasierten Schmerzbehandlungsempfehlungen die Qualität der Versorgung verbessern.
• Bei kleinchirurgischen und laparoskopischen Eingriffen erhalten Patienten keine oder nur geringe Opioiddosen, trotz hoher Schmerzwerte -> Hohe Schmerzintensitäten werden ignoriert, so dass die Schmerzmedikation verzögert und/oder ungenügend eingesetzt wird.
• Ergebnisse aus randomisierten klinischen Studien mit eingeschränktem Nutzen für tägliche Praxis
Pa0entenauqlärungüberdaspostopera0veSchmerzmanagementDiePa0entenzufriedenheitkorreliertgutmitdenerhaltenenpräopera0venInforma0onen1,2 1 Niemi-Murola L et al. Pain Manag Nurs. 2007;8:122–29; 2 Sauaia A et al. J Am Geriatr )
Umfrage zur Behandlung akuter Schmerzen in Ihrem Krankenhaus
ZIEL DER STUDIE: Analyse des gegenwärtigen, postoperativen Schmerzmanagements auf den Stationen - mit dem Ziel, verbesserungsbedürftige Bereiche zu bestimmen.
4. Quartal 2006/ Rücklauf 95% Kinstner C., Likar R., Sandner-Kiesling A., Hutschala D., Pipam W., Gustorff B.; Qualität der
postoperativen Schmerztherapie in Österreich; Anaesthesist 2011 · 60:827–834
Kinstner C., Likar R., Sandner-Kiesling A., Hutschala D., Pipam W., Gustorff B.; Qualität der postoperativen Schmerztherapie in Österreich; Anaesthesist 2011 · 60:827–834
Kinstner C., Likar R., Sandner-Kiesling A., Hutschala D., Pipam W., Gustorff B.; Qualität der postoperativen Schmerztherapie in Österreich; Anaesthesist 2011 · 60:827–834
Erfolgsfaktoren des postoperativen Schmerzmanagements: u.a.
Allgemeinwissen, Protokolle, Erfahrungsaustausch zwischen Ärzten und Pflegepersonal 2
1 Benhamou D et al. Pain. 2008;136:134–41; 2 Gerbershagen et al. Anesthesiology 2013;118(4):934-944; 3 Powell AE et al. J R Soc Med. 2009;102:62–8
Beim Thema postoperativer Schmerz
besteht oftmals Unsicherheit bezüglich der
Verantwortlich- keiten 3
Nur 33,5 % der Ärzte halten schriftliche Protokolle in der täglichen Praxis ein 1
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Fortbildung des Personals
7. Gibt es in Ihrer Einrichtung ein Budget, das speziell für die Personalfortbildung in postoperativem Schmerzmanagement bereitgestellt wird? r Ja 12,2% r Nein 87,8%
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1 Harmer M and Davies KA. Anaesthesia. 1998;53:424–30; 2 European Society of Regional Anaesthesia and Pain Therapy. Postoperative Pain Management Good Clinical Practice; 3
Benhamou D et al. Pain. 2008;136:134–41
1 Harmer M and Davies KA. Anaesthesia. 1998;53:424–30; 2 European Society of Regional Anaesthesia and Pain Therapy. Postoperative Pain Management Good Clinical Practice; 3
Benhamou D et al. Pain. 2008;136:134–41
Pa1entenmitmäßigstarkembisstarkemRuheschmerz(%)
Pa1entenmitmäßigstarkembisstarkem
Bewegungsschmerz(%)
RegelmäßigePersonalschulungen
6. Gibt es an Ihrem Hause eine Einrichtung für postoperatives Schmerzmanagement? r Ja, Akutschmerzdienst (ASD*) 39,5% r Ja, eine andere Art der Einrichtung 34,5% r Nein 26%
*Ein ASD ist eine Abteilung bzw. ein Service mit bestimmten Verantwortlichkeiten sowie Personal; er hält regelmäßig Visiten auf Station ab, die zum Ziel haben, die postoperative Schmerztherapie durchzuführen und zu überwachen.
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Fazit
Sowohl die PATHOS-Studie als auch die hier vorgestellten Daten belegen deutlich, dass das perioperative Schmerzmanagement nach wie vor eine Domäne der Anästhesiologie ist. Erfreulich ist, dass im deutschen und speziell im österreichischen Raum eine zunehmende Zahl operativ tätiger Fächer sich verstärkt in die Schmerztherapie einbringt. Auch die im europäischen Vergleich hohe Rate an präoperativer Patientenaufklärung zur perioperativen Schmerzbehandlung lässt erste Verbesserungen in der Qualität der österreichischen Situation erkennen. Obwohl moderne schmerztherapeutische Konzepte im internationalen Vergleich ähnlicher Frequenz zum Einsatz kommen und die Aufmerksamkeit des medizinischen Personals vergleichsweise hoch ist, besteht auch in Österreich weiterhin ein hohes Defizit an standardisierter Schmerzerfassung und Richtlinien zur standardisierten Gabe von Analgetika auf chirurgischen Normalstationen. Eine rasche Verbesserung ist daher in Form von Maßnahmen wie der Einrichtung von Akutschmerzdiensten, krankenhausweiter Schmerzdokumentation und Behandlungsalgorithmen sowie einer verstärkten Fortbildung von nichtanästhesiologischem ärztlichem und pflegerischem Personal zu fordern.
Accordingtofiveminimalqualitycriteria(QC)(Stameretal.,2002b),theAPSwerecategorizedintotwosubgroups,eitherfulfillingthesecriteria(APSQ+)ornotmee1ngthesecriteria(APSQ).TheQCpreviouslydefinedbyanexpertgroupwere:(1) assignment of personnel to postopera1ve painmanagement; (2) organiza1on of pa1ent care during night1me and on weekends; (3) wriPen protocols forpostopera1ve pain management; (4) regular assessment ofpainscoresand(5)documenta1onofpainscores.
Analgesic techniques for thoracotomies, major abdominal surgeries and above-knee amputa1ons, (a) % ofhospitalsusingeitherEA,PCIAorNCIAastop-threetechniques,(b)%ofhospitalswithandwithoutanAPS,andwithAPSQ+andAPSQusingEAasfirst choice fordifferent typesof surgeries. (EA,epiduralanalgesia,PCIA,pa1ent-controlledintravenousanalgesia,NCIA,nursecontrolledintravenousanalgesia;Thoracotomy:allAPS/noAPS*p=0.001,v2=10.505,Q+/Qn.s.,v2=1.451,Majorabdominalsurgery:APS/noAPSn.s.,v2=3.170,Q+/Qn.s.,v2=1.929,Above-kneeamputa1onoftheleg:APS/noAPS*p=0.033,v2=3.778,Q+/Q*p=0.02,v2=4.707).
TheavailabilityofAPS inGermanyandother countrieshas increasedoverthelastdecade;however,thequalityofnearlyhalfoftheAPSisques1onable.Thepresentresults,aswellasdatafromothercountries,demonstrate the lack of a commonly accepted defini1on of an APS.Indeed,anAPShastobecustomizedtoahospital’sspecificneeds.However,thefocusshouldnowbeonhumanresources,educa1onandtrainingofthepersonnelandtheotherdisciplinesinvolved,aswellasamul1disciplinary, mul1professional approach to deliver high qualityservices.
Simanski et al , Die Qualität der postoperativen Schmerztherapie beeinflusst die Krankenhauswahl. Der Schmerz, 20; 327-333, 2005
„Wenn Sie wüssten, in einem Krankenhaus wäre die Schmerztherapie besonders gut, wäre dies zusätzlich ein Grund für Sie, in dieses Krankenhaus zu gehen?
Fazit für die Praxis Es konnte gezeigt werden, dass in der Versorgung von Schmerzen in konservativen und operativen Fachbereichen sowie in der Pädiatrie aus Sicht der Mitarbeiter ähnliche, vorwiegend organisatorische Probleme vorliegen. Die Übertragung bewährter Instrumente, z. B. standardisierter Therapiekonzepte und der Beratung durch schmerzmedizinische Konsildienste, scheint auf eine generell hohe Akzeptanz zu treffen. Die Ergebnisse zeigen weiterhin, dass die Handlungsfähigkeit des Pflegepersonals beispielsweise durch die Anordnung einer adäquaten Bedarfsmedikation erhöht werden sollte. Um Schnittstellen und Versorgungslücken in der organisierten Schmerzversorgung zu schließen, können bewährte Konzepte der Schmerztherapie auf alle Bereiche eines Krankenhauses ausgeweitet werden. Gemeinsamkeiten überwiegen in der Einschätzung. Eine grundsätzliche Trennung von Versorgungsstrukturen nach Bereichen und Schmerzproblematiken scheint hierbei weniger sinnvoll als ein an den grundlegenden Bedürfnissen der Mitarbeiter ausgerichtetes breit abgestimmtes Organisationsmodell.
Ethische Aspekte und Ziele der postoperativen Schmerztherapie Ethik-Charta der DGSS: Neun Thesen mit vier Zielen: q Verbesserung der Lebensqualität q Reduktion von Morbidität q Reduktion von Chronifizierung q Verkürzung der Behandlungsdauer
Wichtige Thesen: q Schmerzfreiheit/Schmerzlinderung als Element menschlichen Wohlbefindens q Schmerztherapie als Menschenrecht q Selbstbestimmtheit des Patienten q Prävention chonischer Schmerzen durch effektive Behandlung akuter Schmerzen